Operation Sarajevo

2014 – Gmeiner-Verlag GmbH. Im Ehnried 5, 88605 Meßkirch .... Sie umkreisten einander, schossen nach oben und kipp- ten plötzlich nach links oder rechts ab ...
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Heiger Ostertag

Operation Sarajevo

Berlin 1914

Man schreibt das Jahr, das alles ändert. Hauptmann Wedigo von Wedel wird während seines Fluges Zeuge eines tödlichen Luftkampfes zweier Maschinen. Ein fremdes Flugzeug schießt den Marineflieger Kapitänleutnant Schroeter vom Himmel. Zur Aufklärung dieses Vorfalls und weiterer Sabotageakte holt Major Nicolai den jungen Offizier in die Geheimdienstabteilung des preußischen Kriegsministeriums. Der erste Verdacht fällt auf den französischen Geheimdienst. Nach intensiven Recherchen findet von Wedel heraus, dass sich viel mehr hinter dem Attentat in den Wolken verbirgt. Er stößt auf eine breit verzweigte Verschwörung, deren Spuren in den Balkan und nach Sarajevo führen.

Dr. Heiger Ostertag war zunächst Luftwaffenoffizier und studierte anschließend in München und Freiburg Germanistik, Geschichte und Nordgermanische Philologie. Seit den 90er-Jahren ist er als Autor und Historiker in Forschung und Lehre tätig. Nach Milieuromanen und Kriminalgeschichten schreibt Ostertag primär Romane mit historischem Hintergrund. Mit Potsdamer Affäre gab er sein Debüt im Gmeiner-Verlag. Bisherige Veröffentlichungen im Gmeiner-Verlag: Potsdamer Affäre (2013)

Heiger Ostertag

Operation Sarajevo

Original

Kriminalroman

Personen und Handlung – soweit nicht historisch – sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten, nicht historischen Personen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.

Besuchen Sie uns im Internet: www.gmeiner-verlag.de © 2014 – Gmeiner-Verlag GmbH Im Ehnried 5, 88605 Meßkirch Telefon 0 75 75 / 20 95 - 0 [email protected] Alle Rechte vorbehalten 1. Auflage 2014 Lektorat: Sven Lang Herstellung: Mirjam Hecht Umschlaggestaltung: U.O.R.G. Lutz Eberle, Stuttgart unter Verwendung eines Fotos von: © ullstein bild – Süddeutsche Zeitung Photo / Scherl ISBN 978-3-8392-4535-4

Für meine Tochter Sarah

I n h a lt s v e r z e i c h n i s

Tagesmeldungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 Flugtag . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 Spuren über Spuren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 57 Berliner Nächte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 111 Auf der Jagd nach edlem Wild . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 152 Im Milieu .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 191 Verschwörung .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 233 Veitstanz am Abgrund . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 271 Epilog . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 310

Tagesmeldungen

Berlin, 30. Mai 1914 Der Berliner Zeitung wurde die Information zugespielt, dass tatsächlich von russisch-französischer Seite an die englische Regierung die Zumutung gestellt wurde, der Flottenkonvention der beiden verbündeten Mächte beizutreten. Aus verlässlicher Quelle wird dem Blatt jedoch versichert, dass der russische Botschafter Iswolski von England eine ablehnende Antwort erhalten hat. Die englische Regierung wünsche mit Rücksicht auf die Stimmung im eigenen Lande und die guten Beziehungen zu Deutschland jeden Schritt, der als gegen eine befreundete Macht gerichtet gesehen werden könnte, zu vermeiden.

Baden-Baden, 30. Mai 1914 Der Kronprinz, Generalstabchef von Moltke, 16 Generäle, 17 Stabsoffiziere und vier Hauptleute des Großen Generalstabs sind heute von Straßburg kommend in Baden-Baden eingetroffen und werden bis Dienstag bleiben. Der Kronprinz und mehrere andere Offiziere haben im Hotel Messmer Wohnung genommen.

