Jörg Mielczarek Von Untertanen, Zauberbergen, Menschen ohne ...

... ohne Eigenschaften. Meine Reisen durch die Literatur der Weimarer Republik ..... Am Anfang stand der Wunsch meiner Tochter, mit Ölfar- ben zu malen.
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Jörg Mielczarek Von Untertanen, Zauberbergen, Menschen ohne Eigenschaften Meine Reisen durch die Literatur der Weimarer Republik

Jörg Mielczarek Von Untertanen, Zauberbergen, Menschen ohne Eigenschaften Meine Reisen durch die Literatur der Weimarer Republik

interna Ihr persönlicher Experte

für Ben, Leonie und Sabine. Ich liebe Euch! Danke an: Guido, Janine, Nicole, Sabine, Ulrike, Ute.

www.literatur-weimar.de

VlB – Titelmeldung interna Jörg Mielczarek Von Untertanen, Zauberbergen, Menschen ohne Eigenschaften Meine Reisen durch die Literatur der Weimarer Republik ISBN 978-3-940931-49-8 © 2011 Verlag interna GmbH

Umschlaggestaltung: Workstation GmbH, Bonn Satz: Josef Hambitzer, Bonn Druck: Bonner Druck & Medien GmbH, Bonn Lektorat: Reinhard Fey, Janine Hassink, Bonn; Ulrike Preuß, Hennef

Verlag interna GmbH Auguststr. 1, 53229 Bonn Tel.: 02 28 / 85 44 98-0, Fax: 02 28 / 85 44 98-20 www.interna-aktuell.de www.interna-express.de [email protected]

Printed in Germany

Inhalt Vorwort ................................................................................... 9 Nachtrag zum Vorwort ...................................................... 12 1. Reise .................................................................................. 15 1.1 Hans Fallada .............................................................. 16 1.2 Alfred Döblin ............................................................. 21 1.3 Bruno Frank................................................................ 24 1.4 Carl Zuckmayer......................................................... 27 1.5 Ludwig Thoma .......................................................... 31 1.6 Heinrich Spoerl.......................................................... 33 2. Reise .................................................................................. 37 2.1 Erich Kästner.............................................................. 38 2.2 Hans Leip.................................................................... 40 2.3 Wilhelm Speyer.......................................................... 43 2.4 Alexander Spoerl ....................................................... 46 2.5 Klaus Mann ................................................................ 48 2.6 Hermann Hesse ......................................................... 50 3. Reise .................................................................................. 55 3.1 Gertrud von le Fort ................................................... 57 3.2 Ricarda Huch ............................................................. 60 3.3 Else Lasker-Schüler ................................................... 62 3.4 Anna Seghers ............................................................. 65 3.5 Marieluise Fleißer...................................................... 67 4. Reise .................................................................................. 71 4.1 Werner Bergengruen ................................................. 72

4.2 Arthur Schnitzler ....................................................... 75 4.3 Stefan Zweig .............................................................. 78 4.4 Robert Walser ............................................................. 80 4.5 Emil Strauß................................................................. 83 4.6 Franz Werfel ............................................................... 85 4.7 Franz Kafka ................................................................ 87 5. Reise .................................................................................. 89 5.1 Kurt Tucholsky .......................................................... 91 5.2 Georg Trakl................................................................. 95 5.3 Rainer Maria Rilke .................................................... 97 5.4 Joachim Ringelnatz ................................................. 100 5.5 Gottfried Benn ......................................................... 102 5.6 Stefan George ........................................................... 104 5.7 Christian Morgenstern............................................ 106 6. Reise ................................................................................ 109 6.1 Ödön von Horváth .................................................. 111 6.2 Hugo von Hofmannsthal........................................ 113 6.3 Lion Feuchtwanger.................................................. 116 6.4 Leonhard Frank ....................................................... 120 6.5 Frank Wedekind ...................................................... 123 6.6 Bertolt Brecht............................................................ 126 7. Reise ................................................................................ 129 7.1 Edlef Köppen ........................................................... 130 7.2 Ludwig Renn............................................................ 132 7.3 Erich Maria Remarque............................................ 134 7.4 Ernst Jünger.............................................................. 138 7.5 Arnold Zweig........................................................... 140

