Stasizeuge zwischen Ost und West 80 – Mutmacher für ältere ...

Berufliche Neuorientierung /. Forschungsprojekte/Studien /. Qualitätsmanagement-System . . . . . . . . . . 106. Ich habe mich als Geschäftsleiter (über 50 Jahre alt) ...
309KB Größe 5 Downloads 110 Ansichten
w w w . n o v u m v e r l a g . c o m

© 2017 novum Verlag

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie­. Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://www.d-nb.de abrufbar. Alle Rechte der Verbreitung, auch durch Film, Funk und Fern­sehen, fotomechanische Wiedergabe, Tonträger, elektronische Datenträger und ­auszugsweisen Nachdruck, sind vorbehalten.

ISBN 978-3-95840-329-1 Lektorat: Tobias Keil Umschlagfotos: Eveleen007, Igor Shmatov, Aquariagirl1970 | Dreamstime.com Umschlaggestaltung, Layout & Satz: novum Verlag Innenabbildungen: Rolf Specht (50) Die vom Autor zur Verfügung gestellten Abbildungen wurden in der bestmöglichen Qualität gedruckt. Gedruckt in der Europäischen Union auf umweltfreundlichem, chlor- und säurefrei gebleichtem ­Papier.

www.novumverlag.com

Wer bin ich?

Rolf Specht, geboren 1935 in Hamburg, aufgewachsen im Harz (DDR), Leistungssport, Studium Magdeburg, Flucht West-Berlin, Studium zum Bauingenieur neu begonnen. Vom Bauleiter bis zum Geschäftsführer. (Bau von Kläranlagen, Großkanälen, Pumpwerken sowie Straßen) Neuorientierung als 50-Jähriger, Ausbildung Sicherheits-Ingenieur an der Akademie für Sicherheit und Gesundheitsschutz. Veröffentlichungen, Teilnehmer an Forschungsprojekten und Studien. Gastdozent an der Akademie der VerwaltungsBerufsgenossenschaften Hamburg. Ausbildung in Qualitätsmanagement, Leiter für 4.500 Mitarbeiter bundesweit im Dienstleistungsgewerbe einschließlich Schulung bis zur Zertifikation. Referent bei allen nationalen und internationalen Kongressen von 1990–2005. Berater bei Fachunternehmen. 5

Inhaltsverzeichnis

Einstieg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13 Auch mich hat der Staatssicherheitsdienst der DDR von den 50iger Jahren an auch im Westen noch im Griff gehabt (bespitzelt). Mein Vater erprobte im Krieg als leitender Spezialist in Holland, Den Helder, U-Bootssperren, Radargeräte sowie Peilleitungen.

Bombenangriffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18 Der erste bombenträchtige Luftangriff auf Hamburg riss durch eine Luftmine Fenster- und Türrahmen auseinander. Nur raus aus Hamburg. Horror – über verkohlte Phosphorleichen gefahren und rechts und links brannte alles.

Todesmarsch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21 Ausgemergelte, schlecht laufende Zwangsarbeiter wurden auf der Landstraße wie Vieh getrieben. Sie kamen aus den riesigen Stollen, wo sie Tag und Nacht (ohne Tageslicht) an der Wunderwaffe V1 schuften mussten.

Totale Betreuung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26 Anfang der 50iger Jahre fanden die ersten Hausdurchsuchungen statt. Mitte der 50iger Jahre wurde mein Vater 10 Tage verhaftet. In einer Villa in Quedlinburg von der Kripo und 5 Tage jede Nacht von Russen in Zivil bearbeitet. Anwerbung zum OstSpion. Bei jeder Verhaftung war unser Haus von mindestens 5 Hilfspolizisten umstellt.

7

Studium . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31 Bei der Aufnahme-Prüfung in Magdeburg bin ich durchgefallen. Frage: „Warum nehmen Sie nicht am sozialistischen Aufbau teil?“ Im zweiten Anlauf hat es durch Tricks geklappt. Flucht noch vor dem Mauerbau 1961 „DDR ungesetzlich verlassen?“ (laut Stasi-Akten).

