REGENERATIVE RÄUME

Dieses Buch wurde auf 100 % Recyclingpapier, zertifiziert mit dem FSC®-Siegel und ... Does Fairtrade certification enhance small farmers' resilience.
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Peter Droege, Jörg Knieling (Hrsg.)

REGENERATIVE RÄUME Leitbilder und Praktiken nachhaltiger Raumentwicklung

Changing lives. Opening minds.

Co-funded by the European Union

Die Herausgeber danken Frau Dr.-Ing. Anis Radzi und Herrn Dr.-Ing. Thomas Zimmermann für die Unterstützung bei der Redaktion des Buches.

Selbstverpflichtung zum nachhaltigen Publizieren Nicht nur publizistisch, sondern auch als Unternehmen setzt sich der oekom verlag konsequent für Nachhaltigkeit ein. Bei Ausstattung und Produktion der Publikationen orientieren wir uns an höchsten ökologischen Kriterien. Dieses Buch wurde auf 100 % Recyclingpapier, zertifiziert mit dem FSC®-Siegel und dem Blauen Engel (RAL-UZ 14), gedruckt. Auch für den Karton des Umschlags wurde ein Papier aus 100 % Recyclingmaterial, das FSC® ausgezeichnet ist, gewählt. Alle durch diese Publikation verursachten CO2-Emissionen werden durch Investitionen in ein Gold-Standard-Projekt kompensiert. Die Mehrkosten hierfür trägt der Verlag. Mehr Informationen finden Sie unter: http://www.oekom.de/allgemeine-verlagsinformationen/nachhaltiger-verlag.html Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet unter http://dnb.d-nb.de abrufbar. © 2017 oekom, München oekom verlag, Gesellschaft für ökologische Kommunikation mbH, Waltherstraße 29, 80337 München Layout und Satz: Reihs Satzstudio, Lohmar Korrektorat: Maike Specht, München / Dr. Simon Mussell, York/GB Umschlagentwurf: Elisabeth Fürnstein, oekom verlag Umschlagabbildung: © igor_shmel – Fotolia.com Druck: Bosch-Druck GmbH, Ergolding Dieses Buch wurde auf 100-prozentigem Recyclingpapier gedruckt. Alle Rechte vorbehalten ISBN 978-3-86581-834-8 E-ISBN 978-3-86581-834-8

Peter Droege, Jörg Knieling (Hrsg.)

REGENERATIVE RÄUME Leitbilder und Praktiken nachhaltiger Raumentwicklung

Doppelband des interdisziplinären Doktorandenkollegs Dokonara

Inhaltsverzeichnis

Peter Droege, Jörg Knieling Regenerative Räume – Leitbilder und Praktiken nachhaltiger Raumentwicklung . . . . . . . . 9

LEITENDE BILDER Jörg Knieling, Martin Krekeler Leitbilder als Instrument für eine nachhaltige Raumentwicklung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21 Ulf Hahne, Simone Markert Leitbild Bürgerengagement und die Herausforderungen des demographischen Wandels . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33 Peter Droege Beyond Smart: Intelligent Cities and Terrestrial Habitability . . . . . 47 Frank Schulz Stadtgestalt im Stadtumbau: Potenziale für eine nachhaltige Stadtentwicklung . . . . . . . . . . . . 51

ENERGIE UND RAUM Jonas Abraham, Thomas Köhler Energiewende-Städte/ Transition Towns: Ein Beteiligungsmodell für resilienz- und suffizienzbasierte Leitbilder und Visionen in der Stadtentwicklung . . . . . . . . . . . . . 85 Susanna Erker Räumliche Resilienz im Hinblick auf Energiekrisen . . . . . . . . . . .

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Simone Markert Alternative Wege in der Stadtentwicklung: Slow Cities und Transition Towns als Anstöße für eine wachstumsunabhängige Stadt? . . . . . . . . . . . . . . . . .

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FREI-RÄUME Rieke Hansen Grüne Infrastruktur für Städte – ein neuer Begriff für bereits bekannte Planungsstrategien oder zukunftsweisendes Konzept? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 153 Christoph Herrmann Konfektionierter Raum: Handlungsbeschränkung oder Handlungsspielräume in urbanen Freiräumen? . . . . . . . . . . . . .

