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Weitere Quellen. 34. Abschnitt B ... Soziale Gerechtigkeit – David Miller (*1946). 70 .... Kapitel fünf in Teil B beschäftigt sich mit dem Konstrukt »Gerechtigkeit«.
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Christa Zuberbühler Christine Weiss

NACHHALTIGKEIT ≠ GERECHTIGKEIT Plädoyer für einen präzisen Nachhaltigkeitsbegriff

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Selbstverpflichtung zum nachhaltigen Publizieren Nicht nur publizistisch, sondern auch als Unternehmen setzt sich der oekom verlag konsequent für Nachhaltigkeit ein. Bei Ausstattung und Produktion der Publikationen orientieren wir uns an höchsten ökologischen Kriterien. Dieses Buch wurde auf 100 Prozent Recyclingpapier, zertifiziert mit dem FSC®-Siegel und dem Blauen Engel (RAL-UZ 14), gedruckt. Auch für den Karton des Umschlags wurde ein Papier aus 100 Prozent Recyclingmaterial, das FSC®-ausgezeichnet ist, gewählt. Alle durch diese Publikation verursachten CO2-Emissionen werden durch Investitionen in ein Gold-Standard-Projekt kompensiert. Die Mehrkosten hierfür trägt der Verlag. Mehr Informationen finden Sie unter: http://www.oekom.de/allgemeine-verlagsinformationen/nachhaltiger-verlag.html Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. © 2017 oekom verlag München Gesellschaft für ökologische Kommunikation mbH Waltherstraße 29, 80337 München Cover-Entwurf: Elisabeth Pirker/OFFBEAT, Wien Reinzeichnung des Umschlags: Elisabeth Fürnstein, oekom verlag Bildnachweise: Hintergrund © UWMadison – iStock; Münze © bonilla1879 – Fotolia.com; Weltkugel © leonello – iStock Satz: Markus Miller, München Druck: Bosch-Druck GmbH, Ergolding Alle Rechte vorbehalten ISBN 978-3-96006-024-6 E-ISBN 978-3-96006-239-4

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Christa Zuberbühler – Christine Weiss

Nachhaltigkeit ≠ Gerechtigkeit Plädoyer für einen präzisen Nachhaltigkeitsbegriff

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Inhalt

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Abschnitt A Christa Zuberbühler – Alles Leben ist ein Aushandlungsprozess 17 Die Bedeutung klarer Begriffe in einer komplexen Welt 1 Gefahren der Beliebigkeit 18 2 Kultur der Begriffsklärung 24 3 Begriffsklärung in Wissenschaft und ­Politik 30 Literaturverzeichnis 33 Weitere Quellen 34

Abschnitt B Christine Weiss – Nachhaltigkeit ≠ ­Gerechtigkeit 35 Warum Gerechtigkeit sich nicht als Definitionselement für Nachhaltigkeit eignet 4 Einleitung 36 Problemstellung 37 Themenstellung und Ziel 41 Forschungsinhalt 42

5 Die Logik der Gerechtigkeit 44 Gerechtigkeit als Begriff 44 Ein uralter Menschheitstraum 47 Gefühlte Ungerechtigkeit 51 Prinzipien der Gerechtigkeit 53 Theoretische Modelle der Gerechtigkeit 56 Fairness als Gerechtigkeit – John Rawls (1921–2002) 57 Sphären der Gerechtigkeit – Michael Walzer (*1935) 59 Die Libertäre Position – F. A. v. von Hayek (1899–1992) 61 Das Richtige tun – Michael Sandel (*1953) 63

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Die Idee der Gerechtigkeit – Amartya Sen (*1933) 65 Philosophische Grundlegungen – N. Hoerster (*1937) 68 Soziale Gerechtigkeit – David Miller (*1946) 70 Soziale Problemstellungen 72 Gleichheit 73 Freiheit 78 Exkurs: Markt, Wettbewerb, Kooperation 80 Verteilung 83 Exkurs: Solidarität 88 Internationale Gerechtigkeit 90 Das zivilisatorische Hexagon 94 Das gebrochene Versprechen der Gerechtigkeit 95 Rolle des Völkerrechts 97 Gerechtigkeitsforschung 99 Gerechtigkeitssemantik 104 Gerechtigkeit als Aushandlungsprozess 106 Resümée: Die Logik der Gerechtigkeit 107

