hinter den Kulissen Besuch aus Paraguay auf neuen ... - SRH Holding

nach dem international anerkannten. Bachelor- und ...... in ihren zimmern fernsehen, telefonieren und im internet surfen können, dass die Kühlschränke,.
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Ausgabe 01/2015

perspektiven

Magazin für Bildung und Gesundheit

Freiräume zum Denken: Neue Forschung von Logistik bis Ludologie

1

MENSCHEN

Gesundheit

Spezial

Besuch aus Paraguay

Hinter den Kulissen

Auf neuen Wegen

So erlebt Austauschstudent José Moreno Deutschland.

Eine Klinik ist wie eine kleine Stadt. Auf Tour mit einem Haustechniker.

Klaus Hekking verabschiedet sich nach 32 Jahren im SRH Vorstand.

perspektiven > 01.2015 > Editorial

SRH im Überblick Hamburg

Liebe Leserin, lieber Leser, Berlin Hannover

was können Unternehmer von Spieleentwicklern lernen? Solche Fragen führen die Wissenschaft-

Magdeburg

ler an den SRH Hochschulen zu neuen Erkenntnissen. Denn oft muss man gewohnte Denkbahnen Studienzentren

verlassen, um innovativ zu bleiben. So wie Jens Junge von der SRH design akademie berlin. Die

Cottbus

Hamm

Hochschulen

Untersuchung von Belohnungseffekten beim Spielen führte ihn zur Gründung des ersten Instituts

Leipzig

Schulen

Kassel

Düsseldorf

Fachschulen

Leverkusen Köln

Berufliche Rehabilitationszentren

Bad Hersfeld

Bonn

Medizinische Versorgungszentren

Gießen

Wetzlar

für Ludologie (Spielewissenschaft). Ebenso spannend ist die Frage, wie der Onlinehandel unseren

Bad Kösen Hermsdorf Friedrichroda Gera Zella-Mehlis Zeulenroda Suhl

Kliniken

Altenburg Dresden Ronneburg Crimmitschau/Meerane Schmölln Greiz

Alltag und die Logistik dahinter verändert. Mehr über unsere aktuellen Forschungsprojekte lesen Sie ab Seite 10. Humor hilft heilen – mit dieser Botschaft reist Eckart von Hirschhausen durchs Land und trifft bei

Frankfurt

uns auf offene Ohren. Ungewöhnliche Einblicke in den Krankenhausalltag bietet die Reportage

Bensheim Trier Heppenheim Mannheim/Ludwigshafen Kaiserslautern Schwetzingen Saarbrücken Wiesloch

Mörlenbach

Bad Wimpfen Heilbronn

komplexe Technik kümmern. Einen davon stellen wir ab Seite 32 vor. Ellwangen

Stuttgart Calw

Neresheim

Danke sagen wir einem weiteren „SRHler“: Klaus Hekking, der nach 32 Jahren im Vorstand in den

Sigmaringen

Offenburg

Asunción

eine moderne, menschliche Medizin sind die vielen Mitarbeiter, die sich im Krankenhaus um die

Neckargemünd

Karlsbad

Freiburg

über Katrin Friedrich, die sich als Klinik-Clown unserer Patienten annimmt. Genauso wichtig für

Heidelberg

Karlsruhe

Paraguay

Prof. Dr. Christof Hettich Vorstandsvorsitzender der SRH Holding

Pfullendorf Oberndorf a. N. Riedlingen

Lörrach-Zell Bad Säckingen

Bad Saulgau

Ruhestand getreten ist. Seine Leistung würdigen wir mit einigen Sonderseiten über die EntwickMünchen

lung der SRH in den letzten drei Jahrzehnten.

Friedrichshafen

SPEZIAL: Auf neuen Wegen

AuSgABe 01/2015

Und wir reisen mit Heinz Reinke von Neckargemünd nach Nicaragua. Dort engagiert sich der Lehrer der SRH Stephen-Hawking-Schule seit 30 Jahren für die Bildung junger Menschen. Ein

perspektiven MAgAzin füR Bildung und geSundHeit

handfestes soziales Engagement, das schlicht begeistert. Die SRH ist ein führender Anbieter von Bildungs- und Gesundheitsdienstleistungen. Sie betreibt private Hochschulen, Bildungszentren, Schulen und Krankenhäuser. Mit 11.000 Mitarbeitern

Viele neue Perspektiven wünscht

betreut die SRH 700.000 Bildungskunden und Patienten im Jahr und erwirtschaftet einen Umsatz von 800 Mio. Euro. Der Unternehmensverbund steht im Eigentum der SRH Holding, einer

Ihr

gemeinnützigen Stiftung mit Sitz in Heidelberg. Ziel der SRH ist es, die Lebensqualität und die Lebenschancen ihrer Kunden zu verbessern.

Inhalt

deR MenSCH

Auf neuen Weg en

ein Macher blickt mit Schwung zurück.

Menschen Botschafterin der guten Laune Wenn herzhaft über sie gelacht wird, ist Katrin Friedrich zufrieden. Denn das gehört zu ihrer Jobbeschreibung als Clownin Frieda.

Welten verbinden Seit über 30 Jahren engagiert sich Lehrer Heinz Reinke für die Bildung junger Menschen mit Behinderung in Nicaragua. Seine Schüler helfen kräftig mit.

Nicht nur eine Studienreise Für José Santiago Moreno war Deutschland weit weg. Nun studiert er an einer deutschen Hochschule in Paraguay – und entdeckt den Schnee in Heidelberg. 2

Abschied nach 32 Jahren im SRH Ein Dankeschön Vorstand: an Klaus Hek king

Prof. Dr. Christof Hettich

Bildung

4 6 8

Freiräume zum Denken Von Logistik bis Ludologie: Mit welchen Forschungsprojekten die SRH Hochschulen Fortschritt gestalten.

NACHRICHTEN Fachschul-Azubis machen Graffitis / SRH Student holt Edelmetall für Deutschland / Tanz-Professorin erhält internationalen Preis

Aufbruch in den Alltag Autistische Menschen haben dem Arbeitsmarkt allerlei zu bieten. Doch der Weg zu einem Job ist nach wie vor steinig. Wie es trotzdem klappen kann.

Gesundheit

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Im Herzen einer Klinik Was im Klinikum Karlsbad-Langensteinbach hinter den Kulissen passiert, damit vorne alles rundläuft. Auf Tour mit einem Haustechniker.

Für den Ernstfall vorsorgen Herzinfarkt, Schlaganfall, Unfall – ganz plötzlich ist man womöglich nicht mehr Herr seiner Sinne. Mit Vollmachten lässt sich Vorsorge treffen.

NACHRICHTEN „Grüne Damen“ gewinnen Engagement-Preis / Schnelle Hilfe für ­traumatisierte Opfer / Neue Selbsthilfegruppe für Schmerzkranke

dAS uMfeld

engagement und

effizienz Weggefährten erinne erfolgreiche Jahre. rn sich an

dAS unteRn

eHMen

Wahlmöglichkeite

n eröffnen Vom Sanierungsfa ll SRH gestern und zum Marktführer: heute.

perspektiven SPezial

32 36 38

Auf neuen Wegen Im Gespräch mit der Rhein-Neckar-Zeitung blickt Klaus Hekking auf 32 engagierte Jahre im SRH Vorstand zurück.

„Engagement und Effizienz“ Von Annette Schavan bis Friedrich von Metzler: Was ehemalige Weggefährten, Geschäftspartner und Freunde über Klaus Hekking sagen.

Wahlmöglichkeiten eröffnen Vom Sanierungsfall zum Marktführer: Wie die SRH das geworden ist, was sie heute ist.

Jahrzehnte des Wandels Die Entwicklung der SRH in Zahlen, Daten und Grafiken.

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perspektiven > 01.2015 > Menschen

Botschafterin der guten Laune

Mehr Berufung als Beruf Mehrere Tausend Euro und etliche Wochenenden hat Katrin Friedrich an der privaten Akademie in

Wenn herzhaft über sie gelacht wird, ist Katrin Friedrich zufrieden. Denn das gehört zu ihrer Jobbeschreibung. Als Clownin Frieda besucht sie Krankenhäuser und Altenheime. Ihre Mission: Patienten und Bewohner aufmuntern.

ihre Ausbildung und die Entwicklung von Frieda investiert. Dabei hatte sie eigentlich schon längst einen Beruf. In Erfurt hat sie Landschaftsarchitektur studiert und anschließend in Weimar für die Naturschutzbehörde gearbeitet. „Dass ich eines Tages mein Geld als Clown verdiene, hätte ich früher selbst nicht geglaubt“, sagt sie. Dennoch kam der neue Beruf nicht ganz aus heiterem Himmel. Schon als Kind nannten ihre Eltern sie gelegentlich „Clown Dolli“, wenn sie mal wieder ihre Faxen

Von Kirstin von Elm

Ringelshirt, grüner Rock über einer bunten Hose, rote Schuhe mit Glöckchen dran und auf dem Kopf

machte. Die Verwandtschaft reagierte auf den neuen Job mit einem „Oh ja, das können wir uns gut

ein roter Hut – so sieht Katrin Friedrichs Berufsbekleidung aus. Das wichtigste Accessoire trägt sie da-

vorstellen!“ und erinnerte sich dabei an eine vor Jahren von ihr spontan aufgeführte Otto-Imitation.

bei mitten im Gesicht: eine kugelrunde, leuchtend rote Gumminase. Selbst die jüngsten Patienten im

Trotzdem: Im Gespräch wirkt die hauptberufliche Spaßmacherin ruhig und nachdenklich, fast in

SRH Wald-Klinikum in Gera verstehen bei diesem Aufzug schnell, dass da gerade kein Mediziner vor

sich gekehrt. Und doch ist es gerade die Narrenfreiheit, die Katrin Friedrich am Clown-Sein faszi-

ihnen steht, sondern ein Clown. Genauer gesagt: Clownin Frieda, so der Künstlername der 40-jähri-

niert. Eher zufällig nahm sie 2004 mit Freunden an einem Theaterworkshop teil und setzte dabei

gen Erfurterin.

erstmals eine Clownsnase auf: „Das war ein Aha-Erlebnis. Als wäre ich plötzlich in eine andere Welt getaucht“, sagt sie über diesen Tag. Als Clown darf sie frech und spontan sein, andere Leute an der

Alle 14 Tage besucht Frieda die Station für Kinder- und Jugendmedizin des Geraer Krankenhauses.

Nase herumführen und auch sich selbst ganz ungeniert lächerlich machen. Ein Lebensgefühl, das ihr

Neben Infektionen und Unfällen werden in der Kinderklinik zum Beispiel auch junge Patienten mit

in ihrem Beruf als Landschaftsarchitektin fehlte. Statt sich also ernsthaft um eine gesicherte Existenz

Epilepsie, psychosomatischen Erkrankungen oder Diabetes behandelt. Hier rechnet erst mal niemand

als Beamtin im Umwelt- oder Grünflächenamt zu bemühen oder ihre Energie in den Aufbau eines

mit einem Clown. Ganz im Gegenteil: Den kranken Kindern und ihren besorgten Angehörigen ist

eigenen Planungsbüros zu stecken, schrieb sie sich noch im selben Jahr an der Clownschule ein und

oft gerade gar nicht zum Lachen zumute. Im Gegensatz zu ihren Kollegen auf der Zirkusbühne weiß

absolvierte während der Ausbildung bereits ihre ersten Auftritte. „Mir war schnell klar, dass Clown

Katrin Friedrich vorher also nie, was sie erwartet, wenn sie an die Tür eines

für mich kein Hobby ist, sondern mein Beruf“, stellt sie fest.

Lachen macht gesund Lachen setzt positive Energie frei, kann Schmerzen lindern und die ­Genesung unterstützen. Immer mehr Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen engagieren deshalb regelmäßig Klinikclowns. Die Honorare finanzieren sie meist über Spendenaktionen, beispielsweise über den Verein „Rote Nasen“ oder die Stiftung „Humor hilft heilen“ von Arzt und Kabarettist Eckart von Hirschhausen, mit der zum Beispiel auch das SRH Klinikum Karlsbad Langensteinbach zusammenarbeitet. Verschiedene private Clown- und Schauspielschulen bieten berufsbegleitende Weiterbildungen oder Spezialisierungskurse für angehende Klinikclowns an, etwa die Tamala Clown Akademie in Konstanz, die Schule für Clowns in Hofheim am Taunus, die Jokers Clownschule in Hamburg oder die Humor- und Lebensschule von David Gilmore in Freudenstadt.

Krankenzimmers klopft. „Teenagern ist mein Besuch manchmal sogar ein bisschen peinlich“, berichtet sie schmunzelnd. Doch mit der richtigen Mischung aus Charme, Frechheit und Einfühlungs-

Ein mitunter hartes Brot Ein Beruf allerdings, der ihr mehr abverlangt als ein paar Späßchen und Tricks. „Der Beruf bringt es

vermögen lockt die fröhliche Frieda fast alle aus der Reser-

mit sich, dass ich viel alleine bin“, sagt Katrin Friedrich, die im gesamten Bundesgebiet auftritt. Seit

ve. Sie überzeugt mit ihrem Können: Denn zum einen

Kurzem ist sie geschieden, Kinder hat sie nicht. Um von ihren Honoraren leben zu können, musste

beherrscht sie allerlei clownstypische Tricks. Geschickt

sie lernen, sich und ihr Programm aktiv zu vermarkten. Neben ihrem langjährigen Engagement im

jongliert sie mit Bällen, formt lustige Tiere und Figuren

SRH Wald-Klinikum Gera besucht Clownin Frieda beispielsweise Alten- und Pflegeheime.

aus Luftballons. Zum anderen verfügt Clownin Frieda

Außer­dem hat sie zwei Solo-Theaterstücke entwickelt, mit denen sie in Schulen oder Kin­

über eine professionelle Ausbildung. Zwei Jahre lang

der­gärten, bei Gottesdiensten und Kirchentagen auftritt. Auch für Weihnachtsfeiern oder

hat Katrin Friedrich die Tamala Clown Akademie

Familienfeste kann man sie buchen. „In den letzten Jahren habe ich viel akquiriert, und

in Konstanz besucht und besitzt ein Zertifikat als

auch durch die steigende Bekanntheit und Weiterempfehlungen klingelt Friedas Telefon

Gesundheit!Clown . Den Titel hat sich die

seit einiger Zeit recht oft“, berichtet die selbstständige Künstlerin. Von anfänglicher Skepsis

Clownschule beim Europäischen Patent-

dürfe man sich dabei nicht entmutigen lassen: So manche Pflegekraft verdreht erst mal die

und Markenamt schützen lassen.

Augen, wenn plötzlich ein Clown den stramm getakteten Arbeitstag aufmischt. Im ​

®

www.clownin-frieda.de www.waldklinikumgera.de

SRH Wald-Klinikum Gera gehört Frieda dagegen nach fast acht Jahren fest zum Team: „Sie kennt sich hier bestens aus und stört absolut nicht“, sagt die Leiterin des Mutter-Kind-Zentrums Sigrid Pommer. „Wenn es sein muss, tritt sie auch mit Mundschutz auf.“ Für die Patienten sei der Clown eine schöne Abwechslung, und auch die Eltern freuten sich darüber. Und wenn es nötig ist, kann Clownin Frieda auch ganz leise sein und einfach nur zuhören.

