Normalexklamationen – normal! - Squarespace

heute nicht mal klettern gehen? Sprich, Normalexklamationen werden nur durch Kontexte lizenziert, in de- nen eine bestimmte Äußerung erwartet werden kann.
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Normalexklamationen – normal!* Daniel Gutzmann

Katharina Turgay

2. März 2016

Abstract

This paper investigates a previously unstudied construction in German which we dub normal exclamatives. These are utterances in which a possibly reduced declarative is preceded or followed by the unintegrated adjective normal. This adjective does not target the propositional content of the utterance, but rather expresses the use-conditional speaker attitude that the assertion itself has to be considered as normal and expectable. We investigate the syntactic, semantic and pragmatic properties of normal exclamatives. In order to model their discourse effects we extend the common ground based model of assertion to represent the beliefs of the interlocutors about what is in the common ground, which enable the modeling of discrepancies in their perception of the common ground. The effect of normal exclamatives is then to align the beliefs of speaker and hearer regarding the common ground, thereby removing the discrepancies.

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Einführung

Normalerweise wird Normalität in dem Sinne, dass etwas normal und erwartbar ist, linguistisch nicht speziell kodiert. Ein Grund dafür scheinen kognitive Effizienzprinzipien zu sein, wie sie beispielsweise von Levinson (2000) vorgeschlagen werden, um das sogenannte bottle neck der Kommunikation zu überwinden. Eines dieser Prinzipien ist Horns (1984) Division of pragmatic labor, das das Verhältnis zwischen (un)markierter Form und (un)markierter Interpretation herausarbeitet, und das auch in dem Zusammenspiel zwischen Levinsons I- und M-Prinzip formuliert wird (Levinson 2000: 114, 136).1 * Wir danken den TeilnehmerInnen der AG Normalität in der Sprache auf der DGfS-Jahrestagung 2015 in Leipzig für anregende Diskussion, sowie Franz d’Avis und Horst Lohnstein für hilfreiche Hinweise zu einer früheren Version dieses Aufsatzes. Alle Fehler und unerwarteten Unnormalitäten sind unsere eigenen – normal! 1Ein ähnlicher Zusammenhang zwischen (un)markierter Form und (un)markiertem Inhalt spielt eine prominente Rolle in der Theorie der natürlichen Morphologie (Wurzel 1994). Dort wird noch eine weitere Ebene der Markiertheit eingeführt: Ausdrücke, bei denen Form und Inhalt beide markiert oder beide unmarkiert sind, sind auf dieser Ebene unmarkiert. Ausdrücke, bei denen die Markiertheit von Form und Inhalt nicht zusammenpasst, gelten als markiert.

1

(1)

Pragmatische Arbeitsteilung a. Unmarkierte Ausdrücke bezeichnen unmarkierte Sachverhalte. b. Markierte Ausdrücke bezeichnen markierte Sachverhalte.

Dinge oder Sachverhalte, die normal sind und den Erwartungen der Gesprächsteilnehmer entsprechen, werden demnach durch pragmatische Anreicherung des Gesagten kommuniziert und einfach „mitverstanden“, anstatt gesondert ausgedrückt zu werden. Das folgende Beispiel illustriert dies (in Anlehnung an Levinson 2000: 185).2 (2)

Ich habe mir einen Finger verletzt. ↝ Die Sprecherin hat sich nicht den Daumen verletzt.

Durch die Wahl des unmarkierten Ausdrucks Finger, der allgemeiner ist und an sich auch den Daumen umfasst, suggeriert die Sprecherin von (2) dem Hörer, dass auch eine unmarkierte, normale Interpretation intendiert ist, sodass der Satz pragmatisch kommuniziert. Würde die Sprecherin stattdessen kommunizieren wollen, dass er sich den Daumen verletzt hat, welcher ein ziemlich markierter Finger ist, hätte er auch den markierten und informativeren, da spezielleren Ausdruck Daumen wählen sollen (vgl. Levinson 2000: 103f.).3 Neben solchen generalisierten, konventionellen Implikaturen, spielt Normalität in verschiedenen sprachlichen Konstruktionen eine Rolle. So diskutiert d’Avis (2013b) die Rolle von Normalvorstellungen in der Sprache. Darunter versteht er die subjektiven, zeitlich- und kontextuell gebundenen Einstellungen einer Sprecherin darüber, was normal und erwartbar ist. Solche Normalvorstellungen sind für unterschiedliche Phänomene relevant, entweder weil Normalvorstellungen befolgt werden oder gegen sie verstoßen wird. Implikaturen wie in (2) sind ein Beispiel für ein Phänomen, in denen Normal2Hier und im Folgenden verwenden wir einen fetten Schnitt, um die relevanten Aspekte in den Beispielen hervorzuheben. 3Diese pragmatischen Ökonomieprinzipen machen es sogar schwer, reine Normalität explizit auszudrücken, denn die Tatsache, dass eine Sprecherin den Aufwand betreibt, etwas linguistisch auszudrücken, das ohnehin abgeleitet werden würde, wird höchstwahrscheinlich von der Sprecherin so verstanden werden, dass irgendetwas „nicht normal“ ist; sei es auch nur, dass der Kontext deutlich gemacht hat, dass eine explizite Kodierung notwendig zu sein scheint. (i)

[Im Café:] A:

Ich hätte gerne eine Kola. ↝ keine Kola zuckerfrei, Kaffee-Kola etc.

[Bekommt eine Kaffee-Kola gebracht] A:

Nee, ich hätte gerne eine normale Kola!

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vorstellungen zu bestimmten Schlüssen führen. Erfüllte Normalvorstellungen spielen auch in generischen Sätzen eine Rolle (vgl. d’Avis 2013b: § 2). (3) sagt etwas darüber aus, was die Sprecherin von (3) für normal für Pinguine hält, nämlich, dass diese normalerweise süß sind. (3)

Pinguine sind süß.

Beispiele für sprachliche Phänomene, denen eine nicht erfüllte Normalvorstellung zugrunde liegt, sind konzessive Satzgefüge (4a) oder Exklamativsätze (5b) (vgl. d’Avis 2013b: § 3+4). (4)

a. b.

Hugo ist durchtrainiert, aber schlau. Wie schlau Hugo der Bodybuilder ist!

Die Sprecherin von (4A) oder (4B) scheint die Normalvorstellung zu haben, dass jemand, der durchtrainiert ist, normalerweise nicht schlau ist und erkennt aber an, dass Hugo eine Ausnahme zu dieser Vorstellung darstellt. Die offensichtlichste Art und Weise, wie Normalvorstellungen sprachlich kommuniziert werden können, ist mit Adjektiven wie normal und entsprechenden Adverben wie normalerweise. (5)

a. b. c.

Tina isst normalerweise Tofu. Es ist normal, dass Tina Tofu ist. Tina isst am liebsten normalen Tofu.

Eine Äußerung von (5a) drückt eine Normalvorstellung darüber aus, was Tina meistens isst. Ähnliches gilt für (5b), was besagt, dass es für Tina erwartbar oder nicht überraschend ist, dass sie Tofu isst. Das attributive Adjektiv in (4) hingegen sagt etwas über die Normalvorstellung aus, die Sprecherin mit dem Konzept Tofu hat. In diesem Beitrag wollen wir eine spezielle, tendenziell eher jugendsprachliche Konstruktion im Deutschen betrachten, die vordergründig ebenfalls eine Normalvorstellung zu kodieren scheint und die ebenfalls das Adjektiv normal involviert. Dabei handelt es sich um teilweise reduzierte, syntaktische Strukturen wie in (6B), die wir Normalexklamationen nennen. (6)

A: Was machst du so für Sport? B: Normal – McFit!

Die relevante Lesart von (6B), um die es in diesem Beitrag gehen wird, ist die, in der normal sich auf den Sprechakt bezieht und nicht auf den propositionalen Gehalt. Das heißt, B kommentiert die Normalität seiner Antwort auf die Frage. (6B) lässt sich also in etwa wie folgt paraphrasieren: 3

(7)

Ich mache bei McFit Sport – und diese Aussage ist normal.

Wichtig hierbei ist, dass es sich bei dem normal hier nicht um eine normative Aussage handelt, sondern wieder um den Ausdruck einer Normalvorstellung, also eine Sprechereinstellung darüber, was als abseh- oder erwartbar gilt. Folglich ist vielleicht folgende Paraphrase etwas treffender: (8)

Ich mache bei McFit Sport – und diese Aussage ist erwartbar.

