Großer Bruder sein - Buch.de

Für Michael, den besten ‚Großen Bruder' der Welt. ... Christian. Schneider ist ein fröhliches, temperamentvol- les Kind. ... Romano bewohnt das zweite und dritte ...
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Gisela Sachs

Großer Bruder sein Kinderbuch

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© 2017 AAVAA Verlag Alle Rechte vorbehalten 1. Auflage 2017 Umschlaggestaltung: AAVAA Verlag Coverbild: fotolia: portrait of cute happy siblings. young boy holding his infant brother Datei: #110032358 | Urheber: Olesia Bilkei Printed in Germany Taschenbuch: Großdruck: eBook epub: eBook PDF: Sonderdruck

ISBN 978-3-8459-2056-6 ISBN 978-3-8459-2057-3 ISBN 978-3-8459-2058-0 ISBN 978-3-8459-2059-7 Mini-Buch ohne ISBN

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Die Erde ist deine Mutter, sie hält dich. Der Himmel ist dein Vater, er beschützt dich. Der Wind ist dein Bruder, er singt für dich. Verfasser unbekannt

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Wir wählen Geschwister nicht aus, wir bekommen sie geschenkt. Für Michael, den besten ‚Großen Bruder’ der Welt.

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Großer Bruder zu sein, ist eine schützende helfende Hand zu geben.

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1. Teil Wie alles begann

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1. Kapitel

Die Schulglocke läutet. Christian Schneider springt vom Stuhl auf, reißt seine Arme hoch in die Luft, brüllt „Schuuuulferieen“ und führt einen Indianerfreudentanz auf. Danach fegt er seine Sachen vom Tisch direkt in seinen Schulrucksack: das Zahlenreisebuch, das Matheheft, die Buntstiftbox, das große Holzlineal. Die Klassenkameraden grölen. Der Mathelehrer lacht. Christians Sitznachbar und bester Freund Davide grinst nur, er kennt den Indianerfreudentanz schon. Christian führt immer Indianerfreudentänze auf, wenn er sich besonders arg freut. Und das ist ziemlich oft. Christian Schneider ist ein fröhliches, temperamentvolles Kind. 8

Christian und Davide sind nicht nur Sitznachbarn in der Schule, sie sind auch Wohnungsnachbarn. Fast jedenfalls. Sie sind keine Nachbarn, die Tür an Tür oder Haus an Haus wohnen, nein, sie wohnen sozusagen Straße an Straße. Christian Schneider wohnt mit seinem Papa und seiner Mama in der Vogelsangstraße Nummer eins, Davide Romano mit seinen Eltern, den Großeltern, drei älteren Brüdern und zwei jüngeren Schwestern in der Lerchenstraße Nummer sechs. Die Vogelsangstraße und die Lerchenstraße sind Parallelstraßen. Das hört sich etwas kompliziert an, ist es aber nicht. „Ein Butterbrotbiss weit entfernt“, meint Christians Mutter. Christian weiß es aber besser. Er hat die Schritte von der Vogelsangstraße Nummer eins bis in die Lerchenstraße Nummer sechs gezählt. Tagelang. Jeden Mor9

gen vor der Schule. Und jeden Mittag nach der Schule. Mit Schuhen. Und ohne Schuhe. Es sind genau 66 Schritte. Die Brüder von Davide heißen Valentin, Vito und Vincente, die zwei Jahre alten Zwillingsmädchen, Violetta und Valentina. Bei der Familie Romano fangen alle Kindernamen mit V an. Das hatte der Vater Victor so gewollt. Nur bei Davide haben die Eltern eine Ausnahme gemacht. Aber warum das so ist, das weiß niemand. „Das ist ein Familiengeheimnis“, grinst Vater Victor, wenn er darauf angesprochen wird. Von den Eltern, Geschwistern, Großeltern, Freunden und Verwandten wird Davide liebevoll Davie genannt. Davides Großeltern wohnen im Erdgeschoss des dreistöckigen Backsteinhauses in der Lerchenstraße Nummer sechs, die junge Familie Romano bewohnt das zweite und dritte 10

