Jeder vierte Kochlehrling unterbricht die Lehre

26.01.2012 - haben, teilt die Staatsanwaltschaft mit. Er soll am 20. Dezember 2011 zwi- schen 14.15 und 14.45 Uhr im Restau- rant Mister Wong an der ...
421KB Größe 5 Downloads 341 Ansichten
B   asel.Stadt.

 | Donnerstag, 26. Januar 2012 | Seite 28

Jeder vierte Kochlehrling unterbricht die Lehre 31 Auszubildende kündigten 2011 den Vertrag, der grösste Teil setzt die Ausbildung in anderem Betrieb fort

Einen Teil der Schuld an der hohen Quote sieht Maurus Ebneter, Präsident der Hotel und Gastro Formation BaselStadt, bei den Arbeitgebern: «Einige müssen ihre Lehrlinge besser rekrutieren und auch mal den Mut haben, Nein zu sagen. Es ist besser, keinen Lehrling anzustellen als einen ungeeigneten.»

Von Martin Regenass Basel. Balz Ramsauer* will Koch werden. Der 22-Jährige fand eine Lehrstelle in einem Basler Restaurant. Vergangenen Oktober hat er den Lehrvertrag in gegenseitigem Einverständnis mit seinem Lehrbetrieb aufgelöst. «Ich arbeitete jeden Tag zwischen 14 bis 15 Stunden. Die Schule kam zu kurz. Ich fühlte mich irgendwann leer und ausgebrannt», sagt Ramsauer. Dass Kochlehrlinge ihren Lehrvertrag auflösen wie Ramsauer, ist keine Seltenheit. Beinahe jedem Vierten im Kanton Basel-Stadt widerfährt dieses Schicksal während der dreijährigen Ausbildung. Im Jahr 2010 wurden insgesamt 106 Lehrverträge mit Köchen abgeschlossen. 24 davon sind später aufgelöst worden. 2011 waren es 31 von 138 Lehrverhältnissen. Im Gastgewerbe wurden 2010 von 339 Lehrverträgen 61 aufgelöst, was einer Quote von 18 Prozent entspricht. Insgesamt, über alle Berufe gesehen, sind im Jahr 2010 in Basel 5351 Lehrverträge abgeschlossen und 595 wieder aufgelöst worden. Das sind 11 Prozent.

Falsche Vorstellungen vom Beruf Die Gründe für das Auflösen eines Lehrvertrags sind vielfältig und auf beiden Seiten zu suchen. Eine Person, die mit Lehrlingen im Gastgewerbe direkt zu tun hat, ist Annett Willimann, Lehrlingsausbildnerin bei Candrian Catering in Basel. Die Firma betreibt den «Braunen Mutz», die «Kunsthalle» und die Brasserie am Bahnhof SBB. Insgesamt bildet sie drei Lehrlinge aus. Seit kurzem betreut sie eine Servicelernende, die ihre Lehre in einem anderen Betrieb abgebrochen hat. «Nach ihrer Darstellung hat sie der frühere Betrieb einfach als Arbeitskraft ausgenutzt und nicht in

Stressberuf. Kochlehrlinge arbeiten oft unter Druck und müssen die Erwartungen der Gäste in kurzer Zeit erfüllen.  Foto Keystone

ihre Ausbildung investiert», sagt Willimann. Es komme vor, dass Lehrmeister die Lehrlingsausbildung unterschätzen, weil sie im menschlichen oder fachlichen Bereich damit überfordert seien. Zudem funktionierten die Jugendlichen von heute anders als jene vor 20 Jahren. «Auf Druck, der im Gastgewerbe hoch ist, reagieren die wenigsten positiv. Da-

mit müssen die Ausbildner genau umzugehen wissen», sagt Willimann. Nicht in jedem Fall könne man jedoch das Scheitern des Arbeitsverhältnisses auf den Arbeitgeber schieben. «Oft haben die Lehrlinge von der Gastronomie einfach falsche Vorstellungen», sagt Willimann. So seien sie sich vor dem Stellenantritt oft nicht bewusst,

was es bedeutet, unregelmässig zu arbeiten oder Zimmerstunden zu schieben. «Dadurch können Lehrlinge schnell ihr soziales Umfeld und ihre Freizeitbeschäftigung verlieren. Das kann zu Problemen führen.» Oft würden auch die stressigen Arbeitsprozesse, die hohe Temperatur und die engen Platzverhältnisse im Gastgewerbe unterschätzt.

