Schweizer Bevölkerung setzt stark auf die dritte Säule, NZZ ... - Bank CIC

wenig Arbeit an einem Nachmittag Tausende oder sogar Zehntausende Franken verdienen kann, indem man ein neues Konto eröffnet und das alte kündigt, ...
193KB Größe 5 Downloads 71 Ansichten
Invest ELISABETH REAL / KEYSTONE

43 Der Vorsorgegraben Anteil 3a-Sparer an der Bevölkerung, nach Landesteilen 56%

Deutschschweiz

41%

Westschweiz Tessin

23%

Konservative Schweizer Anteil Wertschriften bei den 3a-Banksparern gemäss Umfrage Weiss nicht 4% Wertschriften 24%

Blindtext Keine Wertschriften ##% 72% Quelle: Banque CIC Schweiz

In der Westschweiz beginnen39 Prozent der Bevölkerung vor dem 25.Geburtstag, in die dritte Säule einzuzahlen: Seepromenade in Lausanne.

Schweizer Bevölkerung setzt stark auf die dritte Säule Der Anteil der 3a-Sparer in der Bevölkerung übertrifft erstmals 50 Prozent. Auf den Konten haben sich mehr als 50 Milliarden angesammelt. Von Eugen Stamm

D

ie arbeitende Schweizer Bevölkerung bewegt vermehrt Gelder in die dritte Säule. Sie hat erkannt, dass sparen muss, wer im Alter nicht darben will, auch wenn diese Form der Vorsorge freiwillig ist. Von 2010 bis 2013 ist der Berg dieses Vermögens um satte 10 Mrd. Fr. angestiegen. Das ist viel. Denn vor 2010 kamen während fast vierzig Jahren erst 40 Mrd. Fr. zusammen. Die Zahl der Säule-3a-Sparer in der Gesamtbevölkerung ist 2015 auf über 51% gestiegen. Drei Jahre früher waren es 7 Prozentpunkte weniger gewesen. Diesen Zuwachs zeigt die zweite repräsentative Umfrage der Banque CIC (Suisse). Im Mai 2015 wurden 1203 Personen befragt. Die regionalen Unterschiede sind gross. In der Deutschschweiz ist der Anteil der 3a-Sparer mit 56% mehr als doppelt so hoch wie im Tessin (23%). Bevor man aber kulturelle Stereotype zur Erklärung dieses Unterschiedes heranzieht, sei Folgendes erwähnt: Im Tessin ist der meistgenannte Grund, warum jemand keine Säule 3a besitzt, Unkenntnis, in den anderen Sprachregionen ist es fehlendes Geld. Der Vorsorgegraben ist also durch ein ungleiches Informationsniveau entstanden.

Heute beginnt man früh mit Sparen. In der Romandie zahlen 39% vor ihrem 25. Geburtstag erstmals ein, in der Deutschschweiz immerhin 24%. Früher war das anders. Von den über 55-Jährigen haben erst 5% so früh angefangen. In jungen Jahren an die Vorsorge zu denken, ist ein Zeichen von Weitsicht. Allerdings könnte es auch als Skepsis gegenüber den Vorsorgewerken interpretiert werden. Thomas Müller, Präsident der Geschäftsleitung der Banque CIC (Suisse), ergänzt aber: «Die Kunden werden auch durch die Steuerbegünstigung der dritten Säule motiviert und sehen klare finanzielle Vorteil gegenüber dem traditionellen Sparen», sagt er. Das mit dem finanziellen Vorteil ist aber so eine Sache. Denn die Banken verzinsen die 3a-

Kaum jemand kann sagen, wie hoch der Zins seines 3a-Kontos ist. Jeder Zweite nennt einen Zinssatz, den keine einzige Bank zahlt.

Konten unterschiedlich hoch, wie auf der Website Comparis.ch ersichtlich ist. Sieben von zehn Befragten wissen nicht, wie hoch der Zins auf ihrem Konto ist. Von denen, die angeben, Bescheid zu wissen, hat die Hälfte Zinssätze genannt, die zum Zeitpunkt der Umfrage gar nicht bezahlt wurden. Das ist zwar verständlich, aber trotzdem verwunderlich. Wer jedes Jahr Krankenkassenprämien vergleicht, um weniger zu bezahlen, sollte dringend auch die 3a-Zinsen vergleichen, um mehr einzunehmen. Denn über ein Arbeitsleben gesehen kann ein halbes Prozent mehr oder weniger Zins mehr als 40 000 Fr. Unterschied ausmachen. Im Bankgeschäft seien die Kunden eben noch sehr loyal und suchen den Komfort bei ihrer Hausbank, begründet Müller die Tatsache, dass die Kunden für einen Viertelprozentpunkt Zinsunterschied nur selten das Vorsorgegeld zu einem attraktiveren Anbieter verschieben. Trotzdem, wenn man mit ein wenig Arbeit an einem Nachmittag Tausende oder sogar Zehntausende Franken verdienen kann, indem man ein neues Konto eröffnet und das alte kündigt, warum genau sollte man das nicht tun?

Thomas Müller

Thomas Müller, der Chef der Banque CIC (Suisse), sieht als Hauptargument für die Säule 3a die Steuerersparnis, nicht die Skepsis gegenüber den Vorsorgewerken.