6 Die Logik der Nachhaltigkeit 109 Die Entwicklung eines Leitbegriffs 110 Problempunkte im Verständnis 119 Nachhaltigkeit = Generationengerechtigkeit? 119 Leitbild nachhaltigen Wachstums 122 Materieller Wohlstand als Ersatzbefriedigung 126 Armut und Bevölkerungswachstum 130 Selbstkontinuierungsfähigkeit 134 Globale Nachhaltigkeit versus Globalisierung 134 Nachhaltige Lebensentwürfe 140 Nachhaltige Wirtschaftsentwürfe 145 Wachstumsmanie überwinden 145 Stationäre Wirtschaft und lokale Strukturen 147 Arbeit neu denken 151 Akteure 154 Resümee: Logik der Nachhaltigkeit 157

7 Empirie 158 Ableitung der Hypothesen aus den Interviews 159 Ergebnisse der quantitativen Befragung 161

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8 Resümee und Schlussfolgerungen 167 Zusammenfassung 168 Schlussfolgerungen 173 Literaturverzeichnis 175 Weitere Quellen 185

Abschnitt C Christa Zuberbühler – Wo bleibt die G ­ erechtigkeit? 189 Ein Plädoyer für einen engagierten, offenen Ethikdiskurs 9 Nachhaltigkeit und Naturethik 190 10 Denkmodelle der Nachhaltigkeit 193 11 Der freie Markt (z)ersetzt die Ethik? 196 12 Ethik – oder ein Sinn für Gerechtigkeit 201 13 Gerechtigkeit als mediativer ­Aushandlungsprozess 204 Literaturverzeichnis 208 Abbildungsverzeichnis 209 Zitathinweise 210

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Alles Leben ist ein Aushandlungsprozess. Täglich stehen Interessensgegensätze einander gegenüber – in uns selbst oder es geht zumeist darum, unsere Wünsche und Bedürfnisse mit entgegen­stehenden unserer Mitmenschen in Einklang zu bringen. Dafür hat die Gesellschaft Routinen und Traditionen entwickelt und so geschieht Vieles offensichtlich »automatisch« und fällt erst auf, wenn die Gewohnheit unterlaufen wird: Aus Höflichkeit lassen wir Menschen den Vortritt durch eine Türe, stellen uns an und respektieren eine Reihenfolge. Erst wenn Stress, Eile oder auch Rücksichtslosigkeit diese »Aushandlungsregel« in Frage stellen, werden auch solche Alltäglichkeiten zum Aushandlungsthema. Traditionen, das gesellschaftliche Zusammenleben abfedernde Höflichkeitsregeln werden immer mehr in Zweifel gezogen. Das Zusammentreffen unterschiedlicher Kulturen stellt Übungen und Routinen zusätzlich in Frage. Es gilt, bisher Selbstverständliches neu auszuhandeln. Das wichtigste im Aushandlungsprozess ist es, sicherzustellen, dass man sich über das, was geregelt werden soll, möglichst eindeutig im Klaren ist. Das erfordert klare Begriffe und eine Kultur der Klärung von Wortbedeutung, Inhalten, Kontexten – über eine solche Kultur der Begriffsklärung verfügt unsere Gesellschaft nicht! Wir leben in der Postmoderne, einem Zeitalter der »neuen Beliebigkeit des Denkens«1, in welcher die Bedeutung von zentralen Worten und Werten verschwimmen, eine Forderung nach klaren Grenzen als reaktionär, gar verdächtig gewertet oder mit verständnislosem Kopfschütteln von sich gewiesen wird.2 Dennoch wird versucht, alles möglichst eng zu regeln, weil die Beliebigkeit ein soziales Zusammenleben eben schwermacht. Doch der Wert von Regeln bemisst sich an der Präzision der verwendeten Sprache. Werden die Begriffe nicht klar gefasst und nicht genau verstanden, profitieren alle, die davon leben, nach Umwegen und Umschiffungen von Regeln, Normen, etc. zu suchen. Eine derartige Beliebigkeit hat sich auch in den Nachhaltigkeitsdiskurs eingeschlichen und den Begriff »Nachhaltigkeit« damit zum inhaltsleeren Modewort verkommen lassen. Gerade weil so viele Inhalte darunter Platz finden, hat das Wort keine Aussage mehr – aber es ziert viele Flaggen und Banner, die auch häu-

