HERZBLUT ANGSTSCHWEISS FREUDENTRÄNEN

widmen zu wollen, weil man gemeinsam mit seinen Vereinskollegen große Dinge bewegen kann, erscheint besonders gut ...... Traum: seine eigene Malerei unter den Kunstwerken des Museums, für einen Moment umgeben von all den Alten ...... ben, kein einfaches unterfangen, erst recht mit weniger Woman-Power und ...
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HERZBLUT ANGSTSCHWEISS FREUDENTRÄNEN Die FORUMsChronik

48 :: wer wir sind 50 :: stell dir vor, das forum wäre ein mensch… Eine Selbstanalyse von Stefan Sohlau /

Inhaltsverzeichnis



5 :: 15 + 5 ProProlog - FORUMsChronik reloaded 6 :: herzblut, angstschweiß, freudentränen Prolog zur FORUMschronik 8 :: wo wir herkommen 10 :: geht nicht gibt’s nicht. Über die Anfänge des Berliner KommunikationsFORUMs

Stefan Sohlau

16 :: 22 :: 24 ::

der optimist.



Prof. Dr. Franz Liebl

über das FORUM diese ganz besondere spezies von studierenden. Prof. Barbara Kirchner auf der Feier zum 15-jährigen Bestehen des FORUMs strategisches marketing: Keine Disziplin, sondern ein Forschungsprogramm Martin Rennert

Stefanie Littek



Text: Gerrit Donat / Charts: Nils Cornelissen

62 :: der minus-pitch. Das FORUM und seine kreativen Methoden der Spendenaquise

Stefanie Littek

64 :: was wir machen 66 :: back to the future. Ein Dramolett

Stefan Sohlau

69 :: eine kurze geschichte der gelb. Branko Woischwill

Sebastian Kemmler

72 :: sozial, na und? Der BruttoSozialpreis wird vier.

Christian Noll



Silvia Winkler

76 :: udk cup – Vier Jahre Ballkunst bis zur WM.

Gerrit Donat



Tom Zeller

77 :: wenn künstler kickern. Das FORUMsHandspiel

Alexander Rehm

45 :: macht doch, was ihr wollt! aber macht es!

58 :: gut beraten: treffen der generationen. Oder: Wohin das FORUM führen kann

74 :: mitte der woche.

44 :: aber die leute sind nett.

Dr. Friedrich Haunert



Stefanie Littek

40 :: das renaissance-prinzip. Berliner Studentenverein revolutioniert das älteste bekannte Organisationsmodell



70 :: couchbuch. Die erste FORUMspublikation und der Weg dahin…

34 :: eine großartige möglichkeit und spaß an der sache. Über den Vorstand und die Vorstände des FORUMs

55 :: die, die da sind, sind genau die richtigen.



28 :: wie wir arbeiten 30 :: aushängeschilder. Die Organisationsstruktur des forums 32 :: die Hhängengebliebenen

APIA-Moderation Stefan Emrich



Bernd Friedrich

Stefan Sohlau

78 :: das forum macht musik: 2

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ZUKUNFTSMUSIK und soklingtberlin.de



Stefanie-Pauline Drewfs

84 ::

kurz und gelb proudly presents »schrapps geheimnis« Oder: Wie das FORUM auszog, die Filmwelt zu erobern.



Kathi Gormász

88 :: 90 :: 92 :: 94 ::

forumsprojekte im überblick. wer für uns da ist das vorstandsgedicht es macht tierischen spaß, sich als kreativer ideen aus dem kopf zu drücken.



Gespräch mit Gregor C. Blach und



Christoph M. Schleller

100 :: deutschlands kommunikationsnachwuchs

Dr. Henning von Vieregge

107 :: +5 110 :: 2007 – 2011 im Schnelldurchlauf 114 :: Ich krieg’ die Krise. Suchtproblem Ehrenamt 116 :: Der Drucker des Bösen 117 :: Ein Rückblick als Ausblick: Ein Umblick. 119 :: Die Stationen des FORUMs. 1991 – 2011 120 :: Kurz erinnert und zitiert. FöMis, Profis & Mentoren 122 :: Als der Werbekongress aus dem Kofferraum kam. Ein Gespräch mit Cedric Ebener 125 :: Prost! 126 :: danke. | danke. Impressum

PostProlog

ProProlog 15 + 5: FORUMs-Chronik reloaded 20 Jahre FORUM, 15 Jahre Chronik – da fehlt doch was! In der Tat, da fehlen genau fünf Jahre und zwar die äußerst spannenden Jahre 2007 bis 2011. Warum nicht gleich alles in einem Abwasch? Nun, weil, wie so vieles im FORUM seine Zeit braucht - kurz gesagt: es war kein Geld da. Als das vorliegende Machwerk aus „Angstschweiß, Herzblut und Freudentränen“ endlich fertiggestellt war, reichte es zum 15-jährigen Jubiläum letztendlich nur für eine gepresste Version, die als PDF in Form einer CD unter die Leute gebracht wurde.

20-jährigen Jubiläums dazu entschlossen die Chronik um die letzen fünf Jahre zu ergänzen und sie pünktlich zu den Feierlichkeiten am 23.+24. September 2011 unter die Leute zu bringen. Wie vieles in der 20-jährigen FORUMsGeschichte mit heißer Nadel gestrickt, aber vorzeigbar, wie wir finden. Der ursprüngliche Teil zum 15-jährigen Jubiläum blieb aus Ehrfurcht vor der wackeren und fleißigen Redaktion von 2006 unverändert. Um den neueren Teil zu kennzeichnen, sind die ergänzten Seiten in Blau gehalten.

Mit einem Umzug im Freundeskreis (ausnahmsweise kein FORUMsUmzug) mitten im Jubiläumsjahr und einer ungeplanten Vorstandswiedervereinigung, nahm das Schicksal der zwangsgepressten 15-Jahres-Chronik seine positive Wendung. Nach reichlich Schwelgen in alten FORUMsErinnerungen im Mitten von Umzugskartons war klar: die Chronik muss eindlich auf ’s Papier (OK, das hier ist das PDF ebenjenes Papiererzeugnisses)! So haben wir uns im Rahmen des

Wir wünschen viel Spaß beim Lesen, hoffen auf viel „Aha“, „Oha“ und „Huiuiui“ und freuen uns sehr über das Happy End der FORUMsChronik!

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Die FORUMsChronisten 2006 + 2011

FORUM aktiv mitgestaltet haben oder dies noch heute tun. Sie sind Experten in eigener Sache und beschreiben das FORUM aus verschiedenen Sichtweisen und setzten dabei individuelle Schwerpunkte. Doch da wir nicht nur zeigen wollen, was das FORUM gemacht hat, sondern auch wer Teil des FORUMs war und ist, werden die Autoren und ihr Bezug zum Verein jeweils kurz portraitiert.

HERZBLUT ANGSTSCHWEISS FREUDENTRÄNEN Prolog zur FORUMsChronik Es kam wie immer völlig überraschend: Plötzlich stand sein 15. Geburtstag vor der Tür, und wir hatten noch kein Geschenk! Doch was soll man einem Stu­dentenverein zum Geburtstag schenken? Und dann noch so einem speziellen wie dem Berliner KommunikationsFORUM, dem Freundeskreis des Studiengangs Gesellschafts- und Wirtschafts­kom­muni­kation an der Universität der Künste Berlin. Das Geschenk sollte natürlich sehr persönlich und gleichzeitig nützlich sein. Nützlich für das FORUM als Studentenverein mit hoher Mitglieder­ fluktuation erscheint vor allem das Festhalten seiner Herkunft und Ent­ wicklung, um das kollektive Wissen des Vereins zu bewahren. So ist die Idee einer Vereins­chronik entstanden. Auf dem 15. Geburtstag angekündigt und versprochen überreichen wir unserem

FORUM nun zum 16. Jahrestag seine Chronik »HERZBLUT ANGSTSCHWEISS FREUDENTRÄNEN«. Dazu haben wir beiden FORUMsNestoren alte und aktuelle Mitstreiter zusammen­ge­trommelt und in 15 Jahren Vereins­geschichte gestöbert. Ein Jahr lang haben wir in die Chronik unser Herzblut investiert und in Angstschweiß gebadet, um nun endlich Freudentränen vergießen zu dürfen. Damit war die Arbeit an der Chronik typisch für das FORUM und seine Pro­jekte. Seit 1991 bietet der Verein Studenten der Gesellschaftsund Wirtschafts­kommunikation und anderer kommunikations- und mediennaher Studiengänge des Raumes Berlin die Möglichkeit, zusammen mit Experten aus der Kommunikationsund Medien­branche eigene Projekte zu verwirk­lichen: Kongresse, Workshops, Diskussionsrunden, Zeitungen,

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Wett­be­werbe. Das FORUM sah seine Aufgaben immer dort, wo das Vor­le­sungs­verzeichnis aufhört. Diese Erfahrung, Experimente wagen zu dürfen und seinen eigenen Ideen freien Lauf lassen zu können, war seit jeher das Leitmotiv des FORUMs: von klein auf Großes tun, auf einer Spielwiese zwischen Theorie und Praxis.

In Rückblicken erscheint die Vergangenheit immer in besserem Licht. Natürlich wollen wir uns zum Geburtstag selbst auf die Schulter klopfen! Dabei haben wir aber nicht außer Acht gelassen, die eigene Vergangenheit kritisch zu reflektieren.

Mit der Chronik wollen wir die Her­kunft und Entwicklung des FORUMs nachzeichnen und die in 15 Jahren entstandenen und uns überlieferten Geschichten festhalten. Sie soll dabei gleichermaßen Momentaufnahme und Rückblick sein. Denn gerade, weil das einzig Beständige der Wandel ist, ist das Wissen um die Ursprünge und seine eigenen Wurzeln unverzichtbar.

Zunächst blicken wir auf die Wurzeln des FORUMs zurück und beleuchten, wo wir herkommen. Um darzustellen, wie das FORUM funktioniert, präsentieren wir anschließend, wie wir arbeiten. Die Werte und Prinzipien des FORUMs, das, was den Verein wirklich ausmacht, machen deutlich, wer wir sind. Die konkrete (Projekt)Arbeit der FORUMsMitglieder, also das, was wir machen, stellen die jeweiligen Projektveteranen vor. Außerdem möchten wir aufzeigen, wer für uns da ist und das FORUM in den letzten Jahren als Partner und Förderer begleitet hat.

Das FORUM lebt von den vielen unter­schiedlichen Ideen all seiner Mitglieder: Dieser Gedanke soll sich daher auch in der Chronik widerspiegeln. Denn wer könnte von den verschiedenen Akti­vi­ tä­ten aus 15 Jahren besser berichten, als diejenigen Mitglieder, die selbst dabei waren und das

Wir wünschen nun viel Freude beim Schmökern in alten Erinnerungen, Wiederentdecken von schon fast vergessenen Anekdoten und Kennenlernen der vielen FORUMsGesichter. Wir laden ein, das FORUM mit einem großen Vereinsfest zu feiern! Auf die ersten 15 Jahre FORUM!

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Wo wir herkommen Krisen sind Chancen. Diese Erkenntnis hatte das FORUM schon frühzeitig gewonnen. Der Verein ist entstanden, weil der Studiengang Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikation aus der Hochschule der Künste ausgegliedert zu werden drohte. So hat sich ein Freundeskreis um den Studiengang formiert, der seinen Fortbestand damals gerettet hat und ihn heute mitgestaltend ergänzt. Aus der Perspektive der Hochschulleitung sowie des Studienganges auf unsere Herkunft zeigt sich, welchen Stellenwert das FORUM in fünfzehn Jahren Bestehen an der Universität der Künste Berlin eingenommen hat. Im Mittelpunkt aller steht dabei der Grundsatz des praxisnahen, eigenverantwortlichen Arbeitens. Das vereint uns.

Wo wir herkommen

Wo wir herkommen

ten, macht GWK-Absolventen so begehrt für künftige Arbeitgeber. Die HdK hatte sich, auch durch GWK, zu einem Markenzeichen für gut ausgebildeten kreativen Nachwuchs etabliert. Diese Vielschichtigkeit wäre an der HU, die GWK in die Wirtschaftswissenschaften eingliedern wollte, nicht mehr möglich gewesen: sowohl hinsichtlich des Lehrpersonals, der Ausstattung als auch der Ausrichtung der Hochschule. Die Leidtragenden wären die damaligen und künftigen Studierenden gewesen.

Geht nicht gibt’s nicht. Über die Anfänge des Berliner KommunikationsFORUMs   stefan sohlau

Die Geschichte des Berliner KommunikationsFORUMs beginnt am 10. Juni 1991. An diesem Montag unterzeichnen die Mitglieder des Gründungsvorstands, Gernot Alwin Kunert, Katja Hoffmeister, Kai Roloff, Jörg K. Plathner und Gereon Asmuth, die Vereinssatzung. Der Freundeskreis des Studiengangs Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikation an der Hochschule der Künste Berlin ist geboren. Dieser offizielle Titel berscheibt bereits den Anlass zur Gründung des FORUMs: Noch war GWK an der HdK beheimatet, doch das sollte geändert werden. Der Studiengang sollte aus der Kunsthochschule herausgelöst und in die Humboldt-Universität integriert werden. Grund hierfür war das bereits damals große Ansehen von GWK. Sechzig Jahre nach seiner Gründung hat sich der Studiengang zu einer der renommiertesten Ausbildungsstätten für den Nachwuchs der Kommunikationsbranche entwickelt. Dieser gute Ruf trieb auch die Bewerberzahlen in die Höhe: Aus den rund 1600 jährlichen Bewerbungen konnte sich die Hochschule die besten zehn Prozent aussuchen. Vor diesem Hintergrund erscheint es verständlich, dass die HU diesen elitären Studiengang übernehmen wollte. Doch auch zahlreiche GWK-Professoren waren dem Vorhaben nicht abgeneigt. Schließlich war es auch für sie verlockend, an einer »richtigen« Universität statt an einer Kunsthochschule zu lehren. Was mit der Eingliederung an die HU jedoch verloren gegangen wäre, ist die Einzigartigkeit von GWK. Seit jeher war das Grundprinizp des Studiengangs die Verbindung von wissenschaftlichem Arbeiten und gestalterischer Praxis. Gerade diese Fähigkeit, sowohl kritisch-reflektierend als auch kreativ zu arbei-

Doch schon damals war es für GWKler typisch, dass sie gegebene Umstände nicht stillschweigend akzeptieren. Sie wollten ihre Ausbildungsbedingungen selbst gestalten. Bernward Wember, damals Professor für audiovisuelle Kommunikation, nannte das »Opponieren nicht durch Verweigerung, sondern Opponieren durch konstruktive Initiative«. Diese Initiative nannte sich Berliner KommunikationsFORUM. Das gemeinsame Ziel war, GWK an der HdK zu behalten. Doch weil Ziele, insbesondere politische, leichter gemeinsam erreicht werden können, suchte sich das FORUM prominente Unterstützer. Dabei dachte man sich: »Wenn, dann richtig“, und suchte die kompetentesten und einflussreichsten Vertreter aus verschiedenen Bereichen der Kommunikationsbranche. Da sie den Studierenden mit Rat und Tat beistehen sollten, bekamen sie den Namen Beirat. Für das FORUM traten u.a. ein: Konstantin Jacoby (Springer & Jacoby), Peter Scholl-Latour, Reinhard Siemes (ADC-Vorstand), Helmut Thoma (RTL), Werner E. Klatten (Sat.1), Alfred G. Ingenwerth (Deutsche Public Relations Gesellschaft) und Ulrich Roloff-Momin (ehem. HdK-Präsident und Senator für Kulturelle Angelegenheiten). Viele von ihnen sind dem FORUM bis heute treu geblieben. Gemeinsam konnte die Ausgliederung von GWK aus der HdK verhindert werden. Dass der Studiengang 2001 dennoch an eine »Universität« kam, liegt einzig am Namenswechsel von der Hochschule zur Universität der Künste. Durch das Engagement des FORUMs ist die einzigartige Der erste Prominentenbeirat des FORUMs

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Verbindung von wissenschaftlicher Theorie und gestalterischer Praxis bei GWK erhalten geblieben. Nirgendwo sonst waren Wissenschaft und Kunst in der Lehre so eng miteinander verzahnt. Genau diese Mischung war es auch, die das FORUM für die ­Beiratsmitglieder so attraktiv machte. Viele von ihnen kamen aus der freien Wirtschaft, und daher erkannten sie, welches Potential GWK für die Ausbildung von qualifiziertem Nachwuchs hat. Anlässlich der FORUMsGründung bekundeten über zwei Dutzend führende Werbeagenturen, wie wichtig der Studiengang für die Kommunikationsbranche in Deutschland sei. Uwe Lang, Geschäftsführer der Agentur Baader, Lang & Behnken bilanzierte: »Werbenachwuchs mit wissenschaftlicher Ausbildung, aber ohne Bezug zur Praxis und ohne Verständnis für Kunst gibt es wie Sand am Meer. Absolventen der HdK wissen mehr und fühlen besser«.

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gelte sich auch in den FORUMsAktivitäten wider. Das Programm reichte von Seminaren zum Drehbuchschreiben über die Erarbeitung von Sponsoring-Konzepten, Diskussionsrunden über Talk-Shows bis hin zu Kreativitätstechniken, von der Produktion von Hörfunksendungen bis zu Informationsveranstaltungen zum Berufsstart in der Kommunikations- und Medienbranche. Ein Höhepunkt war damals sicher der Vortrag des Psychologieprofessors und bekannten BestselDieser breite Zuspruch ermutigte das FORUM und seine studentischen Mitglieder, studienbegleitende lerautoren Mihaly Csikszentmihalyi, der im Hörsaal 158 über die Flow-Erfahrung und das Gefühl Ergänzungsangebote zu initiieren. Zusammen mit vollkomenen Glücks und völliger Zufriedenheit Fachleuten aus der Praxis, von denen viele auch sprach. Einigen FORUMs-Referenten gefiel die im Beirat saßen, sollte der Verein zu einer SchnittArbeit mit den Studierenden so gut, dass sie stelle zwischen der universitären Lehre und der Kommunikationsbranche werden. Zunächst wurden daraufhin als Dozenten an der HdK tätig wurden. fachübergreifende Workshops und Vortragsreihen Das erste wirklich große FORUMsProjekt entstand oraganisiert. Diese sollten die Lücken im Lehrplan aus einem grundlegenen Konflikt von GWK. schließen und die Interessen und Wünsche der Obwohl der Studiengang Gesellschafts- und Studierenden nach bestimmten Veranstaltungen Wirtschaftskommunikations heißt, lag der Fokus eigenverantwortlich und unabhängig vom Institut realisieren. Wer einen Vorschlag für eine Veranstal- von Seminaren und Vorlesungen bis dahin auf der klassischen Wirtschaftswerbung. Die Studierenden tung hatte, konnte sich an das FORUM wenden, welches die nötige Infrasturktur dafür bot. Damals wollten mit ihrem Wissen jedoch nicht nur Schowie heute werden die Veranstaltungen ohne Kosten kolade verkaufen, sondern sich auch für soziale Themen engagieren. Der große gesellschaftliche für die Studenten oder Hochschule finanziert. Das FORUM lebt seit jeher vom Engagement seiner Mit- Diskurs betraf damals, Ende 1992, das noch sehr zögerliche Zusammenwachsen von Ost- und Westglieder und der Unterstützung aus der Wirtschaft. deutschland. Zusammen mit Reinhard Siemes vom Der interdisziplinäre Charakter von GWK spie-

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Art-Directors-Club Deutschland (ADC) entwickelte das FORUM daher eine Verständigungskampagne für die Wiedervereinigung und »gegen die Mauer in den Köpfen“: die »WOSSI-Kampagne«. Weil das Thema damals so brisant war und nicht nur die FORUMsMitglieder beschäftigte, entschied man sich, das Projekt auch für Studierende anderer Hochschulen zu öffnen. Die rund 100 Teilnehmer teilte man in fünf Gruppen auf, stellte ihnen jeweils einen Kreativen aus der Praxis als Paten zur Seite und ließ sie Fernseh- und Hörfunkspots, Plakate, Anzeigen und Events entwickeln. Weil die Kampagne jedoch nicht nur konzipiert, sondern auch realisiert werden sollte, machte sich Reinhard Siemes derweil auf die Suche nach Medienpartnern. Innerhalb nur eines Monats hatte er es geschafft, kostenlosen Anzeigenraum im Gegenwert von 1,4 Millionen DM zu organisieren. Im Februar 1993, drei Monate nach dem Start der Aktion, entschied eine Jury, welche Ideen gut genug waren, um produziert zu werden. Mit der Unterstützung der Sponsoren setzten die Studierenden ihre Layouts, Texte und Storyboards in Papier, Ton und Film um. Wie wichtig diese Aktion für das FORUM war, wird deutlich, wenn man die Liste der Medienpartner betrachtet: Sowohl der SPIEGEL, das SZ- und das FAZ-Magazin als auch ProSieben, Sat.1 und RTL schalteten die Kampagne. Mit der WOSSI-Kampagne ist das FORUM sogar in die deutschen Klassenzimmer eingezogen. Das Plakatmotiv wurde

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im Deutschbuch »Sprache gestalten 10« des Oldenburgverlags abgedruckt und zierte fortan die Rubrik »Werbetexte«. Doch mehr noch als die bildungsbürgerliche Anerkennung und die großen Namen der Kooperationspartner war für das FORUM die Erfahrung entscheidend, dass es auch große Projekte meistern kann. Vielleicht war die Hoffnung auf ein bisschen Weltverbesserung mit der »WOSSI-Kampagne gegen die Mauer in den Köpfen« von zuviel unbekümmerter Zuversicht geprägt. Trotzdem hatten die FORUMsMitglieder das Gefühl, mir ihrem Engagement etwas bewegen und ihr Wissen sinnvoll anwenden zu können. Das sprach sich herum und zwei Jahre nach der Gründung des ­Vereins war die Mitgliederzahl von sieben auf über 250 GWK-Studierende gewachsen. GWK zu studieren bedeutet seitdem für die meisten, auch das FORUM mitzugestalten. Diese Akzeptanz des V ­ ereins innerhalb der Studentenschaft ließ aus dem FORUM

Wo wir herkommen

Wo wir herkommen

Wo wir herkommen

einen wirklichen Freundeskreis ­werden und bildete gleich­zei­tig die Basis für zahlreiche neue ­Projekte. Die Ideen dazu wurden bei den alle zwei ­Wochen ­stattfindenden Mittwochs­treffen diskutiert. Legendär war die »Akademie für Kreativität und Kommunikation«. Geplant war zunächst ein Nachmittagsworkshop für ein Dutzend Teilnehmer. Daher waren die beiden Organisatoren, Gerhard Huhn (Jurist, Kreativitätsexperte und Unternehmensberater) und Christian Birkholz (Trainer und Coach für kreative Kommunikation) überrascht, als sich über 100 GWKler angemeldet hatten. Etwas Größenwahn muss schon dabei gewesen sein, als Huhn und Birkholz beschlossen, die Akademie auf eine Woche auszudehnen und nach Mallorca zu verlegen. Sie mieteten drei Klöster, begeisterten noch zwanzig weitere Trainer für das Projekt und bereiteten den Teilnehmern eine unvergessliche Zeit. Die Workshops befassten sich mit Persönlichkeitsmanagment, Wahrnehmungskonzepten und der Chaostheorie – zuweilen auch in praktischer Anwendung.

Die erste FORUMsGeneration: Ulrich Kramer, Kai Roloff, Katja Hoffmeister, Jörg Plathner...

...sowie Sascha Kraft (2.v.l.), Wiebke Berndt, Sebastian Peichl, Michael Dörfler

Das FORUM entwicklete sich in den nächsten Jahren zu einem immer wichtiger werdenden Bestandteil der GWK­Ausbildung. Es wurde zwar von vielen Dozenten und der Hochschulleitung unterstützt, blieb aber dennoch stets unabhängig von der HdK und ihren Gremien. Während die Hochschule wegen der immer drastischeren Etatkürzungen den Studierenden oft keine adäquate Ausstattung bereitstellen konnte und viele Lehrangebote zusammenstreichen musste, organisierte das FORUM in Eigenregie Projekte, bei denen die Studierenden lernten, was ihnen die Uni nicht beibringen konnte. Die Eigeninitiative ist seit 15 Jahren das Grundmotiv der FORUMsArbeit. Das Beiratsmitglied Gerd Gerken bemerkte 1994 über das FORUM: »Ich glaube, es ist wichtig, dass man während der Studienzeit in erster Linie die Experimente des Lebens organisiert und damit diejenige Weisheit lernt, die man eben nicht an der Universität lernen kann.« Beflügelt von den eigenen Erfolgen war sicher auch eine Portion Selbstüberschätzung dabei, als das FORUM sich im

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Frühjahr 1996 entschloss, den WERBEKONGRESS zu übernehmen. Bisher fristete die Veranstaltung unter der Regie der Studentenorganisation ­AIESEC im Lichthof der TU eher ein Schattendasein. Daher sollte sie von nun an in Kooperation mit der Messe Berlin ins Rampenlicht der Öffentlichkeit geholt werden. Zwei Monate bevor der WERBEKONGRESS stattfinden sollte, wurde AIESEC das Projekt zu groß und sollte abgesagt werden. Auf einer Krisensitzung entschieden die Organisatoren, dass die einzige Möglichkeit, den Kongress zu retten, war, das FORUM als neuen Trägerverein zu gewinnen. Mit dem Versprechen, der Kongress würde locker 60.000 DM einspielen, schlug der damalige Vorstand zu und schon gehörte der WERBEKONGRESS nicht mehr AIESEC, sondern dem FORUM. Damals ahnte man jedoch noch nicht, dass die Veranstaltung nicht 60.000 DM Gewinn, sondern erhebliche Schulden produzieren sollte. Um diese wettzumachen und der Insolvenz zu entgehen, musste das FORUM 1997 einen zweiten WERBEKONGRESS veranstalten. Die Shell AG konnte als Hauptsponsor gewonnen werden und so überlebte der WERBEKONGRESS nicht nur, sondern entwickelte sich zu der bedeutendsten Nachwuchsveranstaltung der Werbebranche in Deutschland und der heute »bundesweit wichtigsten Plattform für Kontakte in die Kommunikationsbranche« (Thomas Heilmann, Geschäftsführer Scholz & Friends).

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Der WERBEKONGRESS war fortan nicht nur Aushängeschild des FORUMs, sondern ebnete auch zahlreichen weiteren Projekten den Weg, die sich aus den zahlreichen Einzelveranstaltungen von Vorträgen, Workshops und Seminaren zu fest strukturierten, teilweise regelmäßig stattfindenden Großprojekten bündelten. Im Jahr 2004 entstand mit dem BruttoSozialPreis der einzige Studentenwettbewerb für kreatives Sozialmarketing, bei der Interviewreihe Mitte der Woche sorgten Anne Will, Giovanni di Lorenzo und Jürgen von der Lippe für unvergessliche Abende, das FORUMsMagazin »gelb« wurde 2006 als eine der besten deutschsprachigen Studentenzeitungen ausgezeichnet. Mit den Projekten kam Kontinuität in den Verein: Erfolg verpflichtet! Doch auch heute noch ist vieles wie 1991: die feste Überzeugung, Missstände nicht hinzunehmen zu müssen, sondern ändern zu können; der Glaube, auch utopische Ziele zu erreichen; der latente Größenwahn; die stetige Sponsorensuche. Das FORUM ist seit 15 Jahren die Ideenplattform der GWKler und Studenten ztahlreicher andere Studiengänge mit Kommunikationsbezug. Aus einer Inititative zur Rettung des Studiengangs GWK wurde einer der kreativsten ­Studentenvereine Deutschlands. Dazu und zum 15. Ge­burts­tag herzlichen Glückwunsch.

Wo wir herkommen

Wo wir herkommen Das FORUM wurde 1991 gegründet, damit der Studiengang Gesellschaftsund Wirtschafts­kommunikation an der damaligen Hochschule der Künste bleibt. Mit dem gegenwärtigen UdK-Präsidenten Prof. Rennert sprachen wir über die heutige Bedeutung des FORUMS für die Universität der Künste, die Notwendigkeit studentischen Engagements und die Leucht-

schullehrer dann strukturiert dargeboten werden müssen. Eine Uni­ versität für Medizin, die Anatomie abschafft, wäre ja verrückt. Aber es wäre vollkommen verkehrt, zu glauben, dass man allein durch die inneruniversitäre Auseinandersetzung mit den dort tätigen Lehrenden in der Lage wäre, jede Entwicklung in der Lehre adäquat widerzuspiegeln. Und ich bin auch der Meinung, dass es nicht nur Inhalte, sondern auch Formen geben kann, die in diesem dialogischen System entstehen. Von den Studierenden muss es auch zu einem Input kommen.

turmfunktion der UdK.

Der Optimist. Martin Rennert über das FORUM   das gespräch führte stefan sohlau.

Als das FORUM 1991 gegründet wurde, waren Sie Dekan an der Fakultät Musik. Welche Rolle spielte dies für die damalige HdK und wie haben Sie sie mitbekommen? In anderen Fakultäten spielte die Gründung des FORUMs keine große Rolle, aber im Akademischen Senat kam sie zur Sprache und dadurch habe ich davon erfahren. Es war damals eine ungewohnte Aktivität, weil diese Form von Beschäftigung mit Universität und auswertigen Teilnehmerinnen und Teilnehmern zu diesem Zeitpunkt nicht üblich war. Das erstaunt uns heute, aber es war tatsächlich so: Die Universität stand für sich etwas abgekapselt da. Wie bewerten Sie es, dass sich Studenten mit einer erstaunlich hohen Autonomie außerhalb der Hochschule engagieren und organisieren? Es ist heute schlicht und einfach nicht mehr wegzudenken, dass man sich als Studierender auch außerhalb

der Hochschule engagiert. Ich bewerte es insofern nicht nur als positiv, sondern als unabdingbar. Viele FORUMsAktivitäten sind damals wie heute entstanden, weil die HdK, später die UdK, entsprechende Angebote nicht leisten konnte oder weil der Schwerpunkt der Lehre woanders gesehen wurde. Dürfen Studierende ihr Studium unabhängig von der Hochschule gestalten? Universitäten sind ja von ihrem Wesen her dialogi­sche Institutionen. Zwar schien es über die Jahrhunderte so, als ob es ein paar Menschen gäbe, die in der Lage wären, genau zu bestimmen, was in eine Universität gehört und was nicht. Und auch ich bin immer noch der Meinung, und das sage ich jetzt nicht nur als Präsident, sondern auch als Hochschullehrer, dass in gewissen Bereichen bestimmte Inhalte von der Disziplin bestimmt und vom Hoch-

Wie kann die UdK diesen I­ nput vom FORUM aufnehmen? Indem wir Aktivitäten unterstützen. Ich fände es verkehrt, wenn wir die Dinge, die das FORUM tut, einfach übernehmen und uns zu eigen machen würden. Das würde uns von diesem dialogischen Prozess entfernen. Aber Sie werden von uns beeinflusst, wir werden von anderen beeinflusst, und wir alle werden von den sozialen Gegebenheiten beeinflusst. Welche Rolle spielt das FORUM für die UdK, zum Beispiel für Ihre konkrete Arbeit als Präsident? Es hat den Studiengang GWK und die Fakultät Gestaltung auf die Notwendigkeit der frühen Kontaktaufnahme der Studierenden mit der Außenwelt

deutlich aufmerksam gemacht. Wir sind kein Leuchtturm, der isoliert von der Außenwelt dasteht und erwartet, dass die restliche Welt unsere Absolventen aufnimmt. Auch das FORUM hat uns dazu gebracht, besser zu begreifen, dass es notwendig ist, während der Studienbiografie Kontakte dort herzustellen, wo später auch die Arbeit geleistet wird. Die Verknüpfung zwischen­ ­T heorie und Praxis ist der Leitgedanke des FORUMs. Wie bewerten Sie das Verhältnis zwischen der wissenschaftlichen Theorie, wie sie eine Universität lehrt, und der Praxis, die dort nur sehr ­eingeschränkt vermittelt werden kann? Ich würde das auf keinen Fall in ein Verhältnis von wichtiger und weniger wichtig setzen. Vielmehr gibt es Dinge, die man in der Uni lernen kann und die man anwenden können muss. Es gibt Beispiele aus ganz anderen Bereichen. Eine juristische Ausbildung ist etwas Wunderbares.