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Philip Grell Innerstädtisches: Eine kultur- und sprachgeschichtliche Untersuchung am Beispiel »innerstädtischer« Orte in Schanghai . . . . . . . . . . .

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REGIONALE RÄUME Sylwia Patron Die Regionalpolitik der polnischen Region Masowien im Spannungsfeld von Innovation und Nachhaltigkeit . . . . . . . . . 211 Clément Guasco The TEN-T policy and the Fehmarn Belt Tunnel: Impact on regional development between the Öresund and Hamburg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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WERTE UND RAUM Magda Rich The »Healing City« – A literature review exploring the introduction of therapeutic horticulture in urban planning in developed countries . . . . . . .

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Vera Kaps Lebensstil Kalkbreite: Gebaute Nachhaltigkeit als identitätsstiftendes Merkmal am Beispiel des Wohn- und Gewerbebaus Kalkbreite in Zürich . . . . . . . . . .

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Simone Linke Räumliche Wandlungsprozesse in ländlich bezeichneten Regionen im Kontext des gesellschaftlichen Wertewandels . . . .

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FAIR PLAY AND SPACE Armin Kratzer Of Bioneers and Creative Destruction? Linking Entrepreneurship and Transitions to Sustainable Development in Biosphere Reserves . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Daniel Magalhães Does Fairtrade certification enhance small farmers’ resilience and regional development? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 313 Clarissa Reikersdorfer Foundations of a Theory of Sustainability in Architecture and Planning . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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METHODEN ZUR NACHHALTIGKEIT Markus Berchtold-Domig Entwicklung eines multivariablen Raumplanungsinstruments SHARC zur Verbesserung der inneren Stärke der Gemeinden in Vorarlberg gegenüber zukünftigen Anforderungen . . . . . . . .

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Celina Martinez Die Entwicklung städtebaulicher Leitbilder im Metropolitanraum Zürich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Sandy-Cheril Manton Ableitung von Indikatoren für ein nachhaltiges Campuskonzept im Bereich Energie- und Gebäudebewertung mithilfe geographischer Informationssysteme . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Peter Droege, Jörg Knieling

Regenerative Räume – Leitbilder und Praktiken nachhaltiger Raumentwicklung

Das Doktorandenkolleg für Nachhaltige Raumentwicklung, kurz »Dokonara« genannt, wurde 2007 in Liechtenstein ins Leben gerufen. Sie wird heute von den Universitäten Innsbruck, Kassel und Liechtenstein sowie der HafenCity Universität Hamburg gemeinsam getragen. Die Dokonara widmet sich jedes Jahr an bis zu vier Tagen einer Rahmenthematik, zu der insbesondere Doktorandinnen und Doktoranden ihre jeweiligen Arbeitsstände präsentieren sowie Thesen, Fragen und konzeptionelle Zwischenergebnisse zur Diskussion stellen. Von den beteiligten Hochschulen sind die Professoren Martin Coy, Peter Droege, Ulf Hahne und Jörg Knieling jeweils mit ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern vor Ort, um gemeinsam mit zusätzlich eingeladenen Fachleuten zur kritischen Entwicklung der Dissertationen beizutragen. In den vergangenen Jahren durch das ERASMUS+-Programm der Europäischen Union und durch die liechtensteinische Landesregierung unterstützt, hat das Kolleg in der Dekade bis 2017 die Entwicklung von über 200 europäischen, aber auch außereuropäischen Doktorandinnen und Doktoranden begleitet. Durch öffentliche Ereignisse und Veranstaltungen sowie Publikationen verbreitet die Dokonara Einsichten aus der Entwicklung neuer Dissertationen und gibt Einblick in die Arbeit des wissenschaftlichen Nachwuchses, der sich mit dem Ideal der Nachhaltigkeit befasst. Dem ERASMUS+-Rahmen der EU, administriert von der Agentur für internationale Bildungsangelegenheiten (AIBA) der Regierung des Fürstentums Liechtenstein sowie der Universität Liechtenstein, sei hiermit eine besondere Würdigung seitens der Verantwortlichen der Dokonara ausgesprochen. Zum Abschluss der ersten Dekade der Dokonara wurden zwei zentrale Themen herausgegriffen, das der Visionen und Leitbilder und das der Regenerativen Raumentwicklung. Die auf den neuesten Arbeitsstand gebrachten Papiere der Doktorandinnen und Doktoranden in dieser Edition blicken somit auf die Leitbilder einerseits und das Ideal der Regenerativen Stadt- und Regionalentwicklung andererseits. Dies postuliert implizit die Hypothese, dass Zukunftsvorstellungen durchaus auf empirischen Erfahrungen fußen sollten und dass Nachhaltigkeit und gar die Vorstellung der erneuerbaren und resilienten Regionalentwicklung zu einer greifbaren Identität führen kann, die sich in Form von Leitbildern abbilden lässt beziehungsweise solche Leitbilder hervorbringen kann.

