USA - Reise-Inspirationen

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Entdecken – Erleben – Genießen

REISE-INSPIRATIONEN • FRÜHLING 2017

Arizona/USA Wunder der Wüste

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In dieser Ausgabe Arizona/USA – Wunder der Wüste Die Vielfalt Sloweniens Kiel [oben] Hoteltipp: Brown‘s Hotel, London

Für Leib + Seele: Mesa Fresh Foodie Trail NEU! Am Wegesrand entdeckt Unsere Auswanderer

Titelthema: Arizona/USA Ruby und Turquoise lieben das nasse Element – sie sind Meerjungfrauen. Und kommen mitten aus der Wüste! ...Seite 14

Nahziel: Slowenien Die Bevölkerung Sloweniens ist jung und kulturhungrig, das Land legt Wert auf die Erhaltung der Natur ...Seite 36

Städteziel: Kiel Kiel ist unsere nördlichste Landeshauptstadt – für Nicht-Geografen und Alpenbewohner: Ganz weit oben! Und unbedingt einen Besuch wert ...Seite 42

Für Leib + Seele: Mesa Fresh Foodie Trail Der „Fresh Foodie Trails“ ist der ideale Einstieg, um die kulinarische Vielfalt der Region „Greater Phoenix“ zu erkunden ...Seite 49

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Was die Wüste so hergibt

Inhalt Ausblick: Calakmul, Mexiko

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Reise-News

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Bildergeschichte: Arizona

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Die Meerjungfrau, die aus der Wüste kam

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Tucson – Wein aus der Wüste

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Outdoor-Abenteuer am Ufer des Lake Powell

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Mit Hand & Fuß: Kalarippayat-Kämpfer, Indien

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Slowenien, das grüne Herz Europas

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Was Kinder essen: Madagaskar

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Städteziel: Kiel [oben]

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Hoteltipp London: The Brown‘s Hotel

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Für Leib + Seele: Mesa Fresh Foodie Trail

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Am Wegesrand entdeckt: Die Kirchenburg in Ostheim vor der Rhön

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Flora & Fauna: Mimose, Rishikesh, Indien

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Unsere Auswanderer: Miriam & Frank Stelges

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Nachhaltiges Reisen: Weinverschlüsse aus Naturkorken

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Impressum & Redaktion

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Titelbild Einfahrt zum Wupatki National Monument im Norden Arizonas © Judith Hoppe

Meerjungfrauen und Wein aus der Wüste?! Im USamerikanischen Bundesstaat Arizona gibt es wohl wenig, das es nicht gibt. Dabei würde allein schon das Vorhandensein des Grand Canyon locker ausreichen, um Besucher in die landschaftlich reizvolle Gegend zu locken. Und auch Freunde der guten Küche sollten sich näher mit den hervorragenden Angeboten beschäftigen – vielleicht ist das ja noch das letzte Tüpfelchen auf dem i, das Sie zu einer Reise nach Arizona bewegt. Während wir also Sonne, Wein und köstliches Essen in Arizona genießen durften, kämpften unsere Auswanderer Miriam und Frank Stelges mit dem ersten Winter in Alaska. Und der hat es in sich! Wenn ich versuche, mir die Temperaturen dort vorzustellen, friert es mich sogar im gut geheizten Büro! Mit unserer neuen Rubrik „Am Wegesrand entdeckt“ stellen wir Ihnen zukünftig nette, kleine Lokale oder Sehenswürdigkeiten vor, die allein vielleicht nicht Grund genug für die Reise dorthin sind. Aber falls Sie jemals in der Gegend sein sollten... Den Auftakt macht die Kirchenburg in Ostheim vor der Rhön und bis Redaktionsschluss rätselten wir noch über die Frage, wie es wohl hinter der Rhön weitergehen mag. Und wie sieht Ihre Urlaubsplanung für 2017 aus? Wissen Sie schon, wohin die Reise geht oder lassen Sie sich von uns inspirieren? Ich wünsche Ihnen auf jeden Fall tolle Erlebnisse und Begegnungen und natürlich immer ein gutes Essen auf dem Teller und einen guten Wein im Glas! Herzlichst, Ihre

Frühling 2017 | Inhaltsverzeichnis

Ausblick Bild & Text : Judith Hoppe Die „Struktur II“ der alten Maya-Stätte von Calakmul im mexikanischen Bundesstaat Yucatán ist frei begehbar, obwohl sie schon zum UNESCO Kulturerbe zählt. Kaum ein Tourist verirrt sich hierher, die Lage kurz vor der Grenze zu Guatemala ist für Tagesausflüge von Cancún oder Playa del Carmen schlicht zu weit weg. Wer Alternativen zum Massentourismus im Norden Yucatáns oder Fotomotive ohne riesige Menschenansammlungen sucht, ist hier goldrichtig! www.yucatandivetrek.com/Calakmul.html Kamera: Nikon D7100 • Objektiv AF-S DX Nikkor 1024mm f/3.5-4.5G ED • Verschlusszeit: 1/400 • Blende 3,7 • ISO 200

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Frühling 2017 | Ausblick: Calakmul, Mexiko

+++Für Sie entdeckt+++Reise-News+++Für Sie entdeckt+++Reise-News+++ Palau | Geheimnisvolle Wracks während der „Secret Season“ mit Sam’s Tours entdecken

Hawai‘i | The Party is on!

Während der „Secret Season“ von August bis Oktober bietet Sam’s Tours Palau ab sofort einwöchige Tauchpakete an, die den Schwerpunkt auf die geschützten Bereiche der Rock Islands legen und Wrack- und Makrotauchgänge sowie eine entspannte Kajaktour durch die inneren Lagunen beinhalten, die mit ihrer unberührten Natur als Kinderstube für zahlreiche Riff-Fische und Haie dienen. Fundierte Präsentationen und detaillierte Briefings über die Geschichte der Wracks und ihrem Schicksal während des Zweiten Weltkrieges tragen zu einem besseren Verständnis des jeweiligen Tauchplatzes bei und liefern Unterwasserfotografen darüber hinaus wertvolle Tipps, wie sie am besten das jeweilige Wrack optimal in Szene setzen, bevor sie ins Wasser springen. Historische Fotos ergänzen die Briefings, die fast schon die Anmutung einer Geschichtsstunde haben. Preise starten ab 1.340 US$ pro Person und beinhalten sieben Übernachtungen, vier Tage Tauchen, eine Kajaktour, alle Transfers sowie Mittagessen an den Tauch- und Ausflugstagen. +++www.samstours.com+++

Honolulu Biennial, 8. März bis 8. Mai 2017

Torre delle Cannelle, Italien | Übernachten in einem Wachturm an der Maremma-Küste Die Maremma war zwischen dem 10. und 14. Jahrhundert ein bevorzugtes Ziel von Piraten. Also baute Don Pedro di Toledo, der zweite König von Neapel entlang der Küste ein Netz aus Wachtürmen – etwa alle fünf Kilometer Küstenlinie einen. Jeder der Wachtürme war etwa 15 Meter hoch, hatte einen quadratischen Grundriss und meist eine Dachterrasse. Die Eingangstür befand sich in Richtung Festland. Die einzigen Öffnungen waren kleine Schießscharten für die Wachen. Heute sind noch ein Dutzend der Türme erhalten. Einer davon, der „Torre delle Cannelle“, liegt nicht weit vom Hafenörtchen Talamone entfernt. In dem auf einem steil ins Meer abfallenden Felsen gelegenen Torre können Urlauber Turmwächter auf Zeit spielen. In der einzigartigen Ferienunterkunft können bis zu zehn Gäste einen herrlichen Urlaub in der Einsamkeit des Parco Naturale della Maremma verbringen. Pool? Besser! Eigener Strand! Ein schattiger Weg führt vom Wachturm 50 Meter hinab zum abgeschiedenen Strand an einer hübschen Bucht mit kristallklarem Wasser. Preis: ab 4.200 € pro Woche für bis zu zehn Gäste. +++www.to-toskana.de/torredellecannelle+++ 4

Honolulu fürs Auge! Die Honolulu Biennial, ein zeitgenössisches Festival für visuelle Kunst, lebt von ihrer bunten Mischung aus Kommissionen, Leihgaben und Installationen mit lokalem Bezug, die von über 30 UrHawaiianern sowie nationalen und internationalen Künstlern geschaffen wurden. Gleichzeitig versprühen zahlreiche öffentliche Veranstaltungen und Workshops den Geist von O‘ahus pulsierender Hauptstadt. +++www.honolulubiennial.org+++ Merrie Monarch Festival, 16. bis 22. April 2017 Happy Birthday! Zum 54. Mal ehrt das Merrie Monarch Festival auf Hawai‘i Island eine ganze Woche lang die hawaiianische Kultur. Die Feierlichkeiten finden in Hilo im Süden der Insel statt und unterhalten mit Ausstellungen, Musikperformances, Kunst- und Handwerksmessen und der Miss Aloha Hula Competition. Den krönenden Abschluss bildet die Marrie Monarch Royal Parade ab 10.30 Uhr. Tickets kosten ab 20 US$(ca. 19 €). +++www.merriemonarch.com+++ Pan Pacific Festival, 9. bis 11. Juni 2017 Hula und mehr! Das Pan Pacific Festival kommt mit einer Serie aus Events, welche die Kultur der Pan Pacific Länder wie Japan, Korea und Hawai‘i zelebriert, zurück nach O‘ahu. Den Beginn markiert jedes Jahr das Pan Pacific Ho‘olaule‘a, eine der größten und festlichsten Block Partys ihrer Art, gefolgt von dem außergewöhnlichen Performing Arts Showcase sowie einem eindrucksvollen Hula-Festival und endet mit der lebendigen Pan Pacific Parade entlang des malerischen Waikiki Beach. +++www.pan-pacific-festival.com+++ King Kamehameha Day, 11. Juni 2017 Hoch soll er leben! Der King Kamehameha Day ist ein gesetzlicher Feiertag zu Ehren des ersten Monarchen von Hawai‘i: Kamehameha The Great. Dem Geburtstag des Königs wird mit einer traditionellen Feier, der ho‘olaule’a auf O‘ahu, den ganzen Tag lang gedacht. Eine Reihe an Konzerten mit traditionellem Tanz und Hula, ein offener Markt sowie eine Parade bilden das Rahmenprogramm des Tages. +++www.kamehamehafestival.org+++ Weitere Informationen zu Hawai‘i unter +++www.gohawaii.com/de+++

↑↑ © Udo Kefrig ↑ © to-toskana.de ➝ © Hawaii Tourism Authority/Tor Johnson

Frühling 2017 | Reise-News

+++ Reise-Inspirationen auf Social Media Kanälen +++ Reise-Inspirationen Reise-Inspirationen auf Instagram

Reise-Inspirationen auf YouTube

Fotos, Fotos und nochmals Fotos! Über das beliebte Netzwerk werden Fotos in quadratischer Form mittels einer kostenlosen App für Smartphones und Tablets geteilt. Beliebt sind die in die App integrierten Filter zum Verfremden der Bilder.

Wenn Bilder mehr als 1.000 Worte sagen, dann dürfte ein Video wohl mehr als 1.000 Bilder sagen. Also haben wir unseren eigenen YouTube Videokanal aufgemacht. Den wollen wir natürlich so schnell wie möglich mit noch mehr Leben und interessanten Eindrücken füllen.

Sind Sie auch bei Instagram unterwegs? Dann folgen Sie uns und kommentieren eines unserer Bilder mit dem Hashtag #RIFrühling2017 – wir folgen Ihnen dann auch, versprochen! +++http://instagram.com/reiseinspirationen+++

Genießen Sie doch zum Beispiel mal ein paar schöne Impressionen vom Strandresort Hyatt Place Taghazout Bay in Marokko. Wir freuen uns natürlich, wenn Sie den Videokanal abonnieren oder uns einen Kommentar zu Ihrem Lieblings-Reisefilm hinterlassen! +++www.youtube.com/watch?v=zpYSnxelnEg+++

Reise-Inspirationen auf Twitter Fans des Kurznachrichtendienstes finden uns auf Twitter unter @reisen_erleben. Auch hier kündigen wir neue Beiträge auf der Webseite sowie neue Videos auf dem YouTube-Kanal an, melden uns zwischendrin mal von den Recherchereisen, oder kommentieren allgemein das Geschehen und Trends aus der Reisebranche. Um diese Infos zukünftig automatisch zu erhalten, folgen Sie uns einfach auf unserem Twitter-Account: +++http://twitter.com/reisen_erleben+++

Reise-Inspirationen auf Facebook Auf Facebook kündigen wir neue Artikel auf der Webseite sowie neue Videos im YouTube Kanal an, gewähren Einblicke in unseren Redaktionsalltag und teilen erste Eindrücke von unseren Recherchereisen. Am Besten gleich ein „Gefällt mir“ auf die Seite setzen und die Benachrichtigungen einschalten, dann werden die Neuigkeiten von uns automatisch ausgeliefert. Wir freuen uns auf anregende Diskussionen: +++www.facebook.com/ReiseInspirationen.fb+++

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Frühling 2017 | Reise-News

Naturwunderoutdoorundactionparadies Arizona „Die Wüste lebt“: Der Titel des Dokumentarfilms aus dem Jahr 1953 bezieht sich wohl auf eine andere Region der USA, er könnte aber für den Grand Canyon State nicht zutreffender sein. Wir schauen uns in dieser Ausgabe zwar nicht die Fauna an, haben dafür aber um so mehr Menschen getroffen, die quirlig und umtriebig ihre Heimat zu nutzen, schätzen und vermarkten wissen! Text: Judith + Christoph Hoppe

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Usery Mountain © Visit Mesa

Frühling 2017 | Titelthema: Arizona/USA

Die Klassiker Route 66, Grand Canyon und Monument Valley – diese Ziele sind weit über die Grenzen Arizonas hinaus berühmt und wahre Touristenmagneten. Bei einem Erstbesuch in Arizona sollte mindestens einer dieser Klassiker in die Reiseplanung aufgenommen werden.

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© u.l. + o.r.: Arizona Office of Tourism, u.r.: Gouldings Lodge

Frühling 2017 | Titelthema: Arizona/USA

Ab nach draußen! 300 Sonnentage im Jahr in der Greater Phoenix Area, mit Flagstaff ein auf etwa 2.000 Metern gelegener Wintersportort sowie zahlreiche Nationalparks und Canyons machen Arizona zu einem wahren Outdoor-Paradies. Wandern, Golfen, Skifahren, Wassersport – es gibt kaum etwas, was Frischluft-Fans hier nicht unternehmen können.

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© u.l.: Flagstaff Convention & Visitors Bureau, o.r. & u.r.: © Visit Mesa

Frühling 2017 | Titelthema: Arizona/USA

Und.... Action! Und echte Adrenalinfans kommen in Arizona auch auf ihre Kosten. Mit dem Mountainbike steile Klippen hinabstürzen? White Water Rafting auf dem Colorado Fluss durch die engen Schluchten des Grand Canyon? Erst mit dem Heißluftballon die Wüste von oben bewundern und anschließend bei der Landung vorsichtig um die gigantischen Kakteen herum manövrieren? Alles das und noch viel mehr bietet Arizona.

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© o.l. und u.l.: Arizona Office of Tourism, u.r.: Visit Mesa

Frühling 2017 | Titelthema: Arizona/USA

Naturerbe Das Symbol für die amerikanischen Prärien, die man aus Western-Filmen kennt, ist der Saguaro Kaktus (Carnegiea gigantea). In Tucson hat man zu dessen Erhalt den Saguaro-Nationalpark in der Sonora-Wüste geschaffen. Als Allegorie für die Weite der Prärie steht ebenfalls die Landschaft von Tucson aus in Richtung Süden bis zur 100 Kilometer entfernten Grenze zu Mexiko Pate.

10 © o.l.: Jon Abbott, r.: Christoph Hoppe

Frühling 2017 | Titelthema: Arizona/USA

Kolonialerbe Um 1700 wurde im Land der Tohono O’Odham-Indianer vom Missionar und Jesuiten Eusebio Francisco Kino eine Missionsstation errichtet. Auf diesem Gelände wurde von den Indianern im Jahr 1797 die heutige Kirche erbaut, deren einzigartiger Altaraufsatz und aufwändige Wandmalereien bis heute beeindrucken. Allerdings verwendete man seinerzeit untaugliches Material, was eine ständige Restaurierung der Kirche erfordert. Dabei ist wenig hilfreich, was bei uns sowieso undenkbar wäre: Die Gläubigen streicheln Wandbilder und Figuren, um ihren Wünschen Nachdruck zu verleihen. Die Professorin Ofelia Zepeda, ihr Ehemann und deren Kinder haben sich den Erhalt der Kirche zur Lebensaufgabe gemacht. Im linken Seitenschiff liegt eine Holzfigur des Eusebio Francisco Kino, Auch hier treten die Menschen in Kontakt mit ihren Heiligen, sie heben den Kopf der Holzpuppe an, streichen über seine Füße, hoffen so auf Erlösung, sagen Dank für eine gelungene Operation, eine gut verlaufene Geburt. 11 © Christoph Hoppe

Frühling 2017 | Titelthema: Arizona/USA

Kriegserbe Im Südosten von Tucson, am südlichen Ende der Start- und Landebahn der Davis-Monthan Air Force Base liegt das Pima Air & Space Museum. 300 überwiegend militärische Fluggeräte kann man in mehreren Hallen und auf den 320.000 Quadratmetern Freigelände bewundern. Das Erbe aus einem Jahrhundert Kriegsbereitschaft. Nördlich angrenzend befindet sich die 309th Aerospace Maintenance and Regeneration Group (kurz: AMARG) mit ihren mehreren Tausend eingelagerten militärischen Flugzeugen; diese Einrichtungen sind leider nicht Teil des Pima Air & Space Museum. Die Amerikaner nennen dieses Gelände, das nur mit Genehmigung betreten werden darf, auch „Aircraft Boneyard“, das Flugzeug-Knochenfeld...