Berliner Studienzeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33 Sehr schwierige Lebensverhältnisse. Hinzu kamen die Verhältnisse für einen Jugendlichen in Sachen Geld, Sport und Liebe. Mehrfach aus dem Zimmer rausgeflogen. Ich habe jeden Job, zu jeder Zeit angenommen, denn ich brauchte Geld. Tagsüber als Coca-Cola-Fahrer und Bierkutscher und belieferte die Etablissements am Kurfürstendamm. Bester Job: Toilettenmann. Verantwortlicher Bauleiter nachts – vom Kurfürstendamm zum Bahnhof-Zoo im U-Bahn-Bau. Ja, studiert habe ich auch noch. Gefährlichster Job, (?) Nachts in die Charité (Ost-Berlin) zu meiner Oberschwester geschlichen.

Einprägende Begegnung . . . . . . . . . . . . . . . 42 Aufstand 1956 vor dem Brandenburger Tor, gefährlich, teils im Niemandsland, die DDR-Polizisten in Gefechtsstellung und Panzerspähwagen mit Steinen beworfen. Ganz vorne hin kam der damalige Parlamentspräsident des Berliner Abgeordnetenhaus Willy Brand, der uns zurückholte.

Sportliche Entwicklung . . . . . . . . . . . . . . . . . 44 Ski-Langlauf, Kreismeister (Magdeburg). In den Laufdisziplinen 400 m und 800 m sehr erfolgreich. Hochschulmeister belegte ich über 400 m den 2. Platz in der Leichtathletik. Berliner Presse berichtete u. a.: „… lässt für das nächste Jahr wieder einen guten Mittelstrecker mehr in Berlin erwarten.“ Titelseite: Welt am Sonntag: „Deutscher Meistertitel auf märkischem

8

Sand“ belegte ich über 800 m Platz 5. Insgesamt 1 Kind und 2 Menschen aus dem Schwarzen Meer und 1 Mann aus dem Mittelmeer gerettet (DLRG Leistungsschein).

Berufliche Schwerpunkte . . . . . . . . . . . . . . . . 55 Zu meinem erfolgreichsten Arbeitsbereich gehörten schwerpunktmäßig große und kleinere Kläranlagen, Kanalisationen aller Größen, Pumpwerke, Straßen usw. Die Hühnerleiter vom Bauleiter, technischen Leiter bis zum Geschäftsführer und selbstständigen Berater für Ingenieurbüros habe ich begangen.

Privat / Ausspionieren . . . . . . . . . . . . . . . . . . 59 Für die Stasi der DDR war es u. a. wichtig, wo wir geheiratet haben. Kirchlich – ja kirchlich in Ost-Berlin 1967, in einer schwedischen Kirche. Meine Eltern hatten im Harz ein Ferienheim. Pächter war der Magistrat von „Groß-Berlin“. Meine Mutter Heimleiterin. Dadurch waren gute Kontakte vorhanden. Gefeiert wurde im Weinkeller des roten Rathauses. Unter den Gästen war ein „IM“ (Inoffizieller Mitarbeiter der Stasi). Aus heutiger Sicht war das eine ganz heiße, gefährliche Nummer, die zum Glück gut ausgegangen ist.

Hilfe – Wir wollen Kinder! . . . . . . . . . . . . . . . 68 Das können wir auch. Aber auf Bestellung klappte es nicht! Jede Hilfe, die uns zur damaligen Zeit angeboten wurde, haben wir aufgegriffen. Uni Bonn, Berliner Pharmaunternehmen, Krankenhaus Bonn und Uni Freiburg waren die medizinischen Anlaufstellen. Da gab es schon Erfahrungen, die zum Schmunzeln waren. Probleme mit dem Pharma-Präparat, denn ich bekam als Test-Person an einigen Stellen am Körper Verdickungen.

