Integratives Tauschen und Doppeln - Claus-Georg Schilling

16.05.2015 - Claus-Georg Schilling Trainer und Business Coach. Integratives. Tauschen und. Doppeln. Nach dem Monodrama nach J. L. Moreno.
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Claus-Georg Schilling Trainer und Business Coach

Integratives Tauschen und Doppeln Nach dem Monodrama nach J. L. Moreno

Claus-Georg Schilling 16.05.2015

Coaching-Kompetenzen

Monodrama / Tauschen und Doppeln Die Arbeit mit leeren Stühlen bzw. ohne andere Person als Hilfs-Ich geht stark auf das Psychodrama nach Jacob Levy Moreno (1889 – 1974) zurück – das vergleichbare Arrangement heißt im PD Monodrama. Der Klient tauscht mit der AntagonistenPosition. Die Psychoanalytiker und wesentlichen Begründer der Gestalttherapie Laura (1905 – 1990) und Fritz Perls (1893 – 1970) und die „Mutter der Familientherapie“ Virginia Satir (1916 – 1988) arbeiteten mit ähnlichen Interventionen. Satir kannte Moreno’s Arbeit direkt aus dessen psychiatrischer Klinik. „Tauschen und Doppeln“ ist eine moderne, integrative Arbeitsform für das Beratungsformat Coaching. Ausgangssituation im Coaching In der Beziehung oder Konstellation zwischen Klienten und Antagonisten sind Denken und Handeln manchmal wie eingefroren. Der Klient dreht sich um die gleichen Aspekte, Anliegen und Mutmaßungen – teilweise auch über die Beziehungsebene sowie über die andere Person. Das stört und beschäftigt, denn der Klient kommt mit seinem eigentlichen Ziel nicht weiter. Häufig haben reale Gespräche schon ohne greifbaren Erfolg stattgefunden. Häufig gibt es beim Klienten einen Einstieg nach dem Muster „ich möchte mit Person X etwas klären“, „bin mir aber nicht sicher“, „überhaupt sinnvoll?“, „hat bislang nicht geklappt“, „denke häufig darüber nach“, etc. . Das Tauschen und Doppeln bietet in einem geschützten Raum den Einstieg über eine mehr oder weniger reale Situation. Der Klient soll Gelegenheit erhalten seine innere Vorstellung, seine Phantasien und seine „Spielchen/Spielangebote“ (im Sinne der TA) – aber auch seine positiven Ziele und Wünsche – in das „so tun als ob Gespräch“ hineinzugeben und zu ergründen. Im Idealfall klärt sich der Klient/In reflexiv und hat eine neue Handlungs- und/oder Gesprächsidee – oder das reale Gespräch hat sich erübrigt. Manchmal ist es auch ein leiser Anstoß sich häufiger in den „anderen Stuhl“ hineinzuversetzen – anders wahrzunehmen, kleine Korrekturen in Fremd- und Eigenwahrnehmung vorzunehmen. So kommt es zum „Intersession Change“. Hintergrund / Erläuterung / Beispiele Oft ist kaum Reales dabei, sondern überwiegend die selbst konstruierte Vorstellung des Klienten. In der Sprache der Psychoanalyse heißt es dann, der Klient als Subjekt agiert seine inneren Objektrepräsentanten aus. Das bedeutet so etwas wie: Etwas, was im Inneren des Klienten unbewusst angestrebt wird, soll vermeintlich von einer anderen Person / Situation erfüllt, bearbeitet werden. Das ist auch ein normaler Prozess. Wenn die Integration unterbleibt, entstehen daraus Anliegen oder „Misfits“. Was real oder unreal ist an der „so tun als ob – Situation“ ist für den Coach meist kein primäres Interesse. Entscheidend ist, dass das Anliegen beim Klienten „da“ ist, ob in der Innen- oder Außenwelt. Ganz häufig finden sich Projektionsanteile: Eigene, als schlechte (oder inakzeptabel) empfundene Anteile und Absichten, werden „übersehen“ (vom Bewussten und/oder Unbewussten neurotisch abgewehrt), dafür übergroß einer anderen Person