Wie in dieser Paraphrase bereits angedeutet, ist der entscheidende Aspekt bei einer Normalexklamation, dass sich die Normalvorstellung nicht unbedingt auf den Gehalt der Aussage an sich bezieht, sondern darauf, dass eben diese Aussage gemacht wird. Natürlich kann eine Aussage gerade deshalb erwartbar sein, weil der propositionale Gehalt selbst erwartbar und normal ist; im Falle von (8) also, dass es normal für die Sprecherin (oder allgemein) erwartbar ist, bei McFit sportlichen Ausgleich zu suchen. Allerdings kommuniziert eine Normalexklamation, dass die Sprecherin davon ausgeht, dass der Hörer hätte wissen können, dass diese Aussage gemacht wird. Wir werden im nächsten Abschnitt noch genauer auf diesen Effekt eingehen und die relevante Lesart herausarbeiten. Neben dieser sprechaktbezogenen Bedeutung ist interessant, dass eine Normalexklamation wie in (7B) syntaktisch nicht „normal“, sondern markiert ist, dass sie nicht nur in der reduzierten Form auftreten kann, das Adjektiv in einer desintegrierten, peripheren Position auftritt und von seinem Skopus her vielmehr eine adverbiale Form erwarten lassen würde. Zudem kommunizieren Normalexklamationen, wie wir zeigen werden, neben der ausgedrückten Normalität zusätzliche pragmatische, diskursbezogene Aspekte, was nochmals verdeutlicht, wie schwer es die Sprachökonomie macht, reine Normalität auszudrücken. Da das Phänomen der Normalexklamationen unseres Wissens bisher in der Literatur unberücksichtigt blieb, werden wir in dem nächsten Abschnitt zunächst auf die syntaktischen, semantischen und pragmatischen Besonderheiten der unintegrierten Verwendung von normal in Normalexklamationen eingehen und diese insbesondere von dem normalen Adverb normalerweise abgrenzen. In Abschnitt 3 rücken dann Exklamationen allgemein in unser Blickfeld und wir werden Normalexklamationen von normalen Exklamationen abgrenzen. Nach der Beschreibung und Etablierung von Normalexklamationen als linguistisches Phänomen entwickeln wir in dem daran anschließenden Abschnitt 4 eine semantisch-pragmatische Analyse von Normalexklamationen, die den zuvor dargelegten Eigenschaften gerecht werden kann. Wir schlagen zunächst vor, dass Normalexklamationen semantisch ge4

sehen hybride Ausdrücke im Sinne einer multidimensionalen Semantik sind, die den gewöhnlichen propositionalen Gehalt mit einer Angemessenheitsbedingung auf einer nicht wahrheitskonditionalen Ebene verknüpft (Abschnitt 4.1). Diese Angemessenheitsbedingung besteht darin, dass die Sprecherin den propositionalen Gehalt als bereits bekannt darstellt und dadurch auf einen Missstand im Common Ground hinweist. Um dies in einer Diskurssemantik entsprechend zu modellieren, erweitern wir in Abschnitt 4.2 das einfache Modell des Common Grounds um die explizite Repräsentation dessen, was Sprecherin und Hörer jeweils glauben, wie der Common Ground aussieht. Abschnitt 5 fasst die Ergebnisse zusammen und gibt einen kurzen Ausblick.

2

Normal vs. Normalerweise

Eine interessante syntaktische Eigenschaft von Normalexklamationen ist, dass sich die fragmentarische Form wie in (7B) nicht durch die Ellipse einer Matrixsatzeinbettung ableiten lässt. Das heißt, (7B) geht nicht auf eine Struktur wie in (9B) zurück. (9)

A: Was machst du so für Sport? B: Es ist normal, dass ich bei McFit Sport mache!

Dass dies nicht der Fall sein kann, zeigt sich an folgenden zwei Beobachtungen. Zum einem sollte eine Tilgungsoperation wie in (9B) auch andere Adjektive zulassen, da es nicht ersichtlich ist, warum eine solche Operation auf normal beschränkt sein sollte. Daher müssten sich auch Antworten wie die folgenden erwarten lassen, die aber allesamt markierter sind und nicht den gleichen Effekt haben wie Normalexklamationen. (10)

a. ??Üblich – McFit. b. ??Überraschend – McFit. c. ??Erwartbar – McFit

Darüber hinaus hat die Matrixsatzeinbettung mit normal in (9B) gar nicht erst dieselbe Bedeutung wie eine Normalexklamation. Die Einbettungsstruktur in (9B) macht eine Aussage über die Normalität der eingebetteten Proposition. Wie wir aber später genauer sehen werden, ist dies nicht die Bedeutung, die Normalexklamationen haben, die sich auf den Sprechakt beziehen. Dieser Unterschied zeigt sich alleine schon daran, dass (9B) als eine Antwort auf As Frage abweichend ist, da die Frage scheinbar gar nicht beantwortet wird. Statt auf eine echte Matrixsatzeinbettung zurückzugehen, lassen sich fragmentarische Normalexklamationen viel eher aus einer Struktur wie in (11) ableiten, in der das Adjektiv in einer peripheren, unintegrierten Position 5

steht. (11)

Normal – Ich mache bei McFit Sport.

Darüber hinaus kann beobachtet werden, dass normal nicht nur in einer links-peripheren Position lizenziert ist wie in (10), sondern wie in (12) auch in einer rechts-peripheren Position auftreten kann. (12)

Ich mache bei McFit Sport – normal!

Dies lässt erwarten, dass es analog dazu auch reduzierte Varianten gibt, in denen normal rechts steht. Dies ist auch der Fall. (13)

McFit – normal!

Eine wichtige Beobachtung ist, dass die expliziteren Konstruktionen wie in (11) und (12) nicht nur die gleiche Bedeutung wie die reduzierten Versionen haben, sondern ebenfalls auf normal festgelegt zu sein scheinen. Die gleichen Adjektive wie in (10) führen auch in (11) zu deutlich markierten Ausdrücken. (14)

a. ??Üblich – Ich mache bei McFit Sport. b. ??Überraschend – Ich mache bei McFit Sport. c. ??Erwartbar – Ich mache bei McFit Sport.

Dass ein Adjektiv wie normal in einer solchen peripheren Position stehen kann, im Gegensatz zu den in (14) angeführten Beispielen, ist also ein wenig überraschend. Stattdessen würde man erwarten, dass hier ein kanonisches deadjektivisches Adverb steht, das jedoch integriert ist. (15)

a. b. c.

Üblicherweise mache ich bei McFit Sport. Überraschenderweise mache ich bei McFit Sport. Erwartbarerweise mache ich bei McFit Sport.

Das gleiche gilt auch für normal, das ebenfalls ein abgeleitetes Satzadverb als Gegenstück hat. (16)

Normalerweise mache ich bei McFit Sport.

Auch (16), ähnlich wie die Beispiele in (15), kommuniziert eine Normalvorstellung und dient somit als eine gute Vergleichskonstruktion, um die Eigenschaften von Normalexklamationen zu untersuchen. Wie wir in diesem Abschnitt zeigen werden, unterscheidet sich diese desintegrierte Verwendung von normal in Normalexklamationen von der integrierten Verwendung von normalerweise in syntaktischer, semantischer und pragmatischer Hin-

6

sicht, sodass Normalexklamationen nicht einfach nur eine Variante eines Normalerweise-Satzes sind. 2.1

Syntaktische Position

Die syntaktisch auffälligste Eigenschaft von normal in Normalexklamationen ist, dass es unintegriert sein muss und deshalb weder im Vor- noch im Mittelfeld stehen kann. Dies steht im Kontrast zum integrierten normalerweise, das als Adverb sowohl als alleiniges Element im Vorfeld, als auch im Mittelfeld auftreten kann.4 (17)

a. *Normal mache ich bei McFit Sport. b. *Ich mache normal bei McFit Sport.

(18)

a. b.

Normalerweise mache ich bei McFit Sport. Ich mache normalerweise bei McFit Sport.

Im Gegensatz zu normal kann normalerweise nicht in einer links-peripheren Position auftreten und eine rechts-periphere Position ist nur durch eine Art „Nachtrag“ möglich (Altmann 1981). (19)

2.2

a. *Normalerweise, ich mache bei McFit Sport. b. Ich mache 1 bei McFit Sport, normalerweise1 . Skopus und Einbettbarkeit

Durch die periphere Position kann normal auch nicht im Skopus anderer Operatoren stehen. Dies gilt beispielsweise für Negation, Konditionale und Quantoren. (20)

Ich gehe nicht zu McFit – normal! ↝̸ Nicht [normal [ich gehe zu McFit]] ↝ Normal [nicht [ich gehe zu McFit]]

(21)

Wenn es regnet, gehe ich zu McFit – normal! ↝̸ Wenn es regnet [normal [ich gehe zu McFit]] ↝ Normal [wenn es regnet [ich gehe zu McFit]]

(22)

Alle Linguisten lieben McFit – normal! ↝̸ Alle Linguisten [normal [lieben McFit]]

4Es gibt einige SprecherInnen, für die das Adverb normalerweise umgangssprachlich auch als normal erscheinen kann. Es sei deshalb darauf hingewiesen, dass die Urteile in (17) nicht für diese adverbiale Variante von normal gelten, sondern nur für das normal als Normalexklamation.

