MANEO-Report 2016

May 10, 2017 - tung, Raub, Diebstahl und KO-Tropfen). ...... 01.02.2016, 23:30 Uhr; Nötigung, sexueller Übergriff und Diebstahl vor ...... Personal benötigen.
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MANEO-Projektleiter, Bericht für 2016

Für Toleranz, Gleichberechtigung und Vielfalt. Gegen Homophobie und Hassgewalt.

MANEO Report 2016 (vorläufige Endfassung/2)

von Bastian Finke Berlin, im Mai 2017

MANEO – DAS SCHWULE ANTI-GEWALT-PROJEKT IN BERLIN c/o Mann-O-Meter e.V Bülowstraße 106 10783 Berlin  (Beratungstelefon): 030-2163336  (Büro, Leitung) 030-21753213/  030-23638142 e-Mail: [email protected] Home: www.maneo.de Bankverbindung: Mann-O-Meter e.V. Bank für Sozialwirtschaft, BIC: BFSWDE33BER IBAN: DE96 1002 0500 0003 1260 00 Stichwort „MANEO“

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Inhaltsverzeichnis Vorwort

Seite

4

Teil I: MANEO-Arbeitsbericht 1. 2. 3. 4. 5.

Ausstattung und Erreichbarkeit Zielgruppen Projektziele und Maßnahmen Qualitätssicherung MANEOs Engagement in der Flüchtlingsarbeit

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Teil II: Fälle 1. 2. 3. 4.

Zahlenmäßige Übersicht Grafiken und Bilder Fallbeispiele Tötungsdelikte

Teil III: Pressemeldungen 1. Presseübersicht 2.

Pressemeldung MANEO-Report 2015

Seite Seite Seite Seite

28 30 35 46

Seite 56 Seite 66

Teil IV: Weitere, nicht senatsfinanzierte Projektarbeit 1. 2. 3. 4. 5. 6.

Kiss Kiss Berlin Netzwerke Berlin Internationale Vernetzung Awards Würdigung ehrenamtlichen Engagements Auszeichnung

Seite 72 Seite 93 Seite 95 Seite 101 Seite 103 Seite 105

Teil V: MANEO Empowerment Kampagne

Seite 107

Teil VI: MANEO - zusammengefasst

Seite 113

Teil VII: Beiträge der Berliner Polizei und Staatsanwaltschaft 1.

Berliner Polizei: Auszug aus: „Lagedarstellung der politisch

2.

Berliner Staatsanwaltschaft

Seite 120

3.

Bundespolizei, Direktion Berlin

Seite 123

Motivierten Kriminalität 2016

Seite 117

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Vorwort MANEO – DAS SCHWULE ANTI-GEWALT PROJEKT IN BERLIN ist ein eigenständiges Projekt von Mann-O-Meter e.V. und besteht jetzt seit fast 27 Jahren. Es ist das älteste und bekannteste schwule Anti-Gewalt-Projekt in Deutschland. Die Tätigkeitsfelder von MANEO umfassen insgesamt vier Kernbereiche: -

Opferhilfeberatung: Schwule und männliche Bisexuelle, die von Diskriminierung und Gewaltstraftaten betroffen sind, einschließlich Zeugen und Angehörige, werden beraten und unterstützt. Das ‚Überfalltelefon‘ bietet täglich von 17-19 Uhr eine Erstberatung. Diese wird von geschulten Laien durchgeführt. Die ambulante psychosoziale Opferberatung wird von qualifizierten hauptamtlichen Mitarbeitern fortgesetzt. Wir bieten Beratung zu vorurteilsmotivierten, aber auch allen anderen Deliktbereichen an (häusliche Gewalt, sexuelle Übergriffe, Zwangsverheiratung, Raub, Diebstahl und KO-Tropfen). Seit 1990 haben über 10.000 Betroffene das Angebot genutzt, im letzten Jahr erneut 700 Menschen. MANEO kooperiert mit erfahrenen Opferhilfeeinrichtungen in Deutschland und Europa.

-

Erfassung von Gewalttaten: insbesondere gegen Schwule und Bisexuelle gerichtete Gewalttaten in Berlin, die vorurteilsmotivierte (homophobe) Kriterien erkennen lassen, werden erfasst und ausgewertet. Ergebnisse werden in einem Jahresbericht veröffentlicht.

-

Gewaltprävention und Vernetzung: die Öffentlichkeit wird über Homophobie und Hassgewalt informiert, die Szenen auf Gefahren hingewiesen, Multiplikatoren werden vernetzt und mobilisiert. Regelmäßig zeigen wir Präsenz in Berlins Szenen, ob beim Straßenfest oder CSD. MANEO fördert den Dialog mit den Strafverfolgungsbehörden in Berlin und setzt sich für Verbesserungen in der nachbarschaftsorientierten Gewalt- und Kriminalprävention ein.

-

Engagement und Empowerment: Selbstbewusstsein, Selbstbehauptung und Handlungssicherheit werden gestärkt, bürgerschaftliches Engagement gefördert und ehrenamtliche Mitarbeit mobilisiert.

Zu den weiteren Aufgabenbereichen zählen Qualitäts- und Ressourcensicherung (u.a. Spendenakquise). Im letzten Jahr musste MANEO zur Aufrechterhaltung seiner Kernbereiche einen Eigenmittelanteil von 5.000 Euro erbringen. MANEO wird für seine Arbeit von der Berliner Senatsverwaltung teilgefördert, d.h. nicht alle Arbeiten sind senatsfinanziert, auch wenn wir der Meinung sind, dass sie unverzichtbar sind. Der MANEO-Report 2016 belegt, dass unsere Arbeit in den Bereichen Beratung, Fallaufnahme und Gewaltprävention auf einem anhaltend hohen Niveau liegen, dass diese dank des ehrenamtlichen Einsatzes und aufgrund vieler (unvergüteter) Überstunden von den hauptamtlichen Mitarbeitern geleistet wird. Seit vielen Jahren fordern wir deshalb eine zusätzliche Stelle – zur Entlastung unserer ‚psychosozialen Opferberatung‘ und um die Einschränkungen im fachlichen Austausch abzubauen. Mein Dank gilt allen ehrenamtlich engagierten Menschen, die uns unterstützt haben, unseren Spendern und Sponsoren, unseren Partnerinnen und Partnern im BERLINER TOLERANZBÜNDNIS (BTB) und unserem ehrenamtlichen Beirat1. Der vorliegende Bericht beschreibt die wesentlichen Entwicklungsprozesse und Ergebnisse unserer Projektarbeit im Berichtszeitraum 2016. Bastian Finke Diplom Soziologe, Leiter von MANEO, Leiter des ‚Berliner Toleranzbündnisses‘

1

Alle Beiratsmitglieder wurden im MANEO-Report für das Jahr 2014 namentlich genannt.

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Teil I MANEO-Arbeitsbericht

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MANEO-Arbeitsbericht 1. Allgemeines Ausstattung und Erreichbarkeit Die Projektadresse von MANEO ist bekannt. MANEO verfügt im Mann-O-Meter über zwei kleine Büroräume, die mit Telefon und technischem Zubehör ausgestattet sind (PC, Internet, Drucker, Büroausstattung). In diesen arbeiten werktags zwei hauptamtliche Mitarbeiter. Ein Büroraum kann zu den bekannten Sprechzeiten des ‚Schwulen Überfalltelefons‘ am Wochenende und an Feiertagen von 8 ehrenamtlichen Mitarbeitern für die Erstberatung mit genutzt werden. Für Sitzungen kann der Gruppenraum von Mann-O-Meter, für Veranstaltungen der CaféBereich von Mann-O-Meter genutzt werden – jedoch nur eingeschränkt. Die Erreichbarkeitszeiten der hauptamtlichen Mitarbeiter sowie die Beratungszeiten am Überfalltelefon sind bekannt. Die Beratungszeiten am Überfalltelefon und die Kontaktaufnahme mit uns über Homepage und E-Mail werden regelmäßig öffentlich beworben. Entsprechende Angaben sind in allen wesentlichen Notrufverzeichnissen der Stadt, in allgemeinen Zeitschriften sowie Zeitschriften der schwulen Szenen als auch im Internet zu finden. Wir bewerben unser Projekt und unsere Erreichbarkeit über soziale Medien, eigene Pressemitteilungen und Kurznachrichten, Faltblätter, Flyer und Plakate im Rahmen unserer gewaltpräventiven Öffentlichkeitsarbeit. Zusätzlich wird in den allgemeinen Angebotsdarstellungen und Veröffentlichungen von Mann-O-Meter auf unser Projektangebot hingewiesen. Mindestens eine hauptamtliche Ansprechperson von MANEO ist montags bis freitags in den Kernzeiten zwischen 17-19 Uhr persönlich erreichbar. Zu diesen Zeiten übernehmen sie auch die Erstberatung am Überfalltelefon. An Wochenenden und Feiertagen, in Ausnahmen auch krankheits- und urlaubsbedingt, übernehmen geschulte ehrenamtliche Mitarbeiter die Erstgespräche am Überfalltelefon2. Außerhalb dieser Zeiten ist ein Anrufbeantworter geschaltet, mit dem ein zeitnaher Rückruf gewährleistet werden kann. 2. Zielgruppen und Zielgruppenerreichung Wir richten uns mit unserem Angebot an Menschen, die Opfer von Gewalt-/Straftaten und schwulenfeindlicher Diskriminierung geworden sind:   

schwule und männliche bisexuelle Jugendliche und erwachsene Männer; männliche Betroffene, die hin und wieder gleichgeschlechtlichen Sex suchen; Betroffene, die für schwul / homosexuell gehalten werden, und die im Einzugsbereich Berlin wohnen oder Berlin für kürzere oder längere Zeit besuchen.

Im Rahmen dieser Zielgruppenbestimmung richten wir uns gezielt auch an Geflüchtete. Bei Opfern von Gewalt-/Straftaten und schwulenfeindlicher Diskriminierung unterscheiden wir:  sie sind unmittelbar von Gewalt betroffen;  sie sind Zeugen gewalttätiger Ereignisse;  sie sind Lebenspartner und Angehörige der Betroffenen.

2

Bedingt durch unsere knappen Ressourcen im Bereich Opferhilfe hatten wir 2008 unsere persönliche Erreichbarkeit am Überfalltelefon an Wochenend- und an Feiertagen auf eine ausschließlich telefonische Erreichbarkeit eingeschränkt. Siehe: MANEO-Jahresbericht für 2008.

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Wir richten uns mit unserer gewaltpräventiven Öffentlichkeitsarbeit an die vielfältigen Berliner Szenen und die allgemeine Öffentlichkeit. Anfragen und Informationen erreichen uns entweder telefonisch, per E-Mail, über unseren online Meldebogen, als Fax, über Briefpost oder indem uns Betroffene direkt und persönlich im Büro aufsuchten. Darüber hinaus erhalten unsere Mitarbeiter – ehrenamtliche wie hauptamtliche Mitarbeiter – Hinweise und Anfragen zusätzlich außerhalb unserer Büroräume, d.h. in anderen Arbeitszusammenhängen, beispielsweise auf Arbeitstreffen, auf Veranstaltungen oder während unserer gewaltpräventiven Vorort-Arbeit, die wir auf Szeneevents oder nachts in den unterschiedlichen Szenen der Stadt durchführen. Auf diesen Wegen berichten uns Menschen über Vorfälle oder bitten uns um Adressen von Polizeidienststellen, Rechtsanwälten, medizinischen und psychotherapeutischen Beratungsstellen und anderen Versorgungseinrichtungen. In der Regel sind wir nicht in der Lage, diese Menge an Hinweisen aufzunehmen. Erreichen uns diese Nachrichten außerhalb unserer Einrichtung, so verweisen wir auf unser Büro- und Sprechzeiten. Wir sehen jedoch auch, dass sich die Menschen in wenigen Ausnahmen wieder bei uns melden. Ziel unserer gewaltpräventiven Vor-Ort Arbeit ist es, das breite und diverse Spektrum der Szeneangebote in der Stadt zu erreichen. 3. Projektziele und Maßnahmen Quantitative und qualitative Ergebnisse MANEO hat gemäß seiner Struktur Ziele und Aufgaben erklärt sowie Maßnahmen zu deren Umsetzung und Verwirklichung beschrieben. Diese untergliedern sich in Opferberatung (Ziel 1), Erfassung und Dokumentation (Ziel 2), Gewaltprävention und Öffentlichkeitsarbeit (Ziel 3) Personalmanagement/ ehrenamtliche Mitarbeiter (Ziel 4), Vernetzungsarbeit (Ziel 5), Ressourcenpflege- und Sicherung (Ziel 6). Nachfolgend die Ergebnisse.

3.1.

Ziel 1: ‚Erstberatung‘ und ‚Psychosoziale Opferberatung‘

Erstgespräche finden in der Regel während des Erstkontaktes zu den täglichen Sprechzeiten zwischen 17-19 Uhr und eingeschränkt außerhalb unserer Dienststelle im Rahmen unserer VorOrt-Arbeit statt. Im Erstgespräch (Erstberatung) werden erste Informationen und Klärungshilfen geboten. Die bekannten Kontaktwege werden von Nutzern auch dafür genutzt, um uns weitere Informationen zu übermitteln, die die fortgesetzte ambulante ‚Psychosoziale Opferberatung‘ betreffen (z.B. kurze Sachstandsmeldungen, Terminmanagement usw.). Aufgrund von Zuwendungen explizit für die Flüchtlingsarbeit konnte von uns die mobile, aufsuchende Vor-Ort-Arbeit verstärkt werden. Ziel ist es, mit Einrichtungen, in denen Flüchtlinge untergebracht sind, Kontakt aufzunehmen, um hier mit Betroffenen LGBT*-Personen Erstgespräche zu führen bzw. Erstkontakt aufzunehmen. Im Falle weiterer Fragen und Hilfestellungen wird nach einem Erstgespräch an unsere ambulante ‚Psychosoziale Opferberatung‘ überstellt, die ausschließlich von qualifizierten hauptamtlichen Mitarbeitern geleistet wird. Sie sind werktags regelmäßig erreichbar und bringen adäquate Zeitkontingente für die Beratungsarbeit und das Casemanagement mit. Die ambulante ‚Psychosoziale Opferberatung‘ umfasst die Besprechung und Klärung offener und weiterer für die Betroffenen relevanter Anliegen und Fragen. Sie beinhaltet beispielsweise Informationsvermittlungen und Klärungshilfen, Weitervermittlung an zuständige Fachdienststellen sowie Unterstützung bei der Kontaktaufnahme, Informationsbeschaffung, Unterstützung bei

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Anträgen, psychosoziale Entlastung sowie Stärkung von Selbstbehauptung und Handlungsautonomie (Hilfe zur Selbsthilfe), Förderung sozialer Netzwerkbildung, und kann auch die Begleitungen zur Polizei und zu Gericht (Zeugenbegleitung) beinhalten. Trotz hoher Nachfrage kann aufgrund suboptimaler Förderung unseres Projektes MANEO nur eine suboptimale ambulante ‚Psychosoziale Opferberatung‘ zur Verfügung stellen. Wir bedauern, dass unserer qualifizierten Beratung, unser Fachwissen und unsere Erfahrung, die unsere Mitarbeiter mitbringen nicht besser gefördert wird. Regelmäßig weisen wir mit unseren Zahlen und unseren MANEO-Reports Verwaltung und Politik auf den Fehlbedarf bzw. den Förderungsbedarf unserer Arbeit hin, ohne dass sich jedoch an unserer Situation grundlegend etwas ändert. Folge ist, dass wir jeder betroffenen Person, die sich an uns wendet und die unsere ‚Psychosoziale Opferberatung‘ in Anspruch nehmen will, nur ein begrenztes Zeitfenster anbieten können. Siehe auch: -

„Die Opferhilfearbeit von MANEO“ (deutsch): http://www.maneo.de/infopool/infos-zurmaneo-arbeit.html?eID=dam_frontend_push&docID=1288 „MANEOs Victim Support“ (englisch): http://www.maneo.de/infopool/infos-zur-maneoarbeit.html?eID=dam_frontend_push&docID=1326

Insgesamt kontaktierten uns durch unser Büro 392 betroffene Personen (2015: 391) 3, die wir anschließend beraten und unterstützt haben. Anhand von Aufzeichnungen (Strichliste) können wir feststellen, dass wir zusätzlich vor Ort mit etwa 311 Personen (2015: 356) einmalige Gespräche geführt haben. Addieren wir die 392 Personen mit den 311 Personen, mit denen wir einmalige Gespräche geführt haben (siehe Zeile b in der nachfolgenden Grafik), so ergibt sich eine Gesamtpersonenzahl von 703 Personen (2015: 747), mit denen wir Beratungsgespräche geführt haben. Bezogen auf die 392 betroffenen Personen variiert die Anzahl an Beratungen. Insgesamt wurden 1.543 Beratungen (2015: 1.415) über unser Büro durchgeführt, d.h. 916 Beratungen mit betroffenen Personen und 627 Beratungen mit Institutionen (Rechtsanwälten, Ärzten, Polizei etc.). Beratungen mit der Polizei fanden auch anlassbezogen zu Fällen ohne Betroffenenkontakt statt.

Addieren wir die 1.543 Beratungsgespräche, die wir im Rahmen von Erstgesprächen und fortgesetzter ambulanter Psychosozialer Opferhilfearbeit (Casemanagement) bei MANEO geführt 3

Vgl. Beiblatt: Zahlenmäßige Übersicht

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haben (siehe Zeile a in der Grafik), mit den 311 Beratungen vor Ort (siehe Zeile b in der Grafik), haben wir insgesamt 1.854 (2015: 1.771) Beratungsgespräche geführt. Bezogen auf die von unserem Büro aus geführten 1.543 Beratungen wurden etwa 630 Beratungen im Rahmen unserer täglichen Sprechzeiten bei MANEO, etwa 913 Beratungen im Rahmen der weiteren ambulanten ‚Psychosozialen Opferarbeit‘ durchgeführt. Der Anteil an Touristen unter den beratenen Personen beträgt etwa 8%. Hinsichtlich unserer ambulanten, ‚Psychosozialen Opferberatung‘ verzeichnen wir unter ‚Besuchsdienste‘ 9 Begleitungen zu Gericht sowie 3 weitere aufsuchende Begleitungen in Einrichtungen. In 46 Fällen haben wir im Auftrag von Betroffenen ihre Interessen gegenüber Institutionen vertreten (2015: 50; 2014: 50; 2013: 40; 2012: 53; 2011: 46), in 9 Fällen haben wir Anträge auf finanzielle Unterstützung gestellt und die Anträge begleitet (z.B. Opferfonds, Opferentschädigung, Versorgungsamt). Weitere Tätigkeiten, die wir im Rahmen der regulären Opferhilfearbeit geleistet haben und die die Arbeit eines Casemanagements begleiten, sind hier nicht berücksichtigt. Dazu gehören Vorund Nachbereitung (z.B. Auswertung der Gesprächsnotizen, Recherchetätigkeiten, Antragsbearbeitung, Beratungsplanung, Absprachen mit Mitarbeitern, Fallbesprechung), Berichte und Zeitdokumentation sowie Verwaltungstätigkeiten (Terminplanungen, Terminvereinbarungen, Vorarbeit zur statistischen Auswertung, Ausfüllen von Tabellen usw.). Alle diese Tätigkeiten nehmen als Arbeitsleistung einen erheblichen Zeitumfang in Anspruch. Bei 5 Beratungsgesprächen – einschließlich Erstgespräch – würde das Casemanagement und die obligatorische Verwaltungstätigkeit zusammen ein Doppeltes von dem ausmachen, was sich allein nur für Beratungszeiten berechnen ließe. 5 Beratungsgespräche würden 5 weitere Stunden an zusätzlichen Tätigkeiten mit sich bringen. 3.2.

Ziel 2: Erfassung und Dokumentation

Gewalttaten, die sich in Berlin und seinem Einzugsgebiet ereignet haben und sich gegen Schwule, Bisexuelle und Menschen, die für schwul gehalten wurden, richteten, wurden für Berlin erfasst und ausgewertet (siehe dazu die statistische Übersicht in der Anlage). Neben der Anzahl der beratenen und unterstützten Personen zählen wir außerdem die Anzahl der Fälle, die uns gemeldet wurden. Nicht in jedem gemeldeten Fall kommt es zu einer Beratung, nicht mit jeder Meldung kommt es zu einer Erfassung für unsere statistische Auswertung. Im Jahr 2016 haben wir insgesamt 659 (2015: 555) Fälle und Hinweise erfasst und bearbeitet. Diese unterscheiden wir in 632 neue Fallmeldungen und Hinweise (2015: 541) und 27 Fälle aus den zurückliegenden Jahren (2015: 14). Von den 659 neuen Fallmeldungen und Hinweisen, die an uns heran getragen wurden, haben wir 353 Fallmeldungen auswerten können (2014: 313). Bei den verbliebenen 279 Meldungen handelte es sich um Hinweise auf Gewalttaten, die Hinweisgeber uns gegenüber nicht weiter konkretisierten, die wir deshalb statistisch nicht erfassen und auswerten konnten. Die Anzahl der Hinweise ist hoch. Wir weisen stets darauf hin, dass uns die Ressourcen fehlen, um jedem Hinweis nachzugehen, geschweige denn recherchieren zu können. Wir sind auf die Kooperation der Melder angewiesen. Ein erheblicher Anteil der Hinweise enthält Anhaltspunkte auf homophobe Übergriffe. Hinzu kommen weitere Formen von Gewalttaten zum Nachteil von schwulen und bisexuellen Männern. Weitere Zahlen und Grafiken stehen in der Anlage.

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Weitere Informationen zu: -

„MANEO als Meldestelle (deutsch): http://www.maneo.de/infopool/infos-zur-maneoarbeit.html?eID=dam_frontend_push&docID=1293 „MANEO Recording Center” (englisch): http://www.maneo.de/infopool/infos-zur-maneoarbeit.html?eID=dam_frontend_push&docID=1331

3.3.

Ziel 3: Gewaltprävention und Öffentlichkeitsarbeit

Unsere Gewaltpräventionsarbeit wird von verschiedenen öffentlichkeitswirksamen Maßnahmen begleitet. Ziel ist es einerseits, in den vielfältigen und sich wechselnden Szenen präsent zu bleiben, Netzwerke auszubauen und Zugänge zu unseren Angeboten zu vermitteln. Andererseits wollen wir auf die anhaltende Ausgrenzung und Gewalt gegenüber Schwulen und Bisexuellen sowie LSBT* allgemein in unserer Gesellschaft hinweisen. Siehe auch: -

„Die Gewaltpräventionsarbeit von MANEO“ (deutsch): http://www.maneo.de/infopool/infoszur-maneo-arbeit.html?eID=dam_frontend_push&docID=1329 „MANEOs Crime and Violence Prevention work” (englisch): http://www.maneo.de/infopool/infos-zur-maneoarbeit.html?eID=dam_frontend_push&docID=1332 „Der Beispielhafte Dialog zwischen MANEO, Polizei und Staatsanwaltschaft in Berlin“ (deutsch): http://www.maneo.de/infopool/infos-zur-maneoarbeit.html?eID=dam_frontend_push&docID=1289 “Trias Lawenforcement and MANEO” (englisch): http://www.maneo.de/infopool/infos-zurmaneo-arbeit.html?eID=dam_frontend_push&docID=1330

Nicht alle unsere hier genannten öffentlichkeitswirksamen Aktionen sind senatsfinanziert. Wir können zahlreiche Aktionen nur Dank zusätzlicher Spenden, durch Drittmittel und mit Hilfe ehrenamtlichen Einsatzes umsetzen. Auf diesen Unterschied weisen wir in unseren beiden nachfolgenden Tabellen hin. Der Hinweis „nsf“ steht für „nicht senatsfinanziert“. 3.3.1. Gruppen, offene Angebote, Schulungen, Veranstaltungen Veranstaltungen und Gruppen, vor denen wir Vorträge gehalten haben, oder die von uns angeleitet, organisiert und durchgeführt wurden, lassen sich dem von der Senatsverwaltung vorgegebenem Raster nicht vollständig zuordnen. Deshalb erläutern wir hier noch einmal die Zahlen und Zuordnungen. Wir schätzen, dass wir im Jahr 2016 mit 5.584 Menschen unmittelbar ins Gespräch gekommen sind (2015: 4.395). Dazu: siehe Grafik A. Wir liegen damit, was unser Engagement hinsichtlich der Durchführung von Schulungen und Workshops, Veranstaltungen und unserer VorortPräsenz anbetrifft, auf einem anhaltend sehr hohen Niveau. Die Differenz zwischen Tabelle A und B und den darüber erreichten Personen, liegt bei 2.141 Personen, d.h. ein Plus von 62% gegenüber den senatsfinanzierten Angeboten. Neben den 111 Gruppen und Angeboten wurden von uns weitere 98 nicht-senatsfinanzierte Gruppen und offene Angebote entwickelt, d.h. ein Plus von 88%.

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Grafik A

Grafik B

Die Zahlen im Einzelnen: 3.3.1.1. Professionell angeleitete Gruppen und Sitzungen (Spalte 1): Hierzu zählen insgesamt 1 (+24 nsf) von uns angeleitete Gruppentreffen. Darunter fassen wir:    

2 Gruppentreffen zur „Nachbarschaftsorientierten Kriminalprävention“ (NKP) im Schöneberger ‚Regenbogenkiez‘ und an der Oberbaumbrücke; (nsf) 1 Gruppentreffen mit Flüchtlingen im LSBT*-Flüchtlingsheim, gemeinsam mit den LSBT*-Ansprechpersonen der Polizei, zum Thema Opferhilfe, Gewaltprävention und Arbeit der Polizei. 19 Arbeitstreffen von angeleiteten Selbsthilfegruppen, u.a. Treffen einer lesbischen Frauengruppe, die sich im Bereich der Anti-Gewalt-Arbeit engagiert; regelmäßiges Deutsch-Kurs Angebot für Flüchtlinge; (nsf); 2 Treffen mit Tourguides in Berlin; (nsf)

3.3.1.2. Netzwerke und Netzwerktreffen (Spalte 3) Wir zählen hierzu 16 (+28 nsf) Arbeitssitzungen und Treffen:

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    

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7 Fachgruppensitzungen des Paritätischen; Treffen des Arbeitskreises der Opferhilfen in Deutschland (ado); Kooperationstreffen mit Schule ohne Rassismus; Fachgespräch im BMI; 8 Empfänge und Veranstaltungen, die wir besucht haben; 3 öffentliche Netzwerktreffen mit den queer-politischen Sprechern der Regierungskoalition im Abgeordnetenhaus; Runder Tisch SenJust; LADS-Treffen; 19 Begegnungen im Rahmen unseres Projektes „Building Bridges“ (nsf); 9 Treffen von Arbeitsgruppen mit Mitgliedern unseres ‚Berliner Toleranzbündnisses‘ (nsf);

3.3.1.3. Niedrigschwellige aufsuchende Arbeit in Berlin (Spalte 5) Insgesamt haben wir 18 (+1 nsf) Vorort-Aktionen durchgeführt. Wir haben nachts Szeneeinrichtungen aufgesucht und Kontakte zu Nutzern und Nutzerinnen hergestellt, Gespräche geführt und Informationsmaterial verteilt bzw. wir haben an Veranstaltungen aktiv partizipiert. Zu den Vorort-Aktionen zählen wir:  8 Vorort-Aktionen anlässlich der Aktion „Kiss Kiss Berlin“; nächtliche Infostände an Szeneorten, teilweise in Zusammenarbeit mit der Polizei; Infotische an Szeneorten; Szenetouren, um Material zu verteilen und Gespräche mit Nutzern und Veranstaltern zu führen;  10 Großveranstaltungen (in Tagen), die wir mit Infotischen bzw. Material oder mit öffentlichen Reden begleitet haben. Darunter fallen: Respect-Games (6 Std.), das LesbischSchwule Straßenfest im Regenbogenkiez (2 Tage á 12 Std.), Präsenz auf einer CSDVeranstaltung (12 Std.), Parkfest Friedrichshain (6 Std.), Tag der offenen Tür bei der Polizei (8 Std.), Folsom Straßenfest (6 Std.), Hustlaball (6 Std.), Mahnwache Orlando (an 2 Tagen);  1 Promotion-Touren als „Nachtflugbegleiter“ durch Szeneveranstaltungen und Szenelocations; jede dieser Touren ist mit einem hohen Zeit- und Arbeitsaufwand für alle unsere Mitarbeiter verbunden (nsf). Sichtbare Präsenz auf großen LGBT*-Veranstaltungen ist für eine szenenahe und nachhaltige Präventionsarbeit wichtig. Unsere Präsenz eröffnet neue Kontakte und führt zu Erkenntnisgewinn über Entwicklungen in den Szenen. Wir haben die Gespräche mit Nutzern mitgezählt, auch wenn wir deutlich erklären müssen, dass wir diese konservativ berechnet haben4. 3.3.1.4. Schulungen, Trainings, Workshops, Fachvorträge, Konferenzen (Spalte 6): Darunter fassen wir unsere Teilnahme und Mitwirkung an insgesamt 30 (+3 nsf) Veranstaltungen. Hierzu zählen: 

   4

25 Schulungsveranstaltungen an der Landespolizeischule (LPS), an der Hochschule für Wirtschaft und Recht (HWR) und Multiplikatoren-Fortbildungen in den sechs Berliner Polizeidirektionen; über 680 Polizeischülerinnen und -schüler sowie Polizeibeamtinnen und Polizeibeamte haben wir erreicht; 1 Schulungsveranstaltung für MANEO und L-Support; 4 weitere Besuche von Fachvorträgen und Fachveranstaltungen: Veranstaltung des Bündnisses für Demokratie und Toleranz, Berliner Präventionstag und Fachveranstaltung das ado in Hannover. 3 Fachveranstaltungen: 1 öffentliche Veranstaltung zum Thema ‚Ein homophober Spruch kann eine Straftat sein‘; 1 Wochenendworkshop zum Thema Ernährung; (nsf).

Wenn wir beispielsweise im Rahmen unserer zweitägigen Präsenz (mit 12 Stunden am Tag) auf dem LesbischSchwulen Straßenfest in Schöneberg 100 Gespräche pro Tag zählen – dies bei einer Präsenz von zehn Mitarbeitern – so bedeutet das, dass jeder Mitarbeiter am Tag 10 Gespräche führt, was deutlich machen dürfte, das diese Zahlen nur einen Bruchteil der tatsächlich geführten Kontaktgespräche widerspiegeln.

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3.3.1.5. Fachgruppen, Infogespräche und Präsentationen (Spalte 7) Wir haben 39 (+1 nsf) Termine, d.h. Gespräche mit Vertretern externer Teams, Organisationen und Institutionen sowie Präsentationen unserer Arbeit auf Veranstaltungen, wahrgenommen. Hierzu zählen wir:   

17 Präsentationen unserer Arbeit, z.B. vor Studien- und Studentengruppen sowie Repräsentanten aus dem In- und Ausland, z.B. Besuchsgruppen über Botschaften; Fachkonferenz des ‚Arbeitskreises der Opferhilfen in Deutschland‘; 22 Fachgespräche und Fachrunden, z.B. mit Vertreterinnen und Vertretern der Polizei, mit Senatsverwaltungen, Bezirksämtern, Organisationen, Einrichtungen, Symposium des Deutschen Präventionstages und Beiratsmitglieder; 1 Fachvortrag vor Anti-Gewalt-Netzwerk NRW (nsf).

3.3.1.6. Eigene Veranstaltungen (Spalte 8) Wir haben 7 (+41 nsf) öffentliche Veranstaltungen durchgeführt. Hierzu zählen:         

1 Gedenkveranstaltung in Kooperation mit Schule ohne Rassismus anlässlich des Holocaust-Gedenktages am 27.01.2016; 1 Feierstunde in Würdigung des ehrenamtlichen Engagements im Rathaus Schöneberg; 1 Soiree „Ankommen in Deutschland“; Gespräch mit Frauen aus arabischen Ländern; 4 Einzelaktion zum Anschlag nach Orlando; eine 3-tägige Klausurfahrt (nsf); 1 Studienfahrt nach Bern und München (3 Tage), nach Paris (3 Tage), nach Belfast zu Vorbereitung (4 Tage) und zu den TOLERANTIA-AWARDS und zur Mikrokonferenz (5 Tage), nach Warschau (2 Tage), nach Riga (4 Tage); insgesamt = 21 Tage (nsf); 14 Veranstaltungen anlässlich von ‚Kiss Kiss Berlin‘ (nsf); 2 Soireen im Rahmen der MEK (nsf); 1 Sportfest mit SSV Vorspiel e.V. (nsf).

3.3.2. Werbung und Werbematerialien Im Rahmen unserer Öffentlichkeitsarbeit informieren wir über unsere Angebote und entwickeln spezielles Werbematerial zu besonderen Themen unserer Arbeit. Vor dem Hintergrund unserer vielschichtigen Nutzer, unter denen sich auch Touristen befinden, sind wir in der Vergangenheit dazu übergegangen, Basisinformationen zu unserer Arbeit in mehrere Sprachen zu übersetzen (siehe Homepage) und einfaches Informationsmaterial fortlaufend auch auf Englisch zu übersetzen. -

-

5

3.3.2.1. Werbung mit Mann-O-Meter: Leuchtanzeige an der Außenfassade des Informationszentrum Mann-O-Meter. Werbung im eigenen Haus durch Aushänge und Auslagen (auf Englisch und Deutsch). 2015 wurden von Mann-O-Meter im Durchschnitt ca. 1.067 monatliche Nutzer erfasst. 5 Die Zahlen für 2016 konnten von Mann-O-Meter auch zu Mitte April noch nicht vorgelegt werden. Verlinkung unserer Webseite www.maneo.de mit www.mann-o-meter.de 6; Hauseigenes Infoheft „Gaynow“, Auflage monatlich à 2.500 Stück, die an über 80 Orten in den Szenen verteilt werden.

Nutzerzahl des Informations- und Beratungszentrum Mann-O-Meter ohne Nutzerzahl von MANEO. Siehe Mann-OMeter Jahresbericht 2014, S. 12. 6 Siehe aktuellen Jahresbericht von Mann-O-Meter e.V.

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3.3.2.2. senatsfinanzierte MANEO-Werbung 3.3.2.2.a. Printmaterial - 11 kostenpflichtige Kleinanzeigen (Stopper) in den Stadtmagazinen Siegessäule und blu im Vorfeld des Internationalen Tages gegen Homophobie und Transphobie; - DIN-A6-Flyer „Bunte Blumen für ein Buntes Berlin“ (Auflage: 1.000 Stück); - Tütchen mit Blumensamen „Mit bunten Blumen für ein buntes Berlin (Auflage: 1.200 Stück); - DIN-A2-Plakat „Kiss Kiss Berlin“ (Auflage: 200 Stück); - DIN-A6-Flyer „Kiss Kiss Berlin / Internationaler Tag gegen Homo- und Transphobie“ (Auflage: 2.500 Stück); - DIN-A2-Plakat „Kiss-Ins am 17.5.“ (Auflage: 150 Stück) - Faltblatt „MANEO kurzgefasst“ (grafische Neugestaltung zur Veröffentlichung auf der Homepage und für Druck). 3.3.2.2.b. MANEO-News/ Newsletter MANEO hat in 2016 per E-Mail 17 Pressemeldungen/News über einen Verteiler mit ca. 470 Adressen versandt. 3.3.2.2.c. Öffentlichkeitsarbeit zum CSD Wie in den Jahren zuvor haben wir während des Berliner Christopher-Street Days (CSD) unsere telefonischen Erreichbarkeitszeiten erweitert und waren von 12.00 bis 24.00 Uhr erreichbar. Während der CSD-Veranstaltungen, einschließlich Lesbisch-Schwules Stadtfest, erreichen uns vermehrt Anfragen; am Rande der Veranstaltungen kommt es bedauerlicherweise immer wieder zu Übergriffen und Gewalttaten. Unsere erweiterten Erreichbarkeiten haben wir über unsere Homepage und unser Facebook-Profil bekannt gemacht den Veranstaltern zur Veröffentlichung zur Verfügung gestellt. 3.3.2.3. nicht-senatsfinanzierte Werbung 3.3.2.3.a. MANEO-Website MANEO ist über die Website www.maneo.de erreichbar. 2016 wurde unsere Hauptseite inhaltlich von einem ehrenamtlichen Mitarbeiter aktualisiert. Die ehrenamtliche und unbezahlte Arbeit, die zeitintensiv war, hat zur Folge, dass Arbeiten an der Website nur in begrenztem Umfang und nicht zeitnah umgesetzt werden konnten. Alle unsere MANEO-News und Pressemeldungen, mit denen wir über fortlaufende Projektaktivitäten berichteten, wurden so kostenlos eingepflegt. Die Website bietet weiterhin ein breites Informationsangebot auf Deutsch, eingeschränkt auf Englisch sowie Grundinformationen in zehn weiteren Sprachen. Nur vereinzelte MANEO-News wurden auf Englisch übersetzt. Übersetzungen wurden von ehrenamtlichen Helfern geleistet. Seit 2016 werden Unsere Website stammt in der aktuellen Version aus dem Jahr 2010. Eine Anpassung an heutige technische und designerische Entwicklungen ist dringend erforderlich. Die Homepage wird seit 2016 im Rahmen der MANEO-Empowerment-Kampagne (MEK) teilweise überarbeitet. Pageviews und Besucher: -

Im Durchschnitt registrierte MANEO monatlich 335.302 Pageviews auf den Seiten von www.maneo.de. 2016 waren das insgesamt 4.002.437 damit konnte die Zahl der Zugriffe zum wiederholten Mal gesteigert werden (2015: 3.269.706; 2014: 2.792.730; 2013: 2.137.860; 2012: 1.779.539; 2011: 1.562.090; 2010: 654.051).

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-

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Außerdem wurden 342.135 Besucher (2015: 336.288, 2014: 282.845) der MANEO-Seiten registriert, das sind im Monat durchschnittlich 27.011 Besuche.

3.3.2.3.b. Soziale Netzwerk ‚Facebook‘: Die Facebook-Seite von MANEO wird überwiegend ehrenamtlich betreut. Ende 2016 hatten ca. 1.800 User unsere Seite abonniert. 3.3.2.3.c. Material -

1 Flyer: „Ein homophober Spruch kann eine Straftat sein“ (Aufl. 5.000 St.) 1 Folder: „Ein homophober Spruch kann eine Straftat sein“ (Aufl. 5.000 St.) 1 Plakat A3 „Ein homophober Spruch kann eine Straftat sein“ (Aufl. 50 St.) 1 Folder: „(homophob) motivierte Raubstraftaten“ (Auflage 3.000 St.) 1 Plakat A3 „Raubstraftaten homophob motiviert“ (Aufl. 50 St.) 1 Aufkleber „MANEO-Button“ (Aufl. 1.000 St.)