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perspektiven > 01.2015 > Menschen

erträumen wagten“, erklärt Heinz Reinke bewegt. 28 Sti­pendia­ten sind es aktuell. Er kennt sie alle. Manche Familiengeschichte verfolgt er nun schon über 20 Jahre. Das verbindet. „Und das lässt mich auch nicht mehr los.“

Botschafter der kleinen Leute Dass durch das Projekt beide Welten profitieren, ist Heinz Reinkes Engagement zu verdanken. Seit 30 Jahren arbeitet er als Sonderschullehrer für Sprach- und Lernbehinderung an der SRH Stephen-Hawking-Schule, und ebenso lange engagiert er sich über das Nicaragua-Forum in Heidelberg für Familien in dem mittelamerikanischen Land. In den 80er-Jahren bereiste der heute 57-Jährige als Chorsänger erstmals Nicaragua. Die Lebensumstände der Menschen waren katastrophal, es fehlte am Nötigsten. Reinke begriff schnell, dass „es hier wenig braucht, um Familien nachhaltig zu helfen“. Seither ist er alle zwei Jahre während der Schulferien vor Ort. Im vergangenen Jahr nahm er sich ein Sabbatjahr vom Schuldienst und verbrachte sieben intensive Monate im Land. „Unsere Möglichkeiten, strukturell

Welten verbinden

etwas zu verändern, bleiben begrenzt“, weiß Heinz Reinke, „Aber dennoch ist das das Ziel.“ Und Kaffee ist ein guter Anfang. Reinkes Sabbatmonate waren dicht ge­-

Seit mehr als 30 Jahren engagiert sich Heinz Reinke in Nicaragua. Ebenso lange ist er ­Lehrer an der SRH Stephen-Hawking-Schule in Neckargemünd. Ihm ist es wichtig, nach­ haltige Veränderungen anzustoßen – hierzulande wie in Mittelamerika.

packt. Neben den Kaffeebauern kümmert er sich um ein zweites Projekt: Los Pipitos, eine landes-

Die Heidelberger Nicaragua-Hilfe unterstützt Schüler mit Einschränkungen in dem mittelameri­ kanischen Land.

weite Initiative von Eltern mit behinderten Kindern, die ihren Sitz in Somoto im Norden Nicaraguas hat. Die Organisation will die Eigeninitiative betroffener Eltern fördern. Sie informieren, vermitteln Ärzte, bilden Eltern zu Beratern aus, die wiederum andere Eltern aufklären und gemeinsam Lehrer sensibilisieren. „80 Prozent der Kinder mit Einschränkungen leben in Entwicklungsländern, aber nur zwei bis drei Prozent von ihnen besuchen eine Schule“, erklärt der Pädagoge. Armut, fehlende

Von Iki Kühn Die Stephen-Hawking-Schule gehört als eine von vier privaten Schulen zur SRH. Dort werden Schü­ler mit und ohne Behinderung gemeinsam unterrichtet, zurzeit sind es rund 900 Kinder und Jugend­liche. Unter einem Dach sind zehn verschiedene­Bildungs­gänge vereint: von der Grundschule über die Werk­real- und ­Re­alschule bis hin zum allge­mein­ bildenden Gymnasium und zwei beruflichen Gymnasien.

Heinz Reinke blickt auf die Uhr. Fünf Minuten nach zehn. Gleich ist große Pause. Gerade rechtzeitig

medizinische Versorgung, mangelhafte Ernährung – eines kommt zum anderen. Oft wissen die Müt-

schieben zwei Schüler noch ofenwarme Rosinenbrötchen auf einem Servierwagen heran – selbst

ter gar nicht, warum ihre Kinder anders sind. Auch Lehrer sind überfordert. Hier setzen die Heidel-

gebacken, versteht sich. Reinke schaut mal hier, mal da mit einem freundlichen Lächeln nach dem

berger an. Seit 17 Jahren unterstützen sie die Organisation und finanzieren ein Zentrum mit sechs

Rechten. Doch die Schüler haben alles im Griff. Die Pause beginnt, und nun geht alles Schlag auf

Mitarbeitern.

Schlag im Café Olé an der SRH Stephen-Hawking-Schule. Lehrer, Schüler und Mitarbeiter sind hier dreimal die Woche Stammgäste. Heute tischen Heinz Reinkes Siebtklässler aus der Werkreal-

Hilfe, die Kreise zieht

schule auf. Dass es dort Partnerschaftskaffee gibt, ist selbstverständlich. Dieser Kaffee wird von

Heinz Reinkes Erfahrung ist hier genau richtig. Und er teilt sie gerne. So reiste er 2014 viele Kilome-

der Schülerfirma der Stephen-Hawking-Schule vertrieben. Die Schülerfirma ist ein anerkanntes

ter über holperige und staubige Landstraßen, besuchte Familien, „die weitab in einfachsten Hütten

Projekt der Unesco und wurde 2009 als sogenanntes Dekade-Projekt für nachhaltige Bildung,

leben und lernbehinderte Kinder haben. Die Väter sind oftmals verschwunden“, beschreibt er die

Kommu­nikation, Offenheit und Menschenrechte ausgezeichnet. Die Schüler lernen, für den Verkauf

schwierigen Verhältnisse. In den Ortsvereinen gab er Workshops für Eltern und Lehrer, in denen er

Kaffee ­aufzubrühen, Preise und Mengen zu kalkulieren, Waren zu vermarkten, das Sortiment an

erklärte, warum bei Kindern mit Handicap handlungsorientiertes Lernen – Dinge selbst ausprobie-

Kundenwünsche anzupassen und fair und nachhaltig zu handeln. Lilli hat heute Dienst am Kaffee-

ren und erkunden lassen – so wichtig ist. Auch diplomatische Treffen standen regelmäßig auf dem

automaten. 50 Becher wird sie bis zum Ende der Pause gefüllt haben. Mit dem Verkauf des Kaffees

Plan: Da galt es, Bürgermeister mit ins Boot zu holen, um zum Beispiel Räume für die Elterntreffen

sorgen die Schüler dafür, dass die Kaffeebauern in Nicaragua einen fairen Lohn und ihre Kinder

zu bekommen. Auch der Besuch beim regionalen Erziehungsministerium war Pflicht, um für die

Ausbildungschancen erhalten: Denn der Heidelberger Partnerschaftskaffee e.V. unterstützt Kaffeebauern der Genossenschaft UPS Soppexcca und verkauft im Rhein-Main-Gebiet jährlich

Zusammenarbeit zu werben und Kontakte zu vermitteln – innerhalb Nicaraguas wie in DeutschMen­schenrechte. Die Schüler der beteiligten Klassen organisierten Kaffee- und Kuchenverkauf, eine

mehr als den jeweiligen Fair-Handelspreis. Davon werden Stipendien für

Tombola und eine Filmvorführung zum Recht auf Schulbesuch. Den Erlös spendeten sie für Los Pipi-

begabte Schüler aus armen Familien finanziert. 300 US-Dollar pro Jahr

tos. Die mittelamerikanischen Jugendlichen haben sich mit einem Foto bedankt. Auch sie waren an

„Es ist fantastisch, dass sich ihnen durch einen gerechteren Preis Möglichkeiten eröffnen, die sie sich gar nicht zu

Als Unesco -Projektschule folgt auch die SRH Stephen-Hawking-Schule dem Gedanken der „Einen Welt“ und der Bildung für nachhaltige Entwicklung. Vielfältige Projekte wie das Café Olé sollen das soziale Bewusstsein der Schüler und Schülerinnen schärfen und sie anregen, in globalen Zusammenhängen zu denken.

land. Zurück im heimischen Schulalltag plante Heinz Reinke mit der Unesco -Gruppe den Tag der

20 Tonnen des Partnerschaftskaffees. Pro Kilogramm erhalten die Bauern einen Euro

sind nötig, damit ein Kind eine weiterführende Schule besuchen kann.

Die Unesco, die Organisation der Vereinten Nationen für Bildung, ­Wissenschaft und Kultur, hat bundesweit rund 200 Schulen in das Projektschulen-Netzwerk aufgenommen. Diese Schulen haben es sich auf die Fahnen geschrieben, im Unterricht und darüber hinaus ihren Schülern die Einhaltung der Menschenrechte, kulturelle und Umweltbildung sowie den gerechten Ausgleich zwischen Arm und Reich zu vermitteln.

diesem Tag aktiv und haben in ihrer Heimat demonstriert. Mit einfachen Pappkartonschildern sind sie durch die Straßen gezogen für Toleranz, Bildung und – Solidarität. „Vielleicht haben sie dabei an uns gedacht“, überlegt Heinz Reinke lächelnd. „So schließt sich der Kreis.“

www.nicaragua-forum.de www.partnerschaftskaffee.de www.ups-schulen.de www.stephenhawkingschule.de

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perspektiven > 01.2015 > Menschen

Nicht nur eine Studienreise Für José Santiago Moreno war Deutschland ganz weit weg. Nun studiert der Paraguayer nicht nur an einer deutschen Hochschule in seinem Land, sondern ist zum Abschluss seines ersten Studienjahres auch gleich für vier Wochen in Deutschland. Möglich wurde das durch die tatkräftige Unterstützung von Familie und Nachbarn. Wochen zuvor noch im paraguayischen Sommer bei 45 Grad im Schatten schwitzten, ist in Europa alles kalt – auch ein auf Zimmertemperatur geheizter Raum. Am Von Ulrich Pontes

Fachhochschule – ein schönes deutsches Wort. Aber schwierig. „Damit einem so etwas richtig

Whiteboard erklärt Sprachlehrerin Anastasia Schönfeld die Bildung von höflichen

über die Lippen kommt, muss man schon sehr aus sich herausgehen“, meint José Santiago Moreno

Bitten in Frageform. Schema: „Könntest du die Tür zumachen?“ Ganz vorn sitzt José,

lächelnd, während er über den Campus der SRH Hochschule in Heidelberg schlendert. Seine pech-

folgt aufmerksam, ist erkennbar ein Aktivposten in der kleinen Unterrichtsgruppe.

schwarzen, etwas störrischen Haare, die seine weichen Gesichtszüge umrahmen, verraten seine la-

Als die Studenten selbstständig Beispielsätze aufschreiben sollen, fragt die Lehrerin

teinamerikanische Herkunft. Auf Spanisch erzählt er, dass er zum Glück in der Schule jahrelang eine

schließlich Josés Sitznachbarn: „Hast du auch fünf Sätze, oder hast du sie alle bei

Art Schauspielunterricht hatte, wo der mündliche Vortrag und das Auftreten vor Publikum geübt

José abgeschrieben?“

wurden. Der Sprung in die Konsonantensuppe macht José also nicht allzu viel aus. Später in der Mensa – die er sich nur auf Einladung leistet – spricht José über all die neuen EinDass sich der kräftig gewachsene BWL-Student der Universidad Paraguayo

José Santiago Moreno mit seinen Kommilitonen von der UPA in Heidelberg

drücke: Dass ihm gleich am Flughafen offen homosexuelle Pärchen auffielen – in Paraguay kaum

Alemana (UPA), einer SRH Hochschule in Asunción, überhaupt vier Wochen in

denkbar. Dass hier die Bäume ihre Blätter verlieren. Dass alle so pünktlich sind. „In Paraguay sagt

SRH in Südamerika

Deutschland aufhält, dürfte allerdings mehr Mut und Entschlossenheit erfor-

man drei Uhr und kommt dann um fünf, vielleicht halb fünf. Schrecklich.“ Dass die Straßen so gut

dert haben. Für José ist es ein Schritt in eine bis dato weitgehend unbekannte

in Schuss, Züge und Busse so komfortabel sind. Auch die Winterkälte mit Temperaturen unter dem

Im Frühjahr 2014 startete in Paraguays Hauptstadt Asunción die Universidad Paraguayo Alemana (UPA) mit ihrem ersten Jahrgang. Die südamerikanische Hochschule ist eine von insgesamt neun SRH Hochschulen und die erste im Ausland. Sie wurde von SRH gemeinsam mit dem Industrieverband Unión Industrial Paraguaya gegründet. Um die Industrialisierung des Landes voranzutreiben, werden an der UPA Betriebswirte und Wirtschaftsingenieure ausgebildet. Zurzeit lernen dort etwa 125 Studierende. Langfristig sind bis zu 750 Studienplätze vorgesehen. Unterrichtet wird auf Spanisch und Deutsch, die Abschlüsse richten sich nach dem international anerkannten Bachelor- und Mastersystem. Die Studenten verbringen die letzten beiden Semester an einer SRH Hochschule in Deutschland, zum Beispiel in Berlin oder Heidelberg. In dieser Zeit absolvieren sie ein Praktikum in einem Unternehmen und schreiben eine Abschlussarbeit in deutscher Sprache.

Welt: „Es ist das erste Mal, dass ich geflogen bin, dass ich Südamerika verlassen habe. Das war schon sehr aufregend.“ Zudem erschien es für den aus einem

Gefrierpunkt ist eine neue Erfahrung, ebenso eine gewisse Kühle, die José im zwischenmenschlichen Umgang empfindet: „In dem Sinne, dass sich in Paraguay die Leute auf der Straße, im Bus

kleinen Ort 100 Kilometer von Asunción und einfachen Verhältnissen kommenden

oder sonst wo herzlich begrüßen: ‚Hallo mein Freund! Wie geht’s?‘“ Hier sei das anders – was er

19-Jährigen zunächst kaum möglich, die rund 2.500 Euro aufzubringen, die

aber nicht unbedingt schlimm findet. Seine Gastfamilie habe ihn jedenfalls sehr freundlich aufge-

der vierwöchige Aufenthalt kostet.

nommen: „Die Oma hat mich schon erwartet: Sie hat mir einen Schal und eine Mütze gestrickt, mich richtig ausstaffiert für den Winter.“

„Nachdem das für meine alleinstehende Mutter eine viel zu große Summe war, haben wir einen Familienrat einberufen und überlegt, was wir tun können“, berichtet José Santiago Moreno. Das Ergebnis: Onkel, Tanten und die Nachbarschaft wurden ein-

Impulse aufsaugen Viermal pro Woche haben die paraguayischen Studierenden halbtags Sprachunterricht. Die Wochenenden sind frei. José war bereits in Amsterdam und in Genf, wo Verwandte leben. In der

gespannt, ließen sich beispielsweise am Wochenende immer

übrigen Zeit stehen immer wieder Besuche bei großen Unternehmen wie SAP, BASF oder Daimler

wieder gegen Geld von José und seiner Mutter bekochen.

auf dem Programm. Organisatorin Katarina Geisler erläutert: Neben sprachlicher Vertiefung solle

Zusätzlich spülte eine Tombola Geld in die Kasse. Da sich

die Reise den Studierenden ermöglichen, schon früh im Studium wichtige Kontakte zu knüpfen.

auch Katarina Geisler, die seitens der UPA die Studienreise

„In der Hoffnung, dass diese sich später beim Start ins Berufsleben als nützliche Türöffner erwei-

organisierte, für Josés Teilnahme ins Zeug legte und ihm eine

sen.“ Gegen Ende des Studiums werden die Studierenden sogar noch ein ganzes Jahr in Deutsch-

Gastfamilie in der Nähe von Heidelberg organisierte, war es

land verbringen – und José träumt durchaus davon, anschließend auch hier zu arbeiten. Inspira­

Mitte Januar schließlich so weit: José stieg mit 25 Kommili­ tonen sowie einer Betreuerin ins Flugzeug. Ziel: Frankfurt am Main Airport.

tion aus der hiesigen Kultur kann aber auch kurzfristig und fürs Studium selbst nicht schaden. Das bringt Paloma Fisch, Sekretärin im Rektorat der UPA und ebenfalls in Heidelberg mit dabei, auf den Punkt: „Wir alle lernen auf dieser Reise, indem wir mit Kultur, Studierenden und Professoren in Berührung kommen“ – und zwar Dinge, die gleich nach der Rückkehr nützlich werden könn-

8

Mit Eifer Danke sagen

ten, wie sie betont. Ganz ähnlich empfindet das auch José: „Mir gefällt die Atmosphäre hier, der

In Mützen, Schals und Anoraks gehüllt, sitzt ein

Perfektionismus, die Pünktlichkeit. Davon möchte ich etwas mit zurücknehmen. Damit diese Reise

Teil der Gruppe in einem Seminarraum auf dem

nicht nur eine Studienreise bleibt, um Neues kennenzulernen – sondern etwas verändert, Dinge

Heidelberger SRH Campus. Nachdem sie drei

besser macht.“

www.upa.edu.py

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perspektiven > 01.2015 > Bildung

Mensch ärgere Dich nicht, Siedler, Call of Duty oder Minecraft – wenn Jens Junge (Foto links, Mitte)

Von Ulrike Heitze

mit seinen Doktoranden zum Teammeeting zusammentrifft, dann kommt auch schon mal das eine oder andere Brett- oder Computerspiel auf den Tisch. Rein wissenschaftlich, versteht sich. Denn Jens Junge ist Professor für Betriebswirtschaftslehre und Marketing an der desgin akademie berlin – der SRH Hochschule für Kommunikation und Design – und leitet seit November das neu gegründete Institut für Ludologie – zu Deutsch: Spielewissenschaften. Junge geht – gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) – der Frage nach, was Unternehmer von Spieleentwicklern lernen können: „Spiele sind oft faszinierender als die Realität, deshalb verbringen viele Menschen sehr viel Zeit mit ihnen. Wir untersuchen, was sie dazu motiviert – und welche Spielregeln Unternehmen benötigen, damit die Mitarbeiter dort auch Engagement und Begeisterung entwickeln.“ Dazu analysieren die Wissenschaftler Spielideen, Regelwerke und Spielmechaniken und übertragen sie auf Unternehmensthemen wie die Personalauswahl oder Mitarbeiter-Feedbacksysteme. Im Mittelpunkt der aktuellen Forschung stehen dabei kleine und mittelständische Unternehmen sowie Start-ups. Denn die seien besonders darauf angewiesen, die richtigen Strukturen zu schaffen, erklärt Jens Junge. „Start-ups müssen zum Beispiel ihren Mitarbeiterstamm zügig von 20 auf 200 pushen und haben daher wenig Raum für Fehleinschätzungen.“ In den kommenden zwei Jahren wird das LudologieTeam deshalb zusammen mit Studierenden Hunderte Spielmechanismen unter die Lupe nehmen und mit den Unternehmensdaten von gut 900 Start-ups abgleichen. Das Beispiel zeigt: Moderne Forschung in Unternehmen, Forschungseinrichtungen und Hochschulen hat sehr unterschiedliche Gesichter. Auch bei der SRH wird diese Vielfalt deutlich: Die Projekte reichen von der Grundlagenforschung in vergleichsweise neuen Bereichen bis hin zu sehr anwendungsorientierten Lösungen

Forschung unterteilt sich in Grundlagenforschung und angewandte Forschung. Grundlagenforschung erfolgt vorwiegend an Universitäten, Akademien oder Forschungsinstitutionen. Sie hat die wissenschaftliche Erkenntnis zum Ziel. Bei der angewandten Forschung steht der Praxisbezug im Mittelpunkt. Dieser Forschungszweig erstreckt sich vornehmlich auf die Fachhochschulen, Institutionen der Wirtschaft und die Institute der Fraunhofer-Gesellschaft.

für konkrete Problemstellungen – etwa der Frage, wie man Wohnungen möglichst barrierefrei

Für barrierearmes ­Reno­vieren: Susanne Edinger

Neue Standards beim Sanieren Rampen statt Stufen, viele Handläufe, leichtgängige Armaturen in Küchen und Bädern – dass Wohnungsunternehmen heutzutage darauf achten, ihre Altbauten möglichst bar­riere­arm zu sanieren, ist mit ein Verdienst von Susanne Edinger.

