Nephazus-1-Angelika Merkel-PDF

dem Schutz dieser Welt. Du hast die Magie des Lichts in dir, denn du bist aus dem Paladingeschlecht der. Zalter, daher deine Fähigkeiten. Bedenk meine Worte,.
345KB Größe 3 Downloads 314 Ansichten
Angelika Merkel

Nephazus – Söhne des Lichts Band 2 Fantasyroman

© 2013 AAVAA Verlag Alle Rechte vorbehalten 1. Auflage 2013 Umschlaggestaltung: AAVAA Verlag, Berlin Coverbild: Angelika Merkel Printed in Germany ISBN 978-3-8459-0608-9 AAVAA Verlag www.aavaa-verlag.com eBooks sind nicht übertragbar! Es verstößt gegen das Urheberrecht, dieses Werk weiterzuverkaufen oder zu verschenken! Alle Personen und Namen innerhalb dieses Romans sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden Personen sind zufällig und nicht beabsichtigt .

2

Wahre Visionen sind nicht nur ungreifbare Träume, sie können der Weg sein zur eigenen Bestimmung. Wohlan, die Kreuzung und den Pfad nicht versäume, Vorsicht jedoch vor unersättlicher Ausschweifung. Die Macht des Schicksalswebers feindlich gesinnt, wer beharrlich rechts und links abweicht, und niemals tiefer in sein eigenes Wesen dringt, sich wahre Visionen habgierig erschleicht. Dann hört den Flügelschlag des Schicksals rauschen, es wird all das Rauben, was begehrt und teuer ward. Im Betrachten des Schwindens fangt an zu lauschen, des Schicksalswebers Erbarmen, den richt´gen Weg offenbart. Wer mit Mut und Entschlossenheit sich der Fügung ergibt, trotz unendlicher Verwirrung gehorsam den Pfad begeht. Und allen Gefahren, allem Bewusstsein widersteht, sich gewollt mit Hoffnung und Zuversicht umgibt. Die Bestimmung des Daseins nun vollends versteht.

3

Lycaja

Maru wollte, nein er konnte es nicht begreifen, was dieser Fremde da von ihm verlangte. Noch weniger konnte er verstehen, das keiner der Anwesenden auf seine Frage antwortete. Ein unendlicher, nie gekannter Schmerz machte sich plötzlich in der Brust breit, als ihm langsam dämmerte, dass er gehen sollte. Die Erkenntnis schnürte ihm regelrecht die Kehle zu. Zutiefst verletzt und verwirrt senkte er leicht den Kopf, sodass seine langen schwarzen Haare das Gesicht verdeckten. Langsam und zögerlich wandte er sich der Tür zu. Er spürte ihre Blicke, war gewillt sich noch einmal erwartungsvoll umzudrehen aber die letzten Worte des Fremden hämmerten noch immer in seinem Bewusstsein. Trotzig hob er den Kopf wieder an und ging endgültig aus dem Saal. Schweigend lenkte er seine Schritte aus dem Schloss hinaus. Auf dem kleinen Weg, der von dort zu dem Schlosspark führte, blieb er plötzlich stehen. Er 4

schloss die Augen, um die aufkommenden Tränen zu unterdrücken. Eine Weile stand er so, dann folgte er dem Pfad, der ihn an den einzigen Ort dieser fremden Stadt brachte, an dem er sich sicher und geschützt fühlte. Und wieder saß er an einem See, um eine Entscheidung treffen zu müssen. Er kuschelte sich in die Mähne Risigis, seinem treuen Begleiter. »Wieso verlangen plötzlich alle von mir ständig eine Entscheidung?«, murmelte er. »Hast du nicht damals schon eine Entscheidung getroffen, als du dich auf den Weg zu mir begabst?« »Ja! Aber ich habe für mich alleine entschieden, ohne dass jemand sie forderte. Ich hätte den Traum, der mich zu dir führte, ignorieren können und würde jetzt glücklich mit irgendeinem Wolf oder Adler in Kasus sitzen«, antwortete er verbittert auf Ris Frage. »Hast du aber nicht!« »Richtig! Hab ich nicht! Und wo hat mich das hingeführt?« »Na zu mir!« »Och Ris! Du weißt genau, wie ich das meine.« »Bereust du deine Entscheidung?«