Monodrama / Tauschen und Doppeln

Stand 16.05.2015

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Coaching-Kompetenzen zugeschrieben (Volksmund: „Wer mit einem Finger auf andere zeigt, zeigt meist mit dreien auf sich!“). Eine häufige Variante gibt es bei eigenen Ambivalenzen. „Das Gute zu mir, das schlechte zu Dir“ kann private wie Arbeitsbeziehungen blockieren. Moreno selber sieht (im Psychodrama im Allgemeinen) in dieser Mischung aus realitätsnahem Einstieg und psychischem Material („Surplus-Reality“) die Chance „die Wahrheit der Seele handelnd zu ergründen“ und zu Korrekturen und neuem Handeln zu kommen – ggf. einer Person wieder neu mit weniger Vorbelastung zu begegnen und eine wahrere Wahl zu treffen. Eine Wahl, die nicht durch Projektion, Übertragung und ähnliches belastet ist. Eine gleichzeitige Positiv-Wahl oder gemeinsame Erkenntnis / Erleben – ohne Übertragung/Gegenübertragung – nennt Moreno im PD „Tele“. Es gibt aber auch Anliegen, die sehr leicht ohne psychodynamische Überlegungen auskommen: Manchmal wird schnell erkannt, dass die sprachliche Formulierung unbrauchbar ist oder das Gegenüber gar nicht über diese Information verfügt – die Schlussfolgerung über sein Fehlverhalten also wahrscheinlich falsch ist… und ähnliches. Ein Klient könnte erkennen, dass der Chef ihn nicht angreift, sondern „eine goldene Tür aufgemacht hat und vielleicht sogar recht hat“ – vielleicht „muss“ sogar zugeben werden: Er ist ein guter Chef – ich hätte nicht anders gehandelt... ABER: Im Business-Coaching gibt es Fälle, in denen real Bedrohliches erkannt wird: „Mein Gegenüber und ich machen keine albernen „Hahnen-Kämpfchen“, sondern er sägt wirklich an meinem Stuhl, verfügt über Mittel und Ambitionen dazu und ich muss ein Stopp-Zeichen setzen.“ Was kann im Tauschen und Doppeln der Klient für sich erleben und erreichen? 

Emotionale Klärung beim Klienten (es geht nicht nur um die Sache, sondern auch um Emotionen)



Bedürfnisklärung / Absichtsklärung beim Klienten



Aufdeckung von Ambivalenzen



Empathie für den Antagonisten



Erkenntnis und Impuls des Klienten anders und neu zu handeln als bisher



Rücknahme von Projektionen



Einsicht im Unrecht zu sein



Rücknahme von Übertragung/Gegenübertragung



Eine Mini-Beziehungsklärung



Erkenntnis, dass die falsche Person angesprochen wird



Erkenntnis, dass das Problem ein „Mini-Problemchen“ ist



Aber auch: Anliegen schwerwiegender als gedacht „echter Klärungsbedarf“



Systemische Klärung: Die Problem-Konstellation gehört auf eine andere Ebene – ist „nur“ ein Abbild einer systembedingten Störung oder Übertragung

Monodrama / Tauschen und Doppeln

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Coaching-Kompetenzen Formen des Doppelns im Coaching 

Empathisches Doppel



Provokantes / ggf. schimpfendes Doppel



Evozierendes Doppel. Halbsatz vorgeben…



Pädagogisches / Lösungsorientiertes Doppel…



Lösendes Doppel (Entschuldigungssätze, Rücknahmen, Verabschiedungen vorschlagen/vorgeben durch Coach)



Prozessbeschreibendes / analogisierendes Doppel…



Körperempfindungs-amplifizierendes Doppel



Das sprechende Körperteile-/ Mimik-Doppel „wenn der Klos im Hals sprechen könnte würde er sagen…“



Bestätigendes/Amplifizierendes Doppel: JA!, Ja genau!

