Lyrics oder Lyrik

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Universität zu Köln Humanwissenschaftliche Fakultät Department Psychologie Lehrstuhl für Sozialpsychologie II (Kommunikations- und Medienpsychologie)

Lyrics oder Lyrik? Eine empirische Untersuchung zu Stereotypen von Heavy Metal Musik

Bachelorarbeit zur Erlangung des akademischen Grades Bachelor of Science Psychologie Angefertigt unter der Leitung von Dipl.-Medienwiss. Diana Rieger Köln, 27.09.2012

vorgelegt von: Sarah Dung, geboren am 27.11.1979 in Köln Helmholtz Straße 68, 50825 Köln Matrikel Nummer 5064830, 6. Fachsemester Email: [email protected], Mobil: 01578-7023949

Lyrics oder Lyrik? Eine empirische Untersuchung zu Stereotypen von Heavy Metal Musik

Inhaltsverzeichnis Zusammenfassung ...................................................................................................................... 3 1 Einleitung ................................................................................................................................ 4 2 Stereotype ................................................................................................................................ 6 2.1 Grundlagen der Sozialpsychologie ................................................................................... 6 2.2 Stereotype versus Vorurteile ............................................................................................ 7 3 Stereotype von Heavy Metal Musik ........................................................................................ 8 3.1 Die Entstehung des Heavy Metal und dessen Stereotype................................................. 8 3.2 Aktuelle Befundlage ....................................................................................................... 11 4 Lyrics oder Lyrik? Eine empirische Untersuchung............................................................... 14 4.1 Hypothesen ..................................................................................................................... 14 4.2 Versuchsdesign ............................................................................................................... 15 4.3 Materialien ...................................................................................................................... 15 4.4 Stichprobe ....................................................................................................................... 20 5 Ergebnisse ............................................................................................................................. 21 5.1 Leseerleben ..................................................................................................................... 22 5.2 Identifikation und Ästhetik ............................................................................................. 24 5.3 Lesegenuss und Wertschätzung ...................................................................................... 24 5.4 Persönlichkeitseigenschaften (BFI-10)........................................................................... 25 5.5 Angaben zum Musikgenre Heavy Metal ........................................................................ 25 5.6 Inhaltsanalytische Auswertung ....................................................................................... 26 5.6.1 Methode ................................................................................................................... 26 5.6.2 Analyse-Ergebnisse.................................................................................................. 27 6 Diskussion ............................................................................................................................. 28 Literatur .................................................................................................................................... 32 Anhang A – Interview mit M.A. Katharina Pfeiffer ................................................................ 35 Anhang B - Text ....................................................................................................................... 41 Anhang C – Inhaltsanalytische Auswertung der Kommentare ................................................ 42 Eidesstattliche Erklärung.......................................................................................................... 51

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Lyrics oder Lyrik? Eine empirische Untersuchung zu Stereotypen von Heavy Metal Musik

Zusammenfassung Die vorliegende Arbeit behandelt die Theorie der Stereotype von Heavy Metal Musik. Nach einer kurzen Einführung in die Thematik des Musikgenres Heavy Metal und dessen Stereotype wird die aktuelle Befundlage dieses Forschungsbereiches dargelegt. Im Hauptteil erfolgt die detaillierte Erläuterung der hierzu durchgeführten empirischen Untersuchung, deren Methodik und der hieraus resultierenden Ergebnisse. Es zeigt sich, dass durch die Information, ein Text sei von der Heavy Metal Band Rammstein verfasst worden, dessen Bewertung von Heavy Metal Fans und Nicht-Fans, seitens der Nicht-Fans durch die Aktivierung musikgenrespezifischer Stereotype signifikant negativer ausfällt. Untersuchungsdesign und Ergebnisse werden im Anschluss diskutiert und kritisch betrachtet.

This paper discusses the issue of stereotypes concerning the Heavy Metal genre. The theoretical part illustrates the topic of Heavy Metal music as well as the stereotypes which are held by society against members of the Heavy Metal community. It also includes an overview of the already existing body of research concerning this issue. After this introduction the framework of the current study is given in detail. The results of this study illustrate that just labeling a text with the name of a well known Heavy Metal band is enough to activate stereotypes concerning this style of music. It is shown that these stereotypes have an influence on how the given text is perceived. This is true especially for those participants who are no fans of the Heavy Metal genre. These tend to evaluate a text more negatively if they think it was written by the Heavy metal Band Rammstein. The paper finishes with a critical discussion of the experimental design and its results.

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1 Einleitung „Im Job kommt es für mich nicht in Frage, die gleichen Klamotten zu tragen wie in meiner Freizeit. Da ich befürchte, dass das einen negativen Eindruck hinterlassen könnte“, erzählt Katharina Pfeiffer (07.09.2012) in einem für diese Arbeit durchgeführten Interview.

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Die

freie Journalistin hat einen Magister Abschluss in Germanistik und Kommunikationswissenschaften von der Universität Duisburg-Essen und startet gerade ihre Karriere im Bereich Online Medien. In ihrem Privatleben allerdings ist Katharina Pfeiffer (07.09.2012) eine ‚zelebrierende Metallerin‘, hat in Metal-Bands gesungen und betreibt einen international erfolgreichen Blog, der unter anderem von Thorsten Dörting, dem Ressortleiter Kultur der Zeitschrift Spiegel-Online, gelobt wurde; dieser hinterließ auf ihrer Pinnwand: „Was ich schon immer mal sagen wollte: Mag Deine Seite/ deinen Blog sehr gern.“2 Vorurteile gegenüber ihrem Musikgeschmack kennt Katharina (07.09.2012) seit Beginn ihrer Leidenschaft im Alter von neun Jahren: „Das fing zuhause damit an, dass meine Mutter stets hoffte, dass das ‚alles nur eine Phase‘ sei und ich irgendwann wieder ‚ein normaler Mensch‘ werde.“ Heute ist sie noch immer Metallerin und trotzdem ein ‚normaler Mensch‘. Ein Hochschulstudium und die Heavy Metal Szene schließen sich eben nicht aus. Warum aber hat das Genre Heavy Metal immer wieder mit Anfeindungen, Vorurteilen, Allgemeinplätzen und Stereotypen zu kämpfen? Musik war schon immer ein Medium, an welchem sich die Geister schieden. Betrachtet man die musikalische Geschichte, so findet man in kürzeren oder längeren Abschnitten immer wieder Künstler und Musikgenres, auf die die Welt, so scheint es zumindest, nicht vorbereitet war. Beste Beispiele für dieses Phänomen sind Elvis Presley mit seinem Rock’n’Roll, die Beatles, die durch ihre fast wahnhaft wirkenden weiblichen Fans für Schlagzeilen sorgten, oder das Woodstock-Festival 1969, das als Höhepunkt der Hippiebewegung gilt und dem damaligen Protest gegen den Vietnam-Krieg eine musikalische Stimme gab. „Komponisten schufen Werke um Gottes Größe in Worte zu fassen oder der Rebellion eine Sprache zu geben“ (Spahn, 2008).

Stereotype gibt es gegenüber fast jedem Musikgenre; jedenfalls hat jeder Mensch unmittelbar ein bestimmtes stereotypisches Bild vor Augen, wenn er an unterschiedliche Musikstile und

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Das Interview mit M.A. Katharina Pfeiffer findet sich im Anhang A in voller Länge. Quelle: http://psychorizon.wordpress.com/insight/

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deren Anhänger denkt. Ein Hippie raucht immer Marihuana, Techno-Fans können nicht ohne Ecstasy feiern, die Rapper-Szene besteht fast nur aus Gangstern und Klassik-Liebhaber sind langweilig und meistens von Beruf Oberstudienrat - nur um einige Beispiele zu nennen. Auch die Metal-Szene hat gegen Stereotype zu kämpfen; so ist beispielsweise der Gesang nur Geschrei und Gegröle, ein Metaller spielt immer World of Warcraft und scheinbar hat jeder Amokläufer, egal ob in Europa oder den USA, in seinem bisherigen Leben exzessiv Heavy Metal Musik konsumiert. Auch Katharina Pfeiffer (07.09.2012) antwortet auf die Frage, wie sie sich den typischen Metaller vorstellt, dass lange Haare, dunkle Kleidung, Leder, Nieten und Patronengurt Charakteristika darstellen. Sie erzählt aber auch, dass innerhalb der Szene einiges an Vorurteilen existiert - unter den Subgenres generell oder gegen Frauen im speziellen, was sie schon oft genug selber erlebt hat. Ein weiteres Problem, welches Katharina (07.09.2012) anspricht, ist die Tendenz, die Metal-Szene zu pauschalisieren: „ Wer sich mit der Szene befasst, sollte sich vielleicht für einen Teil davon entscheiden […] und nicht einfach denken, dass wir alle jedes Jahr nach Wacken fahren und dass DORT die gesamte Szene anzutreffen sei. Das ist eine gänzliche Fehleinschätzung“. Sie verweist darauf, dass die MetalSzene eher in Clubs, Jugendzentren oder Proberäumen anzutreffen ist und beschreibt die Mega-Events als „Szene-Touristen Attraktion“ und deren Besucher als „Konsum-Metaller“.

Zu der Frage, ob psychologische Forschung zur Verbesserung der Außenwahrnehmung der Metal-Szene ihrer Meinung nach notwendig ist, antwortet Katharina Pfeiffer (07.09.2012) sehr direkt: „Trotz aller angeblicher Toleranz ist besonders die Metalszene immer noch der negativen Meinung der Gesellschaft ausgesetzt“ und sie fügt hinzu „ […] der gemeine Metaller [führt] doch schon eine Art Koexistenz neben dem, was allgemein hin als Gesellschaft bezeichnet wird.“ Ob derartige Forschung wirklich zur Verbesserung der Außenwahrnehmung beitragen kann, ist für sie jedoch immer noch fraglich. Katharina Pfeiffer (07.09.2012) ist eine bekennende Metallerin, die mit Leib und Seele zu ihrer Musik steht und offenbar mit den Stereotypen und Vorurteilen, mit denen sie konfrontiert wird, ganz gut leben kann. „Für Außenstehende wirkt das sicher fast schon wie ein merkwürdiges Ritual, wenn plötzlich zwanzig Leute die Luftgitarre auspacken und voller Hingabe die Musik zelebrieren. Aber das ist nunmal das Größte!“ Zum Abschluss des Interviews gibt sie noch mit auf den Weg: „Mein Leben ist ein Wunschkonzert, also zumindest meistens.“

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Auch wenn Katharina Pfeiffer (07.09.2012) mit ihrem Leben überaus zufrieden ist, so führt die Stereotypisierung der Heavy Metal Szene immer wieder zu Missverständnissen, Ungerechtigkeiten und Desintegration. Eine breitere Wissensbasis und deren Publikation kann zu einer Verbesserung dieses Missstandes beitragen. Kurzum - es muss geforscht werden. Im Rahmen dieser Arbeit sollen Stereotype von Heavy Metal Musik und deren Anhängern untersucht werden. Die zugrundeliegende Fragestellung ist, ob schon alleine die Nennung einer Heavy Metal Band als Autoren eines Textes eine negativere Bewertung des Textes mit sich zieht, im Vergleich zur Nennung eines bekannten deutschen Dichters als Autor. Im Folgenden werden die zugrunde liegenden Begrifflichkeiten definiert und ein kurzer Überblick über bereits vorhandene Forschungsarbeiten zu diesem Thema gegeben, bevor die eigentliche Untersuchung zur beschriebenen Fragestellung, ihre Methodik und ihre Ergebnisse erläutert und anschließend diskutiert werden.

2 Stereotype Die Welt um uns herum ist viel zu komplex um sie auf den ersten Blick in ihrer Gänze zu erfassen und vor allem zu verstehen. Das menschliche Gehirn hat sich daher Wege gesucht, die Komplexität zu reduzieren, um sich in der Welt adäquat und sicher bewegen zu können. Dies geschieht beispielsweise durch die Bildung von Schemata, indem es Informationen über Menschen oder Situationen so speichert, dass diese bei Bedarf als Basis der Bewertung nachfolgender Situationen genutzt werden können. Die Bildung von Schemata spart Zeit und kognitiven Aufwand. Um die in dieser Studie untersuchten Konstrukte vollständig zu erfassen, erfolgt zuerst ein kurzer Exkurs in die Grundlagen der Sozialpsychologie und der sozialen Kognition. Im Anschluss wird eine Definition des Begriffes Stereotyp erarbeitet, bevor dessen Rolle im medialen Kontext, insbesondere in der Welt der Heavy Metal Musik, diskutiert werden kann.

2.1 Grundlagen der Sozialpsychologie Die Sozialpsychologie beschäftigt sich mit dem Phänomen des sozialen Einflusses, also dem Einfluss, den die tatsächliche oder auch nur die vorgestellte Gegenwart anderer Menschen auf unser Denken, unsere Emotionen, unsere Einstellungen und auf unser Verhalten hat; sie untersucht das „Individuum im sozialen Kontext“ (Hannover, Mauch & Leffelsend, 2004, S. 6

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176). Die soziale Kognition ist einer der Hauptschwerpunkte der Sozialpsychologie und umfasst „[…] die gesamte Informationsaufnahme und –verarbeitung bezüglich der sozialen Welt des Individuums und ihrer Beziehungen […]“ (Häcker & Stapf, 2009, S.925). Der Mensch neigt dazu, Informationen aus seinem sozialen Umfeld automatisch und unbewusst zu kategorisieren und abzuspeichern, beispielsweise durch die Bildung von Schemata. Schemata sind mentale Strukturen, mit denen Wissen über die soziale Welt in Kategorien eingeordnet wird, die es dem Menschen ermöglichen, schnell und ohne kognitiven Aufwand zu reagieren und mehrdeutige Situationen zu interpretieren. Diese automatische Kategorisierung beruht auf bisherigen Erfahrungen und Informationen über das zu beurteilende Objekt oder die zu beurteilende Situation und geschieht unbewusst und unwillkürlich. Informationen, welche in Form eines Schemas vorliegen, beeinflussen und steuern dann im Weiteren die Informationsverarbeitung und Wahrnehmung des Menschen und können somit sein Verhalten bestimmen (Aronson, Wilson & Akert, 2008). In den meisten Fällen ist diese automatische Ordnung von Informationen über unsere soziale Welt korrekt und erleichtert uns den Umgang mit neuen Situationen und deren Interpretation – sie kann aber auch fehlerhaft sein und somit in Fehlinterpretationen resultieren (ebd., 2008). Anders als Schemata über Objekte oder Situationen, werden Schemata über bestimmte soziale Gruppen als Stereotype bezeichnet (Hannover, Mauch & Leffelsend, 2004). Im Folgenden wird der Begriff Stereotyp definiert und eine Abgrenzung zu dem Begriff Vorurteil vorgenommen.

2.2 Stereotype versus Vorurteile Stereotype werden definiert als vereinfachende, schematisierende und verzerrte Kognition von Aspekten der sozialen Welt (Bergius & Six, 2009). Eine weitere Definition von Hamilton und Trolier (1986) beschreibt das Stereotyp als eine kognitive Struktur, welche das Wissen, die Überzeugungen und Erwartungen des Wahrnehmenden über eine soziale Gruppe beinhaltet. Stereotype gelten also als sozial geteilte Überzeugungen bezüglich Persönlichkeitsmerkmalen und Verhaltensweisen der Mitglieder einer sozialen Gruppe. Diese Merkmale und Verhaltensweisen sind in einer solch abstrakten und verallgemeinerten Form kognitiv repräsentiert, dass sie auf jede mit einer bestimmten Gruppe assoziierte Person angewendet werden können (Hannover, Mauch & Leffelsend, 2004).

