Große Lücke bei Risikokapital - Wifo

12.09.2013 - ... Klaus S. Friesenbichler, Michael Peneder, (WIFO),. Stefan Haslinger (KPMG), Risikokapital in Österreich. Angebots- und nachfrageseitige.
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ÖSTERREICHISCHES INSTITUT FÜR WIRTSCHAFTSFORSCHUNG AUSTRIAN INSTITUTE OF ECONOMIC RESEARCH

Presseinformation

Große Lücke bei Risikokapital Mit 0,04% des BIP sind die Risikokapitalinvestitionen in heimische Unternehmen im internationalen Vergleich gering. Eine Gegenüberstellung der Standortfaktoren für Risikokapital spiegelt die Stärken des österreichischen Wirtschaftsmodells wider: Es ist auf stetiges Wachstum ausgerichtet und bietet in diesem Segment erfolgreich Finanzierungsvarianten für kleine und mittlere Unternehmen an. Andererseits sind die Finanzierungsinstrumente im hochriskanten Frühphasen- und Wachstumssegment schwach ausgeprägt. Selbst unter Berücksichtigung systemischer Unterschiede gegenüber den Vergleichsländern weist Österreich daher ein beträchtliches Potential zur Ausweitung der Risikokapitalinvestitionen auf. Risikokapitalgeber investieren in Unternehmen mit großem Wachstums- bzw. Ertragssteigerungspotential und nehmen somit eine wichtige Rolle im Innovations- und Finanzierungssystem ein. Der österreichische Risikokapitalmarkt ist im internationalen Vergleich unterentwickelt und nutzt das damit verbundene Wachstums- und Beschäftigungspotential nicht. Lediglich 0,04% des Bruttoinlandsproduktes wurden im Durchschnitt der Jahre 2007/2011 als Venture Capital und Wachstumsfinanzierung zur Verfügung gestellt, wesentlich weniger als etwa in Belgien, Dänemark oder den Niederlanden (jeweils 0,09%) oder in Deutschland (0,06%). Die Bestimmungsfaktoren für die Höhe von Risikokapitalinvestitionen sind, wie ein internationaler Vergleich zeigt, neben dem Finanzierungs- und Innovationssystem auch das Regulierungsumfeld der Branche, die Industriestruktur eines Landes sowie dessen Unternehmensdynamik, die den Pool möglicher Investitionsprojekte bestimmt. Das österreichische Wirtschaftsmodell ist auf stetiges Wachstum ausgerichtet; das spiegelt sich in einer relativ geringen Gründungs- und Wachstumsdynamik der Unternehmen sowie in der bankbasierten Finanzierungsstruktur der österreichischen Wirtschaft. Diese bietet zwar erfolgreich Finanzierungsvarianten für kleine und mittlere Unternehmen mit konservativen Geschäftsplänen an, die Finanzierungsmöglichkeiten im hochriskanten Frühphasen- und Wachstumssegment sind jedoch schwach ausgeprägt. Unter Berücksichtigung systemischer Unterschiede gegenüber den Vergleichsländern ergeben Modellberechnungen ein beträchtliches Aufholpotential für Risikokapitalinvestitionen in Österreich. Wählt man etwa Dänemark als Benchmark, müsste sich die Quote verdoppeln und im Vergleich zu Finnland sogar mehr als vervierfachen. Der Investitionsstandort Österreich kann von einer Anpassung des Finanzierungssystems profitieren. Das Ziel sollte eine Umstellung vom vorwiegend auf stetiges Wachstum ausgerichteten System auf eine Koexistenz mit erhöhter Risikokapitalfinanzierung sein. Erfolgreiche Beispiele dafür sind Finnland oder Deutschland. Dadurch kann das Wachstumspotential  unter weitgehender Beibehaltung der Vorteile des stetigen Systems  realisiert werden. Aus wirtschaftspolitischer Sicht sind die Beseitigung von Schwachstellen in der Regulierung sowie eine Stei-

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gerung der Transparenz von Venture-Capital-Fonds vorrangig. Die Anpassung der Veranlagungsrichtlinien für potentielle institutionelle Investoren und öffentliche Garantien in der Anlaufphase würden die Verbreitung von Risikokapital ebenfalls steigern. Indirekt profitiert die Branche von einer weiteren Stärkung des heimischen Innovationssystems und einer Erhöhung innovativer Unternehmensgründungen. Abbildung 1: Venture Capital in Unternehmen in % des BIP Durchschnitt 2007/2011 0,16

0,14

0,12

0,10

0,08

0,06

0,04

0,02

Griechenland

Italien

Österreich

Deutschland

Dänemark

Niederlande

Belgien

Finnland

Großbritannien

0,00

Q: EVCA, AMECO, WIFO-Berechnungen.

Wien, am 11. September 2013. Rückfragen bitte am Donnerstag, dem 12. September 2013, zwischen 9:00 und 12:00 Uhr an Dr. Thomas Url, Tel. (1) 798 26 01/279, [email protected]. Nähere Informationen entnehmen Sie bitte dem WIFO-Monatsbericht 8/2013 (http://www.wifo.ac.at/wwa/pubid/46914) und der folgenden WIFO-Studie: Thomas Jud (IMPROVEO), Jürgen Marchart (AVCO), Klaus S. Friesenbichler, Michael Peneder, (WIFO), Stefan Haslinger (KPMG), Risikokapital in Österreich. Angebots- und nachfrageseitige Erklärungen der geringen Ausprägung und Empfehlungen zu ihrer Überwindung (April 2013, 252 Seiten, 70 €, kostenloser Download: http://www.wifo.ac.at/wwa/pubid/46677)!