Schwangerschaften in der Adoleszenz. Pädagogisch relevante ...

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Julia Artelt

Teenagermütter Schwangerschaften in der Adoleszenz

Pädagogisch relevante Präventions- und Interventionsangebote

Diplomica Verlag

Julia Artelt Teenagermütter: Schwangerschaften in der Adoleszenz Pädagogisch relevante Präventions- und Interventionsangebote ISBN: 978-3-8428-2025-8 Herstellung: Diplomica® Verlag GmbH, Hamburg, 2012 Covermotiv: Glam Star, speednik / photocase.com

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Inhaltverzeichnis Abkürzungsverzeichnis .............................................................................................................. 5  Abbildungsverzeichnis ............................................................................................................... 6  Tabellenverzeichnis .................................................................................................................... 7  Einleitung .................................................................................................................................. 8  1. Das Jugendalter .................................................................................................................. 11 1.1 Biologische und körperliche Veränderungen.................................................................. 11  1.1.1 Wachstumsprozesse ................................................................................................. 11  1.1.2 Die Entwicklung der Geschlechtsreife (biosexuelle Entwicklung) ......................... 13  1.1.3 Der Reifungsvorgang bei Mädchen ......................................................................... 15  1.2 Entwicklungsaufgaben und ihre Bewältigung ................................................................ 16  1.2.1 Entwicklung des Sexualverhaltens ........................................................................... 18  1.2.1.1 Unterschiede zwischen männlichen und weiblichen Sexualverhalten .............. 20  1.2.1.2 Verhütungsverhalten beim ersten Geschlechtsverkehr...................................... 21  1.2.2 Entwicklung gegengeschlechtlicher Beziehungen ................................................... 24  1.2.3 Ablösung von der Familie ........................................................................................ 27  1.3 Zusammenfassung .......................................................................................................... 30  2. Schwangerschaft im Jugendalter ...................................................................................... 32  2.1 Statistische Daten: Geburten und Schwangerschaftsabbrüche ....................................... 32  2.2 Hintergründe, Ursachen und Motive .............................................................................. 35  2.2.1 Empfängnisverhütung .............................................................................................. 36  2.2.2 Unbefriedigende Lebenssituation............................................................................. 39  2.3 Die Entscheidung für/gegen die Austragung des Kindes ............................................... 41  2.3.1 Der Schwangerschaftskonflikt ................................................................................. 42  2.3.2 Der Schwangerschaftsabbruch ................................................................................. 44  2.3.3 Gründe für das Austragen des ungeborenen Kindes ................................................ 47  2.4 Zusammenfassung .......................................................................................................... 49  3. Bedeutende Aspekte der Lebenssituation jugendlicher Mütter .................................... 52  3.1 Das soziale Umfeld ......................................................................................................... 52  3.1.1 Beziehungen zur Herkunftsfamilie .......................................................................... 53  3.1.2 Beziehungen zu den Gleichaltrigen ......................................................................... 56  3.1.3 Beziehung zu dem Kindsvater ................................................................................. 59 

3.2 Schulische und berufliche Situation ............................................................................... 62  3.3 Finanzielle Situation ....................................................................................................... 65  3.4 Erneute Schwangerschaft ................................................................................................ 67  3.5 Zusammenfassung .......................................................................................................... 68  4. Unterstützende Angebote für minderjährige Mütter zwischen Prävention, Beratung und Intervention .................................................................................................... 70  4.1 Babysimulation ............................................................................................................... 70  4.2 Schwangerenberatungsstellen ......................................................................................... 74  4.3 Anonyme Kindsabgabe ................................................................................................... 76  4.3.1 Babyklappe ............................................................................................................... 77  4.3.2 Persönliche Übergabe............................................................................................... 77  4.3.3 Anonyme Geburt ...................................................................................................... 78  4.4 Rechtliche und finanzielle Ansprüche ............................................................................ 79  4.4.1 Mutterschutz ............................................................................................................. 79  4.4.2 Elterliche Sorge ........................................................................................................ 79  4.4.3 Sozialleistungen ....................................................................................................... 80  4.4.4 Leistungen der Krankenkassen ................................................................................ 81  4.4.5 Kindergeld ................................................................................................................ 81  4.4.6 Elterngeld ................................................................................................................. 82  4.4.7 Unterhaltsvorschuss ................................................................................................. 84  4.4.8 Bundesstiftung Mutter und Kind .............................................................................. 84  4.4.9 Elternzeit .................................................................................................................. 85  4.5 Möglichkeiten der schulischen und beruflichen Ausbildung für junge Mütter ............. 86  4.5.1 Wiedereingliederung in das Schulsystem ................................................................ 86  4.5.2 Betriebliche Ausbildung in Teilzeit ......................................................................... 89  4.6 Mutter-Kind-Einrichtungen ............................................................................................ 92  4.7 Zusammenfassung .......................................................................................................... 96  Resümee ................................................................................................................................... 98  Literaturverzeichnis ............................................................................................................. 104 

Abkürzungsverzeichnis BBiG

=

Berufsbildungsgesetz

BIBB

=

Bundesinstitut für Berufsbildung

BeLeM

=

Berufliche Lebensplanung für junge Mütter

BMFSFJ

=

Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend

BMJ

=

Bundesministerium der Justiz

BZgA

=

Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung

bzw.

