Offenbarung 1,4-8 9 Predigt: Liebe, die zurechtweist

5 und von Jesus Christus, welcher ist der treue Zeuge, der Erstgeborene von den Toten und Fürst der Könige auf Erden! Ihm, der uns liebt und uns erlöst hat von ...
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Francesco Mordasini, Reformierte Kirche Dielsdorf, 5. August 2018

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Lesung: O↵enbarung 1,4-8 4 Johannes an die sieben Gemeinden in der Provinz Asia: Gnade sei mit euch und Friede von dem, der da ist und der da war und der da kommt, und von den sieben Geistern, die vor seinem Thron sind, 5 und von Jesus Christus, welcher ist der treue Zeuge, der Erstgeborene von den Toten und F¨ urst der K¨onige auf Erden! Ihm, der uns liebt und uns erl¨ost hat von unsern S¨ unden mit seinem Blut 6 und uns zu einem K¨onigreich gemacht hat, zu Priestern vor Gott und seinem Vater, dem sei Ehre und Gewalt von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen. 7 Siehe, er kommt mit den Wolken, und es werden ihn sehen alle Augen und alle, die ihn durchbohrt haben, und es werden wehklagen um seinetwillen alle St¨amme der Erde. Ja, Amen. 8 Ich bin das A und das O, spricht Gott der Herr, der da ist und der da war und der da kommt, der Allm¨achtige.

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Predigt: Liebe, die zurechtweist

Liebe Gemeinde Am letzten Sonntag haben wir die folgenden Worte von Johannes dem Apostel n¨aher betrachtet Ich, Johannes, euer Bruder und Mitgenosse an der Bedr¨angnis und am Reich und an der Geduld in Jesus, war auf der Insel, die Patmos heißt, um des Wortes Gottes und des Zeugnisses Jesu willen. (O↵ 1,9) Diese Verse stehen am Anfang der O↵enbarung. Dadurch stellt sich Johannes vor. Insbesondere entnehmen wir daraus, dass Johannes sich auf der Insel Patmos befand und zwar gegen seinen Willen. Er wurde von den Verfolgern des Christentums dorthin

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verbannt. Johannes war eine prominente Figur der fr¨ uhen Kirche. Er geh¨orte zum inneren Kreis der J¨ unger von Jesus. Er war einer der ersten J¨ unger, die Jesus zu sich rief, ganz am Anfang, Jahrzehnte fr¨ uher, am Ufer des Sees Gennezareth. Er war auch eine leitende Figur der Kirche in Ephesus. Ohne Unterbruch predigte er das Wort Gottes und bezeugte, dass Jesus der von Gott gesandte Messias war. Aus diesem Grund wurde er ins Exil geschickt. Er war mit Widerstand, mit R¨ uckschl¨agen und mit Verfolgung vetraut. So wie Jesus behandelt wurde, so auch Johannes und alle Nachfolger Jesu. Wir haben am letzten Sonntag die Vorstellungsworte von Johannes mit der heutigen Mentalit¨at verglichen. Heute folgt man dem Weg der Bequemlichkeit und des minimalen Widerstandes. Wichtig ist, dass ich keine Probleme habe. Zudem ist heute die Geduld Mangelware geworden. Aber so stellt sich Johannes vor Ich, Johannes, euer Bruder und Mitgenosse an der Bedr¨angnis und am Reich und an der Geduld in Jesus, war auf der Insel, die Patmos heißt, um des Wortes Gottes und des Zeugnisses Jesu willen. (O↵ 1,9) Wir haben gesehen, dass wenn wir ein Werbeplakat f¨ ur die Gemeinde von Johannes aufgrund seiner Aussagen schreiben w¨ urden, w¨ urden wir in etwa schreiben m¨ ussen: “Werden Sie Christ: Rechnen Sie mit zahlreichen Schwierigkeiten, einschneidende Bedr¨agnis und Leiden garantiert, einmalige und lebenslange M¨oglichkeit, sich in der pers¨onlichen Geduld zu entwickeln.” Das, was der Apostel Johannes als Christ erlebte, w¨ urde heute keinen Reiz anbieten. Dies m¨ usste uns nachdenklich machen. Dies m¨ usste uns zur Selbstreflektion f¨ uhren. Was motiviert mich, einen Gottesdienst zu besuchen? Was w¨ urde mich reizen? Oder was suche ich in einem Gottesdienst? Was motiviert mich, Christus am Arbeitsplatz zu bekennen? Oder in der Schule? Oder in meinem Freundeskreis? Oder in der Familie? Es ist sehr verlockend, m¨oglichst wenig u ¨ber meinen Glauben zu reden. Es ist sowieso ein schwieriges Thema. Man weiss nie, wie die anderen reagieren w¨ urden. Und man will in kein schlechtes Licht vor den anderen geraten. Es ist sicherer sich selbst in der Gruppe nicht zu profilieren und ja nicht die Aufmerksamkheit auf sich ziehen. Es ist bequemer, im Hauskreis oder unter Geschwistern im Glauben u ¨ber den Glauben zu reden. Der Apostel Johannes aber wusste, dass man in der Nachfolge von Jesus Teil hat an seinem Reich, aber auch an die Bedr¨angnis, am Leiden und an der Geduld, die man haben muss, wenn man Widerstand erf¨ahrt. Wenn Jesus selbst, der Herr, dies alles

