und Jugendjahre in Wort und Bild: Eine Zeit im Kontext mit ...

13.02.1915 in St. Ingberter Grube (Saarland) vermisst am 23.10.1943 .... Bei dem Viehhändler Erich Rosenthal, Adolf-Hitler-Str. 69 (heute Große. Straße), waren ...
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Erinnerungen an Kinder- und Jugendjahre in Wort und Bild

disserta Verlag

Ernst Hun sicker

Eine Zeit im Kontext mit historischen Ereignissen disserta Verlag

Hunsicker, Ernst: Erinnerungen an Kinder- und Jugendjahre in Wort und Bild: Eine Zeit im Kontext mit historischen Ereignissen. Hamburg, disserta Verlag, 2015 Buch-ISBN: 978-3-95425-732-4 PDF-eBook-ISBN: 978-3-95425-733-1 Druck/Herstellung: disserta Verlag, Hamburg, 2015 Bildmotiv: Ernst Hunsicker Rahmen: pixabay.com Covergestaltung: Malte Groß Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

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In Gedenken an meine verstorbenen Eltern Herta Lappe, geb. Bayer, verw. Hunsicker * 22.11.1915 in Ibbenbüren (Westfalen) † 11.09.2010 in Bad Iburg (Niedersachsen) Ein letzter Trost meiner Mutter: „Ernst, wir haben uns so lange gehabt!“

Friedrich („Fritz“) Hunsicker * 13.02.1915 in St. Ingberter Grube (Saarland) vermisst am 23.10.1943 (Mittelmeerbereich vor Italien)

Heinrich Lappe * 11.09.1901 in Osnabrück † 11.03.1990 in Ibbenbüren

und Großeltern Ernst Bayer * 26.06.1877 in Ibbenbüren † 16.07.1958 in Ibbenbüren

Cornelia Bayer, geb. Braunschweig * 22.09.1883 in Ibbenbüren † 11.11.1939 in Ibbenbüren

Charlotte(a) Hunsicker * 03.06.1892 in St. Ingbertergrube (Saarland) † 19.10.1943 in Gugging (Niederösterreich)

Vorwort Im Februar 1944 bin ich in Ibbenbüren, Große Str. 77 (Haus meines Großvaters), geboren. Meine Kinder- und Jugendjahre (1944 bis 1962) sind mir noch ziemlich im Gedächtnis bzw. durch Erzählungen überliefert.1 Es waren teilweise harte Zeiten – auch geprägt durch Kriegsleiden (2. Weltkrieg), Nachkriegszeit und Währungsreform2. Die ersten sechs Jahre meiner Kindheit lebte ich zusammen mit meiner Mutter Herta Hunsicker, geb. Bayer, im Haus meines Großvaters in Ibbenbüren. Mein Vater „Fritz“ Hunsicker war im 2. Weltkrieg als Bordfunker bei der Luftwaffe im Einsatz3; wenige Monate vor meiner Geburt ist er im Oktober 1943 von einem Feindflug über dem Mittelmeer nicht zurückgekehrt. Von Ibbenbüren ging es 1950 im Alter von sechs Jahren nach Lengerich (Westfalen), wo meine Mutter uns mit dem Zustellen von Zeitungen und Heimarbeit „über Wasser gehalten“ hat. 1955 – als ich elf Jahre alt war – zogen wir von Lengerich nach Rühle bei Meppen (Ems). Meine Mutter heiratete in 2. Ehe Heinrich Lappe, der als Angestellter am „Kraftwerk Rühle“ – einem kleinen Torfkraftwerk – beschäftigt war. Für meine Mutter und für mich bedeutete diese Heirat einen sozialen Aufstieg; denn uns ging es von da ab nicht nur finanziell und wirtschaftlich wesentlich besser.

