Mit maßgeschneiderten Automobilia halten trendbewusste ...

Mit Sondermodellen wie etwa dem VW. Golf Genesis ist es da nicht mehr getan: Bei Volkswagen .... eines Land Rover Defender den Vorzug geben, obwohl.
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Ein Wagen von der Stange? Bitte nicht! Mit maßgeschneiderten Automobilia halten trendbewusste Fahrzeugführer Sicherheitsabstand zum profanen Verkehr. Matthias Pfannmüller hat Motormoden aufgespürt

Straße Eitelkeiten how to spend it

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CLK. Der britische Geländewagenspezialist Land Rover zieht zwischen Serien- und Individualausstattung eine klare Linie: „Autobiography“ ist nur für das Spitzenmodell Range Rover Vogue erhältlich. Mit Zutaten wie einer mehrschichtig-chromaflairen Micatallic-Lackierung (11 800 Euro), teuren Sonderhölzern (über 4000 Euro) oder dem extradicken „Supaglass“ (3000 Euro) lässt sich der Preis lustig in die Höhe schrauben. Feine Nuancen, so lernen wir, sorgen auf geharkten Golfklubparkplätzen für das bestmögliche Handicap abseits der Greens. Andere Hersteller begnügen sich mit Fashion-Werbung. So lackiert Maserati einige seiner RundstreckenCoupés im Nadelstreifen-Look des Luxusschneiders Ermenegildo Zegna, der auch das Rennteam einkleidet. Da die Geschmäcker in puncto Fahrzeugdesign bekanntlich verschieden und besondere Präferenzen bei Damen und Herren schwer auszumachen sind, suchen immer mehr Autobauer Hilfe bei etablierten Stilexperten. So traf sich die Innenraumabteilung der aufstrebenden japanischen Automarke Infiniti jüngst mit Vertre-