Stockwerk. Die Erdgeschossbewohnergroßeltern sind die Eltern von Davides deutscher Mama Laura. Die Eltern von Vater Victor sowie dessen unverheiratete Schwester Maria wohnen im Haus nebenan, direkt über dem Restaurant ‚La Toscana’, welches die Großfamilie Romano schon seit vielen Jahren betreibt, in der Lerchenstraße Nummer sieben. Christians Mutter Marie und Davides Mutter Laura kennen sich schon seit Kindertagen. Sie waren im gleichen Kindergarten, besuchten dieselbe Grundschule, das gleiche Gymnasium. Und viele Jahre später heirateten sie am selben Tag in derselben Kirche. Aber das mit dem Heiraten und der Kirche war ein Zufall. Laura und Marie hatten sich für ein paar Jahre aus den Augen verloren. Aber das ist eine andere Geschichte. 11

2. Kapitel

Christian und Davide spielen fast täglich zusammen Fußball, Handball oder Tischtennis. Bei schlechtem Wetter spielen sie gerne Domino, Mensch Ärgere Dich nicht oder Kartenspiele, im Baumhaus, im Garten hinter dem Haus bei den Romanos. Christian möchte auch ein Baumhaus haben. Ein größeres aber als sein Freund Davide. So groß, dass mehrere Kinder darin Platz finden, nicht nur zwei. „Im nächsten Jahr vielleicht“, meint der Vater zu Christians Bauplänen. Christian möchte nämlich auch noch Stelzen und ein Klettergerüst haben. „In diesem Jahr werde ich keine Zeit mehr finden, um den Baumeister zu spielen“, stöhnt 12

Christians Vater. Aber Christian weiß, dass das nur gespielt ist. Sein Vater zimmert und schreinert für sein Leben gerne, am liebsten zusammen mit seinem Sohn. Christian und Davide sind Mitglieder: im Fußballverein der E-Junioren, in der Pfadfindergruppe der Wölflinge, im Taucherklub sowie im Tischtennisverein. Und jeden Sonntagvormittag besuchen die Freunde die Kindermesse in der Jakobskirche am Ende der Vogelsangstraße, gleich neben dem Spielplatz. Nach der Messe stöbern Christian und Davide meist noch in der Leihbibliothek der Kirchengemeinde. Die Auswahl der Bücher dort ist klein, aber Christian findet immer irgendein Buch, das ihn interessiert. Manchmal darf Christian nach dem Gottesdienst mit der Familie Romano im Restaurant zu Mittag essen. Das gefällt Christian sehr. Bei den Romanos ist immer was los. Da sitzen 13

immer ganz viele Menschen am Familientisch. Große und kleine, alte und junge. Verwandte, Bekannte und Freunde, bunt durcheinander gewürfelt, aus vielen verschiedenen Ländern. Sie wissen immer viel zu erzählen. Und Christian hört immer gebannt zu. Am liebsten mag er die Geschichten von Davides Großmutter Felizitas. Sie weiß alles über Italien. Und sie erzählt sehr spannend, auch wenn sie kein ordentliches Deutsch spricht. Christian mag Davides Großmutter sehr. Und zudem kocht Oma Felizitas die besten Spagetti der Welt. Ihre Tomatensoße riecht nach Urlaub, nach Sonne, nach Meer, und Christian überfuttert sich immer, wenn er bei den Romanos zu Mittag isst.

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3. Kapitel

Christian, von der Familie und Freunden Chrissie genannt, hat es eilig. Noch eiliger als an gewöhnlichen letzten Schultagen. Normalerweise läuft er mit Davide zusammen nach Hause. Aber heute nicht. In ein paar Stunden schon wird er mit seinen Eltern in Urlaub fahren. Da kann er nicht lange herumtrödeln und quatschen, wie die Freunde das sonst nach der Schule so tun. Christian macht sich nicht die Mühe den Reißverschluss seines Schulrucksacks zuzuziehen. Und er nimmt sich auch nicht die Zeit sich von seinen Schulfreunden zu verabschieden, auch nicht vom Mathelehrer, obwohl er ihn sehr mag. Er ruft nur: „Ich geh’ dann mal, Leute“, und stürmt aus dem Klassenzimmer. 15