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Im allgemeinen Sprachgebrauch werden die Begriffe Stereotype und Vorurteile häufig synonym gebraucht – sie unterscheiden sich aber im psychologischen Kontext voneinander: Als Vorurteil bezeichnet man eine „[…] ablehnende oder feindselige Haltung gegen eine Person, die zu einer Gruppe gehört, einfach deswegen, weil sie zu dieser Gruppe gehört und deshalb die gleichen […] Eigenschaften haben soll, die man dieser Gruppe zuschreibt“ (Six, 2009, S. 1079). Vorurteile sind Ausdruck einer bestimmten Einstellung beziehungsweise negativer Orientierungen - sie schlagen sich als schlechte, unpassende, unangenehme oder negative soziale Urteile nieder. Im Unterschied zu Stereotypen, welche zur Vereinfachung unserer Sicht der sozialen Welt dienen und lediglich eine „kognitive Abkürzung“ darstellen, enthalten Vorurteile eine zusätzliche affektive Komponente, welche die verallgemeinerten Eindrücke mit Emotionen besetzt und diese negativ (oder auch positiv) färbt (Aronson, Wilson & Akert, 2008).

Hier wird der Unterschied besonders deutlich: Stereotypisierung ist ein kognitiver Prozess, kein emotionaler, und führt nicht unbedingt zu gewollter Kränkung oder Diskriminierung. Für die dieser Studie zugrundeliegende Fragestellung bezüglich der Stereotype von Heavy Metal Musik und deren Fans ist es also von Bedeutung, Vorurteile und Stereotype von einander zu differenzieren. Um deutlich zu machen, was genau unter Stereotype von Heavy Metal Musik und deren Fans verstanden wird, soll im nächsten Abschnitt näher auf deren Inhalte und ihre Entstehung eingegangen werden.

3 Stereotype von Heavy Metal Musik Empirische Befunde belegen, dass es stabile und klar definierte Musik-Stereotype gibt, welche mit einer Reihe von Musikgenres assoziiert sind (Rentfrow & Gosling, 2007). Im Folgenden werden einige ausgewählte empirische Untersuchungen zu Stereotypen von Musik, insbesondere Heavy Metal Musik, und deren Ergebnisse vorgestellt. Um in die Thematik des Heavy Metal einzuleiten, erfolgt zuerst ein kurzer Abriss der Entstehung dieses Musikgenres.

3.1 Die Entstehung des Heavy Metal und dessen Stereotype Die Ursprünge des Heavy Metal liegen im Rock’n’Roll; einen Überblick hierzu gibt beispielsweise Kranz (2011). Ende der 1960er Jahre etablieren die Beatles und die Rolling Stones 8

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mit ihrer Rockmusik das bis heute gültige, klassische Bandprinzip als populäre Projektionsfläche für die Jugendkultur. Einflüsse von Blues Rock, Rhythm’n’Blues und Psychedelic Rock geben dem Rock’n’Roll eine neue, lautere Note. Eine neue Ära des Rock, der Hard Rock ist geboren und lässt bald den konventionellen Rock hinter sich zurück. Anfang der 1970er Jahre entstehen die ersten Heavy Metal Bands, wie Led Zeppelin, Black Sabbath oder Deep Purple, welche sich vor allem durch ihren harten, rauen Rock auszeichnen. Sie verbinden den klassischen Rock mit einer zuvor unbekannten Lautstärke und dem für Heavy Metal charakteristischen extensiven Gitarren-Riffs. Ihre Songtexte sind düster, bitter und pessimistisch, aber tragen weiterhin die Anti-Establishment-Botschaft des späten 1960er Rock mit sich. 1971 macht Alice Cooper mit seiner gleichnamigen Band durch morbide und schaurige Bühnenshows in der Öffentlichkeit von sich reden, und inspiriert damit, damals wie heute, Künstler wie Ozzy Osbourne, Kiss oder aber auch Marilyn Manson; die ersten Assoziationen zwischen Heavy Metal und dessen schlechtem Einfluss sind geknüpft. Ab den 1980er Jahren beginnt sich der Heavy Metal in einzelne Subgenres zu differenzieren (z.B. Death Metal, Black Metal, Industrial Metal oder Power Metal), wobei der Begriff Heavy Metal nur noch die ursprüngliche Form bezeichnet und sämtliche Subgenres vereinfacht unter dem Begriff Metal3 zusammengefasst werden. In dieser Zeit, auch das goldene Jahrzehnt des Heavy Metal genannt, veröffentlichen fast alle großen Bands Alben - zu nennen sind hier exemplarisch Iron Maiden, Judas Priest, Metallica, Guns N’Roses, Motörhead und AC/DC, die noch heute die ewigen Bestenlisten aller Metal-Fans anführen.

Auffällig ist vor allem die Aufmachung der Künstler; viele Bands legen sich, sei es um zu provozieren oder einfach nur um zu schockieren, ein düsteres, satanisches Image zu und gelangen so in die Öffentlichkeit. Und nicht nur das Äußere und das Auftreten der Künstler wirken böse und aggressiv, auch die Songtexte werden immer härter und stoßen so auf Kritik und Unmut der Öffentlichkeit. Songtexte handeln von der Zerstörung der Welt, der totalen Vernichtung, von Tod und Krankheit. Die Bandnamen geben Aufschluss über die vorherrschenden Textinhalte: Autopsy, Dead Horse, Deeds of Flesh, Grotesque, Luciferion, Morbid Angel, Necromass, Slayer, Blood, Sodom oder Septic Flesh. „Der Zuschauer, der versucht die Bedeutung dieses Nihilismus und der Betonung des Makabren zu verstehen, ist eher schockiert und übersieht die tiefer liegende Botschaft“ (Reddick & Beresin, 2002, S. 53). Im Allgemeinen 3

Aus Gründen der Übersichtlichkeit wird auch im Folgenden weiterhin von Heavy Metal anstatt von Metal gesprochen.

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werden mit Heavy Metal dysfunktionale Persönlichkeiten oder psychopathische Züge assoziiert; dabei ist viel eher anzunehmen, dass diese Musikpräferenz aus dem Wunsch heraus entsteht, gegen die Gesellschaft zu protestieren. Heavy Metal benutzt das Groteske und Makabre als Metapher für das, was in der Gesellschaft falsch ist (ebd., 2002). Zusätzlich ist die Präsentation der Musik, also die Auftritte, eine weitere Möglichkeit, den Zuschauern die Bedeutung der Worte zu demonstrieren. In den Mittelpunkt der Musik rückt immer mehr das technische Können und die perfekte Beherrschung des Instruments; hinzu kommt die - für Nicht-Fans - eher unmelodisch wirkende, auf Gitarren-Riffs und Schlagzeug basierende Struktur des Heavy Metal; dieser fehlt die aus der populären Musik bekannte Verse-Chorus-Struktur. Der Musikwissenschaftler Dietmar Elflein (2010) stellt in seinem Buch Schwermetallanalysen die Hypothese auf, dass die Regeln der speziellen musikalischen Sprache des Heavy Metal noch nicht (ausreichend) verstanden sind und somit auf den Materialkorpus deduziert werden müssen. Metaller präferieren eine größere Anzahl unterschiedlicher Riffs als Rocker und wertschätzen das handwerkliches Können an der Gitarre. Auch beschreibt er, dass sich der Heavy Metal aufgrund seiner erst gut 40-jährigen Geschichte noch mitten im Prozess der Formierung eines kulturellen Gedächtnisses befindet, sodass die Institutionalisierung noch nicht abgeschlossen, beziehungsweise deren langfristige Bedeutung für die Kulturwelt des Heavy Metal noch nicht absehbar ist. Die musikalische Praxis des Heavy Metal kann als „[…] virtuose Kontrolle der (Ohn-)Macht […]“ (Elflein, 2010, S. 306) verstanden werden und es zeigt sich hier eine Ästhetik für Aggressionen, welche auch genossen werden darf. In einem Interview für Die Zeit Online beschreibt Elflein genau dies: „[…] es geht einfach darum, dass diese Aggression Spaß macht. Bei Horrorfilmen weiß man das längst.“ (Schäfer, 2011).

Die deutsche Rockband Rammstein, auf die in dieser Untersuchung im Besonderen eingegangen wird, sieht sich seit Ihrer Entstehung 1994 immer wieder mit harter Kritik an ihren Auftritten und Texten konfrontiert. Sie provozieren und sie wollen das: „Auf so böse Riffs kann man eigentlich nur etwas ganz Böses texten. Das war anfangs nicht einfach, weil es dafür keine Vorbilder gab.“ antwortet Till Lindemann (zitiert nach Schmidt & Groß, 2011, S.1), der Sänger der Band, in einem Exklusiv-Interview für das Rolling Stone Magazin auf die Frage, warum Rammstein provoziert. Er erklärt auch, dass das Texten auf Deutsch einfach härter klinge und die Musik viel besser illustriere, als die weichen englischen Vokabeln. Außerdem sei es nie Kalkül gewesen, durch die öffentliche Empörung an ihren Songtexten eine größere 10

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Bekanntheit zu erreichen: „[…] weil man vorher nicht weiß, was die Leute stören könnte. Die Öffentlichkeit sucht sich oft Stellen heraus, an die wir nicht gedacht haben, und ignoriert andere, wo wir mit Problemen gerechnet haben.“ erzählt Flake Lorenz (zitiert nach Schmidt & Groß, 2011, S.1), der Keyboarder der Band. Ein sehr brisantes Thema ist der Vorwurf, Rammstein sei rechtsradikal, obwohl die Band dies immer wieder bestreitet. Christoph Schneider, der Schlagzeuger der Band berichtet, dass sie aufgrund dieses Vorwurfes den Song Links, 2 3 4 geschrieben hätten, um zu demonstrieren, auf welcher Seite die Band steht (Hinzpeter, 2009). „Wir kommen aus dem Osten und sind als Sozialisten aufgewachsen. Wir waren früher entweder Punks oder Gruftis – wir hassen Nazis“ erzählt Lindemann (zitiert nach Schmidt & Groß, 2011, S.1). Auf die Frage, ob Rammstein eine politisch korrekte Band sei, antwortet Paul Landers, der Gitarrist der Band, dass sie das nicht seien (Schaaf, 2009) und stellt die Gegenfrage, warum in Quentin Tarantinos Film Kill Bill so viel Blut fließen müsse, das sei schließlich auch nicht politisch korrekt. Fest steht, Rammstein ist eine Band die provoziert und das mit Absicht; aber nicht um Bekanntheit zu erlangen, sondern um Themen anzusprechen, die sich andere nicht trauen auszusprechen.

3.2 Aktuelle Befundlage Die aktuelle Befundlage zu der forschungsleitenden Frage, ob musikgenrespezifische Stereotype die Bewertung des jeweiligen Musikgenres beeinflussen, scheint recht eindeutig. Hannover, Mauch und Leffelsend (2004) beschreiben, dass relevantes Vorwissen in Form kulturell geprägten Wissensstrukturen, wie beispielsweise Stereotype, existiert und die Wahrnehmung und Interpretation medialer Informationen steuert. Die Musikzensur ist seit Jahrzehnten ein heiß diskutiertes Thema; nicht selten sind es insbesondere Heavy Metal Songs (oder Rap-Songs), welche in der Öffentlichkeit zensiert werden. Die Hypothese, Heavy Metal Musik würde deviantes und antisoziales Verhalten, Substanzabhängigkeit, Frauenfeindlichkeit und Gewaltneigungen fördern, konnte bisher nicht eindeutig belegt werden. Es existieren Befunde, welche diese Hypothese unterstützen, aber die Befundlage ist mehrdeutig. So zeigt sich beispielsweise ein korrelativer Zusammenhang zwischen der Musikpräferenz für Heavy Metal und einer erhöhten Suizidalität (Scheel & Westefeld, 1999) oder antisozialem Verhalten (Wass, Miller & Redditt, 1991), wobei diese Befunde auch andere Interpretationen zulassen. So ist eine erhöhte Suizidalität auch durch Persönlichkeitseigenschaften oder eine dysfunktionale Familienstruktur zu erklären, wodurch eine etwaige 11

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Heavy Metal Präferenz entstehen könnte. Andere Befunde zeigen, dass antisoziales Verhalten bei Heavy Metal Fans eher durch ein erhöhtes Sensation-Seeking erklärt werden kann (Arnett, 1991) und nicht durch den Konsum von Heavy Metal Musik und deren Songtexten. Es erscheint also wahrscheinlicher, dass der Musikgeschmack aus der Persönlichkeit erwächst und nicht die Persönlichkeit durch den Musikgeschmack geformt wird. Ein weiterer interessanter Aspekt dieses Forschungsbereiches ist, ob es sich bei den Stereotypen immer um die gleichen handelt. Eine Antwort gibt beispielsweise eine Studie, welche das Ziel hatte, zu prüfen, ob unterschiedliche Probanden die gleichen musikgenrespezifischen Stereotype vertreten beziehungsweise ob diese Stereotype tatsächlich prototypisch für spezifische Genres stehen. Zu diesem Zweck baten die Autoren (Rentfrow & Gosling, 2007) Studenten der University of Texas, ihre Stereotype bezüglich der Zielgruppen von 14 verschiedenen Musikgenres zu notieren. Es wurden unter anderem Fragen zur Persönlichkeit, zur politischen und religiösen Einstellung, zur Werteorientierung und zum Drogen- und Alkoholkonsum gestellt, welche die Probanden anhand ihrer subjektiven Einschätzung über die jeweiligen Zielgruppen beantworten sollten. Diese Daten wurden anschließend mittels einer ICC (IntraKlassen-Korrelation) auf Übereinstimmung geprüft, um die Interrater-Reliabilität zu gewährleisten. Die Ergebnisse zeigen sehr deutlich, dass bestimmte Musikgenres mit einzigartigen Stereotypen belegt sind, beziehungsweise unterschiedliche Probanden die gleichen prototypischen Stereotype inne halten. So fiel beispielsweise die Übereinstimmung der Bewertungen zwischen den Probanden bezüglich des Drogen- und Alkoholkonsums oder der religiösen Einstellung für bestimmte Musikgenres signifikant gleich aus. In einer früheren Studie der Autoren stellten diese die Hypothesen auf, dass es drei Mechanismen gibt, mithilfe derer eine Person mittels des Musikgeschmacks einer anderen Person Rückschlüsse auf deren Persönlichkeit ziehen kann: 1. Individuen suchen sich Musik danach aus, ob sie ihnen gefällt, basierend auf einer Vielzahl von Faktoren, hierzu gehören beispielsweise der Unterhaltungswert oder die kognitive Stimulation; 2. Individuen suchen sich Musik aus um ihr Arousal zu regulieren, also z.B. ruhige Musik zur Entspannung; 3. Individuen suchen sich Musik aus um ihr Selbst- und Fremdbild zu festigen oder zu korrigieren (Rentfrow & Gosling, 2006). Diese Erkenntnisse weisen darauf hin, dass nicht jedes Stereotyp reine Fiktion sein muss, sondern der Musikgeschmack tatsächlich einen Einblick in die Persönlichkeit eines Menschen geben kann.

