König Laurin

25.06.2013 - Genre: Kinderfilm, Literaturverfilmung. Produktion: Schweiz/Deutschland 2015. Regie: Alain Gsponer. Altersempfehlung: ab 7 Jahren. FSK: o.A.
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Filmauswahl 2017 | 2018

AUTONOME PROVINZ BOZEN - SÜDTIROL Abteilung Deutsche Kultur Amt für audiovisuelle Medien

01 Broschure 2013_14.indd 1

PROVINCIA AUTONOMA DI BOLZANO - ALTO ADIGE Ripartizione Cultura tedesca Ufficio audiovisivi

25.06.2013 11:58:47 Uhr

Vorwort Zu den Kompetenzen, die in einer Mediengesellschaft unabdingbar sind, gehört auch der Umgang mit dem Medium Film. Filmbildung ist somit Teil der umfassenden Medienbildung. Filme faszinieren durch ihre Verbindung von Fantasie und Wirklichkeit, sie entführen ihre Zuschauerinnen und Zuschauer aus dem Alltag und ermöglichen die Identifikation mit anderen Menschen und fremden Kulturen. Film gehört somit zur Kultur, ist Ausdrucksmittel und prägt unseren Alltag. Aus diesem Ansatz heraus haben wir das Projekt „Kinderkino in der Schule“ entwickelt. Beim „Kinderkino“ können Filme aus einem breiten Angebot frei nach den jeweiligen Interessen der Beteiligten gewählt werden. Die Filme sind meist etwas weiter von den üblichen Sehgewohnheiten der meisten Kinder entfernt. Eine Bearbeitung vor und nach dem „Kinobesuch“ ermöglicht deshalb einen besseren Zugang dazu. Das sprachliche, zeichnerische und mimisch-gestische Nachvollziehen eröffnet einen tieferen Umgang mit der Filmerzählung. Um eine solche Vor- und Nachbearbeitung für Lehrerinnen und Lehrer zu erleichtern, stellen wir in dieser Broschüre in einer allgemeinen Einleitung eine Vielzahl von Möglichkeiten der Filmbearbeitung vor. Außerdem finden sich zu fast allen Filmen ausführliche Arbeitsunterlagen. Zur besseren Einstimmung auf dem Film werden den Schulen Filmplakate und Eintrittskarten zugesandt. Wir freuen uns auch heuer wieder Filme zu zeigen, die für alle Beteiligten ein Erlebnis und hoffentlich eine bereichernde Erfahrung sein werden.

Amtsdirektorin Dr. Barbara Weis

Projektleiterin Dr. Heidrun Hilber

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INHALTSVERZEICHNIS EINLEITUNG

S. 3

VORSCHLÄGE FÜR DIE ARBEIT MIT KINDERFILMEN IN DER SCHULE

S. 4

FILME: Auf Augenhöhe

NEU

Das magische Haus Die Melodie des Meeres

NEU

Emil und die Detektive

ab 8 Jahren

S. 19

ab 6 Jahren

S. 21

ab 7 Jahren

S. 22

ab 8 Jahren

S. 32

Ente gut!

NEU

ab 8 Jahren

S. 35

Heidi

NEU

ab 6 Jahren

S. 39

König Laurin

NEU

ab 8 Jahren

S. 46

Paddington

ab 6 Jahren

S. 51

Zoomania

ab 7 Jahren

S. 58

Bitte achten Sie auf die Altersangaben: ab 6 Jahren: geeignet für 1. – 5. Klasse ab 8 Jahren: geeignet erst ab 3. Klasse Tipp: Sie können sich den Film jederzeit auch vorher im Amt für Film und Medien ausleihen. Den Film können Sie dann bei Ihrer Sammelstelle abholen und in Ruhe anschauen. Das erleichtert die Vor- und Nachbereitung des Films in der Schule. Sollten Sie den Film für Ihre Arbeit auch nach der Vorführung benötigen, informieren Sie uns bitte rechtzeitig. Der Film kann dann an der Schule bleiben, falls er nicht anderweitig benötigt wird!

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EINLEITUNG Warum lohnt es sich, Spielfilme in der Schule einzusetzen? Neben Fernsehen und Computer stellt der Film mit seinem speziellen Erlebnischarakter einen wichtigen Bestandteil kultureller Sozialisation von Kindern und Jugendlichen dar. Kinderkino bietet für Kinder eine Fülle von Geschichten und Inhalten, die differenzierte Antworten auf die Fragen der Kinder geben. Gute Kinderfilme lassen Raum für Kinderträume und Kindersehnsüchte. Sie erfüllen das kindliche Bedürfnis nach Spaß, Abenteuer, Fantastischem und Märchenhaftem ebenso wie nach Lebens- und Wirklichkeitserklärung. Sie stärken das Selbstbewusstsein der Kinder, indem sie die Kinder ernst nehmen. Kino ist ein Ort der „großen Gefühle“; dort dürfen Gefühle gezeigt und ausgelebt werden. Kino bedeutet auch „Verzauberung auf Zeit“.

Was ist ein guter Kinderfilm? „Jeder für Kinder verständliche, ihrem Alter entsprechende, für ihre Entwicklung förderliche und sie interessierende Film ist auch ein guter Kinderfilm.“ Gute Kinderfilme sind Produktionen, ☺ in denen die Kinder ihre eigene Welt erkennen und ihren Träumen und Sehnsüchten nachhängen können, ☺ die sie für die Freuden und Leiden anderer Menschen sensibilisieren, ☺ die zeigen, wie Konflikte entstehen und wie man sie lösen kann, ☺ die ihnen Mut machen, Utopien zu entwerfen, ☺ die ihre Geschichten ohne „pädagogischen Zeigefinger“ erzählen ☺ die ein Bewusstsein für Qualität entwickeln und kommerzielle Manipulation durchsichtig machen, ☺ die behutsam, aber wahrheitsgemäß mit den Realitäten des Lebens bekannt machen; dazu zählen z. B. Filme, die über die Trennung von Eltern erzählen und Geschichten, in denen Krankheit und Tod nicht ausgespart werden, ☺ die die Kinder als Person mit ihren Gefühlen und Gedanken ernst nehmen, die aber nicht auf das künftige Erwachsenensein hindrillen. Aufgaben und Ziele der Filmarbeit in der Schule Mit der Arbeit am und mit dem Film wollen wir Kindern und Jugendlichen ⇒ Hilfen geben, sich im Wahrnehmungsdschungel der heutigen Zeit zurechtzufinden, d.h. unterscheiden zu lernen zwischen vordergründiger Unterhaltung und anspruchsvollen Filmen; ⇒ Zugänge zu unterschiedlichsten Themen ermöglichen; ⇒ Bei ihnen mit Literaturverfilmungen Interesse am Buch wecken; ⇒ Alternative zum passiven Konsum bieten, z. B. durch den kreativen Umgang mit Filmen und filmbegleitenden Mitmachaktionen; ⇒ Identifikationsmöglichkeiten vorstellen

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Vorschläge für die Arbeit mit Kinderfilmen in der Schule Vor dem Film Mit dieser Broschüre erhalten sie auch Eintrittskarten. Diese können vor dem Film ausgeteilt werden. Gleichzeitig können diese Eintrittskarten auch als Einreißzettel verwendet werden, indem nach dem Film das Gesicht, das die Stimmung über den Film am Treffendsten wiedergibt, eingerissen oder angekreuzt wird. Diese Methode eignet sich hervorragend als Einstieg für ein Filmgespräch nach der Vorführung. Weiters kann eine Einführung folgende Punkte enthalten: Informationen zum besseren Verständnis des Films, d.h. Informationen, die sich aus dem Film nicht erschließen, aber zum Gesamtverständnis notwendig sind, z. B. bei zeitgeschichtlichen Filmen oder Filmen aus fremden Ländern oder fremden Kulturen. Informationen über die Filmemacher, über die Autoren, z. B. bei Kinderbuchverfilmungen Für jüngere Zuschauer ist die gegenständliche Einstimmung geeignet. Ein Ding, das im Film eine Schlüssel-Funktion einnimmt, wird vorgestellt, um in der Nacharbeit nochmals aufgegriffen zu werden. Spielerischen Charakter haben die atmosphärischen Einführungen, die die Dekoration des Klassenraumes oder das Vorspielen der Filmmusik, um die Grundstimmung des Films greifbar und lebendig zu machen. Tipp: Sie können sich den Film jederzeit auch vorher im Amt für Film und Medien ausleihen. Den Film können Sie dann bei Ihrer Sammelstelle abholen und in Ruhe anschauen. Das erleichtert die Vor- und Nachbereitung des Films in der Schule. Sollten Sie den Film für Ihre Arbeit auch nach der Vorführung benötigen, informieren Sie uns bitte rechtzeitig. Der Film kann dann an der Schule bleiben, falls er nicht anderweitig benötigt wird!