=

beziehungsweise

ca.

=

circa

cm

=

centimeter

ebd.

=

ebendort

e.V.

=

eingetragener Verein

f./ff.

=

folgende

GV

=

Geschlechtsverkehr

J.

=

Jahre

KindRG

=

Kindschaftsrechtsreformgesetz

u.

=

und

u.a.

=

unter anderem

vgl.

=

vergleiche

S.

=

Seite/n

SchKG

=

Schwangerschaftskonfliktgesetz

SGB

=

Sozialgesetzbuch

SkF

=

Sozialdienst katholischer Frauen

s.o.

=

siehe oben

StGB

=

Strafgesetzbuch

z.B.

=

zum Beispiel

zit. n.

=

zitiert nach

5

Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: Stadien der Schambehaarung und der Brustentwicklung bei Mädchen (Quelle: nach Tanner 1962; zit. n. Remschmidt 1992, S. 60f.) ................................................ 15  Abbildung 2: Gründe für Nicht-Verhütung beim ersten Geschlechtsverkehr (Auswahl) Selektion: Jungen und Mädchen mit GV-Erfahrung, die beim ersten GV nicht verhütet haben (Quelle: vgl. BZgA 2002, S. 63) .............................................................................................. 23  Abbildung 3: Stufenmodell der sozialen Entwicklung in der Adoleszenz (Quelle: nach Dunphy 1963; zit. n. Oerter & Dreher 2002, S. 316)......................................... 26  Abbildung 4: Ausbildungsstatus junger Mütter (Quelle:nach einer Sekundäranalyse des Amts für soziale Dienste Bremen; zit. n. Thiessen & Anslinger 2004, S. 23) ................................................................................ 64                    

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Tabellenverzeichnis Tabelle 1: Reifung der primären und sekundären Geschlechtsmerkmale (Quelle: nach Rice 1975, S.64; zit. n. Oerter & Dreher 2002, S. 278) ..................................... 14  Tabelle 2: Anteil der Mädchen und Jungen mit Geschlechtsverkehr-Erfahrungen nach Alter in Prozent (Quelle: BZgA 1998, S.35; zit. n. Fend 2005, S. 261) ............................................................. 20  Tabelle 3: Schwangerschaftsabbrüche in Deutschland 2001-2007 (Quelle: vgl. Statistisches Bundesamt Deutschland 2009) ....................................................... 34  Tabelle 4: Lebendgeborene in Deutschland 2001-2007 (Quelle: vgl. Statistisches Bundesamt Deutschland 2009 und vgl. Laue 2004, S. 8)............... 34  Tabelle 5: Minderjährige Schwangere in Deutschland 2001-2007 (Quelle: vgl. Statistisches Bundesamt Deutschland 2009 und vgl. Laue 2004, S. 8)............... 35  Tabelle 6: Ursachen von Teenager-Schwangerschaften (Quelle: vgl. Häußler-Sczepan/Wienholz/Michel 2005, S. 114; BZgA, Datensatz „Teenager-Schwangerschaften Sachsen“ 2004. N=50, 115 Nennungen)................ 41  Tabelle 7: Das Verhältnis zwischen der Familie und den jugendlichen Schwangeren bzw. Müttern (Quelle: Häußler-Sczepan/Wienholz/Michel 2005, S. 102; BZgA, Datensatz „Teenager-Schwangerschaften Sachsen“ 2004. N=50, 110 Nennungen)............... 56 Tabelle 8: Das Verhältnis zwischen den MitschülerInnen, FreundInnen und Bekannten und den jugendlichen Schwangeren bzw. Müttern (Quelle: Häußler-Sczepan/Wienholz/Michel 2005, S. 104; BZgA, Datensatz „Teenager-Schwangerschaften Sachsen“ 2004. N=50, n=44, 59 Nennungen) ....... 59  Tabelle 9: Die Rolle der Väter (Quelle: vgl. Häußler-Sczepan/Wienholz/Michel 2005, S. 110; BZgA, Datensatz „Teenager-Schwangerschaften Sachsen“ 2004. N=50, 99 Nennungen).................. 60  Tabelle 10: Methoden der Hilfe in Mutter-Kind-Einrichtungen (Quelle: SkF 2006, S. 23) ......................................................................................................... 95  