Freiräume zum Denken Was haben moderne Unternehmensstrategien mit Gesellschaftsspielen zu tun? Und wie ­können digitale Geräte die stationäre Pflege unterstützen? Die aktuelle Forschung an den SRH Hochschulen hat viele Facetten.

10

Der Architektur-Professorin an der SRH Hochschule Heidelberg fiel im Rahmen ei­nes vom Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung geförderten Forschungsprojektes auf, wie gedankenlos viele Häuser renoviert wurden. Weil die Wohnungsunternehmen die bis dahin propagierte hundertprozentige Barrierefreiheit ohnehin nicht erreichen konnten, ließen sie den Aspekt gleich ganz unter den Tisch fallen. „Dabei wären 70 Prozent doch auch schon mal gut“, fanden Prof. Susanne Edinger und ihr Kollege Prof. Dr.-Ing. Helmut Lerch und trugen Ideen zusammen, wie Wohnungen mit wenig Aufwand aufgemöbelt werden können, sodass Menschen möglichst lange selbstständig darin wohnen können. Ein wichtiges Thema in einer alternden Bevölkerung. Das fand auch das Bundesamt und bewilligte weitere Fördermittel. Der neue Gedanke der Barrierearmut floss sogar in staatliche Förderrichtlinien ein. „Die Ergebnisse unserer Forschung haben ein vollständiges Umdenken beim Thema Bauanpassung ausgelöst“, stellt Edinger fest. Ab Mai gibt es ihre Ergebnisse als praxisnahen Ratgeber für Eigentümer und Bewohner („Handbuch Barrierereduzierung“, Beuth Verlag).

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perspektiven > 01.2015 > Bildung

Wirtschaft als Geldgeber 75,5 Milliarden Euro wurden 2011 in Deutschland in Forschung & Entwicklung investiert. Mehr als die Hälfte der Mittel stammt aus der Wirtschaft. Bruttoinlandsausgaben für Forschung und Entwicklung in Mrd. Euro, finanziert durch …

Staat 22,5

private Institutionen ohne Erwerbszweck 0,3 Ausland 3,2

umbauen kann (siehe Infokästen). Üblicherweise arbeiten Hochschulen in der Forschung mit

„In Deutschland und in der EU ist ein Trend zu einer mehr anwendungsorientierten Forschung zu

Part­nern zusammen – das können etwa Unternehmen sein, die ein Interesse an der Erforschung

beobachten. Da passen die Fachhochschulen mit ihrem praxisnahen Ausbildungsauftrag gut hin­

bestimmter Sachverhalte haben und dafür auch die finanziellen Mittel zur Verfügung stellen. Auch

ein“, meint Prof. Victoria Büsch, Präsidentin der SRH Hochschule Berlin. Schließlich sei es Aufgabe

staatliche Institutionen oder außeruniversitäre Forschungseinrichtungen wie das Fraunhofer Institut

der Hochschulen, für Gesellschaft und Wirtschaft einen Mehrwert zu erzeugen – zudem seien

geben Hochschulen konkrete Aufträge.

Forschungsaufträge und -erfolge natürlich auch immer gut für die Reputation.

Freiräume zum Denken

„Die SRH Hochschulen verstehen sich als forschungsorientiert“, sagt Dr. Matthias Staat, Hochschul­

„Voraussetzung für gute Ergebnisse ist, dass die Forschenden genügend Freiräume haben, in denen

koordinator der SRH. Deshalb stellt die Förderstiftung Gelder zur Verfügung, um beispielsweise die

sie denken, testen und entwickeln können“, verrät Gerrit Tamm, Professor für Wirtschaftsinformatik

Anschubfinanzierung von Projekten zu sichern. Professoren können im Rahmen ihrer Lehrtätigkeit

an der SRH Hochschule Berlin. Für das BMBF-Forschungsprojekt zum Einsatz von Smart-Items-Tech-

Zeitbudgets für Forschungsfreiräume in Anspruch nehmen. „Forschungsmöglichkeiten sind darüber

nologien in der stationären Pflege (siehe unten) bietet das SRH Umfeld optimale Voraussetzungen:

hinaus wichtig, um qualifizierte Professoren für die Hochschulen zu gewinnen“, betont Staat.

„Die Verbindung von Bildung und Gesundheit innerhalb der SRH eröffnet großes Potenzial für die

Wirtschaft 49,5 Quelle: Bundesbericht Forschung und Innovation 2014

An den Hochschulen in Deutschland wurden 2011 insgesamt 13,4 Milliarden Euro in Forschung und Entwicklung investiert. Hier stellt der Staat mit 11 Milliarden Euro den höchsten Anteil. Ausgaben für Forschung und Entwicklung in Mrd. Euro an Hochschulen, finanziert durch …

Wirtschaft 1,9 Staat 11,0

gemeinsame Anwendungsforschung mit Hochschulen und Kliniken“, so Tamm. Auch Forschungs-

Für die Studierenden bringt die hochschuleigene Forschung entscheidende Vorteile. „Wer als Ba-

kooperationen mehrerer Hochschulen seien üblich. Die Erkenntnisse können dann nicht nur ge-

chelor von der Fachhochschule an die Universität wechselt, um dort seinen Master zu absolvieren,

meinsam entwickelt, sondern auch gemeinsam genutzt werden.

braucht Forschungskompetenz“, ist sich Hochschulkoordinator Dr. Matthias Staat sicher. Insofern sollten Studierende schon so früh wie möglich lernen, sich selbstständig Inhalte und Kompetenzen

gesamt: 75,5 Mrd. Euro

Staat als Förderer

So wie beim Projekt „FlexiCare 50 plus“ von Margot Sieger: Auf unzähligen Veranstaltungen und

zu erarbeiten. So wie an der SRH Hochschule Berlin: Hier veröffentlichen Studierende regelmäßig

Vorträgen hat die Professorin für Pflegewissenschaften an der SRH Hochschule für Gesundheit in

gemeinsam mit ihren Professoren Forschungspapiere, die sie auch auf internationalen Tagungen

Gera bereits ihre Forschungsergebnisse vorgestellt. Wie flexibles und demografiesensibles Lernen in

vorstellen. Studentin Anja Saller hat etwa jüngst einen Vortrag zum Thema Gesundheitsmanage-

der Pflege funktioniert, interessierte die breite Öffentlichkeit ebenso wie Kollegen anderer Hoch-

ment auf einer Fachkonferenz in Indien gehalten. „Eine tolle Erfahrung für Studierende“, findet

schulen – sogar an der Universidade Tiradentes in Aracaju, Brasilien, waren die Erkenntnisse von

Victoria Büsch, Präsidentin der SRH Hochschule Berlin.

Ausland 0,5

gesamt: 13,4 Mrd. Euro

Quelle: Bundesbericht Forschung und Innovation 2014

Margot Sieger Thema. Und auch die Forschungsergebnisse der SRH Hochschule Heidelberg zur Barrierereduzierung im Wohnungsbestand machten Schule: Sie flossen nicht nur ins Lehrprogramm

Weichenstellung für den Berufsweg

für künftige Studierende ein, sondern sogar in offizielle Förderrichtlinien und Handbücher für die

Auch Weichenstellungen für den späteren Berufsweg sind über Forschungsprojekte an den Hoch-

Wohnungswirtschaft.

schulen möglich: „Gerade die anwendungsorientierte Forschung mit Unternehmen der freien­

Digitale Helfer in der Pflege T-Shirts, die den Herzschlag messen, Unterwäsche oder Armbänder, die den Puls erfassen, Tablettenblister, die an die Einnahme von Medikamenten erinnern, oder Mikrochips im Schlafanzug, die Atemgeräusche überwachen. Noch ist das alles eher Zukunftsmusik, wenn es um den Einsatz dieser Technologien an Patienten und Pflegebedürftigen geht.

Kommunikationsunterstützung: das Forschungsteam von Gerrit Tamm

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Dass die Zukunft möglichst bald anbricht, dafür forschen aktuell Prof. Vladimir Stantchev und Prof. Gerrit Tamm vom Institut für Wirtschaftsinformatik an der SRH Hochschule Ber­lin zusammen mit anderen Hochschulen und Partnern aus der Wirtschaft. Ihr Projekt heißt OpSIT – Optimaler Einsatz von Smart-Items-Technologien in der stationären Pflege – und wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung mitfinanziert. „Wir untersuchen, wie zum Beispiel Smartwatches und intelligente Tablettenblister im Pflegebereich als Kommunikationsunterstützung für Pfleger und Angehörige genutzt werden können, um die Betreuung zu optimieren“, erklärt Gerrit Tamm. Aktuell nimmt sein Team die Geräte im Testlabor unter die Lupe. Noch in diesem Jahr sollen die ersten Produkte live in der Pflegepraxis erprobt werden.

Mentoring für Studierende Überraschende Ergebnisse sind für Forscher an der Tagesordnung. Diese Erfahrung machte Prof. Dr. habil. Rüdiger Reinhardt, Professor für Wirtschaftspsychologie an der SRH Fernhochschule Riedlingen: Der Stif­ter­ verband der Deutschen Wissenschaft hatte Hochschulen aufgerufen, Maßnahmen zu entwickeln, mit denen sich der Studienerfolg verbessern lässt. „Als Fernhochschule, an der sehr viele berufsbegleitend studieren, betreuen wir unsere Studierenden ohnehin schon sehr eng“, erklärt Reinhardt. „Deshalb interessierte uns, wie man Studierende, die gleich mehrfach „belastet“ sind – etwa durch Sprachhürden oder als Alleinerziehende –, besser unterstützen kann.“ Befragungen ergaben Interessantes: Die „Mehrfachbelasteten“ hatten keinen besonderen Beratungsbedarf. „Weil sie um ihre besondere Lage wissen, gehen sie Probleme zügig an, nutzen unsere Angebote und kommen gut damit zurecht.“ Eine wichtige Erkenntnis für die Qualität des eigenen Mentoringprozesses. Das Forschungsprojekt gab dennoch Hinweise, wie sich der Studienerfolg noch verbessern lässt: Während Fachliches kaum Anlass für SOS-Anrufe gab, kamen Studierende öfter mit beruflichen Fragen, etwa wie man mit Konflikten im Büro umgehen könne. „Auch dazu sollte man also Antworten parat haben oder entsprechende Diskussionsforen bieten“, erklärt Reinhardt.

Besondere Bedürfnisse erforscht: Rüdiger Reinhardt

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Die SRH Hochschulen

Wirtschaft bietet Studierenden die Möglichkeit, einen intensiven Kontakt zu potenziellen Arbeit­-

Zur SRH gehören acht Hochschulen in Deutschland sowie eine in Paraguay. Mehr als 9.250 Studierende lernen hier für ihre Bachelor- und Master-Abschlüsse.

SRH Hochschule Heidelberg. Zudem habe die Erfahrung gezeigt: Wer bereits im Studium eine

gebern zu knüpfen“, weiß Prof. Gustav Rückemann, Prorektor für Forschung und Lehre an der ​ wissen­schaftliche Neugierde zeigt und diese gezielt in Projekten weiterentwickelt, profitiert davon spä­ter­im Beruf. Das findet auch Jens Mielke. Der 23-Jährige ist Masterstudent im Studiengang ­Manage­ment Energiewirtschaft und wissenschaftlicher Mitarbeiter an der SRH Hochschule für Logistik und Wirtschaft in Hamm. Er hat sich im Rahmen des Forschungsprojekts von Prof. Norbert Biermann (siehe unten) intensiv mit der Auslastung von Flughafen-Förderbändern beschäftigt. „Da-

www.srh-hochschulen.de

durch war ich ganz nah an der Praxis, im Prinzip schon direkt im Berufsleben. Das ist ganz anders als in der Vorlesung.“

Logistik fürs Amazon-Zeitalter Jeder kennt die riesigen eingeschossigen Logistikzentren auf der grünen Wiese mit ihren Hunderten Rolltoren ringsherum und den Lkws davor. Hier werden Waren aus- und umgepackt, umgeladen und weitertransportiert. „Dieses Konzept hat in der Vergangenheit gut funktioniert“, weiß Norbert Biermann, Professor für Technische Logistik von der SRH Hochschule für Logistik und Wirtschaft in Hamm. „Aber Logistik verändert sich. Menschen bestellen durch das Internet zum Beispiel deutlich mehr als früher und erwarten eine prompte Lieferung vor die Haustür.“ Deshalb sind künftig kleinere, agilere Umschlagzentren näher am End­kunden nötig. Gemeinsam mit wissenschaftlichen Mitarbeitern und Studierenden und gefördert von der landes­eigenen NRW.BANK entwickelte Biermann also ein sogenanntes Compact Cross Docking Center (CCD).