12 © Christoph Hoppe

Frühling 2017 | Titelthema: Arizona/USA

Hotspot Phoenix Fine Dining, Museen, Theater – wer glaubt, Phoenix hätte in puncto Kultur und Kulinarik nichts zu bieten, der irrt gewaltig! Und auch wenn der ewig blaue Himmel über der Stadt vielleicht nicht zu einem Museumsbesuch verleitet, das Heard Museum für traditionelle und zeitgenössische Kunst der Ureinwohner Amerikas lohnt auf jeden Fall einen Abstecher.

13 © Visit Phoenix

Frühling 2017 | Titelthema: Arizona/USA

Die Meerjungfrau, die aus der Wüste kam

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Aus diesem Pool kommen Meerjungfrauen! © Judith Hoppe

Frühling 2017 | Titelthema: Arizona/USA

Ruby und Turquoise lieben das nasse Element – sie sind Meerjungfrauen. Und kommen mitten aus der Wüste! Text & Bilder: Judith & Christoph Hoppe Nein, Liebe auf den ersten Blick war es damals wahrlich nicht, als ich vor 27 Jahren für ein Gastsemester an der „Thunderbird“, der American Graduate School of International Management, in die Wüstenstadt Phoenix kam. Ein Semester in der glamourösen, kulturell alles bietenden und nicht zuletzt kulinarisch verwöhnenden französischen Hauptstadt Paris lag gerade hinter mir. Und dann? Kulturschock! In den 1980-er Jahren bediente die Hauptstadt Arizonas viele stereotypische Klischees, kein

Hauch von Internationalität, Weltoffenheit oder gar kulinarischen Höhenflügen war hier zu erwarten. Statt dessen Föhnwelle nach außen, eiskalt klimagekühlte Shoppingmalls und seelenlose Fastfood-Tempel, deren Angebot einer böswilligen Attacke auf gut geschulte Geschmacksnerven gleichkamen, prägten damals mein vielleicht leicht verzerrtes Weltbild von der Region. Nun bin ich natürlich sehr gespannt, wie sich die Wüstenstadt und meine

ehemalige Alma Mater weiter entwickelt hat. Unverändert schön ist der strahlend blaue Himmel, den kein einziges Wölkchen trübt, das warme, sonnige Klima, das uns Europäern eine wohltuende Pause vom neblig-grauen November verheißt. Sprung in die Vergangenheit Die Fahrt vom Hotel zum Campus dauert eine knappe Stunde. Die „Greater Phoenix Area“ erinnert mich an das Ruhrgebiet. Die Städte gehen nahtlos ineinander über, auf den Autobahnen herrscht zu jeder Tageszeit viel Verkehr.

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↑ Der Campus der Thunderbird war früher ein Flughafen

Der Pub ist Dreh- und Angelpunkt des Campus-Lebens

Endlich kommt der „Turm“ in Sicht – die Universität wurde 1946 auf dem Gelände eines ehemaligen Militärflughafens errichtet, der Flugtower sowie eine Wartungshalle blieben als ikonische Gebäude erhalten und verleihen der Thunderbird ein einzigartiges Flair. Mir verhilft es auch dazu, zumindest einen Hauch des Wiedererkennens zu verspüren, denn es wurden viele neue Gebäude errichtet, die Mensa an eine andere Stelle versetzt und sogar der Haupteingang wurde verlegt. Eine Institution, die uns Studenten schon damals verzückt hat, ist glückliFrühling 2017 | Titelthema: Arizona/USA

cherweise erhalten geblieben: Der Pub! Hier wurde Donnerstag abends der Lernfrust der Woche verarbeitet, politisches Weltgeschehen diskutiert – zu unserer Zeit stand natürlich der Mauerfall in Deutschland im Fokus – und interkulturelle Freundschaften geschlossen. Es ist Samstag, viele Studenten mögen über das Wochenende verreist sein und in der kommenden Woche stehen die Thanksgiving-Feiertage an. Dennoch hockt ein kleines Grüppchen an den quadratischen Holztischen im Innenhof, genießt ein Bier und ist hoch erfreut, mich, die ehemalige „Kommilito-

nin“, und meinen Mann als Europäer auf dem Campus begrüßen zu dürfen. Schon bald sind wir in eine sehr lebhafte Diskussion verstrickt. Was halten wir davon, dass Donald Trump gerade zum Präsidenten gewählt wurde, wird Angela Merkel noch einmal Kanzlerin und wie wird sich der Brexit auf Europa und die Weltwirtschaft auswirken? Die Studenten im Jahr 2016 sind mindestens genau so wissbegierig und aufgeweckt wie wir seinerzeit und wir alle haben Spaß an dem regen Austausch. Vor dem Abendessen sitze ich auf der Terrasse unseres Hotels, genieße bei

einem Aperitif den grandiosen Ausblick auf den markanten Camelback Mountain und die dahinter untergehende Sonne und lasse vergangene Bilder aus unbeschwerten Studentenzeiten vor meinem inneren Auge aufsteigen. Kulinarische Höhenflüge Im J & G Steakhouse werden Fleischträume wahr und spätestens beim Blick auf die Beilagenkarte wird klar, dass Arizona in puncto Kulinarik mittlerweile in der oberen Liga mitspielt. Wilder Reis, karamellisierter Rosenkohl oder geröstete junge Rote Beete mit Ziegenkäse und Shiso-Sauce sind nur ein paar Beispiele für den Wandel zur Gourmetregion. 16 ↑ Frisch, frischer, Frühstück!

Die Hotspots von Phoenix und Scottsdale lassen sich prima per Segway erkunden

Die geplante Heißluftballonfahrt am kommenden Morgen wird leider kurzfristig wegen zu starken Windes abgesagt. Somit entschließen wir uns zum Frühstücken ins nahe gelegene Southbrigde Viertel von Scottsdale zu gehen, in dem sich viele Läden und Restaurants befinden und das durch die Lage direkt am Arizona Canal eine heitere und lebendige Outdoor-Atmosphäre versprüht. Frisch, vitaminreich, sogar vegan? Alles ist möglich im Wüstenstaat und schon kurze Zeit später steht ein Teller mit knackiger Rucola-AvocadoFenchel-Bruschetta mit frischem Pfeffer und einem köstlichen Senfdressing vor mir. Es ist Wochenende, die Bewohner von Scottsdale genießen die freie Zeit, sind mit Hunden, Inline-Skates, FahrräFrühling 2017 | Titelthema: Arizona/USA

dern oder joggender Weise unterwegs. Eine Gruppe Touristen erkundet die Gegend auf Segways und winkt uns fröhlich zu. Gesundes Essen setzt sich durch Nach dem Frühstück bummeln wir gemächlich durch die Altstadt, entlang an kleinen Galerien, Cafés und Läden, die zum Stöbern einladen. Per Zufall landen wir auf dem „Farmer‘s Market“. Erfreulicherweise haben sich hier viele gleich gesinnte Anbieter und Abnehmer gefunden, auf fast jedem Schild strahlen uns so gesunde Botschaften wie „organisch“, „ohne Pestizide“ oder „frisch aus der Region“ an. Fast finde ich es schon schade, dass wir im Hotel

17 ↑Der Farmer‘s Market

übernachten und ich nicht nach Herzenslust einkaufen und abends selber kochen kann. Rasch erstehe ich noch einen Honig, um wenigstens etwas kulinarisches Phoenix-Wüstenflair mit nach Hause nehmen zu können. Ruby & Turquoise: Seelenverwandte Am nächsten Tag springe ich gut gelaunt früh morgens aus dem Bett, denn heute soll sich ein lang gehegter Traum von mir erfüllen: Ich möchte eine Meerjungfrau werden. In der Wüste? Ganz genau! Dankenswerterweise bietet das Luxusresort The Phoenician genau solch einen Kurs an. Nach dem Frühstück erwartet Kyleigh mich am Pool, hält schon das schlauchartige Outfit, das am Ende

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18 Impressionen aus Phoenix & Scottsdale

Frühling 2017 | Titelthema: Arizona/USA

in eine Monoflosse aus Plastik mündet, für mich bereit. Während wir uns die Flosse über die Hüften ziehen, erklärt sie mir die verschiedenen Schwimmtechniken, die heute zum Einsatz kommen werden. Beim Schnorcheln oder Tauchen sind wir es gewohnt, die Beine gegenläufig zu bewegen und so den Vorwärtsschub zu erzeugen. Im Meerjungfrauenkostüm erfolgt die Bewegung aus der Hüfte heraus und setzt sich wellenförmig in Ober- und Unterkörper fort. „Kinder und Jugendliche haben das in der Regel schneller drauf, die denken auch nicht so viel nach. Dabei realisieren sie nicht, dass es sich hierbei um ein fantastisches und sehr effektives Ganzkörpertraining handelt – deswegen haben wir ja auch viele Erwachsene in den Kursen“, grinst die sympathische Blondine. Am Beckenrand, quasi auf dem Trockenen, fühle ich mich gar nicht wohl. Doch kaum habe ich mich ins Wasser gleiten lassen, bin ich im wahrsten Sinne des Wortes in meinem Element. Ja, es ist ungewohnt und etwas anstrengend, sich wie Arielle durch das erfrischende Nass zu mäandern und dabei zu versuchen, eine elegante Figur zu machen – aber es macht einen Riesenspaß! Kyleigh gibt für jede Beckenlänge neue Aufgaben, sprich Fortbewegungstechniken, vor. Schon nach kurzer Zeit lobt sie mich: „Du hast den Bogen wirklich schnell und erstaunlich gut raus.“ Dass ich durch mein liebstes Hobby, das 19

Kyleigh und...

Tauchen, schon entsprechend vorbelastet bin, verschweige ich und lasse sie schmunzelnd in dem Glauben, dass ich ein wahres Naturtalent bin. Doch auch Kyleigh bewegt sich im Pool, als wäre sie im Wasser geboren. Wie man eine Meerjungfrau wird In einer Pause verrät sie mir, wie sie zu diesem außergewöhnlichen Beruf einer Meerjungfrauentrainerin kam: „Bevor meine Mom und ich nach Arizona zogen, war ich im Wettkampf-Schwimmteam unseres College. Ich wollte sogar Profi-Schwimmerin werden. Doch dann kam der Umzug und ich war zwischen Karriere und Familie hin- und her gerissen. Schlussendlich entschied ich mich für den Umzug nach Arizona, wohl wissend, dass ich hier nicht automatisch ein Schwimmkader, geschweige denn direkt die Startposition im Turnierteam finden würde. Ich begann ein Studium, merkte aber schon bald, dass mir das Wasser unglaublich fehlt. Durch eine Freundin meiner Mutter kam ich zu einem Probetraining und verfiel sofort dem Konzept. Schließlich war ich ja früher schon ein Fan von ,Die kleine Meerjungfrau‘. Na, und Du musst wissen, dass wir alle nach dem ersten Training einen neuen Namen erhalten. Ich bin übrigens Meerjungfrau Ruby.“ Mit diesem Satz stößt sie sich elegant von den Poolkacheln ab, pflügt durch das Becken und setzt zu einem Handstand unter Wasser an. Das unfreiwilli-

...Judith sind in ihrem Element

Frühling 2017 | Titelthema: Arizona/USA

ge Publikum auf den Pool-Liegen klatscht begeistert Beifall, als Ruby die Flosse senkrecht durch das Wasser in die Lüfte schiebt und vergnügt mit der Schwanzflosse wackelt. Da lasse ich mich nicht lange bitten und tauche rasch meiner Meerjungfrau-Schwester hinterher. Vergnügt tollen wir durch das Wasser, spielen mit dem Element und lassen die Schwanzflossen auf die Wasseroberfläche klatschen. Hier haben sich zwei Seelenverwandte gefunden! Nach einer Stunde bin ich fast etwas enttäuscht, wie

schnell die Zeit vergangen ist. Als wir uns für das Abschlussfoto am Beckenrand in Szene setzen, schaut Ruby mich verschmitzt von der Seite an und fragt: „Na, und weißt Du schon, wie Dein neuer Name ist? Echte Meerjungfrauen müssen da nicht lange überlegen.“ „Turquoise natürlich!“ sprudelt es aus mir heraus. Meine schuppige Schwester grinst verschwörerisch und fast meine ich, in ihren Augen ein türkises Funkeln zu vernehmen...

Infobox Phoenix & Scottsdale Übernachten The Phoenician 6000 East Camelback Road Scottsdale, AZ, 85251 Tel.: +1-480-941 8200 [email protected] www.thephoenician.com Zum Resort gehören ein Golfplatz mit 27 Löchern, Tennisanlagen, ein Pool, Spa & Fitness Center sowie als besonderes Highlight das Trapeztraining „I.Fly Trapez“ das bereits für Kinder ab vier Jahren gebucht werden kann. Das Phoenician gehört zur Luxury Collection Bars, Cafés & Restaurants J & G Steakhouse 6000 East Camelback Road Scottsdale, AZ, 85251 Tel.: +1-480-423 2530 www.thephoenician.com Erstklassige Fleischqualität, außergewöhnliche Beilagen. The Herb Box Southbridge Old Town Scottsdale 7134 E. Stetson Drive Scottsdale, AZ 85251 Tel.: +1-480-289-6160 www.theherbbox.com Top-Empfehlung für Frühstück oder Brunch

20 ↑↑ Ein fetter Klatsch auf‘s Wasser – das Publikum ist begeistert ↑ Ruby & Turquoise lieben das nasse Element

Aktivitäten Meermaid-Kurs Der Kurs dauert eine Stunde und ist für Kinder ab sieben Jahren geeignet. Kosten: ca. 70 US$, der Preis für das Kostüm, wenn man eines kaufen möchte, liegt bei ca. 100 US$. Saison: von März bis September Buchbar über das Fitness Center im Resort „The Phoenician“ Weitere Infos & Links In Phoenix und Scottsdale scheint an mehr als 300 Tagen im Jahr die Sonne. Auf Grund der geringen Luftfeuchtigkeit sind selbst im Sommer die hohen Temperaturen noch gut auszuhalten, so dass jede Jahreszeit für einen Besuch geeignet ist. Visit Phoenix Besucherinformationszentrum 125 N. 2nd St., Ste. 120 Phoenix, AZ 85004 Tel.: +1-602-254-6500 [email protected] www.visitphoenix.com Experience Scottsdale Besucherinformationszentrum 7014 E. Camelback Road Scottsdale, AZ 85251 Tel.: +1-480-421-1004 visitorinformation@experiencescottsdale .com www.experiencescottsdale.com

Frühling 2017 | Titelthema: Arizona/USA

Tucson

Wein aus der Wüste

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Die Innenstadt von Tucson mit der University of Arizona © Visit Tucson

Frühling 2017 | Titelthema: Tucson: Der Wein aus der Wüste

Die Weingüter um Tucson produzieren sehr gute Weine – fast alle von Quereinsteigern geführt Text & Bilder: Christoph Hoppe Aus der Sprache der Tohono-O’OdhamIndianer stammt das Wort „Chuk Shon“, als Bezeichnung für eine bestimmte Region im heutigen US-amerikanischen Bundesstaat Arizona, rund 100 Kilometer nördlich der mexikanischen Grenze gelegen. Es bedeutet „am Fuß des schwarzen Berges“. Und genau da liegt - das ist - in heutiger Schreib- und Lesart: Tucson. Nach Phoenix die zweitgrößte Stadt des Staates. Rund 520.000 Menschen leben hier, circa doppelt so viele in der Metropolregion – ein bunter Mix überwiegend regionaler, bisweilen „grenzüberschreitender“ Ethnien, die manchmal von ihrer Heimatstadt mit ihrem Spitznamen „The Old Pueblo“ sprechen. So ganz klar ist es nicht, woher der Beiname stammt. Die populärste Theorie besagt, dass im Jahre 1880 mit der Anbindung Tucsons an das Telegrafensystem der damalige Bürgermeister R.N. Leatherwood genötigt wurde, ein Telegramm in die Welt, an Papst und Präsidenten zu schicken und ihm nichts Besseres eingefallen war als zu verkünden, „der alte und ehrenhafte Pueblo von Tucson“ sei nun mit der Welt verbunden... In den Süden Arizonas hat es mich verschlagen, weil es hier schon seit 33 Jahren eine gewachsene Winzerkultur gibt, von der ich nie etwas gehört hat22

te. Wein aus der Wüste? Ein Großteil der Anbaugebiete, immerhin 295.254 Quadratkilometer anerkannte Fläche, befinden sich im Südosten von Tucson. Mit der American Viticultural Area Sonoita (AVA) gibt es auch nur eine, spezifisch definierte Herkunftsbezeichnung – die allerdings landesweit in den Vereinigten Staaten hoch angesehen ist. In den letzten Jahren entstanden insbesondere aus den italienischen Rebsorten Nebbiolo und Sangiovese sowie aus den typischen Rhônewein-Sorten Mourvèdre, Durif, Syrah und Viognier gelungene Weine – und Geschichten... Charron Vineyards Wie die von Milton und Susan Craig. Die beiden saßen in der Weinbar „WineStyles“ – wo sonst – in Phoenix, als sie vom Verkauf der Charron Vineyards lasen und sich kurzerhand entschlossen, ihren Traum zu leben. Sie übernahmen den Betrieb im Jahre 2001 von Leo Cox für rund eine halbe Million US Dollar. Der inzwischen über 80 jährige Cox begleitete die beiden dann noch

für gut ein Jahr, während diese CrashKurse im Weinhandel und -anbau an der Universität von Kalifornien besuchten. „Als die Gelegenheit da war, griffen wir zu“ erzählt Susan, die für DHL zwanzig Jahre lang in der IT-Abteilung arbeitete. Ihr Mann Milton tat Vergleichbares in einer Krankenhausverwaltung. „Quereinsteiger ins Weinge-

