PhiliPP Andersen und MiriAM BAch Warte auf mich

unübersehbar lag das Päckchen da, mitten auf seinem schreibtisch. nur sein name stand in großen, handge- schriebenen druckbuchstaben darauf, sonst nichts.
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Philipp Andersen und Miriam Bach Warte auf mich

Philipp Andersen und Miriam Bach

Wa rt e auf

m ich Roman

Pendo München Zürich

Für M.

Was wäre wenn … … zwei Autoren, ein Mann und eine Frau, die sich kaum kennen, sich zusammen in eine Geschichte stürzen, um darin Kopf und Kragen zu riskieren, ihr ganzes Leben aufs Spiel setzen, ihre realen Existenzen schreibend in die Fiktion entlassen, in die Fiktion einer großen, verzweifelten, wunderbaren Liebe, die es niemals gab und die darum immer sein wird ? Was wäre wenn … Das ist das Abenteuer dieses Romans.

Büro des Verlegers, heute, 14 :05 Uhr Unübersehbar lag das Päckchen da, mitten auf seinem Schreibtisch. Nur sein Name stand in großen, handgeschriebenen Druckbuchstaben darauf, sonst nichts. Keine Adresse und kein Absender. Also musste es jemand dorthin gelegt haben, irgendwann während seines zweistündigen Auswärtstermins. Er ging ins Vorzimmer seines Büros, fragte seine Assistentin, von wem die Sendung stamme, doch sie wusste es nicht. Sie sei, erklärte sie entschuldigend, nur kurz etwas essen gewesen, davor und danach habe sie niemanden gesehen. Verwundert kehrte er zu seinem Schreibtisch zurück, nahm auf dem ledernen Bürostuhl Platz und griff nach dem Päckchen. Es wog schwer in der Hand. Vielleicht waren ein paar Buchvorschauen darin. Oder ein Manuskript. Oder war es etwas anderes ? Für gewöhnlich landeten unverlangt eingesandte Arbeiten nicht bei ihm, schon gar nicht in einem Um­schlag mit krakeligen Druckbuchstaben, anstelle eines korrekten Adressaufklebers. Ein kleines bisschen erregt – schließlich war die Sache einigermaßen seltsam – riss er den Umschlag auf. Als er den Inhalt sah, zuckte er enttäuscht mit den Schultern. Es war doch nur ein Manuskript, ein dicker Packen Papier, sicher dreihundert eng bedruckte Seiten. Schon wollte er es seiner Assistentin bringen, damit sie es im Lektorat auf den Stapel mit den zu prüfenden Texten legte, als ihm ein kleiner Zettel entgegengeflattert kam. Die gleichen handgeschriebenen Großbuchstaben wie auf dem Umschlag des Päckchens. Bitte lesen Sie das ! Persönlich ! 8

Mehr nicht, nur diese knappe Botschaft. Und doch reichte sie aus, um seine Neugier zu wecken. Woher kam das Manuskript ? Wer hatte es auf seinen Tisch gelegt ? Wie bei einem Daumenkino blätterte er durch den dicken Packen und stellte dabei fest, dass es sich um eine Art Patchworkarbeit handelte : Jemand hatte ausgeschnittene Texte auf Bogen geklebt, sie wie ein Puzzle zusammengesetzt. Der eine Teil stand auf kopierten Seiten, dem Satz nach eindeutig einem Buch entnommen, der andere schien ein normaler Computerausdruck zu sein. Seltsam, mehr als seltsam … Was war das ? Eine Komposition, bestehend aus zwei verschiedenen Manuskripten, eines davon bereits als Roman gedruckt und vielleicht sogar schon erschienen, das andere gerade erst geschrieben ? Er nahm seine Brille, lehnte sich in seinem Stuhl zurück und begann zu lesen.