Mike Loewenrosen
Ein Liebesbrief Liebesroman
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© 2016 AAVAA Verlag
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1. Auflage 2016
Umschlaggestaltung: AAVAA Verlag Coverbild: fotolia: 74210131 ‐ Beautiful girl jumping into the night sky © Melpomene Lektorat: Michael Stark Printed in Germany Taschenbuch: ISBN 978‐3‐8459‐1872‐3 Großdruck: ISBN 978‐3‐8459‐1873‐0 eBook epub: ISBN 978‐3‐8459‐1874‐7 eBook PDF: ISBN 978‐3‐8459‐1875‐4 Sonderdruck Mini‐Buch ohne ISBN AAVAA Verlag, Hohen Neuendorf, bei Berlin www.aavaa‐verlag.com eBooks sind nicht übertragbar! Es verstößt gegen das Urheberrecht, dieses Werk weiterzuverkaufen oder zu verschenken! Alle Personen und Namen innerhalb dieses eBooks sind frei erfunden. Ähn‐ lichkeiten mit lebenden Personen sind zufällig und nicht beabsichtigt.
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Sag ́ mir doch, welch eine Wunde wurde je durch Schweigen geheilt und welch ein Wun‐ der durch Schweigen geheimnisvoll?
Sagʹ, hältst du es für möglich, dass es die Einsam‐ keit ist, die den Gedanken Freiheit bringt und erst das Verständnis dieses Schweigen bricht?
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Vorwort Momente und Gefühle, sie sind es, die uns so gestalten, wie wir sind. Ich spreche von den Momenten, welche uns sehr lange beschäfti‐ gen. Intensive Momente. Hall der Gegenwart. Aus ihnen entstehen unsere Vorstellungen. Was nehmen wir aus diesen Gefühlen mit, was tun sie mit uns? Momente, voll gedankli‐ cher Liebe, voll des Leides. Sie sind der Leit‐ faden unseres Lebens. Wir wissen nicht, wann wir sie erleben, doch in dem Moment wo wir sie erleben, erkennen wir sie sofort. Das ist unser Leben. Je besser wir sie verstehen, desto klarer wird uns unser Charakter. Und wenn wir wirklich aus ihnen gelernt haben, so wird unser Leben lebenswert. Die folgenden Zeilen, sie erzählen von eini‐ gen dieser Augenblicke, die sich jedem von 5
uns, als Ruf an unser blindes Leben, ins Herz setzen. Denn nur diese Momente erlösen uns von unserem blinden Dasein, denn in diesen Augenblicken sind wir, auf nahezu magische Weise, ganz. Wir sind nicht mehr ein viel‐ verstreutes Ich. Wir sind komplett. Wir su‐ chen nicht mehr nach irgendetwas, denn wir haben es bereits. Wir spüren unsere ureigens‐ te Wahrheit in uns und erkennen, manchmal auch sehr schreckhaft, dass wir eigentlich erst hier beginnen, wieder beginnen. Diese Mo‐ mente, sie sind der Startschuss unseres Le‐ bens. Hier zerbrechen die Mauern der Welt, welche wir doch niemals sehen. Und hier beginnt nun auch diese Geschichte.
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1 Es ist ein feines Geräusch, wenn ich an deine Worte denke.
Alles Ungelöste zu mögen, es als Erleben erkennen. Ganz egal wie es sich in diesem Moment auch anfühlt.
Wie groß du in diesen Sekunden warst. Ist es dir be‐ wusst?
Das Erkennen der Liebe war uns wahrscheinlich sehr nah, denn du erkanntest dein inneres Schicksal.
Indem du der Liebe auch all das Ungelöste hinzufügtest, gabst du ihr Dauerhaftigkeit. Noch wussten wir nicht, dass wir alles gehen lassen müssen, um es so auch wirklich zu erkennen und es dadurch vielleicht eines Tages halten zu können. Noch war alles ein Rausch in uns. Alles ein in Watte gepackter, intensiver, sich stets wie von selbst erneuernder Wiederbeginn. Gefangen, im warmen Zustand des mühevollen Fließens. Alles schlicht grenzenlos, alles wie für uns be‐ reitgestellt.
Du mutetest der Liebe sehr viel 7
zu, ließt sie scheinbar, mit Worten ganz allein, mühelos intensiver werden.
