Kleine weiße Würfel? Das Bauhaus, De Stijl und ihre ersten

Ebenso reizvoll wie die Tatsache, dass keiner der beiden Architekten zuvor schon ...... zeitgenössische Reaktionen auf das jeweilige Gebäude, während Kapitel ...
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Sonja Stadje

Kleine weiße Würfel? Das Bauhaus, De Stijl und ihre ersten realisierten Bauten - eine Architekturbetrachtung

Stadje, Sonja: Kleine weiße Würfel? Das Bauhaus, De Stijl und ihre ersten realisierten Bauten – eine Architekturbetrachtung. Hamburg, disserta Verlag, 2015 Buch-ISBN: 978-3-95935-106-5 PDF-eBook-ISBN: 978-3-95935-107-2 Druck/Herstellung: disserta Verlag, Hamburg, 2015 Covermotiv: © laurine45 – Fotolia.com

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Vorwort Im Jahr 2001 habe ich den Namen Gerrit Rietvelds zum ersten Mal gehört: im ersten Semester meines Architekturstudiums bekam ich ihn als Referatsthema in der Reihe „Große Architekten“ zugeteilt. Kurze Zeit später besuchten eine Freundin und ich zum ersten Mal das Schröderhaus und weitere Gebäude Rietvelds in Utrecht. Ich weiß noch, dass ich ganz begeistert davon war, mit welchem Ideenreichtum und mit welcher Liebe zum Detail Rietveld seine Entwürfe realisierte und wie viel spielerisch anmutende Leichtigkeit in den Objekten steckt. Ich stellte mir Rietveld als einen humorvollen Menschen vor, der in dem, was er tut, sein Bestes gibt und trotzdem immer ein Augenzwinkern parat hat. Da die Arbeit mit Rietvelds Werken mir immer sehr viel Freude bereitet hat, entwickelte ich die darauf basierende Idee, einen Vergleich mit einem anderen Gebäude der frühen Klassischen Moderne anzustellen: im Dossier der UNESCO zum Schröderhaus war mir erstmals das Haus am Horn begegnet. Erste Recherchen ergaben schnell, dass es sich um das erste, sogenannte Versuchshaus des Bauhauses handelt. Je mehr ich herausfand, umso spannender erschien mir ein Vergleich der beiden kleinen Häuser: nicht nur heben sie sich durch ihre frühe Erbauungszeit und ihre rationale Dimensionierung von den bekannten Villen der Klassischen Moderne ab, die oft wenige, aber entscheidende Jahre später errichtet wurden. Ebenso reizvoll wie die Tatsache, dass keiner der beiden Architekten zuvor schon einmal ein Haus realisiert oder nur angedacht hatte, erschien mir der künstlerische Hintergrund: hinter beiden Häusern steht eine Strömung der Moderne, die das, was wir heute mit dieser Zeit assoziieren, entscheidend mitgeprägt hat - die niederländische Künstlergruppe De Stijl ebenso wie das Bauhaus als Schule für Architektur und Gestaltung. An dieser Stelle möchte ich Herrn Prof. Dr.-Ing. P. Paul Zalewski, M.A. und Herrn Dipl.-Phil. Adalbert Behr dafür danken, dass sie die Idee zu dieser Studie unterstützt haben. Diese Studie ist unter anderem entstanden, weil es Prof. Johann Daniel Thulesius 2001 geschafft hat, mich für Baugeschichte und Architekturtheorie zu begeistern und Prof. Bernd Göttert im Fach Altbausanierung und -Umnutzung daran anknüpfte. Sie ist auch entstanden, weil mir Ir. Niek Bisscheroux den Architekturunterricht in den

