Netzwerktag GENIA | Gesundheits- forschung ... - Dr. Cornelia Betsch

07.11.2014 - zur Persönlichkeitsentwicklung führen. Dabei kommt es zur Anwendung verschiedener Konzepte der Gesundheit- serziehung, die in ...
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Netzwerktag GENIA | Gesundheitsforschung – Erfurter Netzwerk für interdisziplinären Austausch 7.11.2014 | 9-20 Uhr | Collegium Maius, Michaelisstraße 39, Erfurt | h!p://sho.rtlink.de/GENIA

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Grußwort der Thüringer Ministerin für Soziales, Heike Taubert (SPD), anläßlich der Neugründung des Netzwerkes „GENIA: Gesundheitsforschung – Erfurter Netzwerk für interdisziplinären Austausch“ Sehr geehrte Damen und Herren, der Gesundheitsmarkt ist ein sich stark entwickelnder Sektor der nationalen und internationalen Wirtschaft. Menschen in westlichen Ländern werden immer älter, gesundheitliche Vorsorge ist ein Kostenfaktor in westlichen, aber auch in Entwicklungs- und Schwellenländern. Internationale Krisen wie Ebola oder die Influenzapandemie 2009 zeigen, wie wesentlich die Beschäftigung mit Gesundheit und Kommunikation ist – nicht nur auf der Basis der medizinischen Wirkzusammenhänge und der Bereitstellung effektiver Behandlungs- und Vorsorgemaßnahmen, sondern auch auf so unterschiedlichen und miteinander verwobenen Ebenen wie Kommunikation und Medien, Psychologie, Bildung, interkulturelles und historisches Verständnis, Ethik, internationale Beziehungen und Politik. Für viele Fragen der Prävention und Gesundheitsförderung ist es daher wichtig, dass sich Wissenschaftler in interdisziplinären Forschungsverbünden zusammentun, um sie optimal zu beantworten. Die begrüßenswerte Initiative der Neugründung des Erfurter Netzwerkes „GENIA: Gesundheitsforschung – Erfurter Netzwerk für interdisziplinären Austausch“ hat zum Ziel, interdisziplinäre Berührungspunkte zu schaffen und Kooperationen auszubauen sowohl innerhalb der Universität, als auch mit Institutionen außerhalb. In Zukunft wird es immer wichtiger werden, studentischen und wissenschaftlichen Nachwuchs in interdisziplinären Verbünden zur kompetenten Agenten auszubilden. Gleichzeitig zeigt die Erfurter Initiative auf, wie stark gesundheitsspezifische Themen bereits in der Lehre in unterschiedlichen Disziplinen verankert ist. Auch diese Entwicklung ist sehr zu begrüßen. Die zunehmende Bedeutung des Gesundheitssektors in Wirtschaft und Gesellschaft machen nicht nur Forschungskooperationen notwendig und möglich, sondern schaffen auch neue und mehr Arbeitsmöglichkeiten, etwa für Absolventen der Kommunikationswissenschaft, Psychologie oder Pädagogik, die Kenntnisse im Gesundheitsbereich mitbringen. Die Erlangung solcher Kenntnisse während des Studiums schafft somit neue Optionen für Absolventen auf dem Arbeitsmarkt. Ich wünsche Ihnen ein gutes Gelingen für Ihre Konferenz und Ihr Netzwerk und für Sie persönlich viel Gesundheit für die Zukunft! Es grüßt Sie herzlich

Heike Taubert Thüringer Ministerin für Soziales, Familie und Gesundheit

GENIA | Programm Freitag, 7. November 2014 08.45-09.00

Registrierung

09.00-09.15

Grußwort Patrick Rössler (Universität Erfurt) Eröffnung Constanze Rossmann, Cornelia Betsch & Martin Goldfriedrich (Universität Erfurt)

09.15-09.45

KEYNOTE 1: Gesundheitskommunikation - Entwicklung und Zukunft eines interdisziplinären Forschungsfelds Heinz Bonfadelli (Universität Zürich)

09.45-10.00

Gesundheitskommunikation als Forschungsfeld der Kommunikationswissenschaft Constanze Rossmann (Universität Erfurt)

10.00-10.15

Herausforderungen der Prävention von Mundkrebs: Themen- und Problemwahrnehmung in den Medien und in der Bevölkerung Eva Baumann (Universität Bielefeld), Thomas Kording, Jörg Wiltfang, Hans-Jürgen Wenz, Michael Koller, Björn Möller, Katrin Hertrampf

10.15-10.30

Partnerwahl, Gruppennormen, Fürsorge – Soziale Appelle in Präventionskampagnen Doreen Reifegerste & Patrick Rössler (Universität Erfurt)

10.30-11.15

Kaffeepause mit Postersession

11.15-11.30

Stigmatisierung, Destigmatisierung, Gesundheit und Gesundheitskommunikation: Annahmen, Kontroversen und aktuelle Befunde Matthias R. Hastall, Alexander Röhm & Ute Ritterfeld (TU Dortmund)

11.30-11.45

Skandalberichterstattung im Gesundheitsbereich – Der Organspendeskandal in der medialen Berichterstattung von SZ und Bild Lisa Meyer (LMU München)

11.45-12.00

Medienzeiten: Beschleunigungen und Stillstände. Eine Untersuchung zu Medienstress und mediatisierter Stressbewältigung im Zusammenhang mit der Auswahl und Nutzung des Smartphones. Jana Hofmann (Universität Erfurt)

12.00-12.15

Effektives Selbstmanagement chronischer Erkrankungen mittels mHealth: Effekte einer mHealth-Nutzung auf psychologisches Patienten-Empowerment und Health Outcomes Nicola Krömer (Universität Erfurt)

12.15-12.30

Skeptisch-Desinteressierte oder Aktive Onliner? Die Bedeutung von Gesprächen mit Ärzten und Familien sowie von Online-Medien im Vorfeld der Krankenhauswahl Estella Linke, Pauline Kynast & Markus Seifert (Universität Erfurt)

12.30-13.30

Mittagspause

13.30-14.00

KEYNOTE 2: Gesundheitspädagogik, gesunde Pädagogik oder Gesundheitsbildungsforschung? Georg Hörmann (Universität Bamberg)

14.00-14.15

Gesundheitserziehung im Studiengang Primare und Elementare Bildung an der Universität Erfurt Katy Wenzel (Universität Erfurt) Zwischen Gesundheitserziehung und Gesundheitsbildung – Zur interdisziplinären Entwicklung gesundheitspädagogischer Fachbegriffe Martin Goldfriedrich (Universität Erfurt)

14.15-14.30

14.30-14.45

Kindheit und Ernährung. Erziehungswissenschaftliche Überlegungen zu einem schwierigen Gesundheitsfeld Burkhardt Fuhs (Universität Erfurt)

14.45-15.00

Zwischen Handwerk und Gesundheitswesen: Zur Genese der Körperpflegeberufe Friseur/-in und Kosmetiker/-in Dietmar Heisler (Universität Erfurt)

15.00-15.45

Kaffeepause mit Postersession

15.45-16.15

KEYNOTE 3: Krisen- und Risikokommunikation Britta Renner (Universität Konstanz)

16.15-16.30

Ist Impfmüdigkeit ein Resultat von rationalem Egoismus? Cornelia Betsch (Universität Erfurt)

16.30-16.45

Der verzerrende Einfluss von Einzelfällen auf die Risikowahrnehmung im Kontext der Impfentscheidung: die dargebotene Wahrscheinlichkeit wirkt – jedoch nicht auf die wahrgenommene Wahrscheinlichkeit Niels Haase, Cornelia Betsch & Frank Renkewitz (Universität Erfurt)

16.45-17.00

Der Einfluss von Substanzcharakteristika, des sozialen Kontextes und persönlicher Merkmale auf die Einnahmebereitschaft von leistungssteigernden Medikamenten Guido Mehlkop (Universität Erfurt)

17.00-17.15

Snackpause

17.15-17.30

Die Präimplantationsdiagnostik (PID) im Licht der reproduktiven Autonomie Tatjana Tarkian (Universität Erfurt)

17.30-17.45

Problematisierungen des fitten Selbst Jürgen Martschukat (Universität Erfurt)

17.45-18.00

Gesundheitspolitik von ‚Unten nach Oben‘: Die (potentielle) Rolle von ‚Accountability‘-Mechanismen im Gesundheitssystemmanagement Florian Hoffmann (Universität Erfurt)

18.00-20.00

Gesundheitsforschung in Erfurt: Vernetzung in Forschung und Lehre Grußwort des Präsidenten der Universität Erfurt, Prof. Walter Bauer-Wabnegg Diskussion & Drinks: Wrap up und interdisziplinäre Perspektiven

GENIA | Posterübersicht 1 ErfurtHealthComm – ein Wiki zum Thema „Gesundheitskommunikation“ Sarah Schenk 2 Gesundheitserziehung in Kindergarten und Grundschule Anna-Lena Kruse, Alina Legler, Annika Rupp & Julia Thomashausen 3 Medial vermitteltes Gesundheitswissen: Gesundheitliche Ungleichheit und gesundheitsbezogenes Handeln im Alltag. Ilka Hoge 4 Zwischen optimierter Lebenseinstellung und Kontrollwahn – Determinanten der Nutzung von Self-Tracking Apps und Wearables Franziska Funke, Julia Gründel, Regine MeyerSpelbrink, Bernadette Beil, Elisa Pigozzo, Tina Schattner & Judith Zacharias 5 Geteiltes Leid ist halbes Leid: Welche Bedeutung haben Online-Medien für die Bewältigung kritischer Lebensereignisse? Svea Benad, Marcus Fetzer, Timothy Goedeking, Johanna Müller, Olga Potsiluiko, Lisa Schuberth. Alia Smektala & Markus Seifert 6 Alle für Einen oder Einer für Alle? Der Einfluss von Kommunikationsstrategien auf die Impfentscheidung im Kontext individualistischer und kollektivistischer Werthaltungen Lars Korn, Cindy Holtmann, Cornelia Betsch & Robert Böhm 7 Wirkstoff: wirkungslos? Erfurter Studenten starten Forschungsprojekt zur Impfkommunikation Tanja, Bächle, Peter Benkoff, Alexander Fink, Lukas Fricke, Thea Heun, Isabell Hoffmann, Jana Männel & Jascha Wiehn, 8 Evaluation der BZgA Entscheidungshilfe zur Impfung gegen Masern, Mumps und Röteln Anne Lehmann & Dorothee Rauber 9 Die Impfentscheidung – eine geteilte Entscheidung zwischen Arzt und Patient? Ergebnisse der Erfurter Elternstudie Sven Tangermann

