Online. Vernetzt. Gläsern

Lassen sie sich doch nicht scheiden?! Aber diese kurz aufflammende Hoffnung er- stickte Ma mit aller Wucht: „Dein Pa wird mit seiner Neuen hier einziehen.“.
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Richard Mayer

Online. Vernetzt. Gläsern. Die Community Jugendroman

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© 2017 AAVAA Verlag Alle Rechte vorbehalten 1. Auflage 2017 Umschlaggestaltung: AAVAA Verlag Coverbild: fotolia: digital man Datei: 118294071, Urheber: adimas Printed in Germany Taschenbuch: ISBN 978-3-8459-2262-1 Großdruck: ISBN 978-3-8459-2263-8 eBook epub: ISBN 978-3-8459-2264-5 eBook PDF: ISBN 978-3-8459-2265-2 Sonderdruck Mini-Buch ohne ISBN AAVAA Verlag, Hohen Neuendorf, bei Berlin www.aavaa-verlag.com eBooks sind nicht übertragbar! Es verstößt gegen das Urheberrecht, dieses Werk weiterzuverkaufen oder zu verschenken! Alle Personen und Namen innerhalb dieses Buches sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden Personen sind zufällig und nicht beabsichtigt. 3

Online Tagebuch_1.Kapitel Von Richard Zupert, Sonntag, 21.April um 18:43 · ________________________________________ Hey Leute! Ich bin heute Facebook beigetreten. Wisst ihr warum? Ich finde es toll, dass wir in der heutigen Zeit bereits von jedem Ort aus telefonieren können, dass wir immer über Mobiles Internet verfügen und ... Mensch, meine Ma ruft nach mir… Bin gleich wieder da. Nur einen Moment warten. BITTE! Wehe ihr geht offline, bevor ich nicht die nächste Nachricht gepostet habe! WEHE!

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Online-Tagebuch_2.Kapitel Von Richard Zupert, Sonntag, 21.April um 19:33· _________________________________________ Ihr werdet mir nicht glauben was eben passiert ist. Bin zuerst über den Staubsauger geflogen, der blöderweise mitten in meinem Zimmer stand. Echt, wer kommt auf die Idee einen Staubsauger in mein Zimmer zu stellen?! Wahrscheinlich meine Ma. Du bist ja alt genug, da kommen auch die Pflichten. Pff. Älter werden bedeutet doch nicht Staub zu wischen! Okay, ich hatte den Weg aus meinem Zimmer geschafft, polterte die Stiege hinunter und starrte in das vor Ärger verzogenen Gesicht meiner Mutter. „Was war das eben für ein Lärm?“ 6

„Bin gestolpert…“, murmelte ich so undeutlich wie es ging. „Hast du etwas runtergeschmissen?“ „Nein, Ma!? Ich bin gestolpert. Über den Staubsauger den DU in mein Zimmer gestellt hast!“ Sie grinste auf einmal los: „Cool!“ Was ist bitteschön daran cool? Ich bin drüber gestolpert… Soll einer die Logik von Eltern verstehen. Brach man sich den Arm waren sie aus allen Wolken, stolperte man über einen Staubsauger fingen sie an zu lachen. Ich starrte sie mit offenem Mund an. Sie grinste noch immer und rechtfertigte sich: „Sonst hättest du nicht einmal bemerkt, dass der im Zimmer steht.“ „Mensch Ma! Warum hast du mich gerufen?!“, stöhnte ich auf. Ihr Blick wurde wieder ernst. Sie starrte mich entnervt an: „Setz dich.“

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Ich schluckte, tat aber, was mir befohlen wurde. Irgendetwas stank hier grässlich zum Himmel. Sie blickte mich auf einmal voller Trauer an. Eine Mischung aus Bedrücktheit, Wut und Enttäuschung. „Was ist los Ma?“, brach es aus mir heraus. Ich merkte wie schwer sie sich tat. Sie senkte ihren Blick: „Du weißt ja, dass dein Pa und ich uns scheiden lassen.“ Was war jetzt los? Sie redete nie darüber. „Was ist passiert?“, zitterte meine Stimme. Lassen sie sich doch nicht scheiden?! Aber diese kurz aufflammende Hoffnung erstickte Ma mit aller Wucht: „Dein Pa wird mit seiner Neuen hier einziehen.“ „Und du?“ „Ich muss umziehen.“ „Und was ist mit mir?“

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„Du kommst mit mir, oder … bleibst hier. Ich will dich selbst entscheiden lassen.“ Ma hatte Tränen in den Augen. Sie schluchzte leise auf. Plötzlich erbebte der Tisch unter ihrer Faust: „Ich konnte ihn nicht überreden, dass wir beide hier weiter wohnen. Es tut mir Leid, Richard! Es tut mir so leid. Ich habe versagt.“ Ich ging zu ihr, umarmte sie, redete gut auf sie ein und tat alles, damit sie aufhörte zu weinen. Was soll ich bloß machen? Ich habe nichts gesagt, habe sie nur getröstet! Ahhh! Ich bin so ein Idiot. So ein Vollidiot! Ich hätte meinen Pa anrufen sollen und ihm mal gehörigst die Meinung sagen! Was für ein Depp er ist, dass er so mit meiner Ma umgeht! Was soll ich bloß machen? WAS?! Gefällt mir · Kommentieren · Beitrag folgen · Teilen · Löschen 9