Niederlanden schmackhaft machte und ich 2005-2006 auch ohne Bachelorabschluss Gaststudent im Masterprogramm der Academie van Bouwkunst Masstricht sein durfte. Danke! Mein Dank gilt auch Andrzej Karbinski und Jacek Kozikowski, meinem Grabungsleiter-Dreamteam, für alles, was ich 2009-2010 von ihnen, kombiniert mit großem Spaß an der Arbeit, gelernt habe. Er gilt Melanie Wiegert-Richter und Dr. Mathias Wiegert, die ab 2011 meine Entscheidung zum berufsbegleitenden Studium begrüßten und dieses in vielfacher Hinsicht unterstützten. Alle vier haben mein Berufsfeld nachhaltig auf die (Boden-)Denkmalpflege ausgeweitet, indem sie mir viel zutrauten und mich „machen ließen“. Lieben Dank dafür! Ein Dank geht auch an das Team der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel, das mich bestens mit Literatur versorgt hat und das bei der Organisation der vielen Fernleihen sehr hilfsbereit und freundlich war und darüber hinaus immer ein beruhigendes oder motivierendes Wort für mich hatte – Danke! Ein großes Dankeschön gilt weiterhin Nicole Brunotte für ihr Feedback und ihre textliche und mentale Unterstützung und Nicole Adelt für mein buntes „guiding light“, die Inspiration und die viele motivierende Musik. Meiner Mutter Karin Kapica danke ich für ihr Feedback und die Exkursionsbegleitung, und ein weiteres dickes Dankeschön geht an Natascha Schmitz für die schöne Tiefenentspannung. Weitere Unterstützer waren: Kim Fleckenstein, Veit Lindau und das Zucker-Team. Überhaupt nicht entstanden wäre diese Studie ohne meinen Lieblingsarchäologen, Lieblingskoch und Lieblingsgatten Nils Stadje. Der Dank an dich sprengt den Umfang dieses Buches! Schladen, im Juli 2014

Inhalt 1

Einführung ....................................................................................................................... 11 1.1

Kurzer Abriss der historischen Ereignisse .............................................................. 15

1.1.1

Der erste Weltkrieg ........................................................................................... 15

1.1.2

Kriegsende und Neubeginn .............................................................................. 16

1.1.3

Das Bedürfnis nach Erneuerung in der Kunst .................................................. 17

1.2

Einordnung in die Architekturgeschichte.................................................................. 18

1.2.1

Die Entstehung neuer Aufgabenfelder der Architektur ..................................... 18

1.2.2

Wegbereiter der Moderne in Europa ................................................................ 19

1.2.2.1 Der Deutsche Werkbund ............................................................................... 19 1.2.2.2 Der Jugendstil ............................................................................................... 20

2

1.2.3

Internationaler Einfluss ..................................................................................... 20

1.2.4

Die „neue” Generation: Walter Gropius ............................................................ 21

1.2.5

Der Arbeitsrat für Kunst .................................................................................... 21

1.2.6

Die „neue” Generation: J. J. P. Oud ................................................................. 22

1.2.7

Von der Utopie zur gebauten Realität ............................................................... 22

De Stijl und das Bauhaus: Strömungen der Moderne ..................................................... 24 2.1

De Stijl...................................................................................................................... 24

2.1.1

Protagonisten.................................................................................................... 25

2.1.2

Das Manifest als Grundlage ............................................................................. 26

2.1.3

Ideen und Ziele von De Stijl .............................................................................. 26

2.1.4

De Stijl als Gruppe ............................................................................................ 27

2.1.5

Der Architekt ..................................................................................................... 28

2.1.5.1 Rietvelds Werdegang .................................................................................... 29 2.1.5.2 Rietvelds Kontakt zur Künstlergruppe De Stijl .............................................. 31 2.1.5.3 Motivation ...................................................................................................... 33 2.2

Das Staatliche Bauhaus in Weimar ......................................................................... 35

2.2.1

Die Gründung des Bauhauses.......................................................................... 35

2.2.2

Das „Bauhaus-Manifest“ als Grundlage ............................................................ 36

2.2.3

Unterricht am Staatlichen Bauhaus in Weimar ................................................. 37

2.2.4

Protagonisten.................................................................................................... 39

2.2.5

Der Architekt ..................................................................................................... 39

2.2.5.1 Muches Werdegang ...................................................................................... 40 2.2.5.2 Muches Motivation ........................................................................................ 41 2.2.5.3 Hinwendung zur Architektur .......................................................................... 42 3

Der Anlass zum Bau ....................................................................................................... 43