10 Reduziert eine hohe Empfänglichkeit für Krankheiten den Effekt narrativer Berichte über Impfschäden? Fanny Kulisch 11 Schicksalsschlag oder Eigenverschulden? Kausalattribution bei Krankheiten: Analyse von Arteriosklerose und Krebs Niklas Hochgürtel 12 Effekte offensiver Nutzerkommentare auf Quellenglaubwürdigkeit und Risikowahrnehmung bei umstrittenen Krebsvorsorgemaßnahmen Julia Hauck & Isabell Ziegler 13 Die Erkennung von Schmerzen bei Menschen mit schwerer Behinderung – eine Befragung von MitarbeiterInnen Magdalena Wölz & Nadine Krebs 14 Einstellungen niedersäschischer Lehrkräfte zur Inklusion unter besonderer Berücksichtigung ihres Belastungserlebens Stefan Kruse & Kathrin Dedering 15 Untersuchung verschiedener Einflussfaktoren auf die Reduzierung des Stigmas psychischer Krankheit Sylvana Ludwig 16 Mortalitätssalienz durch die Präsentation eines Organspendeausweises und deren Reduzierung durch Selbstbestätigung Moritz Bald, Anika Radkowitsch & Cornelia Betsch 17 Ja, ich will! - Oder lieber doch nicht?! Der Einfluss von Misstrauen auf die Organspendebereitschaft Judith Christa, Maja Roch & Lea Dieterle 18 Bedeutung von Patientenleitlinien in der Patienteninformation und aktueller Stand der Nutzung von Versorgungsleitlinien durch medizinisches Fachpersonal Lydia Axt Film: Culture-Sensitive Health Communication – Meeting the experts Philipp Schmid

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Keynote im Rahmen des Netzwerktages GENIA | Gesundheitsforschung – Erfurter Netzwerk für interdisziplinären Austausch

Bri!a Renner, Universität Konstanz: „Krisen- und Risikokommunikation“

7.11.2014 | 15.45–16.15 Uhr | Collegium Maius, Michaelisstraße 39, Erfurt | h"p://sho.rtlink.de/GENIA Der Vortrag gibt einen Überblick über ausgewählte konzeptuelle und praktische Aspekte der Krisen- und Risikokommunikation. Bei der Krisenkommunikation stehen akute Schadensfälle im Vordergrund, die unerwartet au!reten und unmi"elbare Reaktionen erfordern, wie z. B. der Legionellenausbruch in Warstein im Sommer 2013. Die technischen Möglichkeiten des Web 2.0 erlauben hier eine

zeitnahe und interaktive Kommunikation innerhalb des Krisenkommunikationszyklus‘. Bei der Risikokommunikation stehen hingegen potentielle Schadensfälle und der Prozess, in dem verschiedene Akteure Informationen über das Ausmaß und die Bedeutung eines Risikos sowie seine Kontrolle austauschen, im Vordergrund.

Universität Erfurt | Nordhäuser Str. 63 | 99089 Erfurt

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Keynote im Rahmen des Netzwerktages GENIA | Gesundheitsforschung – Erfurter Netzwerk für interdisziplinären Austausch

Georg Hörmann, Universität Bamberg: „Gesundheitspädagogik, gesunde Pädagogik oder Gesundheitsbildungsforschung?“ 7.11.2014 | 13.30–14 Uhr | Collegium Maius, Michaelisstraße 39, Erfurt | h"p://sho.rtlink.de/GENIA Nach einer einleitenden Betrachtung zum Verhältnis von Pädagogik bzw. Erziehungswissenscha!en und Gesundheit ergeben sich die Fragen: gesunde Pädagogik oder Gesundheitspädagogik, Gesundheitspädagogik oder Gesundheitsbildungsforschung? Nach weiteren Überlegungen zum Verhältnis von Erziehung

und Medizin wird die Entwicklung von der Gesundheitserziehung zur Gesundheitsförderung entfaltet mit dem Ausblick auf die Perspektive von Gesundheits- und Krankenpädagogik auf dem Weg zur Gesundheitsgesellscha! mit abschließender Üerlegung, ob und wozu es noch einer Gesundheitspädagogik bedarf.

Universität Erfurt | Nordhäuser Str. 63 | 99089 Erfurt

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Keynote im Rahmen des Netzwerktages GENIA | Gesundheitsforschung – Erfurter Netzwerk für interdisziplinären Austausch

Heinz Bonfadelli, Universität Zürich: „Gesundheitskommunikation – Entwicklung und Zukun! eines interdisziplinären Forschungsfeldes“

7.11.2014 | 9.15–9.45 Uhr | Collegium Maius, Michaelisstraße 39, Erfurt | h"p://sho.rtlink.de/GENIA Der Beitrag zeichnet die Entwicklung des Forschungsfeldes „Gesundheitskommunikation“ bzw. „Health Communication“ innerhalb der Kommunikationswissenscha! nach, versucht eine nähere Bestimmung aufgrund bestehender Definitionen sowie der unterliegenden

Dimensionen und analysiert die relevanten theoretischen Perspektiven. Zukun!sorientiert werden bestehende Schwächen und potenzielle Gefahren, aber auch Herausforderungen diskutiert.

Universität Erfurt | Nordhäuser Str. 63 | 99089 Erfurt

Abstractband

Netzwerktag GENIA | Gesundheitsforschung: Erfurter Netzwerk für interdisziplinären Austausch 7.11.2014

Universität Erfurt Ziel des ersten GENIA Netzwerktages ist es, innerhalb und außerhalb der Hochschule eine Vernetzung zwischen Kolleginnen und Kollegen verschiedener Disziplinen anzustoßen, die sich aus unterschiedlichsten Perspektiven mit gesundheitlichen Themen auseinandersetzen. In einem interdisziplinären Symposium stellen dabei Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universität Erfurt ihre Arbeiten zu gesundheitlichen Themen vor. Beiträge aus der Kommunikationswissenschaft, Psychologie, Philosophie, Geschichte, Erziehungs- und Staatswissenschaft werden flankiert von drei Keynote-Vorträgen renommierter Gastredner. In einer Poster-Session unterstreicht eine Vielzahl an Postern von Studierenden und Nachwuchsforschern die Breite der Gesundheitsthemen, die an der Universität Erfurt beforscht werden. Bei einer abendlichen Abschlussdiskussion werden Perspektiven der Erfurter Forschung und Lehre zum Thema Gesundheit diskutiert. Wir heißen die Dozenten und Studierenden der Universität Erfurt, der Universitäten RWTH Aachen, TU Dortmund, FSU Jena, LMU München, Universität Bielefeld, sowie die Mitarbeiter des Thüringer Ministeriums für Soziales, Familie und Gesundheit, des Helios Klinikums, des Amtes für Soziales und Gesundheit Erfurt, der Stadtverwaltung Erfurt, des Thüringer Clustermanagements der LEG, des Giftinformationszentrums sowie alle weiteren Interessenten aus Wissenschaft und Praxis herzlich zum Netzwerktag willkommen. Keywords: Gesundheit, interdisziplinäre Vernetzung, gemeinsam forschen und lehren

GENIA | Symposium Abstracts

gen von gesundheitsbezogener und gesundheitsrelevanter, intendierter und nicht-intendierter, intrapersonaler, interpersonaler, medialer und ö↵entlicher Kommunikation auseinander. Der Kommunikationswissenschaft kommt in diesem Forschungsfeld eine wichtige Rolle zu. Viele Fragestellungen der Gesundheitskommunikation lassen sich als Anwendungsfälle bestehender Kommunikationstheorien betrachten und mit Hilfe des Methodenspektrums der Kommunikationswissenschaft bearbeiten. In diesem Vortrag werden zentrale Fragestellungen der Gesundheitskommunikation entlang der kommunikationswissenschaftlichen Forschungsfelder Kommunikator-, Medieninhalts-, Medien, Rezeptions- und Wirkungsforschung systematisiert. Auf dieser Basis werden brisante Themen herausgearbeitet, die an der Professur für Kommunikationswissenschaft mit Schwerpunkt Soziale Kommunikation der Erfurter Kommunikationswissenschaft zukünftig bearbeitet werden.

KEYNOTE 1: Gesundheitskommunikation - Entwicklung und Zukunft eines interdisziplinären Forschungsfelds Heinz Bonfadelli, Universität Zürich Der Beitrag zeichnet die Entwicklung des Forschungsfeldes „Gesundheitskommunikation“ bzw. „Health Communication“ innerhalb der Kommunikationswissenschaft nach, versucht eine nähere Bestimmung aufgrund bestehender Definitionen sowie der unterliegenden Dimensionen und analysiert die relevanten theoretischen Perspektiven. Zukunftsorientiert werden bestehende Schwächen und potentielle Gefahren, aber auch Herausforderungen diskutiert. Gesundheitskommunikation als Forschungsfeld der Kommunikationswissenschaft Constanze Rossmann, Universität Erfurt Die Gesundheitskommunikationsforschung setzt sich mit den sozialen Bedingungen, Folgen und Bedeutun-

Herausforderungen der Prävention von Mundkrebs: Themen- und Problemwahrnehmung in den Medien und in der Bevölkerung Eva Baumann, Thomas Kording, Jörg Wiltfang, HansJürgen Wenz, Michael Koller, Björn Möller & Katrin Hertrampf, Universität Bielefeld Hintergrund: In Deutschland wird jährlich über 13.000 Mal die Diagnose Mundkrebs gestellt. Obwohl für

Großer Dank für die finanzielle Unterstützung gebührt dem Universitären Schwerpunkt Bildung, dem Referat für Forschung und wissenschaftlichen Nachwuchs sowie dem Dekanat der Erziehungswissenschaftlichen Fakultät der Universität Erfurt. 1