Prof. Martin Rennert wurde 1954 in New York geboren. Er absolvierte in Wien, Graz und Granada ein Gitarrenstudium. Rennert ist weltweit als Solist und Kammermusiker aufgetreten und seit 1985 Professor für Konzertgitarre an der Universität der Künste Berlin (UdK). Im Dezember 2003 wurde er zum Ersten Vizepräsidenten der UdK Berlin gewählt. Seit dem 10. Januar 2006 ist Herr Rennert

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deren Präsident.

Aber wenn die Rechtsphilosophie darin nicht integriert ist, ist die Ausbildung verkehrt. Das heißt, ich muss meine Spezialkenntnisse auch in anderen Bereichen und Zusammenhängen bewerten lassen. Wenn Sie die Praxis der meisten Universitäten in der Juraausbildung betrachen, werden Sie sehen, dass das nicht so sehr Bestandteil des Studiums ist. Wenn ich mir jetzt diesen Brückenschlag bauen darf: Die GWK ist ein wunderbares Studium, ein für die UdK zentraler Studiengang, aber zum Beispiel der BruttoSozialPreis ist etwas, wo Wissen in einem anderen vernetzten Zusammenhang angewandt wird. Und nun zu sagen, die theoretische Seite sei wichtiger als die praktische, wäre verkehrt. Ohne das eine ist das andere nicht denkbar. Aber letztlich ist es so, dass Sie, bevor Sie in Ihr Berufsfeld hineingehen werden, auf jeden Fall in der Universität die Möglichkeit haben werden, Ihre hier erlernten theoretischen und auch praktischen Kenntnisse auf eine Weise anzuwenden, die möglicherweise Ihren Blick auf dieses Berufsfeld verändert. Heißt das, dass GWK ohne das ­F ORUM nicht mehr auskommt? Man könnte sagen, beide bedingen einander. Ich würde nicht sagen, GWK kommt ohne das FORUM nicht aus. Aber ich würde ganz gewiss sagen, dass wir es uns nicht mehr vorstellen können, dass eine Universität ohne diese vernetzten Aktivitäten überhaupt dynamisch bleibt. Das

wäre eine Rückkehr ins 19. Jahrhundert. Wir müssen unsere Leute professionalisieren. Und der frühzeitige Kontakt mit anderen Gegebenheiten, die außerhalb der Universität liegen, ist etwas, das Teil der Lehre und Teil der Ausbildung ist. Was ist aus Ihrer Sicht die Kernkompetenz des FORUMs? Kernkompetenz, das ist natürlich Ihr Ausdruck. … die prägendste Fähigkeit. Zugewandtheit. Es hat ja vom FORUM nie eine Infragestellung des Studiengangs GWK gegeben, eher eine kritische Betrachtung. Und von der GWK gibt es die kritische Betrachtung dessen, was das FORUM tut. Es war ja nie eine allein studentische Initiative, sondern immer eine gemeinsame Initiative von Lehrenden und Studierenden, um die GWK nach außen bekannter und relevanter zu machen und auf einzelne Fragen einzugehen, die im Studiengang nicht vorkommen konnten. Insofern ist es die Zugewandtheit beider Seiten, der Studierenden und der Professoren, zu diesem gemeinsamen Thema. Und ich finde, die GWK hat davon tatsächlich sehr profitiert. Warum engagieren sich Studierende im FORUM? Zunächst einmal würde ich die Frage an Sie zurückstellen. Das FORUM veranstaltet Verschiedenes: Vortragsreihen, Kurzfilme, dann haben Sie Töchter + Söhne, was wiederum etwas ganz anderes dar-

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stellt. Dann den WERBEKONGRESS, der inzwischen eine Ikone für die UdK ist. Wenn Sie mich fragen, warum man sich da engagiert, dann würde ich sagen, nicht nur, weil es interesannte Themen sind, sondern auch, weil man sich mit diesen Themen identifizieren kann. Aus meiner Sicht ist es nicht möglich zu studieren ohne den Kontakt, ohne die Reflektion durch die Außenwelt zu haben. Das konnte man sich vielleicht in den 70er oder 80er Jahren vormachen, aber spätestens in den 90ern war das nicht mehr möglich.

Gestaltung und Kommunikation, was durchaus theoretisch an Universitäten vorkommt, praktisch aber nicht, ist hier einmalig. Zwischenzeitlich gab es Momente, in denen man durchaus das Gefühl haben konnte, dass sich die GWK von diesem gestalterischen Anspruch entfernt. Ich muss Ihnen sagen, nach all dem, was ich über die GWK weiß, gab es Zeiten, in denen sich der Studiengang so entwickelt hatte, dass er, wenn man ihn neu entworfen hätte, nicht mehr automatisch hier an der UdK verortet worden wäre. Ich sage das nicht ohne kritischen Unterton.

Der Anlass der FORUMsGründung war, dass GWK 1991 an die Humboldt Universität verlegt werden sollte. Das hat das FORUM verhindern können. Welche Rolle spielt die UdK für GWK, wodurch profitiert der Studiengang von der Uni? Implizit in dieser Frage liegt, dass Sie fragen, ob die UdK es richtig findet, die GWK zu haben …

Wie sehen Sie die Position von GWK heute? Deutlich positiver. Ich möchte gar nicht sagen, dass dies vor allem am FORUM liegt, wobei das mit Sicherheit ein wichtiges Element war. Nein, ich glaube, dass zunächst die personelle Entwicklung in GWK, aber auch die Tatsache, dass sie damals in der HdK verblieb, ein entscheidender Punkt für ein neues Bedenken der Umstände war. Und so kritisch das im eigenen Diskurs besprochen wurde, so war es ja auch meine Anregung, die dazu geführt hat, dass die gestalterischen Kompetenzen wesentlichen Anteil an der Lehre haben. Wobei ich mit aller Vorsicht sage, die Wissenschaftlichkeit zu zerstören wäre genauso dumm wie die gestalterische Kompetenz in Frage zu stellen.

... oder ob GWK besser an der HU aufgehoben wäre. Als ich nach Berlin kam, gab es einen Fachbereich 5, der hieß damals GWK, und das war ein Klammer­fach­bereich. Wenn man die über ­dreißig Studiengänge der UdK betrachtet, ist deren gemeinsame Klammer: Wie kommuniziere ich? Und die GWK ist ein Studiengang, egal, wie er nun über die Jahrzehnte aufgestellt war, der die Kommunikation zu seinem Thema gemacht hat. Nun, Kommunikationswissenschaften gibt es auch an anderen Universitäten. Aber

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Wie wird sich die Bachelor/MasterUmstellung auf das außeruniversitäre Engagement auswirken? Also zunächst einmal: Ich bin ein ­großer Optimist. Langfristig wird sich das nicht

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negativ auswirken. Im Moment ist die Umstellung auf Bachelor und Master problematisch, und das quer durch alle Studiengänge und quer durch alle Universitäten. Zum einen, weil man nicht von heute auf morgen alles bedacht haben kann, aber auch, weil dadurch die Restriktionen, in welchen sich Studierende innerhalb ihres Studiums befinden, immens gestiegen zu sein scheinen. Es geht darum, wie die Universtität mit diesen Restriktionen umgeht und was für Freiräume man in den nächsten Jahren schaffen kann, sodass dieses System, das jetzt über uns gekommen ist wie ein kalter Regen, studierbar und machbar gemacht wird. Was sind ­diesbezüglich Ihre Vorhaben? Zunächst werden wir uns mit anderen Universitäten zusammenschließen, um weiterhin Auslandssemester zu ermöglichen und Freiheiten zu schaffen, die unter den jetzigen Voraussetzungen überhaupt nicht möglich sind. Das, was die Universitäten in Deutschland teils gut, teils weniger gut gemacht haben, ist, den Studierenden die Möglichkeit zu geben, ihr eigenes Studium zu strukturieren. Nun wissen wir beide, dass dieses Recht nicht unbedingt immer gut umgesetzt wurde. Das hat dazu geführt, dass wir jetzt feste Regularien einführen müssen. Und diese festen Regularien müssen im Lebenszusammenhang wieder aufgeweicht werden. Aus unserer Sicht ist die große

Gefahr der Bachelor/MasterUmstellung, dass aufgrund der damit verbundenen festen Regularien die Möglichkeit zum außeruniversitären Engagement erheblich eingeschränkt wird. Ich möchte auf jeden Fall darauf hinwirken, dass die Qualität des Studiums unter dieser Umstellung nicht leidet. Das habe ich von Beginn an sehr deutlich gemacht. Dies bedeutet zweierlei: Einerseits darf das Studium inhaltlich nicht leiden. Zweitens darf es aber auch nicht passieren, dass die Studierenden nicht mehr zum Schnaufen kommen. Ich bekomme von unseren internationalen Beziehungen zunehmend Warnungen, dass die Internationalisierung, die dem europäischen Gedanken eigentlich mehr entsprechen würde, durch diese Umstellung vollkommen in Frage gestellt wird. Und das kann ja wohl nicht sein. Wir arbeiten jetzt in der Landesrektorenkonferenz daran, zumindest die Studiengänge, die über eine Universtiät hinausgehen, so zu akkordieren, dass wir in der Lage sind, den Studierenden Freiheiten zu gewähren, die sie vorher auch hatten und die dem internationalen Gedanken entsprechen. Würden Sie sich das Diplom zurückwünschen? In manchen Studiengängen nein.

neu zu überdenken. Das sage ich Ihnen ganz offen. Es hat über Jahrzehnte keine wirkliche Selbstlegetimation der Universitäten oder der Studiengänge stattgefunden. Das konnte auf Dauer nicht gut gehen. Dass dies jetzt so brachial über uns hereinbricht, ist trotzdem höchst bedenklich. Sie haben eben über Veränderung gesprochen. Welche Veränderung würden Sie dem FORUM wünschen? Zunächst: Ich kenne nicht alle Teile des FORUMs gleichermaßen. Deswegen werde ich mich jetzt auch zurückhalten mit zusätzlichen Aufgaben, die ich mir wünsche. Was ich mir aber sehr wünsche, ist, dass der Kontakt zwischen Universität und FORUM als solchem enger wird. Wie schätzen Sie die Sicht der anderen Studiengänge der UdK auf das FORUM ein? Ich würde sagen: von größter Unkenntnis geprägt. Die Fakultät Gestaltung, der auch die GWK angehört, ist zwar weitgehend informiert. Ich bin nicht sicher, ob Industrial Design so detailliert von allen Aktivitäten des FORUMs weiß oder ob die Experimentelle Mediengestaltung das tut. Aber in Teilbereichen sicherlich. Die Fakultät Darstellende Kunst, würde ich sagen, weiß davon überhaupt nichts. Und es wäre besser, wäre das anders. Aber ich weiß auch, wie schwer es ist, Dinge zu organisieren, die noch mehr Energie, noch mehr Überzeugungsarbeit und eine neue Form von Kommunikation notwendig machen. Auch wenn das euer Beruf ist, kann man nicht sa-

Und bei GWK? Was ich mir nicht zurückwünsche, ist eine Zeit, in welcher man nicht genötigt war, grundsätzlich den Studiengang

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gen, dass es einfach ist, plötzlich beispielsweise den Tänzern zu erklären, was das FORUM ist. Haben institutionelle Unterstützer des FORUMs, in deren Rolle auch Sie als Präsident der UdK auftreten, eher repräsentative oder praktische Funktion? Repräsentative Gründe sind es nicht. Die Studierenden sollten das Gefühl haben, dass es gut war, dass die Aktivitäten des FORUMs an der UdK entstanden sind. Und wenn die Arbeit bestimmt ist von den Inhalten, die auch hier gelehrt werden. Ich weiß aber auch, dass eine feste Partnerschaft zwischen der UdK und dem FORUM den Charakter dessen sehr deutlich und sehr schnell ändern würde. Inwiefern? Es gibt Dinge, die gut wären für Sie. Wenn zum Beispiel Professoren Ihre Arbeit begleiten, wieso soll es nicht auch Leistungspunkte dafür geben. Das ist eine Form der Verzahnung, die sehr nützlich wäre. Ich glaube, es ist schon deutlich geworden, dass meine Meinung im Wesentlichen die ist, dass wir voneinander profitieren müssen. Eine letzte Frage: Was wünschen Sie dem FORUM zum 15. Geburtstag? Dass es in den nächsten fünzehn Jahren auch weiterhin so dynamisch bleibt. Ich werde für GWK, aber auch für die anderen Studiengänge, meine Engergie darauf richten, die neuen Studienordnungen so auszugestalten und flexibel zu betrachten, dass die Möglichkeiten, wie Sie sie fünfzehn Jahre lang gehabt haben, erhalten bleiben. Darauf freuen wir uns. Ich mich auch. Vielen Dank für das Gespräch.

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Wo wir herkommen Im November 2005 feierte das FORUM seinen 15. Geburtstag. Viele ehemalige und aktuelle Mitglieder kamen. Viele Studenten, Beiräte und Freunde gratulierten. Unter diesen auch Prof. Barbara Kirchner, GWK-Lehrende und langjäh-

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rige Unterstützerin des FORUMs. Für alle, die bei der Fest­ lichkeit nicht dabei sein konnten, hier noch einmal ihre Geburtstagrede samt Glückwünschen.

Diese ganz besondere Spezies von Studierenden. Prof. Barbara Kirchner auf der Feier zum 15-jährigen Bestehen des FORUMs

Prof. Barbara Kirchner ist seit 1995 Professorin für Public Relations mit Audiovisuelle Medien an der Universität der Künste im Studiengang Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikation. Sie gehört dem Prominenten Beirat des FORUMs an und begleitete u.a. die Gründung der studentischen Kommunikationsagentur Töchter + Söhne, ist Juryvorsitzende des BruttoSozialPreises und eine der wichtigsten FORUMsUnterstützerinnen von Seiten des Studien-

Liebes GeburtstagsFORUM, liebe Freunde und Unterstützer des FORUMs, liebe Gäste,

noch schaffen, ehrenamtlich und zeitaufwendig weitere Arbeiten auf sich zu nehmen.

ich freue mich sehr, heute am 15. Jahrestag hier dabei sein und mitfeiern zu können und möchte Euch, liebe FORUMsMitglieder, auch stellvertretend für die Universität der Künste, ganz herzlich dazu gratulieren.

Ich möchte mich kurz fassen und nur einige für mich ganz besonders bemerkenswerte Entwicklungen und Ausgründungen benennen, die ohne das FORUM nie das Licht der Welt erblickt hätten:

Als ich 1995 ordentliche Professorin am Studiengang Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikation wurde, hat mich besonders das sogenannte “Highlight« des Studiengangs sehr beeindruckt, das Kommunikationsprojekt, das für mich die Essenz von GWK darstellt.

Erstens: Die Einrichtung der regelmäßigen Mittwochsveranstaltungen („Mitte der Woche“, Anmerkung der Redaktion), die von Euch mit großem Engagement und Durchsetzungswillen immer interessanten Personen ein Forum für Informationen und Diskussionen geboten haben und hoffentlich weiterhin bieten werden, die das Studienangebot wunderbar erweitern.

Mehr noch fasziniert mich bis heute diese ganz besondere Spezies von Studierenden, die es außer ihrem Studium

Zweitens: Der WERBEKONGRESS, der immer wieder organisiert und durchgeführt werden will und der auch immer wieder ein schlagkräftiges, aktuelles Motto braucht, das ihr jedes mal aufs Neue überzeugend kreiert habt - eine großartige Leistung! Drittens: Und als weiterer Meilenstein in der Entwicklung der FORUMsGeschichte die Gründung der studentischen Kommunikationsagentur Töchter + Söhne 1998, die ich mit begleitet habe. Damals vom FORUM unter anderen mit dabei: Gregor C. Blach und Christoph M. Scheller. Eine phantastische Idee, noch an der Uni den Studierenden aller Fakultäten die Chance zu eröffnen, quasi professionell Agenturarbeit zu trainieren, echte Aufträge entgegenzunehmen - immer in dem Bewusstsein, den Agenturen, die sich im echten Geschäftsleben behaupten müssen, nicht wirklich Konkurrenz machen zu dürfen. Viertens: Last but not least weitere herausragenden Leistungen des FORUMs: der BruttoSozialPreis, der dieses Jahr bereits erfolgreich in seine dritte Runde geht. Als Juryvorsitzende freue ich mich schon sehr auf die Präsentationen und auf die Zusammenarbeit mit dem FORUM und den anderen Mitgliedern der Jury. Die Betonung der Gesellschaftskommunikation hierbei war überfällig und setzt einen Trend in die richtige Richtung. Ich wünsche der Abschlussveranstaltung mit allen Präsen-

gangs.

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tationen einen regen Zulauf! Insgesamt gesehen sind das alles phantastische Projekte, die im besten Sinne Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikation bedeuten. Es wäre ganz wunderbar, wenn die Geschichte des FORUMs und seine Vernetzung mit GWK in einer Dokumentation ihren Niederschlag finden würden. Heute wäre eine gute Gelegenheit, schon einmal anzufangen, bei denjenigen, die bereits von Beginn an mitgemacht haben bzw. das FORUM gegründet haben, Geschichten einzusammeln. Und noch eine Bitte an das FORUM habe ich: Ich wünsche mir im Zusammenhang mit der Umstellung unseres Studiengangs auf Bachelor und Master eine Zusammenarbeit mit dem FORUM, vielleicht in ein Seminar integriert, die das von uns gewünschte GWK-Profil intern und besonders extern bekannt macht. Es ist aus meiner Sicht dringend notwendig, hierfür PR-Konzepte zu entwickeln, damit wir zukünftig die Bewerber bekommen, die wir haben wollen. Zum Schluss bleibt mir nur noch zu sagen: Glückwunsch für Eure großartige Arbeit, Kompliment, Hochachtung und weiter so!

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Erstens, das Marketing hat nie einen tragfähigen Begriff von Strategie entwickelt und interessiert sich auch nicht für Fragen der Unternehmensführung. Marketing begreift sich heute als definiertes Instrumenten-Set zum Management jeglicher Austauschbeziehungen, während strategisches Denken von einem Problem bzw. Ziel ausgeht, das es zu bewältigen bzw. zu realisieren gilt – wobei die Wahl der Mittel notwendigerweise offen bleiben muss.

Der Anspruch der Universität der Künste als größter Kunsthochschule Europas ist, alle Künste und die ihnen zugehörigen Wissenschaften zu vereinen. Gemäß diesem Gedanken beschäftigt sich die Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikation in Bezug auf die Grundfragen der Kommunikation sowohl mit der wissenschaftlichen Theorie als auch mit der gestalterischen Praxis. Franz Liebl, GWK-Professor und Mitglied des prominenten Beirats des FORUMs, gibt am Beispiel des Strategischen Marketings einen Einblick in die Forschungsfelder des Studienganges und die sich daraus ergebenden theoretischen wie wissenschaftsstrategischen Fragestellungen.

Strategisches Marketing: Keine Disziplin, sondern ein Forschungsprogramm

Zweitens, die Diskurse des Strategischen Management sind eher der Organisationsforschung zuzuordnen, so dass dem Kunden keine Relevanz zugemessen wird. Erst in den letzten Jahren beginnen Forscher wie C.K. Prahalad auf Konferenzen massiv zu thematisieren, dass Shareholder Value an der Schnittstelle zum Kunden entsteht.

  prof. dr. franz liebl Im Bermudadreieck

Auf den ersten Blick mag die Feststellung paradox erscheinen, aber: streng genommen existiert Strategisches Marketing auch heute noch nicht als Disziplin. Zwar wurde der Begriff im deutschen Sprachraum schon vor rund 25 Jahren geprägt und erhielt seine Prominenz durch einen viel beachteten Konferenzband (Raffée/Wiedmann 1985) gleichen Titels; ein eigenständiger Zuschnitt im Sinne einer marktorientierten Unternehmensführung läßt sich jedoch auch heute nicht konstatieren.

Drittens, die Konsumentenforscher sind an­gesichts ihrer disziplinären Provenienz (z. B. Soziologie, Ethnologie o. ä.) nicht an der Verwertung ihrer Forschungsergebnisse interessiert. Ja, es ist sogar verpöhnt, die marktstrategischen Implikationen aus der Erforschung von Lebenswelten anzusprechen.

Besonders klar kristallisiert sich dies heraus, wenn man die Diskurse auf internationaler Ebene und insbesondere im nordamerikanischen Raum betrachtet. Dabei kommen drei unterschiedliche disziplinäre Felder in Betracht: Strategisches Management, Marketing und Konsumentenforschung. Diese erweisen sich als veritable Parallelwelten mit minimalen inhaltlichen – und zum Teil kulturellen – Anschlüssen. Überspitzt gesagt, handelt es sich bei dem Feld des Strategischen Marketing um ein Bermudadreieck, aufgespannt von den drei genannten Disziplinen. Warum dies so ist, darüber müssten umfangreiche wissenschaftssoziologische Studien Auskunft geben. Daher sollen an dieser Stelle nur einige anekdotische, aber starke Evidenzen genannt werden:

Mit der kuscheligen Ideologie der Interdisziplinarität kommt man also nicht weit. Und so macht derjenige, der das Feld des Strategischen Marketing ernst nimmt, die gleiche Erfahrung wie einst die Forscher im Bereich der Cultural Studies: „What we discovered was that serious interdisciplinary work does not mean … that one has a kind of coalition of colleagues from different departments … . Serious interdisciplinary work involves the intellectual risk of saying to professional sociologists that what they say sociology is, is not what it is. … a kind of sociology that would

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be of service to people studying culture … we could not get from self-designated sociologists.«

faßte einst Stuart Hall (1990) seine Erfahrungen mit etablierten Kulturwissenschaften zusammen. Dieses streggenommen nicht inter-, sondern geradezu anti-disziplinäre Arbeiten bezieht sich demnach nicht nur auf Inhalte, sondern wie die Reflexe im Bereiche der Konsumentenforschung zeigen, auch auf die (Ignoranz der) disziplinären Spielregeln – und meint damit letztlich auch un-diszipliniertes Vorgehen. Damit ist das Forschungs- und Entwicklungsprogramm eines Strategischen Marketing umrissen: die Kartierung und Kolonialisierung des beschriebenen Bermudadreiecks. Wie dies unter den aktuellen Bedingungen fortgeschrittener gesellschaftlicher Individualisierung samt ihrem individualisiertem ­Kundenverhalten geschehen kann, das soll im folgenden anhand eines Bezugsrahmens skizziert werden.

Ein Bezugsrahmen für das ­S trategische Marketing

Zunächst zu den Zielvorstellungen der Strategie-Entwicklung, die auf zwei Sphären abheben, nämlich eine (unternehmens-)politische und eine wettbewerbsstrategische. Bei der (unternehmens-)politischen Dimension geht es darum, den eigenen wettbewerbsstrategischen Handlungsspielraum zu sichern. Dieser ist bestimmt durch Ansprüche von Stakeholder-Gruppen wie z. B.

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Staat, Gesellschaft, Medien, NGOs (Liebl 2002). Die wettbewerbsstrategische Dimension hat demgegenüber zum Ziel, Unterscheidungskraft im Wettbewerb herzustellen. Der vermeintliche Grundwiderspruch zwischen den sich im Diskurs des Strategischen Management so unversöhnlich gebenden Kontrahenten »Market-Based View« und »Resource-Based View« wird aufgelöst zugunsten eines »Entrepreneurial View“, in dem beide Perspektiven zusammenkommen bzw. als zwei Seiten ein und derselben Medaille verstanden werden; diese auf den kreativen Unternehmer Schumpeterschen Zuschnitts rekurrierende Weltsicht geht nicht mehr von Strategie-Entwicklung zu Zwecken der Adaption bzw. der Optimierung innerhalb eines gegebenen Sets von Restriktionen aus, sondern stellt die strategische Innovation – genauer: die Innovation des Geschäftsmodells – ins Zentrum der Betrachtung (Porter 1996, Prahalad/Ramaswamy 2004, Lester/Piore 2004). Kommen wir nun zu der Frage, wie diese Zielstellungen zu erreichen sind, also zur StrategieEntwicklung. Die Formulierung und Implementierung von strategischen Optionen basiert im Wesentlichen auf drei Wissensbeständen bzw. Quellen, die eines wechselseitigen Abgleichs bedürfen: Erstens, die (Vorstellungs- und Lebens-)­Welten der Kunden sind der Dreh- und Angelpunkt der Betrachtung von Wettbewerbsvorteilen. Porter (1985) hat darauf hingewiesen, dass Voraussetzung jeder Differenzierung ist, dass ein Kunde einerseits überhaupt einen Unterschied wahrnimmt und diesen andererseits auch entsprechend wertschätzt. Dies fordert einen radikalen Perspektivwechsel, um diejenigen Teile der »Welt« eines Kunden zu rekonstruieren, die für das eigene Geschäft Relevanz besitzen.

Dieses Wissen der Kunden gilt es, auf Segmentierungen hin zu untersuchen und dem Prozess der Strategie-Entwicklung zugänglich zu machen. Zweitens, Kompetenzen und Ressourcen der Organisation können zu strategi­schen Zwecken nur dann mobilisiert werden, wenn eine Organisation sich ihrer auch gewärtig ist. Daher ist es nicht nur erforderlich, die Ressourcen und Kompetenzen in der Organisation zu identifizieren und richtig zu inter­pre­tieren, sondern das Wissen hierüber muss auch innerhalb der Organisa­tion diffundieren. Drittens, Trends und Issues im Umfeld sind Ausdruck von Bedeutungszuschreibungen und Praxen, die ausgeübt werden von Gruppen im Umfeld: so genannten Cognitive Communities. Wandelerscheinungen im Umfeld sind damit entweder von solchen Communities hervorgebracht oder zumindest vermittelt (Eyerman/Jamison 1991). Strategische Frühaufklärung stellt daher im Wesentlichen darauf ab, solche Wissensbestände abzugreifen, Veränderungen zu markieren und dem Prozess der Strategie-Entwicklung zugänglich zu machen.

Strategisches Marketing: ­wissenbasiert und kommunikationsbasiert

Strategisches Marketing, d. h. Strategie-Entwicklung unter Bedingungen fortgeschrittener gesellschaftlicher Individualisierung, lässt sich, so die zusammenfassende These, zielführend als Prozess von Wissensverarbeitung und Wissenstransfer in der Organisation selbst und von Kunden und Stakeholdern hinein in die Organisation verstehen. Damit wird auch deutlich, warum Kommunikation hier eine so zentrale und geradezu pervasive Rolle spielt. Denn es geht offenbar um weit mehr als nur um das, was so gerne in der Markenkom-

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munikation zum »Strategic Planning« überhöht wird: Es geht um die Frage, wie man die relevanten, außerhalb der Organisation flottierenden Wissensbestände und Diskurse abgreift und für die Organisation zugänglich macht; und es geht darum, wie man damit den strategischen Diskurs in der Organisation so befeuert, so dass umsetzbare und unterscheidungsträchtige Strategie-Optionen resultieren. Strategie-Inhalte und StrategieProzess stehen folglich in einem komplexen Wechselverhältnis, welches seinerseits zu einem zentralen Forschungsfokus des Strategischen Marketing wird: die eigentliche terra incognita. Denn die Fragestellung geht in beide Richtungen: Erstens, die resultierenden Inhalte sind kritisch von der jeweils gewählten Anlage des Prozesses abhängig; und, zweitens, stellt sich die Frage, mit welchen Inhalten die Prozesse entsprechend befeuert werden können. Die Praxis der Strategischen Unternehmensführung signalisiert, dass an solchen Fragestellungen massiver Bedarf besteht, weil die herkömmlichen Managementsysteme und Beraterkonzepte nicht mehr greifen. Dass in den herkömmlichen Disziplinen hierzu wenig Ansatzpunkte und Thematisierungen existieren, darin mag man ein Indiz für das Potential eines solchen anti-disziplinären Vorgehens sehen.

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Literatur

Prof. Dr. Franz Liebl ist habi­li­t ierter

Eyerman, R.; Jamison, A.:

Betriebswirtschaftler und seit September

Social Movements – A

2005 Professor für Strategisches Marke-

Cogni­t ive Approach; Uni-

ting im Studiengang GWK an der UdK

versity Park, PA 1991

Berlin mit den Forschungschwerpunkten

Hall, S.: The Emergence of Cultural Studies and the Crisis of the Humanities; in: October, #53, 1990; S. 11–23

Strategisches Management, Issue-Management, Business-Design, sowie Marketing unter Bedin­g un­gen gesellschaft­licher Individualisierung. Von 1994 bis 1998 war er Inhaber des Lehrstuhls für Allgemeine und Quantitative Betriebs­w irt­schaftslehre an

Lester, R.K.; Piore, M. J.:

der Wirt­schafts­fakultät der Universität

Innovation: The Missing

Witten/Herdecke, von 1998 bis 2005 Inha-

Dimen­s ion, Cambridge,

ber des dortigen Aral Stiftungs­l ehrstuhls

MA 2004

für Strategisches Marketing. Seit über 20

Liebl, F.: The Anatomy of Complex Societal Problems and Its Implications for OR; in: JORS Journal of the Operational Research Society, Vol. 53, #2, 2002; S. 161–184

Jahren veröffentlicht Franz Liebl Publikationen zu den Themen Jugendkultur, Sub­k ultur und experimentelle Musik und hat in den achtzi­ger Jahren letztere über sein eigenes Tonträger-Label auch selber vertrieben. Seit 1995 führt Franz Liebl Theorie-Performances in der Reihe »Unbekannte Theorie-Objekte der Trend-

Porter, M.E.: Competitive

forschung« auf. Außerdem schreibt er seit

Advantage – Creating &

1998 als regelmäßiger Kolum­n ist für Wirt-

Sustaining Superior Per-

schaftsmagazine, darunter brand eins. Zu

formance; New York 1985

sei­n en letzten Büchern zählen »Der Schock

Porter, M.E.: What Is Strategy?; in: Harvard Business Review, Vol. 74, #6, 1996; S. 61–78 Prahalad, C. K.; Ramaswamy, V.: The Future of Competition: Co-Creating Unique Value with Customers; Boston, MA 2004

des Neuen: Entstehung und Management von Issues und Trends« (Gerling Akadamie Verlag) und »Cultural Hacking: Kunst des Strategischen Handelns« (Springer Wien/ New York). Er unterstützt das FORUM seit Beginn seiner Amtszeit bei GWK im Rahmen des BruttoSozialPreises oder des WERBEKONGRESS und ist Mitglied im Prominenten Beirat des Vereines.