7



Normal [alle Linguisten [lieben McFit]]

In all diesen Fällen hat normal Skopus über den Operator, während die inverse Lesart nicht möglich ist.5 Wenn die bereits erwähnte Annahme, dass normal sogar Skopus über den Sprechakt hat, korrekt ist, ist dieses Verhalten natürlich nicht verwunderlich, da semantische Operatoren wie die obigen keinen Skopus über Sprechakte haben sollten.6 Andere Sprechaktadverbiale verhalten sich in dieser Hinsicht genauso (Boër & Lycan 1980; Bonami & Godard 2008; Bonami et al. 2004; Potts 2005). (23)

Offen gesagt gehe ich nicht zu McFit. ↝̸ Nicht [offen gesagt [ich gehe zu McFit]] ↝ Offen gesagt [nicht [ich gehe zu McFit]]

(24)

Offen gesagt, wenn es regnet, gehe ich zu McFit. ↝̸ Wenn es regnet [offen gesagt [ich gehe zu McFit]] ↝ Offen gesagt [wenn es regnet [ich gehe zu McFit]]

(25)

Offen gesagt, alle Linguisten lieben McFit. ↝̸ Alle Linguisten [offen gesagt [lieben McFit]] ↝ Offen gesagt [alle Linguisten [lieben McFit]]

Normalerweise hingegen verhält sich wieder anders und kann in Interaktion mit anderen semantischen Operatoren zu Skopusambiguitäten führen. Die tiefe Interpretation von normalerweise kann sogar die leichter zugängliche oder einzig mögliche Lesart sein, wobei hier vor allem Faktoren wie Wortstellung und Intonation entscheidend sind. (26)

Normalerweise gehe ich nicht zu McFit. ↝ Nicht [normalerweise [ich gehe zu McFit]] ↝ Normalerweise [nicht [ich gehe zu McFit]]

(27)

Wenn es regnet, gehe ich normalerweise zu McFit. ↝ Wenn es regnet [normalerweise [ich gehe zu McFit]] ↝ Normalerweise [wenn es regnet [ich gehe zu McFit]]

(28)

Normalerweise lieben alle Linguisten McFit. ↝ Alle Linguisten [normalerweise [lieben McFit]] ↝ Normalerweise [alle Linguisten [lieben McFit]]

5Das Gleiche gilt für linksstehendes normal. 6Entgegen dieser Annahmen vergleiche aber Krifka 2001.

8

Eine weitere Konsequenz aus der desintegrierten Position von normal ist, dass es nicht eingebettet werden kann und sich deshalb auch nicht auf den eingebetten Satz beziehen kann. Eine scheinbar rechts-periphere Position zu einem Nebensatz bezieht sich immer auf den gesamten Satz, während eine links-periphere Position sogar ungrammatisch ist. (29)

Peter denkt, dass ich zu McFit gehe – normal. ↝̸ Peter denkt [normal [ich gehe zu McFit]] ↝ Normal [Peter denkt [ich gehe zu McFit]]

(30) *Peter denkt, normal – dass ich zu McFit gehe. Sprechaktadverbiale verhalten sich wieder analog. Auch wenn eine zentrale Position am rechten Rand des Nebensatzes möglich ist, ist dennoch nur ein Bezug auf den gesamten Sprechakt möglich. (31)

Peter denkt, dass ich zu McFit gehe, offen gesagt. ↝̸ Peter denkt [offen gesagt [ich gehe zu McFit]] ↝ Offen gesagt [Peter denkt [ich gehe zu McFit]]

(32)

Peter denkt, offen gesagt, dass ich zu McFit gehe. ↝̸ Peter denkt [offen gesagt [ich gehe zu McFit]] ↝ Offen gesagt [Peter denkt [ich gehe zu McFit]]

Wie zu erwarten ist normalerweise hingegen problemlos einbettbar. (33)

Peter denkt, dass ich normalerweise zu McFit gehe. ↝ Peter denkt [normalerweise [ich gehe zu McFit]]

Dieses Skopusverhalten passt zu einer anderen, fundamentalen Eigenschaft von normal, nämlich seinem nicht-wahrheitskonditionalen Charakter. 2.3

Wahrheitsbedingungen und Diskursstatus

Ein entscheidender semantischer Unterschied zwischen normal in Normalexklamationen und normalerweise ist, dass normal auch semantisch gesehen vom Rest des Satzes isoliert ist, was sich darin niederschlägt, dass es nicht Teil der Wahrheitsbedingungen des Satzes ist. Vielmehr stellt normal einen „Nebenkommentar“ zur Assertion selbst. Dies zeigt sich unter anderem daran, dass es non-at-issue im Sinne von Potts (2005) ist. Vereinfacht gesprochen bedeutet dies, dass ein bestimmter Inhalt nicht den Hauptpunkt einer Assertion

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darstellt. Ein wichtiges Diagnosemittel dazu ist die Unfähigkeit, im Diskurs direkt durch einfache Antwortpartikeln akzeptiert oder zurückgewiesen zu werden.7 Die zeigt sich beispielsweise an nominalen Appositionen, die ein klassisches Beispiel für einen Nebenkommentar darstellen (Potts 2005: § 4). Diese können im Diskurs nicht direkt aufgegriffen werden. Das gilt sowohl für Zurückweisungen als auch Zustimmungen. (34)

A: Sarah, eine Yogalehrerin, arbeitet bei McFit. B: #Nein, ist sie nicht. B′ : #Ja, ist sie.

Der Nebengehalt aus (34A), dass Sarah eine Yogalehrerin ist, kann also nicht direkt von B adressiert werden. Das heißt natürlich nicht, dass der Gehalt komplett unzugänglich bleibt. Will B allerdings explizit darauf reagieren, ist dies nur möglich, wenn erst der normal assertierte Gehalt abgehandelt wird. (35)

A: Sarah, eine Yogalehrerin, arbeitet bei McFit. B: Ja, tut sie, aber sie ist keine Yogalehrerin.

Alternativ kann der Nebengehalt auch aufgegriffen werden, wenn besonderer Aufwand durch die Verwendungen wie „Halt, warte!“ oder ähnliche Mittel betrieben wird, die eine Unterbrechung im normalen Verlauf des Hauptstrangs signalisieren (von Fintel 2004). (36)

A: Sarah, eine Yogalehrerin, arbeitet bei McFit. B: Halt, warte! Sarah ist keine Yogalehrerin.

Eine letzte Möglichkeit, den Nebenkommentare zu thematisieren, ist, diesen per Echo-Frage in Frage zu stellen (Poschmann 2015; Reis 2013). (37)

A: Sarah, eine Yogalehrerin, arbeitet bei McFit. B: Sarah ist Yogalehrerin?

Der Erwartbarkeitsbeitrag, den normal in einer Normalexklamation leistet, verhält sich in den relevanten Aspekten ganz analog zu einer nominalen Apposition. So lässt er sich nicht direkt zurückweisen. (38)

A: Was für Sport machst du so? B: McFit – normal! A: #Nein, das ist nicht normal.

7Inhalt, der non-at-issue ist, wird demnach nicht zur Diskussion gestellt und nicht verhandelt (AnderBois et al. 2013); er kommt, in der Terminologie von Farkas & Bruce (2010), nicht auf den discourse table.

10

A′ : #Nein, das konnte ich nicht wissen.

Eine Zurückweisung des Beitrags von normal ist, wie bei der Apposition, nur möglich, wenn zunächst der assertierte Gehalt akzeptiert wird, und dann auf die Erwartbarkeit der Antwort reagiert wird. (39)

A: Was für Sport machst du so? B: McFit – normal! A: Ja, okay, aber woher sollte ich das denn bitte wissen?

Auch der „Warte!“-Test bestätigt die Vermutung, dass der Beitrag von normal nicht zum Hauptgehalt der Aussage gehört. (40)

A: Was für Sport machst du so? B: McFit – normal! A: Halt, warte! Das konnte ich doch gar nicht wissen.

Für normalerweise, das eine Proposition modalisiert und folglich Teil der Wahrheitsbedingungen ist, ist eine direkte Zurückweisung hingegen problemlos möglich. (41)

A: Was für Sport machst du so? B: Normalerweise McFit! C: Nein, du gehst meistens zum Squash und fast nie zu McFit!

