Masken

Da war ein Löwenkopf, ein Clown, ein. Frankenstein, ein Harlekin und als letztes ein grü- nes Alien vertreten, die sich jetzt um den Wagen sammelten und kurz ...
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Dirk Ohlerich

Masken Kriminalroman

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© 2016 AAVAA Verlag Alle Rechte vorbehalten 1. Auflage 2016 Umschlaggestaltung: AAVAA Verlag Coverbild: Lars Ohlerich Printed in Germany Taschenbuch: Großdruck: eBook epub: eBook PDF: Sonderdruck

ISBN 978-3-8459-2092-4 ISBN 978-3-8459-2093-1 ISBN 978-3-8459-2094-8 ISBN 978-3-8459-2095-5 Mini-Buch ohne ISBN

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Man vergisst vielleicht wo man die Friedenspfeife vergraben hat. Aber man vergisst niemals wo das Beil liegt... -Mark Twain, Schriftsteller 1835-1910

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RÜCKBLENDE 1 `Hawkers Rest` Oktober1995 Die kleine Stadt in dem schmalen, staubigen Talkessel stöhnte unter der gnadenlosen Hitze der Tagesmitte. Die Luft flimmerte über dem Asphaltboden der wenigen Straßen. Wer nicht dringend etwas zu erledigen hatte, blieb zu Hause und verkroch sich dorthin, wo eine Klimaanlage oder wenigstens eine Handvoll Ventilatoren die Luft bewegten. Und wer das Pech hatte beides nicht zu besitzen, dunkelte seine Räume ab und wartete stoisch auf den Abend, der wenigstens ein bisschen Erleichterung bringen würde. Bedauerlicherweise nicht so eine Kühle, wie sie wenige Kilometer von hier über der nächtlichen Wüste entstehen würde. Die schmale Hauptstraße durch den Ort, deren Asphaltdecke dringend einer Reparatur bedurfte und bei der die vielen Löcher nur notdürftig mit Schotter aufgefüllt waren, lag menschenleer in dem Brutofen Outback. 5

Zwei Arbeiter waren gerade dabei ein weiteres Schlagloch im Asphalt zu schließen. Am Morgen hatte ein großer Kipper Nachschub aus dem Steinbruch nahe der Straße nach Victoriaville gebracht und auf einen großen Haufen neben dem örtlichen Pub geschüttet. Einer der zwei Aborigines, die an der Reparaturstelle arbeiteten, war dabei mit einem Schubkarren Nachschub von dem Schotterhaufen zu holen, der dann eingefüllt und mit einem Überzug von flüssigem Asphalt versehen, für einige Monate die Illusion einer funktionierenden Infrastruktur im Ort aufrecht erhalten sollte. Als der Mann im orangefarbenen Overall die Straße überqueren wollte, kam vom nördlichen Ende der Stadt ein großer, dunkler und staubiger Geländewagen langsam in das Zentrum, gefolgt von einem kleineren PKW. Sie fuhren nicht schnell. Eher langsam und vorsichtig tasteten sie sich vorbei an den beiden Straßenarbeitern. Dunkel getönte Scheiben verhinderten den Blick ins Innere der Fahrzeuge, wie die beiden Aborigines enttäuscht feststellten. 6

Die Wagen fuhren fast lautlos an der Baustelle vorbei, setzten ihre Fahrt noch gut fünfzig Meter fort und hielten dann an. Minutenlang tat sich nichts. Die Motoren der staubigen Fahrzeuge brummten sonor im Leerlauf und die Türen blieben geschlossen. Der Größere der beiden Straßenarbeiter sah noch einen Moment neugierig hinüber, zuckte dann kurz mit den Schultern und setzte seine Arbeit fort. Sein Kollege wischte sich den Schweiß von der Stirn, schaufelte langsam Schotter von dem Haufen in seinen Schubkarren und brach nach ein paar Minuten ab um dem Staub Gelegenheit zu geben, sich zu senken. Und dann ging es Schlag auf Schlag! Drei der vier Türen, des Geländewagens sprangen schlagartig auf und spien nach und nach fünf gleichartig dunkel gekleidete Figuren aus. Alle diese Neuankömmlinge trugen bunte Masken, die komplett den Kopf bedeckten und in den behandschuhten Fingern hielten sie schwarz glänzende, automatische Waffen. 7