9

Lebensweise . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 75 Wir halten uns schon ca. 50 Jahre fit. Bewegung, Ernährung und geistige Fitness stehen dabei absolut im Mittelpunkt. Wenn man sich so verhält, kann der Einzelne damit rechnen, dass er gesund älter wird. Sehr viele Details finden Sie in den Unterlagen.

Wahnsinn . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 80 Mit der Pistole und Munition im Handschuhfach 1984 zur Beerdigung meines Vaters in die DDR – Harz gefahren. Die allgemeine Angst beim Grenzübertritt. Allein schon durch die Verhaftungen meines Vaters, die waren immer gegenwärtig. Aus den Stasi-Akten ist mir heute klar, dass ich schon damals nicht wissentlich mit dem Feuer gespielt habe. Wer hätte alles darunter leiden müssen? Für mich wäre die Folge gewesen: „Knast“ (mind. 1 Jahr).

Stasi-Unterlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 83 Die Stasi-Unterlagen über unsere Familie habe ich mir in Berlin vollständig kopieren lassen. Die Unterlagen von 217 Seiten spiegeln mehr oder weniger die Zeit von 1945 bis zur Wende wider. Ich hatte sehr, sehr viel Glück, dass ich den Knast in der DDR nicht erlebt hatte. Allein 11 „IM“ und „GM“ mit Decknamen liegen mir vor. Allerdings nicht immer die Reinnamen. In Magdeburg hat man rechtzeitig die Unterlagen verbrannt.

Bauernfeind . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 88 Durch die durchgeführten Überprüfungen – „Operative Maßnahmen“ – ergab sich, dass Specht, Ewald (mein Vater) in seiner Einstellung zu unserem Staat Möglichkeiten habe, seine staatsfeindliche Tätigkeit gegen die DDR durchzuführen. Durch seinen Sohn Rolf sahen sie diese Verbindung ebenfalls negativ. Laufend fanden Post-, Telefon- und Bankkontokontrollen statt. Vermutung, dass mein Vater mit dem englischen Geheimdienst zusammenarbeitet (über den Bauernverband W-Berlin).

10

Einschaltung Dr. Vogel . . . . . . . . . . . . . . . . 102 Dr. Vogel, Rechtsanwalt in Ost-Berlin ist Spitzenanwalt in der DDR gewesen und leitete immer den Spionageaustausch zwischen Ost und West (auch Russen und Amerikaner). Er hat den Prozess mit meinem Vater gesteuert. Alles, was er mir in seiner Kanzlei anvertraute, ist eingetroffen. Er sagte mir, die Bevölkerung des Dorfes und der Umgebung seien so aufgewühlt, dass wir ohne Freikauf über Invalidisierung unseren Vater frei bekommen.

Berufliche Neuorientierung / Forschungsprojekte/Studien / Qualitätsmanagement-System . . . . . . . . . . 106 Ich habe mich als Geschäftsleiter (über 50 Jahre alt) beworben. Bei den Einstellungsgesprächen hat man mir schon den Job als Gebietsleiter NRW angeboten. Nach einiger Zeit hat man mir die neu zu gründende Abteilung für Sicherheit und Gesundheitsschutz mit ca. 4.500 Mitarbeitern angeboten (bundesweit ca. 120 Geschäftsstellen). Die Verwaltungs-Berufsgenossenschaft (VBG) Hamburg-Akademie ernannte mich zum Gastdozenten. Wir gründeten eine neue Abteilung für Qualitätsmanagement (zertifiziert). Auf allen nationalen und internationalen Kongressen in Deutschland von 1990 bis 2005 habe ich mindestens einen Vortrag gehalten.

Autor . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 119 Das Projekt (Buch) „Zeitarbeit – Ein Wirtschaftsfaktor/Qualität mit Sicherheit“ für den Verband Deutscher Sicherheitsingenieure e. V. VDSI habe ich geleitet.