3.3.2.3.d. Anzeigen - Anzeigen: eine ganzseitige Anzeige im Magazin des Lesbisch-Schwulen Stadtfestes (Aufl. ca. 70.000 Exemplare) - Mehrere Kleinanzeigen in den Szenezeitschriften „Siegessäule“ und „Blu“ zum Thema „Ein homophober Spruch kann eine Straftat sein“. 3.3.2.3.d. Restbestände: - MANEO-Vorstellungsbroschüre, auf Deutsch, Englisch, Französisch und Polnisch (Restbestände ca. 200 St., aus 2007). - MANEO-Vorstellungsbroschüre, auf Deutsch, Englisch, Spanisch und Türkisch (Restbestände ca. 200 St., aus 2009). - MANEO-Jahres- und Fachzeitschrift IMPULS Nr. 1, Nr. 2 (Restbestände aus 2008) und IMPULS Nr.3 (Restbestände aus 2009). - DIN-A2-Plakat „Welcome to Berlin“ mit den Nachtflugbegleitern (Restbestände aus 2011). - DIN-A2-Plakate und Faltblätter in deutscher und englischer Sprache zu den Themen „K.O.Tropfen/Knock Out Drugs“ und „Sexuelle Übergriffe/Sexual Assaults“ (Restbestände aus 2012). - Mann-O-Meter Vorstellungsbroschüre, inkl. 6 Seiten MANEO-Projektvorstellung (Restbestände aus 2012). - DIN-A1-lang-Plakate „MANEO – Das schwule Anti-Gewalt-Projekt“ und „K.O.-Tropfen (Restbestände aus 2012) - DIN-A8-Flyer „Cruising-Notfallkarte“ (Restbestände aus 2014) - DIN-lang-Flyer „Wir bieten Hilfe“ (Restbestände aus 2014) - DIN-A6-Flyer „Nachtflugbegleiter – Welcome to Berlin“ (Restbestände aus 2014) - Aufkleber „I Kiss Kiss Berlin“ (Restbestände aus 2014) - DIN-A2-Plakat und Aufkleber „Lichter im Regenbogenkiez“ (Restbestände aus 2014) 3.4. Ziel 4: Mitarbeitermanagement MANEO-MITARBEITER: Bürgerschaftliches Engagement ist ein unverzichtbarer Bestandteil und eine Ressource unserer Projektarbeit. Ehrenamtliches Engagement bildet diese tragende Säule. Wir alle sind froh darüber, dass sich seit fast 27 Jahren ehrenamtliche Mitarbeiter sowie Helfer und Helferinnen in so großartiger Weise für MANEO und seine Ziele einsetzen.

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Voraussetzung dafür, dass Ehrenamtlichkeit und Engagement in unserem Projekt zum Tragen kommt, bildet ein effizientes Ehrenamtlermanagement. Je mehr ehrenamtliche Helfer und Helferinnen zum Einsatz kommen, desto umfangreicher wird jedoch auch das erforderliche Management. Wir müssen außerdem darauf achten, dass ehrenamtlich Mitarbeitende, die gerade in unseren Kernbereichen tätig sind, nicht mit zusätzlichen Aufgaben überlastet werden.7 In unserem Projekt verbindet sich ehrenamtliches Engagement mit hauptamtlicher Beschäftigung. Die Zusammensetzung, Beziehung und Qualifikationen der Mitarbeiter wurden in vorherigen Berichten ausführlich beschrieben8. Jahr

Festangestellte Mitarbeiter

Honorar-Mitarbeiter

Ehrenamtliche Mitarbeiter

2016

Anzahl

h/Woche

Anzahl

h/Woche

Anzahl

h/Woche

1 1 1

35 Std. 36,5 Std. 4 Std.

2

11,8

10

4

Hauptamtliche Mitarbeiter/ Projektleitung: Weil die beiden hauptamtlichen Mitarbeiter Bastian Finke und Moritz Konradi die einzigen Mitarbeiter bei Mann-O-Meter e.V. waren, die in den Jahren 2014/ 2015 noch nach BAT vergütet wurden, die für die Vergütungsanpassung benötigten Mittel jedoch von der zuständigen Senatsverwaltung für Arbeit, Integration und Frauen nicht bewilligt wurden, arbeitet seit dem 01.01.15 Bastian Finke statt 39 Std./Woche nur noch 35 Std./Woche (89,744%) und Moritz Konradi statt 39 Std./p.W. nur noch 36,5 Std./p.W. (93,59%). Die Verwaltungsarbeit für MANEO wird von Andreas Sucka mit 4 Std. pro Woche unterstützt. Moritz Konradi, der seit 2010 bei MANEO für den Schwerpunktbereich ‚Gewaltprävention‘ beschäftigt gewesen war, hat für sich im Ausland eine neue Aufgabe gefunden und deshalb seine Tätigkeit zum 30.11.2016 eingestellt, aufgrund von Resturlaub und Überstünden bereits seit Oktober. Bis zur Wiederbesetzung der Stelle bemühte sich Bastian Finke, Aufgabenbereiche aus diesem Arbeitsbereich zusätzlich zu stemmen. Aufgrund von Zuwendungen, die MANEO seit dem 01.11.16 für die Flüchtlingsarbeit erhält, konkret für die Opferhilfe und Gewaltpräventionsarbeit, arbeitet Bastian Finke wieder auf 40 Stunden pro Woche. Bastian Finke ist für die Leitung und Außenvertretung des Projektes zuständig, außerdem für den Bereich Opferhilfe und -beratung, Erfassung, Gewaltprävention und Vernetzung. Ihm obliegt die Fachaufsicht über die mitarbeitenden Personen von MANEO; er ist außerdem für das Mitarbeitermanagement zuständig. Hierzu gehört die Anleitung, Begleitung und Beratung sowie die Einarbeitung neuer ehrenamtlicher Personen. Im Rahmen seiner Leitungsfunktion setzt er den begonnenen Wirksamkeitsdialog bzw. das Qualitätsmanagement fort. Er sichert außerdem die Ressourcen des Projektes. Moritz Konradi ist schwerpunktmäßig für die Gewalt- und Kriminalprävention, vor allem in der Organisation und Weiterentwicklung der Gewaltpräventionsarbeit von MANEO tätig. Er leitet Gruppen an und organisiert Schulungen, Trainings und Workshops. Darüber hinaus unterstützt er die Arbeit am Überfalltelefon sowie die Koordination und das Management ehrenamtlicher Mitarbeiter und Helfer.

7

Dies hatte u.a. 2008/2009 zu Einschränkungen im Bereich des Überfalltelefons und in unserer gewaltpräventiven Vorort-Arbeit geführt. Vgl. unser Jahresbericht von 2008-2010, hier S.2. 8 MANEO-Report 2004, S.17ff, und MANEO-Report 2005, S.15 ff, unter: www.maneo.de, auch: www.maneo.de/pdf/ehrenamtliche-Mitarbeit.pdf und www.maneo.de/pdf/Maneo-Infopaket.pdf

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Bastian Finke und Moritz Konradi nehmen regelmäßig an Dienstbesprechungen, Teamsitzungen und Vorstandsberatungen von Mann-O-Meter e.V. teil, Andreas Sucka an den Dienstbesprechungen und Vorstandberatungen. Im Jahr 2016 waren das im Durchschnitt:   

40 Dienstbesprechungen (i.d.R wöchentlich, je 1 Stunde); 20 Teamsitzungen (i.d.R. 14-tägig, 1 ½ Stunden); 9 Vorstandsberatungen (i.d.R. monatlich, 1 ½ Stunden).

Fortbildungen, Qualifizierungsmaßnahmen und Supervision für hauptamtliche Mitarbeiter Unsere hauptamtlichen Mitarbeiter nehmen regelmäßig an einer Supervision teil, die von einem externen Supervisor durchgeführt wird. Sie haben außerdem an folgenden Fortbildungen und Qualifizierungsmaßnahmen teilgenommen: Bastian Finke: Teilnahme am DPT-Symposium an der ASH Berlin, am 18./19.02.16 (2-tägig); 2. Opferkongress der Stiftung Niedersachsen in Hannover, am 07.09.16 (1-tägig); Qualitätsfortbildung der LADS zum Thema “Flucht und Asyl“, am 8.10.2015 (3-stündig); Fortbildung zum „Fachberater für psychosoziale Prozessbegleitung“, vom 10.-14.10.16 (nsf). Moritz Konradi: Workshop zu Fundrainsing bei der Bundeszentrale für politische Bildung, am 22.05.16; Berliner Präventionstag am 30.06.2016 (1 Tag). Ehrenamtliche Mitarbeit Ehrenamtliche Mitarbeiter unterstützen MANEO vor allem in den Kernbereichen Opferhilfe/Erstberatung, Erfassung, Gewaltprävention, Engagement/Empowerment und Vernetzung. Die Einbindung ehrenamtlicher Mitarbeiter in unsere Projektarbeit verlangt, dass verantwortungsvoll sowohl auf das Ehrenamt als auch auf qualitative Anforderungen unserer Projektarbeit eingegangen wird, beispielsweise auf die Erfordernisse qualitativer Opferhilfearbeit in der „Erstberatung“. Es verlangt außerdem ein professionelles Ehrenamtlermanagement. Wir haben im Berichtszeitraum einen neuen ehrenamtlichen Mitarbeiter dazu gewonnen, der von uns gemäß unserer Standards eingearbeitet wird. Im Jahr 2016 haben unsere ehrenamtlichen Mitarbeiter unser Projekt erneut mit etwa 4 Stunden pro Woche unterstützt (d.h. insgesamt mit 2.080 Stunden). Insgesamt waren damit unsere ehrenamtlichen Mitarbeiter erneut stark eingebunden. EHRENAMTLER: 2016

Anzahl

Std./Woche

Arbeitsstunden

10

4

2.080

Erwähnt sei an dieser Stelle, dass wir regelmäßig durch ehrenamtliche und hauptamtliche Mitarbeiter von Mann-O-Meter unterstützt werden, die durch ihre Anwesenheit unserem Projekt zuarbeiten. Ehrenamtliche wie hauptamtliche Mitarbeiter von MANEO nehmen regelmäßig an Arbeitstreffen, Klausurtagen und Fortbildungsveranstaltungen von MANEO teil. Im Jahr 2016 waren das:   

21 Arbeitsbesprechungen (Plenum) (i.d.R 14-tägig, je 2 ½ Stunden); 3 Klausurtage, insgesamt 12 Stunden; 1 Schulungs- und Fortbildungstag mit einem externen Coach und Trainer (8 Stunden), zum Thema: „psychosoziale Opferberatung am Telefon“.

Im Rahmen der Klausurtage finden mit den Mitarbeitern regelmäßig Reflexion und die fortlaufende Jahres-/Arbeitsplanung statt. Zusätzliche Helfer:

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Mit Initiativen und Aktionen, die wir regelmäßig organisieren, gelingt es uns, zusätzliche Helferinnen und Helfer sowie Unterstützerinnen und Unterstützer zu erreichen und zu gewinnen.9 Sie unterstützen unsere Arbeit mit unterschiedlichen Hilfestellungen, z.B. bei technischen Fragen, unserer Homepage, beratend bei fachlichen Fragen, bei der „Regenbogenbrücke“, Einsätze unseres gewaltpräventiven Vor-Ort-Teams „Nachtflugbegleiter“, bei der Realisierung unserer jährlichen Kampagne „Kiss Kiss Berlin“, die wir in einem Zeitraum von etwa 7 Wochen zwischen dem 21. März und 17. Mai durchführen, usw. Die Anzahl der Helferinnen und Helfer, die uns dabei unterstützen, schwankt zwischen 50-80 Personen.

Beirat Unser Projekt MANEO wird durch einen Beirat unterstützt, dessen Mitglieder uns in fachlichen oder auch in projektzielführenden Fragen und Angelegenheiten beraten oder auch nach außen hin vertreten. Derzeit gehören dem Beirat 21 Frauen und Männer an. Würdigung Unsere Projektarbeit stützt sich auf ehrenamtliches Engagement und Mitarbeiter. Um das Engagement unserer Mitarbeiter sowie Helferinnen und Helfer zu würdigen, haben wir am 16. Juli 2016 im Rahmen einer Feierstunde im Rathaus Schöneberg ihren Einsatz geehrt und mit einer Anerkennungsurkunde ausgezeichnet. 3.5.

Ziel 5: Vernetzungen

Der Vernetzungsgedanke ist MANEO wichtig, weil dieser den Erfahrungs- und Fachaustausch befördert, unser Projekt auch über den Tellerrand hinaus schauen lässt. Aus diesem Grund hat sich MANEO kurz nach seiner Gründung stets um Kontakte und Austausch auch außerhalb Berlins, also auf Bundesebene, in Europa und international bemüht. Vernetzung, Begegnungen und Austausch dieser Art sind nicht senatsgefördert und gehen stets mit zusätzlichem ehrenamtlichem Engagement unserer Mitarbeiter einher. Vernetzung und Austausch in Europa und international können von uns i.d.R. nur durchgeführt werden, wenn unsere Mitarbeiter die Reisekosten selbst bezahlen oder Kosten für Fahrt- und Unterkunft mit Hilfe von Spenden oder eingeworbenen Drittmitteln finanziert werden können. Die Qualität unserer Arbeit wird gestützt und verbessert durch unsere Vernetzung mit Organisationen und Gremien, die thematisch mit schwulenfeindlicher Gewalt, Opferhilfe und Gewaltprävention beschäftigt sind. So vertritt Bastian Finke unser Projekt im Arbeitskreis der Opferhilfen in der Bundesrepublik Deutschland (ado) und arbeitet hier in verschiedenen Arbeitsgruppen mit. Unser Fachwissen ist in diesen Kreisen geschätzt. Zu unseren regelmäßigen Fachforen zählen:    

Arbeitskreis der Opferhilfen in der Bundesrepublik Deutschland e.V. (ado) Arbeitskreis Straffälligen- und Opferhilfe des DPWV-Berlin Arbeitsgruppe “European Alliance against Homophobia (Berlin Alliance) “ Berliner Toleranzbündnis (BTB)

3.5.1. Berlin Als eigenständiges Projekt von Mann-O-Meter e.V. ist MANEO weiterhin in die interne Gremienarbeiten von Mann-O-Meter eingebunden, wodurch ein regelmäßiger Austausch mit Mitarbei9

S. MANEO-Bericht 2009, S.9

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tern aus anderen Fachgebieten zustande kommt, z.B. zum Thema HIV und anderen sexuell übertragbare Krankheiten, Jugendarbeit, Altenarbeit und Arbeit mit Strafgefangenen. MANEO ist in Berlin über den Arbeitskreis Straffälligen- und Opferhilfe des Paritätischen mit Projekten in Berlin vernetzt, die im Bereich der professionellen Opferhilfearbeit tätig sind. 2016 nahmen wir an 2 Sitzungen teil. Als Teil der nicht-senatsfinanzierten Projektarbeit organisiert MANEO: a) Foren zur Unterstützung ‚nachbarschaftsorientierter Kriminalprävention‘ in derzeit vier Berliner Regionen. Mit Hilfe dieser Foren wird das Gespräch zwischen Unternehmen, gerade auch aus der Gastronomie und Gewerbe, und der Polizei gefördert, außerdem Informationen zur Gewaltprävention vermittelt. So fanden 3 weitere Gesprächsrunden im Schöneberger Regenbogenkiez und in der Region Oberbaumbrücke in Kreuzberg statt. Die Runden können derzeit mit Hilfe der „MANEO-Empowerment-Kampagne“ durchgeführt werden10. b) Das „Berliner Toleranzbündnis“, dem sich bereits über 130 Unternehmen und Events aus ganz Berlin angeschlossen haben. In diesem Kontext fanden mehrere Treffen von Arbeitsgruppen zu Themenschwerpunkten statt. 3.5.2. Bundesebene Auf Bundesebene ist MANEO im Arbeitskreis der Opferhilfen in Deutschland e.V. (ado) Mitglied und nimmt hier regelmäßig an Tagungen und Konferenzen teil. Über diese Vernetzung findet ein intensiver Fachaustausch zu Fragen und Problemen der Opferhilfearbeit statt. MANEO hat an einer zwei-tägigen Konferenz und zusätzlich an zwei Fachsitzungen teilgenommen. 3.5.3. International: Als Teil der nicht-senatsfinanzierten Projektarbeit organisiert MANEO internationale Vernetzung und Kooperationen. Diese Kooperationen fassen wir unter dem Titel ‚Building Bridges‘ zusammen. Aufgrund der fehlenden öffentlichen Förderung müssen wir Begegnungen und Besuche bisher selbst finanzieren, teils mit akquirierten Drittmitteln, teils mit Hilfe von Spenden, die wir gezielt dafür einwerben. Dazu zählen: a) auf europäischer Ebene 1) ILGA-Europe; 2) die „European Alliance Against Homophobia (‚Berlin Alliance‘‘)“, die sich aus unseren Partnerorganisationen aus Paris (‚SOS homophobi‘), Warschau (Lambda Warszawa und KPH), Belfast (The Rainbow Project) und seit letztem Jahr auch aus Bern (Pink Cross) zusammensetzt. Einmal im Jahr finden Treffen und Austausch mit unseren Partnerorganisationen statt. Siehe auch „Die ‚European Alliance Against Homophobia‘“ (deutsch): http://www.maneo.de/infopool/infos-zur-maneoarbeit.html?eID=dam_frontend_push&docID=1297 “The European Alliance Against Homophobie (‚Berlin Alliance‘)” (englisch): http://tolerantia-award.eu/en/the-tolerantia-award-2/ 3) auf internationaler Ebenepflegen wir – neben vielen weiteren Begegnungen – Kontakt nach Israel, der 2009 mit der ‚Berliner Regenbogenbrücke‘ begonnen hatte.

10

Siehe Bericht unter Punkt 5: „MANEO-Empowerment-Kampagne“.

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MANEO-Projektleiter, Bericht für 2016

Im Rahmen der aus Lottomitteln geförderten MANEO-Empowerment-Kampagne (nsf) konnten wir 2016 mehrere Vernetzungstreffen im europäischen Ausland durchführen: in Bern (10.11.02.), in Paris (03.-05.06.), in Belfast (09.-11.06.), in Warschau (24.-25.06.), anlässlich der Mikrokonferenz und der 11. Verleihung der TOLERANTIA-AWARDS in Belfast (23.10.-26.10.) und auf Einladung der Deutschen Botschaft in Lettland in Riga (24.-27.11.). 3.6.

Ziel 6: Sicherstellung der Ressourcen für Zielsetzung und Angebote

Unser Projekt verfügt im Infoladen Mann-O-Meter über eine feste Anlauf- und Beratungsstelle11. An diesen Voraussetzungen hat sich gegenüber dem letzten Jahr nichts geändert. Wie in den letzten Jahresberichten beschrieben, sind aufgrund unserer finanziellen Situation unsere zwei Büroräume kostengünstig ausgestattet; außerdem greifen wir stets auf kostengünstige Technik zurück. Wartung und Reparaturen an PCs, Netzwerk und Homepage können deshalb nicht immer sofort erledigt werden, so dass es bei technischen Störungen auch zu Verzögerungen bei der Bearbeitung und Erledigung von Aufgaben kommen kann. Räume im Infoladen Mann-O-Meter können von uns aufgrund der gewachsenen Auslastung des Checkpoints Mann-O-Meter nur noch begrenzt in Anspruch genommen werden. Deshalb mussten wir 2016 stärker als zuvor auf andere Räume für Treffen, Besprechungen und Diskussionsrunden ausweichen. Weiterhin fanden jedoch Treffen, Begegnungen und Veranstaltungen auch in den Räumen von Mann-O-Meter statt. Für die Nutzung der Räume gibt es ein Raumbelegungsplan. Raumbelegungen werden in der Dienstbesprechung koordiniert. Laufende Wartungsarbeiten, d.h. Reparaturen und Ersatzinvestitionen, die erforderlich sind, um den technischen Betrieb von MANEO in seinen Büros auf dem Laufenden zu halte, konnten soweit wie möglich geleistet werden.12 Um seine Arbeit fortzusetzen, ist MANEO auf Senatszuwendungen, zusätzlich auf Spenden angewiesen. Hierzu entwickelt MANEO einen Plan zur Akquise von Spenden. Mit Hilfe von Spenden kann MANEO seinen zu erwirtschaftenden Eigenmittelanteil abdecken, außerdem Tätigkeiten finanzieren, die nicht über die Senatsförderung abgedeckt sind (z.B. die internationale Zusammenarbeit, öffentliche Aktionen, den MANEO-Opferfonds usw.). Der Förderbetrag, den wir jährlich von unserer zuständigen Senatsverwaltung erhalten, hat sich 2016 mit den bewilligten zusätzlichen Mitteln leicht erhöht. Er betrug 2014 € 116.735. Der zu erbringende Eigenmittelanteil beträgt derzeit € 5.144,00 €, Euro.

4. Qualitätssicherung Zur Aufrechterhaltung der Ziele und Angebote stellt MANEO ein regelmäßiges Qualitätsmanagement sicher. Zuständig dafür ist der Projektleiter Bastian Finke. In den regelmäßig stattfindenden Mitarbeiterbesprechungen und Klausurveranstaltungen werden mindestens einmal im Jahr die Arbeitsziele, Maßnahmen, Bemessungsgrößen, Zahlen, Rückmeldungen von Nutzern, auch die Rückmeldungen unserer Mitarbeiter, sowie Entwicklungen regelmäßig besprochen und evaluiert. Anlass dazu bieten unsere routinemäßigen Arbeitsbesprechungen und Klausurtage. Routinemäßig finden am Anfang eines jeden Jahres, d.h. 11

Die Art und die Einbindung in das Mann-O-Meter wurden von mir im MANEO-Report 2010 ausführlich beschrieben. Siehe auch MANEO-Report 2004, S. 6, unter www.maneo.de, auch: www.maneo.de/pdf/Maneo-Infopaket.pdf 12 Erforderlich sind außerdem die Pflege rechtlicher Rahmenbedingungen, d.h. sowohl regelmäßige Anfragen als auch die Wartung laufender Verträge und Rechtsaspekte sowie die regelmäßige Überprüfung von Vorschriften und Verordnungen.

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begleitend zur Erstellung unseres Sachberichtes, Diskussionen über die Qualitätsentwicklung statt. 13 Mit regelmäßigen Arbeitssitzungen, Klausurterminen und Fortbildungen gelingt es uns, auf Störungen von Arbeitsabläufen in unserer Projektarbeit zeitnah zu reagieren und diese einer Korrektur zuzuführen. Geschulte Mitarbeiter nehmen regelmäßig an Arbeitssitzungen und Fortbildungen teil. Sie betrachten unsere Projektentwicklung als dynamisch und erfolgreich. Sie identifizieren sich mit den Projektzielen und den Arbeitsergebnissen. Aufgrund ihrer Zufriedenheit besteht nach wie vor eine hohe Bereitschaft, sich fortgesetzt ehrenamtlich für MANEO zu engagieren. Ihr Arbeitseinsatz ist nach wie vor hoch. Die Teilzielgruppe der schwulen und bisexuellen Jugendlichen und erwachsenden Männer aus der Gruppe der LSBT* bilden eine diverse und heterogene Gruppe. Diese erleben wir stets im Kontext unserer Opferberatung, d.h. vor dem Hintergrund der Vielfalt unserer Kunden. Weitere Einblicke erhalten wir über unsere aktive und aufsuchende, gewaltpräventive Vor-Ort- und Öffentlichkeitsarbeit. Vielfalt und Wandel waren immer schon Gegenstand von Betrachtung, Reflexion und dem Wunsch nach mehr Informationen. Wenn wir in unserer Arbeit Barrieren für Kunden feststellen, bemühen wir uns um einen lösungsorientierten Umgang. Die vorhandenen finanziellen Ressourcen engen jedoch oft angemessene Maßnahmen ein. Im Jahr 2016 haben wir den „Wirksamkeitsdialog/ Qualitätsmanagement“ mit der Senatsverwaltung für Arbeit, Integration und Frauen fortgesetzt. Laufende Verwaltungstätigkeiten, Wartungsarbeiten, Reparaturen und Ersatzinvestitionen, die erforderlich sind, um den technischen Betrieb von MANEO auf dem Laufenden zu halten, konnten soweit wie möglich geleistet werden.14 4.1. Reflexion und Perspektiven (Ziel 1 und 2) Die hohen Beratungszahlen verdeutlichen die anhaltend hohe Arbeitsbelastung unserer Mitarbeiter im Kernbereich psychosozialer Opferberatung (psyOB). Soll- und Ist-Zahlen weichen seit Jahren voneinander ab. Wir bemühen uns weiter um eine Reduzierung der Anzahl psychosozialer Opferberatungen, die sich einer Erstberatung anschließenden können. Bislang steht für diese Arbeit ein fachlich qualifizierter Mitarbeiter mit einem Stellenanteil von 25%-30% zur Verfügung. Vor diesem Hintergrund muss sich unsere Stellensituation dringend verbessern. An dieser Stelle hatten wir in unseren letzten Berichten wiederholt auf einen weiteren Problemkreislauf hingewiesen, dass nämlich mit jeder Fallaufnahme und –bearbeitung standardisierte Tätigkeiten einhergehen, damit Informationen später auch einer statistischen Auswertung zugeführt werden können. Dazu zählen beispielsweise die Erhebung von Arbeitszeiten im Rahmen des Fall- bzw. Casemanagements und der Opferberatungsarbeit.15 Fehlende Ressourcen haben auch im zurückliegenden Berichtsjahr dazu beigetragen, dass zahlreiche Hinweise auf Vorfälle, die wir registriert haben, von uns unberücksichtigt bleiben mussten. Die von uns zusammengetragenen Fallzahlen (Eingangsstatistik) für den Berichtszeitraum 2016 weisen gegenüber 2015 einen weiteren Anstieg von Fällen aus, die vorurteilsmotivierte Kriterien gegenüber LSBT enthalten. Für uns ist das eine traurige Bilanz.

13

Erforderlich sind regelmäßige Verwaltungstätigkeiten, z.B. Ablagen, Abrechnungen, die jährliche Abfassung eines Jahresabschlussberichtes usw. 14

Erforderlich sind beispielsweise auch regelmäßige Verwaltungstätigkeiten, z.B. Ablagen, Abrechnungen, die jährliche Abfassung eines Jahresabschlussberichtes usw. Erforderlich sind außerdem die Pflege rechtlicher Rahmenbedingungen, d.h. sowohl regelmäßige Anfragen als auch die Wartung laufender Verträge und Rechtsaspekte sowie die regelmäßige Überprüfung von Vorschriften und Verordnungen. 15

Vgl. MANEO-Report 2012, S. 14 f.

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Der Anstieg ist in erster Linie auf einen Zuwachs an übermittelten Fällen seitens der Polizei zurückzuführen. (Wir weisen an dieser Stelle darauf hin, dass der Eingangsweg nichts über die weitere Bearbeitung eines Falles aussagt, ebenso wenig darüber, in wie vielen Fällen es anschließend zu Opferkontakten oder Opferberatungen gekommen ist.) Trotz des Anstieges gemeldeter Fälle – in der Regel als Hellfeld beschrieben – auf einen objektiven Anstieg vorurteilsmotivierter Gewaltstraftaten gegenüber LSBT* in Berlin zu schließen, erscheint uns anhand der vorliegenden Zahlen nicht schlüssig. Vertretbar wäre ebenso die Meinung, dass es uns in 2016 gelungen ist, mehr Fälle aus dem als sehr hoch einzuschätzenden Dunkelfeld heraus zu holen.16 Die wachsende Anzahl gemeldeter Fälle durch die Polizei führen wir vor allem darauf zurück, dass es Dank der kontinuierlichen Arbeit der LSBTI-Ansprechpersonen bei der Polizei Berlin gelingt, gegen LSBT* gerichtete Fälle besser zu erkennen und zusammen zu führen. Auch wir werden weiter daran arbeiten, dass für Betroffene die Meldewege zu MANEO offen bleiben und unsere Angebote für sie gut erreichbar bleiben. Im Bereich der Opferberatungsarbeit haben wir einen spürbaren Anstieg von Personen festgestellt, die sich als Asylsuchende in Zusammenhang mit Verfolgung in ihrem Heimatland, schwieriger Lebenssituation in Unterbringungen, erfahrenen Übergriffen durch Mitbewohner und Bedrohung durch Familienangehörige an uns gewandt haben. Mit dem 2014 von uns eingerichteten MANEO-Opferfonds, für den wir regelmäßig Geld sammeln, u.a. über unsere Partybenefize im Rahmen unserer Kampagne „Kiss Kiss Berlin“ und über Charity-Veranstaltungen, können wir Opfern von Gewaltstraftaten, die aufgrund der Gewaltstraftat in eine akute Notlage geraten sind, kleine Soforthilfen auszahlen. Für die Verwaltung und Gewährung von Hilfen haben wir Regeln und Standards entwickelt. Bei den Hilfen handelt es sich um einmalige und freiwillige Spenden unsererseits gegenüber Betroffenen. (Ziel 3) Wir haben unsere gewaltpräventive Öffentlichkeitsarbeit auf hohem Niveau fortgesetzt. Der Zuspruch in den Szenen für unseren Einsatz ist hoch. Wir bemühen uns um mehr Konzentration unserer Vorortpräsenz in Verbindung mit Veranstaltungen, die wir besuchen oder selbst durchführen. Mit Hilfe von Spenden können wir unsere Vorort-Arbeit mit den ‚MANEO-Nachflugbegleitern‘ fortsetzen. Jeder Einsatz ist mit einem hohen zeitlichen und logistischen Aufwand für alle Mitarbeiter verbunden, die sich an den Aktionen beteiligen. Finanziert werden u.a. die Transportkosten für Mitarbeiter und Material zu mehreren Einsatzorten an einem Abend, die oft größere Strecken voneinander entfernt liegen. Wir verfolgen das Ziel, unsere Öffentlichkeitsarbeit mit Hilfe einer überarbeiteten Homepage und mit einer stärkeren Präsenz in den sozialen Medien zu verbessern. Wir konnten im letzten Jahr unser Ziel nicht immer verwirklichen, unsere Homepage und unsere Facebook-Seite regelmäßig zu aktualisieren oder Termine rechtzeitig anzukündigen. Für diese notwenigen, regelmäßig zu leistenden Tätigkeiten stehen derzeit kaum Senatsmittel zur Verfügung und muss, falls Ehrenamtliche dafür Zeit haben, von ihnen geleistet werden. Die Gespräche mit unterschiedlichen Dienststellen der Berliner Polizei sowie den LSBT*Ansprechpersonen bei Polizei und Staatsanwaltschaft wurden fortgesetzt. Regelmäßige Treffen verbessern unseren fachlichen Austausch und die Zusammenarbeit. (Ziel 4) Seit 01.01.2015 arbeitet Bastian Finke statt 39 Std./p.W. nur noch 35 Std./p.W. (89,744%) und Moritz Konradi statt 39 Std./p.W. nur noch 36,5 Std./p.W. (93,59%). In Anbetracht unserer Arbeitsüberlastung ist es jedoch Ziel, die nötigen Mittel für eine Vollzeitbeschäfti-

16

Siehe: Unsere Hinweise zum Dunkelfeld im MANEO-Report 2015, S. 21 f.

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gung wieder zu erwirken. 17 Aufgrund von Zuwendungen, die MANEO für seine EmpowermentKampagne erhält, arbeitet Bastian Finke wieder auf 39 Stunden pro Woche. Moritz Konradi, der seit 2010 bei MANEO für den Schwerpunktbereich ‚Gewaltprävention‘ beschäftigt gewesen war, hat für sich im Ausland eine neue Aufgabe gefunden und deshalb seine Tätigkeit zum 30.11.2016 eingestellt, aufgrund von Resturlaub und Überstünden bereits seit Mitte Oktober. Bastian Finke bemühte sich bis zur Wiederbesetzung der vakanten Stelle, relevante Aufgaben zu übernehmen, was jedoch aufgrund der Komplexität der Tätigkeiten kaum bzw. nur mit viel zusätzlichen Überstunden zu leisten gewesen war. So konnten in den Monaten Oktober bis Dezember einige Aufgaben, u.a. im Vorort-Bereich, Gesprächsrunden und im Ehrenamtsmanagement, nicht mehr realisiert werden. Ehrenamtlermanagement ist zeitintensiv. Damit das Interesse und die Freude an der Arbeit unter unseren ehrenamtlichen Mitarbeitern sowie Helferinnen und Helfern erhalten bleibt, ist ein umsichtiges Mitarbeitermanagement unerlässlich. Dazu zählen Anerkennung und Würdigung. Deshalb halten wir auch so stringent an der ‚Feierstunde in Würdigung des ehrenamtlichen Engagements für MANEO‘ fest. Am 26.07.16 luden wir unsere Ehrenamtlichen wieder ins Rathaus Schöneberg ein und bekundeten ihnen mit einer Feierstunde unseren ausdrücklichen Dank. Die Feierstunde findet gewöhnlich am Donnerstag vor dem Lesbisch-Schwulen Straßenfest im Regenbogenkiez statt, dies in Erinnerung daran, dass es das Verdienst von MANEO gewesen war, dass 1993 das Straßenfest initiiert, gegründet und sechs Jahre lang aufgebaut worden war. Weil langjährige ehrenamtliche Mitarbeiter sich neuen Interessensgebieten zuwenden, haben wir im letzten Jahr einen ehrenamtlichen Mitarbeiter verabschiedet und zwei neue ehrenamtliche Mitarbeiter hinzugewonnen. Auch 2016 wollen wir mindestens einen weiteren neuen ehrenamtlichen Mitarbeiter anwerben und einarbeiten. Unseren projektbegleitenden Fachbeirat haben wir zwischenzeitlich auf 21 Personen – Frauen und Männer – erweitern können. Fachbeiräte und –beirätinnen stehen uns bei fachlichen Fragen beratend zur Seite. Sie wurden bei einer Vielzahl von Fragen anlassbezogen konsultiert. (Ziel 5) Die vielfältigen und sich ständig verändernden Szenen machen es erforderlich, auch mit Szenemultiplikatoren wie Gastronomieeinrichtungen, Clubs, Events und Parties in Kontakt zu stehen. Mit dem Ausbau unserer Kontakte zu unterschiedlichen schwulen Szenen und Multiplikatoren verschaffen wir uns mehr Erkenntnisse über mögliche Gefahren- und Bedrohungssituationen. Oft reichen unsere personellen Ressourcen nicht aus, um an weiteren Netzwerktreffen teilzunehmen, die uns aus thematischen Gründen sinnvoll erscheinen und an denen wir auch gerne teilgenommen hätten. (Ziel 6) Die bewilligten Mittel reichen nicht aus, um aufgrund der hohen Nachfrage und der komplexen Aufgabenstellung die notwendigen Tätigkeiten in den Arbeitsbereichen Opferhilfe, Gewaltprävention, Dokumentation, Öffentlichkeitsarbeit und Ressourcen zufriedenstellen zu leisten. Die Überbelastungen verdeutlichen sich in den von uns ausgewiesenen Zahlen. Notwendig ist es vor allem, für den Bereich ‚Opferhilfe‘ eine weitere feste Stelle zu schaffen und diese mit einem qualifizierten Sozialarbeiter bzw. Sozialpädagogen zu besetzen. Notwendig ist es außerdem, den Bereich ‚Dokumentation‘ und Öffentlichkeitsarbeit mit einer weiteren halben Stelle zu besetzen. Notwendig ist es außerdem zwei weitere Räume anzumieten, um in sicherer und ruhiger Atmosphäre Beratungen durchzuführen und einen Arbeitsplatz für einen weiteren Mitarbeiter zu schaffen18, siehe auch die Anmerkungen zu Punkt 7.

17 18

Zur Arbeitsstundenreduzierung der hauptamtlichen Mitarbeiter, siehe MANEO-Report 2015, S. 22.

Auf unsere Engpässe und Probleme weisen wir bereits seit mehreren Jahren regelmäßig in unseren Jahresberichten hin, siehe MANEO-Report 2011, S. 5 und S. 14.

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Wir werden uns weiterhin in der Politik und bei unserer Senatsverwaltung dafür einsetzen, dass sich unsere Arbeitssituation verbessert. Mit regelmäßigen Arbeitssitzungen, Klausurterminen und Fortbildungen gelingt es uns, auf Störungen von Arbeitsabläufen in unserer Projektarbeit zeitnah zu reagieren und diese einer Korrektur zuzuführen. Geschulte Mitarbeiter nehmen regelmäßig an Arbeitssitzungen und Fortbildungen teil. Sie betrachten unsere Projektentwicklung als dynamisch und erfolgreich. Sie identifizieren sich mit den Projektzielen und den Arbeitsergebnissen. Aufgrund ihrer Zufriedenheit besteht nach wie vor eine hohe Bereitschaft, sich fortgesetzt ehrenamtlich für MANEO zu engagieren. Ihr Arbeitseinsatz ist nach wie vor hoch. (Ziel 7) Unsere Raumsituation ist suboptimal. In Anbetracht der wachsenden Auslastung der Räume im Ceckpoint Mann-O-Meter können nur noch eingeschränkt Veranstaltungen von uns im Haus durchgeführt und Räume genutzt werden. Durch die gut genutzten Treffen der Altenarbeit und Jugendgruppe von Mann-O-Meter, außerdem durch regelmäßige „Test“-Tage dreimal in der Woche, ist es in unserem Zentrum oft laut und unruhig geworden. Die dünnen Wände halten den Lärm nur unzureichend ab. Weil sich im Umfeld von Mann-O-Meter verstärkt und regelmäßig Drogendealer und Prostituierte aufhalten, die sich oft vor den Fenstern unserer Büros streiten oder hier in der Nacht ihre Notdurft hinterlassen, betrachten es einige Betroffene als Zumutung, in unseren Büros beraten zu werden. Im letzten Jahr mussten drei Beratungen aufgrund von Krach vor dem Fenster abgebrochen werden. Wir benötigen dringend ein ruhiges und abseits gelegenes Beratungszimmer (Safe Space), geeigneterweise im Haus und in einem höher gelegenen Stockwerk.