Nach dem Film

Filmgespräche führen Die klassische Methode der Filmerziehung ist das Filmgespräch. Mithilfe der Einreißzettel (bzw. Eintrittskarten), die vor der Filmvorführung verteilt wurden, soll jeder Zuseher auf die Frage „Wie hat mir der Film gefallen?“ ohne langes Nachdenken diesen Zettel an der für ihn zutreffenden Stelle einreißen. Der/die Lehrer/in oder ein/eine Schüler/in sortiert die Einreißzettel und erhält eine erste Grobmeinung der Gruppe über den Film. Aus den Fragen nach der Begründung, ob der Film gefallen/nicht gefallen hat, entsteht sehr rasch eine rege Filmdiskussion. Interessant ist auch der Vergleich zwischen der

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spontanen Meinung nach dem Film und der (oft geänderten) Ansicht nach einem intensiven Filmgespräch. Brainstorming Ein Brainstorming lässt sich schriftlich und mündlich, im Plenum oder auch in Kleingruppen durchführen. Entscheidend ist, dass jeder Beitrag Gehör findet und zunächst keine Bewertung vorgenommen werden darf. Ziel dieser Kreativitätstechnik ist die Produktion möglichst vieler Lesearten, Gedanken, Assoziationen zum gesehenen Film. Das gesammelte Material kann im Anschluss Impulsgeber für ein Filmgespräch sein. Bewegungsspiele Ziel dieser Methode ist es erstmal Bewegung ins junge Publikum zu bringen, nachdem sie so lange gesessen sind. Bsp: Alle aufstehen und Platz wechseln - die gerne ins Kino gehen - die gerne Fernsehen gucken - denen der Film gut gefallen hat - die jetzt müde sind oder Beispiele für Aussagen, die etwas mit dem Film zu tun haben: Alle aufstehen und Platz wechseln, die - schon einmal ein Tier gerettet haben - gerne Schokolade mögen - auch schon mal mit Vater oder Mutter eine Auseinandersetzung hatten - die Wissen, wo Kanada liegt - usw. Die 6 – 3 – 5 Methode Verwandt mit dem Brainstorming ist die 6-3-5 Methode. Sie bedeutet in Worten übersetzt: Sechs Teilnehmer bzw. Teilnehmerinnen schreiben jeweils drei Ideen in fünf Minuten auf. Alle Mitglieder einer sechsköpfigen Arbeitsgruppe notieren auf vorbereiteten Formblättern Assoziationen zu einer (oder mehreren) Impulsfrage(n). Die beschriebenen Blätter werden zu einem vom vorgegebenen Zeitpunkt im Uhrzeigersinn weitergegeben, sodass nun die Möglichkeit besteht, sich von den Assoziationen der anderen inspirieren zu lassen und ggf. wiederum schriftlich Bezug zu nehmen. Die 6-3-5 Methode kann beliebig variiert werden. Beispielsweise können jeweils vier Schüler in drei Minuten drei Ideen produzieren (4-3-3). Zur Vorbereitung eines Filmgesprächs bietet es sich an, das Formblatt wie folgt zu strukturieren: Frage zum Film

Aussage

Stellungnahme

Im verabredeten Zeitraum haben die Schülerinnen und Schüler nun Gelegenheit, Fragen, Aussagen und Stellungnahmen zum Film in die Tagelle einzutragen. Anschließend werden die Blätter weitergegeben. Nun können Antworten auf Fragen gegeben, Stellungnahmen zu bereits gemachten Aussagen oder Fragen zu Stellungnahmen an der entsprechen 5

Stelle in der Tabelle ergänzt werden. Nach vier Durchgängen (bei Vierergruppen) liest jeder Schüler bzw. jede Schülerin sein Blatt dem Plenum vor. Titel finden lassen Die Schülerinnen und Schüler finden einen (Alternativ-)-Titel oder einen Untertitel für den Film und bringen ihre zentrale Leseart dadurch in einer komprimierten verbalen Form zu Ausdruck. Es gilt dabei den Kern, den zentralen Gedanken, das Thema des Films verbal zu fassen. Alternativ können sich Schülerinnen und Schüler auch ein anderes Filmende ausdenken.

Filminhalt erfassen Die W-Fragen sind geeignet, um sich dem Handlungsrahmen systematisch anzunähern. Wo spielt die Handlung? Wer ist beteiligt? Was passiert? Wie passiert es? Warum passiert es? Wann passiert es? Welche Folgen hat das Geschehen? Filmquiz Die Lehrperson hat verschiedene inhaltliche Fragen zum Film vorbereitet. Sie teilt die Klasse in mehrere Mannschaften. An der Tafel (oder Overhead) befindet sich eine Zahlenmatrix . Hinter den Zahlen verbergen sich die Fragen. Der Zahlenwert gibt sowohl den Schwierigkeitsgrad (20 = leicht, 100 = schwer) als auch die Punktezahl an, die eine Mannschaft im Falle einer richtigen Antwort erhält. Die erste Mannschaft darf sich nun eine Frage aussuchen. Wird sie richtig beantwortet, geht der entsprechende Wert auf das eigene Punktekonto über. Bei einer falschen Antwort wird die Frage an die nächste Mannschaft weitergeleitet, die dann die Möglichkeit hat, zusätzliche Punkte zu gewinnen. 20 40 60 80 100

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Alternativ können die Schülerinnen und Schüler an der Erstellung des Quiz beteiligt werden. Sie überlegen sich in kleinen Gruppen Fragen zum gesehenen Film und stellen sie sich gegenseitig in einem Wettbewerbskontext. Fragetopf Von der/dem Lehrer/in werden allgemeine oder spezielle Fragen zum Film auf schmale Streifen/Zettel (siehe Kopiervorlage S. 8) geschrieben. Jeder Teilnehmer zieht eine Frage und beantwortet sie nach kurzer Bedenkzeit .

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Kopiervorlage Fragetopf Welches Thema behandelt der Film? An welche Textstelle (an welchen Satz) erinnerst du dich noch? In welcher Haut einer Filmfigur möchtest du am ehesten stecken? Welche Rolle ist eine hervorragende Besetzung/Fehlbesetzung? Welche Stellen des Films empfindest du als übertrieben? Was ist in diesem Film unglaubwürdig? Welche Gefühle weckt/vermittelt der Film? Hast du an einer Stelle im Film gelacht? An welcher? Was hat dich geärgert? Welche Konflikte werden dargestellt – wie werden sie gelöst? Hast du noch die Filmmusik im Ohr? Erinnerst du dich an Stellen, die durch Musik oder Geräusche besonders an Wirkung gewonnen haben? An welche Szene oder Einstellung in diesem Film erinnerst du dich ganz spontan? Wie könntest du den Film in einem Satz zusammenfassen? Wo war der Film langweilig? Was hat der Film mit uns zu tun? Was will uns der Film sagen?

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Der Aufgabenwürfel Diese Methode knüpft am traditionellen Würfelspiel an. Es lässt sich sehr gut in kleinen Gruppen spielen. Jedem Würfelbild ist eine Frage bzw. Aufgabe zugeordnet. 1 = Eine Szene des Films in einem Satz zusammenfassen 2 = Eine Szene, Filmfigur oder Landschaft skizzieren, die anderen müssen die Szene erraten 3 = Eine Filmfigur verbal beschreiben, die anderen müssen die Figur erraten 4 = Einen Dialogabschnitt/0-Ton im Film zitieren, die anderen müssen die Stelle im Film erraten 5 = Geräusche aus dem Film nachahmen 6 = Figuren und Gegenstände pantomimisch darstellen Die Schülerinnen und Schüler würfeln reihum und lösen die gewürfelte Aufgabe vor dem Plenum. 1, 2 oder 3 Ähnlich der Fernsehsendung „1, 2 oder 3“ werden Felder markiert. Der/die Quizleiter/in gibt auf jede Frage drei Antworten zu Auswahl. Beispiel: Wo leben die Eisbären? Am Nordpol Feld 1 (rotes Feld) In Afrika Feld 2 (gelbes Feld) Am Südpol Feld 3 (grünes Feld) Auf ein Signal müssen die Kinder auf dem entsprechenden Feld Platz nehmen. Wer auf dem richtigen Feld steht, erhält eine Spielmarke. Am Ende können die Spielmarken gezählt werden.

Einen Bericht verfassen Sofern die Aufsatzform Bericht bereits eingeführt ist, kann man den Schülerinnen und Schülern die Aufgabe stellen, einen Bericht zum gesehenen Film zu verfassen (WFragen).

Das Filmgespräch bietet sich natürlich an, aber nicht immer ist der verbale Weg der geeignete. Kinder können sich, ebenso wie Erwachsene, oft nicht direkt nach dem Film äußern. In diesen Fällen bieten sich kreative Aufarbeitungsmöglichkeiten an.