FOTO: JAN THORBJÖRNSSON

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rillen, Uhren, Taschen, Kleider: Wer als Fahr- ren selbst oder suchen den Sattler ihres Vertrauens auf – zeughersteller etwas auf sich hält, bietet zum wie jene Unbekannte aus Arizona, von der berichtet Auto das passende Lifestyle-Programm an. wird, sie habe ihren Cadillac komplett mit Gucci-Stoffen Dasselbe gilt für Edelschneider wie Georgio ausschlagen lassen. Motto: Du bist, was du fährst. Es geht Armani – der Italiener entwirft neben Tex- natürlich auch trashiger. Wer könnte Rainer Werner tilien diverse Accessoires und Möbel. Fassbinder vergessen, der die Armaturen seiner FilmDas Bemühen um einen stilvollen Auftritt der Klientel S-Klasse mit Kunstfell verschönerte? Selbst kleinste Einhat den Altmeister der Mode mit der Traditionsmarke griffe signalisieren Weltanschauung: Mit einem JadeMercedes zusammengeführt. Im Auftrag der Stuttgarter Buddha überm Lenkrad verrät der Fahrer, dass er den entwarf der 70-Jährige im letzten Herbst ein CLK 500 Weg mehr schätzt als das Ziel. Cabriolet, das er im leicht senilen Farbton „magno sabWer das Know-how von Spezialisten vorzieht, landet bia“ lackieren ließ. Modischer präsentiert sich der mit meist in der hauseigenen Veredelungsabteilung der Hightech-Sporttextilien ausgekleidete, ansonsten nur Autohersteller. Mit Sondermodellen wie etwa dem VW minimal veränderte Innenraum: scheinbar verblichen Golf Genesis ist es da nicht mehr getan: Bei Volkswagen schimmernde Chromteile und gestepptes Sattelleder erfüllt seit 2003 die Individual GmbH in Wolfsburganstelle der üblichen Holzblenden. Warmenau den Wunsch nach „automobiler Wellness“. Das Projekt steht für einen noch jungen Autotrend. Wohlbefinden auf vier Rädern ist offenbar ein Renner, Hersteller kooperieren mit namhaften Design-Labels, man hat bereits 10 000 Fahrzeuge verschönert. um ihren Modellen den letzten Schliff zu geben. Dabei Bei Audi kümmert sich die Exclusive-Abteilung der findet die Aufwertung oft im Innenraum statt, das ist in hauseigenen Quattro GmbH um Extrawünsche. Wozu finanziell angespannten Zeiten sozial verträglich und sie fähig ist, zeigte das letztjährige Projekt „Rookies“, eine kommt nur denen zugute, die es tatsächlich bezahlt Kooperation mit drei schwedischen Modelabels. Die haben. Spoiler, tiefergelegte Fahrwerke oder Breitreifen Nachwuchsdesigner verzierten einen „tailormade Audi“, sind in den oberen Fahrzeugklassen ohnehin mega-out, Modell TT Roadster, innen mit Turmalinen und weil längst jeder Kleinwagen damit herumfährt. Solven- Brillanten; der Zweisitzer wurde während der Stockte Automanen investieren deshalb lieber ins gehobene holm Fashion Week präsentiert. Interieur. Vor allem in Deutschland soll ja nicht jeder Das BMW-Programm heißt ebenfalls „Individual“, mitkriegen, dass man sich etwas gönnt. Weniger Protz und es hatte bereits prominente Kundschaft. Legendär und mehr Genuss, lautet die Losung. die Story von Karl Lagerfeld, der nach München kam Das Echo ist groß. Obwohl die Auslieferung des und ein Stück Stoff aus der Tasche kramte, mit dem er 306 PS starken „CLK designo by Georgio Armani“ gerade das Handschuhfach seines Siebeners ausgekleidet wiserst beginnt und das Auto mit 86 884 Euro gut ein Vier- sen wollte. Natürlich gab es keinen Widerspruch. Auch tel teurer kommt als das Standardmodell, ist die auf 100 dem Auftrag eines Hundeliebhabers, im BeifahrerExemplare limitierte Serie bereits vergriffen. Es gibt sie fußraum einen auf Knopfdruck nachfüllbaren Wasseralso noch, die Menschen, denen ein napf zu installieren, kam man ohne UmInnere Werte: Geschmückt mit Großserien-Benz zu profan ausfällt. schweife nach. Was die unter anderem Aber auch die Fahrer anderer Marken Turmalinen und Brillanten, in Como beheimatete Abteilung Desigsehnen sich nach Einzigartigkeit. Krea- rollte Audis TT Roadster zur no von Mercedes unter Individualität tive Verkehrsteilnehmer individualisie- Stockholm Fashion Week 2004 versteht, sieht man derzeit am Armani-

der how to spend it

tern namhafter Modemarken, um zu ergründen, was Luxuskunden wollen und wie sie ticken. Was dabei herauskam, behält man bislang für sich. Die Sehnsucht nach Haute Voiture ließ auch Volvo aktiv werden. Das Cockpit der ausschließlich von Frauen gestalteten Studie YCC (Your Concept Car) erinnert an ein Luxusloft. Eine integrierte Handtasche oder wechselbare Sitzbezüge künden von weiblichen Vorlieben, das schwedische Damenteam um Eva-Lisa Andersson betont jedoch, das flügeltürige Coupé sei auch für Männer gedacht. Ob das Designerstück gebaut wird, ist jedoch mehr als fraglich – ein Schicksal, das es mit dem Ford 021C teilt. Der wurde 1999 vom australischen Möbeldesigner Marc Newson für die Tokio Motor Show entworfen. Von dem Experiment erhoffte sich der USKonzern ein besseres Markenimage, um den Absatz seiner Serienmodelle anzukurbeln. Auch der allgegenwärtige Philippe Starck bewies Gespür für ästhetische Mobilität: Die von ihm betont oval gestaltete Enduro Aprilia Motó 6.5 macht selbst im Wohnzimmer eine gute Figur. Fehlt noch, dass der Franzose ein Auto kreiert. Alleskönner Luigi Colani hat das bereits mehrfach gewagt und wird dafür von seiner Fangemeinde vergöttert. Design als Selbstzweck ist aber nicht seine Sache: Der überdrehte „MegaRoadster“ mit schwülstigen Mega-Kotflügeln im Mickey-

sind, übernehmen zunehmend Gimmicks die Aufgabe, den Fahrer an die Marken zu binden. 2003 gab es einen Smart mit iPod. Demnächst sind auch Alfa-RomeoModelle oder die neue Mercedes M-Klasse mit der elektronischen Jukebox zu haben. Automobile Individualität muss nicht zwangsläufig eine Kostenfrage sein. Erschwingliche Modelle wie der Lancia Ypsilon zeigen, was mit bescheidenen Mitteln möglich ist. Das Stadtmobil ist mit Sitzbezügen und Innenraumfarben lieferbar, die über 550 Kombinationen zulassen. Zwei identische Autos in einer Stadt dürften

