und CO2-Bilanz des Marktes Wertach

22.10.2014 - Die Gemeinde Wertach strebt an, örtliche Unternehmen und das Handwerk ...... Unternehmen bereit erklären diese Beratung wahrzunehmen.
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Energiekonzept Wertach 2021

Sustainable Energy Action Plan (SEAP) für den Markt Wertach

erstellt von: Energie- und Umweltzentrum Allgäu (eza!) Dr. Hans-Jörg Barth und Florian Botzenhart Burgstraße 26 87435 Kempten tel 0831 960286-87 fax 0831 960286-89 [email protected] www.eza.eu

22. Oktober 2014

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SEAP für die Marktgemeinde Wertach

Die Erarbeitung des vorliegenden SEAP wurde mit Mitteln des Bayerischen Staatsministeriums für Umwelt und Verbraucherschutz sowie der EU im Rahmen des Alpine Space Programms gefördert.

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Marktgemeinde

Inhaltsverzeichnis Inhaltsverzeichnis ............................................................................................................ 3 Kurzfassung ..................................................................................................................... 9 1 Einführung................................................................................................................... 19 1.1 Der Weg zum SEAP ...................................................................................... 22 2 Kommunale Energiekonzepte (SEAPs) ..................................................................... 24 2.1 Handlungsfelder und Vorgehensweise .............................................................. 25 2.2 Die Konzeptentwicklung .................................................................................... 25 3 Basisdaten der Marktgemeinde Wertach .................................................................. 28 3.1 Demographische Entwicklung ........................................................................... 28 3.2 Entwicklung der Wohnflächen ........................................................................... 30 3.3 Wirtschaftliche Entwicklung............................................................................... 31 4 Die Energie- und CO2-Bilanz des Marktes Wertach .................................................. 33 4.1 Energieverbrauch Strom und Wärme ................................................................ 35 4.1.1 Endenergieverbrauch nach Verursachergruppen .................................. 35 4.1.2 Energieträger ........................................................................................ 37 4.2 Energieverbrauch Verkehr / Mobilität ................................................................ 39 4.3 CO2-Emissionen ............................................................................................... 40 4.4 Energieverbrauch des kommunalen Betriebs .................................................... 45 4.5 Kennzahlen ....................................................................................................... 45 5 Qualitative energiepolitische Ist-Analyse.................................................................. 47 5.1 Übergeordnete Aufgaben .................................................................................. 47 5.2 Nachhaltig Bauen & Sanieren ........................................................................... 48 5.3 Erneuerbare Energien....................................................................................... 49 5.4 Energieeffizienz ................................................................................................ 50 5.5 Mobilität ............................................................................................................ 50 6 Potenziale .................................................................................................................... 51 6.1 Einsparpotenziale ............................................................................................. 52 6.1.1 Einsparpotenziale beim Stromverbrauch............................................... 52 6.1.2 Einsparpotenziale beim Wärmeverbrauch............................................. 53 6.1.3 Einsparpotenziale im Bereich Verkehr .................................................. 54 6.1.4 Zusammenfassung technische Einsparpotenziale ................................ 55 6.2 Erzeugungspotenziale erneuerbarer Energien .................................................. 56 6.2.1 Erzeugungspotenziale bei der Stromproduktion .................................... 56 6.2.2 Erzeugungspotenziale für Wärme ......................................................... 61 6.3 Potenziale durch Kraft-Wärme-Kopplung .......................................................... 65 6.4 Gesamtpotenziale Wärme und Strom ............................................................... 66

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6.5 Wertschöpfungspotenziale ................................................................................ 67 7 Der Klimawandel und seine Auswirkungen auf Wertach ......................................... 71 7.1 Der Klimawandel in der Region ......................................................................... 71 7.1.1 Die beobachteten Veränderungen ........................................................ 74 ...................................................................... 77 ............................................ 77 ......................................... 82 ....................................................................................... 82 ..................................................... 83 .............................................................................................. 84 ........................................................ 85 ........................................................ 86 ...................................................................................... 87 8 Ziele und Strategien für den Klimaschutz in Wertach .............................................. 88 8.1 Ziele.................................................................................................................. 88 8.2 Strategie ........................................................................................................... 88 8.3 Controlling Instrumente ..................................................................................... 91 9 Maßnahmen ................................................................................................................. 93 9.1 Maßnahmen ..................................................................................................... 93 Quellen ......................................................................................................................... 104 Danksagung ................................................................................................................. 107 Rechtliche Hinweise und ergänzende Vertragsbestimmungen ................................ 108

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Abbildungsverzeichnis

Abb. 1: Die Lage der Gemeinde Wertach in Bayern (Bayer. Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung, Wikipedia commons) .......................................................... 9 Abb. 2: Endenergieverbrauch und CO2-Emissionen nach Sektoren in 2011 ...................... 11 Abb. 3: CO2-Emissionen pro Einwohner in der Gemeinde Wertach im lokalen und nationalen Vergleich .............................................................................................. 12 Abb. 4: Anteil der erneuerbaren Energien am Endenergieverbrauch Wärme und Strom für die Gemeinde Wertach ........................................................................... 12 Abb. 5: Potenzialszenario Nutzung vs. Potenzial in der Gemeinde Wertach ...................... 13 Abb. 6: Potenzialszenario Ist-Verbrauch 2011 vs. Effizienzsteigerung - jeweils nach Verursachergruppen .............................................................................................. 14 Abb. 7: Energiekosten in der Gemeinde Wertach nach Energieträgern im Zeitraum von 2004 bis 2011 ................................................................................................. 17 Abb. 8: Trends der Temperaturentwicklung bis zum Jahr 2100 für verschiedene Szenarien (Peters et al. 2012) .............................................................................. 19 Abb. 9: Anzahl der bisherigen und künftigen Eistage (Tmax 30°C) deutlich, z. T. um das Doppelte, zunehmen werden. Im Gegenzug werden sich Frost- und Eistage (Tmin < 0°C bzw. Tmax < 0°C) verringern (Abb. 10). Auch die Anzahl der Tage mit Schneebedeckung wird zurückgehen. Neben einem Anstieg der Mitteltemperaturen ist der Klimawandel durch eine Veränderung des Niederschlags und eine Zunahme von extremen Witterungen gekennzeichnet. Das komplexe System des Wasserkreislaufes wird in vielfältiger Weise beeinflusst, indem sich Extremereignisse wie Starkregen oder sommerliche Dürren häufen werden. Mikroorganismen sind maßgeblich am globalen Kohlenstoff-, Stickstoff- und Phosphorumsatz beteiligt. Die mikrobielle Aktivität ist abhängig von Temperatur und Feuchtigkeit, wodurch sich der Klimawandel mit seinem veränderten Wasserhaushalt hier besonders auswirkt. Neben einem Einfluss auf die Mikroorganismen wird es auch einen Einfluss auf Tier- und Pflanzenwelt geben. Pflanzenarten reagieren individuell auf klimatische Veränderungen. Ökosysteme wie Wiesen und Wälder werden künftig eine veränderte Artenzusammensetzung haben. Nur Pflanzenarten, die sich an die veränderten Bedingungen in kurzer Zeit anpassen können, werden auch künftig zu finden sein (siehe Abb. 10). Wie im Pflanzenreich, so wird es im Tierreich auch Veränderungen geben. Schon jetzt ist in Bayern die Einwanderung Wärme liebender Tiere zu beobachten.

Abb. 10: Schematisiertes Modell der Aufwärtsbewegung von aktuellen Vegetationszonen im Gebirge (a) sowie als Folge einer Anpassung an eine Klimaerwärmung (b)

Eine Erwärmung um 2 Grad würde im Gebirge eine Verschiebung der Vegetationszonen um ca. 400 Höhenmeter nach oben bedeuten. Solche Vorgänge benötigen lange Zeiträume. Mit

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Artenverlusten ist zu rechen. Zudem sind die Böden höherer Lagen oft als Standort für eine andere Vegetation nicht geeignet (Studie „Klimawandel in Bayern“, 2007). Das bei der 16. Vertragsstaatenkonferenz der Klimarahmenkonvention (COP 16) von 2010 in Cancún (Mexiko) bekräftigte Ziel, die globale Erwärmung auf 2°C zu begrenzen, erscheint angesichts der gegenwärtigen wirtschaftlichen Entwicklung in zahlreichen Schwellenländern äußerst ambitioniert. Wirkungsvolle Maßnahmen auf internationaler Ebene werden notwendig sein, um das gesetzte Ziel zu erreichen. Hier bleibt abzuwarten, was nach der ernüchternden Vertragsstaatenkonferenz in Durban, Südafrika, Ende 2011 außer Absichtserklärungen folgt. Auch die Weltklimakonferenz in Doha im Dezember 2012 und in Warschau in 2013 brachten nicht die erhofften Ergebnisse. Allerdings soll bis 2015 ein neues Abkommen verhandelt werden, in dem sich nicht nur Industrie-, sondern auch Entwicklungsländer verpflichten, ihre Treibhausgasemissionen zu reduzieren. Mit dem Auslaufen der Kyoto-Vereinbarung im Jahre 2020 soll es dann in Kraft treten. Die EUStaaten haben sich vorgenommen, die Menge der Treibhausgasemissionen bis 2020 gegenüber dem Basisjahr 1990 um 20 % zu verringern. Deutschland hat sich für den gleichen Zeitraum eine Minderung seiner CO2-Emissionen um 40 % vorgenommen. Trotz der veränderten Sachlage durch den überraschend schnell beschlossenen Atomausstieg nach der Reaktorkatastrophe von Fukushima im März 2011 sieht die Bundesregierung keinen Anlass, diese Absicht zu revidieren. Die Neuorganisation des Ministeriums durch die Wahl im Herbst 2013 führte zu einer Zusammenlegung des Wirtschafts- und Energieministeriums, sodass man auf eine intensivierte nationale Energiepolitik hoffen konnte. Mit der Verabschiedung des überarbeiteten Erneuerbare Energien Gesetzes Ende Juli wird sich zeigen, welchen Stellenwert die Energiewende in der neuen Regierung einnimmt. Das Minderungsziel jedoch lässt sich nur erreichen, wenn die hohen Energie- und CO2Einsparpotenziale bei allen Zielgruppen, der Wirtschaft, den Bürgern und den Kommunalverwaltungen voll ausgeschöpft werden. Bei der Erarbeitung und Umsetzung von Klimaschutzmaßnahmen kommt folglich den Kommunen eine besondere Bedeutung zu. Daher richtet sich die Klimaschutzinitiative des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU) schwerpunktmäßig an Städte und Gemeinden, um ihnen mit der Förderung von integrierten Klimaschutzkonzepten eine Basis für die zukünftige Umsetzung von Klimaschutzmaßnahmen zu verschaffen.

1.1 Der Weg zum SEAP Mit der Entwicklung eines SEAP (Sustainable Energy Action Plan) also eines Energiekonzeptes im Rahmen des EU-Projektes SEAP Alps steht die Gemeinde Wertach am Beginn eines langfristig angelegten Prozesses der Entwicklung und Umsetzung von Energieeffizienz- und Klimaschutzmaßnahmen. Der Markt nimmt als eine von 5 Pilotkommunen im Allgäu an dem Alpenraum Projekt der EU teil. Dabei geht es in erster

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Linie darum, Hilfen für Kommunen zu entwickeln auf pragmatische Weise Energiekonzepte erstellen zu können. Zudem sollte das Thema Anpassung an den Klimawandel eine wichtige Rolle spielen. Mit der Unterstützung von eza! (dem Energie- und Umweltzentrum Allgäu) wurde das Projekt vorangetrieben und der vorliegende SEAP erarbeitet. Zahlreiche bereits umgesetzte Maßnahmen aus dem Konzept belegen die Richtigkeit des Ansatzes und zeigen wie konsequent die Gemeinde an ihrem Profil als umweltbewusste Klimaschutzgemeinde arbeitet. Bereits in der Vergangenheit wurden etliche Maßnahmen in der Gemeinde umgesetzt, um Energie und damit CO2 und auch Kosten einzusparen (diese werden im Rahmen der Beschreibung der Ist-Analyse aufgelistet). Der Beschluss im Gemeinderat, an dem Alpenraumprojekt SEAP Alps teilzunehmen und ein eigenes Energiekonzept zu entwickeln, war daher die logische Konsequenz, um die Aktivitäten zu bündeln und zu strukturieren. Mit dem Abschluss der Ist-Analyse konnten bereits zahlreiche Handlungsoptionen für die Gemeinde und das Energieteam aufgezeigt werden. Als besonders wichtig erscheint es, den Bürger an Klimaschutzaktivitäten heranzuführen und dabei zu unterstützen. Kleine finanzielle Anreize bei der Umsetzung von energetischen Projekten oder bei Schwachstellenanalysen, z. B. einer Heizungspumpen-Tauschaktion, können eine große Wirkung erzielen. Auch Aktionen und Veranstaltungen können die Bürger für das Thema Energieeffizienz motivieren und somit zu einer positiven Weiterentwicklung beitragen, wie z. B. ein Energietag oder Informationsveranstaltungen zu Erneuerbaren Energien wie sie in Wertach bereits bei verschiedenen Gelegenheiten durchgeführt worden sind. Im Vordergrund steht für die Gemeinde Wertach die Umsetzungsphase nach der Konzepterstellung. Das Energiekonzept sollte dazu beitragen, einen dauerhaften Prozess in der Gemeinde zu starten und in der Gemeindeverwaltung einen Rahmen für die zukünftige energiepolitische Arbeit zu etablieren. Über die weitere Arbeit nach Abschluss des Projektes im Frühjahr 2015 wird das Energieteam noch entscheiden.

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2 Kommunale Energiekonzepte (SEAPs) Ziel eines kommunalen Energiekonzeptes ist neben einer strategischen Ausrichtung der kommunalen Klimaschutzpolitik die Erstellung einer Planungs- und Entscheidungshilfe für kommunale Entscheidungsträger. Wichtige Bestandteile des Konzeptes sind die Darstellung des gegenwärtigen Energieverbrauchs, der Energieeinsparpotenziale und die Entwicklung eines konkreten Maßnahmenkatalogs unter Einbeziehung der relevanten Akteure. Darüber hinaus ist die Überprüfbarkeit der gesetzten Klimaschutzziele von großer Bedeutung. Daher wird im Rahmen des Konzeptes auch dargelegt, wie ein zukünftiges Controllinginstrument aussehen kann, welches die Umsetzung und den Erfolg der Einzelmaßnahmen auswertet und die Gesamtentwicklung in der Kommune darstellt. Die folgenden Punkte zeigen, worin für die Marktgemeinde Wertach die Bedeutung des Energiekonzeptes liegt: 

Das Energiekonzept für die Gemeinde Wertach ist ein faktenbasiertes, individuelles und konkretes Programm für die mittel- und langfristige Umsetzung energiepolitischer Aktivitäten.



Das Energiekonzept unterstützt das Bestreben der Gemeinde Wertach energieeffizienter zu werden. Sie bekennt sich in den energiepolitischen Zielen dazu, im Rahmen ihrer Möglichkeiten überdurchschnittliche Anstrengungen in der kommunalen Energiepolitik zu unternehmen.



Ziel dieser energiepolitischen Aktivitäten ist die Senkung des Energieverbrauchs – besonders des Verbrauchs fossiler Energieträger – und die Reduzierung klima- und umweltschädlicher Emissionen. Dazu werden Möglichkeiten zur Verbrauchssenkung und zum Ersatz fossiler durch erneuerbare Energieträger ermittelt, bewertet und aufgelistet.



Das Energieteam der Gemeinde Wertach, in dem auch Vertreter der Gemeindeverwaltung und des Gemeinderates vertreten sind, erarbeitet in mehreren Sitzungen die Ziele, Strategien und Maßnahmen des Energiekonzeptes.



Die Entwicklung des kommunalen Energiekonzeptes beinhaltet eine energiepolitische Ist-Analyse, in der bisherige kommunale Maßnahmen bewertet und Handlungspotenziale aufgezeigt werden. Darüber hinaus wird die Entwicklung von energiepolitischen Zielen mit dem Zeithorizont 2021 unterstützt, und es werden geeignete zukünftige Umsetzungsmaßnahmen ausgewählt und bewertet.



Eine zentrale Faktenbasis für das Energiekonzept bildet die Energie- und CO2-Bilanz, welche für die Marktgemeinde Wertach im Rahmen der Konzepterstellung berechnet worden ist. Diese ist die Grundlage für eine Abschätzung des energetischen Einsparpotenzials und der Potenziale für die Deckung des zukünftigen Energiebedarfs durch erneuerbare Energien.

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Mit dem erarbeiteten Energiekonzept schafft die Gemeinde Wertach eine notwendige Voraussetzung dafür, mittel- und langfristig eine systematische Energiepolitik umzusetzen.

2.1 Handlungsfelder und Vorgehensweise Die folgenden Handlungsfelder repräsentieren Themenschwerpunkte, in denen die Kommune direkten Einfluss auf die energiepolitische Entwicklung nehmen kann.

Entwicklungsplanung, Raumordnung: Maßnahmen der kommunalen Entwicklungsplanung zur besseren Energieeffizienz Kommunale Gebäude, Anlagen: Maßnahmen zur Verbrauchskontrolle und -reduktion beim kommunalen Gebäude- und Anlagenbestand Versorgung, Entsorgung: Maßnahmen im Bereich Ver- und Entsorgung (z.B. Verwendung von zertifiziertem Ökostrom, Nah- und Fernwärmeversorgung, Nutzung erneuerbarer Energien, Energieeffizienz bei Abfallentsorgung und Abwasseraufbereitung, …) Mobilität: Maßnahmen zur Verbesserung der Rahmenbedingungen für klimafreundliche Mobilität (z.B. Anreize für die Nutzung energiesparender und schadstoffarmer / -freier Verkehrsträger, Verbesserung des ÖPNV-Angebotes, klimafreundliches Mobilitätsverhalten der öffentlichen Verwaltung, …) Interne Organisation: Maßnahmen zur Entwicklung der internen Organisation und interner Abläufe im Bereich Energieeffizienz in der Gemeinde- oder Gemeindeverwaltung (z.B. Bereitstellung personeller Ressourcen, Weiterbildungsmaßnahmen, klare Verantwortlichkeiten beim Thema Klimaschutz, …) Kommunikation, Kooperation, Partizipation: Dieses Handlungsfeld umfasst die kommunalen Aktivitäten, die auf das Verbrauchsverhalten Dritter abzielen und richtet sich an die Bürger und die Unternehmen der Gemeinde (z.B. Kommunikation von Energiethemen durch Pressearbeit, Schulprojekte, Wettbewerbe, Förderprogramme, Motivationskampagnen, …)

2.2 Die Konzeptentwicklung Die Arbeitsgruppe Energie des Marktes Wertach war intensiv in die Bestandsanalyse sowie die sich daran anschließende Entwicklung energiepolitischer Ziele und eines energie- und klimaschutzpolitischen Maßnahmenkatalogs eingebunden. Die folgenden Bausteine waren Teil der Konzeptentwicklung:

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Auftaktveranstaltung Am 28.02.2013 erfolgte die offizielle Startveranstaltung der Gemeinde Wertach im Rathaus. Inhalt der Auftaktveranstaltung war eine allgemeine Einführung in das Thema Klimaschutz, die Vorstellung des Entwicklungsprozesses für das Konzept und die Festlegung des weiteren Vorgehens. Die Koordination übergeordneter Fragestellungen wurde von der EnergieteamLeitung, Herrn Bürgermeister Jehle übernommen. Ist-Analyse In den Monaten Februar bis Mai wurden sämtliche energierelevante Daten der Gemeinde erfasst (im Rahmen des Energiecoachings erfolgte auch eine Begehung der Liegenschaften der Gemeinde). Energie- und CO2-Bilanz der Gemeinde Wertach Der Energieverbrauch der Gemeinde Wertach und die daraus resultierenden CO2Emissionen wurden im Juni 2013 vorgestellt. Bürgerversammlung In der Bürgerversammlung im Oktober 2013 ist das Energieteam und die Arbeit am Klimaschutzkonzept erstmals der Bürgerschaft vorgestellt worden. Erzeugungs- und Einsparpotenziale der Gemeinde Wertach Die Potenziale im Gemeindegebiet wurden in der Sitzung am 23. September 2013 aufgezeigt. Für das Energieteam bildeten diese Informationen eine weitere Grundlage, realistische energiepolitische Ziele zu formulieren. Zielformulierung Auf der Grundlage der erhobenen Fakten (Ist-Analyse, Energieverbrauch, CO2-Emissionen und Einspar- sowie Erzeugungspotenziale) wurden in der Energieteamsitzung am 20. November 2013 und am 14. Januar 2014 energiepolitische Ziele erarbeitet und formuliert, welche die Marktgemeinde Wertach bis zum Jahr 2021 erreichen oder übertreffen möchte.

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Maßnahmenkatalog des SEAP In mehreren weiteren Sitzungen wurden Maßnahmenvorschläge, die aus den Ergebnissen der vorangegangenen Sitzungen resultierten sowie weitere Vorschläge von eza! und den Energieteammitgliedern diskutiert. Maßnahmen, über die ein Konsens erzielt werden konnte, wurden in den Maßnahmenkatalog aufgenommen und priorisiert. Der Maßnahmenkatalog wurde am 11. März und 21. Juli 2014 finalisiert.