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5. MANEOs Engagement in der Flüchtlingshilfe Schon 2015 hat die zunehmende Zahl von Geflüchteten und Asylsuchenden in Berlin die Arbeit von MANEO mitgeprägt. Auch in 2016 erreichten uns Anfragen von Homo- und Bisexuellen und Trans*, die vor Krieg oder den homo- und trans*feindlichen Gesetzen ihres Heimatlandes nach Deutschland geflüchtet sind und hier erneut Opfer einer homophoben Straftat wurden. Auf unsere Forderungen aus dem letzten Jahr nach einer verbesserten personellen Ausstattung unserer Fachstelle, die eine notwendige Bedingung für eine Gewährleistung der Beratung und Unterstützung von schwulen und bisexuellen Geflüchteten ist, wurde reagiert: Seit November 2016 kann MANEO nun gezielt auf diese Anfragen eingehen, da wir unser bisheriges Angebot um die senatsfinanzierte Flüchtlingsarbeit erweitern konnten. Um nun das bekannte Angebot von MANEO auch an die neue Zielgruppe anzupassen, mussten neue Konzepte geschaffen werden: Geflüchtete, die hier in Berlin wohnen, müssen zum einen über das Angebot von MANEO informiert werden und zum anderen müssen kulturelle und sprachliche Barrieren überbrückt werden. Dafür haben sich zwei neue Honorarmitarbeiter, Timo Hegedüs und Anas Bashour, in den neuen Arbeitsbereich eingearbeitet. Sie haben sich in einer ersten Phase der Thematik und den Projektentwicklungsprozessen gewidmet. Dazu gehörten die Lektüre von Fachliteratur und Handreichungen zum Thema LSBT* Geflüchtete genauso wie die aufsuchende Vorort-Arbeit an Flüchtlingsorten, um die theoretischen Prämissen an die Umstände der praktischen Wirklichkeit anzupassen. Hilfreich dabei war der ständige Einsatz von Anas Bashour, der als arabisch-sprechender Sprachmittler nicht nur Sprachbarrieren überbrücken, sondern auch einen anderen Blickwinkel auf kulturelle und religiöse Gegebenheiten geben konnte. So wurden Gespräche mit Fachpersonen geführt und die ersten Flüchtlingsunterkünfte von verschiedenen Betreibern aufgesucht, um die realistischen Bedingungen in die Projektentwicklung mit einfließen zu lassen. Daneben war es auch wichtig, sich sowohl innerhalb der Szene mit anderen LSBT* Projekten, die sich in der Flüchtlingsarbeit engagieren als auch mit Projekten, die sich allgemein der Flüchtlingsarbeit gewidmet haben, zu vernetzen. Denn als Opferberatungstelle ist es MANEO schon immer wichtig gewesen, mit anderen Projekten zusammenzuarbeiten, um den Betroffenen in der psychosozialen Beratung auch einen ersten Kontakt zu anderen Berliner Angeboten aufzuzeigen. Eine der ersten und wichtigsten Maßnahmen, die wir in der zweiten Phase geplant und umgesetzt haben, war das Angebot einer wöchentlichen Erstberatung für schwule und männliche bisexuelle Geflüchtete. Diese findet seitdem einmal in der Woche zu einer festen Zeit – donnerstags, zwischen 17 und 19 Uhr – mit Einsatz unseres Sprachmittlers statt. Es war MANEO besonders wichtig, schnell eine erste Kontaktaufnahme zu ermöglichen; dabei hat sich das

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Schwule Überfall-Telefon als bewährte Möglichkeit bewiesen. Für die weitere Arbeit hat es sich als wichtig erwiesen, kontinuierliche und regelmäßige Zeiten zu schaffen, in denen wir erreichbar sind. Außerdem wurden neue Infomaterialien geschaffen, da es nun wichtig wird, unsere Angebote neben Deutsch und Englisch auch in Arabisch und Farsi zu erklären. So wurden in einem ersten Schritt ein Flyer und ein Poster entwickelt, die in einer ersten, unterschwelligen Ansprache die wesentlichen Aspekte der Menschenrechte thematisieren: Gleichberechtigung, Toleranz und gelebte Diversität sind wichtige Bestandteile der Demokratie. Alles was von nun an veröffentlicht wird, wird auch auf der Homepage von MANEO zu finden sein: http://www.maneo.de/ueber-maneo/opferhilfe/vielfalt-gleichgerechtigung-toleranz.html. Um diese Informationen für unsere Arbeit mit Flüchtlingen besser zu kommunizieren, wurde von uns ein separater Link eingerichtet: www.maneo.de/victim-support. Geflüchtete können darüber unauffälliger und ohne gleich ein Outing zu riskieren, Informationen abrufen. Im zweiten Schritt wurden dann die ersten konzeptuellen Vorbereitungen für weiteres Informationsmaterial erarbeitet. So ist eine Broschüre in Planung, die das Opferhilfeangebot von MANEO im Detail erklären möchte. Darüber hinaus entwickeln wir Maßnahmen, um durch aufsuchende Vorort-Arbeit sowohl mit Multiplikatorinnen und Multiplikatoren einerseits und mit betroffenen Menschen andererseits ins Gespräch zu kommen und sie über unsere Angebote zu informieren. Nicht in jedem Fall können wir davon ausgehen, dass LSBT*, die sich in Flüchtlingseinrichtungen geoutet haben oder geoutet wurden, Zugang zu den LSBT*-Beratungsstellen finden. Dafür gibt es unterschiedliche Gründe und Ursachen. Wir gehen jedoch davon aus, dass diejenigen, die bereits mit Beratungsangeboten erreicht wurden, über diese Beratungsstellen an uns vermittelt werden, sollten sie auch homophobe Übergriffe erlitten haben. Vor diesem Hintergrund haben wir unsere aufsuchende Vorort-Arbeit an Orten, an denen sich Geflüchtete aufhalten, verstärkt. Wir sprechen sowohl mit ehrenamtliche Helfer*innen in der Flüchtlingsarbeit als auch angestellten Sozialarbeiter*innen und Heimleiter*innen. Wir informieren sie über unsere Arbeit und sensibilisieren sie zum Thema Homophobie. Denn sie stehen den betroffenen Menschen durch ihre unmittelbare Arbeit in den Einrichtungen am nächsten. So suchen wir jede Woche mindestens eine Einrichtung auf, die mit Geflüchteten arbeitet. Jede Unterkunft, abhängig davon, ob sie als Notunterkunft oder als Gemeinschaftsunterkunft organisiert ist, muss sich verhalten, wenn es zu Gewalt oder Übergriffen kommt. Dabei ist es wichtig zu verstehen, dass sich unser Angebot in jede Struktur integrieren kann. In Fällen von homophoben Übergriffen in den Unterkünften können beispielsweise dann die einzurichtende räumliche Sicherheit für Betroffene mit unserem Opferberatungsangebot kombiniert werden. Zu unserer aufsuchenden Vorort-Arbeit zählt auch der Kontakt zu Szene-Veranstaltungen, die von Geflüchteten besucht werden. Es hat sich gezeigt, dass diejenigen unter den LSBT* Geflüchteten, die noch nicht öffentlich zu ihrer Homosexualität stehen und dennoch LSBT*Szeneorte wie Bars und Clubs besuchen, Risiken ausgesetzt sind. Die Verheimlichung ihrer sexuellen Orientierung bzw. der fehlende selbstbewusste Umgang führt nicht nur dazu, Gefühle und Erfahrungen zu verstecken, sondern auch zu Risikoverhalten, verstärkt durch Unwissenheit, fehlende Kommunikation und versteckten Belastungen. Aus diesen ersten Ergebnissen haben wir damit begonnen, einen geschützten Raum, einen so genannten ‚Safe Space‘, zu entwickeln. Den Raum werden wir regelmäßig an einem Tag in der Woche anbieten. Hier soll die Möglichkeit bestehen, sich in entspannter Atmosphäre auszutauschen, über Themen zu sprechen, sich zu informieren und auf Fragen einzugehen. Geflüchteten können sich hier vernetzen und sich gegenseitig unterstützen. Dort können wir aber auch Informationen und Kontakte zu weiteren Angeboten in Berlin und zur Gewaltprävention vermitteln.

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Teil II: Fälle / Dokumentation

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1. Zahlenmäßige Übersicht 2016 Personen: Von uns wurden insgesamt 703 Personen beraten (2015: 747; 2014: 742; 2013: 778; 2012: 803; 2011: 883; 2010: 918; 2009: 779): - 392 Personen bei MANEO am Telefon/im Büro (2015: 391; 2014: 380; 2013: 364; 2012: 370; 2011: 365; 2010: 394; 2009: 359); - 311 Personen vor Ort in den Szenen, hier einmalige Gespr. (2015: 356; 2014: 362; 2013: 414; 2012: 433; 2011: 518; 2010: 542; 2009: 420) Beratungsgespräche (BGespr.): Insgesamt wurden von uns 1.543 BGespr. geführt (2015: 1.415; 2014: 1.499; 2013: 1.498; 2012: 1.444; 2011: 1.412; 2010: 1.569; 2009: 1.462): Teil A - 916 (2015: 830; 2014: 866; 2013: 796; 2012: 853) BGespr. beziehen sich auf die unmittelbar betroffenen 392 Pers. (s.o.); - 627 (2015: 585; 2014: 633; 2013: 702; 2012: 591) BGespr. beziehen sich auf Gespräche mit Polizei, Ärzte, Rechtsanwälte, Psychotherapeuten etc., die wir im Rahmen des Casemanagements geführt haben. Teil B - 630 (2015: 554; 2014: 474; 2013: 526; 2012: 620) Beratungen wurden im Rahmen der täglichen Sprechzeiten bei MANEO geführt; - 913 (2015: 861; 2014: 1.025; 2013: 972; 2012: 824) Beratungen wurden im Rahmen der ambulanten Opferhilfe-Beratung geführt. Teil C - 1.543 (2015: 1.415; 2014: 1.499; 2013: 1.498) Beratungen wurden in unserer Einrichtung und - 311 (2015: 356; 2014: 362; 2013: 414) Beratungen Vorort durchgeführt. Fälle: - 659 Meldungen und Hinweise (Fälle) wurden bearbeitet (2015: 555; 2014: 502; 2013: 526; 2012: 474; 2011: 461; 2010: 458; 2009: 418): o davon sind 632 Fälle neu eingegangen (2015: 541; 2014: 474; 2013: 500; 2012: 439; 2011: 422; 2010: 415; 2009: 394); o 27 Fälle wurden aus zurückliegenden Jahren weiter bearbeitet (2015: 14; 2014: 28; 2013: 26; 2012: 35; 2011: 39; 2010: 43; 2009: 24). - Bezogen auf die 632 neuen Meldungen: o wurden von uns 353 Fallmeldungen ausgewertet (2015: 313; 2014: 295; 2013: 353; 2012: 294; 2011: 288; 2010: 292; 2009: 306); o bei 279 Meldungen handelt es sich um Hinweise auf Gewalttaten, die bezüglich Angaben und Anhaltspunkte unkonkret blieben. - Bezogen auf die 353 ausgewerteten Fälle wurden diese wie folgt zugeordnet: o 291 Fälle mit „homophoben und trans*phoben Hintergrund“ und „Tatort Berlin“ (2015: 259) // Wir haben 2015 mit der Gruppe „LSBT* allgemein“ eine neue Gruppe hinzugefügt, die dazu führt, dass ein Vergleich der Gruppen mit den Zahlen der Vorjahre so nicht mehr möglich ist. Wir müssten die zurückliegenden Jahre entsprechend neu differenzieren und auswerten, was uns aufgrund fehlender Ressourcen derzeit nicht möglich ist:  10 Fälle gegen die Gruppe der LSBT* allgemein (Anschläge gegen das ‚Homomahnmal‘ etc.); (2015: 12; 2014: 16)

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o o o

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 243 Fälle gegen Schwule/ männliche Bisexuelle; (2015: 207; 2014: 179)  13 Fälle gegen Lesben/ weibliche Bisexuelle; (2015: 13; 2014: 9)  25 Fälle gegen Trans*Personen; (2015: 23; 2014: 21) 4 Taten waren Tötungsdelikte, die gesondert betrachtet werden müssen; 41 Fälle mit „Tatort Berlin“, jedoch mit „keinem homophoben und trans*phoben Hintergrund“; (2015: 39; 2014: 43) 17 Fälle mit „Tatort nicht Berlin“ (einschließlich homophober/trans*phober Hintergrund); (2015: 15; 2014: 27).

Homophobe, schwulenfeindliche Gewaltstraftaten in Berlin: Wir unterscheiden Gewalttaten grob in folgende Bereiche: vorurteilsmotivierte, gegen Schwule und männliche Bisexuelle gerichtete Gewalttaten (homophobe/ schwulenfeindliche Gewalttaten); vorurteilsmotivierte, gegen Lesben und weibliche bisexuelle gerichtete Gewalttaten (homophobe/ lesbenfeindliche Gewalttaten); vorurteilsmotivierte, gegen Trans*-Personen gerichtete Gewalttaten (trans*-feindliche Gewalttaten), vorurteilsmotivierte, gegen die gesamte Gruppe von LSBT* gerichtete Gewalttaten, andere Formen von Gewalttaten, z.B. Gewalt in einer Beziehung, sexuelle Übergriffe, allgemeine/andere Taten. Grundlage für die Einteilung in homophobe/ schwulenfeindliche Gewalttaten bildet eine Arbeitshypothese und ein „MANEO-Kriterienkatalog“, nach denen wird die Fälle zuordnen. Die homophoben/ schwulenfeindlichen Taten (die gegen LSBT* allgemein gerichteten Taten werden hier nicht mitgerechnet) werden von uns noch einmal nach Taten unterschieden, die einerseits „deutliche Hinweise“ auf eine homophobe/ schwulenfeindliche Tat und andererseits „einfache Hinweise“ auf eine homophobe/ schwulenfeindliche Tat vermitteln. - In 177 Fällen liegen uns „deutliche Hinweise“ auf eine homophobe/ schwulenfeindliche Gewalttat vor; - In 66 Fällen liegen uns „einfache Hinweise“ auf eine homophobe/ schwulenfeindliche Tat vor, in denen wir es für erforderlich halten, dass in diesen Fällen weiter ermittelt werden muss, um die Tat deutlicher zuordnen zu können. Gegenüber den 184 Fällen, in denen Strafanzeige erstattet wurde, stehen 59 Fälle, in denen bei Eingang der Meldung bei uns bisher noch keine Strafanzeige erstattet worden war. Allgemein ist darauf hinzuweisen, dass sich aufgrund einer späteren Strafanzeige, einer weiteren Tatermittlung oder Tataufklärung Zahlen verändern können. Geflüchtete In 14 neuen Fällen wurden 27 Geflüchtete beraten.

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2. Grafiken 2016

¹ „ASG“: vorurteilsmotivierte Gewalt: schwulenfeindlich. ² „weiter zu ermitteln“: Das heißt, dass in 57 Fällen ein vorurteilsmotivierter Bezug hinsichtlich schwulenfeindlicher Ausrichtung der Gewalt“ weiter recherchiert werden muss. Es handelt sich dabei um Fälle, die einen ASG-Bezug erkennen, jedoch noch keine eindeutige Zuordnung zulassen. Sie reichen uns für eine eigene Bewertung nicht aus (siehe auch Bild 2). ³ Hierzu zählen nicht-vorurteilsmotivierte Gewalttaten.

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Bezeichnend für „Raubstraftaten“ mit ASG-Bezug ist, dass diese besondere homophobe Merkmale besitzen, die in der Regel mit offenen Beleidigungen und Vorurteilen gegenüber schwulen Männern in unterschiedlichen Konstellationen einhergehen. Darauf waren wir in unserem Jahresbericht 2010 genauer eingegangen. Vgl. MANEO-Report 2010, S. 34

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3. Fall-Beispiele: Die hier vorgestellten Fallbeispiele aus dem Jahr 2016 sollen das Bild von der Vielschichtigkeit homophober Ausgrenzung und Gewalt vermitteln.19

Fallbeispiel 1 Hohenschönhausen, 29.01.2016, 20:30 Uhr; Raub nach Blind Date und gefährliche Körperverletzung Ein 37 Jahre alter Schwuler Mann traf sich mit einem 24-jährigen auf dem Bahnhof Wartenberg nachdem sie sich über ein Datingportal für Schwule verabredet hatten Der 24 Jahre alte Mann gab an, in der Rostocker Straße zu wohnen. Daraufhin gingen beide in diese Richtung. Nach etwa 150 Metern wurde der 37-Jährige von seinem Date und einem weiteren unbekannten Mann nieder. Der Geschädigte wurde ausgeraubt und bewusstlos zurück gelassen. Nachdem er wieder zu sich gekommen war, begab er sich ins Krankenhaus, wo er über Nacht stationär behandelt wurde. Der Betroffene erstattete Anzeige und wandte sich zwecks Beratung und Unterstützung an MANEO. Fallbeispiel 2 Kreuzberg, 31.01.2016, 04:45 Uhr; Beleidigung und Bedrohung vor einem Club Zwei unbekannte Männer verlangten Eintritt in einen Club in der Oranienstraße. Dieser sei ihnen mit der Begründung, dass drinnen eine schwullesbische Party stattfinde, verwehrt worden. Daraufhin hätte die Tatverdächtigen geäußert: „Können wir nicht rein, ein paar Schwule und Lesben töten?“ sowie „Ich hasse Schwule.“ Es wurde Anzeige gegen unbekannt erstattet. Fallbeispiel 3 Schöneberg, 01.02.2016, 23:30 Uhr; Nötigung, sexueller Übergriff und Diebstahl vor einer schwulen Bar Ein 28 Jahre alter schwuler Mann hält sich gegen 23:30 Uhr vor einer schwulen Bar auf, um eine Zigarette zu rauchen. Daraufhin treten zwei Männer an ihn heran und belästigen ihn sexuell (Hose wird aufgemacht, in den Schritt gefasst, am Körper herumgefummelt). Der Bedrängte versuchte höflich zu bleiben und wehrte sich gegen den Übergriff. Nachdem er in die Bar zurückkehrte, bemerkte er, dass ihm eine erhebliche Menge Bargeld und seine Scheckkarte fehlten. Der Betroffene wandte sich zwecks Beratung und Unterstützung an MANEO. Zum Zeitpunkt des ersten Kontakts war noch keine Anzeige erstattet worden. Fallbeispiel 4 Kreuzberg, 05.02.2016, 02:00 Uhr; Homophobe Beleidigung und Körperverletzung auf Straße Zwei 20 und 23 Jahre alte Männer gingen in der Nacht auf dem Gehweg der Adalbertstraße entlang, als sie aus einer vier- bis fünfköpfigen Personengruppe heraus von einem Unbekannten zunächst homophob beleidigt wurden. Im Anschluss schlug der Angreifer mehrfach dem 23-jährigen mit der Faust gegen den Kopf. Nach der Tat flüchtete die Gruppe unerkannt. Der Geschlagene klagte über Schmerzen am Kopf und wollte sich selbst in ärztliche Behandlung begeben. Der Betroffene erstattete Anzeige

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Zahlreiche weitere Fallbeispiele, auch aus den Vorjahren, finden sich in unseren MANEO-Reports aus den Jahren 2009-2014, aus den Jahren zuvor unter: www.maneo-fallmeldungen.de

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Fallbeispiel 5 Schöneberg, 24.02.2016, 00:15 Uhr; Sexuell belästigt und beklaut Kurz nach Mitternacht kamen zwei Unbekannte mit der so genannten „Antanzmasche“ auf einen 24jährigen in der Fuggerstraße zu. Nach dem „Antanzen“ bemerkte er das Fehlen seiner Geldbörse. Als er die Männer daraufhin ansprach, warfen sie ihm die Geldbörse vor die Füße. Anschließend flüchtete das Duo in Richtung Martin-Luther-Straße. Der 24 Jährige stellte fest, dass Geld aus seinem Portemonnaie fehlte. Der Betroffene informierte die Polizei, die kurz darauf zwei Tatverdächtige (19 und 28 Jahre alt) in der Motzstraße festnehmen konnte. Quelle: Polizeimeldung vom 24.02.2016

Fallbeispiel 6 Tiergarten, 07.03.2016; Schüsse auf das Schwule Museum* Unbekannte haben das Schwule Museum* beschossen. Am 07.03.16 gegen 14 Uhr entdeckten Mitarbeiter des Schwulen Museum* die zerbrochenen Fensterscheiben und die am Boden liegenden Projektile (Metalkugeln), die von einem Luftdruckgewehr stammen sollen. Gegen 15.20 Uhr wurde die Polizei alarmiert. Das Schwule Museum sprach in einer Meldung von einem „Anschlag“. Der Polizeiliche Staatsschutz hat die Untersuchungen übernommen, weil ein homophobes Motiv nicht ausgeschlossen werden kann. Fallbeispiel 7 Hohenneuendorf bei Berlin, 26.03.16; Sachbeschädigung und Volksverhetzung Am 26.03.2016 bemerkt ein schwuler Mann in Hohenneuendorf, dass sein Haus mit Hakenkreuzen und zwei Penissen beschmiert worden war. Weiterhin wurden die Worte „Sieg Heil“ und „88/HH“ an seine Hauswand geschmiert. Der Betroffene erstattete Anzeige und wandte sich an MANEO Fallbeispiel 8 Berlin, 2014, Beleidigung Im Wahlprogramm der Partei Alternative für Deutschland (AfD) für die Landtagswahl Baden-Württemberg finden sich Textpassagen, die Homophobie und Transphobie begünstigen könnten. Hier heißt es auf Seite 30: „Die AfD sieht den Wert des Menschen unabhängig von seinen privaten Interessen, seiner sexuellen Orientierung und seiner allgemeinen Lebensgestaltung. Deshalb stellen wir uns entschieden gegen die volkserzieherische Überhöhung von nicht heterosexuellen Menschen und gegen die Dekonstruktion der Familie. Aufgabe der Bildung muss es sein zu vermitteln, dass die Geschlechter aufeinander zugeordnet sind, einander ergänzen und es geboten ist, einander in Achtung zu begegnen.“ Weiterhin werden äußert sich die AfD gegenüber trans*-Menschen ablehnend auf der Seite 31: „Wir setzen uns dafür ein, dass jedes Kind darin gestärkt wird, sein biologisches Geschlecht anzunehmen.“(1) Laut Berliner Tagesspiegel hat der AfD-Politiker Kay Nerstheimer bereits 2014 gegen Schwule und Lesben gehetzt, in dem er Schwule und Lesben als „degenerierte Spezies“ bezeichnete. Dies wurde vom Tagesspiegel am 20.09.2016 noch einmal publik, nachdem ein Twitter-User dieses Zitat vom Politiker gefunden hatte. Außerdem berichtete der Tagesspiegel: „Erst am Montag hatte der Spitzenkandidat

der Berliner AfD, Georg Pazderski, bestätigt, dass Nerstheimer in der Vergangenheit Mitglied der GDL war. Die "German Defence League" wird vom Bremer Verfassungsschutz als rechtsextremistisch und islamfeindlich eingestuft. Erst 2012 sei Nerstheimer aus der Organisation ausgetreten.“(2) Ob Anzeige erstattet wurde, ist MANEO unbekannt. MANEO dokumentiert diesen Fall. (1) Quelle: https://afd-bw.de/afd-bw/wahlprogramme/landtagswahlprogramm_afd_2016_1.pdf S. 30, abgerufen am 10.05.17 (2) Quelle: http://www.tagesspiegel.de/berlin/queerspiegel/homo-hass-in-der-afd-berlin-afd-abgeordneternerstheimer-hetzt-gegen-homosexuelle/14575694.html abgerufen am 10.05.17

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Fallbeispiel 9 Kreuzberg, 15.04.2016, 02:00 Uhr; transphobe Beleidigung, Bedrohung und gefährliche Körperverletzung auf der Straße In der Nacht zum Freitag ist eine Trans*person von einer Gruppe von vier bis fünf Männern zunächst nach seinem Geschlecht gefragt worden. Die Männer hätten dann „Allahu Akbar“ gerufen und dem Opfer drei Mal gegen die Brust geschlagen. Außerdem hätten sie die betroffene trans*Person mit Bierflaschen bedroht. Erst als ein Zeuge eingriff und „Stopp“ rief, hätten sich die Täter entfernt. Anzeige wurde erstattet. Der Staatsschutz nahm die Ermittlungen auf. Quelle: Polizeimeldung vom 15.04.2016

Fallbeispiel 10 Reinickendorf, 24.04.2016, 12:30 Uhr; Beleidigung, Volksverhetzung und angespuckt am SBahnhof Wilhelmsruh Am 24.04.2016, gegen 12.30 Uhr, ging ein 35 Jahre alter schwuler Mann mit seinem Freund den gemeinsamen Hund an der Leine am Gleis des Bahnhofs Wilhelmsruh entlang. Ein ihnen unbekannter Mann habe dem Melder dann unvermittelt zwei Mal ins Gesicht gespuckt. Zunächst bemerkte er gar nicht, dass er angespuckt wurde, weil er mit seinem Hund beschäftigt war. Als er aber aufsah, bemerkte er, dass der Täter auch seinem Freund zwei Mal ins Gesicht spuckte. Der Täter brüllte dabei: „Ihr schwulen Hurensöhne, ihr Dreckspack, euch müsste man alle vergasen.“ Daraufhin hat der Täter den Bahnhof verlassen. Der Betroffene hat sich wegen der Spucke sehr geekelt und war empört und betroffen, dass er solchen Hass auf sich gezogen hatte. Der Betroffene hat zum Zeitpunkt der Meldung keine Anzeige erstattet, da ihm auf einer Polizeiwache erklärt worden sei, dass eine Anzeige wenig Ergebnisse zeitigen würde. Als der Betroffene sich zwecks Beratung und Unterstützung an MANEO wandte, wurde er in seinem Wunsch bestärkt, Anzeige zu erstatten. Ihm wurde eine Anzeigenerstattung über die ‚Internetwache‘ erklärt. Fallbeispiel 11 Schöneberg, 01.05.2016, 03:00 Uhr; Sexuelle Belästigung und Taschendiebstahl im Regenbogenkiez Gegen drei Uhr morgens war ein schwuler Mann in der Eisenacherstraße, hier zwischen Motzstraße und Fuggerstraße, von einem vermeintlichen Stricher zunächst auf Sex angesprochen worden. Der Betroffene lehnte dies mehrfach ab. Daraufhin „befummelte“ ihn der Täter. Auch dies wies der Betroffene zurück. Dann reagierte der Angreifer blitzschnell, indem er dem Betroffenen sein Handy aus der Jackentasche zog und flüchtete. Der Melder brachte MANEO den Fall zur Kenntnis. Fallbeispiel 12 Kreuzberg, 13.05.2016, 01:00 Uhr; Homophobe Beleidigung und Körperverletzung auf Straße Ein 25-jähriger Mann ist gegen ein Uhr nachts auf der Zossener Straße zunächst von drei jungen Männern als „Schwuchtel“ und „Hurensohn“ beleidigt worden. Als er sich verbal wehrte, schlug ihm einer der drei Männer mit der Faust ins Gesicht. Ein Fahrradfahrer, der den Vorfall bemerkte und anhielt, veranlasste die Täter zur Flucht. Der Geschlagene hat sich bei dem Vorfall erheblich verletzt und musste wegen einer Nasenbeinfraktur ärztlich behandelt werden. Anzeige wurde über Internetwache erstattet. Der Betroffene wandte sich zwecks Beratung und Unterstützung an MANEO. Fallbeispiel 13 Neukölln, 15.05.2016, 20:30 Uhr; Homophobe Beleidigung und sexuelle Belästigung

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Nach Streitigkeiten bezüglich einer zu spät gezahlten Rechnung soll der Kunde eine Tankstellenmitarbeiterin als „Scheiß Lesbe, du solltest dich mal von einem Schwanz durchficken lassen. Am besten von mir.“ beleidigt und sexuell belästigt haben. Anzeige wurde erstattet. Fallbeispiel 14 Friedrichshain, 20.05.2016, 23:00 Uhr; Homophobe Beleidigung und Körperverletzung im Volkspark Friedrichshain Am 20.05.2016, gegen 23.00 Uhr, ging ein 44 Jahre alter schwuler Mann durch das bekannte Cruisinggebiet im Volkspark Friedrichshain, als er von einer Gruppe junger Männer zunächst angepöbelt und mit einer Handyleuchte geblendet wurde. Zwei Männer schrien ihm laut Beleidigungen wie „Schwuli“ zu. Sie riefen andere Gruppenmitglieder zu sich: „Hier ist einer“; „Wir haben einen.“ Als der betroffene Mann weitergehen wollte, hinderte ihn einer der Männer indem er seine Kapuze festhielt. Dann wurde ihm Pfefferspray in sein linkes Auge gesprüht. Der Betroffene erlitt Reizungen am Auge, die auch am nächsten Tag nicht ganz abgeklungen waren. Als der Betroffene Kontakt mit MANEO aufnahm, war noch keine Anzeige erstattet worden. Fallbeispiel 15 Neukölln, 02.06.2016, 12:00 Uhr; Beleidigung und gefährliche Körperverletzung Gegen Mittag wurde ein 26-Jähriger in Neukölln zunächst beleidigt und dann getreten. Seinen Aussagen und denen seiner 22- und 27-jährigen Freunden zufolge, saßen die drei vor einem Imbiss in der Sonnenallee, als ein Unbekannter sich neben sie setzte und den 26-Jährigen, vermutlich aufgrund seines weiblichen Erscheinungsbildes, anstarrte. Anschließend habe er ihn bezüglich seines Aussehens beleidigt. Kurze Zeit später seien fünf weitere Männer hinzugekommen, von denen zwei unvermittelt auf die drei eintraten und -schlugen und anschließend flüchteten. Das Opfer und seine Bekannten wurden leicht verletzt. Im Zuge der Ermittlungen des polizeilichen Staatsschutzes teilte der 26-Jährige mit, dass bereits in der vergangenen Nacht von einem der Täter in der Sonnenallee geschlagen worden sei. Anzeige wurde erstattet. Der polizeiliche Staatsschutz des Landeskriminalamts nahm die Ermittlungen auf Quelle: Polizeimeldung vom 03.06.2016

Fallbeispiel 16 Neukölln, 03.06.2016, 22:40, homophobe und rassistische Beleidigung und Körperverletzung auf der Straße Der 27-Jährige Betroffene schilderte, dass er gegen 22:40 Uhr telefonierend auf dem Vorplatz des UBahnhofs Hermannstraße stand. Nach Beendigen des Gesprächs wurde er unvermittelt von einem Passanten homophob und rassistisch beleidigt. Als der Geschädigte wegging wurde er vom mutmaßlichen Täter verfolgt und weiterhin beleidigt. Der 27-Jährige machte daraufhin ein Video von dem Täter und teilte ihm dies mit. Der Täter drückte den Beleidigten infolgedessen an die Wand und würgte ihn. Passanten bemerkten das Geschehen und gingen dazwischen, woraufhin der Angreifer von seinem Opfer abließ. Es wurde Anzeige erstattet. Quelle: Polizeimeldung vom 05.06.2016

Fallbeispiel 17 Friedrichshain, 13.06.2016, 16:00 Uhr; homophobe Beleidigung, Bedrohung und Körperverletzung durch Anspucken Ein 22-Jähriger fuhr mit der S-Bahnlinie S9 in Richtung Pankow als er gegen 16:00 Uhr von einem Fremden zunächst homophob beleidigt und dann mit einem unbekannten Gegenstand bedroht wurde. An-

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schließend packte ihn der unbekannte Täter an den Hals, schubste ihn gegen eine Trennwand und spuckte ihm ins Gesicht. Am Bahnhof Ostkreuz verließ der Angreifer die Bahn und bedrohte den jungen Mann mit einem unbekannten Gegenstand. Der Betroffene wurde leicht am Oberkörper verletzt und hatte wegen des Anspuckens Brechreiz. Der Geschädigte meldete das Geschehen am Folgetag mittels eines Dolmetschers der Polizei. Der Staatsschutz nahm die Ermittlungen auf. Fallbeispiel 18 Mitte, 17.06.2016, 02:15 Uhr; Homophober Übergriff auf der Straße vor einer Szenebar Der Betroffene, ein 28 Jahre alter Mann, kam gegen 02:15 Uhr aus einer Bar in der Steinstraße und wurde aus einer Gruppe von Männern heraus gefragt, ob er homosexuell sei. Der Mann bejahte dies und wollte daraufhin seinen Weg weiter fortsetzen. Als er sich im Weggehen umdrehte, bekam er plötzlich aus der Gruppe heraus einen Faustschlag ins Gesicht. Er erlitt dadurch leichte Verletzungen im Gesicht. Es wurde Anzeige erstattet. Quelle: Polizeimeldung vom 18.06.2016

Fallbeispiel 19 Schöneberg, 20.06.2016, 13:00 Uhr; Homophobe Beleidigung auf der Straße Ein 50-Jähriger Mann kam aus einem Baumarkt in der Bayreuther Straße, und drehte sich um, weil er laute Geräusche hinter sich nicht zuordnen konnte. Er beobachtete dann, wie zwei Männer aus dem Auto ausstiegen. Einer der beiden unbekannten Männer rief dem Betroffenen daraufhin unvermittelt zu: „Was guckst du – schwule Sau! Arschficker. Ich ficke deine Mutter“, usw. Der Betroffene erklärte, dass er fassungslos gewesen sei. Der betroffene schwule Mann erstattete zunächst keine Anzeige. Er wandte sich zwecks Beratung und Unterstützung an MANEO. Fallbeispiel 20 Wedding, 24.07.2016, 03:00 Uhr; homophober Übergriff und gefährliche Körperverletzung auf der Straße Am Sonntag, gegen 03:00 Uhr morgens, gingen ein 21-Jähriger und sein 20-jähriger Begleiter an einem Imbiss in der Luxemburger Straße vorbei. Aus einer Gruppe von drei Männern heraus wurden sie angesprochen und gefragt, warum sie schwarze Striche im Gesicht tragen. Der 21-Jährige erklärte ihm daraufhin kurz, dass er von einer CSD-Veranstaltung komme. Die Gruppe von Männern folgte den beiden daraufhin. Einer der Männer streichelte das Basecap des 20-Jährigen und drückte seinen Kopf herunter. Der Ältere schubste seine Hand weg und wurde dadurch zum neuen Ziel des Angreifers. Der Mann schlug dem 21-Jährigen mit der Faust und der flachen Hand so hart gegen den Kopf, dass der Betroffene zu Boden ging. Ein zweiter Mann aus der Gruppe schlug ihn dann ebenfalls. Der dritte beteiligte sich nicht an den Schlägen. Der Angegriffene erlitt Arm- und Kopfverletzungen, die in einem Krankenhaus ambulant behandelt werden mussten. Sein Begleiter wurde nicht verletzt. Anzeige wurde erstattet. Der polizeiliche Staatsschutz hat die Ermittlungen übernommen. Quelle: Polizeimeldung vom 24.07.2016

Fallbeispiel 21 Mitte, 23.07.2016, 17:00 Uhr; Beleidigung und Körperverletzung in der S-Bahn auf dem Heimweg vom CSD Ein 23 Jahre alter CSD-Besucher wurde in der S-Bahn in Höhe des Bahnhofs Hackescher Markt auf dem Heimweg zunächst angepöbelt und dann unvermittelt ins Gesicht geschlagen. Er musste daraufhin von alarmierten Rettungskräften mit einer Nasenfraktur und einer deutlichen Schwellung des linken Auges in ein Krankenhaus gebracht werden. Die Rettungsstelle alarmierte die Polizei. Der Geschädigte war aller-

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dings nicht in der Lage, genaue Angaben zu machen. Der schwule Mann vermutet, dass er aufgrund seines äußeren Erscheinungsbildes, seines CSD-Outfits, attackiert wurde. Am nächsten Tag meldete sich der Betroffene selbst bei der Polizei, um den Vorfall anzuzeigen. Quelle: Polizeimeldung vom 25.07.2016

Fallbeispiel 22 Mitte, 07.08.2016, 05:10 Uhr; Homophobe Beleidigung, versuchte Körperverletzung und Angriff gegen einen Polizeibeamten Am Sonntag, gegen 05:10 Uhr, wurde ein 20-jähriger schwuler Mann, der in Begleitung eines 36-jährigen Schwulen war, von einem unbekannten Mann, ebenfalls in Begleitung, beleidigt. Der 20-Jährige ging, ohne auf die Beleidigung zu reagieren, weiter. Sein Begleiter hingegen stellte den Beleidiger zur Rede. Dieser versuchte den 36-Jährigen mit der Faust zu schlagen, was misslang. Ein Polizeibeamter beobachtete das Geschehen und gab sich zu erkennen. Daraufhin flüchteten die Angreifer. Als der Polizist den Mann festhielt, wurde er vom dessen Begleiter angespuckt und an der Jacke gezogen, so dass der mutmaßliche Täter freikam. Beide versuchten mit einem Taxi zu entkommen, welches der Polizeibeamte jedoch aufhalten konnte. Die alarmierten Polizisten des zuständigen Abschnitts nahmen die beiden mutmaßlichen Täter fest. Gegen den bisher unbekannten Haupttäter wurde wegen homophober Beleidigung und versuchter Körperverletzung Anzeige eingeleitet. Gegen seinen Begleiter wegen Beleidigung und Gefangenenbefreiung ermittelt. Quelle: Polizeimeldung vom 07.08.2016

Fallbeispiel 23 Mitte, 16.08.2016, 23:55 Uhr; Homophob beleidigt und Körperverletzung auf dem Alexanderplatz In der Nacht ist auf dem Alexanderplatz ein 19-Jähriger an einen anderen 19-Jährigen herangetreten, der Frauenkleider trug. Offenbar ging er davon aus, dass er es mit einer Frau zu tun habe. Nachdem er bemerkte, dass dieser keine Frau ist, schlug er dem Opfer mit der Hand ins Gesicht und gegen die Brust. Zeitgleich beleidigte er ihn. Die Polizisten nahmen noch vor Ort den mutmaßlichen Täter fest. Gegen ihn laufen Ermittlungen wegen Körperverletzung und Beleidigung. Der Geschädigte lehnte eine medizinische Behandlung ab. Der Betroffene erstattete Anzeige. Quelle: Polizeimeldung vom 17.08.2016

Fallbeispiel 24 Tiergarten, 25.08.2016, 20:45 Uhr; Homophobe Beleidigung und Körperverletzung mittels einer unbekannten Flüssigkeit Ein unbekannter Täter hat in der Nacht drei Männer homophob beleidigt und sie anschließend mit einer unbekannten Flüssigkeit bespritzt. Die drei Männer saßen auf einer Parkbank am Tiergartenufer, als plötzlich ein unbekannter Mann auf sie zuging und die drei homophob beleidigte. Im Anschluss übergoss er sie mit der Flüssigkeit, die bei den Opfern Übelkeit und Hautreizungen auslöste. Einer der Geschädigten entschloss sich nach anfänglichem Zögern doch eine Anzeige auf dem Abschnitt zu erstatten. Die Beamten mussten einen Rettungswagen rufen und das Opfer wegen seiner Verletzungen ambulant behandelt werden. Die Gegend, in der sich die Tat ereignete, ist als Cruising-Gebiet bekannt. Fallbeispiel 25 Schöneberg, 27.08.2016, 19:15 Uhr; Homophobe Beleidigung, Bedrohung und versuchte Körperverletzung auf Straße

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Zwei als schwules Paar erkennbare Männer wurden am Abend vor einem Supermarkt von einem Anfang 20-jährigen Mann homophob beleidigt und angegriffen. Zunächst bezeichnete er die beiden, die aus dem Supermarkt kamen, als „Scheiß Pack“. Einer der beiden fragte den Täter daraufhin, ob er ein Problem habe. Dieser entgegnete: „Ja, ich habe ein Problem mit euch scheiß Schwuchteln, euch Arschfickern.“ Die Männer schrien ihn an, sie in Ruhe zu lassen und zu verschwinden. Darauf reagierte der Angreifer noch gereizter und rief „Ich fick euch in den Arsch und schneid dir die Kehle durch.“ Außerdem griff er einen der beiden Männer mit Fäusten an, was dieser abwehren konnte. Die beiden Betroffenen forderten den Täter sehr lautstark auf zu verschwinden und drohten damit, die Polizei zu rufen, woraufhin sich der Täter entfernte, auch wegen der aufmerksam gewordenen Passanten. Dabei setzte er jedoch die Bedrohungen und Beschimpfungen fort. Der Vorfall wurde bei der Polizei angezeigt. Der Betroffene wandte sich zwecks Beratung und Unterstützung an MANEO Fallbeispiel 26 Tiergarten, 28.08.2016, 00:30 Uhr; Homophobe Beleidigung und Bedrohung mit einem Hammer im Cruisinggebiet Tiergarten In der Nacht kam es zu einem homophoben Vorfall im Cruisinggebiet. Zwei Männer leuchteten mit einer Taschenlampe zwei schwule Männer an, die auf einer Parkbank saßen, und beleidigten sie homophob. Beide waren mit einem Hammer und einer Rohrzange bewaffnet. Einer der beiden Cruiser hatte ebenfalls eine hell leuchtende Taschenlampe dabei und strahlte den Tätern damit ins Gesicht. Er forderte die beiden Männer auf zu verschwinden. Daraufhin stieß einer der Unbekannten mit dem Hammer gegen den Bauch des Opfers. Der Attackierte schrie sofort „Hilfe, Überfall! Der hat einen Hammer.“ Die Täter entfernten sich in Richtung Hansaviertel. Der Angegriffene konnte anschließend beobachten, wie die Männer anderen Cruisern entgegen gingen, die sich im Park aufhielten. Die Polizei wurde von Passanten alarmiert, die dann den Park nach den mutmaßlichen Tätern absuchte. Die Täter konnten unerkannt flüchten. Der Betroffene und auch andere, die bedroht worden waren, erstatteten Anzeige. Anschließend meldeten sich mehrere Betroffenene unabhängig voneinander bei MANEO. Fallbeispiel 27 Schöneberg, 03.09.2016, 23:30 Uhr; Homophobe Beleidigung und Körperverletzung Ein 29-Jähriger Mann sitzt vor einem Lokal in der Motzstraße und nimmt mit seinem Handy ein Video auf. In diesem Moment geht ein stark alkoholisierter Mann vorbei und bleibt provozierend stehen. Er beschwert sich über die Aufnahme und beginnt unvermittelt, den Betroffenen homophob zu beleidigen und anzuspucken. Der Betroffene verständigte die Polizei. Diese konnte den mutmaßlichen 25-jährigen Täter noch in der Nähe des Tatorts festnehmen. Fallbeispiel 28 Kreuzberg, 08.09.2016, 22:00 Uhr; nach einem Kuss homophobe Beleidigung auf der Straße Gegen 22:00 küsste ein schwuler Mann seinen Freund, bevor sie vom Möbel Olfe zum U-Bahnhof Kottbusser Tor gingen. Kurz darauf bemerkte der Betroffene etwas in der Nähe seines Halses. Er realisierte dann, er von einem anderen Mann mit einer leeren Wasserflasche beworfen worden war. Als er sich umdreht, sah er einige Männer bei einem Frisörsalon stehen. Einer von diesen Männern rief: „Weg! Nicht küssen. Keine blöden Homos.“ Der Betroffene wollte sich der Situation stellen und die Gruppe zur Rede stellen, was sein Begleiter allerdings verhinderte. Sie sahen seiner Meinung nach zu bedrohlich aus. Der Melder gab gegenüber MANEO an, dass andere Gäste der Bar von weiteren Beleidigungen der Männergruppe betroffen waren. Die Betroffenen erstatteten keine Anzeige. Sie wandten sich zwecks Beratung an MANEO.