Raffée, H.; Wiedmann, K.-P. (Hg.): Strategisches Marketing; Stuttgart 1985

Foto: www.thomasmayerarchive.de

Wie wir arbeiten Selbstorganisation ist die vielleicht höchste Kunst, die die UdK ihren Studenten beibringt. So wird im FORUM jeden Tag bewiesen, dass ein studentisch organisierter, ehrenamtlich arbeitender Verein auch in der Praxis ­funktio­niert. Bei der Entwicklung und Umsetzung ihrer eigenen Ideen ­erfindet sich jede FORUMsGeneration neu. So ist der Verein in seinen fünfzehn Jahren zwar weise, aber nicht alt geworden. Bestehende Projekte, Strukturen und Abläufe werden jedes Jahr von neuen Köpfen und ihren Ideen aufgefrischt. FORUM stets neu aufgelegt.

Wie wir arbeiten Wie wir arbeiten

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Aushängeschilder. Die Organisationsstruktur des Berliner KommunikationsFORUMs

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Das Organ des Beirats des Berliner KommunikationsFORUM e.V. ist als Instanz unter dem Vorstand in der Satzung des Vereines verhaftet. Während der Vorstand den Verein gerichtlich und außergerichtlich vertritt und die Geschäfte des FORUMs führt, steht ihm der Beirat dabei beratend zur Seite (§ 15 1. § 15.2. sowie § 13. 4. der FORUMsSatzung). Der Beirat spaltet sich in die beiden Parteien der prominenten und der studentischen Mitglieder auf.

talumni werden auch in den Vorstand gewählt. Dieses Prinzip der zweiten Runde sorgt für wesentliche Kontinuität im Verein. Das FORUM braucht sein Beiratsorgan.

Beirat setzt sich aus den gleichen Buchstaben zusammen wie das Wort Arbeit. So ­etwas kann man sich dann beim Dreckwegräumen erzählen und versuchen sich selbstironisch zu motivieren. Und praktisch?

Der Beirat hat drei hauptsächliche Funktionen – theoretisch. Der Studentische Beirat bietet für einige seiner Mitglieder feste Aufgabenbereiche wie die Mitgliederbetreuung und -verwaltung, die Gestaltung und interne Festigung der Corporate Identity oder die Pflege der Vereinskultur. Was unsere Väter und Mütter der ersten FORUMsGenerationen beispielsweise auf einem Arbeitswochenende in einem polnischen Schloss im Januar des Jahres 1995 zur Optimierung der internen Organisation ausheckten, beschäftigt das FORUM und seinen Studentischen Beirat heute im Wesentlichen also noch genauso: Man versuchte damals unter dem Deckmantel Beirat Pools von FORUMsAktiven zu schaffen, die sich unter anderem um die Bereiche Grafik oder PR für den Verein kümmern sollten.

Nicht immer funktioniert es so ideal wie gewünscht. Verpflichtungen wie Studium oder Nebenjob oder ein anderes Verbundenheitsgefühl - man arbeitet nun schließlich nicht mehr im Rahmen eines konkreten Projektes auf ein konkretes Ziel hin - lassen das Engagement des Studibeirats manchmal eher ideell als aktiv gestaltend erscheinen. Wem will man es verdenken. Doch essenziell ist hier, dass der Verein neben den fluktuierenden projektgebundenen Mitgliedern eine stabile Basis besitzt. Denn wie in den letzten fünfzehn Jahren verfolgt der Beirat auch heute noch einen der wichtigsten FORUMsGrundsätze, nämlich kontinuierliche Erneuerung. Denn nur, wer sich ändert, bleibt sich treu. Für Ideale gilt das allerdings nicht.

Erstere stehen dem FORUM damals wie heute mit Kontakten und Erfahrungen zur Seite. Der Kern des Promibeirats zählt zu jener Gruppe von FORUMsUnterstützern, welche die Gründungsgeneration damals um sich scharrte um dem Studiengang Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikation eine starke Lobby zu geben, mit deren Hilfe die Verlegung des Studienganges an die Humboldt Universität Berlin verhindert werden sollte. Hier geht es nun um letztere, den Studentischen Beirat.

Die Hängengebliebenen   stefanie littek

Das FORUM ist ein Projekte-Verein. Der Großteil der aktiven FORUMsMitglieder engagiert sich in den verschiedenen Projekten, die das FORUM organisiert. In ihnen finden ­Studierende des Studiengangs GWK sowie zahlreicher anderer Hochschulen im Raum Berlin für einige Monate ihr zu Hause im FORUM. Von diesen, jedes Jahr wechselnden Projektteams bleibt stets gut ein halbes Dutzend Studierende hängen und dem FORUM weiterhin treu. Viele von ihnen stammen aus dem

WERBE­KONGRESS-Team, schließlich ist der Kongress nach wie vor das größte Projekt des Vereins. Unter ihnen gibt es nun diejenigen, die sich entweder einem weiteren, anderen FORUMsProjekt widmen, und diejenigen, die sich auf vereins- und projektübergreifender Ebene im Studentischen Beirat engagieren. Bei letzteren wird das Engagement sogar formalisiert: Die Mitgliederversammlung wählt die studentischen Mitglieder des Beirats für die Dauer eines Jahres. Manche Projek-

Der Studentische Beirat hat darüber hinaus die Pflicht und Möglichkeit zur Vorstandsberatung, -unterstützung, und -kontrolle. Dazu trifft man sich hin und wieder und setzt sich mit der Vereinsspitze zusammen. Und wenn auf Festen oder zu Umzügen Dreck anfällt, muss (bzw. darf ) der Studentische Beirat als erstes herhalten. Das Wort

Der Beirat bei der Arbeit: Teamsitzung im FORUMsBüro

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Wie wir arbeiten

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Wie wir arbeiten Ein Verein lebt nicht nur für seine Ziele und seinen offiziellen Vereinszweck, sondern auch in ganz besonderem Maße für seine Mitglieder. Das FORUM lebt aber nicht nur für, sondern vor allem durch seine Mitglieder. Selbstverständlich ist ein jeder unter ihnen wichtig und essentiell, aber gäbe es im FORUM nicht ein paar ganz besonders motivierte Mitglieder, dann gäbe es auch kein FORUM: Ein Verein braucht einen Vorstand. Nachdem wir zuvor den Beirat als wichtiges FORUMsOrgan vorgestellt haben, wollen wir an dieser Stelle über den Vorstand und seine Aufgaben sprechen und ihn dabei auch selber zu Wort kommen lassen – über alle Generationen hinweg.

Eine großartige Möglichkeit und Spaß an der Sache. Über den Vorstand und die Vorstände des FORUMs

:: Genauso muss der Vorstand diese und ihre Teams miteinander koordinie ren, um so ein nachhaltig erfolgreiches Zusammenarbeiten im Verein sichern zu können. Unterschiedlichen Teams, die alle an ihren eigenen Projektzielen arbeiten, muss deutlich gemacht werden, dass letzten Endes alle das gemeinsame Oberziel FORUM verfolgen. Es bedarf einer Menge Vermittlungsarbeit, den getrennt voneinander stehenden Projektteams zu verdeutlichen, dass ein Sponsor mehrere Projekte zugleich mittragen kann und soll. Man muss nicht um seine Unterstützer konkurrieren. Synergieeffekte zwischen den einzelnen Projektteams herzustellen ist eine verantwortungsvolle und anstrengende Herausforderung. Aus diesem Grund wird und wurde das Sponsoring in einigen Bereichen auch immer wieder auf projektübergreifender Vereinsebene exerziert. Hierbei leistet der Vorstand essenzielle Arbeit.

  stefanie littek

Zitieren wir noch einmal die Vereinssatzung des FORUMs: »Der Vorstand vertritt den Verein gerichtlich und außergerichtlich und führt dessen Geschäfte (§15.1 und § 15.2).« Verständlich. Aber was genau heißt das? Eigentlich heißt das einiges. So viel nämlich, dass ursprünglich fünf Mann und/oder Frau, heute sechs, mit der Vereinsführung und -vertretung beschäftigt werden konnten und können. Denke ich zurück an meine Vorstandszeit im FORUM, sind vor allem generelle Dinge, mit denen wir beschäftigt waren, präsent.

:: Für den Vorstand fallen natürlich auch zahlreiche administrative Aufgaben bezüglich der Büroverwaltung an. Mietverträge müssen verlängert werden, immer wieder neue Büros gesucht und bezogen, Regeln für ein gesittetes Zusammenleben im FORUMsBüro müssen aufgestellt, kommuniziert und »überwacht« werden. Und wenn die Spülmaschine, die wir einst besaßen, kaputt war, hat sich immer der Vorstand um den Reparaturservice gekümmert. Das alles kostet Zeit und Nerven.

:: Das FORUM lebt durch und für seine Mitglieder. Als Vorstand versucht man sich nicht nur daran, diesen Gedanken in den gesamten Verein zu tragen, sondern auch selber für seine Mitglieder »zu leben«. Dazu zählt nicht nur die offizielle Betreuung mittels Updates und freundlichen Zahlungsaufforderungen, zumal diese meist von studentischen Beiratsmitgliedern übernommen wurde, sondern auch die ständige Erreichbarkeit bei Fragen, Problemen oder sonstigem Beratungsbedarf.

:: Zu durchaus spannenderen Aufgaben zählt die ständige Weiterentwicklung des Vereins. Welche Projekte sind erfolgreich und versprechen dies auch in Zukunft zu sein? Wie muss man Projekte an neue Anforderungen anpassen? Welchen Problemen werden wir uns in Zukunft stellen müssen und wie können wir ihnen am besten begegnen? An welchen Themen besteht das größte Interesse? Derlei Weiterentwicklungen sind mit viel Denken, Diskutieren, Planen und Vermitteln verbunden. Der Vorstand muss hier vor allem taktvolles und geschicktes Kommunikationstalent beweisen. Dazu zählt aber auch eine große Portion Mut und diplomatisches Durchsetzungsvermögen. Mitgliederversammlungen und Plenumstreffen müssen eben nicht nur vorbereitet, sondern auch moderiert und erfolgreich zu Ende geführt werden.

:: Hauptsächlich konstituiert sich das FORUM über seine verschiedenen Pro jekte. An deren Spitze steht immer ein engagierter und motivierter Projektleiter bzw. eine engagierte und motivierte Projektleiterin. Damit dieser oder diese das auch bleiben, ist es eine der großen Hauptverantwortungen des Vorstandes, seine ProjektleiterInnen zu unterstützen, wo immer er kann, sei es tatkräftig oder moralisch.

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Wie wir arbeiten

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:: Dem Vorstand bedarf es aber auch aus einem anderen Grund an kom munikativen Fähigkeiten, denn er repräsentiert das FORUM gegenüber der Öffentlichkeit. Sei es konkret anlassbezogen zu Projektauftakten oder als beständiger Repräsentant gegenüber wichtigen Partnern und Anspruchsgruppen wie der Universität der Künste, dem Studiengang Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikation, Fördermitgliedern und Promibeiräten und natürlich den vielen Studenten, von Mitgliedern bis Projektteilnehmern. Dabei wird nicht nur überlegt, wie man sich und den Verein strategisch positioniert und kommuniziert, sondern auch konkret ausgeführt, sprich geredet, geredet, geredet. :: Von Zeit zu Zeit wird der Vorstand mit einer Fülle an ­Organisationsarbeit von Minievents, Ver­sammlungen, Workshops und s­ onstigen T­ reffen konfrontiert. Die Bandbreite reicht hierbei von der Planung d ­ ieser einzelnen Anlässe bis zu Aufbau, Abbau und Aufräumen.

Dazu kommen die vielen Tausend Kleinigkeiten, die man im FORUMsTagesgeschäft erledigt und die mit größer werdendem Abstand zur Amtszeit immer mehr dem Bewusstsein entweichen: zum Beispiel angerufen werden, weil das Internet nicht funktioniert, ins Büro fahren, um sich darum zu kümmern und dann feststellen zu müssen, das irgendwer ein Kabel herausgezogen hat (das galt damals vor allem meinen männlichen, technikaffineren Vorstandskollegen). Für jeden der sage und schreibe fünfzig FORUMsVorstandsmitglieder seit der Vereinsgründung 1991 sah bzw. sieht der Vorstandsalltag ein wenig anders aus; auch, weil der Verein sich beständig weiterentwickelt hat. Aber im Großen und Ganzen möchte ich behaupten, dass sich die Verantwortung und auch der Arbeitsstress (und hierbei soll Stress nicht nur im negativen Sinne aufgefasst werden) auf diese wesentlichen Bereiche bezogen haben und beziehen.

Vorstand im FORUM zu sein heißt also nicht nur, eine Menge Verantwortung für einen Verein und dessen Erbe zu übernehmen, sondern auch, verdammt viel Zeit und Ausdauer für die Arbeit, die einen dabei erwartet, mitzubringen. Dass hier eine gute Dosis Idealismus und ehrenamtliche Begeisterung mit ihm Spiel sind, erscheint durchaus selbstverständlich – denn niemand bekommt im FORUM Geld für sein Schaffen. Ein FORUMsVorstand bringt von Haus aus viel Motivation für seine Arbeit mit. Um es nicht bei derlei subjektiven Vermutungen zu belassen und nicht nur selbst für eine Sache zu sprechen, die viele Generationen zuvor genauso oder ähnlich erlebten, haben wir die vielen Vorstandsmitglieder der letzten fünfzehn Jahre danach befragt, was sie neben besagtem Idealismus angetrieben hat, sich als Vorstand für das FORUM einzusetzen. Alles in allem kamen unsere Befragten dabei auf mehrere, aber eindeutige gemeinsame Nenner.

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Immer in Bewegung Die Motivation der meisten Ehemaligen, sich dem FORUM in der Position des Vorstands widmen zu wollen, weil man gemeinsam mit seinen Vereinskollegen große Dinge bewegen kann, erscheint besonders gut vorstellbar. Diese Bewegungen machen Spaß und ihre Erfolge stolz. Das Bild von der Veränderung bestehender Zustände, dem Formen und Gestalten eigener Projekte, zieht sich wie eine Konstante durch die Reflektionen unserer Befragten. Im FORUM versammeln sich Macher, die das Tun vor das Reden stellen. Aber Reden können sie auch. Herausforderungen machen stark Mut bringt man mit, wenn man sich dazu entschließt, sich zur Vorstandswahl aufzustellen. Selbstbewusstsein nimmt man mit, wenn man sein Amt beendet hat. Die vielen Herausforderungen, die der Vorstandsalltag im FORUM mit sich bringt, klingen verlockend. Sowohl für den Moment als auch für die ferne Zukunft. Die Herausforderungen des FORUMs prägen und formen. Wer einmal diese Erfahrungen gesammelt hat, nimmt auch später gerne Herausforderungen an. Wer sich später gerne derlei Herausforderungen stellen möchte, versucht also vorher, diese Erfahrungen zu sammeln. Die Praxis bringen wir uns selber bei Was für ein FORUMsMitglied im Allgemeinen gültig ist, gilt natürlich für einen Vorstand genauso und im Speziellen. Die praxisnahe Ergänzung des theoretischen (GWK-)Studiums ist verlockendes Argument, sich im FORUM zu engagieren und seit jeher beständiges Vereinsziel. Als Vorstand lernt man viel, vor allem in Eigenregie. Der ein oder andere hat an dieser Stelle darüber hinaus betont, dass man im FORUM oft sogar mehr gelernt hat als in der Uni. Freiheit bedingt Verantwortung Besagte Eigenregie zeigt sich vor allem anhand der Möglichkeit, sich im FORUM frei austoben zu können. Als Vorstand mit seinen gewissen Entscheidungs- und Handlungsspielräumen kann man beim Toben besonders aktiv werden. Wer weiß, wie lange es nach dem Studium dauert, bis man wieder die Freiheit bekommt, in solchem Ausmaß eigeninitiativ und -verantwortlich zu agieren. Das nimmt man im Studium natürlich gerne mit. Und es soll ja auch auf den Moment vorbereiten, an dem es dann im richtigen Leben heißt, Verantwortung zu übernehmen.

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Wie wir arbeiten

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Eine Prise Pflichtgefühl Ein neuer Vorstand kennt das FORUM in der Regel bereits aus seiner aktiven Projektzeit. Während dieser lernt er Vieles und nimmt bereits Einiges mit. Für manch einen war es auch ein wichtiger Antrieb, dem FORUM für das bis dato Gegebene etwas zurückgeben zu wollen und zu können. Dafür revanchiert sich das FORUM wiederum mit Erfahrungen und vielen positiven Erlebnissen.

Über allem: Spaß Erschlagend erweist sich vor allen anderen das Spaß-Argument. Spaß an der Arbeit. An der Herausforderung. Spaß, den man mit seinen Mitstreitern teilen will. Aber auch Spaß, den man erwartet, weil man sich diesen von der Arbeit mit den vielen netten Leuten, die man im Studium und bei der Projektorganisation bereits kennen gelernt hat, verspricht. Diese Erkenntnis erscheint vor dem Hintergrund der vorgestellten Aufgaben des Vorstandes essentiell. Wieso viel Zeit und Energie in eine Sache investieren, bei der man keinen Spaß und keine Freude hat?!

Zuspruch schmeichelt und motiviert Wie gesagt, ein neuer Vorstand ist dem FORUM vorher nicht fremd. Die Generationenwechsel der FORUMsVorstände bauen nicht nur auf der demokratischen Möglichkeit zum Kandidatenvorschlag durch die Mitgliederversammlung auf. Genauso üblich ist es, dass aktuelle Vorstände für die Wahl zur Vorstandsnachfolge Vereins- und Projektmitglieder vorschlagen, die durch besonderes Interesse an der FORUMsIdee und durch ihren Einsatz für die Vereins- und Projektziele aufgefallen sind. Man wird also gefragt. Für manch einen, der von sich aus nicht allzu gründlich über sein Potential für und Interesse am Vorstandsposten nachgedacht hat, wirkt dieser schmeichelnde Zuspruch als wichtiger Motivationsfaktor. Dieses Vertrauen ehrt. Und so nimmt man gerne die Herausforderung an.

Was bleibt ist, nicht nur Danke zu sagen für das fleißige Beantworten unserer Fragen, sondern auch für 15 Jahre Vorstand des Berliner KommunikationsFORUM. Und ebenso bleibt uns aufzufordern, sich der Verantwortung des FORUMsVorstand nicht zu scheuen und die vielen schönen Herausforderungen anzunehmen. Und Spaß zu haben.

Das Lebenslaufargument Ehrenamtliches Engagement fußt auf Altruismus. Dieser paart sich zumeist mit seinem Gegenpol, dem Egoismus. So wird ehrenamtliches Engagement gerne im Lebenslauf gesehen. Von denen, die später einstellen und somit auch von uns, die wir später eingestellt werden wollen. Ein Großteil der alten FORUMsVorstände wusste es realistisch einzuschätzen, dass die Vorstandszeit im FORUM auch eine gute Referenz und somit Motivationstreiber ist.

Nur zehn von vielen: Charlotte Heuer, Sarah Bagel, Vanessa von Klitzing, Anna Brandt, Boris Herrmann...

Netzwerke für jetzt und später Das Lebenslaufargument ist darüber hinaus auch noch von einer anderen Perspektive zu betrachten. Denn das FORUM als Plattform der Berliner und deutschlandweiten Kommunikationsbranche, auf welcher der Nachwuchs mit der Branche in Interaktion treten kann, bietet unzählige Möglichkeiten, Kontakte in die Berufswelt zu knüpfen. Dies gilt natürlich für jeden Aktiven, für den Vorstand nimmt dies aber noch einmal eine andere Bedeutung ein. Auf diese Kontakte kann man dann für Praktika während des Studiums oder den Berufseinstieg danach zurückkommen. Genauso wichtig erscheint das Netzwerk an wertvollen internen Kontakten von FORUMs- und Vorstandsmitstreitern. Schließlich trifft man sich immer zwei Mal im Leben. ... Anja Sander, Susan Tröger, Raul Krauthausen, Nadine Kötz, Stefanie Littek

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Wie wir arbeiten

Wie wir arbeiten Alle zwei Jahre ein neuer Vorstand, jedes Jahr eine neue Beiratszusammensetzung und neue Projektteams: Im FORUM herrscht ein ständiges Kommen und Gehen, der Nachwuchs gibt sich die Klinke in die Hand. Man mag meinen, dass dieses Prinzip einen enormen Wissensverlust zur Folge hat. Gerrit Donat nennt diesen Organisationsgrundsatz »Das Renaissance-Prinzip« und erklärt, warum die ständige Rotation der Mitglieder die eigentliche Quelle der Kreativität des FORUMs und sein wichtigster Markenkern ist.

Das Renaissance-Prinzip. Berliner Studentenverein revolutio­n iert das älteste bekannte Organisationsmodell   gerrit donat

„Fortschritt ist nur möglich, wenn man bereit ist, sich zu verändern“, erklärt ein Sprecher des Berliner KommunikationsFORUMs. Was zunächst altbekannt klingt, wird seit 15 Jahren auf innovative und geradezu radikale Weise von Studentinnen und Studenten gelebt. Denn hinter dem Wort Veränderung verbirgt sich eine regelmäßige Neuerfindung des Vereins, der für Projekte wie den WERBEKONGRESS oder den BruttoSozialPreis verantwortlich zeichnet. Als »unternehmerische Evolution in letzter Konsequenz« könnte man das Funktionsprinzip des FORUMs bezeichnen. »Wir engagieren uns in einem Markt, der kreativ, innovativ und verdammt schnell ist“, heißt es erklärend. Das Renaissance-Prinzip ermögliche es, Jahr für Jahr völlig neue Konzepte unter vorgegebenen Rahmenbedingungen zu entwickeln und umzusetzen.

Neuanfang einer Spezies (6,4 Mio. Jahre v. Chr.)

Unruhiges Gemurmel erfüllt die hohe Felshöhle, die Atmosphäre ist spannungsgeladen und gereizt. »Ich bitte um Ruhe“, übertönt die Stimme von Orrorin Tugenensis Rex die Unruhe, »Herrschaften, ich bitte Sie«. Langsam kehrt Schweigen ein, hunderte Paar Augen richten sich aus tiefen Höhlen auf den Keynote-Speaker des Abends. „Wir haben uns in den vergangenen Jahren nicht unbedingt innovativ gezeigt“, setzt dieser an – und spricht damit vielen der Anwesenden aus dem Herzen. Die Lebenssituation ist schwierig, die soziale Sicherung quasi gleich null. Die Versorgung mit Grundnahrungsmitteln und frischen Trinkwasser ist immer wieder gefährdet. Seit Jahrtausenden rufen die Bürger nach neuen Antworten und Ideen.

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Die Lösung des Problems gestaltet sich einfach, aber gewagt: »Das Zusammenleben in kleinen Verbänden hat sich als sinnvoll erwiesen, ebenso die geschickte Arbeitsteilung in Jagd- und Sammelkomitees. Auch die direkte Demokratie hat sich hervorragend bewährt. Doch es geht nicht recht voran: Wir haben immer noch nicht das Feuer entdeckt bzw. erste Werkzeuge, geschweige denn das Rad erfunden.“ Ein respektvolles Raunen fährt durch den Saal, als Tugenensis Rex seine Vision verkündet: »Lassen Sie uns die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen erhalten – und etwas völlig Neues auf die Beine stellen: Uns.« Applaus von der Linken und von den liberalen Kräften, ängstliches Wispern im konservativen Lager. Während sich erste Erneuerer noch etwas wacklig auf die Beine stellen und die neu gewonnene Armfreiheit genießen, fliehen erste Verweigerer auf die Bäume.

Konstruktiv Normen brechen

„Im Unterschied zu vielen anderen Organisationen und Gesellschaften, vermeiden wir das Schisma“, wird aus hohen FORUMsKreisen verlautbart. Die regelmäßige Neubesetzung aller Posten, die jährliche Wiedergeburt jedes einzelnen Projekts wird im gemeinschaftlichen Konsens realisiert. Die Rahmenbedingungen für die neuen Projektteams sowie nachwachsende

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Vorstände sind vorgegeben – der Rest bleibt stets freie Interpretation der Möglichkeiten. Zum einen sorgt dies dafür, dass die Projektideen jedes Jahr von den Zielgruppen wieder erkannt und auf der anderen Seite zeitgemäß und überraschend anders umgesetzt werden. Im Verein spricht man von Chancen, »die vielerorts ungenutzt bleiben oder im Unterhandel von Lobbyisten und Interessengruppen verkompromisst werden«. Das klingt logisch und richtig – dem außenstehenden Betrachter muss die Anwendung des Renaissance-Prinzips dennoch als Ding der Unmöglichkeit erscheinen.

Wiedergeburt mit K (2005 n Chr.)

Die Sektlaune der vergangenen Tage spiegelt sich kaum in den Gesichtern der Anwesenden wieder. Nur ein paar Augenränder zeugen unter dem gleißenden Licht der ­Neonröhren

Wie wir arbeiten

Wie wir arbeiten

von den Feierlichkeiten. Heute hat sich die neue Elite im Hinterzimmer eines Speiselokals im Berliner Tiergarten versammelt, um Nägel mit Köpfen zu machen. Vor den Türen der bekannten Gastronomie genießen Sicherheitskräfte derweil die goldene Oktobersonne. Es ist ein guter Tag für einen Neuanfang. Die Motivation der Anwesenden ist spürbar: Das große Projekt beginnt gerade erst. Niemand will sich die Chance entgehen lassen, sich mit eigenen Ideen einzubringen. Am Kopfende beginnt Angela M., Bücher, Ordner und Listen auf den Konferenztisch zu hieven. „Meine Damen und Herren, schön dass Sie bei unserem neuen Projekt ‚Deutschland bleibt Superstar’ dabei sind“, eröffnet sie die Runde. »Wir werden uns an unserem Vorgängerteam messen lassen und mit neuen Konzepten überzeugen müssen«. Die Rahmenbedingungen stünden fest, erklärt sie weiter und deutet auf die Aktenberge. »Aber trösten Sie sich, meine Damen und Herren, dafür haben wir nur eine sehr unvollständige Projektübergabe erhalten.“ Bevor man ins Träumen und Visionieren verfalle, müsse zunächst die Kassenlage geprüft werden, merkt Peer S. zur Eröffnung der Agenda an. Frank-W. S. weist außerdem auf die Bedeutung der Außenwahrnehmung des Projekts hin. Auch die logistischen Probleme seien nicht außer Acht zu lassen, ergänzt sofort Wolfgang T. Vielleicht sollte man zunächst kleine Teams

bilden, kommt ein Vorschlag von Ursula L. Franz M. versucht zu vermitteln. Ab jetzt ist die Regierungsbildung nicht mehr aufzuhalten.

Göttlicher Neuanfang (2437 n. Chr.)

Politik aus dem Stehgreif

Sicher sei es manchmal angenehm, auf vorhandene Strukturen zurückzugreifen, aber letztendlich »bleibt das jedem selbst überlassen«. Die Autonomie der Projektteams, die persönliche Entfaltung aller Projektteilnehmer stehe im Vordergrund. Schließlich fällt auch noch die entscheidende Frage – im Dachgeschoss des Berliner KommunikationsFORUMS: Wie fühlt es sich eigentlich an, nach dem Renaissance-Prinzip zu agieren?

Etwas ratlos schwebt ER auf dem Wasser. Der Big Boom ist nun knapp 20 Jahre her und es scheint IHM Zeit, etwas Neues aufzubauen. Vor IHM liegt die bescheiden ausgefallene Dienstübergabe SEINES Amtsvorgängers; ein knapp gehaltener Sechstageplan. »1. Tag: Licht machen – und ausschalten nicht vergessen (Klimaschutz); 2. Tag: Himmel stürmen; 3. Tag: Land gewinnen, Kleingärten anlegen; 4. Tag: SFX in der Lichtsetzung; 5. Tag: Fische, Vögel, Weiteres; 6. Tag: Menschen machen (Achtung: Hier bitte neue Konzepte entwickeln). ER atmet kurz durch, schließt die Augen, entwickelt ein innovatives Zielszenario, krempelt die Ärmel hoch, spuckt in die Hände und macht sich ans Werk. Wo war noch gleich der Lichtschalter?

„Stellen Sie sich vor, Ihr Leben wird pünktlich zu Ihrem Geburtstag komplett neu geordnet. Natürlich behalten Sie Freunde und Familie, aber Sie müssen sich selbst Ihren neuen Job erfinden, ihn mit Leben erfüllen und anderen als Dienstleistung verkaufen“, wird das Gefühl von einem Projektmitglied beschrieben.

Bewährte Aufbaumentalität

Sicher beinhalte dies ein hohes Maß an Ungewissheit, an Unsicherheit, an Versagensängsten. Aber man sei ja nicht allein und merke schnell, dass die Wiedergeburt in der Gruppe eben doch funktioniere. Und eben am Ende auch erfolgreicher sei als andere Konzepte. Ein schöner Gedanke, einfach mal alles über Bord zu werfen und einen Restart zu machen. Aber irgendwie auch ein bisschen versponnen und größenwahnsinnig, möchte man meinen.

Gerrit Donat, Jahrgang 1978, betreibt

„Vielleicht ist es wirklich eine Form von Größenwahn“, sinniert ein Sprecher des FORUMs abschließend, »zu glauben, man könne Gutes Jahr für Jahr a) neu erfinden und b) besser machen.« Das Berliner KommunikationsFORUM tut es trotzdem. Und hat dafür auch einen guten Grund: »Sehen Sie, der Erfolg, der gibt uns nun mal Recht.“

kontinuierliches VitaPatchworking. Nach Jugendarbeiter und Qualitätsmanager für die Telekom ist er seit 2003 Werbetexter und -konzepter, seit 2004 als Freelancer (www.plasmato.de). Beim WERBEKONGRESS 2006 war er die schlechtere Hälfte des Workshop-Teams. Bis heute hat er die unangenehme Eigenschaft, nie genug Zeit fürs FORUM zu haben, nicht abgelegt.

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Wie wir arbeiten

Wie wir arbeiten

Aber die Leute sind nett.

Macht doch, was Ihr wollt! Aber macht es!

  alexander rehm

150.000 Jahre Menschwerdung, 2000 Jahre Werbegeschichte*, 15 Jahre WERBEKONGRESS – da kann man nur gratulieren. Umso mehr, dass es wenigstens einigen immer noch gelingt, junge Menschen zu verführen. Ich bin darin weniger überzeugend, denn ich bin seit über zehn Jahren abhängig.

Alexander Rehm ist Creative Director bei TBWA\Berlin. Davor war er unter anderem für Scholz & Friends, Hamburg, heimat Berlin, Eiler & Riemel, München, als Freelancer, als Dozent an der Design Akademie Berlin und als Buchautor tätig.