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3 Basisdaten der Marktgemeinde Wertach Die Marktgemeinde Wertach liegt im Landkreis Oberallgäu und gehört zum bayerischen Regierungsbezirk Schwaben. In der Gemeinde Wertach wohnen ca. 2.450 Einwohner. Die Gemeinde erstreckt sich über eine Fläche von 45,6 km² und liegt auf einer Höhe 915 m ü. HNH. Die wichtigste Verkehrsanbindung für Wertach ist die direkt anliegende Bundesstraße 310, die im Norden in knapp 20 km Entfernung an die A7 angebunden ist und bis nach Kempten verläuft. Im Süden grenzt sie an die Bundestraße 308, die in West-Ost-Erstreckung von Sonthofen bis in das österreichische Tannheimer Tal reicht. Über die Autobahn 7 gelangt man über Kempten in den Norden oder in südöstlicher Richtung nach Füssen. Außerdem schließt die Straße 2007 an die Gemeinde Wertach an, die diese mit Sonthofen und über die Straße 2006 mit Immenstadt verbindet. Obwohl die Kraftfahrzeugs-basierte Anbindung nur mittelmäßig ist, stellt sie die einzige Möglichkeit zur Fortbewegung für die Anwohner dar, da die Gemeinde nicht von der Bahn erschlossen ist. Das Gemeindegebiet Wertach ist eingebettet in das Allgäuer Voralpenland und steht zu fast zwei Dritteln unter Landschafts- und Naturschutz. Die Kommune liegt in dünn besiedeltem Gebiet und weißt eine recht einheitliche landschaftliche Struktur auf. Im Laufe der Jahre haben sich neben der Landwirtschaft einige Handwerksbetriebe angesiedelt, zudem macht der Tourismus ein weiteres Standbein aus. Aufgrund der anliegenden Bundesstraße sowie Einrichtungen in Bildung und Kultur sind annehmbare Bedingungen für die Infrastruktur gegeben. Diese und weitere Strukturen sind in Verbindung mit dem ländlichen Charakter die Basis für einen aufstrebenden Ort, in dem seine Bürger gerne wohnen und leben.

3.1 Demographische Entwicklung Die Entwicklung der Einwohnerzahl der Marktgemeinde Wertach verlief von 2004 bis 2011 relativ schwankend und pendelte nach den Daten des Bayerischen Landesamtes für Statistik und Datenverarbeitung um 2.450 (Abb. 11). 2010 gab es einen starken Anstieg der Bevölkerung auf den höchsten Wert mit 2.504, dem direkt im Anschluss ein ebenso ausgeprägter Abfall folgte.

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Abb. 11: Einwohnerentwicklung der Marktgemeinde Wertach zwischen 2004 und 2011 (BLfSD 2013)

Wenn der Betrachtungszeitraum in die Vergangenheit ausgedehnt wird, dann stieg die Bevölkerungsentwicklung im 20. Jahrhundert bis 1950 kontinuierlich an, bevor sie innerhalb von elf Jahren deutlich sank. Ab 1961 ist eine starke Wachstumsphase der Bevölkerungsentwicklung zu verzeichnen, während der die Bevölkerung bis 2011 um mehr als 60 % zunahm (Abb. 12). Die energiepolitische Relevanz dieser Entwicklung äußert sich in dem in dieser Phase zugebauten Gebäudebestand, welcher aus energetischer Sicht unsaniert die höchsten Energieverbräuche aufweist.

Abb. 12: 2013)

Einwohnerentwicklung der Gemeinde Wertach von 1840 bis 2011 (BLfSD

Besonders bedeutsam für die zukünftige Energiepolitik der Gemeinde ist die Altersstruktur. Hier weist die Marktgemeinde Wertach eine eher ungünstige Entwicklung auf. Heute stellen die Gruppe der über 40-jährigen, über 50-jährigen und über 65-jährigen mit 1.375 (56 %). die größte Bevölkerungsgruppe dar (Abb. 13). Allein die über 50-jährigen und über 65-jährigen

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machen mit 935 (38 %) einen großen Anteil aus. Die Tendenz ist hier stark ansteigend. Für diese Bevölkerungsgruppe, welche oft im Eigenheim wohnt, kommt in vielen Fällen eine energetische Sanierung der Gebäude nicht in Frage. Die Gründe hierfür sind vielfältig. Häufig werden folgende genannt:  die Amortisationszeiten sind zu lange  man möchte sich im Alter nicht mehr verschulden  man scheut den Aufwand und Schmutz  in Mehrfamilienhäusern ist der Organisationsbedarf zu groß Da die energetische Gebäudesanierung sehr hohe Einsparpotenziale aufweist, ist die direkte Konsequenz aus der örtlichen Altersstruktur, dass Lösungen und Angebote entwickelt werden müssen, mit welchen auch ältere Menschen für eine Sanierung gewonnen werden können.

Abb. 13: Entwicklung der Altersstruktur der Marktgemeinde Wertach zwischen 1970 und 2011 (BLfSD 2013)

3.2 Entwicklung der Wohnflächen Bei leicht steigenden Einwohnerzahlen hat sich die Anzahl der Wohneinheiten und der Wohnflächen im Betrachtungszeitraum kontinuierlich erhöht (Tabelle 1). Die Anzahl der Wohneinheiten stieg von 1990 mit 972 auf 1.292 im Jahr 2011 (plus 33 %) bei einem gleichzeitigen Anstieg der bewohnten Fläche von 92.589 auf 124.515 Quadratmeter (plus 35 %). Die spezifische Wohnfläche pro Einwohner ist somit von 44,6 auf 50,9 Quadratmeter (plus 14 %) angestiegen. Die hier festgestellte Zunahme an Wohnfläche pro Einwohner ist in dieser Größenordnung durchaus vergleichbar mit dem Zuwachs in anderen Regionen. Wird nur die Wohnflächenentwicklung betrachtet, ist davon auszugehen, dass v.a. beim Wärmeverbrauch ein Anstieg des Endenergiebedarfs aufgrund von größeren zu beheizenden Wohnflächen auftritt. In der Praxis steht dem eine höhere Energieeffizienz bei Neubau und energetischen Gebäudesanierungen im Vergleich zum Jahr 2000 gegenüber.

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Tabelle 1:

Anzahl der Wohnungen und der Wohnflächen in der Marktgemeinde Wertach 1990

1995

2000

2011

Anzahl Wohneinheiten Relative Entwicklung

972 100 %

1.069 110,0 %

1.171 120,5 %

1.292 132,9 %

Wohnfläche [m²] Relative Entwicklung

92.589 100 %

100.489 108,5 %

112.097 121,1 %

124.515 134,5 %

44,6 100

44,7 100,0

47,4 106,3

50,9 114,1

Anzahl Wohngebäude Relative Entwicklung

452 100 %

486 107,5 %

535 118,4 %

584 129,2 %

Anzahl Einfamilienhäuser Relative Entwicklung

256 100 %

265 103,5 %

291 113,7 %

308 120,3 %

Anzahl Zweifamilienhäuser Relative Entwicklung

102 100 %

117 114,7 %

126 123,5 %

143 140,2 %

Anzahl Mehrfamilienhäuser Relative Entwicklung

94 100 %

104 110,6 %

118 125,5 %

133 141,5 %

Wohnfläche / Einwohner [m²] Relative Entwicklung

Bei der Entwicklung der Wohngebäude zeigt sich klar, dass seit 1990 kontinuierlich neuer Wohnraum entstanden ist. Die Zahl der Einfamilienhäuser wuchs trotz eines Anstiegs von 20 % deutlich langsamer im Vergleich zu Doppelhäusern und Mehrfamilienhäusern. Diese beiden Gebäudetypen nahmen im Zeitraum bis 2011 um mehr als 40 % zu. Diese Tendenz ist ungebrochen.

3.3 Wirtschaftliche Entwicklung Das Gewerbe in Wertach ist vorwiegend durch Handwerksbetriebe geprägt und nur mäßig diversifiziert. Das produzierende Gewerbe wies 2011 mit 285 sozialversicherungspflichtigen Arbeitnehmern den größten Anteil (49 %) der in Wertach 585 Beschäftigten. Handel, Verkehr, Gastgewerbe kommen zusammen mit öffentlichen und privaten Dienstleistern auf eine ähnlich große Anzahl von Arbeitnehmern. Dagegen arbeiten in der Land- und Forstwirtschaft sowie der Fischerei lediglich 20. Die Zahl der Auspendler spielt unter den Beschäftigten mit knapp 250 eine gewichtige Rolle. Nachdem von 2001 auf 2004 ein deutlicher Rückgang der Wirtschaftsleistung zu verzeichnen war, wuchs diese in den folgenden Jahren bis 2008 enorm an (+ 53 %)

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(Abb. 14). Neue Betriebsansiedlungen und Umstrukturierungen sind für diese Entwicklung verantwortlich. Dieses zeigt sich an der Entwicklung umsatzsteuerpflichtiger Betriebe, den Umsätzen und der Gewerbesteuer. 2009 gab es einen erheblichen wirtschaftlichen Einbruch, der im darauffolgenden Jahr fast gänzlich kompensiert wurde, sodass Lieferungen und Leistungen in Höhe von 60 Millionen Euro zu Buche stehen. Die Anzahl der Umsatzsteuerpflichtigen stieg von 2001 von 133 bis 2010 auf 157 (+ 18 %). Trotz der etwas abgelegenen geografischen Lage, verlief die wirtschaftliche Entwicklung der Marktgemeinde in den letzten Jahren in der Tendenz durchaus positiv. Die positiven harten und weichen Standortfaktoren lassen darauf schließen, dass die wirtschaftliche Situation zumindest stabil gehalten werden kann. Unter Umständen ist sogar die Aussicht auf weitere wenige Gewerbeansiedelungen für die Gemeinde Wertach gegeben. Aus energiepolitischer Sicht würde dies eine Etablierung des gewerblichen Energieverbrauchs auf dem Stand von 2010 bzw. einen leichten Anstieg bedeuten (vgl. Kapitel 7).

Abb. 14: Entwicklung der Unternehmensumsätze in Tausend Euro und der Umsatzsteuerpflichtigen in der Marktgemeinde Wertach (BLfSD 2013)

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4 Die Energie- und CO2-Bilanz des Marktes Wertach Die Energie- und CO2-Bilanz gibt an, wie viele Tonnen CO2 in einer Kommune durchschnittlich pro Bürger und Jahr emittiert werden. Der jeweilige kommunale Durchschnittswert ist abhängig von den Strukturdaten der Gemeinde. Größere Kommunen weisen einen höheren Wert je Einwohner (9-13 t CO2/Einw.) auf als kleinere (6-8 t CO2/Einw.). Dies liegt an der in der Regel höheren gewerblichen Dichte und ihrer Funktion als Mittel- oder Oberzentrum. Da Kommunen den Energieverbrauch durch entsprechende Klimaschutzmaßnahmen beeinflussen können, ist das Wissen um die CO2-Emissionen der verschiedenen Sektoren sehr wichtig. Der energetische Zustand der kommunalen Gebäude, die Qualität des ÖPNV oder die Öffentlichkeitsarbeit zum Thema „Klimaschutz und Energieeffizienz“ beeinflussen die CO2-Emissionen in der Kommune. Aus der Entwicklung über einen längeren Zeitraum lässt sich auch der Erfolg der kommunalen Klimaschutzmaßnahmen ablesen. Daher kommt der CO2-Bilanz – nicht zuletzt auch wegen der Öffentlichkeitswirksamkeit – eine hohe Bedeutung im Rahmen der kommunalen Klimaschutzpolitik zu. In diesem Kapitel werden der Energieverbrauch und die CO2-Emissionen in der Gemeinde Wertach bis ins Berichtsjahr 2011 aufgeführt.

S trukturdaten

S tatis tik

Grunddaten

E VU, Förderprogramme

 G ebäude &

 Stromverbrauch,

Infrastrukturdaten  B ayerisches Landesamt für S tatistik  K raftfahrtbundesamt

EEG-Anlagen & Strom-Mix  Erdgas  Wärmepumpen, B iogas: Stromnetzbetreiber  Solarthermie: BAFA

Abb. 15:

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Detailabfrage

Kommunenebene

 Heizöl, B iomasse, F lüssiggas: E rhebung über K aminkehrer, kommunale Umfragen (genehmigungspflichtige Anlagen nach 4. B ImS chV)  B iogas und Nahwärme

Die Datenerhebung als Grundlage der lokalen Energie- und CO2-Bilanz

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Die zugrundeliegende Methodik basiert auf der Erhebung kommunaler Strukturdaten aus verschiedenen Statistiken (Abb. 15). Des Weiteren werden Netzdaten zu allen leitungsgebundenen Energieträgern erhoben sowie aus Förderprogrammen erhältliches Datenmaterial zu EEG-Anlagen und Solarthermie. In einem dritten Schritt werden Detailabfragen vorgenommen. Diese richten sich an Unternehmen, die Kommune, Anlagenbetreiber und die jeweils zuständigen Kaminkehrer. Die Bilanz ist eine Momentaufnahme des energetischen Zustands der Gemeinde mit Stand Ende 2011. Bei der Ermittlung der CO2-Emissionen wurden für das Gemeindegebiet ermittelte Energieverbräuche mit Emissionsfaktoren verrechnet. Dadurch konnte individuell für Wertach die Emissionsintensität nach Energieträgern ermittelt werden, was wiederum die Identifikation klimaschutzrelevanter Bereiche in der Gemeinde ermöglicht. Die folgende Tabelle listet die wichtigsten verwendeten Emissionsfaktoren auf. Im Anhang zu diesem Bericht findet sich eine ausführliche Übersicht über weitere spezifische Emissionsfaktoren.

Tabelle 2:

Emissionsfaktoren für ausgewählte Energieträger

Energieträger

Spez. Emissionsfaktor

Elektrizität (lokaler E-Faktor)

554 g CO2 / kWh

Heizen mit Heizöl

320 g CO2 / kWh

Heizen mit Erdgas

228 g CO2 / kWh

Heizen mit Holz

24 g CO2 / kWh

Heizen mit Braun- / Steinkohle

438 g / 365 g CO2 / kWh

Heizen mit Umweltwärme

164 g CO2 / kWh

Heizen mit Solarthermie

25 g CO2 / kWh

Heizen mit Biogas

15 g CO2 / kWh

Die Angaben zu den Emissionsfaktoren machen deutlich, dass sich die Emissionsfaktoren der zur Heizwärmeerzeugung genutzten Energieträger teilweise ganz erheblich voneinander unterscheiden; so verursacht die Verbrennung von Braunkohle fast 18 mal mehr CO2 als die Nutzung von solarthermischer Wärme. Ebenso wird erkennbar, dass die Verwendung erneuerbarer Energien nicht völlig klimaneutral ist, da bei der Gewinnung und dem Transport der Energieträger Emissionen anfallen. Aus diesem Grund und weiteren Gründen muss der sparsame Umgang auch mit diesen Ressourcen erste Priorität haben.

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4.1 Energieverbrauch Strom und Wärme

4.1.1 Endenergieverbrauch nach Verursachergruppen Die im Rahmen der Energie- und CO2-Bilanz erhobenen Energieverbrauchswerte in der Gemeinde Wertach werden in diesem Abschnitt nach Verursachergruppen dargestellt:  Wirtschaft (schließt den primären, sekundären und tertiären Sektor ein)  Private Haushalte  Verkehr Insgesamt belief sich der gesamte Endenergieverbrauch der Marktgemeinde Wertach im Berichtsjahr 2011 über alle Verursachergruppen hinweg auf 73.941 MWh (~74 GWh). Pro Einwohner ergibt dies einen Endenergieverbrauch von 30,3 MWh pro Jahr. Abb. 16 zeigt die Anteile des Endenergieverbrauchs in den oben genannten Sektoren im Jahre 2011. Die Wirtschaft hat mit 37 % den größten Anteil am Endenergieverbrauch der Gemeinde. Mit 33 % spielt der Verkehr in der Energiebilanz Wertachs eine nicht unwichtige Rolle. Die privaten Haushalte nehmen mit 30 % des Endenergieverbrauchs Platz drei ein.

Abb. 16:

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Verteilung des Endenergieverbrauchs nach Verursachergruppen im Jahr 2011

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Abb. 17 stellt den Verlauf bei den Verursachergruppen Wirtschaft, Verkehr und Haushalte im zeitlichen Längsschnitt dar (der kommunale Betrieb ist hier der Wirtschaft zugeordnet). Es wird zweierlei sichtbar: Zum einen ist in Wertach ein leichter Anstieg des gesamten Endenergieverbrauchs zu verzeichnen. Dieser lag im Jahre 2004 bei ca. 71.874 MWh und stieg bis 2011 auf fast 74.000 MWh, was einer Zunahme von knapp 3 % entspricht. Die Veränderungen beim Endenergieverbrauch sind den Bereichen Wirtschaft und Haushalten geschuldet, in denen ein Zuwachs von 4 % registriert wurde. Obwohl die Wirtschaft insgesamt einen steigenden Verlauf aufweist, sticht der Einbruch 2009 deutlich heraus. Während die Haushalte mit der Ausnahme von 2011 kontinuierlich leicht zunehmen, blieb der Verkehr hingegen über den Zeitraum trotz einiger Schwankungen nahezu konstant.

Abb. 17:

Entwicklung des Endenergieverbrauchs nach Verursachergruppen

Der Strom- und Wärmeverbrauch der Marktgemeinde Wertach muss im Kontext der Bevölkerungsentwicklung gesehen werden. Die Einwohnerzahl Wertachs wies 2011 trotz zwischenzeitlicher Veränderungen im Laufe des Beobachtungszeitraums praktisch denselben Wert wie 2004 auf. Abb. 18 trägt diesem Sachverhalt mit dem dargestellten ProKopf-Verbrauch für Wärme, Strom und Kraftstoff Rechnung. Der Pro-Kopf-Verbrauch von Strom wuchs bis 2011 mit knapp 15 % am stärksten, trotz des erheblichen Einbruchs im Jahr 2009. Die Sektoren Kraftstoff und Wärme haben absolut gesehen wesentlich größere Ausmaße beim Pro-Kopf-Verbrauch, dagegen hielten sie sich bei einem Anstieg von weniger als 1 % praktisch auf konstantem Niveau. Gleichzeitig stieg die durchschnittliche Pro-KopfWohnfläche: von 2000 bis 2011 nahm nicht nur die Zahl der Wohnungen um 10 % zu, sondern auch die Wohnfläche pro Einwohner (vgl. Kapitel 3.2). Die im Durchschnitt größeren Wohneinheiten und die zugleich gestiegenen Komfortansprüche schlagen sich in einem höheren Endenergiebedarf nieder, der durch die bessere Energieeffizienz neuer und sanierter Wohngebäude nur zu einem Teil kompensiert wird.

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Abb. 18:

Pro-Kopf-Entwicklung des Endenergieverbrauchs im Markt Wertach

4.1.2 Energieträger Abb. 19 veranschaulicht die Entwicklung des Endenergieverbrauchs für Wärme und Strom (ohne Verkehr) in der Gemeinde Wertach, wobei die relativen Anteile der Energieträger abgebildet sind. Es wird sichtbar, dass der Gesamtverbrauch an Strom und Wärme leichten Schwankungen unterliegt: Im Betrachtungszeitraum stieg der Gesamtverbrauch von 47,8 GWh auf 49,8 GWh an. Dies bedeutet einen Anstieg um 4 % im untersuchten Zeitraum. Die Hauptenergieträger in der Gemeinde Wertach sind Heizöl (48 %), Strom (26 %) und Holz als erneuerbarer Energieträger (18 %). Die größte positive Entwicklung legten Umweltwärme (+ 618 %) und Solarthermie (+ 122 %) zurück.

Abb. 19: Entwicklung des Endenergieverbrauchs (ohne Verkehr) im Markt Wertach nach Energieträgern

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Abb. 20:

Entwicklung des Endenergieverbrauchs für Wärme in der Gemeinde Wertach

In Abb. 20 ist die Entwicklung des Endenergieverbrauchs für Wärme in Wertach (ohne Verkehrsbereich) dargestellt. Der Wärmeverbrauch stieg von 2004 bis 2009 kontinuierlich an und sank anschließend bis 2011 auf ca. 36.700 MWh, sodass er sich letztlich fast auf dem gleichen Level wie 2004 befand. Dabei steuerten die fossilen Energieträger 2011 mit 74 % bei weitem den größten Anteil bei. Holz kam im selben Jahr als größter regenerativer Energieträger auf knapp 24 %. Bei den privaten Haushalten war der dominante Energieträger 2011 zur Wärmeerzeugung Heizöl mit 59 %, obwohl der Verbrauch im Betrachtungszeitraum um mehr als 5 % zurück ging (Abb. 21). Die Verwendung von Holz als Energieträger nahm im selben Zeitraum deutlich zu (+ 21 %) und lag im Jahr 2011 bei ca. 29 %. Flüssiggas kam im selben Jahr auf einen Anteil von 6 %, bei einem Zuwachs von 8 % seit 2004.

Abb. 21: Entwicklung des Wärmeverbrauchs in Wertach nach Energieträgern in den privaten Haushalten (Basis: Kaminkehrerdaten)

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Auch im Bereich der Wirtschaft wird zur Wärmeerzeugung in erster Linie Heizöl eingesetzt. Der Anteil des Heizöls lag 2011 bei 73 %, trotz des Rückgangs um knapp 10 % im Vergleich zu von 2004. Als weitere Energieträger wurden Holz (16 %) sowie Flüssiggas (6 %) verwendet. Insgesamt fiel der Wärmebedarf in der Wirtschaft im Betrachtungszeitraum leicht, um fast 4 %. Erdgas kommt für die Wärmeerzeugung in Wertach auf Grund der fehlenden Anbindung an das Erdgasnetz prinzipiell nicht zum Einsatz.