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Fest steht, dass Stereotype von speziellen Musikgenres gehalten werden und in der Öffentlichkeit bestimmte Musikgenres einen „schlechteren“ Ruf haben als andere. Heavy Metal Musik und deren Songtexte gelten als brutaler, aggressiver und gewalttätiger als Songtexte anderer Genres. Eine Reihe von Studien (Ballard, Dodson & Bazzini, 1999; Lynxwiler & Gay, 2000) untersuchten dieses Phänomen und ihre Ergebnisse weisen alle die gleiche Tendenz auf: Songtexte, welche unter dem Label Heavy Metal dargeboten werden, werden signifikant häufiger negativ beurteilt, unabhängig davon, ob es sich bei dem Songtext tatsächlich um einen Heavy Metal Song handelt. Eine weitere Studie, die sich mit Stereotypen in Bezug auf Musik beschäftigt, stammt von Carrie B. Fried (1999), welche die Hypothese überprüfte, dass Rap-Musik negativer eingeschätzt wird als andere Musikrichtungen ohne Berücksichtigung der Texte des jeweiligen Songs. 146 Probanden wurden in zwei Gruppen unterteilt und erhielten identische Songtexte zur Bewertung. Die eine Gruppe bekam die Information, dass es sich bei dem Song um einen Rap-Song, die andere, dass es sich um einen Country-Song handelt; tatsächlich diente ein modifizierter Song von der in den 1950/60er Jahre bekannten Folk-Band The Kingston Trio als Stimulus-Material. Nach der Lektüre des Textes beurteilten die Probanden anhand einer neunstufigen Skala dessen Gefährlichkeit und es zeigte sich, dass die Reaktion auf den angeblichen Rap-Song signifikant negativer ausfiel als auf den Country-Song. Allerdings wiesen die Befunde auch darauf hin, dass Personenvariablen wie das Geschlecht, das Alter und der Musikgeschmack der Probanden einen zusätzlichen Einfluss auf die Beurteilung haben. Eine ähnliche Studie von Kneer, Rieger, Frischlich und Munko (2011) untersuchte, ob Stereotype von Heavy Metal Musik, insbesondere deren Songtexte, dadurch beeinflusst werden, dass der Proband Heavy Metal Fan ist oder nicht. Die Autoren stellten die Hypothese auf, ob sich Fans und Nicht-Fans in der Bewertung eines Songtextes hinsichtlich der Brutalität und des emotionalen Affekts unterscheiden. Die Stichprobe bestand aus Heavy Metal-Fans und Nicht-Fans, welche entweder das Gedicht „Röslein auf der Heide“ von Johann Wolfgang von Goethe oder den Songtext „Rosenrot“ der Rockband Rammstein als Stimulus-Material erhielten. Manipuliert wurde hier zusätzlich der Hinweis auf den jeweiligen Autor, sodass entweder die Angaben zu dem Autor mit dem jeweiligen Stimulus-Material übereinstimmten oder nicht. Hierdurch entstanden folgendes 2 x 2 Design: Autor (Rammstein vs. Goethe) versus Text (Rammstein vs. Goethe). Die Ergebnisse zeigen unter anderem, dass Nicht-Fans das Gedicht „Röslein auf der Heide“ signifikant negativer beurteilten, wenn sie vorher die Informati13

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on erhalten hatten, es handele sich bei dem Autor um die Rockband Rammstein. Es scheint, dass alleine die gegebene Information über den jeweiligen Autor die nachfolgende Bewertung hinsichtlich der Brutalität und des emotionalen Affekts ausreichend beeinflusst, sodass der eigentliche Text kaum noch in die Bewertung mit einbezogen wird – in dieser Studie ein erstaunliches Ergebnis, da das Gedicht „Röslein auf der Heide“ um einiges brutaler bewertet werden könnte, da es von Vergewaltigung und Tod erzählt, wohingegen der Song „Rosenrot“ lediglich die unerwiderte Liebe eines jungen Mannes behandelt (Kneer et al., 2011).

4 Lyrics oder Lyrik? Eine empirische Untersuchung Basierend auf den zuvor beschriebenen theoretischen Hintergründen wurden die entsprechenden Hypothesen konkretisiert und eine dazu passender Studie konzipiert und durchgeführt. Es handelt sich hierbei um eine leicht modifizierte Replikation der von Kneer et al. (2011) durchgeführten Studie, welche weiter oben bereits erläutert wurde. Im Folgenden werden die Hypothesen, das Versuchsdesign, die verwendeten Materialen, die Stichprobe und die Durchführung der hier vorgestellten Studie näher dargestellt.

4.1 Hypothesen Gemäß den oben erläuterten theoretischen Hintergründen wird vermutet, dass die Bewertung eines in jeder Bedingung identischen Textes durch das Label (Goethe vs. Rammstein) bei Heavy Metal Fans und Nicht-Fans durch die Aktivierung musikgenrespezifischer Stereotype beeinflusst wird. 1. Bei Nicht-Fans fällt die Bewertung des vorgegebenen Songtextes unter dem Label Rammstein negativer aus als unter dem Label Goethe. 2. In der Kontrollgruppe (ohne Nennung eines Autors) unterscheiden sich die beiden Gruppen Fan versus Nicht-Fan nicht in ihrer Bewertung.

Als Kriterien für die Bewertung (AV’s) wurden unter anderem die emotionale Beteiligung, die wahrgenommene Brutalität des Textes, das kognitive Involvement, die Identifikation mit dem Text, die Ästhetik des Textes, der Lesegenuss und die Wertschätzung des Textes herangezogen; als weitere Datenquelle dienten freie Kommentare und Assoziationen der Probanden 14

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zum Text. Zusätzlich wurden Persönlichkeitsmerkmale, Musikpräferenzen und Details zum Kenntnisstand über das Musikgenre Heavy Metal erhoben (siehe 4.3 Materialien).

4.2 Versuchsdesign Bei dem verwendeten Versuchsdesign handelt es sich um ein 2x3 Design. Die Studie untersucht den Einfluss zweier unabhängiger Variablen (UV‘s) auf mehrere abhängige Variablen (AV’s). Die Prädiktorvariablen umfassen die UV-A Bedingung mit den Faktorstufen Goethe, Rammstein und Kontrollgruppe und die UV-B Gruppe mit den Faktorstufen Heavy Metal Fan und Nicht Heavy Metal Fan. Eine grafische Darstellung des Versuchsdesigns findet sich in Tabelle 1. Die einzelnen Bedingungen werden im Weiteren Goethe-Bedingung, RammsteinBedingung und Kontrollgruppe (KG), die beiden Gruppen Fans und Nicht-Fans genannt. Tabelle 1: Versuchsdesign Lyrics oder Lyrik

UV-B Gruppe

UV-A Bedingung (Goethe / Rammstein / Kontrollgruppe)

(Fan / Nicht-Fan)

A1B1

A1B2

Goethe - Fan

Goethe – Nicht-Fan

A2B1

A2B2

Rammstein - Fan

Rammstein – Nicht-Fan

A3B1

A3B2

KG - Fan

KG – Nicht-Fan

4.3 Materialien Die gesamte Untersuchung wurde mittels der Online Befragungssoftware Unipark4 durchgeführt und stand den Teilnehmern über einen Zeitraum von 18 Tagen (23.08.2012 – 09.09.2012) zur Bearbeitung zur Verfügung. In der hier dargebotenen Reihenfolge enthielt der Fragebogen eine Begrüßung, in der mittels einer Coverstory die Ziele der Untersuchung erläutert wurden. Darauf folgte die Einwilligung zur Teilnahme. Ab diesem Punkt wurde von Unipark eine randomisierte Zuweisung zu den 4

http://www.unipark.info/1-0-online-befragungssoftware-fuer-studenten-und-universitaeten-uniparkhome.htm

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drei Bedingungen Goethe, Rammstein und der Kontrollgruppe vorgenommen. Nachdem die Versuchspersonen den ihrer Bedingung entsprechend gelabelten Text gelesen hatten, sollten sie ihre Gedanken und Gefühle zu dem eben gelesenen Text notieren. Darauf folgte eine Abfrage des Leseerlebens, dem Grad der Identifikation mit dem Text, wie ästhetisch der Text auf sie gewirkt hatte und wie hoch sie ihren Lesegenuss und die Wertschätzung des Textes einstufen würden. Im Anschluss folgte ein Persönlichkeitstest und die Abfrage der demografischen Daten. Danach sollten die Versuchspersonen verschiedene Fragen zu ihrem Leseverhalten beantworten. Es folgten verschiedene Fragen zum Musikgeschmack, die Abfrage des FanStatus und einige Angaben zum Musikgenre Heavy Metal. Abschließend wurden die Versuchspersonen gebeten, unter Wahrung ihrer Anonymität einen Code zu generieren, der es erlaubte, im Nachhinein auf Wunsch den Datensatz zu löschen. Die hier in Kurzform beschriebenen Teile der Untersuchung werden im Folgenden detailliert erläutert.

Coverstory Die Messung, ob musikgenrespezifische Stereotype vorliegen, beziehungsweise ob sich unter den unterschiedlichen Bedingungen die Bewertung eines Textes unterscheidet, erfordert Unwissenheit der Versuchspersonen über den Untersuchungsgegenstand, da andernfalls die Gefahr der Aktivierung impliziter Gedächtnisinhalte beziehungsweise der assoziativen Aktivierung durch Priming besteht (Engelkamp, 2009). Aus diesem Grunde wurde den Versuchspersonen zu Beginn der Untersuchung dargelegt, dass es sich lediglich um eine Untersuchung zum Bewerten und Interpretieren von Texten handelt; der Zusammenhang zwischen dem vorgegebenen Text und dem Musikgenre Heavy Metal wurde ihnen vorenthalten. Die Aufklärung der Versuchspersonen erfolgte nach Abschluss der Untersuchung auf Wunsch per Email, da die Geheimhaltung sonst nicht kontrolliert werden konnte. Diese Möglichkeit nutzten 10 Versuchspersonen.

Goethe vs. Rammstein vs. Kontrollgruppe Text Die Probanden erhielten nach randomisierter Zuweisung zu einer der drei Bedingungen jeweils den gleichen Text, der entweder die Überschrift „der folgende Text wurde von dem deutschen Schriftsteller Johann Wolfgang von Goethe verfasst“ oder „der folgende Text wurde von der deutschen Rockband Rammstein verfasst“ trug. In der Kontrollgruppe wurde der Text ohne Überschrift und Verweis auf einen Schriftsteller dargeboten. Die Instruktionen für 16

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die Probanden lauteten, den Text sorgfältig zu lesen und nach eigenem Ermessen im Anschluss die nächste Fragebogenseite zu öffnen. Als Basis für den hier verwendeten Text diente das Gedicht Heimat des russischen Dichters Andrej Belyj (1908), welches zu diesem Zweck teilweise umgeschrieben und angepasst wurde (das Original und die modifizierte Version des Gedichtes finden sich in Anhang B). Es wurde insofern umgeschrieben, als dass es sich einerseits um ein potentielles Gedicht von Goethe, andererseits um einen potentiellen Songtext der Heavy Metal Band Rammstein handeln könnte. Die Überlegung, einen völlig unbekannten Text als Stimulusmaterial zu verwenden, resultierte aus dem Vorteil, dass der Text während der Untersuchung von Probanden schwerer als Fälschung erkannt werden konnte. Zudem können Unterschiede in der Bewertung auf Basis dieses Textes somit lediglich auf das Label des Textes zurückgeführt werden.

Skala zum Leseerleben Der im Anschluss an die Darbietung des Textes folgende Fragebogen „Aspekte des Leseerlebens“ dient der Erfassung des Leseerlebens und wurde 2002 von Appel, Koch, Schreier und Groeben zur Bewertung von Print-Medien konzipiert. Das zugrundeliegende Konzept behandelt die Transportation als Rezeptionszustand, das heißt, der Leser gibt während der Rezeption seinen Beobachterstatus auf und erlebt die medial vermittelten Geschehnisse mit; somit sind Aspekte des Weltwissens und Einstellungen nicht mehr unmittelbar zugänglich. Der Fragebogen ist also in der Lage, „[…] verschiedene Facetten des Leseerlebens im Sinne eines situativen Zustandes zu erfassen.“ (ebd., 2002). Die Autoren geben hierfür 14, sich aus (medien-) psychologischen Konstrukten ergebende, theoretisch voneinander abgrenzbare Dimensionen des Rezeptionserlebens mit insgesamt 122 Items in Form von Aussagen vor. Die Items werden auf einer sechs-stufigen Likert-Skala von 1 (trifft gar nicht zu) bis 6 (trifft völlig zu) beantwortet. Für die hier vorgestellte Untersuchung wurde ein bereits von Kneer et al. (2011) verwendeter, leicht modifizierter Fragebogen mit 19 Items genutzt, wovon 13 Items dem oben beschriebenen Instrument entnommen und sechs weitere Items selber generiert wurden. Die jeweiligen Dimensionen mit Beispielitems werden in Tabelle 2 dargestellt. Einige der Items sind nicht in die abschließende Analyse der Daten eingegangen, da sie lediglich zur Verschleierung des Untersuchungsgegenstandes dienten, so beispielsweise die Dimensionen Aufgehen im Text und Analysierende Rezension.

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Lyrics oder Lyrik? Eine empirische Untersuchung zu Stereotypen von Heavy Metal Musik

Tabelle 2: Dimensionen und Beispielitems der Skala zum Leseerleben (Appel et al.,2002). In Kursiv ausgeführte Items sind nicht Bestandteile des originalen Instruments und wurden von Kneer et al. (2011) generiert.

Dimension

Beispielitem

Aufmerksamkeitsfokussierung

Ich habe mich voll auf den Text konzentriert

Aufgehen im Text

Ich habe die Welt um mich herum beim Lesen vergessen

Vorstellbarkeit/Anschaulichkeit

Beim Lesen habe ich den Text als sehr anschaulich empfunden

Räumliches Dabeisein

Beim Lesen hatte ich das Gefühl, mich an einem anderen Ort zu befinden

Emotionale Beteiligung

Der Text hat mich traurig gemacht Das Thema des Textes empfinde ich als brutal Die beschriebene Situation hat mir Angst gemacht

Allgemeines Lesevergnügen

Der Text hat mir gefallen

Identifikation

Ich konnte mich ganz und gar in die Hauptpersonen hineinversetzten

Kognitives Involvement

Der Text hat mich gedanklich sehr beschäftigt Nach dem Lesen des Textes bin ich nachdenklich

Thematisches Interesse

Das Thema des Textes ist für mich persönlich sehr wichtig

Analysierende Rezeption

Ich habe beim Lesen auf den Stil des Textes geachtet

Identifikation und Ästhetik des Textes Im Anschluss an die Erfassung des Leseerlebens folgte die Frage, inwieweit sich die Probanden mit dem zuvor gelesenen Text identifizieren können. Das Item Identifikation wurde auf einer fünf-stufigen Likert-Skala (1=gar nicht; 2=wenig; 3=mittelmäßig; 4=überwiegend; 5=völlig) beantwortet. Die Frage, wie ästhetisch die Probanden den zuvor gelesenen Text einschätzen, wurde mit der gleichen, oben genannten fünf-stufigen Likert-Skala erfasst.