Dies liegt natürlich daran, dass normalerweise im Gegensatz zu normal keinen Nebenkommentar darstellt, sondern ein gewöhnlicher Bestandteil der Proposition ist. Es ist folglich auch nicht möglich, die Proposition ohne normalerweise zu akzeptieren, um dann dessen Beitrag zurückzuweisen. (42)

A: Was für Sport machst du so? B: Normalerweise McFit! C: #Ja, okay, aber das machst du fast nie.

Die vorangegangen Überlegungen können nicht nur normal in Normalexklamationen von regulärem normalerweise abgrenzen, sondern auch von Ausdrücken wie „Ist doch klar!“, die in ihrer Bedeutung der Normalexklamation sehr nahe zu kommen scheinen. Diese können nämlich problemlos zurückgewiesen oder akzeptiert werden. (43)

A: B: A: A′ :

Was für Sport machst du so? McFit – ist doch klar! Ja, stimmt, das ist klar. Hätte ich drauf kommen können. Nein, das ist gar nicht klar. Das machen doch nur Assis. 11

Interessanterweise gilt dies für eine nicht reduzierte, periphäre prädikative Verwendung von normal. (44)

A: Was für Sport machst du so? B: McFit – ist doch normal! Machen ja die meisten. A: Nein, das ist gar nicht klar. Das machen doch nur Assis.

Dies zeigt, dass sowohl adverbiales normalerweise, also auch ist normal/klar Teil der Wahrheitsbedingungen der Äußerung sind, in der sie vorkommen, und dass sie somit zum Hauptgehalt des Satz gehören. Beides trifft nicht auf den Beitrag von normal in Normalexklamationen zu. Dies hat auch pragmatische Konsequenzen, die wir im nächsten Abschnitt betrachten. 2.4

Pragmatische Unterschiede

Zunächst kann beobachtet werden, dass die Verwendung von normalerweise zu einem pragmatischen Schluss führen kann, den wir Ausnahmeimplikatur nennen. Eine Äußerung wie (45) kann pragmatisch implikatieren, dass der ausgedrückte Sachverhalt nicht immer gilt, sondern dass „ausnahmsweise“ alternative Sachverhalte gelten. (45)

A: Wollen wir am Montag ins Kino gehen? B: Normalerweise gehe ich montags zu McFit. + > „Diesen Montag könnte die Sprecherin ausnahmsweise nicht zu McFit gehen.“

Dabei können die Ausnahmen, wie in (45B), akut in dem Äußerungskontext gelten oder die Implikatur kann auf die Existenz von Ausnahmen generell anspielen wie in folgendem Beispiel. (46)

A: Wie oft gehst du zu McFit? B: Normalerweise gehe ich dreimal die Woche zu McFit. + > ‚Die Sprecherin geht nicht immer dreimal die Woche zu McFit.‘

Die Ausnahmeimplikatur wird wieder dadurch ausgelöst, dass die explizite Markierung von Normalität, die nicht notwendig ist, wie zu Beginn dieses Beitrags diskutiert, dazu führt, dass Alternativen zum Normalzustand in den Fokus rücken. Wenn wir nun Normalexklamationen betrachten, können wir feststellen, dass sie zu keiner Ausnahmeimplikatur führen. Dies wird deutlich, wenn wir die Äußerungen in (45B) und (46B) durch Normalexklamationen ersetzen. Im Falle von (46) verschwindet die Ausnahmeimplikatur einfach, während 12

die Äußerung im Falle von (45) unangemessen wird. (47)

A: Wollen wir am Montag ins Kino gehen? B: #Ich gehe montags zu McFit – normal! + > Diesen Montag könnte die Sprecherin ausnahmsweise nicht zu McFit gehen.

(48)

A: Wie oft gehst du zu McFit? B: Dreimal die Woche – normal! + > Die Sprecherin geht nicht immer dreimal die Woche zu McFit.

Statt einer Ausnahmeimplikatur drücken Normalexklamation hingegen die Einstellung der Sprecherin aus, dass die gegebene Antwort „normal“ bzw. erwartbar ist. Das heißt, aus der Perspektive der Sprecherin hätte der Inhalt der Normalexklamation bereits bekannt sein müssen. Dies zeigt sich daran, dass Reaktionen, die dies verdeutlichen, gut mit Normalexklamationen kombiniert werden können. (49)

A: Was machst du so für Sport? B: McFit – normal! Was glaubst du denn? B′ : Das weißt du nicht? McFit – normal!

Im Gegensatz dazu sind Zusätze, die die Antwort als unbekannt markieren, nicht mit Normalexklamationen kombinierbar. (50)

A: a. b. c. d.

Was machst du so für Sport? B: # Du wirst es kaum glauben: McFit – normal! B: # McFit – normal! Damit hättest du nicht gerechnet, ne? B: # Ah, das weißt du ja gar nicht: McFit – normal! B: # Ah, gut, dass du fragst: McFit – normal!

Ein Vergleich mit Äußerungen mit normalerweise oder ohne weitere Modifikation zeigt, dass diese Beschränkung auf die Anwesenheit von normal zurückzuführen ist. (51)

A: a. b. c. d.

Was machst du so für Sport? B: Du wirst es kaum glauben: normalerweise McFit. B: Normalerweise McFit. Damit hättest du nicht gerechnet, ne? B: Ah, das weißt du ja gar nicht: normalerweise McFit. B: Ah, gut, dass du fragst: normalerweise McFit.

(52)

A: Was machst du so für Sport? a. B: du wirst es kaum glauben: McFit. 13

b. c. d.

B: McFit. Damit hättest du nicht gerechnet, ne? B: Ah, das weißt du ja gar nicht: McFit. B: Ah, gut, dass du fragst: McFit.

Die Annahme, dass Normalexklamationen die Aussage als erwartbar und dadurch den Inhalt als bekannt markieren, sagt voraus, dass Normalexklamationen nicht diskursinitial verwendet werden können. Aussagen mit normalerweise teilen diese Vorhersage nicht. Die folgenden Beispiele bestätigen dies. (53) #Ich mache immer bei McFit Sport – normal! Aber wollen wir heute nicht mal klettern gehen? (54)

Ich mache normalerweise immer bei McFit Sport. Aber wollen wir heute nicht mal klettern gehen?

Sprich, Normalexklamationen werden nur durch Kontexte lizenziert, in denen eine bestimmte Äußerung erwartet werden kann. Direkte Fragen wie in den vorangegangenen Beispielen stellen einen solchen Kontext her. Allerdings muss eine solche Frage nicht immer explizit formuliert sein. Es reicht, wenn eine passende Frage implizit im Diskurs vorhanden ist. 2.5

Zwischenfazit

Der vorangegangene Abschnitt hat gezeigt, dass sich das periphere normal in Normalexklamationen in seinen syntaktischen, semantischen und pragmatischen Eigenschaften von dem kanonischen, integrierten Adverb normalerweise unterscheidet. Während es syntaktisch nur in einer peripheren, unintegrierten Position auftreten kann, ist es semantisch nicht Teil der Wahrheitsbedingungen des Satzes und kann weder im Fokus anderer semantischer Operatoren stehen noch eingebettet werden. Pragmatisch markiert es die Äußerung als erwartbar und dadurch den Inhalt als bekannt und implikatiert eine Verwunderung der Sprecherin über das offensichtlich fehlende Wissen des Adressaten. Nachdem wir Normalexklamationen also von normalen Normalitätsäußerungen abgegrenzt haben – womit wir dem normal in Normalexklamationen Rechnung getragen haben – wenden wir uns nun dem Unterschied zu Exklamationen zu.

14

3

Normalexklamationen vs. normale Exklamationen

Wir haben die zu analysierenden Strukturen Normalexklamationen genannt, da diese neben der Erwartbarkeit der Aussage auch eine Überraschung über dessen Unbekanntheit ausdrücken. Im Folgenden werden wir nun die Gemeinsamkeiten und Unterschiede herausarbeiten zwischen Normalexklamationen und normalen Exklamationen (vgl., neben vielen anderen, Castroviejo Miró 2006; d’Avis 2002, 2013a,b; Fries 1988; Rett 2008, 2012; Roguska 2008; Rosengren 1992; Zanuttini & Portner 2003). 3.1

Ziel der Verwunderung

Ebenso wie normale Exklamationen drücken Normalexklamationen eine Verwunderung bzw. einen Verstoß gegen eine Erwartung aus. Bei Exklamativsätzen bezieht sich dies auf den propositionalen Gehalt. (55)

a. b.

c.