4.2 Energieverbrauch Verkehr / Mobilität Der Endenergieverbrauch im Sektor Verkehr wird überwiegend auf Basis der Zulassungsstatistiken des Kraftfahrtbundesamtes ermittelt. Darin sind die in einer Kommune zugelassenen PKW, Motorräder, Sattelzugmaschinen, Lastkraftwagen und Zugmaschinen aus Land- und Forstwirtschaft aufgeführt. Zusätzlich wird die Entwicklung des Energieverbrauchs und der Emissionen, welche durch Flugverkehr, Schienenpersonenfernverkehr und Personenschifffahrt verursacht werden, anhand bundesweiter Statistikdaten geschätzt, indem diese Daten auf die Bevölkerung der jeweiligen Kommune heruntergebrochen werden. Bereits in Abschnitt 4.1.1 wurde aufgezeigt, dass der Verkehr mit knapp 24.200 MWh und ca. 33 % der Endenergie einen guten Teil des Energieverbrauchs in Wertach verursacht. Zugleich wurde aufgezeigt, dass sich der Endenergiebedarf in dieser Verbrauchergruppe 2011 trotz Schwankungen praktisch auf demselben Niveau wie 2004 befand.

Abb. 22:

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Entwicklung des Kraftstoffverbrauchs in Wertach

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Auffällig ist der hohe Dieselkraftstoffanteil von 50 % für Wertach (Abb. 22). Dabei ist der Dieselverbrauch um knapp 3 % bis zum Jahr 2011 angestiegen. Deutlich massiver fällt die Zunahme beim Kerosin mit 22 % aus (hierbei handelt es sich aber um einen rein statistisch ermittelten Wert, der sich auf einen bundesdeutschen Durchschnitt bezieht und die Steigerung der Flugbewegungen der Deutschen wiedergibt). Der Verbrauch von Benzin reduzierte sich gegenüber dem Jahr 2004 nominell um über 21 %, sein Anteil am Treibstoffverbrauch der Gemeinde sank seit 2004 von 39 % auf 31 %. Der Anteil an Biokraftstoffen (Biodiesel und Bioethanol) liegt bei ca. 7 %, allerdings legten diese einen sehr starken Anstieg zurück (+ 291 % und 2.526 %). Angesichts des erheblichen Volumens des verkehrsbedingten Endenergieverbrauchs sind die genannten Befunde in zweierlei Hinsicht bedeutsam: Sie belegen die Notwendigkeit zu Einsparmaßnahmen in diesem klimapolitisch bedeutsamen Sektor und verdeutlichen – zumindest bezogen auf den Individualverkehr – die klimapolitische Relevanz des Nutzerverhaltens jedes einzelnen Mitbürgers, welches es durch Öffentlichkeitsarbeit und Informationsveranstaltungen zu adressieren gilt. Es sei in diesem Zusammenhang darauf hingewiesen, dass der Energiebilanz nur die Emissionen der vor Ort gemeldeten Fahrzeuge zugerechnet werden. Der zusätzliche, durch den Tourismus verursachte Verkehr ist darin nicht berücksichtigt. Dennoch stellt auch gerade der Kfz-Individualverkehr durch den Tourismus Herausforderungen zur Energieeinsparung im Verkehrsbereich dar.

4.3 CO2-Emissionen Bei der Diskussion um eine zukünftige Klimaschutzpolitik des Marktes Wertach ist die Entwicklung der jährlichen CO2-Emissionen pro Einwohner die letztlich entscheidende Kenngröße. Dieses Maß (Tonnen CO2 / EW a) erlaubt einen einfachen Vergleich spezifischer Emissionen einer Gemeinde mit denen anderer Kommunen. Zu beachten ist, dass hierbei nicht nur die geographische Lage, sondern vor allem die wirtschaftliche und soziale Struktur einer Kommune einen ganz erheblichen Einfluss auf die CO2-Emissionen hat. Aus diesem Grunde sind interkommunale Vergleiche solcher Emissionskennwerte umso aussagekräftiger, je ähnlicher die zu vergleichenden Städte hinsichtlich der genannten Strukturmerkmale sind. Nach der vorliegenden Primärenergiebilanz beliefen sich die in der Gemeinde Wertach verursachten CO2-Emissionen im Jahre 2011 auf insgesamt 22.851 t; im Vergleich zum Jahr 2004 (24.111 t) ist das ein Minus von 5,2 %. Die im Jahre 2011 angefallene Pro-KopfEmissionsmenge liegt bei 7,7 t CO2 / EW a. Dieser Wert schließt die Emissionen aus allen drei Verursachergruppen (Wirtschaft, Haushalte, Verkehr) ein. Damit liegt Wertach deutlich über dem Bundesdurchschnitt von 9,1 t CO2 / EW a (siehe Abb. 23).

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Abb. 23:

Vergleich der CO2-Emissionen pro Einwohner im Markt Wertach

Bei der Interpretation der Pro-Kopf-CO2-Emissionen ist zu beachten, dass hier jeweils kommunenspezifische, also lokale Stromemissionswerte angesetzt werden. Grundlage für die stromseitigen Emissionen bilden die Stromkennzeichnungen, welche zum besseren Nachweis der Zusammensetzung der in einem Berichtsjahr gelieferten Strommengen von den Energieversorgungsunternehmen veröffentlicht werden. Die Strommengen aus erneuerbaren Energien werden dabei allerdings buchhalterisch über das gesamte Übertragungsnetz aufsummiert und können damit kleineren Netzeinheiten nur als Mittelwert angerechnet werden. Die lokalen CO2-Emissionen sollen dagegen die physikalisch auf Gemeindegebiet erzeugten Strommengen aus erneuerbaren Energien berücksichtigen. Dazu werden die Stromkennzeichnungen um die buchhalterischen Angaben zu erneuerbaren Strommengen bereinigt und die auf Gemeindegebiet nachvollziehbaren erneuerbaren Strommengen entsprechend mit einberechnet. Im Vergleich werden die CO2-Emissionen in der folgenden Abbildung dargestellt (Abb. 24).

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Abb. 24:

Vergleich der stromseitigen CO2-Emissionen in Abhängigkeit des Strommix

Die eingeschränkte Vergleichbarkeit der CO2-Bilanz regional benachbarter Städte und Gemeinden aufgrund unterschiedlicher lokaler CO2-Emissionsfaktoren beim Strom lässt sich eliminieren, wenn Kommunen auf der Grundlage eines einheitlichen Emissionsfaktors für Strom verglichen werden. Dazu wurde der bundesdurchschnittliche CO2-Emissionsfaktor, welcher im Jahre 2011 bei 559 CO2 / kWh lag, für eine neuerliche Vergleichsrechnung herangezogen. Abb. 25 zeigt die Entwicklung der CO2-Emissionsfaktoren in Wertach nach Stromkennzeichnung (EVU), lokalem Rechenansatz (lokal) und auf Bundesebene (Bund). Gemeinden mit einem im Vergleich zur Stromkennzeichnung niedrigeren lokalen CO2Emissionsfaktor weisen auf ihrem Gebiet bezogen auf den Stromverbrauch eine höhere Erzeugung aus erneuerbaren Energien auf als das gesamte umliegende Netzgebiet. Gemeinden mit einem höheren lokalen CO2-Emissionsfaktor weisen in der Regel anteilig eine entsprechend geringere Erzeugung auf.

Abb. 25:

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Entwicklung der CO2-Emssionsfaktoren Strom

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Abb. 26 gibt die CO2-Emissionsfaktoren im Abgleich für alle relevanten Energieformen an. Die jeweiligen Kurven erlauben analog zum Strom Rückschlüsse auf die Zusammensetzung der verwendeten Brenn- und Kraftstoffe. Wärmeseitig deutet beispielsweise ein Wert von ca. 300 g/kWh auf eine Brennstoffzusammensetzung mit ausgeprägtem Schwerpunkt auf Heizöl. Ein Wert im Bereich von 200 g/kWh weist dagegen auf merkliche erneuerbare Anteile beim Berennstoffsortiment hin. Die Änderung im Emissionsfaktor bei Kraftstoffen kommt durch die zunehmende Beimischung von Biokraftstoffen zustande.

Abb. 26: Kraftstoffe

Entwicklung der CO2-Emssionsfaktoren im Bereich Strom, Wärme und

In Abb. 27 werden die CO2-Emissionen der Gemeinde Wertach nach Verursachergruppen aufgeschlüsselt. Ein Vergleich dieser Daten mit den Anteilen der Verursachergruppen am Endenergieverbrauch (Abb. 16) zeigt, dass die Wirtschaft bei einem Anteil von 37 % am Endenergieverbrauch 42 % der CO2-Emissionen verursacht. Dieses Ergebnis ist auf den Einsatz hoher CO2-Emissionen verursachender Energieträger zurückzuführen. Beim Verkehr liegt der Anteil am Endenergieverbrauch bei 33 %, was 30 % der CO2Emissionen entspricht. Die privaten Haushalte mit einem Anteil am Endenergieverbrauch von 30 % verursachen 26 % der Gesamtemissionen in Wertach, was mit einem höheren Anteil erneuerbarer Energien (insbesondere durch Energieholz) am Endenergieverbrauch sowie einem insgesamt geringeren Stromverbrauch zu erklären ist.

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Abb. 27:

CO2-Emissionen der Gemeinde Wertach nach Sektoren (2011)

Eine zeitliche Längsschnittbetrachtung der CO2-Emissionen (Abb. 28) zeigt, dass der CO2Ausstoß im gewerblichen Sektor Im Betrachtungszeitraum einigen Schwankungen unterlag. Insgesamt kann aber ein leichter Abwärtstrend festgestellt werden. 2011 betrugen die Emissionen mit 10.189 t letztlich 4 % weniger als 2004. Die CO2-Emissionen durch Mobilität und Transport (Sektor Verkehr) fielen bis 2011 ebenfalls um 4 % auf 6.773 t. Bei den privaten Haushalten lässt sich im betrachteten Zeitraum gar ein Rückgang von 8,6 %verzeichnen. Es scheint, als wurden besonders im privaten Bereich die vorhandenen Einsparpotenziale konsequent genutzt und der Einsatz erneuerbarer Energien zur Deckung des Energiebedarf erhöht. Letztlich kann geschlussfolgert werden, dass in der Wirtschaft bei weitem die größten Einsparpotenziale liegen, was nicht zuletzt dem hohen Einsatz fossiler Energieträgern geschuldet ist.

Abb. 28:

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Entwicklung der CO2-Emissionen nach Sektoren

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4.4 Energieverbrauch des kommunalen Betriebs Im Zuge der Ist-Analyse wurden unter anderem Verbrauchswerte der kommunalen Gebäude und Anlagen für Heizwärme und elektrische Energie erhoben, um die Energieeffizienz dieser Liegenschaften (vgl. Kapitel 3) abschätzen zu können. Die vorliegenden Daten deuten darauf hin, dass in Wertach der Anteil der öffentlichen Gebäude am Wärmeverbrauch der Gemeinde mit ca. 2 % vergleichbar mit anderen ländlichen Gemeinden ist. Der Stromverbrauch der kommunalen Liegenschaften und Anlagen liegt mit 0,45 GWh/a bei 3,4 % des Gesamtstromverbrauchs der Gemeinde Wertach. Tabelle 3 listet die Angaben zum Verbrauch des kommunalen Betriebes auf (Stand 2011/13). Tabelle 3:

Energieverbrauch des kommunalen Betriebs und Gesamtverbrauch der Gemeinde Wertach (2011) Kommunale Anlagen Gemeinde Wertach Brennstoff Energiemenge in MWh/a Energiemenge in MWh/a Heizwärme: 750 (fossil + EE) 36.714 Strom 211 13.041 Straßenbeleuchtung 57 Kläranlage 182 Gesamt: 1200 49.755

4.5 Kennzahlen Die weiter unten dargestellten Kennzahlen des Marktes Wertach erlauben einen Vergleich mit Bundesdurchschnitten. eza! ist bestrebt, auf Grundlage der aktuellen sowie zukünftigen Bestandsanalysen in Allgäuer Städten und Gemeinden regionale Vergleichskennzahlen zu erheben und diese den Gemeinden und Städten zukünftig zur Verfügung zu stellen. Für Photovoltaik und Solarthermie wurden die zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Berichtes aktuellsten Anlagenstammdaten bzw. die aktuellsten BAFA-Daten abgefragt, so dass die per Ende 2011 installierte PV-Leistung und die Gesamtfläche der solarthermischen Anlagen in Wertach ermittelt und einbezogen werden konnten.

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Tabelle 4:

Wichtige Kennzahlen des Marktes Wertach

Kennzahlen

Einheiten

Wert 2013

Mittelwert Deutschland (2013)

Wohnfläche pro Einwohner



50,9

45

Einwohner pro Wohneinheit

Personen / Wohneinheit

1,89

2,031)

Gesamt-Wärmeenergiebedarf der Kommune pro Einwohner

kWh / EW a

15.022

14.6922)

Gesamt-Stromverbrauch der Kommune pro Einwohner

kWh / EW a

5.336

7.4142)

Stromverbrauch der öffentlichen Straßenund Wegebeleuchtung pro Einwohner

kWh / EW a

22,8

30

Photovoltaikanlagen - installierte Leistung pro 1000 Einwohner

kWp / 1000 EW

1.336

4402)

Solarthermische Anlagen zur Brauchwassererwärmung und Heizungsunterstützung

m2 / EW

0,73

0,1862)

Personenkraftfahrzeuge (PKW) pro 1000 Einwohner

Anzahl / 1000 EW

578

5731)

1)Quelle: 2)Quelle:

Statistisches Bundesamt EE in Zahlen, Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU)

Es gilt zu berücksichtigen, dass in die Bildung der Durchschnittswerte auch kleine Gemeinden mit einfließen. Durch deren andere Struktur kommt es bei einzelnen Bereichen zu Verzerrungen (beispielsweise ist der Durchschnitt des Stromverbrauchs der öffentlichen Straßen und Wegebeleuchtung für größere Städte nicht repräsentativ, da er durch kleine Gemeinden eher gesenkt wird).

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5 Qualitative energiepolitische Ist-Analyse Die Bedeutung des Themas Klimaschutz wird in der Marktgemeinde Wertach mittlerweile allgemein unterstützt. Aufgrund der Bestrebungen, die bereits begonnenen Klimaschutzaktivitäten zu bündeln, zu forcieren und gezielt in das Energiekonzept einfließen zu lassen, war es wichtig eine energiepolitische Analyse durchzuführen, die einen Teil der Basis für weiterführende Klimaschutzaktivitäten darstellt. Die Fortschreibung im Rahmen der Berichterstellung der Ist-Analyse erfolgte dabei auf Basis des Informationsstands August 2012. In den folgenden Abschnitten sind wesentliche Ergebnisse dieser Analyse zielgruppenorientiert und nach Maßnahmenbereichen dargestellt.

Übergeordnete Aufgaben Klimaschutzkonzept Umsetzung und Controlling personelle und finanzielle Ressourcen & Öffentlichkeitsarbeit

Nachhaltig Bauen & Sanieren

Abb. 29:

Erneuerbare Energien

Energieeffizienz

Mobilität

Handlungsfelder für die Energiepolitik der Marktgemeinde Wertach

5.1 Übergeordnete Aufgaben Die Wahrnehmung übergeordneter Aufgaben seitens der politischen Entscheidungsträger und der Verwaltung der Marktgemeinde Wertach ist Voraussetzung für eine praxisorientierte Umsetzung des Klimaschutzkonzepts. Grundsätzlich gehören zu diesem Maßnahmenbereich entwicklungsplanerische Vorgaben und Kenntnisse. Um Klimaschutzmaßnahmen umsetzen zu können, müssen in der Verwaltung entsprechende Strukturen existieren. Verantwortlichkeitsbereiche müssen klar geregelt und Personalressourcen verfügbar sein, damit Aufgaben zeitnah erledigt werden. Sind diese Voraussetzungen gegeben, kann die Gemeindeverwaltung vorbildlich agieren und damit unterstreichen, dass die Themen Energieeffizienz und Klimaschutz tatsächlich wesentliche Ziele der Gemeinde sind.

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Im Bereich der Planung hat eine Kommune erheblichen Gestaltungsspielraum, um Klimaschutz- und Energieeffizienzthemen voranzutreiben. Flächennutzungs- und Bebauungsplanung erlauben es, Einfluss auf die energetische Qualität von Neubauten zu nehmen. Im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit ist es wichtig, durch konkrete Aktionen einen Bewusstseinswandel einzuleiten bzw. diesen zu beschleunigen. Auch andere Aktionen und Veranstaltungen, die Bürger für das Thema Klimaschutz motivieren, können zu einer positiven Weiterentwicklung beitragen, wie z. B. autofreie Tage, Vorträge zum Thema Klimaschutz, Informationsabende zur Gebäudesanierung oder Sanierungskampagnen.

Kommune. Die Aufgabenfelder Energie, Klimaschutz und Umweltschutz sind in Wertach dem Bürgermeister (Herr Jehle) zugewiesen. Für die Öffentlichkeitsarbeit zu Energie- und Umweltthemen ist ebenfalls Herr Jehle zuständig. Für die Umsetzung weiterer Klimaschutzmaßnahmen, wie sie aus dem Maßnahmenkatalog des Klimaschutzkonzeptes hervorgehen, stehen derzeit keine zusätzlichen personellen Ressourcen zur Verfügung. Diese werden von der Gemeindeverwaltung und den Energieteammitgliedern zum Teil ehrenamtlich aufgebracht.

Bürger. Die Arbeit am Energiekonzept (SEAP) wurde von Beginn an offen kommuniziert und an die Bürger der Gemeinde über Gemeindeblatt, Presse und das Internet herangetragen. Nur so kann eine breite gesellschaftliche Übereinstimmung für die Ziele und Projekte des Klimaschutzes erreicht werden. Mit einer Bürgerversammlung und mehreren Bürgerveranstaltungen wurde auf das Thema und die zukünftigen Aufgaben hingewiesen. Mit der Energieberatungsstelle steht dem Bürger eine von der Gemeinde finanzierte und fachlich unabhängige Dienstleistung zum Zweck der Energieeinsparung und zur vermehrten Nutzung erneuerbarer Energien im privaten Bereich zur Verfügung. Das Angebot der Energieberatung steht den Bürgern kostenlos zur Verfügung. Die Beratungszahlen sind seit 3 Jahren rückläufig. Hier gilt es die Energieberatung durch Öffentlichkeitsarbeit verstärkt zu bewerben. Es wird auch eine Zusammenarbeit mit der Gemeinde Oy-Mittelberg diskutiert.

5.2 Nachhaltig Bauen & Sanieren Kommune. Allgemein wird die Umsetzung sehr hoher energetischer Gebäudestandards bei Neubau und Sanierung kommunaler Liegenschaften angestrebt und umgesetzt. Im Bereich der Planung wurden bisher keine energiepolitischen Auflagen wie z.B. privatrechtliche Verträge gemacht.

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Bürger. Auf der Internetseite der Gemeinde Wertach wird auf die Möglichkeit zu Energieberatungen vor Baubeginn hingewiesen. Die entsprechende Anlaufstelle wird explizit genannt.

5.3 Erneuerbare Energien Nach wie vor gibt es unerschlossene Potenziale im Bereich der erneuerbaren Energien, sowohl im Strom- als auch im Wärmebereich.

Kommune. Durch die Vorbildfunktion des Landkreises Oberallgäu in diesem Bereich werden Städte und Gemeinden regelmäßig zur Auseinandersetzung mit der Thematik erneuerbare Energien angeregt. An die Nahwärmeversorgung (Marktwärme) sind seit Dezember 2012 alle kommunalen Gebäude und 40 Häuser angeschlossen. Das 1,7 km lange Wärmenetz mit einer Leistung von 900 kW wird mit Pellets versorgt. Ein zweiter Bauabschnitt wurde im Spätsommer 2013 im Bereich der Schule in Betrieb genommen. Dieses versorgt etwa 20 Häuser mit umweltfreundlicher Wärme. Insgesamt werden mit den Wärmenetzen ca. 300.000 Liter Heizöl im Jahr durch Holzpellets ersetzt. Die Gemeinde Wertach nutzt die kommunalen Dachflächen weitgehend für PVStromerzeugung. Es wurden 2011 von PV-Anlagen (überwiegend in privater Hand) ca. 2,6 GWh ins Netz eingespeist. 2013 bereits 3,3 GWh. Eine Freilandanlage war 2013 geplant ist aber mangels Beteiligung durch Bürger nicht zustande gekommen. Während 28.901 m2 Dachflächen in Wertach für die PV-Stromerzeugung mit Modulen belegt sind, kommen solarthermische Anlagen auf lediglich 2.107 m2. Die Reaktivierung einer ehemaligen Mühle zur Wasserkraftgewinnung wird derzeit (2014) geprüft.

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5.4 Energieeffizienz Kommune. Die Gemeinde Wertach ist sich ihrer Vorbildrolle bewusst. Für die kommunalen Liegenschaften wurden die Maßnahmenempfehlungen aus dem Gebäudeenergiebericht weitgehend umgesetzt. Weitere laufende Optimierung der Anlagentechnik wird mit Unterstützung von eza! durchgeführt.

Gewerbe & Unternehmen. Der Wirtschaftsbereich ist für die Gemeinde Wertach auch eine Herausforderung. Die CO2-Bilanz zeigt, dass 37% des jährlichen Energieverbrauchs auf diesen Sektor zurückzuführen sind. Der Energieverbrauch ist hier in den letzten Jahren bereits leicht rückläufig. Dennoch gibt es von Seiten der Gemeinde derzeit wenig Aktivitäten die Unternehmen auf das Thema hinzuweisen und Aktivitäten auszulösen. Die Gemeinde Wertach hat Unternehmen bisher nicht explizit angesprochen oder zu Energieeffizienz motiviert. Informationsveranstaltungen und Motivation der kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) der Gemeinde zu der von der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) geförderten Energieeffizienz-Initialberatung hat es bisher nicht gegeben.

