Schulgärten – Unterrichtsmaterialien

als in der Literatur oder auf der Saatguttüte angegeben, da nicht jeder Samen keimt. .... Schalen, groß, weiß und flach (Fotoschalen, Katzen klo): Einsatz wie ...
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Lehnert | Köhler | Benkowitz (Hrsg.)

Schulgärten anlegen, pflegen, nutzen

Unterrichtsmaterialien

Herausgeber, Autorinnen und Autoren

Hans-Joachim Lehnert (Le): Studium der Fächer Biolo­

Karsten Grabow (Gr): Studium der Biologie (Diplom)

gie und Chemie für das Lehramt an Gymnasien in Darm­

an der TU Braunschweig. Seit 2002 Wissenschaftlicher

stadt. Promotion im Bereich Pflanzenphysiologie an der

Mitarbeiter an der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe.

TU Darmstadt. Mehrjährige Tätigkeit als Gymnasial­ lehrer. Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Bio­

Martin Hallmen (Ha): Studium der Fächer Biologie und

logiedidaktik der Universität Frankfurt / M. Seit 2000

Geographie in Frankfurt / M. für das Lehramt an Gymna­

­Professor für Biologie und ihre Didaktik am Institut für

sien. Seit 1986 Lehrer am Franziskaner-Gymnasium

Biologie und Schulgartenentwicklung der Pädagogischen

Kreuzburg in Großkrotzenburg bei Hanau. Bis 2014

Hochschule Karlsruhe.

­Leiter des dortigen Schulbiologischen HymenopterenZentrums.

Karlheinz Köhler (Kö): Studium der Fächer Biologie und Deutsch für das Lehramt an Gymnasien in Frankfurt / M.

Martin Pfeiffer (Pf): Studium der Kunsterziehung an der

Wissenschaftlicher Mitarbeiter an den Universitäten

Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart

Frankfurt / M. und Bayreuth. Promotion im Bereich Um­

und Kunstgeschichte an der Universität Stuttgart. Mehr­

welterziehung in Bayreuth. Unterrichtstätigkeit in ver­

jährige Tätigkeit als Gymnasiallehrer mit dem Unter­

schiedenen Schulformen. Seit 1993 Wissenschaftlicher

richtsfach Kunst. Seit 1993 Wissenschaftlicher Mitarbei­

Mitarbeiter am Institut für Bio­logie und Schulgartenent­

ter am Institut für Kunst der Pädagogischen Hochschule

wicklung der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe.

Karlsruhe.

Dorothee Benkowitz (Be): Studium der Fächer Biolo­ gie / Sachunterricht und Deutsch für das Lehramt an Grund- und Hauptschulen in Karlsruhe. Lehrerin an einer Grund- und Werkrealschule. Promotion in Karlsruhe zur Wirkung von Schulgartenerfahrung. Seit 2005 Wissen­ schaftliche Mitarbeiterin am selben Institut.

Aus Platzgründen bzw. aus Gründen der besseren ­Lesbarkeit wird in einigen Kapiteln das generische Maskuli­num verwendet. Gemeint sind jedoch immer beide Geschlechter.

Didaktische Kommentare In diesem Abschnitt sind didaktische Hinweise für die unterrichtliche Nutzung der Angebote zusammengestellt. Dabei sind die Zuordnungen zu einzelnen Klassenstufen lediglich als Vorschläge zu betrachten. Auch die Zeitangaben für die Dauer der Bearbeitung sind nur Richt­ werte, die bei leistungsstarken Lerngruppen deutlich unterschritten, in jüngeren Klassenstufen oder mit anderer Zielsetzung jedoch deut­ lich überschritten werden können.

Didaktische Kommentare

1 Gärtnerischer Grundkurs Kleines Freiland-Bodenlabor

Lehnert / Köhler / Benkowitz (Hrsg.); Schulgärten, Verlag Eugen Ulmer

(Material 1.1 bis 1.18) • Material 1.6: Bodendichte: Feststellen des Eindring­ widerstands (siehe Seite 24 im Schulgartenbuch)

Bevor mit der Beetplanung und der Bepflanzung be­gon­

Ziel: Beurteilung der Durchwurzelbarkeit des Bodens

nen wird, nehmen wir den Boden als Lebens-Grundlage

Dauer: 5 Minuten

des Gartens genauer unter die Lupe. Wichtige Infor­matio­

• Material 1.7: Boden-pH-Wert

nen lassen sich bereits mit einfachen Feld­methoden vor

Ziel: Bestimmung des Säuregehalts

Ort gewinnen. Schüler (Zielgruppe: Sekundarstufe I)