*nachzulesen in NEU! Sachdienliche Hinweise zur Werbung, 2004, Stiebner Verlag

Süchtig danach, mit einem 30-Sekunden-Spot unsterblich zu werden. Dem Wunsch nach einer sensationellen Plakatidee ausgeliefert. Der Vorstellung erlegen, mit einer farbigen Doppelseite, einem 10-Sekunden-Funk-ReminderAngebots-Special, einer von über x-Milliarden engagierter Websites oder einem Mailing, das vielleicht ja doch wenigstens geöffnet im Mülleimer landet, etwas Großartiges geschaffen zu haben.

nahmen eines industriellen Glasherstellers aus dem abgelegensten Winkel der Zivilisation. Ich besorgs mir mit durchaus ernst gemeinten Jugendmarketingkonzepten für traditionsreiche Vermögensberatungsfamilienunternehmen. Und ich empfinde überhaupt tiefste Befriedigung dabei Menschen ein Angebot zu machen, nach dem niemand gefragt hat.

  bernd friedrich

Eigentlich will ich dem Berliner KommunikationsFORUM nur eine rhetorische Frage stellen: Wissen eigentlich all die Studenten und Agenturen da draußen, was sie an Euch haben? Aber Ihr habt sicher mehr erwartet. Ja, dann:

Warum? Weil ich den hirnzersetzenden Kommandos meines Brötchengebers zombiesk Gehorsam leiste? Weil ich bis ins Mark naiv bin und den immergleichen realitätsfernen Parolen in einer Kreativagentur klaglos folge? Weil ich unbelehrbar der romantischen Überzeugung nachhänge, aus einer Markenpflegeagentur käme irgendwann irgendetwas anderes als Markenpflege?

Ich habe das KommunikationsFORUM durch den WERBEKONGRESS kennengelernt. Dieser wiederum hat sich mir mit folgenden Worten vorgestellt: »Was kann so ein chaotischer Haufen, etwas anderes ist das ja nicht, für ein Nährboden sein?« Ich weiß nur, dass dieser chaotische Haufen ein sehr fruchtbarer Nährboden ist, denn er setzt einen wichtigen Gedanken in die Praxis um: Warte nicht, dass man Dir sagt, was Du zu tun hast, sondern mache, was Du für richtig hältst.

Ich fixe trotzdem weiter. Ich ziehe mir Briefings über verbesserte Zahnbelagreduktionsaktivformeln bei Hundefutter mit genau derselben Gier rein, wie über Weltverbesserungsmaß-

Nein. Wahrscheinlich weil die Leute so nett sind.

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Das ist ein naher Verwandter der alten Regel: Der gute Student erfüllt keine Forderungen, sondern fordert. Und Forderungen stellen können nur engagierte und selbstverantwortlich denkende und handelnde Studenten. Eben genau wie die, die sich als chaotischer Haufen 1991 zusammengefunden haben und sich jährlich erneuern und mit aller Kraft frischen Wind durch die glücklicherweise unheiligen Hallen blasen. Aus der Perspektive eines Dozenten kann ich versichern, dass mir nichts lieber ist als Studenten, die mich und meinen Unterricht kritisch hinterfragen, die sich nicht gerade so mit möglichst geringem Widerstand durchs Semester schlängeln. Ich freue mich über jeden Studenten, der zeigt, dass er Lust darauf hat, herumzuspinnen und sich versessen auf Ideensuche begibt, freiwillig viel zu viel

Wie wir arbeiten

Wie wir arbeiten

Zeit investiert, um seine Ideen einen Tick überzeugender umzusetzen, der widerspricht (nicht um des Widersprechens Willen), mitdenkt, anpackt und eben fordert. Liebe Studenten, genau das motiviert uns Dozenten, und deshalb klingen »fordern« und »fördern« so ähnlich. Schielt bloß nicht auf gute Noten! Denn nur, wem Noten egal sind, der hängt sich mit ganzer Energie in seine Projekte, um sie voranzutreiben. Und jetzt kommt die große Überraschung: genau die bekommen dann auch wieder die guten Noten (, nach denen später übrigens kein Personalmensch und kein Kreativ-Direktor fragt). Dozenten sind viel offener für ehrliche Diskussionen, als die meisten Studenten glauben. Seid bereit zum Risiko verrückte Ideen engagiert zu präsentieren, zum Risiko auf Unverständnis zu stoßen und Euch vielleicht auch mal zu blamieren. Ohne diese Bereitschaft gäbe es bis heute keinen WERBEKONGRESS, und Jahr für Jahr sind diese Bereitschaft und das Fordernde die treibenden Kräfte der Veranstaltung.

Zum Jubiläum wünsche ich mir vom KommunikationsFORUM: Haut rein, bleibt um Himmelswillen dran, und ermutigt andere zu ähnlichen Initiativen. Aber eigentlich wollte ich Euch ja nur eine rheto­rische Frage stellen: Wissen eigentlich all die Studenten und ebenso die Agenturen da draußen, was sie an Euch haben? Meine herzlichen Glückwünsche zum Jubiläum, Bernd Friedrich

Bernd Friedrich, seit 1965 hier, seit Ende 1992 Werbetexter, seit Mitte 2000 freischaffender Konzeptioner und Texter. Seit 2001 Dozent (z. Zt. u. a. Berliner Technische Kunstschule), seit 2 Jahren Co-Autor des Buches »Neu! Sachdienliche Hinweise zur Werbung« (Stiebner Verlag, München)

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Das FORUM hat viele Gesichter. Gemeinsam blicken wir in den Spiegel und lassen ihn uns von anderen vorhalten. Dabei entdecken wir, was an uns schön ist und noch schöner werden kann. Der Weg zu so viel Selbsterkenntnis kann ziemlich anstrengend sein. Auf das Resultat darf man dann aber auch stolz sein. Auf uns!

Wer wir sind

Wer wir sind

Wer wir sind

Ein Verein, den Studenten selbst gegründet haben, selbst organisieren und seitdem ständig neue, meist einzigartige Projekte auf die Beine stellen, ist ein höchst ungewöhnliches Konstrukt, das sich nicht so

„Hallo, ich liebe Berlin einfach! Ich wurde vom FORUM eingeladen. Das

leicht erklären lässt. Wirklich verstehen können das FORUM wahrscheinlich nur seine Mitglieder. Darum haben wir uns als Vereinsmitglieder selbst befragt, wie wir unsere Arbeit sehen. Weil man die Komplexität des FORUMs jedoch nicht in drei Sätzen beschreiben kann und weil Einstellungen und Mei-

FORUM ist... ... gelb, voller junger Leute und unglaublich arbeitswütig. Wenn ich mag,

nungen zu einem solchen Konstrukt oft tief verorgen liegen und nur schwer artikulierbar sind, haben

darf ich hier wohnen (obwohl es keine

wir eine Fokusgruppe gebildet. In Rahmen dessen haben wir mit Hilfe einer projektiven und assoziativen

Dusche gibt) und mich im Leben der

Gruppenbefragung die Identität des FORUMs zu ergründet.

Stell dir vor, das FORUM  wäre ein Mensch... Eine Selbstanalyse.   stefan sohlau / apia-moderation stefan emrich

Stefan Emrich, der neben GWK auch BWL an der Fern­ Uni Hagen studiert hat, ist über den WERBEKONGRESS 2003 zum FORUM gestoßen. Dabei hat er sich um die Akquise und Betreuung der Referenten, Jurymitgliedern und Schirmherren gekümmert. Er war Mitherausgeber der ­e rsten FORUMsPublikation, dem Couchbuch, und hat sich im FORUM außerdem lange der Mitgliederbetreuung gewidmet. Bei seinem Praktikum bei der Planning Agentur &EQUITY hat er die Gruppen­­ erhebungs­­m ethode der APIA genau kennen gelernt und dieses Wissen nun für eine qualitative Analyse des FORUMs angewendet. Seit Januar 2007 ist er Junior Account Manager bei diffferent, Strategieagentur für Marken und Kommunikation.

Der Versuch einer Selbstanalyse: Sieben FORUMsMitglieder schließen sich einen Abend lang mit Plüschtieren, bunten Stiften, jeder Menge noch jungfräulich weißem Papier, Zeitungsschnipseln und drei Kästen Bier in einen Raum ein. Zunächst durfte sich jeder ein Plüschtier als flauschiges Alter Ego aussuchen. Denn eigentlich haben »Plüschis« für uns geantwortet: So waren wir selbst jeder Kritik unserer Antworten erhaben. Nachdem die Plüschis sich untereinander Urlaubsgrüße aus dem FORUM geschickt haben, fing es an, persönlich zu werden. Wie würde das FORUM als realer Mensch aussehen, was für Kleidung trägt es, welche Gesten sind typisch, wo kauft es ein, was ist seine Lieblingsstellung beim Sex? Weil im FORUM niemand ohne den anderen auskommt, haben wir im Anschluss eine Familienaufstellung vorgenommen. Wer ist im FORUM der Vater, welche Rolle haben die Kinder, wer hat wen lieb? Die Ergebnisse waren erschütternd: Ans Tageslicht kamen Abgründe, Intrigen, Geschwisterliebe; es gab auch Tote! Zu einer ausgewogenen Forschung gehört natürlich auch die Sekundäranalyse. Also haben wir aus Zeitschriftenbildern diejenigen Fotos herausgepickt, die entweder besonders typisch oder unpassend für das FORUM sind. Einen Abend lang hat sich das FORUM von uns durchleuchten und auseinander nehmen lassen. Daher haben wir uns zum Abschluss bei ihm herzlich bedankt und ihm eine Geschenke-Wunschliste fürs nächste Weihnachten geschrieben. Fazit: Wir und die Plüschis waren erschöpft, Papier und Bier waren alle, unsere Finger bunt bemalt. Doch was tut man nicht

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Erwachsenen ausprobieren. Hier wird viel geredet und gelacht.

Da. Heim An der Plüschfabrik 10 39645 Weichgau

Entspannte Grüße.“ Ein Plüschi-Urlaubsgruß

alles für das FORUM! In Errinnerung bleiben weden uns lustige Bilder, absurde Texte und ein höchst unterhaltsamer Abend. Allen, die das FORUM ein bisschen besser kennen lernen wollen, viel Spaß beim Lesen der Ergebnisse: Das FORUM ist für seine Mitglieder eine Art dritter Ort, an dem sie Gleichgesinnte treffen, um Arbeit und Freizeit zu verbinden. Daher nehmen sie zu den Projekttreffen nicht nur ihre Laptops, Telefonlisten und To-Do-Heftchen mit, sondern meist auch noch eine Flasche Prosecco, um auf die eigenen Erfolge anzustoßen. Dass der meist nur von Lidl ist und einsneunundvierzig kostet, spielt keine Rolle: Schließlich ist das FORUM kein spießiger Jungmanagertreffpunkt, bei dem man nach Statussymbolen taxiert wird. Nur iPod und MacBook, die sollten schon dazugehören. Allein schon deshalb, weil sie zum urbanen Friedrichshainer Chic passen, den das FORUM ausstrahlt. Doch an solchen Widersprüchen stört sich niemand im FORUM. Hier versucht man vielmehr, sie zu vereinen: Auf den Partys mixt man Rock und Techno, bis es wie Zwölftonmusik klingt, zappt zwischen arte und RTL und belegt seine Tiefkühlpizza mit frischem Kaviar-Sushi. Das FORUM macht es sich oft einfach, geht dabei aber gerne einen Schritt weiter. Früher sagte man dazu: aus Scheiße Gold machen. Weil das aber nicht so schön klingt, verkauft man diese Fähigkeit im FORUM lieber als die Begabung, auf der Basis von oft widrigen Ausgangsbedingungen eine optimale Lösung zu erzielen. Der Volksmund nennt das auch gerne Kreativität. Doch die entsteht nicht auf Knopf-

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fü r d as FOR UM Lie b es FO RUM , zu Wei h n a ch te n w ü n sch e ich m ir .. . fü r d ich : - ei n M isch p u lt - B es u ch vo m Mo n e y -C o a ch - ei n en a k ti ven A lu m n ik re is m it la u te r re ich en S ä ck en - ei n en fest en Wo h n si tz - d a ss d ie G el b li nge b esse r zu sa m m en h a lten - ei n en A n ti-Auge n r ingCre m e-Sp en d er - d a ss d ie L eu te d ich a ls G esa m tp er so n wa h r n eh m en - d a ss d u n ich t m eh r v o n B ü ro k ra ti e u n d Aufrä u m a k ti o n en ge q u ä lt w ir st

Wer wir sind

Wer wir sind

druck. Man muss ungewohnt denken, neue Lösungen finden, ungewohnte Wege gehen und dabei Widersprüche vereinen. Vielleicht ist diese Konsensfreundlichkeit eine Folge der endlosen Diskussionen, die FORUMsMitglieder oft und leidenschaftlich führen. Sie können auch gar nicht anders, denn das FORUM ist höchst kommunikativ. Das Handy scheint ihm an der rechten Hand schon festgewachsen zu sein, während die andere je nach Projekt die Boombox, das Mikrofon, den Feuilleton oder den Partyflyer hält. Abgelegt wird diese Grundausstattung des alltäglichen Kampfes um Aufmerksamkeit nur zum Kickern. Anderen Sportarten widmet sich das FORUM nur, wenn man sich dabei lustig verkleiden und Biertrinken darf. Das daraus resultierende Attraktivitätsdefizit bedingt sicher in nicht unerheblichem Maße das eher triste Sexualleben des FORUMs. Hinzu kommt, dass es nicht besonders reinlich ist: Es lässt überall Müll herumliegen (dazu noch ungetrennten), duscht nur sporadisch und bräuchte dringendst eine Putzfrau, besser zwei oder drei. Die Projektion der Besonderheiten des FORUMs auf menschliche Eigenschaften ergab ein detailliertes, wenn auch nicht widerspruchsfreies Bild. Doch mit einer bloßen Beschreibung von Äußerlichkeiten wollten wir uns nicht zurfrieden geben.

mit dem Hauptsponsor erscheint der Projektleiter dann doch in Anzug und Krawatte und überreicht freundlich seine Visitenkarte. Zu dieser Professionalität muss sich das FORUM ab und zu zwingen, sonst würde es wegen seiner permanenten Geldsorgen verzweifeln. Denn es lebt nicht nur auf großem Fuß, sondern oft genug auch auf wackligen Beinen. Wir haben das FORUM in unserer Arbeit sehr lieb ­gewonnen. Daher verzeihen wir ihm auch so manche Schwäche. Für die Zukunft ist ihm zu wünschen, dass es seine Kreativität in etwas geordnetere Bahnen bringt. Denn wenn es etwas nach­haltiger arbeiten und seine Erfahrungen nicht ganz soschnell vergessen würde, ließe sich das ein oder andere Problem oft von ganz allein lösen. So hätte es auch einfacher, neue Freunde zu finden und auch künftig den Nachwuchs für seine Projekte zu motiveren. Oftmals mangelt es dem FORUM an Selbstbewusstsein und dem Mut, seine Stärken auch zu kommunizieren: sowohl nach außen als auch für den inneren Zusammenhalt. Doch der größte Wunsch ist ganz profan. Das FORUM sehnt sich so sehr nach der starken Schulter eines Hauptsponsors, der ihm seine Handyrechnung bezahlt, eine Putzfrau engagiert und sich immer um genügend Freibier kümmert.

Daher haben wir auf Basis der Gruppenbefragung versucht, Wesenszüge des FORUMs abzuleiten und herauszufinden, was das FORUM bewegt und wie es zu dem wurde, was es heute ist.

Die Lieblingsbeschäftigung des FORUMs ist das IdeenHaben. Da es mit großen Augen, dem richtigen Riecher und losen Mundwerk durchs Leben schreitet, produziert es Stell dir vor... am laufenden Band neue Einfälle. Einige davon sind totaler Unfug, viele, viele sind gut, und ab und zu ist auch eine richtig großartige (in der Vereinssprache: »geile“) Idee dabei. Und diese setzt es dann um. Währenddessen läuft das FORUM zu seiner Höchstform auf und ist arbeitswütig bis zur Selbstaufgabe, übernimmt Verantwortung und ist äußerst zuverlässig, dabei stets etwas größenwahnsinnig, hektisch, konfliktfreudig und immer in Bewegung. Man erkennt das FORUM in solchen Phasen an seinen tiefen Augenringen, die sich beim nächtelangen Durchackern tief in sein Gesicht graben. Doch für Selbstmitleid ist keine Zeit: Es gibt viel zu tun. Und dabei ist niemand allein. Denn neben den großen Ideen sind der wichtigste Teil des FORUMs seine Mitglieder. Von denen wollen nicht immer alle das gleiche, steuern aber zielsicher und schnellen Schrittes auf ein gemeinsames Ziel zu. Wenn sie denn zum Teamtreffen kommen… Überhaupt pendelt das FORUM stets zwischen Pragmatismus und Idealismus und hat eine Kultur entwickelt, die man als anarchistischen Kapitalismus bezeichnen könnte. Zwar verurteilt man jede Art von Konformismus, Oberflächlichkeit und Hierarchiedenken, aber zum Treffen

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Die Gruppenbefragung hat gezeigt, dass das FORUM ein sehr komplexer Verein mit einer vielschichtigen Identität ist. Viele Aspekte erscheinen auf den ersten Blick widersprüchlich, sind bei näherer Betrachtung jedoch die keative Grundlage für die Entwicklung und den Fortbestand des Vereins im All­gemei­nen ... das FORUM wäre ein Mensch und der Projekte im Besonderen. Das ­FORUM versucht, diese Widersprüche, die sich aus seinem idealstischen Pragmatismus e­ rgeben, zu vereinen. Denn den wichtigsten Antrieb des FORUMs bilden die Mitglieder und ihre Ideen, so unter­schied­ lich diese auch sein mögen. Dieser permanente ­Wandel des Vereins, der zuweilen selbst­destruktiv anmuten mag, ist vielleicht die Ursache, warum das FORUM auch nach 15 Jahren einer der kreativsten Studentenvereine ist. Das FORUM ist nicht einer – das FORUM sind viele. Also haben wir auch analysiert, wie die Mitglieder denn das Zusammenspiel der einzelnen Projekte, den Aufbau des FORUMs und seine für Außenstehende nicht einfach zu durchschauende Organisationsstrukturwahrnehmen.

Die Widersprüche in der Identität des FORUMs zeigen also deutliche Anzeichen eines pubertierenden 15jährigen. Mit diesen Konflikten haben seine Eltern, also der Vorstand, erheblich zu kämpfen. Sie werden von den heranwachsenden Kindern, den Projekten, nicht immer so ernst genommen, wie sie es gern hätten. Oft kämpfen sie gegen Windmühlen,

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Wer wir sind

Wer wir sind Das Vereinsleben liegt den Deutschen in den Genen. Doch was motiviert Menschen fernab der Geselligkeit dazu, sich ehrenamtlich zu engagieren? Fritz Haunert stellt die Frage nach den Organisationsprinzipien des FORUMs und erklärt, wie

„Creativity based on Information”

Die Wohnung des FORUMs

predigen Ordnung und Fleiß, ohne dass ihnen Gehör geschenkt wird. Dennoch sind es gute Eltern. Sie achten stets drauf, dass keines ihrer Kinder zu kurz kommt, fördernd sie im Hintergrund und übernehmen all die kleinen Aufgaben, auf die die Kinder beim Erwachsenwerden keine Lust haben: Aufräumen, Steuererklärung machen, Wohnung suchen, neues Bier kaufen. Sie sind immer da, haben stets ein offenes Ohr und schlichten Streitigkeiten zwischen den Geschwistern. Denn Konflikte gibt es genug. Manche Geschwister sind schon flügge geworden und fast selbstständig, andere noch sehr jung und in der Obhut der Eltern. Da bleibt es nicht aus, dass jedes um Anerkennung ringt und meint, die ganze Aufmerksamkeit für sich beanspruchen zu müssen. Ein Kind will jeden Mittwoch nur feiern gehen, ein anderes liegt den Eltern ständig auf der Tasche und so mancher Sprössling möchte aus seinem Koma wiedererweckt werden. Aber zum Glück ist man ja nicht Mutter und Vater auf Lebenszeit, sondern übernimmt diese verantwortungsvolle Aufgabe nur für zwei Jahre.

der Verein als Non-Profit-Organisation funktioniert.

Die Gruppenerhebungsmethode APIA (Analyse Projektiver Inter-Aktionen) wird im Fach »Allgemeine Kommunikationswissenschaften« im GWK-Studium gelehrt und im Rahmen des Diplom-Projekts, einem Kommunikationskonzept für einen realen oder fiktiven Auftraggeber, sehr oft zur Anwendung gebracht. Entwickelt wurde die Forschungsmethode von Dr. Cordula Krüger, studierte Psychologin sowie Geschäftsführerin und Gründerin von &EQUITY, Deutschlands erster Planning Agentur. Planning bezeichnet die kreative Entwicklung von Kommunikationsstrategien für Marken und Unternehmen auf empirischer Basis mit Fokus auf den Verbraucher. Dieses Feld der Strategischen Planung ist ein weiterer wesentlicher Bestandteil des GWKStudiums. Dr. Cordula Krüger hat im Rahmen einer fünfjährigen Gastprofessur dieses Fach bei GWK gelehrt.

Die, die da sind, sind genau die Richtigen.   dr. friedrich hHaunert

Das Berliner KommunikationsFORUM ist ein lebendiges Netzwerk junger Menschen, die in zahlreichen ambitionierten und etablierten Projekten alljährlich aufs Neue beweisen, was mit ehrenamtlichem Engagement möglich ist. Ich hatte das Privileg, ein wenig hinter die Kulissen des WERBEKONGRESS und des BruttoSozialPreis’ zu blicken. Unter anderem lernen Studierende dort, wie sie sich auf das konzentrieren können, was ihnen liegt, was sie interessiert und was ihnen Freude macht. Das sind drei entscheidende Voraussetzungen dafür, dass sie in Ihrem Gebiet später besondere Leistungen bringen werden. Diejenigen, die sich in einem der Projekte des FORUMs engagieren, tun dieses aus sehr unterschiedlichen Motiven. Manche sind vielleicht »ego-Taktiker“, wie das mitunter neudeutsch in der Freiwilligenforschung bezeichnet wird. Andere haben vor allem Spaß an den Inhalten. Wer sich außerdem (zusätzlich) in dem Träger, dem FORUM, engagiert, muss aber zudem ein gehöriges Maß an Leidensfähigkeit mitbringen sowie eine andere Gewinnerwartung hegen. Hier finge die Motivforschung an, interessant zu werden, um noch mehr Kommilitoninnen und Kommilitonen für das Vereinsleben zu gewinnen.

Der qualitative tiefenpsychologische Forschungsansatz APIA liefert authentische und tief greifende Erkenntnisse zu Marken und Märkten, indem mittels projektiver, expressiver und kreativer Techniken unterschwellige Fantasien und unbewusste Empfindungen aufgedeckt werden. Bereits seit den achtziger Jahren wird die Methode der APIA angewendet und beständig weiterentwickelt. Viele Werbeund Strategieagenturen arbeiten heute mithilfe der »APIA-Bibel« an der Erforschung von Konsumenten und ihrer Marken.

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Wer wir sind

Wer wir sind

All das könnten Belege dafür sein, weshalb das FORUM so lebendig ist: genau wegen der individuell manchmal als Schwächen empfundenen Merkmale, die tatsächlich Stärken der Organisation sind.

Jenseits der individuellen Befindlichkeiten wird in Vereinen häufig diskutiert, wie Kontinuität erreicht und Professionalität aufgebaut werden können. Der Versuch einer Selbstanalyse von sieben FORUMsMitgliedern ergab zwei zentrale Probleme, die für NPOs typisch sind: Woher kommt das Geld („am liebsten hätten wir einen Hauptsponsor…“) und wie werden mehr aktive Mitglieder gewonnen. Probleme, die wahrscheinlich bleiben werden – zum Glück. Denn das FORUM funktioniert ja so! Im Ursprung vieler Großgruppenverfahren, dem Open Space, gibt es vier Prinzipien und ein Gesetz. Mich erinnert das FORUM und seine Selbstbeschreibung an diese Prinzipien: :: Die, die da sind, sind genau die Richtigen. :: Was auch immer geschieht, es ist das Einzige, das geschehen kann. :: Es fängt an, wenn die Zeit reif ist. :: Vorbei ist vorbei – nicht vorbei ist nicht vorbei.

Ein paar Tipps zu geben, wo genau hinzuschauen es sich lohnen könnte, um die Prozesse zu optimieren, sei mir aber erlaubt. Die bewusste Einübung und Förderung einer wertschätzenden Haltung im Alltag ist in vielen Organisationen ebenso nützlich wie die Einführung klarer Rahmenbedingungen und Spielregeln, die für alle sicht- und nachvollziehbar sind. Einhergehen könnte damit vielleicht hier und da eine noch klarere Rollenverteilung und Regieführung.

Dr. Friedrich Haunert beim Open Space des WERBEKONGRESS 2006

Verbunden mit dem »Gesetz der zwei Füße“, das die Selbstverantwortlichkeit des Einzelnen betont, können beim Open Space Selbstorganisation, gegenseitiges Verständnis und Vertrauen in Gruppen ­befördert werden. Viele weitere Charakteristika, durch die moderne Großgruppenintervention gekennzeichnet ist, finden sich im FORUM wieder, z.B. :: Hohe Energie und Motivation durch die Entstehung eines »gemeinsamen Feldes« bietet alle Möglichkeiten zur Mitgestaltung. Hohe Spannung wird durch jederzeit mögliche und eintretende Überraschungen gehalten. :: Kollektives Wissen und kollektive Intelligenz werden spür- und nutzbar, aber auch kollektives Unvermögen wird sichtbar. :: Bereitschaft, das Risiko des Scheiterns zu tragen, ist allemal vorhanden. :: Der Einzelne erhält die Chance, als Individuum wahrgenommen zu werden, zugleich findet eine Förderung des Verantwortungsbewusstseins für die gemeinsame Idee bzw. den Zweck statt. :: Positive Spannungsfelder zwischen Kreativität und Struktur sind ein Erfolgsgeheimnis. :: Kommunikations- und Vernetzungsforen für alle an einem Thema Interessierten gibt es mehr als in anderen Zusammenhängen.

Am deutlichsten werden diese Konfliktfelder bei einem Besuch in den Vereinsräumen in den Josettihöfen sichtbar: Sie sind für neue Besucher beim ersten Mal schwer zu finden, sie sind zugig im Winter, sehr »studentisch« gestylt und nicht von übertriebenem Ordnungssinn oder gar Sauberkeitsfimmel geprägt. Aber das Gewusel an diesem Ort in den Tagen vor einem der großen Events zieht alle Besucher in den Bann. Man möchte einfach gern Teil des Ganzen sein, nicht nur Zaungast.

Dr. Friedrich Haunert, Managementberater für NPOs mit den Schwerpunkten Fundraising und Organisationsentwicklung. Er ist Experte für neue Formen des Bürgerengagements und Corporate Social Responsibilty und verfügt über langjährige Erfahrungen in der Be-

Das überaus positive Feedback, das Gäste regelmäßig nach dem WERBEKONGRESS oder dem BruttoSozialPreis geben, macht zu Recht die Akteure stolz auf ihre Leistung. Ich würde dem FORUM aber wünschen, dass in der Wahrnehmung Dritter der Verein selbst als Träger der Projekte noch stärker in das Bewusstsein der Öffentlichkeit gerückt würde.

ratung kleiner Systeme sowie der Begleitung von Veränderungsprozessen in Großgruppen. Friedrich Haunert ist über den BruttoSozialPreis 2004 zum FORUM gestoßen und unterstützt den Verein seither als Mitglied im Prominenten Beirat. So hat er zum Beispiel das FORUM beim WERBEKONGRESS 2005 und 2006 unterstützt, die klassischen Referentenvorträge zum Kongressauftakt in eine dynamische Großgruppenkonferenz nach dem Open Space Prinzip umzustrukturieren.

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Wer wir sind

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die gemein­same Ausarbeitung inkl. Zigaretten-Asche und Kaffee-Flecken auf den folgenden Seiten zeigen.

Zwei Fragen schwirren mir an diesem Nachmittag im Café Buchladen in Berlins schicker Mitte durch den Kopf. 1. Was für ein Typ Mensch studiert fünf Jahre GWK, anschließend

Und auch wohin das FORUM engagierte Studenten führt, habe ich mit eigenen Augen gesehen: Nicht nur zu McKinsey als Verantwortlicher für Führungskräfteentwicklung und Kulturwandel in Unternehmen. Unvergesslich bleibt mir aus dem Gespräch mit Nils Cornelissen vor allen Dingen eines: Er läuft gern auf dem Seil. So richtig artistisch.

vier Jahre Psychologie und Soziologie in Edinburgh, ist um die zwei Jahre FORUMsVorstand gewesen und letztendlich bei McKinsey gestrandet? 2. Was sagt so ein Projektleiter von McKinsey & Company Deutschland eigentlich zu den Stärken und Schwächen des FORUMs?

Gut beraten: Treffen der Generationen. Oder: Wohin das FORUM führen kann   text: gerrit donat / charts: nils cornelissen

Es fühlt sich fast ein bisschen an wie zehn Minuten vor der Bescherung. Mir ist feierlich zu Mute. Wäre ich im Besitz eines Anzugs, wenigstens eines Jacketts und eines Schlips – ich würde mich darin gerade sauwohl fühlen. Ich bin auf alles vorbereitet: Auf einen smarten Geschäftsmann in Nadelstreifen, mit dicker Aktentasche (teuer) und schmalem Zeitbudget. Auf einen linksgescheitelten Erfolgsmenschen, der mehr Fremdworte verwendet, als ich in meinem ganzen Leben lernen möchte. Letzte einwandfreie hochdeutsche und hochgeschwollene Gesprächseinstiege schießen mir durch den Kopf. Da spricht mich ein junger Wilder an. Bestimmt kein McK. Aber er kennt meinen Namen. Und er freut sich, mich zu sehen. Sagt er. Nachdem ich meine

Erwartungshaltung korrigiert und entspannt in die gemütlichen Polster der Sitzecke zurückgesunken bin, entspinnt sich das gemeinsame Gespräch. Wir haben ein ehrgeiziges Ziel: Wir suchen neue strategische Wege für das FORUM. Bei Kaffee und Kuchen. Und Salat. Und einem Brokkoli-Cremesüppchen. Und anderen Leckereien. So lässt sich‘s leben und arbeiten. Im Dialog mit Nils Cornelissen verstehe ich endlich wieder, was ich am Berliner KommunikationsFORUM so großartig finde, aber auch, wo der eine oder andere Teufel im Detail steckt. Einige faszinierende Geheimnisse über die Arbeits­weise eines McKs muss ich leider für mich behalten. Was aber am Ende dabei herauskommen, wohin es mit dem FORUM gehen kann, das soll

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Nils Cornelissen denkt über das FORUM nach

Beruflich will er zwar nach ganz oben, aber eben nicht in die Führungsetage. Sein großer Traum ist es, Menschen das Seillaufen beizubringen, ihnen einen ausgeglichenen und glücklichen Lebensweg zu zeigen – und damit sein Geld zu verdienen. Irgendwie klingt das gut, irgendwie klingt das FORUM: Keine Angst vor neuen Ideen zu haben, wenn man sie für verdammt gut hält. Vielen Dank für das Gespräch.

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Es gibt Dinge, die das FORUM in den fünfzehn Jahren seines Bestehens fabriziert hat, über die spricht man gerne. Damit auch in Zukunft weiterhin darüber gesprochen wird und man sich ihrer erinnert, bemüht sich diese Chronik darum, gewisse Dinge festzuhalten. So auch unser Andenken an den FORUMsPitch.