Die Masken erinnerten an Karneval oder an einen Zirkus. Da war ein Löwenkopf, ein Clown, ein Frankenstein, ein Harlekin und als letztes ein grünes Alien vertreten, die sich jetzt um den Wagen sammelten und kurz und leise beratschlagten. Der `Clown` winkte mit der Hand, die seine Waffe hielt, den `Aliendarsteller` hinüber zu den Straßenarbeitern. Mit großen Schritten rannte dieser zu der Baustelle hinüber. Stumm und mit eindeutiger, herrischer Geste seiner Waffe bedeutete `Alien` den zwei Aborigines sich auf den staubigen Grund zu legen. Zitternd befolgten sie den Befehl. Der Gangster eilte zurück und schloss sich seinen Kumpanen an im Wagen an, er lehnte sich an das größere Fahrzeug und behielt die Straße im Auge.. Währenddessen hatten sich die anderen vier Ankömmlinge mit schnellen Schritten zu der örtlichen Filiale der `Commonwealth –Bank` begeben und waren durch die gläserne Eingangstür hinein gestürmt. Im zweiten Wagen tat sich nichts, nur schemenhaft sah man hinter den dunklen Scheiben auf den Fahrersitz eine weitere Gestalt sitzen. 8

Einen Moment herrschte gespannte Stille, dann ertönten schrille Schreie aus dem niedrigen, einstöckigen Gebäude. Sekunden später peitschte die Salve einer automatischen Waffe durch mittägliche Grabesstille im Ort, gefolgt von dem mehrmaligen, dumpfen Knall einer schweren Handfeuerwaffe. Ein Geschoß traf unbeabsichtigt oder gezielt die gläserne Eingangstür und zerlegte die in einen Haufen nutzloser Glassplitter. Ein Schwarm bunter Lorie –Papageien, der sich gerade auf einen der dürren Eukalyptus –Bäume am Straßenrand niedergelassen hatte, schreckte auf und verließ laut kreischend mit raschelnden Flügeln sein gerade eingenommenes Domizil. Jetzt wurde der Ort schlagartig wach. Aus einigen der Geschäfte an der Hauptstraße strömten Menschen vorsichtig hinaus und starrten zu dem niedrigen Holzgebäude der Bank hinüber. Ein Farmer, der mit seinem staubigen Truck an dem Ort des Geschehens vorbeifahren wollte, überlegte es sich anders und bog in eine Parkbucht vor dem örtlichen Gemischtwarenladen ein, als er den Bewaffneten am Wagen stehen sah. Er sprang aus 9

seinem Wagen und hastete in den Schutz des ihm am nächsten stehenden Hauses. Zurück blieben zwei Kälbchen die auf der Ladefläche des Trucks angebunden waren und nun klagend muhten. Erneut klirrte es bei der Bank. Einer der Gangster trat mit seinen Schuhen Glasreste aus dem Rahmen der Eingangstür bevor er, gefolgt von seinen anderen Kumpanen, sich vorsichtig zum kleineren Wagen hinüberbewegte. Alle trugen ihre Waffen an Riemen in Griffweite. Eine weitere Gestalt in schwarzer Kleidung wurde von ihm und einen anderen Mitglied der Gruppe mitgeschleppt und hing verkrümmt zwischen den Beiden, der Kopf mit der immer noch festsitzenden Löwenmaske schlug hin und her. Die synthetische Löwenmähne war blutverklebt. Zwei der anderen schwarzen Gestalten trugen in jeder Hand große Leinensäcke mit dem aufgedruckten Logo der Bank. Der `Clown`, der sich bei dem verletzten Mitglied der Gang untergehakt hatte, deutete auf die beiden Straßenarbeiter die vor Schreck erstarrten. 10

`Alien` nickte und hastete hinüber zu den beiden Aborigines. Diese hatten sich die ganze Zeit nicht von der Stelle gerührt lagen auf dem Bauch neben dem Schotterhaufen und hielten fast regungslos ihre Arme über den Köpfen. `Alien `deutete stumm auf den staubigen Grund und drohte warnend mit der Waffe. Der Führende der kleinen Gruppe öffnete die heckseitige Klappe des Geländewagens und schleuderte seine Beute hinein, der Zweite folgte. Dann ging er hinüber zum zweiten Wagen, öffnete eine der Seitentüren und winkte den beiden mit dem verletzten Kumpan mit der Waffe zu. Die Anderen folgten seiner unausgesprochenen Anweisung und betteten den stöhnenden vorsichtig auf dem Rücksitz und schlossen die Tür. Einer von ihnen stieß einen schrillen Pfiff aus. Es war das Signal für `Alien` die beiden Straßenarbeiter sich selbst zu überlassen. Die abschließende drohende Gebärde mit der Waffe ließ keinen Zweifel daran dass sich die Zwei sich weiterhin ruhig verhalten sollten. 11