2 diesen bei Männern sechsthäufigen Tumor die Fünf-JahresÜberlebensraten ähnlich niedrig sind wie für Darmkrebs, ist diese Krebsform in Bevölkerung kaum bekannt; entsprechend gering ist die Risikowahrnehmung sowie das Wissen über Risikofaktoren, Symptome, Früherkennungsund Präventionsmöglichkeiten. Methode: Um die ö↵entliche Aufmerksamkeit für diesen Krebs zu steigern, wurde im April 2012 als Modellprojekt eine Präventionskampagne in Schleswig-Holstein initiiert. Sie wurde auf Grundlage einer umfassenden formativen Evaluation konzipiert. Bei der Zielgruppenansprache (v. a. ältere Menschen mit bildungsfernem Hintergrund im städtischen Umfeld) wird settingbezogene und interpersonale Kommunikation über Multiplikatoren eng mit dem Einsatz klassischer Kampagnenmedien und Maßnahmen der Pressearbeit verzahnt. Zur umfassenden Evaluation gehören u. a. standardisierte Befragungen der älteren Bevölkerung (n=500, CATI, 03/2012 und 11/2014) sowie eine Inhaltsanalyse der Berichterstattung über Mundkrebs in der Presse (01/2012 bis 08/2013; n=180). Ergebnisse: Nach Kampagnenstart kam es vor allem in der regionalen Tagespresse zu einer deutlich stärkeren Beachtung des Themas, auch die Kampagne selbst wurde zum Berichterstattungsgegenstand gemacht. Die Befragungsdaten weisen auf einen signifikanten Anstieg der generellen Aufmerksamkeit für das Thema in der Bevölkerung sowie eine gestiegene Themenwahrnehmung in den Medien hin. Veränderungen auf einer höheren Stufe in Richtung einer Veränderung des Gesundheitsverhaltens konnten im Untersuchungszeitraum nicht beobachtet werden. Schlussfolgerungen: Um durch Präventionsmaßnahmen eine gesundheitsrelevante Wirkung entfalten zu können, besteht – gerade im Falle eine noch nahezu unbekannten Erkrankung – die erste zentrale Herausforderung darin, das Thema im Zuge einer integrierten Kommunikationsstrategie ins ö↵entliche Bewusstsein zu heben. Erst auf dieser Grundlage kann es mithilfe hieran anknüpfender Kommunikationsund Botschaftsstrategien gelingen, die relevanten Determinanten des Gesundheitsverhaltens erfolgreich zu adressieren. Partnerwahl, Gruppennormen, Fürsorge – Soziale Appelle in Präventionskampagnen Doreen Reifegerste & Patrick Rössler, Universität Erfurt In Präventionskampagnen kommen zunehmend soziale Appelle (d.h. Darstellungen sozialer Konsequenzen) zum Einsatz, die an die Stelle der klassischen Furchtappelle treten, welche überwiegend gesundheitliche Konsequenzen aufzeigen. Anhand der verschiedenen psychologischen Motive für das Gesundheitsverhalten lassen sich verschiedene Formen sozialer Appelle unterscheiden. So beruhen Normappelle vor allem auf dem Bindungsmotiv, während Konsequenzen für die Attraktivität vor allem im Zusammenhang mit dem

GENIA

Intimitätsmotiv stehen. Warnungen vor Konsequenzen für andere (z.B. Passives Rauchen) können dagegen als Appelle an das Fürsorgemotiv betrachtet werden. Diese Differenzierung bietet eine Grundlage für weitere theoretische und empirische interdisziplinäre Untersuchungen; beispielsweise ist für die Entwicklung entsprechender Botschaften zu beachten, welche Motive für die anvisierte Zielgruppe und das jeweilige Gesundheitsverhalten relevant sind. Aufbauend auf dieser motivbasierten Unterscheidung soll der Vortrag eine Übersicht über entsprechende empirische Studien zur Wirkung der jeweiligen Arten von Präventionsappellen geben. Zudem wollen wir einige Implikationen für die Weiterentwicklung von Theorien, für die weitere empirische Forschung zu Medieninhalten und -wirkungen und für die Konzeption und Evaluation von Kampagnen aufzeigen. Stigmatisierung, Destigmatisierung, Gesundheit und Gesundheitskommunikation: Annahmen, Kontroversen und aktuelle Befunde Matthias R. Hastall, Alexander Röhm & Ute Ritterfeld, Technische Universität Dortmund Gesundheit, Krankheit und deren mediale Repräsentationen können genauso wie strategische Interventionen im Rahmen der Gesundheitskommunikation sowohl eine Stigmatisierung als auch die Destigmatisierung bestimmter Personengruppen oder Personen bewirken. Im Rahmen dieses Vortrags möchten wir einige grundsätzliche theoretische Überlegungen zu diesem komplexen Themenbereich vorstellen und aktuelle Befunde aus experimentellen und inhaltsanalytischen Studien präsentieren. Betrachtet werden verschiedene Arten der Stigmatisierung (z. B. Selbst- versus ö↵entliche Stigmatisierung) und deren vielfältige soziale wie mediale Manifestationen, zudem werden Bezüge zum Gesundheitszustand und Wohlbefinden betro↵ener Personen hergestellt. Chancen und Grenzen für kommunikationsbasierte Destigmatisierungsinterventionen sowie Implikationen für eine stigmatisierungssensible Kommunikation von Gesundheitsrisiken im Rahmen der Gesundheits-, Risikound Wissenschaftskommunikation werden diskutiert. Skandalberichterstattung im Gesundheitsbereich – Der Organspendeskandal in der medialen Berichterstattung von SZ und Bild Lisa Meyer, Ludwig-Maximilians-Universität München Der vorherrschende Mangel an Spenderorganen ist ein gesellschaftliches Problem, das durch den aktuellen Organspendeskandal und die gleichzeitig rückläufigen Spendezahlen noch verschärft wird. Aufgrund mangelnder persönlicher Erfahrungen stellen Medien die zentrale Instanz bei der Vermittlung von Informationen zur Organspende dar, wodurch sich potenzielle Einflüsse medienvermittelter Frames im Kontext von Skandalen in diesem

GENIA ABSTRACTS

Fall besonders gut untersuchen lassen. Vor dem Hintergrund des aktuellen Skandals und unter Einbeziehung von Skandaltheorie, Framing-Ansatz und Erkenntnissen der Gesundheitskommunikation beschäftigt sich das dargestellte Forschungsprojekt mit der Darstellung und Skandalisierung von Organspende in der medialen Berichterstattung von Süddeutscher Zeitung und Bild Zeitung. Die Unterschiede zwischen Boulevard- und Qualitätszeitung sowie die Veränderungen der medialen Darstellung im Zeitverlauf werden mit einer zweistufigen Inhaltsanalyse untersucht. Im ersten Schritt werden Darstellungs- und Deutungsmuster für den Untersuchungszeitraum von Januar 2009 bis Januar 2014 mit einem qualitativen Ansatz ermittelt. Die auf diese Weise identifizierten Frames werden in einem zweiten Schritt zusammen mit Skandalisierungsmerkmalen, sprachlichen Mitteln, thematischen Schwerpunkten und Akteursrollen anschließend quantitativ analysiert. Medienzeiten: Beschleunigungen und Stillstände. Eine Untersuchung zu Medienstress und mediatisierter Stressbewältigung im Zusammenhang mit der Auswahl und Nutzung des Smartphones. Jana Hofmann, Universität Erfurt Bloggen, Twittern, Mailen und Verlinken - Längst sind digitale Medien und ihre Anwendungen zum Bestandteil jeden Alltags geworden. Technisch verbesserte Infrastrukturen und erweiterte technische Kapazitäten ermöglichen den Menschen, schneller zu kommunizieren, mehr Daten und Informationen in kurzer Zeit abzurufen, zu recherchieren, zu rezipieren, zu versenden, immer erreichbar zu sein und immer erreichen zu können. Dennoch kann von technischen Möglichkeiten allein nicht deterministisch auf ein pathologisch beschleunigtes Individuum geschlossen werden. Umgeben von technisch beschleunigten Kommunikationsstrukturen und potentieller Erreichbarkeit handelt der Mensch durchaus mit Bezug zu diesen Strukturen. Aber seine Mediennutzung bleibt individuell motiviert und findet auf der Grundlage persönlicher Lebensverhältnisse, bedürfnisse und -einstellungen statt. In einer ersten Studie wurde mit Blick auf das Smartphone, als das am weitesten verbreitete multifunktionale und portable Mediengerät, untersucht: In welcher Häufigkeit und mit welcher Charakterisierung tauchen Stresssymptomatiken und Anzeichen kommunikativer Überlastung bei Smartphone-Nutzern auf? Wer erlebt akut, wer in chronischer Hinsicht und inwiefern welche Art von "Medienstress"? Ausgehend von den Ergebnissen der Studie und mit Bezug zu einer Dualität der E↵ekte wird auch der Frage nachgegangen, inwiefern die Nutzung von Medien zu psychosomatischen Krankheiten wie dem Burnout beitragen kann, und welche Ansätze diskutiert werden können, um von einem stressfreien Umgang mit digitalen Medien oder der Stressfreiheit mit Hilfe von Medien zu sprechen.

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E↵ektives Selbstmanagement chronischer Erkrankungen mittels mHealth: E↵ekte einer mHealth-Nutzung auf psychologisches Patienten-Empowerment und Health Outcomes Nicola Krömer, Universität Mannheim/Erfurt Im Rahmen eines zunehmenden Selbstmanagements von (chronischen) Erkrankungen durch eine Vielzahl neuer Online-Informationswege (z.B. Krankenhausbewertungsportale, Gesundheits-Apps) und einem gleichzeitigen Wandel im Selbstverständnis von professionellen Gesundheitsakteuren, wird mHealth-Angeboten zunehmen Potenzial für das Krankheitsmanagement zugeschrieben. Die Mehrzahl vorhandener Studien zu E↵ekten einer mHealthNutzung zeigt positive Ergebnisse auf Gesundheitsverhalten und Health Outcomes (z.B. verbesserte Blutzuckerwerte bei DiabetesPatientInnen). Dennoch sind mHealthE↵ekte nicht eindeutig, da vor allem Langzeitstudien fehlen und sich die meisten Studien auf schwache Studiendesigns stützen (geringe Samplegrößen, kurze Interventionsdauer). Im Rahmen der Dissertation sollen zunächst bisher gefundene E↵ekte unter Berücksichtigung der Studiendesigns analysiert werden. Hierfür wird im ersten Schritt ein systematischer Literature Review zu mHealth-E↵ekten durchgeführt. Von Interesse sind die Auswirkungen einer mHealth-Nutzung auf Health Outcomes und das psychologische PatientenEmpowerment, das einem e↵ektiven Selbstmanagement vorausgeht. Gesamtziel der Dissertation ist eine Erweiterung der Erkenntnisse über Voraussetzungen, Barrieren und Folgen einer mHealthNutzung für das Krankheitsmanagement. Explorative Studien zur mHealthNutzungssituation und Nutzungsbereitschaft ergänzen dieses Forschungsziel. Skeptisch-Desinteressierte oder Aktive Onliner? Die Bedeutung von Gesprächen mit Ärzten und Familien sowie von Online-Medien im Vorfeld der Krankenhauswahl Estella Linke, Pauline Kynast & Markus Seifert, Universität Erfurt Insbesondere dann, wenn Krankenhausaufenthalte bevorstehen, sind medizinische Laien auf vertrauenswürdige Informationen vor allem über die behandelnden Kliniken angewiesen. Dabei stehen den Betro↵enen viele Kommunikationswege o↵en: Gespräche mit Fachärzten oder Familien, Massenmedien, Klinikführer oder OnlineBewertungsportale. Doch: Welche Angebote und Quellen werden tatsächlich vor einer Krankenhauswahl genutzt? Welche erscheinen Patienten am nützlichsten? Im Rahmen des Projekts wurde das Modell zum „Kommunikations- und Informationsverhalten bei der Krankenhauswahl“ entwickelt, welches die Messung verschiedener Einflussfaktoren auf die Nutzung der einzelnen Informationsquellen ermöglicht. Für die Beantwortung