Der Minus-Pitch. Das FORUM und seine kreativen Methoden der Spendenakquise   stefanie littek

dem Nachwuchs. Sonst müsst ihr wieder selbst arbeiten« mindestens genauso dreist daherkommt wie die Pitch-Aktion des FORUMs selbst. Dank einer Kooperation mit unserem langjährigen Medienpartner brand eins konnte die ausgewählte Anzeige im Sommer 2003 geschaltet werden. Ebenso haben wir unsere potentiellen Mäzene über die Fachmedien kress report und Horizont.net angesprochen und über City-Light-Plakate, die von unserem treuen Partner und Sponsoren Fachverband Außenwerbung e.V. vermittelt wurden, in ganz Berlin auf das FORUM aufmerksam gemacht. Im darauf folgenden Jahr war die Scholz & Friends Anzeige für das FORUM sogar auf der ADC-Ausstellung im Flughafen Tempelhof zu bestaunen. Die Kampagne von Lowe Lintas & Partners mit dem Claim »Wer den Nachwuchs nicht fördert, fördert schlechte Werbung« wurde in Absprache mit dem Pitchpartner und leicht abgewandelt zur Agenturenakquise für den WERBEKONGRESS 2004 eingesetzt. Und alle, die sich auch heute noch von den beiden Kampagnenideen angesprochen fühlen, können sich gerne beim aktuellen FORUMsVorstand melden und diesen Gefühlen Abhilfe verschaffen. Denn wie gesagt, zusätzliche Finanzspritzen kommen dem Verein immer wieder sehr gelegen.

Als ehrenamtlicher Verein ist das FORUM auf die Beiträge seiner studentischen, ordentlichen und Fördermitglieder angewiesen. Oft ist dies nicht mehr als ein Nullsummenspiel. Zusätzliche Finanzspritzen sind dem Verein dabei immer wieder sehr gelegen gekommen. Der Vorstand der Jahre 2002 und 2003 hat es gewagt, die mehr oder weniger althergebrachten Spendenakquiseschreiben einmal etwas anders zu gestalten und hat die für das FORUM legendär gewordene Pitch-Aktion ausgeschrieben. Bei der Pitch-Aktion hat das FORUM eine Anzeige zur Spendenakquise für den Verein ausgeschrieben. Die einreichenden Agenturen wurden dafür nicht wie üblich mit einer Aufwandsentschädigung entlohnt, sondern mit einem Pitch-Honorar von minus 500 Euro. So konnte das FORUM seine Kassen kurzfristig ein wenig auffüllen, aber auch langfristig gesehen seine Mittelakquise antreiben. Drei Agenturen haben dem FORUM Anzeigen gestiftet: Lowe Lintas & Partners aus Hamburg, Scholz & Friends Berlin sowie Muelhaus Moers Entertainment aus Köln. Eine Jury des FORUMs entschied sich für den von Scholz & Friends Berlin eingereichten Entwurf. Begründung hierfür war, dass die Kampagnen-Idee mit dem Claim »Teilt euer Geld mit Das Ergebnis von Lowe Lintas & Partners: »Wer den Nachwuchs nicht fördert, fördert Die Anzeigen von Scholz & Friends Berlin

schlechte Werbung.«

Was wir machen Das FORUM bietet seinen Mitgliedern Raum, eigene Ideen zu verwirklichen. Im Mittelpunkt steht dabei immer der Austausch zwischen hoher Theorie und handelsüblicher Praxis. In seinen Anfangsjahren organisierte das FORUM hauptsächlich Workshops und Seminare mit Experten aus allen Bereichen der Medien- und Kommunikationsbranche. Im Laufe der Zeit wurden die einzelnen Aktivitäten in eigenständigen Projekten unter dem Dach des FORUMs gebündelt. So entstanden der WERBEKONGRESS, der BruttoSozialPreis, das FORUMsMagazin gelb, die Interviewabende von Mitte der Woche, das Musikportal soklingtberlin.de, die Musikmesse ZUKUNFTSMUSIK, das offizielle Fußballturnier der Universität der Künste, das Tischfußballturnier Handspiel und das Kurzfilmprojekt kurz und gelb. Reichhaltig und ausgewogen.

Was wir machen

Was wir machen

2007 2006 2005 2004 2003 2002 2001 2000 1999 1998 1997 1996

Back to the Future. Ein Dramolett   stefan sohlau

Beim Referententag vor dem UdK-Konzertsaal

Eine von vielen Open Space Runden

Der WERBEKONGRESS ist das älteste und größte FORUMs­ Projekt. Seit elf Jahren ist er im FORUM beheimatet und hat nicht nur den Verein, sondern auch die nationale Werbelandschaft geprägt. Schließlich ist der werbekongress die heute größte Nachwuchsveranstaltung der Werbebranche in Deutschland. Ursprünglich von der Studentenorganisation AIESEC gegründet, übernahm das FORUM den WERBEKONGRESS im Jahr 1996. Heute kommen pro Jahr rund 300 Studenten nach Berlin, um auf 20 Top-Agenturen zu treffen. An den drei Kongresstagen finden Diskussionen, Workshops, eine Messe und die Präsentationen der erarbeiteten Kampagnen statt. Die teilnehmenden Studenten erleben beim WERBEKONGRESS den Agenturalltag und können ihr Wissen und ihre Fähigkeiten unter Praxisbedingungen beweisen. Wenn die Zusammenarbeit beiden Seiten gefallen hat, wird sie nicht selten in Form von Praktika in der Agentur weitergeführt.

Dramatis Personae urbain warriors. Kampf um Aufmerksamkeit. jetzt erst echt. Authentizität in der Werbung freistoß für kreativstürmer. Offensive Kommunikation im Zeichen der WM 06 gefühle im ausverkauf. Die Glaubwürdigkeit der kommerziellen Emotion heul doch. Die Depression der Werbung Marke Mensch volksvertreter sucht luftgitarre. Wahlwerbung rockt werbeverbote. Du sollst nicht werben. krisengerührt, nicht geschüttelt. Kreative Wege aus der Krise mein shampoo schmeckt besser als deins. Vergleichende Werbung kann eine waschmaschine pazifistisch sein? Soziale Qualität der Werbung Integrierte Kommunikation oder digitale Kommunikation

Ort Berlin, wo sonst. Zeit Juni 2007

Prolog

Ein konspirativer Keller irgendwo in Ost-Berlin. Das forum hat die alte Zeitmaschine vom Dachboden geholt, fix den Fluxkompensator getauscht und es geschafft, die letzten elf Jahre WERBEKONGRESS erstmals an einem Tisch zu versammeln. Akt 1: Das Wiedersehen

Im Keller. Eine lange Tafel, zwölf Stühle. Fahles Licht. Etwas schüchtern betreten zwölf WERBEKONGRESS-Themen den Kellerraum. Als der wk 2003 die Szene betritt, bricht er spontan in Freudentränen aus.

beim WERBEKONGRESS 2006

wk 06: Die sehen ja verdammt authentisch aus. Wie machst du das? Wirklich Wahnsinn. wk 02: Das ist nur allzu menschlich. Lass es raus. Ein Handy klingelt. Stille. Es ist der Hauptsponsor. Der aktuelle Kongress wird stattfinden! Alle atmen erleichtert auf.

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Akt 2: Krisen

wk 96 zu wk 07: Mensch Junge, du bist ja ganz schön groß geworden.

wk 00 zu wk 05: Pass doch auf. Sonst kriegst du gleich Werbeverbot.

wk 07 zu wk 06: Ich sag nur: Grow or go.

Ein Transparent mit der Aufschrift »Du sollst nicht werben« erscheint über der Tafel.

wk 99: Naja, so leicht war es dann doch nicht. Ich hab mich ja schon 1999 mit der Krise beschäftigt…

wk 07 zu wk 00: Wehr dich, los. Du musst kämpfen.

wk 03: … und du warst deiner Zeit da bei weit voraus. Vier Jahre später haben wir immer noch über unsere Depressionen gejammert. wk 98: Das kann man doch überhaupt nicht vergleichen. Akt 3: Konfliktlöser

Eine Flasche Prosecco wird geöffnet. Der WK 05 kickt einen Ball durch den Raum. Der WK 00 wird am Kopf getroffen.

Eine kurze Geschichte der gelb   branko woischwill

Hierin steckt viel Potential – war sicherlich nicht nur mein Eindruck von den bisherigen journalistischen Aktivitäten des Berliner KommunikationsFORUMs. Zwei Zeitungsprojekte sind bis 1999 entstanden: Während die knallorangefarbene Vereinszeitung »DAS FORUM« seit dem Wintersemester 1994/95 künftige FORUMsVeranstaltungen ankündigte und über bisherige Aktivitäten berichtete, sah sich das in blau-gelb gestaltete Folgeprojekt »die ZEITUNG« als Weiterentwicklung und informierte auch über studienrelevante Themen wie Auslandsaufenthalte und Praktikumserfahrungen.

wk 98: Jetzt fangt doch nicht gleich wie der zu streiten an. Der WK 96 kommt zu den drei und redet mit ihnen gemeinsam. Epilog

Die WERBEKONGRESS-Themen begeben sich wieder in den Fluxkompensator. Zurück bleibt ein Hauch ungestützte Erinnerung an die schöne Zeit.

1999 sollte es einen weiteren Relaunch geben: »FORUMsZeitung« statt »Vereinszeitung«, über vielfältige Themen »schreiben« statt nur über den Verein »berichten« war das Konzept, das man vom Workshop-Wochenende in Sauen mitbrachte. Durch den Background des FORUMs gab es ohne Zweifel genug Themen, die man interessant aufbereiten konnte. Ob nun Infos über die hauseigene Agentur Töchter + Söhne,

Der FORUMsMessestand auf dem WERBEKONGRESS 2002

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Interviews mit prominenten Mitgliedern des FORUMsBeirats oder neue Entwicklungen aus der Welt der Gesellschaftsund Wirtschaftskommunikation. Und Studenten, die gerne und talentiert schreiben, sollten im GWK-Umfeld auch zu finden sein. Man konnte der Uni sogar einen Raum im HdK-Hochhaus in der Marchstraße abgewinnen. Die Rechnung ging auf: Bei der ersten Redaktionssitzung war der Raum voll und die Brainstroming-Themenliste wurde sehr lang. Neben inhaltlichen, redaktionellen Debatten galt es natürlich auch, die gesamte Heft-Organisation zu strukturieren. Schnell waren die Bereiche Projektleitung, Anzeigenakquise und Layout unter den Redaktionsmitgliedern aufgeteilt. Auf einen Chefredakteur haben wir bewusst verzichtet.

Branko Woischwill war Gründungsmitglied der gelb und hat drei Jahre lang die FORUMszeitung in der Redaktion, Anzeigenakquise sowie zuletzt als Projektleiter aktiv mitgestaltet. Er hat GWK studiert und ist momentan als Dozent bei GWK sowie an der design akademie berlin im Bereich Kommuni-

Zum Relaunch der Zeitung wollten wir einen neuen Namen für das Blatt finden. Sicherlich waren die meisten Vorschläge kreativer als der alte Name »die ZEITUNG“, jedoch schossen manche Ideen übers Ziel hinaus. Fragwürdig

kationswissenschaft tätig. Branko hat zuletzt an dem Buchprojekt »Menschen. Medien. Macher.« mitgearbeitet, das im März 2007 erschienen ist.

Was wir machen

war zum Beispiel »KFOR“, das als Abkürzung für KommunikationsFORUM herhalten sollte, jedoch für die von der NATO geführte »Kosovo Force« stand. Schnell einigte man sich gemeinsam auf den von der Vereinsfarbe des FORUMs inspirierten Titel »gelb«. Außerdem sollte die erste Ausgabe als Nummer 7 erscheinen, um die bisher publizierten Vereinshefte zu würdigen. Nicht ganz so zügig verliefen die Diskussionen über das Format der neuen Zeitung. Ich selbst konnte den kreativen Vorschlägen nach dem Motto quadratisch, praktisch, gut zunächst nicht viel abgewinnen. Meine Meinung änderte sich jedoch spätestens beim Erscheinen der ersten Ausgabe: Das Design der gelb war irgendwie anders als das anderer Zeitungen. So anders, dass es gar nicht so leicht war, eine Druckerei zu finden, die den ungewöhnlichen Knick in der Heftmitte realisieren konnte. Während die Erinnerungen an die ersten Arbeitstreffen und die Besprechungen der einzelnen Artikelthemen mit der Zeit verblassten, kann ich mich an das Interview mit dem Journalisten und Beiratsmitglied Peter Scholl-Latour noch sehr gut erinnern. Wie mit seiner Sekretärin vereinbart, traf sich das gelb-Interview-Team in einer Seitenstraße des

Kurfürstendamms und klingelte am Namensschild mit dem Kürzel PSL. Es öffnete ein etwas zurückhaltender, älterer Herr, der zunächst vorgab, nur sehr wenig Zeit zu haben. Obwohl wir mit unseren regennassen Schuhen seinen schneeweißen Teppich besudelt hatten, wurde er im Laufe des Interviews zunehmend gesprächiger und plauderte mit uns im wahrsten Sinne des Wortes über Gott und die Welt. Nach über einer Stunde sowie einer kleinen Führung durch sein mit kostbaren Reisesouvenirs dekoriertes Wohnzimmer verließen wir um eine sehr wertvolle Lebenserfahrung reicher seine Wohnung. Nach dem Druck und der Distribution drehte sich dann alles um die Frage: Was hält die Zielgruppe von der vollkommen neu gestalteten siebten Ausgabe? Diese Frage haben wir uns ständig gestellt und versucht, die gelb mit jeder Ausgabe noch etwas besser zu machen. So wurde zum Beispiel mit der Nummer 12 ein festes Coverthema eingeführt und zwei Jahre nach meiner aktiven gelb-Zeit mit der Nummer 18 die Redaktion umstrukturiert sowie der Heftknick abgeschafft. Es haben sich jedoch auch feste Bestandteile der Zeitung etabliert, wie beispielsweise die sehr beliebte Rubrik der Praktikumsberichte.

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Was ich rückblickend stets in Erinnerung behalten werde, und sicherlich geht es nicht nur mir so: Die Arbeit an der gelb war mehr als eine interessante Möglichkeit, praktische Redaktionserfahrungen zu sammeln. Sie war auch eine Plattform zur Knüpfung neuer Kontakte, neuer Freundschaften und eine insgesamt sehr schöne Zeit. Die bisherigen elf Coverthemen der gelb gelb #12: Gott gelb #13: Spiel gelb #14: Grenze gelb #15: Deutschland, der letzte Schrei gelb #16: Lügen lernen gelb #17: EGO gelb #18: reif gelb #19: Gefühle gelb #20: Heimat gelb #21: Suche gelb #22: Schauspiel

Was wir machen

Was wir machen

Sebastian Kemmler war Projektleiter des WERBEKONGRESS’ 2003 und Mitinitiator der ersten FORUMs­ Publikation, dem Couchbuch. Vor seiner

Couchbuch. Die erste FORUMsPublikation und der Weg dahin...

WERBEKONGRESSZeit hat er das FORUM als Redaktionsmitglied der gelb unterstützt, danach engagierte er sich im Vorstand des Vereines. Nach einem

  sebastian kemmler

Auslandssemester

Wie alles im FORUM begann auch das Couchbuch als eine fixe Idee und entpuppte sich als jede Menge Arbeit. Die Idee war einfach. Wir bringen einen Sammelband zum WERBEKONGRESS 2003 raus, der sich mit dem Thema »Die Depression der Werbung« befasste, welcher die Vorträge, die dort gehalten wurden, festhält. Angedickt wurde das Projekt mit Expertenbeiträgen, die wir im Vorfeld des Kongresses auf einem Diskussionsforum auf der Projektwebsite, der »Couch“, zusammengetragen hatten. Daraus ergab sich eine bunte Mischung an Texten, die sich mit der aktuellen Depression der Werbung im angehenden 21. Jahrhundert beschäftigten. Denn die Konjunkturlage war mies, Werbekritik en vogue und der Nachwuchs demoralisiert. Es ging darum, Rezepte zu entwickeln, wie wir der Depression entkommen und mit neuem Schwung in

an der University of

Richtung einer neuen schönen Werbewelt voranschreiten können.

Cambrigde hat er 2005 sein Studium an der UdK abgeschlossen und

Soweit zur Theorie. In der Praxis haben Carolin Gerlitz, Stefan Emrich und ich mehrere Tage damit verbracht, die Vorträge zu transkribieren. Jörn Ballentin hat nächtelang mit dem Layout des Buches gekämpft. Corina Weber hat 25 Coverlayouts angefertigt. Und wir alle haben uns mit der Druckerei, dem Verlag und Anzeigenkunden abgemüht, bis wir am Ende das Buch finanziert hatten, bevor noch das Erste verkauft war. Das Endprodukt konnte sich sehen lassen, natürlich nicht ohne typische Anfängerfehler wie die Idee, beide Umschlagsinnenseiten mit Werbung zu belegen, die Coverpappe lümmelig dünn anzulegen und Druckfehler an pikanten Stellen.

arbeitet seit dem in der Strategischen Planung bei Jung von Matt. Die Depression der Werbung hat ihn dort noch nicht infiziert.

könnten. Die Bibliotheken aller Unis und Fachhochschulen Deutschlands bekamen kostenfrei zwei Exemplare zugesandt. So können wir uns bis heute Nächte damit um die Ohren schlagen, bei den Opacs dieser Welt nachzuschauen, ob unser Buch ausgeliehen ist oder nicht. Und wir finden uns in Hausarbeiten zitiert, denn welches andere Buch

Umso besser war dagegen unsere Idee, wie wir das Werk am besten der breiten Öffentlichkeit zugänglich machen

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zum Thema Werbung hat die Fachhochschule Stralsund als unseren wunderbaren Sammelband. Das FORUM ist nun auch noch Herausgeber von Fachbüchern und mit dem Sozialmarketingbuch wurde dieser schöne Anfang auf bestmögliche Weise fortgeführt. So kann es weitergehen.

Was wir machen

Was wir machen Christian Noll, seit 2001 Student der Gesellschafts- und Wirtschafts­k ommunikation, war 2004 und 2005 im Vorstand des Berliner Kommu­n ika­t ions­FORUMs. Er ist Gründer

richtigen Zeitpunkt, mit den richtigen Leuten das Richtige zu tun.

Relevanz des Themas scheint damit bestätigt zu sein.

Wir wünschen uns, dass dieses Prinzip auch dauerhaft funktioniert. Die Notwendigkeit ist auf jeden Fall da. Zum einen wächst im Dritten Sektor neben Staat und Wirtschaft die Nachfrage nach Marketingleistungen. Der Kampf um Aufmerksamkeit wird mit immer härteren Bandagen gekämpft, Mittel müssen unter sich verschärfenden Rahmenbedingungen akquiriert, Konkurrenz und GegenspielerInnen in Schach gehalten werden. Zum anderen gewinnt die ewige Sinnfrage künftiger Werber durch nachwuchsfeindliche Entwicklungen in der klassischen Kommunikationsbranche an Brisanz. Die Aussicht auf harte Agenturarbeit zu geringen Löhnen und die Generation P. machen die Arbeit in NPOs zu einer reizvollen Alternative. Hier stand zwar nie ein Dienstporsche in Aussicht, aber wenigstens gibt es eine Mission. Der BruttoSozialPreis spricht dazu ein neues Ehrenamtsverständnis an: er verbindet den Wunsch Gutes zu tun mit der Möglichkeit persönliche Fähigkeiten einzubringen und weiterzuentwickeln.

Noch ein Beitrag zum Schluss: Wir möchten den wichtigen Einsatz aller Nicht-GWKlerInnen in den Organisationsteams würdigen, insbesondere den unserer Geschwister im Geiste von FHTW und TU. Sie bereichern das Projekt um wichtige und schöne Eigenschaften. Danke auch an alle Teams, ProjektleiterInnen, TeilnehmerInnen und UnterstützerInnen sowie beim Berliner KommunikationsFORUM, seinen Ahnen und Erben für eine einzigartige Spielwiese. Möge euch das Gelb (sic!) nie ausgehen! Der Rest kommt von alleine.

des FORUMsProjektes BruttoSozialPreis und Mitherausgeber der zweiten FORUMs­P ubli­ kation »Sozialmarketing als Stakeholder-Manage­m ent« (2006). Außerdem war Christian viele Jahre Beiratsmitglied des FORUMs. Heute ist er neben Studium und Diplomarbeit als freier Campaigner und Kommunikationsberater im Non-Profit-Bereich tätig. Er engagiert sich darüber hinaus ehrenamtlich im Jugendbündnis Zukunftsenergie und in diversen Hochschulgremien der Universität der Künste Berlin.

Sozial, na und? Der BruttoSozialPreis wird vier.   christian noll

Auch wenn es Judith von Wir sind Helden nicht wahrhaben will – im Studiengang GWK hat es schon immer Leute gegeben, die auch anders können als unglaublich zynisch und oberflächlich. Irgendwann fiel uns auf, dass der BruttoSozialPreis nicht einmal das erste Projekt des FORUMs war, das sich mit der Synthese von Marketing und Sozialem beschäftigte. Die fast vergessene Social Marketing Börse und der WERBEKONGRESS ‚97 zum Thema »Soziale Qualität in der Werbung« sind nur die bekanntesten Beispiele. Die Börse gibt es nicht mehr und der WERBEKONGRESS´97 ist schon lange vorbei. Mit dem BruttoSozialPreis scheint es uns nun aber gelungen zu sein, Altruismus dauerhaft sexy zu machen. Das Prinzip ist denkbar einfach: 50 Studierende entwickeln ehrenamtlich für zehn Nonprofit-Organisationen in sieben Wochen Kommunikationskonzepte. Begleitet werden sie dabei von MentorInnen und Workshops, die Wissen und Methoden für einen spannenden, sich entwickelnden Arbeitsmarkt anbieten. Und mittlere und kleinere Organi-

sationen bekommen Kommunikation, die sie sich anders nicht leisten könnten. Bereits im ersten Jahr war das Projekt ein Senkrechtstarter. Bekanntlich kann der Glaube an eine Sache Berge versetzen und so wurde aus einer puristischen Projektskizze das, was der BSP heute ist: ein Nachwuchswettbewerb im Bereich Sozialmarketing, der sich durch seine Einzigartigkeit und seine Innovationskraft auszeichnet. Gefeatured von unserer grob gerasterten Leitfigur Frau Kleine und getrieben von unserer Mission »Rocken Sozial!« entstand ein mitreißender Sog, der weitaus mehr Leute in seinen Bann zog, als wir selbst erwartet hätten. Trotz einer ordentlichen Portion Schabernack, unserem ungebrochenem Herrschaftsanspruch („Wir sind Sozialmarketing-Papst!“) und unseren zugegebenermaßen manchmal über das Ziel hinausschießenden Visionen begegneten uns unsere StakeholderInnen mit viel Sympathie und Wohlwollen. Wir hatten den Eindruck, auf die richtige Art und Weise, zum

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*Ruckh, Noll, Bornholdt: »Sozialmarketing als Stakeholder-Management. Grundlagen und Perspektiven für ein beziehungsorientiertes Management von NonprofitOrganisationen“, Haupt, Bern 2006

„Von klein auf Großes tun.« hat sich das FORUM auf die Fahnen geschrieben – der BSP ist ein Kind dieser Sinnhaltung. Als ein Projekt des Freundeskreises von GWK reagiert er nicht nur auf die Bedürfnisse der Studierenden, sondern schlägt zudem auch eine neue Brücke zwischen Theorie und Praxis. Organisierende wie auch Teilnehmer können sich im Berufsfeld Sozialmarketing probieren und profilieren. Mit dem Jahr 2007 freuen wir uns auf die vierte Ausgabe des BruttoSozialPreises. Außerdem feierten wir im November 2006 das Erscheinen des zweiten Buchs des FORUMs »Sozialmarketing als Stakeholdermanagement“* im Haupt Verlag. Die

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Frau Kleine – Key-Visual des BruttoSozialPreises 2004

Was wir machen

Blick vom Lichtturm in der Oberbaum-City Anne Will zu Gast bei MdW

Mitte der Woche im Zentralbüro

Mitte der Woche   silvia winkler

Silvia Winkler studiert seit 2002 Gesellschaftsund Wirtschaftskommunikation und engagiert sich seit ihrer Mitarbeit im WorkshopTeam des WERBEKONGRESS 2003 im FORUM. Silvia war zwei Semester lang Projektleiterin bei Mitte der Woche und wesentlich dafür mitverantwortlich, das Projekt als feste Größe in der Berliner Studentenkultur zu etablieren. Momentan absolviert sie ein Praktikum im Marketing bei der Wochenzeitung DIE ZEIT in Hamburg und wird sich demnächst ihrer Diplomarbeit widmen.

Mitte der Woche startete im Frühjahr 2002 als neues Projekt des Berliner KommunikationsFORUMs. Die Idee: Die bis dahin nur vereinzelt stattfindenden Vorträge, die sich maßgeblich den Themen Film, Werbung, Marketing und PR widmeten, sollten nun im Rahmen einer festen Veranstaltungsreihe präsentiert werden. Im Mittelpunkt sollten die Berichte aus dem beruflichen Leben, vor allem aber der persönliche Werdegang des Gastes stehen. Dieser Kern blieb bis heute erhalten: Seit nunmehr fünf erfolgreichen Jahren gibt Mitte der Woche dem meist studentischen Publikum Einblicke in spätere Arbeitsfelder und zeigt auf, welche Wege die Gäste dorthin geführt haben. Als erster Gast konnte Mitte der Woche den Filmregisseur Florian Gallenberger begrüßen, der sowohl über sein Studium als auch über seine abgeschlossenen und kommenden Filmprojekte berichtete. Das Publikum konnte persönliche Erfahrungen aus der Arbeit eines Regisseurs kennen lernen und im Anschluss mit ihm diskutieren.

Nach und nach zeigte sich, dass sich ein persönlicher und intensiver Austausch in einem Gespräch besser entfalten kann. So entwickelte sich das Konzept der Vortragsreihe weiter und wurde schließlich ganz durch das einer moderierten Gesprächsreihe ersetzt.

zumeist führende Köpfe aus den Branchen Film, Musik, Journalismus, Politik und Medien, sodass es an hochinteressantem Gesprächsstoff nie mangelte. Ebenso abwechslungsreich wie die Gäste waren auch die Locations der Diskussionsreihe. Neben dem Lichtturm in der Oberbaum City hatte Mitte der Woche sein Zuhause im Zentralbüro am Alexanderplatz, dem Ballhaus Ost und dem Bürgerbüro in den Josetti-Höfen gefunden. Wer der nächste Gast ist, wird noch nicht verraten. Eines steht aber schon fest: Er wird Interessantes zu sagen haben!

War es Anfangs nur der abendliche Mittwochs-Vortrag, entwickelte sich Mitte der Woche – vor allem mit dem Umzug vom Uni-Seminarraum in den Lichtturm der Oberbaum City – zu einer runden und regelmäßigen Veranstaltung mit vielseitigem Rahmenprogramm im Anschluss an die Interviews. Live-Musik und Kunst ergänzten die Gesprächsrunden, verschiedene DJs legten auf und die Mitte-der-Woche-Bar wurde zu einem festen Bestandteil der Veranstaltung. Der entspannte Lounge-Charakter hat so schon den ein oder anderen Gast länger verweilen und nach dem Interview mit dem Publikum diskutieren lassen. Grund dazu gab es immer genug: Der Einladung von Mitte der Woche folgten

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25.06.03 Andreas Dresen (Regisseur »Halbe Treppe«) 26.11.03 Holger Ellermann (Produzent »Berlin, Berlin«) 17.12.03 Hans-Christian Schmid (Regisseur »Crazy«) 28.01.04 Anne Will (Tagesthemensprecherin) 18.02.04 Benjamin Herrmann (Geschäftsführer Senator) 03.06.04 Hans-Christian Ströbele (MdB, Grünen) 30.06.04 Andres Veiel (Regisseur - Blackbox BRD) 01.06.05 Peter Richter (Autor) Gästeliste

15.06.05 Markus Kavka (MTV-Moderator, Musikjournalist)

08.05.02 Florian Gallenberger (Regisseur)

14.07.05 Kurt Krömer (Neuköllner Komiker)

03.07.02 Gabriele Fischer

Giovanni di Lorenzo (Chefredakteur 16.11.05

(Chefredakteurin brand eins)



30.10.02 Timm Klotzek (ehem. Redaktions­-

11.01.06 Hans Weingartner

leiter jetzt.de, NEON)



27.11.02 Dagmar Wiebusch (damals Leiterin

25.01.06 Jürgen von der Lippe (Entertainer)

Public Affairs ECC Kohtes Klewes Berlin)

17.05.06 Jim Rakete (Fotograf)

18.12.02 Hermut Andreas Hartwig (BBDO)

18.10.06 Lothar Bisky (Vorsitzender der Linkspartei.PDS)

22.01.03 Thomas Roth (Chef­r edakteur

07.02.07 Thees Uhlmann (Sänger Tomte)



09.05.07 Sven Regener (Musiker, Autor)

ARD-Haupt­s tadt­s tudio)

07.05.03 Dieter Kosslick (Leiter Berlinale)

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DIE ZEIT, Herausgeber Der Tagesspiegel) (Regisseur »Die fetten Jahre sind vorbei«)

Was wir machen

Was wir machen

Gehört zum Cup dazu: Show-Einlagen samt Verkleiden

UdK Cup – Vier Jahre Ballkunst bis zur WM.   tom zeller

Tom Zeller kam 2002 zum FORUM. Als aktives Mitglied lernte er, wie es immer weiter, größer und besser geht. Zum Beispiel im Agenturenteam des WERBEKONGRESS 2003, als Projektleiter des UdK-Cup 2005, dem »AlumniTalk« und natürlich als Studentischer Beirat. Er liebt große Namen wie Axel Springer, Leo Burnet und Jürgen Scholz. Und große Ideen.

Ich möchte gleich zu Anfang sagen: der UdK Cup ist eine grandiose Erfindung, eine Schmeichelei der Kunst mit der Trivialkultur. Ein Fest. Ein E­ reignis. Eine Legende. Nur, dass ich soviel nicht davon weiß (was Legenden ausmacht). 2002 erblickte der UdK Cup das Licht der Welt und eine Masse an Mannschaften spielten sich die weißen Akademikerbeine blau. Ballkunst, davon ging man aus, hatte hier nicht die allgemeingültige, aber definitiv die übertragene Bedeutung. Ich erinnere mich – es wurde in der Nähe der Messehallen gespielt, auf acht Feldern und die Architekten gewannen, glaube ich. Die Party danach muss gut gewesen sein – persönlich hatte ich einen Sonnenstich und war für den Abend immobil an mein Bett gefesselt. Es gab einen Flitzer, viel Bier, tolle Preise und das Verlangen nach einem Revival. Wer der Initiator war? Nun ja, das FORUM. Von Anfang an dabei 11 Freunde – das Magazin für Fußballkultur.