Lesegenuss und Wertschätzung des Textes Ein interessanter Aspekt der Medienrezeption ist die Frage, was sich der Rezipient von dem Medium erhofft. Die große Medienvielfalt gestattet es uns heute, ein Medium beispielsweise nach unserem Gemütszustand auszuwählen. Befunde aus dem Bereich der MoodManagement-Theorie (Zillmann, 1988) zeigen, dass Menschen mit erhöhtem Arousal eher Medien präferieren, die sie entspannen, wohingegen Menschen mit geringem Arousal eher aktivierende Medien bevorzugen. Ähnliche Befunde zeigen sich auch bei der Auswahl zwischen lustigen oder ernsten Medien; Menschen mit positiver Stimmungslage haben eine höhere Toleranz für negative oder schlechte Inhalte, während Menschen mit negativer Stimmungslage häufiger lustige und weniger ernste Medieninhalte wählen. „Entertainment is usually 18

Lyrics oder Lyrik? Eine empirische Untersuchung zu Stereotypen von Heavy Metal Musik

conceptualized as an intrinsically rewarding experience or activity that is sought by media users independently of extrinsic rewards such as obtaining useful information, social status, or the opportunity to spend time with others” (Oliver & Bartsch, 2010, S. 56). Zu prüfen gilt, ob dieses Konzept auch umgekehrt funktioniert. Kann alleine der Titel, in diesem Fall das Label eines Textes, die Bewertung des Lesegenusses und dessen Wertschätzung beeinflussen? Zur Beantwortung dieser Frage wurden die Probanden in der hier vorgestellten Untersuchung gebeten, anhand einer Likert-Skala von 1 (überhaupt keine Genuss) bis 7 (starker Genuss) ihren Lesegenuss einzuschätzen. In gleicher Form wurden die Probanden nach ihrer Beurteilung der Wertschätzung des Textes gefragt (1=überhaupt keine Wertschätzung; 7=hohe Wertschätzung). Die Einleitung zu diesen Fragen „Einen Text zu genießen oder ihn wertzuschätzen können manchmal zwei völlig unterschiedliche Dinge sein. Manchmal genießen wir einen Text ohne ihm Bedeutung zuzuweisen oder wir wertschätzen einen Text ohne ihn zu genießen.“ wurden aus der empirischen Arbeit von Oliver und Bartsch (2010) entnommen und zu diesem Zweck ins Deutsche übersetzt. Diesen Fragen liegt die Vermutung zugrunde, dass ein potentieller Text von Goethe eher genossen und gewertschätzt wird als ein potentieller Text von Rammstein.

Persönlichkeitstest BFI-10 Eines der vielen Stereotype von Heavy Metal Musik und deren Fans ist die Annahme, dass sich Fans hinsichtlich ihrer Persönlichkeit von Nicht-Fans unterscheiden. Um diese Hypothese zu überprüfen, sollten die Probanden einen Persönlichkeitsfragebogen mit 10 Items beantworten. Am geeignetsten erschien hier das in der Persönlichkeitspsychologie zum Standardverfahren zählende Big Five Inventory, wobei aus Rücksicht auf die Länge der Untersuchung die Kurzversion BFI-10 (Rammstedt & John, 2007) mit 10 Items herangezogen wurde. Jede der fünf Persönlichkeitseigenschaften Neurotizismus, Extraversion, Offenheit für Erfahrungen, Verträglichkeit und Gewissenhaftigkeit wurde anhand jeweils zweier Items auf einer fünfstufigen Likert-Skala (1= trifft überhaupt nicht zu; 5= trifft voll und ganz zu) gemessen.

Demografische Angaben Die Probanden wurden aufgefordert, ihr Geschlecht, ihr Alter, ihren höchsten Bildungsabschluss und ihre derzeitige berufliche Situation anzugeben.

19

Lyrics oder Lyrik? Eine empirische Untersuchung zu Stereotypen von Heavy Metal Musik

Leseverhalten Um zu ermitteln, welche Affinität die Probanden zum Lesen haben, wurden sie gefragt, ob sie gerne Lesen (Ja/Nein). Zusätzlich konnten sie angeben, welche Art der Literatur sie bevorzugt lesen. Die aus diesen Fragen resultierenden Daten sind nicht in die abschließende Analyse eingegangen, da sie hauptsächlich zur Verschleierung des Untersuchungsgegenstandes dienten.

Musikpräferenzen und Abfrage des Fan-Status Die Probanden wurden gebeten anzugeben, ob sie gerne Musik hören (Ja/Nein) und welche Musikgenres sie am häufigsten bzw. am wenigsten hören. Diese Angaben erfolgten mittels vorgegebenen Antwortoptionen mit der Möglichkeit der Mehrfachantwort. Anschließend sollten die Probanden angeben, ob sie sich selber als „Rock-Fan“ und als „Heavy Metal-Fan“ bezeichnen würden (Ja/Nein).

Fragen zum Musikgenre Heavy Metal Zum Abschluss der Untersuchung wurden den Probanden einige Fragen zu dem Musikgenre Heavy Metal gestellt. Anhand einer fünf-stufigen Likert-Skala wurde erhoben, wie vertraut sie mit dem Genre Heavy Metal sind (1=gar nicht; 5=völlig) und wie häufig sie Kontakt zu Heavy Metal-Fans haben (1=nie; 5=ständig). Mithilfe einer sieben-stufigen Likert-Skala wurden abschließend die augenblicklichen Gefühle beim Gedanken an Heavy Metal-Fans ermittelt (1=sehr negativ; 4=weder positiv noch negativ; 7=sehr positiv).

4.4 Stichprobe Die Stichprobe bestand aus N = 164 Probanden im Alter von 17 bis 60 Jahren, welche über private Kontakte, Mailinglisten und Posts in dem sozialen Netzwerk Facebook akquiriert wurden. Weitere Angaben zu der Verteilung innerhalb der jeweiligen Bedingungen sind in Tabelle 3 dargestellt. Die Stichprobe dieser Untersuchung kann aufgrund ihrer Größe und der gleichmäßigen Zellverteilung als für die Untersuchung geeignet gelten.

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Lyrics oder Lyrik? Eine empirische Untersuchung zu Stereotypen von Heavy Metal Musik

Tabelle 3: Stichprobe Lyrics oder Lyrik

Bedingung Goethe

Anzahl (N)

Geschlecht (N)

Alter (M)

62

39 w

33,44

23 m Rammstein

53

34 w

49

17 w

32,64

164

90 w

25 Fans 28 Nicht-Fans

33,57

32 m Gesamt

28 Fans 24 Nicht-Fans

19 m Kontrollgruppe

Fan-Status (N)

26 Fans 23 Nicht-Fans

33,22

74 m

79 Fans 85 Nicht-Fans

Das Bildungsniveau innerhalb der Fan-Gruppe zeigt, dass von N = 79 Fans 42 die allgemeine Hochschulreife, 19 einen Realschulabschluss und fünf einen Hauptschulabschluss erlangt haben. Innerhalb der Nicht-Fan-Gruppe (N = 85) haben 60 Nicht-Fans die allgemeine Hochschulreife, acht einen Realschulabschluss und zwei einen Hauptschulabschluss. Zwischen den Gruppen ergeben sich keine signifikanten Unterschiede bezüglich des Bildungsniveaus. Diese Befunde legen nahe, dass eines der Stereotype, Heavy Metal Fans seien ungebildeter als Nicht-Fans, zumindest bei dieser Stichprobe nicht zutrifft. Bezüglich der momentanen beruflichen Situation befanden sich rund 50% der Probanden in einem Angestelltenverhältnis, etwa 15% waren selbstständig und etwa 30% Studenten. Die restlichen 5% der Probanden wurden unter der Kategorie „Sonstiges“ geführt. Auch diese Ergebnisse zeigen keinen signifikanten Unterschied zwischen den beiden Gruppen. Insgesamt gaben 96,3% der Probanden an, gerne Musik zu hören. Von den N = 79 Heavy Metal Fans gaben 87,34% an, auch Rock-Fan zu sein; bei den N = 85 Nicht-Fans waren es 41%. Als bevorzugtestes Musikgenre über beiden Gruppen hinweg erwies sich Rock, gefolgt von Pop und Metal; das unbeliebteste Musikgenre war Rap, gefolgt von Electro und Hip Hop.

5 Ergebnisse Die statistische Auswertung der Daten erfolgte mittels PASW Statistics 18. Die Vergleiche und Signifikanzprüfungen der Gruppen- und Bedingungsunterschiede erfolgten über univariate

Varianzanalysen

und

t-Tests

für 21

unabhängige

Stichproben

auf

einem

Lyrics oder Lyrik? Eine empirische Untersuchung zu Stereotypen von Heavy Metal Musik

Signifikanzniveau von α = .05. Bei Signifikanz des Levene-Tests für Varianzgleichheit wurden die korrigierten Ergebnisse des t-Tests verwendet. Die Ergebnisse werden nachfolgend zusammenfassend dargestellt und im Diskussionsteil interpretiert und diskutiert.

5.1 Leseerleben Die Auswertungen der Skala zum Leseerleben zeigen signifikante Unterschiede zwischen den Gruppen (Fan vs. Nicht-Fan) bei acht der abgefragten Items (siehe Tabelle 4).

Tabelle 4: Ergebnisse der Analyse der Skala zum Leseerleben. Angegeben sind Mittelwerte und Standardabweichungen beider Gruppen.

Item

Gruppe

Beim Lesen habe ich den Text als sehr anschaulich empfunden. Ich konnte mich ganz und gar in die Hauptpersonen hineinversetzen. Der Text hat mir gefallen.

Der Text hat mich gedanklich sehr beschäftigt. Das Thema des Textes ist für mich persönlich sehr wichtig Das Thema des Textes empfinde ich als brutal. Die beschriebene Situation hat mir Angst gemacht. Ich kann gut mit den Hauptfiguren mitfühlen.

M

SD

Fan

3.949

1.385

Nicht-Fan

3.341

1.680

Fan

2.886

1.441

Nicht-Fan

2.270

1.330

Fan

3.455

2.223

Nicht-Fan

2.470

1.460

Fan

3.557

1.933

Nicht-Fan

2.811

1.672

Fan

3.278

1.686

Nicht-Fan

2.247

1.463

Fan

2.506

1.551

Nicht-Fan

3.635

1.646

Fan

2.265

1.355

Nicht-Fan

2.800

1.667

Fan

3.050

1.543

Nicht-Fan

2.528

1.410

Die Dimension Identifikation mit den Items „Ich konnte mich ganz und gar in die Hauptpersonen hineinversetzen“ (F[1, 163] = 9.281, p < .05) und „Ich kann mit den Hauptfiguren gut mitfühlen“ (F[1, 163] = 5.714, p < .05) wurde in jeder Bedingung von Fans höher bewertet als von Nicht-Fans. Das gleiche Resultat erzielt die Auswertung der Dimension Kognitives Involvement mit dem Item „Der Text hat mich gedanklich sehr beschäftigt“ (F[1, 163] = 7.873, p < .05) und der Dimension Vorstellbarkeit mit dem Item „Beim Lesen habe ich den Text als sehr

22

Lyrics oder Lyrik? Eine empirische Untersuchung zu Stereotypen von Heavy Metal Musik

anschaulich empfunden“ (F[1, 163] = 7.129, p < .05); in jeder Bedingung bewerteten die Fans die Items höher. Die Dimension Emotionale Beteiligung mit den Items „Das Thema des Textes empfinde ich als brutal“ (F[1, 163] = 20.032, p < .05) und „Die beschriebene Situation hat mir Angst gemacht“ (F[1, 163] = 5.010, p < .05) hingegen wurden in jeder Bedingung von den Nicht-Fans höher bewertet (siehe Diagramm 1 und 2). 5

4

4

3

3

Fan

2

Nicht-Fan

1

1

0

0 Goethe Rammstein

Fan

2

Nicht-Fan

Goethe Rammstein

KG

Diagramm 1: Item „Das Thema des Textes empfinde ich als brutal“. (Mittelwerte)

KG

Diagramm 2: Item „Die beschriebene Situation hat mir Angst gemacht“. (Mittelwerte)

Entgegen der Hypothesen zeigen die Ergebnisse lediglich bei zwei Items der Skala zum Leseerleben einen signifikanten Unterschied zwischen den Bedingungen (Goethe vs. Rammstein vs. Kontrollgruppe). Bei der Dimension Allgemeines Lesevergnügen mit dem Item „Der Text hat mir gefallen“ (F[2, 163] = 6.399, p < .05) zeigt sich, dass den Nicht-Fans der Text in der Goethe-Bedingung (M = 3.00, SD = 1.255) signifikant besser gefällt als in der RammsteinBedingung (M = 1.892, SD = 1.523), wohingegen sich in der Kontrollgruppe kein Unterschied zwischen den Gruppen zeigt (siehe Diagramm 3); insgesamt gefällt der Text aber in allen drei Bedingungen den Fans besser. Ein ähnliches Ergebnis bringt die Auswertung der Dimension Thematisches Interesse mit dem Item „Das Thema des Textes ist für mich persönlich sehr wichtig“ (F[2, 163] = 4.808, p < .05). Hier zeigt sich, dass die Nicht-Fans die thematische Wichtigkeit des Textes in der Goethe-Bedingung (M = 2.794, SD = 1.320) signifikant höher einschätzen als in der RammsteinBedingung (M = 1.750, SD = 1.755); wieder sind es allerdings die Fans, die in allen drei Bedingungen das thematische Interesse insgesamt höher bewerten (siehe Diagramm 4).

23

Lyrics oder Lyrik? Eine empirische Untersuchung zu Stereotypen von Heavy Metal Musik

5

4

4

3

3

Fan

2

Nicht-Fan

1

1

0

0 Goethe

Rammstein

Fan

2

KG

Nicht-Fan

Goethe Rammstein

KG

Diagramm 4: Item „Das Thema des Textes ist für mich persönlich sehr wichtig“. (Mittelwerte)

Diagramm 3: Item „Der Text hat mir gefallen“. (Mittelwerte)

5.2 Identifikation und Ästhetik Es zeigt sich, dass eine Identifikation mit dem Text seitens der Fans (M = 2.784, SD = 1.070) eher stattfand als seitens der Nicht-Fans (M = 2.2824, SD = .867); dieser Unterschied zwischen den Gruppen ist signifikant (F[1, 163] = 12.336, p < .05). Bezüglich der unterschiedlichen Bedingungen zeigt sich, teilweise kongruent mit den Hypothesen, dass sich die Gruppen in der Goethe-Bedingung und der Kontrollgruppe nicht voneinander unterscheiden, wohingegen sich ein signifikanter Unterschied in der Rammstein-Bedingung abzeichnet (t[42] = 2.999, p < .05). Hier können sich die Nicht-Fans (M = 2.00, SD = 1.118) signifikant weniger mit dem Text identifizieren im Vergleich zu den Fans (M = 2.80, SD = .770), wie in Dia4,00

gramm 5 anschaulich dargestellt ist.

3,00

Hinsichtlich der Ästhetik des Textes

2,00 1,00

Fan

zeigen sich weder auf Gruppen-

Nicht-Fan

noch auf Bedingungsebene signifikante Unterschiede (F[1, 163] < 1).

0,00 Goethe

Rammstein

KG

Diagramm 5: Identifikation mit dem Text (Mittelwerte)

5.3 Lesegenuss und Wertschätzung Die Analyse der Daten bezüglich des wahrgenommenen Lesegenusses weist signifikante Unterschiede auf der Gruppen- und der Bedingungsebene auf. Hier beurteilten die Fans ihren 24

Lyrics oder Lyrik? Eine empirische Untersuchung zu Stereotypen von Heavy Metal Musik

subjektiven Lesegenuss in der Goethe-Bedingung (t[60] = 2.455, p < .05) und der RammsteinBedingung (t[39] = 2.454, p < .05) höher als die Nicht-Fans (F[1, 163] = 6.028, p < .05 und F[1, 163] = 6.334, p < .05). Die Mittelwerte werden in Tabelle 5 dargestellt. In der Kontrollgruppe findet sich kein Unterschied zwischen den Gruppen (F[1, 163] < 1).

Tabelle 5: Lesegenuss. Angegeben sind Mittelwerte und Standardabweichungen der beiden Gruppen in der jeweiligen Bedingung.