Dauer: 10 Minuten

erschlie­ßen sich in Gruppen selbst wichtige Bodeneigen­

• Material 1.8: Bodenluft: Messung durch Verdrängen

schaften. Am Anfang steht die makroskopische Unter­

der Luft (Seite 25 im Schulgartenbuch)

suchung. Eine Pflanzschaufel mit Erde wird auf einem

Ziel: Beurteilung des für die Wurzelatmung notwen­

­Tablett ausgebreitet und betrachtet. Dabei entdecken die

digen Gehaltes an Bodenluft

Schüler Steine, Sand, gefärbte Bodenbestandteile („Hu­

Dauer: 15 Minuten

mus“), Wurzeln und Bodentiere. Dann werden die Boden­ eigenschaften erkundet:

Dauer insgesamt: eine Doppelstunde (90 Minuten mit

• Material 1.1: Bodenart und Korngrößenverteilung:

Auswertung und Besprechung)

„Finger“probe (stark vereinfacht, angelehnt an DIN  19682-2, Seite 23 im Schulgartenbuch) Ziel: Erkundung der mineralischen Bodenzusammen­

Die Wahl der Werkzeuge erleichtert die Arbeit

setzung Dauer: ca. 10 Minuten • Material 1.2: Schlämmprobe (Birkenbeil 1999)

Bei der Arbeit an Gartenbeeten oder in der Biotoppflege werden häufig größere Flächen bearbeitet, was eine öko­

Ziel: Bestimmung der Korngrößenverteilung

nomische Arbeitsorganisation erfordert.

(Seite 23 im Schulgartenbuch)

Andererseits muss z. B. beim Jäten so vorgegangen wer­

Dauer: Durchführung 5 Minuten, bis zur Auswertung

den, dass die Kulturpflanzen geschont werden. Die rich­

1 Stunde

tige Wahl des Werkzeugs erleichtert das Arbeiten in all

• Material 1.3: Bodenwassergehalt: Optische Prüfung und

diesen Fällen erheblich. Anfänger neigen häufig dazu,

Gießprobe (Seite 24 f. im Schulgartenbuch) (Brucker &

mit Kleingeräten sehr kleinräumig zu arbeiten und „ver­

Kalusche 1990)

zweifeln“ dann angesichts der Beetgrößen, die zu bear­

Ziel: Feststellen der aktuellen Durchfeuchtung des

beiten sind. So positiv diese Neigung zur „Erdverbunden­

­Bodens und des Gießbedarfs

heit“ ist – nach und nach sollte ein angemessener und

Dauer: 5 Minuten

zeitökonomischer Umgang mit den Gartenwerkzeugen

• Material 1.4: Humusgehalt und Humusform: Beurtei­

eingeübt werden.

lung von Bodenfarbe, -struktur und -geruch (Seite 25

Material 1.9 enthält zwei Kärtchentypen. Zum einen sind

im Schulgartenbuch) (Brucker & Kalusche 1990)

die Namen und Zeichnungen der Geräte aufgeführt, zum

Ziel: Abschätzung der Speicherfähigkeit des Bodens

anderen die Bezeichnungen der anstehenden Gartenar­

für Wasser und Mineralstoffe

beiten. Das Blatt kann in kopierter Form foliert werden.

Dauer: 10 Minuten

Die Kärtchen werden ausgeschnitten und anschließend

• Material 1.5: Krümelstabilität (Brucker & Kalusche 1990) Ziel: Abschätzen der Anfälligkeit des Bodens gegen Verschlämmen Dauer: 5 Minuten

die Geräte den Arbeiten zugeordnet. (siehe Kapitel 2.2 im Schulgartenbuch)

Didaktische Kommentare

Aussaat: Keimungskarussell und Saatband

Lehnert / Köhler / Benkowitz (Hrsg.); Schulgärten, Verlag Eugen Ulmer

da nicht jeder Samen keimt. Zu eng gesetzte Pflanzen werden später vereinzelt. Als Klebstoff sollte ein lösungs­

Da der Keimvorgang in der Regel im Dunkeln abläuft,

mittelfreier Kleber auf Wasserbasis verwendet werden.