Deine Sätze, sie sagten mir, dass du, wie weit du auch fort wärst, sie immer bei dir tragen würdest. Ich hörte Zuversicht, denn den Fragenden beglei‐ tet die Liebe, dem Wandernden offenbart sie sich. 2 Der Erbauer des Unsichtbaren zu sein, davon erzähltest du mir. So liebtest du dich in das Ungewisse hinein. In den Zauber deiner Sehnsüchte. Ich sah dir gerne dabei zu. In mir der Glaube, deine gehobene Tiefe, sie gebe mir Weitsicht. Nur was wollte ich eigentlich finden?
Ich vermute, dass es deine Geschichte war, deine verborgenen Spuren, nach denen ich suchte, um so, auf nahezu magische Wei‐ se, irgendetwas Ganzes in meinem Leben sichten zu dürfen.
Und so fragte ich mich dann auch, ob es all die Geschichten zwischen 8
uns waren, die dieses Begreifen in dir, in mir formten? Werde ich dies, auf meiner neuen Reise, erkennen dürfen? Was kann ich schon groß dabei verlieren? Nichts. Mein Gewinn, er steht doch bereits fest, er ist längst, mit jedem Schritt, ausbezahlt. Lass mich an dich denken, auch wenn sich ein wenig Kummer in die Ge‐ danken mischt, so obsiegt doch die Wärme, welche sich in den Geschichten ver‐ steckt.
Hast du vielleicht auch manchmal dein Herz getarnt, so weiß ich nun, dass du dich selbst, mir im Verborgenen ein wenig of‐ fenbartest.
In dir schien, durch das bloße Weglassen längst gelöster Dinge, eine schöne‐ re Welt zu entstehen. Deine Gelassenheit, wel‐ che leicht über deine Augen kam, sie berichte‐ te mir von deinem Losgelassensein.
Obwohl du nie darüber sprachst, wusste ich, dass dir nun alles wie ein Wunsch vorkam. Du vermu‐ tetest Liebe an einem neuen Ort und tatest ihr Recht damit. Die Orte unserer Gemeinsamkei‐ ten. 9
3 Freiluftkino und Nieselregen. ʹʹKeine gute Mischungʹʹ. Wie ich mich doch täuschen sollte, wie wenig ich vom Schicksal verstand.
Um weniger nass zu werden, stellte ich mich dicht an eine alte Wand. Und da sah ich dich. Du hieltet einen Plastikbecher in der Hand und blicktest zum Himmel. „Pures, ungefiltertes Regenwasser“, sagtest du, als du meinen Blick bemerktest. „Und, was machst du damit?“, fragte ich. „Muss man denn immer wissen was das Ziel ist? Ist der Weg nicht gut ge‐ nug?“ In dieser Sekunde verstand ich, dass es meine Bedürfnisse waren, welche mich hier‐ her geführt hatten. Nun wurde ich nervös. „Ist es nicht genug?“ „Doch, doch, sicher.“ „Ein entsetzlicher Film. Gut, dass es zu regnen be‐ gonnen hat. Gott ist sehr weise. Hat dir der Film gefallen?“ „Ich hab noch nicht wirklich darüber nachgedacht.“ „Wieso denn nicht?“ „Ich habe ihn ja nicht bis zum Ende gesehen, also ist es irgendwie ungerecht sich ein Urteil 10
zu bilden, oder?“ „Ich weiß nicht. Ich hatte nach fünf Minuten schon genug von diesem Film.“ Eine kühne Ahnung, geboren aus ei‐ nem Hauch ʺWahrscheinlichkeitʺ stieg in mir auf. Sie ist sicherlich künstlerisch interessiert, deshalb ist sie so kritisch und ungeduldig. Sie liest sicherlich mystische Geschichten und surreale Gedichte. Ich bin sehr schwach, denn ich wünsche mir immer eine romantische Heldin, die es vermutlich nicht gibt. Und ja, ich liebe dieses Trugbild immer noch. Ver‐ dammt. „Wollen wir etwas trinken gehen?“ „Wieso denn?“ „Alles klar, ich verstehe schon.“ „Was verstehst du?“ „Na ja, du willst nicht, oder?“ „Das hab ich nicht gesagt. Gibst du immer so schnell auf? Einen Schluck Re‐ genwasser?“ 4 Bevor du in mein Leben getreten bist, fühlte ich mich manchmal wie ein kleiner Baum. Erst 11
leicht verwurzelt, glaubend, sich an der rich‐ tigen Stelle zu befinden, und doch scheinbar unbedeutend. Nur im Dunklen, Geheimen, Inneren, da sprossen die Wurzeln und sie ga‐ ben mir die leise Hoffnung eines Tages stark und bedeutungsvoll zu sein, so wie sie mir durch jeden neuen Trieb auch die Angst des Stillstandes näher brachten. Die eigenen Wur‐ zeln, das Fundament des Lebens, Hoffnung und Hindernis zu gleichen Teilen. Nur wenig, das manchmal heimlich, still und leise in mir nach einer neuen Aussicht rief. Ich war in junger Gewohnheit eingebettet und wollte das doch nicht wahr haben.