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Das Geschriebene beruht auf Erinnerungen; deshalb kann ich für die genannten Daten insgesamt keine Gewähr übernehmen. Ich habe mich aber sehr bemüht, die Texte mit Quellennachweisen und Dokumenten – soweit zugänglich – zu belegen. Die Fotos wurden überwiegend privat angefertigt; nur zu einem geringen Teil sind die Fotografen bzw. Fotoateliers, soweit es sich um kommerzielle Fotografie handelt, bekannt. 2 Die Währungsreform von 1948 trat am 20. Juni 1948 in den drei westlichen Besatzungszonen Deutschlands in Kraft, ab 21. Juni war die Deutsche Mark alleiniges gesetzliches Zahlungsmittel. Die Währungsreform von 1948 gehört zu den bedeutendsten wirtschaftspolitischen Maßnahmen der deutschen Nachkriegsgeschichte. … [Währungsreform 1948 (Westdeutschland) – Wikipedia]. 3 Die in dieser Schrift enthaltenen Urkunden o.Ä., die einen Bezug zum Nationalsozialismus (NS-Zeit) herstellen, dienen lediglich der Berichterstattung über Vorgänge des Zeitgeschehens oder der Geschichte oder ähnlichen Zwecken (vgl. §§ 86 Abs. 3, 86a Abs. 3 StGB).

Ich gehe auch auf meine Herkunft der mütterlichen und väterlichen Linie (Vorfahren), also meine Abstammung mit „Wurzeln“ in Ibbenbüren (Westfalen) und St. Ingbert (Saarland), ein. Historische Ereignisse (Welt, Deutschland, Heimat) aus Politik, Kultur und Sport sind unter der Überschrift „Geschichtliches“ eingeblendet. Ernst Hunsicker

Bad Iburg, im August 2014

Ernst Hunsicker (2007) ____________________________ Kontakt: Webside:

[email protected] http://ernsthunsicker.de/

Inhaltsübersicht Seite Kapitel 1

Meine Eltern und Großeltern …………………. 11 Meine Eltern …………………………………….. 11 Geschichtliches (Jahre 1914 – 1918)………………… 14

„Kuppelei“ ………………………………………. 17 Meine Großmutter (mütterlicherseits) …………... 19 Geschichtliches (Jahr 1883)…………………………… 25

Mein Großvater (mütterlicherseits) ……………... 27 Geschichtliches (Jahr 1877) ………………………….. 27

Meine Großmutter (väterlicherseits) ……………. 29 Geschichtliches (Jahr 1892) …………………………... 31

Kapitel 2

Tod meines leiblichen Vaters „Fritz“ Hunsicker (1943) ………………………. 35 Erinnerungen …………………………………….. 40 Geschichtliches (Jahr 1943) ………………….……….. 44

Kapitel 3

Kinderjahre in Ibbenbüren / Westfalen …...…. 47 Hausgemeinschaft „Große Str. 77“ ……………… 48 Weitere Eigenarten und Sprüche als Kind ………………………………………….. 49 Geschichtliches (Jahr 1944) ……………………………52

Wirtschaftliche Situation: Nutztiere und Landwirtschaft ………………...………………… 54 Kriegsereignisse ………………………………… 56 Spielen und „arbeiten“ …………………………... 57 Spielkameraden, Spielorte und Spaziergänge …… 61 Kinderkrankheiten usw. …………………………. 65 „Sanitäres“ ………………………………………. 66 Reisen …………………………………………… 67 Was sonst noch so passierte ……………………...70 Kapitel 4

Kinderjahre in Lengerich / Westfalen ………... 73 Früher Schulwechsel ……………………………. 74 Wohnung „Tecklenburger Straße 10“ …………... 75 Arbeit meiner Mutter ……………………………. 76 Verwandtschaft in Lengerich …………………… 77 Die Schule: Volksschule an der Schulstraße ……. 78 Geschichtliches (Jahr 1950)……………………..…….. 79

Seite Lengerich – Ibbenbüren und zurück …………….. 80 Silvester / Neujahr in Ibbenbüren ……………….. 81 Wohnung „Tecklenburger Str. 83“; Nachbarskinder ………………………………….. 82 Interessantes Wohnumfeld ……………………… 84 Haustiere ………………………………………… 90 Wohnung „Kirchpatt 13“ ………………………... 93 Sonstiges aus Lengerich ………………………….94 Abschied aus dem Münsterland …………………. 95 Geschichtliches (Jahr 1955) ……………………………95