kann im Klassenzimmer parallel zur Aussaat ein Kei­

Auch Mehlkleister ist dafür geeignet.

mungskarussell (Material 1.10) angelegt werden. Nach kur­ zer Zeit können die Schüler das Austreten der Keimwurzel sowie das Entfalten und Ergrünen der Keimblätter beob­

Pflanzenpflege

achten. Im Unterricht der Sekundarstufe können ein- und zweikeimblättrige Pflanzen thematisiert werden. Dazu

Die ganze Saison über werden die Pflanzen regelmäßig

werden parallel Samen beider Gruppen in Keimungs­

gepflegt: Sie werden gegossen und ab und zu mit Kom­

karussells gegeben, z. B. Weizen und Bohnen. Werden

posterde gedüngt. Wer regelmäßig den Boden lockert,

Samen in unterschiedlichen Zeitabständen über mehrere

muss nicht so viel Gießen. Damit die Schülerinnen und

Tage hinweg in das Keimungskarussell gelegt, werden un­

Schüler den Überblick behalten, führen sie einen Pflege-

terschiedliche Keimungsstadien im Glas nebeneinander

und Gießplan (Material 1.12). So sind alle auf dem Laufen­

sichtbar. Das Abzeichnen der keimenden Samen vertieft

den, welche Tätigkeiten erledigt werden müssen, auch

das Verständnis der Vorgänge, das Beschriften der einzel­

wenn eine/r aus der Gruppe ausfällt. Der Plan kann für

nen Pflanzenteile vermittelt entsprechende Fachbegriffe.

jede Woche kopiert und in einem Ordner zur Übersicht

Schüler erkennen, dass Samen zum Keimen keine Erde

abgeheftet werden. Er kann laminiert und mit Folienstif­

benötigen, da alle Mineralstoffe in den Keimblättern ge­

ten beschriftet werden. Auf diese Weise kann ein Plan

speichert sind.

pro Beetgruppe während der ganzen Saison eingesetzt

Zur vereinfachten Aussaat ins Freiland können die Schü­

werden. Allerdings haben die Schülerinnen und Schüler

ler Saatbänder herstellen (Material 1.11). So kann verhin­

dann keine Informationen mehr, die über die eine Woche

dert werden, dass beim Aussäen zu viele Samen an eine

hinausgehen.

Stelle gesät werden. Mit Saatbändern lassen sich die Ab­

Damit Wachstum und Entwicklung der Pflanzen bewusst

stände zwischen den Samen besser einhalten, ebenso

wahrgenommen werden, ist es wichtig, die Veränderun­

wird zu tiefes Säen verhindert. Die Abstände zwischen

gen zu dokumentieren. Dazu wird am besten in regel­

den Samen werden im Saatband etwas knapper bemessen

mäßigen Abständen das Wachstum gemessen. Zunächst

als in der Literatur oder auf der Saatguttüte angegeben,

müssen die Schülerinnen und Schüler ein Kriterium zur Messung festlegen: Die Länge der Sprossachse ? Die An­ zahl der Blätter ? Die von der Pflanze bedeckte Fläche ? Eine regelmäßig angefertigte Zeichnung hilft dabei, die einzelnen Entwicklungsstadien bewusst zu erfassen. Damit die Schüler auf eigener Erfahrung basierende Er­ kenntnisse über den pflanzlichen Lebenszyklus gewinnen und so transferfähiges Wissen erwerben, kann von jeder Pflanzen ein Exemplar bis zur Samenreife stehen gelas­ sen werden. Es ist spannend, einen Kopfsalat oder ein Radieschen blühend und fruchtend bis zur Samenreife zu erleben. Werden die selbst angefertigten Zeichnungen einzelner Entwicklungsstadien vom Samen zum Samen im Kreis angeordnet, kann die Wiederkehr dieses Zyklus verdeutlicht werden.

Keimungskarussell mit Kapuzinerkressesamen. © Dorothee Benkowitz

Didaktische Kommentare

Vorbereitung des Bodens

Lehnert / Köhler / Benkowitz (Hrsg.); Schulgärten, Verlag Eugen Ulmer

ter zu verstehen. Die Beetplanung kann auch am PC er­ folgen, indem z. B. die Vorlage als Abbildung in Power­

Bevor die Beete im Frühjahr neu bepflanzt werden, wird

Point eingefügt wird.

der Boden gelockert, um ihn zu durchlüften und den Pflanzen optimale Wachstumsbedingungen zu bieten

Die Schüler erstellen Textfelder, die beliebig oft verscho­

­(Material 1.14). Ausführliche Hinweise zur Vorbereitung

ben werden können. Anschließend werden die Pläne

des Bodens finden sich im Buch in Kapitel 2.4.1.

