How i met your mother

Auch zu aktuellen Serien wie Desperate Housewives gibt es. Studien, die sich mit den Gender Rollen befassen (Hill 2010). In Sitcoms „King of Queens“.
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Daniel Hägele

Die Wahrnehmung und Inszenierung der Männlichkeit in der Sitcom „How i met your mother“

disserta Verlag

Hägele, Daniel: Die Wahrnehmung und Inszenierung der Männlichkeit in der Sitcom "How i met your mother", Hamburg, disserta Verlag, 2015 Buch-ISBN: 978-3-95425-214-5 PDF-eBook-ISBN: 978-3-95425-215-2 Druck/Herstellung: disserta Verlag, Hamburg, 2015 Covermotiv: © laurine45 – Fotolia.com

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Abstract Film- und Fernsehserien haben gerade im digitalen Zeitalter einen Einfluss auf die RezipientInnen. Insbesondere erfolgreiche Fernsehserien erfreuen sich einer hohen Beliebtheit. Die Serie „How i met your mother“ verzeichnet auch im deutschsprachigen Raum hohe Einschaltquoten. Diese Arbeit beschäftigt sich mit der Wahrnehmung und Inszenierung der drei männlichen Hauptfiguren in der Serie. Hinsichtlich des spärlichen Forschungsstandes war es Ziel dieser Arbeit das Geschlecht des Mannes in einer beliebten Sitcom zu untersuchen. Die theoretische Grundlage bildet der Ansatz des „Doing Gender“ nach Gildemeister (2008) und der Geschlechterstereotypen nach Eckes (2010). Zudem wurden die theoretischen Ansätze der Männlichkeitsforschung, der hegemonialen Männlichkeit nach Connell (2006) und des sozialen Habitus nach Bourdieu (1987, 1992, 2001) hinzugezogen. Außerdem wurde noch auf die Theorie der parasozialen Interaktion Rücksicht genommen. Als Methode wurde ein quantitativer Online-Fragebogen erstellt, an dem 240 Personen teilgenommen haben. Es sollten regelmäßige ZuschauerInnen der Serie befragt werden. Der Arbeit gelang es fünf Männertypen mit Hilfe einer Faktorenanalyse herauszuarbeiten. Es wurde infolgedessen überprüft, welchen der drei männlichen Hauptcharaktere die TeilnehmerInnen welchen Männertypen zuteilen. Daraufhin wurde eine funktionale Inhaltsanalyse mit einem Kategoriensystem durchgeführt, das auf den Männertypen basiert. Es wurde herausgefunden, dass die TeilnehmerInnen die männlichen Hauptfiguren Ted Mosby und Marshall Eriksen eher als „Beziehungstypen“ sehen während die Figur Barney Stinson eher als „Erfolgstyp“ wahrgenommen wird. Dies wird auch so in der Serie inszeniert, was mit der Inhaltsanalyse geprüft wurde. Die Arbeit ist insgesamt anschlussfähig und leistet einen wertvollen Beitrag zum Forschungsstand. Durch die Verbindung von Rezipientenbefragung und funktionaler Inhaltsanalyse mit Hilfe eines Kategoriensystems wurde eine Basis für weitere Studien geschaffen. Diese Arbeit soll auch als Anstoß für eine weitere Beschäftigung mit dem Forschungsfeld gelten.