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Die Themenstellungen, mit denen sich die Dokonara seit ihrer Gründung befasst hat, lauteten wie folgt: »Große Transformation: Nachhaltige Stadt- und Regionalentwicklung als Herausforderung«, Hamburg, 2016 »Governance for Sustainability Transitions: Herausforderungen und Veränderungsprozesse in Regionen«, Innsbruck, 2015 »Regenerative Region: erneuerbar, ressourcenschonend und resilient«, Liechtenstein, 2014 »Visionen und Leitbilder für eine nachhaltige Stadt- und Regionalentwicklung«, Hamburg, 2013 »Transformation der Gesellschaft für eine nachhaltige Stadt- und Regionalentwicklung«, Kassel, 2012 »Verantwortung für die Region? Steuern und Planen für eine nachhaltige Regionalentwicklung«, Innsbruck, 2011 »Nachhaltige alpine Raumentwicklung«, Liechtenstein, 2010 »Globale Krise – Regionale Nachhaltigkeit«, Kassel, 2009 »Globaler Wandel – Regionale Nachhaltigkeit«, Innsbruck, 2008 »Nähe aufwerten, Grenzen öffnen, Entfernungen spürbarer machen – Fokus dispers besiedelte Regionen am Beispiel Alpenrheintal«, Liechtenstein, 2007 An dieser Stelle sei allen Beteiligten für ihr großes Engagement und ihre Bereitschaft gedankt, sich auf den interdisziplinären Dialog im Rahmen der Dokonara einzulassen. Die kritische, disziplinäre Grenzen und Selbstverständnisse überschreitende Auseinandersetzung über die unterschiedlichen Forschungsthemen der Doktorandinnen und Doktoranden erforderte es immer wieder, eigene Denkmuster und Forschungsroutinen zu hinterfragen und unbekannte Wege zuzulassen. Gerade in dieser Erweiterung der fachlichen und methodischen Horizonte liegt sicherlich eine besondere Bereicherung, die von der Dokonara ausgeht und die auch mit dazu beiträgt, dass der Verbund inzwischen auf zehn Jahre fruchtbarer Zusammenarbeit zurückblicken kann. Dem vorliegenden Doppelband liegt die Überzeugung zugrunde, dass  dynamisch und kollektiv gestaltete, nachhaltige Raumentwicklungsprozesse unsere Zukunft und die zukünftige Forschung bestimmen können und sollten. In einem Zeitalter der fortgeschrittenen, durch den Einsatz fossiler Brennstoffe und schädlicher Landnutzungspraktiken ausgelösten Erderwärmung befassen sich jedoch  überraschenderweise immer noch relativ wenige Dissertationsprojekte mit diesen essenziellen gesellschaftlichen Herausforderungen.

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Wir hoffen, dass die Dokonara mit diesen 21 Beiträgen in sieben Themen zumindest einen bescheidenen Beitrag dazu leisten kann, die Forschung in Richtung nachhaltiger Stadt-, Regional- und Raumentwicklung zu stärken.