­ausgedruckt. Die gespeicherte Datei gibt im nächsten

Zur Bearbeitung des Bodens stehen verschiedene Geräte

Jahr Aufschluss über das Angepflanzte und könnte zur

zur Verfügung, die unterschiedlich benutzt werden. Zur

langfristigen ­Planung im Sinne des Fruchtwechsels

Bodenlockerung sind besonders die Grabgabel und der

heran­gezogen werden. Dies wäre eine gute Gelegenheit,

Sauzahn geeignet. Beide Geräte schonen die Bodenlebe­

Schulgartenunterricht und Umgang mit neuen Medien

wesen und erhalten so die Organismenvielfalt. Die rich­

sinnvoll miteinander zu verknüpfen.

tige Handhabung erfordert einen beträchtlichen Kraftauf­ wand und muss mit den Schülern geübt werden. Am besten führt die Lehrperson die Geräte direkt am Beet vor, um mögliche Schwierigkeiten im Umgang sofort an­ sprechen zu können. Beim Benutzen der Grabgabel wer­ den Hebelgesetze angewendet. Ein Aufgreifen im natur­ wissenschaftlichen Unterricht ist sinnvoll, da sich Lernen in authentischen Situationen als besonders lernförderlich erwiesen hat.

Gemüsebeete anlegen Um den Nutzpflanzen möglichst optimale Wachstums­ bedingungen zu bieten ohne den Boden auszulaugen, ist es sinnvoll und nötig, mit den Schülern vor der Bepflan­ zung einen Plan zu erstellen (Material 1.15). Dabei sollten wichtige Grundsätze der Fruchtfolge und Mischkultur be­ rücksichtigt werden. In Kapitel 2.4.1 des Schulbuches werden dazu wichtige Hinweise gegeben. Die Tabelle über „gute“ bzw. „schlechte“ Nachbarn wird den Schülern bei der Planung zur Verfügung gestellt. Informationen



© Dorothee Benkowitz

Beetplan  von  _____________  

über Wachstumszeiten können entsprechenden Büchern

20  cm  

oder dem Internet entnommen werden.

20  cm  

Da bei der Planung häufig Korrekturen vorgenommen

20  cm  

werden bis sich alle Pflanzen zur rechten Zeit am rechten Platz befinden, werden die Pläne zunächst mit Bleistift ausgefüllt. Die Vorlage zum Erstellen des Bepflanzungsplans kann

Möhren  

Kresse  

Kartoffeln  

Gelbsenf  

20  cm   Radies-­‐ chen  

20  cm   Monat  

II  

III  

Kohlrabi   IV  

V  

Pflücksalat   VI  

VII  

VIII  

IX  

X  

XI  

beliebig vergrößert werden. Vielleicht wird der erste Plan gemeinsam mit allen entwickelt, um das Vorgehen leich­

Beispiele für Bepflanzungspläne.

© Dorothee Benkowitz

Didaktische Kommentare

Lehnert / Köhler / Benkowitz (Hrsg.); Schulgärten, Verlag Eugen Ulmer

Entdeckungen rund um den Kompost

• Material 1.16: Biologisch abbaubar ? Experimente zur Kompostierbarkeit verschiedener Materialien

Als „Recyclingzentrale des Gartens“ bietet der Kompost

Ziel: Verschiedene Ausgangsmaterialien auf ihre bio-

eine Fülle an Möglichkeiten zu Erkundungen rund um das

logische Abbaubarkeit hin getestet

Thema „Stoffkreisläufe“. So lassen sich überraschende

Dauer: Langzeitexperiment; je nach Ausgangsmate-

Einsichten gewinnen und neue, mikroskopische Dimensi-

rial zwischen 2 Wochen und einem Vierteljahr

onen erschließen. Eine vereinfachte Bestimmungshilfe für

• Material 1.17: Was machen Asseln im Kompost ?