Inhaltsverzeichnis Tabellenverzeichnis .................................................................................................................. 9 Abbildungsverzeichnis ........................................................................................................... 10 1 Einleitung .......................................................................................................................... 11 2 Forschungsstand ............................................................................................................... 13 3 Forschungsfrage................................................................................................................ 17 4 Theorie ............................................................................................................................... 19 4.1 Sex und Gender ............................................................................................................. 19 4.2 Doing Gender ................................................................................................................ 22 4.3 Geschlechterstereotype ................................................................................................. 24 4.4 Männlichkeiten ............................................................................................................. 27 4.5 Das System der hegemonialen Männlichkeit ................................................................ 31 4.6 Der soziale Habitus ....................................................................................................... 33 4.7 Kommunikation und Interaktion ................................................................................... 35 4.8 Parasoziale Interaktion .................................................................................................. 37 4.9 Die Sitcom .................................................................................................................... 41 4.9.1 Die Sitcom „How i met your mother“ ................................................................... 44 4.9.2 Die Männlichkeit in der Sitcom „How i met your mother“ .................................. 46 5 Methodik der Untersuchung............................................................................................ 48 5.1 Forschungsfragen .......................................................................................................... 48 5.2 Methodenkombination .................................................................................................. 49 5.3 Quantitative standardisierte Online-Umfrage ............................................................... 50 5.3.1 Aufbau des Fragebogens ....................................................................................... 54 5.4 Auswahlmethode........................................................................................................... 58 5.4.1 Stichprobe .............................................................................................................. 58 5.4.2 Untersuchungsablauf ............................................................................................. 61 5.5 Statistische Auswertung mit SPSS................................................................................ 61 6 Ergebnisse der Befragung ................................................................................................ 63 6.1 Demographische Verteilung der Untersuchungseinheit ............................................... 63 6.2. Faktorenanalyse ............................................................................................................ 65 6.3. Männertypen ................................................................................................................. 72

6.4. Idealer Mann ................................................................................................................. 76 7 Inhaltsanalyse.................................................................................................................... 78 7.1. Funktionale Inhaltsanalyse............................................................................................ 79 7.2. Auswahl der Stichprobe ................................................................................................ 80 7.3. Film- und Fernsehanalyse ............................................................................................. 81 7.4. Kategoriegeleitete Analyse der Inhaltsebene ................................................................ 83 8 Figuren und Akteure ...................................................................................................... 116 9 Beantwortung der Forschungsfrage ............................................................................. 126 10 Diskussion ........................................................................................................................ 134 10.1. Verbindung von Theorie und Empirie ..................................................................... 134 10.2. Einordnung der Ergebnisse ...................................................................................... 137 10.3. Reichweite und Kritik.............................................................................................. 138 11 Fazit.................................................................................................................................. 140 Literaturverzeichnis ............................................................................................................. 143 Anhang 1 Fragebogen der Online-Umfrage ...................................................................... 151 Anhang 2 Sequenzprotokoll ................................................................................................ 157 Anhang 3 Codeplan .............................................................................................................. 202

Tabellenverzeichnis Tab. 1: Cronbachs Alpha ........................................................................................................ 53 Tab. 2: Ausbildung ................................................................................................................. 65 Tab. 3: KMO-Test .................................................................................................................. 66 Tab. 4: Kommunalitäten ......................................................................................................... 67 Tab. 5: Gesamtvarianz ............................................................................................................ 68 Tab. 6: Rotierte Komponentenmatrix ..................................................................................... 70 Tab. 7: Ted Männertypen ....................................................................................................... 73 Tab. 9: Barney Männertypen .................................................................................................. 75 Tab. 10: Häufigkeiten Folge 1 Ted .......................................................................................... 85 Tab. 11: Häufigkeiten Folge 1 Marshall .................................................................................. 87 Tab. 12: Häufigkeiten Folge 1 Barney ..................................................................................... 89 Tab. 13: Häufigkeiten Folge 10 Ted ........................................................................................ 92 Tab. 14: Häufigkeiten Folge 14 Ted ........................................................................................ 97 Tab. 15: Häufigkeiten Folge 14 Marshall ................................................................................ 98 Tab. 16: Häufigkeiten Folge 14 Barney ................................................................................. 100 Tab. 17: Häufigkeiten Folge 15 Barney ................................................................................. 105 Tab.18: Häufigkeiten Folge 22 Ted ...................................................................................... 107 Tab. 19: Häufigkeiten Gesamt Ted ........................................................................................ 111 Tab. 20: Häufigkeiten Gesamt Marshall ................................................................................ 113 Tab. 21: Häufigkeiten Gesamt Barney ................................................................................... 115

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Abbildungsverzeichnis Abb. 1:

Himym ..................................................................................................................... 44

Abb. 2:

Idealer Mann 1980-1994.......................................................................................... 54

Abb. 3:

Faktorenanalyse ....................................................................................................... 55

Abb. 4:

Geschlechterverteilung ............................................................................................ 63

Abb. 5:

Altersverteilung ....................................................................................................... 64

Abb. 6:

Screeplot .................................................................................................................. 69

Abb. 7:

Ted Beziehungstyp .................................................................................................. 72

Abb. 8:

Marshall Beziehungstyp .......................................................................................... 74

Abb. 9:

Barney Erfolgstyp .................................................................................................... 75

Abb. 10: Männlichkeit Hauptfiguren ...................................................................................... 76 Abb. 11: Männlichkeit Hauptfiguren Geschlecht ................................................................... 77 Abb. 12: Folge 1 Ted .............................................................................................................. 84 Abb. 13: Folge 1 Marshall ...................................................................................................... 86 Abb. 14: Folge 1 Barney ......................................................................................................... 88 Abb. 15: Folge 10 Ted ............................................................................................................ 91 Abb. 16: Folge 10 Marshall .................................................................................................... 93 Abb. 17: Folge 10 Barney ....................................................................................................... 94 Abb. 18: Folge 14 Ted ............................................................................................................ 96 Abb. 19: Folge 14 Marshall .................................................................................................... 98 Abb. 20: Folge 14 Barney ....................................................................................................... 99 Abb. 21: Folge 15 Ted .......................................................................................................... 102 Abb. 22: Folge 15 Marshall .................................................................................................. 103 Abb. 23: Folge 15 Barney ..................................................................................................... 104 Abb. 24: Folge 22 Ted .......................................................................................................... 106 Abb. 25: Folge 22 Marshall .................................................................................................. 108 Abb. 26: Folge 22 Barney ..................................................................................................... 109 Abb. 27: Gesamt Ted ............................................................................................................ 110 Abb. 28: Gesamt Marshall .................................................................................................... 112 Abb. 29: Gesamt Barney....................................................................................................... 114

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1 Einleitung „Medien stellen Männer und Frauen nicht bloß dar, sondern sie produzieren auch Vorstellungen darüber, wie Männer und Frauen „sind“ “ (Forster 1995: 57). Wie Männer und Frauen in der heutigen Gesellschaft gesehen werden, steht sehr oft unter Einfluss der Medien. Vor allem populäre Fernsehshows prägen das Bild des Mannes und der Frau schon im Kindesalter. Diese Geschlechtersozialisation darf man nicht außer Acht lassen. Besonders bei Jungen tragen Medien sehr oft zur eigenen Identitätsbildung bei. Dadurch, dass in vielen modernen Haushalten das männliche Rollenvorbild fehlt, identifizieren sich Jungen mit männlichen Vorbildern aus den Medien (vgl. Palz und Partner 2006: 35). Deswegen ist es wichtig die Rolle der Medien bei der Erzeugung des Männerbildes unserer heutigen Zeit zu untersuchen und vor allem darauf zu achten, wie sie Stereotype schaffen, aber auch wie sie mit diesen Stereotypen umgehen. „Die Modelle von Männlichkeit in den Medien sind überwiegend Stereotype, die kaum den männlichen Rezipienten eine Erweiterung ihrer Geschlechtsrolle eröffnen“ (Aufenanger 1995: 75). Die Medien spielen also bewusst mit Geschlechterstereotypen und setzen dies auch gewollt ein. Ob das wirklich zu einer sozialen Konstruktion des Geschlechts führt, soll eine der Fragen dieser Arbeit sein, aber dass ein Einfluss besteht kann man nicht abstreiten. „If masculinity is socially constructed, one of the primary elements in that construction is the representations of manhood that we see daily in the mass media“ (Kimmel 1992: xii). Interessant dabei ist, dass vor allem in jungen Jahren der Vorwurf der Homosexualität unter Jungen sehr verletzlich wirkt, obwohl sie kaum wissen, was dieser Vorwurf überhaupt bedeutet (vgl. Aufenanger 1995: 76). Dies ist auch in der folgenden Arbeit von Relevanz, da einer der zu untersuchenden Hauptdarsteller den modernen Machostereotyp verkörpert, aber im echten Leben schwul ist. Das spiegelt auch wieder, wie stark konstruiert die Stereotype in den Medien dargestellt werden, obwohl sie in der Realität kaum zutreffen, worauf aber noch später eingegangen wird. Genauso wie die Medien alltagstheoretisch präsent sind und männliche und weibliche Geschlechterstereotype darstellen, ist die Debatte um das gesellschaftliche Verhältnis zwischen Männern und Frauen allgegenwärtig. Vor allem die Diskussion um die Männlichkeit in letzter Zeit bedarf der Reflexion, weshalb in der Arbeit auf die verschiedenen Theorien der Männlichkeit und wie Geschlecht konstruiert wird eingegangen wird.