Kapitel 5

Rühle / Ems und Meppen / Ems ………………. 99 Die „neue“ Familie Lappe / Hunsicker………….. 99 Eltern und Bruder von Heinrich Lappe …………. 103 Haus „Rühle 88“, neue Kontakte ………………... 105 Umstellung ……………………………………… 106 Diaspora …………………………………………. 107 „Kraftwerk Rühle“ und Torfbahn …………….…. 109 Volksschule in Rühle ……………………………. 112 Alte Bekanntschaft / Besuche …………………… 113 Kinderbesuche …………………………………... 117 Freizeitaktivitäten … ……………………………. 118 Zeitvertreib: nicht nur harmlose Streiche ……….. 123 Einkaufmöglichkeiten – auch „Fliegende Händler“ …………………………………………. 124 Josef Hunsicker (Onkel „Sepp“) „taucht auf“ (1957/58) …………………………... 131 Fußball beim SV Rühle und SV Meppen ……….. 144 Mittelschule bzw. Freiherr-vom-SteinRealschule in Meppen ………………………..…. 147 Radfahrer …………………….………………….. 152 Klassenfahrten nach … …………………….……. 153 Geschichtliches (Jahr 1960) ………………………….. 157

„Gewalttour“ mit dem Fahrrad für vier Wochen ………………………………….….. 161 Kapitel 6

Abschied aus Rühle und „Jugend ade“ ………. 171 Geschichtliches (Jahr 1962) ………………………….. 173

Berufswahl ………………………………………. 175

Seite Kapitel 7

Todesanzeigen, Nachrufe, Gräber und Gedenkstätten …………………………….. 177

_____ Anhang 1 Ahnen „Linie Hunsicker“ ……………………… 185 Anhang 2 Ahnen „Linie Braunschweig“ …………………. 188 Anhang 3 Ahnen „Linie Bayer“ ……………………...…… 201 Anhang 4 Hertas „Sprüche“ ……………………………… 205 Anhang 5 Beförderungsurkunde Fritz Hunsicker zum Feldwebel …………………………………. 208 Anhang 6 Verleihungsurkunde „Eisernes Kreuz“ für Fritz Hunsicker …………………………………. 209 Anhang 7 Verleihungsurkunde „Frontflug-Spange“ für Fritz Hunsicker …………………………….. 210 Anhang 8 Zeitungsbericht zu diesem Buch (GRIN Verlag 2011) ………………………….… 211 Anhang 9 Autobiografien sowie Fach- und Sachbücher von/mit Ernst Hunsicker; Hinweis auf veröffentlichte Aufsätze ………... 214 _____ Dankworte …………………………………………….. ……. 218

Kapitel 1 Meine Eltern und Großeltern Meine Eltern Meine Mutter Franziska Wilhelmina Herta Hunsicker, geb. Bayer4, geb. am 22.11.1915 in Ibbenbüren, und mein leiblicher Vater Friedrich Wilhelm („Fritz“) Hunsicker5, geb. am 13.02.1915 in St. Ingbertergrube (Saarland)6, haben am 11.03.1943 in Ibbenbüren geheiratet.

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Mutter: Auguste Cornelia, geb. Braunschweig; Vater: Ernst Adolf Bayer; Heirat am 22.06.1911 in Ibbenbüren. 5 Mutter: Angeblich Katharina Hunsicker, richtig: Charlotte oder Charlotta Hunsicker, geb. am 03.06.1892 in St. Ingberter Grube, verst. am 19.10.1943 in Gugging / Niederösterreich. 6 Schnappach (früher „St. Ingberter Grube“ genannt) gehörte bis 1973 zu St. Ingbert. Es kam 1974 wie die anderen Ortsteile im Zuge einer Gebietsreform zu Sulzbach. … (Sulzbach / Saar – Wikipedia)

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Zur Hochzeit meiner Eltern hat auch der Bürgermeister der Gemeinde Ibbenbüren gratuliert (als eingeklebtes Blatt in Adolf Hitlers „Mein Kampf“):

Die „glückliche Ehe“ dauerte nur ein paar Monate – sie endete am 23.10.1943 mit dem tragischen Tod meines Vaters „Fritz“ Hunsicker noch vor meiner Geburt im Februar 1944.

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Herta Bayer als Kind7 Jüdische Nachbarn Meine Mutter hat wiederholt erzählt, dass sie als Kind mit Irmgard Rosenthal, Tochter der jüdischen Familie Rosenthal, die im so genannten „Tempel“ an der Großen Straße wohnte, vorbehaltlos gespielt hat.8 Den „Tempel“ habe ich noch in Erinnerung. Er stand etwa in Höhe des Grundstücks „Große Straße 69“ (heute: „Neuhaus Kraftfahrzeuge GmbH“).