Probleme oft zwischenmenschlich Dass die Zahl der Auflösungen von Lehrverträgen sinkt, ist ein Ziel der Berufs- und Erwachsenenbildung BaselStadt. «Eine Auflösung ist oft ein menschliches Drama. Sowohl für den Lehrling wie auch für den Ausbildner», sagt Brigitta Spalinger. Die für das Gastgewerbe zuständige Berufsinspektorin besucht die Betriebe bei Klagen von ­Berufsbildnern oder Lehrlingen und berät Letztere nach der Vertragsauflösung auf der Suche nach einer neuen Stelle. «Klagen von Lehrlingen über ihre Betriebe entstehen in den meisten Fällen im zwischenmenschlichen Bereich. Zuerst versuchen wir da, eine Lösung zur Weiterführung der Lehre im Betrieb zu finden.» Aufseiten der Betriebe versucht die Lehraufsicht mit wiederholten Schulungen der Ausbildungsverantwortlichen der hohen Zahl an Vertragsauflösungen entgegenzuwirken. Spalinger: «Wir vermitteln ihnen Methoden, die es ihnen erlauben, ihre Lehrlinge im fachlichen und menschlichen Bereich zu fördern.» Und was passiert mit den 31 aufgelösten Lehrlingsverträgen aus dem Jahr 2011? Alle Fälle seien ihr bekannt, sagt Spalinger: «Ich weiss aber, dass der grösste Teil im Beruf wieder Fuss fasst.» So auch Ramsauer. Er hat seit Januar in einem anderen Restaurant in Basel eine Stelle gefunden, um seine Lehre abzuschliessen. *Name von der Redaktion geändert

Wie viele zusätzliche Polizisten sind genug?

Nachrichten

Am 5. Februar entscheidet die Basler Stimmbevölkerung über die SVP-Sicherheitsinitiative

Geschädigte eines Taschendiebs gesucht

Von David Weber Basel. In einem Punkt sind sich alle ei-

nig: Es braucht in Basel-Stadt mehr Polizisten. Die Streitfrage ist allerdings: wie viele mehr? Und wo sollen diese eingesetzt werden? Darüber stimmt Basel am 5. Februar ab. Dann heisst die Ausgangslage: die SVP gegen den Rest. Denn keine andere Partei unterstützt die SVP-Initiative «Für einen sicheren

Kanton Basel-Stadt». Für die Gegner geht die Forderung zu weit, die uniformierte Polizeipräsenz um 30 Prozent zu erhöhen. Gemäss Berechnungen des Polizei- und Justizdepartements wären dazu 120 zusätzliche Polizisten nötig. Mit der Initiative soll Basel sicherer und das Sicherheitsgefühl der Bevölkerung erhöht werden, so die SVP. Die anderen Parteien und die Basler Regierung sind mit dem Ausmass der

Pro

Forderung nicht einverstanden. Aber auch sie befürworten eine Aufstockung des Polizeipersonals. Aber 45 zusätzliche Stellen würden reichen. Diese hat das Parlament bereits bewilligt und die Stellen werden innerhalb der nächsten vier Jahre geschaffen. Mit dieser Personalaufstockung soll vor allem an den Hotspots in der Innenstadt die Polizeipräsenz verstärkt werden. Im Gegensatz zur SVP-Initiative, die auch in den Quar-

tieren mehr Polizeipatrouillen fordert. Die Gegner der Initiative bezeichnen das als «Giesskannenprinzip». Soll man die Sicherheitsinitiative annehmen oder nicht? SVP-Präsident Sebastian Frehner (38) und GrüneGrossrätin Mirjam Ballmer (29) bewerten die derzeitige Sicherheitslage in Basel unterschiedlich. In den untenstehenden Texten legen sie ihre Argumente für und wider die Sicherheitsinitiative dar.

