Lichtpunkte und andere Pointen

19.06.2012 - (pm). OBERSTAUFEN. Kurt Simmeth liest aus. Krimi und Reisebericht. Mit einer Lesung bereichert Kurt. Simmeth die Kunstausstellung des.
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DIENSTAG, 19. JUNI 2012

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Oberallgäu - Kultur

NUMMER 139

Teddybär-Humor

Veranstaltungen

Comedy Bei Markus Maria Profitlich muss viel Abgegriffenes für seine Witze herhalten VON CHRISTIAN GÖGLER Oberstdorf „Warum haben Männer eigentlich keine Cellulite? Weil’s scheiße aussieht.“ Die neuesten Witze hat Markus Maria Profitlich wahrlich nicht drauf, und auch bei seinem Auftritt im Oberstdorf-Haus muss viel Abgegriffenes herhalten. Wer sich jedoch auf den aus der Wochenschau bekannten „Erklärbären“ einlassen will, der kann durchaus lauthals lachen. Einzige Voraussetzung: Das Hirn hat Pause. Auf der Bühne hilft MMP, wie er kurz genannt wird, Ingrid Ein- M. M. Profitlich feldt, die auch im wahren Leben Profitlichs Partnerin ist. Wenn die beiden im SpielzeugAuto über die Bühne kurven und den mit eigenem Banaltext aufgepeppten Schlager „Im Wagen vor mir“ trällern, dann fragt man sich als Comedy-Besucher vielleicht schon mal: Wo bin ich denn hier gelandet? Im Kindergarten oder auf einer mitten im Sommer ausgebrochenen Faschingsparty? Mal regnet es Konfetti, mal Geldscheine.

Mit möglichst anschaulichen Requisiten wird nicht gespart: Das dicke Gurkenglas, die übergroße Computer-Festplatte und ein auf Profitlichs Hintern angekreuzter Stimmzettel zur Bundestagswahl mit der Botschaft: Die Stimme für Merkel ist für den Arsch. Damit die ohnehin schon eindeutigen Gags auch wirklich der letzte im Saal kapiert. Ein Zusammenhang in dieser Art Lachnummern-Revue ist nicht erkennbar. Zwischen seinen Sketchen setzt sich der 52-Jährige die dicke Lesebrille auf die Nase und wechselt zum Pult am Bühnenrand, wo er betont seriös aus seinem Tagebuch „Stehaufmännchen“ – einer Art Profitlich-Biografie – vorliest.

Ungelenkes „Politisches Ballett“ Das Highlight des Abends: Profitlich zwängt seine stattliche Figur in ein hautenges Kostüm für sein artistisch reichlich ungelenkes „Politisches Ballett“ – und sammelt Sympathiepunkte, indem er sich selbst aufs Korn nimmt. Dieser gutmütige Teddybär-Humor tut niemandem wirklich weh. Und manchmal ist er erfrischend schlicht. Noch so ein Brüller: „Was hat vier Beine und einen Arm? Ein glücklicher Pitbull!“ Wir haben sehr gelacht …

Von Schwung und Glück Kulturszene Der Förderverein „Kreuzgalerie“ feiert in Burgberg sein zehnjähriges Bestehen VON VERONIKA KRULL Burgberg Aus der Scheune wurde eine Turnhalle, aus der „Kreuzgalerie“ eine „Kunsthalle“. Doch die Bezeichnung „Kreuzgalerie“ solle vorerst bestehen bleiben, sagte RalfPeter Schluricke, der zweite Vorsitzende des gleichnamigen Vereins. Vor zehn Jahren schlossen sich unter der Regie von Kunstmaler Arnulf Heimhofer Bürger aus Burgberg zusammen, um das kulturelle Leben im Dorf zu fördern. Gefeiert wurde in der „Kunsthalle“, der ehemaligen Sporthalle der Gemeinde. Dorthin war Heimhofer mit seinen Werken im vergangenen Jahr umgezogen. Bürgermeister Dieter Fischer bezeichnete den Ortswechsel als eine „glückliche Fügung“, sei in der Halle doch mehr Raum für großformatige Bilder. Heike Zeller aus Burgberg setzte sich in ihrer Laudatio humorvoll mit dem Wirken des Künstlers und Vereinsvorsitzenden auseinander. Heimhofer lebe deshalb gern in Burgberg, weil es hier keine Zweitwohnungssteuer gebe. Seine Kommunikationsplattform sei das Markthaus, seine Sommerresidenz jetzt in der ehemaligen Sporthalle. Von dort habe er es auch nicht weit zu seinen Wäldern. Gerne mache ja der gelernte Schreiner seine Bilderrahmen selber, oft auch recht „schwungvoll“. „Aber vielleicht

werden die auch irgendwann zu Kunstwerken“, orakelte Zeller. Gunther le Maire, einer der vielen Schüler Heimhofers, beschäftigte sich in einem Kurzvortrag mit der Motivfindung eines Malers und dem Aufbau eines Bildes, das aus den Gegensätzen zwischen Flächen und Linien, hell und dunkel, warm und kalt, ruhig und unruhig entstehe. Catharina Stehle aus Obermaiselstein begleitete den Vereinsgeburtstag mit vielsaitigem Harfenklang. Eltern der Grundschule Burgberg hatten die Bewirtung übernommen – der Erlös kommt der Schule zugute.