11

Verkauf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 120 Das Unternehmen wurde nach Holland verkauft. Da die Meinungsverschiedenheiten nicht gelöst werden konnten, bin ich aus dem Unternehmen ausgeschieden.

Berater . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 121 Nach dem Ausscheiden aus dem Unternehmen hat die Geschäftsleitung des größten Anbieters in Gesundheitsvorsorge und Sicherheitstechnik GmbH den Wunsch geäußert, freiberuflich als Berater für sie tätig zu werden.

Wer rastet, der rostet . . . . . . . . . . . . . . . . . 122 Nach der Beratertätigkeit kamen neue „Kernaufgaben“ speziell für meine Mutter hinzu. Wesentliche Verbesserung der niedrigen Rente z. B. politische Verfolgung ab 1950, meines Vaters Behinderung politisch in der Berufsausübung einschließlich Haftentschädigung (Beweise aus den Stasi-Akten).

Widmung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 125 Den ersten Teil des Buches – Stasizeuge zwischen Ost + West 80 – widme ich meinem standhaften, verstorbenen Vater Ewald Specht.

12

Stasizeuge zwischen Ost und West 80 Einstieg

Ich war von der „Krake“ des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR (Stasi) auch im Westen noch voll im Griff. Mein Vater war im Krieg bei der Wehrmacht bis 1940. Aufgrund seiner Spezialkenntnisse und der hohen Qualifikation wurde er abgestellt zur Marine als Marinebaurat. Sein Beruf war Elektromaschinenbau-Ingenieur – Spezialgebiet Hochfrequenz. In Kiel befand sich das Marine-Versuchskommando – Spezialeinheit –, wo er von dort nach einiger Zeit nach Holland – Den Helder zur Erprobung von U-Bootssperren, Einsatz von Radargeräten sowie Peilleitungen als Leiter eingesetzt wurde. Durch diese Tätigkeit stand er damals vor dem Kriegsgericht. Er musste durch einen Bruch eines Teils sehr dringend ein Ersatzteil aus Berlin beschaffen. Ein schnelles Fahrzeug stand bei dem Kommando nicht zur Verfügung. Deutschland wurde täg13

lich bombardiert. Keiner seiner Sonderkommandos war bereit diese Horrorfahrt zu leisten. Er fuhr. Dafür beschlagnahmte er einen PKW eines Holländers. Der arbeitete im Untergrund für die Deutschen und wollte seinen PKW nicht freiwillig hergeben. Der Wert und die Verantwortung für die Marine waren so groß, dass mein Vater die Pistole zog und den PKW ausgehändigt bekam. Mein Vater kam vor das Kriegsgericht. Er hatte Glück, wegen des Sondereinsatzes wurde er dann freigesprochen. Wie auch immer, 1945 zogen die Russen in den Harz ein. Schon in den 50iger Jahren stand unsere Familie im Fokus der Überwachung durch die Vergangenheit meines Vaters und die Kontakte nach West-Deutschland – Hamburg. Hier war mein Vater gut vernetzt. Er arbeitete als technischer Kaufmann für mehrere Firmen. Außerdem war er an einer Firma beteiligt. Ab 1945 pendelte er zwischen Ost (Harz) und West (Hamburg). Für die Russen wurde er in „Sicherheitsfragen“ interessant. Er sprach Englisch und Französisch. Später wurde er in der zehntägigen Einzelhaft in einer Villa von russischen Spezialisten in 5-tägigen nächtlichen Vernehmungen dafür angeworben, als „Ost-Spion“ tätig zu werden (streng geheim). 14

Gleichzeitig mit der Warnung, mit niemandem über die geführten Gespräche zu sprechen, ansonsten würde er nach den Gesetzen der DDR verurteilt. In den 60iger Jahren wurde er durch Nachforschungen mit dem Bauernverband in West-Berlin in Verbindung gebracht. Die Stasi-Akten sahen hier eine „Deckadresse“ zum eigentlichen englischen Geheimdienst vor.

15