5.5 Mobilität Der Verkehr hat mit 30 % der CO2-Emissionen in der Gemeinde Wertach für die zukünftige Minderung eine große Bedeutung. Inwieweit umweltgerechte Mobilität derzeit in Wertach verwirklicht ist, und wo sich noch Potenziale befinden zeigen die folgenden Ausführungen.

Kommune. Es gibt in Wertach einzelne Aktivitäten zur Verkehrsberuhigung. Tempo 30Zonen, Spielstraßen und Rechts-vor Links-Gebiete. Die systematische Verlagerung des motorisierten Individualverkehrs (MIV) auf umwelt- und klimaverträgliche Mobilitätsformen steckt in Wertach noch in den Anfängen. Hier bietet sich Raum für innovative Maßnahmen wobei aber auch besonders der Landkreis Oberallgäu gefragt ist, da die Gemeinde alleine nur begrenzten Spielraum hat.

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6 Potenziale Neben der Bilanzierung von Energieverbrauch und CO2-Emissionen wurde eine Potenzialschätzung für die Marktgemeinde Wertach durchgeführt. Darin wurde ermittelt,  in welchem Umfang und in welchen Verbrauchergruppen in der Gemeinde Wertach Energie eingespart werden kann und  in welchem Umfang auf dem Gemeindegebiet vorhandene erneuerbare Energien genutzt werden können.

Diese Potenzialschätzung gibt sowohl Aufschluss über die Potenziale, welche in der Gemeinde bis 2011 bereits genutzt wurden, als auch über jene, die bei dem gegenwärtigen Stand der Technik mittelfristig genutzt werden können. Hierauf aufbauend kann die Gemeinde eine mittel- und langfristige klimaschutzpolitische Strategie erarbeiten. Bei Potenzialermittlungen wird zwischen theoretischen, technischen, wirtschaftlichen und erschließbaren Potenzialen (Erwartungspotenzial) unterschieden (Kaltschmitt 2009). Das theoretische Potenzial beschreibt dabei die maximal mögliche Energieverbrauchsverringerung bzw. die Gesamtheit der regenerativen Energievorkommen auf dem Gemeindegebiet – ungeachtet der technischen Machbarkeit oder der Wirtschaftlichkeit einer Erschließung. Dagegen enthalten technische bzw. wirtschaftliche Potenziale lediglich jenen Anteil der theoretischen Potenziale, welcher mit den zum Zeitpunkt der Schätzung gegebenen technischen Hilfsmitteln bzw. unter wirtschaftlich vertretbarem Aufwand nutzbar ist. Das erschließbare Potenzial (auch Erwartungspotenzial) gibt schließlich an, welche Nutzung zu einem gegebenen Zeitpunkt als erreichbar angesehen wird. In der nachfolgenden Potenzialschätzung wird zunächst das in Wertach vorhandene technische Potenzial betrachtet, da dieses für eine mittelfristige Energieplanung relevant ist. Die Schätzung zeigt, welcher Handlungsspielraum im Bereich von Energieeinsparung und regenerativer Energieproduktion prinzipiell besteht. Demgegenüber hängt die Wirtschaftlichkeit der aufgezeigten technischen Potenziale von zahlreichen Faktoren ab (Rohstoff- und Energiepreisentwicklung, Investitionsprogramme und Fördermöglichkeiten, Markt- und Technologieentwicklung etc.), so dass von Fall zu Fall und damit meist erst zum Zeitpunkt einer anstehenden Maßnahmenumsetzung über die Frage der Wirtschaftlichkeit der Erschließung eines Potenzials zu entscheiden ist. Ohne weitere Angaben beziehen sich die im Folgenden genannten Schätzungen immer auf technische Potenziale.

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Tabelle 5:

Einsparpotenziale der Marktgemeinde Wertach bis 2020

E: Einsparung nach Sektoren Strom Haushalte Strom Wirtschaft Summe Strom Wärme Haushalte Wärme Wirtschaft Summe Wärme Kraftstoff PKW Kraftstoff Nutzfahrzeuge Summe Verkehr Gesamt [MWh]

E: Ist-Verbrauch 2011 [MWh] 3.014 10.027 13.041 19.406 17.308 36.714 13.486 10.700 24.187

E: Einsparpotenzial [MWh] 1.206 2.507 3.712 11.040 4.327 15.367 5.071 0 5.071

Einsparpotenzial [%]

73.941

24.150

33%

28%

42%

21%

Die Tabelle 5 fasst die ermittelten Einsparpotenziale für die Gemeinde Wertach zusammen.

6.1 Einsparpotenziale Einsparpotenziale in Gemeinden und Städten sind in der Regel deutlich größer, als die Potenziale für eine erneuerbare Energieerzeugung. Sie bestehen in den Bereichen Strom, Wärme und Verkehr.

6.1.1 Einsparpotenziale beim Stromverbrauch

Der größte Anteil des Stromverbrauchs (77 %) liegt in der Gemeinde Wertach im Bereich von Industrie und Gewerbe mit 13.027 MWh/a (2011). Die Haushalte tragen mit 23 % einen eher kleinen Teil des Stromverbrauchs bei (3.014 MWh/a). Das technische Stromeinsparpotenzial für Haushalte liegt derzeit bei ca. 40 % des von privaten Haushalten verbrauchten Stroms (Nitsch 2007). Dieser pauschale Wert wurde nach Überprüfung weiterer Studien für die Berechnung des derzeit maximalen Einsparpotenzials zu Grunde gelegt. Im Bereich von Industrie und Gewerbe ist das Einsparpotenzial sehr branchenabhängig. Deshalb wird hier ohne eine spezielle Differenzierung und unter Zugrundelegung von Durchschnittswerten ein Einsparpotenzial für den Bereich Wirtschaft von 25 % angenommen (Nitsch 2007). Diese Annahme basiert auch auf den langjährigen Erfahrungen von branchenübergreifenden Energieeffizienznetzwerken, welche durch konsequente Maßnahmenumsetzung ca. 10 % innerhalb von vier Jahren einsparen (Modell Hohenlohe / LEEN Netzwerke 2012). Das bedeutet, dass sich der gesamte Stromverbrauch der Gemeinde Wertach unter Ausnutzung

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aller technischen Potenziale um 28 % auf 9.329 MWh/a reduzieren ließe (Tabelle 5 und Abb. 32).

6.1.2 Einsparpotenziale beim Wärmeverbrauch

Der gesamte Wärmeverbrauch im Markt Wertach (2011) von 36.714 MWh/a verteilt sich zu 43 % (17.308 MWh/a) auf die Wirtschaft und zu 53 % (19.406 MWh/a) auf die privaten Haushalte. Im Bereich der Haushalte und zu einem geringeren Teil auch bei Gewerbe und Industrie entfällt der größte Anteil der benötigten Wärme auf die Bereitstellung von Heizung und Warmwasser. Die wesentlichen technischen Einsparpotenziale ergeben sich aus der energetischen Sanierung der Gebäude. Zu einem sehr viel geringeren Anteil kann ein bewusster Umgang mit Heizung und warmem Wasser weitere Energie einsparen. Allerdings zeigt die Erfahrung, dass bei zunehmendem energetischem Standard der Gebäude die Raumtemperatur sowie die Anzahl der beheizten Räume in der Regel zunehmen. In dieser Potenzialbetrachtung wird jedoch nur der reduzierte Verbrauch durch die Gebäudesanierung angenommen. Gewohnheitsänderungen der Bewohner werden nicht berücksichtigt. Mittels der Daten zum Gebäudebestand aus der GENESIS Datenbank (Statistikdaten Bayern) kann über lokale Gebäudetypologien der spezifische Heizwärmeverbrauch pro m² für jede Gebäudealtersklasse und damit der jeweilige Heizwärmeverbrauch berechnet werden. Die in Abb. 30 dargestellten Verbrauchsänderungen ergeben sich aus drei Sanierungsszenarien:  Alle Gebäude werden mit Brennwerttechnik ausgestattet.  Alle Gebäude älter als Baujahr 84 werden auf den Stand der EnEV 2009 saniert.  Alle Gebäude werden auf Passivhausstandard saniert. Im Fall der Gemeinde Wertach liegt die theoretisch zu erzielende Einsparung bei 11.040 MWh/a oder 57 % des gegenwärtigen Heizwärmeverbauchs (2011). Zum Vergleich zeigt Abb. 30, welche theoretischen Einsparpotenziale sich durch die weitergehende Modernisierung der Gebäude vor Baujahr 1984 auf Passivhausstandard ergeben würden. Diese Betrachtung ist allerdings rein rechnerisch und in der Fläche so nicht realisierbar.

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Abb. 30: Wertach

Theoretische Wärme-Einsparpotenziale der Haushalte in der Gemeinde

Bei Industrie und Gewerbe dagegen ist derzeit nur eine Reduktion von 25 % technisch machbar, da hier ein Großteil der Energie für Prozesswärme verbraucht wird. Das Einsparpotenzial liegt hier bei 4.327 MWh/a. Insgesamt bedeutet dies, dass sich vom Gesamtwärmebedarf in der Gemeinde Wertach bei Umsetzung aller Potenziale etwa 42 % einsparen lassen.

6.1.3 Einsparpotenziale im Bereich Verkehr

Im Verkehrsbereich liegt generell ein sehr hohes Einsparpotenzial, da die Fahrzeugindustrie erst in den letzten Jahren das Thema Energieeffizienz angegangen ist und energiesparende Fahrzeuge erst sehr langsam den Markt durchdringen. Neue Konzepte im Bereich der Mobilität, insbesondere der Elektromobilität sind erst am Beginn der Entwicklung. Das technische Potenzial ist für den Verkehrsbereich sehr schwierig zu bestimmen, da die Rahmenbedingungen zu variabel sind. Aus diesem Grunde wird hier von den folgenden Annahmen ausgegangen: Da sich die Fahrtstrecken des Individualverkehrs im ländlichen Raum nur bedingt einschränken lassen, werden Einsparungen nur durch eine Verlagerung der Fahrtstrecken auf energieeffizientere Verkehrsmittel (ÖPNV und Fahrrad bzw. Pedelec) und die Effizienzsteigerung der Fahrzeugantriebe erzielt. Unter der Annahme, dass sich die Fahrzeugeffizienz (der durchschnittliche Treibstoffverbrauch) pro Jahr um 0,2 Liter/100 km verbessert, lassen sich bei gleichbleibenden Fahrtstrecken bis 2021 27 % des Energieverbrauchs einsparen (3.669 MWh/a) (Abb. 31). Dieser Wert entspricht etwa den EU-Zielen von 135 g/km CO2-Emissionen für alle Fahrzeuge. Des Weiteren wurde auch eine Veränderung im Fahrverhalten angenommen, welche sich in einer jährlichen Reduzierung der durchschnittlich gefahrenen Strecke um 200 km niederschlägt. Die hierdurch erreichbaren

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Einsparungen bis 2021 belaufen sich auf 11 %. Zusammen mit verbesserter Fahrzeugeffizienz werden 38 % des gegenwärtigen (2011) Treibstoffverbrauchs bis 2021 eingespart (5.071 MWh/a). Elektromobilität wird mangels wirtschaftlicher Batterietechnik zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht als probates Mittel für einen signifikant reduzierten Energieverbrauch im Straßenverkehr angesehen. Dennoch ist in Abb. 31 ein Szenario erhöhter Elektromobilität mit einem theoretischen Marktanteil von 20 % aufgeführt, mit dem weitere 7 % des Treibstoffverbrauchs reduziert werden können (950 MWh/a) Dieses Modell zeigt, dass die tatsächlichen Einsparungen (durch die wesentlich effizientere Antriebstechnik) nicht so hoch ausfallen wie gemeinhin angenommen. Für Elektroantriebe wurde ein Energieaufwand von 22 kWh/100 km angenommen. Vergleichsweise liegt der Energieverbrauch beim Benzinmotor bei 74 kWh/100 km. Die Elektromobilität wurde in der Potenzialabschätzung nicht berücksichtigt. Diese Entwicklung ist aufgrund der Überschussstromthematik aus der Erzeugung durch erneuerbare Energien im Betrachtungszeitraum bis 2021 aber durchaus als relevant zu bewerten. Im Nutzfahrzeugbereich sind nur geringe Einsparungen zu erzielen, da dieser unter den gegenwärtigen europäischen Rahmenbedingungen in Zukunft noch deutlich wachsen wird, wodurch sich der Energieverbrauch in diesem Bereich nicht reduziert, sondern im besten Falle aufgrund besserer Effizienz gleich bleibt.

Abb. 31: Einsparpotenziale durch verbesserte Fahrzeugeffizienz, geringere Fahrleistung und einem erhöhten Marktanteil für elektrisch angetriebene Fahrzeuge

6.1.4 Zusammenfassung technische Einsparpotenziale

Werden alle technischen Einsparpotenziale aus den Bereichen Strom- und Wärmeverbrauch sowie Verkehr (exklusive Elektromobilität) ausgeschöpft, ergibt sich für Wertach ein

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Einsparpotenzial von 33 % gegenüber 2011. Wie Abb. 32 zeigt, ist das Einsparpotenzial im Bereich Wärme mit 42 % am größten, im Bereich Strom lassen sich 28 % einsparen und beim Bereich Verkehr 21 %.

Abb. 32: Technisches Energieeinsparpotenzial für die Gemeinde Wertach bezogen auf das Jahr 2011

6.2 Erzeugungspotenziale erneuerbarer Energien Im Rahmen der Potenzialabschätzung wurden neben den Einsparpotenzialen auch die Potenziale für die Nutzung erneuerbarer Energien im Markt Wertach bestimmt. Hierbei geht es zunächst nur um die Potenziale, die im Gemeindegebiet zu realisieren sind. Ein Ausbau der erneuerbaren Energien über Beteiligungen oder Kooperationen außerhalb des Marktes wird im Kapitel 7 (Ziele und Strategien) aufgegriffen.

6.2.1 Erzeugungspotenziale bei der Stromproduktion

In den folgenden Abschnitten werden die jeweiligen technischen Erzeugungspotenziale verschiedener Energieträger bzw. Erzeugungstechnologien in Wertach aufgezeigt.

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6.2.1.1 Photovoltaik Zur Ermittlung des Photovoltaikpotenzials muss die zur solaren Nutzung geeignete Dachfläche in einer Kommune bestimmt werden. Die Grundlage dazu bildet die Gebäudeund Freifläche aus der kommunalen Statistik. Abhängig von der Bebauungsdichte in einer Gemeinde kann angegeben werden, welcher Anteil der durch Gebäude versiegelten Flächen prinzipiell als zur Solarnutzung geeignete Dachflächen zur Verfügung stehen. Dieser Anteil variiert zwischen 10 und 25 % abhängig von einer städtisch engen bzw. ländlich geprägten, weiten Bebauung und trägt den wesentlichen Verschattungseffekten durch angrenzenden Bewuchs und Bebauung Rechnung. Dieser formale Zusammenhang wurde aus empirisch ermittelten Dachflächenanalysen in mehreren bayerischen Kommunen unterschiedlicher Siedlungsstruktur abgeleitet. Das freie Potenzial an Photovoltaik wird demnach angegeben durch die geeignete Dachfläche abzüglich der bereits energetisch genutzten Dachflächen, welche über die installierte Leistung an PV-Dachflächenanlagen in einer Gemeinde sowie die durch Solarkollektoren belegte Flächen berechnet werden. Die vorliegende Abschätzung berücksichtigt freilich keine Fernverschattung durch das umliegende Gelände. Darüber hinaus ergeben sich in der Regel Reduktionen bei Berücksichtigung konkreter Dachformen (Giebel, Dachfenster) sowie bei Berücksichtigung statischer Aspekte. Formal werden also folgende Eingangsgrößen zur Abschätzung erhoben:  Gebäude- und Freifläche, Stand 2011 [m²]  Anzahl der Wohngebäude, Stand 2011  Wohnfläche in Wohn- und Nichtwohngebäuden, Stand 2011 [m²]  Kollektorfläche Solarthermie 2011 [m²]  Installierte PV-Leistung und Ertrag [kWp/kWh/a]

Ausgehend von der geeigneten Dachfläche werden für den spezifischen Stromertrag konservative 90 kWh/m² angenommen. Dieser Wert liegt unter vielen Angaben aus der Literatur (besonders für Südbayern), bildet aber trotzdem einen realistischen Ansatz, da zunehmend west- und ostexponierte Dächer bzw. Dächer mit flachen Neigungen mit Photovoltaik bestückt werden. Für den Flächenbedarf werden 10 m²/kWp angenommen. Auch in diesem Falle wird mit einem konservativen Wert gerechnet, da Dachüberstände und weitere Hindernisse eine volle Belegung der geeigneten Dachfläche oft nicht zulassen. Von den freien geeigneten Dachflächen wird zunächst der zur solarthermischen Wärmegewinnung (für Brauchwasser und Heizungsunterstützung) notwendige Dachflächenanteil abgezogen. Dieser Anteil liegt bei 4.981 m² (siehe 6.2.2.1). Abzüglich dieser für Solarthermie zu nutzenden Dachfläche ergibt sich für die Photovoltaik-Nutzung noch ein Dachflächenpotenzial von 178.471 m² (Abb. 33). Ende 2011 sind hiervon 28.901 m² bereits mit PV belegt. Daher verbleiben als potenzielle Dachflächen zur PV-Nutzung 149.570 m². Bei einem durchschnittlichen Jahresertrag von 90 kWh/m2 (1 kWp entspricht

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10 m² Modulfläche) ergibt sich daraus ein Erzeugungspotenzial von 13.461 MWh/a. Auf dieser Basis beläuft sich das Gesamtpotenzial für die Stromerzeugung aus Photovoltaik (das bis Ende 2011 bereits genutzte sowie dem noch freien Potenzial) auf eine Strommenge von etwas mehr als 16.080 MWh/a.

Abb. 33: Die für Solarthermie und Photovoltaik geeigneten freien Dachflächenpotenziale im Markt Wertach (Stand Dezember 2011)

6.2.1.2 Windkraft Regionalpläne konkretisieren inhaltliche und räumliche Festlegungen für die 18 bayerischen Regionen. Der Regionale Planungsverband 16 (Allgäu) hat gebietsscharfe Vorrang- und Vorbehaltsgebiete für Windkraftanlagen, die als Planungshilfen dienen sollen. Vorranggebiete zur Nutzung von Windkraft können anhand unterschiedlicher Kriterien (Mindestabstände zu Siedlungsbereichen und Verkehrswegen, Konflikte zu Naturschutzgebieten und Wasserschutzzonen, Einschränkungen aufgrund militärischer Nutzungen) gemäß politischem Willen geplant werden. Für das Gemeindegebiet sind in der derzeitigen Regionalplanung keine Entwicklungsmöglichkeiten vorgesehen. Daher wurden im Rahmen des Konzeptes keine theoretischen Ertragspotenziale berechnet.

6.2.1.3 Wasserkraft Die energetische Nutzung der Wasserkraft spielt im Markt Wertach eine eher untergeordnete Rolle. (vgl. Kapitel 5.3 Erneuerbare Energien).Weitere Potenziale für Neuanlagen bestehen nach aktuellem Kenntnisstand nicht. Durch eine Optimierung der Anlageneffizienz ist bei Kleinanlagen unter 50 kW in der Regel eine Verbesserung der Erträge um maximal 25 %

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möglich. Bei Anlagen größer 50 kW liegt das durchschnittlich zu erwartende Potenzial gegenwärtig bei durchschnittlich mindestens 10 % der bisherigen Erträge. In 2011 wurden mit den insgesamt 70 kW leistungsstarken Kleinwasserkraftwerken 220,8 MWh erzeugt. Weitere 309,2 MWh kommen durch das Großwasserkraftwerk mit einer Leistung von 98 kW hinzu. Entsprechend der möglichen Ertragssteigerung kann die jährliche erzeugte Energiemenge um 86,1 auf insgesamt 616,1 MWh angehoben werden.

6.2.1.4 Biogas (KWK-Anteil Strom) Biogasanlagen erzeugen aus landwirtschaftlichen Substraten Strom und Wärme. Als Substrate kommen Grünschnitt, Biomüll, Speisereste, Energiepflanzen und Wirtschaftsdünger aus der Tierhaltung in Frage. Zur Berechnung des energetischen Potenzials werden landwirtschaftliche Flächen, die aktuelle Anbausituation und der Viehbestand der maßgeblichen Tierarten sowie Daten zum Anlagenbestand erhoben (installierte Leistung Biogasanlagen, EEG- und KWK-Strom). Die energetischen Nutzungsmöglichkeiten der landwirtschaftlichen Flächen werden nach Absprache mit dem Amt für Landwirtschaft & Forsten angesetzt: Durch Betriebsaufgaben bzw. eine intensivere Bewirtschaftung des vorherrschenden Grünlandes stehen in der Perspektive prinzipiell so viel nachwachsende Rohstoffe zur Verfügung, dass abhängig vom Tierbestand in einer Gemeinde, güllegeführte Kleinanlagen mit maximal 20 Massenprozent nachwachsende Rohstoffe realisiert werden können. Zur Abschätzung der verfügbaren Mengen an Wirtschaftsdünger wird ausgehend vom aktuellen Bestand an Milchkühen aufgrund von Weideverlusten und teilweise geringen Herdengrößen ein nutzbarer Anteil von lediglich 66 % angesetzt. Die Berechnung des Potenzials aus Strom und Wärme aus der Biogasnutzung erfolgt anhand typischer Kennzahlen in den aktuellen Veröffentlichungen des Kuratoriums für Technik und Bauwesen in der Landwirtschaft. Durch den hohen Grünlandanteil und die entsprechende Anzahl an Großvieheinheiten (ca. 1.800 Rinder, darunter 800 Milchkühe) liegt ein großes Potenzial in Wertach im Bereich der Gülleverwertung. Eine Realisierung dieses Potenzials erscheint aufgrund der aktuellen Fördersituation im EEG 2012 möglich in güllegeführten Kleinanlagen bis 75 kW mit einem Mindestanteil von 80 Massenprozent Gülle (EEG 2012 § 27b). Im Jahr 2011 gab es noch keine Biogasanlage, deren Produkt hätte verstromt werden könnte. Allerdings gibt es beträchtliches nutzbares Potenzial zur Stromerzeugung aus Biogas in Höhe von knapp 1.770 MWh/a. In Bezug auf die 2011 erzielte Strommenge entspricht das einem Anteil von 13,6 %.