Milton und Susan Craig © Charron Vineyards ➝ Irgendwo am Ende der Piste liegt das Weingut

schäft gibt es hier Einige“, erzählt Milton, „in der Umgebung betreiben noch ein ehemaliger Psychiater und ein ExPilot jeweils ein Weingut!“ Das Klima zwischen Vail und Sonotia ist gemäßigt, die Blattbedeckung schützt die Trauben vor Sonnenbrand in der heißen Jahreszeit, es fällt ausreichend Regen. Die Anfahrt zu den Charron Vineyards gestaltet sich indes als holprig, lediglich ein staubiger Feldweg führt vom Highway 83 South zum Anwesen, das auf einem Hügel liegt, vom

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Showroom aus hat man einen wunderbaren Rundblick in die Landschaft. Die Craigs verkaufen Ihre Produkte mit einer ganz klassischen Strategie, sie besuchen Weinmessen, gewinnen mit dem ein oder anderen Tropfen Preise und hoffen auf Mundpropaganda. Mit Erfolg, in Tucson, bis hinauf nach Phoenix werden Sommeliere inzwischen nach Weinen von den Charron Vineyards gefragt. Der weiße Merlot, wenn man so will, ihr „Best-Seller“ ist sehr süß, köstlich und gehaltvoll, wird regelmäßig zu den besten Dessertweinen gezählt. Ein paar

Zäune und Netze halfen, die Produktion im letzen Jahr von drei auf sechs Tonnen zu erhöhen, „Nicht nur wir lieben unsere Trauben, leider auch Hirsche und Vögel...“, erzählt Susan. Angesichts dieser Mengen, ist kaum mehr von einem Hobby zu sprechen – was die Craigs gerne tun – zwei Hektar bergen vielversprechende Reben, aber eben auch jede Menge Arbeit. Während der Lese im Hochsommer helfen zwanzig Freiwillige. „Anfang August arbeiten wir trotzdem vierzehn Stunden am Tag...“, sagt Susan Craig, „...es ist alles Handarbeit...“. Und Milton ergänzt: „...aber eben auch der große Spaß daran“.

23 ↑ Sonnenuntergang über dem Charron Vineyard © Charron Vineyard

Weine (die ich probiert habe):

Flying Leap Vineyards

Dry White Merlot 2014: Perfekter Wein, voll und seidig zugleich.

Rund 45 Minuten südlich von Tucson liegen die Orte Elgin und Willcox, wo sich der Gegenentwurf zu den Craigs, was schiere Größe, Professionalität, Erntemengen und Produktqualität betrifft, befindet: Die Flying Leap Vineyards. Die beiden Weingüter der Firma bearbeiten eine Fläche von immerhin rund 28 Hektar. Hier treffe ich Rolf-Peter Sasse. Der Weinanbau-Quereinsteiger diente lange Jahre bei der Deutschen Luftwaffe am Standort El Paso, Texas und stammt ursprünglich aus Schliersee. Mit dem Umzug in die Region Tucson kehrte Sasse zu seinen be-

Dos Amigos 2014: 50/50 Cuvée aus Tempranillo und Merlot: etwas erdig, schokoladig aber leicht, verliert mit der Zeit im Glas an Kraft. Merlot 2013: Er duftet nach Erdbeere, schmeckt aber pflaumig, nach mediterranen Kräutern und Kirschen. Sweet Wine Merlot 2014: Der Renner! Unerwartet weich mit einem ausgeprägten Honigaroma. Toller Wein.

Meine Auswahl

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ruflichen Wurzeln zurück. Wenigstens in gewisser Weise: Sasse war Bierbrauer... „Die Böden hier erinnern in ihrer Beschaffenheit an den französischen Elsass.“, sagt er, „Die Krume ist bei uns nur erheblich dünner und neigt dazu, stark zu versalzen, wir müssen ständig nachbessern.“ Der Bayer kümmert sich zudem um das für Weingüter ab einer gewissen Größe übliche Zubrot – er destilliert großartige Brände, übrigens mit technischer Unterstützung aus Deutschland (Die Firma Carl aus Eislingen genießt in 24 ↑ Die Destille

Blick vom Gelände in die Prärie

dieser Industrie Weltruhm). Weiß, Rot, Rosé, einmal abgesehen von der Tatsache, dass einem nicht jede Traube immer gleich gut schmeckt, bei Flying Leap lässt sich bei jedem Schluck Qualität erkennen. Hier werden Weine handwerklich exzellent hergestellt. Während der Verkostung der Rotweine, fällt mir bei der ein oder anderen Flasche eine ausgeprägte, für mich ungewohnte, geschmackliche Flachheit auf.

Rolf-Peter Sasse ...➝ ...in seinem Element

Als ich meinen Landsmann darauf anspreche, erklärt er, dass man das hier so mögen würde. Und ergänzt grinsend: „Man muss ja nicht alles tot-eichen...“ Da hat er Recht. Weine (die ich probiert habe): 2015 Canelo Hills White: 75% Viognier, 25% Marsanne: Das Arbeitspferd des Weingutes, voller Körper mit Aromen von getrockneten Früchten, Nüssen, und Gewürzbirne – passt zu allem. La Flor Rosé: Cuvée aus Grenache Noir/ Blanc: Herb, kräftig, neigt leicht zur Säure. Erfrischender Begleiter für Käse.

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2014 Sangiovese Classico aus dem Stahlfass: Spät im Jahr gelesen, damit hat dieser Wein weniger Zucker, ist in der Farbe wie auch geschmacklich heller, die Fruchtnote entspricht einer pfeffrigen Kirsche. Endlich einmal etwas Anderes... 2014 Sangiovese Reserva: Früher gelesen als sein Pendant aus dem Stahlfass, reift er zwölf Monate in französischer Eiche, entsprechend komplexer, kräftiger und schärfer sind Duft- und Geschmacksnoten, das Barrique tritt deutlich zutage, ebenso ein rauchiges, nussiges Aroma. 2014 Scavenger Cuvée: 38% Mourvèdre, 38% Grenache, 12% Cabernet Franc, 12% Syrah. Am Ende der Saison führen die Winzer übrig gebliebene Rebsorten zusammen und produzieren daraus den Scavenger. So entsteht ein außerordentlich geschmacksintensiver Wein, der an Granatapfel erinnert, an Rosenwasser und schwarzen Tee, an Hagebutten und Kirsche. Ein toller, außergewöhnlicher Wein. 2014 Petit Verdot: wie der Name schon sagt – es sind sehr kleine Trauben, entsprechend gering ist die Ausbeute. „Aus der Not geboren“, so Rolf-Peter Sasse, hat man sie nur sanft gepresst, auf achtzehn Prozent Alkohol gezogen und achtzehn Monate im Eichenfass reifen lassen. Entstanden ist eine spätreifende Rarität für diese Region, tan25

ninreich, säurebetont, würzig – eben die „Geheimwaffe des Bordeaux...“ wie Weine aus dieser Traube oft genannt werden – nur eben aus Arizona. Und nicht aus Kalifornien. Denn die Frage kommt natürlich auf: Wächst hier eine Konkurrenz-Region zum kalifornischen Wein-Mekka Nappa Valley heran? Sicher nicht, dafür sind die Winzer rund um Tucson einfach zu unbedeutend. Ich meine dies gewiss nicht despektierlich, sondern stelle zwei Zahlen nebeneinander. Arizona produziert zur Zeit 686.401 Liter Wein, Kalifornien 2.526.959 Liter, 88,5 Prozent des amerikanischen Kontinents. Von hier droht dem Küstenstaat bestimmt keine Konkurrenz.

Hamilton Distillers Ich aber bin in Arizona und hier wird in einer Destillerie nach schottischem Modell Single Malt Whiskey gemacht, also wie bei uns auch, aus Gerste. Die Firma nennt sich „Hamilton Distillers“, der Whiskey heißt „Del Bac“. Und der Mann, der ihn herstellt Stephen Paul. Man ahnt es bereits: Natürlich ein Quereinsteiger, der aus der Holz- und Möbelindustrie stammt. Seit 2007 macht Stephen das nun schon, mit Sachverstand und Enthusiasmus. Man muss es an dieser Stelle kurz (und damit unzurei-

„Nun lebt der Mensch nicht nur vom Wein allein nein auch vom Whiskey!“ Ok, ich habe das Wort „Bier“ dem fränkischen Trinkspruch entrissen und durch „Whiskey“ ersetzt. Vielen europäischen Liebhabern steigen die Nackenhaare, wenn es um US-amerikanischen Whiskey geht, denken sie doch ganz automatisch an „Bourbon“. Der kommt allerdings aus Kentucky, nur aus Kentucky, und wird in der Tat aus einer Getreidemischung mit mindestens 51Prozent Mais hergestellt.

Stephen Paul ➝ die drei Whiskeys, in der Flasche, im Glas

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Malts der Vereinigten Staaten macht. Es gibt drei Varianten: Classic (42 % Alkohol, Single Malt): Im Eichenfass 16 bis 18 Monate gereift und nicht geräuchert. Das Destillat duftet nach Karamell und Marzipan, schmeckt scharf und ein wenig nach Honig. Dorado (45 % Alkohol, Single Malt): Über Mesquite geräuchert, im Eichenfass 16 bis 18 Monate gereift. Der Whiskey duftet nach Tabak, dunkler Schokolade und Sandelholz, er schmeckt ein wenig rauer, die rauchige Note tritt sehr deutlich hervor.

chend) erklären: Single Malt Whiskey ist per Definition in nur einer Destillerie entstanden, wobei lediglich gemaischte Gerste als einzige Getreidesorte eingesetzt wird. Das gewässerte Korn keimt, damit wandelt sich Stärke in Malzzucker um. Dann wird der Prozess zu einem gewünschten Zeitpunkt durch Wärme unterbrochen. Das kann entweder durch warme Luft oder Räuchern erfolgen – entsprechend unterschiedlich fallen spätere Geschmacksnoten aus. Danach reift der Whiskey, mit einigen Prozessschritten dazwischen, oftmals jahrelang in Eichenfässern. Das alles zeigt mir Stephen nicht ohne Stolz in seinem Betrieb, denn er

und sein Team machen alles selbst, sogar einige Maschinen sind in Eigenregie entstanden. „Wir produzieren im Grunde wie in Schottland“, erklärt er, „wir trocknen klassisch und wir räuchern behutsam. Unsere Besonderheit ist das Holz, das wir zum Räuchern verwenden: Mesquite.“

Clear (45 % Alkohol, Single Malt): Über Mesquite geräuchert, nicht gealtert. Damit entstehen in der Nase Aromen von Leder, getrockneten Kräutern. Während Classic und Dorado eher ge-

eignet sind, pur verköstigt zu werden, findet der Clear in Cocktails Verwendung. Aber warum ausgerechnet Mesquite, frage ich Stephen? „Es ist Arizona“, erklärt er mir, „du riechst es hier überall, es ist unsere Heimat“. Klingt vernünftig. Auf eine Besonderheit in diesem amerikanischen Bundesstaat will ich noch hinweisen: Alkoholsünder im Straßenverkehr verbringen in Arizona die erste Nacht immer im Gefängnis... Downtown Kitchen and Cocktails Genug getrunken, es wird Zeit, etwas zu essen. Und da die Getränke aus heimischer Produktion sind, will ich das für meine Speisen auch. Darum gehe ich in Tucson ins „Downtown Kitchen and Cocktails“, weil man dort erst Zuta-

Die Bäume mit ihrer erbsenartigen Hülsenfrucht sind im Süden der Vereinigten Staaten weit verbreitet, man zählt sie wegen ihres intensiven Geruchs zu den Aromahölzern. Damit entsteht allein schon über den Räuchervorgang ein einzigartiger Whiskey, der die Del Bac Serie zu den zehn besten Single

26 ↑ Wo der Whiskey reift ➝ Mein Hauptgang im Downtown Kitchen and Cocktails

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ten aus der Ferne holt, wenn es nichts heimisches oder überhaupt keine Alternative gibt. Etwas später am Tage lerne ich, dass man das mit den Auswahlmöglichkeiten aus der Region noch gar nicht ausreichend erforscht –

oder längst schon wieder vergessen hat. Dazu später mehr. Mein Hauptgang besteht aus gegrilltem Schweinebauch mit einem Pilz-Marsala, Süßkartoffelpüree, gerösteten roten Trauben und sautieren Willcox-Äpfeln. Alles

aus regionalem Anbau, sehr aromatisch, auch wenn wir das bei uns anders serviert hätten. Das Dessert ist ein mexikanischer Käsekuchen mit dunkler Schokolade und Püree aus heimischen Beeren. Alles ausgesprochen wohlschmeckend. Von dem was auf beiden Tellern lag, wurde kein einziger Bestandteil weiter als ein Steinwurf von Tucson entfernt aufgezogen oder angebaut. Das ist die Regel im Downtown oder jedem anderen Restaurant im Besitz des wohl berühmtesten Chefkoch Tucsons Janos Wilder. Ihn treffe ich allerdings nicht in einem seiner Etablissements, sondern

27 ↑↑ Mexikanischer Käsekuchen ↑ Nur eine von 500 Maissorten➝ Janos Wilder und seine Samen

in der klimatisierten Lagerhalle einer gemeinnützigen Gesellschaft. Native Seeds/Search Die Organisation Native Seeds/Search hat sich auf die Fahnen geschrieben, verloren geglaubte und der industrialisierten Landwirtschaft zum Opfer gefallene Nutzpflanzen für die Menschen wieder zugänglich, nutzbar zu machen. Dazu werden Samen aller möglichen Gewächse gesammelt, bestimmt, katalogisiert und in ausreichender Menge herangezogen und eingelagert. Wilder hilft mit Expertise, Geld und persönli-

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chem Einsatz. „Ich will gar nicht mehr anders kochen“, erklärt mir der 62-jährige, „warum sollte ich Gen-Mais, der nachweislich nicht gut für die Menschen ist, in meinen Gerichten einsetzen? Am Ende werte ich dadurch meinen Beruf, mich selbst ab. Abgesehen davon, dass der heimische sowieso besser, viel interessanter schmeckt! Mit jeder wieder entdeckten Pflanze verändere – oder verfeinere ich meine Gerichte. Es ist ein dynamischer Prozess.“ Der weit gereiste und an vielen nationalen und internationalen Herden tätige Meister berichtet mir, dass im nahe gelegenen Santa Cruz Valley schon vor 4.000 Jahren Nutzpflanzen angebaut wurden, einige Chili-, Kürbis- und Bohnenarten gibt es nur hier. Bis jetzt hat man 700 verschiedene Bohnen- und 500 Maissorten eingesammelt, unzählige andere Pflanzenarten erweitern ständig die Samenbank. Native Seeds/ Search verkauft seine Samen an jeden, der sie will, das Prinzip lautet: baue für dich selbst an, einen Teil des Ertrags gibst Du an uns zurück, damit andere davon profitieren können. Aus gegebenen Anlass frage ich ihn, ob denn auch Wein zum Sortiment gehören würde... Da lächelt Janos Wilder in seinen Bart und verneint milde. Natürlich, Wein brachten die Europäer mit. Schade aber auch, ich hätte schon wieder Durst...