im Boden und im Kompost lebende Tiere ist in diesem

Ziel: Erkundung der Bedeutung von Detritus fressen-

Band enthalten. Der Kompost ist fester Bestandteil des

den Tieren im Kompost

Gartens, sodass dieses Erkundungsfeld stets zur Verfü-

Dauer: Langzeitexperiment, ca. 2–3 Wochen

gung steht. Hinweise dazu gibt Kapitel 2.7 im Schulgar-

• Material 1.18: Recyclingspezialisten bei der Arbeit

tenbuch. Hier sind Begleituntersuchungen und Experi-

Ziel: Beobachtung von Regenwürmern bei der Ver-

mente zusammengestellt, die Schülern im Fachraum oder

arbeitung organischer Abfälle und bei der Durchmi-

auch im Klassenzimmer weitere Einblicke ermöglichen.

schung des Bodens (Bioturbation)

Biologischer Abbau von Naturmaterialien, halb- und vollsynthetischen Materialien auf Kompost Naturmaterialien pflanzl. Herkunft Baumwolle (BW) BW-/Zellw-Mull Leinen Ramiefaser Sisal Jute Hanf Reisstroh Naturmaterialien tier. Herkunft Seide Wolle halbsynthet. Materialien Küchenkrepp Papier Pappe Zellophan vollsynthet. Materialien Nylongaze Nylonseil Perlongewebe PE-Folie 0

5

keine sichtbare Veränderung

10

15

20 25 Laufzeit (Tage)

Verfärbung

30

Strukturauflockerung

35

40

45

Transparenz/ Verflüssigung

Beispiel für die Ergebnisdarstellung eines Experiments zur Kompostierbarkeit verschiedener Ausgangsmaterialien (Köhler, 1990).

© Artur Piestricow

Didaktische Kommentare

Lehnert / Köhler / Benkowitz (Hrsg.); Schulgärten, Verlag Eugen Ulmer

2  Gärtnern ohne Garten

(Material 2.1 bis 2.5)

Auch ohne einen „echten“ Schulgarten lassen sich

• Material 2.2: Kartoffeln im Eimer (ab Klasse 3)

­Kräuter, Gemüse oder Salat kultivieren. Sogar im Klas­

Ziele: Pflanzen, Wachstum beobachten,

senzimmer können Basilikum, Gurken oder Bohnen

ernten

wachsen.

Projektdauer: 3–4 Monate (Beginn März bis Mai)

Hochbeete, Pflanzkisten oder -kübel finden draußen na­

• Material 2.3: Radieschen in der Kiste (ab Klasse 3)

hezu überall einen Platz und bieten einen Einstieg ins

Ziele: Säen, Wachstum beobachten, ernten

„Gärtnern“. Auch beim Square-Gardening bleibt die An­

Projektdauer: 1 Monat (Beginn März, April, Mai,

baufläche überschaubar. Solche kleinen Gartenprojekte

­August und September)

lassen sich sehr gut in den laufenden Unterricht integrie­

• Material 2.4: Bau eines Mini-Hochbeetes

ren. Gemüsekulturen brauchen allerdings einen Ort mit

(ab Klasse 4)

mindestens einem halben Tag Sonne. Sie müssen regel­

Ziele: Erlernen des Umgangs mit einfachen Werkzeu­

mäßig mit Wasser versorgt werden.

gen (Säge, Meterstab, Hammer) Projektdauer: Bei guter Vorbereitung 2 Stunden

• Material 2.1: Eine Gurke im Klassenzimmer (ab Klasse 3)

Anmerkung: Je nach Verfügbarkeit muss die ­Materialliste angepasst werden.

Ziele: Säen, Wachstum und Rankenbewegungen

• Material 2.5: Pflanzquadrate (ab Klasse 2)

beobach­ten, ernten

Ziele: Säen, pflanzen, beobachten, ernten

Projektdauer: 3 Monate (März bis Mai)

Projektdauer: 1 bis 4 Monate, je nach Bepflanzung

Kartoffeln im Eimer.

Eine Gurke im Klassenzimmer.

© Hans-Joachim Lehnert

Radieschen in der Kiste.

© Hans-Joachim Lehnert

© Hans-Joachim Lehnert

Didaktische Kommentare

3 Tiere im Garten

Lehnert / Köhler / Benkowitz (Hrsg.); Schulgärten, Verlag Eugen Ulmer

(Material 3.1 bis 3.12)

In diesem Abschnitt sind Materialien zu Bo­dentieren, Tieren im Teich, Tieren an Stock­rosen und zu Wild­ bienen zusammengestellt. Einen weiteren Schwerpunkt bilden einfache Geräte, mit denen Tiere untersucht werden können.