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fig von Rattenfängern getragen werden, die »Nachhaltigkeit« als werbe­wirksames Konzept für höchst eigennützige – und »unnachhaltige« – ­Zwecke ­nutzen. Dieses Plädoyer für einen präzisen Nachhaltigkeits-Begriff möchte Antworten auf die folgenden Fragen geben und gliedert sich dementsprechend in drei Abschnitte: Was ist so wichtig an einer klaren Begriffsdefinition – allgemein und im Falle von »Nachhaltigkeit« im Besonderen? Was ist falsch an der gerne zitierten Gleichsetzung von Nachhaltigkeit und Gerechtigkeit? Warum eignet sich Gerechtigkeit nicht als Definitionselement von Nachhaltigkeit? Wenn Nachhaltigkeit nicht durch Gerechtigkeitsanforderungen bestimmt werden kann, wo bleibt dann die Gerechtigkeit im Nachhaltigkeitsdiskurs?

Abschnitt A – Alles Leben ist ein Aushandlungsprozess Teil A beschäftigt sich allgemein mit der Bedeutung klarer Begriffe in Wissenschaft wie auch in politischen und wirtschaftlichen Diskursen und setzt diese in Verbindung mit dem Beitrag, den eine starke gesellschaftliche Verankerung von Mediation als Methodik im Umgang mit Interessensgegensätzen leisten kann. Eine Kultur der Begriffsklärung wird in der Methodik der Mediation besonders hochgehalten und trainiert. Mediation hat sich aus dem Bedarf heraus entwickelt, Aushandlungsprozesse zur Bewältigung alltäglicher Interessensgegensätze und sich daraus entwickelnder Konflikte methodisch zu begleiten, zu moderieren und letztendlich in eine offene, konstruktive Form der Kommunikation und gemeinsame Arbeit an einer Regelung zu kanalisieren. Der Individualismus, die Ichbezogenheit allen Denkens und Empfindens macht es dem modernen Menschen schwierig, ein Verständnis für die Perspektiven anderer zu entwickeln und die eigene emotionelle Aufladung in allen Fragen zu überwinden. Eine wesentliche Funktion des unbeteiligten Dritten in der Mediationsarbeit ist es demnach, durch Klärung der Begriffe und Standpunkte auch einen Perspektivenwechsel bei den Beteiligten herbeizuführen, der für eine nachhaltige Regelung der strittigen Punkte unabdingbar ist. Die Betrachtung der Notwendigkeit klarer Begriffe erfolgt aus der Perspektive der Mediation, aus deren Methodik sowie aus der Anwendungspraxis in konkreter Mediationsarbeit sowie der Erfahrung im Diskurs mit Studierenden der Mediation, auf welche die Autorin als insbesondere im Wirtschaftsbereich

