Mobiles Lernen Mobiles Lernen an der Privatschule Gut an der ...

Technologische Veränderungen und ihre Auswirkungen auf den Unterricht. Die Zeit der ... Gleiches gilt für Änderungen im beruflichen Umfeld. Auch hier hat der ...
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Mobiles Lernen an der Privatschule Gut-Spascher-Sand (C. Heidkamp, 2013-09-25)

1. Technologische Veränderungen und ihre Auswirkungen auf den Un Unterricht Die Zeit der Informationssuche in Bibliotheken wird zunehmend durch Suchmaschinen und Online-Lexika abgelöst. Die moderne Kommunikation ist nicht länger nur auf handschriftliche Briefe und teure Telefonate angewiesen. Heute nutzen viele selbstverständlich Email, SMS und soziale Netzwerke, um mit anderen in Kontakt zu treten und Informationen auszutauschen. Die große Welt des Internet wird zunehmend mit Smartphones und Tablets fast überall verfügbar. Gleiches gilt für Änderungen im beruflichen Umfeld. Auch hier hat der Computer längst die (elektrische) Schreibmaschine ersetzt und das Faxgerät fristet nunmehr ein Schattendasein. In diese Welt werden unsere Kinder geboren. Sie kennen kaum noch Luftpostbriefe oder die Fotoentwicklung mit Negativen. So haben nach der aktuellen JIM-Studie 20121 100% der 12- bis 19jährigen deutschen Jugendlichen Zugriff zu einem Computer, 87% haben Internetzugang, 96% haben ein eigenes Handy, davon 47% ein Smartphone mit Internetzugriff. Für Jugendliche spielen Medien eine bedeutende Rolle in ihrem Alltag. Mediengeräte und Medieninhalte sind allgegenwärtig und werden für Information, Unterhaltung und Kommunikation genutzt. 68% der Jugendlichen gehen täglich ins Internet, wobei fast die Hälfte der Zeit davon mit kommunikativen Tätigkeiten verbracht wird2. Die restliche Zeit wird mit Unterhaltung verbracht und 15% mit der Suche nach Informationen.

Die Jugendlichen nutzen dabei besonders

die

Web

2.0-

Funktionalitäten. Das sind jene, die zum

Mitmachen

auffordern.

So

kann nun jeder Autor eines Blogs, Präsentator eines gedrehten VideVideos,

Aussteller

einer

Foto-

Sammlung oder Mitgestalter einer

1

http://www.mpfs.de/index.php?id=276, eingesehen am: 15.09.2013.

2

ebenda, JIM-Studie 2012, S. 32.

1

Community sein. In dieser Hinsicht erleben sich Jugendliche als aktiv handelnde. Die Verbreitung von (mobilen) Computern wird von einigen von seiner Bedeutung her mit der Erfindung des Buchdrucks gleichgesetzt. Dieses ermöglichte vielen den Zugang zu Informationen, wie es vormals nicht möglich war. Jedoch ergab sich das Problem des Findens von Informationen: Im digitalen Zeitalter finden wir so viele Informationen, dass wir sie gar nicht alle lesen oder verarbeiten können. Dabei ist der Mensch nicht nur Empfänger, sondern er kann selbst zu dieser Informationsflut beitragen, indem er selbst Informationen ins Internet stellt. So entsteht das Problem, die Informationen beurteilen zu können. Welche Informationen sind seriös? Welche Informationen sind relevant? Diese rapiden technologischen und sozialen Veränderungen, mit denen wir zur Zeit konfrontiert werden, erfordern ein neues Nachdenken darüber, wie die Schule auf diese Umbrüche angemessen reagieren und wie sie die Schüler auf das Informationszeitalter vorbereiten kann. Die Tatsache, dass Kinder und Jugendliche als digital

natives heranwachsen, bedeutet nicht automatisch, dass sie die ausreichenden Kompetenzen für die digitale Welt besitzen. Und auch die Nutzung sozialer Medien erfordert einen angemessenen Umgang mit diesen, der zunächst erworben werden muss. Hier ist eine Pädagogik gefragt, die das große Potential der neuen Technologien angemessen nutzt. Die mobile Mediennutzung wird eine neue digitale Welt prägen und auch zukünftig zum privaten und beruflichen Alltag gehören. Es gibt kein zurück mehr!