Tipps und Anregungen 

Der Klient endet auf der Ausgangsposition und hat das letzte Wort, denn er soll in der Selbststeuerung gestärkt werden – seine Handlungsoptionen auf etwas neues und seine emotionale Korrektur soll gestärkt werden



Es ist hilfreich mit dem empathischen Doppel zu beginnen, zwecks Rapport



Trifft das Doppel nicht, hilft es zu sagen: „Anstelle dessen“… o. „Was sonst…“



Der Klient soll mit dem Stuhl sprechen und nicht mit dem Coach – der Coach unterstützt dies durch Handgeste



Der Coach doppelt den Klienten in der Klienten-Position, nicht den Antagonisten, sonst kann das antagonistische Thema zu stark aufgeladen werden (Ausnahmen: Erfahrene Coaches, verfahrene Situation, innere Anteile)



Der Coach fasst die Stühle als „halbes“ Hilfs-Ich nur kurz an, wenn er wörtlich wiederholt und verlässt sofort nach wörtlicher Rede die Position, denn er soll den Klienten unterstützen und nicht mit dem Antagonisten assoziiert werden



Ergeben sich übergeordnete Fragen oder Abweichungen gegenüber dem psychologischen Kontrakt, gehen Coach und Klient auch räumlich aus der Situation heraus, der Coach beschreibt das Herausgehen und die Situation und bietet ggf. einen neuen (psychologischen) Kontrakt an



Der Coach reflektiert für sich, dass die Vorstellung über eine gespielte Person mit hoher Wahrscheinlichkeit ganz große Anteile der Klienten-Konstruktion enthält bzw. „innere Objektrepräsentanten“ (Psychoanalyse) sind. Beispiele:

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Coaching-Kompetenzen 

Wird ein Chef oder Business-Partner als „Trickser/Betrüger“ positioniert kann dies durch den Wunsch genährt sein selber hinzuschmeißen/ zu tricksen, z.B. getriggert durch die eigene Frustration/ Überforderung.



Einem Kollegen wird in der Stuhlarbeit angetragen, er mache unadäquate Komplimente/ Anspielungen, sei verliebt/verführend – ggf. Projektion (ggf. Entschuldung) eigener sexueller Wünsche? Oder bereits eine Gegenübertragung? Oder real? Oder ein Spielangebot?

Insbesondere im Business-Coaching besteht die „Chance“, dass der Coach die reale Person trifft… und was haben diese Themen eigentlich mit dem Coach zu tun (?) – welche emotionale Reaktion und welche Impulse zeigt der Coach? Tauschen und Doppeln Prozess 1. Ich hole einen Stuhl und erkläre, dass wir so tun als ob der Antagonist auf dem leeren Stuhl säße. 2. Ich fordere auf, das Anliegen in einem Satz zu formulieren. 3. Ich tausche den Klienten auf den leeren Stuhl. 4. Ich rolle den Klienten als Antagonist ein. 5. Ich gehe hinter den leeren Stuhl des Klienten, fasse die Lehne kurz an und wiederhole das Anliegen des Klienten und verlasse „fluchtartig“ diese Position. 6. Ich gehe zum Antagonisten und bitte um Rückantwort. 7. Ich tausche zurück auf den Klientenstuhl und sage: Sie sind jetzt wieder Sie selbst. 8. Ich gehe hinter den leeren Stuhl des Antagonisten, fasse ihn kurz an, wiederhole die Rückantwort wörtlich und verlasse „fluchtartig“ die Position. 9. Ich gehe zum Klienten und Frage, was das in ihm auslöst / mit ihm macht. 10. Ich knie rechts neben dem Klienten und Doppele. 11. Ich bitte den Klienten das gespielte Gespräch zu verlassen und lade ihn zur Reflexion ein – bespreche Handlungskonsequenzen und/oder emotionale Korrekturen, etc.

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