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Fallbeispiel 29 Mitte, 24.09.2016, 02:00 Uhr; Homophober Angriff auf der Straße Zwei schwule Männer, 23 und 25 Jahre alt, gehen in auffälliger Kleidung die Heinrich-Heine-Straße entlang als sie eine dreiköpfige Gruppe junger Männer bemerken. Sicherheitshalber wechseln sie die Straßenseite. Aus der Personengruppe löste sich dann ein Mann, folgte den beiden und schlug zuerst den Jüngeren. Anschließend attackierte der Schläger den Älteren mit zwei Schlägen ins Gesicht. Als eine hinzukommende Passantin den beiden Niedergeschlagenen zu Hilfe eilte, flüchtete der Täter unerkannt. Eine Passantin eilt den Niedergeschlagenen zur Hilfe. Der Täter flüchtet unerkannt. Die beiden Opfer begeben sich zur ambulanten Behandlung in ein Krankenhaus. Dort erstatten sie bei verständigten Polizeibeamten Anzeige. Quelle: Polizeimeldung vom 24.09.2016

Fallbeispiel 30 Tiergarten, 27.09.2016, 18:15 Uhr; trans*phobe Beleidigung, gefährliche Körperverletzung und Raub im ‚kleinen Tiergarten‘ Gegen 18:15 Uhr wird eine 33-jährige Trans*person im Kleinen Tiergarten in Moabit aufgrund ihres Aussehens von drei Männern angesprochen und beleidigt. Es entwickelt sich ein handfester Streit, wobei ein 17-Jähriger der Trans*person mehrfach mit der Faust ins Gesicht schlägt, sie damit zu Boden bringt und ihr die Handtasche entreißt. Die Täter lassen erst von ihrem Opfer ab, als Zeugen hinzukommen. Woraufhin sie flüchten. Einer der Täter schlägt jedoch noch weiter auf sein Opfer ein und flüchtet erst dann. Dieser konnte von den Zeugen festgehalten und der alarmierten Polizei übergeben werden. Die Kriminalpolizei übernahm die Ermittlungen.

Berlin, 07.03.2017 – „Gestern bedankten wir uns bei zwei Zeugen, die nicht wegsahen, sondern couragiert einschritten, als am 27. September 2016 eine Transgeschlechtliche von drei Jugendlichen beleidigt, angegriffen und beraubt wurde. Unser Leiter der Polizeidirektion 3, Herr Direktor beim Polizeipräsidenten Sydow, lud die zwei gestern zu sich ein und überreichte ihnen Einkaufsgutscheine und eine Urkunde als Dank für ihre Zivilcourage. Was war geschehen? Nach unseren bisherigen Erkenntnissen soll die Transperson am Abend des 27. September 2016 im kleinen Tiergarten zunächst von drei Jugendlichen wegen ihres Aussehens beleidigt worden sein. Sie sei dann von den Jugendlichen ins Gesicht geschlagen und an den Haaren gezogen

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worden. Als sie zu Boden ging, sei sie hier weiter attackiert worden, wobei einer der Jungen die Handtasche an sich nahm. Unsere beiden geehrten Zeugen liefen an dem Tag zufällig an der Stelle entlang, sahen Tritte auf die Geschlagene, eilten zu Hilfe und forderten die Beteiligten auf, aufzuhören. Zwei der Jugendlichen seien daher zunächst mit der Beute geflüchtet. Auch der Dritte, ein 17-jähriger Tatverdächtiger, versuchte zu flüchten, wurde jedoch durch unsere Zeugen verfolgt und bis zum Eintreffen unseres hinzugerufenen Streifenteams festgehalten. Vor Ort wurden dann im weiteren Verlauf ebenfalls die zwei weiteren Jugendlichen und die relevante Tasche angetroffen. Die näheren weiteren Ermittlungen zu dem Sachverhalt führt das Raubkommissariat unserer Polizeidirektion 3. Wir sagen Danke für die Zivilcourage und den beherzten Einsatz unserer zwei Zeugen!“ Quelle, Facebook-Seite der Polizei Berlin https://www.facebook.com/PolizeiBerlin/photos/a.253825908134854.1073741828.167233600127419/65648 0457869395/?type=3&theater

Fallbeispiel 31 Schöneberg, 20.10.2016, 00:45 Uhr; trans*phob beleidigt, geschlagen und des Handys beraubt In der U-Bahn der Linie 2 in Richtung Bülowstraße sitzt eine 19-Jährige Trans*person. Aufgrund ihres Aussehens wird sie von drei Unbekannten ausgelacht und beleidigt. Sie spricht die Täter darauf an, welche dann noch im Zug anfangen, auf sie einzutreten, sie zu stoßen und zu schlagen. Am Bahnhof angekommen verlässt die Angegriffene den Wagen. Dabei fällt ihr Handy runter, welches einer der Angreifer an sich nimmt. Es wurde Anzeige erstattet. Der polizeiliche Staatsschutz des LKA nahm die Ermittlungen auf. Quelle: Polizeimeldung vom 20.10.2016

Fallbeispiel 32 Charlottenburg, 22.10.2016, 15:30 Uhr; Homophobes Plakat in Hertha Ostkurve Während des Heimspiel von Hertha BSC gegen den 1. FC Köln wird von den Fans in der Ostkurve ein 50 Meter langes Plakat hochgehalten, dass eine klar homophobe Botschaft verbreitet: „WH 96: Lieber eine Mutter als zwei Väter.“

Quelle: #BSVKOE (via @spielbeobachter)

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Anzeige wurde nicht erstattet. Jedoch fand diese Aktion ein kritisches mediales Echo. Hertha BSC distanzierte sich von der homophoben Botschaft. Fallbeispiel 33 Köpenick, 22.10.2016, Homophobe Beleidigung durch Graffiti an der Häuserwand Das Haus eines schwulen Mannes in Köpenick wurde in der Nacht mit Hakenkreuzen beschmiert. Dazu wurde Parole „Euch Schwule sollte man vergasen“ an die Hauswand geschmiert. Der Betroffene erstattete Anzeige und wandte sich zwecks Beratung und Unterstützung an MANEO. Fallbeispiel 34 Hohenschönhausen, 05.11.2016, 01:10 Uhr; Homophob beleidigt und Körperverletzung In der Nacht wurde die Polizei zu einer Auseinandersetzung nach Neu-Hohenschönhausen gerufen. Ein 24 Jahre alter Mann zeigte an, dass er gegen 01:10 Uhr an der Tram-Haltestelle Falkenberger Chaussee Ecke Welserstr mit einem ihm unbekannten Mann in Streit geraten sei und von diesem homophob beleidigt wurde. Wenig später sei ein weiterer Mann hinzugekommen, soll sich verbal an den Beleidigungen beteiligt und dem 24-Jährigen einen Kopfstoß versetzt haben. Der Angegriffene sei dann geflüchtet, habe sich versteckt und die Polizei gerufen. Der 24-Jährige erlitt Verletzungen im Gesicht, lehnte eine ärztliche Behandlung jedoch ab. Der Betroffene alarmierte sofort die Polizei. Eine umgehende Suche nach den Tätern verlief erfolglos. Quelle: Polizeimeldung vom 06.11.16

Fallbeispiel 35 Schöneberg, 18.11.2016, 21:30 Uhr; Sexuelle Nötigung und Diebstahl auf der Straße Gegen 21:30 Uhr geht ein 52 Jahre alter schwuler Mann, der sich als Tourist über das Wochenende in Berlin aufhielt, die Martin-Luther-Straße entlang und wird von einem jungen Mann wegen einer Zigarette angesprochen. Als er näher kommt, macht er den Betroffenen sexuell an und fragt, wo er hingehe, um daraufhin zu fragen, ob er mitkommen könne. Dabei habe er dem Betroffenen in den Schritt gefasst, am Körper berührt und ihn sexuell belästigt. Der Betroffene lehnte die Annäherungsversuche des Mannes ab und geht weiter. Als er in eine Bar einkehrte stellte er kurz darauf fest, dass ihm 70 Euro aus seiner hinteren Hosentasche fehlen. Seinen Geldbeutel hatte der Geschädigte extra im Hotel gelassen und nur das Bargeld mitgenommen. Anzeige wurde nicht erstattet. Der Betroffene wandte sich zwecks Beratung an MANEO. Fallbeispiel 36 Prenzlauer Berg, 20.11.2016, 05:20 Uhr; Mann in Frauenkleidern in einer Diskothek beleidigt und geschlagen In einer Diskothek in der Schönhauser Allee wird in der Nacht ein 25-Jähriger von einem Unbekannten beleidigt und geschlagen. Der Mann war mit Freunden zu Gast bei einer Motto-Party in einer Diskothek. Dazu trug er Frauenkleider. Gegen 5:20 Uhr sei er plötzlich auf der Toilette von einem Unbekannten aufgrund seiner Kleidung beleidigt worden. Bei dem Versuch, den Mann zur Rede zu stellen, schlug dieser ihm mit der Faust ins Gesicht. Der Angegriffene verständigte die Polizei. Der Angreifer konnte sich jedoch noch vor dem Eintreffen der Polizei entfernen. Quelle: Polizeimeldung vom 20.11.2016

Fallbeispiel 37 Neukölln, 04.12.2016, 01:05 Uhr; Homophob beleidigt und verletzt auf dem U-Bahnhof Die beiden 28 und 31 Jahre alten Opfer wurden kurz nach 1 Uhr im U-Bahnhof Boddinstraße aus einer Männergruppe heraus zunächst homophob beleidigt. Anschließend habe einer der Männer in Richtung

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des 28-Jährigen getreten und ihn am Unterarm getroffen und dabei verletzt. Der Betroffene musste sich in ärztliche Behandlung begeben. Es wurde Anzeige erstattet. Quelle: Polizeimeldung vom 05.12.2016

Fallbeispiel 38 Mitte, 16.12.2016, 03:40 Uhr; Homophober Angriff in der U-Bahn Drei junge Männer sind mittags Opfer einer homophoben Attacke durch vier Täter geworden. Das Trio, das aus zwei 19-Jährigen und einem 24-Jährigen besteht, sei zunächst in der U-Bahn angesprochen worden. Einer fragte das Trio „Warum seid ihr schwul?“. Der Älteste entgegnete darauf, dass es erlaubt ist, homosexuell zu sein. Das Quartett bedrängte daraufhin das Trio. Die Belästigten stiegen am Bahnhof Alexanderplatz aus und versuchten den Angreifern aus dem Weg zu gehen. Weiterhin hätten sie die Angreifer gebeten, sie ihn Ruhe zu lassen. Daraufhin haben die Täter zwei der Männer ins Gesicht geschlagen, die Verletzungen im Gesicht erlitten. Mitarbeiterinnen der BVG trennten die mutmaßlichen Angreifer von den Attackierten. Die Verdächtigen ergriffen die Flucht. Kurz darauf erkannten die Opfer einen der Täter am Alexanderplatz wieder und verständigten die Polizei. Beamte einer Einsatzhundertschaft nahmen einen 17-Jährigen vorläufig fest. Die Betroffenen erstatteten Anzeige. Quelle: Polizeimeldung vom 04.12.2016

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4. Tötungsdelikte Meldungen zu Tötungsdelikten aus dem Jahr 2015

01.02.2016 – Tötungsdelikt im Hostel, Charlottenburg Jim Reeves wurde am Morgen des 02.02.2016 um sieben Uhr in einem Hostel tot aufgefunden. Die Polizei geht von einem Tötungsdelikt aus. Am Samstag soll Jim mit zwei anderen Hostel-Bewohnern in einer Bar gewesen sein. Er verabschiedete sich von einem Freund, den er dort getroffen hatte und fuhr mit den anderen zwei Hostel-Bewohnern zurück ins Hostel. Ein Jahr später konnten beide Täter ermittelt und festgenommen werden. ------Polizei und Staatsanwaltschaft Berlin meldeten am 22.02.2017:

„Tötungsdelikt in Hostel – Tatverdächtige ermittelt und in Haft In Zusammenhang mit der Ermordung des 47-jähigen Musikproduzenten und Sängers am 1. Februar 2016 in einem Hostel am Stuttgarter Platz in Berlin-Charlottenburg konnte nun der zweite Tatverdächtige festgenommen werden. Nach einjähriger intensiver Fahndung gelang es der Zielfahndung Berlin, den 29jährigen polnischen Staatsangehörigen in Lleida/Spanien aufzuspüren und in enger Zusammenarbeit mit den spanischen Fahndern dort am 7. Februar 2017 dingfest zu machen. Bei der Festnahme leistete der Tatverdächtige erheblichen Widerstand. Zudem führte er zwei verfälschte Ausweise, einen Elektroschocker, drei Mobilfunktelefone und 7.000 Euro Bargeld mit sich. Beamte des Landeskriminalamtes Berlin, darunter auch zwei Mitarbeiter der Zielfahndung, überstellten den Festgenommenen am vergangenen Freitag von Madrid nach Berlin. Nach Verkündung des Haftbefehls wurde er in der Justizvollzugsanstalt Moabit untergebracht. Der mutmaßliche Mittäter, ein 23Jähriger Landsmann, konnte bereits am 19. Februar 2016 in Brzezno/Polen durch polnische Zielfahnder festgenommen werden. Er verbüßt zurzeit noch eine offene Haftstrafe in Polen und soll anschließend nach Deutschland ausgeliefert werden. Erstmeldung Nr. 0300 vom 1. Februar 2016: Toter in Hostel – Mordkommission ermittelt In einem Hostel in Charlottenburg wurde heute Morgen ein Mann leblos aufgefunden. Ein Mitbewohner entdeckte gegen 7 Uhr in einem Zimmer der Unterkunft am Stuttgarter Platz den Leichnam des 47jährigen Mannes. Der Mann könnte das Opfer eines Tötungsdelikts geworden sein. Die weiteren Ermittlungen wurden von der 6. Mordkommission übernommen.“ Quelle, Polizei Berlin, aktuelle Polizeimeldungen, 22.02.2017: https://www.berlin.de/polizei/polizeimeldungen/pressemitteilung.439926.php

------Dazu meldete die Berliner Zeitung am 02.02.2016: Jim Reeves tot aufgefunden Tatverdacht nach Mord an Sqeezer-Sänger Der Sänger und frühere Moderator Jim Reeves ist in einem Hostel am Stuttgarter Platz in Charlottenburg erschlagen worden. Das bestätigte die Obduktion der Leiche, die am Montag entdeckt wurde. Die Polizei bestätigte, dass der 47-jährige Mann durch stumpfe Gewalt ums Leben kam. Näheres teilte die Mordkommission am Dienstag nicht mit. Motiv noch unbekannt Die Ermittler haben inzwischen einen Tatverdacht. Gegen wen er sich richtet und ob es einen oder mehrere Verdächtige gibt, wurde nicht bekannt. „Wir kennen das Motiv noch nicht zweifelsfrei“, sagte Martin Steltner, Sprecher der Staatsanwaltschaft. Ermittelt werde in alle Richtungen.

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Polizisten gehen davon aus, dass der Fall schnell geklärt wird. Mittlerweile sollen sie nach zwei Männern aus Polen fahnden, die mit dem Künstler zusammen im Hostel gewohnt haben. Die Leiche des Musikers war, wie berichtet, am Montag gegen 7.45 Uhr von einem Reisenden entdeckt worden. Er hatte eingecheckt. Als er sein Zimmer betrat, sah er den Toten. Die Leiche lag auf dem Bett. Dem äußeren Anschein nach, soll sich das Opfer heftig gewehrt haben. Rückfahrt ins Hostel Im Hostel äußerte man sich am Dienstag zu dem Tötungsdelikt nicht. Bestätigt wurde, dass das Opfer Gast des Hostels war. Der Künstler soll nach einem Streit mit seiner Freundin in die Herberge gezogen sein und dort ein Mal übernachtet haben. Ob er allein ein Zimmer bewohnte, war am Dienstag nicht zu erfahren. Das sei Täterwissen und deshalb nicht öffentlich, so die Polizei. Die Familie, die sich am Dienstag bei der Mutter des Opfers im Kölner Stadtteil Deutz traf, widersprach Behauptungen, nach denen Jim Reeves schwul gewesen sein soll. Der Sänger soll am Samstagabend mit zwei anderen Hostelbewohnern in einer Bar gewesen und dort gefeiert haben. Nachts verabschiedete er sich von einem Freund, alle drei fuhren in das Hostel zurück, das bei Homosexuellen beliebt ist. Was sich im Anschluss zutrug, ist noch nicht zweifelsfrei geklärt. Fest steht, dass der Tote mehrere Stunden in dem Hostelzimmer lag. Möglicherweise hatten die Täter den Sänger bedrängt. Ob er ausgeraubt wurde, teilte die Polizei nicht mit. Quelle, Berliner Zeitung online, 02.02.2016, http://www.berliner-zeitung.de/berlin/polizei/jim-reeves-totaufgefunden-tatverdacht-nach-mord-an-sqeezer-saenger-23555784

------Spiegel Online meldete am 02.02.2016 dazu: „Eurodance-Star

Sqeezer-Sänger Jim Reeves tot aufgefunden In der Hochphase des Neunzigertrash hatte er etliche Hits mit der Band Sqeezer: Der Sänger Jim Reeves wurde in einem Hostel in Berlin tot aufgefunden, er wurde 47 Jahre alt. Die Polizei ermittelt. Seine ersten Singles veröffentlichte der in Köln geborene Jim Reeves mit seinen Geschwistern Shary, Terry und Andrew: Unter dem Namen 4 Reeves kamen "Party" oder "Jumpin'" heraus, mit der deutschen Fußballnationalmannschaft sangen sie "Everybody's Going to the USA". Sein Cousin Mola Adebisi moderierte derweil beim TV-Sender Viva. Doch der wirkliche kommerzielle Durchbruch kam für Reeves erst in der zweiten Hälfte der Neunzigerjahre mit der Formation Sqeezer: Mit "Blue Jeans" oder "Without You" gelangten sie in die Top Twenty der deutschen Singlecharts, auch mit "Tamagotchi" trafen sie den Zeitgeist. Für "Get it Right" taten sie sich 1997 mit Cousin Mola und der Boygroup Bed & Breakfast zusammen. Die Sängerinnen an seiner Seite wechselten dabei häufig, doch Jim Reeves blieb mit auffällig gefärbten Dreadlocks der Mittelpunkt der Band. Während seine frühere Sqeezer-Kollegin Loretta Stern als Schauspielerin reüssierte, unter anderem als Kommissarin in einer ARD-Vorabendserie, arbeitete Reeves in seiner nachmusikalischen Karriere als Moderator und Manager. Zwischen einigen Solosingles gab es auch immer wieder neue Versionen von Sqeezer (zwischenzeitlich auch: Squeezer), die Songs veröffentlichten und auftraten. Wie die "Bild"-Zeitung berichtet, wurde Reeves am Montagmorgen von der Polizei in einem Berliner Hostel tot aufgefunden. Er wurde 47 Jahre alt. Zuletzt sei er am Samstagabend gesehen worden. Die Polizei ermittelt wegen eines Tötungsdelikts, wie auch die "B.Z." meldet. Auf der offiziellen Facebook-Seite des Eurodance-Projekts gab die aktuelle Sqeezer-Sängerin ein Statement ab. Niemand habe "einen solchen Tod verdient", so die Sängerin. Feb“ Quelle, Spiegel Online, 02.02.2016, URL: http://www.spiegel.de/kultur/musik/sqeezer-saenger-jim-reevestot-aufgefunden-toetungsdelikt-a-1075212.html

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MANEO-Projektleiter, Bericht für 2016

------Über die Festnahme des zweiten Täters berichtete rbb-online am 22.02.1017

„Tatort Stuttgarter Platz - Nach Mord an Jim Reeves: zweiter Tatverdächtiger gefasst In einem Hostel am Stuttgarter Platz in Berlin-Charlottenburg wurde der Musiker Jim Reeves brutal ermordet. Nun gelang es Zielfahndern der Polizei, den zweiten der beiden Tatverdächtigen festzunehmen - nach über einem Jahr intensiver Suche. Mehr als ein Jahr nach der Ermordung des Musikers Jim Reeves in einem Berliner Hostel ist ein zweiter Tatverdächtiger festgenommen worden. Der 29-Jährige wurde im spanischen Lleida gefasst, wie die Polizei am Mittwoch mitteilte. Zielfahnder waren dem 29-Jährigen zuvor lange erfolglos auf den Fersen. Die Festnahme geschah bereits am 7. Februar, wurde aber erst jetzt bekannt. Der aus Polen stammende Tatverdächtige soll dabei erheblichen Widerstand geleistet haben. Er führte unter anderem zwei gefälschte Ausweise, einen Elektroschocker und 7.000 Euro Bargeld mit sich. Mutmaßlicher Mittäter sitzt derzeit eine Haftstrafe ab (...)Der in Köln als Jim Nyasani geborene Sänger, Songwriter und Musikproduzent Reeves ist der Bruder der Moderatorin Shary Reeves und war vor allem in den 90er Jahren mit seiner Band "Sqeezer" erfolgreich. Der kommerzielle Durchbruch gelang der Band mit Hits wie "Blue Jeans" oder "Without You". Er ist auch als Jim Ree, Jimmy Joe oder Adama bekannt. Von 1995 bis 1996 moderierte und arbeitete Reeves für das Jugendmagazin "Lollo Rosso" des WDR.“ Quelle, RBB online, 22.02.2017, URL:http://www.rbb-online.de/panorama/beitrag/2017/02/Mord-JimReeves-Tatverdaechtiger-gefasst.html - top

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12.11.2016 - Hinweis auf mögliches Tötungsdelikt, Schöneberg Uns erreicht ein Kommentar auf Facebook, deren Quelle nicht eindeutig nachweisbar ist. In diesem wird davon berichtet, dass ein schwuler Mann durch eine Straftat in seiner Wohnung schwer verletzt worden und daraufhin verblutet sei. Er sei am 15.09.2016 aufgefunden worden. In dem Kommentar wird nach Namen und Adressen gefragt, ob ihn jemand in den letzten zwei Wochen gesehen hätte und deshalb Hinweise geben könne. Weitere Informationen dazu wurden MANEO nicht bekannt.

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15.09.2016, Stalking und Mord, Wedding und Steglitz Über einen Fall von Stalking, der in einem Mord des Opfers und schließlich im Selbstmord des Täters am 18.09.2016 gipfelte, berichtete die Presse ausführlich, da es sich bei dem Täter um einen Abgeordneten des Berliner Abgeordnetenhauses handelte. Berichten zufolge wurde der Getötete bereits seit Frühjahr 2015 vom Tatverdächtigen gestalkt. Dies wurde auch angezeigt. Der Tatverdächtige habe in dem Geschädigten die große Liebe seines Lebens gesehen, was jedoch nicht erwidert wurde. ------RBB online berichtete am 20.09.2016 zunächst über den Suizid des Piraten Abgeordneten im Berliner Abgeordnetenhaus:

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„Piraten-Politiker tot in Berlin aufgefunden - Polizei ermittelt zum Tod von Gerwald Claus-Brunner Nach dem Tod des Berliner Piraten-Politikers Gerwald Claus-Brunner untersucht weiter die Kriminalpolizei den Fall. Details zu den Todesumständen sind bislang nicht bekannt - auch nicht, wer der zweite Tote war, der in Claus-Brunner Wohnung aufgefunden wurde. Die Partei berichtet von einer schweren Krankheit und einem Abschiedsbrief. Nach dem Tod des Berliner Piratenpolitikers Gerwald Claus-Brunner dauern die Ermittlungen an. Wie die Polizei rbb|24 am Dienstag mitteilte, ermittelt die Mordkommission der Kriminalpolizei. Das ist üblich in Fällen von unnatürlichen Todesfällen. Am Montag hatte die Berliner Piratenpartei rbb|24 bestätigt, dass der Piraten-Politiker Gerwald ClausBrunner tot ist. Die Polizei teilte mit, in einer Steglitzer Wohnung seien zwei Leichen gefunden worden. Bei dem zweiten Toten soll es sich ebenfalls um einen Mann handeln. Am Dienstag hieß es von der Polizei, beide Leichen würden obduziert; erste Ergebnisse dazu würden am Mittag erwartet. Claus-Brunner habe schon lange an einer chronischen lebensbedrohlichen Krankheit gelitten, die zu Organversagen führt, erklärte der Vorsitzende der Berliner Piraten, Bruno Kramm. Brunner habe mit privaten Problemen zu kämpfen gehabt und sich in der Fraktion isoliert gefühlt. Am Montag sei nun ein Brief in seinem Wahlkreisbüro angekommen, berichtet Kramm weiter. Darin habe Claus-Brunner geschrieben, dass er bereits tot sei, wenn der Brief geöffnet werde. Ein Mitarbeiter habe daraufhin die Polizei alarmiert, so Kramm. Sie fand zwei Tote in der Wohnung. Wer die zweite Person ist, ist bislang nicht bekannt. Rede in der letzten Plenarsitzung des Abgeordnetenhauses Am 23. Juni hatte Claus-Brunner seine letzte Rede vor dem Berliner Abgeordnetenhaus gehalten. ClausBrunner sagte dort: "Ihr werdet ab dem 18.9. es noch bereuen, dass es diese Fraktion, der ich angehöre, nicht mehr geben wird. Das werde ich Euch so sagen. Und ihr werdet auch in der laufenden Legislatur für mich am Anfang irgendeiner Plenarsitzung mal aufstehen dürfen und eine Minute still schweigen." Parlamentsarbeit in mehreren Ausschüssen Die Piraten des Bezirks Lichtenberg ebenso wie die Berliner Partei veröffentlichten auf ihren Seiten Trauerbekundungen. Darin heißt es, "Faxe", wie er von Vertrauten und Freunden genannt wurde, sei häufiger und spontaner Besucher der Partei-Veranstaltungen im Bezirk gewesen: "Lichtenberg und seine Piraten lagen ihm am Herzen. Wir werden ihn in guter Erinnerung behalten und fühlen mit denen, die ihm nahe standen." Und die Landespartei postete: "Gerwald war nicht nur Mitglied der Piratenfraktion, mit vielen von uns war er freundschaftlich verbunden. Sein Tod trifft uns alle.“ Claus-Brunner wurde 44 Jahre alt. Geboren wurde er in Harrislee/Nordschleswig. Er gehörte zur Berliner Piratenfraktion, die 2011 als erste in einen Landtag einzog. Schwerpunkt seiner Arbeit im Berliner Abgeordnetenhaus war der Petitionsausschuss sowie zuvor der Sonderausschuss Wasserbetriebe. Er war von Anfang an eine sehr auffällige Erscheinung, weil er sehr groß war und grundsätzlich immer in Latzhose und mit einem Kopftuch auftrat. Um das Kopftuch gab es anfangs einigen politischen Aufruhr, weil Brunner auch Palästinensertücher im Parlament verwendete. Mit Informationen von Ute Schuhmacher“ Quelle, RBB online, 20.09.2016, URL: https://www.rbb-online.de/politik/beitrag/2016/09/pirat-gerwald-clausbrunner-tot.html

------In der Online-Ausgabe der Berliner Zeitung wird der Tathergang am 22.09.2016 zusammengefasst. Außerdem wird versucht, die Charaktere von Täter und Opfer zu beschreiben: „Gerwald Claus-Brunner

Die Anatomie eines Verbrechens Claus-Brunner war ein kranker Mensch. Es stimmt möglicherweise nicht, was viele zu wissen glaubten, weil er es ihnen erzählt hatte: dass er an einem Gendefekt litt und nur noch einige Monate zu leben hatte.

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Claus-Brunner war psychisch krank, das wussten alle um ihn herum, das wusste er wohl auch selbst, und in seinem Umfeld heißt es, dass er in Behandlung war. Doch die Therapie konnte die Katastrophe nicht abwenden. Auch die Menschen um ihn herum hatten wohl keine Chance, oder sie erkannten sie nicht. In der vergangenen Woche hat Gerwald Claus-Brunner, Mitglied der Piratenfraktion im Berliner Abgeordnetenhaus und einer der bekanntesten Politiker seiner Partei, einen Mann, den er liebte, brutal umgebracht. Anschließend richtete er sich selbst. Immer mit dem politischen Projekt verbunden Die Wahnsinnstat steht für sich. Claus-Brunner hätte sie möglicherweise auch begangen, wenn er noch in seinem alten Beruf als Mechatroniker gearbeitet hätte und nie bekannt geworden wäre. Doch der 44Jährige war nicht nur bekannt, er war berühmt. Er war die Galionsfigur der Piraten, wurde mit seinem Kopftuch und der Latzhose überall erkannt. Und darum werden der Mord, den er begangen hat, und der Suizid nach der Tat für immer mit dem politischen Projekt verbunden sein, dessen Teil er war. Mit dieser Partei der Unangepassten, die aus dem Nichts zu kommen schien, kurze Zeit ein politisches Vakuum füllte, und nach der verlorenen Wahl am Sonntag dabei ist, wieder ins Nichts zu verschwinden. Ein verletzlicher Riese In der Pressestelle der Fraktion will der Sprecher am Mittwoch nichts sagen. Auch nicht auf die Frage, warum Gerwald Claus-Brunner eigentlich seit Jahren keinen regulären Sitz in einem Parlamentsausschuss mehr hatte. Es sei zu schwierig, darauf eine Antwort zu geben, dafür bitte er um Verständnis. Alexander Spies, der Co-Fraktionsvorsitzende, ist zu einem Gespräch bereit. „Er war ein verletzlicher Riese“, sagt er. „Er war unbeugsam. Und er hat sich oft verrannt.“ Es gibt Leute, die bezeichnen den Umgang der Fraktion mit Claus-Brunner als Mobbing. Doch diese Darstellung beschreibt höchstens die halbe Wahrheit. Denn Claus-Brunner teilte selbst heftig aus, verbal wie auf Twitter. Wenn er das Wort „Tittenquote“ in Bezug auf Frauenförderung verwendete, dann war das eine seiner weniger unfreundlichen Äußerungen, weil er niemanden direkt angriff oder beleidigte. Dabei hatte alles so gut begonnen. Im Oktober 2009 trat Gerwald Claus-Brunner der Piratenpartei bei. Manche fragten sich schon damals, was er wollte bei diesem losen Zusammenschluss digitaler Avantgardisten. Er nannte sich den „OfflinePiraten“ und räumte mit seinem Engagement die Zweifel aus. Claus-Brunner galt als verlässlich, und er liebte, womit andere Piraten Probleme hatten: auf die Straße gehen, mit den Menschen reden. Kompromissbereit war er nur selten Dann, als die Piraten plötzlich an Zuspruch gewannen und im September 2011 ins Abgeordnetenhaus einzogen, lieh er ihnen sein Gesicht und seine Stimme. Der riesige Mann mit den komischen Klamotten – er sagte nur: „Das ist meine Arbeitskleidung, so laufe ich seit zwanzig Jahren rum, und im Parlament arbeite ich ja auch“ – wurde zum Lieblingsmotiv der Fotografen. Bei Markus Lanz wurde er gefragt, wie er sich Politik vorstelle. „Ich muss einfach so denken, wie die Leute auf der Straße“, antwortete ClausBrunner. Dafür bekam er Applaus. Aber so einfach ist es nicht, und überhaupt: Was denken denn die Leute auf der Straße? Im Parlament muss man taktisch sein, zu Kompromissen bereit. Und das war Gerwald Claus-Brunner nur selten. Anfangs lief es gut, er saß in dem Sonderausschuss, der die Rekommunalisierung der Wasserbetriebe begleitete, ein Kernthema der Piraten. Auch im Finanzausschuss hatte er einen Sitz. Aber es funktionierte nicht auf Dauer. „Hinter harmlosen Fragen witterte er Verschwörungen“, sagt ein Fraktionskollege. Immer wieder stimmte Claus-Brunner gegen die Fraktion. Vertreter anderer Parteien beschwerten sich über sein Verhalten. Schließlich beriefen die Piraten ihn ab. Musste er sich Liebe erpressen? Was ihm blieb, war ein Vertreterposten im Petitionsausschuss. Dort engagierte er sich mit Herzblut. „Die Fraktionszugehörigkeit spielt im Petitionsausschuss keine Rolle, es geht immer um die Sache“, sagt die Grünen-Abgeordnete Anja Kofbinger. „Ich denke, das hat ihm sehr gefallen.“

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„Ich glaube nicht, dass er in die Politik gehört hat“, sagt eine frühere Parteifreundin. Zu einigen Themen habe er klare Standpunkte gehabt – etwa in sozialen Fragen. „Er bestand darauf, dass er ein Arbeiter ist.“ Aber ein zusammenhängendes politisches Weltbild habe er nicht gehabt. Doch nach einiger Zeit gab es gar nichts anderes mehr als die Politik in Claus-Brunners Leben – auch seine langjährige Beziehung zu einem jüngeren Mann ging in die Brüche. Und obwohl er überall aneckte, stapfte er weiter. Auf Parteitagen stellte er Anträge, die abgeschmettert wurden. Er kandidierte für Posten und bekam meistens nur eine Handvoll Stimmen. Als die Piraten ihre Landesliste zur Abgeordnetenhauswahl aufstellten, verbannten sie ihn auf Platz 27. Warum tat er sich das an? „Ich glaube, er hatte das Gefühl, dass er sich Liebe und Aufmerksamkeit erpressen musste“, sagt die frühere Parteifreundin. „Dann knallte die Wohnungstür, und es war erst mal Ruhe.“ Und er blieb der Partei treu, bis zum Schluss. Noch am Donnerstag stand Gerwald Claus-Brunner an seinem Wahlkampfstand in Steglitz, postete ein Foto auf Twitter. Was danach passierte, hat die Polizei teilweise rekonstruiert. Am Abend fuhr Claus-Brunner mit dem Auto in die Koloniestraße in Wedding zur Wohnung von Jan Mirko L., seinem früheren Mitarbeiter. L. hatte ihn bereits einmal wegen Stalkings angezeigt. Jemand aus Claus-Brunners Umfeld sagt, er habe unter Wahnvorstellungen gelitten und geglaubt, den jungen Mann, der sich für Esoterik interessierte, aus einer Sekte befreien zu müssen. Im Fernsehen schaute sich L.s Nachbar Horst Schmidt gerade das Fußballspiel Schalke 04 gegen OGC Nizza an, als er im Hausflur laute Geräusche hörte. „Es hörte sich an wie ein Kampf, aber niemand schrie“, erinnert sich der Rentner. „Als wenn jemand jemanden packen würde. Dann knallte die Wohnungstür, und es war erst mal Ruhe.“ Jan Mirko L. wohnte seit rund einem Dreivierteljahr in der Anderthalb-Zimmer-Wohnung. Im Bücherregal, das in dem engen Flur steht, liegt „Eine Anatomie der Macht“ von Noam Chomsky. Das zerwühlte Bett im Zimmer dahinter wirkte am Mittwoch, als wenn Jan Mirko L. gerade aufgestanden wäre. Im Ikea-Regal daneben stapeln sich Spiele. L. soll Spieleentwickler gewesen sein. Er wollte noch in die Psychiatrie Den Ermittlungen der Polizei zufolge überwältigte Claus-Brunner den ahnungslosen L., als der ihm die Tür öffnete. Er schlug ihm mehrmals heftig auf den Kopf und erwürgte ihn. Dann fesselte er die nackte Leiche mit Kabelbindern, befestigte ihn auf einer Sackkarre und transportierte ihn nach unten. Horst Schmidt kann sich an das Rumpeln erinnern. „Aber ich wollte nicht nachgucken. Manche ziehen hier ja bei Nacht und Nebel aus.“ Anschließend soll Brunner den Toten in seine Wohnung in der Schönhauser Straße in Steglitz geschafft haben. Ob er sich an dem Toten noch sexuell verging, wie eine Boulevard-Zeitung behauptete, ist Gegenstand der Ermittlungen der Mordkommission. Die Rechtsmediziner fanden bei der Obduktion jedenfalls keine Hinweise darauf. Nach dem Mord setzte Claus-Brunner am Sonnabend zwei Kurznachrichten bei Twitter ab: „Echter Kacktag heute, übertrifft sämtliche schlechten tage die ich je erlebt hatte bisher. Hoffe das Wochenende machts besser“, lautete eine Botschaft. Am selben Tag soll er Bekannten gesagt haben, dass er sich in die Psychiatrie einweisen wolle. Claus-Brunners letzte Botschaft zeigt einen lachenden jungen Mann in der S-Bahn. Überschrieben ist das Bild: „Meine Liebe, mein Leben, für dich lieber Wuschelkopf, für immer und ewig!“ Das Foto zeigt Jan Mirko L., der zu diesem Zeitpunkt tot in Claus-Brunners Wohnung lag. Am Sonntag, dem Wahltag, setzte Claus-Brunner mit einem Stromschlag seinem eigenen Leben ein Ende. Zuvor hatte er noch einen Abschiedsbrief an seine Parteifreunde gesandt. Am Montag riefen sie die Polizei. Quelle, Berliner Zeitung, 22.09.2016, URL: http://www.berliner-zeitung.de/berlin/gerwald-claus-brunner-dieanatomie-eines-verbrechens-24783208

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25.11.2016, Tötung des Lebensgefährten, Tiergarten Ein 70-Jähriger hat in einem Altersheim seinen ein Jahr jüngeren Lebensgefährten getötet. Die Polizei teilte mit, dass der Mann die Tat bereits gestanden hatte. Das Motiv der Tötung sei die schwere Erkrankung des Lebensgefährten gewesen, die eine zunehmende Belastung für den Täter dargestellt hätte. ------Die Berliner Zeitung berichtete am 25.11.2016: „Berlin -Ein 70-Jähriger hat in einem Berliner Altenwohnheim seinen ein Jahr jüngeren Lebenspartner getötet. Als Todesursache wurde Ersticken und Gewaltanwendung gegen den Oberkörper des Opfers festgestellt. In seiner Vernehmung bei der Mordkommission habe er gestanden und eine fortschreitende schwere Erkrankung des 69-Jährigen als Motiv genannt, teilte die Polizei am Freitagabend mit. Diese Situation habe ihn zunehmend belastet. dpa“ Mitarbeiter des Heims in Wilmersdorf hatten den Toten am Donnerstag entdeckt. In einem weiteren Zimmer der Wohnung lag der 70-Jährige, der den Angaben zufolge eine größere Menge von Medikamenten eingenommen hatte, um sich selbst das Leben zu nehmen. Der 70-Jährige, der zunächst in ein Krankenhaus gebracht worden war, wurde festgenommen. Gegen ihn wurde am Freitag Haftbefehl wegen Totschlags erlassen. (dpa) Quelle, Berliner Zeitung online, 25.11.2016, URL: http://www.berliner-zeitung.de/berlin/polizei/mord-imaltersheim-70-jaehriger-toetet-kranken-lebenspartner-25171538

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Meldungen aus dem Jahr 2015

04.04.2015, Tö̈tungsdelikt in Klosterruine, Mitte, Der 22-jahrige israelische Staatsbürger Yosi Damari wurde am Abend des 04.04.2015 auf dem Gelände einer Klosterruine unweit des Alexanderplatzes in einem Gewaltexzess getötet. Presseberichten zufolge hatte das Opfer zuvor homosexuelle Kontakte zu Männern gesucht, möglicherweise auch zu dem späteren Täter. Eine homophobe Tatmotivation kann daher nicht ausgeschlossen werden. Durch die Zusammenarbeit von Zielfahndern aus Berlin, Sachsen und Prag konnte der Täter bereits am 10.04.2016 in der Stadt Ùstí nad Labem aufgespürt und durch Spezialkräfte festgenommen werden. Am 02.02.2017 wurde der Täter zu acht Jahren Haft verurteilt. Das Motiv der Tötung konnte der Prozess nicht klären. ------Der rbb berichtete am 05.01.2016:

Trinkgelage mit tödlichem Ausgang - Teilgeständnis im Prozess um getöteten Israeli abgelegt Der Fall erregte weltweit Aufsehen: Voriges Jahr Ostern wurde in einer Kirchenruine in Berlin-Mitte die verstümmelte Leiche eines 22-jährigen Israeli gefunden. Jetzt hat der Täter ein Teilgeständnis abgelegt: Mit einem Wrestling-Griff habe er sich gegen den Israeli gewehrt – und dann habe er ihn merkwürdig verdreht auf dem Boden liegen sehen. Den grausigen Fund machte ein Flaschensammler am Ostersonntag 2015 auf dem Gelände der Kirchenruine in der Klosterstraße, unweit vom Alexanderplatz: Die Leiche des 22-jährigen Yosi D. war verstümmelt, der Schädel mehrfach gebrochen. Wie besinnungslos musste der Täter auf den Touristen aus Israel eingetreten haben.