Gruppe

Bedingung

Fan

Nicht-Fan

M

SD

Goethe

4.250

1.734

Rammstein

3.720

2.150

KG

3.384

1.525

Goethe

3.235

1.518

Rammstein

2.500

1.319

KG

2.695

1.520

Bezüglich der Wertschätzung des Textes zeigt sich lediglich in der Rammstein-Bedingung ein signifikanter Unterschied zwischen den Gruppen (MFans = 4.28, SD = 1.990 > MNicht-Fans = 3.11, SD = 1.707), (t[51,] = 2.310, p < .05). Hier wurde der Text von Nicht-Fans deutlich weniger gewertschätzt als von Fans.

5.4 Persönlichkeitseigenschaften (BFI-10) Die Ergebnisse des Persönlichkeitstest BFI-10 weisen darauf hin, dass sich Fans und NichtFans hinsichtlich ihrer Persönlichkeitseigenschaften nicht voneinander unterscheiden. Lediglich bei der Persönlichkeitsdimension Verträglichkeit zeigt sich ein signifikanter Unterschied zwischen den Gruppen. Das Item „Ich schenke anderen leicht Vertrauen“ wurde von den Nicht-Fans (M = 3.352, SD = 1.202) als zutreffender bewertet als von den Fans (M = 2.898, SD = 1.1047), (t[162] = -2.514, p < .05).

5.5 Angaben zum Musikgenre Heavy Metal Die Auswertung der Daten zu der Frage, wie vertraut die Probanden mit dem Musikgenre Heavy Metal sind, zeigt keine überraschenden Ergebnisse. Die Nicht-Fans gaben an, wenig bis mittelmäßig mit dem Genre vertraut zu sein (M = 2.223, SD = 1.039), wohingegen die

25

Lyrics oder Lyrik? Eine empirische Untersuchung zu Stereotypen von Heavy Metal Musik

Fans eine überwiegende bis völlige Vertrautheit angaben (M = 4.316, SD = .7933) (F[1, 163] = 46.906, p < .05). Diese Ergebnisse variieren innerhalb der Bedingungen kaum. Auch die Ergebnisse bezüglich der Häufigkeit der Kontakte zu Heavy Metal Fans sind nicht erstaunlich. Die Nicht-Fans gaben an, eher selten Kontakt zu haben (M = 2.235, SD = 1.007), während die Fans oft bis ständig Kontakte pflegen (M = 4.265, SD = .8275) (F[1, 163] = 188.172, p < .05). Auch hier variieren die Ergebnisse innerhalb der Bedingungen kaum. Die Beschreibung der augenblicklichen Gefühle nach dem Lesen des Textes beim Gedanken an Heavy Metal Fans zeigt, dass Nicht-Fans im Mittel weder positive noch negative Gefühle (M = 4.247, SD = 1.214) und Fans eher positive bis sehr positive Gefühle beschreiben (M = 6.012, SD = 1.391) (F[1, 163] = 75.686, p < .05). Die Ergebnisse unterscheiden sich innerhalb der Bedingungen nicht.

5.6 Inhaltsanalytische Auswertung Im Anschluss an den vorgegebenen Text erhielten die Probanden die Möglichkeit, ihre momentanen Gedanken und Gefühle bezüglich des Textes nieder zu schreiben. Insgesamt schrieben in der Goethe-Bedingung 26 Fans und 30 Nicht-Fans, in der Rammstein-Bedingung 20 Fans und 31 Nicht-Fans und in der Kontrollgruppe 20 Fans und 26 Nicht-Fans ihre Gedanken auf. 5.6.1 Methode

Die Kommentare wurden mithilfe einer inhaltsanalytischen Auswertung in drei Kategorien (positiv; neutral; negativ) und eine Restkategorie (ohne eindeutige Wertung) geordnet. Da hierfür kein Analyseraster existiert, wurden die Kommentare anhand prägnanter Schlagworte hinsichtlich ihrer Sinnhaftigkeit und der Valenz ihrer Aussage kategorisiert; hierbei konnte ein Kommentar in mehrere Kategorien gleichzeitig fallen. In die Positiv-Kategorie wurden jene Kommentare aufgenommen, welche positive Assoziationen des Lesers implizierten oder bei denen zu erkennen war, dass der Leser zum Nachdenken angeregt wurde. Worte wie schön, berührend oder interessant wurden hierbei als Merkmale definiert. Die NeutralKategorie umfasste alle Kommentare, die eher eine inhaltliche Analyse anstatt eines wertenden Urteils darstellten. Eine Einordnung in die Negativ-Kategorie erfolgte bei Kommentaren, welche eine negative Assoziation seitens des Lesers implizierte; hier wurden Worte wie Krieg, Angst, Tod oder Leid als Merkmale verwendet. In die verbleibende Restkategorie fielen Kommentare, die nicht zuzuordnen waren beziehungsweise keinen Sinn ergaben. 26

Lyrics oder Lyrik? Eine empirische Untersuchung zu Stereotypen von Heavy Metal Musik

Diese Form der Auswertung ist eine rein qualitative Methode und kann daher nur als subjektive Interpretation gewertet werden. Aufgrund der unterschiedlichen Gruppen- und Bedingungsgrößen wurden die Ergebnisse nicht statistisch berechnet. Die gesamten Kommentare finden sich nach Kategorien sortiert im Anhang C.

5.6.2 Analyse-Ergebnisse

Insgesamt zeigt sich eine tendenziell negative Bewertung des Textes über alle Gruppen und Bedingungen hinweg: 108 negative vs. 36 positive Kommentare. Innerhalb der Gruppen finden sich hinsichtlich der negativen Beurteilung interessante Unterschiede; die Nicht-Fans geben auffällig häufig in allen drei Bedingungen einen negativen Kommentar (66) ab im Vergleich zu den Fans (42). Auch innerhalb der Bedingungen zeigt sich ein Unterschied: In der Rammstein-Bedingung fällt die Anzahl der negativen Kommentare von Nicht-Fans höher aus als von Fans (27 vs. 11); in der Goethe-Bedingung ist dieser Unterschied etwas geringer (22 vs. 15). Lediglich in der Kontrollgruppe zeigt sich kein Unterschied. Auffällig ist auch, dass in der Rammstein-Bedingung kein Nicht-Fan eine positive Assoziation zu dem Text hatte, wohingegen es in der Goethe-Bedingung und der Kontrollgruppe jeweils fünf beziehungsweise sieben waren. (siehe Tabelle 6). Tabelle 6: Inhaltsanalytische Auswertung der Kommentare. Angegeben sind die Anzahl der positiven, neutralen und negativen Bewertungen und die Restkategorie. PositivNeutralNegativRestGruppe N Bedingung Kategorie Fan

Nicht-Fan

Gesamt

Kategorie

Kategorie

Kategorie

26

Goethe

11

6

15

2

20

Rammstein

6

7

11

4

20

KG

7

11

16

4

30

Goethe

5

9

22

0

31

Rammstein

0

11

27

3

26

KG

7

4

17

2

36

48

108

15

153

Das auffälligste Ergebnis jedoch ist, dass in der Rammstein-Bedingung die Worte Krieg, Tod, Angst, Leid, Hitler, drittes Reich, Nationalsozialismus, Nazi und rechtsradikal häufiger von den Nicht-Fans im Vergleich zu den Fans gewählt wurden. Zwar fallen diese Schlagworte auch in den anderen Gruppen und Bedingungen, aber in der Rammstein-Bedingung scheint die erste Assoziation der Nicht-Fans die des Krieges und des Rechtsradikalismus zu sein. Ein 27

Lyrics oder Lyrik? Eine empirische Untersuchung zu Stereotypen von Heavy Metal Musik

besonders interessanter und aussagekräftiger Kommentar eines Nicht-Fans in der RammsteinBedingung sollte hier exemplarisch zitiert werden: „Weltuntergangsstimmung, beängstigendes Szenario, Unsicherheit, ob der Text rechts sein könnte. Ohne die Nennung von Rammstein hätte ich wahrscheinlich andere Gedanken gehabt.“

6 Diskussion Diese Untersuchung hatte zum Ziel, zu überprüfen, ob sich die Bewertung eines Textes unter dem Label Rammstein von der Bewertung eines Textes unter dem Label Goethe zwischen Fans und Nicht-Fans von Heavy Metal Musik durch die Aktivierung musikgenrespezifischer Stereotype unterscheidet, unabhängig davon, ob es sich tatsächlich um einen Heavy Metal Songtext handelt. Angenommen wurde, dass die Bewertung von Nicht-Fans unter dem Label Rammstein negativer ausfällt als unter dem Label Goethe, beziehungsweise dass sich die beiden Gruppen (Fan vs. Nicht-Fan) in der Kontrollgruppe, in welcher der Text ohne Nennung eines Autors dargeboten wurde, nicht unterscheiden. Entgegen der Hypothesen zeigen die Ergebnisse, dass die Nicht-Fans den Text zwar tatsächlich negativer beurteilen als die Fans - sie finden ihn brutaler und er verursacht bei ihnen ein Gefühl der Angst - allerdings ist dies in jeder der drei Bedingungen zu beobachten und somit nicht durch die Aktivierung bestimmter Stereotype zu erklären. Auch können sie sich weniger in den Text hineinversetzen und empfinden weniger kognitives Involvement als die Fans, auch diese Ergebnisse sind über alle drei Bedingungen gleich. Hypothesenkonform hingegen findet sich ein Unterschied zwischen den Gruppen und den Bedingungen hinsichtlich der Frage, ob der Text gefällt oder nicht. Hier bewerteten die Nicht-Fans ihr Gefallen in der Rammstein-Bedingung sehr viel geringer als in der Goethe-Bedingung. Dieses Ergebnis kann durch die Aktivierung musikspezifischer Stereotype erklärt werden, da das Gefallen in der Kontrollgruppe ähnlich hoch wie in der Goethe-Bedingung ausfällt; das Missfallen am Text wird demnach durch das Label Rammstein hervorgerufen. Ähnliches findet man bezüglich der thematischen Wichtigkeit des Textes: Die Nicht-Fans beurteilen den vermeintlichen GoetheText als sehr viel wichtiger im Vergleich zu dem vermeintlichen Rammstein-Text. Auch hier zeigt sich in der Kontrollgruppe, dass die Nicht-Fans den Text ohne Nennung eines Autors wichtiger beurteilen als in der Rammstein-Bedingung. Aus diesen Ergebnissen lässt sich ableiten, dass ein Text von Rammstein alleine durch die Nennung des Bandnamens weniger gefällt und unwichtiger ist. Auch zeigt sich, dass sich Nicht-Fans in der Rammstein-Bedingung 28

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weniger mit dem Text identifizieren können, wohingegen dies in der Goethe-Bedingung und der Kontrollgruppe durchaus möglich scheint. So kann vermutet werden, dass Nicht-Fans sich ungerne mit einem Text einer Heavy Metal Band identifizieren möchten, mit einem Text von Goethe allerdings sehr wohl. Hypothesenkonform lassen sich auch die Ergebnisse bezüglich des Lesegenusses und der Wertschätzung des Textes interpretieren. Ein vermeintlicher Goethe-Text wird von NichtFans weitaus mehr genossen und gewertschätzt als ein vermeintlicher Rammstein-Text. Dieses Ergebnis lässt sich mit der Aktivierung musikgenrespezifischer Stereotype treffend interpretieren: Goethe ist literarisch wertvoll, wohingegen Rammstein - wieder einmal - einen bösen und makabren Songtext geschrieben haben. Weitere aussagekräftige Ergebnisse resultieren aus der inhaltsanalytischen Auswertung der Kommentare der Probanden. Der vermeintliche Rammstein-Text wurde von keinem NichtFan positiv kommentiert, wohingegen der vermeintliche Goethe-Text beziehungsweise der Text ohne Autor einige wenige positive Assoziationen hervorrief. Die Nicht-Fans interpretierten in den vermeintlichen Rammstein-Text sehr viel negativere Gedanken; es fielen fast ausschließlich Begriffe, die in Verbindung mit Krieg, Tod und Leid gebracht werden können. Ein weiterer Aspekt ist die Unterstellung, der Rammstein-Text sei rechtsradikal und transportiere nationalsozialistisches Gedankengut – ein Stereotyp, mit welchem sich Rammstein seit ihrer Gründung konfrontiert sehen. Diese Assoziationen finden sich zwar auch bei Fans und auch in allen drei Bedingungen, aber in der Gruppe der Nicht-Fans und unter dem Label Rammstein ist ihre Häufigkeit auffällig hoch. Interessant ist auch die Auswertung des Persönlichkeitstest BFI-10. Hier zeigte sich lediglich bei einer Dimension ein Unterschied zwischen den Gruppen; bezüglich der Verträglichkeit unterscheiden sich Fans von Nicht-Fans. Die Dimension Verträglichkeit beinhaltet einige für die soziale Interaktion wichtige Faktoren: so unterschieden sich Fans und Nicht-Fans hinsichtlich des Vertrauens, welches sie anderen Menschen schenken. Hier kann argumentiert werden, dass Heavy Metal Fans in ihrem Alltag häufiger auf negative Stereotype und Vorurteile stoßen, sodass es eine Art des Selbstschutzes darstellen kann, anderen Menschen nicht sofort und unmittelbar zu vertrauen. Ein Ergebnis, welches nur unter Vorbehalt interpretiert werden kann, zeigte sich bei der Abfrage der augenblicklichen Gefühle gegenüber Heavy Metal Fans: Knapp 65% der Nicht-Fans 29

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gaben an, weder positive noch negative Gefühle zu verspüren. Es lässt sich vermuten, dass ein Teil der Probanden sozial erwünscht antwortete, da für sie zu diesem Zeitpunkt aufgrund der vorangegangen Fragen bereits ein Zusammenhang zwischen der Untersuchung und dem Musikgenre Heavy Metal erkennbar war. Aufgrund dieser Annahme lassen sich die Ergebnisse nicht exakt deuten. Insgesamt stützen die Befunde dieser Untersuchung die Hypothese, dass allein die Information, ein Text sei von einer Heavy Metal Band geschrieben worden, eine negativere Bewertung seitens Nicht-Fans auslöst. Diese und ähnliche Befunde wurden bereits früher gefunden (siehe 3.2 Aktuelle Befundlage), allerdings unterscheidet sich die hier vorgestellte Untersuchung in einem Kriterium von den früheren: Die Einführung einer Kontrollgruppe zusätzlich zu den zwei Bedingungen (Goethe vs. Rammstein) bringt den Vorteil eines neutralen Vergleiches beider Gruppen (Fan vs. Nicht-Fan) mit sich und bietet in der Interpretation der Daten eine Baseline. Somit lässt sich sagen, dass es sich beispielsweise im Rahmen der Bewertung der Wichtigkeit des vorgegebenen Textes in der Bedingung Rammstein und Nicht-Fan eindeutig um eine Abwertung durch das Rammstein-Label handelt und nicht um eine Aufwertung des Textes in der Bedingung Goethe und Nicht-Fan. Wie jede Studie hat auch diese Untersuchung ihre Grenzen, die hier nicht unerwähnt bleiben sollen. Aus Gründen der Überschaubarkeit, widmete sich diese empirische Untersuchung lediglich der Außenwahrnehmung des Heavy Metal Genres, also Stereotype, die von SzeneFremden gegenüber der Musik und deren Anhängern gehalten werden. Diese Arbeit erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, da sie sich auf den Teilbereich der Bewertung von (Song-) Texten als Prädiktor für Stereotype gegenüber dem Genre beschränkt. Der ausgewählte Text - die modifizierte Version des Gedichtes Heimat von Andrej Belyj – ist eine äußerst düstere Beschreibung Russlands zu Zeiten von Hungersnöten, Unterdrückung und dem bevorstehendem 1. Weltkrieg und enthält viele Verweise auf Tod und Leid. So erstaunt es nicht, dass die Bewertung über alle Gruppen und Bedingungen hinweg tendenziell eher negativ ausfiel. Dass die Fans insgesamt im Vergleich zu Nicht-Fans ein positiveres Urteil bezüglich des Textes fällen, kann möglicherweise durch deren regelmäßigen Umgang mit Heavy Metal Lyrics und eine daraus resultierende Anpassung beziehungsweise Gewöhnung an makabere und böse Texte interpretiert werden. Weiter kann nicht garantiert werden, dass die Probanden ohne Kenntnis des Untersuchungsgegenstandes die Umfrage beantworteten. Obwohl bei der Probandenaquise großer Wert auf 30