4 der Fragen wurde ein 2-stufiges Mehrmethodendesign aus einer qualitativen (19 Leitfadeninterviews) und einer quantitativen Befragung (421 standardisierte Interviews) gewählt. Die Studie wurde in Kooperation mit einem maximalversorgenden Klinikum durchgeführt. Auf Basis der Befragungsdaten der quantitativen Teilstudie wurden vier Patiententypen ermittelt, die sich durch ein di↵erenziertes Kommunikations- und Informationsverhalten auszeichnen. Während z.B. die „Aktiven Onliner“ (16 %) Internetquellen wie Websites und digitale Klinikführer nutzen, spielen dennoch für die Mehrzahl der Befragten interpersonale Quellen die größte Rolle. Die Ergebnisse zeigen, dass der Rat nahe stehender Freunde/Familien sowie von Fachärzten am häufigsten eingeholt wird. Eine varianzanalytische Überprüfung des theoretischen Modells („MoKIK“) zeigt, dass genau diesen persönlichen Gesprächen die höchste Nützlichkeit in Bezug auf die Krankenhauswahl zugeschrieben wird. KEYNOTE 2: Gesundheitspädagogik, gesunde Pädagogik oder Gesundheitsbildungsforschung? Georg Hörmann, Universität Bamberg Nach einer einleitenden Betrachtung zum Verhältnis von Pädagogik bzw. Erziehungs-wissenschaften und Gesundheit ergeben sich die Fragen: Gesunde Pädagogik oder Gesundheitspädagogik, Gesundheitspädagogik oder Gesundheitsbildungsforschung? Nach weiteren Überlegungen zum Verhältnis von Erziehung und Medizin wird die Entwicklung von der Gesundheitserziehung zur Gesundheitsförderung entfaltet mit dem Ausblick auf die Perspektive von Gesundheitsund Krankenpädagogik auf dem Weg zur Gesundheitsgesellschaft mit abschließender Überlegung, ob und wozu es noch einer Gesundheitspädagogik bedarf. Gesundheitserziehung im Studiengang Primare und Elementare Bildung an der Universität Erfurt Katy Wenzel, Universität Erfurt Ausgehend von der Frage, wo sich Gesundheitserziehung innerhalb des Studienganges PEB verortet, wird dargelegt, wie und mit welchen Zielstellungen das Lehrangebot derzeit gestaltet wird. Hierbei wird auch begründet, warum bei der Betitelung der Seminare dem Begri↵ der Gesundheitserziehung gegenüber dem der Gesundheitsbildung bzw. förderung der Vorrang gegeben wird. Exemplarisch wird über inhaltliche Schwerpunkte und interessante Erfahrungen aus bisherigen Seminaren berichtet. Auch wird anhand einer bereits erfolgreich praktizierten Einbindung des Öffentlichen Gesundheitsdienstes (ÖGD) erläutert, inwieweit außeruniversitäre Partner in die Ausbildung zukünftiger PädagogInnen einbezogen werden können und sollten. Weiterhin soll diskutiert werden, ob und wie Studierende seminarbegleitend, beispielsweise durch geeignete Prüfungsleistungsformate, hinsichtlich Schulentwicklung und Vernet-

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zung im Bereich Gesundheitsförderung in die Schulwirklichkeit hineinwirken können.

Zwischen Gesundheitserziehung und Gesundheitsbildung – Zur interdisziplinären Entwicklung gesundheitspädagogischer Fachbegri↵e Martin Goldfriedrich, Universität Erfurt Dass sich die Erziehungs- und Sozialwissenschaften mit dem Forschungsfeld Gesundheit auseinandersetzen, ist nicht nur folgerichtig, sondern unter Berücksichtigung des Interesses der Professionen durchaus angemessen. Das hier vorgestellte Dissertationsprojekt sieht eine sich an empirisch-systematischen Forschungsmethoden orientierende Begri↵sforschung vor, die es sich zur Aufgabe macht, die Begri↵e Gesundheitserziehung sowie Gesundheitsbildung mittels einer kategorienbasierten Textanalyse zu analysieren, um anschließend einen möglichen Wandel bzw. eine Perspektivverschiebung der beiden Begri↵e, anhand von Fachbüchern, Aufsätzen und Zeitschriften innerhalb des Zeitraum von 1950 bis 2013, zu erkennen. Eine Untersuchung hinsichtlich einer Unterscheidung oder einer Übereinstimmung der beiden Begri↵e bezüglich ihrer Definition und ihrer Bedeutung würde zusätzlich Aufschluss darüber geben, ob der im Englischen verwendete Begri↵ health education für gesundheitspädagogische Kontroversen ausreichend ist oder ob die im deutschsprachigen Raum vorgenommene begri✏iche Trennung angemessen, zweckmäßig und folgerichtig ist. Darüber hinaus wird geprüft, inwieweit die Sozialpädagogik als professionsorientierte Teildisziplin neben erziehungs- und gesundheitswissenschaftlichen Fokussierungen einen Einfluss auf gesundheitspädagogische Forschungsfelder und die damit verbundenen Fachbegri↵e hat.

Kindheit und Ernährung. Erziehungswissenschaftliche Überlegungen zu einem schwierigen Gesundheitsfeld Burkhardt Fuhs, Universität Erfurt Der Wandel der Kindheit ist auch verbunden mit neuen Werten und Normen zu Essen. Neben einer (medizinisch orientierten) Esskultur, die als Schutz und Prävention gegen neue Krankheiten entstanden ist, lassen sich vielfältige Ernährungsbewegungen beobachten, die Gesundheit, Leistungsfähigkeit und Wohlbefinden zum Ziel haben. Der Esssozialisation und der Erziehung zum gesunden Essen kommt in diesem Zusammenhang eine besondere Bedeutung zu. Der Vortrag fragt in einem kurzen Input (14 Minuten) danach, welche Rolle die Erziehungswissenschaft im Wandel der kindlichen Ernährungskultur spielt und spielen könnte.

GENIA ABSTRACTS

Zwischen Handwerk und Gesundheitswesen: Genese der Körperpflegeberufe Friseur/-in Kosmetiker/-in

Zur und

Dietmar Heisler, Universität Erfurt Der Beruf wird als eine kulturelle Spezifik des deutschen Arbeitsmarktes betrachtet. Er beschreibt Erwerbsarbeit, die auf Dauerhaftigkeit angelegt ist und die auf der Grundlage einer Ausbildung ausgeübt wird. Diese spezifische Form der Arbeit, hat sich im deutschsprachigen Raum über einen langen Zeitraum hinweg entwickelt. Die Berufsgenese, d.h. die Entstehung und Entwicklung von Berufen sowie ihrer gesellschaftlichen und sozialen Einbindung, ist deshalb immer schon von besonderem Interesse berufswissenschaftlicher Forschung. Der Vortrag wird sich insbesondere mit der Genese der Körperpflegeberufe Friseur/-in und Kosmetiker/-in befassen. Die Körperpflegeberufe genießen ein eher geringes soziales Ansehen und in den Diskussionen zu Mindestlöhnen oder zur Prekarisierung der Erwerbsarbeit werden meist auch die Körperpflegeberufe – insbesondere der/die Friseur/-in – thematisiert. Auch andere Attribute prägen das Image der Körperpflegeberufe, z.B. gelten sie als typische Frauenberufe. Die Frage, mit der sich der Vortrag befassen wird ist, was die Ursachen für dieses skizzierte Berufsimage sind. Dafür wird die Entstehung und Entwicklung der Berufe Friseur/-in und Kosmetiker/-in untersucht. Der Vortrag wird zeigen, dass die Entwicklung beider Berufe immer in engem Bezug zum Gesundheitswesen erfolgt ist, was nicht zuletzt aus der religiösen und der philosophischen Betrachtung der Einheit von Körper und Geist bzw. von Schönheit und Gesundheit resultiert. Er wird außerdem deutlich machen, dass sich das Image dieser Berufe, mehrfach und immer unter dem Einfluss dieser Sichtweise und parallel verlaufender gesellschaftlicher Entwicklungen verändert haben. Auf den sozialen Statusverlust haben die Berufe reagiert, indem die Friseure die Nähe zum Handwerk gesucht haben, die Kosmetiker/-innen haben hingegen versucht, sich als Beruf im Gesundheitswesen zu etablieren. D.h. das Ansehen der Berufe sollte durch die organisatorische Angliederung an die Berufskorporationen beeinflusst werden. Diese Entwicklungen und ihre Konsequenzen wird der Vortrag darstellen. KEYNOTE 3: Krisen- und Risikokommunikation Britta Renner, Universität Konstanz Der Vortrag gibt einen Überblick über ausgewählte konzeptuelle und praktische Aspekte der Krisen- und Risikokommunikation. Bei der Krisenkommunikation stehen akute Schadensfälle im Vordergrund, die unerwartet auftreten und unmittelbare Reaktionen erfordern, wie z. B. der Legionellenausbruch in Warstein im Sommer 2013. Die technischen Möglichkeiten des Web 2.0 ermöglichen