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6.2.1.5 Zusammenfassung technischer Erzeugungspotenziale Strom Die gegenwärtige Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien liegt in der Gemeinde Wertach (2011) bei knapp 3.150 MWh/a was etwa 24 % des gesamten Stromverbrauchs von 2011 entspricht.

Abb. 34: Technische Potenziale und Nutzung erneuerbarer Energien im Bereich Strom im Markt Wertach (2011)

Die derzeit verfügbaren signifikanten Potenziale bei der Stromerzeugung liegen besonders bei der Photovoltaik (Abb. 34) und zu einem geringen Teil im Bereich der KWK (siehe 6.3). Wird das Potenzial genutzt, dann kann dieser Anteil den Gesamtstromverbrauch von Wertach (gemessen am Verbrauch von 2011) mit 148 % komplett abdecken. Nach der Umsetzung aller Einsparpotenziale kann dieser Wert auf 207 % ansteigen (Abb. 35).

Abb. 35:

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Potenzielle Entwicklung von Stromverbrauch und -erzeugung in Wertach

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6.2.2 Erzeugungspotenziale für Wärme

Die Potenziale zur Wärmeproduktion im Markt Wertach wurden unter Ausnutzung der auf dem Gemeindegebiet vorhandenen Ressourcen betrachtet.

6.2.2.1 Solarthermie Für die Bestimmung des solarthermischen technischen Potenzials werden die Solarkollektorflächen wie im EEWärmeG verankert auf 4 % der Wohnfläche (Quelle: Statistikdaten) dimensioniert. Für die Bestandsanlagen 2011 fließen BAFA-Daten, korrigiert um einen Faktor für nicht mit BAFA-Mitteln realisierte Anlagen, ein. Es wird grundsätzlich eine Privilegierung der solarthermischen Nutzung der Dachflächen gegenüber der Photovoltaik angenommen. Das Potenzial für solarthermische Anlagen im Gewerbe- und Industriebereich ist nicht Bestandteil dieser Potenzialabschätzung. Da die für eine solarthermische Nutzung im oben angegebenen Umfang notwendigen Dachflächen vorhanden sind (und gegebenenfalls sogar über Fassadenkonstruktionen installiert werden können), kommt das volle Potenzial zum Tragen. Das noch freie und somit ausbaubare Potential ermöglicht für die Gemeinde Wertach eine Kollektorfläche von rund 3.193 m² oder 1.118 MWh/a Wärmeertrag. Die Nutzung 2011 lag bei 626 MWh/a, so dass das Gesamtpotenzial für solarthermische Nutzung bei rund 1.750 MWh/a beträgt.

6.2.2.2 Oberflächennahe Geothermie (Wärmepumpen) Eine Nutzung der Erdwärme im Sinne von Tiefen-Geothermie ist aufgrund der geologischen und strukturellen Gegebenheiten des Gesteinskörpers im Gemeindegebiet von Wertach derzeit nicht erfolgversprechend. Die Betrachtungen beziehen sich daher ausschließlich auf oberflächennahe Erdwärmenutzung durch Wärmepumpen. Oberflächennahe Geothermie ist für den einzelnen Haushalt gut nutzbar. Sie kommt allerdings hauptsächlich bei Neubauten zum Einsatz, da für einen effizienten Betrieb niedrige Vorlauftemperaturen im Heizkreis erforderlich sind. Für Bestandsgebäude kommt der Einsatz einer Wärmepumpe daher nur im Zuge des Einbaus eines für niedrige Vorlauftemperaturen geeigneten Wärmeübergabesystems; wie z.B. Fußboden-, Wand- oder Deckenheizung; in Betracht.

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Abhängig von der Baualtersklasse kann im Fall einer Sanierung die verbleibende spezifische Heizlast wie folgt angesetzt werden:  Gebäude 1995-2001 (55 W/m²)  Gebäude 2002-2011 (45 W/m²)  Saniert zwischen 2011 und 2020 (35 W/m²) Für die maximale Anzahl an Betriebsstunden und die Leistungszahl der Neuanlagen werden 1.800 bzw. 3,5 zugrunde gelegt. Bei Bestandsanlagen beträgt die zu erwartende Leistungszahl 3,2. Die für den Markt Wertach erreichbare Menge an Heizwärme beträgt demnach 3.801 MWh/a. Davon entfallen 1.068 MWh/a auf benötigte Hilfsenergie (für die Wärmepumpen), so dass das Gesamtpotenzial an Umweltwärme lediglich die Differenz – also 2.715 MWh/a - beträgt. 2011 wurden bisher 215 MWh/a Umweltwärme erzeugt. Das freie Potenzial liegt demnach bei 2.500 MWh/a (Abb. 36).

Abb. 36:

Umweltwärmepotenziale für Wertach

Bei den in Abb. 36 abgebildeten Umweltwärmepotenzialen sind die zu erzielenden Heizwärmemengen angegeben, welche sich aus der Summe der reinen Umweltwärme und der notwendigen Hilfsenergie (Strom für den Betrieb der Wärmepumpen) zusammensetzen. Die Realisierung von Erdwärmesonden-Bohrungen ist im Landkreis Oberallgäu prinzipiell überall denkbar, da bebaute Grundstücke in der Regel nicht in Wasserschutzgebieten liegen. Aufgrund der heterogenen Bodenverhältnisse und der unterschiedlichen Tiefen, in denen Grundwasser erreicht wird, muss die Nutzbarkeit von Grundwasser als Wärmequelle jedoch im Einzelfall untersucht werden.

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6.2.2.3 Biogas (Wärme) Die Potenziale für die Biogaserzeugung leiten sich wie bereits unter 6.2.1.4 erläutert aus einem Flächenansatz der landwirtschaftlichen Nutzflächen im Gemeindegebiet ab. Durch den hohen Grünlandanteil und die entsprechende Anzahl an Großvieheinheiten (ca. 800 Milchkühe) liegt das größte Potenzial in Wertach im Bereich der Gülleverwertung. Für Wertach beträgt das Wärmepotenzial aus Biogas ca. 1.450 MWh/a, was einem Anteil von 4 % gemessen am Wärmebedarf von 2011 entspricht. Bisher wurde davon nichts genutzt, da im Gemeindegebiet wie beschrieben keine Biogasanlag vorhanden ist.

6.2.2.4 Energieholz

Das Spektrum des zur thermischen Verwertung verfügbaren Holzes lässt sich in Landschaftspflegeholz, Industrie- und Sägerestholz, Abfall- und Gebrauchtholz sowie Waldund Waldrestholz gliedern. Hier wurde nur der Anteil des Wald- und Waldrestholzes berücksichtigt, da die Erfassung der Mengen aller anderen Holzarten den Aufwand für die Untersuchung sprengen würde und eine kleinräumige Verortung auf einzelne Gemeinden mitunter schwierig ist. Grundlage für die Abschätzung des Energieholzpotenzials bilden Angaben zu Waldflächen und Besitzstruktur, welche vom Amt für Landwirtschaft und Forsten bzw. von den Bayerischen Staatsforsten zur Verfügung gestellt wurden. Für den jährlichen Zuwachs wird jeweils ein regionaltypischer Wert angesetzt, um die Situation in den Waldflächen auf Gemeindegebiet möglichst realistisch abzubilden. Grundlage dafür bilden Angaben der Bayerischen Staatsforste. Der aktuelle Nutzungssatz auf Gemeindegebiet wurde abhängig von der Besitzerstruktur Privatwald, Kommunalwald, Staatswald (und Sonstiger Wald) vom jeweiligen Revierförster gutachtlich eingeschätzt. Umfassende Erhebungen dazu existieren in der Regel nicht. Der Heizwert des nutzbaren Brennholzes liegt bei ca. 2.100 kWh pro Festmeter abhängig von der Verteilung auf Laubholz und Nadelholz (Bayerischer Waldbrief 2006). Der Waldbestand in Wertach (2.122 ha) ist zu 62 % Privatwald. Das ermittelte Gesamtpotenzial an Energie durch Verbrennung beträgt knapp 6.700 MWh/a. Davon werden bereits 3.748 MWh/a genutzt, so dass das freie Potenzial mit 2.917 MWh/a nicht unerheblich ist (Abb. 37), aber aufgrund der Strukturen im Privatwald vermutlich schwer umzusetzen ist.

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Abb. 37:

Potenzial aus Energieholz im Markt Wertach

6.2.2.5 Zusammenfassung technischer Erzeugungspotenziale Wärme Die gegenwärtige Wärmeerzeugung aus erneuerbaren Energien liegt im Markt Wertach (2011) bei 9.535 MWh/a. Dem stehen noch freie Erzeugungspotenziale von insgesamt 7.981 MWh/a gegenüber. Die größten Anteile liegen bei der Geothermie, dem Holz und beim Biogas (Abb. 38).

Abb. 38: Technische Potenziale und Nutzung erneuerbarer Energien im Wärmebereich in der Gemeinde Wertach (2011)

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Gemessen am gesamten Wärmebedarf von 2011 können die vorhandenen Erzeugungspotenziale im Wärmebereich 48 % abdecken. Nach der Umsetzung aller Einsparpotenziale kann dieser Wert auf 82 % ansteigen (Abb. 39). Diese Betrachtung zeigt, dass eine Deckung des Wärmebedarfs durch erneuerbare Energien in naher Zukunft nicht möglich sein wird und im Rahmen einer nachhaltigen Energieplanung auf Energierohstoffe aus der Umgebung zurückgegriffen werden muss.

Abb. 39: Wertach

Potenzielle Entwicklung von Verbrauch und Erzeugung von Wärme in

6.3 Potenziale durch Kraft-Wärme-Kopplung Hierbei handelt es sich um eine gekoppelte Erzeugung von Strom und Wärme (für Heiz- oder Produktionszwecke) durch die Verbrennung eines fossilen oder regenerativen Energieträgers. KWK-Anlagen stehen in nahezu allen Leistungsstufen zur Verfügung und können zunehmend auch einzelne Wohngebiete über Nahwärmenetze oder Mehrfamilienhäuser mit Wärme und Strom versorgen. Die Möglichkeit der Stromeigennutzung macht diese Variante der Energieerzeugung bei steigenden Strompreisen immer wirtschaftlicher. Die Erzeugungspotenziale von Wärme und Strom über Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) sind prinzipiell solange nicht dem Erzeugungspotenzial erneuerbarer Energien zuzuordnen, solange der Einsatz entsprechend erneuerbarer Brennstoffe nicht sichergestellt ist. Daher wird die KWK in der Gesamtbetrachtung der erneuerbaren Energiepotenziale nicht berücksichtigt (Abb. 39). Dennoch lassen sich durch die Nutzung von Abwärme bei dezentralen Anlagen deutliche Energieeinsparungen von 10-20 % erzielen, so dass auch ein vermehrter Einsatz auf der Basis fossiler Energieträger (in der Regel Erdgas) zielführend ist, zumal gerade beim Erdgas sogenanntes Bioerdgas als Energieträger angeboten wird.

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Für eine fundierte rechnerische Ermittlung des KWK-Potenzials besteht in der vorliegenden Untersuchung keine hinreichende Datengrundlage. Darum können in diesem Kapitel lediglich grobe Faustzahlen angegeben werden: KWK-Anlagen werden in der Regel auf 20 % der thermischen Leistung einer Liegenschaft ausgelegt und können damit ca. 50 % der Wärmemenge (Grundlast) abdecken. Die restliche Wärmemenge wird mit einem konventionellen Spitzenlastkessel abgedeckt. Zuverlässige marktreife KWK-Anlagen stehen im Bereich ab 12,5 kW thermischer Leistung zur Verfügung. Entsprechend kommen Liegenschaften mit einer thermischen Leistung ab 50 kW für eine weitere Prüfung in Betracht. Diese Einzelfallprüfung muss freilich Brennstoffversorgung, Fahrweise sowie thermische und ggf. elektrische Lasten berücksichtigen. Für einen wirtschaftlichen Betrieb sind in der Regel ca. 5000 Betriebsstunden erforderlich.

6.4 Gesamtpotenziale Wärme und Strom Der Anteil erneuerbarer Energien (12.683 MWh) am Gesamtenergiebedarf in der Gemeinde Wertach lag im Jahr 2011 bei 17 %. Unter Ausnutzung der unter 6.1 und 6.2 aufgeführten möglichen technischen Potenziale kann der Anteil auf 50 % des Energieverbrauches bezogen auf 2011 erhöht werden (Abb. 39). Nach Umsetzung aller Effizienzmaßnahmen ergäbe dies eine Deckung von 74 %.

Abb. 39: Energien

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Technisches Potenzial Strom- und Wärmeversorgung aus erneuerbaren

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6.5 Wertschöpfungspotenziale Die kommunale Wertschöpfung wird definiert als Summe der  Nettogewinne der beteiligten Unternehmen,  der Nettoeinkommen der beteiligten Beschäftigten und  der an die Kommune gezahlten Steuern. Innerhalb einer Wertschöpfungskette wird der gesamte Lebensweg einer Anlage oder eines Produkts (die verschiedenen Wertschöpfungsstufen) detailliert in Kosten und Umsätzen aufgeschlüsselt. Am Beispiel einer Photovoltaikanlage sind dies die Anlagenproduktion, Anlagenplanung, Installation, Anlagenbetrieb und die Einnahmen der Betreiber. Energieeffizienzmaßnahmen oder der Bau von Energieerzeugungsanlagen, welche innerhalb einer Kommune umgesetzt werden, bewirken durch die Einbindung von lokalen Gewerbebetrieben eine Erhöhung der kommunalen Wertschöpfung in zumeist mehreren Wertschöpfungsstufen.

Abb. 40: Wertschöpfungseffekte von Klimaschutz-Maßnahmen in Kommunen (Quelle: IÖW 2012)

Auf der Basis der vom Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (2010) und Mühlenhoff (2010) ermittelten Angaben zur kommunalen Wertschöpfung durch erneuerbare Energien zeigt sich, dass diese für die gegenwärtig in Wertach installierten Anlagen bereits gut 340.000 Euro im Jahr ausmacht. Werden die Potenziale für erneuerbare Energien in Wertach (vgl. 6.2) zugrunde gelegt, ergibt sich eine prognostizierte Wertschöpfung über die 10-jährige Betriebszeit von fast 3 Mio. Euro (siehe Tabelle 6). Was hier nicht berücksichtigt

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ist, sind die Einsparungen an Ausgaben für fossile Energieträger, welche zusätzliche (aber schwer quantifizierbare) Wertschöpfungseffekte zur Folge haben. Wertschöpfung durch erneuerbare Energien Die Wertschöpfungseffekte durch erneuerbare Energien werden neben dem Klimaschutz eine immer wichtigere Motivation für kommunale und regionale Akteure, sich in diesem Bereich zu engagieren. Durch den Ausbau erneuerbarer Energien und insbesondere ein stärkeres unternehmerisches Handeln in diesem Bereich können regionalökonomische Vorteile erzielt werden. Bisher importierte fossile Energieträger werden durch heimische Energiequellen und oft auch durch Technologien und Dienstleistungen ersetzt. Gleichzeitig findet eine Reihe von Wertschöpfungsschritten in den Kommunen selbst statt und führt dort zu positiven regionalwirtschaftlichen Wirkungen. Die kommunale Wertschöpfung wurde mit dem kommunalen Wertschöpfungsrechner (www.kommunal-erneuerbar.de) ermittelt unter der Annahme, dass bis zum Jahr 2021 alle Potenziale installiert worden sind. Bei dieser Methode werden wertschöpfungsmindernde Effekte wie, z.B. die ohnehin anstehende Installation eines Öl- oder Gaskessels nicht berücksichtigt. Auch die Wertschöpfung für KraftWärme-Kopplung wurde nicht berechnet. Tabelle 6:

Wertschöpfungspotenziale für erneuerbare Energieerzeugung bis 2021

Erzeugungsart /EE-Typ Strom Windenergie Photovoltaik Wasserkraft Biogas Wärme Solarthermie [m²] Geothermie Holz Summe

Bestandsanlagen [kW]

2011 berechnete freies Wertschöpfung Potenzial [kW]

2021 Gesamtpotenzial [kW]

Max. Wertschöpfung nach Zubau

0 3.933 0 0

0€ 241.350 € 0€ 0€

6.000 8.500 0 221

6.000 12.433 0 221

413.424 € 651.339 € 0€ 11.904€

3.428 667 14.292

7.948 € 1.056 € 59.212 € 334.427 €

8.629 4.718 896

12.057 5.384 15.188

69.930 € 11.076 € 198.225 € 1.389.176 €

Wertschöpfung durch Altbausanierung Ältere Häuser wurden meist ohne besondere Anforderungen an den Wärmeschutz und ohne Rücksicht auf den Energieverbrauch gebaut. Die Folge ist: Energieverbrauch und Heizkostenrechnung sind hoch, der Wohnkomfort ist niedrig. Fast jedes Gebäude kann energetisch modernisiert werden. Sanierungskampagnen wie die Aktion „Gut beraten starten“, die seit 2004 erfolgreich in Hannover läuft, oder die im Allgäuer Raum angesiedelte Aktion „Sanieren mit GRIPS“ zeigen gute Sanierungserfolge. Mit diesen Kampagnen soll die

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Altbau-Modernisierung gefördert werden, um den Energieverbrauch zu senken und auch die regionale Wertschöpfung zu sichern. Die Wertschöpfungseffekte bei Energieeffizienzmaßnahmen bei der Altbausanierung lassen sich nur schwer beziffern. Hierzu liegen derzeit keine repräsentativen Untersuchungen vor. Bei der Berechnung der Wertschöpfung werden lediglich die Wohngebäude einberechnet, da die öffentlichen Gebäude mit einem Anteil von 1-2 % an der gesamten Gebäudezahl einen sehr geringen Anteil ausmachen, so dass sie an dieser Stelle vernachlässigt werden können. Bei einer Sanierungsmaßnahme werden durchschnittlich 30.000 Euro pro Wohngebäude investiert, was eine Evaluation zur Gebäudesanierung des Instituts für sozialökologische Forschung, Frankfurt (ISOE), im Auftrag der Energieagentur Hannover ergab; dieser Wert wurde von eza!-Energieberatern bestätigt. Betrachtet man die Wertschöpfungskette bei der Altbausanierung genauer, so können drei Komponenten ausgemacht werden, die bei der Berechnung der Wertschöpfung eine gewichtige Rolle spielen. Dies sind zum einen die Investitions- bzw. Materialkosten, die für eine geplante Sanierungsmaßnahme anfallen, zum anderen die Kosten, die für die Planung einer Sanierung und die Installation der geplanten Maßnahmen auftreten. Der dritte Punkt, die Kosten, die für die Wartung einzelner Maßnahmen anfallen (z.B. Heizung), können bei der Berechnung der Wertschöpfung vernachlässigt werden, da diese Kosten nur einen geringen Anteil an den Gesamtkosten ausmachen. Ein weiterer Punkt, dem bei der Berechnung der Wertschöpfung eine besondere Bedeutung zukommt, ist die Kostenstruktur der Sanierungsmaßnahmen, die je nach Maßnahme sehr unterschiedlich ausfallen kann. Unter der Kostenstruktur wird die Aufteilung der Gesamtkosten auf die beiden Komponenten „Investitions-/ Materialkosten“ sowie „Planungs-/Installationskosten“ verstanden; je nach eingesetztem Material können hier erhebliche Schwankungen im Bezug zu den Gesamtkosten auftreten. Zur Bestimmung der Wertschöpfung wurden verschiedene Szenarien bezüglich der Komponenten Investitions-/ Materialkosten, Planungs-/Installationskosten sowie verschiedener Kostenstrukturen durchgerechnet. Diese Berechnungen führten zu dem Ergebnis, dass ungefähr 70 % der gesamten Investitionsleistungen in der Region als Wertschöpfung verbleiben können. Voraussetzung hierfür ist die Annahme, dass vorwiegend ortsansässige Planungsbüros und Handwerksbetriebe beauftragt werden.