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Geheimhaltung der zugrundeliegenden Fragestellung gelegt wurde, ist es möglich, dass gezielt Heavy Metal Fans den Link erhielten: So wurde der Link zu dem Online-Fragebogen in dem sozialen Netzwerk Facebook von einer Person zur nächsten via Posts weitergereicht und fand sich letztendlich auch auf Heavy Metal Fan Seiten mit der Bitte um Teilnahme. Daher waren die Probanden möglicherweise bereits vor der Untersuchung implizit auf ihren FanStatus geprimt, was die Ergebnisse verzerrt haben könnte. Zudem wurde die Stichprobe durch die Online-Untersuchung eingeschränkt, da nur Probanden mit einem Computer und einem Internetzugang daran teilnehmen konnten; dies schließt beispielsweise die Teilnahme von älteren, mit dem Medium Internet nicht vertrauten Menschen aus. Auch konnten aufgrund des fehlenden Laborsetting die Experimental-Bedingungen bei keinem Probanden kontrolliert werden, woraus beispielsweise Unaufmerksamkeit, Unterbrechungen oder Störungen bei der Beantwortung der Fragen und somit eine Verzerrung der Ergebnisse resultieren könnten. Abschließend muss darauf hingewiesen werden, dass die Resultate der inhaltsanalytischen Auswertung lediglich eine subjektive Interpretation darstellen. Methodisch korrekt wäre eine Analyse mittels einer Interrater-Übereinstimmung gewesen, deren Realisierung in dieser Form nicht möglich war. Daher sind diese Ergebnisse nur als Hinweise zu verstehen und dürfen nicht als statistisches Maß interpretiert werden.

Der Bereich der musikgenrespezifischen Stereotype ist ein interessanter und vor allem lebensnaher Forschungsgegenstand, welcher nach wie vor nicht abschließend ergründet ist. Weitere Forschung sollte sich auf die Prozesse bei der Entstehung und die notwendigen Maßnahmen zum Abbau von Stereotypen konzentrieren, genau so, wie sie sich der Frage widmen sollte, warum jene Stereotype trotz Kenntnis ihrer Unbegründetheit weiter aufrecht gehalten werden. Diese weiterführenden Fragestellungen sind von nicht zu missachtenden Relevanz, damit in Zukunft Vorurteile und Diskriminierungen bezüglich des Musikgeschmacks reduziert werden können.

„Musik wird nicht gemacht und sie sollte nie gemacht werden, damit man sie versteht, sondern damit man sie erlebt.“ (Manuel de Falla, 1917) 31

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Anhang A – Interview mit M.A. Katharina Pfeiffer (Das Interview mit Katharina Pfeiffer wurde am 07.09.2012 geführt.5) Hallo Katharina, vielen Dank dass Du Dich bereit erklärt hast, mir dieses Interview zu geben. Wie heißt Du und wie alt bist Du? Wo wohnst Du? Mein Name ist Katharina Pfeiffer, ich bin – noch – 29 Jahre alt und wohne seit Kurzem wieder in Mülheim an der Ruhr. Seit wann hörst Du Metal? Die Sozialisation mit harter Musik fing bei mir im Alter von neun Jahren mit AC/DC an, also seit gut 20 Jahren. Was gefällt Dir an diesem Musikgenre so gut? Am Metal gefällt mir einfach alles, angefangen von der Vielzahl der Subgenres, den unzähligen großartigen Veranstaltungen, einem sehr aktivem Underground, besonders hier im Ruhrgebiet bis hin zur Rückbesinnung auf vergangene Dekaden, speziell den 70er mitsamt Schlaghosen, Fransenwesten, Backenbärten und Vinyl! Du machst auch selber Musik, erzähl mir doch bitte mal, wie es dazu kam. Im Alter von elf Jahren waren wir in den Weihnachtsferien das erste Mal in den USA und brachten von dort die „Bleach“ von Nirvana mit. So kamen wir (mein Halbbruder und ich) zum Grunge. Mit zwölf besuchte ich mein erstes Punkkonzert und kaufte mir meine erste Gitarre. Ich wollte damals genau so sein, wie mein großes Vorbild Courtney Love [Sängerin und Gitarristen der Riot Grrrl-Band Hole und Witwe von Nirvana-Fronter Kurt Cobain]. Seit wann machst Du Metal? Zum Metal kam ich nach und nach, während in den späten 90ern die Höhe der Grunge-Ära langsam abebbte und via MTV Girlbands den alten Kontinent eroberten, entdeckte ich immer mehr die düsteren Klänge für mich. Es war im Jahr 2000, als es plötzlich etwas ganz Neues gab: Metal mit klassischem weiblichen Gesang! Nightwish's Song „Wishmaster“ war auf einem Rock Hard-Sampler drauf. Für mich war es zu dem Zeitpunkt so ziemlich das Größte und ich hörte das Album rauf und runter. Als ich das zweite Mal und dann direkt für ein halbes Jahr in den USA war, hatte ich jeden Tag zur ersten Stunde Chorprobe. Nach meiner Rückkehr hatte ich dann auch recht schnell meine erste Band, in der ich im Duett mit einem Shouter sang. Damals habe ich noch Zuhause in unserer damaligen Wohnung in Mülheim-Speldorf gewohnt und da die Band in Borken war, musste ich immer über Nacht bleiben – das war mit grad mal 18 Jahren richtig Rock'n'Roll. Irgendwann kam ich an den Punkt, an dem ich mir selber nichts mehr beibringen konnte und nahm daher klassischen Gesangsunterricht an der Folkwang Hochschule in Essen. Mit dem Wunsch, Gesang zu studieren, lernte ich sogar extra Klavier spielen. Welchem Sub-Genre des Metal würdest Du die Musik Deiner letzten Band zuordnen? Das ist recht einfach: Wir waren eine All-Female Old School Death Metal Band...so eine Art Entombed mit Titten :D

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Das Interview erfolgte in schriftlicher Form via Email-Korrespondenz und wurde aus Gründen der Authentizität vollständig im Original belassen und kann daher umgangssprachliche Begriffe und Szene-Jargon enthalten.

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Wie würdest Deine Lyrics beschreiben? Die Lyrics sind eine Mischung aus Fiktion und Autobiografie, ich schreibe über das, was mich beschäftigt und versuche mit passender Metaphorik zu einer bildhaften Sprache zu gelangen. Es muss und soll nicht jeder andere sofort wissen, worum es geht. Aber die Texte sollten so sein, dass sich jeder eine eigene Interpretation verschaffen kann. Primär schreibe ich sozialkritisch, über Dinge, die, denke ich uns alle beschäftigen: Freundschaft und Verrat, die Abgründe menschlicher Existenzen eben. Dabei kommen extrem viele Aggressionen rüber. Passender Weise bin ich auch gänzlich vom Sopran, wie ich ihn einst gelernt habe, abgekommen und konzentriere mich auf die tieferen Lagen meiner Stimme. Ansonsten shoute ich auch gerne. Welche Metal-Bands würdest Du als Deine Vorbilder oder Inspirationen bezeichnen? Uff, das lässt sich kaum in zwei drei Sätzen beantworten. In den vergangenen zwei Jahrzehnten habe ich einfach so viele interessante Musiker und Bands kennengelernt – viele davon mittlerweile auch persönlich. Aber ich werde mal versuchen, ein paar wichtige Personen zu nennen: Wie gesagt, mein erstes großes Vorbild und die Frau, die mich dazu inspiriert hat, selber Musik zu machen ist Courtney Love. Zwar kein Metal, aber für mich persönlich nach wie vor sehr wichtig. Zum klassischen Gesang hat mich Tarja Turunen gebracht, zum Shouten wiederum meine Landsfrau Angela Gossow von Arch Enemy. Besonders an dieser Stelle möchte ich außerdem eine weitere Landsfrau erwähnen, nämlich Doro Pesch! Ich habe das große Glück, dass ich sie 2009 kennengelernt habe – auch wenn ich nicht immer Fan ihres musikalischen Schaffens war, also rein stilistisch betrachtet, hat sie für Frauen im Hard Rock und Metal enorm viele Türen nicht nur geöffnet, sondern eingerannt. Sie hat eine wunderbar positive Ausstrahlung und ich kann mir kaum vorstellen, dass es jemanden gibt, der sie kennt und nicht mag. Sie hat auch einen sicherlich nicht geringen Anteil am Bekanntheitsgrad einer meiner aktuellen Favoriten, Crucified Barbara aus Schweden (schöne Grüße nach Stockholm und nach Göteburg, zu Tourmanager Johan), die zu Beginn ihrer Karriere im Vorprogramm von Doro mit auf Tour waren. Was machst Du denn in Deinem „normalen“ Leben? Familie, Beruf, usw…. Im „normalen“ Leben, sofern das bei mir zutrifft, habe ich tatsächlich ganz anständig studiert und bin gerade dabei, bei einer Videoproduktionsfirma Fuß zu fassen. Das allerdings über Umwege, denn meinen Abschluss in Germanistik und Kommunikationswissenschaft dachte ich eher im Journalismus einzubringen. Da es aber im Leben gerne mal anders verläuft, als gedacht und eine der wenigen Konstanten im meinem Leben die Veränderung ist, bin ich nach einem kurzem Abstecher an die Ostsee und drei Monaten als Zeitungsvolontärin Ende Juli 2012 wieder wohlbehalten und überglücklich in das Ruhrgebiet zurückgekehrt. Meine Familie ist allerdings über die gesamte Republik verteilt: Meine Mutter seit Ende 2011 im tiefsten Bayern mit Blick auf die österreichische Grenze, der Rest fast komplett in Schleswig-Holstein, zwischen Itzehoe und Kiel, mein Halbbruder studiert im Saarland und dann haben wir noch Verwandtschaft in Paraguay. Bei mir selber dreht sich alles immer um Musik, das fängt morgens nach dem Aufstehen an, erstmal was zum Wachwerden hören und endet in ähnlicher Weise abends. An den Wochenenden halte ich es kaum ohne Konzerte aus und betreibe nebenbei meine Seite, für die sich langsam die Promos stapeln. Wie stellst Du Dir den typischen Metaller vor, bzw. gibt es irgendwelche Merkmale, die ein Muss für einen Metaller sind? Typischer Metaller, das hängt in erster Linie davon ab, welcher Ecke er/sie sich verschrieben habt und dann auch ein wenig von der geographischen Lage. Sehr „typisch“ oder vielmehr Klischee ist für mich die typische Festival-Szenerie (auf die ich selber schon lange keine Lust mehr habe...): Morgens, wenn 36

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noch Nebel über dem Campingplatz hängt, es ist kalt und die Zelte von außen nass. Keiner ist wach, außer einem selbst, nur gegenüber hockt schon jemand mit der ersten Kanne Bier und die Nachbarn sind IMMER noch wach und hören zum zwölfzigtausendten Mal die Schlümpfe. Ansonsten ist nichts los und eingedeckt mit Kappu, Kutte und Lederjacke wird die Sonne irgendwann begrüßt. Davon abgesehen, was ist für mich „typisch“? Lange Haare, primär schwarze/dunkle Kleidung, Leder, Nieten, Patronengurt, Flecktarnmuster usw. Hast Du schon einmal in Deinem Privatleben erlebt, dass Menschen voreingenommen Dir gegenüber waren, nur aufgrund der Tatsache, dass Du Metal hörst/machst? Ja klar, im Grunde ist das der Normalzustand. Das fing zuhause damit an, dass meine Mutter stets hoffte, dass das „alles nur eine Phase“ sei und ich irgendwann wieder „ein normaler Mensch“ werde. Nachdem es mittlerweile gut zwanzig Jahre sind, wird wohl auch meine Mutter einsehen, dass sich das nicht mehr großartig ändert. Gut, die Phase in der ich komplett in Schwarz rumgerannt bin habe ich dann irgendwann tatsächlich hinter mir gelassen. Jetzt sind es meist Schlaghosen in verschiedenen Farben und alles, was mir sonst gefällt und natürlich Bandshirts! Die gibt es zum Glück auch seit, was weiß ich nicht wie vielen Jahren, für Mädels - Schluss mit dem Schlabberlook. In der Schule war es auch nicht immer so einfach, grundsätzlich bin ich schon immer besser mit Kerlen klargekommen oder vielleicht die einfach mit mir. Rückblickend bin ich auch recht überrascht, dass ich mit 12 das erste Mal auf einem coolen Konzert war, nämlich bei Bad Religion. Nur auf Festivals hätte mich meine Mutter natürlich damals nie gelassen. Aber mit wem hätte ich da auch hinfahren sollen??? Was Musik angeht war ich lange Zeit komplett allein in meiner Welt voller E-Gitarren, was mich aber nicht wirklich gestört hat. Musikfernsehen gab es damals zum Glück noch und für die tägliche Dosis kaufte ich damals zahlreiche Musikzeitschriften. Das war sowohl Informations- als auch Inspirationsquell. Weitaus schlimmer, als familiäres Missverstehen oder mangelnde Gleichgesinnung meiner Mitschüler ist für mich jedoch die Tatsache, dass auch innerhalb der Szene Vorurteile die Stimmung oftmals drücken. Zum einen natürlich zwischen den einzelnen Subgenres untereinander und allgemein herrschen (auch schön deutlich anhand der passend maskulin dominierten deutschen Sprache hervorgehoben) Vorurteile Frauen gegenüber. Hast Du schon einmal in Deinem Künstlerleben erlebt, dass Menschen voreingenommen Dir gegenüber waren, nur aufgrund der Tatsache, dass Du Metal hörst/machst? Was das Künstlerdasein anbelangt und ich zähle da das Musizieren und meine Arbeit als freier Journalist gleichsam zu, habe ich es zum Glück noch nicht so sehr erlebt. In manchen Situationen ist es allerdings besser, sich bedeckt zu halten, so zum Beispiel als ich im Bereich Bühnenbau in der Klassik tätig war. Ansicht tritt hier viel eher auch wieder das Problem der Vorurteile Frauen gegenüber auf. Sicher sind die in der Metalszene immer noch eine Minderheit, aber das bedeutet nicht, dass sie weniger dazugehören oder weniger ernst zu nehmen sind in ihrem Schaffen. Ich muss jedoch sagen, dass ich mich auch selber über die Erscheinung der „Backstage-Slut“ aufrege, sprich Mädels (meist sehr sehr knapp bekleidet, sehr intensiv geschminkt und meist sehr jung), die Backstage rumhängen, weil die an irgendwelchen Musikern hänge (und vielleicht auch sonst was mit denen treiben...). Ansonsten haben die wirklich NICHTS dafür getan, dort zu sein. Generell finde ich es richtig traurig, dass so viele Mädels in der Szene glauben, dass sie nur Aufmerksamkeit erhalten, wenn sie sich derart zeigen. Ich möchte für das Aufmerksamkeit erhalten, was ich mache und nicht, was ich in der Bluse trage. Warst Du schon einmal mit Anfeindungen aufgrund Deines Musikgeschmacks konfrontiert? Wenn ja, kannst Du mir diese Situationen beschreiben? 37

