München, Internationales Congress Center, 10.-14. September 2011, CIRSE 2011 - Cardiovascular and Interventional Radiological Society of Europe
Interventionelle Radiologen behandeln mit gezielt minimal-invasiven Eingriffen zur Verhinderung von Beinamputationen bei Diabetes-Patienten und hungern Krebs-Tumore aus. Mehr als 6000 internationale Experten tagen seit Samstag beim CIRSE 2011 – der 26. Jahrestagung der Interventional Radiological Society of Europe. Die Interventionelle Radiologie ist eine Spezialisierung der Radiologie seit Anfang der 60er Jahre, die weit über die Diagnosestellung hinausgeht. Vielmehr konzentriert sie sich auf die minimal-invasive Behandlung, mithilfe bildgebender Verfahren wie CT, MR und Ultraschall bei Schmerzsyndromen, Gefäß- und Tumorerkrankungen. „Der Vorteil der interventionellen Methode ist die minimale Invasivität“, erklärt Professor Josef Tacke, CIRSE 2011 Co-Chairman und Chefarzt am Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie im Klinikum Passau, „bei örtlicher Betäubung werden millimeterdünne Katheter mithilfe von Führungsdrähten in Blutgefäße oder andere Gangsysteme eingeführt, um an die erkrankte Stelle im Körper zu gelangen und die geeignete Therapie anzuwenden“. Neben der Erfolgsquote bei diesen skalpelllosen, relativ schonenden Eingriffen ist auch die verringerte Rekonvaleszenzzeit – sprich die schnellere Erholung des Patienten – ein starkes Argument, da verkürzte Krankenhausaufenthalte helfen Kosten zu sparen. Interventionelle Radiologie sichert Lebensqualität bei Diabetes und spart Kosten Die Interventionelle Radiologie steht bereit, durch frühzeitige, möglichst schonende Eingriffe die Versorgung bei Diabetes neu zu definieren. „Bei knapp 6 Millionen Diabetes-Patienten in Deutschland betragen die Kosten für die Diabetesversorgung rund 6,5 Milliarden Euro jährlich[1], die vorwiegend durch die diabetischen Folgeerkrankungen verursacht werden: koronare Herzkrankheit, Schlaganfall, der diabetische Fuß und Gefäßverschluss”, zitiert Professor Petra-Maria Schumm-Draeger, Internistin, Endokrinologin, Diabetologin vom städtischen Klinikum München, aus einer aktuellen Studie des Robert Koch Instituts. Genau diese vermag die Interventionelle Radiologie bei rechtzeitiger Intervention besonders effektiv zu behandeln. Dies erkannte auch die International Working Group on the Diabetic Foot (IWGDF), die IR-Eingriffe bereits als Standardmethoden der ersten Wahl in ihren Richtlinien führt.
Amputationsrate beim diabetischen Fußsyndrom um 50 Prozent gesenkt Beim diabetischen Fußsyndrom, durch Diabetes verursachte, chronische Gefäßveränderungen bis hin zu kompletten Gefäßverschlüssen im Bein, ist es möglich, durch IR-Behandlungen eine Amputation der Gliedmaße zu verhindern oder hinauszuzögern. Durch das Aufblasen eines winzigen Ballons in der betroffenen Arterie (Ballon-Angioplastie) kann diese wieder geöffnet werden. So wird das wieder ausreichend mit Blut versorgte [1]
Robert Koch Institut: GBE Kompakt, Diabetes Mellitus in Deutschland, Ausgabe 3/2011
Gewebe vor dem Absterben bewahrt und ein chirurgischer Eingriff, einschließlich einer Amputation, kann häufig vermieden werden. Meist kann der Patient bereits am selben oder nächsten Tag das Krankenhaus wieder verlassen. Abgesehen von der Beibehaltung der Lebensqualität und evtl. der Erwerbsfähigkeit, können auch die enormen Kosten, die in Folge einer Amputation verursacht werden, vermieden werden. Professor Gross-Fengels, Diagnostische und Interventionelle Radiologie, Asklepios Klinik Harburg, Hamburg, erläutert: „In spezialisierten Einrichtungen konnte so die Amputationsrate um bis zu 50% gesenkt werden. Das gibt Hoffnung, wenn man bedenkt, dass die Hälfte aller Patienten nach einer Beinamputation in den ersten fünf Jahren versterben.“ Aus diesen Gründen sollten die Eingriffe in zertifizierten Gefäßzentren durchgeführt werden. Diese sind auf der Homepage der "Deutschen Gesellschaft für Interventionelle Radiologie und minimal-invasive Therapie" unter www.degir.de aufgelistet.
Krebstumore werden ausgehungert oder lokal chemoembolisiert Auch im Kampf gegen Krebs bietet die Interventionelle Radiologie zukunftsweisende Lösungen. „Dank des speziellen Wissens über medizinische Bildgebungsverfahren wie Röntgen, MR und CT ist es uns Interventionellen Radiologen möglich, hochpräzise Eingriffe durchzuführen und den Tumor an Punkt und Stelle anzugreifen“, schildert Professor Thomas K. Helmberger, CIRSE 2011 Co-Chairman und Chefarzt am Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie, Neuroradiologie und Nuklearmedizin im Klinikum Bogenhausen München. Mittels Bildgebung werden spezielle Sonden eingesetzt, die mit Hitze, Kälte oder Elektrizität Tumore gezielt zerstören. Einer der erfolgreichsten Ansätze ist auch die Embolisation, das Stoppen der Blutzufuhr des Tumors, durch mikroskopische Partikel. Professor Arno Bücker, Universitätsklinik des Saarlandes, Homburg/Saar: “Dies bewirkt ein regelrechtes Aushungern des Tumors mit der Folge, die bösartige Wucherung schrumpfen oder sogar verschwinden zu lassen. Durch diese punktgenauen Eingriffe werden Tumore effektiv behandelt, ohne dabei gesundes Gewebe in Mitleidenschaft zu ziehen, wie es etwa bei der systemischen Chemotherapie der Fall ist." Die Behandlung von Krebspatienten sollte durch interdisziplinäre Tumorzentren erfolgen. So kann sicher gestellt werden, daß alle optimalen Therapiemöglichkeiten für den Patienten individuell angeboten werden. Bild und Text honorarfrei. © CIRSE Rückfragehinweis: DI (FH) Daniela Jäger, CIRSE, Neutorgasse 9/6, AT - 1010 Vienna, Phone: 0043 664 39 66 916, www.cirse.org, mailto:
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