Mysteriöser Tod im Lake Louise Mountain Resort - Buch.de

stehen. Ihr Vater war im Krieg gefallen. Ihre. Mutter, meine Großmutter, hatte das nie ver- kraftet. Sie litt unter Depressionen und nahm sich das Leben. Ihr Suizid ...
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Tina F. Lind

Mysteriöser Tod im Lake Louise Mountain Resort Liebe über den Tod hinaus Roman

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© 2016 AAVAA Verlag Alle Rechte vorbehalten 1. Auflage 2016 Umschlaggestaltung: AAVAA Verlag Coverbild: fotolia, Snow in the forest landscape Printed in Germany Taschenbuch: Großdruck: eBook epub: eBook PDF: Sonderdruck

ISBN 978-3-8459-2008-5 ISBN 978-3-8459-2009-2 ISBN 978-3-8459-2010-8 ISBN 978-3-8459-2011-5 Mini-Buch ohne ISBN

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Für meinen Sohn Leon.

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Inhaltsverzeichnis

Prolog Teil 1 – Liebe hat viele Facetten Rote Tränen So ein Mann! Der kann nichts von mir wollen Jeder leidet auf seine Art Wehe, wenn dein Wunsch sich erfüllt Ein Kreislauf von Nähe und Distanz In guten wie in schlechten Tagen

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Teil 2 – Was heißt schon tot? Das glaube ich nicht, das kann nicht sein! Die Familienhelferin Zu viele Ungereimtheiten So viele Gedanken Aufreibende Besuche Kanada Trauerarbeit Weitermachen Hoffnung Epilog

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Mysteriöser Tod im Lake Louise Mountain Resort. Oder: Liebe über den Tod hinaus. Denn der kurze, schneidend kalte Satz: „Er ist tot, du musst das akzeptieren‚, treibt Tina nicht nur an den Rand des Wahnsinns, sondern wirft eine Reihe schmerzlicher Fragen auf. Persönlichkeitsrecht Da es sich um eine wahre Geschichte handelt, wurden zum Schutz aller Personen Namen, Orte und besondere Erkennungsmerkmale verändert.

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Der Kummer, der nicht spricht, nagt leise an dem Herzen, bis es bricht. William Shakespeare (1564-1616)

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Prolog

Das Schlimme ist noch viel schlimmer, als man denkt. Vor allem, wenn Kälte und Ignoranz einer einflussreichen Familie eine viel größere Macht über die Gegenwart haben, als sämtliche Erinnerungen an einen Verstorbenen. Bevor mich Kränkung, Missachtung und Ablehnung mundtot machen, um das Schöne nicht zu vergessen und mit dem Furchtbaren angemessen umzugehen, möchte ich festhalten, was geschehen ist. Aus meiner Sicht. Und so blättere ich Szene für Szene eines Lebens auf, das nicht leicht war, vielleicht sogar betroffen macht, und schon gar nicht in einem zufriedenen Familiendasein endet. Keine gemütlichen Wahrheiten. Doch meine Hoffnung werde ich niemals begraben.

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Teil 1

Liebe hat viele Facetten

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Rote Tränen

Ich war Anfang zwanzig und nach Meinung anderer eine hübsche junge Frau, saß in meinem Zimmer, starrte vor mich hin und konnte mich nicht leiden. Ich war unzufrieden mit mir, meinem Äußeren, meiner Art, verfügte über null Selbstbewusstsein, konnte nur schwer Entscheidungen treffen und ließ mich von allen möglichen Leuten beeinflussen. Selbst bei Kleinigkeiten fragte ich Freundinnen: „Was würdet ihr tun?‚, um dann mehr Antworten zu erhalten, als ich verarbeiten konnte. Meine Stimmungs- und Gefühlsschwankungen waren extrem und führten nicht selten zu einer innerlichen Anspannung, die unerträglich wurde und die ich als quälend empfand. Heute würde ich sagen, ich litt unter einem Borderlinesyndrom. Damals ging mir der Begriff noch nicht so leicht über die Lippen. Da11

