Systemische Beratung in der Sozialen Arbeit unter

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Claudia Steenbeck

Beratung in der sozialen Arbeit lösungsorientiert und systematisch

Steenbeck, Claudia: Beratung in der sozialen Arbeit - lösungsorientiert und systematisch. Hamburg, Diplomica Verlag GmbH 2014 Buch-ISBN: 978-3-8428-9453-2 PDF-eBook-ISBN: 978-3-8428-4453-7 Druck/Herstellung: Diplomica® Verlag GmbH, Hamburg, 2014 Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

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Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung..................................................................................................................3

2 Begriffsklärungen.....................................................................................................6

3 Beratung in der Sozialen Arbeit ..............................................................................8 3.1 Der historische Ursprung psychosozialer Beratung ...............................................10 3.2 Die Etablierung professioneller Beratungsstellen in der Bundesrepublik Deutschland ................................................................................................................13 3.3 Die historische Entwicklung von Beratung und Psychotherapie.............................17 3.4 Beratung in Abgrenzung zur Psychotherapie.........................................................18

4 Systemtheoretische Grundlagen...........................................................................24 4.1 Systemtheorie .......................................................................................................24 4.2 Was ist ein System?..............................................................................................26 4.3 Systemtypen .........................................................................................................29 4.4 Der Mensch als Systemakteur...............................................................................31 4.5 Die Autopoiesis von Systemen ..............................................................................32 4.6 Kybernetik und Zirkularität.....................................................................................35 4.7 Konstruktivismus: „Was ist wirklich Wirklichkeit?“ ..................................................40 4.8 Das systemtheoretische Verständnis von Problemen ............................................43 4.9 Historische Entwicklung der systemischen Beratung in der Sozialen Arbeit ..........46 5 Kommunikationstheoretische Grundlagen nach Paul Watzlawick .....................52

6. Der lösungsorientierte Beratungsansatz.............................................................57 6.1 Zur Entstehungsgeschichte des lösungsorientierten Beratungsansatzes...............61 6.2 Anwendungsgebiete der lösungsorientierten Beratung..........................................64 6.3 Das Menschenbild in der lösungsorientierten Beratung .........................................65 6.4 Grundprinzipien und Ziele im Rahmen der lösungsorientierten Beratung ..............66 6.5 Haltung und Gesprächsführung des Beraters........................................................69 6.6 Der Berater als Beobachter ...................................................................................74 6.7 Bedeutung des Kontextes und der Prozessgestaltung...........................................76 1

6.8 Methoden und Techniken (Auswahl) .....................................................................82 6.8.1 Ressourcenorientierte Interventionen .................................................................83 6.8.2 Die Identifizierung und Nutzung von Ausnahmen ...............................................87 6.8.3 Skalierungen ......................................................................................................90 6.8.4 Paradoxe Interventionen ....................................................................................93 6.8.5 Zirkuläres Fragen ...............................................................................................95 6.8.6 Wunderfragen.....................................................................................................98 6.9 Kritische Betrachtung des lösungsorientierten Beratungsansatzes......................100 6.9.1 Die Problemanalyse in der lösungsorientierten Beratung .................................100 6.9.2 Probleme (auf)lösen? .......................................................................................102 7 Schlussbetrachtung.............................................................................................104 Literaturverzeichnis ................................................................................................107

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1 Einleitung Die Systemtheorie hat

in unterschiedlichen Wissenschaftsdisziplinen Eingang

gefunden und ihre Grundgedanken haben sich in vielen theoretischen Modellen der Sozialpädagogik/ Sozialarbeit1 verankert. Hervorgehoben wird in den systemischen Ansätzen die Erweiterung des Blicks der Sozialen Arbeit auf den sozialen Kontext der Klienten. In unzähligen Veröffentlichungen werden mittlerweile systemische Konzepte aufgezeigt. Damit einhergehend haben sich systemische Ansätze in den vergangenen Jahren immer mehr in den psychosozialen Arbeitsfeldern verbreitet und es kann ein Trend zu systemisch ausgelegten Zusatzqualifikationen beobachtet werden.

