Schweizer Gemeinden debattieren über Windenergie - BKW

20.09.2012 - Heute findet in Saint-Imier, dem Pionierort der neuen erneuerbaren Energien in der Schweiz die. Fachtagung „Schweizer Gemeinden und ...
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Medienmitteilung Saint-Imier, 20. September 2012

Schweizer Gemeinden debattieren über Windenergie Heute findet in Saint-Imier, dem Pionierort der neuen erneuerbaren Energien in der Schweiz die Fachtagung „Schweizer Gemeinden und Windenergie“ statt. Dies ist die erste Konferenz des Espace découverte Energie. Bürgermeister, Repräsentanten der Kantone und der JUVENT SA sowie Vertreter des regionalen Tourismus und Landschaftsschützer werden zunächst in Vorträgen ihre Standpunkte darlegen und dann gemeinsam am runden Tisch diskutieren. Bereits im Vorfeld der Tagung wurde unter Schweizer Gemeinden eine Umfrage durchgeführt. Die Resultate dieser Umfrage zeigen, dass die Meinungen zur Windenergie auseinandergehen und dass der erfolgreiche Bau von Windparks in der Schweiz vor allem von einer objektiven Informationspolitik und der Abstimmung zwischen den Betroffenen abhängt. Die vier Gemeinden Cormoret, Courtelary, Saint-Imier und Villeret im Berner Jura sind allesamt im Espace découverte Energie (EdE) vertreten und verfügen durch ihre über zwanzigjährige Erfahrung über ein enormes Fachwissen bei der Nutzung von erneuerbaren Energien. Ihre Erfahrungen und ihr Fachwissen wollen die vier Gemeinden nun bei der Tagung „Schweizer Gemeinden und Windenergie“ teilen. Die EdE-Präsidentin Annelise Vaucher wird als Leiterin der Tagung über sechzig Teilnehmer begrüssen, darunter Bürgermeister, Vertreter der Kantone und des Bundes sowie verschiedene Organisationen und viele weitere Teilnehmer. Die Bürgermeister von Saint-Imier und Villeret, Stéphane Boillat und Richard Habegger werden darüber sprechen, was den Bau des Windkraftwerks auf dem Mont-Crosin vor 15 Jahren überhaupt erst ermöglicht hat. Dabei geht es vor allem um die Partnerschaft zwischen der Betreiberin und den Gemeinden sowie um die Akzeptanz des Kraftwerks in der Bevölkerung und bei allen Beteiligten. Aufgrund dieser Erfahrungen sind die beiden Bürgermeister auch der Meinung, dass es kein Problem darstellen wird, die vier ältesten Windturbinen durch neuere, effizientere Maschinen zu ersetzen und so die Stromproduktion um 40% zu steigern. Martin Pfisterer, der Präsident der JUVENT SA greift diese Grundpfeiler des Erfolgs in seinem Vortrag auf. Er betont ebenfalls die Wichtigkeit einer offenen Zusammenarbeit der Betreiberin mit den Gemeinden und der Bevölkerung sowie die Berücksichtigung ihrer Forderungen. Darüber hinaus spricht Pfisterer neben der Wertschöpfung durch die Stromproduktion auch die Wertschöpfung für den Tourismus und die regionale Wirtschaft an. Ständerat Hans Stöckli, der Präsident der Tourismusdestination Jura & Drei-Seen-Land bestätigt die positiven Auswirkungen des Windkraftwerks auf den Anhöhen des Mont-Crosin auf den Tourismus und die Wirtschaft in der Region. Einen anderen Standpunkt hingegen vertritt der Präsident von Librevent, Jean-Daniel Tschan. Er bestreitet, dass die Kraftwerke auf dem Mont-Crosin und Mont-Soleil einen Vorteil für den Tourismus und die Wirtschaft in der Region darstellen und bedauert zudem, dass die Gemeinden, deren Bewohner die Belästigungen durch die Kraftwerke aushalten müssen, nicht hinzugezogen wurden. Für den Kanton Bern spricht dann Katharina Dobler, der Kanton Waadt wird von François Schaller repräsentiert. Beide unterstreichen die Wichtigkeit der kantonalen Richtpläne, welche die Rahmenbedingungen für neue Windkraftwerke abstecken. In diesen Plänen werden auch die verschiedenen Kriterien für die Standortwahl berücksichtigt, wobei der Landschaftsschutz besondere Erwähnung findet. Für Roman Hapka, den Geschäftsleiter der Stiftung Landschaftsschutz ist gerade dieser Punkt besonders wichtig. Nicht zuletzt beklagt Hapka, dass obwohl der Bund 2004 das „Konzept Windenergie Schweiz“ veröffentlicht hat, Windkraftanlagen weiterhin chaotisch aus dem Boden schiessen. Die anschliessende Diskussionsrunde bietet den Vortragenden Raum zur Debatte und auch den weiteren Teilnehmern Zeit, sich mit Fragen an diese zu wenden. Zum Schluss haben die Teilnehmer

dann noch die Möglichkeit an einer Führung durch das Windkraftwerk Mont-Crosin oder an Vorträgen der HE-Arc Ingénierie zu erneuerbaren Energien teilzunehmen. Kontaktperson Annelise Vaucher, Präsidentin Espace découverte Energie [email protected] Tel./Fax: +41 32 944 17 12 Mobil: +41 79 682 34 20 Weitere Informationen www.espacedecouverte.ch