28 Der Saguaro Kaktus (Carnegiea gigantea)

Infobox Tucson Tucson Tourism Office (Visitor Center): 811 N Euclid Ave Tucson, AZ 85719 Tel.: 0800-638-8350 [gebührenfrei, nur innerhalb der USA erreichbar] www.visittucson.org

Tel. +1-520-623-7700 Kontaktformular auf der Webseite www.downtownkitchen.com Über den Koch Janos Wilder: www.downtownkitchen.com/chef-janos NativeSeeds/SEARCH

Weinführer Tucson und Umgebung: www.southernarizonaguide.com www.tucsontastersguild.org Charron Vineyards & Winery 18585 South Sonoita Highway Vail, AZ 85641 Tel.: +1-520-762-8585 [email protected] www.charronvineyards.com Flying Leap Vineyards 342 Elgin Rd. Elgin, AZ 85611 Tel.: +1-520-455-5499 [email protected] www.flyingleapvineyards.com Hamilton Distillers 2106 North Forbes Blvd. #103 Tucson, AZ 85745 Tel.: +1-520-628-9244 Kontaktformular auf der Webseite www.hamiltondistillers.com downtown kitchen + cocktails 135 South 6th Avenue Tucson, AZ

Das Geschäft 3061 N. Campbell Ave. Tucson, AZ 85719 Tel.: +1-520-622-5561 Die Pflanzensammlung 3584 E. River Rd. Tucson, AZ 85718 Tel.: +1-520-622-0830 Fax: +1-520-622-0829 Mitgliedschaft und Spenden: [email protected] Allgemeine Informationen Native Seeds/Search [email protected] www.nativeseeds.org Übernachten JW Marriott Tucson Starr Pass Resort & Spa 3800 W. Starr Pass Boulevard Tucson Arizona 85745 USA Tel.: +1-520-792-3500 Fax: +1-520-792-3351 www.marriott.com

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Outdoor-Abenteuer am Ufer des Lake Powell

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Diese Schleife des Colorado Flusses ist als Horseshoe Bend bekannt © Judith Hoppe

Frühling 2017 | Titelthema: Arizona/USA

Im Norden Arizonas lockt eine grandiose Naturlandschaft Text & Bilder: Judith Hoppe Arizona trägt den Beinamen „Grand Canyon State“ – was liegt also näher, als sich in den Norden des Landes zu begeben, und zu schauen, warum mehr als vier Millionen Touristen jedes Jahr hierher pilgern? Da ich jedoch kein großer Wanderfan bin, habe ich als Ziel nicht den eigentlichen Grand Canyon National Park gewählt, sondern möchte in der Nähe des Lake Powell den für Fotografen besonders interessanten Antelope Canyon besuchen und den zweitgrößten Stausee der USA sehen.

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Von Phoenix aus führt mich die Bundesstraße I 17 über Sedona und Flagstaff stetig nach Norden. Das Auto verfügt glücklicherweise über einen Tempomaten, denn die Polizei lässt bei Geschwindigkeitsübertretungen nicht mit sich spaßen, geschweige denn handeln, wurde mir bei der Übergabe des Mietwagens eingeschärft. Also halte ich mich stur an die Beschränkung von 65 Meilen pro Stunde und lasse die Landschaft Arizonas gemächlich an mir vorbeiziehen. Nahezu unmerklich schraubt

sich mein Gefährt in höhere Gefilde empor und nach etwas mehr als zwei Stunden habe ich Flagstaff erreicht, auf 2.135 Metern gelegen einer der wichtigsten Wintersportorte der USA. Kühl ist es hier und nach einem kurzen Tankstopp sehe ich zu, wieder ins warme Auto und weiter zu kommen. Es ist ein klarer, sonniger Herbsttag, doch sobald ich weitere zweieinhalb Stunden später in Page angekommen bin, ziehen dunkle Wolken am Himmel hervor. Die Silhouette des Wasserkraftwerkes am Glen Canyon Damm zeigt eine

↑ Das Wasserkraftwerk am Lake Powell ➝ Überraschung am Morgen: Ein Hagelschauer verhagelt das Tagesprogramm

dramatische Kulisse vor den über den Himmel jagenden Wolken und der untergehenden Sonne. Wetterkapriolen In der Nacht werde ich von klopfenden Geräuschen wach – es regnet. Heftig. Na, der Natur tut die Nässe sicherlich gut und bis morgen früh wird der Spuk schon wieder vorbei sein, denke ich mir und schlafe wieder ein. Um so erstaunter bin ich am nächsten Morgen, als kurz nach dem Frühstück ein heftiger Hagelschauer einsetzt und die Landschaft mit weißem Puderzucker überzieht.

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Überschwemmungen in den flussabwärts gelegenen Regionen zu verhindern. Acht Druckrohre mit einem Durchmesser von 4,3 bis 4,6 Metern leiten pro Sekunde insgesamt 940 m³ Wasser auf acht Turbinen mit je 155.550 PS, die acht Generatoren mit einer Gesamtleistung von knapp 1.300 Megawatt antreiben. Die so erzeugte Elektrizität versorgt neben Arizona auch die US-Bundesstaaten Wyoming, Colorado, Utah und New Mexico mit Energie. Was für ein gigantisches Projekt! Eine Ausstellung im Besucherzentrum informiert darüber hinaus über das Leben und Handwerk der indianischen Ureinwohner, des Diné Volkes, wörtlich übersetzt „unter der Erde hervorkomEin Telefonat bestätigt meine Befürchtungen: Wegen der starken Niederschläge ist der Antelope Canyon aus Sicherheitsgründen mindestens für die nächsten zwei Tage gesperrt, zu groß ist die Gefahr, dass auf den Regen folgende Springfluten den Canyon plötzlich unter Wasser setzen und ihn in eine tödliche Falle verwandeln. Da auch der Regen wieder eingesetzt hat, sinken meine Hoffnungen, dass in den zwei Tagen, die mir noch in der Gegend verbleiben, der Ausflug in den am meisten fotografierten Schluchtencanyon der Welt noch stattfinden wird. Page bei Regen?! Darauf war ich ehrlich gesagt nicht vorbereitet. In einem Café wärme ich mich auf und suche im In-

mendes Volk“, besser bekannt unter dem Namen Najavo. Als angenehmer Nebeneffekt ist der Lake Powell zu einem beliebten Urlaubs- und Freizeitziel geworden. Im See wurden verschiedene Barsch-Arten ausgesetzt, die begehrte Objekte bei Anglern sind. Unterhalb des Stausees, im Fluss, sind Regenbogenforellen eine weitere Attraktion für Liebhaber dieses Sports. Doch auch andere OutdoorFans kommen am See auf ihre Kosten: Schwimmen, Wasserskifahren, Wakeboarding oder Wandern sind nur ein paar der zahlreichen Möglichkeiten, wie man hier angenehm den Urlaub gestalten kann.

ternet nach Alternativen. Neben den landschaftlich beeindruckenden Canyons und dem Stausee ist die größte Besucherattraktion die Glen Canyon Staumauer. Das daneben gelegene Carl Hayden Besucherzentrum ermöglicht einen Blick hinter die Kulissen. So erfahre ich, dass durch die Bogengewichtsstaumauer, die hier den Colorado River anstaut, mit dem Lake Powell der zweitgrößte Stausee in den USA entstanden ist. Zweck dieses Bauwerkes war die Anlage eines Wasserspeichers für die wasserarmen Staaten des Südwestens. Gleichzeitig sollte Elektrizität für die ständig wachsende Nachfrage erzeugt werden. Außerdem wurde es durch den Talsperrenbau möglich, die immer wieder auftretenden

31 ↑ Blick auf den Glen Canyon Damm und dahinter den Lake Powell ➝ Antelope Canyon © Arizona Tourism

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Infobox Page

Wanderung zum Horseshoe Bend Am nächsten Morgen hat sich die Sonne den Himmel über Page zurück erobert. Ich gebe mir einen Ruck und starte eine zugegeben sehr kleine Wanderung zum Aussichtspunkt über den Horseshoe Bend, einer malerisch-spektakulären Schleife, die der Colorado Fluss hier zieht. Diese Idee hatte ich natürlich nicht alleine und so folge ich den Menschenmassen den roten, sandigen Weg hinunter. Große Tafeln warnen davor, sich auf die Felsspitzen zu stellen, sie können leicht abbrechen. Die meisten Besucher halten sich auch daran... Skurrile Übernachtungsmöglichkeit Wer den Sprösslingen mal ein augenöffnendes Alternativprogramm zu ständiger Erreichbarkeit in allen sozialen Netzwerken und den Annehmlichkeiten der westlichen Zivilisation bieten möchte, kann ein bis zwei Nächte auf einer Schaffarm in der Nähe von Page buchen. Die Betreiber vermarkten das „Eco-Glamping-Konzept“ zwar gefühlt etwas zu sehr als Eintauchen in die Najavo-Kultur – ich hatte während meines Aufenthaltes leider nicht das Gefühl, dass ein reger Austausch gewollt ist – aber auf der für größere Gruppen geeignete Campsite auf dem Gelände übernachtet man urig in Planwagen, Zelten oder einer Blockhütte ohne fließendes Wasser, Strom und Heizung. Das Motto „Zurück zur Natur“ gewinnt hier eine ganz neue Bedeutung! 32

Der Horseshoe Bend

Vorsicht beim Fotografieren – Absturzgefahr! ↑ Unterkunft auf der Schaffarm

Übernachten Page In Page gibt es zahlreiche Hotels usamerikanischer Ketten wie beispielsweise Days Inn und Suites, Holiday Inn Express oder Comfort Inn und Suites, alle mit 3-Sterne-Niveau. Buchbar über www.booking.com Shash Diné Eco Retreat Zwölf Meilen südlich von Page am Highway 89, 1/4 Meile östlich auf der Navajo Route 6211 Tel.: +1-928-640-3701 [email protected] www.shashdine.com Buchbar über Airbnb oder direct im Eco-Retreat per E-Mail oder Telefon. Preis: 150,- US$ je Unterkunft. Sehenswürdigkeiten Carl Hayden Visitor Center Direkt am Glen Canyon Damm in Page gelegen. Geführte Touren dauern circa eine Stunde und kosten 5 US$ pro Person. Für Kinder unter sechs Jahren ist die Tour kostenlos, für Kinder zwischen sieben und 17 Jahren gibt es eine ermäßigte Gebühr von 2,50 US$. Tel.: +1-928-608-6404 www.lake-powell-country.com Antelope Canyon Touren zum Beispiel buchbar über Antelope Canyon Najavo Tours Tel.: +1-928-698-3384 Kontaktformular auf der Webseite http://navajotours.com

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Infobox Arizona/USA gramm der USA teil und können als Touristen, Geschäftsreisende oder zum Transit im Regelfall bis zu einer Dauer von neunzig Tagen ohne Visum in die USA einreisen, wenn sie: • im Besitz eines elektronischen Reisepasses (sog. ePass mit integriertem Chip, ausgestellt ab November 2005) sind • mit einer regulären Fluglinie oder Schifffahrtsgesellschaft einreisen • ein Rück- oder Weiterflugticket (welches – außer für Personen mit festem Wohnsitz in diesen Ländern – nicht in Kanada, Mexiko oder den Karibikinseln enden darf ), gültig für den Zeitraum von max. 90 Tagen ab der ersten Einreise in die USA, vorweisen können und im Besitz einer elektronischen Einreiseerlaubnis sind („Electronic System for Travel Authorization“ – ESTA).

Lage: Arizona liegt im Südwesten der USA, der gesamte Süden des US-Bundesstaates grenzt an Mexiko. Zeit: Für Arizona gilt die Mountain Standard Time (MST). Der Unterschied zur MEZ beträgt - 8.00 Stunden. Es gibt keine Sommerzeit in Arizona. Klima: Arizona ist geprägt von einem trockenen Wüsten- und Halbwüstenklima. Je nach Höhenlage sind die Winter relativ mild und die Sommer heiß. Bedingt durch die Trockenheit wachsen 33

in Arizona viele Kakteen, Palmlilien und Mesquite-Bäume. Anreise: Phoenix (PHX) ist zwar ein internationaler Flughafen, wird jedoch von Deutschland aus nicht direkt angeflogen. Am ersten Flughafen in den USA müssen die Einreise- und Zollformalitäten durchgeführt werden. Einreise: Visumfreie Einreise (US Visa Waiver Programm) Deutsche Staatsangehörige nehmen grundsätzlich am „Visa Waiver“ Pro-

Die elektronische Einreiseerlaubnis kann direkt bei der US-Behörde Customs & Border Protection online beantragt werden, die Gebühr beträgt ca. 14 US$: https://esta.cbp.dhs.gov/esta/ Die Beantragung über Dritte (z.B. Reisebüro) ist möglich. Die US-Botschaft in Berlin warnt auf ihrer Website in diesem Zusammenhang vor nicht ordnungsgemäß zugelassenen Drittanbietern im Internet, die für Informationen im Zusammenhang mit ESTA und für das Einreichen von Anträgen, im Namen von VWP-Reisenden, eine Gebühr erheben.

Diese Gewerbeunternehmen werden weder von dem US-Ministerium für Innere Sicherheit (Department of Homeland Security, DHS) noch von der USRegierung unterstützt, noch sind diese Behörden hiermit assoziiert oder auf irgendeine Weise verbunden. Die Nutzung eines privaten Dienstleistungsanbieters, zur Beantragung der Reisegenehmigung über ESTA, führt zu keiner Beschleunigung der Erteilung einer Reisegenehmigung. Die einmal erteilte Einreiseerlaubnis gilt für beliebig viele Einreisen innerhalb eines Zeitraums von zwei Jahren. Die zuständigen US-Behörden empfehlen, den Antrag gemäß ESTA nach Möglichkeit mindestens 72 Stunden vor Reiseantritt zu stellen. Bei der visumfreien Einreise wird die tatsächlich erlaubte Aufenthaltsdauer vom US-Grenzbeamten individuell festgelegt. Eine spätere Verlängerung der Aufenthaltsgenehmigung – wenn sich beispielsweise Ihre Ausreise durch unvorhergesehene Umstände verzögert – ist nicht möglich! Der Tag, an dem Sie spätestens die USA wieder verlassen müssen, wird bei der Einreise in den Pass eingestempelt: „admitted until xx-xx-xx“. Beachten Sie das amerikanische Datumsformat – der Monat wird zuerst genannt, dann der Tag: '3-10' ist der 10. März, nicht der 3. Oktober! Die Teilnahme am „Visa Waiver“ Programm begründet keinen Anspruch auf Frühling 2017 | Titelthema: Arizona/USA

Infobox Arizona/USA Einreise in die USA. Die endgültige Entscheidung über die Einreise trifft der zuständige US-Grenzbeamte. Von der Teilnahme am Visa Waiver Programm ausgeschlossen sind: • Personen mit einer doppelten Staatsangehörigkeit, die auch die Staatsangehörigkeit von Iran, Irak, Syrien oder Sudan besitzen. • Reisende, die sich nach dem 01.03.2011 in Iran, Irak, Syrien, Sudan, Libyen, Jemen und Somalia aufgehalten haben (Ausnahmen in ausgesuchten Einzelfällen möglich, die Abfrage hierzu erfolgt im Rahmen des ESTAAntrags online). Von jedem Reisenden, d.h. auch von den nicht-visapflichtigen Besuchern, werden am Einreiseflughafen die Fingerabdrücke digital eingescannt und ein digitales Porträtphoto erstellt. Die europäischen Fluggesellschaften sind gesetzlich verpflichtet, den Einreisebehörden der USA Flug- und Reservierungsangaben ihrer Passagiere zur Verfügung zu stellen. Zusätzlich zu diesen Reservierungsdaten wird bei der Einreise die Angabe der Adresse (Straßenname und Hausnummer, Stadt, Bundesstaat, Postleitzahl) verlangt, an der sich der Passagier während seiner Reise in die USA aufhalten wird (bei Rundreisen gilt die erste Adresse). Reisenden, die keine Adressenangaben machen, kann die Einreise verweigert werden.

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Die Gepäckstücke sämtlicher Flugpassagiere werden auf Explosivstoffe durchleuchtet. Die Transport Security Administration (TSA) weist Flugreisende darauf hin, die Koffer nicht mehr abzuschließen, um manuelle Nachkontrollen zu ermöglichen. Die TSA hat das Recht, alle Gepäckstücke zu öffnen, verschlossene auch gewaltsam. In jedem Fall wird ein Hinweiszettel über die erfolgte Kontrolle im Koffer hinterlegt, in dem auf Haftungsausschluss bei Beschädigung oder Verlust einzelner Inhalte hingewiesen wird. Laptops oder andere elektronische Datenträger dürfen von den US-Grenzbehörden zur Verhinderung von Straftaten durchsucht werden.

Bankautomaten in den USA mit der deutschen ec-Karte Bargeld zu beziehen. Achten Sie jedoch darauf, dass der Geldautomat das passende Symbol (in der Regel Maestro) anzeigt. Seit der Umstellung der EC-Karten in Deutschland auf Chiptechnik können EC-Karten mit V-Pay-Logo in den USA nicht mehr gelesen werden und eine Geldabhebung ist mit diesen Karten nicht mehr möglich. Eine Kreditkarte ist nahezu unverzichtbar. In den USA werden fast alle Kreditkarten akzeptiert. Mit Kreditkarte und PIN-Nummer kann an Geldautomaten auch Bargeld abgehoben werden. Strom: Stecker Typ A; Netzspannung 120 Volt; Frequenz 60 Hertz

Kommunikation Sprache: Englisch Telefonvorwahl: +1 Sofern das mitgenommene Mobilfunktelefon ein Tribandgerät oder ein modernes Smartphone ist, funktioniert das Roaming üblicherweise und es kann mit der heimischen SIM-Karte telefoniert werden. Informieren Sie sich vorher bei Ihrem heimischen Telefonanbieter über die Roaming-Kosten, diese sind nur in Europa gedeckelt! Währung: US-Dollar (US$) 1 US$ = ca. 0,96 € 1,- € = ca. 1,05 US$ (Stand Februar 2017) Es ist in der Regel kein Problem, an

Hilfreiche Tipps Mietwagen: Enterprise Rent a Car Die privat geführte Autovermietung gehört zu den 20 größten, nicht börsennotierten Unternehmen in den USA. Ausgesucht freundliche und serviceorientierte Mitarbeiter lassen den ansonsten unpersönlichen Vorgang des Anmietens eines Autos zu einem eigenen Highlight der USA-Reise werden. www.enterprise.com

Weitere Infos & Links Visit Arizona Tel.: +1-866-275-5816 www.visitarizona.com Facebook: @visitarizona.de Instagram: @visit_arizona YouTube: @ArizonaTourism Es gibt auch eine deutschsprachige Seite unter www.arizonareise.de, wo ein kostenloser Reiseführer für Arizona bestellt werden kann. Gut zu wissen! Alkoholgenuss: ist in der Öffentlichkeit fast überall verboten. Schon das sichtbare Tragen alkoholischer Getränke ist normalerweise strafbar. Dies gilt auch für Nationalparks o. ä. Alkohol darf nicht an unter 21-jährige abgegeben werden. Eventuell müssen Sie per Ausweis beweisen, dass Sie schon 21 Jahre alt sind. Verkehrskontrollen: Amerikanische Polizisten erwarten, dass Autofahrer, die sie zum Anhalten auffordern, im Fahrzeug sitzen bleiben, das Fenster herabrollen und beide Hände sichtbar auf das Lenkrad legen. Aussteigen oder ähnliches empfinden sie als Bedrohung und reagieren gegebenenfalls mit Selbstverteidigungsmaßnahmen.