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8. Reise ................................................................................ 145 8.1 Ernst Wiechert.......................................................... 147 8.2 Joseph Roth .............................................................. 150 8.3 Egon Erwin Kisch .................................................... 152 8.4 Oskar Maria Graf......................................................155 8.5 Robert Musil............................................................. 158 8.6 Jakob Wassermann .................................................. 163 8.7 Heinrich Mann......................................................... 167 8.8 Thomas Mann .......................................................... 172 Chronologische Übersicht............................................... 177

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Vorwort

Vorwort „Einem Buche ein ‘Vorwort’ voranzusetzen, bedeutet ein Buch erklären zu wollen“, schreibt  Klaus Mann zu Beginn von Der fromme Tanz. Und er führt weiter aus: „Wer sein Werk und seine Bemühung zu erklären nötig hat, der gesteht damit auch die Notwendigkeit ein, seine Bemühung entschuldigen zu müssen.“ Nun, eine Einführung habe ich tatsächlich zu leisten, und halte es dabei wie  Erich Kästner, der seinen „heiteren Romanen“ für Erwachsene gern ein ironisches und oftmals selbstkritisches Vorwort voranstellte. Schließlich sollen Sie erfahren, mit wem Sie es zu tun haben, wie dieses Buch entstanden ist, warum gerade ich mich auf diese Reisen durch die Literatur der Weimarer Republik eingelassen habe. Und entschuldigen möchte ich mich auch, auf jeden Fall bei denen, die einen wissenschaftlichen Hintergrund bei dieser „Arbeit“ (sie war für mich ein Vergnügen) vermuten. Wenn Sie zu dieser Gruppe gehören, kann Sie dieses Buch enttäuschen. Am Anfang stand der Wunsch meiner Tochter, mit Ölfarben zu malen. Und da es in ihren Augen keinen Spaß machte, allein zu malen, kaufte auch ich mir eine Leinwand, und stand, zu Hause angekommen, direkt vor einem Dilemma. Denn: Was sollte ich malen? Mein Talent ist in diesen Dingen wirklich sehr beschränkt, und während Leonie schon fleißig bei der Sache war, fehlte mir noch die zündende Idee.

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Vorwort

Da fiel mir ein Artikel aus der Musikzeitschrift „Rolling Stone“ ein: Der Schlagzeuger der Rolling Stones hatte den Londoner U-Bahn-Plan abgezeichnet und die einzelnen Stationen nach seinen Lieblingsplatten benannt. Tolle Idee! Die ich dann auch – mit einem imaginären U-BahnPlan – 1:1 hätte umsetzen können. Mich aber zog es statt zur Stereoanlage zum Bücherregal. Warum nicht einen U-Bahn-Plan erstellen, und die einzelnen Stationen nach meinen Lieblingsautoren benennen? Schon bald stellte ich fest, dass die meisten dieser Autoren eines gemeinsam hatten: Sie veröffentlichten viele ihrer Bücher in der Zeit der ersten deutschen Republik. So habe ich schließlich einen U-Bahn-Plan mit 5 Linien entworfen. 5 Linien, um die literarischen (Haupt-)Strömungen in der Weimarer Zeit aufzuzeigen: Rot steht hierbei für politische Literatur, Schwarz stellt die bürgerliche Literatur dar, Blau die religiöse Literatur. Grün habe ich für den Naturalismus bzw. für die nachfolgende Neue Sachlichkeit gewählt, und Hellblau (ich hatte keine andere Ölfarbe mehr, und Farben mischen wollte ich nicht) für Literatur, die sich mit dem 1. Weltkrieg auseinandersetzt. Kein Wunder, dass ich die Schreibe der Weimarer Zeit als so attraktiv empfand, denn erstmals trat die deutsche Literatur in einer ungeheuren Vielfalt hervor, große gesellschaftliche Veränderungen wurden literarisch verarbeitet. Bevor ich mich an die „künstlerische“ Umsetzung begeben konnte, musste zunächst eine Liste der Autoren erstellt und diese den einzelnen Literaturrichtungen zuge-