Forscht für ein optimales Logistik­zentrum: Norbert Biermann

Während der vierjährigen Forschungsphase entstand das Modell eines Logistikzentrums, das op- tisch an ein drei- bis vierstöckiges, terrassiertes Parkhaus erinnert. Auf mehreren Ebenen kann gelagert und hantiert werden, während unten Lkws, Schiffe und Eisenbahnen rangieren. Portalkräne aus Häfen übernehmen den Umschlag der Waren, Förderbänder aus Flughäfen den Transport im Gebäudeinneren. „Jetzt, da das Modell ­theoretisch steht, geht es darum, Interessenten für die Umsetzung zu finden“, erklärt Biermann. „Zudem er­geben sich aus jeder Forschung viele neue Fragen, die es zu beantworten gilt.“

Lerneinheiten am Tablet Oft löst Forschung mehr als nur ein Problem. So auch das Projekt „FlexiCare 50 plus – flexibles und Demografie-sensibles Lernen in der Pflege“ von Margot Sieger, Professorin für Pflegewissenschaften an der SRH Hochschule für Gesundheit in Gera. FlexiCare wurde vom BMBF und aus dem Europäischen Sozial­fonds gefördert und greift gleich mehrere Knackpunkte bei der Weiterbildung im Pflegebereich auf: Viele Pflegekräfte bringen große Erfahrung in ihrem Fach mit, haben aber nur selten Gelegenheit, einen Computer bei der Arbeit zu nutzen, geschweige denn sich per Computer weiterzubilden. Gleichzeitig fordert der Gesetzgeber, dass Kranke nach dem neuesten Stand der Pflegewissenschaft zu versorgen sind. Deshalb haben Margot Sieger und ihr Team zusammen mit zwei Konsortialpartnern eine dreiteilige, praxisnahe Weiterbildung entworfen, die über Tablet-PCs genutzt wird: kleinere internetbasierte Lektionen zu aktuellen Themen, größere Lerneinheiten unter anderem in einem virtuellen Klassenraum, in dem die Teilnehmer lernen, Themen selbst zu recherchieren, sowie ein Online-Fachkräfteforum zum Erfahrungsaustausch. „Rund 70 Pflegekräfte aus drei Kliniken haben das Bildungsangebot durchlaufen und sind jetzt in der Lage, mit Tablet-PCs selbstständig zu lernen und wissenschaftlich fundiert Probleme am Arbeitsplatz zu lösen“, berichtet Sieger. In Kürze erscheinen die Forschungsergebnisse als Buch („Digital lernen – Moderne Computer für die moderne Pflege: evidenzbasiert pflegen“, Springer Verlag.) „FlexiCare 50 plus“

Ausgabe 01/2015

SPEZIAL: Auf neuen Wegen

perspektiven

Magazin für Bildung und Gesundheit

Abschied nach 32 Jahren im SRH Vorstand: Ein Dankeschön an Klaus Hekking

der MENSCH

das umfeld

das unternehmen

Auf neuen Wegen

Engagement und Effizienz

Wahlmöglichkeiten eröffnen

Ein Macher blickt mit Schwung zurück.

Weggefährten erinnern sich an erfolgreiche Jahre.

Vom Sanierungsfall zum Marktführer: SRH gestern und heute.

perspektiven > 01.2015 > SPEZIAL

Er sagt so Sätze wie: „Ich möchte nicht in einer Stadt leben, in der so einer wie ich Oberbürgermeister werden kann“ oder „Wenn ich aus dem Haus gehe, brauche ich keine Wetterfahne, um zu sehen, wo ich hingehe“ oder „Ich will nicht als Leitfossil irgendwann im Naturkundemuseum lan-

Von Ingrid Thoms-Hoffmann

den.“ Nein, wird er nicht. Denn Klaus Hekking verlässt pünktlich zu seinem 65. Geburtstag heute die SRH. Natürlich nicht still und leise, sondern mit einem großen Donnerschlag. Das passt zu ihm. Dem überaus erfolgreichen Manager. Der die „Stiftung Rehabilitation Heidelberg“ (SRH) vor dem sicheren Untergang bewahrte und nach 32 Jahren ein Haus hinterlässt, das bestens dasteht, das zum führenden nationalen Anbieter von Bildungs- und Gesundheitsleistungen aufgestiegen ist. Mit dem Sprung zum Internationalen. Die Fakten, die seinen Erfolg belegen, die hat Hekking im Kopf, leicht kommen sie ihm über die Lippen: Die Zahl der Mitarbeiter ist von 2800 auf 10.000 gestiegen. Das Eigenkapital der Stiftung hat sich von 62 Millionen auf 620 Millionen Euro verzehnfacht. Der Umsatz ist von 121 auf über 760 Millionen gewachsen. Das Betriebsergebnis liegt mit über 45 Millionen Euro mehr als fünfmal so hoch wie 1985.

Durchgeboxt und durchgebissen Was die nackten Bilanzen so eindrucksvoll belegen, das ist auch die Lebensphilosophie des SRHChefs. Denn hinter diesen Zahlen steht einer, bei dem es immer nur aufwärts ging, der sich durchgeboxt und durchgebissen hat, der immer wusste, was er wollte, und sein Ziel stringent verfolgte. Dass er daneben noch Zeit für die Familie, für die Musik und fürs Motorradfahren fand, ist nur damit zu erklären, dass er offenbar viele Sachen gleichzeitig machen kann. Auch wenn er gesteht, dass neben der Familie auch seine Hobbys in den letzten Jahren viel zu kurz kamen. Dass er trotzdem nicht der verbissene und verbiesterte Unternehmer geworden ist, das erklärt Hekking mit seinen holländischen Wurzeln. „Mir geht die deutsche Ernsthaftigkeit ab“, sagt er. Und tatsächlich lacht Hekking gerne und viel. Nur eines vermittelt er dabei nicht, dass er ein nachgiebiger Geschäftspartner ist. Einer, der die Mammutaufgabe hatte, aus einer Behörde ein

Auf neuen Wegen

wirtschaftliches Unternehmen zu machen, der kann zwar viel lachen, muss aber genau wissen,

Anlässlich seines 65. Geburtstags sprach Prof. Klaus Hekking mit Ingrid Thoms-Hoffmann, Redaktionsleiterin der Rhein-Neckar-Zeitung in Heidelberg, über sein Lebenswerk.

Geboren wurde Klaus Hekking in Berlin und verbrachte, da sein Vater Generalvertreter war, einen

wann Schluss mit lustig ist. Und das wusste der studierte Jurist von Anfang an.

„beachtlichen Teil meiner Kindheit im Auto“. Geschadet hat es ihm offensichtlich nicht. In Sig­ maringen machte er 1969 sein Abitur, ging zum Studium nach Freiburg und heiratete ein Jahr später. Da war er gerade mal 20. Die Ehe verlief glücklich. Und heute, 45 Jahre später, um einen Sohn, eine Tochter und ein Enkelkind reicher, sagt der Vorstandsvorsitzende: „Meine Frau war mein heimlicher Aufsichtsrat.“ Sie war es auch, die den „Überflieger“ auf dem Boden hielt. Denn nach dem Studium und der Referendarzeit ging es gleich bergauf. Die Politik hatte es Hekking ­angetan. Von 1976 bis 1982 bewährte er sich als persönlicher Referent für den damaligen Innen­ minister Lothar Späth und danach für Sozialminister Dietmar Schlee. Dass er 1977 in die CDU ­eintrat, das hatte weniger mit seinem Job als mit seiner Überzeugung zu tun. „Ich war ein Verfechter der Sozialen Marktwirtschaft und ein Befürworter der konservativen Werte.“ Und dann kam das, was man eine Weichenstellung nennen könnte. Man schrieb das Jahr 1983: Hekking hat gerade viel Eigeninitiative bei der Sanierung der Gustav-Werner-Stiftung in Reutlingen bewiesen. Und die Stuttgarter erkannten: Dieser Mann hat mehr drauf – und schickten ihn zum Sanierungsfall SRH nach Heidelberg als Stellvertreter des damaligen Chefs. Der junge Mann fand

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Gefallen an seinem Job, und zwei Jahre später, gerade mal 35 Jahre alt, wurde er Vorstandsvorsitzender der Stiftung Rehabilitation Heidelberg. Bereut hat er diesen Schritt nie. Und das aus mannigfaltigen Gründen: „Einmal bin ich für den öffentlichen Dienst nicht gemacht. Da bin ich einfach zu freiheitsliebend. Außerdem will ich gestalten, und ich liebe die Unabhängigkeit, zu sagen, was ich denke.“ Dabei waren die ersten Heidelberger Jahre für Hekking wahrlich kein Zuckerschlecken. „Ich kam in eine total aufgeheizte Atmosphäre“, erinnert er sich. Die Stiftung war mit 56 Millionen Mark überschuldet, mehrere Vorstände waren verschlissen worden, die Stimmung unter den Mitarbeitern miserabel. Das schreckte ihn nicht, sondern er begriff es als eine Herausforderung. Und als er dann ab 1985 als Chef des Unternehmens freie Hand hatte, da wusste er, was zu tun ist, um aus einem staatlich subventionierten Betrieb einen selbstständigen Konzern zu machen. Obwohl Geduld nicht zu den herausragenden Eigenschaften eines Klaus Hekking gehört, ging er nicht überhastet, dafür zielbewusst vor. Schließlich musste er ja auch noch den damaligen Stiftungsrat, in dem die Behördenvertreter saßen, von seiner neuen Strategie überzeugen – keine einfache ­Angelegenheit, wie Hekking heute sagt. Denn der Jungsporn wusste: „Wir müssen an die Struk­ turen gehen.“

Etwas Zukunftsorientiertes schaffen Was das hieß, das wurde dem Kontrollorgan nach und nach klar. Und es wurde ihm auch bewusst, dass das, was ihr Vorstand da so energisch vorantrieb, in einem Konzern endete, der nichts, aber auch gar nichts mehr mit dem ehemaligen „Berufsförderungswerk Heidelberg“ (Gründung 1966) zu tun hatte, das sich die Eingliederung körperbehinderter Menschen zum Ziel gesetzt hatte. Der SRH-Chef hatte erkannt: Mit Reha alleine, dazu noch am staatlichen Tropf, ist kein Blumentopf zu gewinnen. Aber mit den Grundlagen der Reha, mit Medizin und Bildung, da ließe sich etwas Zukunftsorientiertes schaffen. Am 1. November 1995 war die Einheitsstiftung „zerschlagen“. Durch eine Satzungsänderung ging die Stiftung in einen Konzern über, mit rechtlich selbstständigen Tochterunternehmen und diversen Unternehmensbeteiligungen. Der neue Stiftungszweck: „Erbringen von Dienstleistungen des Gesundheits-, Bildungs- und Sozialwesens.“ Und ein bisschen stolz ist er natürlich auf seinen Nimbus, dass alles, was er in die Hand nimmt,

dass jetzt ein Wechsel kommt“. Sinnvoll für die SRH oder für ihn? Wieder lacht Hekking, dieses

auch funktioniert. Aber so von alleine funktioniert halt gar nichts. „Du musst den Job 150-pro-

schallende Lachen, bei dem man nie so genau weiß, wen er jetzt gerade auf den Arm nimmt, sich

zentig machen“, sagt Hekking. Das hat er gemacht und alles erreicht, wie er selbst sagt.

selbst oder sein Gegenüber.

Wenn Hekking heute über den SRH Campus in Heidelberg schaut, was ja nur einen kleinen Teil

Dass es ihm zu Hause langweilig wird, davon geht keiner aus, der ihn nur ansatzweise kennt. Nicht

des Imperiums ausmacht, dann kann er sich zufrieden zurücklehnen. „Ich hatte mit dem insol-

nur, dass er sich jetzt öfter mit seiner Jazz-Band dem Klavierspiel hingibt, sich auf seine Harley-

venten Unternehmen eine gigantische berufliche Chance und natürlich auch viel Glück“, strahlt er

Davidson schwingt, Sprachen lernt (Englisch, Französisch, Italienisch beherrscht er perfekt, mit Spa-

und sieht dabei so frisch und energiegeladen aus, als ob er all das noch einmal stemmen könnte.

nisch hat er gerade angefangen) oder sich mehr der Familie widmet, der Immeraktive hat offenbar

Auch wenn er daran denkt, dass es ja heute doch wesentlich einfacher ist als zu seinen Anfän-

auch schon einen Plan im Hinterkopf, der so gar nicht nach Freizeit aussieht: „Vielleicht steige ich

gen. Das Geschäftsleben hat „sich total verändert“. Es gab keine Computer, der Großrechner

noch mal in einer großen Kanzlei ein.“

hatte eine Speicherkapazität von zehn Megabyte und 1987 hatte „ich das erste Mobiltelefon“, lacht Hekking. Dass mittlerweile im zwölfköpfigen Aufsichtsrat zwei Frauen sitzen, sieht er schon

Gar nicht so undenkbar, dass er dann wie in all den vergangenen Jahren wieder morgens um 6

mal als kleinen Fortschritt. Wundern tut er sich, wenn es um das Thema Inklusion geht: „Bei uns

Uhr aufsteht, seinen Alltag streng taktet, sich von einem Fahrer herumkutschieren lässt und nicht

saßen schon 1992 Behinderte und Nichtbehinderte in einer Klasse. Damals hieß die Bildungsminis-

weiß, wo der nächste Supermarkt, geschweige wo dort die Butter zu finden ist. Vorstellbar wäre

terin Annette Schavan und das große Thema: Teilhaben am Leben.“

es. Auch wenn er im Moment sagt: „Ich muss jetzt anfangen, meinen Tagesablauf zu gestalten.“ Ein Mann in seiner Machtposition verlernt viel, gewinnt aber noch mehr und ist sich sicher, dass

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Mit einer „inneren Zufriedenheit“ und einer „runden, abgeschlossenen Leistung“ lässt Hekking

das Alter ihm den „Blick für das Wesentliche“ beschert. Vielleicht mag er auch deshalb den Satz,

die SRH hinter sich. Einen endgültigen Nachfolger gibt es noch nicht. Das ist jetzt Sache des Auf-

den Nikos Kazantzakis seinen Alexis Sorbas sprechen lässt: „Ich erhoffe nichts. Ich fürchte nichts.

sichtsrats. Nein, einmischen wird er sich nicht in den Findungsprozess. Für ihn ist es aber „sinnvoll,

Ich bin frei.“

Text und Bilder: Rhein-Neckar-Zeitung vom 14. Februar 2015

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perspektiven > 01.2015 > SPEZIAL

„Engagement und Effizienz“ Weggefährten, Geschäftspartner und Freunde erinnern sich an erfolgreiche Jahre mit Prof. Klaus Hekking. Annette Schavan, Deutsche Botschafterin beim Heiligen Stuhl und Bundesministerin a. D. Von Julian Kerkhoff

Klaus Hekking hat in seinem Leben viel bewegt. Ich erinnere mich gut an unsere Begegnungen, die von seinem Temperament, seiner Entschlossenheit und seinem Gestaltungswillen geprägt waren. Er hat wichtige Zeichen im Gemeinwesen gesetzt, Debatten angeregt und soziale Innovationen ermöglicht.

Die Geschichte der SRH ist eine Erfolgsgeschichte. Nach Überschuldung und einer existenzbedrohenden Krise Anfang der 1980er-Jahre stehen die Stiftung und ihre Tochterunternehmen heute gesund und überaus erfolgreich da. An dieser beeindruckenden Entwicklung hatte Klaus Hekking als Vorstandsvorsitzender großen Anteil.

Thomas May, Generalsekretär des Wissenschaftsrates Als Vorsitzender des Verbandes der Privaten Hochschulen hat Klaus Hekking stets den Kontakt zum Wissenschaftsrat gesucht. In unseren regelmäßigen Treffen haben wir ihn als wissenschaftspolitisch versierten Gesprächspartner kennengelernt. Als Gast in einer Arbeitsgruppe des Wissenschaftsrates, die sich 2010 bis 2012 mit der Entwicklung des nichtstaatlichen Hochschulsektors befasst hat, hat sich Klaus Hekking regelmäßig eingebracht, stets bestens präpariert und die Belange und Perspektiven insbesondere der privaten Hochschulen im Blick habend.

Klaus Hekking ist es beispielhaft gelungen, die soziale Verpflichtung einer gemeinnützigen Stiftung mit dem wirtschaftlichen Erfolg eines Unternehmens zu verbinden. Ein großes Verdienst für die Krankenhauslandschaft in Baden-Württemberg ist, dass sich die SRH als gemeinnützige Stiftung auch für die flächendeckende Versorgung stark gemacht und mehrere Krankenhäuser in ländlichen Regionen mehrheitlich übernommen und erhalten hat. Thomas Reumann, Landrat, Vorstandsvorsitzender der Baden-Württembergischen Krankenhausgesellschaft sowie Präsident der Deutschen Krankenhausgesellschaft

Prof. Dr. Christof Hettich, Vorstandsvorsitzender der SRH Holding

Ob in persönlichen Gesprächen in den Länderministerien oder regelmäßig in den Sitzungen des Hochschulausschusses der Kultusministerkonferenz: Stets hat sich Klaus Hekking unter Hinweis auf die wachsende Bedeutung von Bildungseinrichtungen in privater Trägerschaft für die Hochschullandschaft in Deutschland eingesetzt. Udo Michallik, Generalsekretär der Kultusministerkonferenz

Klaus Hekking hat sich nicht damit zufrieden­ gegeben, im Markt erfolgreich zu sein, er hat als engagierter Netzwerker und Lobbyist stets auch die Rahmenbedingungen des Marktes beeinflusst und die Möglichkeiten „seiner“ SRH dabei ebenso erweitert wie die anderer privater Gesundheits- und Bildungsanbieter. Prof. Dr. Peter Thuy, Geschäftsführer der Career Partner GmbH

Dr. Eckart Würzner, Oberbürgermeister der Stadt Heidelberg

Prof. Dr. Ernst-Ludwig von Thadden, Rektor der Universität Mannheim

Mit Klaus Hekking verbinde ich einen klugen Geschäftsmann, der stets den Mut hatte, mit seinem Unternehmen neue Wege zu gehen und dafür auch wichtige Entscheidungen zu treffen. Als Mitglied des Aufsichtsrats der Evangelischen Bank ist Klaus Hekking ein wichtiger Begleiter und Berater unseres Finanzhauses. Dabei setzt er stets innovative Impulse für unsere Bank. Thomas Katzenmayer, Vorstandsvorsitzender Evangelische Bank eG

Für mich ist Klaus Hekking die personifizierte Erfolgsgeschichte der SRH. Unter seiner Führung hat sich das Unternehmen gigantisch weiterentwickelt und bestens für die stets neuen Herausforderungen aufgestellt. Er hat entscheidende Impulse für diese großartige Entwicklung gegeben. Dr. Karl A. Lamers MdB, stellvertretender Vorsitzender des Verteidigungsausschusses des Deutschen Bundestages (CDU)

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Klaus Hekking hat die SRH von einer kleinen gemeinnützigen Stiftung zu einem der wichtigsten Anbieter von Gesundheit und Bildung in Deutschland gemacht. Er hat damit geholfen, die Leben und die Zukunft von vielen Tausenden Menschen zu verbessern. Klaus Hekking ist deswegen für mich eine der großen sozialen Unternehmerpersönlichkeiten Deutschlands.

