Verband Deutscher Seilbahnen und Schlepplifte e.V.

Energieverbrauch moderner Beschneiungsanlagen ist weitaus geringer, als oft angenommen wird. Der Energieverbrauch für die gesamte in Bayern beschneite ...
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?? Heißt Klimawandel immer auch Klimakatastrophe ?? Unbestritten ist: Das Klima ändert sich, die Temperaturen steigen, es wird wärmer. Für Mitteleuropa rechnen Klimaexperten mit einer Erhöhung von ein bis zwei Grad in den nächsten 20 bis 30 Jahren. Einigkeit besteht darüber, dass eine kleinräumige Betrachtung der Auswirkungen stattfinden muss. Bisher sind keine standortgenauen Prognosen möglich. Kurzfristig ist das Hauptproblem eher die möglicherweise größere jährliche Variabilität. ?? Gibt es zwangsläufig weniger Schnee ?? Niederschlagsmengen und -zeitpunkte sind sehr schwer vorhersehbar. Mögliche Tendenz: Die Schneefallgrenze verschiebt sich um 100 und 200 Meter nach oben. Stärkere Niederschläge sind in der zweiten Winterhälfte möglich. Dies kann zu mehr Schnee in mittleren und höheren Lagen führen.

Verband Deutscher Seilbahnen und Schlepplifte e.V.

Klimawandel: Pro und Contra Die Position des Verbandes Deutscher Seilbahnen

Oktober 2007

Somit steht für die Beschneiung ein kürzerer Zeitraum zur Verfügung. Deshalb ist die (auch technische) Optimierung von großer Bedeutung. Schneesicherheit ist das wichtigste Kriterium für die Attraktivität einer Ski-Destination. ?? Ist der Winter ein Auslaufmodell ?? Keineswegs. In dieser Dimension gibt es keine wirtschaftlich annähernd gleichwertige Alternative zum Wintersport. Und zu den Bergbahnen! Bergbahnen sind dabei Auslöser einer Wertschöpfungskette. In bestimmten Regionen stehen 40 bis 52 Prozent des Einkommens aus dem Wintertourismus direkt oder indirekt im Zusammenhang mit einer Bergbahn, so eine Studie des Deutschen Wirtschaftswissenschaftlichen Instituts für Fremdenverkehr Consulting GmbH (dwif). Wichtig ist das Kundenverhalten: Der Skifahrer bleibt seinem Sport treu, aber nicht unbedingt den Destinationen. Er zieht ganz eindeutig dahin, wo Schnee ist – oder wo er ihn erwartet. Klimawandel wird durchaus beobachtet, führt aber kaum zu der Erkenntnis, den Skisport einzustellen. Kategorien wie Schneesicherheit werden zu wichtigeren Entscheidungskriterien des Kunden.

Es gibt keine Sportart, die so viele Menschen in ganz Europa begeistert und von ihnen – auch bis ins hohe Alter – betrieben wird und die sie „bewegt“. In den Ländern des ehemaligen Ostblocks hat der Wintersport starke Zuwachsraten. Hier besteht Nachholbedarf. ?? Lohnen sich weitere Investitionen ??

?? Haben tiefere Lagen noch eine Zukunft ?? Vor Pauschalaussagen sollte man sich hüten. Je höher, desto besser? Der schnee-sensible Verbraucher wird (künftig) vorerst Höhenlage mit Schneesicherheit gleichsetzen. Es wird Gewinner und Verlierer geben. Aber: Auch tiefere Lagen und Mittelgebirge können mit Beschneiung und zielgruppengerechtem Angebot zukünftig gute Produkte bieten und Kunden an sich binden oder zurückgewinnen.

Selbstverständlich! Generell geht man bei Investitionen von einer Amortisationsdauer von 20 Jahren aus. Betriebswirtschaftliche Berechnungen sollten aufgrund der individuellen Bedingungen in den einzelnen Skigebieten vorgenommen werden. Saisonbeginn, Betriebstage etc. können variieren. Verallgemeinerungen sind nicht zulässig. Wichtig sind auch die Pflege und der Erhalt kleiner Wintersportanlagen in der Nähe großer Quellgebiete, um gerade Kindern und Familien erste Schnee-Erlebnisse zu ermöglichen.

?? Welche neuen Strategien entwickeln die Bergbahnen ?? Im Fokus steht die technische Beschneiung. Sie zu intensivieren, zu optimieren und standort- und naturgerecht zu betreiben, ist zentraler Punkt einer Anpassungsstrategie. Aber auch die schneesparende Geländeoptimierung von Skipisten, ein umfassendes Schneemanagement (Snowfarming) gehören dazu. Dort, wo Beschneiung mittelfristig keine ökonomisch sinnvolle Alternative darstellt, werden der Ausbau des Ganzjahres-Angebotes und die Stärkung der Sommersaison die zielführendere Strategie sein. Wichtig ist: Das Gesamtkonzept muss stimmen.

?? Macht Beschneiung in Zeiten des Klimawandels Sinn ?? Schnee ist die existenzielle Grundlage für den alpinen Wintersport und als Erwerbsgrundlage in vielen Regionen unverzichtbar. Die Sicherstellung einer ausreichenden Schneeproduktion in möglichst kurzem Zeitraum steht im Vordergrund. Schnee sichert das Einkommen aller am Tourismus Beteiligter. Ökologische Bedenken sind längst „Schnee von gestern“. Der Energieverbrauch moderner Beschneiungsanlagen ist weitaus geringer, als oft angenommen wird. Der Energieverbrauch für die gesamte in Bayern beschneite Fläche liegt deutlich unter dem Verbrauch eines städtischen Hallenbades mit Sauna. Stammt das Wasser aus einem Gebirgsbach, wird die zu entnehmende Menge von den Behörden genau festgelegt. In anderen Fällen werden eigens Speicherteiche angelegt, die in regenintensiven Zeiten Wasser sammeln, das später verschneit wird. Bei der Schneeschmelze gelangt das Wasser wieder zurück in den natürlichen Kreislauf.

?? Wo gibt es zusätzliches Potenzial ?? Der Vorteil der deutschen Skigebiete liegt darin, dass sie in der Regel über ein Ganzjahres-Angebot verfügen. Zusätzliches Potenzial bietet auch der Winter. Neue Märkte (Ost- und Nordeuropa, England) lassen sich durch verbesserte Verkehrsanbindungen und attraktive Verkehrsträger erschließen. Die weiter steigende Kaufkraft in Osteuropa schafft neues Kundenpotenzial, das jedoch professionell angesprochen werden muss. Mögliche Einbußen und erhöhter Aufwand im Winter lassen sich durch Ausweitung des Sommergeschäftes nicht in allen Gebieten auffangen – hier müsste zum Teil viel in ein entsprechendes Angebot investiert werden. Der Trend ist günstig: Das Thema Outdoor boomt, die Kunden werden jünger. Alpine Wellness liegt ebenfalls im Trend. Langfristig können die Ziele in den Bergregionen auch Gewinner der Klimaveränderung sein. Ferienorte in den Bergen sind für manchen attraktiver als „sonnenglühende“ Strände. Mildes Klima im Sommer kann ein neues Entscheidungskriterium bei der Urlaubswahl sein. Gerade die demografisch bedingte Veränderung der Gesellschaft bietet neue Zielgruppen, die angenehmes Klima und schnelle Erreichbarkeit schätzen.