Saint-Imier, 20. September 2012 „Schweizer Gemeinden und Windenergie“

Auswertung der im Vorfeld durchgeführten Umfrage Im Vorfeld der Fachtagung „Schweizer Gemeinden und Windenergie“ wurde bereits mit der Einladung ein Fragebogen an insgesamt 190 Gemeinden versendet. Dieser Fragebogen beinhaltete folgende Fragen: Ist Ihre Gemeinde betroffen von bestehenden oder geplanten Windturbinen? Hat sich Ihre Gemeinde schon für oder gegen Windturbinen auf ihrem Gebiet geäussert? Aus welchen Gründen? Haben Sie die Bevölkerung in Sachen Windenergie sensibilisiert? Konnten Sie bei Gelegenheit die Meinung Ihrer Bevölkerung zur Windenergie testen? Wenn ja, wie umschreiben Sie diese Meinung? Was ist Ihrer Meinung nach positiv bzw. negativ bei der Windenergie? Welches sind Ihrer Meinung nach die Voraussetzungen für die Errichtung von Windturbinen in der Schweiz? Auf den Fragebogen antworteten 45 Schweizer Gemeinden aus den folgenden Kantonen: 14 VD, 13 BE, 4 FR, 3 JU, 3 NE, 3 VS, 1 GR, 1 SG, 1 SO, 1 UR, 1 LU. In 29 dieser Gemeinden gibt es bestehende oder geplante Windturbinen, acht Gemeinden sind indirekt von Windkraftanlagen betroffen und weitere acht Gemeinden sind gar nicht von Windkraftanlagen betroffen. Indirekt betroffene Gemeinden sind der Windkraft gegenüber weniger positiv eingestellt Die Gemeindeverwaltungen von Orten, die direkt betroffen sind, haben sich grossteils (23 von 29 Gemeinden) positiv zu dieser Form der Energiegewinnung geäussert. Fünf dieser Gemeinden haben bisher noch nicht offiziell zum Thema Stellung genommen. In der Bevölkerung zeichnet sich diese Tendenz ebenfalls ab, die Zustimmung fällt mit 16 Gemeinden, die sich für die Windkraft aussprechen hier jedoch etwas schwächer aus. In sechs Gemeinden sind die Einwohner geteilter Meinung und in sieben Gemeinden können sich die Behörden nicht dazu äussern, inwieweit die Bevölkerung Windkraftanlagen akzeptiert. In keinem einzigen Fall war eine negative Einstellung der Bevölkerung gegenüber der Windkraft auszumachen. In den indirekt betroffenen Gemeinden (Nachbarorte von Windkraftwerken und Gemeinden, in denen die Planung von Windturbinen nicht verwirklicht wurde) gehen die Meinungen sowohl in der Bevölkerung als auch auf offizieller Seite auseinander. Seitens der Behörden äusserten sich hier drei von acht Gemeinden gegen die Windkraft, wohingegen die Bevölkerung lediglich in zwei von acht Gemeinden dagegen war. In den acht Gemeinden, die gar nicht von Windturbinen betroffen sind, konnte entweder kein klarer Standpunkt der Gemeindeverwaltung und der Bevölkerung festgestellt werden oder dieser wurde nicht mitgeteilt. Wichtigkeit der Sensibilisierung der Bevölkerung Die Akzeptanz in der Bevölkerung hängt eng damit zusammen, wie die Öffentlichkeit von den Gemeinden informiert wird. Die Bevölkerung wurde in 24 Gemeinden informiert, von denen die meisten direkt von Windkraftanlagen betroffen sind. In 15 dieser Gemeinden waren die Einwohner für die Windkraft. In vier Gemeinden ist die Einstellung der Bevölkerung nicht bekannt. In vier weiteren

Gemeinden sind die Meinungen geteilt und in einer einzigen Gemeinde ist die Bevölkerung gegen die Windkraftwerke. Daran erkennt man deutlich, dass die Information der Bevölkerung eine grosse Rolle für die Akzeptanz dieser Form der Energiegewinnung spielt. Gemeinden einig über positive und negative Aspekte Über die positiven und negativen Aspekte der Windkraft sind sich alle Gemeinden einig. Als positiv Aspekte wurden genannt: erneuerbare und saubere Energie, lokale Erzeugung mit positiven Nebeneffekten (vor allem in finanzieller Hinsicht), kontrollierbare Technik, einfache Demontage, Beitrag zum Atomausstieg. Als negative Aspekte wurden genannt: Veränderung der Landschaft, Lärm, Einfluss auf die Tierwelt (vor allem auf Vögel), ungenügende Effizienz in der Schweiz, Störung von Anwohnern, Energieerzeugung abhängig von den Windverhältnissen, lange Bauzeit. Bei den Punkten Tourismus und Preis geht die Meinung auseinander. Einige Gemeinden sehen die Windräder als touristische Attraktion, andere hingegen betonen deren negative Auswirkungen auf den Tourismus. Auch beim Preis der Windenergie gehen die Meinungen auseinander. Für einige ist er zu hoch, für andere hingegen ist die Windenergie die günstigste erneuerbare Energiequelle. Transparenz, Abstimmung, Planung Laut den befragten Gemeinden hängt der erfolgreiche Bau und Betrieb von Windparks in der Schweiz von Folgendem ab: transparente und objektive Informationen Abstimmung zwischen den Beteiligten (Bevölkerung, Nachbargemeinden, Umweltschutzorganisationen) von Beginn an Unterstützung neuer Projekte durch Politik und Bevölkerung Planung auf kantonsübergreifender Ebene und auf regionaler statt kommunaler Ebene genauere Formulierung von Gesetzen auf kantonaler Ebene und Bundesebene kürzere Verfahrenswege eine wichtigere Rolle des Bunds bei der Planung und bei der Zustimmung zur Windenergie Wahl geeigneter Standorte: Windverhältnisse, Minimalabstand zu Wohngebieten, Integration in die Landschaft, Infrastruktur vor Ort, einfacher Zugang Förderung von Windparks statt Einzelanlagen gerechte Entschädigungen