Stella Crezie - AWS

Wir schreiben das Jahr 6900. Es herrscht Krieg auf Adrastea. Die königliche Familie Crezie be- stimmte schon seit hunderten von Jahren die Ge- schicke des Volkes der Acrezier. Johannes Crezie wurde im Jahre 6690 geboren. Er war der Sohn von Dieter dem Tyrannen, der mittels Wahlbetrug und Korruption dafür gesorgt ...
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Janus Raiden

Das Βuch der Weisheit Science Fiction

© 2012 AAVAA Verlag Alle Rechte vorbehalten 1. Auflage 2012 Umschlaggestaltung: Michèle Matthé Grafik: Michèle Matthé Lektorin: Wolma Krefting Printed in Germany ISBN 978-3-8459-0035-3 AAVAA Verlag www.aavaa-verlag.com e Books sind nicht übe rtragbar! Es ve rstößt ge ge n das Urhebe rrecht, dieses We rk we ite rzuve rkaufe n ode r zu versche nke n Alle Pe rsone n und Name n inne rhalb dieses Romans sind fre i e rfunde n. Ähnlichke ite n mit le be nde n Persone n sind zufällig und nicht beabsichtigt. Die ser Roman wurde be wusst so be lassen, wie ihn de r Autor geschaffen hat, und spie ge lt desse n originale Ausdruckskraft und Fantasie .

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Ich widme dieses Buch Renate und Franz – meinen Eltern – und Christine und Birgit – meinen zwei großen Schwestern –, Miriam Kraft, Michèle Matthé, Sara Wiegräfe sowie auch Miriam Neemann, die mir alle geholfen haben, dieses Buch zu verbessern und mir Mut gemacht haben, es zu beenden

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Prolog

»Erfahrung heißt gar nichts. Man kann eine Sache auch 35 Jahre falsch machen.« Kurt Tucholsky (1890-1935) Wir schreiben das Jahr 6900. Es herrscht Krieg auf Adrastea. Die königliche Familie Crezie bestimmte schon seit hunderten von Jahren die Geschicke des Volkes der Acrezier. Johannes Crezie wurde im Jahre 6690 geboren. Er war der Sohn von Dieter dem Tyrannen, der mittels Wahlbetrug und Korruption dafür gesorgt hatte, dass die Familie Crezie an die Macht kam und somit Söldner zu ihrem Schutz anheuerte. Als der Wahlbetrug an die Öffentlichkeit zu kommen drohte, schuf die Familie Crezie unter der Führung von Dieter dem Tyrannen eine Armee aus Söldnern und Wesen aus einigen unbekannten 4

Regionen des Universums. Diese Wesen gaben sich als Freunde aus, die sie aber nicht waren. Ihr eigentliches Interesse galt der Schwächung des Acrezier-Volkes, um an dessen legendäre Waffen zu kommen. Doch als der Bürgerkrieg ausbrach, war die Familie Crezie kaum vorbereitet. Zu schnell hatten sich Gruppierungen der Bürger gebildet. Nach einigen Wochen waren die Soldaten der Crezier-Familie zahlenmäßig so stark dezimiert, dass sie sich dazu entschlossen, sich den Bürgern anzuschließen – in der Hoffnung, dadurch ihren Zorn von sich abzuwenden. Danach dauerte es nur noch wenige Stunden, bis die Crezier-Residenz von den Bürgern angegriffen wurde. Als die Bürger in die Residenz vordrangen, war die Familie Crezie schon längst geflohen, das heißt fast: Denn Johannes Crezie war der einzige, der sich noch in der Residenz aufhielt. Einige der aufgebrachten Bürger nahmen ihn mit und steckten Johannes in einen Turm, weit weg von Adrastea, dort verhungerte er langsam und einsam. 210 Jahre später tauchte die Familie Crezie wieder auf. Nun wurde sie von Stella Crezie angeführt, die nur auf Rache aus 5

war, da sie die anderen Acrezier für den Tod von Johannes verantwortlich machte. Nach dem Ableben ihrer Eltern schloss sie den gleichen Pakt mit den gleichen Wesen, so wie es einst Dieter der Tyrann Jahrhunderte zuvor getan hatte. Diese Wesen nannten sich nun Tervano, hatten aber nicht mehr die Absicht, die Acrezier einfach nur zu schwächen, nein, jetzt wollten sie die gesamte Galaxie vernichten und dies um jeden Preis, koste es, was es wolle. Doch dies wusste Stella Crezie nicht. Und nun befanden sich die Acrezier im Krieg. Diesmal bekamen die Acrezier Hilfe gegen die Tervano und gegen Stella von niemand anderem als der Freien Republikanischen Armee, dem größten Zusammenschluss von Militärs im gesamten Universum. Was keiner wusste: Die Nationale Sozialistische Armee, jene Armee die das Ziel hat, jedes nichtmenschliche Wesen zu vernichten, war als Verstärkung für die gemeinsamen Truppen der Tervano und Stellas gekommen. Es war ein schwieriger und mühsamer Krieg, der viele Opfer auf beiden Seiten forderte. Dennoch schaffte es die Freie Republikanische Armee durch die zahllosen tapferen Sol6