für handelte ich. Fügte mir mit Rasierklingen Verletzungen zu. Ritzte mich. Ich spürte die Schmerzen kaum. Nur Linderung. Für einen Moment fühlte ich mich nicht mehr zerrissen, nahm meine massiven Ängste nicht wahr, verlor den Ekel vor mir. So zu leben, machte mich fertig. Es heimlich zu tun. Mit niemandem darüber sprechen zu können. Ich brauchte Hilfe, doch ich wollte mich weder meinen Eltern anvertrauen noch eine Therapeutin in Anspruch nehmen. Ich hatte von einem Forum für selbstverletzendes Verhalten gehört, nahm meinen Laptop und loggte mich ein. Ich weiß nicht, ob ich erleichtert war, doch schlagartig fühlte ich mich nicht mehr als Außenseiter. Viele junge Leute verletzten sich in ihrer seelischen Not und das extremer, als ich es tat. Sie ritzten sich mit Scherben in die Haut, schlugen mit dem Kopf gegen die Wand, verbrühten sich oder bissen Fingerkuppen ab. In Erfahrungsberichten las ich von Betroffenen, die über keinerlei Impulskontrolle mehr verfügten, aggressiv 12

auf Ablehnung reagierten oder depressiv und selbstmordgefährdet waren. Ich erfuhr von emotionaler Vernachlässigung und einem Umfeld, in dem oft gedemütigt wurde. Mir machte es keine Freude, in meine eigene Hand zu schneiden. Doch woran lag es, dass ich es trotzdem tat? Dass mein seelischer Schmerz so groß war, dass ich den Schnitt eines spitzen Messers wie das Streicheln einer Feder empfand? Meine Eltern hatten für mich getan, was sie tun konnten. Aus ihrer Sicht war es immer das Richtige gewesen. Es ist nicht jeder Mensch in der Lage, Gefühle zu zeigen. Wie denn auch, wenn er es selbst nie gelernt hat. Mein Vater hatte ganz sicher seine Probleme damit. Ich kann mich nicht erinnern, dass er mich als Kind jemals in die Arme genommen hätte. Von seinem Naturell her war er ein feiner, fleißiger und geradliniger Mensch. Wenn nur nicht der Alkohol gewesen wäre. Dass er so viel trank, hatte Gründe. Wer weiß, was auf 13

seiner Seele lastete, und worüber er niemals gesprochen hat. Er arbeitete viel, kam oft erst spät nach Hause. Ich war fünf Jahre alt, sollte schlafen, saß aber im Bett, weil ich wusste, wenn der Papa heimkommt, brüllt er gleich wieder rum. Er hat mich nie geschlagen. Niemals. Da war nur diese aggressive Stimmung, das sorgenvolle Gesicht meiner Mutter, unsere Hilflosigkeit. Es war jedes Mal wie eine Monsterwelle, die über uns schwappte, und wenn sie sich zurückzog, hinterließ sie Ängste, Unsicherheit und Kummer. Dazu die Gewissheit, dass es kein Entrinnen gab. Meine Mutter, eine eigentlich herzliche Person, wirkte nach jedem dieser Exzesse verzweifelt. Sie hatte schon genug Mist in ihrem Leben erlebt und bestimmt gehofft, mit meinem Papa auf der Sonnenseite des Lebens zu stehen. Ihr Vater war im Krieg gefallen. Ihre Mutter, meine Großmutter, hatte das nie verkraftet. Sie litt unter Depressionen und nahm sich das Leben. Ihr Suizid kam keinesfalls 14

überraschend. Es hatte vorher bereits Versuche gegeben. Trotzdem war es ein gewaltiger Schock. Meine Mutter, dreiundzwanzig Jahre alt und verantwortlich für zwei kleine Kinder – meine beiden Brüder waren bereits auf der Welt, meine Schwester und ich sollten folgen – fand sie eines Morgens erhängt. Keine Ahnung, ob die Vorkommnisse in meiner Familie mich geprägt hatten, oder ob es an meiner Schüchternheit lag. Während meine Schulfreundinnen sich ständig verliebten und mir detailgenau erzählten, wie lange sie schon mit dem und dem „gingen‚, verhielt ich mich Jungs gegenüber desinteressiert. Doch dann verknallte sich Carsten in mich. Er war stolz darauf, was er mir bieten konnte: Verlässlichkeit, Zuneigung, Schutz. Leider hatte er die schlechte Angewohnheit, immer genau wissen zu wollen, wo ich mich aufhielt, was ich gerade machte und mit wem ich zusammen war. Anfangs imponierte mir das, weil ich dachte: Mensch, der fährt ja auf dich ab. 15