Feier zu „Zehn Jahre Kreuzgalerie“ (von links): Alfons Zeller, Vorsitzender der Kulturgemeinschaft Oberallgäu, Kunstmaler Arnulf Heimhofer und sein Schüler Gunther le Maire. Foto: Veronika Krull

OBERSTDORF

Chor „Gregorianika“ stellt Album „Ora et labora“ vor

Junge Musiker präsentieren in Oberstdorf eigene Werke Beim „Forum für Neue Musik“ an der Musikschule Oberstdorf hat der Gitarrist und Komponist Professor Christoph Jäggin aus der Schweiz vor Schülern der 10. Klassen des Gymnasiums einen Vortrag über die Schriften des Philosophen Martin Heidegger zum Thema Wahrheit und Kunst gehalten. Im Anschluss

daran hatten junge Musiker die Möglichkeit, Professor Jäggin eigene Werke vorzustellen. Dabei präsentieren Benjamin Herges am Flügel, Carla Fischer auf dem Cello und Christine Althaus auf der Geige ihre Komposition „Metamorphose“. Foto/Text: Sabine Metzger

Lichtpunkte und andere Pointen Forum für Neue Musik Der Schweizer Gitarrist Christoph Jäggin zeigt mit seinen feinsinnigen Interpretationen barocker und moderner Werke in Oberstdorf und Kempten, wie lohnend genaues Hinhören sein kann VON KLAUS SCHMIDT Oberstdorf/Kempten Ein Kunstwerk öffnet eine Welt, eine ganz neue eigene Welt. Davon ist Christoph Jäggin überzeugt. Der Schweizer Gitarrist und Professor an der Musikhochschule Zürich-Winterthur tritt auch gleich beim Forum für Neue Musik den Beweis an. Er präsentiert ein Programm, das moderne Kompositionen für sechssaitige Gitarre mit barocken kombiniert. Jede für sich sei ein „ganz tolles Kunstwerk“, sagt er. Um dessen Welt erfahren zu können, müsse man allerdings ganz genau hinhören. Wann sich dieses genaue Hinhören lohne, dafür will heuer die von Hans-Jürgen Gerung für die Oberstdorfer Musikschule organisierte Veranstaltungsreihe Anregungen geben. So auch bei diesem Konzert in der Alpenländischen Galerie in Kempten, das einen Tag später im Oberstdorf-Haus wiederholt wird. Nicht der Komponist, nicht der Interpret seien wichtig, nur das Stück selbst. Ihm solle man seine ganze Aufmerksamkeit schenken, empfiehlt Jäggin im Gewölbe inmitten gotischer Kunstwerke. Solche Selbstbescheidung ehrt den Ausführenden. Doch soll man seinen Worten wirklich Glauben schenken? Wie soll ein Stück Wirkung erzielen, seine Welt entfalten, wenn der Interpret nicht solche hervorzuzaubern vermag? Und da erweist sich Jäggin an diesem Abend

nun wirklich als Magier. Wie er zum Beispiel Präludium und Tanzsuite BWV 996 von Johann Sebastian Bach deutet, das weckt einfach Begeisterungsstürme. Von Anfang an taucht Jäggin die Suite in eine lichte, fast mediterrane Stimmung, musiziert mit Schwung und Eleganz und erzeugt auf seiner Gitarre jenen duftigen Klang, der fast an eine Laute erinnert, für die das Werk ursprünglich komponiert worden war. Jeder der Sätze ist genau charakterisiert: festlich, melodienreich, warm etwa die Courante, zurückhaltend, würdevoll und ein wenig melancholisch die Sarabande, kraftvoll zupackend, bodenständig, ein wenig burschikos die Bourée. Wobei all diese Merkmale in vielen Facetten schillern und immer von einem höchst feinsinnigen Spiel geprägt sind.