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hier eine zeitnahe und interaktive Kommunikation innerhalb des Krisenkommunikationszyklus. Bei der Risikokommunikation stehen hingegen potentielle Schadensfälle und der Prozess, in dem verschiedene Akteure Informationen über das Ausmaß und die Bedeutung eines Risikos sowie seine Kontrolle austauschen, im Vordergrund. Ist Impfmüdigkeit ein Resultat von rationalem Egoismus? Cornelia Betsch, Universität Erfurt Impfmüdigkeit ist global wie auch in Deutschland ein Phänomen, das immer wieder zu Ausbrüchen von Infektionskrankheiten führt, wie z.B. jüngst zu Masernausbrüchen in Berlin oder Bayern. Als Gründe für Impfmüdigkeit wird häufig eine verzerrte Risikowahrnehmung angenommen – Infektionskrankheiten sind von der Bildfläche verschwunden und spielen kaum eine Rolle in unserer Risikowahrnehmung. Nebenwirkungen von Impfungen, die zu dem starken Rückgang der Krankheiten geführt haben, treten hingegen stärker in den Vordergrund. Dieser Vortrag beleuchtet Impfmüdigkeit aus einer weiteren Perspektive: Sind viele Personen geimpft, können sich Krankheiten nicht verbreiten, so dass auch ungeimpfte Individuen geschützt sind. Dadurch wird die Impfentscheidung ein soziales Dilemma, in dem individuelle und gesellschaftliche Interessen einander widersprechen können. Ergebnisse aus verschiedenen Studien werden vorgestellt um die These zu testen, dass Impfmüdigkeit auch eine Folge von rationalem Egoismus sein kann. Der verzerrende Einfluss von Einzelfällen auf die Risikowahrnehmung im Kontext der Impfentscheidung: die dargebotene Wahrscheinlichkeit wirkt – jedoch nicht auf die wahrgenommene Wahrscheinlichkeit Niels Haase, Cornelia Betsch & Frank Renkewitz, Universität Erfurt Die Impfentscheidung hängt auch vom wahrgenommenen Risiko der Impfung, z.B.aufgrund des möglichen Auftretens schädlicher Nebenwirkungen, ab. In diesem Kontext wurde wiederholt der sogenannte Einzelfalle↵ekt beobachtet – eine systematische Verzerrung von Urteilen über statistisch vermittelte Risiken, z.B. im Beipackzettel eines Impfsto↵s, durch persönliche Erfahrungsberichte, wie sie häufig auf impfkritischen Internetseiten zu finden sind. In der vorliegenden Studie präsentieren wir eine Statistik über die Wahrscheinlichkeit von Nebenwirkungen (20%) bei einer Impfung. Zusätzlich lesen die Teilnehmer eine Reihe von kurzen Erzählungen über individuelle Impferfahrungen. Wir variieren die relative Häufigkeit der Einzelfälle, die von Nebenwirkungen berichten (10% vs. 20% vs. 40%) sowie die Gesamtzahl der Fälle (10 vs. 20). Wir beobachten einen starken Einzelfalle↵ekt auf das wahrgenommenen Impfrisiko, nicht jedoch auf die

6 wahrgenommene Wahrscheinlichkeit von Nebenwirkungen; die Gesamtzahl der Berichte keinen Einfluss auf die Urteile. Wir schließen, dass eine kleine Stichprobe von Einzelfällen zwar als Quelle probabilistischer Information benutzt wird, ihr verzerrender Einfluss jedoch nicht auf fehlerhafte probabilistische Inferenz zurückzuführen ist Der Einfluss von Substanzcharakteristika, des sozialen Kontextes und persönlicher Merkmale auf die Einnahmebereitschaft von leistungssteigernden Medikamenten Guido Mehlkop, Universität Erfurt Hintergrund: Die Einnahme verschreibungspflichtiger Medikamente zur Steigerung der geistigen Leistungsfähigkeit von gesunden Menschen (auch Cognitive Enhancement genannt, kurz CE), wird in der Wissenschaft und den Medien kontrovers diskutiert. Forschung zu Faktoren, die sich förderlich oder hemmend auf die Einnahmebereitschaft auswirken, gibt es kaum. Ausgehend von einer weiten Version der Rational Choice Theorie, untersuchen wir in unserer Studie eine Vielzahl solcher Einflussfaktoren sowie deren Interaktionen. Methode: Hierzu haben wir mehrere Vignetten-basierte Online-Studien unter rund 2.800 Studierenden sowie rund 1.400 Lehrenden deutscher Universitäten durchgeführt. Dabei wurden in verschiedenen quasi-experimentellen Designs Substanzcharakteristika sowie Merkmale des sozialen Kontextes variiert. Zudem wurden moralische Ansichten, die Einstellungen zu sozialen Normen (wie Fairness) und weitere persönliche Merkmale der Befragten sowie demografische Kontrollvariablen untersucht. Ergebnisse: Unsere Studie zeigt, dass knapp zwei Drittel der Studierenden und über 70 Prozent der Lehrenden die Einnahme leistungssteigernder Mittel stark ablehnt. Wenn die Medikamente eine starke und sehr wahrscheinlich eintretende Leistungssteigerung versprechen, steigert dies die Einnahmebereitschaft. Abgeschreckt werden Befragte hingegen, wenn Nebenwirkungen sehr wahrscheinlich sind. Zudem führt ein höherer Preis zu einer geringeren Einnahmebereitschaft. Eine weit verbreitete Einnahme in der PeerGroup der Befragten wirkt ansteckend und erhöht die eigene Einnahmebereitschaft. Kritik der Peers und damit eine Form sozialer Kontrolle reduziert sie hingegen. Wir konnten außerdem in der Stichprobe der Studierenden zeigen, dass starke akademische Prokrastination sowie starke Prüfungsangst, eine geringe intrinsische Studienmotivation, eine geringe Norminternalisierung gegen die Einnahme solche Medikamente sowie vorherige Einnahmen mit einer höheren Einnahmebereitschaft assoziiert sind. Keine E↵ekte konnten für die Stärke der Nebenwirkungen und Einnahmeempfehlungen aus dem Netzwerk sowie Risikopräferenzen oder Kompetenzen gefunden werden. Schließlich wirken stark soziale Normen als eine Art Filter in dem Sinne, dass Studierende und Lehrende mit stark internalisierten Normvorstellungen

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weniger über den möglichen Nutzen solcher Medikamente deliberieren, sondern Ihre Einnahme nahezu kategorische ausschließen. Implikationen: Mit Hilfe der Ergebnisse können Entscheidungen für oder gegen die Einnahme von leistungssteigernden Substanzen besser verstanden werden. Insgesamt unterstützen die Ergebnisse die Annahme einer instrumentellen Substanzeinnahme und können dazu beitragen, Interventions- und Präventionsmaßnahmen zu entwickeln. Die Präimplantationsdiagnostik (PID) im Licht der reproduktiven Autonomie Tatjana Tarkian, Universität Erfurt In nur einer Generation haben Entwicklungen in der Fortpflanzungsmedizin und genetischen Diagnostik eine Reihe von neuen Handlungsoptionen erö↵net. In der moralischen Bewertung dieser Optionen stehen sich in der ö↵entlichen Debatte und der Fachdiskussion liberale und konservative Positionen gegenüber. Ohne unkritisch zu sein, begrüßen liberale Stimmen viele der neuen Handlungsspielräume im Namen der reproduktiven Autonomie. Dass es grundsätzlich in die Freiheit des Einzelnen fällt zu entscheiden, ob, wann und wie viele Kinder er bekommt, wird vermutlich von einer breiten Mehrheit akzeptiert. Sehr umstritten ist aber die Frage, ob der Einzelne frei ist, Entscheidungen über die genetischen Merkmale seiner zukünftigen Kinder zu fällen. Dies kam in der ö↵entlichen Debatte zum Ausdruck, die der rechtlichen Regelung der Präimplantationsdiagnostik in Deutschland vorausging. Das 2011 verabschiedete Gesetz (PräimpG) erlaubt die PID nur in sehr engen Grenzen: beim hohen Risiko einer „schwerwiegenden Erbkrankheit“ oder um Embryonen auf Schädigungen zu untersuchen, die „mit hoher Wahrscheinlichkeit zu einer Totoder Fehlgeburt“ führen werden. Im Kurzvortrag werden Probleme der liberalen Begründung der Zulässigkeit der PID aufgezeigt und kommentiert. Problematisierungen des fitten Selbst Jürgen Martschukat, Universität Erfurt Derzeit ist allerorten von einer "Adipositaskrise“ die Rede, die eine Gefahr für das Funktionieren und den Erfolg westlicher Gesellschaftsordnungen anzuzeigen scheint. Die Rede von der „ Adipositaskrise“ ist begleitet von einer wachsenden Begeisterung für Health Food und einem Gesundheits- und Sportboom. „Fitness“ und „Dicksein“, „Fitnessboom“ und die derzeit so sehr beklagte „Adipositaskrise“ mögen auf den ersten Blick wie Gegenpole erscheinen. Zugleich allerdings bedingen sie sich gegenseitig und markieren die Spannweite einer soziokulturellen Ordnung, die um ein leistungsfähiges, selbstverantwortlich handelndes, gesundes, kurzum: erfolgreiches Subjekt kreist. Die Fragilität dieser Ordnung, ihr Erfolg oder Misserfolg, scheint an den Körpern der Menschen ablesbar. Dicksein scheint