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Abb. 41: 3%

Realisierbares Potenzial im Wohngebäudebereich bei Sanierungsraten von 1-

In Wertach sind ca. 83 % der Gebäude vor 1984 gebaut worden. Der Anteil der Gebäude mit Sanierungsbedarf ist also hoch. Für die Gemeinde bedeutet dies konkret, dass bei einem Sanierungsziel von 3 % jährlich über einen Zeitraum von zehn Jahren mehr als 4.800 MWh eingespart werden können, was 480.000 l Heizöl entspricht. Durch die Sanierung des Wohngebäudebestandes ergibt sich eine regionale Wertschöpfung von fast 0,19 Mio. Euro/a (Abb. 41 und Tabelle 7). Dabei entspricht Säule 1 dem Ist-Verbrauch im Bestand, die Säulen 2 – 4 zeigen den Verbrauch nach entsprechender Sanierung bis 2020. Tabelle 7:

Zukünftige Investitionen in Altbausanierung bei 3 % Sanierungsrate und jährliche Wertschöpfung

Bezugsjahr Basis Fernziel

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2011 2021

Wohngebäudebestand EFH/DH 2011

Gesamtjährliche zahl Sanierungs- sanierter rate in % Gebäude 308

3

9 81

ang. mittlere Investition pro InvestiGebäude in tionen € gesamt in € 30.000 € 30.000 €

270.000 € 2.43 Mio. €

ang. regionale Wertschöpfung 70 % 189.130 € 1.7 Mio. €

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7 Der Klimawandel und seine Auswirkungen auf Wertach 7.1 Der Klimawandel in der Region Der Klimawandel ist auch in Bayern messbar und hat zur Veränderung verschiedener klimatischer Kenngrößen geführt, welche sich auf verschiedenste Lebensbereiche auswirken, angefangen von Veränderungen im Wasserhaushalt bis hin zu Folgen für die Gesundheit der Bürger in Bayern. Um abschätzen zu können wie sich die heimischen Ökosysteme verändern werden und mit welchen Folgen wir für die betroffenen Kommunen, Bürger und die Wirtschaft in Zukunft zu rechnen haben, werden im Folgenden die anhand von Klimaprojektionen ermittelten Veränderungen der wichtigsten Klimaparameter in der Region dargestellt.

Im Rahmen des Kooperationsprojektes KLIWA (Klimaveränderung und Konsequenzen für die Wasserwirtschaft) bearbeitet das LfU (Bayerische Landesamt für Umwelt) diese Fragestellungen. Mit den Ergebnissen aus KLIWA wurde von der Bayerischen Staatsregierung im Jahr 2009 die Bayerische Klima-Anpassungsstrategie (BayKLAS) beschlossen, die erste Auswertungen für die Entwicklung der Mittelwerte von Temperatur und Niederschlag in Bayern enthält (Danneberg et al. 2012). Es ist die Aufgabe der Kommunen sich mit den lokalen Folgen der klimatischen Veränderungen auseinanderzusetzen. Was hier getan werden kann und wie entsprechende Anpassungsmaßnahmen in der Planung verankert werden können, ist Gegenstand des zweiten Teils dieser Studie.

Zur Abschätzung der Veränderung der Klimaparameter wird den regionalen Modellierungen ein Emissionsszenario zugrunde gelegt, in welchem verschiedene Randbedingungen über die zukünftige Entwicklung der Weltbevölkerung, der Wirtschaft und gesellschaftlicher Veränderungen (global) vorgegeben sind. Daraus wird mit einem Globalen Zirkulationsmodell (GCM) die globale Veränderung der Klimaparameter in einem derzeitigen Raster von 200-100 km dreidimensional wiedergegeben. Die Ergebnisse der verschiedenen Emissionsszenarien sind im 5. Sachstandsbericht des Weltklimarates des IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change) dargestellt (IPCC 2013/2014). Die regionale Modellierung setzt auf dem globalen Zirkulationsmodell auf und verfeinert die Ergebnisse unter weiterer Berücksichtigung regionaler Besonderheiten mit einer größeren räumlichen Auflösung. Grundsätzlich werden Trends nur dann als robust bezeichnet, wenn die große Mehrzahl der Modelle (welche unabhängig mit unterschiedlichen Ansätzen die Fragestellung bearbeiten und modellieren) einheitliche Ergebnisse liefert. Da wir die Zukunft nicht kennen, müssen wir mit verschiedenen Annahmen für die künftige Entwicklung auf der Erde arbeiten.

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Hier sind mehrere Möglichkeiten wahrscheinlich, weshalb verschiedene Szenarien durchgespielt und der Klimamodellierung zugrunde gelegt werden. Welche dies sind, und welche Annahmen für diese charakteristisch sind wird in folgendem Exkurs kurz dargestellt.

Exkurs Emissionsszenarien:

Abb. 42: Trends der Temperaturentwicklung bis zum Jahr 2100 für verschiedene Szenarien (Peters et al. 2012)

Die den früheren Sachstandsberichten des Weltklimarates zugrunde liegenden Szenarien basierten auf verschiedenen möglichen Entwicklungen in den Bereichen Bevölkerungswachstum, technologische, ökonomische und soziale Entwicklung, sowie dem entsprechenden Ressourcenverbrauch der nächsten Dekaden bis zum Jahr 2100. Insgesamt wurden 40 Szenarien berechnet und in vier Szenarien-Familien (A1, A2, B1 und B2) gruppiert: A1 stellt die Entwicklung für ein rasches Wirtschaftswachstum, einer Mitte des 21. Jahrhunderts kulminierenden Weltbevölkerung und der schnellen Einführung neuer Technologien dar. Die sozialen Disparitäten werden vermindert. Verschiedene technologische Änderungen der Energiesysteme bestimmen die Ergebnisse der einzelnen Unter-Szenarien der Familie. A2 beschreibt eine heterogene Welt mit stetig steigender Bevölkerung und geringem Wirtschaftswachstum. Soziale Spannungen und räumlich sehr variable Entwicklungen

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charakterisieren das Bild. Technologischer Fortschritt ist generell sehr viel langsamer als in anderen Szenarienfamilien. B1 zeigt bei Bevölkerung und sozialer Entwicklung eine ähnliche Entwicklung wie A1 allerdings wird der Wandel zu einer Dienstleistungs- und Informationsgesellschaft schneller vollzogen und der Ressourcenverbrauch ist rückläufig. Umweltgerechte Nachhaltigkeit nimmt global eine hohe Bedeutung ein. B2 repräsentiert eine Welt mit vielen lokalen und sehr unterschiedlichen Entwicklungen. Die Bevölkerung steigt – aber langsamer als bei A2. Die wirtschaftliche Entwicklung ist langsam und durch vielfältigen technologischen Fortschritt gekennzeichnet (mehr als in B1 und A1). Die beschriebenen Szenarien sind in der Abb. 1 als gerissene Linien dargestellt. Die neuen Szenarien aus dem 5. Sachstandsberichtes des IPCC (2013) basieren im Gegensatz zu den bisherigen auf repräsentativen Konzentrationspfaden (Representative Concentration Pathways RPCs). Der Schwerpunkt liegt hier nicht auf den Emissionen (in Abhängigkeit verschiedener sozioökonomischer Entwicklungen), sondern auf den Konzentrationen und dem entsprechenden Strahlungsantrieb der verschiedenen Treibhausgase (IPCC 2013). Auf diesen Szenarien aufbauend werden mittels globaler Zirkulationsmodelle dann die mittleren regionalen Auswirklungen auf das Klima errechnet.

Abb. 43: Repräsentative Konzentrationspfade der CO2-Äquivalente in der Atmosphäre bis 2100 (gegenwärtig befinden wir uns auf der roten Linie) Mit dem RCP2.6 ist nun erstmals ein Szenario dabei, das auch weltweit ambitionierte Klimaschutzmaßnahmen mit berücksichtigt. Die Kennzeichnung der verschiedenen

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Szenarien richtet sich nach dem entsprechenden Strahlungsantrieb in W/m² bis zum Jahr 2100. Repräsentativ sind diese deshalb, da sie aus der Synthese zahlreicher verschiedener Modellierungen generiert worden sind. Gegenwärtig befindet sich die Weltwirtschaft auf dem roten Pfad (RCP 8.5), welcher langfristig das negativste IPCC Szenario (A1-F1)noch übertrifft und bereits jetzt (2014) das noch im Jahr 2007 als wahrscheinlichstes erachtete A2Szenario nach oben (mit mehr CO2-Emissionen) überschritten hat. B1 und RCP 4.5 zeigen das optimistische Szenario mit einer weltweit einsichtigen aktiven Klimaschutzpolitik und Konzentration auf regionale Kreisläufe. RPC3-PD geht von einer weltweiten Emissionsspitze 2020 aus mit massiven CO2-Reduzierungen (auf der Basis von derzeit nur theoretisch vorhandenen Technologien) in den folgenden Jahren, was derzeit als eher unwahrscheinlich erachtet werden kann.

Die Ergebnisse der Berechnungen regionaler Klimamodelle sind keinesfalls als Prognosen zu verstehen. Sie sind vielmehr als eine mehr oder weniger belastbare Indikation möglicher Entwicklungen anzusehen, welche im Durchschnitt in der Zukunft das klimatische Geschehen in der Region bestimmen. Grundsätzlich werden mehrere regionale Klimaprojektionen gebündelt betrachtet (so genannte Ensemble). Dort wo übereinstimmende Aussagen auftreten, können die Ergebnisse wie bereits oben erwähnt als belastbar angesehen werden. Dennoch ergibt sich systembedingt immer eine Ergebnisbandbreite (Korridor) in welchem die zukünftige klimatische Entwicklung (unter den getroffenen Annahmen) wahrscheinlich liegt (Danneberg et al. 2012).

7.1.1 Die beobachteten Veränderungen

Bei der Lufttemperatur ist in ganz Bayern in der Zeitreihe von 1931-2010 eine deutliche Temperaturzunahme von bisher 1,1° zu erkennen (Abb. 3). Über den Gesamtzeitraum betrachtet ist diese für das Winterhalbjahr etwas größer als für das Sommerhalbjahr. Während der letzten Dekade von 2000-2010 ist allerdings im Sommerhalbjahr eine stärkere Temperaturzunahme festzustellen.

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Abb. 44: Verlauf der Jahresmitteltemperatur in Bayern (blau); gleitender zehnjähriger Mittelwert (rot) und linearer Trend (schwarz) 1931-2010 (aus Danneberg et al. 2012)

Beim Vergleich der Periode von 1961 bis 1990 mit den folgenden 20 Jahren (1990-2011) an der Station Kempten zeigt sich, dass die stärkste Erwärmung im Frühjahr (März bis Mai) zu beobachten war. Hier liegt die Temperaturzunahme bei 1,6 °C. Die geringste Erwärmung von 0,6°C ist im Zeitraum von September bis November zu beobachten (vgl. Tabelle 9). Tabelle 8: Kempten Dez-Feb Mrz-Mai Jun-Aug Sep-Nov

Beobachtete Temperaturzunahme in den verschiedenen Jahreszeiten an der Station Kempten 1990-2011 T-Mittel -0,47 7,90 16,57 8,10

1961-1990 T-Mittel -1,43 6,27 15,13 7,50

Änderung in °C 0,97 1,63 1,43 0,60

Beim jährlichen Gebietsniederschlag in Bayern ist die Zunahme im Mittel gering, allerdings ist im Winterhalbjahr in allen Regionen Bayerns ein Anstieg feststellbar (Abb. 46). Die Sommerniederschläge zeigen regional keine einheitliche Änderung. Im Mittel ist ein leichter Rückgang zu beobachten.

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Abb. 45: Verlauf des mittleren Niederschlags in Bayern; gleitender zehnjähriger Mittelwert (rot) und linearer Trend (schwarz) für das Winter-, bzw. Sommerhalbjahr von 1931-2010 (aus Dannemann et al. 2012).

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Man erkennt sowohl bei den Niederschlägen als auch bei der Temperatur eine grundsätzlich hohe Variabilität von Jahr zu Jahr. Diese Charakteristik dürfte sich in Zukunft durch die fortschreitende Erwärmung weiter verstärken.

7.1.2 Die Regionale Modellierung

Die den dargestellten Ergebnissen zugrunde liegenden globalen und regionalen Klimamodelle sind in der folgenden Abb. 47 aus dem Klimabericht Bayern dargestellt und basieren auf dem A1B Emissionsszenario des IPCC (vgl. Exkurs) sowie dem globalen Zirkulationsmodell (GCM) ECHAM 5. Kontrollläufe zur Modellierung der Daten von 19712000 werden standardmäßig zur Verifizierung und Kalibrierung der Klimaprojektionen herangezogen.

Abb. 46: Darstellung der Modelle der bayernweit ausgewerteten Klimaprojektionen (aus Danneman et al. 2012)

7.1.3 Die zu erwartende Änderungen in der Region

Da die landschaftliche Vielfalt im Allgäu sehr ausgeprägt ist, wird sich der fortschreitende Klimawandel sehr differenziert bemerkbar machen (LfU 2012 – Anpassung). Generell scheint der Alpenraum wie auch die großen Flusstäler (Donautal) gegenüber den erwarteten Änderungen besonders sensibel zu reagieren. Aus diesem Grund müssen die

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Veränderungstrends auf die regionale und lokale Ebene herunter skaliert werden. Die regionalen Prognosen der hier betrachteten Modelle sind Angaben zur wahrscheinlichen Entwicklung innerhalb bestimmter Zeiträume und daher nicht als konkrete Vorhersage zu betrachten.

Die Entwicklung der Temperatur in Bayern wird allgemein von einer weiteren Erwärmung geprägt. Diese wird in der ersten Hälfte des 21. Jahrhunderts gemäßigt voranschreiten und sich in der zweiten Hälfte deutlich beschleunigen. Hiervon werden maßgeblich der Süden und Westen Bayerns betroffen sein, wo die Erhöhungen der Temperaturmittel bis 2100 bei 4° und mehr liegen werden (LfU 2012). Neben dem Temperaturanstieg werden sie Sommer im Mittel niederschlagsärmer und die Winter niederschlagsreicher. Die klimatischen Extremereignisse werden zunehmen. Dies dürfte zum einen an Änderungen der globalen Zirkulationsmuster (im Falle Bayerns an vermehrtem Einfluss winterlicher atlantischer Zyklonen), als auch an der statistischen Häufigkeitsverteilung der Klimaparameter liegen (Abb. 48).

Abb. 47: Schematische Darstellung der Häufigkeitsverteilung klimatischer Kenngrößen des Ist-Zustandes (blaue Linie) und unter Einbeziehung des Klimawandels (rote Linie) – bereits mit geringfügigen Verschiebungen der Durchschnittswerte treten heutige extreme Verhältnisse zukünftig um ein vielfaches häufiger und stärker auf (aus LfU 2007, nach Meehl et al. 2000).

Folglich nehmen die Extreme am unteren Ende – also die Eis- und Frosttage - allgemein stark ab und die Extreme am oberen Ende – dementsprechend die Hitze- und Sommertage signifikant zu. Was dies für das Allgäu bedeutet, wird im Folgenden ausgeführt.

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Temperatur Für das Mittel des Zeitraums 2021-2050 liegt die modellierte Temperaturzunahme zwischen 0,8° und 1,9°, wobei die Hälfte aller Projektionen einen Anstieg über 1,2° verzeichnet (Abb. 49) (Danemann et al. 2012).

Abb. 48: Änderung des 30-jährigen, gleitenden Temperaturmittels in Bayern gegenüber 1971-2000 in [°C] für eine Auswahl an regionalen Klimaprojektionen (Ensemble). Der Vertrauensbereich +/- 0,3° berücksichtigt die natürliche Variabilität der Jahreswerte zwischen 1971 und 2000 und zeigt die Signifikanz des Änderungssignals (Danemann et al. 2012).

Für das Allgäu liegt die erwartete Zunahme für das gleitende Mittel zwischen 2021-2050 zwischen 0,75° (WETTREG2006) und 1,35° (WETTREG2010). Nach Jahreszeiten aufgeschlüsselt ergibt sich folgendes Bild: Tabelle 9: Erwartete Temperaturzunahme in den verschiedenen Jahreszeiten in Kempten

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Weiter zeigt die Veränderung der Häufigkeit bestimmter Kenntage die Erwärmung. Hierbei geht es um Eis- und Frosttage, bzw. Sommertage und heiße Tage. Eistage sind Tage an denen die Maximaltemperatur nicht über 0°C steigt. Frosttage sind Tage, an denen die Minimumtemperatur unter 0°C liegt. Je nach Klimaprojektion liegt die zukünftige Häufigkeit der Eistage im Allgäu (Station Kempten) zwischen 7 (WETTREG2006) und 12 Tage (WETTREG2010) unter dem Mittel von 1971-2000. Dies bedeutet im Zeitraum von 20212050 pro Jahr nur noch eine durchschnittliche Häufigkeit von ca. 15-20 Eistagen im Jahr. Die Zahl der Frosttage wird entsprechend von 15 (WETTREG2006) – 20 (WETTREG2010) auf ca. 110-125 zurückgehen. Sommertage sind Tage an denen die Tageshöchsttemperatur über 25°C liegt, heiße Tage sind dementsprechend Tage mit einem Tagesmaximum über 30°C. Die Anzahl der Sommertage steigt im Allgäu insgesamt deutlich an. Für die Periode von 2021-2050 nimmt die Häufigkeit dieser Tag um 9 (WETTREG2006) – 20 (WETTREG2010) auf ca. 50 Tage insgesamt zu. Tage über 30° wird es zwischen 2 (WETTREG2006) und 8 (WETTREG2010) pro Jahr mehr geben als bisher (1971-2000), wodurch im Allgäu im Mittel bis zu 10 heiße Tage im Jahr zu erwarten sind.

Niederschlag Generell zeigt die Niederschlagsentwicklung bis Mitte des 21. Jahrhunderts bei den Klimaprojektionen keinen eindeutigen Trend für das Winterhalbjahr (Abb. 50).

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Abb. 49: Änderung des 30-jährigen, gleitenden Mittels des Niederschlags in Bayern gegenüber der Periode von 1971-2000 für das hydrologische Winter- (oben) und Sommerhalbjahr (unten). Der Vertrauensbereich dieses Mittels (+/- 10%, graues Band) berücksichtigt die natürliche Variabilität der Jahres- und Halbjahreswerte dieses Zeitraums und dient als Hinweis auf die Signifikanz des Änderungssignals: WETTREG2010 (Blau) und WETTREG206 (hellblau) sind hervorgehoben (aus LfU 2012).

Bis Ende des 21. Jahrhunderts wird sich im Sommerhalbjahr vermutlich eine leichte Abnahme der Niederschlagsmengen abzeichnen (LfU 2012), die sich auch auf die Jahresniederschlagssumme auswirken kann (vgl. Abb. 50).

Für das hydrologische Winterhalbjahr ergeben sich bei den Klimaprojektionen zwei unterschiedliche Entwicklungen. Ein Teil zeigt bis 2050 nur wenig Veränderungen während bei den dynamischen Klimamodellen eine deutliche Zunahme von bis zu 15% des Niederschlags vorhergesagt wird. Für das Sommerhalbjahr ist die Tendenz aller Modellgruppen einheitlich und dadurch als robust zu werten. Fast alle zeigen einen deutlichen Trend zur generellen Abnahme der Niederschläge, der ab 2050 häufig bei über 10% liegt (Abb. 50). Die räumliche Verteilung der Niederschläge lässt ebenfalls keine eindeutige Prognose zu. Die Klimaprojektionen lassen für keine der vier Jahreszeiten einheitliche Änderungsmuster erkennen (LfU 2012). Allerdings wird die räumliche Variabilität der Sommerniederschläge vermutlich zunehmen. Konvektionsbedingte Sommergewitter am Alpenrand und in den Alpen sind räumlich eng begrenzt. Dies führt dazu, dass einzelne Landstriche Niederschlag

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bekommen und andere nicht. Die Anzahl trockener Wochen (Trockenperioden über 7 Tage) wird im Sommer im Allgäu ansteigen, wobei sich das Mittel im gesamten Alpenvorland vermutlich bis zur Mitte des Jahrhunderts kaum verändern wird. In den Wintermonaten hingegen werden durch den zunehmend stärkeren Einfluss von zyklonalen Wetterlagen gegenüber nordosteuropäischen Hochdruckwetterlagen die Trockenphasen seltener. Die Intensität der Niederschläge (Starkregen) lässt sich derzeit kaum modellieren, da sich konvektive Zellen durchweg im subskaligen Raum befinden (da die räumliche Auflösung der Projektionen zu gering ist, um diese wiederzugeben). Aufgrund der physikalischen Zusammenhänge lässt sich allerdings ableiten, dass der Energie- und Wassergehalt in der Atmosphäre bei steigenden Temperaturen zunehmen wird und dadurch Extremereignisse wie Starkregen mit größerer Wahrscheinlichkeit auftreten werden.

7.2 Auswirkungen der Veränderungen der Klimaparameter

7.2.1 Wasserhaushalt

Die Klimaänderung beeinflusst zunächst das sehr komplexe System des Wasserkreislaufes aus Niederschlag, Abfluss, Verdunstung und Speicherung in vielfältiger Weise (LfU 2012). In der Summe wird sich der Niederschlag, wie bereits oben geschildert, zunächst nur unwesentlich verändern. Die Verteilung über die Jahreszeiten aber wird deutlich differenzierter. Trockene Sommer und feuchtere Winter werden für das Allgäu charakteristisch. Die räumliche Variabilität der Sommerniederschläge wird ebenfalls zunehmen. Bewässerungsmaßnahmen in den Sommermonaten wie sie beispielsweise im Unterlallgäu erforderlich sein werden, sind für die Bereiche Ostallgäu, Oberallgäu und Landkreis Lindau allerdings keine Notwendigkeit. Fehlende Wassermengen in der Kanalisation und ein damit eingeschränkter Abtransport von Schmutzwasser können zu Ablagerungen führen, die bei nachfolgenden Starkregenereignissen in die Flussgewässer gelangen und deren Qualität beeinträchtigen können. Bei zunehmendem Ausbau des Trennsystems (wie vielerorts praktiziert) verliert dieses Problem aber an Bedeutung. Das Abflussverhalten wird sich entsprechend der oben genannten Niederschlagsverhältnisse ebenfalls verändern und im Winter zunehmen. Extreme Niederschlagsereignisse führen in Verbindung mit wassergesättigten Böden durch vorangegangene Regenfälle oder Schneeschmelze häufiger zu Hochwasserbildung. Rückstaus in kommunalen Entwässerungssystemen, Überschwemmungen von Straßen, Unterführungen, Kellerräumen und Tiefgaragen werden weiter zunehmen. Stoffausträge durch extreme Niederschläge werden die Gewässerqualität zunehmen beeinträchtigen.