2. Pädagogik des 21. Jahrhunderts Seit einigen Jahren beschäftigen sich Wissenschaftler mit der Frage, welche konkreten Kompetenzen in einer digitalen Welt benötigt werden. Dabei definieren Trilling und Fadel in ihrem Buch 21st Century Skills3 u. a. die Informati Informationskompetenz als zukünftige Kernkompetenz. Diese beschreibt die Fähigkeit zur gezielten Auswahl, kritischen Bewertung und angemessenen Nutzung von Informationen und den verantwortlichen Umgang damit. Hierzu gehört die effektive Nutzung moderner Technologien zur Recherche, Organisation, Kommunikation und Präsentation. Um diese Kompetenzen zu erwerben, bedarf es eines Unterrichts, der die Verantwortung für das Lernen stärker auf die Schüler überträgt und es ihnen ermöglicht, in einem eigenen Tempo und Modus zu lernen. Es ist ein Unterricht, der von einer Aufgabenstellung, einer Fragestellung oder einem Problem, das zu lösen ist, ausgeht und in dem die Schüler/innen gemeinsam und selbst gesteuert in Projekten Lösungen erarbeiten und diese präsentieren.4 Indem die Schüler/innen die Aufgabe lösen, setzen sie sich mit relevanten Informationen und Materialien auseinander,

3

Fadel, C., & Trilling, B. (2009). 21st century skills. Learning for life in our times. San Francisco.

4

Dieser Ansatz ist auch als Challenged Based Learning bekannt.

2

diskutieren die Problematik und alternative Lösungsmöglichkeiten, dokumentieren und präsentieren ihre Ergebnisse und reflektieren ihren Lernprozess. Der Lehrer ist in dieser Form des Lernens ein Begleiter, der die Gruppe unterstützt und Rückmeldungen gibt: „Der Monolog des Lehrers wird ersetzt durch den Dialog des Lernen-

den mit der Sache. [...] Das Wissen, das sich die Lernenden auf diese Weise erarbeiten, unterscheidet sich radikal vom mechanistisch vermittelten Wissen. Es ist integrierter Bestandteil der Person und nicht fremder Ballast, weil das Ich für seinen Aufbau verantwortlich war.“5 Schüler empfinden dabei eine Arbeit umso bedeutsamer, wenn es sich um wirkliche Forschung handelt, welche mit komplexen Fragen beginnt und eine eigene neue Antwort zum Ziel hat. Die Kultur im Klassenraum sollte das Infragestellen, die Aufstellung von Hypothesen und die Offenheit für neue Ideen und Perspektiven unterstützen.6

3. Die Bedeutung der Technik Eine Technologie wie Tablet-Computer kann mit Hilfe eines guten didaktischen Konzepts einen Unterricht ermöglichen, der Lernenden dabei hilft, die oben beschriebene Kompetenz zu entwickeln und viel Interesse und Freude am Lernen zu haben. Der schwerpunktmäßige Einsatz von digitalen Medien - zur Internet-Recherche, Nutzung von Lernprogrammen, - zur Textbe- und -verarbeitung, - Präsentation, - Tabellenkalkulation oder - computerunterstütztem Rechnen lässt sich mit Tablets einfach umsetzen. Der durch digitale Medien unterstützte Lernprozess ist nicht von einem bestimmten Arbeitsplatz abhängig und als Ganzes stark individualisiert. Tablets fördern so die Optimierung von Lernprozessen. Die große Stärke von Tablets liegt in ihrer extremen Vielseitigkeit. Schon mit ihren bordeigenen Mitteln bieten die Geräte vielseitige Funktionalität, die sich durch die Erweiterung über Applikationen (apps) noch steigern lässt. So kann das Gerät durch Software, aber auch Hardware wie z. B. eine externe Tastatur (über Bluetooth), ein Keyboard oder ein Auslösekabel für die digitale Kamera erweitern. Eine AkkuLaufzeit von bis zu 10 Stunden ermöglicht ihren Einsatz an einem gesamten Schul-

5

Gallin, P., & Ruf, U. (1990). Sprache und Mathematik in der schule. Auf eigenen Wegen zur Fachkompe-

tenz. Zürich. 6

aus dem Englischen von Larmer, J., & Mergendoller, J. R. (2010). The main course, not dessert how are

students reaching 21st century goals?

