Planet Barça

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SAMST AG, 21. NO VEM BER 2015

BESTSELLER Belletristik 1 (1) 2 3 4 5 6 7 8 9 10

Jeff Kinney, Gregs Tagebuch 10 – So ein Mist!, Baumhaus Medien, Euro 15,50 (2) David Safier, Mieses Karma hoch 2, Kindler Verlag, Euro 19,50 (3) Jojo Moyes, Ein ganz neues Leben, Wunderlich Verlag, Euro 20,60 (NEU) Joachim Meyerhoff, Ach, diese Lücke, diese entsetzliche Lücke, Kiepenheuer & Witsch, Euro 22,70 (NEU) Kristina M. Henn, L. Schmidbauer, Ostwind, Alias Entertainment, Euro 13,40 (4) Tommy Jaud, Sean Brummel: Einen Scheiß muss ich, Fischer Taschenbuch, Euro 17,50 (NEU) Lucinda Riley, Die Sturmschwester, Goldmann Verlag, Euro 20,60 (6) Alfred Komarek, Alt, aber Polt, Haymon Verlag, Euro 19,90 (9) Fred Vargas, Das barmherzige Fallbeil, Limes Verlag, Euro 20,60 (8) Mira Sol, Die drei !!! Geheimnis im Schnee, Franckh Kosmos Verlag, Euro 10,30

Sachbücher 1 (3)

Hugo Portisch, Aufregend war es immer, Ecowin, Euro 24,95 Gianluigi Nuzzi, Alles muss ans Licht, Ecowin Verlag, Euro 21,95 (2) Reinhard Haller, Die Macht der Kränkung, Ecowin, Euro 21,95 (3) Guinness World Records 2016, Hoffmann & Kampe, Euro 20,60 (NEU) Margit Fischer, Was wir weitergeben, Brandstätter Verlag, Euro 24,90 (8) Gruber, Oberhummer, Puntigam, Das Universum ist eine Scheißgegend, Hanser, Euro 20,50 (6) K. El-Gawhary, M. Schwabeneder, Auf der Flucht, Kremayr & Scheriau, Euro 22,00 (5) Giulia Enders, Darm mit Charme, Ullstein Verlag, Euro 17,50 (9) Arnold Mettnitzer, Was ich glaube, Styria Premium Verlag, Euro 22,90 (3) Hamed Abdel-Samad, Mohamed, Droemer/Knaur Verlag, Euro 20,60

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Ermittelt von GfK Entertainment. © GfK Entertainment

Planet Barça Wirklich mehr als ein (Fußball-)Verein. Klaus Dermutz analysiert einen Weltkonzern und würdigt den Trainer Tito Vilanova. MARTIN BEHR

Alle reden von Pep. Per Guardiola. Von seinen 14 Titeln, die der Tempo- und Taktikfetischist auf der Trainerbank beim FC Barcelona errungen hatte, von seinen Triumphen mit dem FC Bayern. Als Guardiola 2012 den katalanischen Kultverein verlassen hatte, übernahm Tito Vilanova das Amt des Cheftrainers. „Vilanova gab der Mannschaft eine große Sicherheit“, schreibt Klaus Dermutz in seinem Buch „Barça – Evolution des Fußballs“ (Klever Verlag). Und: „Vilanova war ein Mann des direkten Wortes.“ Dermutz, der 55-jährige Theologe, Theaterkritiker und Autor, versteht sein Buch als Würdigung für den 2014 an Krebs verstorbenen spanischen Fußballspieler und -trainer. Eintauchen in die Umlaufbahn des Planeten Barça: Dermutz beschreibt den Aufstieg des katalanischen Vereins zu einem der renommiertesten und umsatzstärksten Clubs der Welt, er analysiert auch Vereinsstrategien, etwa die bewusste Inszenierung der Kinder von Stars wie Lionel Messi, Neymar, Gerard Pique, Andrés Iniesta oder Carles Puyol. Zwischen zur Schau gestelltem Familiensinn, regionaler Identität und globaler Vermarktung breitet sich ein Kosmos aus, in dem „göttliche Verehrung“ zum Ausdruck kommt: „In jedem Spiel wird von Messi eine Hierophanie erwartet, das Erscheinen des Göttlichen in der Welt der Sterblichen, das Aufleuchten des Heiligen im Profanen.“ Gedanklich beschäftigt sich Dermutz schon lang mit dem FC Barcelona. „Als Hans Krankl nach der Weltmeisterschaft 1978 nach Barcelona kam, hatte ich alle Berichte über den Club verfolgt“, sagt der Steirer im SN-Gespräch. Der katalanische Offensivfußball hatte es Dermutz angetan, später dann die Kombination aus spanischem Kurzpassspiel (Tiki-Taka) und deutschem Umschaltspiel. „Eine Welt in Blaugrana“: So betitelt der Autor jenes Kapitel, in dem er von den globalen Marktstra-

Verkörpert „das Göttliche in der Welt der Sterblichen“: Lionel Messi.

tegien des FC Barcelona berichtet, dessen Vereinsmotto „Més que un club“ („Mehr als ein Verein“) lautet. Dazu gehören USA-Tourneen, die Simpsonisierung der Spieler (Promi-Kicker wurden so gezeichnet, als wären sie Homer) und ein verstärktes Engagement in China, etwa Glückwünsche zum chinesischen Neujahr. China gilt bei den Verantwortlichen von Barcelona als ein gigantischer Absatzmarkt für Merchandisingprodukte. Barça, der Weltkonzern: 530 Millionen Euro Umsatz in der Saison 2013/14, der Profit betrug 41 Millionen Euro. Nur Real Madrid macht noch mehr Geld. Zurück zu Tito Vilanova. Er ist für Dermutz „mehr Pep“ als das Original, in taktischen Fragen „vielleicht sogar versierter“ als Guardiola. Dermutz schildert viele Facetten und Charaktereigenschaften des Spaniers,