LEITENDE BILDER Einleitend geben Knieling und Krekeler einen Einblick in die deutsche Diskussion um Leitbilder in der gesamträumlichen Planung. Ihr Ausgangspunkt bildet das Leitbild der Nachhaltigkeit, das von der Brundtland-Kommission 1987 entwickelt wurde und der Diskussion um eine zukunftsfähige Entwicklung Impulse gab. Eine Neuausrichtung von planerischem Handeln verfolgen Leitbilder auch in der Raumentwicklung. Dementsprechend definieren die beiden Autoren den Begriff und gehen auf die unterschiedlichen Funktionen ein. Im Hinblick auf die Bedeutung von Leitbildern unterscheiden die Autoren den bildhaft dargestellten Zielzustand einer zukünftigen Entwicklung von Prozessen, in denen die Visionen erarbeitet werden. Herausforderungen für eine zukunftsfähige Entwicklung vor dem Hintergrund des demographischen Wandels thematisieren Hahne und Markert anhand einer empirischen Untersuchung in fünf Gemeinden. Die Fragestellung, mit der sich die beiden Autoren dabei auseinandersetzen, lautet: Inwieweit verändert sich das bürgerschaftliche Engagement, das die Autoren als zentral für das politische und kulturelle Leben vor Ort ansehen, infolge des demographischen Wandels? Zum Abschluss ihres Beitrags stellen die Autoren heraus, dass die Einflussmöglichkeiten des bürgerschaftlichen Engagements auf den demographischen Wandel beschränkt sind. Sie messen dem bürgerschaftlichen Engagement dennoch eine hohe Bedeutung für eine zukunftsfähige Entwicklung bei und entwickeln dementsprechend Empfehlungen für seine Stärkung. Droege liefert ein leidenschaftliches Plädoyer, sich von der energetischen Basis moderner städtischer Entwicklung (Kohle, Öl, Atom) zu erneuerbaren und Kohlenstoffdioxid sequestrierenden Städtebauprozessen zu wenden, indem die Verbindung zwischen ökologischen Katastrophen, modernen und zeitgenössischen Ressourcenkriegen und dem heutigen urbanen Kriegsuntaten erkannt wird. Öl und Erdgas haben eine dramatische Verschänderung im Erdklima ausgelöst; und die Kriege, in denen um die Quellen und Märkte dieser Ressourcen gekämpft wurde und weiter gebombt wird, hinterlassen untragbare Kosten: zahlreiche Städte zerstört, das Leben ihrer Bewohner beendet oder ruiniert. Das Schicksal dieser Städte ist ein lauter Ruf, sich aus dem Würgegriff der fossilen Brennstoffe und ihrer Besitzer zu lösen: mächtige Korporationen und ihre Regierungsvertreter. Droege fordert ein »Klima für den Frieden«, ausgelöst dadurch, dass alle die existenzielle und erschre-

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ckende Klimabedrohung erkennen und zusammen den Kampf gegen den gemeinsamen Feind des Klimawandels aufnehmen. Der Beitrag von Schulz fokussiert sein Nachhaltigkeitsverständnis auf baukulturelle und damit gestalterische Aspekte. »Stadtgestalt« wird als ein mehrdimensionaler Begriff verstanden, der neben den baulichen Aspekten die Nutzbarkeit, die Geschichtlichkeit (bzw. Erinnerungsfähigkeit) des städtischen Raums sowie das Image oder die Atmosphäre beinhaltet. Auf der Grundlage der Diskussion um Nachhaltigkeit und insbesondere Stadtgestalt entwickelt der Autor ein Untersuchungsdesign zur Analyse der Berücksichtigung stadtgestalterischer Aspekte beim Stadtumbau. Erste Ergebnisse lassen ihn auf Defizite schließen, sodass er eine Neuausrichtung der Städtebauförderung auf entsprechende Aspekte empfiehlt.

ENERGIE UND RAUM Mit dem Leitbild einer resilienz- und suffizienzbasierten Stadtentwicklung setzen sich Abraham und Köhler am Beispiel der Transition-Town-Initiativen auseinander. In ihrem Beitrag geben die Autoren einen Überblick über die Bewegung und beschreiben mit dem Transition-Town-Prozess in der Stadt Hannover ein Fallbeispiel. Dabei gehen sie auf die visionären Zielvorstellungen und die Ansatzpunkte zu ihrer Erreichung ein und beschreiben die Setzungen, welche der Wirklichkeitskonstruktion der involvierten Akteure zugrunde liegt. Abschließend skizzieren die Autoren Ansatzpunkte für eine transformatorische Stadtentwicklungspolitik. Den Zugang von Erker zum Resilienzkonzept bildet das apokalyptische Szenario von Peak-Oil, dessen Erreichen seit dem Bericht des Club of Rome bereits mehrfach prophezeit wurde. Ihr Zugang ist im Gegensatz zu den beiden vorangegangenen Autoren stärker an der raumplanerischen Resilienzdiskussion orientiert. Erker entwickelt ein normatives Konzept einer resilienten Raumentwicklung, das sie auf Energieraumplanung in den fünf unterschiedlichen Raumtypen Österreichs anwendet. Auf der Grundlage bescheinigt sie dem Resilienzkonzept, dass es aufgrund der laufenden Auseinandersetzung mit dynamischen und unbekannten Prozessen einen wichtigen Beitrag zur Weiterentwicklung des Nachhaltigkeitskonzepts liefert. Als entscheidend dafür stellt die Autorin den Perspektivwechsel heraus, den Resilienz für die Weiterentwicklung des Nachhaltigkeitskonzepts liefert. Markerts Beitrag basiert auf der Kritik einer gesellschaftlichen Entwicklung, die einseitig auf Wirtschaftswachstum fokussiert. Sie untersucht, wie konzeptionelle Ansätze der Stadtentwicklung daran neu ausgerichtet werden können. Ihm liegt dementsprechend eine Perspektive zugrunde, die einen Verzicht auf Wachstum als ontologisch für eine nachhaltige Entwicklung ansieht. Als Beispiele für Konzepte, die anstreben, Stadtentwicklung von Wachstum abzukoppeln, untersucht die Auto-