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Der theoretische Rahmen der Arbeit wird die Unterscheidung von Sex und Gender, sowie den Doing Gender Ansatz umfassen. Des Weiteren beinhaltet die Theorie das Konzept der hegemonialen Männlichkeit, die besagt, dass eine kleine Gruppe von Männern den Rest der Gesellschaft beherrscht, was aber später noch detaillierter ausgeführt wird. Außerdem wird in der Arbeit auch die Theorie des sozialen Habitus mit einbezogen, was ebenfalls ein wichtiger Teil ist. Um das Format der Fernsehserie genauer fassen zu können wird auch der theoretische Ansatz der parasozialen Interaktion integriert, welchem eine Unterscheidung zwischen Kommunikation und Interaktion vorausgeht. Den Abschluss des theoretischen Rahmens bildet eine kurze Beschreibung des Formats der Sitcom, in welcher die Besonderheiten dieses Genres herausgearbeitet werden. Ziel der Arbeit ist es, die männlichen Hauptcharaktere der Sitcom „How i met your mother“ genauer zu untersuchen. Dabei wird erst auf die Wahrnehmung durch den Rezipienten und der Rezipientinnen eingegangen. Hier wird mit Hilfe eines Kategorienschemas herausgefunden, welche männlichen Eigenschaften die ZuschauerInnen der Sitcom den männlichen Hauptfiguren zuschreiben. Dieser Ansatz basiert auf dem Werk von Guido Zurstiege „Mannsbilder – Männlichkeit in der Werbung“, in dem schon Kerneigenschaften der Männlichkeit herausgefunden wurden. Daraufhin wird in der Arbeit mit Hilfe der funktionalen Inhaltsanalyse die Serie untersucht und beobachtet, wie die Darstellung mit der Rezeption der ZuschauerInnen übereinstimmt. Ausgangspunkt der Arbeit war allerdings die unzureichende kommunikationswissenschaftliche Forschung in dieser Richtung. „Die mediale Präsentation von Männern und Frauen ist seit gut 30 Jahren ein Gegenstand der deutschsprachigen kommunikationswissenschaftlichen Forschung. Dass sie damit hinreichend und umfassend erforscht wäre, lässt sich aber nicht behaupten“ (Klaus/Kassel 2007: 301). In Österreich gibt es neben der Studie „Männer in den Medien“ (Ponocny-Seliger/Ponocny 2006) eine weitere Untersuchung zu Serien „Männer- und Frauenbildern in Unterhaltungsserien des ORF-Programms“ (Klaus/Kassel 2005).