5

»Es ist nur …«, er stockte kurz, »… ehrlich gesagt, ich weiß nicht was ich machen soll. Du hattest in Waldsee zu mir gesagt, das du immer bei mir sein wirst und jetzt soll ich darüber entscheiden, dich zu verlassen? Du hast mich beschützt und mir die Wunden geleckt. Du hast mich geheilt und ich kann mit dir reden, was schon seltsam ist aber ich … Ich brauche dich, Ris! Nein, ich bereue nicht die Entscheidung dich damals gesucht zu haben, aber ich bereue die Entscheidung, mit Soltan und Larsi hierher mitgegangen zu sein.« Ris drehte seinen Kopf zu Maru und blickte ihn mit den gelbgrünen Augen unergründlich an. Jemand anderes meldete sich plötzlich mental bei ihm. Unbemerkt zog sich der Löwe aus den Gedanken seines Freundes zurück. Es war jener, der ihn vor zehn Zyklen in die Gestalt des Löwen zwang. Seither war es seine Aufgabe, auf genau diesen Jungen vor ihm zu warten, und ihn zu begleiten. Niemand Geringeres als Ormuszd war der Herr des Löwen und sah nun durch dessen Augen auf den Jungen.

6

»Hilf ihm mit deiner sanftmütigen Stimme eine Entscheidung zu treffen«, hörte Risigi die Stimme Ormuszd in sich. »Wie soll ich das anstellen? Ihr habt mir den magischen Schwur in uralter Sprache abverlangt, der unweigerliches Stillschweigen von mir fordert. Selbst wenn ich nur ein Wort darüber sprechen würde, würde es mir nicht gelingen.« »Aus diesem Grund habe ich mich entschieden, den Eid von dir zu nehmen. Die Situation erfordert es. Wähl deine Worte an den Jungen mit Bedacht, denn mit seiner Entscheidung hängt auch deine Zukunft ab. Es liegt also mitunter an dir, ob du weitere zehn Jahre in dieser Gestalt gefangen bleibst. Außer, du willst deine volle Strafe absitzen! Ich vermute aber, dass du gerne in deine ursprüngliche Gestalt zurück willst. Deshalb erfülle deine Aufgabe hier und jetzt und du bist vorzeitig frei.« Ris schüttelte sich leicht, als Ormuszd sich aus ihm zurückzog. Kurz dachte er über das nach, was von ihm verlangt wurde. Wie sollte er es anstellen? Letztendlich würde er auf eine sanfte Art dem Jungen die Entscheidung 7

aufzwingen müssen. Sicher, es wäre nur gut für Maru aber auch für die Welt und auch für ihn selbst. Doch genau das war das Widersprüchliche. Es war all den magischen Lebewesen und selbst den Göttern nicht erlaubt, sich in Geschehen einzumischen. Und genau das verlangte man jetzt von ihm. Es missfiel Ris ganz und gar, und doch war dieses widerwärtige Spiel der Götter, in das er hineingezogen wurde, notwendig, um Koratos zu retten. Unbemerkt schlich er sich wieder in die Gedanken des Jungen. Leise und sanft drang die Stimme mental durch, nachdem er eine Weile auf die verwirrte Denkweise gelauscht hatte. »Du bist undankbar gegenüber Soltan und Larsi, mein junger Freund. Sie haben ihr Leben aufs Spiel gesetzt, um dich und mich aus den Klauen der finsteren Gestalten zu befreien.« »Undankbar? Nein, das bin ich nicht! Soltan sagte mir in Waldsee, das alle in Kasus in Gefahr wären, sollte ich dorthin zurückkehren. Das hatte mich bewo-