Malen Kinder drücken sich gerne aus, indem sie über das, was sie gesehen haben, etwas malen. Sie können dabei in aller Ruhe die Eindrücke des Films noch einmal auf sich wirken lassen. Das Angebot, Filmerfahrungen durch Malen aufzuarbeiten, enthält zugleich die Möglichkeit, dass sich Gespräche ungezwungen entwickeln. Das Filmgespräch ergibt sich 8

dann von ganz allein. Kinder kommen oft erst mehrere Tage später wieder auf den Film zu sprechen oder können erst dann artikulieren, was sie berührt. Rollen- und Theaterspiel Das Rollenspiel oder Theaterspiel ist ein Angebot zur Nachbereitung, das von den Kindern nach dem Film gerne angenommen wird. Im Spiel können sie die Figuren oder Personen, mit denen sie sich identifiziert haben, imitieren oder neue Akzente setzen, indem sie die Rollen nach ihren Vorstellungen verändern oder das ausleben, was ihnen wichtig ist. Zentrale Themen des Films wie Freundschaft, Angst, Konflikte mit den Erwachsenen, Fantasiewelten etc. können im Theater- und Rollenspiel von den Kindern aufgegriffen werden. Filmsprache analysieren Filmsprachliche Mittel, wie beispielsweise die Musik oder auch einzelne Einstellungen der Kamera, Überblendtechniken etc. können den Kindern vor dem Film ebenfalls begreif- und erlebbar gemacht werden. Viele DVDs enthalten reichlich Bonusmaterial. Da das Amt für audiovisuelle Medien immer mehrere Kopien einer DVD im Verleih hat, besteht die Möglichkeit, sich den Film bereits vorher zu besorgen. Je nach Konzeption der einzelnen DVDs ist es möglich, den Anfang eines Films nur über die Bilder oder den Ton bzw. die Musik zu präsentieren. Die Kinder hören z. B. nur die Musik des Films, die sie auf sich wirken lassen können, indem sie die Augen schließen. Welche Bilder kommen ihnen in den Kopf? Wo könnte der Film spielen und worum könnte es gehen. Zeigt man im Anschluss nur die Bilder ohne Ton, werden die Kinder staunen, welchen Anteil die Musik beim Empfinden von filmischen Bildern hat. Auch einzelne Sequenzen und Einstellungen des Films können ausgewählt, vorgeführt und eingefroren werden. Wie wirkt es, wenn jemand von oben gefilmt wird und aus der Vogelperspektive ganz klein zu sehen ist und wie, wenn er von unten aufgenommen übergroß da steht? Mediale Angebote Medienpraktische Angebote im Anschluss an den Film machen die Welt der Bilder durchschaubarer, ohne sie dabei zu entzaubern. Dazu gehört als fester Bestandteil optisches Spielzeug aus der Vorgeschichte des Films. Daumenkinos, Wunderräder und das Streifenkino sind aus den Nachbereitungsangeboten nicht wegzudenken. Das Basteln der Spielzeuge bietet sich als Nachbereitung zu einem Film an, um gemeinsam zu erkunden, wie „Film“ nun eigentliche funktioniert. Die vorbereiteten Kopiervorlagen machen das Nachbasteln einfach. Wenn der zeitliche Rahmen es erlaubt, sollten die Kinder aber auch eigene Ideen entwickeln und umsetzen können.

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Bastelanleitungen und Kopiervorlagen Als „Grundausrüstung“ für das Basteln der optischen Spielzeuge benötigt man: Schere, Kleber, Bleistift, Farb- oder Filzstifte, Zirkel, Lineal.

Die Wunderscheibe Das älteste optische Spielzeug- die Wunderscheibe oder Thaumatrop – wurde 1825 von J.A. Paris und W.H. Fitton in England konstruiert. Zwei Seiten einer Scheibe zeigen jeweils Teile eines Bildes. Dreht man die Scheibe genügend schnell an aufgezwirbelten Fäden, die dann straff gespannt werden, so verbinden sich die beiden Teile des Bildes im Auge zu einem Gesamteindruck. Diese Erscheinung ist noch keine eigentliche Bewegung, sondern hier werden zwei unabhängige Einzelbilder als Ganzes gesehen. Dieser optische Effekt beruht auf der oben beschriebenen Nachbildwirkung. Das erste Bild prägt sich auf unserer Netzhaut ein und wirkt nach, obwohl wir schon das zweite Bild sehen. Beide Bilder überlagern sich und verschmelzen so zu einem Bild. Zusätzliche Arbeitsmaterialien: - ein Stück Pappe - Schnur (ca. 20 – 30 cm) Nun kann es losgehen! 1. Die Vorder- und Rückseite der Wunderscheibe (Kopiervorlage) kopieren und ausschneiden. 2. Erste Motivseite auf ein Stück Pappe kleben und ausschneiden. 3. Nun die zweite Motivseite Kopf stehend auf die Rückseite der Wunderscheibe kleben. 4. Die markierten Punkte rechts und links durchstechen (bei beiden Motivseiten). 5. Durch die ausgestochenen Löcher rechts und links ein Stück Schnur ziehen und mit einem Knoten befestigen. 6. Natürlich kann das Motiv noch bunt ausgemalt werden.

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Kopiervorlage für die Wunderscheibe

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Wie kann man eine eigene Wunderscheibe basteln? Zusätzliche Arbeitsmaterialien: - ein Stück Pappe, Schnur (ca. 20 – 30 cm), Zeichenpapier 1. Mit einem Zirkel drei gleich große Kreise auf das Zeichenpapier aufzeichnen (Durchmesser ca. 8 – 10 cm). Hat man keinen Zirkel zur Hand, kann man auch eine große Tasse umdrehen und ihren Rand 3 x abzeichnen. 2. Nun muss man sich ein Motiv für die fertige Wunderscheibe ausdenken, also ür das Bild, das beim Drehen der Wunderscheibe zu sehen sein soll. Das Motiv für die fertige Wunderscheibe zeigt demnach sowohl Vorder- als auch Rückseite der Wunderscheibe. Dieses fertige Wunderscheibenmotiv zeichnet man auf Kreis 1. 3. Nun heftet man den Entwurf an eine Fensterscheibe oder, falls verfügbar, auf einen Lichttisch und überlegt, wie das Motiv auf Kreis 2 und Kreis 3 (die Vorder- und Rückseite der Wunderscheibe) aufgesplittet übertragen werden soll. Die einzelnen Teile des Motivs lassen sich gut vom Entwurf durchpausen. 4. Wer Lust und Laune hat, kann die beiden Seiten des Motivs mit kräftigen Farben kolorieren. 5. Nachdem Kreis 2 und 3 ausgeschnitten worden sind, Kreis 2 auf eine Pappe kleben und abermals ausschneiden. 6. Auf der Durchmesserlinie rechts und links etwa 1 cm vom Rand Löcher durchstechen zur Befestigung der Schnur. 7. Zum Schluss Kreis 3 kopfstehend (!) auf der Rückseite von Kreis 2 zunächst provisorisch befestigen und durch Drehen ausprobieren, ob die teile gut zusammenpassen. 8. Passen die Teile exakt aufeinander, Kreis 3 gut festkleben und links und rechts durch die Löcher eine Schnur ziehen ( auf jeder Seite ca. 12-15 cm lang). Fertig ist die eigene Wunderscheibe!

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Das Streifenkino Das Streifenkino ist die einfachste Form, eine Bewegung darzustellen. Bei diesem optischen Spielzeug wird die Illusion einer Bewegung mit nur zwei Phasenbildern erzeugt. Basteln des Streifenkinos nach Kopiervorlage Am schnellsten lässt sich das Streifenkino nach unserer Kopiervorlage herstellen. Die zwei Bilderphasen kopieren, ausschneiden und an der eingezeichneten Klebestelle Bild 1 auf Bild 2 kleben. Verleiht man den Phasenbildern kräftige Farben (die Phasenbilder müssen natürlich identisch ausgemalt werden), dann ist die Bewegung noch wirkungsvoller. Wenn man nun das obere Blatt auf einen Bleistift rollt und damit das eingerollte Blatt rasch hoch- und runterbewegt, dann ist die Bewegung perfekt, und der Mann zerhackt sein Holz.

Wie stellt man selbst ein Streifenkino her? Aus einem Blatt Papier werden zwei gleich große längliche Streifen geschnitten. Sie sollten etwa so breit wie ein halber Bleistift sein. Die Streifen kleben wir an der oberen schmalen Kante übereinander. Auf die untere Hälfte des unteren Papierstreifens wird das ausgedachte Motiv gemalt. Befestigt man die Streifen an einer Fensterscheibe, kann das Motiv auf den oberen Streifen durchgepaust werden, wobei eine kleine Veränderung des Motivs vorgenommen werden muss: Der Bildteil, der sich bewegen soll, muss in einer anderen Position gezeichnet werden (z.B. der auf dem unteren Bild geschlossene Schnabel eines Vogels wird auf dem oberen Bild geöffnet gezeichnet). Das Ganze kann mit satten Farben ausgemalt werden. Rollt man nun das obere Bild wieder auf einen Bleistift und bewegt es rasch hoch und runter, dann wird die Bewegung sichtbar. Das Streifenkino veranschaulicht den oben beschriebenen stroboskopischen Effekt, auf dem neben der Trägheit des Auges (Nachbildwirkung) die Illusion der Bewegungswahrnehmung beruht.

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Das Daumenkino Das Daumenkino gehört zu den bekanntesten optischen Spielzeugen und kann recht schnell selbst gebastelt werden. Beim Daumenkino lässt man zu einem Büchlein geheftete Phasenzeichnungen zwischen Daumen und Zeigefinger „abschnurren“. Auch hier verschmelzen die Phasenzeichnungen in der Wahrnehmung zu einer Bewegung. Basteln des Daumenkinos nach Kopiervorlage Zusätzliche Arbeitsmaterialien: - ein Bürohefter 1. Die Kopiervorlage sollte auf mindestens 100 Gramm starkes, besser noch auf 120 Gramm starkes Papier kopiert werden. Die kopierten Phasenzeichnungen sauber (!) ausschneiden. Das ist sehr wichtig, da das Abblättern bei ungeraden Kanten schlecht funktioniert. 2. Die Phasenzeichnungen nach der Nummerierung sortieren und über die Kante, an der abgeblättert wird, gerade klopfen. 3. Zum Schluss den Stapel an der gegenüberliegenden Seite mit Heftklammern zusammenheften. Kopiervorlage für das Daumenkino „Filmklappe“ auf den folgenden beiden Seiten.