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Auf der Fotorückseite „ Nimm dich in acht vor ihren schönen Haaren, vor diesem Schmuck, in dem sie einzig prangt. – Bitte ins Album kleben“ (geschrieben von Fritz Hunsicker); Hinweis: vgl. Goethe, Faust I. 8 … Bei dem Viehhändler Erich Rosenthal, Adolf-Hitler-Str. 69 (heute Große Straße), waren „Sachwerte sichergestellt“ worden. Da er geflüchtet war, wurden diese für ca. 1800 RM verkauft. Seine Ehefrau bat einige Wochen später um Aushändigung des Betrages, da sie emigrieren wollte. Auch die Spar- und Kontobücher der Witwe von Heinrich Rosenthal, Adolf-Hitler-Str. 69, im Wert von ca. 3000 RM gelangten in die Hände der Stadtverwaltung. … (Aus: Schlautmann-Overmeyer, Klatt: „Ibbenbüren“ in: „Historisches Handbuch der jüdischen Gemeinschaften in Westfalen und Lippe. Die Ortschaften und Territorien im heutigen Regierungsbezirk Münster.“ Veröffentlichung der Historischen Kommission für Westfalen. Münster 2008, 419, 420, 423; unter: »http://www.heiligkreuz.info/ gemeinde/public/inhalt.php?id_artikel=1254«)

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Geschichtliches (Jahre 1914 – 1918) Meine Mutter und mein Vater sind beide 1915, also während des 1. Weltkrieges (1914 bis 1918), geboren. __________________________________________________________ Weltgeschichte und deutsche Geschichte 1. Weltkrieg (Zusammenfassung) Der Erste Weltkrieg dauerte von 1914 - 1918, forderte über 9 Millionen Tote und endete mit dem Sieg der Alliierten. Kriegsschauplätze waren Europa, der Nahe Osten, Afrika und Ostasien. Der Krieg wurde zwischen den Mittelmächten Deutschland und Österreich-Ungarn auf der einen Seite und den Entente-Mächten oder Alliierten Frankreich, Großbritannien und Russland auf der anderen Seite ausgetragen. Im Verlauf des Krieges traten das Osmanische Reich und Bulgarien auf der Seite der Mittelmächte in den Krieg ein. Die alliierte Seite wurde verstärkt durch Italien, Portugal, Rumänien und die USA. Zum Ende des Krieges befanden sich 25 Staaten und deren Kolonien mit insgesamt 1,35 Milliarden Einwohnern (3/4 der damaligen Weltbevölkerung) im Kriegszustand! Der Ausbruch des Krieges war das Resultat der in Europa weit verbreiteten Ansicht, ein militärischer Konflikt sei nicht vermeidbar. Die Ermordung des österreichischen Thronfolgerpaares in Sarajevo war nur der Anlass für den Kriegsbeginn. Der Erste Weltkrieg war der erste Krieg, der mit einem massiven Maschineneinsatz (Panzer, Flugzeuge) und mit Massenvernichtungswaffen (Giftgas) geführt wurde. Trotzdem bewegten sich die Fronten kaum, da sich die gegnerischen Kräfte in einem endlosen Stellungskrieg aufrieben. Insbesondere auf den Schlachtfeldern von Verdun und Flandern fielen auf beiden Seiten hunderttausende Soldaten, ohne dass entscheidende Geländegewinne erzielt werden konnten. Quelle: »http://www.mein-lernen.at/index.php?option=com_content &view=article&id=745«

Friedensvertrag von Versailles Der Friedensvertrag von Versailles (auch Versailler Vertrag, Friede von Versailles) wurde bei der Pariser Friedenskonferenz 1919 im Schloss von Versailles von den Mächten der Triple Entente und ihren Verbündeten bis Mai 1919 weitgehend festgelegt. De facto waren die Kampfhandlungen des Ersten Weltkriegs bereits mit der Unterzeichnung des Waffenstillstands von Compiègne am 11. November 1918 eingestellt worden. Der Vertrag konstatierte die alleinige Verantwortung des Deutschen Reichs und seiner Verbündeten für den Ausbruch des Weltkriegs und verpflichtete es daher zu Gebietsabtretungen, Abrüstung und Reparationszahlun-