Vielleicht, ich mutmaße, hat der UdK Cup das Blatt rund gemacht. Multiplikatoren multiplizierten und jetzt läuft das wie die Luzi. Warum aber einen Fußball Cup an der Universität der Künste? Interdisziplinarität. Freude am Spiel. Enthusiasmus. Das »Was machen« vor das Reden stellen. ­Drive. Gruppenzwang und ein freier Samstag, den man immer noch füllen konnte. Und natürlich die WM 2006. Das Trieb an und war für alle die beste Vorbereitung für die WM im eigenen Land. Der Industriediamant gründete sich und spielte in der Uni Liga um sich für das einzige, wichtigste UdK-Turnier der ganzen Welt vorzubereiten. Für 2003 – Grandios plus Doku-Video. Und 2004 – Überragend plus Werbefilm. Dann 2005 – sogar mit Skandal. Aber nur so ein bisschen.

Deshalb arbeitet er jetzt als Texter bei MediaArts Berlin.

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2005 – Der WM-Test. Das bisher letzte Turnier. Junges Blut und alte Beine. Eine Halb bekleidete Dame auf Plakaten und ein platter Spruch. Das war für die UdK zuviel. Zensur in den heiligen Hallen der Kunst. War aber egal – das Turnier ein voller Erfolg. Wer gewonnen hat? Der Industrie Diamant FC natürlich. 2006 dann aussetzen wegen der WM im eigenen Land. 2007?

Wenn Künstler kickern. Das FORUMsHandspiel   stefan sohlau

Um mit Fußball die Massen zu euphorisieren, braucht es nicht unbedingt einen Jürgen Klinsmann. Mindestens genauso viel Spaß macht das Bällekicken im kleinen Rahmen: mit weniger Mannschaften, auf kleinem Spielfeld und ohne Fanmeile. Daher veranstaltet das FORUM zum Ende jedes Semesters das legendäre Kickerturnier »Handspiel«. Dort treten die besten UdK-Studenten (oder zumindest diejenigen, die sich dafür halten) gegen handfußballerprobte Kreative und Berater der Berliner Agenturen an und zeigen, dass sie mit ihren Händen nicht nur Kunst, sondern auch richtigen Sport machen können. Am Ende winkt der begehrte HandspielWanderpokal und als kultureller Ausgleich die im Anschluss stattfindende ReleaseParty des FORUMsMagazins gelb. Eine Veranstaltung mit Hand und Kopf.

Was wir machen

Was wir machen

Das FORUM macht Musik: ZUKUNFTSMUSIK und soklingtberlin.de   stefanie-pauline drewfs

Angefangen hat alles im Herbst 2003. Der WERBEKONGRESS hatte damals für sein Rahmenprogramm sehr von den guten Kontakten von Stefan Kohls, später selber Vorstandsmitglied des FORUMs, in die Musikbranche profitiert, so dass man sich fragte, was man nun von FORUMsSeite für die Musik tun könnte. Eine Handvoll Leute aus dem WERBEKONGRESS-Team begann also, an ersten Ideen für eine Art WERBEKONGRESS in klein, nur eben für Musik, zu basteln. Stefan Kohls und Corina Weber übernahmen die Projektleitung und bald darauf begann man, ein Team zusammenzustellen und ein Konzept zu erarbeiten. Im Rahmen der Gespräche, die zur Konzept­ erarbeitung mit Labels und Verbänden geführt wurden, wurde sehr bald deutlich, dass man anders ansetzen musste. Eine Rekrutierungsveranstaltung wie den WERBEKONGRESS für die Musikbranche – das ergab keinen Sinn, denn Jobs gibt es hier schon seit den 90ern nicht mehr.

Und so entstand nach und nach die Idee, eher auf Zusammenarbeit als auf Jobvermittlung zu setzen. Wie kann man Kooperationen anregen zwischen der Musikindustrie und dem Nachwuchs, also Hochschulen und Studenten? Dieser Ansatz wurde dann tatsächlich sehr gut angenommen, insbesondere von den Verbänden VUT (Verband Unabhängiger Tonträgerunternehmen, Musikverlage und Musikproduzenten e.V.) und LabCom (Berliner Label Commission), so dass nun endlich richtig losgelegt werden konnte. Medienpartner und Sponsoren wurden akquiriert, die Labels und Verlage angesprochen, mögliche Themen für Vorträge und Podiumsdiskussionen recherchiert. Wir hatten das Glück, von Anfang an von einigen zentralen Figuren der Branche unterstützt zu werden und jede Menge Themeninput und Kontakte zu bekommen. Und so saßen wir plötzlich an einem Tisch mit den Entscheidern der Branche. Alles ging so schnell, dass uns schwindelig wurde, wir waren

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mittendrin und wurden genauso ernst genommen, wie die Organisatoren von Popkomm und (PopUp. Dietrich Pflüger, langjähriges und besonders treues FORUMsMitglied, der inzwischen für das Digital & Partnership Marketing bei RedInk Music zuständig ist, avancierte sozusagen zum ZUKUNFTSMUSIK-Sprecher und saß auf diversen Podien zu Themen wie Standortmarketing, Kulturpolitik und Musikmessen, organisiert von der SPD, Radio Fritz oder der Wirtschaftsförderung. Wir besuchten nun regelmäßig die Branchenevents und sprachen mit den wichtigen Leuten aus Politik, Medien und Wirtschaft auf einer Augenhöhe, um das Projekt nach vorn zu bringen. Wichtigste Partner wurden Eva Kiltz vom VUT, Frank Klaffs von der LabCom, Peter James von der GermanSounds AG sowie Ina Keßler von der Wirtschaftsförderung Berlin Partner GmbH und Tanja Mühlhans von der Berliner Senatsverwaltung für Wirtschaft und Technologie. Dank der Unterstützung der HVB, die damals ja auch noch die Büroräume des FORUMs stiftete, hatten wir eine tolle Location parat und unser Hauptsponsor Berliner Pilsener durfte sich dann auch mit seinem Slogan in unserem Titel verewigen: »ZUKUNFTSMUSIK – made in Berlin« war geboren. Unter der Schirmherrschaft von Gerd Gebhardt, Vorstandsvorsitzender der IFPI e.V. (International Federation of the Phonographic Industry) fand »ZUKUNFTSMUSIK – made in Berlin« am 3. Juli 2004 im HBV Licht-Turm statt, dort, wo jetzt die BASF sitzt, in Sichtweite von Universal Music. Und es war ein voller Erfolg. Über 650 Studenten der entsprechenden Fachrichtungen, Vertreter von zirka sechzehn Berliner Musiklabels (Sony, Universal, Kitty-Yo, Crippled Dick Hot Wax, Klangkrieg, K7!, V2 und viele mehr), Berliner Künstler und Musik-Interessierte trafen sich, diskutierten über Berlin als Musikhauptstadt, lauschten den Panels und tauschten Visitenkarten aus.

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Es gab eine Label-Kontaktlounge, in der sich interessierte Studenten und Musiker direkt mit den Plattenfirmen zusammensetzen konnten, sowie insgesamt elf Panels mit einem breiten Themenspektrum. Tanja Mühlhans und Ina Keßler stellten die unterschiedlichsten Fördermöglichkeiten vor, die die Stadt Berlin für Künstler und Firmengründer bereithält. Die Clubcommission gab einen Überblick über die Berliner Clublandschaft. Die Universität der Künste und die Hochschule für Musik Hanns Eisler stellten interessante Studiengänge vor, die auch zukünftig noch Perspektiven bieten. Am frühen Abend fand noch eine Podiumsdiskussion statt, bei der Gudrun Gut (Marke_B / Monika Enterprises / Ocean Club Radio), Udo Raaf (tonspion.de), Heiko Hoffmann (Groove) und Peter James (GermanSounds AG) über die Zukunft der Musikbranche diskutierten.

Auf der Messe der ZUKUNFTSMUSIK 2005

Abschließend gab es ein Konzert der Berliner Nachwuchsband Autopilot und man war sich einig: »Aus denen wird noch mal was.« Tatsächlich ist die Band auch seit kurzem überall in den Medien präsent! Und dann war es auch schon vorbei. Viel zu schnell, wie immer bei solchen Veranstaltungen.

Was wir machen

Was wir machen

Aber Ruhe kehrte dennoch nicht ein. Dietrich Pflüger und ich hatten uns im Laufe der Akquisearbeit überlegt, dass es doch schade wäre, wenn all das neu gewonnene Wissen nach so einer Veranstaltung einfach wieder im Sande verliefe. So kam man auf die Idee, alle Ergebnisse von ZUKUNFTSMUSIK auf einer DVD zu sammeln und den Teilnehmern zur Verfügung zu stellen. Gute Idee, doch nicht gut genug. Stephan Rombach von !K7, der uns von Beginn an tatkräftig unterstützt hatte, brachte den entscheidenden Einwand. In einer Branche, die sich so schnell verändert, sei so eine DVD doch schon nicht mehr aktuell, wenn sie fertig ist. Warum wir denn nicht ein interaktives Internetportal aufbauen würden? Und so entstand soklingtberlin.de als Antwort auf den ZUKUNFTSMUSIK-Claim »Wie klingt Berlin?«. soklingtberlin.de will hauptsächlich zwei Dinge. Zum einen soll Berlin als Standort vorgestellt werden, und zwar in zwei Bereichen: »Die Profis« und »Der Nachwuchs«. »Die Profis« ist die größte Adressdatenbank, die es derzeit zur Berliner Musikwirtschaft gibt. Man Die Podiumsdiskussion bei der ZUKUNFTSMUSIK 2004

findet Adressen, Ansprechpartner und Geschäftsfelder von Labels, Medien, Vertrieben, Agenturen, Clubs und vielem mehr. »Der Nachwuchs« zeigt alle Möglichkeiten, die Berlin im Bereich Aus- und Weiterbildung zu bieten hat: Musikhochschulen, Fachhochschulen, Universitäten und deren Studiengänge etc. Zum anderen gibt es das Feature »Kommt zusammen“, das in Zusammenarbeit mit Töchter + Söhne, der studentischen Kommunikationsagentur an der Universität der Künste, entstand. Hier können Unternehmen eine ganz konkrete Anfrage stellen, wenn sie eine Kooperation mit wie auch immer geartetem Nachwuchs anstreben. So kann zum Beispiel ein Label, das ein alternatives Konzept zur Vermarktung eines Künstlers braucht, eine Hochschule suchen, die in einem Seminar eine Viral-Kampagne entwickelt. Die Anfragen gehen direkt an Töchter + Söhne, die sie dann auf Zuständigkeit prüfen und direkt an die richtigen Ansprechpartner weiterleiten. Mit dem Portal soklingtberlin.de wurde die Grundidee von ZUKUNFTSMUSIK, nämlich Kooperationsmöglichkeiten zwischen Branche und Nachwuchs aufzuzeigen, also konsequent weiter gedacht. Schon parallel zur Organisation von ZUKUNFTSMUSIK 04 begann Dietrich mit Hilfe eines kleinen Teams, dieses Portal aufzubauen. Nach der Veranstaltung wurde mit Hochdruck daran weiter ge-

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arbeitet. Gleichzeitig galt es, ein neues Team für ZUKUNFTSMUSIK 05 zusammen zu stellen. Marion Frischkorn, dem FORUM schon damals über ihre Mitarbeit beim WERBEKONGRESS und bei KURZundGELB bekannt, übernah zu meinem großen Glück die stellvertretende Projektleitung. So hatte ich eine starke und engagierte Mitstreiterin an meiner Seite und bald auch ein neues 25-köpfiges Team. ZUKUNFTSMUSIK 05 wollte hoch hinaus. Ging es beim ersten Mal noch darum, den Status Quo aufzuzeigen, so musste es 2005 mehr in die Tiefe gehen und sich noch stärker abgrenzen von all den anderen Messen und Kongressen, die es gibt. Wir brauchten einen zweiten Tag, einen Workshoptag. Und so fand ZUKUNFTSMUSIK 05 an zwei Tagen statt, am 1. und 2. Juli 2005, diesmal unter der Schirmherrschaft von Peter James, der inzwischen eine Art Mentor für einige aus dem Team geworden war, und unserem regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit. Im Zuge von ZUKUNFTSMUSIK 04 hatten wir schon einige Gespräche mit Jürgen Schepers geführt, damals tätig für das Erich-Pommer-Institut (EPI) und hauptsächlich zuständig für die Organisation von Workshops für Profis aus der Musikbranche, Fortbildung also. Schepers erklärte sich bereit, uns bei unserem Vorhaben, einen Workshoptag auf die Beine zu stellen, zu unterstützen und so kam es zu der sehr

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fruchtbaren Zusammenarbeit mit dem Erich-Pommer-Institut. Das EPI stellte Kontakte zu Workshopleitern her, die sich bereit erklärten, ihre bereits für das EPI vorbereiteten Workshops nochmals honorarfrei bei ZUKUNFTSMUSIK anzubieten, leicht abgewandelt, so dass sie sowohl für die Profis als auch für den Nachwuchs geeignet waren. Und der Workshoptag am 1. Juli 2005 wurde ein Wahnsinnserfolg. Die Themen waren abwechslungsreich, die Leiter Vollprofis und mit Spaß bei der Sache. Die meisten Workshops waren tatsächlich ausgebucht. Themen gingen von “Berufswunsch: Musikbranche! – Welche Ausbildungswege gibt es in Berlin?« über “Die GVL (Gesellschaft zur Verwertung von Leistungsschutzrechten) für Musikschaffende und Verwerter - wie funktioniert das?« bis hin zu “Die Kunst der Verhandlungsführung« u.v.m. Der zweite Tag war dann ähnlich aufgebaut wie im ersten Jahr: Es gab die Messelounge mit Sofainseln für die Firmen und erstmals auch für studentische Projekte, die sich präsentieren durften, sowie das Symposium. Dieses beschäftigte sich mit der Frage »Mit Musik arbeiten – wie geht das morgen?« Alles drehte sich um veränderte Wertschöpfungsketten und die damit verbundenen Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt. Unter dem Motto »Ton, Scheine, Scherben?« fanden Vorträge von und Diskussionen mit anerkannten Experten statt, die das Thema aus verschiedenen Blickwinkeln heraus beleuchteten. Wo Altes vergeht,

Auf der Messe der ZUKUNFTSMUSIK 2005

Was wir machen

Was wir machen

entsteht auch Neues und diese neuen Prozesse verändern den Musikmarkt und gleichzeitig die Arbeit mit Musik. Welche neuen Berufsfelder entstehen und inwiefern verändern sich die Anforderungen an bisherige Jobprofile? Welche neuen Perspektiven eröffnen sich durch neue Dienstleistungen und neue Produkte für die Musikbranche? Die einzelnen Themen waren auch hier sehr breit gefächert: »Berufswunsch Musikbranche - In welchen Bereichen gibt es gute Einstiegschancen?“, »Musikberatung - Die richtige Musik zum richtigen Film“, »Neue Wertschöpfung durch die digitale Distribution“, »Musik in der Markenkommunikation - Die Musik zur Marke“, um nur einige zu nennen. Neben dem Workshoptag gab es noch eine weitere Neuerung: Am Messetag fanden über den ganzen Tag Showcases diverser Berliner Nachwuchsbands statt, damit nicht nur über Musik geredet, sondern auch Musik gehört werden konnte. Und es gab eine große Abschlussparty in der Kalkscheune, u.a. mit den damals noch unbekannten Super700, die inzwischen auf den Bühnen Europas zu Hause sind, und mit Casa Elektro Novo, der gerade sein Debütalbum veröffentlicht hat. Auch ZUKUNFTSMUSIK 05 war ein voller Erfolg, obgleich sich das Publikum auf den diesmal drei Etagen des LichtTurms doch sehr verlaufen hat. Aber die Besucherzahlen waren ähnlich wie im ersten Jahr, trotz des tollen Wetters und der Konkurrenz durch LiveAid. Vor

allem das inzwischen vorzeigbare Portal soklingtberlin.de fand sehr großen Zuspruch. Trotz allem Erfolg und der guten Resonanz in der Branche und den Medien mussten wir uns nach zwei Jahren ZUKUNFTSMUSIK aber leider eingestehen, dass das FORUM vielleicht nicht der richtige Ort für diese Veranstaltung war. Schon 2005 war es extrem schwierig, FORUMsMitglieder und GWK-Studenten für eine Mitarbeit zu begeistern. Vielleicht weil der Bezug zur Musik den vielen Kommunika­tions­branchen-Interessierten doch zu weit weg erschien? Obwohl dem keineswegs so ist.

hat soklingtberlin.de auch eine erfolgreiche Veranstaltungsreihe etablieren können, die so das Veranstaltungselement, das ZUKUNFTSMUSIK einst war, integriert. Der SKB-Talk, SKB von »So klingt Berlin.“, findet an jedem 3. Mittwoch im Monat im Klub der Republik in Prenzlauer Berg statt und beschäftigt sich ähnlich wie die Panels bei ZUKUNFTSMUSIK mit aktuellen Themen der Musikwirtschaft. Aktuell besteht das Team um Projektleiter Jens Körmer aus sechs Leuten, die sicher Unterstützung gebrauchen können, denn es gibt wieder große Pläne. Im Vordergrund steht natürlich, soklingtberlin.de weiter bekannt zu machen und Aktivitäten wie das SKB Forum, eine Plattform zum Austausch sowie Job- und Praktikumsbörse, und das »Kommt Zusammen“-Feature weiter auszubauen. Stefanie-Pauline Drewfs studierte

Und seit Neuestem gibt es auch wieder Bestrebungen, einen größeren Event zu organisieren. Arbeitstitel ist »Der SKB Branchengipfel« und es soll sich dabei um ein Wochenende mit Symposium und Workshops handeln. ZUKUNFTSMUSIK, die Dritte. Wir freuen uns drauf.

bis November 2005 Musik- und Medien­ management am L4 Institut für digitale Kommunikation in Berlin. Über das Projekt

Die nächste Teamgeneration von soklingtberlin.de um den Projektleiter Peter Pfeifer entwickelte die Idee, das Portalangebot durch Einzelveranstaltungen wie beispielsweise Expertenvorträge zu musikbranchenrelevanten Themen zu ergänzen. Um sich nicht mit dem Angebot von ZUKUNFTSMUSIK in die Quere zu kommen, entschied man sich dafür, beide Projekte wieder zusammenzuführen, allerdings unter dem Namen soklingtberlin.de., da sich dieser inzwischen stärker etabliert hatte als ZUKUNFTSMUSIK. Leider wurde dieser Zusammenschluss nach außen nicht stark genug kommuniziert, weshalb es so aussah, als sei ZUKUNFTSMUSIK einfach gestorben. Dem ist nicht so, soklingtberlin.de verfolgt nach wie vor den ursprünglichen Gedanken von ZUKUNFTSMUSIK, Branche und Nachwuchs zusammenzuführen. Mittlerweile

ZUKUNFTSMUSIK ist sie Anfang 2004 zum FORUM gekommen, wo sie im ersten Jahr als Teamleiterin für die Unternehmensakquise und im zweiten Jahr als Projektleitering tätig war. Darüber hinaus hat sie eifrig an der Konzeption und dem Contentmanagement des Branchenportals soklingtberlin.de mitge­ arbeitet. Im Dezember 2005 kam ihre Tochter Emma Josephine zur Welt und nach der Baby­p ause im April 2006 begann Pauline ihre Arbeit als Press-/ Promotionmanager für die Plattenfirma Sonar Kollektiv und popdis! labelhosting. Ausführliche Berichterstattung

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im »Musikmarkt“

Was wir machen

Was wir machen

KURZundGELB proudly presents »Schrapps Geheimnis“ oder: Wie das FORUM auszog, die Filmwelt zu erobern.  

kathi gormász

Als GWK noch NC-geschützt war, begann man das Studium a) am wild-romantischen Einsteinufer und b) mit dem festen Vorsatz, Werbung zu meiden wie der Teufel das sprichwörtliche Weihwasser. Spätestens mit dem WERBEKONGRESS war dieser fromme Vorsatz aus Jugendtagen zum ersten Mal gebrochen. Es folgte »das Projekt“, der obligatorische Praxisteil einer jeden GWK-Diplomprüfung. Und ein weiteres Mal spaltete sich die GWK-Gemeinde: in die Gruppe der Karrierebewussten, die nach Hamburg ging, um bei JvM ein Praktikum im Planning zu machen. Und in jene Gruppe Unverbesserlicher, die sich schwor, diesmal wirklich - und zwar WIRKLICH - nie wieder etwas mit Werbung zu tun zu haben. Fernseher wurden abgemeldet. Multiplexe boykottiert. Arsenal-Mitgliedschaften beantragt. Kurzum: Die Metamorphose zum Filmstudenten war perfekt. Was fehlte, war das Filmstudium. Um diesen Missstand zu beseitigen, schlossen sich im Jänner 2002 sechs GWK-Studenten der Güteklasse 2 zusammen und riefen KURZundGELB ins Leben. In seinen Entste-

hungszeiten firmierte das neue Projekt des Berliner KommunikationsFORUMs allerdings noch unter dem unglaublich einfallsreichen Arbeitstitel »Forum Film«. Der passende Projektname war in ähnlich weiter Ferne wie die knackige Projektbeschreibung, das noch knackigere Kommunikationskonzept und die wenn auch nicht knackigen dann zumindest zahlungswilligen Geldgeber. Bis Juni erstellte das Team in stiller Hoffung und blinder Arbeitswut eine Festplatte voll Excel-Listen. Um im Juli dann die Segel zu streichen und an die nächste Generation abzugeben: an zwölf hoffnungsfrohe, unverbrauchte junge Menschen, die mit neuem Elan und frischem Wind daran gehen wollten, Titel, Inhalt und Sponsoren für den Projektfrischling des FORUMs zu finden.

Universität der Künste) und achtzig Mann mehr (die Workshop-Teilnehmer)! Die erste Phase von KURZundGELB ist offiziell eingeläutet. Und findet mit der Durchführung von acht verschiedenen Filmworkshops aus den Bereichen Drehbuch, Regie, Kamera/Licht, Ton, Szenenbild/Ausstattung, Kostüm/Maske, Schnitt und Produktion/Filmmarketing im April 2003 ihren vorläufigen Höhepunkt. Insgesamt 22 Experten teilen eine Woche lang ihre praktischen Erfahrungen mit der filmbegeisterten Studentenschaft der UdK und anderer Berliner Lehranstalten. Zwischen Begrüßungsfrühstück im Café Mittelachse und Abschlussparty im HOCHgelb liegen arbeitsintensive Tage (und Nächte), in denen Drehbücher geschrieben, Sets gebaut, Kostüme kreiert und bekannte Filmausschnitte nachinszeniert werden. Mussten sich die potenziellen Teilnehmer bereits mit aussagekräftigen Arbeitsproben für ihren jeweiligen Workshop-Favoriten bewerben, so werden insbesondere während der Premium-Workshops Regie und Kamera harte Praxistests durchgeführt. Nach sieben Tagen Intensivtraining sind die Nachwuchsfilmer soweit geschult, dass sie



einen Kurzfilmdreh »in Eigenregie« realisieren könnten. Aber: Nur jeweils ein Anwärter wird tatsächlich im Juli dabei sein dürfen, um sich in seinem soeben erlernten Traumberuf auszuprobieren! Frei nach dem Motto »Grau ist alle Theorie« startet im Frühjahr 2003 Phase zwei des FORUMsFilmprojekts. Die Unermüdlichen aus dem KURZundGELB-Team bilden zusammen mit den Auserwählten unter den Workshopteilnehmern ein neues 30-köpfiges Team: den zukünftigen Drehstab von »Schrapps Geheimnis«. Das Drehbuch zum Film – im Workshop entstanden und im Drehbuch-Pitch prämiert – wird bis zu seiner Umsetzung noch sechs Mal umgeschrieben werden. Und während Regisseur und Kameramann die so genannte »Auflösung« erarbeiten, suchen Regieassistenz und Casting nach Schauspielern und Statisten. Die Personalunion aus Kostüm/Maske und Ausstattung/Szenenbild macht sich ein weiteres Mal auf die Suche nach spendenwilligen Sachmittelgebern, die gegen ein Lächeln und ihr Logo auf kurzundgelb.de alles von Abdeckfolie bis Ziegelrot zur Verfügung stellen. Die Damen von der

Schrapps Geheimnis

Der Museumswärter Egon Schrapp ist passionierter Kreuzworträtsellöser und Hobbymaler. Kurz vor seinem wohlverdienten Ruhestand erfüllt er sich einen lang gehegten Traum: seine eigene Malerei unter den Kunstwerken des Museums, für einen Moment

Als das neue Team sein Erbe antritt, bekommt es immerhin drei Schirmherren bzw. -damen vermacht. Ein halbes Jahr später hat das Projekt nicht nur einen Namen, sondern auch eine Homepage (www.kurzundgelb.de), einen Geldgeber (die

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umgeben von all den Alten Meistern! Der nächtliche Coup glückt, Schrapps Bild hängt. Es wieder zu entfernen, gelingt dem Museumswärter jedoch nicht mehr rechtzeitig. Und so werden Schrapps 15 Minutes of Fame zu einem ganzen Tag, an dem sein Gemälde im Museum zu bewundern ist. Und nicht unbemerkt bleibt. Denn schon am nächsten Tag ist es - zusammen mit dem Prachtstück der Ausstellung - geraubt!

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Was wir machen

Was wir machen

Produktion sind derweil mit Drehplänen und Versicherungspolicen ganz in ihrem Metier. In ihren Rauchpausen organisieren sie Dolly und Panther: alles für die Kunst! Und für das Kameradepartement, das sich ohne diese Wunderwerke der Technik in seiner Entfaltungsfreiheit beschnitten fühlte.

Kathi Gormász gehört zu den Gründungsmitgliedern des FORUMs­ Kurz­f ilm­p ro­j ek­tes KURZundGELB, bei welchem sie später auch die Projektleitung übernahm. Vorher kannte sie das FORUM schon durch ihre Mit­a rbeit im Lo­ gis­t ik­team des WERBE­ KONGRESS 2000 und ihr Engagement im studentischen Beirat. Während ihres Studiums der Gesellschafts- und

Erster Drehtag: 27. Juli 2003, 7.30 Uhr. Die Räume im Künstlerhaus Bethanien sind zum Museum umgestaltet, Hermann Beyer alias Egon Schrapp eingetroffen, das Team übermüdet und unterzuckert. Ein ungewohnt freundlicher Sommer beschert den Nachwuchsfilmern am Set Temperaturen von gefühlten 45 Grad - über die täglichen Hitzeschocks sind Vitaminmangel und Schlafentzug schnell vergessen. Nach fünf Drehtagen wandern insgesamt hundert Minuten Film in den Schnitt. Und Regisseur und Cutter für Wochen in den nachtdunklen Schneideraum, um dort das Rohmaterial auf dreizehn Minuten Kurzfilm zu verdichten.

Mit der Premiere von »Schrapps Geheimnis« geht die Film-Ära des FORUMs im Dezember 2003 glanzvoll zu Ende. Ein letztes Mal versammeln sich Team und Workshop-Teilnehmer, Schauspieler und Statisten, Vereinskollegen, Referenten, Förderer und Sponsoren im Hebbel am Ufer. Seither schlummert KURZundGELB in den Projekt-Archiven des FORUMs und wartet auf seine Auferstehung. »Schrapps Geheimnis« läuft in den Jahren 2003 und 2004 auf dem Non Stop Kurz Film Festival in Nürnberg, dem Fish Festival in Rostock, den Shortmoves in Halle/Saale und dem Filmfest »kontrast« in Bayreuth. Mit seinen ersten Set-Erfahrungen bewirbt sich ein Fünftel von Schrapps Drehstab erfolgreich für ein »echtes« Filmstudium und wird zurzeit an der Hochschule für Film und Fernsehen Potsdam, an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin und an der Filmakademie BadenWürttemberg zum Drehbuchautor, Kameramann und Producer ausgebildet.

Wirt­schafts­k ommu­n i­ ka­t ion hat Kathi für die Internationalen Filmfestspiele Berlin gearbeitet. Jetzt, nach ihrem Abschluss, ist sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Fach­ bereich Audio­v isuelle Kommuni­k ation / Neue Medien im Studiengang GWK tätig.

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BRU TTO SOZ IALP REIS

Was wir machen



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FORUMsProjekte im Überblick.

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Ide e

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W E R B E KO N G R E S S

De ut sc hl an ds gr öß te N ac hw uc hs ve r­a ns un d Ko mmunik at ta ltung de r Wer be io ns br an ch e Pr ax is wo rk sh op s Wer be ag en ture n, für St ud en te n mit Ex pe rt en, Ko nt ak Di sk us si on en mit te m es se 19 91 / im FO RUM se it 19 96 30 0 St ud en te n 20 Ag en ture n 20 Ex pe rt en

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50 -köp f ig es Te am einm al pr o Ja hr fü

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berlinw eite Diskus sionsre ihe, die dem studen tischen Publikum Einblic ke in die später e Arbeits welt im weiten Feld der Kommunikat ion bietet. moder ierte Gesprä che mit Persönlich­ keiten aus dem Bereich Medien, Politik , Journa lismus, Film und Kommunikat ion



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ein Gspräc hsgast 2 Moder atoren 100 Expert en

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10-köp f iges Team drei bis vier Mittwo chaben de pro Sem. Kurzporträ tŸ

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einen ganzen Tag lang Fußballspiele n um den UdK-Po kal und feine Sachpreise und dabei Musiks tudent en mit Archite kten und Graf ikdesig nern zusammen bringe n

10-köpf ige Red akt ion und frei e Aut



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16-20 Manns chafte n (nur UdK-St udente n) 2- bis 5-köpf iges Team einmal pro Jahr an einem heißen Julitag

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Zyklus

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Kurzporträ tŸ Gründung

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80 Besuch er 1.00 0 Dat enb ank kon tak te

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einmal pro Jahr für sieben Woche n von Oktob er bis Dezember



200 4

Kurzp orträ t

20-köp f iges Team

Zyklus

ZUKUNF TSMUSIK

Zyklu s

chs­­Kon tak tpla ttfo rm für die Nac hwu r der eide sch Ent und is f Pro gen e­r atio n, lin Musikbr anc he, mit Fok us auf Ber e Inte rne tpla ttfo rm und mo der iert men The en isch zif spe zu Bra nch en-Talks im Ber eich Musik/Kommunikat ion

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2004

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Deutsc hlands einzige Nachw uchsve r­ anstalt ung im Bereich Fundra ising und Sozialm arketing Studen ten erarbe iten in sieben Woche n komple tte Kommunikat ionsko nzepte für Non-Pr of it-Orga nisatio nen

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einm al pro Sem este r

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2002

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so kl in gt be rli n. de

das einzige und off izielle Fußballturnie r der Univer sität der Künste

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UdK Cup

2002

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UdK Cup

Mit te der Woc he

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Mit te der Wo che



Hin terg run din fos und Stellungsn zu eine m Cov erth ema aus der Welahm en t der Kommunikat ion und der des FORUM s

r dr ei Ta ge im Juni

Ku rzp ort rätŸ Grü nd un g

Bru ttoS ozia lPre is

Idee Zy klu s

ZUK UNF TSM USI K Musikkongres s, auf dem Entsch eider und Nachw uchs zusammentre ffen, mit Fokus auf Berlin mehrtä giger Kongre ss aus Kontak tmesse, Showc ases, Praxis-Worksh ops und Diskus sionsp anels 2003 650 Studen ten 16 Labels 20-köp f iges Team fand statt im Juli 2004 und 2005 ©

Kurzporträ tŸ

Ä Å Teilnehmer h Organisatoren

Gründung

Zyklus

Wer für uns da ist

FORUM bedeutet Austausch – nicht nur untereinander, sondern auch mit Partnern, Förderern und Sponsoren. Viele von ihnen sind dem FORUM über Jahre hinweg treu geblieben und zu ­Freunden geworden. Sie stärken uns den Rücken und klopfen uns zuweil auch auf die Schulter. Das ist beruhigend, aber vor allem treibt es uns an und weiter. Und wenn es einmal brenzlich wird, kann sich das FORUM auf seine ­Freunde verlassen. Sicher ist sicher.