Die vorliegende Arbeit setzt sich einerseits mit systemtheoretischen Grundlagen und Grundbegriffen auseinander und schafft andererseits einen Bezug zur Anwendung der daraus resultierenden Erkenntnisse in Beratungskontexten der Sozialen Arbeit. In dieser Arbeit wird aufgezeigt, inwieweit in der Sozialen Arbeit systemtheoretische Erkenntnisse in Beratungskontexte eingearbeitet werden können. Dazu wird die Anwendbarkeit systemtheoretischer Ansätze in der Praxis der Sozialen Arbeit an der Darstellung des lösungsorientierten Beratungsansatzes dargestellt.

Die Beratung von Klienten stellt eine zentrale Tätigkeit in der Sozialen Arbeit dar, jedoch existiert keine einheitliche Theorie der sozialpädagogischen Beratung (vgl. Beck 1991, S. 39). Vielmehr bestehen eine Vielzahl von Beratungsansätzen, wie beispielsweise die klientenzentrierte Beratung, die psychoanalytisch orientierte Beratung, die kognitiv-behavioral orientierte Beratung oder die systemische Beratung. Im Anschluss an diese Einleitung wird sich daher, nach der Definition von grundlegenden Begriffen im zweiten Kapitel, im dritten Kapitel zunächst unter Einbeziehung von historischen Entwicklungen, das Handlungsfeld der Beratung und ihre Etablierung in der Sozialen Arbeit dargestellt. Darauf folgend wird die Beratung als eine Interventionsform der Sozialen Arbeit in Abgrenzung zur Psychotherapie erörtert, da in beiden Arbeitsfeldern Ähnlichkeiten unter anderem im Bereich der Theorien, Methoden und Techniken bestehen und die Begriffe in der Literatur immer wieder synonym verwendet werden.

Im

vierten

Kapitel

erfolgt

eine

Erläuterung

systemtheoretischer

Theorien,

Erkenntnismodelle und Begriffe. In unserer Alltagssprache benutzen wir häufig den 1

In der Sozialarbeit gibt es keine einheitliche Theorie. Vielmehr existieren verschiedene theoretische Ansätze nebeneinander (vgl. Schilling 1997, S. 197).

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Begriff des Systems, wir sprechen unter anderem vom Sozialsystem oder Bildungssystem. Gegenstand der Ausführungen ist es daher, den Systembegriff zu erläutern und wesentliche Merkmale von Systemen darzustellen. Die Besonderheiten unterschiedlicher Systemtypen werden herausgearbeitet und für die systemische Beratung relevante Erkenntnisse der Systemtheorie werden dargestellt. Da der Gegenstand der Sozialen Arbeit die Bearbeitung sozialer Probleme ist, wird zudem das systemische Verständnis von Problemen erläutert. Abgeschlossen wird dieses Kapitel mit der Darstellung der historischen Entwicklung der systemischen Beratung in der Sozialen Arbeit.

Das

fünfte

Kapitel

setzt

sich

mit

kommunikationstheoretischen

Grundlagen

auseinander, da diese zum theoretischen Fundament eines jeden Beraters beziehungsweise einer jeden Beraterin zählen sollten. Dabei wird sich auf die Kommunikationstheorie von Paul Watzlawick, Janet H. Beavin und Don D. Jackson (2000) bezogen.

Dem Anschließend wird im sechsten Kapitel der lösungsorientierte Beratungsansatz genauer betrachtet. Zunächst wird ein Überblick über die Entstehungsgeschichte dieses Ansatzes gegeben und es werden mögliche Anwendungsgebiete aufgezeigt. Der nächste Abschnitt dieses Kapitels setzt sich mit dem Menschenbild des lösungsorientierten Ansatzes auseinander, so dass ein Einblick in die systemische Sichtweise von den Wesenszügen des Menschen gegeben wird. Im Anschluss daran wird

auf

verschiedene

Grundprinzipien

und

Ziele

eingegangen,

die

im

lösungsorientierten Beratungsansatz von zentraler Bedeutung sind. Hierauf aufbauend wird auf wichtige Aspekte der Beraterrolle beziehungsweise der Beraterinnenrolle und der Prozessgestaltung eingegangen, die im Beratungsverlauf beachtet werden müssen. Des Weiteren wird eine Auswahl möglicher Fragetechniken und Methoden, die innerhalb der lösungsorientierten Beratung angewendet werden können, vorgestellt. Abschließend wird der lösungsorientierte Beratungsansatz und seine Anwendung in der Sozialen Arbeit kritisch betrachtet.