Wildnis unter unseren Füßen – Tiere im Boden

Der Insekten-Untersuchungskoffer

Im Boden gibt es eine große Vielfalt an Tieren, die für die

Der Insekten-Untersuchungskoffer sollte die meisten für

Zersetzung organischer Abfälle sehr wichtig sind. Hier

Fang, Hälterung und Bestimmung von Insekten wichti­

lohnt es sich, einmal genauer hinzusehen.

gen Geräte und Bücher beinhalten. Der Koffer kann nach

Um Bodentiere zu erkunden, eignet sich ein Wald­boden

eigenen Erfahrungen ergänzt werden. Die Stückzahlen

mit einer Laubauflage oder auch ein Kompost beson­ders

richten sich nach der Gruppengröße, die Hälfte der

gut. Dabei macht es Sinn, zunächst ohne Hilfsmittel, dann

Gruppe sollte mit Fanggeräten ausgerüstet sein, die an­

mit einer Lupe und schließlich unter dem Mikroskop auf

dere Hälfte mit Bestimmungshilfen, wie Lupen und Bü­

die Suche zu gehen. Tiere, die mit bloßem Auge erkenn­

chern. Als Unterbringungsmöglichkeit bieten sich robuste

bar sind, werden zur so genannten „Makrofauna“ gerech­

geländegängige Einkaufstrolleys oder Kisten auf Trans­

net (über 2 mm groß). Solche, die nur mit der Lupe zu er­

portkarren an. So kann neben dem Schulgarten auch die

kennen sind, gehören zur „Mesofauna“ (ca. 0,2–2 mm

nähere und weitere Schulumgebung erforscht werden.

groß) und mikro­skopisch kleine Tiere bilden die „Mikro­

Am besten arbeiten die Schüler in 3er Gruppen mit

fauna“. Für Schüler ist ein Einblick in diese unbekannte

wechselnden Aktivitäten.

Welt faszinierend. Beim Unter­suchen von Bodenproben entwickeln sie häufig einen regelrechten „Jagdeifer“ und

Wichtige Materialien und Anmerkungen zur Ausstat-

sind erstaunt, in diesen kleinen Dimensionen neben den

tung des Koffers (Material 3.2):

reinen Zersetzern echte „Weidetiere“, die Bakterien­rasen

• Federstahlpinzetten: zur behutsamen Aufnahme von

abweiden oder auch „Raubtiere“ mit beeindruckenden

Tieren, gehen leicht verloren, deshalb mit auffälligen

Mundwerkzeugen zu entdecken. Die Vielfalt der Boden­

Tragebändern versehen. Bezug über Insektenbörsen

tiere ist groß. Einen guten Überblick geben Brucker & Ka­

oder Internet.

lusche (1990). Im Internet gibt es eine hervorragende

• Lupen: Vergrößerung 8- bis 10-fach (maximale Ver­

Seite mit vielfältigen Materialien und recht detaillierten

größerung wird nur bei richtiger Benutzung erreicht.

Bestimmungshilfen: Das Projekt „Hyper­soil“ der Uni­

Lupe direkt vor das Auge halten).

versität Münster (hypersoil.uni-muenster.de). Dort gibt es

• Gefäße: verschließbare, bruchssichere, durchsichtige

unter anderem auch eine Bodentierkartei, in der wichtige

Behältnisse (am besten Plastik), für längere Aufent­

Informationen zu den Bodentieren in unterrichtsgeeigne­

halte der Tiere mit Luftlöchern versehen.

ter Form zusammengestellt sind.

• Barberfallen: glattrandige Gefäße, die in den Boden

In Material 3.1 stellen wir die häufigsten Tiergruppen vor,

eingegraben werden (z. B. Joghurtbecher). Auf dem

geordnet nach Beobachtungsdimensionen (mit bloßem

Boden sollte etwas Moos als Versteck dienen. Damit

Auge, mit der Lupe, mit dem Mikroskop).

die Tiere bei Regen nicht ertrinken, sollte die Falle abgedeckt werden (Rinde, flache Steinplatte …). • Insektenkescher mit Stiel: ca. 40 cm Durchmesser und dunkler Stoffbeutel (es geht auch helle, alte Gardine), der länger ist als der Durchmesser (siehe Material 3.4).