Richard Zupert Ihr seid alle schon weg. ): Sonntag, 21.April um 19:39· Gefällt mir

Lena Kwosek Nein, Richard. Ich bin da, aber ich weiß nicht wie ich helfen kann. ): Ich würde dir gerne irgendetwas gut zureden, aber ich habe auch so doll Angst, dass bei meinen Eltern das Gleiche passiert. Sonntag, 21.April um 19:40· Gefällt mir

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Online-Tagebuch_3.Kapitel Von Richard Zupert, Sonntag, 21.April um 21:14 · ________________________________________ Wisst ihr was Leute? Ich fühle mich ausgenommen, als wäre ich der letzte Dreck. Denken die Eltern, dass ich ein Gut bin, mit dem man alles machen kann? Sie sagen: Zuerst bist du bei Ma, dann bei Pa. Was soll das?! Montag nach der Schule komme ich in den Hort, dann holt mich Ma ab und bringt mich zu Pa Heim. Dienstag nach der Schule kann ich zu Ma gehen. (Sie zieht nämlich die ersten paar Wochen zu ihrer Freundin bis sie eine neue Wohnung hat. Pa will sie ab morgen nicht mehr hier haben. Vor kurzem meinte er noch, dass sie erst irgendwann in der Zukunft ausziehen 11

muss. Ich sage euch: Sobald er nur einen Schritt in diese Wohnung wagt, werde ich ihm höchstpersönlich die Meinung sagen! Spätestens morgen nach der Schule. Ich bin stinksauer!) Ach ja: Er hat vorhin mit Ma telefoniert. Soll ich euch sagen wie das Telefonat ablief? So: Klingeling. Klingeling. Klingeling. „MA!? DAS TELEFON LÄUTET!“ Klingeling. Klingeling. „M… A… ?! DAS TELEFON!“ Klingeling. Klingeling. „MA?! WAS IST LOS? DAS TELEFON!“ Klingeling. Klingeling. 12

„Es ist dein Pa!“, kreischte Ma in mein Zimmer. Mir wurde kalt. Verdammte Kacke. Warum musste ich bloß so wie immer gebrüllt haben, dass Ma abheben sollte?! Es hörte auf zu klingeln. Mir wurde eiskalt. Ich drehte den Heizkörper an der Wand auf, es blieb kalt. Kein Wunder, es war April und die Heizung außer Betrieb. Hörte ich Ma schluchzen? Ich versuchte nicht mehr zu atmen. Es war laut. Das Pochen meines Herzens schien die eigentliche Stille wie eine Trommel zu zerhämmern. Ich stand auf und ging aus dem Zimmer. Die Stiege hinunter und da stand ich nun. Weiter traute ich mich nicht. Was wenn Ma mich dabei ertappte? Ich dachte an hunderttausende Dinge außer an was ich sagen sollte, wenn Ma mich ansprach. Sollte ich ihr etwa erzählen, was ich 13

wirklich dachte? Dass ich es ziemlich beschissen fand, was sie machten? Konnte ich es ihr direkt ins Gesicht sagen? Was, wenn sie wieder zu weinen begann? Mit einem Ruck ging ich weiter, stolperte fast die letzte Stufe hinunter. (Hatte gedacht, dass ich schon auf der untersten stand.) So nervös war ich normalerweise nur vor Klausuren, aber nicht vor so … ach keine Ahnung wie man dazu sagen sollte … vor so einem Kram. Endlich, ich hörte sie reden. Meine Ma klang irgendwie aufgelöst, als hätte Pa ihr gesagt, dass sie sofort ihre Koffer packen musste. „Ja. ... Ja. … Wie soll ich ihm das sagen? ... Niemals. ... Wieso tust du mir das an? … Ich? Du warst doch derjenige… ... Ja klar. Immer bin ich es... ... Was soll das bitte? Soll ich etwa zu Christin ziehen, bis ich meine eigene Wohnung gefunden habe? …. W A S?!“ 14

Dann war es still, bis auf ihr Schluchzen. „Ma? Geht es?“, brachte ich über die Lippen. Na klar, blendend. Welche Antwort erwartete ich denn? Sie drehte sich erstaunt zu mir um, ging auf mich zu und fasste meine Hand: „Es wird schwer für uns.“ Das war es. Mehr kam nicht von ihr. ***** Mittwoch, Donnerstag und Freitag werden vermutlich ähnlich ablaufen. Jedes Wochenende werde ich wohl woanders verbringen dürfen. Versteht ihr jetzt warum ich mir wie Stück wertloses Brot vorkomme, das beinhart ins eisige Wasser geschupft wird? Okay, zugegeben: Vielleicht übertreibe ich eben. Aber warum soll ich hin und hergeschupft werden wie ein sturer, doofer Esel, der von den Eltern nicht als das wahrgenom15