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2 Forschungsstand „Ohne die Frauenbewegung, so betonen Männerforscher immer wieder, gäbe es keine Männerforschung“ (Janshen 2000: 12). Die Frauenforschung entstand aus der kritischen Auseinandersetzung mit der traditionellen Wissenschaft, die von Männern betrieben wurde und in der aus der männlichen Perspektive argumentiert und geforscht wurde. Das Bild des Mannes wurde als gegeben vorausgesetzt und dies war auch der Grund, warum die erste empirische Studie über Männer ein Effekt der Frauenbewegung war (vgl. Schölper 2008: 3): „Die Männer. Eine repräsentative Untersuchung über die Selbstbilder von Männern und ihre Bilder von der Frau“ von Helge Pross (1978). Das selbstverständliche, verallgemeinerte Männliche wurde Anfang der 1970er Jahre plötzlich angegriffen und „traditionelle Ordnungsgewissheiten werden ausgehöhlt“ (Meuser 2006: 143). In einem Klassiker der Männergruppenszene schrieb Pilgrim: „Die Frauen veränderten sich für sich selbst, und sie veränderten ihr Verhältnis zu ihren Männern. Das verunsicherte die Männer tiefgreifend“ (Pilgrim 1983: 140f). Die Männerforschung entstand zunächst im angelsächsischen Raum. In den Vereinigten Staaten gab es in den späten 1960er erstmalst die „Men’s Studies“. Mitte der 1980er tauchten erste Artikel auch in der deutschen Übersetzung auf. 1988 erschien zum ersten Mal der Sammelband „FrauenMännerBilder“ von Carol Hagemann-White und Maria Rerrich (1988), in dem die Debatte der feministischen Forschung über den Mann dokumentiert wurde. Im selben Jahr wurde auch das Buch „Nicht Herrscher, aber kräftig“ von Walter Hollstein (1988) publiziert, welches als Startpunkt der männlichen Forschung in Deutschland gilt (vgl. Schölper 2008: 6). Im deutschsprachigen Raum gab es allerdings keine Männerbewegung im sozialen Sinne, während sich in Amerika „eine kleine, aber viel beachtete Männerbewegung“ (Hollstein 1991: 207) entwickelte. Es entwickelte sich im Laufe der Jahre ein neues Forschungsfeld mit Zeitschriftenprojekten wie dem Journal of Men’s Studies (1992) oder Men and Masculinities (1998). Eine zusammengehörende Forschungstradition und klar abgegrenzte wissenschaftliche Disziplinen findet man allerdings nicht in der Männerforschung. „Als „Jungen- und Männerforscher“ steht man dabei vor der Schwierigkeit, daß es keine Tradition kritischer Männerforschung gibt“ (Winter 1994: 43).

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Die feministische Forschung beschäftigte sich schon sehr lange mit den Geschlechterdifferenzen, was aber zur Konsequenz hatte, dass „Mädchen und Frauen als „Sondergruppe“ behandelt werden, während Jungen und Männer als das „Allgemeine“ (oder gar nicht) gesehen werden“ (Winter 1994: 43). Parpat hat sieben Hauptströmungen im deutschsprachigen Raum in der Männerforschung ausgemacht (vgl. Parpat 1994: 53-54), die auch Zurstiege in seinem Werk „Mannsbilder – Männlichkeit in der Werbung“ aufgreift: -

„Kritische Studien über Männer durch Vertreterinnen der feministisch inspirierten Frauenforschung (vgl. statt anderer Benhard/Schlaffer 1988, 1991a und 1991b sowie HagemannWhite/Rerrich 1988).

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Studien, die sich nur implizit mit dem Thema Männlichkeit beschäftigen, weil sie gesellschaftliche und individuelle Folgen bestehender Verhältnisse untersuchen (vgl. z.B. Gruen 1992; Petri 1991; Richter 1992). In der Regel geht es hier um die Folgen männlicher Gewalt.

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Arbeiten etablierter Wissenschaftler, die ein traditionelles Fachgebiet um männerspezifische Fragestellungen erweitern. So bspw. die Arbeiten des Berliner Soziologen Hollstein (vgl. etwa Hollstein 1989, 1990, 1991, 1992a und 1992b).

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Der wohl derzeit größte Bereich: Veröffentlichungen freier Autoren (Pilgrim 1993) sowie vorwissenschaftliche Arbeiten (siehe hierzu vor allem die Rororo-Reihe Mann).

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Auftragsstudien öffentlicher Stellen (vgl. Hafner/Spoden 1991).

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Arbeiten des nicht etablierten akademischen Nachwuchses; Diplom- und Magisterarbeiten

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Berichte über therapeutisch angeleitete Männergruppen (Brandes 1992; Nitzschke 1988; Wieck 1987 und 1990)“ (Zurstiege 1998: 22)

Jüngere Forschung zum Thema Männlichkeit fordert, dass die Machtkonstellationen in das Zentrum der Betrachtung gestellt werden. Hearn betrachtet Kapitalismus und Patriarchat als verwobenes System der Unterdrückung, während Connell die hegemoniale Männlichkeit in die Debatte eingeführt hat (vgl. Martschukat/Stieglitz 2008: 39-42). Eine prägende Größe, die den Blick auf den Mann in der Gesellschaft hochgradig beeinflusst, wurde aber noch nicht sehr oft Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchungen. Massenmedien und das Bild des Mannes sind eng miteinander verflochten, deshalb verwundert es, dass dies erst in jüngerer Zeit als Thema vieler wissenschaftlicher Arbeiten wurde. Die Darstellung der Geschlechter in den Medien wurde hauptsächlich von der feministischen Forschung untersucht.