Contra

Ja zu einem sicheren Basel Keine Spiele mit der Angst Von Sebastian Frehner* Es vergeht kein Wochenende, ohne dass wir in den Zeitungen von neuen Gewalttaten lesen müssten. Dass das Bild nicht trügt, belegt auch die Kriminalstatistik: Die Mehrzahl der Gewaltdelikte nimmt zu. Gegenüber dem Vorjahr nahmen die Körperverletzungen von 492 auf 566 zu und es wurden 9 Prozent mehr Personen beraubt. Bei den Schlägereien (sogenannter Raufhandel) gab es gar eine Zunahme von 179 Prozent. Nicht zuletzt deshalb hat auch das sub­­jektive Sicherheitsempfinden der Bevölkerung abgenommen. Rund ein Drittel der Bevölkerung fühlt sich gemäss einer im 2011 veröffentlichten Bevölkerungsbefragung nachts im eigenen Quartier nicht mehr sicher. Nur 62 Prozent äussern sich positiv zum Thema Kriminalität und Sicherheit. 2003 waren es immerhin noch 88 Prozent. Viele Gespräche mit Bürgerinnen und Bürgern haben ergeben, dass sich viele sicherer fühlen würden, wenn es mehr uniformierte Polizistinnen und Polizisten in der Stadt gäbe. Um die Sicherheit im Kanton zu verbessern, fordert die Initiative daher, dass 30 Prozent mehr uniformierte Polizeipräsenz geleistet wird. 40 Prozent davon sollen zur Gewalteindämmung und 30 Prozent für die Prävention eingesetzt werden. Mit dem Präventionsanteil will die Initiative erreichen, dass gegen Gewalt

sensibilisiert wird (beispielsweise in Schulklassen). Selbst die SP sagt, dass Basel ein Sicherheitsproblem hat. Dies beweist ein Vorstoss von SP-Grossrat Daniel Goepfert, der in die gleiche Richtung geht wie die Initiative. Weil die Sicherheitsinitiative von der SVP kommt, soll diese aber nicht unterstützt werden. Das ist schade. Ich selber unterstütze Vorstösse immer dann, wenn ich sie sachpolitisch für richtig halte. Egal, wer der Absender ist. So unterstütze ich beispielsweise den gleichen Herrn Goepfert bei der von ihm lancierten Initiative, die einen Rheinuferweg im Grossbasel fordert. Die Gegner der Initiative sagen, dass 45 neue Polizisten ausreichen, um die Sicherheitslage zu verbessern. Dem widerspricht der Polizeibeamtenverband, die Gewerkschaft der Polizistinnen und Polizisten, vehement. Auch sind die neuen 45 Polizisten vom Grossen Rat noch gar nicht bewilligt, sondern es wurde lediglich eine Aufstockung um 15 zusätzliche Kräfte beschlossen. Diese Polizisten werden aber nicht nur zur Verminderung der Gewalt eingesetzt, sondern beispielsweise auch, um Bussen einzutreiben. Aus all diesen Gründen braucht es die Sicherheitsinitiative, damit Basel endlich wieder sicherer wird. * Sebastian Frehner ist Nationalrat und Parteipräsident der Basler SVP.

Von Mirjam Ballmer* Alle Parteien, ausser der SVP, sagen Nein zur Sicherheitsinitiative; das ist schon mal aussergewöhnlich. Die Initiative gaukelt vor, Sicherheit zu schaffen. In Wahrheit will sie mit der Giesskanne Polizisten über die Stadt verteilen, anstatt diese dort einzusetzen, wo sie effektiv benötigt werden. Dabei hat der Grosse Rat bereits beschlossen, innerhalb von vier Jahren 45 zusätzliche Polizisten anzustellen und sie gezielt an besonders kritischen Orten in der Stadt und in der Prävention einzusetzen. Mit den 50 bereits geschaffenen Stellen werden bis 2015 fast 100 zusätzliche Polizisten angestellt. Weitere 100 gut ausgebildete Personen, wie sie die Initianten fordern, können gar nicht so einfach rekrutiert werden, ganz zu schweigen von den Kostenfolgen. Die SVP versucht uns seit Jahren weiszumachen, dass Basel eine gefährliche Stadt sei. Dabei weigert sie sich standfest, die Statistiken richtig zu lesen. Diese zeigen auf, dass Basel im Allgemeinen sicher ist. Im Vergleich zu allen anderen grösseren Städten werden bei uns weniger Verbrechen verübt. Wir haben kein generelles Sicherheitsproblem. Wenn die SVP aus den leicht schwankenden Zahlen ein solches abliest, ist das unseriös. Wenn die BaZ mit ihrer Crime Map feststellt, dass die grösste Anhäufung von Delikten in der