daten, die Invasion der Tervano zu stoppen und somit den Krieg zu beenden. Die Tervano zogen sich wieder in die Tiefen der unbekannten Regionen zurück. Stella Crezie fand man einige Tage später, nach dem Ende des Krieges, erhängt in einer Ruine. In einem Brief, der auf einem Tisch neben ihrer Leiche lag, stand: Ihr werdet eines Tages für alles büßen. Unterzeichnet war er von Stella Crezie. Zwei Jahre später waren die meisten Kriegsschäden beseitigt, nach weiteren zwei Jahren zog sich die Freie Republikanische Armee zurück. Seitdem hatte man nichts mehr von den Acreziern gehört. Die Orbisterra, der Galaktische Senat, welcher über die Geschicke der Bewohner der Galaxis entschied, nahm an, dass die Acrezier Ihre Hilfe nicht mehr benötigten und nun alleine entscheiden wollten. Auf Anraten der obersten Militärs, ließ man die Daten zum Schutze der Acrezier löschen. Dies passierte Jahre vor dem Anfang unserer eigentlichen Geschichte.

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Der Anfang vom Ende

»Wahrhaft siegt, wer nicht kämpft.« (Sun Tzu) Jahre später... Ein grauer Schleier aus Regen hing über den verschneiten Ruinen einer alten Stadt und verwandelte den glänzenden Puderschnee in einen Sumpf aus Schneematsch und von den Wänden der ehemaligen Häuser abblätterndem Putz. Eine Gruppe von mehreren Männern, allesamt in weißen Rüstungen, überquerte gerade die Überreste eines Hofes. Nur einer von ihnen trug eine silberne Rüstung, sein Name war Stefan Jallak. Als ein kurzer, aber gut vernehmbarer Pfiff durch die Gasse ertönte, erstarrten die Soldaten

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und verschmolzen urplötzlich mit der Umgebung. Wenn auch von vielen wegen der auffälligen Farbe verschmäht, boten die weißen Rüstungen im verschneiten Umfeld des Hofes eine perfekte Tarnung. Der Letzte in der Reihe der Soldaten gab ein leises Stöhnen von sich. »Dreck verdammter, ich hab vergessen, es auf Vibration zu stellen«. Stefan, der Leiter des Kommandos, drehte sich um und gab dem Soldaten einen Schlag mit dem Kolben seines Gewehrs. »Bist du noch ganz klar? Wenn das jetzt jemand gehört hat, sind wir aufgeschmissen und wir können...« Martin betrachtete das glänzende, runde Gerät in seiner Hand. »Martin!? Geben Sie mir sofort Stefan!«, kam es aus dem Gerät. Dieser gab es sofort an Stefan weiter. »Es ist der General!« Jallak nahm seinen Helm ab, seine langen schwarzen Haare entfalteten sich und wehten im 9

Wind. Stefan nahm das Gerät entgegen. Einige Tastendrücke später und wie aus dem Nichts kam eine kleine Person aus dem Apparat. »General, das Hologrammsignal scheint hier gut zu sein. Gibt es Neuigkeiten?« Das Hologramm sprach mit ein paar seltsamen Hintergrundtönen. »Soeben habe ich eine Nachricht der Aschajt bekommen. Sie sagten, dass sie sie gefunden haben... man hat Ihre Frau gefunden. « Die Worte hallten in Stefans Kopf nach. Er griff nach seinem Helm und schaute verdutzt, dann wischte er sich den Schweiß vom Gesicht und sagte mit leicht stockender Stimme: »Ich dachte, sie wurde bei der Bombardierung getötet. Sie war doch mitten in der Einschlagzone, wie konnte sie… überleben? « Er kniete nieder und fing vor Freude an zu weinen. Ein anderer Soldat trat neben ihn und legte seine Hand auf Stefans Schulter. »An deiner Stelle würde ich so schnell wie möglich zu ihr gehen und nicht so viel fragen. Es gleicht einem Wunder, dass sie noch lebt. So viele wurden getötet...« 10

»Du hast recht, Will, aber ich kann doch nicht …« Bevor er zu Ende sprechen konnte, stürzte einer der Soldaten unvermutet zu Boden. Der Soldat neben ihm erschrak, prüfte seinen Puls. Dabei fühlte er etwas Nasses, Klebriges. Als er genauer hinsah, erkannte er, was es war ... Blut. Masirius riss vor Schreck seine Augen auf und stolperte einige Schritte nach hinten. Er schaute auf das Gesicht von Georgius und dessen starren Blick. Das Blut, das sein ganzes Gesicht bedeckte, lief in kleinen Rinnsalen in seine Augen. Masirius schüttelte resigniert den Kopf. Was für eine Verschwendung von Leben, dachte er. »Wir sind in einen Hinterhalt geraten. Wir müssen so schnell wie möglich hier weg. Sergeant! Sergeant!? Stefan!«, brüllte Masirius. Stefan blickte auf und schrie seine Mannen an: »Waffen entsichern! Wir hauen hier ab.« Es fielen Schüsse, aber keine, die man normalerweise kennt, denn sie bestanden aus reiner Energie. Eine ganze Armee von teils menschlichen, teils metallartigen Wesen kam auf sie zu gerannt und feuerte mehrere solcher Blaster ab. 11