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Nur sechs Tage später wurde Fation D. in Ústí nad Labem in der Tschechischen Republik festgenommen. Er war nach der Tat zu seinem Cousin geflüchtet. Was steckte hinter seiner Tat? Antisemitismus? Schwulenhass? Oder war er nicht ganz bei Sinnen? Der 28-jährige Albaner schwieg zu dem Vorwurf, den jungen Mann aus Israel getötet zu haben, selbst noch zum Prozessauftakt Ende Dezember. Erst jetzt, am zweiten Verhandlungstag, packt er aus. In einem Zimmer gewohnt Täter und Opfer wohnten beide in Zimmer 405 in einem Hostel in der Karl-Liebknecht-Straße am Alexanderplatz. Fation D. war aus Belgrad zu einem Vorstellungsgespräch im Hard Rock Café nach Berlin geflogen. Yosi D. war schon eine Woche als Tourist in Deutschland unterwegs und kam am 1. April 2015 aus Frankfurt (Main) nach Berlin. Dem jungen Israeli war in seiner Botschaft das Hostel am Alex empfohlen worden. Fation D. hatte Polizisten auf der Straße gefragt, wo man gut und preiswert übernachten könne. "Ich habe mich gefühlt wie ein Tourist", lässt Fation D. im Prozess seinen Anwalt für ihn aussagen. "Im Zimmer habe ich mit Yosi D. geraucht und gab ihm von meinem Duty-Free-Cognac aus dem Flugzeug ab. Er erzählte mir, dass er aus Brasilien komme und auch in Berlin arbeiten wolle." Gemeinsam durch die Stadt gezogen Am Tattag sollen sich Täter und Opfer mittags am Hostel wieder getroffen haben. "Dem Israeli ging es nicht gut", sagt Fation D. "Er sagte er müsse auschecken, weil er kein Geld mehr habe. Wir gingen dann zum Alex und ich kaufte ihm zwei Hot Dogs, damit er etwas zu essen bekommt." Nach Bier und Cognac auf dem Alexanderplatz soll der Israeli plötzlich gefragt haben, ob Fation D. Jägermeister trinke. Das spätere Opfer habe sich verabschiedet und sei nach einer halben Stunde mit einer großen Flasche des Likörs wiedergekommen. In den USA warten Frau und Tochter Täter und Opfer begaben sich auf das Gelände der Kirchenruine im Bezirk Mitte, um Jägermeister zu trinken, so der Angeklagte. Dann waren Zigaretten und Alkohol aufgebraucht. Als er abgelehnt habe, den 22-jährigen Israeli in eine Kneipe zum Weitertrinken auf seine Kosten einzuladen, habe der ihn merkwürdig angestarrt und sei ihm an den Hals gegangen. Er habe sich gewehrt mit einem Wrestlinggriff und den 22-jährigen so zu Boden gebracht. Der Trinkkumpan habe verdreht und regungslos dagelegen. "Als ich ihn so liegen sah, fiel ich wie in eine Art Schockzustand und wachte erst auf der Verkehrsinsel einer belebten Straße wieder auf." Die Erklärung des Angeklagten verliest im Prozess sein Verteidiger. Sein Mandant sei Albaner, der aber seit seinem zweiten Lebensjahr in den USA gelebt habe, sagt Alois Fleck. Nach der Highschool-Zeit, in der er auch an Wrestlingkursen teilgenommen habe, habe der Angeklagte sich als Koch bis zum stellvertretenden Restaurantchef hochgearbeitet. Wegen einer Trunkenheitsfahrt sei er dann zu sechs Monaten verurteilt worden. Deshalb habe er seine Greencard verloren und sei ausgewiesen worden. Frau und Tochter warteten in den USA, dass er wiederkomme. Bei Geständnis höchstens zehn Jahre Auf die Homosexualität des Opfers hatte der Angeklagte in Telefonaten immer wieder angespielt, so die Ermittler: Er sei kurz davor, ihn aus dem 5. Stock zu werfen, soll Fation D. zu seinem Cousin in Tschechien am Telefon gesagt haben. Er habe ihn zu Gott geschickt, soll er nach der Tat geäußert haben. Die tschechische Polizei hörte es ab. "Ich bedaure zutiefst, dass der junge Mann zu Tode gekommen ist“, sagt der 28-jährige Albaner nun in seinem Teilgeständnis am zweiten Prozesstag. Schon davor hatte die 40. Große Strafkammer des Landgerichts Berlin ihm bei einem Geständnis eine Höchststrafe von zehn Jahren wegen Totschlags in Aussicht gestellt. Das Gutachten eines Psychiaters am Ende der Beweisaufnahme könnte die Strafe weiter reduzieren, wenn D. vermindert schuldfähig wäre. Das Urteil fällt voraussichtlich Ende Januar. Quelle: rbb Online, 06.01.2016, URL: http://www.rbb-online.de/panorama/beitrag/2016/01/teilgestaendnisprozess-getoeteter-israeli-klosterkirche-berlin.htm/listall=on/print=true.html

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Dazu meldete die Frankfurter Allgemeine Zeitung am 02.02.2016:

„Berliner Landgericht - Achteineinhalb Jahre Haft nach Mord an Israeli in Kirchenruine Letztes Jahr an Ostern fanden Passanten die übel zugerichtete Leiche eines Israelis in einer Berliner Kirchenruine. Der Täter hatte sich zunächst ins Ausland abgesetzt, ist jetzt aber verurteilt worden. Die Leiche wurde auf dem Gelände einer früheren Klosterkirche nahe dem Alexanderplatz entdeckt – jetzt ist ein 28 Jahre alter Mann zu achteinhalb Jahren Gefängnis verurteilt worden. Das Berliner Landgericht sprach den Angeklagten am Dienstag des Totschlags schuldig. Er habe den 22 Jahre alten Touristen aus Israel, den er kurz zuvor in einem Hostel kennengelernt hatte, in der Ruine durch Tritte oder Schläge umgebracht. Ein Motiv für die Tat im April 2015 sei im Prozess nicht festgestellt worden. Die Männer hätten gemeinsamen Alkohol getrunken und seien aus ungeklärtem Grund in einen Streit geraten – der weitgehend geständige Angeklagte habe brutal reagiert. Von Spezialeinheiten festgenommen Die Leiche des Israelis war am Ostersonntag 2015 von Passanten entdeckt worden. Der Körper wies schwere Verletzungen auf. Seinen Reisepass hatte das Opfer noch in der Tasche, ein DNA-Abgleich brachte später die Gewissheit, dass es sich um den 22 Jahre alten Mann aus Israel handelte.“ Quelle: FAZ online, 02.02.2017, URL http://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/kriminalitaet/berlinerlandgericht-achteineinhalb-jahre-haft-nach-mord-an-israeli-in-kirchenruine-14047997.html

------Die BZ meldete dazu in ihrem Jahresrückblick: „2. Februar – Das Landgericht hält einen 28-Jährigen für schuldig, an Ostern 2015 einen 22 Jahre alten Israeli in einer Kirchenruine in Mitte umgebracht zu haben. Der Angeklagte wird zu achteinhalb Jahren Haft wegen Totschlags verurteilt. Die beiden Männer hatten sich erst kurz zuvor kennengelernt und zusammen Alkohol getrunken. Warum sie in Streit gerieten, blieb ungeklärt“. Quelle: BZ online, 27.12.2016, URL http://www.bz-berlin.de/berlin/fuer-die-feiertage-das-war-dasjahr-2016-in-berlin

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Teil III

Pressemeldungen

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1. Pressemeldungen http://www.tagesspiegel.de/berlin/queerspiegel/gleich stellung-von-homo-und-transsexuellen-warum-dercsd-immer-noch-politisch-ist/13903116.html Tagesspiegel online, 21.07.2016, 18:19 Uhr

Gleichstellung von Homo- und Transsexuellen

Warum der CSD immer noch politisch ist Homo- oder Transsexuell? Kein Problem! Von wegen, denn die Gleichstellung ist noch lange nicht erreicht - auch deswegen geht es beim Christopher Street Day auf die Straße. „Kommt aus dem Schrank, geht auf die Straße“: Mit Sprüchen wie diesen ziehen Lesben, Schwule, Biund Transsexuelle beim Christopher Street Day durch die Stadt. Am Sonnabend ist es in Berlin wieder so weit, Hunderttausende werden zum CSD erwartet. Die Parade erinnert an den Aufstand in der New Yorker Christopher Street im Jahr 1969. Damals wehrten sich erstmals Homo- und Transsexuelle gegen Polizeirazzien in ihren Clubs: Der Beginn der queeren Emanzipationsbewegung. „Danke für nix“ heißt das Motto dieses Jahr – eine Anspielung darauf, dass sich zum Beispiel bei der Eheöffnung nichts tut; und dass gesamtgesellschaftlich das Klima rauer wird, wie etwa die Proteste gegen den Bildungsplan in BadenWürttemberg gezeigt haben. Wir haben zusammengefasst, was Homo- und Transsexuelle bereits erreicht haben – und was nicht. DAS IST BEREITS ERREICHT Alte Strafgesetze sind getilgt Die Medizin hält Lesbisch- und Schwulsein offiziell für eine Krankheit? Homosexualität ist strafbar? Zumindest in Deutschland ist das inzwischen unvorstellbar. Doch so lange ist die Pathologisierung und Kriminalisierung von Homosexuellen nicht her: Die Weltgesundheitsorganisation WHO strich Homosexualität erst 1992 von der Liste der Krankheiten. Es dauerte noch einmal zwei Jahre länger, bis hierzulande der Paragraph 175 getilgt wurde, der Homosexualität seit dem Kaiserreich unter Strafe gestellt hatte. Entschärft hatte ihn die alte Bundesrepublik 1969, die DDR ein Jahr zuvor gestrichen. Der Justizminister will jetzt – 2016 – endlich auch die Rehabilitierung der Opfer des Paragraphen 175 angehen. Die Gleichstellung ist vorangekommen Als im Jahr 2001 die eingetragene Lebenspartnerschaft für Lesben und Schwule eingeführt wurde, war das ein Meilenstein. Heute sehen viele Homosexuelle

darin eher eine Verbindung zweiter Klasse, während ihnen die „richtige“ Ehe verwehrt wird. Gleichwohl ist es mit der Gleichstellung vorangegangen. Viele Punkte, bei denen Lebenspartner anfangs gegenüber Eheleuten diskriminiert wurden, sind dank Urteilen des Bundesverfassungsgerichts korrigiert worden. Am offensichtlichsten ist das beim Thema Steuern, wo keine Unterschiede mehr zwischen Heteros und Homos gemacht werden. Auch Diskriminierung am Arbeitsplatz aufgrund der sexuellen Orientierung ist seit 2006 verboten – wobei Deutschland im europäischen Vergleich damit relativ spät dran war. Erste Erleichterungen für Transgender Transgender müssen sich sterilisieren lassen, wenn sie ihr Geschlecht offiziell in ihren Personaldokumenten angleichen lassen wollen – 24 Staaten in Europa, davon 13 EU-Staaten, verlangen das tatsächlich noch immer. In Deutschland sind diese Zeiten dagegen vorbei. Hierzulande müssen sich Transpersonen für die Personalstands-angleichung auch nicht scheiden lassen, was in 22 europäischen Staaten ebenfalls der Fall ist. Die Situation für Transgender bleibt aber auch in Deutschland stark verbesserungswürdig. DAFÜR WIRD GEKÄMPFT Weltweit Kriminalisierung stoppen In Deutschland ist Homosexualität nicht mehr strafbar, weltweit sieht das ganz anders aus. In sieben Staaten steht Homosexualität unter Todesstrafe, und die Gerichte verhängen diese auch: im Iran, in Mauretanien, Saudi-Arabien, im Sudan, Jemen sowie in Teilen von Nigeria und Somalia. In mindestens 76 weiteren Staaten wird Homosexualität laut den Vereinten Nationen kriminalisiert, wobei die Strafen variieren. Die Lage für Transgender weiter verbessern Einen „klinisch relevanten Leidensdruck“ müssen sich Transgender bescheinigen lassen, wenn die Krankenkasse die Kosten für medizinische Geschlechtsangleichungen tragen soll. Ebenso müssen sie zwangsweise Psychotherapien oder Untersuchungen über sich ergehen lassen, was viele als entwürdigend empfinden. Das Transsexuellengesetz, das die Änderung des Vornamens und die personenstandsrechtliche Angleichung regelt, wird von Verbänden ebenfalls kritisiert, weil es immer noch hohe Hürden für die Angleichung vorsieht: Wie das Vorlegen von gleich zwei Gutachten. Die Ehe öffnen Die Ehe ist erst in 21 von mehr als 190 Staaten für gleichgeschlechtliche Paare geöffnet. Deutschland gehört nicht zu den Ländern mit der Ehe für alle, die Unionsparteien lehnen das ab. Und trotz aller Fort-

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schritte bleiben Unterschiede zwischen Lebenspartnern und Eheleuten – bei rund hundert gesetzlichen Regeln. Die bedeutendste Lücke besteht sicher im Adoptionsrecht: Lesbischen und schwulen Lebenspartner bleibt die gemeinsame Adoption von Kindern weiter verwehrt (in 17 Staaten weltweit dürfen sie dagegen gemeinsam adoptieren). Weniger bewusst dürfte vielen sein, dass es gerade bei den aktuellen Themen Einbürgerung und Asyl ebenfalls gewichtige Unterschiede gibt. So gelten bei der Einbürgerung und dem Nachzug von ausländischen Lebenspartnern von Deutschen andere – und zwar schärfere – Regeln.

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Die Welt trauert um die Todesopfer des Anschlags auf den queeren Club in Orlando/Florida und denkt an die vielen Dutzend, die schwer verletzt wurden. Auch in Berlin wird der Menschen gedacht, die in der Nacht zu Sonntag unbeschwert feiern wollten und stattdessen ermordet wurden. In Schöneberg hat das schwule Beratungszentrum Maneo in seinen Räumen am Nollendorfplatz mitten im queeren Kiez ein Kondolenzbuch ausgelegt. Der DGB-Berlin-Brandenburg hat vor seiner Zentrale in der Keithstraße die Regenbogenflagge auf Halbmast gesetzt. Am Dienstagabend wird sie wieder hochgezogen, mit Trauerflor.

Gewalttaten verhindern In Berlin registrierte die schwule Opferberatung „Maneo“ 259 homo- und transfeindliche Übergriffe im Jahr 2015. Bei den Strafdelikten lagen Körperverletzungen an erster Stelle, gefolgt von Beleidigungen und Nötigungen. Die Dunkelziffer liegt deutlich höher. Nun sind Übergriffe nicht immer gewalttätig. Diskriminierungen geschehen oft subtil, sind dann durch Gesetze nicht zu fassen. Für Akzeptanz und Gleichberechtigung im Alltag müssen Homo-, Bi- und Transsexuelle immer wieder kämpfen – auch dafür gehen sie auf die Straße. -o–oOo–o-

Dort wird sie mehr als einen Monat wehen. Als sichtbares Zeichen der Unterstützung für eine selbstbewusste queere Community. Und das ist auch gut so. Und notwendig, denn die homophoben Taten in Berlin nehmen zu.

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https://www.taz.de/Archiv-Suche/!5356293&s=maneo/ taz online, 22.11.2016,

Homophobe Angriffe in Berlin

113 Mal Hass und Gewalt registriert http://www.tagesspiegel.de/berlin/nach-attentat-aufqueeren-club-tempelhof-schoeneberg-gedenkt-deropfer-von-orlando/13734770.html Tagesspiegel online, 14.06.2016, 20:07 Uhr

Nach Attentat auf queeren Club

Tempelhof-Schöneberg gedenkt der Opfer von Orlando Das Beratungszentrum Maneo hat ein Kondolenzbuch für die Opfer von Orlando ausgelegt. Vor der Zentrale des DGB-Berlin-Brandenburg wird für einen Monat die Regenbogenflagge mit Trauerflor wehen.

Die Zahl der homophoben und transphoben Übergriffe bleibt auch 2016 hoch – und dabei handelt es sich nur um die gemeldeten Fälle. Das Erlebnis einer Transfrau am Alexanderplatz: Ein Mann spricht sie an, wird aggressiv. Er schlägt ihr mit der Faust ins Gesicht, dann an die Brust. „Hure, Hurensohn, du bist doch gar keine Frau“, ruft er. Eine andere Situation in Neukölln. Bei einer lesbischen Tanzveranstaltung stehen drei Männer vor dem Fenster. Sie schneiden Grimassen, schlagen die Scheibe ein und beleidigen die Frauen mit homophoben Sprüchen. Von diesen Übergriffen aus dem Jahr 2016 berichtete der Präventionsbeauftragte der Berliner Polizei, Wolfram Pemp, am Dienstag anlässlich der Verleihung des Respektpreises durch das Bündnis gegen Homophobie in Moabit. Berlin ist zwar bekannt für seine Liberalität. Laut dem Lesben- und Schwulenverband LSVD wehten bei den Pride Weeks in diesem Sommer an 80 Orten in der Stadt Regenbogenflaggen, so viele wie nie zuvor. Doch Homophobie gehört nach wie vor zum Berliner Alltag. Pemp zufolge registrierte die Polizei bis Oktober dieses Jahres bereits 113 Straftaten, die sich gegen eine sexuelle Orientierung richteten. Im Vergleichszeitraum 2015 gab es 107 gemeldete Straftaten. „Die Zahlen sind ungefähr stabil geblieben“, sagte Pemp. Meis-

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tens handele es sich um Taten wie die geschilderten, aber auch gefährliche Körperverletzungen kämen vor. Viele der Übergriffe fanden laut Pemp in Mitte, Kreuzberg und Schöneberg statt, was angesichts der Schwerpunkte der Szene dort nicht verwunderlich sei.

MANEO-Projektleiter, Bericht für 2016

https://www.tagesschau.de/inland/gegenhomophobie-101.html Tagesschau online, 17.05.2016 18:02 Uhr

Internationaler Tag gegen Homophobie Die angezeigten Taten dürften nur ein kleiner Teil der Anfeindungen sein, die Lesben, Schwule oder Transpersonen tatsächlich erleben. Die Dunkelziffer schätzt man in diesem Bereich als besonders hoch ein. Nicht nur die Polizei, auch das schwule Anti-GewaltProjekt Maneo zählt Übergriffe mit homo- oder transphobem Hintergrund. Obwohl sich Maneo vor allem an Männer richtet, sind die Zahlen meist etwa doppelt so hoch wie die Polizei. Im Jahr 2015 kamen die Mitarbeiter auf rund 260 Fälle.

Mangelndes Problembewusstsein bei Politik Schwulenfeindliche Gewalt gebe es weltweit und nach wie vor auch in Deutschland, so Sebastian Finke, von "Das schwule Anti-Gewalt-Projekt in Berlin"/ MANEO. Aus Anlass des Internationalen Tages gegen Homophobie wirft er der deutschen Politik mangelndes Problembewusstsein vor.

LSVD-Geschäftsführer Jörg Steinert sprach am Dienstag von einer – seiner Erfahrung nach – anhaltend geringen Anzeigebereitschaft in der Community. Noch höher sei die Diskrepanz zwischen der Zahl der Vorfälle und den angezeigten Fällen bei jungen schwulen und transsexuellen Flüchtlingen, berichtete Steinert: Sie hätten in der LSVD-Beratungsstelle vom Frühjahr 2015 bis zum Frühjahr 2016 rund 130 solcher Fälle gezählt – angezeigt worden seien aber nur ein bis zwei, sagte Steinert. Anzeige lohnt sich Dabei hat eine Anzeige bei der Polizei für viele Täter durchaus Konsequenzen: Die Aufklärungsquote liegt in diesem Jahr laut dem Präventionsbeauftragten der Polizei bislang bei 40 Prozent. Im vergangenen Jahr habe sie 45 Prozent betragen, so Pemp. Aus polizeilicher Sicht sei das ein relativ guter Wert. „Es lohnt sich, Strafanzeigen zu erstatten“, so Pemps Botschaft. Bislang gibt es bei der Polizei zwei Ansprechpersonen für Lesben, Schwule, Bi- und Transsexuelle. Seit etwa einem Monat gebe es nun zusätzliche Ansprechpartner in allen sechs Direktionen, berichtete Pemp. Zudem seien Delikte der Hasskriminalität seit kurzem in einem Kommissariat zusammengefasst. „Wir erhoffen uns dadurch eine erhöhte Sensibilität und einen professionelleren Umgang mit diesen Taten.“ Der Respektpreis, den das Bündnis gegen Homophobie jährlich verleiht, ging am Dienstag an Gerd Liesegang, Vizepräsident des Berliner FußballVerbandes, der sich seit Jahren für Gleichbehandlung und gegen Gewalt im Fußball engagiert. Die Begründung der Jury: „Liesegang setzt klare Zeichen für Toleranz und zeigt, wie man in führender Position gesellschaftliche Verantwortung übernehmen kann.“

Schwulenfeindliche Gewalt trete vor allem dort auf, wo schwule Männer für die Öffentlichkeit sichtbar werden. Die Dunkelziffer der Fälle hält Sebastian Finke für viel höher als es öffentliche Zahlen dokumentieren. Das einzige Bundesland, wo es eine Kooperation zwischen Schwulenverbänden, Polizei und Staatsanwaltschaften gebe, sei Berlin. Dort würden auch Anti-Gewalt-Projekte gefördert. Das wäre für ganz Deutschland wünschenswert, so Finke

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http://www.abendblatt-berlin.de/2016/06/20/jederliebt-wen-er-will/ Berliner Abendblatt, 20.06.16

Jeder liebt wen er will

Kriminalität: Mit einem Konzeptpapier verschärft der Bezirk den Kampf gegen homophobe Gewalt. Von Philip Aubreville

-o–oOo–oEs sollte ein netter Abendspaziergang werden, doch für ein schwules Pärchen nahm der Ausflug in der Motzstraße vergangenen Herbst ein unschönes Ende:

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Als einer der Männer seinen Partner umarmte, kam ein 31-Jähriger auf die Beiden zu, beleidigte und bespuckte sie. Einen der Männer schlug er sogar ins Gesicht, rang ihn zu Boden und trat auf ihn ein – der 39-Jährige musste ambulant in einem Krankenhaus behandelt werden. Fälle wie diese sind typisch für homophobe Gewalt, gerade auch in TempelhofSchöneberg: Weil hier, insbesondere im Szenekiez um den Nollendorfplatz, eine der größten homo- und transsexuellen Communities in Europa lebt, gilt er als der „Regenbogenbezirk“ Berlins. Zugleich werden hier aber auch die meisten Übergriffe gegen lesbische, schwule, bi-, trans-, und intersexuelle Menschen (LSBTI*) gezählt. 44 Prozent der Meldungen kamen von hier, heißt es im letzten Bericht des Anti-GewaltProjektes „Maneo“. Vergangenes Jahr stellte die CDU-Fraktion im Bezirksparlament deshalb einen Antrag, ein strategisches Konzept zu entwickeln. Nun hat der Bezirk ein entsprechendes Handlungspapier „gegen gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit aufgrund der sexuellen Orientierung oder der geschlechtlichen Identität“ vorgestellt, mit dem Homophobie noch besser bekämpft werden soll. Der Bericht verweist zum einen auf die bisherigen, erfolgreichen Aktivitäten des Bezirks, die fortgeführt werden sollen. So unterstützt das Bezirksamt Aktionen wie das Lesbisch-Schwule Stadtfest und im Büro der Bezirksbürgermeisterin Angelika Schöttler (SPD) gibt es sogar einen eigenen Ansprechpartner für das Thema sexuelle Vielfalt. „Die bisherigen Erfahrungen können als durchweg positiv bezeichnet werden, die bereits gute Vernetzung der internen und externen Akteure konnte weiter gestärkt werden“, sagt Schöttler.

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einem Handtaschenraub vergleicht, der auch nur dann stattfinde, wenn überhaupt eine Handtasche getragen werde. „Ich finde es wichtig, wenn Leute solche Taten bei der Polizei zur Anzeige bringen. Wenn in einem Bezirk gar keine Fälle von homophoben Übergriffen in der Statistik auftauchen, macht mich das eher skeptisch“, so Tischbier weiter. Bewusstsein für homophobe Gewalt Dass in Schöneberg schon jetzt viele Menschen ein Bewusstsein für homophobe Gewalt haben, wurde auch an jenem Herbstabend deutlich, an dem das schwule Pärchen in der Motzstraße attackiert wurde: Einige Passanten eilten den Angegriffenen zur Hilfe, während andere Passanten den flüchtenden Täter bis zum Eintreffen der Polizei festhielten. -o–oOo–o-

https://www.berlinonline.de/mitte/nachrichten/4408021 -4015813-wie-tolerant-ist-berlin-wirklich-mehr-ho.html berlin-online, 10.05.2016, 11:24 Uhr

Wie tolerant ist Berlin wirklich? Mehr homophobe Übergriffe

Dialog stärken Zugleich will der Bezirk noch stärker in den Dialog mit „Partnern aus der LSBTI*-Community“ eintreten, heißt es in dem Konzeptpapier. Auf der Agenda steht dabei etwa die Suche nach Formaten, die „sexuelle und geschlechtliche Vielfalt stärker in den Bildungsalltag als selbstverständliche Inhalte zu integrieren und damit die Akzeptanz der Vielfalt sexueller Identität zu fördern.“ Auch in der eigenen Verwaltung soll durch Fortbildungsangebote die Sensibilität der Mitarbeiter für sexuelle Vielfalt erhöht werden. „Als erster Bezirk mit einem „Queer-Konzept“ nimmt TempelhofSchöneberg eine Vorreiterrolle ein. Es wäre schön, wenn andere Bezirke hier nachziehen würden“, meint Bezirksbürgermeisterin Schöttler. Hohe Dunkelziffer Tatsächlich ist das offene Klima im Bezirk einer der Gründe für die vielen Meldungen homophober Übergriffe – die gleichwohl wenig über die tatsächlichen Fallzahlen aussagen. „Im Hinblick auf homophobe Gewalt gibt es eine überdurchschnittlich hohe Dunkelziffer von 80 bis 90 Prozent“, sagt Maria Tischbier, Ansprechpartnerin der Berliner Polizei für LSBTI*. Wo homosexuelle Menschen etwa durch Händchen halten als solche erkennbar seien, könne es natürlich viel eher zu homophober Gewalt kommen, meint Tischbier, die den Sachverhalt mit

Berlin hat den Ruf aufgeschlossen und tolerant zu sein – da will es gar nicht zu der Bundeshauptstadt passen, dass die Anzahl homophob motivierter Übergriffe auf den höchsten Stand seit 1990 angestiegen ist. Rund 260 Übergriffe auf Lesben, Schwule und Transgender hat es im Jahr 2015 in Berlin gegeben. Das entspricht dem Stand von 2013, dem höchsten seit dem Jahr 1990. Diese Zahlen veröffentlichte, nach Angaben des rbb, das schwule Anti-GewaltProjekt „Maneo“. Zum Vergleich: Die Berliner Polizei verzeichnete weniger als halb so viele Fälle. "Wir sind mehr mit den Szenen vernetzt, vor allem aber eine unabhängige Stelle." Erklärte „Maneo“-Leiter Bastian Finke dem rbb. Die Zahlen würden allerdings nur einen „kleinen Ausschnitt“ der Wahrheit zeigen. Vermutet werde eine 80 bis 90 -prozentige Dunkelziffer.

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MANEO-Projektleiter, Bericht für 2016

-o–oOo–oDebatte um homophobe Angriffe https://www.berlinonline.de/mitte/nachrichten/4456020 -4015813-nach-massaker-von-orlandoschwulenprojek.html 19. Juni 2016 19:00 Uhr

Nach Massaker von Orlando: Schwulen-Projekt fordert klare Worte von Bundeskanzlerin Merkel Eine Woche nach dem Anschlag von Orlando gibt es erneut Kritik aus der Schwulenszene an Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU). Das schwule Anti-Gewalt-Projekt Maneo in Berlin warf der Regierungs-Chefin in einem Brief vor, sich nach dem Anschlag auf den Schwulenclub in der USamerikanischen Stadt nicht sichtbar vor die LSBT*Gemeinschaft gestellt zu haben. Die Abkürzung LSBT* steht für Lesben, Schwule, Bisexuelle und Transgender. Die Kanzlerin solle erklären, dass LSBT* in Deutschland «selbstverständlich Teil einer demokratischen Gesellschaft sind, in der alle Menschen gleichberechtigt sind», forderte der Leiter von Maneo, Bastian Finke. Kein Wort von Merkel «Sie haben bisher mit keinem Wort Ihre Äußerungen revidiert, dass die Adoption von Kindern heterosexuellen Paaren vorbehalten werden sollte», heißt es in dem Brief an die Kanzlerin. Wenn in politischen Diskussionen betont werde, dass die heterosexuelle Ehe qualitativ besser sei, werde nicht das Privileg der Ehe geschützt, sondern homosexuelle Paare würden abgewertet. Zeichen der Solidarität In der Nacht zum Sonntag vor einer Woche hatte ein islamistischer Attentäter in einem Schwulen-Club in Orlando 49 Menschen getötet und 53 weitere verletzt. Der Berliner Lesben- und Schwulenverband hatte am Mittwoch ein «deutliches Zeichen der Solidarität» von der Bundeskanzlerin und Berlins Regierendem Bürgermeister Michael Müller (SPD) verlangt. Das Brandenburger Tor und der Berliner Funkturm sollten am Samstagabend in Gedenken an die Opfer von Orlando in Regenbogenfarben angeleuchtet werden.

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http://www.berliner-zeitung.de/berlin/debatte-umhomophobe-angriffe-bedrohen-muslime-dastolerante-leben-in-berlin--24662126 Berliner Zeitung, 29.08.16

Bedrohen Muslime das tolerante Leben in Berlin? Von Caroline Bock Die Frau mit den schwarzen langen Haaren und den dunkel geschminkten Augen ist eigentlich ein Mann. Die SPD wirbt im Berliner Wahlkampf mit einer Dragqueen. Der Slogan: „Berlin bleibt frei.“ Das wirft die Frage auf: Sind Toleranz und Weltoffenheit tatsächlich in Gefahr? Die Zahl der gemeldeten und angezeigten Übergriffe gegen Homosexuelle in der Hauptstadt ist zuletzt wieder gestiegen. Das Beratungsprojekt Maneo registrierte im vergangenen Jahr 259 Fälle. Das Niveau sei gleichbleibend hoch, sagt Maneo-Direktor Bastian Finke. Die Realität sieht so aus: Wer mit einem Mann, der lange Haare trägt und weiblich aussieht, auf dem Alexanderplatz unterwegs ist, erlebt, wie übel dieser beschimpft wird. Gleich mehrfach und am helllichten Tag. Von Männern, die südländisch aussehen. Homophobie ist keine Frage des Passes Aber Homophobie ist keine Frage des Passes. In einer kürzlich veröffentlichten Studie der Uni Leipzig über „Die enthemmte Mitte“ in Deutschland stimmten gut 40 Prozent der Befragten der Aussage zu: „Es ist ekelhaft, wenn Homosexuelle sich in der Öffentlichkeit küssen“. Die Berliner Polizei ermuntert dazu, Übergriffe und auch Beleidigungen anzuzeigen. Sie verteilt dazu Postkarten an Szene-Treffs. „Schwule Sau“, „Scheiß Lesbe“ oder „Scheiß Transe“ solle man sich nicht gefallen lassen, so die Botschaft. Solche Beleidigungen können ein Monatsgehalt Strafe kosten. 80 bis 130 homophobe und transphobe Übergriffe (Übergriffe auf Menschen, die transsexuell sind) werden im Jahr bei der Berliner Polizei angezeigt. Die Dunkelziffer wird hoch eingeschätzt. Manchmal häufen sich die Fälle - ob es mehr gibt oder mehr angezeigt werden, ist offen. Harald Kröger, der bei der Berliner Polizei Ansprechpartner für die schwul-lesbische Szene ist, kennt die Debatte um die Tätergruppen - und darüber, ob Muslime besonders schwulenfeindlich sind. „Dafür gibt es keine Belege“, sagt Kröger. „Die ermittelten Täter sind überwiegend erwachsene Männer mit deutscher Staatsangehörigkeit.“ Die Religion oder ein eventueller Migrationshintergrund werden nicht erfasst.

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Die Debatte ist nicht neu. Bereits vor Jahren war Thema einer Studie, dass unter Berliner Schülern mit russischen oder türkischen Wurzeln Schwulenfeindlichkeit verbreiteter ist als bei deutschen Jugendlichen. Der Senat warb mit einer Kampagne gegen Vorurteile unter Migranten: „Kai ist schwul - Murat auch“. Der Maneo-Direktor Finke sieht das Problem nicht bei den Religionen, sondern in der Macho-Kultur. „Aber wir sehen natürlich auch, dass Religionen von Männern geprägt sind.“ In der Flüchtlingskrise sind für Deutschland zwei Faktoren neu: Es kommen viele Menschen aus muslimischen Ländern hinzu, wo Homosexualität tabu ist und bestraft wird. Und schwule Flüchtlinge erleben in den Unterkünften Übergriffe von Landsleuten. Die Stimmungsmacher der AfD gegen den Islam Die AfD hat in ihrer Stimmungsmache gegen den Islam schon auf einem Plakat mit einem Männerpaar geworben zum Ärger des Regierenden Bürgermeisters Michael Müller (SPD). Die SPD zitiert Dragqueen-Wahlkämpferin Nina Queer, sie liebe die Freiheit in Berlin. „Allerdings betrachte ich mit Sorge, wie unsere tolerante Gesellschaft zunehmend durch ausgrenzende und populistische Sprüche gefährdet wird.“

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Als Jones ein Kinderbuch gegen Homophobie veröffentlichte, habe sie zwar vor allem Zuspruch bekommen, aber auch viel Gegenwind: „Das Thema ist ja wichtig, aber sollten Kinder nicht lieber mit klaren Geschlechterrollen aufwachsen? Es sind doch noch Kinder.“ Es gebe auch viele Homophobe mit hohem Bildungsstand, sagt Jones. „Die fallen allerdings nicht immer gleich so auf, weil sie oft ihre Homophobie freundlicher zu verpacken wissen.“ Der Satz „Ich bin ja kein Rassist, aber...“ hat laut Jones ein Pendant: „Ich habe ja nichts gegen Schwule, aber... müssen die sich denn unbedingt auf der Straße küssen?“ (dpa)

-o–oOo–oDie Kirche, Print 15.05.2016

Liebe ist ein Stück vom Himmel

Was erleben Dragqueens, also Männer, die sich als Frauen verkleiden? Die Entertainerin und Aktivistin Margot Schlönzke kennt die unterschiedlichsten Reaktionen. Sie hat auch schon von Türken Komplimente bekommen. Mal halten die Leute den Daumen hoch, mal holen sie ihre Kinder von der Straße weg. Als Schlönzke mit einem Fernsehteam unterwegs war, flogen Flaschen, gleich als sie aus dem Haus kam. „Es ist nicht mehr geworden, sondern extremer in beide Richtungen.“ Anfeindungen gebe es aus allen Ecken. Die Nationalität spiele keine Rolle. „Ich frage nie nach einem Pass, wenn ich angespuckt werde.“ Ungemütliche Gegenden scheut sie als „Polit-Tunte“ nicht. Es gehe um Sichtbarkeit, sagt Schlönzke. „Gerade solche Orte meide ich nicht.“ Am berüchtigten Kottbusser Tor in Kreuzberg, wo sie im bürgerlichen Leben ihr Büro als Verlagskaufmann hat, habe sie noch keine Probleme gehabt. Schlönzkes Beobachtung: Böse Kommentare im Internet kommen eher von deutsch klingenden Namen. "Schwulenfeindlichkeit ist weniger eine Frage der Religion als mehr eines Mangels an Aufklärung" Die aus dem Fernsehen bekannte Hamburger Dragqueen Olivia Jones sagt: „Schwulenfeindlichkeit ist weniger eine Frage der Religion als mehr eines Mangels an Aufklärung. Und wir sollten nicht immer so tun, als wären wir in Deutschland der Entwicklung gegenüber anderen Kulturen um Lichtjahre voraus.“

Anlässlich des bevorstehenden Internationalen Tages gegen Homophobie und Trans*phobie am 17. Mai wurde am 2. Mai der erste „Kiss Kiss Berlin – Regenbogenkuchen“ in der Kaiser-Wilhelm Gedächtniskirche angeschnitten, mit Generalsuperintendentin Ulrike Trautwein, den Kuchenbäckern Klaus-Dieter Heinemann und Uwe Gundelach, Pfarrerin Dorothea Strauß und Bastian Finke, Leiter von Maneo, dem schwulen Anti-Gewalt Projekt in Berlin. Auf den Regenbogenkuchen schrieben die Bäcker „Liebe ist ein Stück vom Himmel“. Zwischen dem 2. und 17. Mai werden an elf weiteren Orten Regenbogenkuchen angeschnitten, so in einer Polizeidirektion und bei der Berliner Feuerwehr. Die Aktion findet anlässlich der jährlich von Maneo organisierten Kampagne „Kiss Kiss Berlin“ statt, die mit kreativen Aktionen zum Internationalen Tag gegen Homophobie und Trans*phobie aufruft.