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erlebte, dann geh¨oren diese Dinge zur Nachfolge. Geh¨ort man zu Jesus, so tritt man in ¨ diese Gemeinschaft von Schwestern und Br¨ udern, die Ahnliches in der Welt erleben: “Ich bin euer Bruder und Mitteilhaber an der Bedr¨angnis und am Reich und der Geduld in Jesus.” Es existiert keine bequeme Nachfolge von Jesus. Der Reiz in der Nachfolge von Jesus war f¨ ur Johannes Jesus selbst. Es war nicht die Musik, die Liederwahl, die Gestaltung des Raumes, die Programme und die Angebote. Die Worte von Johannes sollten uns zu denken geben, ob wir uns nicht h¨aufig dermassen mit Nebens¨achlichem besch¨aftigen, dass wir das Wesentliche nicht mehr sehen k¨onnen. Johannes verlor das Wesentliche nie aus dem Blick. Von seiner ersten Begegnung mit Jesus am Seeufer bis zu seiner letzten Begegnung auf der Insel Patmos. Jesus war f¨ ur Johannes das A und das O. Das Christentum ist nicht Kirchenzentriert, es ist Jesus zentriert. Es geht um Begegnungen mit dem lebendigen Jesus Christus: 12 Und ich wandte mich um, die Stimme zu sehen, die mit mir redete, und als ich mich umwandte, sah ich sieben goldene Leuchter, 13 und inmitten der Leuchter einen, gleich einem Menschensohn, bekleidet mit einem bis zu den F¨ ußen reichenden Gewand, und an der Brust umg¨ urtet mit einem goldenen G¨ urtel, 14 sein Haupt aber und die Haare waren weiß wie weiße Wolle, wie Schnee, und seine Augen wie eine Feuerflamme, 15 und seine F¨ uße gleich gl¨anzendem Erz, als gl¨ uhten sie im Ofen, und seine Stimme wie das Rauschen vieler Wasser, 16 und er hatte in seiner rechten Hand sieben Sterne, und aus seinem Mund ging ein zweischneidiges, scharfes Schwert hervor, und sein Angesicht war, wie die Sonne leuchtet in ihrer Kraft. 17 Und als ich ihn sah, fiel ich zu seinen F¨ ußen wie tot. Und er legte seine Rechte auf mich und sprach: F¨ urchte dich nicht! Ich bin der Erste und der Letzte 18 und der Lebendige, und ich war tot, und siehe, ich bin lebendig von Ewigkeit zu Ewigkeit Das, was wichtig ist, ist eine Beziehung mit Jesus selbst, mit dem lebendigen Jesus Christus. Er ist der einzige, der uns durch Widerstand, Leiden und Bedr¨angnis tragen