Klaus Hekking hat mit seinem jahrzehntelangen Engagement an der Spitze der SRH Holding Pionierarbeit im Bildungs- und Gesundheitswesen geleistet. Er hat mit seinem Lebenswerk Heidelberg ungemein bereichert, als Bildungsstandort genauso wie als Wissenschafts-, Wirtschafts- und Kulturstandort.

Klaus Hekking hatte nicht nur die Zahlen im Blick, sondern er hat auch gesellschaftliche Verantwortung übernommen. Bestes Beispiel dafür ist die Förderstiftung der SRH Holding. Ganz besonders hat mich das Rehabilitationsprogramm beeindruckt, mit dem für Menschen mit Krankheiten oder Einschränkungen berufliche Perspektiven geschaffen wurden. Friedrich von Metzler, persönlich haftender Gesellschafter der Privatbank B. Metzler seel. Sohn & Co. KGaA

In all den Jahren durften wir Klaus Hekking als zuverlässigen Partner, hoch kompetenten, kreati­ven und qualitätsorientierten Unternehmer sowie Freund unserer Stadt erleben, der sich um unser Gesundheitszentrum, aber auch um Bad Wimpfen und unsere Region bleibende Verdienste erworben hat. Claus Brechter, Bürgermeister der Stadt Bad Wimpfen

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Christine Lieberknecht, Ministerpräsidentin von Thüringen a. D.

Dietmar Hopp, Mitbegründer der SAP SE sowie Geschäftsführer der Dietmar Hopp Stiftung gGmbH

Bundesweit hat die SRH als gemeinnützige Stiftung unter der klugen Führung von Klaus Hekking prägend an der ständigen Ver­besserung von Inhalt und Qualität des Bildungs- und Gesundheits­ wesens mitgewirkt und in Organisation und Ausbildung Maßstäbe gesetzt.

Bildung ist der Schlüssel zu so vielen gesellschaftlichen Herausforderungen. Was können wir den folgenden Generationen Besseres hinterlassen als unsere Erfahrung, unser Wissen und vor allem den freien Zugang zu ­umfassender Bildung? Unter der Leitung von Klaus Hekking hat die SRH Meilen­ steine gesetzt, die einen nachhaltigen Beitrag zum Bildungswesen leisten. Diese Wirkung hält über Ruhestandsgrenzen hinweg an.

Dem Landkreis Sigmaringen war Klaus Hekking immer zutiefst verbunden. Der Einstieg der SRH in die Kliniken des Landkreises war für ihn weit mehr als eine weitere Beteiligung: Es war ihm ein Herzensanliegen, die Kliniklandschaft seiner früheren Wirkungsstätte für die Menschen dieses ländlichen Raums zukunftsfähig aufzustellen. Stefanie Bürkle, Landrätin des Landkreises Sigmaringen

Gut drei Jahrzehnte im Amt für ein Großunternehmen wie die SRH verantwortlich gewesen zu sein – die längste Zeit als Vorstandsvorsitzender – und dabei sehr undogmatische, mutige und erfolgreiche Entscheidungen für das Bildungsund Gesundheitswesen getroffen zu haben, verdient höchste Anerkennung. Prof. h. c. Jürgen Goertz, Künstler

Gemeinsam mit Klaus Hekking und anderen Weggefährten gründeten wir im Januar 2004 den Verband der Privaten Hochschulen e. V. (VPH). In seiner Funktion als Vorstand erwies sich Klaus Hekking als unermüdlicher Antreiber und Motivator, Ungleichbehandlung offen anzusprechen und neue Wege in der deutschen Hochschullandschaft zu skizzieren, zu erkunden und auch zu gehen.

Kompliment, Klaus! Kluge ​​ Konzepte, kühne Konsequenzen, kometenhafte Karriere. Prof. (em.) Dr. Dr. h.c. mult. Peter Eichhorn, ehem. Präsident SRH Hochschule Berlin

Es verdient allergrößten Respekt, dass Klaus Hekking in den über 30 Jahren an der Spitze SRH immer als wertorientiertes Unternehmen geführt hat, das wirtschaftliche Effizienz mit sozialer Verantwortung verbindet. Peter Schneider, Präsident des Sparkassenverbandes Baden-Württemberg

Klaus Hekking erlebten wir als aktives und engagiertes Mitglied. Stark in Erinnerung bleiben wird dem LVI die fruchtbare Zusammenarbeit mit ihm bei internationalen Projekten, besonders in Südamerika. So diente beispielsweise die in Paraguay von der SRH und dem paraguayischen Unternehmerverband UIP gegründete duale Hoch­schule als gutes Beispiel dafür, wie deutsche privatwirtschaftlich geführte Einrichtungen mit ansässigen Organisationen kooperieren können. Wolfgang Wolf, Senator e. h., Geschäftsführer des Landesverbandes der Baden-Württembergischen Industrie e. V.

Prof. Dr. Dr. h. c. Udo Steffens, Präsident der Frankfurt School of Finance & Management, ehem. Vorstandsvorsitzender des Verbandes der Privaten Hochschulen e. V. (VPH) Unternehmergeist und Integrität – das sind die beiden hervorstechenden Werte, für die Klaus Hekking auch mit seinem hohen Engagement in den Gremien des Stifterverbandes stand.

Den Auftrag, die landeseigene und ziemlich marode Stiftung Rehabilitation Heidelberg wieder in vernünftige Gleise zu bringen, hat Klaus Hekking mit der ihm eigenen Energie und Durchsetzungskraft, viel Mut und Visionen sowie einer großen Portion unternehmerischen Denkens und Handelns bravourös erfüllt und daraus den großen Gesundheits- und Bildungskonzern SRH geschaffen.

Bildung und Gesundheitswesen – das sind zwei der Themenfelder, auf denen sich die Zukunft un­serer Gesellschaft entscheiden wird. Umso er­staunlicher, dass der Grundstein für die heutige­ SRH Holding bereits im Jahre 1966 gelegt wurde – mit der Stiftung Berufsförderungswerk Heidelberg. Die weitere Geschichte der SRH Holding stand maßgeblich unter dem Einfluss von Klaus Hekking, einer starken Persönlichkeit, die seit 1985 den Vorstand leitete und die Ge­schicke der Stiftung lenkte. Theresia Bauer, Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kunst des Landes Baden-Württemberg

Prof. Andreas Schlüter, Generalsekretär des Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft

Auch dank des Einsatzes von Klaus Hekking sind Privathochschulen nicht mehr nur eine bloße Ergänzung des staatlichen Systems, sondern zu einem tragenden Element der Bildungslandschaft geworden. Zudem hat die SRH unter der Leitung von Klaus Hekking eine Vorreiterrolle bei der Flexibilisierung der Studienformen übernommen. Beispielhaft seien hier die berufsbegleitenden Teilzeitstudiengänge, das Fernstudium und Mobile Learning, die akademische Weiterbildung sowie die Akademisierung von Lehrberufen im Gesundheitswesen, in der Informatik oder im Handwerk genannt. Dr. Rainer Gerding, Bundesgeschäftsführer des Wirtschaftsrates der CDU e. V.

Dirk Gaerte, Landrat des Landkreises Sigmaringen a. D.

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perspektiven > 01.2015 > SPEZIAL

Erdbeben: Die bislang staatsabhängige Stiftung soll sich zu einem unabhängigen, markt- und kundenorientierten Bildungs- und Gesundheitsunternehmen entwickeln. Das Credo: Wirtschaftlich erfolgreich sein, um sozial verantwortlich handeln zu können. Stiftungszweck ist die Erbringung von Dienstleistungen des Gesundheits-, Bildungs- und Sozialwesens. Der Prozess ist zunächst schmerzhaft: Personal wird entlassen, unrentable Betriebsteile werden veräußert. Der Wandel dauert Jahre.

Stiftung als Geschenk Die Stiftung ist dabei kein Hemmschuh, sondern ein Geschenk. „Wir sind nicht auf Rendite ausgerichtet, sondern sind gemeinnützig – der Grundgedanke der sozialen Marktwirtschaft“, davon

Hekking kommt nach Heidelberg, 1980 er-Jahre: Der junge Jurist Klaus sabhängigen Stiftung wird ein staat der Aus um die SRH zu sanieren. itsunternehmen. ndhe unabhängiges Bildungs- und Gesu

20 04: Die SR H Hochschul e Heidelber schaft srat ak g ist die erst kreditier te pr e vom Wiss ivate Fachho Sitz ist der en chschule Deu futuristisch e Science To tschlands. Ih wer. r

ist Hekking überzeugt. Neben staatlichen Bildungseinrichtungen und kapitalmarktgetriebenen Privateinrichtungen eröffnet das Modell der SRH auf Basis der Stiftung somit Bürgern die Freiheit zur Wahl eines dritten Weges. Natürlich gilt auch bei einer Stiftung, dass man nur das verteilen kann, was man vorher verdient hat. Doch ein entscheidender Vorteil ist, dass das erwirtschaftete Geld im System bleibt und nicht von Investoren abgezogen wird. Diese Tatsache nutzt Klaus Hekking konsequent und erfolgreich. Die SRH ist ab 1990 auf Wachstumskurs und hat bereits wieder die Personalstärke von

Wahlmöglichkeiten eröffnen Freiheit und Eigenverantwortung, Marktwirtschaft und Unternehmertum – das sind die besten Grundlagen für Wachstum, Erfolg und Beschäftigung. Staatliche Monopole bremsen dagegen den Fortschritt, auch und gerade im Bildungs- und Gesundheitswesen. Mit dieser Überzeugung trat Prof. Klaus Hekking 1983 bei der SRH an. Die Geschichte der SRH gibt ihm recht.

1983 erreicht. 1999 wird die Stiftung in die SRH Holding umgewandelt, die sich auf die Bereiche Hochschulen, Bildung und Gesundheit/SRH Kliniken konzentriert und mit Beginn des neuen Jahrtausends weiter expandiert. Sie gründet und erwirbt Bildungs- und Gesundheitsunternehmen, wenn das Konzept eine langfristige und nachhaltige Perspektive verspricht – so zum Beispiel in Neresheim und Gera: 1993 übernimmt die SRH die Re­habilitationsklinik (das heutige SRH Fachkrankenhaus Neresheim) und setzt hier ein

1998: Die SRH übernimmt das Bezirkskrankenhaus Suhl und integriert es in den Klinikverbund. Gleichzeitig erfolgt die Umbenennung zum SRH Zentralklinikum Suhl.

bun­desweit beachtetes Modell für Frührehabilitation von schwerst Schädel-Hirn-Verletzten um. Auch wird das Städtische Krankenhaus Gera in den Klinikverbund eingegliedert. Nach sechsjähriger Bauzeit eröffnet 2013 der Neubau des heutigen SRH Wald-Klinikums

Von Iki Kühn

Um Menschen geht es bei der SRH seit der Gründung 1966. Da lag es nahe, das Unternehmen als

Gera mit hochmodernem Diagnostik- und OP-Zentrum sowie zwei groß­zügigen Bettenhäu-

Stiftung ins Leben zu rufen. Denn das Vermögen einer gemeinnützigen Stiftung dient nicht einigen

sern. Es ist das größte Krankenhaus der SRH.

Geldgebern, sondern im Sinne des Stiftungszwecks möglichst vielen Menschen. Anfang der Sech­ zigerjahre, als im Straßenbild Kriegsversehrte mit Beeinträchtigungen noch alltäglich waren, machte

Know-how-Export nach Paraguay

sich die SRH (damals noch Stiftung Berufsförderungswerk Heidelberg, später Stiftung Rehabilitation

Die Bildungseinrichtungen expandieren ebenso erfolgreich. Die SRH wächst bundesweit

Heidelberg genannt) die Eingliederung von Menschen mit körperlichen Behinderungen zur Aufga-

auf heute acht private Hochschulen mit fast 10.000 Studierenden an. Zudem „exportiert“

be. Die Arbeitswelt stellte sich in der Nachkriegszeit erst langsam darauf ein. Barrierefreie Städte

die SRH ihr Know-how und gründet 2013 die erste deutsch-paraguayische Universität,

oder Betriebe gab es noch nicht. 17 Jahre später ist die Stiftung zwar die führende Rehabilitations-

die Universidad Paraguayo Alemana (UPA) in Asunción. Mit der Expansion bleibt die

einrichtung Deutschlands und auf rund 3.000 Mitarbeiter angewachsen, doch faktisch ist sie pleite

SRH ihrem Grundverständnis treu. Es geht immer wieder um Perspektiven und Wahl-

und hat 56 Millionen Deutsche Mark Schulden.

möglichkeiten. Wie beispielsweise kann im Laufe eines Lebens individuelles Lernen und

2014: Die SR H eröf fnet di e erste deut Universität sch-paragu Universidad ayische Paraguayo A A sunción (P lemana (UPA araguay). ) in

Qualifizierung gelingen? Dafür bietet die Stiftung Optionen wie den ersten mobilen

Potenzial entdeckt

Studiengang via iPad für zeit- und ortsunabhängiges Studieren an der SRH Fernhoch-

Klaus Hekking, der als Vorstandsvorsitzender drei Jahrzehnte die SRH prägte, kommt

schule Riedlingen. Die wirtschaftlichen Zahlen wie die Mitarbeiterentwicklung untermauern das

1983 im Auftrag des Sozialministeriums als Stellvertreter von Friedrich Löffler nach Hei­

kontinuierliche Wachstum: Lag der Umsatz 2001 noch bei 332,9 Millionen Euro, erwirtschaftet

del­berg. Er will gestalten und ist hier genau richtig. „Ursprünglich wollte ich das nur

von nahezu 5.000 Mitarbeitern, stieg er bis 2007 auf 494,6 Millionen Euro – ein Wachstum um 49

zwei Jahre machen“, erklärt er. „Doch während der Arbeit entdeckte ich das Potenzial,

Prozent. Nur sechs Jahre später ist der Umsatz auf 636,5 Millionen Euro gestiegen, getragen von

das in diesem Unternehmen steckte.“ Und er macht weiter. Mit einer Sanierung, die in

mehr als 9.000 Mitarbeitern an 56 Standorten bundesweit. 2014 ist ein Rekordjahr mit zweistelli-

erster Linie den Gedanken der Effizienz umsetzt, war es nach Einschätzung des jungen

gem Umsatzwachstum und über 10.000 Mitarbeitern, mit dem sich Klaus Hekking nach 30 Jahren

Juristen nicht getan. Die Strukturen mussten grundlegend geändert und ein tragfä-

als Vorstandsvorsitzender der SRH Holding verabschiedet. Bis 2020 will die SRH eine Milliarde

higes, nachhaltiges Geschäftsmodell umgesetzt werden. Was folgt, ist ein mittleres

Umsatz übertroffen haben. Die Erfolgsgeschichte geht weiter.

damaligen hl, Ehefrau des n Hannelore Ko vo ch ntrum su sze Be : ng 89 du 19 SRH Bil Helmut Kohl, im Bundeskanzlers Neckargemünd.

