Remake Bernhard Eder
Ein gutes Coveralbum aufzunehmen ist wahrlich keine leichte Aufgabe. Über das »nachspielen« fremder Songs kann vortrefflich gestritten werden. Bernhard Eder hat sich nun dieser Herausforderung angenommen und wer das umtriebige Multitalent kennt, der weiß, hier ist etwas Größeres geschehen. Ein genreüberschreitender Streifzug durch die Musikgeschichte, so gekonnt in den eigenen musikalischen Kontext versetzt, dass es sich ein ums andere Mal um einen (un-)echten Eder handelt.
Es mag kaum überraschen, dass Eder sich endlich
eigens auf ihn zugeschnitten kommt »Never let me
einem vollumfänglichen Coveralbum gewidmet hat.
down« daher. Ein am Ego übermotivierter Produzenten
Die Idee dazu war längst geboren, schließlich hatten
gescheiterter Song, dessen starke Komposition nach
es bereits einige Fremdversionen auf seine Single-
fast dreißig Jahren endlich Gerechtigkeit erfährt.
B-Seiten geschafft; auf zahlreichen Samplern waren
Doch ist die genreübergreifende Sammlung nicht nur
seine exklusiven Cover vertreten. Die Zeit war reif, um
dem Suchen nach passendem Material geschuldet.
sich auf dem weitläufigen Spielplatz der Musikhistorie
Manchmal sind es die Songs, die Bernhard Eder finden.
auszutoben.
Unvermittelt, mehr aus einer Stimmung heraus entstand »Heite Drah I Mi Ham«. Einer dieser Klassiker, die man
Remake jedoch startet augenzwinkernd mit der
gefälligst nicht anzurühren hat. »Ich hatte den Song
vollen Breitseite Rock’n’Roll-Klischees. Leichtfüßig
zufällig gehört und plötzlich das Bedürfnis, ihn auf der
enteignet Eder den Gallagher-Brüdern ihren »Rock’n’
Stelle zu covern.« Nach zwei Tagen war alles im Kasten.
Roll Star«, der sich dergestalt schnell als beschwingte
Düster, getrieben, reduziert und in seiner Klarheit
Whistle-Nummer entpuppt und so einmal mehr
besorgniserregend schön.
beweist, wie herrlich Selbstironie vertont klingen kann. Dass die angesprochene Leichtfüßigkeit auch
Bernhard Eder führt die eigenen Bedenken, nicht auf
melancholiekompatibel ist, zeigt das zum Duett
Langspielerlänge überzeugen zu können, gekonnt ad
gewordene »I‘m crying (Mother‘s Tears)«, welches Mira
absurdum. Remake ist nichts anderes geworden, als ein
Lu Kovacs als kongeniale Partnerin in Szene setzt. Es ist
weiteres, wunderbares Bernhard Eder-Album, dessen
nicht einfach nur Eders Gespür, bestehendes Material
positive Schwermut über allem liegt. Das dünne Eis,
in neues Licht zu rücken, es ist auch das glückliche
auf welches sich Musiker mit Coverversionen wagen, es
Händchen, fraglos talentierten Neulingen der Branche
hält der homogenen Mischung mühelos stand. Es ist die
eine Bühne zu bereiten.
Kunst, das Adaptierte in die Summe der einzelnen Teile zu zerlegen, es in Frage zu stellen, dem eigenen Schaffen
»Und da war dann auch noch der plötzliche Tod von
anzupassen und das Übriggebliebene wiederzubeleben.
David Bowie.« Während die Musikwelt sich in der ersten
Die zehn handverlesenen Stücke wurden einverleibt,
Zeit nach Bowie mit Coverversionen seiner größten
geradezu eingeatmet, bis zur Unkenntlichkeit mögen die
Erfolge überschlug, sucht Eder gezielt am angeblichen
einen sagen, bis es ein echter Eder ist, die anderen.
Tiefpunkt einer Weltkarriere – und wird fündig. Wie
—Anna-Luisa Rudolph
Release Österreich
Release Deutschland
Kontakt Bernhard Eder
25.11.2016
13.01.2017
[email protected]
Tron Records/Hoanzl
Tron Records/Broken Silence
www.bernhardeder.net