Hautkrankheiten beim Hund

11 Das Immunsystem der Haut. 12 Pflegen und Krankheiten vorbeugen. 12 Allgemeine Vorbeuge. 12 Fellpflege. 14 Waschen oder Baden. 14 Ohren säubern ...
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erkennen • behandeln • vorbeugen 70 Farbfotos 2 Zeichnungen

T i e r

H   autkrankheiten b  eim Hund

Pat i e n t

Dr. Martin Bucksch

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Inhalt

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Allgemeiner Teil

Basiswissen 8 8 9 10 11 11 11 12 12 12 14 14 15

Die Haut des Hundes Aufbau Felltypen Drüsen Funktion Normale Mikroflora Das Immunsystem der Haut Pflegen und Krankheiten vorbeugen Allgemeine Vorbeuge Fellpflege Waschen oder Baden Ohren säubern und auszupfen? Haut & Ernährung

15 Mehrfach ungesättigte Fettsäuren 16 Eiweiß 16 Vitamine und Mineralstoffe 16 Krankheitszeichen 23 Alters- und rasseabhängige ­Hauterkrankungen 25 Zur Kastration der Hündin

Inhalt

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Spezieller Teil

Krankheiten erkennen und behandeln

26 Parasitäre Erkrankungen der Haut 26 Ektoparasiten 36 Endoparasiten 39 Hautinfektionen 39 Pilzerkrankungen 42 Bakterielle Hauterkrankungen 50 Hauterkrankungen durch Viren 52 Allergische Hauterkrankungen 52 Flohallergie, Flohspeichelallergie 53 Insektenstiche 54 Atopie, Futtermittelallergie 56 Atopieähnliches Syndrom der Französischen Bulldogge 57 Allergisch bedingte Nesselsucht und Ödeme 57 Kontaktreizungen und Kontaktallergie 58 Autoimmunerkrankungen

60 Reaktionen auf die Verabreichung von Arzneimitteln 61 Hauterkrankungen hormoneller ­Ursache 61 Überfunktion der Nebennierenrinde 63 Schilddrüsenunterfunktion 66 Von Geschlechtshormonen abhängige Hautveränderungen 67 Alopezie X 68 Weitere nicht entzündliche Haut­ erkrankungen 68 Saisonale Flankenalopezie 68 Schablonenkrankheit 68 Tumorerkrankungen 70 Platttenepithelkarzinome 71 Bindegewebstumore 71 Fetttumore

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Inhalt

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Spezieller Teil

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„Knopftumor“ Mastzelltumor Kutanes Lymphom Perianaldrüsenadenome Hautmetastatesen „Paraneoplastische“ Hauterkrankung Genetisch bedingte Erkrankungen der Haut 74 Teilweise oder komplette Kahlheit 74 Farbverdünnungsalopezie, Farbdefekte der schwarzen Haare 74 Defekte der Verhornungsprozesse der Haut 75 Primäre Seborrhoe 76 Granulomatöse Sebadenitis 76 Störungen der Pigmentbildung 77 Erkrankungen der Haut um die ­Afterregion und der Analbeutel 78 Erkrankungen des Ohres 82 Erkrankungen der Pfoten 83 Haut der Ballen

83 Haut der Pfoten 85 Erkrankungen der Krallen 85 Hauterkrankungen psychischer Ursache 85 Akrales Leckgranulom 86 Hauterkrankungen chemischer und physikalischer Ursache sowie Traumata Infos 86 Hautreizungen 87 Erfrierungen 87 Blutergüsse 87 Hautwunden durch Verletzungen oder Fremdkörper 88 Schlangenbisse