Innenstadt und nicht in Wohnquartieren geschieht, ist das nicht überraschend. Dass dort, wo gefeiert und Alkohol getrunken wird, wo generell viele Leute unterwegs sind, mehr Delikte passieren, ist logisch. Die Initianten unterscheiden auch nicht zwischen Sicherheitsempfinden und objektiver Sicherheit; nein, sie vermischen beide bewusst. Die objektive Sicherheit ist in Basel gut. Um sie noch besser zu machen, hat der Grosse Rat zusätzliche Polizisten beschlossen. Das Sicherheitsempfinden der Bevölkerung ist eine andere Sache. In der Nacht fühlen sich Baslerinnen und Basler etwas häufiger unsicher als Bewohner anderer Städte, obwohl weniger Straftaten verübt werden. Polizeipräsenz trägt zum Sicherheitsgefühl bei, aber es spielen auch andere Faktoren wie Sauberkeit eine Rolle. Auch hier wurden bereits Verbesserungsmassnahmen beschlossen. Sicherheit ist keine reine Polizeifrage. Sie hängt auch davon ab, wie wir das Zusammenleben organisieren und wie gut es den Bewohnern geht. Rot-Grün setzt sich seit Jahren für Lebensqualität, Integration und Prävention ein. Seit Jahren lehnt die SVP alle diese Massnahmen konsequent ab, die zu einem friedlicheren Zusammenleben in Basel führen. Auch ihre Initiative würde dazu nichts beitragen. * Mirjam Ballmer ist Grossrätin des Grünen Bündnisses.

Basel. Ein 29-jähriger Algerier, der am 10. Januar festgenommen wurde, wird beschuldigt, Portemonnaies aus Taschen und Vestons gestohlen zu haben, teilt die Staatsanwaltschaft mit. Er soll am 20. Dezember 2011 zwischen 14.15 und 14.45 Uhr im Restaurant Mister Wong an der Steinenvorstadt und am 1. Januar 2012 um 16.30 Uhr im gleichnamigen Restaurant am Centralbahnplatz Diebstähle begangen haben. Geschädigte werden gebeten, sich mit der Kriminalpolizei in Verbindung zu setzen (Tel. 061 267 71 11).

Altgediente Grossrätin rückt wieder nach Basel. Gisela Traub (SP) rückt anstelle der zurückgetretenen Martina Saner in den Grossen Rat nach. Traub (67) ist vor vier Jahren bei der Verkleinerung des Parlaments nicht wiedergewählt worden, nachdem sie von 1976 bis 1987 und von 1997 bis 2009 dem Grossen Rat während insgesamt 23 Jahren angehört hatte.

Zwei Millionen für Projekte in Brüglingen Basel. Die Christoph Merian Stiftung und der Kanton Basel-Stadt unter­ stützen drei Projekte in Brüglingen mit zwei Millionen Franken. Dazu gehören ein Neubau für die Umweltbildung, der Hauptsitz von Pro Specie Rara und Umgestaltungen für insgesamt sechs Millionen.

Glückwunsch Diamantene Hochzeit Heute vor 60 Jahren haben Fritz und Lotti Peter-Schneider, wohnhaft am Rennweg 91, geheiratet. Die Basler ­Zeitung gratuliert den beiden herzlich und wünscht ihnen eine glückliche gemeinsame Zukunft. [email protected]