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rin Cittàslow und Transition. Sie plädiert auf der Grundlage der Auseinandersetzung mit den beiden Konzepten für ein stärker qualitativ ausgerichtetes Verständnis von Wachstum und arbeitet als Forschungsbedarf die Einflussmöglichkeiten und die Relevanz sozialer Initiativen heraus.

FREI-RÄUME Hansen setzt sich mit dem Planungskonzept grüne Infrastruktur auseinander, mit dem die EU die Bedeutung von Ökosystemdienstleistungen und damit der ökologischen Komponente der Nachhaltigkeit in Planungsprozessen steigern möchte. Aufbauend auf einer Beschreibung des konzeptionellen Ansatzes, untersucht die Autorin in den beiden Fallstudien Berlin und Seattle anhand von Planungsdokumenten, inwieweit die Planungen beider Städte das Konzept aufgreifen. Hansen kommt zu dem Ergebnis, dass die Planungsdokumente das Konzept aufgreifen. Allerdings schränkt sie die Aussagekraft des Befunds ein, weil das Untersuchungsdesign keine Aussagen zu Rahmenbedingungen und Implementation der Pläne zulässt. Einen Freiraumbezug weist auch der Beitrag von Herrmann auf, der Nachhaltigkeit als ein stabiles System aus ökologischem Gleichgewicht, ökonomischer Sicherheit und sozialer Gerechtigkeit auffasst. Nachhaltigkeit als planerisches Leitbild impliziert demzufolge, auf solch ein stabiles System hinzuarbeiten. Dementsprechend untersucht der Autor, wie nachhaltige Handlungen in der Planung städtischer Orte an das Handeln von Akteuren und eine entsprechende Raumproduktion gekoppelt sind. Auf der Grundlage von theoretischen Vorüberlegungen zu Raum, Nachhaltigkeit und Planungsverständnissen setzt sich der Autor mit Freiraumnutzungen auseinander. Er schließt seinen Beitrag mit einem Plädoyer für dynamische Planungsansätze, die Raum als eine Verbindung von Ort und Handlung verstehen. Damit verbunden ist die Hoffnung, auch Freiraumnutzungen in urbanen Räumen stärker an Handlungslogiken einzelner Akteure auszurichten. Grell thematisiert den Nachhaltigkeitsbegriff mit einem kultur- und sprachgeschichtlichen Exkurs. Der Autor geht davon aus, dass ein leichtfertiger Umgang mit allgemeingültigen Signifikanten zu Missverständnissen führt, die von Machtverhältnissen, Kategorisierungen und disziplinären Prägungen geprägt werden. In der Folge werden Begriffe genutzt, um hegemoniale Interessen durchzusetzen und die Wahrnehmung der Wirklichkeit der Adressaten in die gewünschte Richtung zu fokussieren. Entsprechende Überlegungen untersucht der Autor interkulturell anhand des Begriffs innerstädtisch im Kontext der Stadtentwicklung Schanghais. Aus der Untersuchung schlussfolgert der Autor, dass sich eine nachhaltige Architektur von Gebäuden auf das Umfeld, das der Autor nicht nur räumlich versteht, beziehen muss.