Service 90 91 92 94

Glossar Bildquellen Stichwortverzeichnis Danksagung

Infos

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Für Guy

Vorwort Liebe Hundehalterinnen und Hundehalter, von Beginn meiner Tätigkeit als Tierarzt an konnte ich beobachten, dass Hauterkrankun­ gen einen großen Anteil der Probleme darstel­ len, aufgrund derer meine Patienten von ihren Besitzern in der Praxis vorstellig werden. Dies hat dazu geführt, dass ich mich zunächst auf Kleintiere und schließlich auf Hauterkrankun­ gen spezialisiert habe. In vielen Fällen handelt es sich um Erkrankungen, wie etwa den Befall mit Hautparasiten (Zecken, Flöhe usw.), die relativ einfach zu erkennen und zu behandeln sind. Oftmals stellen Hautveränderungen aber auch nur Symptome dar, denen eine Vielzahl verschiedener und oftmals komplexer Krank­ heitsgeschehen zu Grunde liegen kann. So haben beispielsweise Erkrankungen infolge eines Befalls mit Parasiten, aber auch Infektio­ nen, Allergien, Nahrungsmittelunverträglich­ keiten, Erkrankungen der inneren Organe, hormonelle Erkrankungen, Tumore, ja selbst einige psychische Erkrankungen direkte und indirekte Auswirkungen auf die Haut bzw. das Fell. Und so kann bereits mangelhafte Fellqua­ lität (stumpfes, glanzloses, schuppiges oder auch verklebtes Fell) Ausdruck einer Vielzahl der unterschiedlichsten Erkrankungen sein. Ferner gibt es die Symptome Juckreiz, Haut­ rötung, die Verdickung und/oder Verfärbung der Haut, Krustenbildung oder Haarausfall, alle möglicherweise Ausdruck einer ganzen Palette von unterschiedlichsten Erkrankungen (nicht nur) der Haut, die zum Teil völlig gegensätzliche Therapien erforderlich machen. Die Haut als größtes Organ des Körpers ist zwar auf der einen Seite relativ einfach und direkt zugänglich, auf der anderen Seite wird

ihr Stoffwechsel durch eine Vielzahl von Fak­ toren beeinflusst. So spielen die Ernährung, die Haltung und auch die Pflege eine wichtige Rolle. Hinzu kommt, dass die Haut und das Fell, aber auch die Hautanhangsgebilde wie die Krallen den Zustand des gesamten Orga­ nismus widerspiegeln. In den meisten Fällen ist es daher auch erforderlich, den Hund schnellstmöglich einem Tierarzt vorzustellen, damit umgehend die richtige Diagnose und eine angemessene Behandlung eingeleitet und durchgeführt werden können. In einigen Fäl­ len wird der Tierarzt möglicherweise auch die Entscheidung fällen, das Tier an einen ent­ sprechenden Spezialisten zu überweisen, sofern dies ratsam erscheint. Besonders in den letzten Jahrzehnten scheinen allergische Erkrankungen bei Hun­ den zuzunehmen, was wohl zumindest teil­ weise auch auf die zunehmende tiermedizini­ sche Spezialisierung zurückzuführen ist, die dafür Sorge trägt, dass derartige Erkrankun­ gen durch verbesserte Spezialkenntnisse bzw. erweiterte diagnostische Verfahren besser und häufiger als solche erkannt werden. Früher hatte der sich kratzende Hund „bestimmt Flöhe“, heute leidet er oftmals an einer Haus­ staubmilbenallergie (atopische Dermatitis). Ähnlich verhält es sich mit einigen so genann­ ten Autoimmun- bzw. hormonellen Erkran­ kungen. Ektoparasiten (hier sind besonders Zecken und durch sie übertragene Infektionen zu nennen) erfahren aufgrund des Klimawan­ dels dagegen wahrhaftig eine wirkliche Zunahme ihrer Verbreitung. Einige Hauterkrankungen treten bereits in jungem Alter auf, andere wiederum erst bei älteren Tieren, einige können bereits gene­

Vorwort

tisch veranlagt (vererbt) sein, andere werden „erworben“. Nicht wenige Hauterkrankungen (so genannte Zoonosen) sind auch auf den ­Menschen übertragbar. Zu ihnen gehören bestimmte Hautpilze, aber auch der Befall mit verschiedenen Ektoparasiten. Das recht­ zeitige Erkennen und die frühzeitige und aus­ reichende Behandlung verhindern das Risiko einer Übertragung auf den Menschen, die zumindest sehr unangenehme, in einigen F­ällen aber auch gefährliche Konsequenzen haben kann. Der Begriff Infektion steht in der Wissen­ schaft für Erkrankungen, die durch den Befall mit bestimmten Erregern (Viren, Bakterien, Pilzen) hervorgerufen werden. Der Befall mit Parasiten wird korrekterweise Infestation genannt. Um zu vereinfachen wird aber in die­ sem Buch auch hier von Infektion gesprochen. Auch findet der Begriff „Ekzem“ in der Klein­ tierdermatologie keine Verwendung, dennoch