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perspektiven > 01.2015 > SPEZIAL

Jahrzehnte des Wandels Als Prof. Klaus Hekking 1983 die Leitung der SRH übernahm, war die führende Rehabilitationseinrichtung Deutschlands ein Sanierungsfall. Die Kennzahlen beweisen die rasante Entwicklung seitdem.

Mitarbeiter

1983

2.000 Mitarbeiter

2013

9.100 Mitarbeiter

Umsatz

Standorte bundesweit

1983

1983

4 Standorte

2013

123,4 Mio. €

56 Standorte

SRH Hochschulen: Studenten (immatrikuliert)

46,8 Millionen 507,3 Millionen

1983

2013

Betriebe

26

4.500

2009

Kunden*

1983 5 Betriebe

636,5 Mio. €

Das durchschnittliche Umsatzwachstum pro Jahr seit 1983 beträgt

Stiftungsvermögen

1983

2013

2013

2013

7.800

2013

483.300

11.100

30 Betriebe *Bildungsteilnehmer (Schüler, Reha-Teilnehmer, Weiterbildung), Studenten, Patienten

Nachrichten SRH Fachschüler machen Graffiti-Kunst Fans von Graffiti und Tape-Art erlebten eine spannende Vernissage in Heidelberg: Schüler der SRH Fachschule für Sozialwesen stellten ihre selbst gemachten Urban-Art-Werke aus. Dazu hatte die Heidelberger WOW-Galerie ein leer stehendes Ladenlokal für die angehenden Jugend- und Heimerzieher organisiert. Die Kunstwerke der Ausstellung – großformatige, bunte Graffitis wie auch Schwarz-Weiß-Entwürfe – entstanden in einem mehrtägigen Workshop im kulturpädago­ gischen Unterricht. Dabei ging es nicht nur um den Umgang mit Spraydose und Zeichenstift, sondern auch um Geschichte und Umsetzung von Urban Art. Der kulturpädagogische Unterricht nimmt in der Jugend- und Heimerzieherausbildung einen besonderen Stellenwert ein. Die Fachschüler lernen hier praxisnah, wie sie im späteren Berufsalltag Kinder und Jugendliche beim kreativen Gestalten anleiten und unterstützen können.

www.die-fachschulen.de

SRH Student holt Edelmetall für Deutschland

Tanztherapie-Professorin erhält internationale Auszeichnung

Studium plus Leistungssport – klingt nach einer schwierigen Kombination. Dass sich beides erfolgreich vereinbaren lässt, beweist Marco Koch, der seit anderthalb Jahren an der SRH Fernhochschule Riedlingen Wirtschaftspsychologie studiert: Bereits im August gewann er bei der Schwimm-EM in Berlin die Goldmedaille über 200 Meter Brust. Bei der Kurzbahn-WM der Schwimmer im Dezember in Doha, der Hauptstadt Katars, holte sich der Europameister dann den zweiten Platz über die gleiche Distanz. Mit einer Zeit von 2:01,91 Minuten musste er nur Olympiasieger Dániel Gyurta aus Ungarn vorbeiziehen lassen (2:01,49 Minuten). Die SRH Fernhochschule Riedlingen bietet ein flexibles Studienmodell, bei dem zeitund ortsunabhängig studiert werden kann. Dies ermöglicht es Profisportlern wie Marco Koch, ihr Studium individuell an Wettkämpfe und Trainingszeiten anzupassen. Derzeit studieren rund 40 Spitzensportler an der Hochschule.

Bewegung heilt – seit Jahren setzt sich Prof. Dr. Sabine Koch dafür ein, diese wissenschaftliche Erkenntnis und damit die Tanz- und Bewegungstherapie in Deutschland zu etablieren. Im November erhielt sie dafür große internationale Anerkennung: Die American Dance Therapy Association (ADTA) würdigte ihr Engagement mit dem Research Award, den Koch in Chicago entgegennahm. Ihre preisgekrönte und in der Zeitschrift „Frontiers in Psychology“ veröffentlichte Grundlagenforschung beschäftigt sich mit den zentralen Wirkmechanismen von Tanztherapie: Wie beeinflussen Bewegungen und Körperhaltungen das Fühlen und Denken? „Es ist erfreulich, dass Amerika in unserem Feld verstärkt auf Forschungsentwicklungen in Europa schaut und mit dieser Auszeichnung dies auch nach außen sichtbar macht“, erklärt Sabine Koch. Sie und ihr Team bieten an der SRH Hochschule Heidelberg den derzeit einzigen in Deutschland akkreditierten Masterstudiengang Tanz- und Bewegungstherapie an.

www.fh-riedlingen.de

Prof. Dr. Sabine Koch (Mitte) mit Dr. Robyn Flaum-Cruz (links), Heraus­ geberin des Magazins „Arts in Psychotherapy“, sowie Dr. Sherry W. Goodill, Präsidentin der ADTA

www.hochschule-heidelberg.de

perspektiven > 01.2015 > Bildung

Felix Gruber (Name geändert) hat gerade seine Zwischenprüfung zum Steuerfachangestellten

Von Iki Kühn

am SRH Berufsbildungswerk Neckargemünd geschrieben. Gute Zensuren sind ihm sicher. Der 23-Jährige ist dennoch nicht ganz zufrieden. Durch seinen Sitzplatz mitten im Raum konnte er sich nicht durchgehend konzentrieren. Bei der nächsten Prüfung will er unbedingt auf einen Platz am Rand achten. Ein ehrgeiziger junger Mann, der weiß, was er leisten kann, und seinen Weg geht. Auf den ersten Blick nichts Außergewöhnliches. Doch für Felix Gruber ist vieles anders als für die Mehrheit seiner Altersgenossen. Felix ist Asperger-Autist. Er erlebt die Welt anders als Nichtautisten. Dazu gehört, dass er beispielsweise Geräusche oder Gerüche so deutlich wahrnimmt, dass seine Konzentration erheblich beeinträchtigt ist. Sogenannte Autismus-Spektrum-Störungen (ASS) zählen zu den tief greifenden Entwicklungsstörungen, die sich im Säuglings- oder Kleinkindalter zeigen und bis heute nicht heilbar sind. Im Wesentlichen werden der frühkindliche Autismus und das Asperger-Syndrom unterschieden (mehr dazu siehe Tabelle). Typischerweise fällt es den Betroffenen schwer, Körpersprache, Mimik und Gestik anderer einzuschätzen oder Gefühle zuzuordnen. Das kann spätestens auf dem Schulhof zum Problem werden, Mobbing ist daher für Autisten keine seltene Erfahrung. In Gruppen zu bestehen, verlangt von ihnen oft Höchstleistungen. „Die sozialen Fähigkeiten müssen trainiert

Autismus-Spektrum (ASS) Bei ASS verarbeitet das Gehirn Wahrnehmungen und Informationen nicht korrekt. Über die Ursachen wird seit Jahrzehnten geforscht. Die Ergebnisse deuten auf eine genetische Veranlagung hin. Von 10.000 Neugeborenen können bis zu 100 betroffen sein, Jungen deutlich häufiger als Mädchen. Die Kinder gelten oft als zurückgezogene Eigenbrötler mit meist sehr speziellen Interessen und Fähigkeiten. Die Ausprägungen der Störungen – zum Beispiel der Drang zu stereotypen Verhaltens- und Aktivitätsmustern wie penibles Sortieren oder das Bestehen auf tägliche Routinen – sind unterschiedlich stark.

werden, und das gelingt bei Asperger-Autisten relativ gut“, erläutert Andrea Peveling, Musik- und Psychotherapeutin am SRH Berufsbildungswerk (BBW) in Neckargemünd. Das BBW ist spezialisiert auf die außerbetriebliche Ausbildung von jungen Menschen mit individuellem Förderbedarf (mehr dazu siehe Seite 30).

Individuelle Förderung nötig Eine weitere Schwierigkeit im Alltag ist, dass bei Autisten oft einzelne Sinne besonders stark ausgeprägt sind. Dann können Geräusche, Lichtreize oder Gerüche nicht ausgeblendet werden, sondern sind ein permanenter, anstrengender Reizteppich, der jede Konzentration torpediert. Störende Reize im Umfeld müssen also erkannt und gemindert werden, um Leistung bringen

Aufbruch in den Alltag Logisches Denken, ein gutes Gedächtnis, Akribie und einen Sinn für Details – all das haben autistische Menschen zu bieten. Fähigkeiten, die eigentlich in Unternehmen gesucht werden. Doch der Weg zu einem festen Job ist für Autisten nach wie vor schwierig. Zwei SRH Einrichtungen machen fit für das Leben auf dem Arbeitsmarkt.

zu können. „Asperger-Autisten verfügen in der Regel über eine gute Intelligenz und eine hohe Gedächtnisleistung. Deshalb kann eine Schulkarriere meist bis zu einem bestimmten Punkt in der Regelschule gut bewältigt werden. Doch wenn zunehmend Sozialkompetenzen gefordert sind,

Erfahrener Experte für Berufliche Rehabilitation: Thomas Windolf

So erkennen Eltern, Erzieher und Lehrer Autismus

Zeitpunkt der ersten Auffälligkeiten

Autistische Psychopathie (Asperger-Syndrom)

Frühkindlicher Autismus (Kanner-Syndrom)

etwa vom dritten Lebensjahr an

meist in den ersten Lebensmonaten

Blickkontakt

Sprache

Intelligenz

selten, flüchtig

früher Sprachbeginn, rasche Entwicklung einer grammatisch und stilistisch hochstehenden Sprache, Sprache hat eine kommunikative Funktion, die allerdings gestört ist (Spontanrede)

meist gute bis überdurchschnittliche intellektuelle Leistungen

zunächst oft fehlend, später selten, flüchtig, ausweichend

später Sprachbeginn (in der Hälfte der Fälle sogar Aus­ bleiben einer Sprachentwick­ lung), stark verzögerte Sprach­­entwicklung, Sprache hat anfänglich keine kommuni­kative Funktion

meist erheblich eingeschränkte intellektuelle Leistungen

Quelle: Autismus Deutschland e.V.

perspektiven > 01.2015 > Bildung

SRH Bildungsangebote für Menschen im Autismus-Spektrum

Teamarbeit oder Referate auf dem Stundenplan stehen, dann brechen die

aufzubereiten“, erklärt er. Darauf sind die Lehrer einge-

Karrieren oftmals ab, wenn die notwendige Unterstützung fehlt“, stellt

stellt und üben dies gezielt. Zudem bieten Ergotherapeu-

Andrea Peveling fest.

ten unterstützendes Strukturierungs-, Lern- und Konzen­ trationstraining. Jetzt nach der Zwischenprüfung steht für

Wenn Arbeitgeber wie der Software-Konzern SAP vor einigen Jahren

Gruber die nächste Bewährungsprobe an: ein sechsmo-

einen Autismus-Berater einstellen und verkünden, dass man verstärkt

natiges Praktikum. Das BBW begleitet ihn während dieser

Autisten etwa als Software-Tester oder Programmierer einstellen will, ist

Zeit. Vor dem Praxiseinsatz hat Felix Gruber ein wenig

das zwar ein guter Schritt, doch die Voraussetzung, um im ersten Arbeits-

Scheu, „doch die Neugierde überwiegt“, erklärt er.

markt überhaupt eine Chance zu bekommen, ist und bleibt eine abgeschlossene Ausbildung. „In den vergangenen zehn Jahren haben sich die

Für Routinen sorgen

Möglichkeiten der sozialen und beruflichen Rehabilitation für Menschen

Am Berufsförderungswerk Heidelberg (BFW) rückt das

mit Autismus nachhaltig verbessert“, beobachtet Friedrich Nolte, Referent

Thema Autismus seit etwa fünf Jahren stärker in den Fokus, beobachtet Geschäftsführer Thomas

beim Bundesverband Autismus Deutschland e.V.

Windolf. Das BFW vermittelt Menschen berufliche Perspektiven, wenn Krankheit oder Behinde-

Die interdisziplinären Teams aus Lehrern, Therapeuten und Psychologen

lung in einen neuen Lebensabschnitt. Unter ihnen sind immer häufiger Autisten.

Felix Gruber im Gespräch mit Christiane Gebest.

rung dies erfordern. Die erwachsenen Teilnehmer starten mit einer Weiterbildung oder Umschu-

Das SRH Berufsbildungswerk (BBW) Neckargemünd bietet Jugendlichen ab dem 15. Lebensjahr und jungen Erwachsenen mit speziellem Förderbedarf eine außerbetriebliche Berufsaus­ bildung sowie qualifizierte Berufsvorbereitungsmaßnahmen an. Die Ausbildungen in mehr als 40 Berufen – zum Beispiel Elek­ trotechnik/Elektronik, Metall- und Fahrzeugtechnik, Technisches Produktdesign, Wirtschaft und Verwaltung – erfolgen auf Basis von Neigung und Eignung. w ww.bbw-neckargemuend.de

im BBW Neckargemünd sind auf Autisten eingestellt. „Aktuell befinden sich rund 90 Menschen mit Störungen aus dem autistischen Formenkreis

Ein achtköpfiges Team in der IT-Ausbildung hat sich auf ihre Bedürfnisse eingestellt und zunächst

im BBW. Seit dem Jahr 2000 sind unsere Aufnahmezahlen sprunghaft

die notwendigen Rahmenbedingungen für konzentriertes Lernen geschaffen. Ganz wichtig ist es

gestiegen. Das liegt vor allem daran, dass die Diagnose ASS bedingt

den Fachleuten zufolge, Reize zu reduzieren. Das gelingt zum Beispiel durch Lärmschutzmaßnah-

durch besseres Fachwissen der Bezugspersonen und erhöhte Aufmerk-

men, den richtigen Kontrast am Bildschirm oder einen eigenen Raum für Klausuren. Dazu kommt

samkeit deutlich häufiger gestellt wird“, erläutert Dr. Christiane Gebest,

eine individuelle Betreuung. Denn autistische Menschen benötigen feste Strukturen. Verändert

Fachbereichsleiterin Psychologie-Psychiatrie am BBW. „Wenn das rechtzei-

sich etwas, können sie oft den Faden nicht wieder aufnehmen. Wenn etwa ein Autist nicht zum

tig geschieht, erfahren diese Schüler schnelle Unterstützung zum Beispiel

Unterricht erscheint, rufen die Dozenten ihn direkt an und erinnern ihn. Das reicht meistens aus.

durch einen Schulbegleiter oder Therapeuten. Bei vielen Jugendlichen, die

„Hier können wir schon mit kleinen Mitteln große Fortschritte für unsere Teilnehmer erzielen“,

zu uns kommen, wurde die Erkrankung aber oft erst spät erkannt.“

stellt Windolf fest.

Halt geben

Stärken werden zunehmend geschätzt

Felix Gruber startete schließlich 2013 nach einer Berufsorientierung seine

Mittlerweile erkennen immer mehr Unternehmen, dass Autisten mit ihrer Begabung für logisches

Ausbildung zum Steuerfachangestellten im BBW inklusive Unterbringung

Denken, Präzision und Mustererkennung wertvolle Mitarbeiter sein können. Sie sind zudem zu-

im Internat. „Der Anfang war nicht leicht“, berichtet der junge Mann.

verlässig und haben keine Scheu vor vergleichsweise monotonen Arbeitsprozessen.