Es soll an dieser Stelle darauf hingewiesen werden, dass sich die systemtheoretischen Ausführungen auf Systeme beziehen, denen Menschen des christlich-abendländischen Kulturkreises angehören. Die sozialen Systeme anderer Kulturkreise unterliegen nicht dem Kenntnisstand der Verfasserin, so dass darüber in diesen Ausführungen keine Aussagen getätigt werden können.

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Zur Erleichterung des Leseflusses wird in dieser Arbeit darauf verzichtet, beide Geschlechter ausdrücklich anzusprechen. Es soll jedoch betont werden, dass generell sowohl Frauen als auch Männer gemeint sind. Mit der maskulinen Form im Singular und Plural wird sich daher immer auf beide Geschlechter bezogen. Die Fußnoten werden in der vorliegenden Arbeit dazu verwendet, dem Leser Anmerkungen der Verfasserin sowie ergänzende Informationen zukommen zu lassen.

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2 Begriffsklärungen Im Folgenden werden grundlegende Begriffe erläutert, die in dieser Arbeit verwendet werden. Dazu werden die Begriffe Soziale Arbeit, Sozialarbeit und Sozialpädagogik definiert, um zu verdeutlichen, wie diese Begriffe in den vorliegenden Ausführungen zu verstehen sind. Mit der gleichen Intention werden zudem die Begriffe Theorie, Konzept, Methode, Technik und Intervention definiert.

Der Begriff Soziale Arbeit wird in dieser Arbeit in Anlehnung an Lüssi (1998, S. 48) als Oberbegriff für die Handlungsfelder der Sozialarbeit und Sozialpädagogik benutzt. Soziale Arbeit ist in diesen Ausführungen als Bezeichnung eines Berufsfeldes zu verstehen. Dieses Berufsfeld wird sowohl von der Sozialpädagogik als auch von der Sozialarbeit bedient. Sozialpädagogen nehmen an der Lebenswelt und dem Alltag ihrer Klienten teil. Ziel der Sozialpädagogik ist es, (…) die Klienten persönlich zu beeinflussen und ihre Lebenswelt so zu gestalten, dass sie sich sozial bestmöglich entwickeln können. Das hat in einen Falle (z.B. bei Kindern) einen überwiegend erzieherischen, im andern Falle (z.B. bei erwachsenen Geistigbehinderten) einen mehr betreuerischen Charakter. (a.a.O., S. 50) Im Gegensatz dazu ist der Sozialarbeiter (…) ambulant tätig, und er beschäftigt sich nur mit Problemen der Leute. Er hat seinen Sitz in einer Institution (Sozialdienst, Beratungsstelle, Fürsorgeamt etc.), nicht in der Lebenswelt der Klienten. Diese kommen zu ihm oder er geht zu ihnen (das ambulante Moment), aber er teilt weder hier noch dort den Alltag mit ihnen, sondern behandelt dabei ein Problem, das sie haben. (a.a.O., S. 51) Die vorliegende Arbeit hat ihren Schwerpunkt auf das Handlungsfeld der Beratung gesetzt. Den vorgestellten Definitionen folgend wird sich daher dem Tätigkeitsfeld eines Sozialarbeiters zugewendet.

Der Begriff Theorie wird in dieser Arbeit als ein Gedankenmodell verstanden, das aus Erkenntnisbildung heraus entstanden ist. Theorien dienen dem Erklären von Erscheinungen

und

Realität.

Zudem

ermöglicht

eine

theoretisch

fundierte

Vorgehensweise im Feld der Sozialen Arbeit zukunftsorientiertes Handeln (vgl. Müller 2002, S. 970).