Sonnenstrahlen im Wolkengrau Das lässt großen Ausdruck zu, etwa in den Auftakten des „Tombeau“ über den Tod des Grafen Logy aus der Feder des Bach-Zeitgenossen und Lautenisten Silvius Leopold Weiss. Doch solch heroischer Bardengesang ist nur eine von vielen Stimmungen, die das Stück in sich birgt. So spannt Jäggin wie selbstverständlich den Bogen zu den modernen Kompositionen, die von einem extrem vielfältigen Ausdrucksspektrum geprägt sind – auf kleinstem Raum verdichtet etwa in der Urauf-

führung des Abends, den „Lichtpunkten“ von Hans-Jürgen Gerung. Dort blitzen disharmonische Störungen im geheimnisvoll ruhigen Klangfeld wie plötzliche Sonnenstrahlen im Wolkengrau auf. Eine hochsensible Studie über feinste Tonschritte und zarteste Klangveränderungen ist das in den 70er Jahren entstandene Werk „Fresque III“ des Schweizer Komponisten Gunnar Berg (1919 1989). Es öffnet das Tor zu einer Welt meditativer Versenkung. Wesentlich diesseitiger wirkt „Resonating Past“ (Nachhall der Vergangenheit), eine Komposition die der Nordire Matthew Rowan 2010 geschaffen hat. Sie lässt verschiedene Traditionen anklingen: Zum Teil setzt sie auf das stete Wiederholen einmal eingeführter Motive und erinnert damit an Minimal Music. Zum Teil schöpft sie aber auch aus dem Folk oder den Errungenschaften der durch Benjamin Britten stark verfeinerten britischen Kunstmusik. Feine Pointen setzt Wladimir Vogel (1896 - 1984), ein Schweizer Komponist russischer Abstammung, in seiner 1936 geschriebenen Musette. Sie offenbart zum Abschluss des Konzertes noch einmal augenzwinkernd, wie vergnüglich und damit lohnend es sein kann, genau hinzuhören. Charmanter hätte Christoph Jäggin seine Beweisführung bei diesem Forum für Neue Musik kaum beschließen können.

Dialog mit dem Spiegel Theater Mit starkem mimischen Einsatz und jeder Menge Selbstironie entwickelt Eva Schroer in Sonthofen das sensible Psychogramm eines Lebens und schlägt dem Alter ein Schnippchen VON ROSEMARIE SCHWESINGER Sonthofen „Musst Du alt sein, um jung zu bleiben“, sinnierte Eva Schroer bei ihrem jüngsten darstellerischen Parforce-Ritt durch Sonthofens rappelvolle Kultur-Werkstatt. Mit 80 plus weiß die quicklebendige Entertainerin schließlich, wovon sie redet. Aus ihrem (kalendarischen) Alter hat sie nie einen Hehl gemacht – und straft den, der es nennt, gleichzeitig Lügen durch vitale Lebensfreude und eine unversiegbare Lust auf neue Erlebnisse. So mischt die gelernte Schauspielerin, passionierte Malerin und Autorin seit ihrem „Ruhestand“ im Oberallgäu die hiesige Kulturszene gehörig auf. Sie ist sozusagen omni-

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präsent – bei Lesungen und kleinen feinen Theaterstücken, bei Rezitationsabenden und Kabarett-Ausflügen. Jetzt nahm sie, gemeinsam mit ihrem „ständigen (Musik)-Begleiter“ Dr. Rainer Schmid das Alter aufs Korn. Graugewandet und mit AldiPlastiktüte sowie von Altersgebrechen beschwert, schlurft Eva Schroer auf die Bühne. Sie mimt eine betagte Frau, der jegliche Perspektive abhandengekommen ist. (So jemanden sei sie begegnet, als sie „auf den flotten Kufen ihres Autos“ gen Supermarkt fuhr, erzählt sie.) Die Frau ist alt und alleine – der einzige Gesprächspartner ist ein angestaubter Spiegel. Den poliert sie, vor dem posiert sie, damit er ihre Vergan-

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genheit widerspiegelt: Das Kind, das hübsche junge Mädchen, die selbstbewusste Frau, die Hoffnungen und die Träume.

Träume und Zweifel Mit souveräner Darstellungskunst entwickelt Eva Schroer diesen Spiegel-Dialog zu einem sensiblen Psychogramm eines (ihres?) gelebten Lebens. „Allein und ohne Zeugen“ vertraut sie dem Spiegel ihre Ängste und Zweifel, ihre Hoffnungen und Träume an. „Was soll ich mit mir und meiner unbegrenzten Freiheit anfangen?“ Zwar seien alle Strapazen wie Familie und Co bewältigt, „die Zeit wird zeitlos“ – aber gegen die Horror-Vision von „vereinsamten Grufties“ zog Eva Schroer die

Zufriedenheit und das Glücksgefühl des „vorhandenen Seins“ aus dem ideellen Ärmel. Zuvor jedoch hatte sie „das Buch ihrer Erinnerungen“ aufgeschlagen und mit persönlichen Anekdoten einer wechselvollen Künstler-Vita gespickt. Lauter „Restbestände“, die das individuelle Leben geprägt und bereichert haben. Für Eva Schroer ist das Alter kein Thema – aber „das Wunder meiner Existenz“ der Quell für immergrüne lustvolle Lebensbejahung. Mit einfühlsamer Piano-Begleitung rundete Dr. Rainer Schmid diese positive Lebensbilanz ab. Lebhafter Beifall zum Schluss – gleichermaßen für die schauspielerische Leistung von Eva Schroer wie für die inhaltliche Botschaft.