Wie groß Bernd geworden ist! ↝ Bernd ist mehr gewachsen als erwartet. Wen Marianne alles kennt! ↝ Marianne kennt mehr (oder ungewöhnlichere) Leute als erwartet. Dass Günther mit der Loopingbahn gefahren ist! ↝ Es war nicht zu erwarten, dass Günther mit der Loopingbahn fährt.

Die charakteristische Intonation in Exklamativsätzen wird deshalb auch als unexpectedness intonation aufgefasst (Castroviejo Miró 2008). Im Gegensatz zu solchen Exklamativsätzen zielt die Verwunderung in Normalexklamationen nicht auf den propositionalen Gehalt ab. Dies zeigt sich daran, dass die Verwendung einer Normalexklamation blockiert ist, wenn explizit eine Verwunderung über den propositionalen Gehalt ausgedrückt wird, wie die folgenden Kontraste illustrieren. (56)

a. Wie groß Bernd geworden ist! Das überrascht mich jetzt. b. #Bernd ist so groß – normal! Das überrascht mich jetzt.

(57)

a. Wen Marianne alles kennt! Das überrascht mich jetzt. b. #Marianne kennt so viele Leute – normal! Das überrascht mich jetzt.

(58)

a.

Dass Günther mit der Loopingbahn gefahren ist! Das überrascht mich jetzt. 15

b. #Günther ist mit der Loopingbahn gefahren – normal! Das überrascht mich jetzt. Wie oben dargelegt, zielt die Verwunderung in Normalexklamationen auf die Tatsache ab, dass der Gehalt der Exklamation, entgegen der Erwartung der Sprecherin, nicht bekannt gewesen zu sein scheint. 3.2

Assertorische Inaktivität

In Exklamativsätzen ist der propositionale Gehalt assertorisch nicht aktiv, das heißt, es wird keine Assertion vorgenommen. Dies hat einige Konsequenzen für den Diskursstatus des propositionalen Gehalts. Beispielsweise ist eine direkte Zurückweisung relativ markiert. Dies gilt nicht nur für den ausgedrückten Sachverhalt, sondern auch für die durch den Exklamativsatz kommunizierte Verwunderung.8 (59)

A: Wie groß Bernd geworden ist! a. B: #Nein, er ist nicht viel gewachsen. b. B: #Nein, das ist nicht überraschend.

Auch eine Zustimmung ist nur bedingt möglich. (60)

A: Wie groß Bernd geworden ist! B: #Ja, da hast du recht.

Ein weiteres Anzeichen für den assertorisch inaktiven Status von Exklamativsätzen ist, dass sie nicht als Antwort auf eine Frage dienen können. Dies gilt wieder für beide Aspekte, also sowohl für den propositionalen Gehalt (61) als auch die Verwunderung (62). (61)

A: Ist Bernd viel gewachsen? B: #Wie groß Bernd geworden ist!

(62)

A: Was gibt es Ungewöhnliches zu berichten? B: #Wie groß Bernd geworden ist!

Im Kontrast dazu ist in Normalexklamationen der propositionale Gehalt assertorisch aktiv. Dadurch können Normalexklamationen auch als Antwort 8Dies gilt allerdings nur für „echte“ dass- oder w-VL-Exklamtivsätze. V1- oder V2-Sätze mit exklamativer Intonation sind assertorisch aktiv (d’Avis 2013b: 171f). (i)

A: B:

Der hat aber ein tolles Auto! / Hat der aber ein tolles Auto! Ja. / Nein.

16

auf eine Frage dienen, wie bereits zahlreiche Beispiele verdeutlicht haben. (63)

A: Mit wem gehst du zum Sport? B: Mit Jonas – normal!

Da der propositionale Gehalt ganz normal assertiert ist – normal stellt vielmehr einen Kommentar zur Assertion selbst dar – kann der propositionale Gehalt von Normalexklamationen auch im Diskurs verneint werden. (64)

A: Was macht Peter für Sport? B: McFit – normal! C: Nee, er geht zu McMuscle.

Allerdings gilt dies nur für den Inhalt der Normalexklamation. Der Beitrag von normal kann nicht negiert werden. (65)

A: B: a. b.

Was macht Peter für Sport? McFit – normal! C: #Nein, das ist nicht normal. C: #Nein, das konnte ich nicht wissen.

Gleiches gilt auch in Bezug auf Fragen. Der Beitrag von normal kann nicht dazu dienen, eine Frage zu beantworten. Das folgende Beispiel soll dies illustrieren, auch wenn eine Frage wie in (66A) zugegebenermaßen recht unnatürlich ist. (66)

A: Wusste ich schon, dass du bei McFit Sport machst? B: #Ja, McFit – normal!

Wäre der Beitrag von normal – also, dass die Assertion erwartbar ist – assertorisch aktiv, dann müsste (66B) in dem Kontext von (66A) angemessen sein. Vergleiche dies mit der folgenden Variante von (66), in dem die Erwartbarkeit explizit ausgedrückt und assertiert wird. (67)

A: Wusste ich schon, dass du bei McFit Sport machst? B: Ja, ich mache bei McFit Sport und diese Antwort ist erwartbar.

Zusammen mit dem Verhalten bei Negation in (66) spricht dieses Verhalten dafür, dass der Beitrag von normal im Gegensatz zur Proposition selbst assertorisch inaktiv ist. Wenn unsere intuitive Charakterisierung, dass normal die Assertion kommentiert, korrekt ist, ist dies zu erwarten. Die Tatsache, dass normal auch nicht Teil der Wahrheitsbedingungen der Äußerung ist, spricht ebenfalls dafür.

17

3.3

Zwischenfazit

Dieser Abschnitt hat gezeigt, dass sich Normalexklamationen nicht nur wie zuvor gezeigt von normalerweise-Assertionen unterscheiden, sondern sich auch klar von normalen Exklamationen abgrenzen lassen. So zielt die Verwunderung in Normalexklamationen nicht auf den propositionalen Gehalt ab, sondern es wird der Sprechakt der Assertion selbst kommentiert. Während dieser Kommentar nicht mitassertiert ist, ist der propositionale Gehalt assertorisch aktiv und kann deshalb im Diskurs negiert werden und selbst Fragen beantworten, was einen Unterschied zu gewöhnlichen Exklamativsätzen darstellt. Dies soll die deskriptive Darstellung von Normalexklamationen abschließen. Im Folgenden wollen wir nun skizzieren, wie die hier dargestellten Eigenschaften von Normalexklamationen formal modelliert werden können, wofür wir Methoden zur Modellierung von nicht-wahrheitskonditionalen Bedeutungsaspekten sowie Modelle der Einstellungen von Diskurspartizipanten nutzen.

4

Eine hybride Diskurssemantik für Normalexklamationen

Wie wir gesehen haben, gibt es zwei entscheidende semanto-pragmatische Eigenschaften von Normalexklamationen. Zum einen stellt normal einen Nebenkommentar zur Assertion dar, der nicht Teil der Wahrheitsbedingungen ist. Zum anderen markiert dieser Nebenkommentar die Assertion als erwartbar und löst deshalb eine Verwunderung darüber aus, dass der Gehalt nicht bekannt ist. Beide Aspekte wollen wir im Folgenden mit formal-semantischen Methoden modellieren. Wir beginnen mit einer multidimensionalen Analyse, die den Beitrag von normal vom propositionalem Gehalt des Satzes trennt, bevor wir uns dem diskurssemantischen Effekt zuwenden. 4.1

Wahrheit und Gebrauch – eine hybride Analyse

Auch wenn normal in Normalexklamationen keinen Einfluss auf die Wahrheitsbedingungen des Satzes hat, trägt es trotzdem semantische Information. Trifft diese nicht auf die aktuelle Situation zu, wird eine Äußerung zwar nicht falsch, allerdings kann die Verwendung von normal unangemessen sein. Das folgende Beispiel illustriert einen solchen unangemessenen Gebrauch von normal. (68)

[A trifft B das erste Mal nach 20 Jahren auf dem Klassentreffen. B war nie gut in Mathe.] 18

A: Hey, Jahre nicht gesehen! Was machst du so inzwischen? B: #Bin Matheprof – normal! In diesem Kontext kann B nicht davon ausgehen, dass A weiß, dass B Mathematikprofessorin ist, weshalb die Verwendung von normal in so einem Kontext unangemessen ist. Wenn wir den Kontext allerdings leicht anpassen, kann normal hingegen wieder lizenziert sein. [A trifft B das erste Mal nach 20 Jahren auf dem Klassentreffen. B war immer die Beste in Mathe.] A: Hey, Jahre nicht gesehen! Was machst du so inzwischen? B: Bin Matheprof – normal!