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kann. Und er ist der einzige f¨ ur den es sich lohnt, f¨ ur eine kurze Zeit in dieser Welt zu leiden. Diese erhabene Figur, der lebendige Jesus mit weissen Haaren und gl¨ uhenden F¨ ussen liess Johannes sieben Briefe schreiben. Je ein Brief pro Kirchgemeinde angefangen von Ephesus, dann Smyrna usw. bis Laodizea. Von sieben Gemeinden wurden f¨ unf zurecht gewiesen. Die zwei einzigen Gemeinden, die nicht zurecht gewiesen wurden, waren eine arme Gemeinde und eine schwache Gemeinde: Smyrna ist die arme, aber treue Gemeinde: Ich kenne deine Not und deine Armut — und doch bist du reich —, . . . 10 F¨ urchte dich nicht vor dem, was dir an Leiden noch bevorsteht. Siehe, der Teufel wird einige von euch ins Gef¨angnis werfen, um euch zu versuchen, und ihr werdet Not leiden, zehn Tage lang. Sei treu bis in den Tod, und ich werde dir die Krone des Lebens geben. (O↵. 2,9-10) Philadephia ist eine schwache, aber treue Gemeinde Du hast zwar nur wenig Kraft, aber du hast mein Wort bewahrt und meinen Namen nicht verleugnet. (O↵ 3,8) Alle anderen Gemeinden haben viel Gutes, aber sie sind auch Kompromisse mit falschen Lehren eingegangen und haben das Wesentliche, n¨amlich Jesus Christus aus den Augen verloren. Sie sind gr¨osser, reicher und st¨arker, aber gerade sie m¨ ussen umkehren. Sie m¨ ussen sich ver¨andern. Sie m¨ ussen in eine Beziehung mit dem lebendigen Jesus Christus treten und sich darin bewegen. Es kann nicht sein, dass eine Kirche, die Christus predigt und bezeugt, gegen Jesus wirkt, oder ihren eigenen Willen tut anstelle von seinen Willen. Jesus Christus ist das Haupt des Leibes. Er l¨asst sein Wort an die Kirchen schicken, und sie k¨onnen ihn nicht ignorieren. Das heisst, eine Kirche kann schon Jesus Christus und sein Wort ignorieren, aber sie kann nicht mehr eine christliche Kirche sein. Es klingt logisch, aber diese Dinge geschehen heute vor unseren Augen. Gerade der Kirche von Ephesus droht die Existenz zu verlieren. Es muss das Herz von Johannes getro↵en haben, denn er hatte jahrelang die Kirche in Ephesus geleitet. Ephesus war vielleicht die gr¨osste Gemeinde von den sieben Kirchen. Bedenke, aus welcher H¨ohe du gefallen bist, kehr um zu den Werken des Anfangs; wenn nicht, werde ich zu dir kommen und deinen Leuchter von seinem Platz stossen, wenn du nicht umkehrst. (O↵ 2,5)