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„Das Frauen- und später auch das Männerbild im deutschsprachigen Fernsehen wurde zumeist im Rahmen einer Repräsentationskritik von Medienangeboten mittels Inhaltsanalysen ermittelt“ (Klaus/Kassel 2007: 302). Bei diesen Arbeiten geht es vor allem um die quantitative Präsenz von Männern und Frauen sowie die Präsentation von den Geschlechtertypen (vgl. Klaus/Kassel 2007: 302). Außerdem gibt es neben Studien (vgl. Gruber 2001) und Untersuchungen (Weiderer 1993; Wenger 2000) auch eine Studie über das Männerbild in Serien (Ponocny-Seliger/Ponocny 2006). In der einzigen deutschsprachigen Studie zu Männer- und Frauenbildern in Unterhaltungsserien (des ORF) untersuchten Klaus und Kassel (2004) 42 Serien, die in der Woche vom 15. bis zum 21. Mai 2004 im Programm des ORF ausgestrahlt wurden. Im englischsprachigen Raum lassen sich in den Jahren 1980 bis 1990 in der Kommunikationswissenschaft nur fünf Arbeiten finden, die sich explizit mit dem Thema Männlichkeit und Medien auseinandersetzen (vgl. Fejes 1992: 9). Dabei werden zwei Forschungsansätze unterschieden. Zum einen sind es Arbeiten, die sich mit den Geschlechtern und den Massenmedien auseinandersetzen, zum anderen sind es empirische Untersuchungen, die das Thema Pornographie ins Verhältnis zu männlicher Sexualität setzen. Dort dominieren vor allem Wirkungsstudien und das Ziel ist die männliche Reaktion auf sexuelle Bilder zu erforschen (vgl. Fejes 1992: 10). Männlichkeit wird im Fernsehen oft durch weiße, heterosexuelle Männer aus der Mittelschicht dargestellt. „Based on these empirical studies, it is evident that men, as portrayed on adult television, do not deviate much from the traditional patriarchal notion of men and masculinity. Men are powerful and successful, occupy high-status positions, initiate action and act from the basis of rational mind as opposed to emotions, are found more in the world of things as opposed to family and relationships, and organize their lives around problem solving” (Fejes 1992:12).

Weitere Studien zeigen auch, dass der Mann öfter als die Frau die Hauptrolle spielt. „Männer rauchen mehr, trinken mehr, fahren häufiger Autos, betreiben häufiger Sport und erledigen geschäftliche Anrufe und planen und organisieren das Leben anderer“ “ (Ponocny-Seliger, Ponocny 2006: 13). Ob diese traditionelle Darstellung der Geschlechter einen wesentlichen Einfluss auf das sexuelle Selbstverständnis von Frauen und Männern hat oder nur ein Spiegel der Gesellschaft darstellt, ist umstritten.

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Zum Beispiel fand Gray (1986) heraus, dass die Situation von Afro-Amerikanischen Männer, wie sie in Sitcoms dargestellt wird, der Realität kaum entspricht. In einer Studie über die Illustration von den Familienbildern in Sitcoms fand Cantor (1990) heraus, dass der Stereotyp des Machos nur selten in Sitcoms portraitiert wird. Dort werden die Männer eher als arbeitender Vater dargestellt, der tollpatschig und seltsam ist, während die Frau die wichtigen Entscheidungen trifft (vgl. Fejes 1992: 12). Im englischsprachigen Raum gibt es wissenschaftliche Arbeiten, die Sitcoms um die Jahrtausendwende untersucht haben. Auch zu aktuellen Serien wie Desperate Housewives gibt es Studien, die sich mit den Gender Rollen befassen (Hill 2010). In Sitcoms „King of Queens“ und „According to Jim“ wird das Thema des Männerbildes vereinzelt wissenschaftlich untersucht (Walsh/Fürsich/Jefferson 2008). Zu der sehr beliebten Fernsehserie „How i met your mother“ konnte ich keine wissenschaftlichen Arbeiten finden, geschweige denn Untersuchungen über die Männerbilder in dieser Serie. Zusammenfassend kann man feststellen, dass wissenschaftliche Arbeiten zu dem Thema Männerbild und Medien in jüngster Zeit vermehrt publiziert werden, aber immer noch ein sehr großes unerforschtes Feld darstellt. Dies war der Anlass sich mit diesem Thema zu beschäftigen, da Massenmedien wie das Fernsehen einen großen Einfluss auf die Gesellschaft und somit auf die Wahrnehmung des Bildes des Mannes haben, „...media should be a focus of any study of men and masculinity” (Craig, 1992, S. 3). Die Serie „How i met your mother“ hat eine durchschnittliche Einschaltquote von 11,9 Millionen Zuschauern in den USA, was Grund genug sein sollte, sich genauer mit dieser Sitcom zu beschäftigen. Denn gerade in „How i met your mother“ differieren die männlichen Hauptcharaktere in einer sehr starken Art und Weise, was die wissenschaftliche Untersuchung noch ein wenig interessanter macht.