3

tag. Somit haben Tablets einen weiteren entscheidenden Vorteil gegenüber Desktop-Computern: Sie sind ohne einen speziellen Computerraum nutzbar und lassen sich einfacher neben anderen Methoden bedarfsgerecht in das Unterrichtsgeschehen flexibel integrieren. Bei Bedarf können diese Geräte sofort in den Betriebszustand eingeschaltet und nach Benutzung ebenso schnell ausgeschaltet werden. Erfahrungen und Forschungsergebnis Forschungsergebnisse Dabei zeigt die Erfahrung aus anderen Schulen, dass der Personalisierung der Geräte eine besondere Bedeutung zukommt, da nach der Einführung der Tablets zu beobachten war, dass diese die Motivation der Schüler/innen nicht nur im, sondern auch außerhalb des Unterrichts signifikant fördern. Offensichtlich wurde das Lernen mit den Tablets von ihnen als sehr eigenständige Tätigkeit wahrgenommen, für die sie die Verantwortung übernehmen, die ihnen Spaß macht und die als äußerst interessant wahrgenommen wird.7 Dabei werden gedruckte Bücher nicht ersetzt sondern haben neben „moderneren“ Möglichkeiten der Informationsgewinnung ihren Platz. In Untersuchungen konnte besonders bei Schülern, die Schwierigkeiten mit einem bestimmten Fach hatten, ein erhöhtes Interesse am Fach nachgewiesen werden.8 90% der Eltern sagten aus, dass durch den Einsatz der iPads den Kindern das Lernen mehr Freude machen würde und ein größeres Interesse an der Schule und den einzelnen Fächern bestände.9 Über 90% der Schüler sagten aus, dass das iPad ihnen geholfen hätte, mehr zu lernen und auch schwierigere Konzepte und Ideen besser zu lernen.10

4. Beispielhafte Erfahrungen aus dem Einsatz im Un Unterricht Geografie In einem Unterricht in der 10. Jahrgangsstufe an einem Gymnasium11 sollten Schüler/innen ein eBook zum Thema „Atmosphärische Prozesse“ erstellen. Es sollte dabei folgende Kapitel umfassen: - Satellitendokumentation, - Versuche zum Thema Luftdruck, - Natürliche Klimaschwankungen, - Antrophogener Klimawandel,

7

Department of Education and Early Childhood Develop- ment. (2011). iPads for Learning. In Their

Hands Trial. Evalua- tion Report. Sunbury, S. 15 & S. 36 8

Federley, M., Kuula, T., & Hyväkkä, J. (2012). User study with tablet devices in school. S. 14

9

Department of Education and Early Childhood Development 2011,S. 23

10

Burden, K., Hopkins, P., Male, T., Martin, S., & Trala, C. (2012). iPad Scotland Evaluation

11

Marta-Schanzenbach-Gymnasium, Gengenbach

4

- Strategien zum Schutz der Erdatmosphäre. Das eBook als Form der Dokumentation kann im Gegensatz zum Heft mit multimedialen Inhalten wie z.B. Animationen, Audiobeiträgen, Filmen und Fotos angereichert werden. Das eBook wurde vorstrukturiert und die Arbeitsanweisungen bereits eingefügt. Für das erste Kapitel sollten die Schüler/innen einen Screenshot zur aktuellen Bewölkungssituation der Erde aufnehmen und beschreiben. Dabei wurde die App Living Earth genutzt. Für das zweite Kapitel führten die Schüler/innen Versuche zum Thema Luftdruck durch, die sie filmten und mit einem Audio-Kommentar versahen. Das Thema natürliche Klimaschwankungen wurde mit Hilfe eines Films verdeutlicht. Die Schüler/innen vervollständigten das Kapitel mit Hilfe einer InternetRecherche. Der anthropogene Treibhauseffekt wurde mit Hilfe eines Animationsfilms problematisiert. Die Schüler/innen sollten dann Teilanimationen mit der App