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Vorwort

ordnet werden. So schlief Leonie bereits in ihrem Bett, als ich mit dem Malen begann. In Öl war das Ergebnis nicht so toll, die Farben verlaufen, aber als Grafik finde ich den U-Bahn-Plan klasse (siehe Seite 8). Der Schritt von der Grafik bis hin zu diesem Buch war dann gar nicht mehr so weit (zumal viele Freunde mehr über einzelne Schriftsteller und deren Werke erfahren wollten). Ein Pappenstiel war es aber auch nicht. Schließlich musste ich mich mit 50 Autoren beschäftigen und einer gleichen Zahl ihrer Werke. Und schon bald merkte ich, dass die Einordnung einzelner Schriftsteller der Literaturwissenschaft nicht standhalten würde. Dafür die Grafik umarbeiten? Nein, entschied ich mich. Ich bin kein Literaturwissenschaftler, sondern Leser, und gerade das subjektive Empfinden machte den Reiz meiner Arbeit aus. Schließlich galt es noch, die einzeln geschriebenen Mosaiksteine zu einem Ganzen zusammenzufügen. Das hätte alphabetisch geschehen können von „Benn, Gottfried“ bis „Zweig, Stefan“. Man hätte aber auch den fünf Linien der Grafik folgen können … Beide Möglichkeiten aber widersprechen meiner Arbeitsweise: Ich bin von „Hans Fallada“ zu „Ernst Jünger“ gesprungen, von „Ricarda Huch“ zu „Leonhard Frank“. So habe ich mich letztendlich entschieden, eigene „Reisen“, acht an der Zahl, durch die Literatur der Weimarer Republik zu unternehmen, sodass dieses Buch auch seinen Untertitel gefunden hatte.

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Vorwort

Ich lade Sie dazu ein, diesen Reisen zu folgen und für sich als Anregung zu verstehen, eigene Reisen durch die Literatur der ersten deutschen Republik zu unternehmen (die chronologische Übersicht am Schluss dieses Buches hilft Ihnen dabei). Es lohnt sich, das kann ich Ihnen versprechen! Es gilt, bedeutende Autoren und ihre Werke neu und wieder zu entdecken.

Nachtrag zum Vorwort Angekündigt habe ich es, vergessen dennoch, wahrscheinlich, weil es mir nicht liegt: Zeilen über meine Person zu verfassen, damit Sie wissen, mit wem Sie es zu tun haben. Ich fasse mich kurz: Heute, am 21. Juli 2010, bin ich 46 Jahre alt, geschieden, habe eine Tochter, die ich über alles liebe und die mit ihren 15 Jahren immer erwachsener wird, eine Freundin, die nicht nur mein Lebenspartner, sondern auch mein bester Freund ist; in einigen Wochen kommt unser gemeinsamer Sohn auf die Welt, sodass die noch fehlenden 14 Autoren-Porträts bald geschrieben sein müssen, weil statt Literatur Windelnwechseln, Fläschchen geben und was sonst noch alles zu tun sein wird angesagt sind. Mit Büchern fühlte ich mich schon immer verbunden. Sie waren meine Türen in Welten, die ich nicht kannte, und auf diese Art und Weise kennenlernen durfte. Zwangs-

