Rohstoffe aus dem Meer - Robin Wood

20.02.2014 - Rohstoff ist das Methanhydrat. Seit den 30er Jahren ist es bereits bekannt. Doch zur industriellen Förderung ist es noch nicht gekommen – und ...
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tropenwald

Rohstoffe aus dem Meer Eisförmiges Gas, mineralreiche Manganknollen, riesige Ölvorkommen – all das lagert unter dem Meeresboden. Mit den knapper werdenden Ressourcen an Land wird die Förderung dieser Rohstoffe aus dem Meer immer attraktiver. Gleichzeitig wird damit die Gefahr größer, das sensible Ökosystem Meer weiter zu stören. Wichtige Fragen nach den Chancen und Risiken des Rohstoffabbaus im Meer beleuchtet die dritte Ausgabe des „World Ocean Review“, die am 20. Februar 2014 erschienen ist.

Zum neuen „World Ocean Review – Mit den Meeren leben“

Der 170 Seiten dicke Meeresbericht wird von einer Initiative mit dem Namen „Ozean der Zukunft“ aus Kiel zusammen mit dem Hamburger Magazin Mare herausgegeben. Die mehr als 140 WissenschaftlerInnen aus sechs Fakultäten der Uni Kiel, die sich mit dem Klima- und Ozeanwandel beschäftigen, wollen mit vielen Fakten über den Zustand der Meere informieren, ohne dabei eine subjektive Wertung abzugeben. Sie möchten ein möglichst breit gefächertes Publikum ansprechen, indem sie Wissenschaftliches für Laien zugänglich machen und zur Diskussion einladen. Alle Berichte können auf der Website worldoceanreview. com als PDF-Datei heruntergeladen, als auch in kostenloser Printform angefordert werden. Den gemeinsamen Dialog halten die Macher dieser Arbeit, ganz besonders in diesem Jahr, für wichtig, da es um Richtungsbestimmung bei der Ausbeutung neuer potentieller Rohstofflager auf und im Meeresboden geht. Ökonomische Interessen stehen hier im Vordergrund, die letztendlich uns alle betreffen werden. Allerdings, so denken die WissenschaftlerInnen, wird es mit dem Thema „Rohstoffe aus dem Meer“ ganz besonders schwierig werden, ein breites Publikum anzusprechen – ganz im Gegensatz zum letzten Bericht, bei dem es um die Zukunft der Fischbestände ging. Auch wenn uns sowohl mineralische als auch energetische Rohstoffe in unserem Alltag tagtäglich begleiten, so haben wir doch kaum einen wirklich wahrnehmbaren Bezug zu ihnen. Wir erleben sie sehr abstrakt als Energie aus der Steckdose oder als Handy und Smartphone. Fische oder ganz allgemein Meereslebewesen

Zur Zeit gibt es ungefähr 900 große Plattformen, die in den Weltmeeren die begehrten Energieträger Öl und Gas zu Tage fördern

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Foto: Andreas/pixelio.de

titel sind dagegen emotional eher erlebbar und zudem seit Urzeiten ein Bestandteil des Lebens für Menschen. Da es sich jedoch bei Fischen, Meeresfrüchten und Algen – bei schonender Ernte – um schneller regenerierende Ressourcen handelt, so sind mineralische und energetische Ressourcen in der Regel über Jahrmillionen entstanden und stellen ein endliches Gut dar – ganz abgesehen von den Umweltbelastungen und gesellschaftlichen Auswirkungen, die die Rohstoffgewinnung sowie -nutzung mit sich bringt. Der Review nimmt die Entstehung, die Erforschung und die Förderung von Öl und Gas in den Fokus. Aber auch die Potenziale und Risiken des Abbaus von Erzen wie Kobaltkrusten, Manganknollen und anderen mineralischen Rohstoffen, sowie eisförmiges Erdgas, genannt Methanhydrat, werden untersucht. Öl und Gas werden schon seit langem im Meer gefördert. Ein stetiger Anstieg der Ölpreise macht die Erschließung dieser Rohstoffe lohnenswert. Zur Zeit gibt es ungefähr 900 große Plattformen, die in den Weltmeeren die begehrten Energieträger zu Tage fördern. Schon Ende des 19. Jahrhunderts begann man damit, allerdings in lediglich einigen Meter tiefen Gebieten. Inzwischen ist man bei fast 3000 Metern angelangt, dem sog. Tiefstwasserbereich. Heute hat die Offshore-Ölgewinnung einen Anteil von 37 Prozent der insgesamt geförderten Menge, bei Offshore-Gas liegt der Anteil bei 28 Prozent. Der steigende Bedarf an mineralischen Rohstoffen führt zu immer größerem Interesse einiger Staaten, den Abbau unter Wasser ins Visier zu nehmen, warnen die WissenschaftlerInnen im Review. Allerdings ist die Förderung bisher meist unrentabel, da das Suchen und Fördern enorme Kosten birgt. Lediglich der Sand- und Kiesabbau ist bereits in vollem Gange. Die Förderung von Erzen, wie der Manganknollen, Kobaltkrusten oder Massivsulfiden sind hingegen (noch) Zukunftsmusik, wie der Review darstellt. Viele Staaten sehen in der Förderung solcher Erze einen Schritt in die Unabhängigkeit von Importen wertvoller Metalle. Denn aktuell besitzen nur einige wenige Länder ein „Quasimo-