(69)

In beiden Kontexten gilt allerdings, dass Bs Antwort wahr ist, wenn B Matheprofessorin ist, auch wenn (69B) angemessen ist und (68B) nicht. Um den Bedeutungsbeitrag von normal zu erfassen, braucht man neben den traditionellen Wahrheitsbedingungen also zusätzlich auch Gebrauchsbedingungen. Dafür, dass man die formale Semantik um eine sogenannte „gebrauchskonditionale“ Perspektive (Recanati 2004) erweitern sollte, hat Kaplan argumentiert, der feststellt, dass „[f]or certain expressions of natural language, a correct Semantic Theory would state rules of use rather than something like a concept expressed“ (Kaplan 1999: 6, unsere Hervorhebung). Laut Kaplan ist eine solche Perspektive allerdings, entgegen vorherrschender Lehrmeinung, nicht inkompatibel mit einer formalen Modellierung. Um dies zu sehen, vergleichen wir eine klassische, Tarski’sche Bedingung (t) (Tarski 1936) mit einer analog formulierten Bedingung (u), die auf Kaplans Gebrauchsbedingungen für uups basiert (Kaplan 1999: 17).9 (t)

1 2 3

(u)

1 2 3

„Schnee ist weiß“ ist wahr, wenn Schnee weiß ist. „Uups!“ ist angemessen gebraucht, wenn die Sprecherin Zeuge eines kleineren Missgeschicks ist.

In beiden Bedingungen wird ein natürlichsprachlicher Ausdruck in der ersten Zeile mit einer Bedingung in der dritten Zeile verknüpft. Diese Bedingung soll die Bedeutung des Ausdrucks erfassen. Der Unterschied zwischen (t) und (u) besteht dabei lediglich in der Art der Verknüpfung (Kaplan nennt 9Ob die Bedingung in (u) tatsächlich die Gebrauchsbedingungen für uups erfasst, ist an dieser Stelle nebensächlich.

19

diese mode of expression). Wichtig ist dabei für die Zwecke der Semantik, dass Bedingungen in der dritten Zeile erfüllt sein können oder nicht. Dies macht es möglich, die Standardwerkzeuge der formalen Semantik zu verwenden. Sowohl im Falle von (t) als auch (u) können wir die Bedeutung der Ausdrücke also derart verstehen, dass sie eine Menge von Situationen beschreiben. In (t) entspricht diese der Menge der Situationen, in denen der Ausdruck Schnee ist weiß wahr ist, also der Menge der Situationen in den Schnee weiß ist. In (u) entspricht diese der Menge der Situationen, in denen der Ausdruck angemessen gebraucht ist, also der Menge der Situationen in denen die Sprecherin Zeuge eines kleineren Missgeschicks ist. Kaplans Idee ist nicht, die Wahrheitsbedingungen komplett zu ersetzen, sondern sie um Gebrauchsbedingungen zu erweitern, um den Skopus der Semantik auf nicht-wahrheitskonditionale, aber dennoch konventionelle Bedeutungsaspekte auszudehnen. Das heißt, die Bedeutung sprachlicher Ausdrücke wird als die Kombination ihrer Wahrheits- und Gebrauchsbedingungen aufgefasst. Das Zusammenspiel von Wahrheits- und Gebrauchsbedingungen kann gut am Beispiel von expressiven Adjektiven verdeutlicht werden (Potts 2007). (70)

a. b.

„Der verdammte Hund hat die ganze Nacht gebellt“ ist wahr, wenn der Hund die ganze Nacht gebellt hat. „Der verdammte Hund hat die ganze Nacht gebellt“ ist angemessen gebraucht, wenn die Sprecherin wütend auf den Hund ist.

Expressive Adjektive wie verdammt werden expletiv (Cruse 1986) genannt, da sie nichts zu den Wahrheitsbedingungen eines Satz beisteuern, was auch in (70a) zu sehen ist. Würde man sich nur auf die wahrheitskonditionale Perspektive beschränken, hätte verdammt demnach keine semantische Bedeutung. Zieht man jedoch auch die gebrauchskonditionale Sichtweise hinzu, wie in (70b), dann kann man den Beitrag von verdammt auch erfassen. Eine Semantik, die beide Perspektiven vereint, kann man eine hybride Semantik nennen. Dabei handelt es sich insofern um eine multidimensionale Semantik, als dass sie jeder Äußerung zwei Werte zuordnet: einen Wahrheitsund einen Gebrauchswert (Gutzmann 2015). Dadurch gibt es insgesamt vier mögliche Werte, wobei wir das Häkchen und den Blitz informell für angemessen bzw. unangemessen verwenden. (71)

⟨1, ✓⟩

⟨1, ☇⟩

⟨0, ✓⟩

⟨0, ☇⟩

Viele komplexe Ausdrücke, wie zum Beispiel der verdammte Hund in (70), 20

sind durch ihre Zusammenstellung hybrid, aber es gibt auch Ausdrücke, die bereits lexikalisch hybrid sind (u.a. perjorative Verben wie labern oder glotzen, pejorative Nomen wie engl. Kraut, Honorifika im Japanischen; vgl. u.a. Gutzmann 2011; Gutzmann & McCready 2016; McCready 2010). Auch wenn wir in diesem Beitrag nicht auf die technischen Details eingehen können, sei darauf hingewiesen, dass sich die Idee der hybriden Semantik präzise und kompositional formalisieren lässt (vgl. Gutzmann 2015). Für die Zwecke dieses Aufsatzes reicht es, die beiden Bedeutungsdimensionen mit einer informellen „Turmnotation“ zu notieren, in der der gebrauchskonditionale Gehalt über dem wahrheitskonditionalen Gehalt notiert wird (Gutzmann 2013). (72)

Der verdammte Hund bellt =

die Sprecherin ist wütend auf den Hund der Hund bellt

Diese Aufteilung lässt sich nun direkt auf Normalexklamationen übertragen. Wie wir gesehen haben, gibt normal einen Kommentar zur Assertion ab, der nicht Teil der Wahrheitsbedingungen ist, während der propositionale Gehalt assertorisch aktiv ist. Wir können also folgende schematische Repräsentation für die Normalexklamation in (68) und (69) angeben. (73)

Ich bin Matheprof – normal! =

normal(die Sprecherin ist Matheprof) die Sprecherin ist Matheprof

Wir werden im nächsten Abschnitt genauer auf den tatsächlichen Beitrag von normal zu den Gebrauchsbedingungen eines Satzes eingehen. Ein Vorteil einer hybriden Analyse dieser Art ist nicht nur, dass sie natürlich die nicht-wahrheitskonditionale Natur von normal erfasst, sondern dass sie auch die diskutierten semantischen Eigenschaften von Normalexklamationen modellieren kann. So wirken die besprochenen semantischen Operatoren nur auf der wahrheitskonditionalen Ebene, sodass sie nicht auf den Beitrag von normal abzielen können, da dieser sich auf der gebrauchskonditionalen Ebene befindet und deshalb gar nicht von ihnen gefunden werden kann. (74)

Es ist nicht der Fall, dass ich zu McFit gehe – normal! =

(75)

Wenn es regnet, gehe ich zu McFit – normal! =

(76)

normal [nicht [ich gehe zu McFit]] nicht [ich gehe zu McFit] normal [wenn es regnet [ich gehe zu McFit]] wenn es regnet [ich gehe zu McFit]

Alle Linguisten lieben McFit – normal!