„Die Eingewöhnung an das Leben in der Wohngruppe und den Tagesplan

Im SRH Berufsförderungswerk (BFW) in Heidelberg erhalten Menschen mit körperlicher oder psychischer Erkrankung, die ihren Beruf nicht mehr ausüben können, eine neue Perspektive. Es bietet Kurse zur beruflichen Orientierung und über 40 Qualifi­ zierungen mit anerkannten Abschlüssen in den Bereichen Wirtschaft und Verwaltung, Maschinenbau, IT und Telekommunika­ tion, Metall- und Serviceberufen, Gesundheits- und Sozialwesen. Neben Heidelberg ist das BFW an zwölf weiteren Standorten in Deutschland präsent. w ww.bfw-heidelberg.de

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dauerte einige Wochen.“ Geholfen hat ihm dabei Andrea Peveling, die

Das Bewerbertraining nimmt beim BFW einen breiten Raum ein, dennoch bleibt der Übergang

sich gerade zur Fachberaterin für Autismus weiterbildet. Sie ist therapeu-

aus der geschützten Atmosphäre der Ausbildung in den Berufsalltag eine große Hürde. „Neun

tische Begleiterin und Ansprechpartnerin für Probleme persönlicher oder

von zehn unserer Teilnehmer finden innerhalb von zwei Jahren eine Festanstellung. Bei autisti-

organisatorischer Art. In Neckargemünd wurde zudem eine Therapiegrup-

schen Menschen ist die Integrationsquote geringer“, erklärt Windolf.

autismus Deutschland e.V., Bundesverband zur Förderung von Menschen mit Autismus:

www.autismus.de

Aspies e.V. Selbsthilfeorganisation von und für Menschen mit Autismus:

www.aspies.de

pe speziell für Menschen mit Autismus eingerichtet. Sie ermöglicht den Austausch untereinander, unterstützt bei Themen wie Smalltalk, Erkennen

Ein wesentlicher Grund ist die Unsicherheit der Arbeitgeber. Deshalb kooperiert das BFW seit

von Gefühlen oder Umgang mit Konflikten – und die Gruppenleiter infor-

rund einem Jahr mit Auticon. Dieses Berliner Unternehmen ist darauf spezialisiert, die neuen Mit-

mieren über die Krankheit.

arbeiter am Arbeitsplatz einzuführen und zu begleiten. Es dauert manchmal weit über ein Jahr, bis sie dort ohne Betreuung ihren Weg gehen können. „So eine Langzeitbetreuung ist eine ideale

Die Inhalte der Ausbildung sind für Felix Gruber nicht problematisch.

Ergänzung zu unserem Bildungsangebot“, ist sich Geschäftsführer Windolf sicher. Im vergange-

Autisten wie er sind Spezialisten dafür, Details präzise abzuspeichern oder

nen Jahr hat der 32-jährige Günter Paulik (Name geändert) seine Ausbildung zum Fachinformati-

Muster zu erkennen. Schwieriger dagegen fällt es ihnen, Prioritäten zu

ker im BFW erfolgreich abgeschlossen und durchläuft gerade die Bewerbungsphase bei Auticon.

setzen und Informationen weiterzuinterpretieren. „Mir fällt schwer, die

Seine Dozenten sind zuversichtlich, dass ihr ehemaliger Schüler den Sprung ins Berufsleben

aufgenommenen Informationen in der im Unterricht gewünschten Form

erfolgreich meistert.

Auticon ist eine IT-Beratung mit aktuell sechs Büros in Deutschland. Sie stellt ausschließlich Menschen mit Autismus als Consultants/Berater ein und setzt sie in Kundenprojekten ein. Die Beratungsfirma wurde 2011 vom IT-Manager Dirk Müller-Remus gegründet, der selbst einen autisti­ schen Sohn hat. Für ihren innova­ tiven Beschäftigungsansatz hat das Unternehmen mittlerweile zahlreiche Preise erhalten.

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perspektiven > 01.2015 > Gesundheit

Herde und Spülmaschinen auf den Stationen funktionieren. Die Kollegen von der Medizintechnik

Im Herzen einer Klinik Was im Klinikum Karlsbad-Langensteinbach hinter den Kulissen passiert, damit vorne bei den Patienten alles rundläuft. Auf Tour mit einem Haustechniker.

haben alle medizinischen Gerätschaften unter ihren Fittichen.

Viel los hinter den Kulissen In Sachen Infrastruktur hat ein Krankenhaus etwas von einer kleinen Stadt. Rund 23.500 Megawattstunden Gas und Strom verbraucht das SRH Klinikum Karlsbad-Langensteinbach zum Beispiel pro Jahr. So viel wie eine durchschnittliche Kleinstadt mit 13.000 Einwohnern. Schon das Klinikum ohne die Wohnheime der Fachschule hat eine Hauptnutzfläche, die fünf Fußballfelder groß ist. Das Gesamtareal misst zwölf Hektar – oder 17 Fußballfelder. Gut 1.000 Telefonanschlüsse und

Von Ulrike Heitze

Das SRH Klinikum Karlsbad-Langensteinbach liegt am Rande des Schwarz­waldes in der Nähe von Karlsruhe. Das Fach- und Akutkrankenhaus verfügt über 405 Betten, 13 spezialisierte Fachbereiche, ein interdisziplinäres Gefäßzentrum und ein zertifiziertes Schlaganfallzentrum. Jährlich werden 30.000 Patienten behandelt, davon 20.000 ambulant.

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Eilig steckt Detlef Biener das Diensthandy in die Seitentasche seiner blauen Arbeitshose zurück

weitere 400 Mobiltelefone sind auf dem Gelände im Einsatz. Allein in der Zentralen Aufnah-

und schiebt den Schraubenzieher, mit dem er gerade noch an der Steuerungseinheit des Aufzugs

me für die Patienten, die vor einigen Jahren umgebaut wurde, sind rund 30 Kilometer Strom-,

gewerkelt hat, gleich hinterher. Ein Rettungshubschrauber aus der Schweiz hat sich mit einem

Telefon- und Datenkabel verlegt worden. All das gilt es intakt und technisch aktuell zu halten –

Notfallpatienten angekündigt. Motorradunfall. Für Biener bedeutet das: Ab aufs Dach!

schließlich hängen Menschenleben davon ab.

Trotzdem hat der 59-Jährige noch ein aufmunterndes Wort für die beiden Schwesternschülerin­

Eines davon hat Detlef Biener gerade in die Unfallchirurgie gelotst. Denn wenn ein Rettungs-

nen, die mit dem Aufzug knapp über dem dritten Stock stecken geblieben waren. Wenn ein

hubschrauber gelandet ist, muss einer vom Technischen Service bei der Feuerlöscheinrichtung

Aufzug mal streikt, hilft Biener in der Regel gemeinsam mit einem Kollegen. „Der eine spricht mit

an der Ladeplattform wachen, während ein Kollege den Notarzt und den Patienten durchs Haus

den Insassen, der andere sieht zu, dass das Ding schnell wieder läuft.“ In der Regel klappt das,

begleitet. „Damit die sich nicht verlaufen. Viele kennen sich ja nicht aus“, erläutert Biener. Im

ohne dass die Aufzugsfirma anrücken muss.

Frühjahr fliegen die Notärzte mehrmals pro Woche ein, bringen meist Opfer von Motorradunfällen, im Sommer sind es verstärkt Badeunfälle. Erst zum Winter hin wird es ruhiger.

27 Aufzugsanlagen sind im SRH Klinikum Karlsbad-Langensteinbach ständig in Betrieb. Dass das so bleibt, darum kümmern sich Detlef Biener und seine Kollegen. Das siebenköpfige

Anlage, die einheizt

Team vom Technischen Service sorgt hinter den Kulissen dafür, dass das Klinikum, das benach-

Der nächste Gang führt Detlef Biener ins hauseigene Blockheizkraftwerk, das etwas oberhalb des

barte Berufliche Bildungs- und Rehabilitationszentrum und die angrenzende SRH Fachschule für

Klinikums liegt. Ein Computer in der Technikzentrale hatte einen Fehler in der Steuerungseinheit

Ergotherapie inklusive ihrer Wohnheime technisch rundlaufen. Sie sind verantwortlich dafür, dass

gemeldet. „Heutzutage ist alles so vernetzt, dass wir zentral angezeigt bekommen, wenn etwas

Ärzte und Schwestern Licht, Strom, Wärme und frische Luft für ihre Arbeit haben, dass Patienten

nicht funktioniert“, sagt er. „Vieles lässt sich dann schon vom Rechner aus lösen. Andernfalls geht

in ihren Zimmern fernsehen, telefonieren und im Internet surfen können, dass die Kühlschränke,

man vor Ort nachsehen, wo es klemmt.“ Seit 17 Jahren arbeitet der gelernte

Rettungshubschrauber heißen in Deutschland in aller Regel Christoph, jeweils ergänzt um eine Zahl oder eine Region. Christoph 60 ist zum Beispiel am SRH Zentralklinikum in Suhl stationiert. Die Rettungshubschrauber, die das Karlsbader Klinikum anfliegen, kommen meist aus Karlsruhe, aber auch aus Luxemburg, Österreich und der Schweiz.

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perspektiven > 01.2015 > Gesundheit

Fernmeldeelektroniker im Karlsbader Klinikum. Er kennt jeden vom Stammpersonal – und jeder

sich seinen Aufträgen in der technischen Telefonzentrale im dritten Untergeschoss des Klinikums

kennt ihn. Wenn Detlef Biener zwischen zwei Aufgaben übers Gelände geht, wird hier gegrüßt,

zu widmen. In dem fensterlosen Raum laufen zwischen diversen Computern Tausende Drähte

dort f­ röhlich gewunken. „Hin und wieder komme ich zwar schon noch in Ecken, bei denen ich

zusammen. Weiß-grüne, weiß-gelbe, weiß-rote Kabel für die mehreren Tausend analogen und

denke, hier warst du noch nie“, berichtet er. Aber das passiert immer seltener.

digi­talen Telefon- und Datenanschlüsse, die das Klinikum mit der Außenwelt und mit sich selbst verbinden. Wann immer ein Telefon in einem Patientenzimmer in Betrieb genommen wird, eine

Imposant groß, warm, vibrierend: Das Blockheizkraftwerk des Klinikums gehört zu den Publikumslieblingen beim Tag der offenen Tür. Sieben Transformatoren wandeln hier lautstark die 20.000 Volt, die vom Stromversorger EnBW durch die Leitung kommen, in kliniktaugliche 400 Volt um. Pro Jahr erbringt die Anlage 1.230.500 Kilowattstunden Strom und 1.510.800 Kilowattstunden Wärme. Damit der Klinikbetrieb auch bei einem Stromausfall sicher weiterläuft, stehen vier Dieselaggregate mit zusammen knapp 1.600 PS parat. Die besonders sensiblen Klinikbereiche – etwa die Operationssäle – sind noch einmal zusätzlich durch drei Groß­ batterieanlagen geschützt.

Neben dem Pfad zum Heizkraftwerk liegt umgeknickt eine blaue Wegesleuchte im Gras. Von

Leitung gestört ist, das Internet hakt oder ein neuer Klinikmitarbeiter einen Anschluss braucht, ist

Fußgängern weggetreten? Von Radlern umgenietet? Detlef Biener untersucht stirnrunzelnd den

das ein Job für das Technik-Team. In grauen Kartons neben einem Schreibtisch lagern Dutzende

blauen Patienten und setzt ihn gedanklich gleich auf seine To-do-Liste: „Das müssen wir richten

ausrangierte tragbare Telefone und Handys verschiedenster Marken und Baureihen. Mal mehr,

– sobald es das Wetter erlaubt.“ Starkstrom dagegen nötigt auch einem erfahrenen Elektriker wie

mal weniger vom Klinikalltag gezeichnet. Das Ersatzteillager.

Detlef Biener immer wieder gehörigen Respekt ab. „Wenn zum Beispiel auf einer Station durch eine Überlastung ein Leistungsschalter fällt und man beim Wiedereinschalten auch nur einen fal-

Rufbereitschaft rund um die Uhr

schen Handgriff tut oder einen anderen Schalter übersieht, kann das schlimmste Folgen haben“,

Detlef Biener knöpft sich die traurigen Überreste des tragbaren Telefons eines Radiologen vor.

erklärt er. Der entstehende Lichtbogen kann die ganze Station niederbrennen – und das eigene

„Auch so etwas bekommen wir schon mal angeliefert. Wenn der Clip abbricht, fallen die Dinger

Leben kosten. „Solch heikle Aufgaben kommen zum Glück nur alle paar Jahre mal vor.“

gerne schon mal runter. Falls wir Zeit haben, flicken wir auch das wieder zusammen.“ In drei Schichten steht das Technik-Team rund um die Uhr im Klinikum parat. Wer die Spätschicht ab

Totalausfall zur Fußball-WM

zwölf Uhr mittags hat, übernimmt auch die nächtliche Rufbereitschaft. Manchmal müssen sie

Den Worst Case hat das Technik-Team ohnehin bereits hinter sich. 2006, ein warmer Sommer-

jede Nacht einmal anrücken, weil etwa jemand im Aufzug feststeckt oder der Brandmeldealarm

abend. Die deutsche Nationalmannschaft spielt gerade bei der Fußball-WM, als irgendwo im

– zum Glück meist fälschlich – in einem der Fachschulwohnheime losgegangen ist. Oft bleibt es

Süd­deutschen ein heftiges Gewitter tobt. Ein Blitz legt die Oberleitung der EnBW lahm. Die Re­-

aber auch ruhig. Trotzdem gibt es in so einem großen Laden wie dem Klinikum immer irgend­

gion liegt im Dunkeln. Sofort springt der Notstromdiesel des Klinikums an. Doch zwei weitere

etwas zu tun – wenn nichts Akutes, dann eine der unzähligen gesetzlich vorgeschriebenen War-

heftige Blitze zerlegen zwei Steuerungseinheiten. Im Klinikum geht das Licht aus, die Aufzüge

tungsarbeiten von den Aufzugsschächten bis hin zu den Kaffeemaschinen.

stehen – mitsamt Insassen –, die Telefone sind tot. Der OP-Bereich und die Intensivstation werden zum Glück noch via Batterie mit Strom versorgt. „Ich saß gerade daheim vor dem Fernseher, als

Kaum hat Detlef Biener den Schraubenzieher an dem Telefonwrack angesetzt, geht erneut sein

plötzlich alles duster wurde“, erinnert sich Biener. Ruck, zuck saß er im Auto. Es dauert eine halbe

Dienstpiepser los. Eine der automatischen Türen in der Zentralen Aufnahme öffnet und schließt

Stunde, bis der Energieversorger und das Elektrik-Team die Klinik wieder sicher am Netz haben.

nicht mehr richtig. 150 von diesen automatischen Türen haben sie im Klinikum. Jede davon

„So etwas muss man in seinem Berufsleben nur einmal haben“, meint Biener.

muss einmal im Jahr gewartet werden. Seufzend schiebt Biener die Telefonbruchstücke auf den Schreib­tisch zurück und macht sich erneut auf den Weg. Wie jeden Tag wird er auch heute bis

Heute war es dagegen nur ein Relais in der Steuerungseinheit des Kraftwerks, das ausgetauscht

zum Abend wieder unzählige Kilometer durch verborgene Flure zurückgelegt haben, um zusam-

werden musste. Keine wilde Sache und schnell erledigt. Damit hat Detlef Biener nun endlich Zeit,

men mit seinen Kollegen das Klinikum technisch am Laufen zu halten.

www.klinikum-karlsbad.de

Detlef Biener sorgt gemeinsam mit seinem Team im SRH Klinikum Karlsbad-Langensteinbach dafür, dass alles läuft.

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perspektiven > 01.2015 > Gesundheit

renproblem. Dabei spielt das Alter keine Rolle, merkt Silvia Ginter an: „Es kann jeden urplötzlich treffen.“

Die richtige Form

Selbst die Weichen stellen

• Patientenverfügungen müssen schriftlich verfasst und eigenhändig unterschrieben werden.