3.1

3.1.1

Die Planung einer Bauhaussiedlung................................................................. 43

3.1.2

Die Ausstellungsplanung unter politischem Druck ............................................ 45

3.2 4

Anlass zum Bau des Hauses am Horn .................................................................... 43

Anlass zum Bau des Schröderhauses ..................................................................... 47

Das Haus am Horn und das Schröderhaus im Vergleich ................................................ 50 4.1

Das Haus in seiner Umgebung ................................................................................ 51

4.1.1

Städtebaulicher Kontext des Hauses am Horn ................................................. 51

4.1.1.1 Die Stadt Weimar .......................................................................................... 51 4.1.1.2 Das Grundstück ............................................................................................ 52 4.1.1.3 Lage und Orientierung des Hauses .............................................................. 53 4.1.2

Städtebaulicher Kontext des Schröderhauses .................................................. 54

4.1.2.1 Die Stadt Utrecht ........................................................................................... 54 4.1.2.2 Das Viertel Schildersbuurt............................................................................. 55 4.1.2.3 Das Grundstück ............................................................................................ 55 4.1.2.4 Lage und Orientierung des Hauses .............................................................. 56 4.1.3 4.2

Gemeinsamkeiten und Unterschiede ................................................................ 57

Der Baukörper.......................................................................................................... 58

4.2.1

Baukörper des Hauses am Horn ...................................................................... 58

4.2.2

Baukörper des Schröderhauses ....................................................................... 61

4.2.3

Gemeinsamkeiten und Unterschiede des Erscheinungsbildes ......................... 63

4.3

Materialität und Konstruktion ................................................................................... 66

4.3.1

Materialität und Konstruktion Haus am Horn .................................................... 66

4.3.2

Materialität und Konstruktion Schröderhaus ..................................................... 69

4.3.3

Gemeinsamkeiten und Unterschiede ................................................................ 72

4.4

Raumstruktur und Funktionalität .............................................................................. 74

4.4.1

Raumstruktur und Funktionalität des Hauses am Horn .................................... 74

4.4.2

Raumstruktur und Funktionalität des Schröderhauses ..................................... 78

4.4.2.1 Das Erdgeschoss: die „Arbeitsetage“ ............................................................ 79 4.4.2.2 Das Obergeschoss: die „Wohnetage“ ........................................................... 81 4.4.3 4.5

Gemeinsamkeiten und Unterschiede ................................................................ 83

Innenausstattung und Farbgestaltung ..................................................................... 86

4.5.1

Innenleben Haus am Horn ................................................................................ 86

4.5.1.1 Innenausstattung und Möblierung ................................................................. 86 4.5.1.2 Die farbige Gestaltung des Inneren .............................................................. 87 4.5.2

Das Innere des Schröderhauses ...................................................................... 88

4.5.2.1 Innenausstattung und Möblierung ................................................................. 88 4.5.2.2 Die farbige Gestaltung des Inneren .............................................................. 89

4.5.3 4.6

Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Innengestaltung ............................... 91

Rezeption und Kritik ................................................................................................. 92

4.6.1

Haus am Horn................................................................................................... 92

4.6.2

Schröderhaus ................................................................................................... 93

4.7

Das Gebäude im Wandel der Zeit ............................................................................ 95

4.7.1

Das Haus am Horn von 1923 bis heute ............................................................ 95

4.7.1.1 Bewohnbarkeit und Umgestaltung ................................................................ 95 4.7.1.2 Die Restaurierung ......................................................................................... 97 4.7.1.3 Unterschutzstellung und heutiger Status ...................................................... 99 4.7.2

Das Schröderhaus von 1924 bis heute ........................................................... 101

4.7.2.1 Bewohnbarkeit und Umgestaltung .............................................................. 101 4.7.2.2 Die Restaurierung des Schröderhauses ..................................................... 102 4.7.2.3 Unterschutzstellung und heutiger Status .................................................... 104 4.7.3

Gemeinsamkeiten und Unterschiede .............................................................. 105

5

Epilog ............................................................................................................................ 106

6

Abschließende Betrachtung und Ausblick ..................................................................... 108