Wer für uns da ist

Wer für uns da ist

Was sich reimt ist gut Der Vorstand zieht den Hut Vor Partnern, Förderern und Sponsoren, denn ohne sie wär’n wir verloren. Kein Dach, kein Stuhl, kein Tisch, kein Essen, das werden wir euch nie vergessen. Was nützt die ganze Ambition Und Lobgered im hohen Ton Wenn am Ende doch nichts geht Warum? Na weils am Kleingeld fehlt. Bisher ist das noch nie geschehen, weil unsere Partner hinter uns stehen. Und mit uns in die Zukunft schauen Wir danken Euch für das Vertrauen.

der vorstand des berliner kommunikationsFORUM e.v. 2006/2007

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Wer für uns da ist

Wer für uns da ist Victor Hugo hatte doch Recht: »Nichts ist stärker, als eine Idee, deren Zeit gekommen ist«. Dabei war die Idee zur Gründung von »Töchter + Söhne« eigentlich sehr einfach: Praxisdurstige Studenten sollten frische Ideen für kleine Projekte von großen Kunden entwickeln. Das

C: Die grundlegende Arbeitszeit endet bei uns, wenn der Overnight das Haus verlässt. Das ist um halb acht, acht.

G: We will do in…

G: Nachtarbeit fällt eigentlich nur vor großen PitWE DO definiert sich nicht über Kreativ-Awards. Das ist Selbstbeweihräucherung der Branche, wenn die sich gegenseitig die Preise verleihen. 90 Prozent der Jurys bestehen aus Werbern. Ich finde, die eigentlich ernst zu nehmenden Preise sind die, die von Kunden verliehen werden. Und da gibt es viel zu wenige. Es gibt keinen anerkannten Werbepreis, der von den Rezipienten vergeben wird. Und das wäre wirklich etwas, das spannend wäre.

G: Da könnten wir noch nicht so lange in Mallorca bleiben.

C: … jetzt noch nicht.

Besondere daran war jedoch, dass sich bis 1997 niemand getraut hat, diese Idee umzusetzen. Das FORUM nahm die Herausforderung an und Gregor C. Blach und Christoph M. Scheller füllten mit Töchter + Söhne die bestehende Marktlücke. 150 Tage nach der Agenturgründung war Gregor sprachlos: Es musste eine Projektaufnahmesperre verhängt werden.

Es macht tierischen Spaß, sich als Kreativer Ideen aus dem Kopf zu drücken.   stefanie littek und stefan sohlau im gespräch mit gregor c. blach und christoph m.   scheller, den gründern der studentischen kommunikationsagentur töchter+söhne.

Die gemeinsame Agenturarbeit gefiel Gregor und Christoph so gut, dass sie fünf Jahre später ihre eigene Agentur »WE DO« gründeten. Wie auch schon bei Töchter + Söhne schaffen sie dort interdisziplinäre Kommunikation, die von bekannten Normen abweicht. Dem FORUM sind sie bis heute als Fördermitglied und Mitglied des Prominenten Beirats treu geblieben.

Praktikantenausbeute. G: Nein! Garantiert nicht. We don't do und wir sind auch immer dagegen. Wir zahlen allen Praktikanten Gehalt und haben auch viele Praktikanten in eine feste Stelle übernommen. Ein Praktikum ist nichts moralisch Verwerfliches. In keiner Beziehung. Praktika gehören zum Studium und zur Entwicklung und Ausbildung dazu wie eine Hausarbeit oder ein Auslandsaufenthalt.

Wir haben einen kleinen Fragebogen vorbereitet, der gern mit »we do« oder »we don't do« beantwortet werden möchte. Der erste Begriff ist: Zigarettenwerbung. Gregor: Hat sich glaub ich erledigt. Haben wir nie gemacht und…

C: Leute, die kein Praktikum gemacht haben, fangen bei uns normalerweise nicht an. Das ist eine Qualifizierung, die man haben muss.

Christoph: … die Zeit ist jetzt auch bald vorbei. Aber es ist nicht so, dass wir das nicht machen würden. Mit dieser Einstellung darfst du sonst auch keine Werbung für Alkohol, Autos oder Tierprodukte machen.

Ohne Praktikantenausbeute bin ich gespannt auf eure Antwort zum nächsten Begriff: regelmäßige Nachtarbeit. C: [zögernd] passiert schon mal …

G: … im einstelligen Bereich. Also unter fünf Prozent der Tage.

C: Das ist auch eine Kostenfrage. Das wollen wir uns nicht leisten und wollen wir uns auch nicht leisten. Die Verhältnismäßigkeit ist: Wer viel einreicht und automatisch mehr Geld zahlt, bekommt auch mehr Preise. Das ist so. Das ist Mathematik. Aber ihr habt den Politik-Award… G: Genau, aber da konnte man sich nicht bewerben. Das ist von der Jury an uns vergeben worden.

C: Wir haben diverse Auszeichnungen für unsere Sachen bekommen. Und was sehr schön ist, dass es da eben auch eine Bandbreite gibt. Zum Beispiel, dass wir auch einen PR-Award bekommen haben und einen für Corporate Design. C: Und was wir auch nicht tun, da haben wir einfach nicht die Zeit als kleine Agentur, unsere Leute irgendwie für den Bäcker um die Ecke kreative 1/1-Seiten machen zu lassen. Die dann die Agentur natürlich auch selbst bezahlt und Preise dafür bekommt. Es gibt Leute, die das machen, aber das wollen wir uns auch nicht leisten. We don't do. Agentur verkaufen und nach Mallorca ziehen.

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C: Daran arbeiten wir noch. Was macht ihr bis dahin? G: Also unsere Positionierung ist, dass wir ganzheitliche Projekte machen, die interdisziplinär funktionieren und die durch eine Botschaft wie ein roter Faden verbunden werden und Bilder generieren. Und wir wollen qualitativ wachsen, nicht quantitativ. Wir sind jetzt knapp dreißig Leute. Das ist eine gute Größe. Es steht in unserem Lebensplan nicht drin, dass wir mit den Großen pinkeln wollen. Wir wollen auch keine Filiale aufmachen. Wir wollen in Berlin bleiben…

C: Obwohl… »WE DO Mallorca«. G: Wir haben uns von Anfang an Kommunikationsagentur genannt. Das haben wir natürlich von Töchter + Söhne mitgenommen. Dieses interdisziplinäre, fachübergreifende Arbeiten. Es geht um Kommunikation, es geht um ganzheitliche Lösungen. Wir haben viele Projekte, bei denen wir an mehreren Disziplinen arbeiten und nicht nur Corporate Design machen oder nur Werbung oder nur Online. Das macht dann Spaß, wenn man sieht, wie sich das so zusammenfügt. Zum Abschluss dieses Fragebogens möchten wir eines noch wissen: Warum »WE DO«? G: Christoph ist »we«, ich bin »do« (lacht). Das sind unsere Künstlernamen. Nach »I do« ist es der kürzt mögliche Satz der Welt und das ist irgendwie charmant, dass man mit diesen Buchstaben relativ viel aussagen kann.

Wer für uns da ist

Wer für uns da ist

Noch einmal zurückgedacht: Mit welcher Motivation habt ihr damals Töchter + Söhne gegründet? C: Der Auslöser war eigentlich Herr Pohl (Anmerkung der Redaktion: Lehrbeauftragter im Studiengang GWK). Durch ihn ist das alles ins Rollen gekommen. Und zwar hat er der HdK damals vorgeschlagen, ein PPP zu machen (A.d.R.: Public Private Partnership). Zu dieser Partnerschaft gehörten als Gegenleistung für den potentiellen Sponsor Kommunikationskonzepte. Carsten Busch von GWK hat sich überlegt, dass es wenig sinnvoll wäre, das Geld an eine Werbeagentur weiterzureichen, die eine Broschüre und eine Website erstellt sowie ein Event und eine Preisverleihung organisiert. Er hat vorgeschlagen, dass HdK-Studenten das alles selber machen können. Vorher hatte Herr Pohl bereits mit Thomas Heilmann von Scholz & Friends gesprochen, ob sie die PPP nicht mitfördern wollen. Zuerst wurde deshalb eine studentische Gruppe gesucht. Carsten Busch hat dann sofort das FORUM gefragt, wer für diese studentische Gruppe geeignet wäre. Ich habe diese studentische Gruppe dann geleitet.

G: Ich war damals schon lange im FORUMsVorstand und habe eine neue Herausforderung gesucht. So kamen wir zusammen. C: Thomas Heilmann gab zudem den Hinweis, dass sich aus so einer Gruppe heraus vielleicht sogar eine Agentur entwickeln könnte - Modellagentur, wie Herr Pohl dann immer sagte. Gregor hat mir dann unser erstes Konzept für eine solche Agentur auf mein damaliges altes Fax geschickt. Das Papier habe ich heute noch. Oben drauf steht: FORUM und Freunde. Das fand Thomas Heilmann von ­Scholz & Friends natürlich gut, weil eben Thomas Heilmann auch mit dabei war. Wir wussten von Anfang an, dass wir nicht nur eine Werbebude

sein, sondern lieber mit allen HdK-Studenten zusammenarbeiten wollten: Architektur, Design und so weiter. Es sollte ein festes Team geben, das die Aufträge akquiriert, verkauft, verantwortet, und die Aufgabenstellungen klar definiert. Dieses Kernteam stellt aus einem Pool von freien Mitarbeitern Projektteams zusammen und betreut und coacht diese. Daneben gibt es noch das Kuratorium. Ihr habt euch damals gedacht: Wir machen da jetzt was. Wie genau sah das aus? C: Die Agentur war eher als Werkstatt und Experimentierfeld positioniert, die für etablierte Agenturen und Kunden Zusatzleistungen anbieten sollte.

macht tierischen Spaß, sich als Kreativer Sachen aus dem Kopf zu drücken.

G: Ich bin im Juni 1999 als erster gegangen, weil ich mit dem Diplom fertig war.

Woher kommt eigentlich der Name Töchter + Söhne? C: Da war ein Workshop…

C: Und ich musste leider länger bleiben. Eigentlich wollte ich auch aufhören, war aber noch nicht fertig mit meinem Studium. Der Aufsichtsrat hat mich darum gebeten, noch einige Monate länger zu machen.

G: … ein FORUMsWochenende in Zingst auf dem Darß… Welche Namen sind dort entstanden? G: »Studentenfutter« fand Thomas Heilmann ganz gut.

C: Ich fand »Jungblut« gut. G: Im Herbst 1997 haben wir die Branche angeschrieben und um Spenden gebeten. Bettelbriefe haben wir das immer genannt. Vier Wochen später hatten wir schon das ganze Geld zusammen. Das waren wahrscheinlich noch andere Zeiten. Was war ganz konkret eure persönliche ­M otivation. G: Ich glaube, wir haben beide gemerkt, dass eine studentische Kommunikationsagentur eine Marktlücke war. Irgendwie schlummerte da was. Und das war ja auch kurz nach der Ruck-Rede von Roman Herzog. Intuitiv hat das tatsächlich diesen »StartUp-Boom« voraus genommen. Wir waren 1997 eines der ersten Start-Ups. Das war der Nährboden dafür, sich zu engagieren. Und ich habe gemerkt, dass man mit GWK alleine nicht weit kommt. Dass man über GWK, über das Studium hinaus, ein Engagement braucht, um den Tag zu füllen. Und auch, um sich selbst zu fördern und zu fordern. Ich glaube, das war auch die Motivation: Töchter + Söhne war etwas, was der Uni und der Branche noch fehlte.

C: Ich hatte schon eine Agentur kennen gelernt. Bei mir war es also einfach die Freude an der Arbeit. Es

G: Nach einem Brainstorming im hoch alkoholisierten Zustand kursierte »Wiesentölpel und Hofnarr«. Und euer größter Kunde? Unser größter Kunde war glaube ich der ARD- und ZDF-Videotext. Die wollten den Videotext neu designen und über fünf Ecken kam das zu uns. Und wir haben dann für ARD und ZDF den Videotext re-designt.

C: Ich weiß noch, wie die Anfrage kam. Wir haben uns beide angeguckt und gefragt: Verstehst du das? Weißt du, was Videotext ist? Wieso schicken die das zu uns? G: Das war ein richtiges Fachbriefing mit Pixelgrößen und so. C: Und hatten dann aber relativ schnell einen Designer an der Strippe, der sagte: Schick mal rüber. Wann seid ihr raus aus Töchter + Söhne? Wann habt ihr die Agentur verlassen?

Wie aktiv seid ihr heute noch bei Töchter + Söhne dabei? G: Es gibt die schöne Tradition, dass die neuen Geschäftsführer einmal mit uns essen gehen. Dann werden wir natürlich zu den Beiratstreffen eingeladen. Und es gibt jetzt ja das Geschäftsführer-Picknick im Sommer, bei dem sich alle ehemaligen Geschäftsführer im Ruinengarten treffen. Wie bewertet ihr den Stand von Töchter + Söhne heute? C: Es gibt immer wieder Kunden, die denken, dass Töchter + Söhne die Billigbude ist, bei der sie billige Kreation bekommen. Aber Töchter + Söhne ist eben ein Experimentierfeld. Perfekte, optimale Kunden sind eigentlich große, etablierte Marken, die zusätzliche Ideen von jungen, frischen, innovativen Köpfen als Versuch oder als ontop möchten. Töchter + Söhne soll in der Hauptsache nur Ideen entwickeln, aber sobald es um die eigentliche Realisierung der Ideen geht, sollte sich Töchter + Söhne zurückziehen und die Sache nur noch konzeptionell-inhaltlich Der Töchter+Söhne-Logo-Stempel

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Wer für uns da ist

Wer für uns da ist

begleiten. Zielsetzung von Töchter + Söhne war es außerdem nie, groß Geld zu verdienen, sondern vernünftig Geld verdienen. G: Wir haben damals zehn Gebote aufgestellt. Töchter + Söhne darf nicht pitchen, Töchter + Söhne darf nicht nur für einen Kunden arbeiten. Die gibt es noch. Die sind tatsächlich noch aktuell. Ihr habt zwei Agenturen gegründet. Könnt ihr sagen, was dabei eure wichtigste Erfahrung war. Was würdet ihr jemandem raten, der eine Agentur gründen möchte? G: Ich glaube, das Wichtigste bei allem ist das Team, dass du gute Leute hast. Und dass die Stimmung stimmt. Wir haben keine Maschinen, wir haben keine Produkte, wir haben keine Patente. Die einzigen Maschinen, die wir haben, sind die Köpfe. Bill Bernbach von DDB hat mal gesagt, sie müssen »talented and nice« sein. Das ist gar nicht so leicht zu finden, das war für uns eigentlich immer die größte Herausforderung, Welche Entwicklungen haben – sowohl bei der Gründung von Töchter + Söhne als auch von WE DO – überrascht? G: Also ich hatte nie damit gerechnet, dass die Agentur so schnell so bekannt wird. Wenn wir heute bei Präsentationen sagen, wir haben Töchter + Söhne gegründet, kennen die Leute das. Auch an Stellen, wo man es überhaupt nicht vermutet. Und bei »WE DO« auch. Wir haben in relativ kurzer Zeit wirklich großen Agenturen Aufträge weggeschnappt.

G: Man ist mit Leuten, die noch vor fünf Jahren oder sechs Jahren unsere »Tanten und Onkel« waren plötzlich auf Augenhöhe. Das ist schon irgendwie … nett. Und was man noch mit auf den Weg geben kann: Das Wichtigste ist Qualität. Immer gute, ehrliche und konsequente Arbeit abgeben, sich treu bleiben. Schließlich muss man auch mal verlieren können. Wir würden gern noch einmal auf die Organisation zu sprechen zu kommen, von der wir jetzt kommen und der ihr ja auch entspringt. Wie bewertet ihr das, was das FORUM heute macht? G: FORUM und Töchter + Söhne sind ganz, ganz wichtige Organisationen. Die Branche beklagt sich immer über den fehlenden oder schlecht ausgebildeten Nachwuchs. Aber die Konsequenz daraus ist, dass man eben auch Organisationen wie Töchter + Söhne oder das FORUM unterstützen muss und dort, wo es geht, einbindet. Insofern finde ich das, was das FORUM macht, extrem wichtig. Die Leute, die sich im FORUM engagiert haben, wissen einfach, wie es läuft. Denn einen Sponsor für den WERBEKONGRESS zu gewinnen, oder Studenten zu motivieren, morgens um vier Uhr nach einer Party aufzuräumen, sind extrem wichtige Erfahrungen. Das sind keine Schwätzer, sondern das sind Macher. Ihr habt das FORUM damals maßgeblich mitgestaltet und unterstützt es auch heute noch mit euren Erfahrungen und eurem Wissen. Daher würden wir zum Abschluss gern wissen, was ihr euch vom FORUM in Zukunft wünscht.

C: Ich finde es zum Beispiel ziemlich frustrierend, wie sehr der Bereich Werbung bei GWK unterzugehen droht. Für die Studenten, insbesondere die Erstsemester, kommt Werbung als berufliche Herausforderung oftmals gar nicht mehr in Frage. Da muss man mit Engelszungen reden und den Leuten erklären, dass das alles letztendlich mit Kreativität zu tun hat. G: Absolut. Man müsste als Freundeskreis des Studiengangs bei GWK fast eine Imagekampagne für die Werbung machen. Das ist so ein grundsätzliches Problem: Bei vielen GWKlern ist Werbung schon fast ein bisschen verpönt. Obwohl man mit Werbung wirklich sehr viel Spaß haben und auch sehr viel Geld verdienen kann. Das ist zum Beispiel in der Filmbranche oder im Journalismus nicht immer so. Die Filmbranche ist arm, aber sexy. Und irgendwie wollen doch alle dort hin. C: Das FORUM müsste in dieser Situation viel stärker für das Metier Werbung begeistern, zum Beispiel durch die Erfolge der Absolventen, die auch durch das FORUM an den Studiengang gebunden sind. Ich glaube, dass es eine der größten Herausforderungen ist, dafür zu sorgen, dass GWK in zehn Jahren immer noch ein geiler Studiengang ist.

Eine Retrospektive zum TöSö-Gesamtwerk von 1998 - 2010: www.toechterundsoehne.net

C: Das ist schon lustig, wenn du dir bei einem Pitch die Türklinke in die Hand gibst mit Sebastian Turner, deinem ehemaligen Dozenten.

G: Dass es sich noch mehr einmischt – auch und gerade in die Entwicklung von GWK und dort, wo es elementar um den Studiengang geht. Da muss das FORUM noch stärker als bisher Farbe bekennen.

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Vielen Dank für das Gespräch.

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(Anm.d.R. 2011)

Wer für uns da ist

Wer für uns da ist

Forschung, der Lehre und der Praxis ihren guten Ruf verteidigen oder riskieren.

Es gibt im FORUM die schöne Tradition, dass Dr. Henning von Vieregge als Hauptgeschäftsführer des GWA eines der Vorworte zum WERBEKONGRESS-Katalog schreibt. Nun, nach

Und immer sind WERBEKONGRESSE auch Anlässe, über die Chancen des Werbenachwuchses nachzudenken.

fünfzehn Jahren, darf er zum ersten Mal den Epilog sprechen.

Es waren nur einige Jahre nach 2000 ff, in denen Agenturen versucht waren, lieber vom WERBEKONGRESS weg zu bleiben als falsche Hoffnungen zu erwecken. Es wurde viel entlassen, kaum eingestellt. Das ist vorüber. Es wird nun wieder gesucht. Die Frage nach der Zukunft der Branche, die die Frage nach der Zukunft des Nachwuchses einschließt, dreht sich deswegen heute weniger um konjunkturelle als um strukturelle Einschätzungen.

Deutschlands Kommunikationsnachwuchs   dr. Hhenning von vieregge

Was mögen sich diejenigen, die sich den Titel dieses Beitrags ausdachten, davon erwartet haben? Jedenfalls war die Einladung, diesen Beitrag zu schreiben, unwiderstehlich charmant formuliert. Es hieß »als Schirmherr zahlreicher Veranstaltungen zählt auch Henning von Vieregge zu jenen, die wir gern in unserer Festschrift wieder sehen möchten«. Gebeten wird um »reichlich lobende Seitenverweise auf unsere Arbeit«.

Eine Umfrage unter GWA-Agenturchefs 2006 zeigt, dass sich die Personalsuche weder auf bestimmte Berufe oder Positionen innerhalb der Agenturen noch auf Hierarchie-Stufen konzentriert. Sie geht quer durch. Wer bereit ist, seinen/ihren Beruf nicht in Berlin, Hamburg, Düsseldorf oder Frankfurt auszuüben, sondern in andere Standorte, auch in die Provinz, zu gehen und wer dabei ein Lernen quer durch alle Kommunikationsdisziplinen sucht, hat zur Zeit keine schlechten Chancen. Wer meint, ich hätte hier politisch unkorrekt im »Er« bzw. auch »Sie“-Kauderwelsch formulieren sollen, hat weniger Recht als gedacht. Denn, so klagen eine Reihe von GWA-Chefs, herausragender männlicher Nachwuchs sei schwieriger zu kriegen als weiblicher. Und man strebe doch einen Mix an.

Fangen wir also damit an. Was 15 Jahre lang gilt, wird auch die nächsten 15 Jahre gelten. Es ist wertvoller, wenn junge Leute etwas für sich tun, als wenn sie es tun lassen. Der WERBEKONGRESS, bei dem wir seit 12 Jahren dabei sind – ich vermute, die Hälfte davon in Schirmherrschaft – ist dafür ein herausragendes Beispiel. Wer einen solchen Kongress mitorganisiert hat, verbindet in vorbildlicher Weise Einsatz für Gemeinwohl und Einsatz für sich selbst. Wer sich dort engagiert, kann die eigenen Stärken trainieren und zum vorzeigbaren Bestandteil des Lebenslaufs machen. Die Themen der Kongresse waren in aller Regel klug ausgewählte DebattenThemen. Ein bisschen intellektueller als die konkurrierenden Themen professioneller Anbieter, aber nicht soweit abgehoben, als dass sich der Praxisvertreter davon nicht angesprochen fühlen konnte.

Bei der Frage, was die Branche tun müsse, um attraktiver in der Konkurrenz gegenüber Unternehmensberatungen und imagestarken Unternehmen zu werden, rangiert das Stichwort »Reputation« ganz oben. Es geht um die Reputation der Branche und der Profession. Nicht wenige in der Branche sehen sie als zu schwach an. Da wir nun aus der eigenen Arbeit wissen, dass es auf die Bilder im Kopf des Empfängers ankommt, ist die Frage nach dem Fremdbild zu stellen. Vermutet werden darf, dass drei Bilder konkurrieren.

Vergleichende Werbung, die Kraft der Kreativität, Authentizität – hier konnten und können herausragende Vertreter der

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Wer für uns da ist

Erstens:

Die Werbebranche ist wie alle anderen Dienstleistungsbranchen.

Zweitens:

Die Werbebranche unterscheidet sich nach verschiedenen Gesichtspunkten positiv von anderen Branchen.

Der Branche droht kein Bedeutungsverlust, im Gegenteil. Denn bei der intensiven Produkt- und Ideen-Konkurrenz sorgt professionelle Kommunikation für Differenzierung. Wenn also die selbst zugemessene Reputation der von außen gegebenen Reputation von Branche und Profession in Deckung kämen, wäre schon viel gewonnen. Dazu müssten ein paar Glaubenssätze von innen heraus energisch in Frage gestellt werden.

Drittens:

Die Werbebranche unterscheidet sich nach verschiedenen Gesichtspunkten negativ von anderen Branchen.

Glaubenssatz 1: Unternehmen mögen Unternehmensberater mehr als Kommunikationsberater, vulgo Werbeleute.

„Werbung macht reich, sexy und berühmt« nannten wir, durchaus in ironischer Absicht, eine Nachwuchs-Broschüre. Oder nicht in ironischer Absicht? Vielleicht konnten wir uns ja selber nicht entscheiden, ob wir den Mythos von der Glamour-Branche, bei der die Schönen beim Champagnertrinken versammelt sind und ihr reichliches Geld mittels fröhlicher Kreativitätsanfälle locker verdienen, bestätigen oder widerlegen wollen. Denn wer ist nicht lieber etwas Besonderes und wird besonders geschätzt und besonders bezahlt? Gespräche mit Azubis und Praktikanten zeigen, dass diese Gruppe, wenn sie denn mit falschen Vorstellungen in die Agenturen gekommen ist, dies sehr rasch herausfindet, aber dabei ganz überwiegend in ihrer Begeisterung für die Branche nicht nachlässt.

Glaubenssatz 2:

Werbeleute in Deutschland sind weniger anerkannt als Werbeleute in anderen Ländern.

Glaubenssatz 3:

Der Nachwuchs hat kein so großes Interesse mehr an Marketing und Werbung.

Glaubenssatz 4:

Weil die Werbungtreibenden unter dem steigenden Einfluss der Einkäufer Werbeleute mehr und mehr behandeln wie alle anderen Berater auch, ist die Werbung bezüglich Wertschätzung und Wertschöpfung auf der Verliererstraße.

Dr. Henning von Vieregge, 1995 - 2009 (Anm.d.R. 2011) Haupt­geschäfts­ führer Gesamt­ verband Kommuni­ ka­t ions­a genturen GWA

Diese Glaubenssätze können hier im Detail nicht auseinander genommen werden. Das Ergebnis aller Überlegungen aber ist: Jeder dieser Glaubenssätze kann, wenn schon nicht widerlegt, jedoch heftig in Frage gestellt werden. Jede Infragestellung verbessert das Selbstbild. Falsche oder übertrieben selbstkritische Perzeption löst sich auf. Der Schock der Vergewöhnlichung lässt nach. Die Freude am Business wird wieder stärker. Die Lust auf Zukunft steigt. Subjektive Befindlichkeit und objektive Situation, Selbst- und Fremdbild geraten besser in Deckung. Die Zukunft wird als so optimistisch beschrieben, wie sie ist. Mehr Werbeleute wollen, dass ihre Kinder auch in die Werbung gehen. Dies alles wird bei den WERBEKONGRESSEN in Zukunft verkündet. Die WERBEKONGRESSE gewinnen noch mehr Bedeutung, als sie heute schon haben.

Man bekommt – so sagen die Enthusiasten der Branche – rasch große persönliche Verantwortung, die Hierarchien seien flach, die Teams sympathisch, die Aufgaben in ihrer Vielfältigkeit reizvoll. Und warum ist dann in den Augen vieler auch führender Repräsentanten die Reputation der Branche eher schlecht? Der Branche droht überhaupt keine Auszehrung durch Auslagerung.

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Wer für uns da ist

Diese Chronik wurde nicht nur über die vielen engagierten Mitglieder aus fünfzehn Jahren FORUM geschrieben, sondern auch von ihnen. Wir bedanken uns ganz herzlich bei allen Autoren, Interviewpartnern und Recherchehelfern.

Danke.

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+ 5

2007-2011

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2007 – 2011 im Schnelldurchlauf  

Frank Brenner

„Spannend“ ist hier ausnahmsweise kein nichtssagendes Füllwort, wenn man an die vergangenen fünf Jahre seit Ende 2006 denkt, sondern auch wirklich so gemeint. Wirklich. 2007 war ein Jahr des Umbruchs. Da die Projekte im FORUM immer größer und erfolgreicher wurden, sah der damalige Vorstand die Notwendigkeit, diese wirtschaftlich und rechtlich abgesichert in einer GmbH zu beherbergen. Nicht allein die Wahrung der Gemeinnützigkeit des Vereins, sondern auch die für den Rahmen notwendige Professionalisierung der Geschäftsabläufe führten nach langen und turbulenten Diskussionen auf den außerordentlichen Mitgliederversammlungen am 16. Juni und 11. Juli

2007 zum Beschluss einer GmbH-Gründung. Die Forumsprojekt GmbH war geboren und sollte von nun an eine wirtschaftlich und rechtlich solide Basis für die wachsenden Projekte gewährleisten. Und eine weitere Entscheidung prägte das Jahr des Umbruchs: Das FORUM sah über den eigenen aus der Tradition geborenen Tellerrand und öffnete sich über den Studiengang GWK hinaus von nun an verstärkt auch dem Nachwuchs anderer Berliner Universitäten und Schulen. Ein Schritt, der viele neue Kooperationen in den Folgejahren ermöglichte. Auch 2008 sollte ein wichtiges Jahr in der FORUMsHistorie werden. Mit dem 10-jährigen Jubiläum und einem sehr erfolgreichen Abschlussjahr wurde die Arbeit der studentischen Werbeagentur „Töchter + Söhne“ an der UdK zum Ende des Jahres eingestellt, in beiderseitigen Einvernehmen mit dem Berliner KommunikationsFORUM. Ein frühes Opfer der Umsetzung des Bologna-Prozesses an den Berliner Universitäten. Denn durch die strafferen Bachelor-Studienordnungen war es nicht mehr möglich mal eben für ein Jahr das Studium ruhen zu lassen und sich Vollzeit in die Praxis der Werbewelt zu stürzen. Auch „Mitte der Woche“ pausiert seit 2008 (man munkelt jedoch wieder über eine baldige Wiederauferstehung). Lobend

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erwähnt sei für das Jahr 2008 auch der BruttoSozialPreis für seine Auszeichnung als „Ausgewählter Ort“ im Rahmen der Initiative „Deutschland – Land der Ideen“. Ach, 2009. Bereits heute, zwei Jahre danach, denken viele an „damals“. 2009, du warst speziell. Auf und Ab, Ein- und Austritte, Hin und Her. Kurzum: Vertrauensfragen und der gute alte Größenwahnsinn stellten das FORUM mal wieder vor die Frage: Geht’s noch? Ja, es ging. Der FORUMsGeist erfüllte die nächste Vorstandsgeneration, die sich des Projekts der Umstrukturierung annahm. Zugegeben, kein einfaches Unterfangen, erst recht mit weniger WoMan-Power und zwei Umzügen. Trotz alledem gelang im selben Jahr die Durchführung von Werbekongress, SO KLINGT BERLIN, BruttoSozialPreis und mehreren Workshops, welche seit 2007 regelmäßig zusammen mit Agenturen wie Zum goldenen Hirschen, Jung v. Matt, McKinsey oder Musiol Munzinger Sasserath zusätzlich zu den laufenden Projekten organisiert wurden. Auch ein neues Magazin wurde geboren. Nachdem das langjährige Projekt „gelb“ im Jahr 2008 bereits im neuen Gewand – jedoch leider nur in einmaliger Ausgabe – mit dem Namen„fohlen“ erschien,

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stemmten FORUM und Forumsprojekt GmbH 2009 erstmals wieder ein publizistisches Wagnis: das Gesellschaftsmagazin „Aufstieg und Fall“. Mitten in der Krise der Verlagshäuser, sorgte die Neupublikation deutschlandweit für viel Aufsehen. 2010 begann mit einem Gastspiel der Social Media Week Berlin im FORUM. Am 5. Februar wurde unter dem Titel »Social Media. Marketinginstrument oder Spielwiese der digital natives?« gelauscht und diskutiert. Zum Jahreswechsel fuhr plötzlich der Gründergeist durch›s FORUM und bescherte ihm mit dem Startupweekend Berlin das erste Event dieser Art in der Hauptstadt. Nach dem Vorbild der Startupweekends weltweit, machte sich ein

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kleines Team daran auch Gründern in Berlin ein Event zu bieten, das sie unterstützt, kompetent berät und wertvolle Kontakte ermöglicht. So startete man dann auch dementsprechend früh in den Projekt-Zyklus und veranstaltete bei Humboldt Innovation (HU Berlin) vom 5. Bis 7. März das erste Gründerevent des FORUMs. Die Feuertaufe war bestanden und erzeugte viel Aufmerksamkeit innerhalb der Gründerszene – nicht zuletzt wegen des mittlerweile legendären Caterings (Variationen von Schmalzbrot an Gewürzgurken und exotischen

Soßen, dazu Red Bull à la Cola) und der Vergabe eines Sonderpreises für’s Scheitern (auch das will gekonnt sein). Auch der Werbekongress lief sich zum 19. Mal wieder warm und startete schließlich am 10. Juni 2010 unter dem Titel „Testfeld Zukunft“ unter der Schirmherrschaft von Amir Kassaei (Chief Creative Officer DDB Worldwide) durch. Nach dem obligatorischen jährlichen FORUMsUmzug im August, mit Vorstandszuwachs im Gepäck, ging es frisch ans Werk. Nach einer einjährigen Pause stellte sich das FORUM wieder am Infotag den Erstsemestern der UdK vor, schmierte

fleißig Brote und warb beim traditionellen GWK„Erstifrühstück“ (ja, das gibt es immer noch!) für sich und seine ehrenamtliche Arbeit. Das Jubiläumsjahr 2011 begann wenig feierlich, mit einem dicken Kater. Denn durch die geringe Projekttätigkeit im Jahre 2010 waren der Forumsprojekt GmbH die Mittel weggebrochen. Ihr Ende war nach nur drei Jahren eingeläutet und kam dennoch unerwartet – zumindest für den Vorstand. Passend zum Neujahrsmorgen nach der großen

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Silvesterknallerei, hieß es nun: Scherben zusammenkehren, Schauen was vom Inventar noch übrig geblieben ist und Müll rausbringen. Nach einigem Luft- und Mutholen bei FORUMs-Veteranen fiel die Entscheidung nicht schwer, dennoch weiterzumachen und die Ärmel hochzukrempeln. Mit dem Entschluss das 20. FORUMs- und WerbekongressJubiläum zu begehen, war ein Ziel gesetzt, dass es sich zu erreichen lohnte. Der Vorstand und das in diesem Jahr mal etwas kleiner ausgefallene WKTeam begannen mit der Planung – wie im FORUM üblich auf den letzten Drücker. Kurz vor dem Jubiläum stahl uns das zweite Startupweekend Berlin die Show und bewies, dass man das Thema „Outernet“ im Notfall auch ohne Internet bearbeiten kann. So, jetzt müssen wir aber mal wieder an die Arbeit!