8

gen mitzugehen. Was er aber nicht erwähnte, war, mir zu erzählen, wer ich wirklich bin.« »Den beiden war es bis heute auch nicht bekannt. Hätte das deinen Entschluss mit ihnen mitzugehen, beeinflusst, wenn sie es gewusst und dir gesagt hätten? Höre mir zu! Es ist tatsächlich wahr. Du bist der Sohn König Aktos und seiner Gemahlin und du bist nun mal dazu bestimmt, jener Auserwählte zu sein. Sie haben die letzten zehn Zyklen auf dich gewartet. Vielleicht solltest du noch eine Sache wissen. Wenn du dich entschließt, nach Kasus zurückzukehren, wirst du unweigerlich in zehn Zyklen in den zurückverwandelt, der du in Wahrheit bist. Und ich werde genau in diesem Augenblick unwiderruflich von dir gehen.« »Wieso? … der Fremde sagte doch, dass nur König Aktos diese Art von Fluch von mir nehmen kann«, entsetzte sich Maru darüber. »Der Fremde heißt übrigens Ormuszd und ja, nur, wenn deine Wahl ihnen gilt. Der sogenannte Fluch endet mit Beginn deines vierundzwanzigsten Lebenszyklus. Du wirst nichts davon bemerken. Du wirst aufwachen und feststellen, dass du dich plötzlich verändert hast und ein Zalter bist. In diesem Moment 9

werde ich nicht mehr da sein. Die Gefahr, die Soltan erwähnte ist die, dass Magog dich möglicherweise vor deiner Veränderung finden könnte. Und wenn du gerade dann in Kasus steckst, sind alle dort gefährdet, nicht nur du. Gegen ihn verliere auch ich. Die Elfen, deine Freunde und selbst du, vielleicht sogar die ganze Welt wird in die Hände der dunklen Macht gelangen. Ich weiß, das du deine Freunde in der Elfenstadt vermisst, aber hier gewinnst du Freunde hinzu. Zalja ist dein richtiges Zuhause. Die Worte Ormuszd waren für alle hart, aber sie dienen deinem Schutz und dem Schutz dieser Welt. Du hast die Magie des Lichts in dir, denn du bist aus dem Paladingeschlecht der Zalter, daher deine Fähigkeiten. Bedenk meine Worte, und überlege dir sehr gut, welche Entscheidung du treffen möchtest. Enttäusch deine Freunde nicht, denn einige stehen dort im Saal und warten auf dich.« »War es das, was du mir bis heute nicht erzählen konntest?« »Ja! Ich musste unter magischen Eid schwören, nichts zu erwähnen. Auch wenn ich es manche Zeit so gerne wollte, es war einfach nicht möglich. Mein Versprechen hinderte mich daran, darüber zu reden.« »Warum kannst du jetzt darüber sprechen, Ris?« 10

»Aufgrund hiesiger Situation wurde der magische Eid aufgehoben. Ich kann mit dir nun über alles reden. Lass mich dir von Anfang an erzählen, dann wirst du es vielleicht verstehen. Wie du jetzt weißt, bist du nicht der, der du dachtest zu sein. Mein Herr wusste davon und befürchtete, dass du möglicherweise die Wahrheit über dich nicht anerkennen würdest, solltest du es zu früh erfahren. Als du geboren wurdest, entsandte man mich in diese furchtbare Einöde mit dem Befehl auf dich zu warten. Ich würde zur gegebenen Zeit dich erkennen. Nur so war es möglich, dich wieder zu finden. In den Zyklen, die ich auf dich wartete, entdeckten mich jedoch andere Jäger. Man machte Jagd auf mich. Jeder wollte mich als Begleiter oder als Trophäe, doch keiner von Ihnen war der, auf den ich warten sollte. So musste ich sie zwangsweise töten. Einige jedoch entkamen und ich wurde zu einem Mythos. Als für dich die Zeit gekommen war, schickte mein Herr dir einen Traum, der dich zu mir führen sollte. Dann sah ich dich vor mir stehen, und da wusste ich das Du, nur Du der Auserwählte warst.« »Wie konntest du das erkennen?«