Ein Daumenkino selbst gemacht Zusätzliche Materialien: - Zeichenpapier - Oder: Man verwendet Notizblöcke, die an einer Seite gummiert sind. Dies erspart das Ausschneiden und Zusammenheften der Blätter. - Eine große Büroklammer - Ein Bürohefter 1. Zuerst bereitet man sich aus Zeichenpapier ca. 20 gleich große Blätter vor (ein Blatt hat etwa halbe Postkartengröße). Die Anzahl der Blätter kann auch geringer sein. Bei einem einfachen Motiv erreicht man schon mit 16 Bildern eine relativ bruchlose Bewegung. Aber je mehr Phasen man zeichnet, desto fließender und runder ist natürlich der Bewegungsablauf. 2. Nun geht es ans Überlegen. Eine kleine Geschichte, die man gut in Bewegungsphasen zerlegen kann, muss her. Ganz toll wirken Geschichten, die eine Verwandlung von Figuren darstellen. 3. Die erste und die letzte Phase sowie die Phase in der Mitte sollte man zuerst malen. So ist der Rahmen für den Bewegungsablauf abgesteckt. Als nächstes die Zwischenphasen zeichnen. Die Zeichnung muss sich am äußersten rechten Rand befinden. Sie sollte möglichst kontrastreich sein und auf ablenkende Kleinigkeiten verzichten. Die machen das Bild unruhig und müssten bis zum Schluss in der Handlung erscheinen, was sehr mühevoll ist. 4. Sind die Phasenzeichnungen fertig, fügt man die Blätter in Reihenfolge mit einer Büro- oder Wäscheklammer provisorisch zusammen, um den Lauf der Geschichte zu kontrollieren. Gibt es Sprünge, kann man nun ganz unkompliziert Seiten auswechseln oder noch Phasen einfügen, um den Ablauf der Bewegung kontinuierlich zu gestalten. 5. Ist man mit dem Ergebnis zufrieden, klopft man die Blätter über der Abblätterkante gerade und heftet sie an der gegenüberliegenden Seite mit dem Hefter zusammen.

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Literaturverzeichnis Barg, Werner/ Niesyto, Horst/ Schmolling, Jan (Hrsg.): Jugend : Film : Kultur. Grundlagen und Praxishilfen für die Filmbildung. München 2006 Eberle, Annette: Filmschule. Anregungen, Methoden, Beispiele. Frankfurt am Main 1998 Strobel, Hans: Erlebnis Kinderkino. Theorie und Praxis der Kinderfilmarbeit. München 2001 Ehlers, Ulrich/ Hütte, Vera: Kino in der Schule. Bundesverband Jugend und Film e.V. (Hrsg). Frankfurt am Main 1998 Medienpädagogisches Zentrum Land Brandenburg (Hrsg.): Praxis Kinderfilm. Zeitreise durch das Kino. Potsdam 1995 Weyer, Maria: Mut und Magie. Mit dem Kino mobil unterwegs – dorthin, wo die Kinder sind. Bundesverband jugend und Film e.V. (Hrsg). Frankfurt am Main 2003 Oberlechner, Helmar: Methoden und Vorschläge zur Aufarbeitung von Filmerlebnissen

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AUF AUGENHÖHE

Best. Nr. 46 48398

Auf Augenhöhe (2016)

Genre: Produktion: Regie: Altersempfehlung: FSK: Spieldauer: Stichworte: Preise und Festival

Kinderfilm Deutschland 2016 Joachim Dollhopf, Evi Goldbrunner ab 8 Jahren ab 6 Jahre (besonders wertvoll) 99 Minuten, Farbe Familie, Identität, Vater-Sohn-Beziehung, Mobbing, Kleinwüchsigkeit, Freundschaft, Toleranz Gewinner der Initiative „Der besondere Kinderfilm“ 2014/2015, Publikumspreis Kinderfilmfest München 2016

Der zehnjährige Michi lebt seit dem Tod seiner Mutter in einem Kinderheim. Als er durch Zufall einen Brief seiner Mutter mit einem Hinweis auf seinen Vater Tom findet, fasst er den Entschluss ihn zu suchen. Michi hat sich seinen Vater Tom als coolen Superhelden vorgestellt, umso größer ist seine Enttäuschung, als er feststellen muss, dass Tom kleinwüchsig ist. Als die anderen Kinder im Heim ihn deshalb mobben, läuft Michi weg und landet in der Wohnung seines Vaters, wo er notgedrungen einzieht. Das Zusammenleben von Tom und Michi gestaltet sich anfangs schwierig. Michi akzeptiert seinen kleinwüchsigen Vater überhaupt nicht und stellt nur Forderungen, während Tom erst mit der neuen Vaterrolle vertraut werden muss. Nach und nach raufen sich die beiden aber zusammen und Michi lernt Katja, eine neue Freundin, kennen. Da kommt Frau Gonsalves vom Jugendamt mit einer unerwarteten Nachricht und Michi muss entscheiden, was für ihn im Leben zählt.

Trailer: www.tobis.de/film/auf-augenhoehe ausführliches pädagogisches Begleitmaterial: www.kinofenster.de/download/auf-augenhoehe-fh-pdf © Vision Kino

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AUF AUGENHÖHE

© VISION KINO 2016

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DAS MAGISCHE HAUS

Best. Nr. 46 48274

Das magische Haus (2013)

Genre: Produktion: Regie: Drehbuch: Altersempfehlung: FSK: Spieldauer: Stichworte:

Kinderfilm, Animationsfilm Belgien 2013 Ben Stassen, Jeremy Degruson Ben Stassen, Domonic Paris, James Flynn ab 6 Jahren o.A. (besonders wertvoll) 85 Minuten, Farbe Abenteuer, Freundschaft, Gemeinschaft/Gemeinschaftssinn, Magie, Außenseiter,

Der kleine Kater Thunder wird von seinen Besitzern mitten in einer Wohnsiedlung ausgesetzt. Auf der Suche nach einem Schlafplatz stößt er auf eine alte, verwunschene Villa, in dem der verschrobene Zauberer Lawrence gemeinsam mit der Maus Maggie, dem Hasen Jack und allerlei wunderlichen Dingen und anderen sprechenden Tieren lebt. Schnell machen Maggie und Jack dem neuen Mitbewohner klar, dass er in dem Haus unerwünscht ist. Doch nach einem tragischen Fahrradunfall landet Meister Lawrence im Krankenhaus und sein geldgieriger Neffe Daniel will die alte Villa nun hinter dessen Rücken verkaufen. Nur mit vereinten Kräften können Thunder, Maggie und Jack ihr gemeinsames Zuhause retten.

Trailer: www.dasmagischehaus.de

© kinofenster.de

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DIE MELODIE DES MEERES

Best. Nr. 46 48279

Die Melodie des Meeres (2014)

Genre: Produktion: Regie: Altersempfehlung: FSK: Spieldauer: Filmpreise:

Stichworte:

Animationsfilm Irland, Luxemburg, Belgien, Frankreich, Dänemark 2014 Tomm Moore ab 6 Jahren o.A. (besonders wertvoll) 93 Minuten, Farbe Auswahl: Festival International des Voix du Cinéma d'Animation 2015: Prix Spécial du Jury, Europäischer Filmpreis 2015: Bester Animationsfilm, César 2015: Bester Animationsfilm, Irish Film & Television Awards 2015: Bester Film Kindheit/Kinder, Familie, Abenteuer, Mythologie, Magie, Trauer/Trauerarbeit, Natur, Land-Stadt-Konflikt, Musik, Identität, Fremde Kulturen

Magische Muscheln, Feenwesen und Hexen – Ben liebt die Geschichten der Lieder, die seine Mutter ihm vorsingt. Mit Vater Conor leben sie hoch oben im Leuchtturm an der irischen Küste. Wenn bald seine Schwester Saoirse auf die Welt kommt, können sie zusammen das Meer erkunden. Doch nach der Geburt ist die Mutter plötzlich verschwunden. Der Verlust trifft Vater und Sohn schwer und Ben kann nicht anders, als Saoirse die Schuld daran geben. Sie sucht trotzdem seine Nähe, nur gesprochen hat sie noch nie. Beide ahnen nicht, dass Saoirse eine Selkie ist. Wie ihre Mutter verwandelt sie sich im Meer zum strahlenden Robbenmädchen. An ihrem sechsten Geburtstag entdeckt sie ihre Kräfte und erhält sofort eine große Aufgabe: Gemeinsam mit Ben soll sie die Welt der Feenwesen vor den bösen Eulen-Hexen bewahren. Nur wenn sie die mystische Melodie des Meeres singt, kann sie das schaffen. Aber wie, wenn sie offensichtlich stumm ist? 22