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gen an die Siegermächte. Die Delegation des Deutschen Reiches wurde zu den langwierigen mündlichen Verhandlungen über den Vertragsinhalt nicht zugelassen, sondern konnte erst am Schluss durch schriftliche Eingaben wenige Nachbesserungen erwirken. Nach ultimativer Aufforderung unterzeichneten die Deutschen unter Protest am 28. Juni 1919 im Spiegelsaal von Versailles den Vertrag. Nach der Ratifizierung und dem Austausch der Urkunden trat er am 10. Januar 1920 in Kraft. Wegen seiner hart erscheinenden Bedingungen und seines Zustandekommens wurde der Vertrag von der Mehrheit der Deutschen als illegitim empfunden. Quelle: Friedensvertrag von Versailles – Wikipedia

__________________________________________________________ Heimatgeschichte 1. Weltkrieg in Ibbenbüren Als am 1.08.1914 der erste Weltkrieg ausbrach, war noch nicht vorstellbar, wie dieser das damalige Leben prägen sollte. Die Familien, deren Männer zum Krieg einberufen wurden, brauchten immer mehr Unterstützung, welche die Gemeinden sehr viel Geld kosteten. So war es 1916 notwendig geworden sogenannte Bezugscheinstellen einzurichten, um die notwendige Versorgung der Familien zu sichern. Aus dem Krieg kamen von allen, aus dem Amt Ibbenbüren eingezogenen Männern, insgesamt 551 Männer nicht zurück. Schon im November 1914 kamen über 100 verwundete Soldaten nach Ibbenbüren, wo sie im Krankenhaus und im Reservelazarett an der Werthmühle versorgt wurden. Nach den Verwundeten kamen die Kinder aus dem Ruhrgebiet, die vor dem Krieg in Sicherheit gebracht werden sollten, nach Ibbenbüren. Allein im Jahr 1916 kamen 159 Kinder in den Sommerferien aus Berlin nach Ibbenbüren, um die Not und Lebensmittelknappheit ihrer Familien daheim zu mildern. Als das Friedensangebot des Kaisers am 12.12.1916 negativ beantwortet wurde verschlechterte sich die Lebensmittelversorgung erst recht. Von nun an wurden Lebensmittel wie zum Beispiel Brot, Fleisch, Butter, Eier, Kartoffeln und Zucker scharf rationiert. Diese Rationierungen traf die Bevölkerung in den Industriezentren wie zum Beispiel dem Ruhrgebiet am härtesten. So nahmen 1917 am Aschermittwoch Familien aus Ibbenbüren über 110 Kinder aus Recklinghausen auf, um den Familien dort beim Überleben zu helfen. Als am 9.November 1918 die Revolution ausbrach, und der Krieg verloren ging, lag unter anderem auch die Ibbenbürener Industrie zerstört am Boden. Besonders traf es die hiesige Textilindustrie, welche fast vollständig auf Kriegswirtschaft umgestellt worden war, und seit dem nur Granaten produziert hat. So war auch die Laggenbecker Ziegeleimaschinenfabrik Keller, welche schon damals international bekannt war, auf Granatenproduktion umgestellt worden. Ähnlich erging es den Weizenstärkefabriken Crespel & Deiters sowie auch Kröner, da die Brotgetreideversorgung im Laufe der Kriegsjahre fast vollständig zum Erliegen gekommen ist.

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Ein Versuch diesen, durch den Krieg hervorgerufenen, Ausfall wieder wett zu machen, waren dann auch die Bemühungen die Eisenerzvorkommen nördlich von Ibbenbüren, unterhalb des Waldfrieden, abzubauen. Doch die seit 1890 liegengelassenen, geringen Erzvorkommen, welche mit Hilfe von Kriegsgefangenen abgebaut wurden, vermochten den gestiegenen Bedarf an Eisen in den kommenden Jahren nicht zu decken. … Das Papiergeld war schon während des Krieges fast ausschließliches Zahlungsmittel, und die Goldmark verlor in rasantem Kurs an Wert. Im April 1923 stand die Goldmark bei 5000 Papiermark, im Mai bei 10.000 Papiermark, im August bei sagenhaften 1.000.000 Papiermark und im November bei unglaublichen 1.000.000.000.000 (Billionen) Papiermark. So verlor die Papiermark innerhalb von sieben Monaten ihre Eigenschaft als Zahlungsmittel vollständig. Als die Landwirtschaft dann noch den Verkauf ihrer Erzeugnisse gegen Papiermark ablehnte, mußte schleunigst ein neues, stabiles Zahlungsmittel gefunden werden. So wurden die Rentenbankscheine geschaffen, mit deren Hilfe es möglich wurde die Goldmark bei einem Kurs von etwa einer Million Papiermark zu stabilisieren. Da die gesamte Industrie mit der Stillegung zu kämpfen hatte, und der Bedarf an Kohle anstieg, erhielten die privaten Kohlengruben einen ungeahnten Aufschwung. Seit 1919 entstanden so über 100 kleinere Pachtgruben in denen, ähnlich wie zuvor bei den Erzvorkommen, die früher zurückgelassenen Kohlereste abgebaut wurden. … Quelle: Die Geschichte Ibbenbürens, unter: »http://members.fortunecity.com/ wciibb/Iburen.htm«