Animation Creator HD visualisieren, diese erklären und in das eBook integrieren. Kunst In der Unterrichtssequenz »Proportionen des menschlichen Gesichts« nahm das Tablet eine wesentliche Rolle in der Explorations- und Erarbeitungsphase des Unterrichts ein.12 Um den Schülern den Aufbau und die Bestandteile des menschlichen Gesichts näherzubringen, sollten sie in der ersten Einheit vorerst die Abbildung eines Gesichts betrachten und anschließend beschreiben. Es wurde genau herausgearbeitet, wo z. B. die Augen, Augenbrauen, Ohren, Nase liegen, welche Form diese haben und welche weiteren markanten Merkmale auffällig sind. In Form einer Mail bekamen die Schüler das Bild zugeschickt um es zu analysieren. In Partnerarbeit wurden die Erkenntnisse versprachlicht und mit der App Skitch, welche die Schüler schon kannten, wurde versucht, die einzelnen Bestandteile und die Positionen des Gesichts farbig bzw. grafisch hervorzuheben. Sport Im Sportunterricht der Berufsbildenden Schule Prüm galt es, sich auf eine Leistungskursprüfung im Geräteturnen vorzubereiten. Nach der Zuordnung der Schüler zu den einzelnen Gerätestationen, beginnen die ersten Schüler mit der entsprechenden Übung. Kurze Videos, die die Lehrkraft im Vorfeld aufgenommen hat, stehen jeder Gruppe als Beispiel zur Verfügung und können über die iPads abgespielt werden. Gegenseitig filmen sich die Schüler während der Durchführung der Übungen um im direkten Anschluss diese zu reflektieren. Es wird diskutiert, bewertet und korrigiert um die Übung dann erneut durchzuführen.

12

Kunstunterricht an der Friedrich-Wilhelm-Herschel-Mittelschule, Nürnberg

5

Deutsch Die Aufgabe im Deutsch-Unterricht einer 10. Klasse in der Herbert GrilloGesamtschule in Duisburg lautete: »Suche dir ein Gedicht aus und präsentiere es« Es wurden kleine Filmsequenzen erstellt, die dann dem Klassenplenum präsentiert wurden. Nachdem die Präsentationen allen gezeigt wurden, erarbeiteten die Schüler ausgewählte poetische Aspekte anhand von Arbeitsblättern. Es wurden das Reimschema, die Kadenzen, das Metrum und ausgewählte Stilmittel anhand des Gedichtes Willkommen und Abschied von Johann Wolfgang von Goethe wiederholt. Neben den formalen Aspekten wurden auch die inhaltlichen Aussagen jeder einzelnen Strophe interpretiert, dieses geschah in Partnerarbeit. Auf dieser Basis hatten die Schüler nun die Aufgabe ein Gedicht ihrer Wahl formal und inhaltlich zu erschließen. In einer Präsentation mit dem iPad wurde das Arbeitsergebnis festgehalten und dem Plenum vorgestellt.

5. Das Thema mobiles Lernen im www Viele Inhalte dieser Zusammenstellung wurden dem eBook „Mobiles Lernen in der Schule entnommen: www.multimedia-didaktik.de EduShift setzt sich mit Schulkultur und der Schule der Zukunft auseinander: www.edushift.de iPad in der Schule ist ein Blog von Reinhold Haußmann, Lehrer am FriedrichSchiller-Gymnasium Pfullingen und Leiter des Kreismedienzentrums Reutlingen: schule-ipad.de/ Das iPad im Unterricht – der Blog von André J. Spang von der Kaiserin-AugustaSchule Köln ipadkas.wordpress.com/ Lernen mit dem iPad ist ein Blog zum Projekt des Seminars Schwerpunkte der Berufspädagogik des Lehrstuhls für Pädagogik der Technischen Universität München. ipadtum.wordpress.com/ my-pad.ch ist ein Blog der Pädagogischen Hochschule FHNW. Institut Weiterbildung und Beratung in der Schweiz: www.my-pad.ch/ Herschel goes app.– ein Blog der iPad-Klasse an der Friedrich-Wilhelm-HerschelMittelschule in Nürnberg mit vielen Beispielen von Schülerergebnissen: herschelgoesapp.wordpress.com/

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