wird er in einigen Abschnitten verwendet, um Hautveränderungen durch oberflächliche Infektionen zu beschreiben. Ziel dieses Buches soll es sein, Sie als Hun­ debesitzer in die Lage zu versetzen, Hauter­ krankungen vorzubeugen, aber auch Krank­ heitszeichen (Symptome) rechtzeitig zu erkennen bzw. zu interpretieren, um entspre­ chend reagieren zu können. Gleichzeitig sollen einige praktische Tipps zum Thema Pflege (Haut, Fell, Ohren usw.) gegeben und es soll mit ein paar diesbezüglichen Mythen aufge­ räumt werden, die sich oftmals trotz nicht ein­ mal allzu neuer Erkenntnisse bei Hundehal­ tern und Züchtern halten. Ich hoffe, Ihnen ein wenig dabei helfen zu können, dass sich Ihr Hund in seiner Haut wohlfühlt.

Hamburg, Sommer 2010 Dr. Martin Bucksch

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Basiswissen Die Haut des Hundes Aufbau Anatomisch besteht die Haut aus der obersten Schicht, der so genannten Epidermis, der dar­ unter gelegenen Dermis und der Subkutis sowie den Hautanhangsorganen. Letztere befinden sich in der Haut eingebettet. Es ­handelt sich hierbei um die Talg- und die Schweißdrüsen, die Haarwurzeln selbst und die Krallen. Die Haut des Hundes ist zwischen 0,5 und 5 mm dick (zum Vergleich: die Haut der Katze besitzt eine Stärke von 0,4–2 mm). Ein ausge­ wachsener, gesunder Hund produziert pro Jahr zwischen 60 und 180 gr. Haare pro kg Körpergewicht. Die Epidermis bildet die eigentliche Kon­ taktschicht zur Außenwelt und ist dicker an den unbehaarten Körperpartien, dünner an den behaarten. Sie besteht aus mehreren Lagen bestimmter Hautzellen (Keratinozyten), die kontinuierlich von unten nach oben nachwachsen. Während dieses Prozesses, der

Die Haut des Hundes im Querschnitt.

etwa 3 Wochen benötigt, reifen die Zellen, verlieren ihren Zellkern, „verhornen“ und lösen sich am Ende des Zeitraumes in Form von normalerweise nicht mit bloßem Auge erkennbaren Hornschuppen ab. Der Hund erneuert demnach in etwa dreiwöchigen Inter­ vallen die komplette Haut bzw. deren oberste Schicht. Die durch Fette miteinander eng ver­ bundenen Hornzellen selbst und der sich auf ihrer Oberfläche befindende Film aus Schweiß und Talg (der so genannte Hydrolipidfilm) ­bilden einen effektiven Schutz nach außen. Erkrankungen, die zu einer Beschleunigung des oben geschilderten Reifungsprozesses ­führen, wie z. B. die so genannte Seborrhoe (s. S. 22), oder zu einer Zerstörung des Schutzfilmes, ziehen eine Verringerung der Barrierefunktion der oberen Hautschicht nach sich, die somit angreifbar wird für schädi­ gende Faktoren (Verletzungen, Parasiten, verschie­dene Krankheitserreger usw.).

Auch wiederholtes und unsachgemäßes Baden mit fettlösenden, aggressiven Shampoos kann diese empfindliche und effektive Schutzschicht schädigen. Die Epidermis selbst ist nicht durchblutet und auf einer feinen Membran verankert. In ihrer untersten Zellschicht befinden sich außerdem Pigmentzellen, die so genannten Melanozyten. In der unter der Epidermis gelegenen Dermis befinden sich Bindegewebsfasern, Blutge­ fäße, Nerven usw. In der Haut eingebettet sind die Haarwur­ zeln (Haarbälge oder Haarfollikel), die Schweiß- sowie Talgdrüsen und die Krallen. Grundsätzlich werden zwei verschiedene Arten von Haaren unterschieden: die so genannten Leithaare oder Primärhaare und die Sekundär- oder Wollhaare. Beide entsprin­ gen beim erwachsenen Hund gemeinsam aus einem Haarbündel. Erstere sind dicker und