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Einleitung Das Thema Teenagerschwangerschaften ist immer wieder in den Medien präsent. Besonders in diversen Talkshows sind wiederholt minderjährige Mütter oder auch Väter als Gäste eingeladen. Inhaltlich wird zum Beispiel oft diskutiert, wie die jungen Eltern bzw. auch die Großeltern mit der neuen Situation zurechtkommen oder wo die Hintergründe für eine geplante Schwangerschaft im Teenageralter liegen. Die wiederholte Vergegenwärtigung durch Fernsehen und Tageszeitungen erwecken den Eindruck, dass es sich bei Schwangerschaften im Jugendalter um eine wachsende Problematik handelt und dementsprechend immer mehr Jugendliche in jüngeren Jahren Eltern werden. Ein positiver Effekt ist, dass so auf die schwierige Lebenslage von jugendlichen Müttern aufmerksam gemacht wird. In meinem persönlichen Umfeld sind insgesamt sechs junge Frauen, nicht unbedingt minderjährig, aber doch sehr jung und in erster Linie ungeplant, schwanger geworden. Trotz sehr unterschiedlichen Lebensbedingungen haben sich alle dazu entschlossen, ihr Kind auszutragen. Ich empfinde größten Respekt für den Mut und die Ausdauer, die sie haben, um die Lebensaufgabe „Kind“ in so jungen Jahren zu bewältigen. Alle sechs Mütter haben dabei mal mehr, mal weniger Unterstützung durch ihre Herkunftsfamilien, einige auch die des Kindsvaters. Diese Erfahrungen haben mein Interesse an der Thematik „Schwangerschaften in der Adoleszenz“ geweckt. In Deutschland werden jährlich ca. 14.000 junge Mädchen unter 18 Jahren schwanger. Nicht alle Mädchen und jungen Frauen kommen mit der neuen Situation zurecht und sind überfordert. Gerade in der Adoleszenz, die als Umbruchphase zwischen Kindheit und Erwachsenenalter angesehen wird, müssen Jugendliche mit zahlreichen, sowohl körperlichen als auch seelischen Veränderungen, umzugehen lernen und bestimmte Entwicklungsaufgaben bewältigen. Wird ein Mädchen in dieser Phase schwanger, so stellt dies eine enorme psychische Belastung für sie dar. Viele sehen den Ausweg nur in einer Abtreibung des ungeborenen Lebens. Entscheiden sich die Mädchen für das Kind, gelingt jedoch nur wenigen die Vereinbarkeit der Rolle als Jugendliche und der Mutterrolle, so dass es spätestens mit der Geburt des Kindes häufig zu einem abrupten Ende der Jugendphase kommt. Die Mütter müssen plötzlich eine hohe Verantwortung tragen.

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Bezüglich der Thematik „Schwangerschaften in der Adoleszenz“ habe ich mir viele Fragen gestellt, die in dieser Arbeit beantwortet werden sollen. Dazu gehören Fragen wie: Wie viele minderjährige Schwangere gibt es in Deutschland? Wie viele von ihnen bekommen tatsächlich ihr Kind? Worin liegen überhaupt die Hintergründe für eine Schwangerschaft in so jungen Jahren? Wie sieht die Lebenssituation der jugendlichen Mütter aus? Welchen Anteil daran haben die Kindsväter, welchen die Großeltern? Wie kann in Not geratenen Müttern geholfen werden? Welche Unterstützungsleistungen vom Staat gibt es? Ziel der Arbeit ist es, die schwierige Lebenslage von adoleszenten Müttern darzustellen und Möglichkeiten der Unterstützung und Hilfe für die Betroffenen aufzuzeigen. Um einen Einstieg in das Thema zu bekommen, halte ich es für sinnvoll zunächst die Lebensphase der Jugendlichen näher zu erläutern. In Kapitel 1 werden zunächst die biologischen und körperlichen Veränderungen der Jugendphase dargestellt. Ganz zentral in Hinblick auf die Entstehung von Schwangerschaften ist die Entwicklung der Geschlechtsreife während der Pubertät. Hier wird insbesondere der Reifungsvorgang der Mädchen dargestellt. Im weiteren Verlauf des Kapitels wird die Bewältigung von Entwicklungsaufgaben während der Phase der Adoleszenz thematisiert. Eine wesentliche Aufgabe ist die Entwicklung des Sexualverhaltens. Der Zeitpunkt, zu dem die Jugendlichen ihre ersten sexuellen Erfahrungen machen und in Verbindung damit, das Verhütungsverhalten beim ersten Geschlechtsverkehr, sind an dieser Stelle bedeutsam. Als weitere Entwicklungsaufgaben werden die Entwicklung gegengeschlechtlicher Beziehungen und die Ablösung von der Familie erörtert. Im zweiten Kapitel liegt der Fokus auf der Schwangerschaft im Jugendalter. Zu Beginn werden statistische Daten der letzten Jahre zu Schwangerschaften allgemein in Deutschland vorgestellt. Ein Blick in die Details zeigt Zahlen zu Lebendgeborenen und Schwangerschaftsabbrüchen im Altersvergleich. Dadurch werden insbesondere die Häufigkeit und das Verhältnis von Austragung und Abbruch der Schwangerschaften bei Minderjährigen deutlich. Im zweiten Teil des Kapitels werden die Hintergründe und Motive der TeenagerSchwangerschaften näher beleuchtet. Des Weiteren wird die Bedeutung der Schwangerschaft für die weiblichen Jugendlichen selbst erläutert. Das beinhaltet mitunter den Prozess des Schwangerschaftskonflikts und die Entscheidung für bzw. gegen das Kind, sowie die Verarbeitung eines Schwangerschaftsabbruchs.