DIE MELODIE DES MEERES Trailer: www.24bilder.net/filmdetail.php?id=629 ausführliches pädagogisches Begleitmaterial: www.wissenschaftsjahr-2016-2017.visionkino.de/die-melodie-desmeeres/ www.kinderfilmfestival.at/data/lieddesmeeres.pdf

Unterrichtsmaterial

Die magischen Attribute • Welche magischen Dinge gab es in der Geschichte, und was wurde durch sie bewirkt? • Was passiert, als Saoirse zum ersten Mal in die Muschel bläst? • Was kann die Muschel noch alles? Der erste magische Gegenstand, der uns in diesem Film begegnet, ist eine Muschel. Sie ist ein Familienerbstück. Ben bekommt sie von seiner Mutter, die sie wiederum vor langer Zeit von ihrer Mutter bekommen hat. Als Saoirse zum ersten Mal in die Muschel bläst, locken die magischen Lichter sie in das Zimmer ihrer Mutter, wo sie die Truhe findet, in der sich der Selkiemantel befindet. Später beschwört Saoirse mit ihrer Muschel die Feenwesen, die ihr darauf hin als „ihrem“ Selkie folgen. Das Blasen in die Muschel kann manchmal Versteinerungen rückgängig machen, und im Haus von Macha hat es die Kraft und die Macht, die Gläser zu zerbrechen, in denen Macha ihre Gefühle eingeschlossen hat. • Was passiert, als Saoirse zum ersten Mal den weißen Mantel trägt, den sie in der Truhe findet? • Was geschieht dann? Als Saoirse zum ersten Mal den weißen Mantel anzieht, locken die magischen Lichter sie ins Meer hinaus, wo sie mit den Robben schwimmt und sich selbst in eine Robbe verwandelt. Der Vater wirft daraufhin die Truhe mit dem Mantel ins Meer, und den Schlüssel dazu hinterher. Ohne den weißen Mantel kann Saoirse jedoch nicht singen und verliert ihre Lebenskraft, weshalb ihn Ben wiederbeschaffen muss. • Warum heißt der Film DAS LIED DES MEERES? Das Lied des Meeres ist das wichtigste magische Attribut, ohne das das Selkie keine Macht besitzt. Nur wenn dieses Lied von Saoirse gesungen wird, kann den uralten Versteinerungen wieder Leben eingehaucht werden, und die Feenwesen können in die Anderswelt, nach Tír na nÓg, zurückkehren, von wo sie verbannt wurden.

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DIE MELODIE DES MEERES

• Könnt ihr euch noch erinnern, was Ben und seine Mutter sprechen, als die über das Baby reden, das bald kommt? Sie sprechen davon, dass Ben und seine Schwester beste Freunde und Ben der beste Bruder der Welt sein wird. • Stimmt diese Annahme sechs Jahre später, wo der Film an Saoirses Geburtstag wieder einsetzt? Als besten Bruder der Welt kann man Ben nicht gerade bezeichnen. Er geht körperlich rüde mit Saoirse um, hänselt sie dafür, dass sie immer noch nicht sprechen kann, und stößt sie mit dem Gesicht in die Geburtstagstorte. Obwohl er weiß, wie sehr sich Saoirse dabei fürchtet, erzählt er ihr unheimliche Geschichten über die Hexe Macha, und wenn Saoirse mit ihm mitgehen will, nimmt er sie wie einen Hund an die Leine. Wo es nur geht, nutzt er seine Macht als Bruder aus. • Geht ihr mit euren kleineren Geschwistern auch manchmal so um wie Ben? Wenn ja, weshalb? • Ändert sich im Verlauf des Films etwas an Bens Verhalten? Ben macht seine kleine Schwester offensichtlich für das Verschwinden der Mutter verantwortlich und mag sie nicht nur deshalb nicht. Es kommt auch immer wieder vor, dass der Vater Saoirse mehr Aufmerksamkeit schenkt als ihm, und das ärgert Ben natürlich. Als Ben jedoch erkennt, dass Saoirse ein Selkie ist und die Geschichten seiner Mutter alle wahr sind, ändert sich die Situation. Er begreift, dass er seiner Schwester Unrecht getan hat, und übernimmt fortan Verantwortung für sie. • Welche Gefahren muss Ben überwinden, damit er seine Schwester beschützen und ihr dabei helfen kann, den Bann Machas zu brechen? Als die Eulen Machas beginnen, Saoirse zu verfolgen, begreift Ben, dass sie bei der Großmutter in großer Gefahr sind, und versucht, den Weg nach Hause zu finden. Weil Saoirse immer schwächer wird, trägt Ben sie. Später springt er in den heiligen Brunnen, in dem seine Schwester verschwunden ist, obwohl wir als ZuschauerInnen wissen, wie viel Angst Ben vor dem Wasser hat. Schließlich muss er in die Höhle der mächtigen Macha vordringen, um Saoirse aus ihrer Gewalt zu befreien. Aber wirklich mutig ist es, dass Ben im tiefen Meer nach dem Mantel taucht, den Saoirse so dringend braucht, um wieder zu Kräften zu kommen und das Lied des Meeres singen zu können. Saoirse ist schon fast zu schwach, um ihre Stimme zu erheben (sie kann jetzt sprechen!), und wieder ist es Ben, der zu Beginn mit ihr singt und ihr so hilft, die versteinerten Wesen auf der ganzen Welt zu befreien und ihnen die Rückkehr in die Anderswelt zu ermöglichen. Ben hat also am Ende doch bewiesen, dass er der beste große Bruder auf der ganzen Welt ist.

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DIE MELODIE DES MEERES

Die Hexe Macha oder Gut und Böse • Ist Macha eine gute oder eine böse Hexe? • Was sind die bösen Sachen, die sie macht? • Gibt es auch gute Sachen, die sie macht? Macha ist weder gut noch böse. Sie hat zwar die meisten der Feenwesen und sogar ihren eigenen Sohn versteinert, sie hat Saoirse entführen lassen und will auch ihr alle Gefühle nehmen. Aber als sie ihren Fehler einsieht, hilft sie den Kindern und beschwört den Wind, damit er mit dem Hund Cú und ihnen nach Hause reitet. • Wenn ihr diese beiden Bilder von Macha anschaut: wie unterscheidet sich die Macha auf dem linken Bild von der Macha auf dem rechten Bild? • Was ist zwischen den beiden Bildern geschehen? Die Macha auf dem linken Bild, die Ben trifft, als er ihn ihre Behausung kommt, ist kein unfreundliches, jedoch ein kühles und gleichgültiges Wesen. Macha glaubt, dass sie anderen einen Gefallen tut, wenn sie sie versteinert, denn so erleiden sie keinen Schmerz mehr. Ihre eigenen Gefühle hat sie in magische Gläser eingesperrt, damit sie sie nicht mehr spürt. Die Macha auf dem rechten Bild ist eine ganz andere. Saoirse hat die Gläser mit ihrer magischen Muschel zerbrochen, und Macha hat alle ihre Gefühle wieder aufgenommen, sowohl die guten wie die schlechten, und in ihrem wieder empfundenen Schmerz erkennt sie, welchen Fehler sie begangen hat. Aus der überheblichen, alles wissenden Hexe ist ein fühlendes Wesen geworden, das sich der eigenen Taten schämt. • Wisst ihr noch, was der Grund war, warum Macha anfing, alle Feenwesen zu versteinern? Machas Sohn Maclear hatte so großen Kummer, dass er einen ganzen Ozean weinte. Als Mutter konnte Macha das nicht mit ansehen und ließ ihn von den Eulen in Stein verwandeln, damit er keinen Schmerz mehr empfinden sollte. Dann wurde sie selber immer härter und schloss ihre Gefühle eines nach dem anderen ein. In diesem Zustand hat man dann auch kein Mitleid mehr mit anderen Wesen. • Wofür, glaubt ihr, steht die Versteinerung in dieser Geschichte? • Ist es gut, wenn man zu Stein wird, nur damit man keine schlechten Gefühle mehr hat? Oder weil man sonst den Schmerz nicht aushält? • Warum nicht? Die Antworten der Kinder auf diese letzten Fragen sind sicher interessant.

© kinderfilmfestival

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© VISION KINO 2016

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EMIL UND DIE DETEKTIVE

Best. Nr. 46 45012

Emil und die Detektive (2001)

Genre: Produktion: Regie: Altersempfehlung: FSK: Spieldauer: Stichworte:

Komödie, Kinderfilm Deutschland 2001 Franziska Buch ab 8 Jahren o.A. 111 Minuten, Farbe Ferien, Abenteuer, Familie, Freundschaft

Der 12jährige Emil Tischbein lebt mit seinem allein erziehenden Vater in einer ostdeutschen Kleinstadt. Als sein Vater einen Autounfall hat und im Krankenhaus landet, seinen Führerschein und dadurch seinen Job verliert, schickt er Emil nach Berlin. Dort soll er mit der Pastorin Hummel und ihrem Sohn Gustav zwei Wochen seiner Ferien verbringen. Es könnte eine wunderbare Zeit werden, wäre da nicht der Gangster Grundeis, der Emils Ersparnisse klaut. Bei seinem Versuch, das Geld zurück zu bekommen, erhält Emil überraschend Unterstützung von Pony Hütchen und ihrer Bande. Ehe er sich versieht, ist er plötzlich in ein halsbrecherisches Abenteuer verstrickt.

ausführliches pädagogisches Begleitmaterial:

www.film-kultur.de/filme/filmhefte/emil_und_die_detektive.pdf

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EMIL UND DIE DETEKTIVE

Fragen zum Film: •

Dem Film liegt das Buch von Erich Kästner zu Grunde. Kennst du das Buch? Hast du bereits eine andere Verfilmung des Buches gesehen?