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heute – in aller Regel – ein Scheitern an den Anforderungen liberaler Gesellschaftsordnungen anzuzeigen, während der schlanke und trainierte Körper als Zeichen des Erfolgs und der gelungenen Selbstbildung gilt. In dem Vortrag will ich über das Verhältnis von „fitness“ und „fatness“, von Körpernormen und Krisenszenario nachdenken. Dies wird auch dazu dienen, einige der Fragen zu skizzieren, um die wir im Rahmen unseres Forschungsprojektes über „Das essende Subjekt“ kreisen. Gesundheitspolitik von ‚Unten nach Oben‘: Die (potentielle) Rolle von ‚Accountability‘-Mechanismen im Gesundheitssystemmanagement Florian Ho↵mann, Universität Erfurt Seit etwa der Jahrtausendwende sind dezentrale, nutzerbzw. patientenorientierte Feedbackformen immer stärker in den gesundheitspolitischen Vordergrund getreten. Insbesondere Rechenschaftspflichten (‚accountabilty‘), über die insbesondere die Empfänger ö↵entlicher Gesundheitsgüter deren effiziente und gerechte Verteilung einfordern können, haben bei dieser Entwicklung eine zentrale Rolle gespielt. Zu solchen Accountability-Mechanismen zählen z.B. gesundheitsrelevante Grundrechte, wie auch die formalisierten Feedbackloops, wie sie gegenwärtig unter der Rubrik ‚personalisierte Medizin‘ entwickelt werden. Gemein ist ihnen, dass sie, direkt oder indirekt, die Nutzer von Gesundheitssystemen in die Formulierung und Durchführung sowohl großflächiger Gesundheitspolitik, wie auch spezifischer medizinischer Prozesse einbeziehen (sollen). Dahinter steht ein Governanceparadigma, nach dem komplexe Systeme –so auch Gesundheitssysteme- zunehmend nur noch dezentral geregelt werden können. AccountabilityMechanismen sollen hierbei sowohl den Informationsfluss von ‚unten nach oben‘, wie auch die Integration aller Stakeholder sicherstellen. Allerdings ist die reale Funktionsweise dieses Schemas bislang nur wenig bzw. fragmentiert erforscht, so dass belastbare Aussagen über die Rolle, die Accountability-Mechanismen im Gesundheitssystemmanagement im weltweiten Vergleich spielen bisher nur unzureichend möglich sind. GENIA | Poster Abstracts 1 ErfurtHealthComm – ein Wiki zum Thema „Gesundheitskommunikation“ Sarah Schenk Gesundheitskommunikation kann verstanden werden als eine weitreichende Übermittlung von Informationen über die Themen „Gesundheit“ und „Krankheit“. Sie wird bewusst zur Aufklärung, Gesundheitsförderung oder Prävention initiiert und findet – vor allem in der jetzigen Zeit – im medialen Kontext statt. Die von den Medien ausgehende Gesundheitskommunikation hat in der heutigen Gesellschaft

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einen hohen Stellenwert. Sie beschäftigt sich mit Fragen zu Krankheit, Gesundheit, Lebensstil und Wellbeing und spielt eine wichtige Rolle, wenn es darum geht Awareness zu scha↵en sowie Wissen zu vermitteln. Besonders den Aspekt der Scha↵ung oder Erweiterung des Bewusstseins für gesundheitsbezogene Themen sowie die Informationsvermittlung setzt sich das WIKI „ErfurtHealthComm“ zum Ziel. Die Plattform verscha↵t einen Überblick über aktuelle Forschungsaktivitäten und Befunde zum Thema „Gesundheitskommunikation“ sowie über theoretische Hintergründe und Kampagnen in diesem Bereich. Das Poster zu „ErfurtHealthComm – ein Wiki zum Thema ‚Gesundheitskommunikation‘“ illustriert den Aufbau und die Ziele des WIKIs, stellt kurz den Bezug zum Seminar des Studium Fundamentale „Gesundheit und Kommunikation“ dar, auf dessen Basis das WIKI entstanden ist, und bietet durch ausgewählte Screenshots eine Veranschaulichung zu verschiedenen Aspekten der Gesundheitskommunikation, wie Persuasion und Risikokommunikation und Risikowahrnehmung. 2 Gesundheitserziehung in Kindergarten und Grundschule Anna-Lena Kruse, Alina Legler, Annika Rupp & Julia Thomashausen Die Gesundheitserziehung ist durch eine Vielfalt von Definitionen gekennzeichnet, sodass hier verschiedene Blickwinkel betrachtet werden müssen. Im Bereich des Kindergartens und der Grundschule sind die unterschiedlichsten Instanzen vertreten, die in ständiger Interaktion miteinander stehen. Zielgerichtet soll die Gesundheitserziehung über zahlreiche Intentionen, wie der Wissensvermittlung und der eigenverantwortlichen gesunden Lebensführung hinweg, zur Persönlichkeitsentwicklung führen. Dabei kommt es zur Anwendung verschiedener Konzepte der Gesundheitserziehung, die in unterschiedlicher Art und Weise arbeiten und den Menschen verschieden betrachten. Erstrebenswert ist es, den Menschen ganzheitlich zu betrachten und das neu erworbene Wissen zu erproben. Als Schwerpunkt wird die Vermittlung „gesunder Ernährung" verstanden, die bereits in verschiedenen Rahmenprogrammen ausgebaut ist. Hier werden Bereiche, wie das Essen und Trinken zur Bewusstmachung, aber auch die Zubereitung von Lebensmitteln aufgegri↵en, um die Ernährungsphysiologie auszubauen. 3 Zwischen optimierter Lebenseinstellung und Kontrollwahn – Determinanten der Nutzung von Self-Tracking Apps und Wearables Franziska Funke, Julia Gründel, Regine MeyerSpelbrink, Bernadette Beil, Elisa Pigozzo, Tina Schattner & Judith Zacharias Das Internet spielt in der Gesundheitskommunikation eine bedeutende Rolle. Wir haben die Möglichkeit, uns über moderne Trends der Gesundheitsforschung sowie über

8 Krankheitsbilder zu informieren und können uns gleichzeitig mit anderen Interessierten austauschen. Zusätzlich werden in Zeiten der mobilen internetfähigen Endgeräte, den Smartphones, Apps immer stärker zur Sammelstelle persönlicher Gesundheitsdaten. Die vorliegende Studie befasst sich vor diesem Hintergrund mit der Nutzerschaft von Wearables, insbesondere Smart-Watches, sowie SelfTrackingApps. Im Zentrum steht die Frage, welche Determinanten das Verhalten der User bestimmen. Auf der Basis bewährter Ansätze, der Theory of planned behaviour, des Uses & Gratifications-Approaches, des Technology AcceptanceModells sowie des Mobile Phone Appropriation-Modells, sollen behavioral, normative und control Beliefs der User erforscht werden und so Nutzerschaftstypologien erstellt werden: In welcher Lebenssituation und aus welchen Gründen nehmen Individuen fitnessbezogene Angebote in Anspruch? Um möglichst aussagekräftige Ergebnisse zu generieren, wird der Fokus auf Anwendungen gelegt, die zum einen eine große Nutzerschaft vorweisen und die zudem eine große Bandbreite an Funktionen anbieten. 4 Geteiltes Leid ist halbes Leid: Welche Bedeutung haben Online-Medien für die Bewältigung kritischer Lebensereignisse? Svea Benad, Marcus Fetzer, Timothy Goedeking, Johanna Müller, Olga Potsiluiko, Lisa Schuberth. Alia Smektala & Markus Seifert Ärztliche Diagnosen einer lebensbedrohlichen Krankheit – etwa im Falle eines Krebsleidens – oder auch der Tod eines nahestehenden Menschens stellen uns ohne Zweifel vor große Herausforderungen. Bei der Frage der Bewältigung dieser Lasten können verschiedene Bewältigungsstile unterschieden werden; abhängig u.a. von der Persönlichkeitsstruktur wird mit den wachsenden Ängsten unterschiedlich umgegangen. Zunehmend durchdringen OnlineMedien den Kommunikationsalltag und verändern die Art und Weise, wie diese kritischen Lebensereignisse bewältigt werden. Solche Medien – insbesondere soziale Netzwerke oder Foren – werden dazu verwendet, um Schicksalsschläge zu verarbeiten, zu diskutieren, Ratschläge einzuholen oder sie mit anderen zu teilen. Das Forschungsprojekt soll sich mit der Frage beschäftigen, welche Rolle Online-Medien bei der Bewältigung von kritischen Lebensereignissen spielen und durch welche Faktoren sich die Zuwendung zu Online-Medien im Kontext dieser Ereignisse erklären lässt. Hierzu soll unter Rückgri↵ auf Ansätze der Persönlichkeitspsychologie und auf Erkenntnisse der Social Media-Forschung ein theoretisches Modell entwickelt werden. Dieses soll, ebenso wie das geplante qualitativ ausgerichtete Forschungsdesign, im Rahmen der Posterpräsentation diskutiert werden.

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5 Alle für Einen oder Einer für Alle? Der Einfluss von Kommunikationsstrategien auf die Impfentscheidung im Kontext individualistischer und kollektivistischer Werthaltungen Lars Korn, Cindy Holtmann, Cornelia Betsch & Robert Böhm Hintergrund: Die Eindämmung und der Schutz der Bevölkerung vor Infektionskrankheiten stellen insbesondere den asiatischen Raum vor große Herausforderungen. Um eine hinreichende Durchimpfungsrate zu erzielen, ist primär eine evidenzbasierte Gesundheitskommunikation notwendig, die zugleich kulturelle Werthaltungen (Individualismus und Kollektivismus) berücksichtigt. Diese Arbeit beschäftigt sich deshalb mit der Frage inwieweit Herdenimmunitätsinformationen als Kommunikationsstrategie und gewinn- bzw. verlustbetonende Informationen in Abhängigkeit des Kulturkreises einen Einfluss auf die Impfintention ausüben. Methoden und Ergebnisse: In einem Online-Experiment wurden 200 Personen (NUS = 119; NINDIEN = 81) mit Hilfe eines fiktiven Szenarios und eines 2 (Indien vs. USAmerikaner)÷ 2 (individueller vs. sozialer Nutzen)÷ 2 (Gewinnframing vs. Verlustframing) between-subjects Design befragt. Univariate Varianzanalysen zeigten den erwarteten Haupte↵ekt für den Faktor Kultur, jedoch nicht für die Herdenimmunitätskommunikation. Auch im Zusammenhang des Framings konnte der erwartete Interaktionse↵ekt nicht nachgewiesen werden. Konklusion: Die Gesundheitskommunikation muss weitere kulturelle Aspekte berücksichtigen, um Gesundheitsverhalten gerade im asiatischen Raum zu fördern. 6 Wirksto↵: wirkungslos? Erfurter Studenten starten Forschungsprojekt zur Impfkommunikation Tanja, Bächle, Peter Benko↵, Alexander Fink, Lukas Fricke, Thea Heun, Isabell Ho↵mann, Jana Männel & Jascha Wiehn, In Deutschland steigt die Zahl der Impfkampagnen. Aktionen wie „Deutschland sucht den Impfpass“ wollen die Aufmerksamkeit der Bevölkerung auf die Wichtigkeit von Impfungen – wie zum Beispiel gegen Masern – lenken. Gleichzeitig aber sinkt die Impfbereitschaft in Deutschland. So verzeichnet Baden-Württemberg bundesweit die niedrigste Impfquote. Doch welche Ursachen könnten diesem Phänomen zugrunde liegen? Verfehlen die Impfkampagnen möglicherweise ihre Wirkung? Genau diese Aspekte sollen im Rahmen eines Forschungsprojekts untersucht werden. Es sollen Gründe erörtert werden, warum Menschen in Baden-Württemberg trotz stetiger Präsenz von Impfkampagnen eine Impfschutz-ablehnende Haltung besitzen. Hier gilt es vor allem Inhalte der Kampagnen zu analysieren, die möglicherweise negative Wirkungen im Hinblick auf die Impfbereitschaft zur Folge haben. Geplant sind unter an-