Frühling 2017 | Titelthema: Arizona/USA

Mit Hand und Fuß Bild & Text : Christoph Hoppe Kalarippayat zählt zu den ältesten und bekanntesten indischen Kampfkünsten. Das Wort bedeutet „Kampfplatzübung“. Die Technik soll in Dörfern des in Indiens Südwesten gelegenen Bundesstaates Kerala entwickelt worden sein. Die Menschen dort gelten als erzkonservativ, Kalarippayat soll sich deswegen als rein indische, von fremden Einflüssen unberührte Betätigung erhalten haben und wird bis heute in seiner ursprünglichen Weise praktiziert. Im alten Indien sollen Kalarippayat-Kämpfer einen Zweikampf auf Leben und Tod ausgeführt haben – so vermied man Schlachten mit Tausenden Toten. Das eigentlich Interessante ist aber, dass dieser Kampfsport ursprünglich von Ärzten, den „Gurukal“ entwickelt wurde, die im überwiegend waffenlosen Duell verstehen lernen wollten, wie Verletzungen entstehen, beziehungsweise wie zu vermeiden seien. Kamera: Olympus OM D5 Objektiv: M.Zuiko Digital 14-42 mm f/11 Verschlusszeit: 1/1.000 Blende: 11

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Frühling 2017 | Mit Hand & Fuß: Kalarippayat-Kämpfe

Zwischen K.u.K. und Moderne

Slowenien, das grüne Herz Europas

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Ptuj © Gerald Nowak

Frühling 2017 | Nahziel: Slowenien

Die Bevölkerung Sloweniens ist jung und kulturhungrig, das Land legt Wert auf die Erhaltung der Natur Text: Sibylle Gerlinger „Stell dir vor: wir sind als erstes Land der Welt zur ‚Green Destination‘ gekürt worden. Darauf bin ich sehr stolz“. Marjan hebt sein Glas in Richtung der Burganlage von Ljubljana und prostet den Fahnen zu, die dort oben vor blitzeblauem Himmel im Wind flattern. „Auch unsere Hauptstadt hat diesen Titel erhalten. Das macht mich noch stolzer“ grinst der slowenische Student. „Unsere nachhaltige Verantwortung gegenüber Umwelt und Natur ist uns ebenso wichtig, wie das Erhalten unser Traditionen und Werte“.

Theoretisch ist jeder vierte Einwohner Ljubljanas an der Universität immatrikuliert, die zu den größten Hochschulen Europas gehört. Das spürt man deutlich, wenn man im Zentrum unterwegs ist. In sanftem Bogen schwingt sich die Ljubljanica durch die Altstadt unterhalb der malerischen Burg. Die Dichte zauberhafter Jugendstilbauten mit ihren verzierten Stuckfassaden ist so groß, dass man nicht weiß, wohin man zuerst schauen soll. Zum Glück sind die meisten Straßen autofrei, so dass man den Blick gefahrlos schweifen

lassen kann. Ljubljana hat seinen Charme vor allem dem Architekten Jože Plečnik zu verdanken, dessen Bauwerke zu den Wahrzeichen der Stadt zählen, allen voran die „Drei Brücken“ am Prešerenplatz. Gemütliche Restaurants, coole Bars und Cafés säumen das Flussufer und verleihen der Szenerie einen mediterranen Touch. Individuelle Mode, Galerien, modernes Kunsthandwerk und vor allem die verschiedenen Straßenkünstler prägen die Atmosphäre der Altstadt.

37 Impressionen aus der pittoresken und lebendigen Hauptstadt Sloweniens © Sibylle Gerlinger

Die bestens erhaltene Festung Ljubljanski Grad erreicht man am einfachsten mit der Standseilbahn, doch Marjan empfiehlt uns den Fußweg, der sich durch lichten Laubwald den Hügel hinauf windet. Die „Eroberung“ per pedes sei irgendwie ehrlicher, findet er, und außerdem schmecke dann der junge Weißwein besser, der im Restaurant des Burghofes serviert wird. „Zuerst müsst Ihr aber die Aussicht vom Wehrturm genießen. An klaren Tagen sieht man sogar den Triglav, Sloweniens höchsten Berg“. Neben den roten Zie-

Frühling 2017 | Nahziel: Slowenien

geldächern der Altstadt, die von hier oben wie Spielzeug erscheinen, fällt der Blick vom Bergfried außerhalb der Stadtgrenze vor allem auf satte, grüne Flächen, Hügel und Berge am Horizont. Mehr als die Hälfte des Landes besteht aus Wald, mehr als ein Drittel Sloweniens steht unter Naturschutz. Das ist in Europa einzigartig und weitestgehend unbekannt. Dass besonders der Osten des Landes hervorragende Weine hervorbringt, hat sich allerdings inzwischen herumgesprochen. „Marburg liegt an der Lahn, sagst Du? Unser Marburg liegt an der Drau!“ Jernej lacht, schenkt mir sein unwiderstehliches Augenzwinkern und sich ausnahmsweise noch einen Borovnicke ein. Der starke, süße Blaubeerlikör ist

eine Spezialität der slowenischen Steiermark und wurde hier schon gebrannt, als Maribor noch zum Habsburger Königreich gehörte und eben Marburg hieß. Jernej führt Besucher durch das Haus der Alten Rebe in Maribor und erklärt Gästen dieses Wahrzeichen der Stadt. Außen am Gemäuer rankt der älteste, edle Rebstock der Welt. Im Guinnessbuch der Rekorde ist das Alter dieses „Blauen Kölners“ mit 450 Jahren verzeichnet. Die Ernte der etwa 50 Kilogramm Trauben wird von einem großen Fest begleitet und gehört jedes Jahr zu den Höhepunkten in Maribors Veranstaltungskalender. Straßenmusiker bevölkern das herausgeputzte Altstadtviertel Lent entlang der Drau. Doch ein wenig K.u.K. schwingt stets mit, wenn Blues und Jazz zwischen den bunt-barocken Hausfassaden der engen Gassen verhallen. Die Straßencafés, Jazzkneipen und Restaurants rund um den zentralen Platz Grajski Trg sind mal gemütlich, mal schick, aber allesamt gut besucht. Maribor schmiegt sich in die weite Ebene am Fuß des Pohorje Gebirges im slowenischen Teil der Steiermark. Ein Outdoor-Paradies zu jeder Jahreszeit. Pisten und Loipen locken im Winter, während Biker die rasanten Abfahrten der Downhillstrecken während der warmen Jahreszeit genießen. Zwischen den Ausläufern der Alpen und den sanft

38 ↑ Das Haus der alten Rebe in Maribor

Mountainbiker in Ptuj © Sibylle Gerlinger

geschwungen Hügeln, auf denen die vorwiegend weißen Rebsorten reifen, liegen nur wenige Kilometer. Wir fahren Richtung Ptuj und genießen den Ausblick auf eine liebliche Gegend. Mit seinen schneebedeckten Bergen, den saftig grünen Wiesen und glasklaren Flüssen wirkt es, als wär’s das schönste Stückchen Mittelerde – mitten in Europa. Rund um das romantische Ptuj dominieren Weinberge die Landschaft. Welsch Riesling und Grauburgunder gedeihen besonders gut. Die älteste Stadt Sloweniens wird schon in der Römerzeit schriftlich erwähnt und ist heute das Karnevalszentrum des Landes. Wenn im Frühjahr die Faschingszüge Frühling 2017 | Nahziel: Slowenien

Neu! Neu! Neu!

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über das Kopfsteinpflaster am OrphäusDenkmal lärmen, gehen die Kurenti vorne weg. Wölfe im Schafspelz, mit fünf schweren Glocken am Hüftgürtel. Ihr lauter Klang soll den Winter vertreiben. Über der Altstadt von Ptuj thront das Stadtschloss mit seinen Kunstsammlungen und Weinkellern. Man ist sich in Ptuj des kulturellen Reichtums bewusst und der Erkenntnis, dass Tradition eine Quelle der Emotionen sein kann. „Wer die Drau-Ebene besucht, ohne ein Weingut zu besichtigen, hat das wesentlichste Kulturgut zwischen Pohorje und Haloze verpasst“ findet Veronika und schenkt mir noch einen frischen Šipon ein. „Seit 800 Jahren machen wir hier

Wein in Toplagen“ erzählt die lustige Slowenin vom Jarenina Hof. „Schon Napoleons Soldaten fanden ihn ‚c’est ci bon’. Dadurch erhielt die Furmint Traube im Lauf der Jahre den Namen Šipon“. Die Weinberge von Jeruzalem sind nicht nur für die Qualität ihrer Trauben bekannt, sondern machen auch optisch etwas her. Mit seinen sanft geschwungenen Hügeln und den kurvig angelegten Rebstöcken fühlt man sich in dem Ort mit dem biblischen Namen fast in die Toskana versetzt. Seit der Gründung des slowenischen Staates besinnt man sich auf den slowenischen Weingütern sehr erfolgreich um diese alte Kunst und gewinnt internationale Preise und Anerkennung. Welche Qualität eine

Weinkönigin haben muss, frage ich Veronika und sie erklärt mir, dass die Kenntnis der Materie wichtiger sei, als das Aussehen. „Unsere Weinköniginnen sind trotzdem immer hübsch“ meint Veronika „denn ein hässliches Mädchen wirst Du in Slowenien schwer finden“.

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Seit über 15 Jahren zieht es die Reisejournalistin und Autorin Sibylle Gerlinger meist im Team mit ihrem Partner Gerald Nowak in entlegene Winkel dieser Welt. Ihre Portraits und Reportagen erscheinen regelmäßig in zahlreichen Reisemagazinen, Büchern und Zeitschriften. Ihre Texte sind geprägt durch die Liebe zur landschaftlichen Schönheit der bereisten Ziele und durch die große Empathie für deren Bewohner.

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↑ Šipon, der landestypische Weißwein

Slowenische Weingüter sind in © Gerald Nowak

Frühling 2017 | Nahziel: Slowenien

Infobox Slowenien Ptuj Hotel Mitra Prešernova 6 2250 Ptuj Tel.: +386 2 78 77 455 www.hotel-mitra.si Stimmungsvolles Hotel in der Altstadt mit Wellness Einrichtungen.

Das Hotel punktet mit einem Infinitypool auf dem Dach und ist Mitglied bei den Design Hotels. Essen & Trinken Maribor und Umgebung pri Florjanu Grajski trg 6 2000 Maribor Tel.: +386-590-84 850 [email protected] www.priflorjanu.si Hübsches Bistro direkt am Hauptplatz, junges Publikum.

Anreise Mit Adria Airways ab mehreren deutschen Flughäfen (z.B. Frankfurt/Main oder München) nach Ljubljana. Weitere Flughäfen nahe Maribor sind Klagenfurt und Graz. Individuell Reisende finden in Slowenien ein gut ausgebautes Autobahn- und Straßennetz.

Rozmarin Gosposka ulica 8 Maribor Tel.: +386-2-23 43 180 www.rozmarin.si Schicke Bar/Restaurant und Vinothek im Herzen der Altstadt mit junger Gastronomie.

Währung Euro €

Dveri-Pax Polički vrh 1 2221 Jarenina Tel.: +386-2-644 00 82 [email protected] www.dveri-pax.com Nur wenige Kilometer außerhalb von Maribor lohnt ein Besuch des alten Weingutes mit Weinprobe.

Übernachten Maribor Hotel Arena Pot k mlinu 57, 2000 Maribor Das 4-Sterne-Hotel Arena liegt direkt oberhalb der Stadt in unmittelbarer Nähe der längsten beleuchteten Skipiste Sloweniens. Tel.: +386 2 23 44 333 [email protected] www.hotel-arena.si

Ljubljana Vander Urbani Resort Krojaška ulica 6-8 si-1000 Ljubljana Tel. + 386 1 200 9000 [email protected] www.vanderhotel.com

40 Das Hotel Mitra in Ptuj © Gerald Nowak

Stari Hrast Radomerje 3 9240 Ljutomer Tel.: +386-2-584 89 80

[email protected] www.starihrast.com In Ljutomer bietet das kleine Weingut neben herrlich bodenständiger Küche und Degustationen exzellenter Weine auch günstige Zimmer an. Ljubljana Eine Fahrt auf die Burganlage gehört zum Pflichtprogramm. Der Blick bis in die Alpen ist einmalig. Top-Tipp: Die heimische, slowenische Küche im Gasthaus Gostilna na gradu probieren! Grajska planota 1 1000 Ljubljana Tel.: +386-8-205 19 30 www.nagradu.si, Weitere Infos & Links Slowenisches Fremdenverkehrsamt Maximiliansplatz 12 a 80333 München Tel.: +49-89-29 16 12 02 [email protected] www.slovenia.info Touristenverband Maribor Partizanska 6a 2000 Maribor Tel.: +386-2-23 46 611 [email protected] www.maribor-pohorje.si Die Burg von Lubljana www.ljubljanskigrad.si

Frühling 2017 | Nahziel: Slowenien

Was Kinder essen: #14 Was essen Kinder in dieser Welt? Wir werten nicht. Wir vergleichen. Welche Einsichten dies birgt, bleibt jedem selbst überlassen. In Madagaskar dominiert Reis den Speiseplan. Hier isst Hajamaharo (= „Die Ehre, die schützt“) eine Art Reissuppe mit Fleischbällchen, ergänzt um madegassisches Reismehlgebäck und Milch. Knoblauch und Zwiebeln mit Salz werden in ein ganz wenig Fett geröstet, dazu kommen verschiedene Kräuter. Nebenbei kocht man den rosa Reis mit viel Wasser. Bevor der ganz gekocht ist, fügt man geröstete Kräuter dazu. Vor dem Servieren werden zerhackte Koriander und Schalotten darüber gestreut. Die Fleischbällchen bestehen aus zerhacktem Fleisch mit Knoblauch, Zwiebeln, Salz und Pfeffer. Sie sind eigentlich die Beilage der Reisesuppe. In Madagaskar ist der Reis ist die Hauptmahlzeit und was man dazu isst, die Beilage. Ein salziges Ramanonaka und eine süße Menakely sind Reismehlgebäck gebacken in Fett. Die Mutter von Hajamaharo, Henintsoa, ist Expertin vor Ort für Reisen in Madagaskar bei Evaneos, einer Reiseplattform, die Reisende und lokale Anbieter, die individuelle Angebote ausarbeiten, direkt miteinander verbindet: www.evaneos.de/madagaskar/reiseveranstalter/114057-henintsoa

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Frühling 2017 | Was Kinder essen...