Wo leben Emil und sein Vater? Beschreibe die Gegend. Wo können die Kinder dort spielen? Und wie wohnt Emil da?



Warum fährt Emil nach Berlin?



Bevor Emil nach Berlin kommt, erzählen ihm verschiedene Personen, wie es dort ist. Erinnerst du dich daran? Was sagen sie?



Auf der Fahrt wird Emil bestohlen. Wie macht sich der Dieb Max Grundeis an Emil heran? Warum ist Emil nicht vorsichtiger? Wie hätte er sich anders verhalten können? Wie hättest du dich verhalten?

• •

Emil kommt in Berlin an. Wie zeigt der Film die Stadt? Wie leben die Menschen dort? Wo können die Kinder in der Stadt spielen? Wie wohnt Pony Hütchen?



Wie trifft Emil auf Pony Hütchen? Beschreibe die erste Begegnung.



Wie werden Ponys Freunde vorgestellt? Erinnerst du dich an die Szene, wo man sie zum ersten Mal zu sehen bekommt? Beschreibe diese Szene. Beschreibe die Freunde. Wie heißen sie? Wie sehen sie aus?



Der Film ist spannend. An welchen Stellen ist die Spannung am größten?



An einigen Stellen im Film muss sich Pony Hütchen verstellen. Sie tut so, als sei sie eine andere. Wie macht sie das?



Der Film ist auch lustig. An welchen Stellen ist der Film besonders komisch?



Der Film hat ein großes Happy End. Kannst du das Happy End in allen Einzelheiten beschreiben?



Wie könnte die Geschichte weitergehen?

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EMIL UND DIE DETEKTIVE

Fragen zu den Figuren: •

Im Film spielen viele Kinder eine Rolle. Beschreibe die Hautrolle Emil Tischbein. Was für ein Junge ist Emil? Was für ein Verhältnis hat er zu seinem Vater?



Wie würdest du den Vater von Emil beschreiben?



Beschreibe Pony Hütchen. Was erlebt Emil mit Pony Hütchen? Zuerst sieht es nicht so aus, als könnten sich die beiden leiden. Werden die beiden Freunde?



Was für ein Verhältnis hat Pony zu ihren Eltern?



Wie lebt die Schwester von Emils Lehrer in Berlin, die Frau zu der Emil eigentlich unterwegs ist?



Wie würdest du das Verhältnis von Gustav zu seiner Mutter beschreiben?



Welche Kinder sind noch wichtig für den Film?

© Institut für Kino und Filmkultur

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ENTE GUT!

Best. Nr. 46 48324

Ente gut! Mädchen allein zu Haus (2016)

Genre: Produktion: Regie: Altersempfehlung: FSK: Spieldauer: Filmpreise

Stichworte:

Kinderfilm Deutschland 2016 Norbert Lechner ab 8 Jahren o.A. (besonders wertvoll) 96 Minuten, Farbe Gewinner der Förderinitiative "Der besondere Kinderfilm" 2013/14; Internationales Children's Film Festival Montreal: Publikumspreis Kindheit/Kinder, Familie, Freundschaft, Erwachsenwerden, Konflikt/Konfliktbewältigung, Fremde Kulturen, Außenseiter, Mobbing, Verantwortung, Mädchen, Abenteuer, Mut

Die elfjährige Linh und ihre kleine Schwester Tien leben in Halle, wo ihre Mutter einen vietnamesischen Imbiss betreibt, in dem Linh mithilft. Als die Mutter längere Zeit nach Vietnam reisen muss, um die kranke Oma zu versorgen, sind die beiden Mädchen ganz auf sich allein gestellt. Das darf niemand wissen, vor allem nicht das Jugendamt. Plötzlich ist Linh neben der Schule für den Haushalt, den Imbiss und für Tien verantwortlich. Doch ausgerechnet Pauline, aus dem Wohnblock gegenüber, hat die Geschwister bereits ausspioniert und droht damit die beiden zu verraten, wenn sie nicht an deren eigenständigem Leben teilhaben darf. Nach und nach verwandelt sich jedoch Paulines Erpressung zu einer Freundschaft zwischen ihr und den beiden vietnamesischen Mädchen. Allerdings tauchen immer wieder Situationen auf, die diese Freundschaft auf eine harte Probe stellen. Denn die Polizei und Frau Trost vom Jugendamt sind dem Geheimnis von Linh und Tien auf der Spur.

Trailer: www.entegut.de ausführliches pädagogisches Begleitmaterial: www.kinofenster.de/download/ente-gut-fh-pdf 35

ENTE GUT!

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ENTE GUT!

© Institut für Kino und Filmkultur

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HEIDI

Best. Nr.

Heidi (2015)

Genre: Produktion: Regie: Altersempfehlung: FSK: Spieldauer: Stichworte:

Kinderfilm, Literaturverfilmung Schweiz/Deutschland 2015 Alain Gsponer ab 7 Jahren o.A. (besonders wertvoll) 111 Minuten, Farbe Heimat, Land-Stadt-Konflikt, Kindheit/Kinder, Natur, Mädchen, Armut, Freundschaft, Rollenbilder, Verantwortung, Tiere, Behinderte/Behinderung, Freiheit, Autorität(en), Literaturverfilmung

Das Waisenkind Heidi wird von seiner Tante Dete zum Großvater in die Schweizer Berge geschickt, obwohl der Almöhi in seinem Dorf als „gottloser Menschenhasser“ verrufen ist. Doch das arglose Mädchen entwickelt schnell eine enge Beziehung zu dem mürrischen Alten. Außerdem gefällt ihr das einfache Leben zwischen Tieren und ungeschliffenen, aber liebenswerten Charakteren. Auch mit dem Ziegenhirten Geissenpeter schließt Heidi schnell Freundschaft. Doch als Tante Dete wieder vor der Tür steht, endet die Idylle. Heidi soll nach Frankfurt in eine Stadtvilla zur Familie Sesemann, um der im Rollstuhl sitzenden Klara Gesellschaft zu leisten. Hier herrschen andere Gebräuche, die vom strengen Kindermädchen Fräulein Rottenmeier überwacht werden. Heidi träumt davon, auf die Alm zurückzukehren, möchte aber auch Klara nicht verlassen. Ein quälender Konflikt.

Trailer: www.heidi.studiocanal.de ausführliches pädagogisches Begleitmaterial: www.kinofenster.de/download/heidi-pdf

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KÖNIG LAURIN

Best. Nr. 46 48374

König Laurin (2016)

Genre: Produktion: Regie: Altersempfehlung: FSK: Spieldauer: Filmpreise

Stichworte:

Kinderfilm Deutschland 2016 Matthias Lang ab 8 Jahren o.A. (besonders wertvoll) 94 Minuten, Farbe Deutsches Kinder-Medien-Festival Goldener Spatz 2016: Bester Film, Beste Regie, Bester Darsteller (Volker Zack); Kindermedienpreis "Der Weiße Elefant" Filmfest München 2016 Abenteuer, Erwachsenwerden, Identität, Anerkennung, Rollenbilder, Helden, Generationen/-konflikt, Erziehung, Märchen, Mittelalter, Mythologie, Magie, Natur, Vorbilder

Südtirol im Mittelalter: Der Königssohn Theodor, zu seinem Leidwesen von allen nur Theo genannt, stellt für seinen Vater Dietrich eine herbe Enttäuschung dar. Einen Kopf kleiner als seine Altersgenossen und von schmächtiger Statur, taugt der überforderte 16-Jährige so gar nicht zum wackeren Eroberer und Helden. Zur Belustigung seines arroganten Cousins Wittich zeigt auch das Krafttraining beim Waffenmeister Hildebrand, bei dem Theo auf der Streckbank an Körpergröße zulegen soll, keinerlei Wirkung. Obendrein klagt das Volk über Missernten. Seit der Herrscher die Zwerge für den Tod seiner Frau verantwortlich gemacht und deshalb verbannt hat, gedeiht im Königreich nichts Grünes mehr. Denn nur die Zwerge wissen, wie man Pflanzen züchtet und pflegt. Als Theo im Gebirge beinahe abstürzt, rettet ihm ausgerechnet der verbitterte Zwergenkönig Laurin das Leben. Zum Dank muss der Junge in Laurins Rosengarten arbeiten. Beim gemeinsamen Gärtnern überwinden beide allmählich ihre Vorurteile und freunden sich an. Mit dem magischen Kraftgürtel des Zwergs, den Theo heimlich an sich nimmt, kann er schließlich sogar ein Ritterturnier gewinnen. Der unfaire Sieg beschert Theo die Hand Simildes und den ersehnten Respekt seines Vaters. Doch wie lange kann er seinen Betrug verbergen? 46

KÖNIG LAURIN Trailer: www.laurin-film.com ausführliches pädagogisches Begleitmaterial: www.kinofenster.de/download/kf1609-koenig-laurin-filmheft.pdf Laurins Rosengarten

Mit seinem Abschlussfilm an der HFF München adaptiert Matthias Lang die Südtiroler Sage von König Laurins Rosengarten. Die volkstümliche Erzählung aus dem 14. Jahrhundert gehört zum Zyklus der alpenländischen Heldensagen um Dietrich von Bern und wurde seitdem in verschiedenen Fassungen überliefert. Die Auseinandersetzung zwischen Menschen- und Zwergenkönig um die Königstochter Similde diente ursprünglich auch als mythologische Erklärung eines bekannten Naturphänomens, dem Alpenglühen. Laut Sage lässt ein Fluch, den Laurin über seinen prächtigen Rosengarten verhängte, die Bergregion in der Dämmerung rot erstrahlen. Der Film übernimmt Motive wie Laurins Rosengarten, den Kraftgürtel und seinen Tarnmantel, verarbeitet den Stoff aber frei. So kommt Theo in der Originalsage überhaupt nicht vor. Mit der neuen Identifikationsfigur entwirft Matthias Lang nun ein modern inszeniertes, inhaltlich aber klassisches MärchenAbenteuer für Kinder.