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Für die kommunale Wasserinfrastruktur bedeuten die durch den Klimawandel erwarteten Veränderungen im Wasserhaushalt im Einzelnen: 

Rohrbruchgefahr infolge von Setzungsprozessen des trockenen Bodens (bei langen Trockenphasen)



Geruchsbelästigung durch Ablagerungen in der Kanalisation (während langer Trockenphasen)



Minderung der hydraulischen Leistungsfähigkeit und damit verbunden ein höherer Unterhaltungsaufwand (Einsatz von Chemikalien und häufigere Durchspülungen)



Erhöhung des Oberflächenabflusses durch lange Trockenphasen (hohe Bodentrockenheit vermindert die Infiltrationsrate zum Teil dramatisch)



Überlastung der Entwässerungssysteme durch vermehrte Starkregenereignisse



Sturzfluten auf Straßen und anderen Verkehrsflächen



Überflutungen von Unterführungen, Kellern und Tiefgaragen



Hochwasser, Bodenerosion und Massenbewegungen



Gebäudeschäden



Gebäudestandsicherheit



Verschmutzung von Fließgewässern durch Schmutzeinträge aus der Kanalisation (Ablagerungen aus Trockenphasen)

Im südlichen Allgäu werden durch lang anhaltende und intensive Niederschläge Hanginstabilitäten auftreten und zu einer Zunahme an Massenbewegungen führen. Diese reichen von kleineren Schlammströmen bis hin zu Erdrutschen, welche auch Siedlungsgebiete betreffen können. Hier werden durch das Land Bayern (LfU) Risikokarten zur Verfügung gestellt. Die örtlichen Georisiken-Karten zeigen für das Siedlungsgebiet von Wertach derzeit keine überdurchschnittlichen Risiken. Dennoch sind die Georisiken bei der Ausweisung von Neubaugebieten in die Planung zu integrieren und gegebenenfalls ist durch Nutzungsbeschränkungen entgegenzuwirken.

7.2.2 Biodiversität und Ökologische Systeme

Die Verbreitungsgebiete von Arten werden durch den Klimawandel entscheidend mit beeinflusst. Mobile Arten (Tiere) können durch Wanderungsbewegungen deutlich schneller reagieren als Pflanzen. Hierdurch sind Auswirkungen auf die Zusammensetzung und damit die Biodiversität von Ökosystemen zu erwarten. Welche Faktoren als Steuergrößen für die Biodiversität von Bedeutung sind zeigt die Abb. 51

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Abb. 50: Der Einfluss verschiedener Steuergrößen auf die aktuellen globalen Biodiversitätsverluste (aus LfU nach Sala et al. 2000). Man erkennt die herausragende Bedeutung der Landnutzung.

Ein Rückgang der Biodiversität wird die ökologische Funktionalität und damit die Stabilität von Ökosystemen beeinträchtigen. Ökosysteme stehen in zahlreichen gegenseitigen Abhängigkeiten (Interdependenzen) von biotischen Interaktionen. Die Vielzahl dieser Interaktionen befähigt ein Ökosystem zu einem gewissen Grad zur Selbstregulation und damit auch zur Regeneration und Pufferung der Auswirkungen von klimatischen Veränderungen. Die Überschreitung von funktionalen Schwellenwerten durch den Verlust der ökologischen Vielfalt (Biodiversität) (z.B. durch veränderte Dominanzverhältnisse durch invasive Neophyten, oder die nicht mehr vorhandene Synchronisierung zwischen Pflanzen und spezialisierten Bestäubern) und damit einzelner Wechselbeziehungen, kann die Funktionalität und damit die Regenerationsfähigkeit gefährden und zum Zusammenbruch des Systems führen. Derartige Auswirkungen können dann auch die menschlichen Interessen massiv gefährden (Schädlinge, Vektoren, Landwirtschaft…). Wie sich die erwarteten Veränderungen im Detail auf die Ökosysteme auswirken und wie Reaktionen im Einzelnen aussehen werden, ist aufgrund der Komplexität der Materie unklar (LfU). Die Zahl der publizierten Forschungsarbeiten zu diesem Themenkomplex ist derzeit auffallend gering und bewegt sich unter 400 (Beierkuhnlein & Foken 2008).

7.2.3 Vegetation

Die offensichtlichsten Veränderung bei der Vegetation sind die Veränderungen der Phänologie wie z.B. die Blüte- oder die Blattentfaltung bei Gehölzen. Im gegenüber dem Mittel von 1960-1991 um 6 Tage verlängerten Frühling im Allgäu ergibt sich eine deutlich frühere Haselblüte (1-2 Wochen). Ebenso verhält es sich mit der Holunderblüte im Frühsommer (Abb. 52). Generell wird die Vegetationszeit entsprechend der erwarteten

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Temperaturänderung zunehmen. Erhöhte Biomassezuwächse werden von einem beschleunigten Abbau pflanzlicher Stoffe (durch Insekten, Pilze und Mikroorganismen) kompensiert (Beierkuhnlein & Foken 2008). Düngungseffekte durch die erhöhte CO2Konzentration in der Atmosphäre werden entgegen früherer Annahmen nicht mehr erwartet, da vermehrter Trockenstress im Sommer die pflanzliche Produktivität mindert (Beierkuhnlein & Foken 2008).

Abb. 51: Die Veränderung der Phänologie ab Beispiel veränderter Jahreszeiten im Allgäu (DWD 2012)

7.2.4 Auswirkungen auf die Forstwirtschaft

Wälder bedecken über ein Viertel der Fläche im Allgäu und erfüllen vielfältige gesellschaftliche Funktionen. Diese reichen von der Funktion als Rohstoffquelle über Arten-, Boden-, Wasser- und Klimaschutz, bis zur Erholung und Jagd. Die Herausforderung wird sein, bei den sich vergleichsweise rasch ändernden Klimabedingungen den Wald so zu bewirtschaften, dass all diese Funktionen erhalten bleiben können. Die Fichte ist mit ca. 44% Flächenanteil die bedeutendste Wirtschaftsbaumart. Als Baumart der kühlen niederschlagsreichen Klimazonen reagiert sie empfindlich auf Wassermangel in

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der Vegetationsperiode vom Frühjahr bis in den Herbst hinein (Bayerische Forstverwaltung 2013). Auf Böden mit geringer Wasserspeicherfähigkeit können sommerliche Trockenphasen die Bestände stark schwächen. Geschwächt sind diese einem hohen Risiko für Borkenkäferbefall ausgesetzt, der besonders in Fichtenreinbeständen optimale Vermehrungsbedingungen vorfindet. Des Weiteren sind durch Trockenstress und Schädlinge geschwächte Baumbestände auch sehr viel anfälliger für Sturmwurf (besonders an exponierten Lagen). Auf staunassen Böden wurzelt die Fichte nur sehr flach, was sie ebenfalls für Windwurfschäden vorprogrammiert. In Konsequenz bedeutet dies, dass Fichtenreinbestände dringend in „klimafittere“ Mischwälder umzubauen sind. Es empfiehlt sich schon heute standortgemäße Baumarten in der Folgegeneration der Wälder zu sichern und in älteren Fichtenbeständen Schattenbaumarten des Bergmischwaldes wie Buche und Tanne zu pflanzen (Bayerische Forstverwaltung 2013). Im Rahmen der Bergwaldoffensive wird der genannte Waldumbau im Allgäu bereits seit mehreren Jahren systematisch umgesetzt. In den Wäldern des Allgäus wird der Fichte aber auch in Zukunft bei Waldverjüngung und beim Bestandsaufbau eine wichtige Rolle zukommen. Sie wird die wichtigste Baumart bleiben. Große Bedeutung kommt aber der richtigen Pflege und deren Einbettung in stabile gemischte Bestände zu. Beim Aufbau gemischter Bestände ist dringend (und in Zukunft vermehrt) darauf zu achten, dass der Wildverbiss minimiert wird. Die Bedeutung des Waldes muss Priorität haben auch wenn dies stellenweise zur Dezimierung von Wildbeständen führt.

7.2.5 Auswirkungen auf die Landwirtschaft

In weiten Bereichen des Allgäus werden (neben Wald) lediglich Grünlandflächen bewirtschaftet. Da diese von den zu erwartenden klimatischen Veränderungen nicht betroffen sind, werden dort keine Auswirklungen auf die Landwirtschaft angenommen. Die einzige Veränderung liegt vermutlich in neuen Nutzungsformen. Es könnte in Zukunft für manche Flächen interessant sein Obstbäume anzupflanzen, oder Wiesen in Ackerflächen umzubrechen. Die Änderung der Rahmenbedingungen wird auch in Teilen des Oberallgäus und Ostallgäus sowie des Landkreises Lindau Kurzumtriebsplantagen ermöglichen wo diese heute noch unrentable sind.

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7.2.6 Fazit für Wertach

In Anbetracht der aufgezeigten Veränderungen sowohl der Klimaparameter als auch der Auswirklungen kann man davon ausgehen, dass das Oberallgäu aufgrund seiner räumlichen Vielfalt in sehr unterschiedlichem Maße von negativen Einflüssen betroffen ist. Die geographische Lage, sowie die Struktur der Region sind verantwortlich, dass die Schadwirkungen durch den Klimawandel in der Summe überschaubar sein werden, wenn die richtigen Maßnahmen rechtzeitig ergriffen werden. Umso wichtiger ist daher die kleinräumige Betrachtung dieses Sachverhaltes. Es ist Aufgabe der einzelnen Kommunen die örtlichen Verhältnisse zu prüfen und potenzielle Risiken zu identifizieren, um dann bereits im Vorfeld mit entsprechenden Maßnahmen vorbeugen zu können. Mögliche Maßnahmen sollten für jede Kommune aufzeigen, wie sich die Gemeinden und Städte (und Ihre Bürger) auf die klimatischen Veränderungen in den nächsten Jahrzehnten einstellen können. Die Gemeinde Wertach muss sich mit dem Thema auseinandersetzen und potenzielle Handlungsfelder definieren. Abzuprüfen sind in jedem Falle die Leistungsfähigkeit der Kanalisation und die Hangstabilität unter verstärktem Niederschlag bei der Ausweisung von Neubaugebieten. Daneben muss sich das Tourismusgewerbe auf die veränderten klimatischen Rahmenbedingungen einstellen, um die Übernachtungszahlen auch in Zukunft zu halten. Die Skigebiete in der Nähe von Wertach werden weniger Schneetage aufweisen und mittelfristig den Betrieb aus wirtschaftlicher Sicht einstellen müssen. Hierfür müssen Alternativmodelle entwickelt werden. Weitere Maßnahmen erscheinen unter dem derzeitigen Wissensstand für Wertach nicht erforderlich. Da der Tourismus für die Marktgemeinde von Bedeutung ist, sollte möglichst bald daran gearbeitet werden, wie die abnehmende Bedeutung des Standortfaktors Schnee ausgeglichen werden kann.

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8 Ziele und Strategien für den Klimaschutz in Wertach 8.1 Ziele Die Arbeitsgruppe Energie des Marktes Wertach hat im Rahmen der Erarbeitung des Klimaschutzkonzeptes auf die Datenbasis der Energie- und CO2-Bilanz und der Potenzialabschätzung zurückgegriffen. Auch die Ergebnisse der Diskussionen in den Sitzungen haben die Formulierung von strategischen Leitsätzen maßgeblich beeinflusst und sind letztendlich durch das Energieteam und eza! im vorliegenden Konzept eingearbeitet worden.

8.2 Strategie

Strategische Ziele im Klimaschutz bis in das Jahr 2021 Die strategischen Leitziele im Klimaschutz sind seitens der Arbeitsgruppe Energie als Handlungsempfehlung formuliert und werden mit dem Energiekonzept (SEAP) als Rahmenkonzept im Gemeinderat verabschiedet.

Übergeordnete Aufgaben: Wir wollen dem Thema „Energie und Klimaschutz“ einen hohen Stellenwert einräumen und dies in der Öffentlichkeitsarbeit der Gemeinde systematisch kommunizieren. 





 

Die Umsetzung der Projekte aus dem Maßnahmenplans soll sichergestellt werden. Das Energieteam führt seine Arbeit langfristig fort und begleitet die Umsetzung. Sie soll bei relevanten Entscheidungen als beratendes Gremium gehört werden. Die Öffentlichkeitsarbeit der Gemeinde Wertach wird das Thema Klimaschutz und Energieeffizienz verstärkt in allen zur Verfügung stehenden Medien transportieren. Auf regelmäßige Berichterstattung wird geachtet. Verantwortlichkeiten und Abläufe werden geregelt. Die CO2 Minderung soll explizit im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit der Gemeinde im Vordergrund stehen. Die Gemeinde setzt sich ein konkretes Minderungsziel bis zum Jahr 2021. Die Gemeinde thematisiert Klimawandelfolge-Anpassung. Geeignete Maßnahmen sollen durchgeführt, gefördert und kommuniziert werden. Die Gemeinde agiert als Vorbild für die Bürger und Unternehmen am Ort im Sinne einer nachhaltigen Energie- und Klimaschutzpolitik.

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Nachhaltig Bauen & Sanieren: Wir wollen den Wasser- und Energieverbrauch der kommunalen Gebäuden und Anlagen durch geeignete Maßnahmen kontinuierlich senken, und die Bürger anregen, dem Beispiel zu folgen.    

Die kommunalen Liegenschaften sowie deren Anlagen sollen regelmäßig weiter optimiert werden (wo möglich und wirtschaftlich machbar). Die Energieberatung soll durch geeignete Maßnahmen gestärkt werden. Neubauten und Sanierungen von kommunalen Gebäuden sollen vom Konzept bis zur Umsetzung energetisch und ökologisch in sehr hohem Standard erfolgen. Die Gemeinde wird ihre Möglichkeiten ausschöpfen, um zukünftige Neubaugebiete nach vorbildlichen energetischen und ökologischen Standards zu bebauen.

Energieeffizienz: Wir wollen bei den kommunalen Gebäuden und Anlagen in Sachen Energieeffizienz eine Vorreiterrolle übernehmen und Bürger, Handwerk und Unternehmen für Effizienzmaßnahmen sensibilisieren. 

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Die Gemeinde Wertach strebt an, örtliche Unternehmen und das Handwerk zu motivieren und in Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz über Information und Netzwerkarbeit einzubinden. Die Gemeinde strebt an, eine interne Richtlinie zur energieeffizienten und nachhaltigen Beschaffung zu etablieren und anzuwenden. Die Gemeinde und das Energieteam sensibilisieren die Öffentlichkeit (Unternehmen, Vereine, Bürger und Schüler) über regelmäßige Berichterstattung, Information, Aktionen und Wettbewerbe.

Erneuerbare Energien: Wir wollen durch geeignete, technisch und wirtschaftlich vertretbare Maßnahmen den Anteil an erneuerbaren Energiequellen auf dem Gemeindegebiet weiter erhöhen und die fossilen Energieträger konsequent reduzieren. 



Durch entsprechende Maßnahmen soll die Erzeugung von Wärme und Strom aus erneuerbaren Energien sowohl im privaten als auch im kommunalen Bereich weiter deutlich gesteigert werden. Hier soll das Thema Wärme explizit im Vordergrund stehen. Sollten größere Energieprojekte umgesetzt werden unterstützt die Gemeinde die Gründung von Bürgerbeteiligungs-Modellen.

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Mobilität & Verkehr: Wir wollen durch geeignete Maßnahmen die Bürger über alternative und effiziente Mobilitätsangebote sensibilisieren und sie zum Handeln motivieren.    

Die Verkehrsplanung der Gemeinde sollte das Thema "Attraktivität der Bahn- und Busverbindungen für Wertach zu verbessern" vorantreiben Die Fahrradinfrastruktur in der Gemeinde soll weiter kontinuierlich verbessert werden. Die Gemeinde setzt sich zur Verbreitung von E-Mobilität und kombinierter Mobilitätsangebote (wie z.B. Car-Sharing mit E-Fahrzeug, Mitfahrgelegenheiten etc.) ein. Es wird angestrebt im Sinne der Vorbildfunktion den kommunalen Fuhrpark energieeffizient und emissionsarm zu betreiben.

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8.3 Controlling Instrumente Das Energiekonzept für die Gemeinde Wertach wurde erstellt, um die Energie- und Klimaschutzpolitik zu optimieren und planmäßig zu gestalten. Damit das erstellte Konzept nicht nur als Momentaufnahme mit ambitionierten Zielen gewertet wird, sondern maßgeblich zur Gestaltung der Kommunalpolitik beiträgt, ist neben dem konkreten Maßnahmenkatalog auch eine klar definierte Vorgehensweise für die Umsetzung sowie ein Controlling zu vereinbaren. Die nachfolgend erläuterten Maßnahmen können ein quantitatives und qualitatives Controlling der Klimaschutzpolitik der Gemeinde Wertach gezielt unterstützen:

Jährliche gemeindeweite Datenerhebung zu erneuerbaren Energien im Strombereich Eine jährliche Fortschreibung der Datenerhebung für den Bereich Strom zu den erneuerbaren Energien ist unbedingt anzuraten. Dies macht wenig Aufwand, da der Stromversorger die Daten jährlich an die Gemeinde ausgibt. So kann der Öffentlichkeit transparent vermittelt werden, wie die Energiewende lokal im Bereich Strom voranschreitet. Die nachfolgenden Angaben aus den letzten beiden Jahren veranschaulichen, wie wichtig diese Art des Vorgehens ist.

Fortschreibung der Energie- und CO2-Bilanz Die im Rahmen des Energiekonzeptes erstellte Energie- und CO2-Bilanz liefert einen guten Überblick über den Stand des Energieeinsatzes und der CO2-Emissionen der Gemeinde Wertach. Sie ist damit, zusammen mit der Potenzialabschätzung, die Basis für die Festlegung der strategischen Ziele und die Auswahl der konkreten Aktivitäten für das Energiekonzept. Um die laufende Entwicklung verfolgen zu können und gleichzeitig auch in Zukunft die richtigen Schwerpunkte zu setzen, sollte die Bilanz in regelmäßigen Abständen durch die Gemeinde oder einen externen Dienstleister fortgeschrieben werden. Ein sinnvoller Zeitabstand für Aktualisierungen der Bilanz ist unter den aktuellen Rahmenbedingungen des beschleunigten Ausbaus der erneuerbaren Energien ein Zeitabstand von drei bis vier Jahren. Die Fortschreibung der Energie- und CO2-Bilanz ist zwar ein wichtiges Element, um auch in Zukunft die richtigen Entscheidungen treffen zu können, als Controlling-Instrument für die Umsetzung des Klimaschutzkonzeptes kann die Bilanz in kurzen und mittleren Zeiträumen allerdings kaum dienen. Denn erstens resultieren die Erfolge vieler Klimaschutzprojekte aus dem Maßnahmenkatalog nicht sofort in konkreten CO2-Einsparungen und zweitens überlagern viele konjunkturelle, überregionale politische und wirtschaftliche Faktoren die Energie- und CO2-Bilanz. Erst in einer langfristigen Betrachtungsweise kann die Energieund CO2-Bilanz als Gradmesser für den Erfolg der Klimaschutzpolitik dienen. Das bedeutet,

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dass in jedem Falle die Teilnahme am European Energy Award® als effizientes ControllingInstrument für eine kontinuierliche Umsetzung von energiepolitischen Maßnahmen und Klimaschutzaktivitäten zu bevorzugen, bzw. eine sinnvolle Ergänzung hierzu ist.

Teilnahme am European Energy Award® Der European Energy Award® ist ein Zertifizierungs- und Qualitätsmanagementsystem, das es ermöglicht, den Energieeinsatz in Kommunen systematisch zu erfassen, zu bewerten und regelmäßig zu überprüfen. Potenziale zur Steigerung der Energieeffizienz werden identifiziert. Bereits für die Erstellung des Energiekonzeptes wurde ein Energieteam gegründet. Dieses Energieteam wird sich in der Zukunft um die laufende Umsetzung des Energiekonzeptes kümmern sowie den Maßnahmenkatalog jährlich weiterentwickeln. Dabei ist es wichtig, dieser auf Dauer angelegten; vorwiegend ehrenamtlichen Arbeit einen Rahmen zu geben und ein Controlling-Instrument zu etablieren. So können die Gemeinde und das Energieteam Fortschritte sehen und transparent in der Öffentlichkeit kommunizieren. Mit einer Teilnahme am European Energy Award® werden energiepolitische Maßnahmen gezielt in 6 Handlungsfeldern abgefragt, für die auch quantitative Indikatoren abgefragt werden. So können Relevanz und Effektivität der ergriffenen Klimaschutzmaßnahmen stets aktuell überprüft und auch mit anderen Kommunen vergleichbarer Struktur verglichen werden. Alle Informationen sind online gebündelt und auch bei personellen Veränderungen der Zuständigen jederzeit abrufbar.