Unter Konzept wird in dieser Arbeit anlehnend an Geißler und Hege (2001, S. 23) ein Handlungsmodell verstanden, in dem die Ziele, Inhalte, Techniken und Methoden in

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einen Sinnzusammenhang gebracht werden, der das Handlungsmodell begründet und rechtfertigt.

Der Begriff Methode wird in dieser Arbeit als ein Arbeitsprinzip verstanden (Ehrhardt 2002, S. 639). Methoden werden demnach eingesetzt, um im Umgang mit einem sozialen Problem ein bestimmtes Ziel zu erreichen. Somit stellen Methoden ein Handlungsinstrumentarium dar, das professionelles Handeln von intuitivem Handeln durch eine geplante Vorgehensweise- unterscheiden lassen. Methoden stellen zudem Teilaspekte von Konzepten dar (vgl. Geißler/Hege 2001, S. 24).

Techniken (Verfahren) sollen in dieser Arbeit als konkrete Vorgehensweisen verstanden werden und stellen somit Einzelelemente des methodischen Handelns dar (vgl. Ehrhardt 2002, S. 639). Techniken stehen ebenso wie Methoden in einem engen Zusammenhang mit den Zielen und Inhalten (vgl. Geißler/Hege 2001, S. 29).

Wird in dieser Arbeit von Interventionen gesprochen, so sind diese als ein helfendes Handeln, das auf Strukturen und Prozesse der Mikroebene (Klienten) ausgerichtet ist, zu verstehen (vgl. a.a.O., S. 16). Die Verwendung der Begriffe Intervention und Interventionsform ist in dieser Arbeit nicht mit der in Kapitel 6 erwähnten Definition von Lüssi (1998, S. 415f) zu vereinbaren. Nach Lüssi stellt die sozialarbeiterische Intervention eine bestimmte Handlungsart in Bezug auf eine spezifische Problematik dar.

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3 Beratung in der Sozialen Arbeit Beratung ist eine zentrale Tätigkeit innerhalb der Sozialen Arbeit2. Die häufigste Form ist die Alltagsberatung. Diese findet im eigenen sozialen Umfeld statt, das heißt unter anderem in der Familie, bei Freunden oder bei Bekannten. Professionelle Beratung ist im Gegensatz zur Alltagsberatung eine personenzentrierte soziale

Dienstleistung

und

findet

dort

ihren

Anwendungsbereich,

wo

die

Alltagsberatung an ihre Grenzen gelangt ist. Verschiedenste Angebote professioneller Beratung haben sich in den letzten Jahren in der Sozialen Arbeit in der Bundesrepublik Deutschland etabliert (vgl. Abschnitt 3.2). Als älteste Beratungsform

ist die

pädagogische Beratung (Erziehungsberatung) zu nennen (vgl. Nussle-Stein 2006, S. 76).

Gekennzeichnet ist die professionelle Beratung durch eine Hinterlegung und Begründung der Zielsetzung der Beratung und des Beratungshandelns mit wissenschaftlichen und konzeptionellen Ansätzen (vgl. Belardi 2002, S. 327ff). Dem Beratungsverständnis der Deutschen Gesellschaft für Beratung folgend (DGfB)3 fördern Beratungsfachkräfte auf Grundlage einer professionellen Beratungsbeziehung (…) das verantwortungsvolle Handeln einzelner Personen und Gruppen in individuellen, partnerschaftlichen, familialen (!), beruflichen, sozialen, kulturellen, organisatorischen, ökologischen und gesellschaftlichen Kontexten. (vgl. Deutsche Gesellschaft für Beratung/German Association for Counseling e.V. 2003, Kapitel 2) Nestmann et al. (2004, S. 599) definieren Beratung als (…) eine vielgestaltige, sich ständig verändernde und durch viele interne und externe Einflussfaktoren bestimmte professionelle Hilfeform. Sie unterstützt in variantenreichen Formen bei der Bewältigung von Entscheidungsanforderungen, Problemen und Krisen und bei der Gestaltung individueller und sozialer Lebensstile und Lebensgeschichten. Beide Definitionen machen auf eine Vielzahl von Anlässen, Aufgaben und Zielen der Beratung aufmerksam. Beratungsangebote der Sozialen Arbeit können als Reaktion 2