Berlin, 30. Mai 1914 Am Samstagnachmittag findet der mit 100.000  Mark dotierte Dreiecksflug Johannisthal – Leipzig – Dresden – Johannisthal statt. Die Elite der Zivilflieger wird zum Start 9

erwartet, außer Hirth und Stöffler haben 33 Flieger zugesagt, die in einem Zeitraum von 22 Minuten auf die Reise gehen sollen. Der Ausgang des Rundflugs wird nach den Wettkämpfen des letzten Jahres mit dem geplanten Flug rund um Berlin Ende August und der Herbstflugwoche Anfang Oktober mit Spannung erwartet.

Flugtag

Der Otto-Alberti-Doppeldecker flog in ruhigem Gleiten aus Südwesten heran und näherte sich dem Flugplatz Johannisthal. Schon waren die Zuschauertribünen in Sicht, und der Pilot wackelte mit den Flügeln, um das Publikum zu grüßen. Die Menge winkte zurück und schwenkte Tücher und Hüte. Da tauchte wie aus dem Nichts ein zweites Flugzeug auf, stürzte von oben aus einer Wolke auf die erste Maschine und setzte sich direkt hinter diese. In rasantem Tempo näherte sich das Flugzeug dem Heck des voranfliegenden Doppeldeckers. Es kam immer näher und näher, der Abstand betrug schließlich nur noch knapp 50 Meter. Plötzlich blitzte es mehrfach rot auf der oberen Tragfläche des Verfolgers und die stakkatoartige Schussfolge eines Schnellfeuergewehres war zu hören. Die Zuschauer am Boden erstarrten: Die zweite Maschine griff die erste an! Der Verfolger näherte sich feuernd mehr und mehr dem Doppeldecker. Die Distanz war mittlerweile auf 20 Meter geschrumpft. Eine Salve traf klatschend den Rumpf der Maschine. Diese brach nach links aus. Mit Mühe gelang es dem Piloten, das Flugzeug abzufangen und wieder auf Kurs zu bringen. Die Schüsse endeten abrupt, und der Führer der fremden Maschine zog diese steil nach oben und rollte gleichzeitig sein Flugzeug zur Seite. Als er die alte Flughöhe erreicht hatte, ließ er den Vogel mit vollem Querruderausschlag um die Längsachse rollen und beschoss erneut den Doppeldecker. Der Flugzeugführer der ersten Maschine, von den unerwarteten Attacken völlig 11

überrascht, reagierte nun auf das unbegreifliche Geschehen. Er führte mit seiner Maschine eine halbe Drehung aus und zog dann den Steuerknüppel zurück, um den Angreifer abzuhängen. Es begann ein wildes Kurven, Steigen und Fallen, die Flugzeuge führten einen bizarren Tanz auf. Sie umkreisten einander, schossen nach oben und kippten plötzlich nach links oder rechts ab in die Tiefe. Immer wieder ertönten Schüsse. Dann zeigte eine Rauchfahne, die aus dem Otto-Alberti-Doppeldecker aufstieg, dass dieser gefährlich getroffen war. Der Motor stotterte und ruckelte, setzte aus und verstummte. Die Maschine verlor den Halt, drehte sich und schoss in einer trudelnden Kurve dem Boden entgegen. Vor ihm lag ein endlos blauer Himmel, nirgends waren Wolken zu sehen. Ein wunderbarer Pfingsttag. Unten öffnete sich die weite Silhouette Berlins. Die Straßen und Häuser der Hauptstadt glichen aus dieser Höhe einem Steinbaukasten für Kinder. Auch die größeren Gebäude wirkten von oben wie buntes Spielzeug. Das galt für die vielen Kirchen wie für die neuen Bauwerke im Regierungsviertel der Hauptstadt, für den Reichstag und das Brandenburger Tor, über das der Flieger nun flog. Da und dort waren in der Tiefe Menschen zu ahnen, dunkle, hastende Punkte, winzig und klein; alles war zierlich und fern. Wedigo legte die Maschine in eine leichte Rechtskurve und verließ das Stadtzentrum in Richtung Südwesten. Bald zeigte sich unter ihm ein vielfältiges Gewirr von Seen, Wiesen und Wäldern. Dem jungen Hauptmann pochte das Herz vor Freude. Er genoss das Gefühl, 1.000 Meter hoch über allem zu schweben und frei zu sein wie ein Vogel. Der 75-PS Motor seines Albatros-Doppeldeckers schnurrte wie eine Katze. Ein herrli12