DIE SAGE KÖNIG LAURIN UND SEIN ROSENGARTEN Hoch oben in den grauen Felsen des Rosengartens, dort, wo sich heute nur mehr eine öde Geröllhalde, das "Gartl", ausbreitet, lag einst König Laurins Rosengarten. König Laurin war der Herrscher über ein zahlreiches Zwergenvolk, das dort in den Bergen nach edlem Gestein und wertvollen Erzen suchte, und besaß einen unterirdischen Palast aus funkelndem Bergkristall. Seine besondere Freude und sein Stolz aber war der große Garten vor dem Eingang zu seiner unterirdischen Kristallburg, in dem unzählige edle Rosen blühten und dufteten. Wehe aber dem, der es gewagt hätte, auch nur eine dieser Rosen zu pflücken: ihm hätte Laurin die linke Hand und den rechten Fuß genommen! Dieselbe Strafe wäre auch dem widerfahren, der den Seidenfaden zerrissen hätte, der den ganzen Rosengarten anstatt eines Zaunes umspannte. Im Kampfe vermochte es der Zwergenkönig mit jedermann, auch dem stärksten Recken, aufzunehmen. Denn er besaß nicht nur einen Zaubergürtel, der ihm die Kraft und Stärke von zwölf Männern verlieh, sondern auch eine geheimnisvolle Tarnkappe, die ihn unsichtbar machte, wenn er sie aufsetzte. So herrlich nun Garten und Palast des Zwergenkönigs auch gewesen sind, so fehlte ihm doch eines: eine Braut. Und als er darum hörte, daß der König an der Etsch gedenke, seine schöne Tochter Similde zu verheiraten, und eine Maifahrt ausrufen ließ, zu der sich alle Freier einfinden sollten, da freute sich Laurin und beschloß, die Einladung des Königs an der Etsch anzunehmen und auch um Similde zu werben. Doch Tag um Tag verstrich, ohne daß ein Bote des Königs an der Etsch zu Laurin kam, um auch ihm die Einladung zu der großen Maifahrt zu überbringen. Das verdroß den Zwergenkönig, und so beschloß er denn, an dieser Maifahrt nur im geheimen teilzunehmen - indem er sich nämlich durch seine Tarnkappe unsichtbar machte. 47

KÖNIG LAURIN Auf einem großen Rasenplatz vor dem Schloß des Königs an der Etsch fanden die Kampfspiele statt, an denen sich die Freier um Similde zu beteiligen hatten. Wer sich in diesen Wettspielen am meisten im Fechten und Reiten bewährt haben würde und also zuletzt als Sieger hervorging, dem wollte der König an der Etsch Similde als Maibraut anvermählen. Sieben Tage lang dauerten die Kampfspiele, dann waren endlich die beiden Recken ermittelt, die in einem abschließenden und alles entscheidenden Wettspiel um die Hand der schönen Similde kämpfen sollten. Es waren dies Hartwig, der in seinem Schilde eine Lilie führte, und Wittich, der eine Schlange als Erkennungszeichen hatte. Lange wogte der Kampf zwischen den beiden tapferen Recken hin und her, und es nahte schon der Sonnenuntergang, wo der Wettkampf beendet werden sollte. Doch ehe der König das Zeichen zum Aufhören geben und einen der beiden Recken zum Sieger erklären konnte, entstand auf einmal Lärm, und Stimmen schrien durcheinander: Similde ist verschwunden! Similde ist geraubt worden! Aber als das Verschwinden der Königstochter bemerkt wurde, ritt Laurin mit Similde schon davon und konnte nicht mehr aufgehalten werden, zumal er seine Tarnkappe aufhatte und darum nicht nur er selbst, sondern auch sein Pferd und die geraubte Königstochter unsichtbar waren! Laurin hatte im geheimen den Kampfspielen beigewohnt, und das holde Wesen der schönen Königstochter und ihr liebliches Antlitz hatten ihn je länger, desto mehr so gefangen, daß er endlich beschloß, den Ausgang des Kampfes nicht abzuwarten, wo Similde dem einen von beiden anvermählt würde, sondern die schöne Braut zu rauben und sie in sein Felsenreich zu entführen. Hartwig und Wittich aber beschlossen, diese Schmach nicht hinzunehmen und dem Zwergenkönig Laurin - denn nur dieser konnte Similde geraubt haben, das wußte man sogleich - die entführte Königstochter wieder abzunehmen. Doch sie wußten wohl, daß dies ein schweres Unterfangen sein werde, besaß ja Laurin einen Zwölfmännergürtel und eine Tarn- oder Nebelkappe und überdies viele tausend Zwerge, die gewiß für ihren König zu kämpfen bereit waren. Und so wandten sie sich an den großen und berühmten Fürsten Dietrich von Bern und baten ihn um seine Hilfe. Dieser sagte zu, wie wohl sein alter Waffenmeister Hildebrand ihn warnte und auf die geheimnisvollen Kräfte des Zwergenkönigs hinwies. So machten sie sich denn auf die Reise nach der Felsenburg des Zwergenfürsten: Dietrich von Bern, Hildebrand, Hartwig und Wittich, Wolfhart und noch andere tapfere Recken. Als sie endlich vor dem herrlichen Rosengarten des Königs Laurin ankamen und die Fülle dieser Blütenpracht gewahrten, da staunten Dietrich und seine Gefährten - und sie beschlossen, den zarten Seidenfaden nicht zu zerreißen und den König herbeizurufen, um mit ihm gütlich zu unterhandeln, daß er ihnen Similde herausgeben solle, die er geraubt hatte. Doch Wittich, der Ritter mit der Schlange im Schilde, sprang, von Ungeduld gepackt, vorwärts, zerriß den Seidenfaden und zertrat die nächsten Rosen. Da ritt schon König Laurin auf seinem Schimmelpferdchen daher, eine kleine goldene Krone auf dem Haupte und ein glänzendes Schwert in der Rechten, kam auf Wittich zu und forderte seine Hand und seinen Fuß. Doch Wittich höhnte nur, als er den kleinen Reiter sah, und sagte: "Komm nur her, Zwerglein, ich nehme dich gleich bei den Füßen und werfe dich an die Felsenwand!" 48