`Alien` trabte in aller Ruhe hinüber zu seinen Kumpanen und folgte denen, die schon eingestiegen waren, ins vordere Auto. Die ganze Zeit war kein einziges Wort gefallen. Der Fahrer des Geländewagens ließ den Motor aufheulen und der Wagen preschte aus dem Stand los gefolgt von dem PKW. Er ließ den frisch aufgeschütteten Schotter aufspritzen und machte damit die Vormittagsarbeit der zwei Aborigines zunichte. In einer Staubwolke raste der Fluchtwagen aus der Stadt und ließ Trümmer und Chaos zurück. Nur langsam, als würden sie dem Frieden nicht trauen, kamen die Menschen der Stadt aus Häusern und Geschäften und im Nu bildeten sich Gruppen und Menschentrauben auf sicherer Distanz zum Ort des Geschehens. Neugierige und auch ängstliche Blicke huschten hinüber zur Bankfiliale in der eine geisterhafte Stille herrschte. Es war alles in wenigen Minuten passiert. Sichtbar alleine blieben als ein Hinweis auf das Geschehene, eine Staubwolke auf der Straße ins Outback, ein Haufen glitzernder Glasscherben und anderer 12

Trümmer vor der Tür der Bank. Und eine ganze Schar rat –und fassungsloser Bürger, die erleichtert und lautstark ihr Entsetzen kundtaten. Und da war auch wieder der Trupp aufgeregt kreischender Lories, die ihren Platz auf den Bäumen vor der Bank erneut einnahmen und neugierig auf das starrten, was die Menschen da unter ihnen auf der Straße bei ihren Artgenossen angerichtet hatten. ***

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RÜCKBLENDE 2 `OUTBACK` Oktober1996 Es war einer dieser Tage, an denen Enver Fleming mit dem Schicksal haderte. Er hätte sich nicht wieder zu dem jährlichen Trip hier hinaus ans Ende der Welt überreden lassen sollen. Aber Dian hatte von ihrem Besuch bei Dr. Hannagan, der Zahnärztin der Familie, nicht nur eine teure Zahnspange mitgebracht, sondern auch die Frage ob die Flemings auch bestimmt nicht ihren jährlichen Trip hinaus ins Outback vergessen hätten. Fleming wäre es durchaus Recht gewesen wenn es so gewesen wäre und ein freundlicher Gedächtnisschwund seine ganze Familie befallen hätte. Er persönlich, wenn ihn denn jemand gefragt hätte, wäre sowieso lieber für einen Badeurlaub auf Bali gewesen. Aber das Schicksal war gegen ihn.` Sand und Wasser` verlor gegen `Nur Sand`. Ehefrau, Sohn und Tochter schmiedeten ein Komplott gegen ihn, 14

das Outback –Camp am `Jackmans Hole` stand jeden Tag auf der `To Do –Liste` und er hatte keine Chance es sang und klanglos und auch unbeweint sterben zu lassen. So stand er nun in der rötlichen Morgensonne und stapelte den Rest des am Vortag mühsam gesammelten Feuerholzes aus dürren Eukalyptus Ästen in sicherer Entfernung von der Feuerstelle auf. Sohn und Tochter hielten sich vornehm zurück und überließen es ihrem Vater sich in der morgendlichen Wüstenkühle warm zu schuften. Sie werkelten im Auto herum und versuchten im Radio einen Popsender zu finden, was hier draußen so ziemlich aussichtslos war, wie das Quietschen und Krachen im Radio des Wagens eindrucksvoll demonstrierten. Lilian, seine Frau hatte gerade die beiden Zelte der Familie aufgeräumt und saß mit einem Becher Kaffee auf einem Stein an der Felskante und sah hinunter auf das Tal, das sich unter ihnen mäandernd bis zum Horizont hinzog. Sie nahm einen 15