nopol“ solcher begehrten Metalle. Die ungefähr faustgroßen, mineralreichen Manganknollen, enthalten neben Eisen, Nickel, Kobalt, Kupfer, Zink und Lithium vor allem das chemische Element Mangan. Sie kommen meist in einer Wassertiefe von 3500 Metern und tiefer vor, hauptsächlich im Indischen Ozean und im Pazifik. Nach Schätzungen der WissenschaftlerInnen kann 2016 mit der Ernte von Manganknollen begonnen werden. Massivsulfide befinden sich meist in der Umgebung von heißen Quellen. Sie entstehen, wenn kaltes Meerwasser in tiefe Meeresbodenspalten, die in mehreren Kilometern Tiefe an Magmakammern reichen, gelangt. Dort erhitzt sich das Wasser rasant auf bis zu 400° Celsius und löst dabei mineralische Metalle aus dem Gestein. Durch die Erwärmung schießt das Wasser zurück ins Meer, wo es sich mit kaltem Wasser vermischt, abkühlt und einen erzreichen Niederschlag um die Quelle bildet. Vor allem Gold, Silber, Kupfer, Zink und Blei sind in diesen Erzen enthalten, aber auch wichtige Spurenelemente lassen sich in ihnen finden.

fach verringertes Volumen. Vor allem Länder, die große Mengen an Erdöl und Gas importieren, könnten Methanhydrat-Vorkommen in eigenen Gewässern eine größere Unabhängigkeit bieten. Jedoch gibt es bis heute keine ausgereifte Techniken, das Methanhydrat zu fördern. Zudem sind mögliche Umweltbelastungen noch nicht ausreichend untersucht worden. Die Förderung von Rohstoffen aus den Ozeanen wird unweigerlich mit Umweltbelastungen und -schäden einhergehen. Deshalb ist es vordringlich, dass wir uns informieren und neue Lösungswege suchen. Doch das geht nur, wenn genügend Menschen dies tun und die Diskussion darüber in Gang bringen, denn viel Zeit bleibt nicht mehr, um gravierende Schäden von den Ozeanen und unserem Klima abzuwenden. Der „World Ocean Review“ bietet dafür eine gute Grundlage und vermittelt einen hervorragenden Einblick in die Bedrohung unserer Weltmeere. Jakob Wirth studiert Politik und Wirtschaft, Universität Witten/Herdecke. Er hat im Februar und März 2014 ein Praktikum beim ROBIN WOOD-Magazin, Bremen, absolviert

Bei den Kobaltkrusten handelt es sich um mineralische Ablagerungen an den Flanken von submarinen Gebirgszügen und an Seebergen. Diese Ablagerungen enthalten ebenfalls vor allem Mangan, Eisen, Nickel und Kobalt aber auch Platin und andere Elemente. Vor allem im Westpazifik in Tiefen ab 1000 bis 3000 Metern befinden sich diese Vorkommen. Ein anderer, ins Visier genommener Rohstoff ist das Methanhydrat. Seit den 30er Jahren ist es bereits bekannt. Doch zur industriellen Förderung ist es noch nicht gekommen – und es wird wohl auch noch lange dauern. Methan ist der (brennbare) Hauptbestandteil von Erdgas: Es besteht je nach Qualität aus bis zu 99 Prozent aus Methan. Durch den hohen Druck in großen Wasssertiefen und Kälte kann sich Methan mit Wasser zusammen zu Hydrat umwandeln, einer eisähnlichen, festen Struktur. Im Vergleich zu Methan im Normalzustand hat es hier ein 160-

World Ocean Review 3. Mit den Meeren leben Rohstoffe aus dem Meer – Chancen und Risiken Mare Verlag, 2014, 170 Seiten kostenlos downloaden oder bestellen unter worldoceanreview.com

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