Mit teuren Lackierungen, Sonderhölzern oder extradickem „Supaglass“ lässt sich der Preis lustig in die Höhe schrauben

Mouse-Stil basiert auf einem Horch. Colani schuf ihn bewusst als Gegenentwurf zu seinen ernsthaften Stromlinienautos und für Zeitgenossen, „die richtig Geld haben“. Das neureiche „Gold-statt-Chrom-Paket“ von Maybach peilt offensichtlich die gleiche Klientel an. Sämtliche Zierteile des Innenraums werden mit einer 24karätigen Goldschicht überzogen. Dabei kommt ein ganzes Kilo zusammen, das zum Tageswert berechnet wird – zuzüglich Handarbeit. Bisher ist die Orderliste übersichtlich: Eine Anfrage aus dem Mittleren Osten schwer zu finden sein. Einen ähnlichen Weg beschreitet meldet man aus Stuttgart. Vielleicht stößt Maybachs Fiat mit dem für Ende 2005 erwarteten Panda-Sonder„Hotel-Paket“ auf mehr Interesse – obwohl es sich ledig- modell Alessi: Das quietschbunte Fahrzeug wirkt auf den lich um ein auf Wunsch mit Initialen besticktes Schaf- ersten Blick wie ein Bobby-Car. Um die Innenauswolltuch handelt, das die Stoßstange beim Verstauen stattung macht man noch ein Geheimnis; eine Espressovon Gepäck vor Kratzern schützen soll. maschine soll jedoch nicht an Bord sein. Gut möglich übrigens, dass die gefährliche Ladung Mag die Optik auch an erster Stelle stehen, manch von Louis Vuitton stammt. Die Kultkoffer aus Asnières Feature bedient andere Sinne. Im neuen Kompaktwagen bei Paris werden nach Maß für jeden gewünschten Citroën C4 umschmeichelt ein Parfümspender den Fahrzeugtyp angefertigt. Materialien wie Straußenleder Fahrgast, ein Duftbaum für Fortgeschrittene quasi. Exsind beliebt, doch spezielle Wünsche erfüllt man bei LV traordinärer Luxus muss jedoch nicht gleich ruchbar nur, wenn sie zur Unternehmensphilosophie passen. werden: So schützen optionale, Airscarf genannte Schließlich stelle man Koffer und keine Lüftungsdüsen in den Kopfstützen des Sitzbezüge her, heißt es selbstbewusst Car-Couture: Schöner wohnen Mercedes-Cabrios SLK die Besatzung aus Frankreich. Auch Verweigerung im Bentley Mulliner (o.), Mayvor steifen Hälsen. bachs Ladetuch schont Lack und kann Stil haben. Zum unsichtbaren Komfort zählt Weil die meisten Serienfahrzeuge von Koffer (l.), Lederdetail im Merce- auch der richtige Klang. 1983 fuhr solchen Extravaganzen weit entfernt des CLK Armani Design Car (r.) Cadillac als erster Autohersteller mit