21

=

normal [alle Linguisten [lieben McFit]] alle Linguisten [lieben McFit]

Die Verlegung der Bedeutung von Normalexklamationen in zwei Dimensionen kann auch direkt erfassen, warum der propositionale Gehalt selbst, aber nicht der Kommentar durch normal assertorisch aktiv ist, da nur die wahrheitskonditionale, nicht aber die gebrauchskonditionale Dimension Teil der Assertion ist. Die Art und Weise wie normal mit dem wahrheitskonditionalen Gehalt des Satzes interagiert, unterscheidet sich davon, wie Exklamativsätze in einer hybriden Semantik analysiert werden können. Auch wenn normal den wahrheitskonditionalen Gehalt des Satzes als Argument nimmt, lässt es ihn wie oben illustriert unangetastet zurück. Dies ist nicht der Fall bei Exklamativsätzen. Wie wir gesehen haben, ist der propositionale Gehalt in Exklamativsätzen assertorisch inaktiv. Dies kann in dem skizzierten System erfasst werden, wenn wir davon ausgehen, dass der „Exklamativsatzoperator“ in gewöhnlichen Exklamativsätzen den propositionalen Gehalt, auf den er sich bezieht, quasi mit in die gebrauchskonditionale Dimension nimmt, ohne etwas Bedeutungsvolles zurückzulassen.10 (77)

Wie groß Bernd geworden ist! =

exkl(Wie groß Bernd geworden ist) ∅

Dies modelliert die Beobachtung, dass der propositionale Gehalt in Exklamativsätzen nicht assertiert ist: Er taucht nicht mehr in der ersten Dimension auf und folglich kann auf ihn auch nicht wie auf eine normale Assertion im Diskurs mit ja, nein oder Das stimmt nicht! reagiert werden. Die hybride Analyse kann also die Skopusdaten sowie die assertorische Aktivität des propositionalen Gehalts und Inaktivität der Bewertung durch normal erklären. Im Folgenden gilt es also, das Fehlen der Ausnahmeimplikatur in Normalexklamationen und die alternative Erwartbarkeitsinterpretation zu erklären. Um diese Daten abzuleiten, werden wir uns im kommenden Abschnitt mehr mit der lexikalischen Semantik von exklamativem normal beschäftigen, die wir bisher außer Acht gelassen haben. Dazu werden wir ein erweitertes Modell des Common Grounds nutzen, um den Glauben und die Erwartungen der Partizipanten im Diskurs konkreter zu modellieren. 10Solche Ausdrücke werden shunting expressive genannt (McCready 2010).

22

4.2

Common Ground und Sprecherglauben – eine Diskurssemantik

Im Kontrast zu gewöhnlichen Exklamativsätzen bezieht sich der exklamatorische Charakter von Normalexklamationen, wie wir oben gesehen haben, nicht auf den propositionalen Gehalt. Der propositionale Gehalt wird gerade nicht als überraschend, sondern der assertierte Gehalt als bekannt dargestellt und eine Verwunderung darüber implikatiert, dass die Frage überhaupt gestellt wurde. Dies deutet auf eine Diskrepanz zwischen den Glaubenszuständen der Diskursteilnehmer hin. In unserem Eingangsbeispiel in (6) scheint A nicht zu wissen, was für Sport B macht – sonst würde A nicht fragen11 – während B durch die Verwendung der Normalexklamation zu verstehen gibt, dass sie davon ausgeht, dass dies bereits hätte bekannt sein müssen, da es normal und erwartbar ist. Um diese Diskrepanz, auf die Normalexklamationen hinweisen, zu modellieren und in die lexikalische Semantik des exklamativen normal einzubauen, müssen wir also auf die Glaubenszustände der Diskursteilnehmer und die Dynamik des Diskurses Bezug nehmen. Dazu machen wir von dem klassischen Begriff des Common Ground nach Stalnaker (1978) Gebrauch. Der Common Ground (CG) ist der gemeinsame Gesprächshintergrund der Gesprächsteilnehmer und wird als die Menge der Propositionen, die von allen Teilnehmern „öffentlich“ geglaubt wird, verstanden. Alternativ kann man den Common Ground auch als eine Menge von Situationen modellieren, nämlich die Menge der Situationen, in denen alle gemeinsam geglaubten Propositionen wahr sind.12 Demnach ist der Common Ground selbst wieder ein Proposition. Vor diesem Hintergrund kann eine Assertion eines Satzes S folglich als der Versuch verstanden werden, den CG durch eine neue Proposition zu aktualisieren (bzw. „upzudaten“). Dies geschieht, indem die beiden Mengen, die den CG und den propositionalen Gehalt des Satzes darstellen, geschnitten werden. Die entstandene Schnittmenge stellt dann den aktualisierten Common Ground dar. (78)

CG + ⟦S⟧ → CG ∩ ⟦S⟧ = C ′

(Assertion)

Die Funktion einer Assertion ist es also, durch neue Information die Menge der Situationen zu reduzieren, die mit dem gemeinsamen Glauben der Diskursteilnehmer kompatibel sind. Grafisch lässt sich dies wie folgt darstellen. 11Rhetorische Fragen und Prüfungssituationen sind offensichtliche Ausnahmen, die diesen Schluss blockieren. 12Dies wird oftmals auch als context set bezeichnet. Wir modellieren hier den Common Ground aber direkt als Menge von Situationen, anstatt von Propositionen.

23

(79)

CG

CG ′

p

Aus dieser Sichtweise auf Assertionen lassen sich zwei essentielle Bedingungen für angemessene Assertionen formulieren: Informativität und Kompatibilität (Büring 1997; Krifka 1992). Die Assertion eines Satzes S muss dem CG neue Information hinzufügen, das heißt, der neue CG ′ muss sich von dem alten unterscheiden. (80)

CG ′ = CG ∩ ⟦S⟧ ≠ CG

(Informativität, klassisch)

Darüber hinaus muss die neue Information mit dem alten CG kompatibel sein, was bedeutet, dass der Schnitt nicht leer sein darf (81). (81)

CG ′ = CG ∩ ⟦S⟧ ≠ ∅

(Kompatibilität)

Zusammengenommen besagen die beiden Bedingungen, dass der CG weder bereits die Proposition noch deren Negation implizieren darf. Um nun Diskrepanzen der Vorstellungen der Diskursteilnehmer über den Common Ground darstellen zu können, müssen wir dieses einfache, einteilige Diskurssystem um die Glaubensmenge jedes Teilnehmers erweitern (Gunlogson 2003). In unserem Falle heißt dies konkret, dass wir insbesondere die Vorstellungen, die die Diskursteilnehmer selbst darüber haben, wie der Common Ground aussieht, in unserem Modell repräsentieren müssen. CG Wir verwenden dazu BCG S und B A als die Mengen von Situationen, die den Zustand des CG aus der Sicht der Sprecherin S bzw. des Adressaten A repräsentieren.13 Wenn wir diese beiden Mengen repräsentieren, ergibt sich der Common Ground zwischen S und A einfach aus der Schnittmenge zwischen dem, was S und A jeweils glauben, wie der Common Ground beschaffen ist. (82)

CG CG = BCG S ∩ BA

(Common Ground)

Im Idealfall stimmen die Vorstellungen der Sprecherin über den Common Ground mit denen des Hörers überein. In diesem Fall sind alle drei Diskurskomponenten identisch. 13Wir gehen im Folgenden immer nur von zwei Diskursteilnehmern aus. Die folgenden Definitionen und Überlegungen lassen sich aber leicht auf Diskurse mit mehr Teilnehmern erweitern.

24

(83)

CG CG CG CG = BCG S ∩ BA = BS = BA

(idealer Common Ground)

Die allgemeine Definition des Common Grounds in (82) lässt jedoch auch Fälle zu, in denen es Diskrepanzen gibt zwischen dem, was die Teilnehmer glauben, wie der Common Ground aussähe, und dem, wie er wirklich ist. Bei solchen Diskrepanzen kann es beispielsweise Situationen geben, die zwar kompatibel mit dem Glauben der Sprecherin über den Common Ground BCG S sind, aber nicht tatsächlich in dem Common Ground CG sind, da sie aus Sicht des Adressaten nicht Teil des Common Grounds sind, also nicht in BCG A sind.

(84)

BCG S

CG

BCG A

Für solche Fälle, die wahrscheinlich sogar realistischer sind als die Idealvorstellung des Common Ground in (83), müssen wir die Definition von Informativität leicht anpassen. Unter der Definition in (82) ist der Common Ground eine abgeleitete Größe. Allerdings nehmen wir in der neuen Version der Bedingungen für Informativität nicht mehr an, dass der Schnitt aus BCG S und BCG als Hintergrund für die neue Proposition genommen wird, sondern A die Vereinigung. Diese Annahme hat den Vorteil – der sich weiter unten auszahlen wird – dass sie auch Assertionen erlaubt, die den Common Ground nicht updaten, solange sie eine der beiden zugrundeliegenden Komponenten aktualisieren, sprich Missstände im Glauben der Diskursteilnehmer über den Common Ground beseitigt. (85)

CG CG CG (BCG S ∪ B A ) ∩ ⟦S⟧ ≠ (B S ∪ B A )

(Informativität, neu)

Mit einem solchen dreiteiligen Diskursmodell können wir die lexikalische Semantik von normal genauer formulieren. Wie oben gesehen, weisen Normalexklamationen indirekt auf einen solchen „Missstand“ hin. Dass der Gebrauch einer Normalexklamation den propositionalen Gehalt aus Sicht der Sprecherin als bereits bekannt markiert, können wir dadurch erfassen, dass er Teil des Glaubens der Sprecherin über den Common Ground, also BCG S , ist. Wir nehmen demnach an, dass exklamatives normal den propositionalen Gehalt als Argument nimmt und ausdrückt, dass dieser Teil von BCG S ist. Wie gesehen, wird dies auf der gebrauchskonditionalen Ebene kommuniziert. Der 25

wahrheitskonditionale Gehalt wird nicht von normal modifiziert. Wir können also folgende, semantische Repräsentation für eine Normalexklamation wie in (6) angeben. (86)