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9 Maßnahmen Um die in Kapitel 8 aufgezeigten Ziele verwirklichen zu können, müssen umfangreiche strukturelle Maßnahmen eingeleitet werden, die den Weg zu einer nachhaltigeren Energiebereitstellung und Energienutzung sowie zu verstärkter Energieeffizienz ebnen. Auf der Basis der durchgeführten Untersuchungen, Gespräche und Energieteamsitzungen wurden gemeinsam mit dem Energieteam konkrete Maßnahmen für die Gemeinde Wertach definiert. Leitprojekte bestimmen dabei die Handlungsschwerpunkte im jeweiligen Maßnahmenbereich. Den neun Leitprojekten (siehe Tabelle 11) untergeordnet, wurden für die nächsten 2-3 Jahre konkrete Maßnahmen im Energieteam erarbeitet.

9.1 Maßnahmen Gemeinsam wurden in allen Handlungsfeldern Projektideen gesammelt und diskutiert. Es entstand auf diese Weise eine Projektliste (Tabelle 12). Die Vorhaben sind in die Aufgabenbereiche „Übergeordnete Aufgaben“ (für die Verwaltung), „Nachhaltig Bauen und Sanieren“, „Energieeffizienz“, „Erneuerbare Energien“ und „Mobilität“ gegliedert. In jedem Themenfeld gibt es Leitprojekte, die für den Bereich mittel- und langfristig von Bedeutung sind. Unter einem Leitprojekt finden sich dann ganz konkrete Maßnahmen, die kurzfristig umgesetzt werden sollen. In Tabelle 12 ist jede der Maßnahmen ist mit einer Priorität (A = kurzfristig, B = mittelfristig und C = langfristig) versehen sowie einer kurzen Beschreibung und Verantwortlichkeit bei der Umsetzung. Die CO2-Einsparungen hängen stark von der Umsetzungtiefe ab und sind daher als gröbere Angaben zu verstehen. Bei den Energieteamsitzungen wurden die einzelnen Projekte im Detail vorgestellt, optimiert und geplant. Für jedes Projekt wurde ein Projektblatt aus dem SEAP-Projektkatalog erstellt und modifiziert bzw. teilweise auch neue Projektblätter angefertigt (vgl. Tabelle 13ff).

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Tabelle 11:

Tabellarische Aufstellung der Leitprojekte und Maßnahmen im Markt Wertach

Übergeordnete Aufgaben L01 Strukturen und Sicherstellung der Maßnahmenumsetzung P01 Energieteam soll bestehen bleiben und SEAP-Konzept Erstellung sowie dessen Umsetzung begleiten P02 Personalressourcen für Umsetzung müssen in der Planung berücksichtigt werden P03 Jahresbericht Energie und Klimaschutz für Webseite/Gemeindeblatt und im Gemeinderat P04 Teilnahme am SEAP-Alps Projekt und Erstellung eines SEAP

L02 Öffentlichkeitsarbeit für den Klimaschutz P05 Im Wochenblatt/Gemeindeblatt soll regelmäßig Platz für energiesparende und klimaschützende Tipps vorhanden sein P06 Klimaschutz auf Webseite der Gemeinde und Vernetzung mit den Klimaschutz-Seiten anderer Gemeinden sowie Darstellung örtlicher Musterprojekte

Nachhaltig Bauen & Sanieren L03 Kommunale Liegenschaften und Betrieb P07 Gebäudemonitoring, Verbrauchsdokumentation für alle gemeindeeigenen Gebäude --> mögliche Maßnahmen --> Jahresbericht P08 Regelmäßige Anlagenoptimierung im Rahmen von KEM wenn wirtschaftlich (Hilfe zur Selbsthilfe) P09 Anregung aus Gebäudebegehung umsetzen P10 Schulung von Hausmeister (einmal im Jahr) P11 Prüfung für PV-Nutzung (bereits in Umsetzung)

L04 Motivation zu energieoptimiertem Bauen und Sanieren P12 Stärkung von Energieberatung (Marketing) / Vor-Ort-Impulsberatung - Konzept für Gemeinde ausarbeiten; z.B. die ersten 10 frei

Energieeffizienz L05 Motivation von Unternehmen P13 Motivation von Unternehmen zur Durchführung von einer (KfW) geförderten Initialberatung (für KMU) P14 Tourismus: Vermieterschulung im Oktober - hat stattgefunden (am 9.10.)

L06 nachhaltige kommunale Beschaffung P15 nachhaltige Beschaffung von Geräten, Verbrauchsmaterialien und Baustoffen (Betrachtung Lebenszykluskosten)

L07 Bewußtseinsbildung und Motivation der Bürger P16 Bürgerinformation (Vorträge) zum aktuellen Themen z.B. dezentrale Strom-Speicherung, Stromsparen, Luftung und Schimmel etc. P17 Heizungspumpentausch in Verb. Mit Stromsparkampagne/Wettbewerb P18 Stromsparwettbewerb für die Bürger von Wertach P19 Beratung von Nahwärmenutzern zu Defiziten in Anlagentechnik (durch Fa. smartenergy GmbH) P20 Motivation von Anwohnern an Nahwärme (Sonnenhang) anzuschließen - Nachverdichtung! (in Koop. mit Fa. smartenergy GmbH) P21 Halogenstrahler an Willkommensschild am Ortseingang durch LED ersetzen P22 Organisation eines jährlichen Events z.B. Energietag für die Bürger der Gemeinde

Erneuerbare Energien L08 Ausbau EE und Unterstützung von EE- Bürgeranlagen PV für Eigenverbrauch (Schule, Kläranlage, Freibad) soll geprüft werden (siehe P11) P23 Moorrenaturierung vorantreiben und Ergebnisse kommunizieren und informieren (Lehrpfad/Tafel/Tourismus) P24 Ausbau der Wasserkraftnutzung

Mobilität L09 Mobilität in der kommunalen Verwaltung P25 Bei Neuanschaffungen von gemeindlichen Fahrzeugen sind auf klimaschützende Faktoren wie geringer CO 2 Ausstoss…

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Im Maßnahmenkatalog (siehe Tabelle 12) ist auch ein Kurzüberblick enthalten, der mittels einer einfachen Matrix Zielgruppen als auch die Akteure der jeweiligen Maßnahme zuweist. Eine Umsetzung der vorgeschlagenen Maßnahmen des Energiekonzepts erfordert von Seiten der Kommune die kurz- und langfristige Bereitschaft und politische Unterstützung zur Schaffung entsprechender personeller und finanzieller Ressourcen. Treibender Motor des Umsetzungsprozesses wird dabei auch die Arbeitsgruppe Energie sein, die vielfältig gesellschaftlich vernetzt ist. Der hier vorgestellte Maßnahmenkatalog soll aber auch in Zukunft jährlich von der Arbeitsgruppe überarbeitet und aktualisiert werden, so dass in einem dynamischen Prozess, kontinuierlich neue Aktivitäten in das Programm aufgenommen und umgesetzt werden (hier kann der eea und die damit verbundene externe Begleitung der Energieteamarbeit sehr effektiv unterstützen). Somit können sich die geschätzte Energieeinsparung und CO2-Emissionsreduktion, aber auch die Projektkosten noch erheblich verändern. Ein Teil der Maßnahmen hat nur indirekte CO2-Minderungen zur Folge, da er über Kampagnen, Aktionen und die begleitende Öffentlichkeitsarbeit vor allem bewusstseinsbildende Wirkung hat und auf eine Veränderung des Verbraucherverhaltens abzielt. Werden tatsächlich entsprechende Veränderungen sichtbar, können die CO2-Einsparungen schnell sehr hoch werden. Zum jetzigen Zeitpunkt lassen sie sich aber noch nicht summieren und sind in der Maßnahmenübersicht sehr konservativ kategorisiert. Bei konsequenter Fortführung, der Einbindung einer breiten Öffentlichkeit und einer dynamischen Aktualisierung des Maßnahmenprogramms ist eine deutliche Emissionsreduktion in den Sektoren Wirtschaft, Haushalte und Verkehr zu erwarten.

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Marktgemeinde

Tabelle 12: lfd. Nr.

Liste der vom Energieteam erarbeiteten Maßnahmen inkl. Priorität

Maßnahme

H a n d l

vorr. Kosten (€)

P01

Energieteam soll bestehen bleiben und SEAP-Konzept Erstellung sowie dessen Umsetzung begleiten

P02

Personalressourcen für Umsetzung müssen in der Planung berücksichtigt werden

Personal/Zeit

P03

Jahresbericht Energie und Klimaschutz für Webseite/Gemeindeblatt und im Gemeinderat

Zeit/ ggf. Unterstützung durch eza!

P04

Erstellung eines SEAP und Beitritt zum Konvent der Bürgermeister. - Der Beitritt soll medienwirksam erfolgen. Hier ist ein entsprechendes Event auszusuchen und zu planen

keine

keine, da durch Bayerisches Umweltministerium kofinanziert

Energie/CO2 Zuständiges Verantwortlich Einsparung / E-Team Mitglied für Umsetzung a

je nach Projekt- Leitung umsetzung Bürgermeister

indirekt

Bürgermeister

v o HaushaltsGood Priorität Beginn im: r beschluss Practice (A, B, C) (Start) r notwendig Beispiel . (ja/nein) Z A

Bürgermeister

Bürgermeister / Gemeinderat

A

Bürgermeister

Bürgermeister

A

Bürgermeister

Bürgermeister / Herr Barth

A

P05

Im Wochenblatt/Gemeindeblatt soll regelmäßig Platz für energiesparende und klimaschützende Tipps vorhanden sein, sowie für Berichte aus dem Energieteam

P06

Klimaschutz auf Webseite der Gemeinde und Vernetzung mit den Klimaschutz-Seiten anderer Gemeinden sowie Darstellung örtlicher Musterprojekte

P07

Gebäudemonitoring, Verbrauchsdokumentation für alle gemeindeeigenen Gebäude --> mögliche Maßnahmen -> Jahresbericht

P08

Regelmäßige Anlagenoptimierung im Rahmen von KEM wenn wirtschaftlich (Hilfe zur Selbsthilfe)

Bürgermeister

Bürgermeister

B

P09

Maßnahmen aus der Gebäudebegehung umsetzen

Bürgermeister

Bürgermeister

A

P10

Schulung von Hausmeister (einmal im Jahr)

P11

Realisierung einer PV-Anlage für die Kläranlage mit Eigenverbrauch

P12

Stärkung von Energieberatung (Marketing) / Vor-OrtImpulsberatung - Konzept für Gemeinde ausarbeiten; z.B. die ersten 10 frei

Personal/Zeit

je nach Beteiligung der Bürger

Frau Hölzer

A

ca. 36.000,00

Herr Konrad

Bürgermeister

P15

nachhaltige Beschaffung von Geräten, Verbrauchsmaterialien und Baustoffen (Betrachtung Lebenszykluskosten)

Bürgermeister / Verwaltung

P16

Bürgerinformation (Vorträge) zum aktuellen Themen z.B. dezentrale Strom-Speicherung, Stromsparen, Luftung und Schimmel etc.

P17

Heizungspumpentausch in Verbindung Mit Stromsparkampagne/Wettbewerb

gering

Halogenstrahler an Willkommensschild am Ortseingang durch LED ersetzen

P22

Organisation eines jährlichen Events z.B. Energietag für die Bürger der Gemeinde

P23

Moorrenaturierung vorantreiben und Ergebnisse kommunizieren und informieren (Lehrpfad/Tafel/Tourismus)

P24

Ausbau der Wasserkraftnutzung

P25

Bei Neuanschaffungen von gemeindlichen Fahrzeugen sind auf klimaschützende Faktoren wie geringer CO2 Ausstoss zu achten (vgl P14)

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Bürgermeister / Gemeinde

Bürgermeister

40%

Das Event zur Unterzeichnung des Konvents muss geplant werden Das Energieteam muss in der Gemeinde bekannt gemacht werden. Hier können sich Energieteammitglieder vorstellen (Serie) und Projekte der Gemeinde die vom Energieteam begleitet werden müssen an dieser Stelle den Bürgern vorgestellt werden. Es soll auch für die Mitarbeit bei Aktionen geworben werden sowie über gute Beispiele und Erfahrungen von Bürgern berichtet werden.

50%

läuft

läuft

Konkrete Projekte und Aktionen sollen auf der Webseite zu finden sein. Einfachter Zugang ist bereits realisiert.

Notwendig um Einsparungen von durchgeführten Maßnahmen zeigen zu können (und um auf Ausreiser/Defekte/Fehlfunktionen zeitnah reagieren zu können) Maßnahmen aus der Gebäudebegehung wurden alle umgesetzt (siehe P09). Einsparungen sollen am Jahresende erfasst werden. Dann wird über eine weitere regelmäßige Anlagenoptimierung durch ein KEM verhandelt.

ja

100%

ca. 250 kg/ Haushalt

siehe P08

Hier gilt es zu klären, ob und wie die Bürger beteiligt werden können. Ggf. über eine Vereinsgründung

ja

Die Beratungszahlen sind sehr gering (12/2011; 8/2012; 5/2013) hier muss die Beratung gestärkt werden. Eine Vor-Ort Beratungskampagne mit einem Anreiz kann hier für mehr Zuspruch sorgen.

Bürgermeister

AG Strom

Herr Trunzer / Smartenergy

Smartenergy

ca. 8 t pro Einheit

Herr Trunzer / Smartenergy

Smartenergy

E-Team

läuft

hat stattgefunden (am 9.10.)

läuft

A

01.10.2014

01.10.2014

Wurde bereits 2013 angeboten und sollte aber auch 2014 weitergeführt werden.

Kann hervorragend mit einem Stromsparwettbewerb kombiniert werden Lässt sich gut mit P16 kombinieren. Bürger melden sich mit ihrer Strom-Jahresabrechung zum Wettbewerb an. Nach einem Jahr wird die Einsparung mit der neuen Jahresabrechnung dokumentiert. Regelmäßige Aktionen der Gemeinde zum Thema begleiten den Wettbewerb über das Jahr (ÖA ist hier sehr wichtig). ggf auch mit AÜW und testweiser Smart Meter Einbau.

Es ist dringend für Akzeptanzbildung zu sorgen. Hier muss die Firma Smartenergy in die Pflicht genommen werden - in Kooperation mit der Gemeinde/Bürgermeister)

A

Das Netz wird wirtschaftlicher, wenn mehr Bürger anschließen. Darüber hinaus wird weniger fossiler Brennstoff verbraucht

A

Energieteam

CO2-Senke

Die Veranstaltung soll vom Energieteam organisiert werden und sich direkt an die Bürger richten. Themen sollen variieren

A

Das Thema ist relativ unbekannt und muss an die Bürger kommuniziert werden. Naturschutz lässt sich hier sehr gut mit Klimaschutz verbinden.

B Bürgermeister

ca. 100-140 Bürgermeister g/km

100%

trägt sich über die Nutzungszeit in der Regel selbst. Wichtig ist die Anwendung. Eine Leitlinie ist für eine Gemeinde der Größe von Wertach nicht erforderlich. Angefangen von Papier über EDV bis hin zu Baustoffen bei Sanierung oder Neubau.

A

A

1-2 t pro Einheit

ca. 1000-1500

Die Gemeinde, bzw. Eza kann für die Unternehmen die Förderantragstellung übernehmen. Wichtig ist, dass sich Unternehmen bereit erklären diese Beratung wahrzunehmen. Dazu müssen persönliche Kontakte aktiviert werden.

B

Bürgermeister

Mehrkosten derzeit ca. 5-10 Tausend Euro

läuft

A

A

ca. 150-200 AG Strom kg / Haushalt

(Sonnenhang) anzuschließen - Nachverdichtung! (in Koop. mit Fa. smartenergy GmbH)

P21

E-Team

ca. 500,00 pro Veranstaltung

96Motivation von 110 von Anwohnern an Nahwärme P20

läuft

A

Tourismus: Vermieterschulung im Oktober

Beratung von Nahwärmenutzern zu Defiziten in Anlagentechnik (durch Fa. smartenergy GmbH)

A

Beratungskosten (ca. 80,00 pro Check)

P14

P19

Der Jahresbericht soll kurz und knackig die wesentlichen Aktivitäten im Bereich Energie- und Klimaschutz aufzeigen. Wichtig sind hierbei die Erfolge (Einsparungen) klar zu benennen. Es soll gezeigt werden, dass jeder etwas erreichen kann.

Bei eza durch SEAP Alps Teilnahme mit 70% Rabatt möglich.

Motivation von Unternehmen zur Durchführung von einer (KfW) geförderten Initialberatung (für KMU)

Stromsparwettbewerb für die Bürger von Wertach

Je nach Umfang und Maßnahme wird in der Gemeindeverwaltung die Zeitressource von MA gebunden (Ansprechpartner für Bürger bezüglich eines Projektes etc.). Auch für die Projektsteuerung und Koordination sowie die Öffentlichkeitsarbeit muss Zeit berücksichtigt werden.

ggf. ja

läuft

Personal/Zeit

Bemerkungen

läuft

A

Bürgermeister / Frau Hölzer

P13

P18

Frau Hölzer / Bürgermeister

Status der Umsetzung in Prozent

B

Bürgermeister

B

läuft

Wirtschaftlichkeit und Machbarkeit sind zu prüfen Parallelen zu P14. Dennoch ist das Thema extra aufgeführt, da Mobilität einen großen Teil der CO2-Emissionen der Gemeinde verursacht. Hier ist definitiv ein Handlungsfeld für die Zukunft. Dies muss kommuniziert werden.

Marktgemeinde

Tabelle 13: Projektblätter, wie sie vom Energieteam für alle Maßnahmen des SEAP angelegt wurden (nur für Projekte die noch nicht in Umsetzung sind).

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Integriertes Klimaschutzkonzept für die Marktgemeinde Wertach

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Integriertes Klimaschutzkonzept für die Marktgemeinde Wertach

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Integriertes Klimaschutzkonzept für die Marktgemeinde Wertach

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Integriertes Klimaschutzkonzept für die Marktgemeinde Wertach

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Integriertes Klimaschutzkonzept für die Marktgemeinde Wertach

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Integriertes Klimaschutzkonzept für die Marktgemeinde Wertach

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Integriertes Klimaschutzkonzept für die Marktgemeinde Wertach

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Integriertes Klimaschutzkonzept für die Marktgemeinde Wertach

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Integriertes Klimaschutzkonzept für die Marktgemeinde Wertach

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Danksagung Wir möchten uns an dieser Stelle ganz besonders bei den Energieteammitgliedern und dem Bürgermeister Herrn Eberhard Jehle für die engagierte Mitarbeit am Klimaschutzkonzept bedanken. Außerdem bedanken wir uns bei allen Datenlieferanten. Hier sind an vorderster Stelle die Kaminkehrer zu nennen, die Energieversorger und natürlich die Mitarbeiter der Marktgemeinde Wertach, die das Energieteam und eza! bei der Entwicklung des Klimaschutzkonzeptes tatkräftig und professionell unterstützt haben.

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Rechtliche Hinweise und ergänzende Vertragsbestimmungen Copyright „Haftungsausschluss: Der Mitarbeiterstab des energie- und umweltzentrum allgäu gemeinnützige GmbH (eza!) hat diesen Bericht erstellt. Die Sichtweisen und Schlüsse, die in diesem Bericht ausgedrückt werden, sind jene der Mitarbeiter des energie- und umweltzentrum allgäu gemeinnützige GmbH (eza!). Alle Angaben und Daten sind sorgfältig recherchiert. Allerdings gibt weder das energie- und umweltzentrum allgäu gemeinnützige GmbH (eza!) noch irgendeiner ihrer Mitarbeiter, Vertragspartner oder Unterauftragnehmer irgendeine ausdrückliche oder implizierte Garantie oder übernimmt irgendeine rechtliche oder sonstige Verantwortung für die Korrektheit, Vollständigkeit oder Nutzbarkeit irgendeiner Information, eines Produktes oder eines enthaltenen Prozesses, oder versichert, dass deren Nutzung private Rechte nicht verletzen würden. Die Übernahme von Zitaten sowie Bildern und Graphiken ist nur mit Nennung des Urhebers gestattet. Die Umsetzung und Weiterverbreitung der genannten Projekte durch die Kommunen ist gestattet und ausdrücklich erwünscht.“

Förderung Die Entwicklung des vorliegenden Klimaschutzkonzepts mit dem vorliegenden Endbericht wurde durch das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit im Rahmen der nationalen Klimaschutzinitiative unter dem Förderkennzeichen FKZ 03KS1172 gefördert. Mit der Abwicklung der Fördermaßnahme war der Projektträger Jülich (PTJ) beauftragt.

Keine Garantie oder Gewähr Der Mitarbeiterstab des energie- und umweltzentrum allgäu gemeinnützige GmbH (eza!) hat diesen Bericht mit größtmöglicher Sorgfalt verfasst. Die Sichtweisen und Schlüsse, die in ihm ausgedrückt werden, sind jene der Mitarbeiter von eza!. Wir legen größten Wert auf sorgfältige Recherche von Daten und Angaben sowie auf eine objektive und richtige Darstellung der Inhalte dieses Berichts. Allerdings übernehmen weder eza! noch einzelne Mitarbeiter eine Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit der erhobenen Daten. Daher gibt weder die eza! gGmbH noch irgendeiner ihrer Mitarbeiter irgendeine ausdrückliche oder

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implizierte Gewähr oder Garantie oder übernimmt irgendeine rechtliche oder sonstige Verantwortung für die Korrektheit, Vollständigkeit oder Nutzbarkeit dieses Berichts, der darin beinhalteten Daten oder Informationen oder eines enthaltenen Prozesses oder versichert, dass durch deren Nutzung private Rechte nicht verletzt werden.

Allgemeinen Geschäftsbedingungen von eza! gGmbH Ergänzend finden auf das Vertragsverhältnis die Allgemeinen Geschäftsbedingungen der eza! gGmbH Anwendung.

Stand: Juli 2012

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