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derem Experimente – in Arztpraxen und Kliniken, bei denen Patienten im Wartebereich mit medialen Impfbotschaften konfrontiert und nach der Behandlung bezüglich dieser zielgerichtet befragt werden sollen. Ziel des Projekts sind Forschungsergebnisse, auf Grundlage derer eine modifizierte und so wirkungsvollere Impfkampagne und entsprechende Maßnahmen entwickelt werden können. 7 Evaluation der BZgA MMR Entscheidungshilfe Anne Lehmann & Dorothee Rauber Die Entscheidungshilfe der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) zur Masern-Mumps-Röteln (MMR) Impfung stellt ein mediales Angebot dar, bei dem gezielt versucht wird, Personen über die Risiken und Vorteile einer Impfung aufzuklären, um sie bei ihrem Entscheidungsprozess zu unterstützen. Die Art und Weise wie Risiken verarbeitet und verstanden werden, ist dabei relevant für den Entscheidungsprozess und abhängig von ihrer Darstellungsform (z.B. Trevena & Zikmund-Fisher, 2012). In der vorliegenden Untersuchung wird die Darstellung der Risiken im Rahmen der MMR- Entscheidungshilfe auf der Basis empirischer Befunde verändert und mit zwei Kontrollgruppen verglichen. Dabei zeigt sich, dass die Darstellung der Risiken einen Einfluss auf die Risikowahrnehmung aber nicht auf das Risikoverständnis der Probanden hat. Die Neugestaltung der Risikodarstellungen führt zu einer realistischeren Wahrnehmung der Risiken. Weiterhin wird die Risikowahrnehmung durch einen aversiven motivationalen Zustand beeinflusst. 8 Die Impfentscheidung – eine geteilte Entscheidung zwischen Arzt und Patient? Ergebnisse der Erfurter Elternstudie Sven Tangermann In der vorliegenden Arbeit wird die Beteiligung von Patienten bei medizinischen Entscheidungen untersucht. In diesem Zusammenhang gilt vor allem der Ansatz des shared decision making als das am häufigsten untersuchte Konzept. Shared decision making wird in dieser Studie für Impfentscheidungen bei Säuglingen betrachtet. In diesem Kontext sind keine Entscheidungen von hoher Tragweite auf die Lebenserwartung und Lebenszufriedenheit der Patienten zu erwarten (Routineuntersuchungen). Des Weiteren scheint die Umsetzung von shared decision making in der medizinischen Praxis noch nicht flächendeckend vollzogen. Diese Studie soll Aufschluss über die Hintergründe der mangelnde Umsetzung geben und hierbei die betre↵enden Faktoren betrachten. Die Umsetzung erfolgt mittels einer 2x2 Anova, bei der zwei der Voraussetzungen von shared decision making, Werte und Informationen, manipuliert werden. Die Messung der Unterschiede zwischen den Gruppen erfolgt mittels der Variablen Zufriedenheit mit der Entscheidung, preparation

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for decision making und shared decision making. Entgegen vorausgehender Befunde spielen die Werte für die Anwendung von shared decision making bei dieser Studie keine Rolle. Dagegen konnte eine wesentliche Voraussetzung, der Austausch von Informationen, für shared decision making bestätigt werden. Hier zeigt sich, dass die Informationen eine wesentliche Rolle für die Vorbereitung der Patienten und die Anwendung von shared decision making darstellt. 9 Reduziert eine hohe Empfänglichkeit für Krankheiten den E↵ekt narrativer Berichte über Impfschäden? Fanny Kulisch Hintergrund: Steigende Erkrankungszahlen belegen, dass Impfungen als Schutz vor der Krankheit nicht ausreichend genutzt werden. Narrative über Impfnebenwirkungen haben einen negativen Einfluss auf die Risikowahrnehmung der Impfung und somit auch auf die Impfintention (Narrative Bias). Die Empfänglichkeit für Krankheit hat einen positiven Einfluss auf die Risikowahrnehmung der Krankheit und somit auch auf die Impfintention. Ziel: Es soll nun statistisch geprüft werden, ob die Empfänglichkeit für eine Krankheit einen moderierenden E↵ekt auf die Wirkung narrativer Einzelfallberichte über Impfebenwirkungen auf die Risikowahrnehmung der Impfung hat. Methode & Design: In einer Onlinestudie wurden 82 Versuchspersonen den vier Bedingungen des 2 (Empfänglichkeit für die Krankheit hoch vs. gering) x 2 (Anzahl der Einzelfallberichte über Impfnebenwirkungen hoch vs. niedrig)- between-subjectsDesign randomisiert zugeordnet. Ergebnisse: Personen, die viele Einzelfallberichte über Impfnebenwirkungen lesen, schätzen das Risiko der Impfung signifikant höher ein, als Personen, die wenige Einzelfallberichte lesen. Personen, die hoch empfänglich sind für eine Krankheit, haben eine signifikant höhere Impfintention als Personen, die gering empfänglich sind. Es gibt keinen signifikanten moderierenden E↵ekt der Empfänglichkeit für eine Krankheit auf die Wirkung narrativer Einzelfallberichte über Impfnebenwirkungen. Fazit: Die Empfänglichkeit für eine Krankheit hat keinen Einfluss auf die Wirkung des Narrative Bias. 10 Schicksalsschlag oder Eigenverschulden? Kausalattribution bei Krankheiten: Analyse von Arteriosklerose und Krebs. Niklas Hochgürtel Passiert ein negatives Ereignis, wird sofort nach der Ursache gesucht. Das gilt für Unfälle, Naturkatastrophen und natürlich auch für Krankheiten. Auch wenn bei Krankheiten der kausale Auslöser oft nicht klar erkennbar ist, glauben Menschen, dass Handlungen oder Ereignisse an ihrer Krankheit schuld sind. Diese Attribution kann Einfluss auf das weitere Leben der kranken Personen nehmen, gerade auch wenn sie von ihrem Umfeld für die Krankheit verantwortlich gemacht werden. In dieser Studie wird unter-

10 sucht, wie sich die Attributionen von zwei Krebs- und zwei Arterioskleroseerkrankungen unterscheiden. Die Ergebnisse suggerieren, dass Menschen mit Krebs und salientem Risikofaktor eher Schuld an ihrer Krankheit zugeschrieben bekommen als Menschen mit Arterioskleroseerkrankung. Auch die Salienz des Risikofaktors spielt dabei eine große Rolle. Ein salienter Risikofaktor wirkte sich meistens bei den Krankheiten negativ auf die Kausalattribution aus. 11 E↵ekte o↵ensiver Nutzerkommentare auf Quellenglaubwürdigkeit und Risikowahrnehmung bei umstrittenen Krebsvorsorgemaßnahmen Julia Hauck & Isabell Ziegler Das Internet hat als Informationsmedium für Gesundheitsfragen in den vergangenen Jahren an Bedeutung gewonnen. Etwa ein Drittel (37,3 Prozent) der deutschen Bevölkerung und knapp zwei Drittel (63,5 Prozent) der deutschen InternetnutzerInnen suchen online nach Gesundheitsinformationen (Eichenberg & Brähler, 2012). Parallel steigt auch der Umfang von nutzer-generierten Informationen, die eine zusätzliche Quelle für die Orientierung bei Gesundheitsfragen darstellen. In welcher Form und Rahmung Gesundheitsinformationen Rezipierende erreichen, liegt damit nicht mehr allein in der Hand von Institutionen, Redaktionen oder Unternehmen, sondern wird auch durch im Netz aktive PatientInnen und Gesunheitsinteressierte beeinflusst (Friedrich, 2014), beispielsweise durch das Kommentieren von redaktionellen Beiträgen. Online-Diskussionen verlaufen jedoch nicht immer sachlich und Kommentare sind nicht selten in o↵ensivem, gar aggressivem Umgangston verfasst. Die geplante Studie untersucht welche E↵ekte Negativität in Nutzerkommentaren auf die Risikowahrnehmung von umstrittenen Krebsvorsorgemaßnahmen (Mammographie, PSA-Test) sowie auf die Glaubwürdigkeit der Nutzergruppe und des Portals hat. Der Fokus liegt dabei auf den E↵ekten von o↵ensiven Negativ-Kommentaren im Vergleich zu sachlichen Negativ-Kommentaren. 12 Die Erkennung von Schmerzen bei Menschen mit schwerer Behinderung – eine Befragung von MitarbeiterInnen Magdalena Wölz & Nadine Krebs Schmerz ist eine meist unangenehme Erfahrung und gleichzeitig ein überlebenswichtiges Warnsignal unseres Körpers. Die Auseinandersetzung mit der Thematik Schmerz bei Menschen mit schwerer Behinderung ist ein stark vernachlässigtes Gebiet. Besonders dieser Personenkreis ist durch körperliche Fehlstellungen und zusätzliche Beeinträchtigungen von Schmerzen betro↵en und sollte daher bewusst im Fokus der Aufmerksamkeit aller beteiligten Professionen stehen. Die vorliegende Arbeit setzt sich hypothesengeleitet mit der zentralen Frage „Inwieweit ist es Betreuern möglich, Schmerzen bei Menschen mit schwerer

