Predigt zum Patrozinium und 40. Priesterjubiläum

... Johannes des Täufers wissen, verdanken wir dem Evangelisten Lukas, der .... Und schließlich sollten Wegweiser am Rande stehen, das heißt, sie hätten ihre ...
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Patrozinium und 40.Priesterjubiläum am Samstag, 25. Juni 2011 in Oberstdorf Gestern war der 24. Juni, das Geburts- und Namensfest Johannes des Täufers. Deshalb feiern wir an diesem Sonntag Patrozinium, das Fest unseres Kirchenpatrons, dessen Namen nicht nur unsere Pfarrkirche, sondern die ganze Pfarrgemeinde trägt: „Johannes Baptist“. - „Baptist“ heißt „der Täufer“ – und das haben wir auch immer ganz oben am Hochaltar vor Augen: Johannes tauft Jesus. Dass wir überhaupt etwas über Geburt und Kindheit Johannes des Täufers wissen, verdanken wir dem Evangelisten Lukas, der als einziger von allen Vieren darüber berichtet, dass die Eltern Zacharias und Elisabeth hießen und dass sie kinderlos und beide schon in vorgerücktem Alter waren. Die Zukunft lag hinter ihnen. Als Zacharias beim Tempeldienst war, ereilte ihn durch den Engel die Botschaft Gottes: „Dein Gebet ist erhört worden. Deine Frau Elisabeth wird die einen Sohn gebären; dem sollst du den Namen Johannes geben“. (Lk 1,13) Da hat es ihm die Stimme verschlagen – und er konnte nicht mehr sprechen. Doch übers Jahr gebar Elisabeth den verheißenen Sohn, und als der stumme Zacharias den Namen für das Kind bekannt geben sollte, schrieb er auf ein Schreibtäfelchen: „Sein Name ist Johannes“. Und im selben Augenblick konnte er wieder sprechen und lobte und pries Gott. Die Leute damals jedoch hatten viel zu reden und sagten: „Was wird wohl aus diesem Kind werden?“ (Lk 1,66) Johannes wurde der letzte der alttestamentlichen Propheten und sagte über sich: „Ich bin dies Stimme eines Rufers in der Wüste: Bereitet dem Herrn den Weg. Ebnet ihm die Straßen. Was krumm ist, soll gerade werden, was uneben ist, soll zum ebenen Weg werden. Und alle Menschen werden das Heil sehen, das von Gott kommt.“ (Lk 3,4-5) So hat es schon Jahrhunderte zuvor der Prophet Jesaja gesagt. So hat Johannes seinen Prophetendienst gesehen. Und so verstehe ich seit nunmehr 40 Jahren meinen Dienst als Priester in den mir anvertrauten Gemeinden: Dem Herrn die Wege bereiten und mithelfen, dass wir aus allem Krummen und Unebenem den geraden Weg der Nachfolge Jesu, des Herrn, finden und gehen können. Johannes war also so etwas wie ein „Wegmacher“. Und das muss auch ein Priester sein: Wegmacher, Wegbereiter und, wo auch immer es möglich ist: Weggefährte für alle, die auf ihrem eigenen Lebensweg unterwegs sind zum ewigen Ziel. Das gehört mit zu den beglückendsten Erfahrungen eines Priesters, wenn man zumindest zeitweise, für einen kürzeren oder längeren Zeitraum, andere begleiten darf. Das beginnt schon nach der Geburt eines Kindes bei der Vorbereitung auf die Taufe. Da fragt man sich auch: „Was wird wohl aus diesem Kind werden?“ „Werden die Eltern zu ihrem Taufversprechen stehen, für ihr Kind, und für ihre Kinder, die ersten und wichtigsten Glaubensboten zu sein?“ Meist begegnen einem die Kinder dann wieder im Kindergarten und am ersten Schultag bei der Segnung der Kinder an diesem so wichtigen Tag in ihrem jungen Leben. Dann geht es mit den Eltern und Kindern auf den Weg der Vorbereitung auf die Erstkommunion, für mich nunmehr 40 Jahre lang und jedes Mal ein kleines Abenteuer und eine große Herausforderung! Seit drei Jahren war ich nun auch wieder gefordert, mangels Kaplänen, wie in früheren Zeiten mit jungen Menschen hin zur Firmung zu gehen, und zu erfahren, dass andere Erwachsene aus der Pfarrgemeinde dabei fest mithelfen, wie schon zuvor bei der Erstkommunion. – Die Vorbereitung auf das Sakrament der Ehe hat sich in diesen 40 Jahren nicht nur zum Schlechteren gewandelt. Wer heute kirchlich heiraten möchte, meint