7

Literaturverzeichnis ....................................................................................................... 110

8

Abbildungsverzeichnis .................................................................................................. 115

1

Einführung

In dieser Studie werden zwei kleine Häuser miteinander verglichen: das Haus am Horn in Weimar, das im Jahr 1923 durch Georg Muche entworfen wurde, und das Schröderhaus in Utrecht, das Gerrit Rietveld 1924 plante und erbaute. Hinter beiden Häuser steht jeweils eine einflussreiche avantgardistische Strömung der Klassischen Moderne der 1920er Jahre, die mit allen bisherigen Traditionen brach und - typisch für diese Zeit - die Architektur in ihren „Prozess der Konfrontation und der Klärung“1 einbezog: die Künstler der Gruppe De Stijl mit Wurzeln in den Niederlanden und die deutsche Hochschule für Gestaltung mit dem vollen Namen Staatliches Bauhaus in Weimar. Ein Vergleich muss hier, um dem Gegenstand gerecht zu werden, in beiden Fällen über die reine Beschreibung und Analyse der Architektur mit ihren Gemeinsamkeiten und Unterschieden hinausgehen. So ist das Haus am Horn nicht nur ein „kleiner weißer Würfel“; es ist auch das erste Haus, an dem das Bauhaus sein Programm des „großen Baus“ unter Beteiligung aller künstlerischen Disziplinen in Form seiner Werkstätten umsetzen konnte. Das Schröderhaus ist gleichwohl nicht nur das bunte Zuhause, das sich die junge Witwe Truus Schröder bauen ließ, sondern auch das erste Gebäude, an dem die Prinzipien der Künstlergruppe De Stijl vollkommen realisiert wurden. Daher beschränkt sich diese Studie nicht nur auf die Architekturbeschreibung, sondern beleuchtet auch die beiden Gruppen sowie die zugrunde liegenden historischen, gesellschaftlichen und künstlerischen Aspekte. Beide Häuser sind gleich in mehrfacher Hinsicht mit dem Betreten von Neuland verbunden: im Haus am Horn wurde erstmals das Programm des Bauhauses in ein konkretes Bauvorhaben umgesetzt; das gleiche gilt für die Realisierung der gestalterischen Prinzipien von De Stijl im Schröderhaus. Sowohl das Bauhaus wie auch De Stijl hatten ihre Programme 4 beziehungsweise 6 Jahre zuvor in Form eines Manifestes öffentlich verkündet. Beide Gruppen hatten durchaus konkrete Vorstellungen, wie die Zukunft des Bauens auszusehen habe, und den Gebäuden waren in beiden Fällen mehrere Jahre der Theorie und des modellhaften Entwurfes von Architekturvisionen vorangegangen. Die Architekten der beiden Gebäude – der expressionistische Maler Georg Muche und der Möbeltischler Gerrit Rietveld 1

Müller et al. 2008, S. 507

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– hatten nie zuvor ein Haus geplant und gebaut. Beiden Häusern haftet der experimentelle Charakter eines „Versuchs“ oder auch „Musters“ an, und beide sind heute nicht nur ein Gegenstand der Denkmalpflege, sondern auch als solcher in die UNESCO-Liste des Welterbes eingetragen. Im Folgenden werden im Vorfeld der Architekturbetrachtung zunächst die Kunstströmungen und ihre wichtigsten Protagonisten, die Architekten und der jeweilige Bauanlass detaillierter vorgestellt, um einen umfassenden Einblick in die Zeit und die Häuser als Kinder ihrer Zeit zu vermitteln. Kapitel-Überblick:

Das erste Kapitel dieser Studie gibt einen Einblick in die geschichtlichen Zusammenhänge: im Teilkapitel 1.1 wird in einem kurzen Abriss die Entwicklung neuer Kunsttendenzen aus den Zerrüttungen des Ersten Weltkrieges geschildet. Im Teilkapitel 1.2 wird die Entwicklung des architektonischen Kontextes dargestellt. Das Kapitel 2 befasst sich detaillierter mit der De Stijl-Gruppe und dem Bauhaus und ihren wichtigsten Programmpunkten und Vertretern. Außerdem werden die Architekten vorgestellt und ihr Verhältnis zu der betreffenden Kunstströmung betrachtet. Kapitel 3 befasst sich näher mit den Bauanlässen zum jeweiligen Gebäude. Den Hauptteil stellt der Vergleich der zwei Gebäude in Kapitel 4 dar: im Teilkapitel 4.1 geht es um den Zusammenhang von Gebäude und Umgebung. Im Teilkapitel 4.2 wird der jeweilige Baukörper näher betrachtet. Im Teilkapitel 4.3 werden die Materialität und die Konstruktion der Häuser verglichen, und im Teilkapitel 4.4 steht der Blick auf die Raumstruktur und die Funktionalität im Fokus. Kapitel 4.5 befasst sich mit der Gestaltung im Inneren und der Farbigkeit. In Kapitel 4.6 findet sich ein Überblick über zeitgenössische Reaktionen auf das jeweilige Gebäude, während Kapitel 4.7 die geschichtliche Entwicklung der Häuser bis in die Gegenwart darstellt und auch die wesentlichen Nutzungen und Umbauten präsentiert sowie die Geschichte der Unterschutzstellung und Restaurierung bis zum heutigen Status als gelistetes Welterbe der UNESCO. Kapitel 5 schildert in Form eines Epiloges den weiteren Werdegang der Architekten, und Kapitel 6 fasst die Ergebnisse dieser Studie zusammen und gibt einen Ausblick in die Zukunft.

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Literatur-Überblick:

Generell kann man sich nicht über einen Mangel an Bauhaus-Publikationen beklagen; bei De Stijl sieht die Lage insbesondere im deutschsprachigen Raum etwas anders aus. Das Haus am Horn wurde, nach vielen vorangegangenen Artikeln in Tageszeitungen und Fachzeitschriften, 1925 erstmals umfassend als drittes Buch der Reihe „Bauhausbücher“ publiziert (Meyer 1925). Nachdem das Bauhaus von Weimar nach Dessau umzog, geriet das Haus aus dem Fokus des Interesses und nahezu in Vergessenheit. Erst zu seinem 50. Geburtstag erschien in einer Fachzeitschrift mit Behr 1973 wieder ein umfassender Beitrag über das Haus, der sich neben der Architektur auch mit der Geschichte der Entstehung und den auftauchenden Schwierigkeiten auseinandersetzt. Einige Jahre darauf wurde das Haus am Horn im Katalog zur Ausstellung des Bauhaus-Archivs über das Werk Georg Muches von 1912-1927 (Bauhaus-Archiv Berlin 1980) in einem Beitrag von Wolsdorff ausgeführt. Noch detaillierter wurden das Haus am Horn und die vorangegangene Bauhaus-Siedlungsplanung in Winkler 1993 beschrieben, worin die gesamte architektonische Hinterlassenschaft des Bauhauses aus Weimarer Zeit aufgearbeitet ist. Zur Restaurierung im Anschluss an die UNESCO-Listung erschienen 1999 und 2000 mit Sparkassen-Kulturstiftung 1999 und Rudolf 2000 zwei Sammelwerke, die neben der Geschichte des Hauses auch seine Entwicklung bis in die Gegenwart, vorgenommene Änderungen und Restaurierungen, den Rückbau und die Konzeptionierung einer zukunftsfähigen Nutzung thematisieren; letzteres Werk ist dem erstgenannten dabei ähnlich, aber detaillierter. Kurz danach wurde mit Matz 2001 eine (vermutliche) Abschlussarbeit publiziert, die neben dem Haus am Horn als Mittelpunkt zwar zunächst recht spannend die Hintergründe seines Entstehens eruiert, über deren Fazit sich die Verfasserin aber dann sehr wunderte. Neben dem Haus am Horn als Thema ist die Lektüre von Muche 1965 sehr interessant für einen Einblick in das Leben und Denken Georg Muches, und in der Biographie von Walter Gropius - Isaacs 1983 – gibt es eine Menge an Hintergrundinformationen aus dem Leben und Miteinander des Bauhauses und seiner Protagonisten.

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