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Nachtrag zum Vorwort

läufig erlernte ich den Beruf des Buchhändlers (wie  Hermann Hesse), habe aber mein großes Ziel, eines Tages eine eigene Buchhandlung zu führen, nicht realisieren können. So ganz in andere Gefilde verschlagen hat es mich aber auch nicht: Mit der Gründung meines Verlags interna vor zehn Jahren habe ich mir einen Traum erfüllt. So verkaufe ich nicht nur Bücher, ich „mache“ sie sogar. „Du sollst vor Liebe brennen, und vor Begeisterung“, singt Wolfgang Ambros in einem André-Heller-Lied. Und dieses Zitat ist treffend für die Zeit, die ich mit den Werken verbracht habe, die ich Ihnen auf den folgenden Seiten vorstellen werde. Ich denke an meinen Freund Ralph, der ähnlich tickt wie ich, wenn er etwas macht. Nur, dass er keine Bücher schreibt, sondern läuft, unter anderem an einem 100 km-Lauf durch die Schweizer Alpen teilgenommen hat. Viele werden denken: „Was hat er denn davon?“, zumal man sehen muss, dass er sich ein Jahr auf dieses Ereignis vorbereiten musste, von vornherein wissend, nicht als Erster die Ziellinie zu überqueren. Sie müssen nur sein Gesicht sehen, wenn er über diesen Lauf spricht, dann kennen Sie die Antwort. Und so schreibe auch ich diese noch fehlenden 14 Porträts, weiß genau, dass ich nicht wissenschaftlich gearbeitet habe, dass vieles subjektiv ist und dass meine Leser zu einzelnen Werken anderer Meinung sein können und werden. Aber dieses - mein Buch - möchte ich wie meinen Sohn in einigen Wochen in meinen Händen halten. So, wie Sie mich nun ein wenig kennengelernt haben, möchte ich Sie kennenlernen. Denn dieses Buch werden

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Nachtrag zum Vorwort

Sie nur gekauft haben, wenn Sie sich für das Thema interessieren. Was hat Ihnen gefallen, was hat Ihnen nicht gefallen? Wie stehen Sie in Beziehung zu den einzelnen in diesem Buch vorgestellten Werken? Und: Welche Autoren fehlen, was können Sie mir empfehlen? Ich freue mich auf Ihre Antwort, am Besten per E-Mail an [email protected]. Ich liebe dieses Buch. Ich wünsche Ihnen, dass auch Sie es lieben werden und es Ihnen ein stets treuer Begleiter sein wird.

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1. Reise

1. Reise  Hans Fallada >>>  Alfred Döblin >>>  Bruno Frank >>>  Carl Zuckmayer >>>  Ludwig Thoma >>>  Heinrich Spoerl Das Fernsehen und das gedruckte Wort, das muss sich nicht ausschließen. Im Gegenteil, oft weckt eine Verfilmung erst die Neugierde auf das Buch (auch wenn ich in der Regel lieber zunächst das Buch lese, bevor ich mir die Verfilmung ansehe). Ich erinnere mich gern an die Mehrteiler, die beginnend in den 70er-Jahren – häufig zur Adventszeit – im Fernsehen ausgestrahlt wurden. Was waren da doch spannende Abenteuerstoffe dabei! Nach der Ausstrahlung von Quentin Durward musste ich Sir Walter Scotts Roman Der Bogenschütze des Königs lesen; missmutig lief ich umher, bis ich endlich das Geld beisammen hatte, um mir das Buch kaufen zu können. Ich denke, ich bin meinen Eltern in diesen Wochen richtig auf die Nerven gegangen. Scotts Buch hat nach wie vor einen Ehrenplatz in meinem Bücherregal. Meine beiden Schwestern und ich durften nicht viel fernsehen, aber bei diesen Mehrteilern gab es nie Probleme mit meinen Eltern. Die saßen dabei, wenn Jack Londons Der Seewolf (großartig: Raimund Harmstorf als Kapitän Wolf Larsen), Die Lederstrumpferzählungen von James Fenimore Cooper, Die Abenteuer des David Balfour (Robert Louis Stevenson) oder Michael Strogoff nach Jules Vernes Roman Der Kurier des Zaren, um nur einige verfilmte

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