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tätige Mediatorin sowie Lehrmediatorin im Rahmen einer Professur für Wirtschaftsmediation zurückgreifen kann. Gerade die Begriffsverwirrung um »Nachhaltigkeit« ist besonders groß und steht einer engagierten, ehrlichen Arbeit daran im Wege. Nachhaltigkeit ist kein Aushandlungs­prozess, sondern ein klar zu definierendes Zielergebnis, das die Welt in einem Zustand der Regenerationsfähigkeit erhält. Mediation ist die Methodik, um Interessensgegensätze zu regeln, damit dieses Zielergebnis zu erreichen ist – also ein Instrument der Arbeit der Beteiligten daran und der Umsetzung notwendiger Maßnahmen auf dem Weg zu Nachhaltigkeit. Kapitel eins von Teil A beschäftigt sich mit den Gefahren der Beliebigkeit. Digitale Kommunikation verlangt Eindeutigkeit, die Kommunikation der Nutzer und Nutzerinnen wird immer unpräziser und verschwommener. Damit geht auch hier eine Schere auf zwischen den Wenigen, welche die digitale Welt beherrschen und durch sie die Vielen steuern, die gerade noch über ICONS, Buttons, Bilder durch die digitalen Medien taumeln, ohne die Zusammenhänge, Inhalte, Hintergründe zu erfassen und zu verstehen. In der Beliebigkeit verliert der, die Einzelne jedoch auch seine, ihre Identität: »Wenn alles alles ist, bin ich nichts.« In der immer beweglich bleibenden postmodernen Welt ist es das Gebot, flexibel zu bleiben und Chancen zu nutzen, wo sie sich zeigen und Überzeugungen und Werte geschmeidig an die jeweilige Situation anzupassen. Damit verlieren sich die eigenen Konturen. Ohne ein geteiltes Verständnis darüber, was es zu regeln gilt, kann nicht konstruktiv verhandelt, gestritten und letztendlich eine für alle akzeptable Regelung erarbeitet werden. Im zweiten Kapitel von Teil A wird die notwendige Basis für eine Kultur der Begriffsklärung dargestellt. Dabei muss von dem Bewusstsein ausgegangen werden, dass die unterschiedlichen Sprachen auf historisch gewachsenen individuellen Denkstrukturen aufbauen, sich organisch entwickelt haben und keinesfalls in sich logisch und konsistente Strukturen anbieten. Die sokratische Forderung nach Klärung der Begriffe muss für den aufgeklärten Intellektuellen eine Selbstverständlichkeit sein und damit eine entsprechende Tradition gegen die Beliebigkeit der Moderne entwickelt werden. Im dritten Kapitel von Teil A konzentriert sich die Auseinandersetzung mit der Bedeutung klarer Begriffe für die Wissenschaft. In der Gestaltung von Theorien und Konzepten sind die Begriffe die grundlegenden Werkzeuge, deren Qualität auch das bestimmen, was letztendlich an Ergebnis zu erzielen ist. Gleiches gilt jedoch auch für die Arbeit und Aushandlungen in der Politik: ohne Be-

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reitschaft und Fähigkeit zur Präzision der Begriffe und damit Offenlegung der Konzepte, die dahinterstehen, ist keine konstruktive Zusammenarbeit der politischen Kräfte im Dienst der Gesellschaft zu erreichen. Darüber hinaus wird die Rolle der Vertreterinnen und Vertreter der Medien diskutiert: Sie beeinflussen – ja formen – die Denkstrukturen und Denkweisen vieler, in denen über die wesentlichen Grundlagen des gesellschaftlichen Zusammenlebens gedacht und geurteilt wird. Wie sich das insbesondere auf das auswirkt, was sich als »Nachhaltigkeitswissenschaft« etabliert, leitet über zu Abschnitt B.

Abschnitt B – Nachhaltigkeit (ist nicht) Gerechtigkeit Im einleitenden Kapitel wird die Problematik aufgezeigt, die sich rund um die aktuelle Vielfalt der Definitionen des Begriffs »Nachhaltigkeit« ergibt. Als Untersuchungs­gegenstand wird die Verbindung von Nachhaltigkeit mit dem Begriff Gerechtigkeit herausgegriffen. Das Ziel der Arbeit wird dahingehend eingegrenzt, dass es um eine konsistente Argumentation geht, warum eine definitorische Verkettung der beiden Konstrukte für ein klares Verständnis von Nachhaltigkeit nicht förderlich ist. Das Forschungsvorhaben wird erläutert und die Hypothese entwickelt. Kapitel fünf in Teil B beschäftigt sich mit dem Konstrukt »Gerechtigkeit«. Einleitend werden die Herkunft und Entwicklung des Begriffes sowie die in der Literatur üblichen Kategorisierungen und Begriffskombinationen erörtert, die geschaffen wurden, um den breiten Bedeutungsinhalt von Gerechtigkeit zu strukturieren. Ein kurzer Rückblick in die Entwicklung der Zentralität von ­Gerechtigkeit für das Zusammenleben in der Gemeinschaft geht über in das aktuelle Thema der »gefühlten Ungerechtigkeit« und deren ­psychologische Ur­sachen. Der gemeinsame Nenner in den Gerechtigkeitsvorstellungen, die generell geltenden Prinzipien »Gleichheit«, »Bedarf« und »Leistung« werden ausgeführt, bevor eine Auswahl theoretischer Modelle der Gerechtigkeit die wissenschaftliche Bandbreite der Auseinandersetzung mit der Thematik darstellt: John Rawls Theorie von Fairness als Gerechtigkeit; Michael Walzers Differenzierung in Sphären der Gerechtigkeit; Friedrich August von Hayeks libertäre Position; Michael Sandels Fokussierung auf die Frage, wie wir das Richtige tun; Amartya Sens Relativierung der Gerechtigkeitsidee mit der Konzentration auf das Machbare; philosophische Grundlegungen zu Chancengleichheit und institutionel-