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http://www.focus.de/regional/berlin/kriminalitaet-nachterroranschlag-brandenburger-tor-inregenbogenfarben_id_5646256.html Der Focus, 19.06.16, 14:15 Uhr

Kriminalität

Brandenburger Tor in Regenbogenfarben: Kritik an Merkel Eine Woche nach dem Massaker von Orlando erstrahlt das Brandenburger Tor in Berlin in den Regenbogenfarben. Die Schwulenbewegung ist in Trauer - und vermisst deutliche Zeichen aus dem Bundeskanzleramt.

MANEO-Projektleiter, Bericht für 2016

(LSVD) kritisiert, dass die öffentlichen und politischen Solidaritätserklärungen zurückhaltend ausgefallen seien. Er hatte dazu aufgerufen, an der Mahnwache teilzunehmen. Organisiert wurde diese von zwei Künstlern aus der Schwulenszene. In der Nacht zum Sonntag vor einer Woche hatte ein islamistischer Attentäter in einem Schwulen-Club in Orlando in Florida 49 Menschen getötet und 53 weitere verletzt. „Wir mögen verletzt worden sein, aber wir steigen auf wie Phönix, stärker und strahlender als je zuvor. Niemand kann unsere Flamme löschen!“, sagte „Pulse“-Tänzer Aalucard Holidai dem Berliner Magazin „Siegessäule“. In der Tatnacht war er nicht in dem Club. Nach dem Anschlag habe er zunächst „Trauer, nichts als Trauer“ empfunden - aber dann habe er gesehen, wie die gesamte Community von Orlando zusammenhalte. „Wir sind eins. Wir sind tapfer. Wir sind Orlando strong“, so der Tänzer. -o–oOo–o-

http://www.rbbonline.de/panorama/beitrag/2016/05/mehruebergriffe-auf-schwule--lesben-und-transgender-inberlin.html 10.05.16 | 10:10 Uhr

Anti-Gewalt-Projekt "Maneo" Trauer in Berlin und Kritik an der Kanzlerin: Eine Woche nach dem Anschlag auf einen Schwulenclub in den USA sind das Brandenburger Tor und der Funkturm am Samstagabend in den Regenbogenfarben angestrahlt worden. Zudem gab es eine Mahnwache auf dem Pariser Platz, an dem das Tor und die US-Botschaft liegen. Das schwule Anti-Gewalt-Projekt Maneo in Berlin warf zugleich Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) in einem Brief vor, sich nach dem Anschlag nicht sichtbar vor die LSBT-Gemeinschaft gestellt zu haben. Die Abkürzung LSBT steht für Lesben, Schwule, Bisexuelle und Transgender. Die Kanzlerin solle erklären, dass LSBT in Deutschland „selbstverständlich Teil einer demokratischen Gesellschaft sind, in der alle Menschen gleichberechtigt sind“, forderte der Leiter von Maneo, Bastian Finke. Merkel hatte am Donnerstag gesagt: „Mein Denken und Handeln ist davon geprägt und geleitet, dass unser Leben in offenen und freien Gesellschaften geprägt sein muss von Respekt gegenüber dem jeweils anderen - egal, was er glaubt, egal, wie er aussieht und egal, wen er liebt.“ Mit der Beleuchtung des Brandenburger Tores in den Farben der Homosexuellen-Bewegung wollte der Berliner Senat ein Zeichen der Solidarität setzen. Zuvor hatte der Lesben- und Schwulenverband

Homophobe Übergriffe in Berlin nehmen wieder zu Die Zahl der Übergriffe auf Schwule, Lesben und Transgender hat sich in Berlin wieder auf den Stand von 2013 erhöht - dem höchsten Stand seit der Gründung des schwulen Anti-Gewalt-Projekts "Maneo" im Jahr 1990. Knapp 260 Fälle zählt man dort allein im vergangenen Jahr. Auch die Berliner Polizei bestätigt einen Anstieg. Berlin gilt als tolerante und weltoffene Stadt – trotzdem hat sich die Zahl der Übergriffe gegen Homound Bisexuelle sowie Transgender erneut erhöht: 259 Fälle mit homo- oder transphobem Hintergrund hat das schwule Anti-Gewalt-Projekt "Maneo" im Jahr 2015 gezählt. Das sind 34 mehr als im Jahr davor und genauso viele wie 2013 – damals waren die gemeldeten Taten auf dem höchsten Stand seit der Gründung "Maneos" im Jahr 1990. Auch die Berliner Polizei, die jetzt ebenfalls ihre Zahlen veröffentlicht hat, gibt einen Anstieg bekannt auch wenn die bei der Polizei gemeldeten Fallzahlen deutlich geringer sind: 105 Fälle zählt sie für das vergangene Jahr, nachdem es 2014 noch 80 Delikte waren.

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"Maneo": Besser vernetzt als die Polizei „Uns werden jedes Jahr mehr als 700 Hinweise und Fälle gemeldet", sagt "Maneo"-Leiter Bastian Finke. "Allerdings nicht nur aus Berlin, sondern aus der gesamten Region, teilweise sogar aus ganz Deutschland." Dass die Zahlen von "Maneo" mehr als doppelt so hoch sind wie die der Berliner Polizei, erklärt er sich so: "Wir sind mehr mit den Szenen vernetzt, vor allem aber eine unabhängige Stelle." Die Fälle, die "Maneo" oder der Polizei gemeldet werden, sind aber wahrscheinlich nur ein kleiner Ausschnitt der Realität: "Wir wissen aus soziologischen Studien, dass die Dunkelziffer überdurchschnittlich hoch ist – man schätzt zwischen 80 und 90 Prozent", erklärt Maria Tischbier, die bei der Berliner Polizei Ansprechpartnerin für Lesben, Schwule, Bisexuelle, Transgender und intergeschlechtliche Menschen (LSBTI) ist und ergänzt, "wenn bei der Polizei mehr Strafanzeigen eingehen, bedeutet das nicht, dass prinzipiell mehr passiert, sondern dass mehr Menschen zur Polizei kommen und Taten zur Anzeige bringen", so Tischbier.

MANEO-Projektleiter, Bericht für 2016

hervor, der am heutigen Dienstag in Vorgriff auf den internationalen Tag gegen Homophobie und Transphobie am 17. Mai veröffentlicht wurde. Auf 130 Seiten sind darin Hinweise und ausgewertete Vorfälle verzeichnet. Dunkelziffer vermutlich vielfach höher Maneo-Leiter Bastian Finke erklärte: "Die Vorfälle homophober und transphober Gewalt und Diskriminierung malen ein erdrückendes Bild, insbesondere vor dem Hintergrund eines vielfach höher geschätzten Dunkelfeldes." Demnach gingen 541 Hinweise bei Maneo im Jahr 2015 ein. 313 davon konnten ausgewertet werden, wovon sich 259 Fälle auf Berlin bezogen. Bei 52 Prozent der Vorfälle waren Männer Opfer von Gewalt und Beleidigungen. Bei den eigentlichen Strafdelikten lagen einfache und gefährliche Körperverletzungen an erster Stelle, gefolgt von einfachen Beleidigungen sowie Nötigungen und Bedrohungen. In Schöneberg gibt es die meisten Übergriffe

"Maneo" veröffentlicht jedes Jahr zum internationalen Tag gegen Homo- und Transphobie, dem 17. Mai, einen Report mit aktuellen Zahlen über Vorfälle mit homo- und transphobem Hintergrund in Berlin. Die Fälle können online oder über das ManeoÜberfalltelefon (030 - 216 33 36) gemeldet werden.

Neben den Delikten sind auch die Ortsteile mit den häufigsten Meldungen verzeichnet. Wie bereits in den Vorjahren lag hier Schöneberg mit 31 Prozent aller Vorfälle weit vorn. Allerdings ist dieser Wert im Vergleich zu 2014 deutlich zurückgegangen, denn damals wurden noch 44 Prozent aller Straftaten im und um den Schöneberger Regenbogenkiez an der Motzstraße gezählt. Den Grund für den Rückgang sieht Maneo vor allem in den intensiven Gespräche mit der Polizei, die seit Anfang 2013 ihren Einsatz dort verstärkt hat.

Beitrag von Klaas-Wilhelm Brandenburg

Maneo kritisiert Integrationssenatorin Dilek Kolat

Fälle werden online oder per Telefon gemeldet

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http://www.tagesspiegel.de/berlin/queerspiegel/maneo -report-2015-fast-jeden-tag-ein-homophoberuebergriff-in-berlin/13573194.html Der Tagesspiegel, 10.05.2016

Maneo, gegründet 1990, ist das älteste Anti-GewaltProjekt dieser Art in Deutschland und hat inzwischen mehr mehr als 10.000 Menschen beraten und etwa 15.000 Hinweise auf Gewaltstraftaten erhalten. Das Projekt setzt sich neben der Opferberatung - unter anderem mithilfe des Schwulen Überfalltelefons - und der Erfassung von Gewalttaten vor allem für Gewaltprävention und bürgerliches Engagement ein. Dafür wird das Projekt seit 26 Jahren vom Senats gefördert.

Maneo-Report 2015

Fast jeden Tag ein homophober Übergriff in Berlin Das Anti-Gewaltprojekt Maneo hat die Bilanz zu homophoben Übergriffen im Jahr 2015 in Berlin veröffentlicht. Die meisten Fälle gab es in Schöneberg.

Angesichts steigender Beratungszahlen kritisiert Maneo-Chef Finke die zuständige Senatsverwaltung für Integration: "Wir sind frustriert, dass nichtfreigegebene Mittel bei uns sogar zu Stellenkürzungen geführt haben." Schon jetzt könne man die Nachfrage an das Projekt kaum noch bewältigen, weitere Beratungen nur noch schwerlich durchgeführt werden. Am Freitag wollen die ManeoMitarbeiter Senatorin Dilek Kolat deshalb den neuen Report persönlich übergeben.

VON FELIX HACKENBRUCH Es reicht von Beleidigungen im Netz bis zu schweren Körperverletzungen: Die Zahl der Übergriffe auf Menschen wegen ihrer sexuellen Orientierung in Berlin ist weiter groß. Das geht aus dem Report des schwulen Anti-Gewalt-Projekt "Maneo" für das vergangene Jahr

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http://www.fr-online.de/politik/homosexualitaethomophobie-keine-frage-derreligion,1472596,34687450.html fr-online, 29.08.2016

HOMOSEXUALITÄT

Homophobie keine Frage der Religion Die angezeigten Übergriffe gegen Homosexuelle in Deutschland sind wieder gestiegen. Die Täter seien überwiegend erwachsene Männer mit deutscher Staatsangehörigkeit. Die Frau mit den schwarzen langen Haaren und den dunkel geschminkten Augen ist eigentlich ein Mann. Die SPD wirbt im Berliner Wahlkampf mit einer Dragqueen. Der Slogan: "Berlin bleibt frei." Das wirft die Frage auf: Sind Toleranz und Weltoffenheit tatsächlich in Gefahr? Die Zahl der gemeldeten und angezeigten Übergriffe gegen Homosexuelle in der Hauptstadt ist zuletzt wieder gestiegen. Das Beratungsprojekt Maneo registrierte im vergangenen Jahr 259 Fälle. Das Niveau sei gleichbleibend hoch, sagt Maneo-Direktor Bastian Finke. Die Realität sieht so aus: Wer mit einem Mann, der lange Haare trägt und weiblich aussieht, auf dem Alexanderplatz unterwegs ist, erlebt, wie übel dieser beschimpft wird. Gleich mehrfach und am helllichten Tag. Von Männern, die südländisch aussehen. Aber Homophobie ist keine Frage des Passes. In einer kürzlich veröffentlichten Studie der Uni Leipzig über "Die enthemmte Mitte" in Deutschland stimmten gut 40 Prozent der Befragten der Aussage zu: "Es ist ekelhaft, wenn Homosexuelle sich in der Öffentlichkeit küssen". Die Berliner Polizei ermuntert dazu, Übergriffe und auch Beleidigungen anzuzeigen. Sie verteilt dazu Postkarten an Szene-Treffs. "Schwule Sau", "Scheiß Lesbe" oder "Scheiß Transe" solle man sich nicht gefallen lassen, so die Botschaft. Solche Beleidigungen können ein Monatsgehalt Strafe kosten. 80 bis 130 homophobe und transphobe Übergriffe (Übergriffe auf Menschen, die transsexuell sind) werden im Jahr bei der Berliner Polizei angezeigt. Die Dunkelziffer wird hoch eingeschätzt. Manchmal häufen sich die Fälle - ob es mehr gibt oder mehr angezeigt werden, ist offen. Harald Kröger, der bei der Berliner Polizei Ansprechpartner für die schwul-lesbische Szene ist, kennt die Debatte um die Tätergruppen - und darüber, ob Muslime besonders schwulenfeindlich sind. "Dafür gibt es keine Belege", sagt Kröger. "Die ermittelten Täter sind überwiegend erwachsene Männer mit deutscher

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Staatsangehörigkeit." Die Religion oder ein eventueller Migrationshintergrund werden nicht erfasst. Die Debatte ist nicht neu. Bereits vor Jahren war Thema einer Studie, dass unter Berliner Schülern mit russischen oder türkischen Wurzeln Schwulenfeindlichkeit verbreiteter ist als bei deutschen Jugendlichen. Der Senat warb mit einer Kampagne gegen Vorurteile unter Migranten: "Kai ist schwul - Murat auch". AfD macht Stimmung Der Maneo-Direktor Finke sieht das Problem nicht bei den Religionen, sondern in der Macho-Kultur. "Aber wir sehen natürlich auch, dass Religionen von Männern geprägt sind." In der Flüchtlingskrise sind für Deutschland zwei Faktoren neu: Es kommen viele Menschen aus muslimischen Ländern hinzu, wo Homosexualität tabu ist und bestraft wird. Und schwule Flüchtlinge erleben in den Unterkünften Übergriffe von Landsleuten. Die AfD hat in ihrer Stimmungsmache gegen den Islam schon auf einem Plakat mit einem Männerpaar geworben - zum Ärger des Regierenden Bürgermeisters Michael Müller (SPD). Die SPD zitiert DragqueenWahlkämpferin Nina Queer, sie liebe die Freiheit in Berlin. "Allerdings betrachte ich mit Sorge, wie unsere tolerante Gesellschaft zunehmend durch ausgrenzende und populistische Sprüche gefährdet wird." Was erleben Dragqueens, also Männer, die sich als Frauen verkleiden? Die Entertainerin und Aktivistin Margot Schlönzke kennt die unterschiedlichsten Reaktionen. Sie hat auch schon von Türken Komplimente bekommen. Mal halten die Leute den Daumen hoch, mal holen sie ihre Kinder von der Straße weg. Als Schlönzke mit einem Fernsehteam unterwegs war, flogen Flaschen, gleich als sie aus dem Haus kam. «Es ist nicht mehr geworden, sondern extremer - in beide Richtungen.» Anfeindungen gebe es aus allen Ecken. Die Nationalität spiele keine Rolle. "Ich frage nie nach einem Pass, wenn ich angespuckt werde." Ungemütliche Gegenden scheut sie als "Polit-Tunte" nicht. Es gehe um Sichtbarkeit, sagt Schlönzke. "Gerade solche Orte meide ich nicht." Am berüchtigten Kottbusser Tor in Kreuzberg, wo sie im bürgerlichen Leben ihr Büro als Verlagskaufmann hat, habe sie noch keine Probleme gehabt. Schlönzkes Beobachtung: Böse Kommentare im Internet kommen eher von deutsch klingenden Namen. Die aus dem Fernsehen bekannte Hamburger Dragqueen Olivia Jones sagt: "Schwulenfeindlichkeit ist weniger eine Frage der Religion als mehr eines Mangels an Aufklärung. Und wir sollten nicht immer so tun, als wären wir in Deutschland der Entwicklung gegenüber anderen Kulturen um Lichtjahre voraus."

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Als Jones ein Kinderbuch gegen Homophobie veröffentlichte, habe sie zwar vor allem Zuspruch bekommen, aber auch viel Gegenwind: "Das Thema ist ja wichtig, aber sollten Kinder nicht lieber mit klaren Geschlechterrollen aufwachsen? Es sind doch noch Kinder." Es gebe auch viele Homophobe mit hohem Bildungsstand, sagt Jones. "Die fallen allerdings nicht immer gleich so auf, weil sie oft ihre Homophobie freundlicher zu verpacken wissen." Der Satz "Ich bin ja kein Rassist, aber..." hat laut Jones ein Pendant: "Ich habe ja nichts gegen Schwule, aber... müssen die sich denn unbedingt auf der Straße küssen?" (dpa)

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2. Pressemeldung zum MANEO-Report 2014 MANEO-Report 2015 veröffentlicht

259 neue Fälle in Berlin mit homophobem und trans*phobem Hintergrund erfasst 541 neue Hinweise hat MANEO eingegangen, 259 Fälle mit „homophobem und trans*phobem Hintergrund“ und „Tatort Berlin“ wurden ausgewertet, 747 Personen wurden beraten. Die Nachfrage kann von MANEO kaum noch bewältigt, weitere Beratungen kaum noch durchgeführt werden. Mit einer weiter anwachsenden Zahl ist in diesem Jahr zu rechnen, das vor dem Hintergrund eines Dunkelfeldes, das noch einmal um ein Vielfaches höher liegt. Der Bericht enthält Beiträge und Zahlen der Berliner Polizei, der Bundespolizei/ Direktion Berlin und der Berliner Staatsanwaltschaft. Anlässlich des Internationalen Tages gegen Homophobie und Trans*phobie (17. Mai) legt MANEO seinen Report für 2015 vor. Er wird am 10. Mai an die im Berliner Abgeordnetenhaus vertretenen Fraktionen und Parlamentspräsident Ralf Wieland und am 13. Mai der Bürgermeisterin und Senatorin für Arbeit, Integration und Frauen, Dilek Kolat, persönlich übergeben. „Die Vorfälle homophober und trans*phober Gewalt und Diskriminierung, die wir erfasst haben, malen ein erdrückendes Bild, insbesondere vor dem Hintergrund eines vielfach höher geschätzten Dunkelfeldes. Die Fallzahlen liegen weiter auf hohem Niveau, auch wenn wir weder von einer Zunahme noch einer Abnahme für Berlin sprechen können. Weitere gesellschaftliche Anstrengungen sind erforderlich, sowohl in der Bildung, in der Gewalt- und Kriminalprävention und in der Opferhilfe. Die Bekämpfung vorurteilsmotivierter Hassgewalt in unserer Gesellschaft, d.h. Rassismus, Antisemitismus, jede Form von gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit, eben auch Hassgewalt gegen LSBT*, als auch die solidarische Unterstützung für Betroffene durch qualifizierte Opferhilfearbeit muss als gesamtgesellschaftliche Aufgabe ernst genommen werden. Denn diese Angriffe stellen einen Angriff auf unser demokratisches Wertesystem dar“, erklärt Bastian Finke, Leiter von MANEO. Anhaltend hohe Nachfrage kaum noch zu bewältigen Mit dem MANEO-Report wird deutlich, dass die Arbeit und die Nachfragen kaum noch bewältigt werden können. Täglich wenden sich Betroffene an die Opferhilfeberatungsstelle am Nollendorfplatz. Das Telefon ist täglich zwischen 17-19 Uhr besetzt, von Montag bis Freitag wird auch persönlich beraten. Es sind in erster Linie schwule Männer, die Hilfe und Beratung nach einer Gewaltstraftat suchen, Betroffene unterschiedlichen Alters, sozialer und kultureller Herkunft, darunter Geflüchtete.

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„In unserer Opferhilfearbeit arbeiten wir nach Qualität und Standards. Das bedeutet vor allem Zeit für Beratungen, Zeit für Vermittlungen, Zeit für Kommunikation mit zuständigen Stellen, Zeit für weitere Nachfragen und Sorgen der Betroffenen haben, Zeit auch für Besprechungen unter Mitarbeitern und die Optimierung der Arbeit von Unterstützersystemen. Wir haben gegenüber unserer zuständigen Senatsverwaltung erklärt, dass wir deshalb dringend mehr Personal benötigen. Wir sind frustriert, dass nicht-freigegebene Mittel bei der Senatsverwaltung für Arbeit, Integration und Frauen bei uns sogar zu Stellenkürzungen geführt haben,“ so Bastian Finke. Mit einer vorurteilsmotivierten Gewalterfahrung werden nicht selten bereits zuvor erlebte Diskriminierung und Ausgrenzungserfahrungen erneut durchlebt. Alte Wunden, die wenig Versorgung erfahren haben, drohen erneut aufzubrechen. Unter LSBT* ist nach wie vor Angst, Isolation und Diskriminierung weit verbreitet, wie die letzte Umfrage der Agentur der Europäischen Union für Grundrechte (FRA) unter LSBT* in Europa gezeigt hatte.20 Besonders junge Menschen sind in unserer Gesellschaft weiterhin mit vorurteilsmotivierten Diskriminierungsund Gewalterfahrungen konfrontiert. Viele Betroffene wünschen sich mehr Begleitung und Unterstützung. Unser Wunsch ist es, mehr auf die Bedürfnisse von Betroffenen eingehen zu können. Geflüchtete als Opfer homophober Gewalt Die uns einerseits von betroffenen Flüchtlingen gemeldeten Vorfälle homophober und trans*phober Diskriminierung, Bedrohung und Übergriffe, die sie in ihrem Herkunftsland erlebt haben, und die sie nun als Geflüchtete wiederum in Sammelunterkünften durch andere geflüchtete Menschen hier in Berlin erlebt haben, die uns andererseits auch durch die Tätigkeit von Beratungsstellen bekannt geworden sind, verstärken unsere Forderungen nach einer verbesserten personellen Ausstattung unserer Fachstelle. Es muss sichergestellt werden, dass der Anspruch von Betroffenen auf qualifizierte Beratung und Hilfestellung und Unterstützung gewährleistet wird. Unsere psychosoziale Opferberatungsarbeit muss dringend verstärkt werden. MANEO hat mit Hilfe ehrenamtlicher Helferinnen und Helfer Unterstützungsangebote für Geflüchtete geschaffen. Dazu zählen ehrenamtliche Sprachmittlerinnen und –mittler, die die Beratungstätigkeit von MANEO unterstützen, ebenso ein Angebot für Geflüchtete, sich zu treffen und mit Unterstützung Ehrenamtlicher das Erlernen der deutschen Sprache zu verbessern. Gewaltpräventionsarbeit kontinuierlich fortsetzen Darüber hinaus muss die Gewalt- und Kriminalpräventionsarbeit kontinuierlich fortgeführt werden. Dazu gehört Aufklärungsarbeit. Opfern und Zeugen muss vermittelt werden, dass fehlende Anzeigen dazu beitragen, dass Täter nicht ermittelt und deshalb weiter machen können. Fehlende Ermittlungsergebnisse können außerdem dazu beitragen, Gerüchte in Umlauf zu setzen – z.B. über die Täter, über „gefährliche Orte“ oder Schweigekartelle bei Polizei und Medien – die politisch instrumentalisiert werden können. Umso wichtiger ist es, Taten zu melden, damit Anhaltspunkte gesammelt und Taten aufgeklärt werden können. Gerade vorurteilsmotivierte Straftaten, mit denen nicht nur einzelne Menschen, sondern eine ganze gesellschaftliche Gruppe getroffen werden soll, können in dieser für große Verunsicherung sorgen. Vor diesem Hintergrund ist ebenfalls bedeutsam, dass für Menschen, die in kriminalitätsbelasteten Regionen wohnen oder arbeiten, dort also regelmäßig verkehren und regelmäßig mit Vorfällen konfrontiert sind, dieser Zustande als eine so hohe Belastung erlebt wird, mit der sich ihre Toleranzgrenzen verschieben und mitverantwortlich dafür sind, dass sie in Anzeigen kein Ergebnis mehr erkennen. 20

http://fra.europa.eu/de/press-release/2013/angst-isolation-und-diskriminierung-bei-lgbt-personeneuropa-weit-verbreitet

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Aufklärungsarbeit ist auch weiter bei den Strafverfolgungsbehörden wichtig, damit sicher gestellt ist, dass Betroffene, die Strafanzeige erstatten wollen, ernst genommen werden, damit Beweise umfänglich festgestellt und vorurteilsmotivierte Motive der Täter erkannt werden. Denn eine homophobe Tat zeichnet sich nicht dadurch aus, dass Betroffene LSBT* sind, sondern durch die Motivation der Täter. Im Rahmen seiner Unterstützung der Polizeischulungsarbeit haben Mitarbeiter von MANEO 2015 etwa 500 weitere Polizeibeamte an der Landespolizeischule Berlin (LPS) und Hochschule für Wirtschaft und Recht (HWER) geschult. Ergebnisse des MANEO-Reports 2015 Im Jahr 2015 nahm MANEO 541 neue Hinweise entgegen (2014: 474; 2013: 500). 313 Fälle konnten ausgewertet werden (2014: 295; 2013: 353). 259 Fälle, die sich auf Berlin bezogen, hatten einen homophoben oder trans*phoben Hintergrund (2014: 225; 2013: 259). 12 Fälle richteten sich gegen die Gruppe der LSBT* allgemein, 207 Fälle gegen Schwule und männliche Bisexuelle, 13 Fälle gegen Lesben und 23 Fälle gegen Trans*Personen. 39 Fälle zum Nachteil von LSBT*-Personen mit Tatort Berlin zeigten keinen homophoben oder trans*phoben Hintergrund, und 15 Fälle lagen außerhalb Berlins. MANEO hat in seinem Report 34 Fallbeispiele aufgelistet, die die Breite der gemeldeten Fälle aufzeigen. Die dominierenden Deliktformen bei schwulenfeindlichen/ homophoben Gewalttaten waren: -

einfache Beleidigungen: 23% einfache und gefährliche Körperverletzungen: 29% Raubstraftaten: 15% Nötigungen und Bedrohungen: 22%

Die Bezirke (alte Bezirke) mit den häufigsten Meldungen waren: -

Schöneberg: 31% (2014: 44%) Kreuzberg: 10% Tiergarten: 9% Mitte: 8%, Neukölln: 5%, Wedding 5%

Tatorte waren überwiegend: -

-

Allgemeine Öffentlichkeit: 47% o das öffentliche Straßenland: 35% (davon ereigneten sich 5% unmittelbar vor Lokalen, die speziell schwules und LSBT*-Publikum haben); o Öffentliche Verkehrsmittel: 12% Wohnungen und unmittelbares Wohnumfeld: 18% Internet: 9% Cruisingorte, beispielsweise Parkanlagen und Waldgebiete: 6% Hotels und Pensionen: 2%

Die hohe Anzahl von Vorfällen in Schöneberg bzw. im Schöneberger Regenbogenkiez hatte Anfang 2013 zu einer Intensivierung der Gespräche zwischen MANEO und der Polizei geführt, die zu verstärkten und anhaltenden polizeilichen und kriminalpräventiven Maßnahmen in der Region geführt haben. MANEO MANEO - DAS SCHWULE ANTI-GEWALT-PROJEKT IN BERLIN ist ein eigenständiges Projekt von Mann-O-Meter e.V. und besteht seit 26 Jahren. Es ist das älteste, bekannteste und erfahrenste Anti-Gewalt-Projekt seiner Art in Deutschland. Die Projektarbeit mit 2 Büros, 2 festen Stellen (35 + 36,5 Std.d.W.), 4 Std.d.W. Buchhaltung und Verwaltung, und 10 ehrenamtli-

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chen Mitarbeitern wird seit 26 Jahren von der Berliner Senatsverwaltung teilgefördert. Zahlreiche weitere Menschen (derzeit etwa 50 Personen) setzen sich mit viel Engagement für MANEO ein. Im Fokus stehen vier Kernaufgaben. 1. Die Opferberatung: Schwule und männliche Bisexuelle, die Opfer von Diskriminierung und Gewaltstraftaten geworden sind, werden beraten und unterstützt. Das ‚Schwule Überfalltelefon‘ bietet täglich von 17-19 Uhr Kontakt und Erstberatung. Mit der Psychosozialen Opferberatung setzt sich die Unterstützung fort. Die Erstberatung wird von geschulten Laien, die regelmäßige ambulante Beratungs- und Unterstützungsarbeit von hauptamtlich Beschäftigten gewährleistet. In der Mehrzahl werden vorurteilsmotivierte Taten, jedoch auch häusliche Gewalt, sexuelle Übergriffe, Zwangsverheiratung, Raub, Diebstahl und KO-Tropfen-Delikte gemeldet. Seit 1990 haben über 10.000 Betroffene das Angebot genutzt, im letzten Jahr 700. MANEO kooperiert seit über 20 Jahren mit erfahrenen Opferhilfeeinrichtungen in Deutschland und Europa. 2. Die Erfassung von Gewalttaten: insbesondere vorurteilsmotivierte, homophobe Gewalttaten werden in Berlin erfasst und ausgewertet. Ergebnisse werden in einem Jahresbericht veröffentlicht. 3. Die Gewaltprävention: die Öffentlichkeit wird über Homophobie und Hassgewalt informiert, die Szenen auf Gefahren hingewiesen, Multiplikatoren vernetzt und mobilisiert. Präsenz wird regelmäßig in Berlins Szenen gezeigt, z.B. bei Veranstaltungen wie Straßenfest oder CSD. MANEO fördert den Dialog mit der Polizei und Staatsanwaltschaft in Berlin.4. Engagement und Empowerment: Selbstbewusstsein und Selbstbehauptung werden gestärkt, bürgerschaftliches Engagement und Mitarbeit mobilisiert. Zu den weiteren Aufgabenbereichen zählen: Ressourcensicherung, Qualitätsmanagement und Vernetzung. Zur Aufrechterhaltung seiner senatsgeförderten Arbeit muss MANEO derzeit einen Eigenanteil von 5.000 Euro beisteuern. MANEO feierte im Oktober sein 25-jähriges Jubiläum mit über 500 Gästen im TIPI am Kanzleramt. In den vergangenen 25 Jahren hat MANEO geschätzte 15.000 Hinweise auf Gewaltstraftaten erhalten und über 10.000 Betroffene beraten. Berlin ist im bundesweiten Vergleich ganz vorne Das Zusammenwirken zwischen qualifizierter und professioneller Opferhilfearbeit einerseits und der Strafverfolgung durch die Strafverfolgungsbehörden andererseits muss weiter optimiert werden. Berlin ist das einzige Bundesland in Deutschland, das hauptamtlich bestellte LSBT*-Ansprechpersonen bei Polizei und LSBT*-Ansprechpersonen bei der Staatsanwaltschaft eingerichtet hat, die sich Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ihrer eigenen Behörden für Beratung und Schulung anbieten. Kein anderes Bundesland verfolgt vorurteilsmotivierte Hassgewalt mit vergleichbarer Ernsthaftigkeit. Solidarität und Vernetzung Mit seinem ‚Berliner Toleranzbündnis‘ sucht MANEO die gesellschaftliche Vernetzung im Bemühen, Diskriminierung und Gewalt gegen LSBT* zu überwinden. Deshalb hat MANEO 2009 das ‚Berliner Toleranzbündnis‘ gegründet. Dem Bündnis haben sich 140 Unternehmen und Institutionen angeschlossen – und es wächst weiter (siehe: www.berlinertoleranzbuendnis.de ). Das Bündnis spiegelt ein breites gesellschaftliches Spektrum wider. Betont wird das Gemeinsame und Verbindende, die Förderung gesellschaftlicher Toleranz, Vielfalt und Akzeptanz, das entschlossene Eintreten gegen Homophobie und Hassgewalt, gegen jede Form vorurteilsmotivierter gruppenbezogener Gewalt – dies mit vielfältigen Aktionen und Initiativen. Zu diesen zählen beispielsweise die Kuppelbeleuchtung des U-Bahnhofes Nollendorfplatz in regenbogenfarbenem Licht (seit 2014), die jährlich Kampagne „Kiss Kiss Berlin“, zwischen dem Internationalen Tag gegen Rassismus (21.03.) und dem Internationalen Tag gegen Homophobie und Trans*phobie (17.05.).

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Fallbeispiele aus dem MANEO-Report 2015: Friedrichshain, 11.04.2015: Körperverletzung auf Warschauer Brücke

Eine 23 Jahre alte lesbische Frau küsste ihre Freundin auf der Warschauer Brücke, als eine vier- bis fünfköpfige Gruppe junger Männer auf sie zukam. Eine Person löste sich aus der Gruppe und rammte die Geschädigte mit voller Wucht gegen den Oberkörper. Dabei wurde sie zu Seite geschleudert und stieß mit ihrem Oberkörper gegen das dortige Brückengeländer. Sie spürte starke Schmerzen in der Rippengegend. Die Personen liefen dann weiter, drehten sich um und lachten. Die Täter sprachen in einer nicht-deutsche Sprache. Die Betroffenen erstatteten Anzeige bei der Polizei. Tiergarten, 17.05.16, 01:40 Uhr: Beleidigung, Raub und gefährliche Körperverletzung gegen ein schwules Paar „Unbekannte flüchteten in der vergangenen Nacht in Moabit nach einer homophoben Beleidigung und einem anschließendem Raub. Bisherigen Erkenntnissen zufolge begaben sich zwei junge Männer gegen 1.40 Uhr von einer Feier in den Moabiter Stadtgarten in der Siemensstraße und trafen dort auf drei Männer. Das Trio soll die beiden 18-Jährigen zunächst homophob beschimpft und anschließend beraubt haben. Die Räuber schlugen ihre Opfer und flüchteten mit den Geldbörsen und Mobiltelefonen. Die Geschädigten erlitten Kopfverletzungen, die in einem Krankenhaus ambulant behandelt werden mussten. Der Polizeiliche Staatschutz beim Landeskriminalamt Berlin führt die Ermittlungen.“ Quelle: Pressemeldung der Polizei Berlin vom 17.05.15 Prenzlauer Berg, 24.07.2015, 18:25 Uhr: gefährliche Körperverletzung auf Straße Am Rande eines Fußballspiels in Prenzlauer Berg kam es gestern Abend zu einem Vorfall, bei dem ein homosexuelles Pärchen zunächst beleidigt und einer von ihnen anschließend schwer verletzt wurde. Nach bisherigen Erkenntnissen liefen die beiden 37 und 48 Jahre alten Männer gegen 18.25 Uhr Hand in Hand auf dem Gehweg der Schönhauser Allee. Hier kam ihnen eine Gruppe von rund 20 Personen entgegen, die teilweise Fankleidung trugen und auf dem Weg zu einem Fußballspiel im Friedrich-Ludwig-Jahn Stadion waren. Aus der Gruppe heraus wurde das Paar plötzlich von einem 28-Jährigen beleidigt. Kurz darauf schlug er dem 48-Jährigen mit der Faust mehrmals ins Gesicht, so dass dieser schwere Verletzungen erlitt. Sein Partner lief in der Zwischenzeit zu Polizeibeamten, die gerade in der Nähe einen Verkehrsunfall aufnahmen, und rief um Hilfe. Die Beamten eilten herbei, alarmierten die Feuerwehr und nahmen den 28-Jährigen vorläufig fest. Ein 37-jähriger Freund des Festgenommenen zog diesen daraufhin von den Polizisten weg und schubste die Beamten beiseite, woraufhin dem 28-Jährigen zunächst die Flucht gelang. Er konnte wenig später von Beamten einer Einsatzhundertschaft abermals festgenommen werden. (…) Der verletzte 48Jährige musste stationär in einem Krankenhaus aufgenommen werden. Seine Verletzungen machten eine Operation erforderlich. Quelle: Pressemeldung der Polizei Berlin vom 25.07.2015 Der vollständige MANEO-Report 2015 ist zu finden unter: http://www.maneo.de/infopool/dokumentationen.html?eID=dam_frontend_push&docID=1142

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Teil IV Weitere, nicht-senatsfinanzierte Projektarbeit 1. Kiss Kiss Berlin 2016 2. Netzwerke Berlin 3. Internationale Vernetzung 4. TOLERANTIA AWARDS 5. Würdigung ehrenamtlichen Engagement 6. Auszeichnung

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1. „Kiss Kiss Berlin“ 2016 Internationaler Tag gegen Homophobie und Trans*phobie Wie im letzten Jahr, hat MANEO auch 2016 innerhalb von acht Wochen 40 Einzelaktionen und -veranstaltungen durchgeführt. Gemeinsam mit vielen Unterstützerinnen und Unterstützern haben wir mit der Kampagne „Kiss Kiss Berlin“ auf das Thema Ausgrenzung und Hassgewalt, auf Homophobie, Trans*phobie, Rassismus, Antisemitismus und weitere Formen gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit aufmerksam gemacht. „Kiss Kiss Berlin“ hatte am 21. März, dem Internationalen Tag gegen Rassismus, begonnen und endet heute am 17. Mai, dem Internationalen Tag gegen Homophobie und Trans*phobie, mit einer Diskussionsrunde mit Frauen aus der Türkei und arabischen Ländern zum Thema „Angekommen in Deutschland“ – und mit einem Regenbogenkuchenanschnitt. Die Kampagne wurde aktiv vom ‚Berliner Toleranzbündnis‘ (BTB) unterstützt. Mit der Kampagne „Kiss Kiss Berlin“ wird jährlich für den Internationalen Tag gegen Homo- und Trans*phobie mobilisiert. Kiss Kiss Berlin betont das gemeinsame Engagement gegen Homo- und Trans*phobie, Rassismus, Antisemitismus, Islamfeindlichkeit, gegen jede Form der gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit, sowie für Toleranz, Respekt und Vielfalt in Berlin, Deutschland und der Welt.

Die Aktionen waren:  „Mit Bunten Blumen für ein buntes Berlin“: am 21. März werden unter diesem Motto Blumensamen verteilt, gemeinsam mit ‚Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage‘;  das ‚Party-Benefiz‘, mit vielen Berliner Clubs und Partys;  ‚Kiss Kiss Berlin – Regenbogenkuchen‘-Anschnitte an repräsentativen Orten in Berlin;  ‚Hands of Courage‘, mit Berliner Schulen, die zum Thema Homophobie und Trans*phobie Aktionen an ihren Schulen durchführen;  die Vorstellung unseres jährlichen ‚MANEO-Reports‘, mit der Übergabe des Berichts im Berliner Abgeordnetenhaus,  und die abschließenden ‚Kiss-Ins‘ unter dem Motto ‚protect every kiss‘ am 17. Mai an symbolischen Orten, die noch bekannt gegeben werden.