11

»Etwas an dir war schon immer anders doch jeder, dachte die Natur habe einen Streich gespielt. Kannst du dir denken, was es war?« »Meine Augen«, entfuhr es Maru. »Du meinst meine Augen, stimmt`s?« »Richtig, sie waren das Einzige, was der Gestaltswandlung widerstand. Die Augenfarbe der Paladine, der Zalter. Das unverwechselbare Blau. Doch um sicherzugehen, ließ ich mich auf die Zähmung ein, erst dann konnte ich in deinem Herzen erkennen, wer du wirklich bist. Es tut mir leid, dass ich dich verletzen musste.« »Dann sag mir Ris, wie ich ohne dich leben soll? Als ich gefangen war und du bewusstlos, hatte ich eine unsagbare Leere in mir. Es schmerzte, als ich dein geistiges Band nicht mehr spürte. Ich empfand eine unbeschreibliche Einsamkeit.« »Maru, wenn du dich für mich entscheidest, werde ich irgendwann trotzdem gehen müssen.« »Aber du selbst hast einmal gesagt, dass du immer bei mir sein wirst! Hast du gelogen Risigi?« fragte nun Maru sichtlich wütend auf alles und sich selbst.

12

Seine Augen funkelten auf, so wütend machte ihn die ganze Situation, dessen Tragweite er noch nicht ganz erfassen konnte. Risigi brüllte zornig in Löwenmanier laut auf. Die Stimme drang drohend und tief in Marus Gedanken. »Du! Du fragst mich, ob ich lüge? Was bist du für ein törichter Junge. Es scheint so, dass du es nicht würdig bist, der Auserwählte zu sein. Und … ich es nicht für würdig empfinde, noch länger bei dir zu bleiben.« Erschrocken über den Ausbruch sprang Maru auf und wich ein paar Schritte zurück. »So … so ha … habe ich es doch nicht gemeint. Entschuldige Ris. Es verzweifelt mich nur, dich zu verlieren. Verzeih mir? Bitte!« Flehend sah Maru den Löwen an. Mit zwei großen Schritten stand der Löwe hoch aufgerichtet dicht vor Maru und schaute ihn mit seinen Katzenaugen unmittelbar an. »Es ist gut, junger Freund, du solltest keine Angst vor mir haben. Dir würde ich nichts tun«, kam nun wieder die gewohnt sanfte Stimme des Löwen.

13

»Ich möchte nur, dass du auf dein Herz achtest und genau darauf hörst, was es dir sagt. Ich werde immer bei dir sein, auch wenn ich nicht mehr da bin. Ich werde in deinem Herzen wohnen und in denen weiterleben, die dort drin warten und fast ihr Leben gaben, um deines zu retten.« *** Niemand hatte damit gerechnet, dass diese Angelegenheit sich derart in die Länge ziehen würde. Mittlerweile war die Sonne untergegangen und keiner, der im Thronsaal Anwesenden wusste, wie lange Maru brauchte, um die geforderte Entscheidung zu treffen oder überhaupt zurückkehren würde. Soltan, Kommandant des ʺBündnisses der Vierʺ und gleichfalls über die Paladinkrieger und den Soldaten des Lichtvolks, stand derweil am Fenster. Gedankenvoll blickte er hinaus, obwohl er nichts durch das milchige Kristall erkennen konnte. Er hätte es öffnen müssen aber wozu? Es war draußen schon zu dunkel, um überhaupt etwas sehen zu können. 14

Seine Gedanken beschäftigten sich mit den Worten, die König Aktos ihm vor Kurzem noch entgegengeschleudert hatte. Sie klangen ihm wie ein Echo noch immer in den Ohren nach. »Du … du warst immer wie ein Sohn für mich, Soltan! Ich hatte dir nicht den Befehl gegeben, einen Anführer gefangen zu nehmen und nun kommst du und sagst mir ins Gesicht, das der Junge in Gefahr ist? Lügst mich an das Larsi dein Bruder ist und noch nicht genug, missachtest du meinen Befehl des Stillschweigens und gibst Vertrautes in andere Hände. Du hast mich enttäuscht und verraten?« Genau diese Worte hatte Aktos ihm vorgehalten. Er hatte ihn als Lügner und Verräter hingestellt und es verletzte ihn tief. Ja, es stimmte, sie waren sich fast so nahe wie Vater und Sohn. Immerhin hatte Aktos ihn bei sich aufgenommen, als seine Familie damals den Tod fand. Und gestern offenbarte der König den wahren Grund dafür, den er dann auch unmissverständlich in dem Buch der Druidin nachlesen konnte. Aktos hatte ihn nicht aus Mitleid zu sich geholt. 15