»Da sind sie, sie werden uns alle töten!«, schrie ein junger Soldat, kaum 19 Jahre alt. »Alle Männer Rückzug, Rückzug! Wir müssen zu den Titanen - sofort!« »Sir, wir werden es nicht alle schaffen. Denken Sie an Ihre Frau und gehen Sie mit den anderen wir halten sie solange auf wie möglich«, sagte ein anderer Soldat. Stefan rang mit sich selbst, sollte er seine Männer opfern? Oder bei ihnen bleiben und womöglich sterben? Andererseits hatte er eine Frau, die ihn brauchte. Dann piepste wieder das Holocron. Stefan klappte es auf und machte Meldung: »Sir, es war ein Hinterhalt. Wir wurden überrannt, einige unserer Männer sind gerade dabei, uns so viel Zeit wie möglich zu verschaffen. Wir sind auf dem Weg zu den Titanen.« »Gut, gut passen Sie auf sich auf. Ich will Sie lebend hier haben, alle von Ihnen! Verstanden?« »Ja, Sir.« »Danke, das werde ich nie vergessen«, schrie Stefan dem jungen Soldaten zu.

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»Nun los, sofort! Alle Mann Feuer, Feuer, Feuer, gebt ihnen Feuerschutz!« Und so rannten Stefan - dessen Herz so stark pochte, dass er glaubte, es würde gleich explodieren - und ein paar andere Soldaten in die entgegengesetzte Richtung. Sie hörten immer wieder Schreie sterbender Soldaten, doch hin und wieder auch einen Freudenschrei. Dann flogen knapp über ihre Köpfe kleine Ein-Mann-Flieger hinweg. Einer der Soldaten sagte: »Das sind sie, das ist die Verstärkung. Hoffen wir, dass sie noch rechtzeitig mehr Soldaten mobilisieren können. Sonst wird das schwierig für uns.« »Nur Mut, Soldat, eines Tages werden wir diese Kreaturen besiegen. Das versichere ich Ihnen.« Und so liefen sie mehrere Stunden durch den Schnee. Die Soldaten hörten immer noch Schüsse und das machte ihnen Hoffnung, dass ihre Kameraden überleben würden. Es war schon dunkel, als sie zu einer alten Festung kamen - es war zumindest einmal eine Festung gewesen. Nun waren es nur noch Teile

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einer Ruine, die wahrscheinlich von einer der Bomben im Krieg so zugerichtet worden war. »Wir sollten hier übernachten«, meinte Stefan. Mit einem komischen Gefühl in der Magengegend liefen die Soldaten zu einem etwas stabiler aussehenden Haus, das nicht so starke Schäden davongetragen hatte. Einer der Soldaten blieb stehen und schaute sich um. »Ich kenne diese Ruine«, sagte er. »Ich war hier schon einmal. Damals war ich in der fünfundzwanzigsten Division. Wir hatten den Auftrag, diese Gegend zu erforschen, um etwaige Feinde aufzuspüren. Damals wurden wir auch in einen Hinterhalt verwickelt. Ich weiß noch genau, wo wir gelagert haben. Es war etwa fünfhundert Meter entfernt in einer kleinen Höhle.« Stefan machte die Tür des Hauses auf. »Haltet eure Waffen bereit.« Im gleichen Moment sprang ihm ein weißer Wolf entgegen. Aber entgegen allen Erwartungen wollte der Wolf ihn nicht zerfleischen, sondern leckte sein Gesicht vor Freude ab.

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»Anscheinend hat dieser Wolf auf Sie gewartet, Sir«, grinste einer der Soldaten, worauf alle anfingen zu lachen. Einer der Soldaten sagte: »Diesen Wolf kenne ich, er gehört zu der Spezialeinheit 15.3. Man sagte mir, sie könnten sogar wie wir Menschen sprechen, aber ich habe das noch nie …« Bevor er den Satz zu Ende sprechen konnte, schaute der Wolf ihn an und was dann geschah, ließ sie alle vor Überraschung zusammenfahren. Der Wolf öffnete seine Schnauze und begann zu reden: »Wir können sehr wohl sprechen. Eure Wissenschaftler haben Erstaunliches geschafft. Sie haben zwar eine Weile gebraucht, aber sie haben es geschafft.« Die Soldaten schauten sich nur noch verwundert gegenseitig an. Es war früh am Morgen, als Stefan von einer in schwarze Kleider gehüllten Figur aufgeweckt wurde. Eine verzerrt klingende Stimme murmelte: »Non cuncti solum valde valde multo. - Ich komme in Frieden.«

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