es oft wirklich ernst. Und die Brautleute kommen meist schon gehörig vorinformiert: nicht so sehr durch Brautleutekurse, sondern durch das Internet, und präsentieren mitunter schon fertige Gottesdienstmodelle ihrer Wahl, die man dann als Pfarrer meist noch ein wenig formatieren und nachbessern darf. - Mindestens so schön wie Hochzeiten sind Ehejubiläen, wenn man Silberne, Goldene oder sogar Diamantene Hochzeit feiern darf und nicht nur auf den gemeinsamen Weg zurückblicken kann, den man gegangen ist, sondern auch auf die Kinder, Enkel und mitunter sogar Urenkel blicken kann, die es so nicht gäbe, wenn man nicht zum richtigen Zeitpunkt ein für allemal zueinander Ja gesagt hätte. Auch hier darf der Priester ein Stück Wegbegleiter sein. Freilich, das Scheitern gehört auch zum Leben, zum eigenen und zu dem der Anderen, und Erfahrung von Schuld auch. Umso befreiender ist der Auftrag Jesu, Schuld erlassen zu dürfen und Mut zu machen, in sein Leben wieder eine klare Linie zu bringen. Schließlich Krankheit und Tod – auch das gehört ganz wesentlich zu den priesterlichen Aufgaben und Erfahrungen. Der Gang über den Friedhof macht nachdenklich. Der Friedhof selber aber ist für alle, die glauben können, ein wahrhaft friedlicher, österlicher Ort. Weggefährte sein, das ist für mich priesterlicher Dienst, und miteinander in der heiligen Liturgie, im Gottesdienst, den Glauben feiern dürfen. Aber da gibt es ja in zunehmendem Maße auch noch die Anderen, die selber kaum mehr in die Kirche finden, obwohl sie doch eigentlich, rein statistisch, dazu gehören. Für sie alle, mit denen man vielleicht nicht so viel persönlich zusammen unterwegs ist auf dem gemeinsamen Lebensweg, für sie gilt es ganz einfach still und bescheiden, manchmal auch ein weniger still und bescheiden, Wegweiser zu sein. Vor diesem Hintergrund sagt mir die Beschreibung eines „Wegweisers“ für meinen eigenen priesterlichen Dienst viel, so wie sie uns der frühere Bischof von Innsbruck, Reinhold Stecher, gibt, wenn er sagt: „Niemand stellt an einen Wegweiser große Anforderungen. Er muss nicht schön sein. Er braucht keine künstlerische Gestaltung aufweisen. Er muss nur den erwarteten Dienst erfüllen. Dazu muss er allerdings einige Eigenschaften haben: Er muss stimmen und er muss leserlich sein; und schließlich verlangt seine Aufgabe, dass er am Rand steht, nicht mitten auf dem Weg. Es ist auch auf unseren Lebenswegen so, dass wir hie und da Menschen brauchen, die eine Wegweiserfunktion ausüben. Sie müssen zunächst stimmen, will sagen – fest und gerade in ihrer Überzeugung stehen und dorthin weisen, wo das Ziel ist. Schiefe Wegweiser zeigen entweder hinauf in die Illusion oder hinunter in die Plattheit. Wegweisende Menschen müssen stimmen, das heißt: in beruhigender Weise Wahrheit und Richtung ausstrahlen… Und Wegweiser müssen leserlich sein. In dieser Hinsicht hapert es manchmal im geistigen Weg- und Straßennetz unserer Tage. Es gibt ziemlich viele unleserliche Wegweiser… Ihre Botschaft ist zu intellektuell und kompliziert, ihre Sprache ist bildarm, farblos und abstrakt. Oft kann der orientierungssuchende Wanderer nur kopfschüttelnd im Nebel weitergehen. Und schließlich sollten Wegweiser am Rande stehen, das heißt, sie hätten ihre Rolle in dienender Gesinnung zu tun, wenn sie glaubhaft bleiben wollen. Hinweistafeln, die mitten auf der Straße stehen, sind keine Wegweiser, sondern Hindernisse…“ – soweit Bischof Reinhold Stecher (aus dem Buch: Botschaft der Berge, S. 44-45) Liebe Pfarrgemeinde, so verstehe ich meinen priesterlichen Dienst und will ihn im dankbaren Rückblick auf meine 40 Priesterjahre auch weiterhin versuchen: „Wegweiser“ sein und „Weggefährte“, der darauf vertraut, dass es einen Anderen gibt, der von sich sagt: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben“ (Joh 14,6). Amen. Peter Guggenberger, 25. Juni 2011