Poetry Declamation Category A (short poems)

ist wie ein Tanz von Kraft um eine Mitte, in der betäubt ein großer ... ich trage zwei Welten in mir aber keine ist ganz ... morgen vergehe ich mich an dem Stamm .
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Poetry Declamation

Category A (short poems) Rose Ausländer: “Nicht fertig werden” Die Herzschläge nicht zählen Delphine tanzen lassen Länder aufstöbern Aus Worten Welten rufen horchen was Bach zu sagen hat Tolstoi bewundern sich freuen trauern höher leben tiefer leben noch und noch nicht fertig werden J.W. Goethe: “Ein Gleiches” Ueber allen Gipfeln Ist Ruh’, In allen Wipfeln Spürest du Kaum einen Hauch; Die Vögelein schweigen im Walde. Warte nur, balde Ruhest du auch. Kurt Schwitters: “Zwölf” Eins Zwei Drei Vier Fünf Fünf Vier Drei Zwei Eins Zwei Drei Vier Fünf Sechs Sechs Fünf Vier Drei Zwei Sieben Sieben Sieben Sieben Sieben Acht Eins Neun Eins Zehn Eins Elf Eins Zehn Neun Acht Sieben Sechs Fünf Vier Drei Zwei Eins



Category B (mid-length poems) Rainer Maria Rilke: “Der Panther” Im Jardin des Plantes, Paris Sein Blick ist vom Vorübergehn der Stäbe so müd geworden, dass er nichts mehr hält. Ihm ist, als ob es tausend Stäbe gäbe und hinter tausend Stäben keine Welt. Der weiche Gang geschmeidig starker Schritte, der sich im allerkleinsten Kreise dreht, ist wie ein Tanz von Kraft um eine Mitte, in der betäubt ein großer Wille steht. Nur manchmal schiebt der Vorhang der Pupille sich lautlos auf -. Dann geht ein Bild hinein, geht durch der Glieder angespannte Stille - und hört im Herzen auf zu sein. Zafer Şenocak: “Doppelmann” Ich habe meine Füße auf zwei Planeten wenn sie sich in Bewegung setzen zerren sie mich mit ich falle ich trage zwei Welten in mir aber keine ist ganz sie bluten ständig die Grenze verläuft mitten durch meine Zunge ich rüttele daran wie ein Häftling das Spiel an einer Wunde

Else Lasker-Schüler: “Mein blaues Klavier” Ich habe zu Hause ein blaues Klavier Und kenne doch keine Note. Es steht im Dunkel der Kellertür, Seitdem die Welt verrohte. Es spielen Sternenhände vier – Die Mondfrau sang im Boote – Nun tanzen die Ratten im Geklirr. Zerbrochen ist die Klaviatur ... Ich beweine die blaue Tote. Ach liebe Engel öffnet mir – Ich aß vom bitteren Brote – Mir lebend schon die Himmelstür – Auch wider dem Verbote.



Category C (longer poems) Heinrich Heine: “Ich weiß nicht, was soll es bedeuten” (Loreley-Lied) Ich weiß nicht, was soll es bedeuten, Daß ich so traurig bin; Ein Märchen aus alten Zeiten, Das kommt mir nicht aus dem Sinn. Die Luft ist kühl und es dunkelt, Und ruhig fließt der Rhein; Der Gipfel des Berges funkelt Im Abendsonnenschein. Die schönste Jungfrau sitzet Dort oben wunderbar, Ihr goldnes Geschmeide blitzet, Sie kämmt ihr goldnes Haar. Sie kämmt es mit goldnem Kamme, Und singt ein Lied dabey; Das hat eine wundersame, Gewaltige Melodey. Den Schiffer, im kleinen Schiffe, Ergreift es mit wildem Weh; Er schaut nicht die Felsenriffe, Er schaut nur hinauf in die Höh'. Ich glaube, die Wellen verschlingen Am Ende Schiffer und Kahn; Und das hat mit ihrem Singen Die Loreley getan.



Ingeborg Bachmann: “Wie soll ich mich nennen?” Einmal war ich ein Baum und gebunden, dann entschlüpft ich als Vogel und war frei, in einen Graben gefesselt gefunden, entließ mich berstend ein schmutziges Ei. Wie halt ich mich? Ich habe vergessen, woher ich komme und wohin ich geh, ich bin von vielen Leibern besessen, ein harter Dorn und ein flüchtendes Reh. Freund bin ich heute den Ahornzweigen, morgen vergehe ich mich an dem Stamm . . . Wann begann die Schuld ihren Reigen, mit dem ich von Samen zu Samen schwamm? Aber in mir singt noch ein Beginnen - oder ein Enden – und wehrt meiner Flucht, ich will dem Pfeil dieser Schuld entrinnen, der mich in Sandkorn und Wildente sucht. Vielleicht kann ich mich einmal erkennen, eine Taube einen rollenden Stein . . . Ein Wort nur fehlt! Wie soll ich mich nennen, ohne in anderer Sprache zu sein.

Paul Celan: “Todesfuge” Schwarze Milch der Frühe wir trinken sie abends wir trinken sie mittags und morgens wir trinken sie nachts wir trinken und trinken wir schaufeln ein Grab in den Lüften da liegt man nicht eng Ein Mann wohnt im Haus der spielt mit den Schlangen der schreibt der schreibt wenn es dunkelt nach Deutschland dein goldenes Haar Margarete er schreibt es und tritt vor das Haus und es blitzen die Sterne er pfeift seine Rüden herbei er pfeift seine Juden hervor läßt schaufeln ein Grab in der Erde er befiehlt uns spielt auf nun zum Tanz Schwarze Milch der Frühe wir trinken dich nachts wir trinken dich morgens und mittags wir trinken dich abends wir trinken und trinken Ein Mann wohnt im Haus der spielt mit den Schlangen der schreibt der schreibt wenn es dunkelt nach Deutschland dein goldenes Haar Margarete Dein aschenes Haar Sulamith wir schaufeln ein Grab in den Lüften da liegt man nicht eng Er ruft stecht tiefer ins Erdreich ihr einen ihr andern singet und spielt er greift nach dem Eisen im Gurt er schwingts seine Augen sind blau stecht tiefer die Spaten ihr einen ihr andern spielt weiter zum Tanz auf Schwarze Milch der Frühe wir trinken dich nachts wir trinken dich mittags und morgens wir trinken dich abends wir trinken und trinken ein Mann wohnt im Haus dein goldenes Haar Margarete dein aschenes Haar Sulamith er spielt mit den Schlangen Er ruft spielt süßer den Tod der Tod ist ein Meister aus Deutschland er ruft streicht dunkler die Geigen dann steigt ihr als Rauch in die Luft dann habt ihr ein Grab in den Wolken da liegt man nicht eng Schwarze Milch der Frühe wir trinken dich nachts wir trinken dich mittags der Tod ist ein Meister aus Deutschland wir trinken dich abends und morgens wir trinken und trinken der Tod ist ein Meister aus Deutschland sein Auge ist blau er trifft dich mit bleierner Kugel er trifft dich genau ein Mann wohnt im Haus dein goldenes Haar Margarete er hetzt seine Rüden auf uns er schenkt uns ein Grab in der Luft er spielt mit den Schlangen und träumet der Tod ist ein Meister aus Deutschland dein goldenes Haar Margarete dein aschenes Haar Sulamith