In der Sozialen Arbeit kann der methodische Beratungsbegriff in Rechtsberatung und Lebensberatung differenziert werden (vgl. Schilling 1997, S. 283). In dieser Arbeit wird die Rechtsberatung nicht weiter verfolgt, da diese als Haupttätigkeit des Beraters größtenteils (direktive) Informationsvermittlung beinhaltet. Vielmehr wird die nicht-direktive (vgl. Abschnitt 3.2) Beratungstätigkeit beleuchtet werden, die in diesen Ausführungen als ein unterstützendes, auf den Hilfeprozess bezogenes Gespräch verstanden wird. 3 Insgesamt 27 Fach- und Berufsverbände aus unterschiedlichen anerkannten Beratungsbereichen haben im September 2004 den Dachverband Deutsche Gesellschaft für Beratung/German Association for Counseling e.V. gegründet (vgl. Deutsche Gesellschaft für Verhaltenstherapie e.V. 16.09.2004, Presseerklärung).

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auf die durch gesellschaftliche Veränderungen hervorgerufene Pluralisierung der Lebensformen angesehen werden. Insbesondere die zunehmende Komplexität und vermehrte Unsicherheit in den Bereichen Familie, Schule und Beruf sowie Tendenzen der Individualisierung und Entsolidarisierung erschweren für viele Menschen ein krisenfreies und selbstbestimmtes Leben (vgl. Belardi 2002, S. 327).

In der vorliegenden Arbeit wird vorwiegend die psychosoziale Beratung Beachtung finden, da als Ursache für die Inanspruchnahme professioneller Beratung in der Sozialen Arbeit in der Regel psychosoziale Probleme anzusehen sind. Diese sind durch lebenspraktische, psychische, physische und wirtschaftliche Schwierigkeiten gekennzeichnet. Im Vordergrund der Beratung stehen somit personale, soziale und ökonomische Faktoren (vgl. a.a.O., S. 329).

Aufgabe der psychosozialen Beratung ist es, Lösungswege für Probleme zu erarbeiten, die in der sozialen Umwelt des Klienten wahrnehmbar sind, gegebenenfalls dort auch entstehen und die dieser als persönliche Probleme erlebt. Psychosoziale Beratung ist demnach eine Interventionsform, die der psychosozialen Versorgung zugeordnet werden kann (vgl. Großmaß 1997, S. 114).

Großmaß (2004, S. 100) bezeichnet psychosoziale Beratung als ein (…) professionelles psychosoziales Handeln, das Orientierungshilfe bei der Klärung individueller Probleme bietet, die aus sozialen Anforderungen entstehen und den persönlichen, intimen Bereich der Personen betreffen und irritieren. Im Rahmen psychosozialer Beratung werden demzufolge psychische und soziale Befindlichkeiten des Klienten in Verbindung zu seinem sozialen Kontext (Lebens- und Umweltbedingungen) betrachtetet. Dementsprechend wird nach dem Einfluss des sozialen Kontextes auf die Befindlichkeit von Individuen gefragt. Die gesellschaftlichen Ansprüche, Normen und Werte werden in ihrem Zusammenhang mit persönlichen Bedürfnissen und Motiven betrachtet (vgl. Nussle-Stein 2006, S. 84). „Der psychosoziale Ansatz von Beratungsverständnis ist als Systemansatz zu verorten und bezieht den Faktor der Ressourcen mit ein“ (a.a.O., S. 85). Das Ziel der psychosozialen Beratung ist in der Abstimmung zwischen Individuum und Umwelt zu sehen. Es wird daher der Austausch zwischen Individuum und Umwelt betrachtet, auf dessen systemische Bedeutung im weiteren Verlauf dieser Arbeit noch eingegangen wird (vgl. ebd.).

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