KÖNIG LAURIN Aber ehe er sich's versah, hatte ihn Laurin, der den Zwölfmännergürtel trug, überwältigt und wollte ihm also gleich Hand und Fuß abhacken! Dies aber konnte Dietrich von Bern nicht zulassen und eilte darum auf Laurin zu, um ihn an der Ausführung dieser furchtbaren Strafe zu hindern. Laurin aber stieß Dietrich weg. So nahmen die beiden Könige den Zweikampf auf - der kleine Fürst des Zwergenreiches und der hünenhafte Recke aus Bern! Mit der ganzen Zwölfmännerkraft, die ihm sein Zaubergürtel verlieh, hieb der Zwergenkönig auf den Berner ein und verwundete ihn mehrmals. Dies reizte den starken Berner, und er begann auch Laurin mit seinen Schwertstreichen nicht mehr zu schonen. So kämpften die beiden Könige eine Weile wacker miteinander, und die Begleiter Dietrichs staunten über die Kraft und Behendigkeit des kleinen Fürsten, der sich von Dietrich nicht überwinden lassen wollte. Da aber setzte sich Laurin auf einmal die Tarnkappe auf und war nun unsichtbar geworden! Damit war er im Vorteil: Er traf seinen Gegner mit jedem Hiebe, Dietrich von Bern aber konnte nur mehr blindlings um sich schlagen. Da rief Hildebrand, der alte Waffenmeister: "Zerreiß ihm den Gürtel!" Dies aber war leichter gesagt als getan, denn Dietrich konnte ja den Zwergenkönig nicht sehen und also ergreifen. Da kam Hildebrand der rettende Gedanke: "Achte auf die Bewegungen des Grases, dann wirst du sehen, wo der Zwerg steht!" Als Dietrich von Bern dies tat, konnte er sehen, wo Laurin gerade stand, er eilte auf ihn zu, packte ihn um die Mitte und zerbrach ihm den Gürtel. Dieser fiel zu Boden und Hildebrand nahm ihn an sich. Nun war der Kampf rasch entschieden, und die Zwerge begannen zu heulen, als sie ihren König besiegt und in der Gewalt des Berners sahen, der ihm auch die Tarnkappe und alle Waffen abnahm. Ehe aber Dietrich und seine Begleiter beschließen konnten, was mit dem besiegten Zwergenkönig zu geschehen habe, da öffnete sich im Felsen ein Tor, das vorher niemand bemerkt hatte, und Similde trat heraus mit einer Schar von Dienerinnen. Sie dankte Dietrich und den anderen Herren für ihre Befreiung, bemerkte aber auch zugleich, daß Laurin sie immer gut behandelt und wie eine Königin geehrt habe. Die Herren sollten ihm darum nicht gram sein und ihn nicht weiter befehden, sondern mit ihm Frieden und Freundschaft schließen. Diese Rede gefiel dem starken Dietrich, und er reichte Laurin die Hand zum Frieden. Laurin nahm die Hand an und lud Dietrich und alle seine Begleiter in sein unterirdisches Felsenschloß: "Ich will euch meine Schätze zeigen und euch wohl bewirten." Die Recken nahmen die Einladung an und betraten den hohlen Berg. Wie staunten sie, als sie die reichen Schätze des Zwergenfürsten sahen! Endlich gelangten sie in einen großen Saal, wo sich Laurin mit seinen Gästen an einer reich geschmückten Tafel zum Mahle niederließ. Da wurden sie nun von den Zwergen aufs beste bewirtet und mit Gesang und Spiel erfreut. Doch zu vorgerückter Stunde, als sie sich etwas Derartiges nicht mehr erwarteten, wurden die Recken plötzlich von den Zwergen überfallen, in Ketten gelegt und in ein festes Gewölbe geschleppt und dort eingeschlossen.

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KÖNIG LAURIN Dieser Verrat ergrimmte Dietrich und seine Begleiter, und sie schworen dem hinterlistigen Zwergenkönig Rache. Der Zorn gab dem Berner doppelte Kräfte, und so gelang es ihm endlich, die Ketten zu zerreißen und sich und seine Gefährten zu befreien. Sie zerbrachen die Türen ihres Gefängnisses, überwanden die anstürmenden Zwerge und nahmen endlich auch den König Laurin gefangen. Hartwig, der Ritter mit der Lilie, brachte Similde aus dem Berg, holte sein Roß herbei, setzte die Königstochter zu sich in den Sattel und ritt mit ihr heimzu, zur Burg ihres Vaters, des Königs an der Etsch. Dieser freute sich über die Rückkehr seiner entführten Tochter und ging den beiden, die da Hand in Hand auf ihn zukamen, entgegen und vermählte sie. Dietrich und die anderen Recken aber ritten wieder nach Bern zurück. Doch den heimtückischen Zwergenkönig, der sein Friedenswort gebrochen hatte, nahmen sie mit, um ihn am Hof zu Bern gefangenzuhalten. Er sollte nie wieder seine Felsenburg sehen können. Als er, gekettet und als Gefangener, sein Felsenreich verlassen mußte, da sprach er: "Diese Rosen haben mich verraten; hätten die Recken nicht die Rosen gesehen, so wären sie nie auf meinen Berg gekommen!" Und er verfluchte den ganzen Rosengarten und die Rosen und sprach einen Zauberbann über sie, daß sie fortan keiner mehr sehen solle, weder bei Tag noch bei Nacht. Dann verließ Laurin bitteren Herzens sein Felsenreich und zog mit den Recken nach Bern, um dort sein Leben als Gefangener zu beschließen. Doch er hatte bei seinem Fluche die Dämmerung vergessen! Und so kommt es, daß der verzauberte Rosengarten noch oft in der Dämmerung seine Rosenpracht zeigt und daß der ganze Berg über und über im Rosenschimmer erstrahlt und so die Erinnerung wachhält, an den unglücklichen König Laurin und seinen Rosengarten. Quelle: Bruno Mahlknecht, Südtiroler Sagen, Bozen 1981. S. 121. Frei nach K. F. Wolff, König Laurin und sein Rosengarten, Bozen 1945 und Dolomiten-Sagen, Innsbruck 1977.

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PADDINGTON

Best. Nr. 46 48283

Paddington (2014) Genre: Produktion: Regie: Drehbuch Altersempfehlung: FSK: Spieldauer: Stichworte:

Animationsfilm, Komödie Großbritannien, Frankreich 2014 Paul King Paul King, nach den Kindergeschichten von Michael Bond ab 7 Jahren o.A. besonders wertvoll 95 Minuten, Farbe Abenteuer, Familie, Fremde Kulturen, Freundschaft, Heimat, Literaturverfilmung

Ein Erdbeben erschüttert den peruanischen Regenwald und plötzlich stehen ein kleiner Bär und seine Tante ohne Bleibe da. Also schickt die pragmatische Bärin den Neffen als blinden Passagier nach London, wo der Heimatlose bei einem bekannten Tierforscher unterkommen soll. Doch der sprechende Bär verirrt sich in der fremden Umgebung und strandet völlig verloren auf dem Londoner Bahnhof Paddington. Hier findet ihn die Familie Brown, die den Findling kurzerhand nach der Station benennt und vorübergehend bei sich aufnimmt. Der tollpatschige Paddington flutet allerdings erst einmal das Badezimmer und stiftet auch sonst reichlich Chaos in seiner Gastfamilie. Währenddessen plant eine fiese Tierpräparatorin bereits, dem Jungbären das Fell über die Ohren zu ziehen.

Trailer: www.paddington.com/de/der-film ausführliches pädagogisches Begleitmaterial:

http://www.kinofenster.de/download/paddington-pdf

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© Stiftung Lesen, Mainz 2014

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ZOOMANIA

Best. Nr. 46 48402

Zoomania (2015)

Genre: Produktion: Regie: Altersempfehlung: FSK: Spieldauer: Auszeichnungen Stichworte:

Animationsfilm USA 2015 Byron Howard, Rich Moore ab 6 Jahren o.A. (besonders wertvoll) 104 Minuten, Farbe Oscar 2017 als Bester Animationsfilm Vorurteile, Toleranz, Inklusion, Minderheit, Urbanisierung

Obwohl Größe und der artspezifische Ruf von einer ängstlichen Natur dagegen sprechen, will sich die junge Häsin Judy Hopps als Polizistin durchsetzen. In der großen Metropole aber, in der alle Tiere weitgehend friedlich zusammenleben, nimmt keiner ihre Ambition und Kompetenz ernst. Auch der schlaue Jungfuchs Nick Wilde nicht, der widerwillig mit ihr im Fall einiger mysteriös verschwundener Tiere ermittelt. Als beide einer Verschwörung auf die Spur kommen, weicht das anfängliche Misstrauen einer keimenden Freundschaft. (nach Blickpunkt:Film) In den Mittelpunkt gerückt werden dabei nicht nur eine Abenteuergeschichte über eine ungleiche Freundschaft und ein tolerantes Miteinander, sondern auch gesellschaftspolitische Zusammenhänge globaler Natur wie die Unterdrückung und Ausgrenzung von Minderheiten, der demografische Wandel und die Urbanisierung. Fragen nach Heimat, Herkunft und Zugehörigkeit werden ebenso angesprochen. Dass nebenbei bürokratische und kapitalistische Strukturen mit viel Witz auf den Arm genommen werden und auch der Medienkonsum kritisch-ironisch betrachtet wird, bietet weitere Anknüpfungspunkte.

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ZOOMANIA Anknüpfungspunkte für die pädagogische Arbeit Die Geschichte von „Zoomania“ ist in einer ausschließlich aus Tieren bestehenden Welt angelegt, die zwar eine sehr vermenschlichte, in sich jedoch stimmig ist und eine hervorragende Basis bildet, um große Themen aus der Welt der höheren Säugetiere zu behandeln. In den Mittelpunkt gerückt werden dabei also nicht nur eine Abenteuergeschichte über eine ungleiche Freundschaft und ein tolerantes Miteinander, sondern auch gesellschaftspolitische Zusammenhänge globaler Natur wie die Unterdrückung und Ausgrenzung von Minderheiten, der demografische Wandel und die Urbanisierung. Fragen nach Heimat, Herkunft und Zugehörigkeit und Themen wie Machtkampf und -missbrauch sowie organisierte Kriminalität werden ebenso angesprochen. Dass nebenbei bürokratische und kapitalistische Strukturen mit viel Witz auf den Arm genommen werden und auch der Medienkonsum kritisch-ironisch betrachtet wird, bietet weitere Anknüpfungspunkte.

Trailer: www.visionkino.de/filmtipps/filmtipp/movies/show/Movies/all/zoomania/

© VISION KINO

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Gesamtkatalog www.medien-ausleihen.it das Südtiroler Portal für Bildungsmedien und Spielfilme

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Für eventuelle Rückmeldungen Anregungen, Verbesserungsvorschläge, Lob und Kritik wenden Sie sich bitte an Heidrun Hilber Tel. 0471 412912 [email protected] www.provinz.bz.it/av-medien

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