In einer Patientenverfügung geben Menschen an, wie sie im Ernstfall behandelt werden möchten, zum Beispiel ob, wie lange und in welchen Fällen sie künstlich am Leben gehalten werden wollen oder welche Behandlungen sie für sich ablehnen. Patientenverfügungen gibt es als Vordrucke zum Ankreuzen. Besser ist es aber, zusätzlich selbst zu formulieren: persönliche Wertvorstellungen, Ein-

Für den Ernstfall vorsorgen Herzinfarkt, Schlaganfall, ein schlimmer Unfall – von einer Sekunde auf die andere ist ein Mensch womöglich nicht mehr Herr seiner Sinne, kann nicht sagen, wie er behandelt werden will, kann keine Entscheidungen mehr treffen. Mit Vorsorgevollmacht, Betreuungs- und Patientenverfügung kann im Notfall im Sinne des Patienten entschieden werden.

stellungen zum eigenen Leben und Sterben und religiöse Anschauungen. Das erleichtert Ärzten wie Angehörigen die richtige Auslegung des eigenen Willens, wenn Entscheidungen anstehen, die nicht per Kreuzchen geregelt wurden. Während man in einer Patientenverfügung seinen eigenen Willen für den Ernstfall formuliert, lässt sich per Vorsorgevollmacht regeln, wer in einer solchen Lage stellvertretend entscheiden darf. Der Verfasser ernennt Personen seines Vertrauens zu Bevollmächtigten, die finanzielle, gesundheitliche und persönliche Angelegenheiten in seinem Namen regeln dürfen, also zum Beispiel Rechnungen bezahlen, Verträge schließen oder kündigen, das Vermögen verwalten, Kontakt zu Behörden und Krankenkassen aufnehmen, Pflegeheime und Krankenhäuser auswählen oder medizinische Behandlungen absegnen oder abbrechen. „Lediglich in besonders weitreichenden Fällen wie etwa bei

• Vorsorgevollmachten müssen nicht, sollten aber schriftlich aufgesetzt sein, damit der Vertreter sich aus­weisen kann. Für bestimmte Rechts­ geschäfte – etwa die Aufnahme eines Darlehens, um Pflegekosten vorzufinanzieren – ist eine notarielle Beurkundung nötig. Für Immobilien­ geschäfte muss die Vollmacht öffentlich beglaubigt sein. • Um sicherzustellen, dass alle getroffenen Regelungen nicht vergessen oder übersehen werden, sollte man sie im Zentralen Vorsorgeregister der Bundesnotarkammer registrieren lassen. Hier fragen Betreuungsgerichte im Ernstfall automatisch an. Hilfreich ist zudem eine Notiz im Geldbeutel, wo die Vollmachten lagern.

lebensgefährdenden Maßnahmen bedarf die Einwilligung des Bevollmächtigten zusätzlich noch der Die Sozialdienste an den SRH Kliniken unterstützen Patienten und ihre Angehörigen dabei, die Zeit nach dem Krankenhausaufenthalt zu planen, beraten bei allen Belangen der Entlassung und der weiteren pflegerischen Versorgung und helfen bei anstehenden Formalitäten.

Wenn Schwester Registraud Rude vom Sozialdienst des SRH Krankenhauses Oberndorf mit den

Genehmigung des Betreuungsgerichts“, erklärt Notarassessor Hüren.

Patienten über das Thema Vorsorge spricht, erzählt sie häufig von ihrer Schwägerin. Unermüdlich sei diese Frau gewesen. Eine Bäuerin am Bodensee, die vor Kraft nur so strotzte – bis sie eines Abends

Individuelle Regelungen möglich

über starke Kopfschmerzen klagte. Als ihr Mann, der einen kalten Waschlappen holen wollte, ins

Der Verfasser kann eine Person für alle Bereiche benennen, aber auch Zuständigkeiten auf mehrere

Wohnzimmer zurückkehrte, war die damals 59-Jährige schon nicht mehr ansprechbar. Mit einer

Köpfe verteilen oder ein Vier-Augen-Prinzip vorsehen. Wichtig ist, dass kein Zweifel darüber be-

Gehirnblutung kam sie ins Krankenhaus. Eine Notoperation hatte nicht den erhofften Erfolg. Weitere

steht, wann die Urkunde wirksam wird. Angaben wie „sobald ich nicht mehr selbst handeln kann“

Eingriffe sollten Besserung bringen. „Da es aber keinerlei Vollmachten gab, durften die Ärzte nicht

sind sehr vage und für den Bevollmächtigten schwer zu handhaben. Am praktikabelsten ist es,

sofort operieren“, berichtet Schwester Registraud. Wertvolle Zeit verstrich, denn der Ehemann muss-

wenn die Vollmacht sofort mit der Unterschrift wirksam wird. „Genau das macht vielen Patienten

te erst eine offizielle Unterschriftsverfügung erwirken, bevor es weitergehen konnte. Heute ist die

jedoch Angst. Sie befürchten, entmündigt zu werden“, weiß Silvia Ginter. Eine Idee wäre deshalb,

Schwägerin ein Pflegefall, wobei dies nicht ursächlich an der Zeitverzögerung gelegen hat.

das Dokument nicht an den Vertreter auszuhändigen, sondern ihm zu sagen, wo oder bei wem es im Ernstfall zu finden ist.

Dieser Fall zeigt, wie schnell jemand aus seinem gewohnten Leben gerissen werden kann und … der Deutschen über 30 Jahre haben laut einer Studie der Gesellschaft für Konsumforschung bereits eine Vorsorgevollmacht aufgesetzt, 36 Prozent eine Patientenverfügung. Tendenz steigend.

welche Probleme sich dadurch unerwartet auftun. Denn wenn Unfallopfer oder schwer Erkrankte

Wer keiner Person eine so weitreichende Vollmacht erteilen möchte, kann mit einer Betreuungsver-

im Koma liegen oder aus anderen Gründen keine Entscheidungen treffen können, muss jemand

fügung zumindest Einfluss auf die Entscheidung der Gerichte nehmen. Der Verfasser schreibt zum

anderes stellvertretend das Leben organisieren – medizinische Maßnahmen absegnen, das Leben

Beispiel auf, welche Person als Betreuer für ihn infrage kommt, welche Pflegeheime er bevorzugt

und die Finanzen regeln. „Dass das automatisch Partner, Eltern oder Kinder übernehmen können,

und was mit Teilen des Vermögens geschehen soll. „Anders als bei der Vorsorgevollmacht muss

ist ein weit verbreiteter Irrglaube“, stellt Dominik Hüren von der Bundesnotarkammer fest. Wer

dann jedoch ein gerichtliches Verfahren stattfinden, um den Betreuer zu bestellen. Die vorgeschla-

vorab keine Regelungen getroffen habe, begebe sich vielmehr in die Hände von Richtern, die

gene Person kann der Richter aber nur in besonderen Fällen übergehen“, erläutert Dominik Hüren.

einen gerichtlichen Betreuer bestellen. Um gar nicht erst in solch eine Situation zu kommen, können Bürger vorab Vorsorgevollmachten sowie Patienten- und Betreuungsverfügungen verfassen.

Alle getroffenen Regelungen sollte der Verfasser regelmäßig überprüfen. Einstellungen zum Leben und Sterben können sich im Laufe der Zeit ebenso ändern wie die Beziehungen zu anderen Men-

Von Melanie Rübartsch

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„Solche Vollmachten sind für jeden sinnvoll“, betont Schwester Registrauds Kollegin Silvia Ginter.

schen. Standen einem anfangs zum Beispiel die Eltern und Geschwister am nächsten, übernehmen

Gut 90 Prozent ihrer Patienten kennen diese Dokumente, schätzt sie. Aber noch nicht einmal ein

später vielleicht besser der Partner oder die erwachsenen Kinder die Aufgabe als Chefkümmerer. Alle

Viertel habe sie auch tatsächlich aufgesetzt: „Viele schieben es hinaus.“ Die Zurückhaltung ist

Dokumente lassen sich jederzeit – am besten schriftlich – widerrufen. Wichtig: Vertrauenspersonen

verständlich, denn es ist ein unangenehmes Thema. Viele Jüngere halten es zudem für ein Senio-

müssen immer wissen, wo sich das aktuellste Dokument befindet – sonst hilft alle Vorsorge nicht.

Hier kann man sich schlaumachen: Zentrales Vorsorgeregister (Informationen und Hinterlegungsmöglichkeiten): www.vorsorgeregister.de Gratis-Broschüren „Betreuungsrecht“ und „Patientenverfügung“ des Bundesjustizministeriums sowie Formulare und Textbausteine: w ww.bmjv.de (unter „Publikationen“) Muster und Infos des Justizportals Nordrhein-Westfalen: w ww.justiz.nrw.de („Vorsorgevollmacht“ in die Suche eingeben) Infos, wie die Regelungen für den Ernstfall in 22 europäischen Ländern gehandhabt werden (in drei Sprachen): www.vulnerable-adults-europe.eu Ratgeber „Patientenverfügung“ der Verbraucherzentrale (inkl. der anderen Vollmachten, 9,90 Euro) und „Das Vorsorge-Set“ von Stiftung Warentest (inkl. Testament, 12,90 Euro).

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Nachrichten „Grüne Damen“ gewinnen Engagement-Preis Hilfsbereit und stets mit einem offenen Ohr für Patienten und Besucher – das sind die „Grünen Damen und Herren“ am SRH Zen­ tralklinikum Suhl. Die 19 Frauen und ein Mann begleiten bei Bedarf ehrenamtlich Patienten durchs Klinikum, besuchen Kranke, organisieren Lesestoff und sind immer da, wenn Zuspruch oder Gesellschaft gebraucht werden. Für ihr umfassendes Engagement erhielten die „Grünen Damen“ im Oktober den Thüringer Engagement-Preis 2014 in der Kategorie „Senioren“. Das Preisgeld von 5.000 Euro soll in erster Linie für Fortbildungen und eine Bildungsfahrt eingesetzt werden. Die Auszeichnung der Thüringer Ehrenamtsstiftung wurde zum zweiten Mal vergeben. Über die Preisträger konnten nach einer Vor­ auswahl durch eine Jury die Einwohner Thüringens per Online-Voting mitentscheiden. Es hatten sich 400 Personen, Verbände und Vereine um den mit insgesamt 36.000 Euro dotierten Preis beworben. Vergeben wurde er zehn Mal in insgesamt acht Kategorien.

www.zentralklinikum-suhl.de

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Monika Kümritz, Ingrid Karl und Gudrun Landgraf nahmen die Auszeichnung entgegen.

Schnelle Hilfe für traumatisierte Opfer

Neue Selbsthilfegruppe für Schmerzkranke

Wer Gewalt oder sexuellen Missbrauch erlebt hat, leidet häufig stark unter den Erlebnissen und entwickelt nicht selten Traumata. Doch Therapieplätze sind oft knapp. Um traumatisierten Opfern schnelle Hilfe anbieten zu können, kooperiert das SRH Klinikum in Karlsbad-Langensteinbach (siehe Foto) mit der Opfer- und Trauma-Ambulanz der Behandlungsinitiative Opferschutz (BIOS) in Karlsruhe, die im vergangenen November eröffnet wurde. Das Karlsbader Klinikum hat an der Konzeption der Ambulanz mitgearbeitet. BIOS bietet Akuthilfesuchenden in bis zu 15 Sitzungen eine erste Betreuung, in der sie neben der psychotherapeutischen auch eine rechtliche und soziale Beratung erhalten. Damit soll vermieden werden, dass es zu Ver­zögerungen bei der Hilfestellung kommt. Trauma-Patienten, die über diese Zeit hinaus psychologische Hilfe benötigen, werden an ambulante Therapieangebote in der Nähe oder – für eine stationäre Behandlung – an das SRH Klinikum in Karlsbad-Langensteinbach vermittelt. Die Trauma-Ambulanz ist als einzige im Südwesten Deutschlands bewusst nicht an eine Psychia­trische Klinik angegliedert. Das hilft Betroffenen, sich nicht stigmatisiert zu fühlen. „Viele Trauma-Opfer empfinden sich als psychisch gesund und fragen sich, warum sie in eine Psychiatrie gehen sollen“, erklärt Dr. Gustav Wirtz, leitender Oberarzt der Abteilung für Psychiatrie und Psycho­therapie im Karlsbader Klinikum. Daher ist das individuell zugeschnittene Angebot von großer Bedeutung für traumatisierte Patienten.

An 365 Tagen im Jahr 24 Stunden Schmerzen – und keine Linderung in Sicht. Wer an chronischen Schmerzen leidet, weiß oft nicht, wie es weitergehen soll und fühlt sich allein mit seiner Last. Um Betroffenen zu helfen, unterstützt das SRH Krankenhaus Sigmaringen seit November die erste Selbsthilfegruppe für Schmerzkranke im Landkreis Sigmaringen. Jeden ersten Freitag im Monat kommt die Gruppe zusammen. Beim ersten Treffen erklärte Dr. Ekhard Maurer im Rahmen eines Vortrags: „In der Schmerztherapie können wir den Schmerz nicht immer vollständig nehmen, aber wir können Ihnen zeigen, wie Sie Freude und Lebensqualität wiedererlangen können. Eine große Unterstützung dabei ist die Selbsthilfegruppe.“ Neben der Möglichkeit zum Erfahrungsaustausch bietet das Hilfsangebot den Teilnehmern Kunstund Atemtherapie, gemeinsame Besuche im Thermalbad und Spaziergänge.

Schmerztherapeut Ekhard Maurer

www.bios-bw.de www.klinikum-karlsbad.de

www.klksig.de

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Impressum Herausgeber:  SRH Holding (SdbR), Bonhoefferstraße 1, 69123 Heidelberg, Internet: www.srh.de Nils Birschmann, Direktor Kommunikation Redaktion (SRH) und Kontakt: Christiane Wolf, SRH Holding, Telefon: 0 62 21/82 23-123, Fax: 0 62 21/82 23-06123, E-Mail: [email protected] Redaktion und Gestaltung: Siccma Media GmbH, Köln, Internet: www.siccmamedia.de Redaktion: Ulrike Heitze, Melanie Contoli, Kirstin von Elm, Julian Kerkhoff, Iki Kühn, Ulrich ­Pontes, Melanie Rübartsch Art-Direction: Ulrich Schmidt-Contoli Druck: abcdruck GmbH, Heidelberg, Internet: www.abcdruck.de Bildnachweise: Fotolia: Titel (o.), S. 28, 39; Thomas Raffler: Titel (u.), S. 6-9, 31, 32-35; SRH Holding: S. 3; Kay Herschelmann: S. 4, 5; Nicole Elß: S. 5 (o.), Marc-Steffen Unger: S. 10; SRH Hochschule Heidelberg: ​​ S. 11; SRH Hochschule Berlin: S. 12; SRH Fernhochschule Riedlingen: S. 13; SRH Hochschule für Logistik und Wirtschaft Hamm: S. 14 (o.); SRH Fachhochschule für Gesundheit Gera: S. 14 (u.); Björn Brockt/JANUS: S. 15, 16, 19; privat: S. 5 (u.), 20-23, 24-25; Wissenschaftsrat: S. 21 (o.); David Ausserhofer: S. 23 (2. v. u.); SRH Fachschulen: S. 27 (o.); Deutscher Schwimm-Verband e. V.: S. 27 (u. l.); American Dance Therapy Association: S. 27 (u. r.); Thomas Keller: S. 29; SRH Berufsbildungswerk (BBW) Neckargemünd: S. 30 (o.); SRH Berufsförde­rungswerk (BFW) Heidelberg: S. 30 (u.); Getty Images: S. 36; SRH Zentralklinikum Suhl: S. 38 (o.); SRH Krankenhaus Sigmaringen: S. 38 (u. r.); SRH Klinikum Karlsbad-Langensteinbach: S. 38 (u. l.), 40 (u.); Ulrich Schmidt-Contoli: S. 40 (o.) Erscheinungsweise: vier Ausgaben pro Jahr (17.000 Exemplare) Alle Rechte vorbehalten. Reproduktion nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Herausgebers und der Redaktion. Für unverlangt eingesandtes Material übernimmt die Redaktion keine Gewähr. Redaktionsschluss dieser Ausgabe: 31. März. Die nächste Ausgabe von perspektiven erscheint im Juli 2015.

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Zu guter letzt Übermotivierter Krankenhaus-Clown

Neues von So cke

Kann kein Wässerchen trüben

Erst sechs M

onate alt un d schon vo ll im Einsatz: Als HelfePfoten unte rstützt Ther apiehündin Name stam Socke – de mt übrigen r s von den vi er weißen Pf als Welpe ha oten, die si tte – seit N e ovember Ä rzte und Th SRH Klinikum erapeuten Karlsbad be am i der ergoth psychisch K erapeutisch ranken. Noc en Arbeit m it h beschrän kt sich ihr Ei Gruppenth nsatz auf di erapien, in e denen sie hi lft, die Stim lockern. „E mung aufz s wird viel ge ulacht, wenn Socke dabe Katharina H i ist“, stellt erzog, Ergo therapeutin und Hunde Die Therap -Trainerin, fe euten beko st. mmen durc h Socke leic den Patient hter Zugang en. Zudem zu er fahren di e Teilnehm der Hündin er im Umga Zuneigung ng mit und entwic keln neues Der nächste Selbstvertra Schritt in So uen. ckes Ausbild ung zum ze Therapiehu rtifizier ten nd besteht in monatlic hen Training sie zusamm s, bei dene en mit ande n ren Hunden lernt, auch Situationen in stressigen ruhig zu blei ben. Danac h wird Sock Einzel­thera e auch für pien einges etzt werde n können. rin auf vier

Fortsetzung

Immer für eine Streicheleinheit zu haben

folgt …