McFit – normal! = =

Die Sprecherin glaubt, dass es CG ist, dass er bei McFit Sport macht Die Sprecherin macht bei McFit Sport BCG S ⊆ {s ∶ die Sprecherin macht Sport bei McFit in s} {s ∶ die Sprecherin macht Sport bei McFit in s}

Aus Sicht des Hörers aktualisiert der gebrauchskonditionale Gehalt einer Normalexklamation BCG S . Dabei nehmen wir an, dass dieses Update vollzogen wird, bevor der eigentliche Common Ground durch die Assertion des wahrheitskonditionalen Gehalts aktualisiert wird, und dass es unverhandelbar ist. Dies entspricht üblichen Annahmen über die Diskursfunktion von sogenannten side issues (vgl. u.a. AnderBois et al. 2013; Murray 2014). Wie können diese beiden Effekte auf die Diskurskomponenten nun erfassen, wann Normalexklamationen angemessen sind und wann nicht und warum sie, wenn angemessen, auf eine Diskrepanz im Common Ground hinweisen? Beginnen wir mit dem Fall, in dem tatsächlich ein Missverhältnis vorliegt zwischen dem, was Sprecherin und Hörer jeweils über den propositionalen Gehalt der Normalexklamation glauben. Die Ausgangssituation lässt sich dabei wie in (84) illustrieren. Zunächst findet dann – angenommen die Normalexklamation ist angemessen – das Update von BCG S (aus Hörer- oder Beobachtersicht) statt. Wenn die Sprecherin glaubt, dass es Common Ground ist, dass er bei McFit Sport macht (= p), dann ist BCG S Teilmenge der Menge von Situationen, in denen p wahr ist. p

(87)

BCG S

CG

BCG A

Anschließend findet dann das Update des Common Grounds (und somit von CG BCG S und B A ) durch den propositionalen Gehalt statt, was in diesem Fall nur den Glauben des Adressaten aktualisiert.

26

p

BCG S

(88)

CG

BCG A

Auch wenn dieses Update den Common Ground nicht aktualisiert – CG enthielt vorher schon nur Situationen, in denen p wahr ist – ist dieses Update der Definition (85) nach informativ, da, falls die Assertion angenommen wird, das Missverhältnis bezüglich p ausgeräumt wird und sich Sprecherin und Hörer bezüglich p einig sind. Betrachten wir nun den anderen Fall, nämlich den, in dem p sowohl aus Sicht der Sprecherin als auch aus Sicht des Hörers bereits Common Ground CG ist. In diesem Fall sind BCG S sowie B A Teilmenge der durch p bezeichneten Menge. p

(89)

BCG S

CG

BCG A

In diesem Fall sind zwar die Gebrauchsbedingungen der Normalexklamation trivialerweise erfüllt, die Äußerung ist trotzdem unangemessen, da sie nicht informativ ist. Weder findet ein Update des eigentlichen Common Grounds CG statt, noch wird die Vereinigung aus BCG S und B A reduziert, da diese schon Teil von p ist. Eine Normalexklamation ist also unangemessen, wenn der Hörer bereits glaubt, dass p Common Ground ist, da dann nicht gleichzeitig die Bedingung der Informativität als auch die Angemessenheitsbedingung der Normalexklamation erfüllt sein können. Insofern verlangt eine angemessene Normalexklamation nach einem Missverhältnis im Glauben der Diskursteilnehmer bezüglich der Bekanntheit von p. Natürlich wird dieser Fall tatsächlich recht selten auftreten, da die Tatsache, dass der Adressat überhaupt die Frage stellt, welchen Sport die Sprecherin macht, darauf hinweist, 27

dass dies aus Sicht des Adressaten nicht bekannt ist (sonst wäre das Stellen der Frage unangemessen). Der letzte zu diskutierende Fall ist der, in dem die Sprecherin nicht ernsthaft glauben kann, dass p tatsächlich Common Ground ist, also Fälle wie in (68). In diesen Fällen sind die Gebrauchsbedingungen von der Normalexklamation nicht erfüllt, auch wenn die Assertion selbst informativ ist. Zusammengefasst heißt dies, dass sich die Tatsache, dass ein Missverhältnis in Bezug auf den Common Ground vorliegen muss, aus einem Zusammenspiel der Gebrauchsbedingungen der Normalexklamation und der (neuen) Informativitätsbedingung für die Assertion des wahrheitskonditionalen Gehalts ableiten lässt. Normalexklamation dienen also dazu, (indirekt) auf einen solchen Missstand hinzuweisen, erfüllen aber zugleich auch die Funktion, diesen auszuräumen; vorausgesetzt, die Assertion wird akzeptiert.

5

Fazit und Ausblick

In diesem Beitrag haben wir eine erste Beschreibung und Analyse von jugendsprachlichen Normalexklamationen vorgeschlagen. Normalexklamationen stellen einen interessanten Fall zum Verhältnis zwischen Normalität und Markiertheit dar. Sie verbinden Markiertheit auf syntaktischer und semantischer Ebene mit einem scheinbaren Ausdruck von Normalität. Sie unterscheiden sich sowohl von normalen Assertionen als auch von Exklamationen insofern, als dass ihr propositionaler Gehalt assertorisch aktiv ist, der durch normal ausgedrückte Kommentar zur Proposition jedoch nicht, was im Kontrast zum kanonischen Satzadverb normalerweise steht. Dieser Kommentar, der darin besteht, dass die Sprecherin die Proposition als bekannt markiert, stellt aber Bedingungen an den angemessenen Gebrauch einer Normalexklamation, weshalb es sich mittels einer multidimensionalen, hybriden Semantik erfassen lässt, die Wahrheits- mit Gebrauchsbedingungen kombiniert. Eine genauere Betrachtung der Diskurssemantik und Pragmatik von Normalexklamationen zeigt, dass die durch normal kommunizierte Einstellung, dass die Sprecherin erwartet, dass der propositionale Gehalt bereits im Common Ground ist, auf einen Defekt im Common Ground hindeutet, da der propositionale Gehalt einer Normalexklamation trotzdem assertiert wird. Eine solche Diskrepanz muss vorliegen, damit die Äußerung sowohl angemessen als auch informativ sein kann. Eine angemessene Normalexklamation markiert dadurch (indirekt) einen „unnormalen“ Common Ground. Um diese Diskrepanz zu modellieren, folgen wir Vorschlägen, die das klassische Stalnaker’sche Modell des Common Grounds um zusätzliche Komponenten

28

erweitern. Insbesondere repräsentieren wir explizit den Glauben der Sprecherin und des Hörers über den Common Ground, aus denen sich dann der Common Ground ableiten lässt. Dies führt auch zu einem neuen Begriff der Informativität von Assertionen: Eine Assertion kann auch dann informativ sein, wenn sie Diskrepanzen im Glauben die Sprecherin bezüglich der Proposition ausräumt, selbst wenn sie den Common Ground selbst nicht aktualisiert. Der in diesem Beitrag vorgestellte erste Versuch einer Analyse von Normalexklamationen bietet verschiedene Anknüpfungspunkte für weitere Untersuchungen. Zum einem erfasst die vorgeschlagene lexikalische Semantik noch nicht alle Bedeutungsaspekte von normal in Normalexklamation. Insbesondere scheint normal noch eine evaluativ-normative, expressive Komponente zu haben, die hier unberücksichtigt geblieben ist (sich aber leicht hinzufügen lässt, sobald deren genaue Natur herausgearbeitet ist). Dies ist insofern wichtig, als dass neben normal andere Ausdrücke einen vergleichbaren Effekt in Bezug auf die Diskurssemantik haben, beispielsweise – ist doch klar! oder – natürlich! Darüber hinaus ermöglicht die vorgeschlagene Modellierung von Missständen im Common Ground ein realistischeres Bild auf alltägliche Kommunikation, in der das Idealbild des Common Grounds sicherlich nie vorliegt. All dies zeigt, wie auch an anderen Stellen (Gutzmann & Henderson 2015; Gutzmann & Turgay 2015), dass es sich lohnt, tendenziell eher jugendsprachliche Phänomene aus theoretisch-formaler Perspektive zu betrachten, da sie nicht nur interessante Daten bieten, sondern auch neue Blickwinkel auf theoretische Konzepte eröffnen.

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29

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