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Heimatgeschichte 1. Weltkrieg in St. Ingbert – Ein Streifzug durch die St. Ingberter Geschichte – … Im Ersten Weltkrieg hatte St. Ingbert über 500 Gefallene zu beklagen. Durch den Versailler Vertrag wurde es 1920 dem neugebildeten Saargebiet zugeschlagen und mit fast 20.000 Einwohnern zur Kreisstadt erhoben. … Quelle: »http://www.saarlandbilder.net/orte/st-ingbert/geschichte.htm«

__________________________________________________________ Kunst-, Kultur- und Technikgeschichte Albert Einstein veröffentlicht seine Allgemeine Relativitätstheorie (…). Der erste Gasangriff der Kriegsgeschichte wird am 22.4. von Deutschland bei Ypern geführt. Etwa 5,000 gegnerische Soldaten sind sofort tot,

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doppelt so viele schwerstens verletzt. Die neue Nahkampfwaffe des Flammenwerfers wird erstmals im Februar eingesetzt. Bei den Junkers-Werken wird das erste Ganzmetall-Flugzeug gebaut. … Quelle: »http://www.geschichte.2me.net/dck/dcx_1916.htm«

„Kuppelei“ Meine Eltern – Herta, geb. Bayer und „Fritz“ Hunsicker – sind „verkuppelt“ worden. Verantwortlich dafür war die Freundin meiner Mutter, Liselott („Püppi“) Dahmann9 (später verheiratet mit Arie Möhlmann aus Ibbenbüren), die meinen Vater „Fritz“ Hunsicker – woher auch immer (?) – kannte. Meine Mutter und „Püppi“ waren bereits im Kindesalter Freundinnen und hatten Kontakt bis zu „Püppis“ Tod (Jahr 2003). „Püppi“ ist bereits in jungen Jahren – vor Beginn des 2. Weltkrieges – mit ihrer Mutter nach Berlin gezogen, arbeitete dort zunächst in einer Zigarettenfabrik und „versorgte“ Ibbenbüren mit günstigen Zigaretten. Später war sie als Angestellte bei der Berliner Polizei tätig. „Püppi“ war eine „Ulknudel“ mit „Berliner Schnauze“. Ich habe mich schon als Kind immer wieder auf ihre lustigen Briefe gefreut. Es gibt auch noch ein Andenken an „Püppi“: eine 20 cm lange Nagelfeile – ein zig Jahre altes Geschenk an meine Mutter: PROFESSIONAL PRIPLE CUT – INOXYDABLE A. M. – MADE IN USA. 9

* 28.04.1916 in Osnabrück, † 24.12. 2003 in Berlin (Grab auf dem Zentralfriedhof in Ibbenbüren). Nach den Erzählungen meiner Mutter hatte „Püppis“ Vater das erste Kino in Ibbenbüren und er fuhr auch das erste Auto (Cabrio) in dieser Stadt. „Püppis“ Mutter hat in dem Kino Klavier gespielt (Stummfilmmusik). Dazu: Kammer-Lichtspiele. Münsterstr. 21, Inh. Friedrich Dahmann, Am Markt 8. Sptg: Freitag bis Sonntag. Pr: Einmal wöchentlich. 200 Pl., unter: Westfalen 1927 Kinowiki, Lfd. Nr. 84 Ibbenbüren (16000 E.), »http://allekinos.pytalhost.com/kinowiki/index.php?title=Westfalen_1927#Ibben b.C3.BCren_.2816_000_E..29.« Weiterhin: „Püppi“, so meine Mutter, war eine ausgezeichnete Schwimmerin und sollte bei den Olympischen Sommerspielen (1936 in Berlin) zum Einsatz kommen, fiel aber wegen Verletzung oder Erkrankung aus.

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