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In Kapitel 3 werden besondere Aspekte der Lebenssituation der jugendlichen Mütter in den Mittelpunkt gestellt. Die Beziehungen zum sozialen Umfeld umfassen die Reaktionen von Eltern, Verwandten, Freunden und vom Vater des Kindes auf die Schwangerschaft, sowie die Entwicklung der Kontakte nach der Entbindung. Weitere wichtige Aspekte sind die schulische und berufliche Situation der jungen Frauen und in Verbindung damit die finanzielle Situation. Im vierten und letzten Kapitel werden verschiedene Hilfsangebote aus den Bereichen Prävention, Beratung und Intervention vorgestellt. Dazu gehören u.a. zum einen Unterstützungsleistungen allgemein für Mütter. Diese haben jedoch, beispielsweise in Bezug auf die finanzielle Situation, teilweise einen höheren Stellenwert für die jugendlichen Mütter, als für ältere Mütter, die ihr Kind geplant haben. Zum anderen werden Angebote und Projekte vorgestellt, die speziell für junge in Not geratende Mütter konzipiert worden sind.

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1.

Das Jugendalter

Die zeitliche Abgrenzung des Jugendalters von der vorausgegangenen Entwicklungsphase der Kindheit und des darauf folgenden Erwachsenenalters sowie die Gliederung in separate Abschnitte rufen unter den Experten Uneinigkeit hervor. Die Einteilung in verschiedene Zeitintervalle hängt von der Betrachtung der Veränderungen ab. Es wird zwischen physischen, psychischen und sozialen Veränderungen differenziert, die zu unterschiedlichen Zeitpunkten eintreten. Zudem wurden in den letzten Jahrzehnten eine Beschleunigung und ein früherer Beginn der Entwicklung (Akzeleration) registriert. Durch besonders frühreife oder spät entwickelte Jugendliche gibt es große Divergenzen bezüglich des Eintretens in das Jugendalter und des Entwicklungsverlaufs. Geschlechtsbezogene Unterschiede – Mädchen sind den Jungen in ihrer Entwicklung etwa eineinhalb bis zwei Jahre voraus – tragen ebenfalls zu den Unstimmigkeiten in der Fachdiskussion bei. Daher ist eine genaue zeitliche Markierung des Anfangs der Pubertät und des Endes der Adoleszenz nicht möglich (vgl. Kasten 1999, S. 14f.). Die Pubertätsphase beinhaltet insbesondere die biologischen Veränderungen des Menschen, mit deren Beginn der Eintritt in das Jugendalter gekennzeichnet ist. Es handelt sich um einen biologischen Reifungsprozess, der Wachstumsschübe hinsichtlich Körpergröße und -gewicht, Gestaltwandel der Körperproportionen, Entwicklungen der Körperkraft, Motorik und des Gehirns sowie hormonelle Veränderungen impliziert. Das Ende der Pubertät ist mit dem Abschluss des Wachstums und dem Erlangen der Geschlechtsreife erreicht. Dieser Prozess, von den ersten Veränderungen bis zur absoluten biologischen Reproduktionsreife, erstreckt sich in etwa über vier Jahre und beginnt bei Mädchen mitunter nach dem 10. Lebensjahr und endet bei spät entwickelten Jungen mit 20 Jahren (vgl. Fend 2005, S. 101-111).

1.1 Biologische und körperliche Veränderungen 1.1.1 Wachstumsprozesse Während der Pubertät kommt es zu enormen Wachstumsschüben. Sowohl die Körpergröße als auch das Gewicht verändern sich mit hoher Geschwindigkeit, in etwa vergleichbar mit dem Längenwachstum während des ersten Lebensjahres, in dem der Säugling durchschnittlich

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