BILD: SN/GEPA PICTURES

bezeichnet ihn als „Trainer, der den Druck auf die Mannschaft zu dosieren wusste und auf die Fitness achtete“. Als seine Krebserkrankung wieder ausgebrochen war, liefen die Spieler 2012 gegen Real Valladolid mit einem T-Shirt, auf dem vorn eine Aufmunterung für den Trainer und hinten Vilanovas Lieblingsspruch zu lesen stand, ins Stadion ein: „Seny, pit i collons!!!!!“ („Kühler Kopf, breite Brust und Eier!!!!!“) Das mit Herz und Ratio geschriebene Buch würdigt berühmte Spieler wie Torhüter Víctor Valdés oder die unterschätzte Vereinslegende Xavi, der 24 Jahre (!) bei Barcelona spielte: „Xavi hat in schwierigen Situationen Barça aufgerichtet.“ Buch: Klaus Dermutz, „Barça. Evolution des Fußballs“, Klever-Verlag, 250 Seiten.

Auf der Landstraße im Fieber Einsamkeit und Sockenlänge sind zwei Aspekte, die das Buch „Rennradfieber“ lesenswert machen. BERNHARD FLIEHER

Sie kann einen schon auch überrollen, die Leidenschaft. Im konkreten Fall geht es um die ausufernde Leidenschaft für das Radfahren, im Speziellen auf dem Rennrad. Da fliegt dann nicht nur die Straße unter den Reifen dahin, sondern es fliegen links und rechts verwandte Themen daher, bei deren Beschäftigung man schier auf das Fahren vergessen könnte. Zum Beispiel die Frage des richtigen Outfits oder der Kauf einer leichteren Schaltung für die nächste Bergetappe oder ob Coppi oder Bartali besser war. Oder eben das Buch „Rennradfieber“. Im Prinzip ist das ein Buch über alle Facetten des Rennradfahrens, ein Buch, in das man sich derart verlieren kann, dass man die Lektüre gar als Ausfahrtsverhinderungsprogramm verstehen könnte. Da spielt es auch wenig Rolle, dass dieses Buch – erschienen im Falter Verlag – freilich eine deutliche Wien-Schlagseite

hat, quasi in einem Wiener Kreisel rotiert. Zu vieles in diesem Buch erreicht eine Gültigkeit, die über geografische Grenzen hinwegrollt und auch jenseits von Rennrad-Aficionados Interesse wecken kann. Es geht um verästelte Einsichten über das Leben mit einer wahren Liebe. Wenn da Fragen zur Einsamkeit im Sattel gestellt werden, wenn über Sockenlänge sinniert wird oder es simpel um die Frage geht, wie das eigentlich geht, dieses Rennradfahren in der Gruppe – dann spielt der Ort, an dem aufgestiegen wird, keine Rolle. Eine Zahl aus Wien zeigt allerdings, wie sehr dieses Buch in den Boom dieser Tage passt. Seit 2010 eröffneten in Wien 90 neue Fahrradläden – anderswo gibt es ähnliche Tendenzen. Allein diese geschäftliche Tatsache zeigt, mit welchen Boom es zu tun hat, wer sich derzeit in die Radwelt begibt. Also werden auch Trends aufgegriffen und gezeigt, wie eine junge urbane Kultur mit den Rad umgeht.

Am schönsten ist es im Rennradfieber aber dort, wo sich spüren lässt, welche Befriedigung das Radfahren im Einzelnen auslösen kann und wie sich vom Rad aus die Welt betrachten lässt – ob mit der Tochter auf Langstreckentour oder bei einem Rennen. Die Herausgeber Othmar Pruckner und Wolfgang Gerlich – beide passionierte Pedalisten – haben dafür ein paar Dutzend Geschichten in Auftrag gegeben. Mit dem Untertitel „Lust und Leidenschaft auf dünnen Reifen, Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft eines schnellen Sports“ haben sie die Latte hoch gelegt. Also gibt es sachlich nüchterne Reportagen. Radhistorie wird aufgearbeitet. Sammler und Schrauber kommen zu Wort. Und es gibt zutiefst persönliche Einsichten. Dazu haben sich die Herausgeber Prominente – etwa Hans Peter Falkner, die Hälfte der Band Attwenger, Sängerin Sandra Pires oder Filmemacher Erwin Wagenhofer – geholt, die Einblick in das Wesen ihrer Leidenschaft geben.

Einziger Wermutstropfen: Es lässt sich leider feststellen, das Radfahrerinnen und Radfahrer nicht unbedingt große Schreiber sein müssen. An manchen Stellen steigt beim Lesen das Fieber nicht. Aber das brennt ohnehin wieder draußen auf der Landstraße. Am Ende nämlich hält einen dieses Buch nicht von der Ausfahrt ab – nicht weil man vor den Geschichten fliehen möchte, sondern weil die meisten Geschichten in diesem Buch eine Inspiration zum Losfahren darstellen. Buch: Rennradfieber

– Lust und Leidenschaft auf dünnen Reifen, Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft eines schnellen Sports. Herausgegeben von Othmar Pruckner und Wolfgang Gerlich, Falter Verlag, Wien 2015.