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3 Forschungsfrage Wegen des aktuellen Forschungsstandes und auf die Theorie der parasozialen Interaktion und der hegemonialen Männlichkeit bezogen, möchte ich folgende zentrale Forschungsfrage mit dieser Arbeit beantworten: Wie werden die männlichen Hauptcharaktere der Serie „How i met your mother“ von den Zuschauern und Zuschauerinnen wahrgenommen und wie werden sie in der Serie inszeniert? Diese Frage fasst das Hauptforschungsinteresse der Studie zusammen, da sie sowohl die Wahrnehmung der männlichen Hauptfiguren durch den Zuschauer und die Zuschauerin sowie die Inszenierung der Hauptcharakter in der Serie umfasst. Die Wahrnehmung und Inszenierung von Männlichkeit ist ein höchst interessanter wissenschaftlicher Ansatz. Außerdem wurde die Wahrnehmung und Inszenierung der Männlichkeit in Massenmedien noch nicht oft Teil einer wissenschaftlichen Untersuchung, was diesen Aspekt ebenfalls interessant macht Unterfragen: Welche Unterschiede zwischen den einzelnen Charakteren nehmen der Zuschauer und die Zuschauerin wahr? Die Studie untersucht speziell vor dem Hintergrund der Geschlechterstereotypen die Wahrnehmung des Zuschauers von Männlichkeit in Fernsehserien. Gerade die Frage nach dem Unterschied und dem Ideal von Männlichkeit ist ein Hauptaugenmerk, den empirisch zu erfassen versucht wird. Erst recht durch die Wahrnehmung von Männlichkeit in Massenmedien kann man erfassen, welcher Geschlechterstereotyp in den Köpfen der Menschen vorherrscht und wie diese Stereotypen in den Medien inszeniert werden. Welche Unterschiede gibt es bei der Inszenierung der drei männlichen Hauptfiguren? Gerade die Inszenierung der männlichen Hauptcharaktere ist ein hochinteressanter Aspekt, da dort oft mit Stereotypen gespielt wird bzw. bestimmte Männerbilder bewusst eingesetzt werden. Deswegen ist es forschungstheoretisch relevant, ob Unterschiede bei der Inszenierung der drei männlichen Hauptcharaktere vorhanden sind und wie sich diese Unterschiede sich bemerkbar machen.

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Gibt es Unterschiede zwischen der Wahrnehmung und der Inszenierung der männlichen Hauptfiguren? Auch die Diskrepanz oder Gemeinsamkeiten zwischen der Wahrnehmung und der Inszenierung von Männlichkeit soll ein Teil der Arbeit sein. Wissenschaftlich ist es aufschlussreich zu beobachten, ob es Unterschiede zwischen dem gibt, wie der Zuschauer und die Zuschauerin die männlichen Personen wahrnehmen und wie sie in den Massenmedien inszeniert werden. Da von der Theorie der funktionalen Inhaltsanalyse ausgegangen wird, die besagt, dass zuerst die Wahrnehmung untersucht werden muss, bevor auf den Inhalt eines Mediums eingegangen wird, ist gerade dieser Aspekt von forschungstheoretischem Interesse.

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