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Der Vorstand (2011) Frank Brenner, Agneta Kobold, Tobias Walter

Ehrenamt

Ehrenamt

uns Studenten ja irgendwie zum guten Ton im Dauerstress zu sein. Aber ich weiß gerade nicht mal welcher Wochentag ist. Ausgelaugt schleppe ich mich zum Team-Meeting. Dass ich nicht die Einzige bin, die etwas ungesund aussieht, beruhigt mich. Und auch meine Misserfolge relativieren sich angesichts der neuen Entwicklungen. Da haben neue Sponsoren zugesagt, die Location steht, es wurden geile DJ›s für die Partys akquiriert und die Medien machen Stimmung für uns. Offenbar machen wir trotz mancher Baustellen Fortschritte.

Ich krieg’ die Krise Suchtproblem Ehrenamt  

Saba MBoundza

Der Blick auf die Uhr sagt mir, dass ich noch 4 Stunden und 45 Minuten schlafen kann, bevor ich wieder aufstehen muss. Davor muss ich nur noch eine Mail verschicken, einen Text tippen, diesen dann in InDesign etwas aufpeppen, dann Facebook und Twitter checken, mich waschen und die Küche... räum› ich auf wenn ich Zeit habe. Also nicht in naher Zukunft. So. 3 Stunden und 17 Minuten, das ist doch eine akzeptable Mütze Schlaf. Verdammt, ich habe vergessen die Mail zu senden. Aufstehen, Licht und Laptop an und bloß keine Tippfehler. Nein, ich bin kein Workaholic, ich bin Studentin und arbeite ehrenamtlich für das Berliner KommunikationsFORUM. Morgens, als ich in der Vorlesung meine Mails durchsehe, entdecke ich die Antwort auf meine Nachricht von mitten in der Nacht. Natürlich habe ich mich vertippt, im Betreff gleich. Und der Tonalität des Schreibens zufolge, hält die Frau, der ich eine Medienpartnerschaft angeboten habe, mich für nicht ganz bei Trost. Viel zu spät käme das, Redaktionsschluss wäre Wochen her und somit sei

völlig klar, dass eine Partnerschaft „ins Wasser falle“. In der Pause rufe ich einen weiteren Kontakt an. Nachdem ich mich vorgestellt und mein Anliegen vorgetragen habe, klingt die Person am anderen der Leitung so, als würde sie es stark bereuen, den Hörer abgehoben zu haben. Höflich wird mir erklärt, dass man uns aus Budget-Gründen nicht unterstützen könne. Enttäuschend, aber immerhin nicht wie ein Schlag ins Gesicht. Eine Teamkollegin wurde während so eines Telefonats mal gefragt, ob sie denn nicht die Zeitung lese. Auf der Arbeit versagen Red Bull, Cola und Club Mate ihren Dienst und meine Augenlider hängen auf Halbmast. Zwischendurch sehe ich meinen Bildschirm doppelt. Gut, dass alle zwei Minuten mein Handy summt, weil ich via WhatsApp, Skype und dem Mail-Account mit wichtigen Nachrichten traktiert werde. Dem einen fehlen Informationen, der andere hat die falschen, der nächste hat eine Frage, der übernächste eine Bitte und der darauffolgende was zu meckern. Ich halte kurz ein, um festzustellen: Ich krieg' die Krise! Es gehört bei

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Ich bin erleichtert. Etwas, das wie auch der ungeheure Stress zum Wesen dieses Ehrenamtes gehört: Die Erfahrung, mit dem Team Höhen und Tiefen zu durchleben. Wir besprechen weitere Ideen, um noch mehr Aufsehen zu erregen und wie wir die abschließende Gala gestalten könnten. 3 Stunden und 17 Minuten Schlaf und mein Team animiert mich dazu, mein Hirn nochmal anzustrengen. Ich erinnere mich noch sehr gut an den Werbekongress 2010. Als die Veranstaltung morgens begann, war ein Großteil von uns schon 24 Stunden lang wach. Ein Zustand, der sich auch am nächsten Tag nicht grundlegend geändert hatte. Und doch war ich immer überrascht, wenn die Teilnehmer uns etwas perplex fragten, warum wir das alles hier kostenlos machen würden. Dann habe ich versucht mich zu erklären. Die Atmosphäre einer solchen Veranstaltung zu erleben, die man selbst mit auf die Beine gestellt hat, ist eine Erfahrung, die Zahlen gar nicht ausdrücken könnten. Paradox ist, dass man sich während der Vorbereitungszeit immer mal wieder und zum Ende immer öfter fragt: Warum mach’ ich das eigentlich? Und

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am letzten Abend des Events dann, ist man schon wieder wild darauf, das nächste Projekt zu starten. Am Ende des Team-Meetings gibt es einen Haufen neuer Aufgaben, aber ich bin zufrieden mit dem was bisher erreicht wurde und mit der Uhrzeit. Denn ich kriege die letzte Bahn noch und kann ganze 6 Stunden schlafen. Obwohl, eigentlich müsste ich mal mit meiner Hausarbeit anfangen, die nächste Woche fällig ist… Saba MBoundza – FORUMsUnterstützerin mit Leib & Seele, Werbekongress 2010/11Organisatorin & Bloggerin

Ausblick

Ausblick

Der Drucker des Bösen The Final Countdown.

Ein Rückblick als Ausblick: Ein Umblick.





Frank Brenner

Eric Lindig

Dass die Bachelor- und Masterstudiengänge den Studenten immer weniger Zeit und Raum für ehrenamtliche Projekte geben, ist ein vieldiskutiertes und offenes Geheimnis. Die Bedingungen für das KommunikationsFORUM haben sich in den letzten Jahren massiv geändert. Wie gehen wir mit diesen neuen Bedingungen um? Wir wissen zwar, woher der Wind weht, allerdings noch nicht, wohin.

Fünf Jahre. FÜNF JAHRE hat uns dieses Monstrum gequält! Was die Entscheider von 2007 dazu bewogen hat, solch ein Ungetüm zu leasen kann man nur schwer erahnen, aber das FORUM wäre nicht das FORUM, würde es nicht alle Jahre wieder dem Größenwahn erliegen. Mitte 2012 ist es nun soweit, die Kündigung ist raus und das FORUM ist seinen mit Abstand größten Kostenpunkt im Jahresbudget los! Nicht wenige Vorstände haben in ihrer jugendlichen Naivität versucht das Ding vor Vertragsablauf loszuwerden. Narren! Denn jedes Mal war es eine harte Lektion in Sachen Leasingvertrag, das wohl perfideste Produkt der heutigen, kalten Welt des Kapitalismus. Doch der Duft der Freiheit wird immer intensiver und als scheidender Vorstand ist man neidisch und gerührt zugleich zu wissen, dass im FORUM eine neue Zeitrechung beginnt. Das Jahr 1 nach D.

Anfänglich wurde versucht, die Projektteams zu vergrößern, um so den individuellen Aufwand der Organisatoren zu verringern. Dies halte ich, auch aus den Erfahrungen der letzten Jahre, für den falschen Weg. Durch die Vergrößerung der Teams steigen nicht nur die Administrations- und Transaktionskosten innerhalb der Projekte, es sinkt auch das Verantwortungsgefühl eines jeden Einzelnen. Der eigene Beitrag am großen Ganzen ist weniger sichtbar und ein Gefühl des „sind ja noch genug andere da“ führt zu höherer Unzuverlässigkeit. Letztlich hat die „höher, schneller, weiter“-Philosophie eine Blase produziert, welche

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irgendwann platzen musste. Dadurch wurde viel verbrannte Erde hinterlassen. Häufiger stand das FORUM in den letzten Jahren vor der Existenzfrage. Jedoch fand sich immer wieder eine gute Hand voll motivierter Mitglieder, die bereit waren, die Idee des FORUMs weiter zu tragen. Dies ist auch für mich Grund genug, seine Existenzberechtigung zu verteidigen. Doch Vorstand und Beirat, welche nur mit der Administration und dem Verwalten des Vereins beschäftigt sind, können das FORUM allein nicht füllen. Es bedarf aktiver Mitglieder! Mitglieder, welche nicht nur auf Nachfrage oder bei der jährlichen Abbuchung des Mitgliedsbeitrags ans FORUM denken, sondern darüber hinaus auch selbstständig aktiv sind. Sicher ist dies keine einseitige Verantwortlichkeit. Denn das FORUM war in den letzten Jahren selten ein Ort, in dem neue Ideen einen Raum fanden. Zu sehr war man mit der Auf- und Abarbeitung

FORUMsStationen

Ausblick

von Altlasten beschäftigt, zu groß die persönliche Belastung der Verantwortlichen. Was sind also die Möglichkeiten, welche sich aus diesem Koordinatensystem der aktuellen Umstände ergeben?

Die Stationen des FORUMs 1991 – 2011

takt zu treten und frühzeitig Kooperationen für das folgende Jahr vertraglich festzusetzen. Mangelhafte Übergaben sowie Wechsel von Ansprechpartnern und Verantwortlichkeiten erschweren die Arbeit neuer Projektteams unnötig.

1991

1. Kleinere Projekte, welche auch in unregelmäßigen Abständen stattfinden können und verhältnismäßig geringe Ressourcen benötigen, sollten gefordert und gefördert werden. Projekte wie „Mitte der Woche“ sind auch mit kleinen Teams realisierbar und bieten darüber hinaus die Möglichkeit, als vereinsinterne Pulsgeber zu fungieren.

(privat bei Gründungsvorstand Gernot Kunert)

Dies sind nur einige Anregungen, wie das FORUM auch in Zukunft jungen Kreativen eine Plattform des Austauschs und der Entwicklung sein kann. Natürlich sind aber hierfür die Ideen aller Mitglieder gefragt. Eins hat sich jedoch bereits gezeigt: Nachhaltiges und realistisches Handeln sind auch im FORUM zu einem Grundsatz geworden. Dem ging ein langer Lernprozess voraus, denn was 2. Werbekongress und Bruttosozialpreis sind heute heute selbstverständlich erscheint, musste und viel näher beieinander, als sie das noch vor zehn wollte im FORUM lange Zeit nicht gesehen werden. Jahren waren. Es macht also durchaus Sinn, Wenn wir ehrlich zu uns selbst sind, dann lassen über eine Zusammenlegung nachzudenken. sich in diesem Punkt auch einige Analogien zu jeStrukturell einander nicht unähnlich, würde dem Einzelnen von uns finden. Lange Zeit gepamdies sowohl für die Agenturen als auch für die pert worden und teilweise auch über den eigenen Studenten Sinn ergeben. Somit würden die zwei Verhältnissen gelebt, ist das FORUM nun in einem zukunftsfähigsten Projekte des FORUMs weiter neuen Lebensabschnitt angekommen: Es ist endbestehen. Zudem würden auch weniger Organi- lich erwachsen geworden! satoren benötigt, als bei zwei autarken Events. Eric Lindig ist Geschäftsführer forumskonzept GmbH 3. L angfristige Kooperationen mit Partnern herstel- (ehemals »Töchter + Söhne«) len: Immer wieder gefordert, jedoch selten durchgeführt. Viele Sponsoren sind häufig nach abgeschlossenen Events positiv beeindruckt und oft bereit, auch die Folgeevents zu unterstützen. Es sollte ebenfalls Aufgabe der Projektleitung sein, mithilfe einer ansprechenden Dokumentation und im Zuge der positiven Erinnerungen, direkt nach dem Event mit den Hauptsponsoren in Kon-

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Gründung in der Pfalzburger Straße in Wilmersdorf

1993 – 1996

Gneisenaustraße 43 in Kreuzberg (Kellerraum im Hinterhof des Modulor-Hauses)

1996

Taunusstraße 14 in Friedenau (privat bei Gregor C. Blach)

1997 – 2000

Willi-Brandt-Haus, Wilhelmstraße 140 in Kreuzberg

2001 – 2006

Oberbaum City, Ehrenbergstraße 20 in Friedrichshain

2006 – 2009

Josetti-Höfe, Rungestraße 22-24 in Mitte

2009

Betahaus, Prinzessinnenstraße 19-20 in Kreuzberg

2009 – 2010

GSG-Hof Urbanstraße 71 in Kreuzberg

2010 – 2011

GSG-Hof Reichenberger Straße 124 in Kreuzberg

2011 –

Mainzer Straße 25 in Friedrichshain

Für die Angaben übernehmen wir keine Gewähr – es sind einfach zu viele!

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Kurz erinnert & zitiert

Kurz erinnert & zitiert Seit jeher lebt das FORUM von Überzeugungstätern. Nicht nur von denen, die tagtäglich den FORUMsMotor am Laufen halten, sondern auch von solchen, die ihm den Rücken freihalten und über all die Jahre stetig mit Rat und Tat zur Seite stehen, wenn´s mal brennt (im übertragenen, wie im wortwörtlichen Sinne). Die längste Tradition hat hierbei das Kuratorium (vormals »Promi-Beitrat«). Dazu sind über die Jahre die Fördermitglieder (FöMis) gekommen und unzählige FORUMsAlumni, die gerade zum 20. Jubiläum viel beigetragen haben. Im Folgenden kommen langjährige Unterstützer, Mitglieder und Mentoren zu Wort.

„Die Aussage A mit sieben Zeilen, die Aussage B mit fünf: Das sind elf Möglichkeiten, zwischen den Zeilen zu kommunizieren. Kommunikation muss man also zunächst lernen und dann oft

Kurz erinnert und zitiert. FöMis, Profis & Mentoren

mehr schweigend als sprechend üben.“ Prof. Martin Rennert, Präsident, Universität der Künste Berlin

„Jede Agentur, die nichts mit dem Berliner KommunikationsFORUM „Das Berliner KommunikationsFORUM e. V. genießt schon seit vielen Jahren einen sehr guten Ruf

e. V. oder dem Werbekongress macht, ist komplett bescheuert.”

in der Kommunikationsbranche. Das große Interesse am Werbekongreß sowie die hohen Recruit-

Marc Sasserath, Geschäftsführer, Musiol Munzinger Sasserath

ingzahlen von Teilnehmern und Ver-einsmitgliedern sind ein Beweis für die gelungene Zusam-

Gesellschaft für umsetzungsorientierte Markenberatung

menführung von qualifiziertem Nachwuchs und der freien Wirtschaft.”

und Markenentwicklung mbH; Fördermitglied des FORUMs

Prof. Dr. Thomas Heilmann, Mitbegründer, Scholz & Friends „Im FORUM habe ich während des Studiums erste Projekterfahrungen gesammelt. Diese sind in

„Die Leute vom FORUM sind doch bescheuert: sie arbeiten monatelang an

der Geschäftswelt von großer Bedeutung: Denn dort gilt es, abstrakte Modelle in praktisches Han-

Projekten, schleppen sich müde zur Uni statt zu Parties. Und das ganze

deln zu überführen. Von kleineren Vorträgen bis hin zu Großveranstaltungen, wie dem Werbe-

dann auch noch ehrenamtlich. So einen Nachwuchs braucht kein Mensch.

kongress, die Mitglieder erzielen im Team beachtliche Leistungen. Engagement und Teamarbeit

So einen Nachwuchs brauchen Unternehmen, die sich nach hungrigen

sind auch im Berateralltag gefragt - aus diesem Grund arbeiten wir im Recruiting eng mit dem

Talenten sehnen.“

FORUM zusammen.”

Gregor C. Blach, Geschäftsführer, WE DO Communication GmbH,

Nils I. Cornelissen, Senior Practice Expert Organization McKinsey & Company, Inc.,

FORUMsVorstand 1996-1998; Fördermitglied des FORUMs

FORUMsVorstand 1996-1997

„Das Berliner KommunikationsFORUM e. V. ist eine der wichtigsten Talentschmieden in der

„Obwohl der Werbekongreß von Studenten organisiert wird, ist das

deutschen Werbelandschaft. Es ist kein studentischer Faselclub, sondern ein Verein, der weiß,

Berliner KommunikationsFORUM e. V. ein erfreulich zuverlässiger

wie man pragmatisch wirklich praxisrelevante Projekte stemmt.“

Dienstleister. Es macht einfach Spaß, so unkonvetionell mit jungen,

Karen Heumann, ab 07/2012 Vorstand, kempertrautmann

motivierten Teams zusammenzuarbeiten.“

(2004 - 2011 Vorstand, Jung von Matt AG)

Klaus Ebert, Geschäftsführer, KE Media & Vorsitzender des Allg. Hamburger Presseclubs

„Ohne das Berliner KommunikationsFORUM e. V. wäre ich heute nur ein hilfloses Häuflein Elend mit verkümmerten Social Skills, mein Tagessatz

„Wissen Sie direkt nach dem Studium eigentlich, was Arbeiten bedeutet? Können Sie sich

wäre nur ein Drittel so hoch, und ich hätte viel weniger Exfreundinnen.

vorstellen, monatelang ein Projekt zu betreuen? Im Team zu arbeiten? Alles einem Ziel unter-

Ich verdanke dem FORUM, wie wir cool people es liebevoll nennen,

zuordnen? Und trotzdem den Spaß nicht zu verlieren? Ach, Sie waren im FORUM? Herzlich

praktisch alles.“

willkommen.”

Sascha Lobo, freiberuflicher Autor, Werber, Blogger,

Reinhard Buschmann, Kreativdirektor, Zum Goldenen Hirschen Group;

FORUMsVorstand 2000-2002

Fördermitglied des FORUMs

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Interview

Interview

Bei den vielen FORUMsUmzügen hättest du ja eigentlich die Sachen gleich im Kofferraum lassen können. C: Ja, das ist wohl wahr! Wir hatten dann im Anschluss unser Büro im Willi-Brandt-Haus in Kreuzberg. Für das Büro habe ich damals auch die Möbel aus meinem alten Kinderzimmer gestiftet! Gibt es die noch?

Als der Werbekongress aus dem Kofferraum kam. Ein Gespräch mit Cedric Ebener, der den WK ins FORUM brachte aufgezeichnet von Frank Brenner Cedric, wann bist du erstmals auf den Werbekongress (WK) gestoßen? Cedric: Ich habe 1995 am Werbekongress (WK) teilgenommen. Damals war der noch an der TU Berlin beheimatet und wurde von der studentischen Organisation AIESEC ausgerichtet. Ich erinnere mich noch, als ich zu den beiden Organisatoren von damals, Matthias Schmidt [heute Vorstand der Scholz & Friends Group, Anm. d. R.] und Till Hohmann [heute CCO JWT Germany, Anm. d. R.], ging und sagte, dass ich gerne die Organisation des Projekts im kommenden Jahr übernehmen würde. Die waren im Anschluss ganz aus dem Häuschen, dass sie einen Nachfolger hatten, habe ich später von ihnen erfahren. Witzigerweise habe ich heute noch mit ihnen zu tun, und soweit ich weiß waren Sie trotz der Arbeit bei AIESEC damals auch im FORUM aktiv. Und wie kam es dann dazu, dass der Werbekongress beim FORUM landete? C: Als ich als neuer Projektleiter schließlich für den WK 1996 ein paar Leute zusammengetrommelt und eine Kooperation mit der Messe Berlin und vielen Agenturen verhandelt hatte, wurde klar, dass das

Projekt deutlich größer werden würde, als das was AIESEC als studentischer Verein stemmen wollte. Außerdem war kaum einer von uns Organisatoren tatsächlich bei AIESSEC Mitglied, und das war denen wohl etwas schleierhaft. Darauf beschloss AIESEC kurz vor Kongressbeginn auszusteigen und der WK war auf einmal obdachlos. Ich bin dann einfach auf die Leute des FORUMs zugegangen und hab ihnen das Projekt schmackhaft gemacht. Da das FORUM gerade auf der Suche nach Möglichkeiten war, seinen GWK-Studenten mehr Praxiserfahrung zu bieten, sagte der Vorstand bald zu. Die Aussicht auf etwas mehr Geld im Vereinssäckel war sicherlich auch ein Grund, schließlich war der Verein noch recht jung und wollte sich weiterentwickeln. Ironischerweise suchte das FORUM zur gleichen Zeit auch eine neues zu Hause. Der Verein kam dann zeitweise „privat’’ bei Gregor [Gregor C. Blach, heute geschäftsführender Gesellschafter bei WE DO communication, Anm. d. R.] unter. Alle WK-Unterlagen lagerten dann für ca. 2 Monate im Kofferraum meines Passat-Kombi und meine Wohnung war währenddessen WK-Büro, die übrigens zu früheren Zeiten mal die Kommune 1 beherbergte.

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Oh, ich fürchte nein. Wie bist du dann schließlich im Vorstand des Vereins gelandet? C: Naja, das war ziemlich schlau vom damaligen Vorstand: Durch den Wechsel ins noch nicht so bekannte FORUM, mitten in den WK-Vorbereitungen 1996, sagten plötzlich viele Agenturen wieder ab. Das brachte die Finanzplanung so durcheinander, dass der WK dem FORUM plötzlich anstatt eines guten Gewinns nicht unerhebliche Verluste eingefahren hatte. Existenzbedrohlich, um ehrlich zu sein. Das war zwar nicht mein Verschulden, aber natürlich war ich dafür verantwortlich. Doch statt mich zum Teufel zu jagen, holte der Verein mich in den Vorstand. Ziemlich schlau, denn dadurch wurde ich ja doch haftbar gemacht für die Belange des Vereins. Für mich war das keine Frage, denn ich fühlte mich natürlich verpflichtet diesen „Fehler’’ wiedergutzumachen. Was dann im Folgejahr ja auch gelang. Das war mein zweiter WK und ich wechselte ins Sponsoringteam, um eben an der Stelle aktiv zu sein, wo das Geld reinkommt. Hat gut geklappt und danach wurde ich dann noch eine zweite Legislaturperiode bis 1999 im Vorstand des FORUMs bestätigt und bin erst mit dem Ende meines Studiums aus dem Vorstand raus. Waren tolle Zeiten damals, wir haben Töchter + Söhne

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gegründet, die „Lange AV-Nacht“ erfunden und viele andere wegweisende Projekte ins Leben gerufen. Was hast du für dich persönlich aus der Arbeit beim Werbekongress und im FORUM gewonnen? C: Auf jeden Fall den Umgang miteinander in einem Team. Das Arbeiten mit- anstatt gegeneinander oder nur zum eigenen Vorteil. Den Wert der eigenen Integrität und bei Geschäftspartnern und Kollegen auf diese zu achten. Eine Erfahrung, die noch heute meine Berufsethik maßgeblich be-einflusst. Was rätst du Agenturen und Hochschulen im Bezug auf Werbekongress und FORUM? C: Mehr Engagement als bisher! Ich erinnere da nur an ein Zitat von Marc Sasserath [Gründer von Musiol Munzinger Sasserath und Fördermitglied des FORUMs, Anm. d. R.]: „Jede Agentur, die nichts mit dem Berliner KommunikationsFORUM e.V. oder dem Werbekongress macht, ist komplett bescheuert.’’ Das Potenzial der Nachwuchsförderung im FORUM als Agentur nicht zu nutzen ist töricht. Was die Hochschulen angeht, sollten diese mehr Freiräume für solche Projekte schaffen, denn gerade DIE haben später im Arbeitsmarkt Relevanz! Was würdest du den Studenten der KOMM. Branche mit auf den Weg geben? C: Einfach nur, dass bei einer Bewerbung weniger die Noten, sondern Referenzen wie der Werbekongress zählen. Darauf achte auch ich immer, wenn ich jemanden einstelle. Und, angesichts weniger Freizeit im Bachelor/Master – Abstriche in Kauf nehmen und rein in Projekte und Verein.

Prost!

Prost! Fällt dir noch etwas Weises für die Zukunft von Werbekongress und FORUM ein? C: Nun, neben der nachwievor wichtigen Partnerschaft mit den Agenturen, würde ich den Grundsatz des FORUMs als „Schnittstelle zwischen Theorie und Praxis in der Kommunikationsbranche“ durchaus wörtlich nehmen und mich gegenüber anderen relevanten Partnern nicht verschließen. Große Unternehmen suchen beispielsweise verstärkt nach gutem Kommunikationsnachwuchs. Und dem muss man sich ja nicht allein aus Traditionsbewusstsein verschließen. Schließlich geht es im Verein ja darum, dem Nachwuchs alle Möglichkeiten zu präsentieren und ihn somit offener und flexibler zu machen. Was hältst du von dem immer wiederkehrenden Spruch „Werbung ist tot“? Stimmt das? C: Also Werbung, die sich noch als „Reklame“ versteht ist definitiv tot. Agenturen, die immer noch in streng definierten Sparten und Kanälen arbeiten, bleiben zurück. Auftragskommunikation dagegen ist lebendig, lebendiger denn je! Leider sind viele

Agenturen nicht so lebendig, dass sie da mithalten können. Daher gibt es aktuell so viel Wirbel in der Branche, so viel Geklammere an alte Strukturen, und so spannende Newcomer, die neu denken. Cedric, vielen Dank für das Gespäch!

Ach FORUM, mit deinen 20 Jahren siehst du eigentlich noch recht knackig aus, wenn man bedenkt was du schon alles hinter dir hast! Die Einzigen, die wirklich zu altern scheinen, sind die (ehemals) FORUMsAktiven, also all die LiebhaberInnen, Schwärmereien und Stalker, mit denen du mal zu tun hattest, und die dich jetzt an deinem Ehrentage beglücken wollen. Alle werden zur Party kommen, auch deine verzogenen Kinder und die gut betuchte hanseatische Verwandtschaft mit reichlich Champagner. Aber treib‘ es im neuen Lebensjahrzent nicht wieder zu wild! In diesem Sinne: Prost! Dein Festkommittee

Cedric Ebener war von 1996 - 2000 im Vorstand des Berliner KommunikationsFORUM e.V. und organisierte die Werbekongresse 1996 & 1997 mit. Heute ist er Geschäftsführer der Agentur CE+Co Corporate Experience + Content, Hamburg Das Jubiläums-Team 2011 auf der Abschlussgala am 24.09.2011 (l.); Sascha Lobo bei der Podiumsdiskussion in der UdK (r.)

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Impressum

Impressum +5

HERZBLUT ANGSTSCHWEISS FREUDENTRÄNEN Die FORUMsChronik

Danke! Gregor C. Blach Julia Camerer Pascal Collé Nils Cornelissen Gerrit Donat Stefanie-Pauline Drewfs Stefan Emrich &equity Bernd Friedrich Kathi Gormász Dr. Friedrich Haunert Sebastian Kemmler Prof. Barbara Kirchner Nadine Kötz Prof. Dr. Franz Liebl Thomas Mayer Thomas Mayer Archive Christian Noll Alexander Rehm Prof. Martin Rennert Christoph M. Scheller Dr. Henning von Vieregge die Vorstände des Berliner KommunikationsFORUMs 2006 und 2007 Silvia Winkler Branko Woischwill Tom Zeller

Herausgeber: Berliner KommunikationsFORUM e.V. Redaktion: Frank Brenner, Saba MBoundza, Eric Lindig Layout: Anika Heinz Satz: Nadine Kazimiersch, Frank Brenner Fotos: Frank Brenner, Hans Lassen, Aria Wojciechowski, Steffen Mengel Illustrationen (S. 120/121): Annika Metze

Herausgeber: Berliner KommunikationsFORUM e.V. Redaktion: Stefanie Littek, Stefan Sohlau Layout: Anika Heinz Fotos: Elke Lichtmann

Berlin, Juni 2007 Berliner KommunikationsFORUM e.V. Josetti-Höfe Rungestraße 22-24 10179 Berlin

Danke.

Berlin, Dezember 2011 (überarbeite Online-Ausgabe) Berliner KommunikationsFORUM e.V. Mainzer Straße 25 10247 Berlin 030 / 32 52 15 32 (Toi, toi, toi!) [email protected] forum-ev.org facebook.com/forumev

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Danke! Stefanie Littek Gregor C. Blach Cedric Ebener Nina Rieke Jörg Plathner Uli Kramer Katharina Dommisch