Didaktische Kommentare

• Klopfschirm: weißer Stoff, der durch Federstahl oder

Lehnert / Köhler / Benkowitz (Hrsg.); Schulgärten, Verlag Eugen Ulmer

ren Zeitraum durchgeführt werden. Hilfreich für den

Gerüst aufgespannt wird, es geht auch ein heller Re­

Fang und die Beobachtungen der Tiere ist ein Insekten-

genschirm. Am erfolgreichsten ist der Einsatz an blü­

Untersuchungskoffer (Material 3.2).

henden Sträuchern im Frühjahr. Unter den Strauch / Ast halten und mit einem Stock kräftig auf den Busch

Material 3.3: Wer lebt an der Stockrose? (mehrmals

klopfen, kann auch an krautigen Pflanzen eingesetzt

ca. 1 Stunde, ab Klasse 4)

werden.

Zur einmaligen Beobachtung eignen sich besonders die

• Schalen, groß, weiß und flach (Fotoschalen, Katzen­

fruchtenden Pflanzen.

klo): Einsatz wie Klopfschirm und zum Auslesen von

Ziele:

Kescherfängen.

• Genaues Beobachten

• Exhaustor: Zum Aufnehmen/Fangen kleiner Insekten durch einen Luftsog. Einfacher Selbstbau möglich, zahlreiche Anleitungen im Internet. • Plexi-Glasscheibe mit Fanggefäß (Lufteklektor): Fluginsekten fliegen dagegen und fallen durch einen

• Kennenlernen verschiedener Insektenarten und ­-gruppen • Erkennen der Lebensweise der Arten • Dokumentieren von Beobachtungen • Grafisches Darstellen der Ergebnisse

Trichter in ein darunter befindliches Gefäß, durch den Reuseneffekt des Trichters kommen sie nicht

Abgebildete Tiere

mehr hinaus. Im Fanggefäß sollte angefeuchtetes zu­

Links:

sammengeknülltes Papier sein, damit die Tiere nicht

• Feuerwanze

austrocknen und sich nicht gegenseitig auffressen.

• Zweifarbiges Malven-Spitzmäuschen

Die Falle ist besonders erfolgreich an Leitstrukturen

• Malven-Samenmotte

(z. B.  Waldrändern, Gebäudeecken, Hecken …) und

• Blattwespe

vor blühenden Pflanzen.

Rechts: • Langrüssliges Stockrosenspitzmäuschen • Gewöhnlicher Malven-Erdfloh

Insektenbeobachtungen an der Stockrose

• Malven-Dickkopffalter Raupe

Insekten sind die artenreichste terrestrische Tiergruppe. Um einen Einstieg zu bekommen, sollte man sich auf ein­

Bau eines Insektenkeschers

zelne Ordnungen beschränken oder auf einen eng um­ grenzten, überschaubaren Lebensraum. Eine Möglichkeit

Zur Erforschung der Insektenvielfalt braucht man spezi­

besteht darin, sich auf die Lebensgemeinschaft einer

elles Handwerkszeug. Um Insekten auf der Wiese, an

Pflanze zu konzentrieren. Besonders gut untersucht sind

Sträuchern oder aus der Luft zu fangen braucht man

die z. B. Lebensgemeinschaften auf Disteln (Kattmann

einen Kescher (Streifnetz). Das hier vorgestellte Kescher­

2001) oder Brennnesseln. Im Schulgarten bietet sich die

modell kann mit relativ einfachen Mitteln (Werkzeug

Erforschung der Lebensgemeinschaft der Stockrose an.

und Finanzen) und Tätigkeiten selbst hergestellt werden.

Da einige der Arten, insbesondere die Spitzmausrüssler,

Einzig das Nähen des Kescherbeutels kann für Ungeübte

noch nicht flächendeckend in Deutschland vorkommen,

schwierig sein. Eine Vorbereitung durch Lehrer oder El­

kann sogar mit Erstnach­weisen für nördliche Regionen

tern wäre evtl. sinnvoll.

gerechnet werden.

Das Modell ist in Größe, Netzbeutel und Stiellänge leicht

Aufgabe für die Schüler ist das Erkennen der Insekten

modifizierbar. Bei einem größeren Durchmesser des Ke­

und Zuordnen zu verschiedenen Bereichen der Pflanze.

schers oder einem Wasserkescher sollte der Kescherbügel

Die Beobachtungen sollten regelmäßig über einen länge­

mit zwei Schlauchschellen befestigt werden. Es bietet