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Man merkt, dass die Existenzgrundlage fehlt, wenn eine Kirche das Wort des lebendigen Jesus Christus nicht achtet. Zu Pergamum sagt Jesus: Kehre um! Sonst komme ich bald zu dir. . . . (O↵ 2,16) Zu Thyatira Aber ich habe dir vorzuwerfen, dass du die Isebel gew¨ahren liessest, die sich Prophetin nennt und die als Lehrerin auftritt und meine Knechte dazu verf¨ uhrt, sich der Unzucht hinzugeben und Fleisch zu essen, das den G¨ottern geweiht ist. (O↵ 2,20) Zu Sardis Denk daran, wie du die Botschaft empfangen und geh¨ort hast, bewahre sie und kehre um! Wenn du nicht wachsam bist, werde ich kommen wie ein Dieb, und du wirst nicht wissen, zu welcher Stunde ich u ¨ber dich komme. (O↵ 3,3) Zu Laodizea Die ich liebe, weise ich zurecht und erziehe sie. Mach darum Ernst und kehre um! (O↵ 3,19) Liebe Gemeinde Die Liebe des lebendigen Jesus Christus kann auch zur Zurechtweisung f¨ uhren, und zur Umkehr und zwar von Christen. Die Liebe von Jesus f¨ ur uns, die er am Kreuz bewiesen hat, ist die gleiche Liebe, die uns korrigiert und ver¨andert: “er liebt uns und hat uns von unsern S¨ unden mit seinem Blut erl¨ost und hat uns zu einem K¨onigreich gemacht , zu Priestern vor Gott und seinem Vater” (O↵ 1,5-6). Das, was mir Sorgen bereitet, ist, dass ab und zu Christen die Liebe von Jesus, die sie erl¨ost, gerne annehmen, aber die gleiche Liebe dann ablehnen, wenn sie zu einer Ver¨anderung in unserem Leben f¨ uhrt. Was bedeutet es f¨ ur die Kirche, wenn Christen sich selbst nicht mehr korrigieren oder vom Wort Gottes nicht mehr korrigieren lassen? Und ich meine nicht damit prim¨ar, dass Christen anderen Christen sagen sollten, was sie alles falsch machen und sie korrigieren sollten. Dies w¨are eine Katastrophe, eine Anarchie. Es geht mehr um das Wesentliche, um diese allbestimmende Beziehung zum lebendigen

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Jesus Christus, dem Haupt der Kirche: “er liebt uns und hat uns von unsern S¨ unden mit seinem Blut erl¨ost und hat uns zu einem K¨onigreich gemacht , zu Priestern vor Gott und seinem Vater” (O↵ 1,5-6). Dies ist sein Programm, sein Wille f¨ ur uns. Er hat uns erl¨ost von der Kraft, der Macht und der Strafe der S¨ unde, um uns zu einem K¨onigsreich von Priestern vor Gott zu machen. Er macht uns so. Dazu geh¨ort seine Liebe f¨ ur uns am Kreuz, aber auch seine Liebe die uns ver¨andern und weiterbringen will. Die ich liebe, weise ich zurecht und erziehe sie. Mach darum Ernst und kehre um! (O↵ 3,19) Die Liebe, die uns erl¨ost ist auch die Liebe, die uns korrigiert. Es geht darum, dass wir uns willig dem ganzen Plan von Jesus Christus anschliessen. Der Glaube an Jesus Christus, die Erl¨osung von der Macht der S¨ unde ist der erste und wichtigste Schritt. Aber damit ist nicht Schluss. Es ist der Anfang. Er will uns zu einem K¨onigsreich von Priestern machen, zu Menschen, die Gott den Vater und Gott den Sohn kennen und ihnen gehorchen. Es ist eine st¨andige Transformation. Es ist eine st¨andige selbstkritische Auseinandersetzung mit dem lebendigen Jesus Christus. Es kann schmerzhaft sein. Es kann umbequem sein. Es braucht Geduld. Aber es ist der Wille Gottes f¨ ur unser Leben. Wenn meine Beziehung mit Jesus Christus im Zentrum steht, dann liebt er mich so sehr, dass er mich weiter f¨ uhren will im Glauben und in der Erkenntnis von ihm. Der Herr schenke uns, dass wir ihm nicht widerstehen, sondern, dass wir uns von ihm zurechtweisen lassen. Nicht nur als einzelne Nachfolger von Jesus, sondern auch als Kirchgemeinden. Als Kirchgemeinden m¨ochte ich darauf aurmerksam machen, dass die Gemeinde, die in den Augen von allen arm war, und die Gemeinde, die schwach war, die treuen Gemeinden waren. Wenn wir uns heute herum schauen, dann sehen wir gr¨ossere, reichere und besseren ¨ Gemeinden. Aber wir sollten uns nicht von den Ausserlichkeiten beeinflussen lassen. Wichtig ist, dass wir als einzelne und als Gemeinden, wie der Apostel Johannes, die Beziehung mit dem lebendigen Jesus Christus haben, pflegen und vor allem nicht aus den Augen verlieren. Die Zukunft des Glaubens und der Kirchen h¨angt fest und direkt daran.