Wir leiden noch lange unter Negativzinsen

Geldspiegel Markus Städeli

D

ie Europäische Zentralbank (EZB) forciert ab Dezember sehr wahrscheinlich ihre ultraexpansive Geldpolitik. So deutet der Markt die deutlichen Aussagen von EZB-Chef Mario Draghi vom Donnerstag. Dass dieser Schritt unmittelbare Auswirkungen auf die Schweiz haben würde, zeigte die Entwicklung der Devisenkurse: Der Euro ist nach

Draghis Auftritt auf unter Fr. 1.08 gefallen. Vorstellbar ist nicht nur, dass die EZB ihre Anleihen-Käufe über das bisher angekündigte Volumen von 1100 Mrd. € bis September 2016 hinaus ausdehnt. Mehrmals erwähnt hat Draghi zudem eine weitere geldpolitische Möglichkeit: Während der Leitzins bei rekordtiefen 0,05% liegt, müssen Banken sogar 0,2% draufzahlen, wenn sie ihr Geld bei der EZB parkieren. Diesen Satz, so Draghi, könnte man weiter absenken. Auch die Schweiz hat bekanntlich Negativzinsen eingeführt mit dem erklärten Ziel, den Franken weniger attraktiv zu machen. Seit der Freigabe des Franken-Euro-Kurses im Januar betragen diese 0,75%. Wenn die EZB ihre Negativ-Verzinsung für Bankeinlagen ausdehnt, muss die Schweiz wohl nachziehen – damit sich die Zinsdifferenz nicht verringert. Kurz: Wenn sich die wirtschaftliche Situation und vor allem die Inflationserwartungen in Europa nicht rasch bessern, kommen die Schweiz und ihr Franken ab dem 3. Dezem-

Am Freitag hat China die Zinsen gesenkt. Eine Mehrheit der Experten rechnet zudem damit, dass die US-Notenbank ihre Zinsen erst im Frühling erhöhen wird.

ber, wenn sich die europäischen Notenbanker das nächste Mal treffen, erneut unter Druck. Das wiederum könnte Schweizer Banken dazu bewegen, die Negativzinsen an ihre privaten Kunden weiterzugeben. Ein Schritt, den bisher nur die kleine Alternative Bank gewagt hat. Draghi gibt zu denken, dass die Teuerung im September wieder in den Minusbereich abgesunken ist, nachdem sie in den Monaten zuvor leicht positiv gewesen war. Insgesamt rechnen die von der EZB befragten Experten dieses Jahr nur noch mit einer Inflation von 0,1%. Neben der Entwicklung der Ölpreise drückt die Konjunkturschwäche in Schwellenländern ebenfalls die erwartete Teuerung. Am Freitag hat China überraschend die Zinsen gesenkt. Eine Mehrheit der Ökonomen rechnet nun damit, dass die US-Notenbank ihre erste Zinserhöhung erst im Frühling vornehmen wird, nicht schon im Dezember. Vor diesem Hintergrund ist klar, dass die Schweiz noch lange mit Negativzinsen leben muss.

Grundsätzlich kann man ein 3a-Konto bei einer Versicherung oder einer Bank abschliessen. Bei einer Bank ist man flexibler und kann jedes Jahr (bis zum gesetzlichen Maximum) so viel einzahlen, wie man will. Bei einer Versicherung vereinbart man einen fixen jährlichen Betrag. Die 3a-Gelder mit einer Versicherung zu koppeln, ist meist nicht nötig. Die Bevölkerung sieht das gleich, denn der Anteil der Bank-Lösungen nimmt zu. Ein grosses Informationsdefizit herrscht beim Thema 3a-Vorsorge mit Wertschriften. Nur einer von vier Sparern nutzt diese Möglichkeit. Wer es nicht tut, das zeigen die Antworten, scheut das Risiko oder weiss schlicht nicht genug darüber. Müller weist darauf hin, dass die Aktienquote der Schweizer Haushalte mit 8,5% gering ist. Darum sei auch nicht erstaunlich, dass die Bevölkerung in der Vorsorge nicht mehr mit Wertschriften arbeite, auch wenn diese auf die lange Frist mehr Ertrag bringen als reine Kontolösungen. Im Gegensatz zu einem Wertschriftenkonto gibt es bei einem Bankkonto wenig zu erklären. Trotzdem oder gerade darum sollte jeder seinen Bankberater mit Fragen zum Wertschriftensparen löchern. Denn wenn man einen so langen Anlagehorizont hat, kann man mit einem moderaten Risiko mehr Rendite erzielen, wenn man auf Wertschriften setzt. Leider bieten viele Banken den Sparern nur ihre eigenen Fonds an, die teilweise hohe Gebühren für wenig Leistung verrechnen. Die Sparer sind bei der Auswahl von 3a-Wertschriftenfonds noch viel zu wenig wählerisch, sie sollten – besser informiert – mehr Druck auf die Anbieter ausüben. Die Banque CIC (Suisse) ist eine löbliche Ausnahme, weil sie eine Auswahl an (Fremd-)Fonds zulässt. Sie betreibt auch eine Website, Wertschriftensparen.ch, die eine einfache Übersicht bietet.

Zahlen der Woche

10

Jahre ist der deutsche Detailhändler Aldi nun schon in der Schweiz tätig.

1,9

Mrd.Fr.

Umsatz erzielt Aldi Suisse schätzungsweise. Die Firma beschäftigt über 2500 Mitarbeiter in der Schweiz.

178

Läden betreibt Aldi hierzulande. Das Potenzial in der Schweiz beziffert der Discounter selbst mit bis zu 300 Filialen.