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Ihr Album „Ora et labora“ präsentiert die Gruppe „Gregorianika“ am Mittwoch, 20. Juni, um 20.30 Uhr im Oberstdorf-Haus. Das Programm umfasst klassische Choräle und eigene Hits von der neuen CD. Damit schlägt der Chor eine Brücke zwischen der Mystik des „gregorianischen“ Mittelalters und der Gegenwart. Mit seinen Eigenkompositionen, die das Klassische mit dem Modernen verknüpfen, will das Ensemble das Publikum auf eine spirituelle Reise führen – in eine Welt der Besinnung und Meditation. Karten gibt es in der Tourist-Information Oberstdorf, Telefon 08322/700-290, und in den Medienshops des Allgäuer Anzeigeblatts in Sonthofen und Immenstadt, Telefon 08323/802-150. (pm) SONTHOFEN

Modern Jazz Orchestra aus München gastiert Das Munich Modern Jazz Orchestra gastiert am Freitag, 22. Juni, um 20 Uhr in der Sonthofer KulturWerkstatt. Das Münchner Ensemble hat sich modernem Big-BandJazz von Hard und Post Bop bis zu zeitgenössischen Titeln verschrieben. Darunter finden sich Eigenkompositionen, aber auch klassisches Repertoire von Jazzgrößen wie Charles Mingus oder Herbie Hancock. Hinter dem musikalischen Konzept stehen zwei Bandleader, der Münchner Pianist und Komponist Stefan Radtke und der Tenorsaxophonist Klaus Nachtweyh. Karten für diese Veranstaltung des Sonthofer Kleinkunstvereins gibt es in der Kultur-Werkstatt unter Telefon 08321/2492. (pm) OBERSTAUFEN

Kurt Simmeth liest aus Krimi und Reisebericht Mit einer Lesung bereichert Kurt Simmeth die Kunstausstellung des Künstlerkreises Oberstaufen, dem er selber angehört. Der Westallgäuer Autor und Maler präsentiert am Freitag, 22. Juni, um 19 Uhr im Oberstaufner Kurhaus „Streifzüge durch Prosa, Krimi und satirischen Reisebericht“. Dabei bietet er auch erste Kostproben aus seinem neuen Krimi, der im Herbst erscheinen soll. Es ist der dritte Fall, den Hauptkommissar Specht bearbeitet – nach „Die Strohhutmorde“ und „Der Tod trägt Regenbogenfarben“. Die Lesung begleitet das Duo Virtuoso mit Akkordeon und E-Bass. (pm) IMMENSTADT

Sternmarsch der Musikkapellen Unter dem Motto „Sonnwend-Parade“ findet am Donnerstag, 21. Juni, um 19.30 Uhr in Immenstadt ein Sternmarsch der sechs Immenstädter Musikkapellen statt. Die Musikkapellen Akams, Bühl, Diepolz, Eckarts, Immenstadt und Stein ziehen mit Marschmusik auf den Marienplatz und musizieren anschließend gemeinsam zur Unterhaltung. Die Veranstaltung wird voraussichtlich eine Stunde dauern und findet nur bei gutem Wetter statt. (pm) GRÄN/TANNHEIMER TAL

A-cappella-Lieder mit den „Weizenguys“

„Die Zeit wird zeitlos“: Eva Schroer als alte Frau im Selbstgespräch. Foto: ros

18. 6. 2012

17:37:12

Die Ostallgäuer Gemeinde Eisenberg/Zell hat eine Superstar-Jury à la Dieter Bohlen nicht mehr nötig – sie hat ihre Boygroup bereits gefunden: Die „Weizenguys“ – ein Logopäde, ein Maschinenbauer, ein Schlosser, ein Zimmerer, ein Konstrukteur und ein Qualitätsmanager – versetzen ihre Fans mit frivolen, lustigen und lebendigen A-cappella-Darbietungen in Hochstimmung. Am Freitag, 22. Juni, gastiert das Ensemble bei den Kleinkunsttagen im Tannheimer Tal. Das Sextett tritt um 20.30 Uhr im Gemeindesaal in Grän auf. Karten gibt es an der Abendkasse sowie beim Tourismusverband des Tals, Telefon 0043-5675/62200. (pm)