Als du kamst und mein Leben bei der Hand nahmst, wurde es schnell zu einem neuen Weg, der sich so an‐ fühlte, als wäre er schon lange vorbereitet worden. Rasch verriet ich dir mein Herz. Und du, im Neubeginn gefangen, verankertest dich. Du umarmtest mich stets hastig, so als wolltest du damit sagen: „Meine Liebe zu dir, sie ist eine schnelle Liebe“. Wie wenig wir das damals erkannten, wie wahr es doch auch 12
war.
Du sickertest in meinen Boden, streiftest mich, berührtest mich unnachgiebig. Uner‐ messlichkeit lag in der Luft, lauerte darauf nicht erkannt zu werden, wollte nur erfühlt sein. So begriff ich dich anfangs nicht, doch aufzugeben, das schien dir fremd. Oft lagst du auf dem Fußboden, den Blick fest zu mir ge‐ wandt und erzähltest von den Abenteuern in deiner Phantasie. In manchen Augenblicken, weiten Augenblicken, wanderten meine Ge‐ danken so sehr mit dir, dass ich all die Bilder, die du in die Atmosphäre zeichnetest, zu se‐ hen glaubte. Auch wenn meine Vorstellungen sicherlich anders waren als deine, so verban‐ den sie uns. Dadurch stand ich plötzlich vor den Türen deiner Selbstverständlichkeiten. Bunte Türen, die sich niemals ganz glichen. Deine Farben waren wie stille Zweisamkeiten für mich. Fasziniert wunderte ich mich über das scheinbar mühelose Erzeugen deiner Phantasie. Ich begriff meine Welt als gedankenlos ver‐ dunkelt.
Durch welche Tür sollte ich schrei‐ 13
ten? Wo war Lebensgier zu finden? Wo und wie konnte ich eine Abkürzung finden? Wo war meine Phantasie versteckt? Manchmal, wenn sich meine Vorstellungen über dich ausbreiteten, dachte ich angenehm in mich hinein. Wie sehr doch deine Phantasie innere Berufung schien. So sehr, dass sie sich dir womöglich an vielen Ecken und Enden als Realität zeigte. Wie liebte ich deinen vollge‐ füllten Kopf. Du, ungewöhnlich Befreite. Du, bekennende Aufgewühlte. 5 „Erzählst du mir noch mehr von dir? Alles was ich von dir weiß, ist, dass du Regenwas‐ ser magst?“ „Das ist ein guter Anfang, oder nicht?“ „Woran erkenne ich einen guten An‐ fang?“ Du zögertest kurz und sagtest dann: „Wenn er positiv... ein wenig von deinem All‐ tag abfällt, dann ist es ein guter Anfang, denn dann ist es ja auch wirklich ein Anfang. Das 14
hat jetzt ziemlich kompliziert geklungen, nicht wahr?“ „Nein, nicht wirklich. Sag ́, darf ich dich wiedersehen?“ „Natürlich können wir uns wiedersehen, wieso denn nicht?“ „Ich weiß nicht, weil du eine Frau bist und ich ein Mann. Vielleicht deshalb?“ „Oberflächlichkei‐ ten sind es nicht wert, beachtet zu werden.“ 6 An einem schwülen, trüben Tag ging ich durch die Stadt. Allein. Fremde Menschen, fremde Gesichter liefen an mir vorbei. Kein Blick begegnete mir. Nichts. Es schien als würde selbst der Wind nur mit den vergolde‐ ten Blättern des bevorstehenden Winters spie‐ len. Die in sich verlorene Sonne gab sich ganz ihre Schwäche hin und schenkte mir kein Ge‐ fühl der Wärme. Bestrafte ich mein Leben o‐ der bestrafte das Leben mich? Ich kam zu ei‐ nem mir bekannten Park. In Gedanken nannte ich ihn immer ʹʹkleines Griechenlandʹʹ, denn in 15