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len Regelungen von Norbert Hoerster und schließlich die empirisch basierten Überlegungen von David Miller zur sozialen Gerechtigkeit. Der sozialen Gerechtigkeit und ihren Problemstellungen ist der nächste Abschnitt gewidmet: der Leitidee »Gleichheit« und den Anforderungen, die sich daraus ergeben; dem Traum von Freiheit und ihren Auswüchsen, des Eindringens der Marktmacht in alle Sphären menschlichen Zusammenlebens; den Problemstellungen der Verteilungs­gerechtigkeit zwischen Reziprozität und Soli­ darität. Um eine globale Sicht der Gerechtigkeitsfrage kreisen die weiteren Darstellungen. Das zivilisatorische Hexagon von Dieter Senghaas definiert die Bedeutung, die soziale Gerechtigkeit in der Entwicklung von Gesellschaften einnimmt und ist Ausgangspunkt für Ausführungen zu dem »gebrochenen Versprechen der Gerechtigkeit«, das Kolonialismus und die Ausbeutung der Schwachen durch die Stärkeren als Belastung der internationalen Beziehungen angehäuft hat und immer noch fortführt. Der Beitrag des Völkerrechts zur internationalen Gerechtigkeit beschließt die Beschäftigung mit dem globalen Aspekt. Eine Abrundung des Themas »Gerechtigkeit« erfolgt durch die Abgrenzung der theoretischen Überlegungen zu Gerechtigkeit von dem Erkenntnisinteresse der empirischen Forschung. Die wesentlichen Forschungsrichtungen werden aufgezeigt und einige, für die vorliegende Thematik wesentliche Forschungszugänge und –beiträge aus Soziologie und Psychologie dargestellt. Der Einfluss der Massenmedien auf die Gerechtigkeitssemantik sowie die Rolle der Mediation in den Bemühungen um gerechte Regelungen bilden ergänzende Themen. Das Kapitel »Gerechtigkeit« schließt mit einem Resümee, in dem herausgearbeitet wird, welche Prämissen für die Logik der Gerechtigkeit gelten und damit die Schlüsse lenken, die daraus gezogen werden. Kapitel sechs gilt dem Thema »Nachhaltigkeit« und beginnt damit, die Entwicklung des Leitbegriffs historisch aufzurollen – von den Wurzeln im 17. Jahrhundert zur inhaltlichen Überfrachtung im aktuellen Verständnis und der Gefahr, in die Beliebigkeit abzurutschen. Darauf folgt die Auseinandersetzung mit den hauptsächlichen Problempunkten im Nachhaltig­keitsverständnis: der Gleichsetzung mit Generationen­ gerechtigkeit und den daraus entstehenden Schwierigkeiten, einen exakten Inhalt zu konkretisieren; dem Leitbild nachhaltigen Wachstums, das im Widerspruch zu den Grenzen steht, die Grundlage eines systemischen Gleich­gewichts sind; dem Verständnis von sozialer Gerechtigkeit als materiellen Wohlstand

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