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Zum Ende der Kampagne „Kiss Kiss Berlin“ am 17. Mai, dem Internationalen Tag gegen Homophobie und Trans*phobie, fand im Café des Mann-O-Meter eine Soirée statt. MANEO lud dazu Al Nadi und KIDÖB, zwei Treffpunkte für arabische und türkische Frauen ein. Drei Frauen berichteten an diesem Abend was sie nach Berlin führte und wie sie ihr Ankommen in der Fremde erlebten. Lina Ganama aus Damaskus kam 1987 als Ehefrau nach Berlin. Ihr Zugang zur Stadt fand über die Sprache statt, getreu dem Motto: „Ein Pass ist ein Mittel über die Grenze, die Sprache der Zugang zur Gesellschaft“. Mithilfe einer Sprachdozentin erschloss sie Berlin. Seit ‘89 engagiert sie sich für Al Nadi und vermittelt ihr Wissen weiter. Khoulod Ismail stammt aus dem Oman und lebt erst seit Kurzem in Deutschland: letztes Jahr entschied sie sich zusammen mit ihrem Sohn nach Berlin zu ziehen. Bessere Jobchancen im Vergleich zur Heimat waren der Grund. Sie lernt gerade intensiv Deutsch, verständigt sich aber sicherheitshalber noch in fließendem Englisch. Ayfer Özcoban zog als Kind aus der Türkei nach Berlin. Nachdem ihr Vater bereits ‘69 nach Deutschland gezogen war, folgte sie drei Jahre später. Trotz der streng-orthodoxen Lebensweise der Eltern vermittelte ihr die Mutter, dass sich mit dem Glauben persönliche

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Entscheidungen verbinden, sodass sie es Ayfer überließ, wie sie ihren Glauben leben möchte. Die 40 Zuhörer*innen, darunter die Bezirksbürgermeisterin Tempelhof-Schönebergs, Angelika Schöttler, erhielten in der von MANEOLeiter Bastian Finke moderierten Runde einen Einblick in das Leben der Gäste. Alle drei waren verheiratet, haben sich jedoch mittlerweile von ihren Ehemännern getrennt und ziehen ihre Kinder allein auf. Neben den schönen Erfahrungen im Alltag Berlins gab es auch einzelne negative Erlebnisse. Lina berichtete von einer rassistischen Beleidigung auf der Straße und Ayfer, dass ihr in der Kindheit vor allem das kalte Wetter und die fehlende Natur zusetzten. Auf das Thema LSBT* im Bezug zu ihren Kindern erklärten die Frauen, dass sie sich vor allem Zufriedenheit für ihre Kinder wünschten. Auf eine Frage des Publikums, wie ihre getrennten Ehemänner darüber denken, erklärten sie unumwunden, dass diese damit Probleme hätten. Sie sorgen jedoch dafür, dass ihre Kinder ein freies Leben führen. MANEO kooperiert bereits seit zwei Jahren über die Flüchtlingsarbeit mit dem Frauenprojekt Al Nadi und kann das Engagement der Frauen nur unterstreichen.

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Kiss Kiss Berlin – Regenbogenkuchen“-Anschnitte 2016

Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche

02.05.16: Auf dem Regenbogenkuchen schrieben die Bäcker „Liebe ist ein Stück vom Himmel“. Im Foto (v.l.n.r.): Generalsuperintendentin Ulrike Trautwein, die Bäcker Klaus-Dieter Heinemann und Uwe Gundelach, Pfarrerin Dorothea Strauß, Bastian Finke, Leiter von MANEO. Foto © MANEO.

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Polizeidirektion 4 mit Einsatzhundertschaft

04.05.16 - Der Berliner Polizeipräsident Klaus Kandt (Mitte) schnitt im Beisein von Polizistinnen und Polizisten einer Einsatzhundertschaft den „Kiss Kiss Berlin – Regenbogenkuchen“ in der Polizeidirektion 4 an. Foto © MANEO. Der Anschnitt erfolgte im Beisein des Generalmanagers des Hotels Park Inn Berlin Alexanderplatz, Jürgen Gangl, und der Direktorin ‚of Sales‘, Antje Kaltofen, des Leiters der Polizeidirektion 4, Detelf Brenner, des Leiter des Polizeiabschnitts 41, Uwe Berndt, der LSBT*-Ansprechpartnerin der Berliner Polizei, Maria Tischbier, und dem LSBT*-Ansprechpartner der Bundespolizei/ Direktion Berlin, Joshua Bohling, des Abgeordneten Tom Schreiber (SPD), des MANEO-Leiters Bastian Finke sowie weiterer Polizistinnen und Polizisten der Direktion 4.

Die Buttercreme-Torte wurde vom Hotel Park Inn Berlin Alexanderplatz by Raddison gestiftet und wog 24 Kilogramm. Foto © MANEO.

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Berliner Feuerwehr – Feuerwache Köpenick

09.05.16 - Vorne im Bild (v.l.n.r.): Bastian Finke (MANEO), Thomas Beckhaus (Alnatura), Jörg Nugel (Wachleiter Feuerwache Köpenick), Tom Schreiber (MdA, SPD-Fraktion) und Mathias Raffelt (Feuerwehr Berlin, Direktionsleiter). © Foto. MANEO.

09.05.16: Der Kuchen wurde von Alnatura gestiftet. © Foto: MANEO

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Vattenfall

09.05.16 - Im Foto v.l.n.r.: Jenny Enghard, E-Commerce Manager von The Westin Grand Berlin, und Annika Viklund, Konzernbeauftrage für Diversity and Inclusion bei Vattenfall. © Foto: MANEO.

Der Kuchen wurde vom Hotel Westin Grand Berlin gestiftet. © Fote: MANEO.

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Taxi Berlin

09.05.16 - Im Bild: Maria Delia und Jennyfer Grauwinkel von Adina Appartement Hotels (links im Bild), Hermann Waldner, Geschäftsführer von Taxi Berlin (Mitte) und Laila de Alencar, stellvertretende Geschäftsleitung von Taxi Berlin (3.v.l.). © Foto: MANEO.

Der Kuchen wurde von Adina Appartement Hotels gestiftet. © Foto: MANEO.

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Barnim-Gymnasium

10.05.16 – „Kiss Kiss Berlin – Regenbogenkuchen“-Anschnitt im Barnim-Gymnasium. © Foto: MANEO.

Schülerinnen und Schüler des barnim-Gymnasiums hatten 15 bunte Kuchen und Muffen-Settings mit in die Schule gebracht. © Foto: MANEO.

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Berlin Abgeordnetenhaus

13.05.16 - Kiss Kiss Berlin – Regenbogenkuchen-Anschnitt im Foyer des Berliner Abgeordnetenhauses. Im Foto (v.l.n.r.): Bastian Finke, Lala Süsskind, Christa Arnet, Ralf Wieland und Thomas Frisch. © Foto: MANEO.

Der „Kiss Kiss Berlin – Regenbogenkuchen“ wurde vom Novotel Berlin Am Tiergarten gestiftet. © Foto: MANEO.

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Sekundarschule Wilmersdorf

Schülerinnen und Schüler der Sekundarschule Wilmersdorf hatten 9 bunte „Kiss Kiss Berlin – Regenbogenkuchen“ gebacken, die sie anschnitten und in ihrer Schule gegen eine Spende verteilten. © Foto: MANEO.

© Foto: MANEO.

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MANEO-Projektleiter, Bericht für 2016

Berliner Rathaus

13.05.16 – „Kiss Kiss Berlin Regenbogenkuchen“-Anschnitt im Roten Rathaus. V.l.n.r.: Prof. Dr. Claudius Ohder (MANEO-Fachbeirat), Bastian Finke (Leiter von MANEO), Barbara Schöne (Schauspielerin), Klaus Wowereit (Regierender Bürgermeister von Berlin a.D. und Mitglied im MANEO-Fachbeirat), Dilek Kolat (Bürgermeisterin und Senatorin für Arbeit, Integration und Frauen von Berlin), Elfi Scho-Antwerpes (Bürgermeisterin von Köln und MdB, SPD). Christa Arnet (MANEO-Fachbeirat), Marta Kos-Marko (Botschafterin der Republik Slowenien), Anna Plagens und Lilo Rosen (Konditorei DuBonheur).

Der Kuchen wurde von der Konditorei DuBonheur gestiftet. © Foto: MANEO.

Der Anschnitt wurde unterstützt vom Hotel Ambassador, der dafür sorgte, dass mit dem Kuchen für alle Gäste auch ausreichend Kaffee zur Verfügung stand.

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Schwules Museum

16.05.17 – Zwei mit Marzipan überzogene „Kiss Kiss Berlin- Regenbogenkuchen“ wurden im Schwulen Museum* angeschnitten.

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MANEO-Projektleiter, Bericht für 2016

Kiss-In mit Regenbogenkuchen-Anschnitt Schönhauser Allee (Prenzlauer Berg) Jedes Jahr setzt MANEO an ausgewählten Orten in Berlin mit einem Kiss-In ein symbolisches und sichtbares Zeichen gegen Homophobie und Trans*phobie, an denen es zu Übergriffen gegen LSBT* gekommen war. Am 24.07.2015, gegen 18:25 Uhr, wurden auf der Schönhauser Allee zwei schwule Männer, die Hand-in-Hand die Straße entlang gegangen waren, von Fußballfans des FC Dynamo, die auf dem Weg ins nahegelegene Friedrich-Ludwig-Jahn Stadion unterwegs waren, zuerst beleidigt. Dann wurde einer von ihnen mit der Faust mehrmals ins Gesicht geschlagen. Der 48-Jährige Geschädigte wurde mit schweren Gesichtsverletzungen stationär in einem Krankenhaus aufgenommen, wo er operiert werden musste. Am 25.08.15, um 22:00 Uhr, saß ein 30 Jahre alter Geschädigter mit seiner Begleitung in einem Café in der Schönhauser Allee, als ein unbekannter Täter sich ihnen näherte und mehrfach in ihre Richtung spukte. Der Geschädigte wurde vom Speichel getroffen. Die Person entfernte sich, kehrte aber wieder zurück und vollführte eine Schnittbewegung mit dem Finger entlang des Halses. Der 30 Jahre alte Mann trug sichtbar eine rote AIDS-Schleife sowie einen Button mit dem Motiv "Regenbogenfahne" und einem aufgedruckten Davidstern auf seiner Jacke.

17.05.16 – „Kiss Kiss Berlin“-Regenbogenkuchen-Anschnitt auf der Schönhauser Allee in Prenzlauer Berg, zusammen mit den MANEO-Nachtflugbegleiterinnen. Im Bild-Mitte (v.l.n.r.), Frl. Petzy WellaSchwarzkopf, Frl. Dörte Störte-Becker und Frl. Brigitte Bonmot, mit Unterstützung durch den Sonntags Club (links im Bild; v.l.n.r.) Geschäftsführer Stefan Mehnert und Ane Kleine-Engel, und den Verordnete der SPD-Fraktion in der BVV-Pankow (rechts im Bild, v.l.n.r.) Rona Tietje, Fraktionsvorsitzende und Thomas Bohla.

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MANEO-Projektleiter, Bericht für 2016

Bei MANEO im Mann-O-Meter

17.05.16 – „Kiss Kiss Berlin – Regenbogenkuchen“-Anschnitt bei MANEO im Mann-O-Meter. Vorne im Bild: die Bezirksbürgermeisterin von Tempelhof-Schöneberg, Angelika Schöttler.

Der „Kiss Kiss Berlin – Regenbogenkuchen“ wurde von Café Einstein gestiftet. © Foto: MANEO.

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Übergabe des MANEO-Reports im Abgeordnetenhaus von Berlin an die Repräsentanten der Fraktionen Anlässlich des Internationalen Tages gegen Homophobie und Trans*phobie (17. Mai) überreichte MANEO den Repräsentantinnen und Repräsentanten der im Berliner Abgeordnetenhaus vertretenen Fraktionen sowie Parlamentspräsident Ralf Wieland den 130 Seiten umfassenden MANEO-Report 2015. Der Bericht umfasst die Jahresstatistik homophober Übergriffe in Berlin aus dem Jahr 2015 und informiert über die geleistete Arbeit von MANEO. Der Bericht enthält Beiträge und Zahlen der Berliner Polizei, der Bundespolizei/ Direktion Berlin und der Berliner Staatsanwaltschaft.

Im Bild v.l.n.r.: Bastian Finke (MANEO), Gabriele Hiller (MdA, Die Linke), Ina Czyborra (MdA, SPD), Alexander Straßmeir (Staatssekretär für Justiz, CDU), Irene Köhne (MdA, SPD), Hakan Taş (MdA, Die Linke), Ülker Radziwill (MdA, SPD), Burgunde Grosse (MdA, SPD), Ralf Wieland (Parlamentspräsident, SPD), Ellen Haußdörfer (MdA, SPD), Anja Kofbinger (MdA, Die Grünen), Rainer-Michael Lehmann (MdA, SPD), Thomas Birk (MdA, Die Grünen), Tom Schreiber (MdA, SPD), Michael Braun (MdA, CDU) und Markus Klaer (MdA, CDU), Martin Delius (MdA, Piraten – nicht mehr im Bild) © Foto: MANEO.

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„Mit bunten Blumen für ein Buntes Berlin“ Auftaktveranstaltung von „Kiss Kiss Berlin 2016 anlässlich des Internationalen Tages gegen Rassismus

Postkartenmotiv der Aktion – 1.000 Exemplare wurden mit Blumensamen beheftet und verteilt.

21.03.16 - Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage und von MANEO bei der Aktion im U-Bahnhof Nollendorfplatz.

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MANEO-Projektleiter, Bericht für 2016

Partybenefiz

„I Kiss Kiss Berlin – powered by people for tolerance“

Plakatmotiv zum Partybenefiz: Deine Stadt. Deine Party. Dein Kuss. Für Toleranz und Vielfalt.

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MANEO-Projektleiter, Bericht für 2016

15.04.16 - Kiss Kiss Berlin Partybenefiz 2016: Partygäste und Teilnehmende der Fotoaktion am Infostand auf der ‚DYKE‘-Party im Club ‚Die Busche‘

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MANEO-Projektleiter, Bericht für 2016

Presseauswertung Tagesschau, 17.05.2016 Internationaler Tag gegen Homophobie

Mangelndes Problembewusstsein bei Politik Schwulenfeindliche Gewalt gebe es weltweit und nach wie vor auch in Deutschland, so Sebastian Finke, von "Das schwule Anti-Gewalt-Projekt in Berlin"/ MANEO. Aus Anlass des Internationalen Tages gegen Homophobie wirft er der deutschen Politik mangelndes Problembewußtsein vor. Quelle: http://www.tagesschau.de/inland/gegen-homophobie-101.html

********** rbb-online, 10.05.16 Anti-Gewalt-Projekt "Maneo"

Homophobe Übergriffe in Berlin nehmen wieder zu 10.05.16 | 10:10 Uhr Die Zahl der Übergriffe auf Schwule, Lesben und Transgender hat sich in Berlin wieder auf den Stand von 2013 erhöht - dem höchsten Stand seit der Gründung des schwulen Anti-GewaltProjekts "Maneo" im Jahr 1990. Knapp 260 Fälle zählt man dort allein im vergangenen Jahr. Auch die Berliner Polizei bestätigt einen Anstieg. Quelle: http://www.rbb-online.de/panorama/beitrag/2016/05/mehr-uebergriffe-auf-schwule-lesben-und-transgender-in-berlin.html **********

Süddeutsche Zeitung, 13.05.16

Der Tagesspiegel, 10.05.2016

Homophobie

Maneo-Report 2015

Warum die offizielle Zahl homophober Straftaten nicht stimmen kann

Fast jeden Tag ein homophober Übergriff in Berlin

 Für das Jahr 2015 gibt die Bundesregierung 220 Straftaten im Zusammenhang mit sexueller Orientierung an.  Andere Zahlen lassen Zweifel aufkommen, ob das stimmen kann.  Der Grünen-Bundestagsabgeordnete Volker Beck vermutet dahinter eine Strategie.

Das Anti-Gewaltprojekt Maneo hat die Bilanz zu homophoben Übergriffen im Jahr 2015 in Berlin veröffentlicht. Die meisten Fälle gab es in Schöneberg.

Quelle: http://www.sueddeutsche.de/politik/homophobiewarum-die-offizielle-zahl-homophober-straftatennicht-stimmen-kann-1.2992335

Quelle: http://www.tagesspiegel.de/berlin/queerspiegel/m aneo-report-2015-fast-jeden-tag-einhomophober-uebergriff-in-berlin/13573194.html

********** Berliner Zeitung, 10.05.2016

********** rbb-online, 17.05.16 Neues Projekt gegen Homophobie in Berlin

"L-Support" will Gewalt gegen Lesben offenlegen 17.05.16 | 10:08 Uhr Seit mehr als 25 Jahren gibt es in Berlin eine Beratungsstelle für schwule und bisexuelle Männer, die Opfer von Übergriffen werden für lesbische und bisexuelle Frauen dagegen keine. "L-Support" will das ändern und sichtbarer machen, wie oft Frauen, die Frauen lieben, mit Vorurteilen und Gewalt zu kämpfen haben. Quelle: http://www.rbbonline.de/politik/beitrag/2016/05/berlin-l-supportinitiative-gewalt-lesben.html

********** Berliner Morgenpost, 10.05.16 Statistik

Homosexuelle werden in Berlin häufiger angegriffen Ein Beratungsprojekt zählt im vergangenen Jahr 259 Übergriffe. Die meisten Fälle ereigneten sich in Schöneberg. Quelle: http://www.morgenpost.de/berlin/article20755074 1/Homosexuelle-werden-in-Berlin-haeufigerangegriffen.html

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Maneo-Report: Zahl der homophoben Übergriffe in Berlin steigt Beleidigungen, Körperverletzungen, Bedrohungen – die Arten homophober Angriffe in Berlin sind vielfältig. Und sie nehmen zu. Das schwule Anti-Gewalt-Projekt Maneo hat in seinem jüngsten Report die Situation von Übergriffen auf Homosexuelle und Transgender in der Hauptstadt im Jahr 2015 dokumentiert. Quelle: http://www.berlinerzeitung.de/berlin/maneo-report--zahl-derhomophoben-uebergriffe-in-berlin-steigt24035750

********** Siegessäule.de, 17.05.16 IDAHOT

Maneo: Diese Angriffe richten sich gegen unser demokratisches Wertesystem Zum IDAHOT haben wir VertreterInnen von verschiedenen Berliner LGBTI-Projekten gebeten, sich zu den Themen Homo- und Transphobie zu äußern. Für Maneo kommentiert Moritz Konradi. Quelle: http://www.siegessaeule.de/no_cache/newscom ments/article/2724-maneo-diese-angriffe-richtensich-gegen-unser-demokratischeswertesystem.html

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Der Regierende Bürgermeister, Senatskanzlei, 16.05.16 Anschnitt des „Kiss-KissRegenbogenkuchens“ im Rahmen der Übergabe des Maneo-Reports 2013 PIA, 16.05.2013 Der Regierende Bürgermeister von Berlin, Klaus Wowereit, schnitt am 16. Mai 2013, dem Internationalen Tag gegen Homophobie und Transphobie den „Kiss-Kiss-Regenbogenkuchen“ im Rahmen der Übergabe des Maneo-Reports 2013 an Vertreterinnen und Vertreter der Fraktionen im Abgeordnetenhaus an. Quelle: https://www.berlin.de/rbmskzl/aktuelles/rathausaktuell/2013/meldung.40072.php

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MANEO-Projektleiter, Bericht für 2016

********** Park Inn, 05.05.2016

KISS KISS BERLIN GESTIFTETER REGENBOGENKUCHEN FÜR MANEO-KAMPAGNE ‚KISS KISS BERLIN‘ Quelle: http://www.parkinnberlin.de/news/maneo-kiss-kiss-berlinregenbogenkuchen/

********** Bezirksamt Tempelhof-Schöneberg, 18.05.2016 Zwölf Regenbogenkuchen für Toleranz und Vielfalt Pressemitteilung Nr. 218 vom 18.05.2016

Vattenfall-blog, 06.05.16

Küsschen für Berlin – Gegen Rassismus und Homophobie

Bezirksbürgermeisterin Angelika Schöttler schneidet den zwölften und letzten „Kiss Kiss Berlin – Regenbogenkuchen“ dieses Jahres an

Was haben Homophobie, Vattenfall und eine Torte gemeinsam? Die Aktion Kiss Kiss Berlin. An 13 verschiedenen Orten findet dieses Jahr die Tortenschlacht für gesellschaftliche Vielfalt, Gleichstellung, Toleranz und Respekt statt. Es sei ein Zeichen für ein buntes und weltoffenes Berlin, sagt Bastian Finke, Gründer des schwulen Anti-Gewalt-Projektes MANEO, das die Kampagne organisiert.

Auch zum diesjährigen Internationalen Tage gegen Homophobie und Transphobie rief MANEO, das schwule Anti-Gewalt-Projekt in Berlin, mit seiner Aktion „Kiss Kiss Berlin“ dazu auf, sich sichtbar für eine Stadt der Vielfalt einzusetzen und damit ein deutliches Zeichen gegen Rassismus, Homophobie, Transphobie sowie gegen jede Form von gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit zu setzen.

Quelle: http://blog.vattenfall.de/experte/bastianfinke/ ********** Berliner Feuerwehr, 09.05.16

Berliner Feuerwehr engagiert sich für mehr Toleranz Heute wurde bei der Berliner Feuerwehr ein „Kiss Kiss Berlin – Regenbogenkuchen“ angeschnitten, mit denen alle Beteiligten ihren Einsatz gegen Homophobie, Rassismus und Gewalt, für Toleranz und Vielfalt sichtbar machten. Quelle: http://www.berlinerfeuerwehr.de/aktuelles/nachrichten/berlinerfeuerwehr-engagiert-sich-fuer-mehr-toleranz3069/

Quelle: https://www.berlin.de/ba-tempelhofschoeneberg/aktuelles/pressemitteilungen/2016/pressemit teilung.478852.php

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2. Netzwerke Berlin 2.1 Das ‚BERLINER TOLERANZBÜNDNIS‘ (BTB) Seit 2009 organisiert MANEO das BERLINER TOLERANZBÜNDNIS. Dem BERLINER TOLERANZBÜNDNIS haben sich über 130 Partnerinnen und Partner angeschlossen – und es wächst weiter. Mit dem BERLINER TOLERANZBÜNDNIS entwickelt MANEO eine gesellschaftliche ‚Gay-StraightAlliance‘21, mit der Bündnisse und Brücken zwischen Lesben, Schwulen, Bisexuellen und Trans*personen und Heterosexuellen in unserer Gesellschaft gestärkt und gemeinsames Engagement gefördert wird. Betont wird das Gemeinsame und Verbindende, der Einsatz für gesellschaftliche Toleranz, Akzeptanz und Vielfalt, das entschlossene Eintreten gegen Homophobie und Hassgewalt, gegen jede Form gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit – dies mit Aktionen und Zeichensetzungen. Mit dem Bündnis wird ein Netzwerk geschaffen, das die Attraktivität unserer Stadt nachhaltig sichern soll. Es vernetzt Akteure aus der Wirtschaft, Tourismus, Institutionen und Events in Berlin. Berlin gilt als „toleranteste Stadt Deutschlands“22; und das ist Ansporn. Denn weiter geschehen Übergriffe auf Schwule, Lesben, Bi- und Trans*personen. Noch immer ist das vermeintlich „Andere“ für viele nicht „normal“. Das Bündnis spiegelt ein breites gesellschaftliches Spektrum wider. Zu den Mitgliedern zählen beispielsweise Berliner Kulturhäuser wie Friedrichstadt-Palast, Komische Oper, MaximGorki-Theater und Deutsche Oper Berlin, die Berliner Polizei, Berlin Tourismus, Berliner Hotels, DEHOGA Berlin, die Deutsche Film- und Fernsehakademie Berlin (dffb), Cine Plus und die Yorck-Kinogruppe, die Jüdische Gemeinde zu Berlin, der Chorverband der Evangelischen Kirchenchöre BerlinBrandenburg-schlesische Oberlausitz, Berliner Clubcommission, alle bedeutenden Berliner LSBT* -Events, Hertha BCS, Vorspiel SSL Berlin e.V., Taxi Berlin. Das Netzwerk vergrößert sich von Jahr zu Jahr. Die Mitglieder im ‚BERLINER TOLERANZBÜNDNIS zeigen vor allem ideelle Unterstützung. Wir laden drei bis vier Mal im „Lichter im Regenbogenkiez – Lichter für Jahr zu Initiativen und konkreten Aktionen ein, an denen sich Toleranz und Vielfalt“. Kuppelbeleuchjedes Mitglied auf freiwilliger Basis beteiligen kann. Dazu zählt tung des U-Bahnhofes Nollendorfplatz 2013. Foto: Klaus Huber-Abendroth. beispielsweise unsere jährliche Kampagne „Kiss Kiss Berlin“ und die regenbogenfarbene Kuppelbeleuchtung am UBahnhof Nollendorfplatz. Einmal im Jahr lädt MANEO die Bündnismitglieder zu einem Treffen ein, beispielsweise bei einem „Charity-Dinner“ oder bei einem Empfang. Paten des Bündnisses sind die Bezirksbürgermeisterin von Tempelhof-Schöneberg, Angelika Schöttler, und der Bezirksbürgermeister von Charlottenburg-Wilmersdorf, Reinhard Naumann. Homepage: www.berliner-toleranzbuendnis.de

21

Der Begriff „Gay“ ist dem US-amerikanischen Englisch entlehnt und steht hier für die gesamte Gruppe der LSBT*. Mit „Straight“ ist die Gruppe der Heterosexuellen gemeint. 22 Roland Berger Strategy Consultans für F.A.Z.-Städteranking 2008

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2.2. Solidarität: Mahnwache am Brandenburger Tor

Quelle: Quelle: MANEO+ -Newsletter #07, S. 6 Link: http://www.maneo.de/uploads/media/Maneo_Newsletter__13_April_2017_Doppelseiten.pdf

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3. Internationale Vernetzung 3.1 Bestürzung nach dem Anschlag in Orlando Berlin, 12.06.16 – Nach den letzten Meldungen von heute Abend sind 50 Menschen bei einem Schusswaffenüberfall auf den Club „Pulse“ in Orlando (Florida) getötet, mindestens weitere 53 Menschen verletzt worden. Der Anschlag, der sich heute früh gegen 02:00 Uhr Ortszeit ereignet hatte, galt Menschen, die sich in dem bekannten LSBT*-Szeneclub aufgehalten hatten. Die Tat wird laut FBI als möglicher „Terrorakt“ eingestuft. Unklar ist, ob es sich bei dem Anschlag um ein vorurteilsmotiviertes Hassverbrechen handelt. Nachrichtenagenturen erklären, dass der Täter ein Unterstützer der Terrormiliz IS gewesen sein soll. Ein 29 Jahre alter Mann soll mit einer sturmgewehrähnlichen Waffe in den gut besuchten Club "Pulse" eingedrungen sein und um sich geschossen, vorübergehend auch Geiseln genommen haben. Erst nach drei Stunden habe die Polizei den Club stürmen können. Dabei soll der Täter erschossen worden sein. „Der Anschlag macht uns fassungslos. Unsere Anteilnahme gilt den Angehörigen und Freunden der Opfer sowie den vielen Verletzten, deren genaue Anzahl noch nicht klar ist. Wir hoffen, dass ihnen die Hilfe und Unterstützung zu Teil wird, die sie jetzt so dringend brauchen“, so MANEO-Leiter Bastian Finke. MANEO hat ein Kondolenzbuch im Mann-O-Meter ausgelegt, in dem sich Menschen, die Anteilnehmen wollen, eintragen können. Mann-O-Meter hat von Mo.-Fr., 17-22h, und Sa.-So. von 16-20h geöffnet. MANEO bietet außerdem betroffenen Menschen Gelegenheit zu Gesprächen und Beratung. Betroffenheit unter LSBT* in den USA Unzählige LSBT*-Organisationen in den USA sowie Menschen weltweit bekunden ihre Betroffenheit und Anteilnahme. Zu ihnen zählt auch Judy Shepard, mit der MANEO heute in Kontakt stand, die das Massaker als sinnlose Tragödie bezeichnete. Die Tat „ereilt unser Land und eine Minderheit, die immer noch für ihre Menschenrechte und ihre Sicherheit kämpft, auf sehr schmerzhafte, einschneidende Weise. Wir können unsere Trauer und unser Mitgefühl für die Opfer und ihre Hinterbliebenen nicht genügend zum Ausdruck bringen... Wenn sich herausstellen sollte, dass diese Tat durch die religiösen Ansichten eines Individuums motiviert gewesen ist, dann dürfen wir nicht vergessen, dass nicht nur eine, sondern viele Religionen Hass und Ablehnung gegen LSBT*-Personen gelehrt haben. Homound Trans*phobie hat viele Ursachen. Wir dürfen nicht den Fehler machen, die mörderischen Absichten eines einzelnen Täters allen Anhängern seiner Religion zuzuschreiben. Jede Form sinnloser, reaktionärer Gewalt ist inakzeptabel”, erklärte Jason Marsden, Geschäftsführer der Matthew Shepard Foundation.

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+

Quelle: MANEO -Newsletter #05, S. 16 Link: http://www.maneo.de/uploads/media/Maneo_Newsletter__5.pdf

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Quelle: MANEO+ -Newsletter #05, S. 18

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3.2 Studienreise nach Lettland

Quelle: MANEO+ -Newsletter #10, S. 20/21 Link: http://www.maneo.de/uploads/media/Maneo_Newsletter__10_Januar_2017_Doppelseiten_01.pdf

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4. Awards 4.1. Die ‚BERLIN ALLIANCE‘ Die EUROPEAN ALLIANCE AGAINST HOMOPHOBIA (BERLIN ALLIANCE) ist ein Zusammenschluss schwuler, lesbischschwuler oder LSBT*-Anti-Gewalt-Projekt aus verschiedenen Ländern Europas. Aktuell gehören dem Bündnis die Organisationen MANEO (Deutschland), SOS homophobie (Frankreich), Lambda-Warszawa und Kampania Przeciw Homofobii (Polen), The Rainbow Project (Nordirland) und Pink Cross (Schweiz) an. Gemeinsam engagieren sich die Organisationen gegen Diskriminierung und vorurteilsmotivierte Gewalt, beraten und unterstützen Opfer homophober und trans*phober Gewalt und setzen sich für gesellschaftliche Aufklärung, demokratische Grundwerte und gesellschaftliche Toleranz und Vielfalt ein und treten entschlossen Homophobie, Trans*phobie und Hassgewalt im eigenen Land und Europa entgegen (s. http://www.maneo.de/infopool/infos-zurmaneo-arbeit.html?eID=dam_frontend_push&docID=1297 ). Alle fünf Organisationen stehen in regelmäßigem Austausch miteinander und unterstützen sich gegenseitig. Grundlage des Bündnisses ist die gemeinsame „Tolerancja-Erklärung“, die 2006 von den ersten drei Organisationen unterzeichnet worden war. Ein Ausdruck der Zusammenarbeit sind die jährlich gemeinsam vergebenen TOLERANTIA AWARDS, mit denen herausragendes gesellschaftliches Engagement für Gleichberechtigung und Vielfalt sowie gegen Homophobie und Hassgewalt in Europa gewürdigt und ausgezeichnet wird (s. www.tolerantia-wards.eu ). Regelmäßige Treffen und Begegnungen Seit der Gründung des Bündnisses finden jährlich abwechselnd in den Hauptstädten Treffen und Begegnungen der Partnerorganisationen auf Leitungsebene statt. Der Fach- und Erfahrungsaustausch über Erkenntnisse zu Homophobie und vorurteilsmotivierten Gewaltstraftaten fördert Diskussionen über Maßnahmen zielgruppenspezifischer Opferhilfearbeit und über Strategien der Gewalt- und Kriminalprävention in den jeweiligen Ländern. Die Beschäftigung mit vorurteilsmotivierten Gewaltstraftaten ist in demokratischen Gesellschaften deshalb bedeutsam, weil diese Straftaten Grundprinzipien des demokratischen Zusammenlebens wie Gleichberechtigung und Toleranz in Frage stellen. Sie zielen auf Wesensmerkmale von Menschen und richten sich symbolisch gegen ganze gesellschaftliche Gruppen, bei denen ein Gefühl von Bedrohung bestehen kann und deren Lebensqualität so negativ beeinflusst wird. Deshalb muss die Gesellschaft durch ihre Institutionen stets deutlich machen, dass sie solidarisch mit den Opfern von Vorurteilskriminalität ist, Menschenrechte sowie die Grundwerte der Demokratie schützt, Gewaltund Kriminalprävention leistet und Strafverfolgung konsequent durchführt.

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4.2. TOLERANTIA AWARDS 2016:

Wir haben über die Verleihung der TOLERANTIA AWARDS und unser Bündnis-Treffen 2016 in Belfast ein Handout erarbeitet – auf Deutsch und Englisch – das auf unserer Homepage zur Verfügung steht und gelesen und auch heruntergeladen werden kann. Link zum Handout: http://www.maneo.de/infopool/infos-zur-maneo-arbeit.html?eID=dam_frontend_push&docID=1327

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5. Würdigung ehrenamtlichen Engagements MANEO sagte Danke

26.07.2016, Rathaus Schöneberg, John-F. Kennedy Saal – MANEO bedankt sich bei seinen ehrenamtlichen Mitarbeitern, Unterstützerinnen und Unterstützern und Helferinnen und Helfern.

26.07.16 – Es sind die ehrenamtlichen Mitarbeiter in der Beratungs- und Vorort-Arbeit und die vielen Helferinnen und Helfer, die sich im Hintergrund engagieren, die Einsatz für MANEO zeigen. Sie tragen zum Erfolg der Projektarbeit bei. Mit einer besonderen Feierstunde bedankte sich MANEO für dieses Engagement und sagt: Danke! In seiner Ansprache würdigte Projektleiter Bastian Finke den ehrenamtlichen Einsatz für MANEO. „In vielen unterschiedlichen Teilbereichen unseres Projektes engagieren sich Ehrenamtliche. Sie helfen uns am Telefon in der Erstberatung, nachts bei der Vorort-Arbeit, in der konzeptionellen Entwicklung und fachlichen Beratung, in Gesprächen und in der Spendenakquise. Ihr Engagement und ihre Mitwirkung sind Teil der Arbeit von MANEO und tragen zum Erfolg von MANEO bei. Euch allen, die heute gekommen sind, sage ich danke! Danke für Euer Engagement.“ Moritz Konradi, Mitarbeiter bei MANEO für den Gewaltpräventionsbereich, verschaffte einen kurzen Überblick über die derzeitigen Arbeitsbereiche von MANEO. Neben den Kernaufgaben von MANEO – diese umfassen Aufgaben der Opferhilfe, der Erfassung von homophoben Gewalttaten, Gewaltprävention und Vernetzung und Empowerment und das Ehrenamtlermanagement – umfassen diese die Netzwerkarbeit in Berlin international, die aus Lottomitteln geförderte MANEO-Empowerment Kampagne und die Arbeit mit Flüchtlingen, die Opfer von homophoben Übergriffen geworden sind. Abschließend bedanke sich Angelika Schöttler, Bezirksbürgermeisterin von TempelhofSchöneberg, bei den Ehrenamtlichen für ihren Einsatz. Sie erinnerte an das schreckliche Attentat von Orlando im vergangenen Monat. Sie habe die Kritik von Lesben, Schwulen, Bi- und Trans*personen, die sich in der Öffentlichkeit zu Worte gemeldet haben, verstanden, die die fehlende Anteilnahme und Solidarität aus der Mitte der Gesellschaft beklagt hatten. „Wir müssen uns unablässig für den gesellschaftlichen Zusammenhalt einsetzen. Und selbstverständlich gehören dazu auch LSBT*. Sie sind integraler Bestandteil unserer Gesellschaft. Deshalb bin ich auch selbstverständlich hier.“

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Link: http://www.maneo.de/infopool/infos-zur-maneo-arbeit.html?eID=dam_frontend_push&docID=1295

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6. Auszeichnung MANEO und SSL Vorspiel ausgezeichnet

Landessportbundes verleiht Zukunftspreis

Foto (v.l.n.r.): Carsten Grohne (SSL Vorspiel, Vorstand), Benjamin Csonka (Mitarbeiter bei SSL Vorspiel e.V. und MANEO), Friederike Kreißl (Mitarbeiterin bei SSL Vorspiel e.V. und MANEO) und Candy Spilski (Mitarbeiter von MANEO und Vorstand von Mann-O-Meter e.V.). © Foto: SSL Vorspiel e.V.

30.01.2016 – Das von MANEO und SSL Vorspiel e.V. gemeinsam veranstaltete Projekt „Setz ein Zeichen“ erhält den Zukunftspreis des Berliner Sports 2015. Das Projekt wird im Rahmen der MANEO-Empowerment-Kampagne durchgeführt und aus Mitteln der Berliner Lottostiftung gefördert. Die Jury, in der u.a. der Präsident des Landessportbundes Berlin, Klaus Böger, und der Staatssekretär für Inneres und Sport, Andreas Statzkowski, saßen, zeichnete gestern zehn Projekte aus. Das Kooperationsprojekt von MANEO und SSL Vorspiel „Setz ein Zeichen“ wurde mit dem mit einem Preisgeld in Höhe von € 1.000,- verbundenen 4. Platz geehrt. Der Leiter von MANEO, Bastian Finke, erklärt dazu: „Wir gratulieren unserem Partner SSL Vorspiel und den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von MANEO zu ihrer großartigen Arbeit. Ich freue mich sehr, dass die Verbindung unserer konzeptionellen Erfahrungen mit der praktischen Umsetzung durch SSL Vorspiel diese wunderbare Anerkennung erhalten hat.“ Seit 2013 verleiht der Landessportbund Berlin in Zusammenarbeit mit der Lotto-Stiftung Berlin, der BSR, Remondis, dem RBB und der Berliner Morgenpost zehn Zukunftspreise des Berliner Sports. Ausgezeichnet werden Berliner Sportvereine und – projekte, die sich mit besonderem Engagement und außergewöhnlichen Initiativen für den Berliner Sport einsetzen.

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Teil V MANEO Empowerment Kampagne

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Die ‚MANEO-Empowerment-Kampagne‘ (MEK) Die MANEO-Empowerment-Kampagne (MEK) wird von der Lottostiftung Berlin im Zeitraum von 2015-2018 für die Dauer von drei Jahren gefördert. Gefördert werden neue und zusätzliche Projekte, die bewilligt wurden – nicht bereits laufende Tätigkeiten von MANEO. Die zusätzlich bereit gestellten Mittel sind befristet. Mit der „MANEO Empowerment Kampagne“ wird über zahlreiche Einzelmaßnahmen MANEO als Anti-Gewalt-Projekt sowohl inhaltlich, konzeptionell und praktisch weiter entwickelt, die Opferhilfe- und Gewaltpräventionsarbeit verbessert, die Kooperationen, so genannte ‚Gay-StraightAlliances‘23, mit Partnerinnen und Partnern auf- und ausgebaut und darüber solidarisches Handeln gefördert. Damit wird das Ziel verfolgt, Selbstbewusstsein, Selbstsicherheit und Handlungsautonomie von schwulen und bisexuellen Männern und LSBT* insgesamt weiter zu stärken – zu empowern! In diesem Sinne ist es wichtig, gemeinsame Zeichen zu setzen, um solidarisches Handeln zu bekunden. Demokratische Gesellschaften werden geschwächt, wenn gesellschaftliche Gruppen von Ausgrenzung und Diskriminierung bedroht werden, nicht mehr Teil der Gesellschaft seien und auch keine Solidarität und Unterstützung erfahren sollen. Mit unterschiedlichen Einzelmaßnahmen wollen wir Menschen erreichen, solidarisches Handeln fördern und damit gesellschaftliche Ausgrenzung von LSBT*-Menschen verhindern und überwinden. Ziel ist die Bündelung von Synergien, die zu einem nachhaltigen Erfolg der MEK führen. Zu unseren Einzelmaßnahmen zählen: 1. Opferhilfe: Mikroprojekte werden zu Opferthemen durchgeführt. Bisher durchgeführt wurden:  „Eine homophober Spruch kann eine Straftat sein“ ( http://www.maneo.de/uebermaneo/opferhilfe/eine-homophobe-beleidigung-kann-eine-straftat-sein-kopie-1.html ), und  „Raubtaten – homophob motiviert“ (http://www.maneo.de/uebermaneo/opferhilfe/raubstraftaten-homophobmotiviert.html ).