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Behinderung zu erkennen?“ auseinander. Aufbauend auf der literaturbasierten Auseinandersetzung mit den Besonderheiten des Schmerzempfindens bei Behinderung und chronischen Krankheiten, wird die empirische Forschungsarbeit dargestellt. Die explorative Datenerhebung in Form eines Fragebogens wird erläutert sowie deren Auswertung, Analyse und Ergebnisdiskussion ausführlich dargelegt. Abschließend wird der weitere Forschungsbedarf o↵en gelegt sowie eine detaillierte Antwort auf die zentrale Frage gegeben. 13 Einstellungen niedersäschischer Lehrkräfte zur Inklusion unter besonderer Berücksichtigung ihres Belastungserlebens Stefan Kruse & Kathrin Dedering Mit Änderung des niedersächsischen Schulgesetzes (bindend seit 1. August 2013) macht sich Niedersachsen auf den Weg zur flächendeckenden Einführung eines inklusiven Bildungssystems. Ziel dieses Forschungsvorhabens besteht nun darin, die Einstellungen niedersächsischer Lehrkräfte zur Inklusion zu messen und mit soziodemographische Variablen sowie Erfahrungen mit Inklusion und dem Belastungserleben in Zusammenhang zu bringen. Obgleich die Einstellungen zur Inklusion als basale Voraussetzung für eine gelingende inklusive Praxis betrachtet werden, liegen in der Inklusionsforschung bisher nur vereinzelte Studien vor, die eine Analyse der Einstellungen zur Inklusion aufgreifen (vgl. u.a. Amrhein, 2011). Gerade die Faktoren, die die Einstellungen zur Inklusion positiv wie auch negativ beeinflussen (könnten), sind bisher nur ungenügend erforscht (vgl. ebd.). In methodischer Hinsicht stellt diese Untersuchung eine Triangulation aus quantitativen und qualitativen Forschungsmethoden dar. Zum Einen wird eine längsschnittlich angelegte standardisierte Fragebogenuntersuchung durchgeführt, in der die Einstellungen zur Inklusion, sowie das Belastungserleben und die erwähnten Erfahrungen in inklusiven Settings abgefragt werden. Zum Anderen werden einige Teilnehmer/innen der Fragebogenuntersuchung, die auf Basis der getätigten Antworten in der Fragebogenuntersuchung ausgewählt werden, mittels leitfadengestützter Interviews vertiefend befragt. Für die Messung der Einstellungen wird das erprobte Instrument "Einstellungen zur Integration" von Kunz et al. (2010) verwendet, während für die Bestimmung des Belastungserlebens auf das Instrument "Arbeitsbezogene Verhaltens- und Erlebensmuster" von Schaarschmidt et al. (2008) zurückgegri↵en wird. Die Erfahrungen werden über o↵ene Antwortformate abgefragt. Die Stichprobe der ersten Fragebogenerhebung umfasst 287 niedersächsische Lehrkräfte. Die zweite Erhebung beginnt, um ein Jahr versetzt, im September 2014, während die leitfadengestützten Interviews im November 2014 durchgeführt werden. Die zu erwartenden Ergebnisse dieses

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Forschungsvorhabens erlauben u.a. Aussagen über statistisch geprüfte Abhängigkeiten der erhobenen Variablen auf die Lehrereinstellungen zur Inklusion und leisten somit einen Beitrag zu einem besseren Verständnis dieser Einstellungen. Aus den Befunden können Optimierungsvorschläge in Hinblick auf eine gelingende inklusive Praxis abgeleitet werden. 14 Reduzierung des Stigma bei psychischer Krankheit - Eine Untersuchung der Einflussfaktoren "persönliche Betro↵enheit" und "Zeitpunkt der O↵enbarung" zur Reduzierung des Stigmas bei psychischer Krankheit Sylvana Ludwig Psychische Krankheit ist immernoch eine viel stigmatisierte Situation. Diese Interventionsstudie versucht die Faktoren zu untersuchen, welche das Stigma gegenüber Menschen mit psychischer Krankheit reduzieren. Zwei Faktoren wurden dabei genauer analysiert: Persönliche Betroffenheit (die eigene vs. Betro↵enheit einer anderen Person) und der Zeitpunkt der O↵enbarung (spät oder zeitig). Der Workshop wurde mit Studenten einer deutschen Universität sowie weiteren Erwachsenen im Alter von 19 bis 36 Jahren durchgeführt (Stichprobengröße: 86 Teilnehmer). Es wurden die expliziten Einstellungen und Verhaltensintentionen der Teilnehmer am Workshop aufgezeichnet (Soziale Distanz Skala) und implizite Einstellungen wurden mittels Impliziten Assoziationstest (IAT) aufgezeichnet direkt vor dem Workshop und unmittelbar danach. Außerdem wurde ein Quiz über psychische Krankheiten absolviert und Anamnesefragen beantwortet. Eine Nachbefragung fand zwei Wochen nach dem Workshop statt. Korrelationen zwischen Wissenszuwachs und der Bedingung (Workshop 1, 2, 3 oder 4) wurden gefunden. Weiterhin korreltierten die Bewertung der Workshops und der Bedingungen. Die Ergebnisse zeigen, dass weder die impliziten noch die expliziten Instrument einen E↵ekt auf die soziale Distanz erreicht werden konnten. Damit reicht sich das Ergebnis ein in eine Reihe von Studien, die kurzfristig keine Einstellungs- und Verhaltensänderung messen konnten. Das Instrument ist gut geeignet, um Wissen zur psychischen Gesundheit zu vermitteln und sollte mit einer/m Betro↵enen/m durchgeführt werden, da dies zu besseren Bewertungen des Workshops und zu größerem Wissenszuwachs führt. 15 Mortalitätssalienz durch die Präsentation eines Organspendeausweises und deren Reduzierung durch Selbstbestätigung Moritz Bald, Anika Radkowitsch & Cornelia Betsch Can the completion of an organ donation card (ODC) trigger death-related thoughts and death anxiety? Thirtynine undergraduates were either induced mortality salience by writing about their own death, filled in the German ODC or wrote about exam nerves (control group). They then filled in a word-stem completion task measuring death-related

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thoughts and answered questions indicating death anxiety. Filling in the ODC triggered death anxiety in an equally intense manner as the mortality salience manipulation. However, we did not find relevant di↵erences concerning deathrelated thoughts. This study suggests that situational aspects should gain more attention while discussing organ donation matters. 16 Ja, ich will! - Oder lieber doch nicht?! Der Einfluss von Misstrauen auf die Organspendebereitschaft Judith Christa, Maja Roc & Lea Dieterle Die aktuelle Forschung zum Thema Organspende beschäftigt sich mit Faktoren, die die Bereitschaft zur Organspende beeinflussen. Uns interessiert in diesem Zusammenhang wie sich Misstrauen auf die Organspendebereitschaft auswirkt und wie dieses Misstrauen abgebaut werden kann. Der negative Einfluss von Misstrauen und die Anwendung von Lewandowskys Theorie zum Debunking (2012), also dem Abbau von falschen Informationen, führen zu den Annahmen, dass die Streuung von Misstrauen die Spendebereitschaft reduziert (H1) und dass Debunking das gestreute Misstrauen mindert, wodurch sich die Spendebereitschaft wieder erhöht (H2). In unserer Studie werden diese Hypothesen mit Hilfe eines Public Goods Games von Kessler & Roth (2012) überprüft. Desweiteren wird untersucht, wie die Entscheidungspräferenz das Wirken von Debunking beeinflusst, bzw. ob es Unterschiede zwischen bevorzugt deliberat oder intuitiv entscheidenden Personen gibt. Nach Betsch (2004) sollte das Streuen von Misstrauen die Spendebereitschaft von bevorzugt intuitiv Entscheidenden stärker reduzieren, als von bevorzugt deliberat Entscheidenden (H3), da es sich bei Misstrauen um einen negativ affektiven Einflussfaktor handelt. Das Debunking hingegen, sollte aufgrund der notwendigen kognitiven Verarbeitung von neuen Informationen bei bevorzugt deliberat Entscheidenden besser wirken. Das führt dazu, dass die Spendebereitschaft nach dem Debunking bei bevorzugt Deliberaten wieder stärker zunehmen sollte, als bei bevorzugt Intuitiven (H4). 17 Bedeutung von Patientenleitlinien in der Patienteninformation und aktueller Stand der Nutzung von Versorgungsleitlinien durch medizinisches Fachpersonal Lydia Axt, Universität Erfurt Das vorherrschende Prinzip, dass Patienten und Ärzte gemeinsam medizinische Entscheidungen tre↵en, erfordert ein hohes Maß an Informiertheit vom Patienten (KrügerBrand, 2012). Viele Patienten suchen Informationen zu gesundheitlichen Themen im Internet: 60% aller Internetnutzer Deutschlands recherchieren nach Krankheiten, Verletzungen und Ernährungsinformationen die Tendenz ist steigend (Krüger-Brand, 2012). Ein wesentliches Problem dabei ist die Unübersichtlichkeit der Informations-

12 flut bezüglich der Qualität der verschiedenen Informationen (Krüger-Brand, 2012). Um die Patientenautonomie zu stärken und die partizipative Entscheidungsfindung zu ermöglichen ist es wichtig, dass Patienten qualitativ hochwertige und evidenz-basierte Informationen verwenden (KrügerBrand, 2012). Hierzu sind neue Strukturen zur Entwicklung und Bereitstellung der notwendigen Information erforderlich (Mühlhauser, 2010, zitiert nach Krüger-Brand, 2012). Neben Entscheidungshilfen, die im Internet Informationen bereitstellen, stehen auch Nationale Versorgungsleitlinien und speziell Patientenleitlinien zur Verfügung. Leitlinien werden für medizinisches Personal entwickelt und in verständlicherer Form auch als Patientenleitlinien bereitgestellt. Dieses Poster zeigt in einer theoretischen Übersicht, welche inhaltliche Qualität und Möglichkeiten Patientenleitlinien bei der Informationsdarstellung für Patienten bieten. Ferner wird eine Studie skizziert, die Ärzte zur Nutzung und der Einstellung gegenüber Leitlinien befragen und Hindernisse bei der Anwendung von Leitlinien aufzeigen soll. Dieses Poster zeigt in einer theoretischen Übersicht, welche inhaltliche Qualität und Möglichkeiten Patientenleitlinien bei der Informationsdarstellung für Patienten bieten. Ferner wird eine Studie skizziert,

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Film: Culture-Sensitive Health Communication – Meeting the experts Philipp Schmid Culture, health and communication are three foggy terms with di↵erent meaning for di↵erent people depending on their specific profession and educational background. In order to work with a concept like “Culture-Sensitive Health Communication” to improve medical decision making an engagement with the scope and limits of the term and its practical implementation is of particular importance. The small group meeting of experts „Culture-Sensitive Health Communication“ held in Erfurt, Germany on the 22nd to the 24th of May 2014 gave the opportunity to interview international renowned scholars from various academic fields. In the resulting short movie members of international health organizations, influential scientists from psychology, communication science and behavioral economics answer issue-specific questions and give the audience a closer insight into the construct “Culture-Sensitive Health Communication”. Furthermore the short movie presents an intercultural, interdisciplinary new field of research of growing importance to the broad public.