Seelenwellness durch Gebet

im Gebet darum bat, dass der Kelch des Leidens an ihm vorübergehen möge. Er endete seine Bitte jedoch mit den Worten: „Aber nicht mein, sondern dein Wille ...
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KHG Wien – Impuls zum Jahr des Glaubens 4 – 08.01.2013 P. Martin Mayerhofer, Universitätsseelsorger

Seelenwellness durch Gebet Ich kann nicht beten! - Falsch, jeder Mensch kann beten, denn die Sehnsucht nach Gott ruht in jeder und jedem von uns. Beten heißt, dieser Sehnsucht Ausdruck zu verleihen. Es heißt, mit Gott zu sprechen wie mit einem Freund. Dazu braucht es keine besondere Mediationstechnik, sondern nur die demütige Bitte: „Herr, lehre uns beten“ (Lk 11,1), denn zu beten ist ein Geschenk Gottes. Die Tradition unterscheidet fünf Arten des Gebets. Die erste Art ist das Bittgebet. Wir dürfen Gott jedes Anliegen unseres Herzens vorlegen – er kennt es bereits. Von Jesus selbst lesen wir in der Schrift, dass er am Ölberg im Gebet darum bat, dass der Kelch des Leidens an ihm vorübergehen möge. Er endete seine Bitte jedoch mit den Worten: „Aber nicht mein, sondern dein Wille soll geschehen“ (Lk 22,42). Jedes unserer Bitt- oder Fürbittgebete soll von dieser Herzenshaltung getragen sein, denn dann können wir gewiss sein, immer erhört zu werden. Eine zweite Weise zu beten ist das Segensgebet. Manchmal quälen uns Gedanken des Neides, des Vergleichens, gar des Hasses… Dies muss nicht sein. Wir können ihnen andere Gedanken entgegen setzen, segnende Gedanken: „Herr, ich verstehe seine/ihre eigenartige Reaktion nicht, aber ich bitte dich: Schenke ihm/ihr deinen Segen!“ Mit dem Dankgebet erkennen wir an, das Gott uns beschenkt. Es hilft uns, nicht blind zu sein für alles, was er uns bereits geschenkt hat und schenkt. Gott zu danken bedeutet realistisch zu sein. Das Lobgebet soll Ausdruck unserer Freude sein. Der Freude darüber, dass wir Gott unseren Vater nennen dürfen, dass er uns liebt, uns begleitet…

Das Lobgebet kann sich nicht nur im Lobpreis, es kann sich auch im Tanz, im Sport, in der intellektuellen Arbeit… ausdrücken als Ausruf des Herzens: „Du, Herr, seist gelobt, weil du Gott bist!“ Die letzte Art des Gebetes ist die Anbetung. Das anbetende Herz ist ein schweigendes Herz, welches einzig den Wunsch hat, Gottes Stimme zu hören, um von ihm belehrt zu werden. Der anbetende Mensch „schaut“ Gott innerlich. Eine besondere Form ist die eucharistische Anbetung, die es uns ermöglicht, Gott mit den Augen des Glaubens in der verborgenen Gestalt der Hostie zu schauen, still zu werden, unsere Anliegen ihm zu übergeben, … anzubeten. Ich kann nicht beten! – Falsch, auch du kannst beten. Versuche es! Spüre der Sehnsucht nach Gott in dir nach. Nimm dir Zeit zur Stille, stell dein Handy ab, lass deine Gedanken zur Ruhe kommen, lies einen Abschnitt aus dem Neuen Testament, schau auf das Kreuz in einer Kirche oder auf ein Christusbild, um in ihnen zu lesen, nimm den Rosenkranz zur Hand, um mit Maria auf Christus zu schauen… sprich mit Gott, er versteht dich … und halte aus. Gott schätzt deine Treue, die ein Zeichen der Liebe ist. Und vergiss nicht: Wer einmal die Schönheit des Betens erfahren hat, möchte nie mehr darauf verzichten!

„Das Gebet ist meiner Ansicht nach nichts anderes als ein Gespräch mit einem Freund, mit dem wir oft und gern allein zusammenkommen, um mit ihm zu reden, weil er uns liebt. (Theresia von Avila, YOUCAT S. 259)