23

Der Begriff „Gay“ ist dem US-amerikanischen Englisch entlehnt und steht hier für die gesamte Gruppe der LSBT*. Mit „Straight“ ist die Gruppe der Heterosexuellen gemeint.

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2. Prävention: Umsetzung einer Wissenschaftliche Studie mit der Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin (HWR) zum Thema „Präventionsorientierte Analyse von Gewaltdelikten gegen homosexuelle Männer“. Dazu wurden homophobe Fälle aus dem Fundus des Berliner Staatsschutzes, der Staatsanwaltschaft Berlin, des Landeskriminalamtes und von MANEO aufbereitet. 3. Training: Entwicklung von Selbstbehauptungs- und Selbstverteidigungstrainings für schwule, bisexuelle und queere Männer (siehe: http://www.maneo.de/kampagne/empowerment-kampagne/selbstverteidigung.html ).

4. Homepage: Weiterntwicklung der MANEO- Homepage (m 2.0) und eines MANEO+ Newsletters (alle Newsletter am Ende dieses Textes.) 5. Gemeinsam mit dem LSBT*-Sportverein „Vorspiel SSL Berlin e.V.“ wurde das Konzept „Setz ein Zeichen – Mach das Sportabzeichen“ 2015 und 2016 realisiert, mit dem sowohl Heterosexuelle als auch LSBT* über Sport und Leistungen zusammenkommen und miteinander Sport machen. Dafür wurden wir 2016 gemeinsam mit dem schwul-lesbischen Sportverein mit dem „Zukunftspreis“ des Landessportbundes Berlin ausgezeichnet (Siehe: http://www.maneo.de/kampagne/kampagne-gegen-homophobie-im-sport.html ). 6. Die geschichtliche Aufarbeitung des Regenbogenkiezes (Region zwischen Nollendorfplatz, Winterfeldplatz, Viktoria-Luise-Platz und Wittenbergplatz) in Schöneberg wird gefördert. Wir tragen alte und neue Geschichten über das Leben von LSBT* zusammen und bereiten diese für Kiez- und Stadtteilführungen –Rundgänge durch den Regenbogenkiez – auf (siehe: http://www.maneo.de/aktionen/rundgang-durch-den-kiez.html ).

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7. Förderung der Nachbarschaftsorientierten Kriminalprävention: Entwicklung von Maßnahmen zur Stärkung der Gewalt- und Kriminalprävention, u.a. im Regenbogenkiez. Eine kleine Anfrage im Berliner Abgeordnetenhaus von 2016 ergab: innerhalb des Regenbogenkiezes wurden in einem ¾ Jahr (Juni 2015-März 2016) 3.331 Straftaten dokumentiert (nur Hellfeld). 8. Entwicklung einer neuen Web-Serie, in Kooperation mit der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin (dffb) und dem öffentlich-rechtlichen Content-Netzwerk funk, hinter dem ARD und ZDF stehen. Zielgruppe der Produktion sind LSBT*. 9. Studienreisen in mehrere europäische Städte sowie Gespräche mit Polizei, Strafverfolgungsbehörden und LSBT*-Anti-Gewalt-Projekten. Reisen fanden 2016 statt nach Paris, Warschau, Belfast und Bern. Im November 2016 besuchten wir auf Einladung der deutschen Botschaft Riga/ Lettland. Im Mai und im Juni findet eine weitere Studienreise durch mehrere Städte in den USA und Kanada außerdem durch Großbritannien statt – unterstützt von der Berliner Senatskanzlei. 10. Mikrokonferenz 2016 in Belfast mit den Bündnispartnern. Siehe auch: -

„Mikrokonferenz und TOLERANTIA AWARDS 2016“ (deutsch): http://www.maneo.de/infopool/infos-zur-maneoarbeit.html?eID=dam_frontend_push&docID=1327 „Micro-Conference and Tolerantia Awards 2016” (englisch): http://www.maneo.de/infopool/infos-zur-maneoarbeit.html?eID=dam_frontend_push&docID=1328

MANEO-Newsletter:

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Alle Newsletter unter: http://www.maneo.de/presse.html 1. MANEO+ -Newsletter #01 (Januar 2016): http://www.maneo.de/uploads/media/Maneo_Newsletter__1_01.pdf    

MANEO Charity Gala im TIPI: Stars & Lights für Gleichberechtigung Ausgezeichnet: Bündnis für Demokratie und Toleranz ehrt MANEO Geschichtenlieder: MANEO-Soiree im Regenbogenkiez Augen Auf: Szenetips zur Gewalt- und Kriminalprävention

2. MANEO+ -Newsletter #02 (März 2016): http://www.maneo.de/uploads/media/Maneo_Newsletter__2_01.pdf      

Zurückhaltende Zeugen Opferhilfe – und Tipps „Was ich erlebt habe“ – eine Kurzgeschichte ‚Setzt ein Zeichen‘ – Empowerment durch Sport und Ernährung Neues vom ‚Berliner Toleranzbündnis‘ Bald Kirchliche Trauung von homosexuellen Paaren

3. MANEO+ -Newsletter #03 (April 2016): http://www.maneo.de/uploads/media/Maneo_Newsletter__3.pdf     

‚Kiss Kiss Berlin‘ und ‚Internationaler Tag gegen Homophobie und Trans*phobie‘ Gewalt im Elternhaus ‚Mach das Sportabzeichen‘: Sportfest am 30.07.16 L-Support: Das neue lesbische Anti-Gewalt-Projekt stellt sich vor Szene-Tipps

4. MANEO+ -Newsletter #04 (Juni 2016): http://www.maneo.de/uploads/media/Maneo_Newsletter__4.pdf     

Nach dem Anschlag: Trauer um die Opfer von Orlando MANEO-Report 2015 veröffentlicht: 259 neue Taten mit homo- und trans*phobem Hintergrund in Berlin Blind Dates: Risiken beim Dating auf Online-Portalen Regenbogenkiez: Kriminalität und Prävention im Norden Schönebergs Kiss Kiss Berlin 2016: Rückblick

5. MANEO+ -Newsletter #05 (Juli 2016): http://www.maneo.de/uploads/media/Maneo_Newsletter__5.pdf     

Ehrenamtliches Engagement für MANEO. Infos zur ehrenamtlichen Mitarbeit. §175 StGB. Unrecht ohne Wiedergutmachung. Setz ein Zeichen. Das große Sportfest am 30. Juli. Schöner Cruisen. Tipps und Hinweise zum Spaß im Freien Nachbericht zum Anschlag in Orlando

6. MANEO+ -Newsletter #06 (August 2016): http://www.maneo.de/uploads/media/Maneo_Newsletter__6_August_2016_02.pdf     

Dialog mit der Polizei in Berlin Die europäischen TOLERANTIA-AWARDS 2016 2. Sportfest „Setz ein Zeichen - Mach das Sportabzeichen“ Homophobe Straftaten: ein Fall für die Staatsanwaltschaft Eine weitere Geschichte zu: ‚Was ich erlebt habe‘

7. MANEO+ -Newsletter #07 (September 2016): http://www.maneo.de/uploads/media/Maneo_Newsletter__7_September_2016.pdf    

MANEOs Opferhilfe-Arbeit Übergriffe gegen Cruiser im Tiergarten Feierstunde in Würdigung des ehrenamtlichen Engagements für MANEO MANEOs Führungen durch den Regenbogenkiez

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 

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Internationale Kooperation: die Matthew Shepard Foundation in den USA eine weitere Kurzgeschichte: „Was ich erlebt habe“

8. MANEO+ -Newsletter #08 (Oktober 2016): http://www.maneo.de/uploads/media/Maneo_Newsletter__8_Oktober_2016_28-102016_B_01.pdf      

MANEO als Meldestelle homophober Gewalttaten Gewaltprävention: Raub nach Internet-Date Opferhilfe: was tun bei Raubtaten Empowerment: Coming-out – Ein Thema für Familien Was ich erlebt habe: Stress im Bus Ankündigungen zu MANEO-Soireen: Coming-Out Film und Lesbische Subkultur im Regenbogenkiez

9. MANEO+ -Newsletter #09 (November 2016): http://www.maneo.de/uploads/media/Maneo_Newsletter__9_NovemberDezember_2016_Doppelseiten.pdf    

Verleihung der TOLERANTIA AWARDS 2016: Große Gala in Belfast Präsentation der Initiative ‚Ein homophober Spruch kann eine Straftat sein‘:Experten diskutieren im Rathaus Schöneberg Film-Soirée Coming out: Vorführung und Gespräch im Filmtheater am Friedrichshain Spendenaufruf Historische Führungen durch den Regenbogenkiez: ab 2017 regelmäßig

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Teil VI MANEO - zusammengefasst

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MANEO – Update Menschen verbinden. Vielfalt und Toleranz leben. MANEO – DAS SCHWULE ANTI-GEWALT PROJEKT IN BERLIN ist ein eigenständiges Projekt von Mann-O-Meter e.V. und besteht seit 26 Jahren. Es ist das älteste und erfahrenste AntiGewalt-Projekt seiner Art in Deutschland. Die Projektarbeit mit 2 Büros, 2 festen Stellen und 10 ehrenamtlichen Mitarbeitern wird seit 26 Jahren von der Berliner Senatsverwaltung teilgefördert. Zahlreiche Menschen setzen sich mit viel ehrenamtlichem Engagement für MANEO ein. Im Fokus stehen vier Kernaufgaben. 1) Die Opferhilfe: Schwule und männliche Bisexuelle, die von Diskriminierung und Gewaltstraftaten betroffen sind, ebenso Zeugen und Angehörige werden beraten und unterstützt. Das ‚Schwule Überfalltelefon‘ bietet täglich von 17-19 Uhr Kontakt und Erstberatung an. Die Erstberatung wird mit geschulten Laien geleistet, die ambulante psychosoziale Opferberatung von qualifizierten hauptamtlichen Mitarbeitern fortgesetzt. Wir bieten Beratung zu alle Deliktbereichen an. In der Mehrzahl sind es vorurteilsmotivierte Straftaten, außerdem häusliche Gewalt, sexuelle Übergriffe, Zwangsverheiratung, Raub, Diebstahl und KO-Tropfen. Seit 1990 haben über 10.000 Betroffene das Angebot genutzt, im letzten Jahr 700. MANEO kooperiert mit erfahrenen Opferhilfeeinrichtungen in Deutschland und Europa. 2) Die Erfassung von Gewalttaten: insbesondere vorurteilsmotivierte, homophobe Gewalttaten werden in Berlin erfasst und ausgewertet. Ergebnisse werden in einem Jahresbericht veröffentlicht. 3) Die Gewaltprävention: die Öffentlichkeit wird über Homophobie und Hassgewalt informiert, die Szenen auf Gefahren hingewiesen, Multiplikatoren vernetzt und mobilisiert. Regelmäßig zeigen wir Präsenz in Berlins Szenen, ob beim Straßenfest oder CSD. MANEO fördert den Dialog mit den Strafverfolgungsbehörden in Berlin. 4) Engagement und Empowerment: Selbstbewusstsein und Selbstbehauptung werden gestärkt, bürgerschaftliches Engagement und ehrenamtliche Mitarbeit mobilisiert. Zu den weiteren Aufgabenbereiche zählen: Ressourcensicherung/ Spendenakquise, Qualitätsmanagement und Vernetzung. Zur Aufrechterhaltung seiner senatsgeförderten Arbeit muss MANEO einen Eigenanteil von derzeit etwa 5.000 Euro beisteuern. Das, was MANEO leistet, geht weit über die Senatsförderung hinaus. Die Zahlen der Jahresberichte belegen, dass die Kernaufgaben und die vielen weiteren Projektinitiativen, die MANEO gegründet hat, nur dank vieler ehrenamtlicher HelferInnen und SponsorInnen fortgesetzt werden können. MANEO setzt sich in Berlin für Vielfalt und Toleranz ein,

Der MANEO-Report 2014 ausführlich unter: http://www.maneo.de/filea dmin/user_upload/dateien/ dokumentationen/MANEOReport_2015.pdf

13.05.14: Anläßlich des Internationalen Tages gegen Homophobie und Trans*phobie schneidet der Regierende Bürgermeister von Berlin den “Kiss Kiss Berlin Regenbogenkuchen” im Berliner Rathaus an.

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macht sich gegen jede Form von vorurteilsmotivierter Hassgewalt stark, dies mit Kompetenz und Kreativität. Wir zeigen Solidarität und bringen Menschen zusammen, die die gemeinsame Vision einer toleranten und weltoffenen Stadt mit Leben füllen. Wir haben Netzwerke und Bündnisse gegründet, mobilisieren bürgerschaftliches Engagement und schaffen öffentliche Aufmerksamkeit. Wir haben Kiezforen ins Leben gerufen, haben 1993 auf eine Idee von MANEO-Leiter Bastian Finke das Lesbisch- Schwule Straßenfest im Schöneberger Regenbogenkiez gegründet, der das Fest mehrere Jahre lang geleitet hatte, mit jetzt jährlich 400.000 Gästen, heute eine feste Größe im Berliner Veranstaltungskalender, haben 1994 den Berliner CSD organisiert, ihm eine bis heute erhaltene Basis gegeben, haben mit der MANEO-Toleranzkampagne (2006-2009) zur Gründung der „Initiative Sexuelle Vielfalt“ (ISV) in Berlin beigetragen, mit der MANEO- Gewaltpräventionskampagne (2010-2011) das Berliner Toleranzbündnis aufgebaut, das mittlerweile 130 Unternehmen und Events als Partner zählt, und darüber Voraussetzungen für neue und gemeinsame Initiativen in der Stadt geschaffen, u.a. 2013 die regenbogenfarbene Kuppelbeleuchtung des U-Bahnhofes Nollendorfplatz, mit dem seitdem der Schöneberger „Regenbogenkiez“ markiert wird. Zu unseren mittlerweile fest etablierten jährlichen Events zählt „Kiss Kiss Berlin“ (zwischen dem 21.03., Internationaler Tag gegen Rassismus, und 17.05., Internationaler Tag gegen Homophobie und Trans*-phobie). Regelmäßig suchen wir die vielfältigen Berliner Szenen auf und leisten mit unserem Vorort-Team gewaltpräventive Aufklärungsarbeit, beispielsweise mit den MANEO- Nachtflugbegleitern, die nützliche Tipps bei Gefahren geben und für mehr Achtsamkeit werben. Mit Hilfe von Studenten der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin (dffb) haben wir ein Social-Spot produziert, der als Clip regelmäßig im „Berliner Fenster“ (U-Bahn-Werbung) zu sehen ist. Anfang 2014 haben wir in Zusammenarbeit mit der dffb und Hertha BSC zwei weitere Social-Spots zum Thema Homophobie im Fußball entwickelt, die anlässlich des Bundesligaspiels Hertha BSC/ VfL Wolfsburg am 16. Februar im Berliner Olympiastadion Premiere feierten. Zu bedeutenden Initiativen zählen unsere wissenschaftlich begleiteten Umfragen zum Thema Homophobie und Viktimisierung in Deutschland. Wir haben maßgeblich dazu beigetragen, dass 1992 die LSBT*-Ansprechpersonen der Berliner Polizei – die bislang einzigen Hauptamtlichen in dieser Funktion in Deutschland – und seit 2012 Ansprechpersonen bei der Berliner Staatsanwaltschaft eingesetzt wurden. Anlässlich der Fußballweltmeisterschaft 2006 in Deutschland haben wir unter der Schirmherrschaft des Regierenden Bürgermeisters von Berlin eine Kampagne gegen

Seit dem 18.12.14 erstrahlt wieder die Kuppel des U-Bahnhofes Nollendorfplatz in regenbogenfarbenem Licht. Die Aktion von MANEO und Pink Schöneberg wird bis Anfang 2019 dauern.

WÜRDIGUNGEN UND AUSZEICHNUNGEN: -

-

LANDESKOMMISSION BERLIN GEGEN GEWALT (2003), METE-EKSI-PREIS (1999) CSD-PREIS FÜR ZIVILCOURAGE (2001), CHANCE-AWARD (2006) Preis „Aktiv für Demokratie und Toleranz“ des Bündnisses für Demokratie und Toleranz der Bundeszentrale für politische Bildung (2015) Zukunftspreis des Berliner Sports (2016)

03.05.2013: Die Berliner Polizei tritt dem von MANEO organisierten Berliner Toleranzbündnis bei, das bereits 130 Mitglieder zählt. Übergabe der Beitrittsurkunde an Polizeipräsident Klaus Kandt.

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Homophobie im Fußball gestartet, die weit über unsere Stadt hinaus Beachtung gefunden hatte. Stets blicken wir auch über den eigenen Tellerrand hinaus. Dafür stehen internationales Engagement und unsere grenzübergreifende Solidarität. 2011 trugen wir den großen MANEO-Knutschbären durch Berlins Szenen, der von über 1000 Menschen mit Lippenstiftfarbe beküßt dann im Mai anlässlich des 20-jährigen Bestehens der Städtepartnerschaft Berlin-Moskau als Toleranz-Botschafter nach Moskau geschickt wurde. Wir haben unsere EU-Partnerschaften mit Organisationen in Polen, Frankreich und Nordirland im Rahmen unserer Toleranzkampagne (2006-2009) gefestigt. Mit der Regenbogenbrücke bauen wir einen Brückenschlag zwischen Deutschland und Israel, mit der Initiative Building Bridges weitere internationale Kooperationen aus. Mit einem EU-geförderten Projekt (2010-2011) haben wir die Zusammenarbeit zwischen Organisationen und Polizei in acht EU-Staaten befördert. Seit mehreren Jahren bestehen gute Kontakte zur EU-Kommission und zur OSZE. Wir haben seit 2006 mehrere internationale Fachkonferenzen zum Thema „Homophobie und Hassgewalt“ durchgeführt, zuletzt 2012 einen internationalen Kongress zum Thema „Regenbogenkieze“, an dem über 130 Fachpersonen aus internationalen Weltmetropolen teilnahmen. Im Oktober 2015 fand die 10. Verleihung des seit 2006 jährlich vergebenen „Tolerantia-Award“ in Berlin statt. Den europäischen Gemeinschaftspreis vergeben wir gemeinsam mit unseren Partnerorganisationen aus Frankreich, Polen und Nordirland an herausragende Persönlichkeiten und Projekte in Europa, die sich bei der Überwindung von Homophobie, Trans*phobie und Hassgewalt in der Gesellschaft, Europa und darüber hinaus verdient gemacht haben. Für unsere Arbeit wurden wir bereits mehrfach ausgezeichnet. Die vielen großen und kleinen Erfolgsgeschichten verdanken wir nicht zuletzt vielen Menschen, die uns bisher unterstützt haben. Seit 2005 hat MANEO einen ehrenamtlichen Fachbeirat. Diesem gehören derzeit 20 Frauen und Männer an, Lesben, Schwule und Heterosexuelle, u.a. Klaus Wowereit, Regierender Bürgermeister von Berlin a.D., Lala Süsskind, Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde zu Berlin a.D., André Schmitz, Kulturstaatssekretär des Landes Berlin a.D., Werner Gegenbauer, Präsident von Hertha BSC, Peter Kurth, Berliner Finanzsenator a.D.

Tolerantia-Award 2008 (vl..n.r.): Dr. Theo Zwanziger, Präsident des Deutschen Fußballbundes (DFB), Tanja Walther-Arens, Philipp Lahm, Kapitän der Deutschen Fußball Nationalmannschaft und MANEO Leiter Bastian Finke im LTU-Stadion Düsseldorf.

KONTAKT: MANEO – Berlins schwules Anti-Gewalt-Projekt | Bülowstraße 106 | 10783 Berlin, LEITUNG: Tel. +49 +(0)30 21753213 – Emails: [email protected] Home: www.maneo.de | www.maneo.center

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Teil VII: Weitere Beiträge 1. Polizei Berlin 2. Berliner Staatsanwaltschaft 3. Bundepolizei, Direktion Berlin

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1. Beitrag der Polizei Berlin Straftaten gegen Lesben, Schwule, Bisexuelle sowie trans*- und intergeschlechtliche Menschen (LSBTI) aus polizeilicher Sicht Straftaten gegen LSBTI, die sich gegen eine Person auf Grund deren tatsächlich oder vermeintlich vorliegender Homosexualität bzw. Transgeschlechtlichkeit richten, bezeichnet man als Hasskriminalität oder vorurteilsmotivierte Kriminalität. Auch andere Merkmale wie beispielsweise Religion, Herkunft, Behinderung können aus Tätersicht für solcherlei Taten ausschlaggebend sein. Es kommt hier jedoch nicht darauf an, dass ein entsprechendes Merkmal bei der angegriffenen Person tatsächlich vorliegt – vielmehr wird hier auf die Tätervorstellung abgestellt. Das heißt, es kommt darauf an, was der oder die Täter beabsichtigt, unabhängig davon, ob das Opfer tatsächlich der vermuteten Gruppe zugehörig ist bzw. sich als zugehörig definiert. Im Klartext: auch ein hetereosexueller Mensch kann Opfer einer homophoben Attacke werden, wenn man ihn für schwul bzw. sie für lesbisch hält. Taten der Hasskriminalität sind der politisch motivierten Kriminalität (PMK) zuzuordnen und werden beim polizeilichen Staatsschutz bearbeitet. Von dort aus werden sie im Kriminalpolizeilichen Meldedienst als „Hasskriminalität“ statistisch erfasst. Die politische Motivation ergibt sich daraus, dass der Täter mit seiner Straftat nicht nur das konkrete Opfer bzw. den oder die Geschädigte_n persönlich treffen will, sondern die Tat eine Botschaft an die gesamte Bevölkerungsgruppe mit dem abgelehnten Persönlichkeitsmerkmal (Herkunft, Hautfarbe, Religion, Behinderung, sozialer Status, sexuelle Orientierung, ...) sendet. Das friedliche Zusammenleben aller Menschen in ihrer Unterschiedlichkeit wird direkt attackiert und über den persönlichen Schaden des konkreten Opfers damit auch ein gesellschaftlicher Schaden angerichtet. Aufgrund dieser starken gesellschaftlichen und letztlich demokratiegefährdenden Wirkung wird der vorurteilsmotivierten Kriminalität durch die Polizei besondere Aufmerksamkeit gewidmet. Entwicklung des Fallaufkommens PMK im Unterthema „sexuelle Orientierung“ Im Jahr 2016 wurden im KPMD-PMK für Berlin insgesamt 155 Fälle gezählt, im Vorjahr wurden insgesamt 117 Fälle registriert. Die aktuelle Anzahl ist die höchste, die seit der Auswertung unter dem Aspekt „politisch motivierte Taten gegen die sexuelle Orientierung“ erreicht wurde. Aufgrund der fortwährenden ergänzenden Erfassungen im Kriminalpolizeilichen Meldedienst können sich die hier genannten Zahlen durch die noch immer erfolgenden Nacherfassungen für das Jahr 2016 verändern! Die Höhe der Fallzahlen hängt von verschiedenen Faktoren ab, darunter das tatsächliche Fallaufkommen, aber auch die Anzeigebereitschaft durch Geschädigte und Zeug_innen sowie die polizeiliche Erkennung und Bewertung von Straftaten als politisch motivierte Kriminalität. Im Bereich der vorurteilsmotivierten Straftaten gegen LSBTI belegen verschiedene Studien ein hohes Dunkelfeld, so zuletzt durch den LGBT-Survey der Europäischen Agentur für Grundrechte aus dem Jahr 2012, nach dem in Deutschland 82 % der Befragten den letzten Vorfall dieser Art nicht angezeigt haben, weil sie diesen neben anderen Gründen für „zu Gering / nicht ernst genug“ (49 %) hielten, „die Polizei nichts tun würde“ (36 %) oder aus Angst vor homo- oder transphoben Reaktionen der Polizei (20%)24.

24

http://fra.europa.eu/en/survey/2012/eu-lgbt-survey; Mehrfachnennungen bei den Gründen möglich

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Fallzahlen PMK im Unterthema "sexuelle Orientierung" im Fünfjahresvergleich 2012

2013

2014

2015

2016

Gewaltdelikte

37

46

26

43

64

 geklärt

15

13

12

17

22

41%

28%

46%

40%

34%

Propagandadelikte

2

6

2

2

2

 geklärt

2

2

1

1

0

100%

33%

50%

50%

0%

sonstige Delikte

63

80

53

72

89

 geklärt

24

47

32

34

43

Aufklärungsquote

38%

59%

60%

47%

48%

PMK

102

132

81

117

155

41

62

45

52

65

40%

47%

56%

44%

42%

Aufklärungsquote

Aufklärungsquote

 geklärt Aufklärungsquote

Der in den vergangenen Jahren verzeichnete Anstieg der Fallzahlen wird vor diesem Hintergrund positiv bewertet und die Gründe weniger in einer tatsächlichen Steigerung der Kriminalität vermutet, als in einer Verbesserung der Anzeigebereitschaft und der polizeilichen Erkennung der spezifischen Tätermotivation. Den höchsten Anteil der erstatteten Anzeigen machen Körperverletzungen (94%), gefolgt von Beleidigungen (70%) aus. Der weit überwiegende Anteil der Straftaten gegen die sexuelle Orientierung / geschlechtliche Identität findet im öffentlichen Raum statt. Geschädigte nach Geschlecht im Unterthema „sexuelle Orientierung“ Die Angaben verstehen sich gemäß Geschlechtseintrag im Melderegister soweit namentlich bekannt. Aussagen zur sexuellen Orientierung oder (trans-) geschlechtlichen Identität werden von der Statistik nicht erfasst. Geschädigte nach Geschlecht und Deliktsart

männl.

2015 weibl. unbek.

ges.

männl.

2016 weibl. unbek.

ges.

45

10

1

56

76

6

1

83

0

0

0

0

0

0

0

0

sonstige Delikte

52

15

0

67

74

14

2

90

Gesch. gesamt

97

25

1

123

150

20

3

173

Gewaltdelikte Propagandadelikte

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Lesbenfeindliche Straftaten Auffällig ist seit Jahren, dass im Bereich der Hasskriminalität gegen die sexuelle Orientierung viel weniger Fälle mit weiblichen als mit männlichen Geschädigten bei der Polizei erfasst werden. Soziologischen Untersuchungen zufolge besteht bei lesbischen Frauen gegenüber staatlichen Institutionen eine zweifache Angst vor Diskriminierung, als Frau und als Lesbe. Dieser Umstand dürfte mitursächlich für eine unterdurchschnittliche Anzeigebereitschaft sein. Lesbische Frauen sind zudem als Zielgruppe präventiver Maßnahmen schwieriger zu erreichen als schwule Männer. Ein Grund hierfür ist die fehlende örtliche Verdichtung von entsprechenden Szenelokalitäten für lesbische Frauen. Aus den genannten Gründen hat die Polizei Berlin in den vergangenen Jahren Ihre Aufmerksamkeit verstärkt der Lesbenszene zugewandt, mit dem Ziel, einen engeren Kontakt herzustellen und für eine Zusammenarbeit mit der Polizei zu werben. Transfeindliche Straftaten Wie oben angegeben erfolgt keine statistische Erfassung der geschlechtlichen Identität. Die Auswertung der entsprechenden Taten erfolgt hier anhand der Angaben im Sachverhalt der gemeldeten Fälle. Im Jahr 2016 wurden 29 transfeindliche Straftaten bekannt. Der Anstieg ist möglicherweise auf eine nach wie vor starke öffentliche Diskussion und Lobby- bzw. Unterstützungsarbeit für transidente Menschen zurückzuführen. Darüber hinaus flüchten insbesondere transidente Menschen aus ihren Herkunftsländern und werden im Zielland ggf. erneut angegriffen. Anschlag Orlando Im Berichtsjahr ereignete sich international der gravierendste einzelne Gewaltakt gegen LSBTI und eines der verheerendsten Massaker in der Geschichte der Vereinigten Staaten. Bei dem Attentat in Orlando am 12. Juni 2016 wurden in dem aus vorwiegend von LSBTI besuchten Club „The Pulse“ im US-Bundesstaat Florida 49 Menschen getötet und 53 verletzt. Der Attentäter wurde durch Polizisten getötet. Das Attentat hatte auch über die Grenzen der USA hinaus verunsichernde Wirkung auf in Deutschland lebende LSBTI: In der Folge kam es zu spürbar mehr Anfragen hinsichtlich der Sicherheitslage im Zusammenhang mit LSBTI-Veranstaltungen. Ergänzende polizeiliche Maßnahmen zur Verhinderung von Anschlägen bei Berliner Großveranstaltungen (CSD Berlin 2017) werden derzeitig geprüft. Warum eine Anzeige? Nicht immer wird es möglich sein, den oder die Täter zu ermitteln. Für die Polizei spielen Anzeigen jedoch eine sehr große Rolle, da eine Anzeige die Grundlage des polizeilichen Handelns darstellt. Das heißt, wo keine Anzeige existiert, wird die Polizei auch nicht tätig. Das wiederum bedeutet, dass der oder die Täter mit Sicherheit nicht ermittelt und staatliche Sanktionen somit ausbleiben werden. Zudem zeigt die Erfahrung, dass Menschen, die andere auf Grund ihrer sexuellen Orientierung oder geschlechtlichen Identität angreifen, dies nicht nur einmal tun. Mit jeder Information, die die Polizei über den oder die Täter erlangt, steigt die Chance seiner oder ihrer Identifizierung. Insofern möchten wir Sie bitten, sich vertrauensvoll an die Polizei zu wenden. Dies kann man in Berlin seit 2006 auch über die Internetwache tun. Im Berichtsjahr 2016 wurde innerhalb der Polizei Berlin strukturelle Änderungen geplant und festgelegt, die aktuell in 2017 zur Benennung von zusätzlichen Ansprechpersonen LSBTI in den Berliner Polizeidirektionen führten. Bei allen Fragen zu LSBTI im Zusammenhang mit Straftaten können Sie sich jederzeit unter 030 / 4664 – 979444 an die Ansprechpersonen LSBTI bei der Polizei Berlin wenden. Auch eine Erreichbarkeit per Email ist gegeben: [email protected]

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2. Beitrag der Berliner Staatsanwaltschaft Von Ines Karl, Oberstaatsanwältin, und Markus Oswald, Staatsanwalt Auch im Jahr 2016 haben die Ansprechpersonen für LSBTI der Staatsanwaltschaft Berlin ihr erfolgreiches Engagement gegen homo- und transphobe Hasskriminalität fortgesetzt. Soweit es die Verfolgung dieser Straftaten betraf, war ein deutlicher Anstieg der Fallzahlen zu verzeichnen, der wahrscheinlich auch auf ein verbessertes Anzeigeverhalten zurückzuführen ist. So wurden die Ansprechpersonen sowohl im dienstlichen Bezug als auch im Rahmen von öffentlichen Veranstaltungen mehrfach von Opfern angesprochen, die zum Ausdruck brachten, durch die Ansprechpersonen zur Anzeigeerstattung motiviert worden zu sein. Im gesamten Jahr erwirkte die zuständige Spezialabteilung der Staatsanwaltschaft auf der Grundlage der hervorragenden Ermittlungsarbeit des zuständigen Spezialkommissariats des Landeskriminalamts Berlin die Verurteilung von Hasstätern, und zwar sowohl zu Geldstrafen als auch zu Freiheitsstrafen. In einem Fall wurde auf die Berufung der Staatsanwaltschaft die vom Amtsgericht verhängte empfindliche Freiheitsstrafe für einen Täter, der einen schwulen Mann schwer verletzt und traumatisiert hatte, noch erheblich erhöht. Die Zusammenarbeit mit der Bundespolizei wurde im Rahmen mehrerer Fortbildungsveranstaltungen ausgebaut. Auch soweit es das Tätigkeitsfeld der Ansprechpersonen im Bereich der Vernetzung von staatlichen und zivilgesellschaftlichen Akteuren zum Thema LSBTI betraf, hat sich im vergangenen Jahr Bedeutendes ereignet: Mit der Senatsverwaltung wurde ein Konzept zum Thema Gewaltschutz in Flüchtlingsunterkünften erarbeitet und Lotsen für LSBTI-Flüchtlinge ausgebildet. Im September kam es zu einem Treffen mit Patricia Davis, der Direktorin des Bureau of Democracy, Human Rights and Labour im US-Außenministerium. Im Oktober kam es zu einem Treffen mit dem kenianischen Rechtsanwalt und LSBTI-Aktivisten Eric Gitani. Beide Treffen dienten dem Erfahrungsaustausch und der Vorbereitung zukünftiger gemeinsamer Projekte. Desweiteren wurde im Rahmen der MANEO-Empowerment-Kampagne eine bahnbrechende Studie der Hochschule für Wirtschaft und Recht vollendet, zu der die Ansprechpersonen der Staatsanwaltschaft Berlin mit ihrem Expertenwissen beigetragen hatte. Die Studie, die MANEO mit Lottomitteln in Auftrag gegeben hatte, trägt den Titel ‚Gewalt gegen Homosexuelle – eine präventionsorientierte Analyse‘ und befasst sich umfassend, vertieft und faktenbasiert mit allen Aspekten dieses spezifischen Deliktsfelds. Nicht zuletzt wurde die erfolgreiche Zusammenarbeit der Ansprechpersonen mit MANEO, aber auch mit anderen Berliner Institutionen wie dem Verein lesbischer und schwuler Polizeibeamter, der Opferhilfe, dem Sonntagsclub und dem Arbeitskreis Stricher, fortgesetzt und intensiviert. Kontakt: Staatsanwaltschaft Berlin Ansprechpersonen für LSBTI, Kirchstraße 7 oder telefonisch ( 030-9014- 2697 [Ines Karl] bzw.- 5889 [Markus Oswald] ) oder jederzeit unter der Mailanschrift [email protected]. Im Anschluss folgt ein kleiner Überblick über statistische Fragen. -o–oOo-

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Auswertung der Verfahrensübersicht LSBTI 2016 (Stand: 31. März 2017) Eingänge insgesamt: - davon Bekannt-Sachen: - davon Unbekannt-Sachen:

153 94 59

Erledigungen: (Teil-)Einstellungen - nach § 170 Abs. 2 StPO: - nach § 153 StPO: - nach § 153a StPO: - nach § 154 StPO: - nach §§ 45, 47 JGG: Abgaben an andere Abteilung: Abgaben an auswärtige StA: Strafbefehlsanträge: Strafbefehlserlässe: Anklagen: Freisprüche: Verurteilungen:

75 (49 Unbekannt-Sachen, 26 Bekannt-Sachen) 1 1 5 5 1 5 10 3 18 3

Delikte: § 130 StGB (Volksverhetzung): § 185ff. StGB (Beleidigungsdelikte): § 223ff. StGB (Körperverletzungsdel.): § 240 StGB (Nötigung): § 241 StGB (Bedrohung): § 249, 250 StGB (Raubdelikte): § 253, 255 StGB (Erpressungsdelikte): § 303 StGB (Sachbeschädigung)

14 97 (davon Beleidigungen ieS: 96, üble Nachrede: 1) 49 (davon gefährliche KV: 18; davon schwere KV: 1) 9 17 6 (davon schwerer oder besonders schwerer Raub: 4) 1 10

(Anmerkung: zum Teil tateinheitliche Verwirklichung mehrerer Delikte!)

(Quelle: Statistik der StA Berlin - Abteilung 284 - für das Jahr 2016)

Seite 122  030-2163336, www.maneo.de

MANEO-Projektleiter, Bericht für 2016

LSBTIQ*: lesbisch: schwul: bisexuell: trans:

18 49 8 27

(Anmerkung: zum Teil Überschneidungen!)

Seite 123  030-2163336, www.maneo.de

MANEO-Projektleiter, Bericht für 2016

3. Beitrag der Bundespolizei ( Bundespolizeidirektion Berlin ) von Joshua Karl Bohling ( Ansprechpartner für gleichgeschlechtliche Lebensweisen der Bundespolizeidirektion Berlin )

Seit nunmehr 2 Jahren gibt es den Ansprechpartner für gleichgeschlechtliche Lebensweisen (AgL) bei der Bundespolizeidirektion Berlin. Es hat sich viel getan, und es gibt auch weiterhin noch viel zu tun. Hierzu stehen die fünf Ansprechpartner in den Bundespolizeidirektionen Berlin, Hannover, Frankfurt/ Main, München und Bundesbereitschaftspolizei im ständigen Austausch miteinander, um die Interessen aller LSBTIMitarbeiter der Bundespolizei zu vertreten. Aufgaben/Funktion Die Ansprechpartner vertreten den Bereich der lesbischen, schwulen und trans- und intersexuellen (LSBTI) Polizistinnen und Polizisten nach innen, ähnlich wie es die Gleichstellungsbeauftragten tun. Nach außen fungieren sie als Unterstützer bei der Strafverfolgung im Bereich von Straftaten, die gegen Lesben, Schwule, Bisexuelle und Transgender begangen wurden. In Berlin arbeitet der Ansprechpartner für gleichgeschlechtliche Lebensweisen eng mit den Ansprechpersonen für LSBTI bei der Polizei Berlin und der Berliner Staatsanwaltschaft, hier der Abteilung 284, zusammen. Projekte des AgL in Berlin Im Jahr 2016 gab es mehrere Schulungen der SECURITAS-Mitarbeiter am Flughafen BerlinTegel. Hierbei wurden die Luftsicherheitsassistenten im Umgang mit trans- und intergeschlechtlichen Personen bei der Luftsicherheitskontrolle am Flughafen geschult. Die Mitarbeiter waren an der Schulung sehr interessiert. Es gab diesbezüglich ein äußerst positives Feedback. Für das Jahr 2017 sind weitere Schulungen am Flughafen Berlin-Schönefeld geplant und bereits terminiert. Des Weiteren wurde die Zusammenarbeit mit dem Beschwerdemanagement der Bundespolizeidirektion Berlin weiter ausgebaut. Der AgL sensibilisiert in diesem Zusammenhang anlassbezogen auch eigene Kollegen hinsichtlich eines korrekten Auftretens gegenüber dem LSBTIPersonenkreis. Als erfolgreiche Essenz der dargestellten Maßnahmen und der Zusammenarbeit des AgL mit MANEO im Jahr 2016 unterzeichnete Präsident Striethörster Anfang des Jahres 2017 für die Bundespolizeidirektion Berlin die Mitgliedschaft im ‚Berliner Toleranzbündnis‘. Den Ansprechpartner für gleichgeschlechtliche Lebensweisen bei der Bundespolizeidirektion Berlin erreichen sie per E-Mail unter [email protected] und telefonisch unter der Telefonnummer 030/41033292.