[oben]

Kiel 42

Schiffe im Wandel der Zeit auf der Förde, im Hintergrund der Fernsehturm © KSteingrueber

Frühling 2017 | Städteziel: Kiel

Kiel ist unsere nördlichste Landeshauptstadt – für Nicht-Geografen und Alpenbewohner: Ganz weit oben. Und unbedingt einen Besuch wert. Text : Karin B. & Christoph Hoppe

Unsere Freundin Karin verschlug es 2014 beruflich nach Kiel... Aus Stuttgart! Seit dem teilt sie uns über über die sozialen Medien regelmäßig mit, was jenseits des „Spätzle-Äquators “ so weit oben im Norden los ist. Und weil uns das brennend interessiert – wir sind schon von Berufs wegen fasziniert von fremden Welten – haben wir sie gebeten, für uns ein paar Highlights zusammen zu stellen. Die Schleswig-Holsteinische Hauptstadt 43 ↑ Luftansicht Kiel © TValk

liegt an der Ostsee wo die gleichnamige Förde (= eine durch eine landwärts wandernde Gletscherzunge geschaffene Meeresbucht) zur See wird. Kiel ist zudem Endpunkt der meist befahrenen Wasserstraße der Welt, dem Nord-Ostsee-Kanal (international „Kiel Canal“ genannt): 32.000 Schiffe passieren den Kanal jedes Jahr. Wenn man also so will, liegt die Landeshauptstadt zwischen den deutschen Meeren, über Hafen und Werften verbunden mit der

Windjammerparade © KSteingrueber

Welt. Wir haben Karin bisher nie über eine „nordische Verstocktheit“ der Einwohner klagen hören, von der im Süden der Republik so gerne die Rede ist, zumal wir selbst doch berühmt sind für unsere weltoffene Art... Die Stadt profitierte schon seit der Gründung im Jahre 1242 von ihrer Lage, heute bringen per anno 1.500 Schiffe rund zwei Millionen Gäste und damit neue Ideen und Ansichten, Geschmäcker und Sitten mit. Wer an der See

lebt, dem öffnen sich Horizonte... Da ist bestimmt ziemlich was los! Die Kieler Woche gilt als weltgrößtes Segelereignis mit Tausenden Sportlern. Wegen seines Rahmenprogramms mit viel Musik, Sport, Feuerwerk und so manchem mehr, auch als größtes Sommerfest im Norden Europas. Der Höhepunkt ist immer die Windjammerparade. An jedem Abend in der letzten Juniwoche des Jahres, in der die Kieler Woche stattfindet, geben sich Frühling 2017 | Städteziel: Kiel

kleine Schiffe vorbei, die ein- und ausschleusen. Eine schöne Kulisse vor dem historischen Leuchtturm. Besonders zu empfehlen ist die Kiellinie: Eine Uferpromenade mit vielen Lokalen und Kiosken. Da dürfte für jeden Geschmack und Geldbeutel etwas dabei sein. Hier kann man auf besondere Weise Kiels Flair genießen, ausgiebig bummeln, das nahe Wasser und die schönen Schiffe anschauen. Restaurants, Clubs, Kneipen gibt es so viele, ich gehe gerne ins Pogue Mahone: Das ist ein Irish Pub in der Bergstraße. Ein großer Laden, an vielen Abenden hochkarätige Künstler auf den Bühnen der Stadt die Ehre. Im Ergebnis stehen beeindruckende drei Millionen Besucher auf der Liste, zahlreiche Marineeinheiten aus zehn Nationen zählen ebenso dazu wie Dutzende Delegationen aus allen Herren Länder. „Sternenzauber“ heißt das Abschlussfeuerwerk, Karin hat uns nicht darüber informiert, ob es vom Wohlersberg mit immerhin 74,2 Metern über Normalnull die höchste Erhebung, besser zu sehen ist, als von einer anderen Stelle der Stadt. Das war‘s von uns (die Redaktion), ab jetzt erzählt Karin: Sehr Interessierte können einen Stopp in Möltenort beim U-Boot-Ehrenmal machen, der Gedenkstätte für die im Ersten und Zweiten Weltkrieg gefallenen Soldaten der deutschen U-BootEinheiten sowie für alle Opfer des U-

gibt es Live-Musik mit bunt gemischtem Publikum. In Nähe des Exerzierplatzes liegen nette Gaststätten, zum Beispiel das. „El Paso“, das ist auch was für junges Publikum, Essen und Cocktails sind klasse, das „Mohrenkopf“ mag ich wegen seiner gehobenen, gutbürgerlichen und sehr leckeren Küche, und im „Kleiner Seehund“ wird lecker koreanisch gekocht. Ein besonderes Lokal (wegen seiner Geschichte) ist „John’s Burgers“: Über dieses Lokal brachte der NDR einen ganzen Beitrag: Ein Amerikaner, der in Kiel Meeresbiologie studierte, ging zu-

Boot-Krieges. Darüber hinaus wird auch der im Dienst ums Leben gekommenen U-Boot-Fahrer der Bundeswehr gedacht. Die Fährlinie mit dem SFK „Fördedampfer“ übernimmt die Funktion einer Buslinie. Die Schiffe fahren im ZickzackKurs die verschiedenen Häfen entlang der Förde an. So bekommt man schnell einen ersten Eindruck – ohne Parkplatzprobleme – um an einen der Strände (zum Beispiel Friedrichsort) oder in einen der beliebten Vororte (zum Beispiel Schilksee) zu gelangen. Die Adler-Fähre bedient die Linie KielHoltenau ab dem Thiessen-Kai: Das Übersetzen mit dem Schiff ist kostenlos, hier kann man einen Spaziergang zum Thiessen-Kai unternehmen, in einem der Lokale sitzen, den Ausblick genießen. Meistens liegen Segler am Kai. Außerdem fahren ständig große und

44 ↑ Konzert auf einer der Bühnen in der Kieler Woche © KSteingrueber

Gedenktafel des U-Boot-Ehrenmals © Darkone

Frühling 2017 | Städteziel: Kiel

rück in die USA, um sich am Ende doch in Kiel niederzulassen und ein echt amerikanisches Burger-Restaurant zu eröffnen.Ein bisschen viel Tamtam, die Burger sind bio und lecker, vielleicht ein wenig zu teuer... Für all diejenigen, die immer nach einem passenden „Mitbringsel“ für die Daheimgebliebenen suchen, das es nicht überall gibt,habe ich etwas Besonderes: Der „Brewcomer“ in der Stiftstraße 1/Ecke Jungfernstieg. Ein sehr gefährlicher Laden, denn hier kauft man Biere von kleinen Brauereien aus Schleswig Holstein. Viele Biere! Im „Atelier-Strandgut“, einer Schreibgerätemanufaktur, in der Preußerstraße 20 kann man wunderschöne Stifte, Füller, und ähnliches für Liebhaber erstehen

und schließlich „Martin’s Weindepot“ in der Holtenauer Straße 126. Hier kann man neben Whiskys auch feine Tröpfchen aller Art aus der Region erwerben. Karin, wir bedanken uns für Deinen Beitrag!

Infobox Kiel Kiel Marketing e.V. Andreas-Gayk-Str. 31b - Neues Rathaus 24103 Kiel Tel.:+49-431 - 6 79 10-0 [email protected] www.kiel-sailing-city.de www.kiel-magazin.de

45 ↑ Kreuzfahrer und historischer Raddampfer im Hafen © Kiel Marketing e.V.

Opernhaus bei Nacht © KS

Kunsthalle

Frühling 2017 | Städteziel: Kiel

Stilvoll residieren in Mayfair

Brown‘s Hotel London

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Ankunft im Brown‘s Hotel © Rocco Forte Hotels

Frühling 2017 | Hoteltipp London

Kunst & Kulinarik im Edelviertel Londons genießen Text : Judith Hoppe Das Londoner Nobelviertel Mayfair, in unmittelbarer Nachbarschaft zum trendigen West End und Hyde Park gelegen, ist idealer Ausgangspunkt für einen Städtetrip in die englische Metropole. Wunderschön erhaltene Häuserfassaden, Kunstgalerien, edle Geschäfte und schicke Weinbars laden zum Flanieren und Entdecken ein. Mitten im Herzen von Mayfair, in einer ruhigen Seitenstraße, liegt das älteste Hotel Londons: Das zur Rocco Forte

47 ↑ Der English Tea Room

Gruppe gehörende Brown‘s Hotel. Hier wurde viel Geschichte geschrieben. So tätigte Alexander Graham Bell aus dem Gebäude heraus sein erstes Telefonat in Großbritannien, Präsident Roosevelt verbrachte hier seine Flitterwochen und Agatha Christie und Rudyard Kipling fanden die Umgebung so inspirierend, dass einige ihrer Romane während ihrer Aufenthalte in dem Hotel entstanden. Die größte Suite des Hotels ist nach dem Autor des Dschungelbuches benannt und bietet den

Ein Zimmer der Kipling Suite

Standard-Zimmer © Rocco Forte Hotels

Frühling 2017 | Hoteltipp London

Gästen nicht nur viel Platz in einem äußerst stilvollen Ambiente mit Blick auf die Albemarle Street, sondern auch als Highlight einen handgeschriebenen Brief Kiplings, den dieser während eines Aufenthaltes im Brown‘s Hotel verfasst hat. Im Jahr 1880 eröffnete im Hotel ein Restaurant – auch das war seinerzeit eine Innovation. Bis dahin speisten die Gäste im Zimmer oder mieteten eine der dafür lizensierten Suiten. Kunst & Kultur in einem Raum Ein Restaurant gibt es selbstverständlich immer noch. Heute steht es unter der Leitung von Food Director Mark Hix und Executive Chef Lee Kebble, die hier britische Klassiker neu interpretieren und dabei auf regionale und saisonale Zutaten setzen. Ergänzt wird die Karte um einige etwas leichtere Fischgerichte. Dazu zählt beispielsweise der geräucherte Lachs „Hix Cure“, der aus Schottland bezogen, von Hix jedoch selber geräuchert wird und neben dem köstlichen Aroma noch damit punktet, dass er weniger fettreich als viele seiner Artgenossen ist, was Hix einiges an Recherche gekostet hat, einen entsprechenden Lieferanten zu finden. Neben dem kulinarischen Genuss erfreut das Restaurant mit einer exklusiven Kollektion von führenden britischen Künstlern, darunter Tracey Emin, Michael Landy und Bridget Riley – das Auge ist ja schließlich mit! 48 ↑↑ Hix cured geräuchterter Lachs © Judith Hoppe ↑ Hix Restaurant im Brown‘s Hotel © Rocco Forte Hotels

Wer während des Aufenthaltes noch mehr Appetit auf Kunst verspürt, dem sei die einmal im Monat samstags stattfindende „Mayfair Art Tours“ ans Herz gelegt, die das Brown‘s Hotel in Kooperation mit den umliegenden Galerien anbietet. Jeden Monat präsentiert ein Direktor einer Galerie während einer geführten Tour seine persönlichen Favoriten, von denen einige versteckt in den oberen Etagen der Gebäude liegen oder nur nach vorheriger Anmeldung besucht werden können.

Infobox Übernachten Brown's Hotel Albemarle Street London W1S 4BP Tel: +44 20 7493 6020 switchboard.browns@roccofortehotels .com www.roccofortehotels.com 115 Zimmer, davon 31 Suiten, Gym hat 24 h geöffnet, Spa mit drei Behandlungsräumen Restaurant Hix Mayfair Tel.: +44 20 7518 4004 [email protected] Mittagessen: Montag bis Samstag 12.00 - 15.00 Uhr, Sonntag 12.30 16.00 Uhr Pre-Show-Abendessen: Montag bis Samstag ab 17.30 Uhr Abendessen: Montag bis Samstag 17.30 - 23.00 Uhr, Sonntag 19.00 22.30 Uhr Frühling 2017 | Hoteltipp London

ail r T ie d o o Fresh F

Mesa

49 Ein altes Farmhaus auf dem Gelände der Schnepf Farms © Christoph Hoppe

Frühling 2017 | Für Leib + Seele: Mesa Fresh Foodie Trail

Vorwärts in die Vergangenheit Text: Christoph Hoppe | Bilder: Judith & Christoph Hoppe Einen „Fresh Foodie Trail“ einfach als eine Art „Urlaub auf dem BauernhofRundreise“ zu bezeichnen, wird dieser Form des Agrotourismus nicht gerecht. Ich glaube, es geht um mehr als zu erfahren und zu erleben, dass gutes Essen aus natürlich gewachsenen, frischen Ingredienzien besteht. Die wiederum müssen irgendwo aufgezogen, müssen gehegt, beschützt, gepflegt werden, damit sie eines Tages gut schmecken. Das gilt für Fleisch genauso wie für Gemüse und Obst. Wer darüber etwas erfahren möchte, macht sicherlich keinen Fehler, zu diesem Zweck einen Bauernhof zu aufzusuchen. In der Umgebung von Mesa ist das zudem besonders einfach – rund 300 Sonnentage im Jahr und jede Menge landwirtschaftliche Betriebe, manche hochmodern, andere mit einem Touch Nostalgie versehen, laden Fastfood-müde Menschen geradezu dazu ein, zu lernen und selbst zu erfahren, was es braucht, gesunde Lebensmittel herzustellen.

leuchtet – aus der Sicht derer, die lernen möchten. Ein anderer Aspekt, so erscheint mir das jedenfalls, ist der Wunsch jener, die so etwas unterstützen, mit betreiben, wieder traditioneller zu leben. Im natürlichen Rhythmen von Aussaat, Blüte, Ertrag und Ernte ein Gegengewicht zur elektronischen Gegenwart zu schaffen, die eben ihr eigenes Tempo hat. Und: So einige Tätigkeiten in Gärten und auf Feldern gehen nicht alleine, es braucht die Gemeinschaft, die so viele wieder für sich suchen und in kommunalen Anlagen finden. Für Besucher aus aller Welt sind die „Fresh Foodie Trails“ der ideale Einstieg in die kulinarische Welt der Region „Greater Phoenix“ – wir haben vier mögliche Stationen herausgegriffen, natürlich kann jeder seine ländliche Rundreise auch ganz anders gestalten. Meine beginnt mit einen Blick auf die Landwirtschaft der Zukunft. Nicht der von Mesa oder Phoenix, sondern vielleicht eines Tages der ganzen Welt. True Garden Urban Farm

Das Tourismusbüro Mesa gibt eine Broschüre heraus, mit deren Hilfe jeder seinen eigenen „Foodie Trail“ zusammen stellen kann. Das ist wohl der Teil der „Fresh Foodie Trails“, der sofort ein50

Troy Albright erwartet mich schon im Showroom seiner Firma. Und die hat so gar nichts von einem Betrieb, der die Landwirtschaft revolutionieren will. Es gibt weder große Maschinen, noch

Troy Albright und sein „Tower Garden...“ ➝ ...für den Hausgebrauch

ten, zuoberst ein Defuser, darunter ein paar ineinander steckbare Elemente mit Ausbuchtungen, die an Nasen von großen Teekannen erinnern, diese heißen „Growing Port“. In die steckt man Setzlinge, in jedes Loch einen. Dadurch, dass man die Wurzeln der Pflanze lediglich mit Hilfe einer Zeitschaltuhr in Intervallen beregnet, holen sie sich genau die Menge an Nähstoffen, die sie für ein optimales Wachstum brauchen: Wenn man so will

schwitzende Feldarbeiter – eigentlich fehlt sogar Erde, in die man irgendetwas pflanzen könnte... Was er aber hat, ist ein fast mannshohes, in regelmäßigen Abständen durchlöchertes PVCRohr, das in einem Trog steht. „Tower Garden“ nennt er es. Der Topf dient als Reservoir für die Nährlösung, auch die Pumpe, die die Flüssigkeit über Schläuche bis an die Spitze des Gebildes befördert, befindet sich im Bottich. Das Rohr besteht aus einzelnen SegmenFrühling 2017 | Für Leib + Seele: Mesa Fresh Foodie Trail

Schnittlauch, Salate und so manches mehr. Die Aromen sind ausgeprägt und intensiv, manche Gemüsesorten erinnerten mich an meine Kindheit, als Grünkohl noch Eigengeschmack hatte und Salat überhaupt einen... Ein wahrlich bemerkenswertes Erlebnis, ich bin gespannt, wie sehr und wo sich der „Tower Garden“ durchsetzt. Queen Creek Olive Mill An der Meridian Road in Queen Creek liegt dieses zauberhafte Anwesen, auf dem es nicht nur um Oliven geht. Perry Rea ist der Besitzer und kommt eigentlich aus der Automobilindustrie, war mit seinem Ingenieurbetrieb Zulieferer führender Unternehmen in der Welt. Entsprechend viel reiste er durch die Welt, oft auch nach Europa. „Davon

ein vertikaler Turbo-Garten, in dem so ziemlich alles wächst, was unser Planet zum Überleben braucht. Und das mit 90 Prozent weniger Wasserverbrauch und 95 Prozent weniger Platzbedarf als jede andere Form des Pflanzenanbaus. Einsetzbar für Privathaushalte (wenn frisches Gemüse einem 850 US$ für die Anschaffung Wert ist), um den eigenen Bedarf zu decken. In einem „Standard-Turm“ lassen sich 44 Kopfsalate großziehen, die in 21 Tagen erntereif sind. Oder man mischt fröhlich gängige Gemüse- und Kräuter51 ↑ +

sorten, auch Blumen kann man „pflanzen“. Der „Tower Garden“ kann je nach klimatischen Verhältnissen drinnen, wie draußen stehen. Troy Albright, der ganz offensichtlich liebt was er tut, denkt natürlich größer, verkauft bereits schlüsselfertige Gemüsefarmen in alle Welt. Schon bald will er auch nach Europa expandieren. Klingt alles ganz gut – schmeckt, aus meiner Sicht ist das entscheidend, schlicht phantastisch. Der Ingenieur lässt mich alles probieren, das in seinem Mustergewächshaus gedeiht. Basilikum,

... oder der kommerziellen Verwendung. ➝ Perry Rea...