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Direkt von außen, also außerhalb der Szene war das wenn dann eher ein Problem für meine Mutter. Ansonsten hab war es mir schon immer egal, was andere denken. Sogar meine Oma erzählte mir vor ein paar Wochen, dass in Wacken schon wieder ne riesen Schlammschlacht war und ich froh sein kann, dass ich nicht dort war. Hast Du schon einmal das Gefühl gehabt, dass Du aufgrund Deines Musikgeschmacks diskriminiert worden bist? Wenn ja, kannst Du mir diese Situationen beschreiben? Diskriminiert eher bezüglich meines Geschlechts und das tatsächlich szeneintern, als ich mir einer Freundin vor ein paar Jahren beim Death Feast Open Air in Hünxe war. Dort hat uns ein Kerl gefragt, ob wir denn auch wirklich solche Musik hören und ob wir denn auch wirklich die ganzen drei Tage dort bleiben. Eine echte Frechheit, nur weil es immer noch sogenannte „Anhängsel“ gibt, also Mädels, die mit zum Festival kommen, weil ihr Freund dort ist, die aber selber mit Metal nichts am Hut haben. Tja, ich hab den Spieß mal irgendwann umgedreht und schleppe meinen Kerl Backstage mit aufs Festival (Der ist natürlich auch den harten Klängen zugetan, wenngleich noch nicht so lange, wie ich). Wie stehst Du zu der Metal-Band „Rammstein“? Rammstein mag ich gern, besonders die Stimme von Sänger Till Lindemann finde ich richtig klasse, mit dem leichten Timbre und dem wunderbar rollenden „R“. Auch ist meiner Meinung nach Rammstein eine der ganz wenigen Bands, die es schaffen, deutschsprachige Texte überzeugend rüber zu bringen. Für mich als Sprachwissenschaftlerin ist das ohnehin mitunter das wichtigste, also die Texte. Die haben bei Rammstein sicherlich einen höheren Anspruch, als bei vielen anderen Bands. Davon mal abgesehen, würde ich Rammstein nicht als Metal bezeichnen. Rammstein haben ja sehr häufig mit den Stereotypen „brutal“, „aggressiv“, „rechts“ usw…. zu tun. Wie würdest Du ihre Musik beschreiben? Harte, aggressive Klangkunst. Wusstest Du, dass Rammstein viele ihrer Lyrics aus der Lyrik übernommen hat, beispielsweise der Song „Rosenrot“ eine Abwandlung Goethes „Röslein auf der Heiden“ ist, bzw. „Dalai Lama“ an Goethes „Erlkönig“ angelehnt ist? Wie findest Du das? Das wusste ich, wie ich zu meiner Schande gestehen muss noch nicht. Ich finde sowas immer sehr gut, denn es zeigt, dass diese Szene nicht von hirnlosen Zombies bevölkert wird, wie manch ein Spießbürger es annimmt, sondern von gebildeten Menschen. Zudem haben doch durchaus ernst zu nehmende Studien gezeigt, dass der Anteil an Hochschulabsolventen bei Metallern vergleichsweise hoch ist. Ich kann jetzt zwar keine Studie benennen, aber wer sich mal die Mühe macht, danach zu suchen, wird sicher fündig. Was ich allerdings während meines Studiums der Germanistik feststellte, ist, dass In Extremo und andere, dem Mittelalter zugetane Bands sich an alten mittelhochdeutschen Texten bedienen. Meinem Mediävistik Professor habe ich dann direkt mal eine CD mit entsprechenden Liedern in die Hand gedrückt – er war so begeistert, dass er mir direkt ein Buch von sich schenkte. Wie Du ja weißt, forsche ich über Stereotype von Heavy Metal, also warum Menschen bestimmte Vorstellungen von und Einstellungen gegenüber Metallern oder dem Musikgenre generell haben. Wie findest Du dieses Forschungsthema? Für mich ist das Thema hoch interessant, da ich mich selber fast täglich mit derartigen Fragestellungen befasse oder vielmehr befassen muss. Im Job kommt es für mich nicht in Frage, die gleichen Klamotten zu tragen, wie in meiner Freizeit. Da ich befürchte, dass das einen negativen Eindruck 38

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hinterlassen könnte. Allein die Tatsache, dass die Szene für immer mehr Forschung ein Gegenstand ist, spricht für sie und das kann auch schon dabei helfen, Vorurteile zu minimieren. Oder bist du eher der Meinung, dass diese Forschung unnötig ist, bzw. Metaller überhaupt nicht mit solchen Problemen konfrontiert sind Trotz aller angeblichen Toleranz ist besonders die Metalszene immer noch der negativen Meinung der Gesellschaft ausgesetzt. Wobei Gesellschaft auch schon wieder so eine Sache ist. Jeder kreiert sich in gewissen Maße seine eigene Gesellschaft und was Subkulturen angeht, ist die Metalszene sicher sehr viel ausgeprägter, als andere. Also was Vernetzung angeht. Da führt der gemeine Metaller doch schon eine Art Koexistenz neben dem, was allgemein hin als Gesellschaft bezeichnet wird. Die Frage der Notwendigkeit stellt sich hierbei weitaus weniger, als die Frage nach dem Interesse und dieses ist ganz offenkundig vorhanden. Wenn selbst der Spiegel in seiner online Präsenz eine ganze Kolumne den „wichtigsten Metal-Alben des Monats“ widmet und bei Pro7 Infotaiment Abendprogramm Motorjesus laufen, dann macht die Szene irgendwas richtig. Es ist jedoch leider immer noch fraglich, ob derartige Forschung der Szene zu einer dauerhaft größeren Toleranz führen kann bzw. wird. Benötigt Metal überhaupt eine Pro-Lobby? Oder kann sich Metal „selber genug verteidigen“? Die Metal Szene war und ist schon immer ihre eigene Pro-Lobby gewesen. Und es sind ganz unterschiedliche Lebenswege, die früher oder später dort hinführen und grade das macht es so facettenreich. Es sollte aber auch unterschieden werden zwischen Leuten, die einfach nur Metal hören, hier könnte von Komsum-Metallern gesprochen werden und von denen, die es „leben“. So eine Art „Vollzeit-Metaller“, zu denen ich mich selbst zähle. Das geht weit über die Musik hinaus und doch führt alles wieder zur Musik zurück. Es sind eine Million kleine Details, wie die Filme die Du guckst, die Bücher, die Du liest, die Klamotten die Du trägst und natürlich auch die Leute, mit denen Du Dich umgibst. Da geht keiner in eine stinknormale Disko, sondern ins TuRock oder ins Helvete und da wird auch nicht getanzt, sondern die Matte geschwungen. Für Außenstehende wirkt das sicher fast schon, wie ein merkwürdiges Ritual, wenn plötzlich zwanzig Leute die Luftgitarre auspacken und voller Hingabe die Musik zelebrieren. Aber das ist nunmal das Größte! Das Thema der Stereotypen von Metal ist ein eher junger Forschungsgegenstand in der Psychologie; es überschneidet sich in großen Teilen mit den Medienwissenschaften. Was sagst Du dazu, dass sich die Psychologie jetzt auch damit beschäftigt? Daumen hoch dazu, dass sich auch die Psychologie mit der Szene befasst und hoffentlich einen Beitrag zur positiveren Außenwahrnehmung leistet. Das einzige, was mir etwas Sorgen bereitet, ist die Tendenz, zu sehr zu pauschalisieren. Wer sich mit der Szene befasst, sollte sich vielleicht für einen Teil davon entscheiden, also sagen wir mal die Death Metal Szene betrachten und nicht einfach denken, dass wir alle jedes Jahr nach Wacken fahren und dass DORT die gesamte Szene anzutreffen sei. Das ist eine gänzliche Fehleinschätzung. Die Metalszene ist viel mehr in den kleinen verrauchten Clubs, in den Jugendzentren und ganz besonders auch in den Proberäumen anzutreffen. Die MegaEvents sind schon viel zu lange zu einer Szene-Touristen Attraktion verkommen, wo sich der Bürohengst einmal im Jahr die olle Lederprinte überschmeißt und sich gleich für Angus Young hält. Kennst Du andere Forschung zu diesem Thema? Wenn ja, was sagst Du dazu? Das Thema „Metal & Gender“ ist meiner Meinung nach sehr wichtig, denn ich merke es als Frau selber, dass wir es innerhalb der Szene mitunter noch schwerer haben, als die Szene insgesamt mit dem Rest der Welt. Als ich vor einigen Jahren mit meinem besten Freund die Mädels von Crucified Barbara gesehen hab, drehte sich jemand um und meinte so ganz plump in die Runde „watt stehen die 39

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Weiber da überhaupt auf der Bühne, die haben da nichts zu suchen!“. Als die vier anfingen zu spielen, hielt er schlagartig die Klappe. Das war wohlgemerkt in Wacken und spricht nur zusätzlich gegen das dortige Publikum, denn wenn ich mir eine Band angucke, dann doch aus dem Grund, weil ich sie sehen möchte und nicht um drüber herzuziehen. So sollte es zumindest sein. Daher sind mit kleinere/kleine Konzerte und Festivals auch sehr viel lieber. Möchtest Du abschließend noch irgendetwas sagen, was Dir zu diesem Thema auf der Seele liegt? Das einzige, was ich gerne noch erwähnen möchte, ist, dass ich auch noch über zwanzig Jahren keinen Tag missen möchte, in dem diese Musik und diese Szene ein Teil meines Lebens waren. Ich bin dankbar für all die wunderbaren großen und kleinen Momente, die ich erleben durfte und bin erfüllt durch die vielen tollen Menschen, die ich im Laufe der Jahre kennengelernt habe. Ich habe sogar zwanzig Jahre darauf gewartet, AC/DC endlich live zu sehen und es hat sich mehr als gelohnt! Übertroffen wurde das nur noch von dem Moment, als ich selbst auf der großen Bühne beim Rock Hard vor über 6000 Leuten auftrat. Und wer immer noch nicht überzeugt ist: Mein Leben ist ein Wunschkonzert, also zumindest meistens.

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Lyrics oder Lyrik? Eine empirische Untersuchung zu Stereotypen von Heavy Metal Musik

Anhang B - Text Heimat von Andrej Belyj (1908)

Modifizierte Version des Gedichtes

Selbige Tautropfen, Böschungen, Nebel, Die Sonne steigt über die Steppe rot-gold, Erkaltendes Rascheln von Feldern und Ebnen, Und ein hungerndes, ärmliches Volk;

Die Sonne steigt über das Land rot-gold, Wisperndes Rascheln von Feldern und Wiesen, hört ein hungerndes, ärmliches Volk. Und unser grausames, bleierndes Land, wirft uns zu aus grünenden Lungen Du musst sterben, herrscht es uns an.

In ungezwungener Freiheit: Erzwungnes; Und unser grausames, bleiernes Land Wirft kühl uns zu aus grünenden Lungen: »Du musst sterben«, herrscht es uns an,

Wir alle sterben, kannst nicht mehr atmen, hörst diese tödliche Drohung kaum Du hörst nur die Aufschreie ausweglos klagen

»Wie alle ersterben …« Kannst nicht mehr atmen, Hörst diese tödlichen Drohungen nicht: – Du hörst nur die Aufschreie ausweglos klagen, Das Heulen, die Tränen, den seelischen Stich.

Windzüge diese Aufschreie senden, Das Heulen, die Tränen, den seelischen Stich Unersättliches Sterben schwärmt längst.

Windzüge selbige Aufschreie senden; Unersättliches Sterben schwärmt längst: Über den Böschungen kreisen die Sensen, Über den Böschungen mäht man den Mensch.

Wir alle sterben, kannst nicht mehr atmen Über den Böschungen kreisen die Sensen, Über den Böschungen mäht man den Mensch Land der Verhängnisse, frostig und eisig, Das uns ein eisernes Schicksal verhängt, Deutschland, oh böse Heimat, wer verhöhnt dich

Land der Verhängnisse, frostig und eisig, Das uns ein eisernes Schicksal verhängt – Mütterchen Russland, o böse Heimat, Wer verhöhnt dich, wer ist's, der dich kränkt?

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Lyrics oder Lyrik? Eine empirische Untersuchung zu Stereotypen von Heavy Metal Musik

Anhang C – Inhaltsanalytische Auswertung der Kommentare (Alle Kommentare wurden aufgrund der Authentizität im Original belassen. Etwaige Fehler in Rechtschreibung, Grammatik oder Interpunktion sind den Autoren der Kommentare zuzuschreiben.)

Goethe-Bedingung Fans Kommentar

Positiv

Apokalypse, Krieg, Endzeit, Leid, Atombombe Da wird man nachdenklich Dass das Gedicht unter einem zeigemäßen Aspekt betrachtet verdammt aktuell ist und man viel von der heutigen Wirtschaft und Gesellschaftslage hineininterpretieren kann Das es damals schon genau so war wie heute und sich das ganze also immer wiederholt. Politiker oder Historiker heutzutage sagen, wer die Zukunft kennen will, muss in die Vergangenheit schauen. Dass es die Wahrheit ist was im Text steht Die Verzweiflung und Ratlosigkeit des Deutschen Volkes, da es von außen betrachtet doch eher langweilig erscheint und ihnen von Zwischenmenschlichen und von der Mentalität her eine Menge Energie fehlt düstere Aussichten… Ein hungerndes Volk, die Schönheit einer Landschaft die das Leid der Menschen verhöhnt Es werden die Lebensumstände in unserem Land (Deutschland) angeprangert. Die bildliche Sprache erzeugt ein beklemmendes Gefühl. Expressionismus, schön, Herbst, Gothic Genial, Episch, Gänsehaut, Lyrisch, Metaphorisch. Darstellung der Welt auf expressionistische Weise, durch Bilder. Endzeit. Schön Hungersnot, Industrialisierung Ich denke dass es schon manchmal so ist wie es da beschrieben wird aber wenn wir alle mit Mut und Sensibilität in die Zukunft schauen und aufeinander aufpassen und uns auch mal umschauen was so passiert dann schaffen wir es zusammen eine bessere Welt zu erschaffen 42

Neutral

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Lyrics oder Lyrik? Eine empirische Untersuchung zu Stereotypen von Heavy Metal Musik

Ich kann mir gut vorstellen, dass J.W. Goethe das geschrieben hat und welche Gedanken ihm durch den Kopf gingen. Sehr lyrisch, wahrscheinlich schon damals ein Vorreiter von Umweltschützern bzw. er hatte wohl eine Vorahnung, wie sich die Welt entwickeln würde. Gefällt mir gut. Klingt nicht nach Goethe Könnte auch ein Liedtext sein. Krieg, Tod, Blut, Schlachtfeld Leid, Unterdrückung pitiful negative bitter memory/wish/nightmare. hopelessness. shame. sehr negatives, deprimierendes Bild von Deutschland, dem ich so nicht zustimmen kann Tod, Gewalt, Zorn, keine Hoffnung Tod, Revolution, Angst Tod, Veränderung, Umschwung, Zukunft Unglaublich berührende Worte. Man muss sofort an die eigene Vergänglichkeit und das Schicksal denken! Sehr traurig aber wunderschön zu lesen. Macht mich sehr nachdenklich. Wahre Worte Endzeitstimmung! Vor-Kriegs-Gedanken von Goethe?