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einer Bose-Anlage ab Werk vor. Der gute Ton machte Schule: Inzwischen gibt es ihn optional auch für Hondas US-Edel-Division Acura sowie die Marken Alfa Romeo, Audi, Chevrolet, Ferrari, Lancia, Maserati, Maybach, Mercedes, Nissan und Porsche. Vorteil: Die Verbreitung hat den Edelsound bezahlbar gemacht. Als Krone der akustischen Extravaganz bietet Aston Martin eine 950-Watt-Anlage von Linn Stereo zum Highend-Preis von 4310 Euro an. Auch die unter audiophilen Zeitgenossen geschätzten Marken Bang & Olufsen oder Mark Levinson haben das lukrative Autogeschäft für sich entdeckt, liefern maßgeschneiderte OnboardAkustik. Die Kundschaft wird es gern hören. Getreu dem Motto „my car is my castle“ will sie schöner wohnen. Immerhin, so haben findige Forscher herausgefunden, verbringt der mobile Mensch bei 20 000 Kilometern Fahrleistung pro Jahr 267 Stunden im Auto, mehr als elf Tage. Komfort ist also erwünscht und in der Rastlosigkeit des Alltags ein Gut, das man sich einiges kosten lässt. Ein anständiger Autositz ist heute vielfältig verstellbar und bequemer als das heimische Sofa. Doch erst das Design hebt über die Funktion hinaus. Bereitwillig stellt es sich in den Dienst jener Marken, die seit Autogedenken für elitäre Fortbewegung stehen. Im Sprachschatz der Klientel kommen Namen wie Dacia und Kia nicht vor. Die Erwartungen an die Häuser sind hoch. Manufakturen wie Bentley haben aus ihrem Handwerk längst eine Kunst gemacht, bieten schimmernde Wurzelholzfurniere mit Intarsien oder aus dem Vollen gefräste Aluminiuminstrumente. Um besonders exquisite Einzelstücke kümmert sich die mittlerweile von Bentley aufgekaufte Luxusdivision Mulliner. Rolls-Royce sucht die Differenzierung mit Hightech-Zutaten: In den Türen des Phantom werden Kevlar-Regenschirme vor ihrem nächsten Einsatz trocken gefönt. Auch der britische Sportwagenproduzent Aston Martin hat Einmaliges zu bieten und zelebriert das Erlebnis unkonservierter Rinderhaut, die man bewusst knautschen und blank reiben darf. Gelebte Patina als Aus- und Abdruck der Fahrerpersönlichkeit – ein souveränes Stilstatement. Nun soll es ja auch Menschen geben, denen Autoprunk nichts sagt. Die dem abwaschbaren Nacktblech eines Land Rover Defender den Vorzug geben, obwohl die Fahrerkabine an einen Gartenschuppen von Obi erinnert. Kein Problem: Auch der Purismus des unsterblichen Offroaders ist mittlerweile extrem trendy. ✦

KUNST AM BLECH Acura (Honda) www.acura.com Alfa Romeo siehe Fiat, www.alfaromeo.de Aprilia Aprilia SpA, Noale, Italien, Tel. 0039/ 041/582 77 11, www.aprilia.com Aston Martin siehe Land Rover, Tel. 06196/952 13 50, www.astonmartin.com Audi Ingolstadt, www.audi.de, Tel. 0841/890 Bentley Unter den Linden 21, Berlin, Tel. 030/20 92 15 00, www.bentleymotors.com BMW Petuelring 130, München, Tel. 089/38 20, www.bmw.de Cadillac und Chevrolet/Corvette Kroymans Deutschland, Am Meerkamp 26, Meerbusch, Tel. 02132/913 70, www.cadillaceurope.com, www.corvette-europe.com Citroën André-Citroën-Str. 2, Köln, Tel. 02203/440, www.citroen.com Ferrari Stiehlstr. 8, Wisbaden, Tel. 0611/28 40 90, www.ferrariworld.com Fiat Automobil OlofPalme-Str. 13–17, Frankfurt, Tel. 069/66 98 80, www.fiat.de Ford Henry-Ford-Str. 1, Köln, Tel. 0221/900, www.ford.com Infiniti www.infiniti.com Lancia siehe Fiat, www.lancia.de Land Rover Am Kronberger Hang 2a, Schwalbach, Tel. 06196/952 11 60, www.landrover.de Maserati siehe Ferrari, www.maserati.com Maybach und Mercedes-Benz DaimlerChrysler, Stuttgart, Tel. 0711/170, www.maybach-manufaktur.com, www.mercedes-benz.com Porsche Porscheplatz 1, Stuttgart, Tel. 0711/91 10, www.porsche.de Rolls-Royce The Drive, Westhampnett, Chichester/England, Tel. 0044/1243/38 40 60, www.rolls-royce-motorcars.com Volkswagen Lessingstr. 5, Wolfsburg, Tel. 05361/90, www.volkswagen.de Volvo Ringstr. 38–41, Köln, Tel. 0221/939 30, www.volvocars.de

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