...und seine Öle

hatte ich irgendwann einmal genug,“ erklärt er, „ich wollte einfach mehr Zeit mit meiner Frau und den vier Kindern verbringen“. Darum verkaufte er die Firma an einen britischen Investor. Als die Familie in den 1990-er Jahren Arizona besuchte, fielen ihm verwaiste Olivenbäume in Scottsdale auf. Um es kurz zu machen: Mit Sack und Pack verließ er Detroit und wurde Olivenbauer in Arizona. Dann lächelt er: „Jetzt musste ich erst einmal tun, was ich eigentlich nicht mehr wollte: reisen!“ Denn wie man Olivenbäume anpflanzt und daraus Spitzenöle herstellt, lernt man wohl am ehesten von den Besten: In Italien! Dort studierte er Olivenanbau, kaufte nach und nach Land in Queen Frühling 2017 | Für Leib + Seele: Mesa Fresh Foodie Trail

Creek und baute seine Mühle. Nach drei Jahren trugen die Bäume erste Früchte, 7.000 sind es heute. Daraus entstehen drei ganz unterschiedliche Öle, allesamt der Güteklasse „extra-nativ“. Perry bietet stündlich die Führungen an. Im „The Pit“, einem von der Toskana inspiriertem Restaurant, kann man lecker essen und lokale Biere kosten. Man kann auf dem Anwesen Feste feiern und Veranstaltungen besuchen – wie auf einem öffentlichen Marktplatz. Die Queen Creek Olive Mill gehört aber einer Privatperson: Perry Rea stellt das

alles zur Verfügung. Ein Besuch der einzigen in Familienbesitz befindlichen Olivenmühle Arizonas lohnt sich auf jeden Fall. Schnepf Farms Ganz in der Nähe der Olivenmühle liegt die Schnepf Farm. Und das schon seit 75 Jahren in vierter Generation. „Ich hätte das alles längst verkaufen können, hätte ein sehr gutes Auskommen,“ erzählt Mark Schnepf, „aber zum einen macht uns das alles nach wie vor einen größeren Spaß, zum anderen will ich es erhalten, nicht nur für die Familie, son-

52 ↑Auch auf einer Ökofarm darf es Hightech geben

dern für alle, die amerikanisches Landleben authentisch erfahren möchten.“ Zuerst war es Baumwolle, heute sind es hauptsächlich Pfirsiche, mit denen auf der Farm gewirtschaftet wird. Mit den Jahren öffneten die Schnepfs ihr Gut nach und nach den Menschen, treibende Kraft dahinter ist Marks Ehefrau Carrie. Sie entwickelt immer neue Ideen, wie man das ertragreiche Land noch nutzen könnte. Durch sie wurde der größte biologische Pfirsichproduzent Arizonas zu einer „Event-Farm“, man darf bei der Ernte helfen, historischen Inszenierungen beiwohnen, im Winter Eislaufen oder im Sommer einfach sein

Carrie und Mark Schnepf ➝ Ein Stück US-Agrarkultur

Frühling 2017 | Für Leib + Seele: Mesa Fresh Foodie Trail

eigenes Gemüse pflücken. Oder am Leben auf dem Bauernhof teilnehmen. Für viele fast so etwas wie ein Kulturschock. Die Schnepfs staunen immer wieder, wie viele Kinder sie besuchen und zuvor noch nie ein Kuh gesehen haben. „Was eine steigende Anzahl von Menschen hier erfahren, ist nämlich,“ so Carrie, „dass es harte Arbeit ist, in der fruchtbaren Erde unserer Gegend – auf den Knien – gesundes Gemüse anzubauen. Und dass das soviel besser schmeckt, als das Zeug aus dem Supermarkt!“ Die Saison auf der Schnepf Farm dauert zehn Monate , im Sommer bleibt sie

geschlossen. 250.000 Menschen besuchen das Anwesen im Jahr, offensichtlich haben die Schnepfs einen Nerv getroffen: die Sehnsucht nach dem echten Leben, das gar nicht so einfach ist... Agritopia Eine Farm im urbanen Umfeld. Das ist die Idee dieser Anlage, die als führende Einrichtung dieser Art im Lande gilt. „Agri-hood“ nennen die Amerikaner es, eine Kombination aus „agriculture“, also Landwirtschaft und „neighborhood“ (Nachbarschaft). Mit anderen Worten: Schrebergärten. Mit dem Unterschied, dass auf dem ehemaligen Gehöft ein

53 ↑ Carrie und Mark Schnepf erzählen von sich, während wir „ernten“

Laden existiert, wo man jeden Tag frische Erzeugnisse aus den Gärten kaufen kann, zudem haben sich hier Handwerker angesiedelt, eine kleine Weinkellerei, Floristen und Restaurants, allen anderen voran Joe‘s Farm Grill, das im Stile der 1960-er Jahre traditionelle, amerikanische Gerichte serviert – und sich aus dem Anbau vor der eigenen Tür bedient. Alles so wie es sein sollte: Regionale, saisonale Küche. Joe Johnson ist Teil dieser Community, das schon in zweiter Generation. Mit ihm unternehmen wir einen Rundgang. „Jede Parzelle sieht anders aus, jeder baut an, was er will, braucht, was

Chris Curtiss und Joe Johnson

ihr oder ihm schmeckt“ erzählt er, „bei weitem nicht nur gestresste Stadtmenschen, die nach gesunden Alternativen suchen. Im Grunde ist auf der Farm ein guter Querschnitt unserer Gesellschaft zu finden. Selbst Küchenprofis haben einen Garten!“ Und legt seinen Arm, quasi als Beweis, freundschaftlich um Chris Curtiss, an dessen Garten wir gerade vorbei laufen. Und der ist Chefkoch im Bourbon Steak in Scottsdale. Und eine Berühmtheit, denn er gilt als einer der Begründer der „farm-to-table“ Bewegung: Von den Bauernhöfen der Region werden ohne Zwischenhändler direkt Naturprodukte an Restaurants geliefert. Damit leidet die Qualität

Frühling 2017 | Für Leib + Seele: Mesa Fresh Foodie Trail

nicht, es wird Zeit und Energie eingespart. „Genau so koche ich auch,“ erzählt der Spitzenkoch, „täglich frisch, auf der Speisekarte steht, was unsere Region erwirtschaftet.“ Und er ergänzt: „Das hier ist aber mein Garten! Hier baue ich selber für meine Familie an, nicht für das Restaurant.“ Schnell, gewinnorientiert, laut und rücksichtslos. Dieses Bild kolportieren die Vereinigten Staaten so gerne von sich selbst in die Welt. Von all dem ist entlang des „Mesa Fresh Foodie Trails“ nichts zu spüren, vielmehr erlebt man als Gast ein Amerika, das sich offen und freundlich, leise und demütig, dankbar und hingebungsvoll zeigt. Für mich, neben der wirklich tollen Erzeugnisse, die man überall probieren darf und soll, die schönste Erkenntnis...

Infobox Mesa Foodie Trail Tourist Office: www.visitmesa.com Mesa Fresh Foodie Trail: www.visitmesa.com/lifestyles/fresh-foodie True Garden 5949 E. University Drive Mesa, AZ 85205 Tel.: +1-480-305-8985 [email protected] www.truegarden.com Queen Creek Olive Mill 25062 S Meridian Rd Queen Creek, AZ 85142 Tel.: +1-480-888-9290 [email protected] www.queencreekolivemill.com Schnepf Farms The Big Red Barn Entrance 22601 E. Cloud Road Queen Creek, AZ 85142 Tel.: +1-480-987-3100 [email protected] [email protected] www.schnepffarms.com Agritopia 3000 E Ray Rd Gilbert, AZ 85296 Tel.: +1-480-988-1238 [email protected] (für geführte Touren) www.thefarmatagritopia.com

54 So unterschiedlich sehen amerikanische „Schrebergärten aus“

Frühling 2017 | Für Leib + Seele: Mesa Fresh Foodie Trail

Am Wegesrand entdeckt:

Die Kirchenburg in Ostheim vor der Rhön

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Die Kirchburg von oben © Tourist Info Ostheim/Rhön

Frühjahr 2017 | Am Wegesrand: Kirchenburg Ostheim

In Ostheim vor der Rhön trotzt seit Jahr und Tag eine evangelische Kirche dem katholischen Übergewicht Text & Bilder : Herbert Brenke Fliehburgen kannte ich ja aus meiner Heimat an der Ruhr: Nur mit geschultem Auge erkennbare karolingische Ringwallanlagen, die der Bevölkerung Zuflucht im unruhigen Grenzgebiet zwischen Sachsen und Franken boten, Erdwälle ohne spektakuläre Optik. Umso beeindruckter war ich, als ich, zufällig am Wegesrand aufgestöbert, auf eine der best erhaltenden und größten Kirchburgen Deutschlands traf. Eine Kirchenburg hatte ursprünglich ebenfalls die Funktion einer Fliehburg, wenn sie dann aber um eine Kirche herum mit Verteidigungsanlagen, Mauern und Türmen wehrhaft ausgebaut ist, spricht man von einer Kirchenburg.

Sollte es Sie einmal auch nur in die Nähe von Ostheim vor der Rhön in Unterfranken führen, lassen Sie einen Besuch dieses Kulturdenkmals nicht aus. Ostheim, 804 erstmals urkundlich erwähnt, hat eine muntere Geschichte mit immer wieder wechselnden, mal weltlichen, mal geistlichen Eigentümern erlebt. Erst Mitte des 16. Jahrhunderts kehrte Kontinuität ein. Ostheim stand dann fast vier Jahrhunderte hindurch unter der Landeshoheit der Thüringer Wettiner, zuletzt bis 1918 unter der Landeshoheit der Großherzöge von SachsenWeimar und Eisenach.

Heute präsentiert sich Ostheim vor der Rhön mit seiner historischen Altstadt, ihren Adelshöfen, Mühlen und Fachwerkhäusern als liebenswerter gastfreundlicher Luftkurort und mit der prächtigen Kirchenburg hat es seine besondere einzigartige Attraktion. Das Leben der Bauern und Bürger kann im 15. Jahrhundert nicht besonders friedvoll gewesen sein, denn in diese Zeit fällt der Beginn des Baus der Befestigungen um die alte Stadtkirche. Auf 56 ↑ Südansicht Ende des 19. Jahrhunderts – Gemälde von Carl Maria Nicolaus Hummel

Das Rathaus

einer Grundfläche von 75 mal 75 Metern entstanden doppelte Ringmauern mit dazwischen liegendem Zwinger, fünf Wehrtürme und sechs Bastionen. Damit war sie wehrhafter ausgestattet als manche Höhenburg und stellt ein Kleinod spätmittelalterlicher Wehrbautechnik dar. Innerhalb der Befestigungsanlage befinden sich 66 Gewölbekeller mit 72 Gaden (Speicherhäuser), die als Schutzbehausung bei kriegerischen Auseinandersetzungen dienten und in

Frühjahr 2017 | Am Wegesrand: Kirchenburg Ostheim

denen die Ortsbewohner in Krisenzeiten ihr Hab und Gut, und nicht zuletzt die Erntevorräte sicher aufbewahrten. Das Herz der eindrucksvollen Kirchenburg ist die Michaeliskirche. Das 16. Jahrhundert hatte Ostheim die Reformation gebracht. Das Gemeinwesen erlebte eine kulturelle und wirtschaftliche Blüte. 1596 wurde Ostheim zur Stadt erhoben. Die Zahl der Einwohner hatte sich verdoppelt. Die alte Kirche von 1410 war nun zu klein. Auf ihren Fundamenten entstand zwischen 1615 und 1619 im Renaissancestil die jetzige Stadtkirche , sie ist eine der ersten nach der Reformation erbauten Lutherischen Predigtkirchen in Mitteldeutschland.

sanceportale, die hölzerne Tonnendecke mit einem 50 qm großen Gemälde, die Kanzel, die Orgel aus dem 18. Jahrhundert, die Grabmäler des ortsansässigen Adels und der Taufstein aus dem Jahre 1619, ebenfalls im Stil der Renaissance.

Wissenswertes & Links Anreise mit dem Pkw über die Autobahn A71 (Schweinfurt - Suhl), Abfahrt Mellrichstadt, dann auf der B285 nur wenige Kilometer bis Ostheim Tourist-Information Ostheim/Rhön Kirchstr. 14 97645 Ostheim/Rhön www.ostheim.de Kirchenburg Ostheim www.lebendige-kirchenburg.de Viele Infos zur Hauptattraktion Ostheims.

gen: Im Sommer mittwochs, 11.00 Uhr, 3,- € pro Person. Führungen für Gruppen oder privat kann man auch telefonisch unter +49-9777-1850 buchen. Restaurant Zur Krone Marktstraße 24 97645 Ostheim/Rhön [email protected] www.krone-ostheim.de Das Restaurant ist wegen seiner Küche einen Besuch wert. Wirt Kai Petersen hat weit mehr als nur Rhön-Luft geschnuppert und das kommt dem Gast sehr zugute.

Kirchenburg und St. Michael sind tagsüber frei zugänglich, Kirchenführun-

Die Kirche allein bietet eine Vielzahl von Sehenswürdigkeiten: die RenaisMein Rat für die Zeit nach vollbrachter Tat: Steigen Sie nicht gleich ins Auto und fahren weiter. Bummeln Sie von der Kirchenburg hinunter in die wunderschöne Altstadt, genießen Sie die Gelassenheit einer Kleinstadt, bestaunen Sie das Rathaus aus dem Jahre 1587, ein charmantes Fachwerkgebäude mit Glockenspiel und markanter Freitreppe, vielleicht kaufen Sie ein Exemplar der Ostheimer Zeitung, sie erscheint an drei Tagen in der Woche und ist mit einer Auflage von unter 1.000 Stück die kleinste Tageszeitung Deutschlands und kehren zum „Lesen und Mehr“ beim Kronenwirt ein. Ich bin sicher, es wird Ihnen in diesem Gasthaus genauso gut gefallen wir mir. 57 ↑ Sankt Michaelis – von außen...

Infobox

...und von innen

Link Seite Denkmalschutz Link Seite Denkmalschutz Link Seite Denkmalsc Link Seite Denkmalschutz Link Seite Denkmalschutz Link Seite Denkmalsc Link Seite Denkmalschutz Link Seite Denkmalschutz Link Seite Denkmalsc Link Seite Denkmalschutz Link Seite Denkmalschutz Link Seite Denkmalsc Link Seite Denkmalschutz Link Seite Denkmalschutz Link Seite Denkmalsc Link Seite Denkmalschutz Link Seite Denkmalschutz Link Seite Denkmalsc Link Seite Denkmalschutz Link Seite Denkmalschutz Link Seite Denkmalsc Link Seite Denkmalschutz Link Seite Denkmalschutz Link Seite Denkmalsc Link Seite Denkmalschutz Link Seite Denkmalschutz Link Seite Denkmalsc Link Seite Denkmalschutz Link Seite Denkmalschutz Link Seite Denkmalsc Link Seite Denkmalschutz Link Seite Denkmalschutz Link Seite Denkmalsc Link Seite Denkmalschutz Link Seite Denkmalschutz Link Seite Denkmalsc Link Seite Denkmalschutz Link Seite Denkmalschutz Link Seite Denkmalsc Link Seite Denkmalschutz Link Seite Denkmalschutz Link Seite Denkmalsc Link Seite Denkmalschutz Link Seite Denkmalschutz Link Seite Denkmalsc Link Seite Denkmalschutz Link Seite Denkmalschutz Link Seite Denkmalsc Link Seite Denkmalschutz Link Seite Denkmalschutz Link Seite Denkmalsc Link Seite Denkmalschutz Link Seite Denkmalschutz Link Seite Denkmalsc Frühjahr 2017 | Am Wegesrand: Kirchenburg Ostheim

Flora & Fauna Text & Bild : Judith Hoppe Die Mimose (Mimose Pudica) wird auch „Schamhafte Sinnpflanze“ gennant. Die tropische Pflanze gehört zur Familie der Hülsenfrüchtler und ist ein Halbstrauch. Auf Erschütterungen oder rasche Temperaturwechsel reagiert die Mimose mit einem Einklappen der Blätter. Im englischen Sprachraum brachte ihr dies den Beinamen „Touch me not“ (Rühr mich nicht an) ein und der Begriff Mimose wird metaphorisch für sehr empfindliche oder übersensible Mitmenschen verwendet. Ursprünglich stammt die Pflanze aus Südamerika, ist heute aber in zahlreichen tropischen und subtropischen Gärten auf der ganzen Welt zu Hause – wie hier im Luxus-Ayurvedaresort Ananda Spa in Rishikesh, Indien. www.anandaspa.com Kamera: Nikon D90, Verschlusszeit: 1/800 • Blende: 5,6 • ISO 200

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Frühling 2017 | Flora & Fauna: Mimose, Indien

Unsere Auswanderer Miriam & Frank Stelges ziehen nach Alaska

59 In Alaska herrscht tiefster Winter © Aurora Bear

Frühling 2017 | Unsere Auswanderer: Miriam & Frank Stelges

Jetzt haben wir bei den Reise-Inspirationen unsere eigenen Auswanderer: Wir begleiten Miriam und Frank Stelges bei ihrem Abenteuer, eine Lodge für Fotografen und Naturliebhaber zu bauen Text : Judith Hoppe + Frank Stelges | Bilder: Aurora Bear Für die Neueinsteiger: Wir begleiten das Essener Ehepaar Miriam und Frank Stelges bei ihrem Auswandererabenteuer nach Alaska. In der letzten Ausgabe berichteten wir von Wetterkapriolen – Alaska hatte im Sommer 2016 den drittnassesten Juni und zweitnassesten Juli seitdem sie das Wetter dort aufgezeichnet wird – und den dadurch bedingten Verzögerungen beim Bau der Gästeunterkünfte. Mittlerweile ist es tiefster Winter im nordwestlichsten Bundesstaat der USA:

Es ist fast immer dunkel und es herrschen eisigste Tiefsttemperaturen – alles ist in Kälte, Frost und Eis erstarrt, jegliches Leben hält inne – einfach nur düstere, kalte Deprimiertheit. So ist jedenfalls unser Bild von der Arktis. Unsere Auswanderer scheinen da jedoch einen anderen Blick auf die Dinge um sie herum zu haben, wie sie mir auf Skype berichten: „Heute war es gar nicht mal so kalt, gerade mal -25°C und ich war heute mit dem Hundeschlitten unterwegs“, sprudelt es aus Miriam he-

raus! „Es war mein Geburtstag und Frank hatte für mich mit Hilfe unserer Nachbarn eine Tour arrangiert – ich durfte sogar selbst den Schlitten lenken! Es ist einfach traumhaft, so still und ruhig durch die schneeverzauberte Landschaft zu gleiten, die tiefe Sonne über dem Horizont schenkt einem eine stundenlange SonnenuntergangStimmung, Du hörst nur das Knirschen des Schnees, das Trappeln und Hecheln der Hunde – das ist wie eine bewegte Meditation. Du kommst soooo zur Ruhe hier draußen!“ zeigt sie sich begeistert von ihrer neuen Heimat. „Ruhe ist ansonsten eher spärlich zu finden im mittlerweile ein bisschen besser isolierten Hause Stelges. Es war ein Schnäppchen, kam dafür aber mit so Mankos wie einem überhaupt nicht isoliertem Fussboden. Bei der ersten Kältewelle hatten wir trotz großem Kamin und Ölofen gerade mal 20° im Haus“, erzählt Frank. Und damit meint er Fahrenheit, was für uns Europäer übersetzt ziemlich frische -6°C sind! „Miriam ist mittlerweile jeden Quadratmeter unter dem Haus abgekrabbelt und hat eine dicke Lage Glasfaser von unten an den Boden festgetackert, das hilft und lässt die Temperaturen im

60 ↑Zum Geburtstag: Eine Schlittenfahrt!