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Goethe-Bedingung Nicht-Fans Kommentar

Positiv X

Berührend, flößt Angst ein Bringt der Krieg das Leid? Die Menschen leiden für ihr Land Deutschland - 2. Weltkrieg - Nachkriegszeit dramatisch, traurig Dunkelheit, Schmerz, nicht atmen können, Einsamkeit. Sonnenaufgang

Neutral X

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Lyrics oder Lyrik? Eine empirische Untersuchung zu Stereotypen von Heavy Metal Musik

düstere Beschreibung, Hoffnungslosigkeit, Kälte, Mutlosigkeit Düsternis umfängt mich, ausweglos grauenvoll und bitter harte Feldarbeit, generell harte körperliche Arbeit, quasi ein Leben voller Arbeit, Ungerechtigkeit, Religion und die Angst vor der Hölle, persönliche Ausweglosigkeit durch Verpflichtungen bspw. die Übernahme des elterlichen Bauernhofes Hört sich eher nach einem Gedicht aus dem Vormärz an. Hätte ich nicht Goethe zugeordnet. Ich denke an Vergänglichkeit des Lebens, Trauer und Tod. Das Gedicht passt nicht zum Wetter. Kälte, Tod, Leid Krieg Krieg, Hunger, Armut, Vergangenheit. Krieg, Naturkatastrophe, das Ende der Welt Krieg, Tod, Schuld, Leid, Elend Krieg, Vergänglichkeit, Verlust, Sehnsucht, Traurigkeit, Gewalt; Bilder der beschriebenen Landschaft Man sieht einige Parallelen zur momentanen Situation in unserem Land. Meiner Meinung nach sehr untypisches Gedicht für Goethe. Die Grundstimmung ist nahezu durchweg negativ und die Thematik passt eher in eine andere Zeit (z.B drittes Reich) Missmut, Er hat recht! Auch auf die heutige Zeit bezogen noch. oh was ein schreckliches Gedicht, so düster sehr traurig, politisch, dramatisch Sommer, Schule, Literatur Tod, Schmerz, Gesellschaft, Ausweglosigkeit, Leben, Einsamkeit Tod,Nazis, Hitlerzeit Unverständnis, was gemeint ist. Schlechte Stimmung kommt auf. Frage mich ob es ein politischer Text ist, der mit den damaligen politischen Verhältnissen zu tun hat. vor 1848? Sonne wird rot/gold bezeichnet, das sind auch Farben der deutschen Fahne, Sprache ist altbaksch, bestimmt aus dem 18./19. Jahrhundert, so viel Elend Wahrheit, Traurigkeit, Angst ziemlich aktuell Ziemlich negativ

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Lyrics oder Lyrik? Eine empirische Untersuchung zu Stereotypen von Heavy Metal Musik

Rammstein-Bedingung Fans Kommentar Ach, Sonne, Rammstein, kenn ich! Das Gefühl nicht atmen zu können ist Teil meiner deutschen Identität. Ich kann in Deutschland nicht atmen. Und halte das für sehr deutsch... Das kenne ich garnicht, gefällt mir aber sehr gut. Typisch Rammstein, schön zweiseitig Das wir hier in Deutschland eine unehrliche Moral haben, das wir hier Politiker haben die nur Blabla machen und das unser Umweltbewußtsein unter aller Sau ist..... Ganz ehrlich...... So sehe ich es aber auch depressive, pessimistische Grundstimmung, Frust, Der Text war sehr interessant, hätte ich von Rammstein nicht so erwartet, ist eher ein lyrischer Text, aber wenn ich ehrlich bin, kenne ich zwar die Musik von Rammstein, habe aber eher kaum auf die Texte geachtet. Auf jeden Fall passt der Text zu der Musik, die ich von Rammstein kenne. Dunkel, depressiv, traurig, beklemmend Ein in seinem Freiheitsgeist unterdrücktes Volk. Bedrückt durch eine schwere, alte Last, welche ihm die Luft zum atmen nimmt. Bewußtlos, und nicht in der Lage, aufrecht und frei zu gehen. Eine Kritik an der Situation Deutschland. Ob politisch, wirtschaftlich oder moralisch betrachtet, Deutschland ist Metaphorisch gesagt am sterben und wir alle wissen es und müssen darunter leiden. endzeitstimmung depressiv traurig stimmt nicht Erstaunlich guter Text für Rammsteinverhältnisse. Gehts hier tatsächlich um Deutschland? Viele Zeilen und viele Worte, doch tatsächlich bleibt bei mir lediglich eine einzige davon hängen: Hinter der Böschung mäht man den Mensch . Damit einher ging auch direkt die Interpretation dieser Textzeile. Diese ist in meinen Augen eine Anspielung auf das Verheizen der Ressource Mensch im Arbeitsleben. Der Mensch ist nicht mehr Mensch, sondern ein Produktivitätsfaktor bzw. in diesem Fall selbst das Produkt, welches für die Produktion und somit das Erwirtschaften von Gewinnen für die dicken Bonzen auf ihren Chefsesseln gemäht bzw. geerntet wird. Beim Niederschreiben dieses Gedankenganges fällt mir eine weitere Interpretation ein. Diese ist jedoch ein wenig mehr um die Ecke gedacht. Üblicherweise mäht man den Rasen, damit dieser nicht zu hoch wächst. Sieht man den Mensch als Rasen und die Bezeichnung hoch wachsen - übertragen auf den Mensch - als geistigen oder persönlichen Wachstum an, so versucht man Seitens einer Institution eben diesen Prozess zu unterbinden. So abgedroschen es auch klingen mag, aber das gab es doch zu Reichszeiten schonmal, denkt man bei 45

Positiv

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Lyrics oder Lyrik? Eine empirische Untersuchung zu Stereotypen von Heavy Metal Musik

sich. Und zwar als ein psychisch Kranker Mann mit Seitenscheitel und kleinem Oberlippenbart verkündete, dass Bildung doch die Jugend verderbe. Jedoch kann ich mir letzteres nicht als die Motivation zur Verfassung des Liedtextes vorstellen. Darüber hinaus sind Interpretationen von Rammstein-Liedtexten in meinen Augen ein zweischneidiges Schwert, da die Herren in einem Interview einmal sagten, dass sie sich aus manchen Texten lediglich einen Spaß machen und zwar gerne aus denen, von denen zu erwarten ist, dass sie ernst genommen werden, während man sich im Hause Rammstein hingegen bei anderen Texten schon wesentlich mehr Mühe gibt. Ich mag solche Texte nicht. Sind solche Lieder wirklich nötig? Welcher Song von Rammstein ist das? Wieso kenne ich ihn nicht? Keine keine großen, da man nicht weiß welche fragen genau auf jemanden zu kommen krieg, bestrafung, tod neue rauchersteuern Sehr dramatisch Bösartig Sehr geil traurigkeit hoffnungslosigkeit ,angst vor dem leben und dem tod

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Rammstein-Bedingung Nicht-Fans Kommentar Angst, Tod, Nachdenklich Beim verfassen dieses Textes waren Rammstein aber ganz schön depressiv. Reden sie bei Land von Deutschland? Wenn ja,warum sehen sie alles so negativ? Warum sehen sie nicht auch mal positive Dinge?Außerdem frage ich mich wie sich wohl die Musik zu diesem Text anhören würde. Auch so dunkel? Böse,dunkel,traurig,angst Brutal und blutig. Warum mäht man den Menschen? Das ist furchtbar zu lesen 46

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Lyrics oder Lyrik? Eine empirische Untersuchung zu Stereotypen von Heavy Metal Musik

Daß die Verfasser pseudointellektuelle Idioten sind. Das Ende der Menschheit bzw. des deutschen Volkes steht bevor. Es wird zerstört durch sich selbst. Dass es Deutschland nicht so schlecht geht, wie in diesem Lied dramatisch beschrieben. Ich hatte zuerst an Länder gedacht, denen es wirklich schlecht geht. Der Text erinnert mich an eine Renaissance aus Goethes Werther. Nur Ausweglosigkeit ohne den Anflug einer Illusion. Die Empfindungen einer Nischenerfahrung, übertragen auf eine ganze Nation. Die kurze prägnante und unromantische Sprache ist bestimmt und lässt keine Hoffnung zu. Er ist aber auch (für mich) zu unbestimmt, zu unpersönlich um empathische Gefühle aufkommen zu lassen. Durch die Anonymität der Gesellschaft hat Deutschland keinen zusammenhalt mehr..wir fallen auseinander und sterben. Durchgehend werden Synonyme verwenden, die rechtsradikales Gedankengut transportieren. Eine Person die nicht mit den Zuständen innerhalb des Landes zufrieden ist. Gedanken an Tod und Zerstörung, und dass man das nach der ersten Zeile mal so gar nicht erwartet hätte. Gedrückte Stimmung, Krieg und Tod, Mütter ohne Söhne, Kinder ohne Väter, Frauen ohne Männer, - politisch, traurig, Hass, Ärger, Schwarz Hitler Hitler, 2. Weltkrieg, nicht mehr Stolz auf seine Wurzeln sein, keine Wurzeln mehr Ich denke an eine Naturkatastrophe oder sowas wie Krieg. Ich frage mich, ob es was mit der Nazizeit in Deutschland zu tun hat Ist es rechtsradikal ? Gefühlstod ? Erbarmungsloses Funktionieren. Mein erster Gedanke... Warum reimt sich da nichts? nicht wirklich mein Geschmack - sehr negative Haltung - wieso schreibt man so einen absurden Text? Oh Mann... wieder so ein kaputter Rammstein-Text Rammstein....naja..so richtig mag ich das nicht sehr melancholisch; der Text ist auch schwer zu lesen bzw. man muss die Absätze öfters lesen sehr negativ, schwer zu verstehen sehr trister und trauriger text Sterblichkeit des Menschen, memento mori -obwohl Deutschland ein reiches, wohlhabendes Land ist, welches mit all seinen Wiesen und Feldern blüht und viel Leben in sich trägt, kann es nicht verhindern, dass die Menschen sterben Untergangsszenarien, Resignation, wenig Lust am Leben 47

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Lyrics oder Lyrik? Eine empirische Untersuchung zu Stereotypen von Heavy Metal Musik

Weltuntergangsstimmung, beängstigendes Szenario, Unsicherheit, ob der Text rechts sein könnte. die Nennung von Rammstein hätte ich wahrscheinlich andere Gedanken gehabt. ziemlich depressive Stimmung zuerst Patriotismus, dann Zweifel, Ungewissheit - stark pessimistisch

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Kontrollgruppe Fans Kommentar Arme Autorenseele, die keine Freude mehr am Leben hat..... Beim ersten schnellen lesen, dachte ich spontan an Nachkriegs-Literatur. das es doch sehr traurig geschrieben ist und doch eine wahrheit drin steht Das Leben ist furchtbar Dass Deutschland in einer immer schneller werdenden Spirale Raubbau an sich, seiner Natur, seinen Ressourcen und seinen Bewohnern treibt. Depression Der Mensch ist der Welt Untergang. düster, klagend Düster. Bedrückt. Hat aber auch was schönes. Erinnert mich an Kriegszustand, Hoffnungs- und Ausweglosigkeit. Ich muss auch an atomare Katastrophen denken. die Begriffe rot-golden und grünenden stehen für mich im Widerspruch zu den übrigen Text. Vielleicht ist doch nicht alles so schlimm, aber irgendjemand will es erzählen, Angst machen. Menschen als Material, die sich nicht aufbäumen und alles hinnehmen Erster Weltkrieg, recht düster und depressiv. Es könnte ein düsterer und ehrlicher songtext der Band Rammstein sein, bei dem es um die vergänglichkeit eines jeden geht. Hat einiges für sich, spricht an und stimmt zum Großteil 48

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Lyrics oder Lyrik? Eine empirische Untersuchung zu Stereotypen von Heavy Metal Musik

Ich finde den Text außerordentlich zeitgemäß, wobei mir nicht klar ist, von wem bzw. von wann er ist. Das könnte fast eine Aussage von Greenpeace sein für den Schutz von Mensch und Tier. Keine. kurz gesagt, negative.... fühlt sich so endgültig an schlechte Reime, unglaublich pathetisch (negativ) und gruselig (weil potenzielle Nähe zu rechtem Gedankengut?). Vor allem aber schlechtes versmaß. Nachdenklich Trauer pessimismus pur Reichlich pessimistisch. Fängt gut an, aber macht das Gegenteil draus. Aus positiver Natur wird ein mieses Deutschland. Zusammenhang? sehr schlecht geschrieben, noch dazu mit orthographischen Fehlern. Ärmliche Sprache, schwache Bilder, dilettantisch auf düster und traurig gequält. was für Gedanken - armer Autor Was genau ist es, was die Menschen sterben lässt. Könnte es mich auch treffen? Was könnte man dagegen tun? Wird da von einer Krankheit erzählt, der Menschen zum Opfer fallen? Ein Lied über die Pest im Mittelalter vielleicht. Wirtschaftskrise, Völkisch, Naturromantik, Nationalismus, Zukunftsangst, Farbsymbolik Zu viel Pathos...armes geknechtetes, deutsches Volk... muss nich sein

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Kontrollgruppe Nicht-Fans Kommentar düster, traurig, fatalistisch, Leid, Hunger, Armut, Elend, Tod, Krankheit Beklemmung, Angst, Hitler, Krieg Der Text ist bedrückend und düster. 49

Lyrics oder Lyrik? Eine empirische Untersuchung zu Stereotypen von Heavy Metal Musik

Deutschland, frage mich, aus welcher Zeit das stammt,Vergänglichkeit, Bilder von Feldern düstere Stimmung - sehr viele negative Bilder - unregelmäßige Versmaße - zusammengewürfelte Textfragmente, die oft grammtikalisch nicht zusammenpassen und am Ende die Frage -> Wieso Deutschland? Ein pessimistische Stimmung, Beweusstsein dass der Tod zum Leben gehört Ein trauriger, depressiver Text Eine Beschreibung der Kriegszeit. Das Elend und der sichtbare Tod, der überall in der doch eigentlich schönen Sommernatur sichtbar ist. es geht um Ungerechtigkeit, das Gedicht ist düster und Traurigkeit kommt in einem auf, ein unbehagliches Gefühl Hungersnot, Pest, Atomkatastrophe, Krieg kälte, herbst Krieg, Belagerung, Todesgefahr Krieg, Elend, Leiden Krieg, Trauer, Angst, Machtlosigkeit der Situation gegenüber, Unschuldige Kinder mein Gott wie depressiv Schrecklich Wer hat das geschrieben Zu welchem Zweck schwer verständlich, schwerer inhalt, sehr grausam, unverständlicher Bezug zum Land, lyrisch angehaucht Tod, bleierne Zeit, Endzeitstimmung unlogisch

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Eidesstattliche Erklärung

Hiermit versichere ich, dass ich diese Bachelorarbeit selbstständig verfasst und keine anderen als die angegebenen Quellen und Hilfsmittel benutzt habe. Die Stellen meiner Arbeit, die dem Wortlaut oder dem Sinn nach anderen Werken und Quellen, einschließlich der Quellen aus dem Internet, entnommen sind, habe ich in jedem Fall unter Angabe der Quelle als Entlehnung kenntlich gemacht. Dasselbe gilt sinngemäß für Tabellen, Karten und Abbildungen. Diese Arbeit habe ich in gleicher oder ähnlicher Form oder auszugsweise nicht im Rahmen einer anderen Prüfung eingereicht. Ich versichere zudem, dass die eingereichte elektronische Fassung den drei gebundenen Fassungen komplett entspricht.

Köln, 27.09.2012

_______________________ Sarah Dung

Sarah Dung Matrikel Nummer: 5064830 BA Psychologie 6. Fachsemester Helmholtz Straße 68 50825 Köln Mobil: 01578 - 7023949 Email: [email protected]