Nuk‘ah! und Miriam kuscheln sich im kalten Haus aneinander.

Inneren mittlerweile auf 16° ansteigen – Celsius.“ fährt Frank fort. Der Herr des Hauses ist derweil mit dem 4-Wheeler und dem Schneemobil unterwegs – meist nicht zum Spaß, sondern um der Schneemengen Herr zu werden und erläutert: „Nach dem recht spärlichen Schneefall zu Beginn des Winters kamen der Schnee in den letzten Wochen rund um Weihnachten und Neujahr. Eigentlich räumt die Betreibergesellschaft der Pipeline unsere Straße, aber auch die kamen bei den Schneemassen nicht nach und so hab ich sie selbst mit dem 4-Wheeler freigehalten – schließlich wollen wir ja, dass unsere Gäste ohne Probleme zu uns kommen können.“

Frühling 2017 | Unsere Auswanderer: Miriam & Frank Stelges

Der kalte Einsatz von Frank scheint sich zu lohnen, denn die Aurora-ViewingYurt unserer Auswanderer kommt großartig bei den Besuchern an: „Alles funktioniert so, wie wir es gedacht und geplant haben – das ist schon sehr schön zu sehen, wenn das alles so klappt,“ bemerkt Frank sichtlich zufrieden. „Das Schönste ist aber die Begeisterung unserer Gäste zu erleben und zu teilen: Für manche ist es ein lebenslanger Wunsch EINMAL die Aurora zu sehen. Wenn dann die Nordlichter tanzen und die Gäste einem dankbar um den Hals fallen, großartige Reviews auf Tripadvisor und Facebook abgeben und die Aurora-Yurt ihren Freunden und Bekannten empfehlen, ist das eine wundervolle Belohnung für all die Mühe und Arbeit.“

Alltag komplett. Nichts ist automatisch da: Soll es warm im Haus sein, muss man Holz hacken oder zumindest ins Haus schleppen, am Kamin stapeln und darauf achten, dass der Ofen gut und gleichmäßig brennt und möglichst nie ausgeht. Genauso muss der Ölofen in Schuss gehalten werden und von Zeit zu Zeit Heizöl nachgekauft werden. Das wird dann aber auch nicht bequem bestellt und angeliefert, sondern stattdessen werden große Fässer auf den Pickup geladen, man fährt in die Stadt und kauft das Heizöl am Umschlagplatz, der auch die Tankstellen versorgt. Dann fährt man wieder hinaus in die Wildnis und pumpt das Öl selbst in die entsprechenden Tanks. Wasser aus dem Hahn? Nur, wenn der Wassertank auch vorher befüllt wurde und man darauf geachtet hat, dass keine Leitung ein-

„Der Alltag bedeutet viel Arbeit, und zu sagen ,off the grid‘ ist das Leben einfacher stimmt so nicht“, sagt Frank. „Es ist anders – kompliziert und doch simpel, schwieriger und doch einfacher – rudimentärer, mehr auf die essentiellen Bedürfnisse ausgerichtet: Wärme, Licht, Essen – wie wahrscheinlich schon zur Steinzeit. Natürlich lesen und posten wir auf Facebook, Instagram und chatten mit unseren Freunden in Deutschland. Aber dass das Alltägliche so viel Raum und Zeit in Anspruch nimmt,

führt zu einer Konzentration auf das Wesentliche, die lebensnotwendigen Grundbedürfnisse – und das eliminiert viel von dem Schnickschnack und den Ablenkungen der ,zivilisierten‘ Welt.“ „Diese Arbeit führt zu einer ganz anderen Befriedigung – eben weil sie essentielle Bedürfnisse befriedigt. Holz hacken oder Schnee räumen ist nichts Kompliziertes – aber man muss ganz bei der Sache sein. Man macht nur eine Sache auf einmal. Nicht wie in Deutschland wo ich immer fünf Sachen auf einmal gemacht habe. Hier bin ich wesentlich konzentrierter bei mir selbst, bei den Dingen die ich gerade tue, und das ist unglaublich beruhigend für den Geist und die Seele. Und dann sind zwölf Stunden Arbeit zwar körperlich anstrengend, aber in keiner Weise so aufreibend wie mein früherer Job als Personalleiterin“, ergänzt Miriam. Bei all der Arbeit bleibt wenig Freizeit aber die wird genutzt, um draußen zu sein: Ob nun mit dem Hundeschlitten oder dem Schneemobil, auch wenn es für deutsche Verhältnisse lausig kalt ist, die beiden Deutschen haben sich mittlerweile an die tiefen Temperaturen gewöhnt und genießen jede Minute draußen. „Neulich war es mal unter -40°C – da sind wir nicht rausgegangen. Ansonsten frier selbst ich nicht mehr so“, sagt Miriam. „Und das soll was heißen“, grinst Frank. „An den ersten kühlen Herbsttagen hatte Miri schon so viele Schichten an, dass sie

Viel Arbeit ist es wirklich, was die beiden so von ihrem Alltag erzählen: „Off the Grid“ – abgeschnitten vom Versorgungsnetz – zu leben, verändert den 61 ↑ Zauberhafte Winterstimmung

friert. Licht? Nur wenn man regelmäßig den Generator betankt, anschließt und die Batteriebank des Hauses lädt. Müll rausbringen? So wenig wie möglich produzieren, denn der Müll wird nicht abgeholt, sondern man bringt ihn selbst zur Sammelstelle.

Miriam beim Schneeräumen

Frühling 2017 | Unsere Auswanderer: Miriam & Frank Stelges

Bei so vielSchnee wird jeder Schritt zu einer echten Herausforderung

Ein Allrad betriebenes Fahrzeug ist im Winter in Alaska ein Muss 62

Souvenirartikel von der Aurora Bear Lodge gibt es auch schon!

Bei den Stelges lernen die Kursteilnehmer, die Aurora optimal zu fotografieren Frühling 2017 | Unsere Auswanderer: Miriam & Frank Stelges

sich kaum bewegen konnte. Mittlerweile hat sie bei -30°C weniger an als damals“, lobt Frank. „Aber ab -30°C muss man schon aufpassen – da können Fehler schon zu leichten Erfrierungen oder zu Unterkühlung führen.“

Er weiß wovon er redet: Letzte Woche musste er mit einem Freund zusammen einem anderen Freund zu Hilfe kommen. Der lebt noch weiter draußen am Chatanika River, ohne Straßenanbindung, im Sommer nur per Boot und im Winter nur per Schneemobil erreichbar. Seine war aber leider kaputtgegangen, das notwendige Teil zur Reparatur fehlte und irgendwann ging das Benzin aus, das Feuerholz wurde knapp und auch die Lebensmittelvorräte gingen zur Neige. Mit Schneeschuhen zur Straße zu wandern war unmöglich bei all dem Schnee und so schickte er mit der letzten Batterieladung eine E-Mail an Franks Freund und bat um Hilfe. Die beiden beluden ihre Schneemobile und Schlitten mit dem

Notwendigsten und dem fehlenden Ersatzteil und machten sich auf den Weg. Bei -35°C und Schneetreiben mussten sie sich den Trail zum Fluss neu bahnen, blieben immer wieder stecken und mussten sich mühsam wieder freischaufeln. Am Fluss angekommen stellten sie fest, dass der starke Wind der letzten Tage viel Schnee in das Tal geblasen und riesige Schneewehen geschaffen hatte. Die beiden mussten immer wieder die Schlitten abkoppeln, ein paar hundert Meter den Trail bahnen, wenden, wieder zurückfahren und die Schlitten nachholen. Irgendwann gerieten sie in Overflow Wasser, das auf die Eisoberfläche des zugerfrorenen Flusses gelangt und durch die Isolationsschicht des Schnees nicht friert – und blieben prompt stecken. Zweieinhalb Stunden benötigten sie, um die Maschinen aufs Ufer zu bekommen, die ganze Zeit in 20-30 Zentimeter tiefem, eiskaltem Wasser-Schnee-Gematsch, was irgendwann doch in die Stiefel schwappt. Beim Zerren der Schlitten an das Ufer gab das Eis nach und Frank brach mit einem Bein bis zur Hüfte in den Fluss ein! Da gibt es dann nur eine Lösung: Komplett runter mit den vollgesogenen Sachen, die sofort beginnen, zu Eis zu erstarren und neue, trockene Kleidung anziehen. Dank ähnlicher Erfahrung hatte Frank alles in doppelter Ausführung mit – von der Unterhose, über Socken bis zur Daunenhose – alles wurde gewechselt, die Bunny Boots wurden ausgekippt und

63 ↑ Mittlerweile hat sich Miriam an die Kälte gewöhnt

die Innensohle getauscht und schon konnte es weitergehen. „Angenehm ist das nicht gerade und auch wenn Du weißt, dass es Deine einzige Chance ist, kostet es Überwindung sich bei den Temperaturen komplett auszuziehen. Außerdem musste ich meine Überhose wieder anziehen, durch die Körperwärme taute das Eis darin und durchnässte auf die Dauer die neue Daunenhose so dass mein Bein irgendwann eiskalt war – wahrscheinlich auch ein bisschen unterkühlt, denn ich hatte zwei Tage danach noch immer wieder Krämpfe darin," schildert Frank das eiskalte Abenteuer. Letztendlich konnten sie aber für den Freund am vereinbarten Punkt die Vorräte deponieren und machten sich in der Dunkelheit wieder auf den langen Rückweg. Nach insgesamt 16 Stunden waren die beiden wieder in der Stadt und konnten sich endlich aufwärmen. Am nächsten Tag bekamen sie eine Nachricht von ihrem Freund, dass er alles gefunden hätte und jetzt alles wieder gut sei – Nachbarschaftshilfe auf alaskanisch! Ganz so abenteuerlich geht es aber nicht jeden Tag zu. Mitte Januar hatten Miriam und Frank auch ein paar ruhige Tage. „Das übliche Saisontief zwischen Weihnachten/Neujahr und dem Chinesischen Neujahr haben wir genutzt, um uns etwas zu erholen, aber auch um im Haus weiterzuarbeiten: Seit August stehen immer noch die Umzugskartons

In der Yurt können sich die Fotografen aufwärmen

herum und nur ein kleiner Teil ist mittlerweile ausgepackt“, erzählt Miriam. Ende Januar ging es dann so richtig los für die beiden. Ab dann kommen jeden Abend Gruppen zur Aurora Bear Yurt, um die Nordlichter zu bewundern oder um in einem Fotokurs bei den beiden zu lernen, wie man am besten diese fantastischen Bilder von der Aurora macht. „Die Saison geht bis Anfang April, dann sind die Nächte nicht mehr dunkel genug, um die Polarlichter zu sehen. „Aber dann ist es wieder so lange hell, dass man wieder 14 Stunden lang Bäume fällen und Domes bauen kann“, lacht Frank In Alaska gibt es offensichtlich nur zwei Jahreszeiten: Winter und Bauzeit!

Infobox Aurora Bear Lodge Die Lodge bietet Fotoreisen zu den Themen Polarlichter und der Tierwelt Alaskas an. 5465 Nepal Drive Fairbanks, 99712, Alaska, USA [email protected] http://aurora-bear.com

Frühling 2017 | Unsere Auswanderer: Miriam & Frank Stelges

Nachhaltiges Reisen: Weinverschlüsse aus Naturkorken minimieren den ökologischen Fußabdruck

64 Von diesen Bäumen wird der Naturkork gewonnen © epr/Amorim Cork

Frühling 2017 | Nachhaltiges Reisen: Weinverschlüsse aus Naturkorken

Wer sich für Naturkorken als Flaschenverschluss entscheidet, betreibt aktiven Umweltschutz mit hohem Genusspotenzial Text & Bilder: Amorim Cork Deutschland

Als Weltmarktführer in diesem Bereich übernimmt die Firma Amorim Cork auch beim Thema Nachhaltigkeit eine

Vorreiterstellung. Im Jahr 2011 brachte man daher den ersten Naturkorken mit FSC-Zertifizierung auf den Markt. Und auch sonst ist man dort bemüht, seinen ökologischen Fußabdruck möglichst klein zu halten. Naturkork ist dafür der ideale Rohstoff. Das rein natürliche, nachwachsende Produkt ist zu 100 Prozent recycelbar und bindet große Mengen klimaschädliches CO2. Wer auf Naturkork setzt, trägt zudem zum Erhalt der hauptsächlich in Portugal zu findenden Korkeichenwälder bei. Sie sind Heimat unzäh-

liger Pflanzen- und Tierarten, helfen bei der Regulierung des Wasserhaushaltes sowie dem Schutz des Bodens. Auch bei der sogenannten Lebenszyklusanalyse hat Naturkorken im Vergleich zu Alternativverschlüssen die Nase vorn. Also: Beim nächsten Weinkauf bewusst für eine klassisch verkorkte Flasche entscheiden und den edlen Tropfen verantwortungsbewusst genießen!

Infobox Weitere Infos Amorim Cork Deutschland GmbH & Co. KG Am Ockenheimer Graben 38 DE-55411 Bingen Ansprechpartnerin: Frau Tanja Lauterbach Tel.: +49-6721-9175-20 Fax: +49-6721-9175-50 [email protected] www.amorim-cork.de 65 Korkeichenwälder prägen das Gesicht Portugals. © epr/Amorim Cork

– Anzeige –

Um unseren Planeten möglichst intakt an die nächste Generation weitergeben zu können, unternehmen wir viele Anstrengungen. Auf globaler Ebene helfen Klimaschutzabkommen dabei, dieses Ziel zu erreichen, aber auch jeder Einzelne kann seinen Beitrag zum Schutz der Umwelt leisten – jetzt sogar auf besonders genussvolle Weise durch die Entscheidung für Naturkorken als Flaschenverschluss.

Link Webseite Sams Tours Link Webseite Sams Tours Link Webseite Sams Tours Link Webseite Sams Tours Link Webseite Sams Tours Link Webseite Sams Tours Link Webseite Sams Tours Link Webseite Sams Tours Link Webseite Sams Tours Link Webseite Sams Tours Link Webseite Sams Tours Link Webseite Sams Tours Link Webseite Sams Tours Link Webseite Sams Tours Link Webseite Sams Tours Link Webseite Sams Tours Link Webseite Sams Tours Link Webseite Sams Tours Link Webseite Sams Tours Link Webseite Sams Tours Link Webseite Sams Tours Link Webseite Sams Tours Link Webseite Sams Tours Link Webseite Sams Tours Link Webseite Sams Tours Link Webseite Sams Tours Link Webseite Sams Tours Link Webseite Sams Tours Link Webseite Sams Tours Link Webseite Sams Tours Link Webseite Sams Tours Link Webseite Sams Tours Link Webseite Sams Tours Link Webseite Sams Tours Link Webseite Sams Tours Link Webseite Sams Tours Link Webseite Sams Tours Link Webseite Sams Tours Link Webseite Sams Tours Link Webseite Sams Tours Link Webseite Sams Tours

Impressum

Gastautoren in dieser Ausgabe Sibylle Gerlinger, Frank Stelges

Redaktion Reise-Inspirationen Schmid-Wildy-Weg 46 81739 München [email protected] www.reise-inspirationen.de

Konzept, Gestaltung & Layout Tourism Unlimited, München

Herausgeber Tourism Unlimited e.P., Hoppe & Partner Journalisten, PR- und Marketingberater www.tourism-unlimited.com Registergericht: Amtsgericht München, PR 764 USt.-ID: DE259674638 inhaltlich Verantwortlich gemäß § 55 Abs. 2 RStV: Christoph Hoppe (Anschrift wie vorstehend)

Anzeigenvertrieb Tourism Unlimited e.P. Tel.: +49-89-673 78 619 [email protected] Mediadaten: www.reise-inspirationen.de/mediadaten/

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Reise-Inspirationen erscheint quartalsweise.

Die nächste Ausgabe erscheint am: 1. Juni 2017

Redaktion Chefredakteur: Christoph Hoppe (ch), Herbert Brenke (hb), Judith Hoppe (jb), Katja Kuremba (kk)

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