Grammatik des Standarddeutschen

Beispiele: Er hatte ein Konto in der Schweiz, was nicht einmal seine Frau wußte. ... Was. Das. Dass er ein Konto .... Ja also mein Schlüssel fehlt. Und jetzt muß ...
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Grammatik des Standarddeutschen Teil II Michael Schecker

Grammatik des Standarddeutschen

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Einführung und Grundlagen Nominalgruppen – Nomina – Artikel – Attribute – Pronomina – Kasus (Subjekte und Objekte, Diathese) Verbalgruppen – Valenz und Argumente – Tempora – Konjunktiv – Diathese (‚Genus verbi‘) Sätze – Der einfache Satz – Fragesätze – Komplexe Sätze – Thematisierung (Funktionale Satzperpektive), Subjektivierung, Fokussierung (Hervorhebung), Markierung Ausblick: Die pragmatische Wende und ihre Folgen

Grammatik des Standarddeutschen Nominalgruppen: Attribute

Die Struktur der Nominalgruppe / ‚Determinativgruppe‘:

Das sportliche Kleid ihrer Tochter mit den roten Punkten, das sie der Tochter geschenkt hatte ...

1

A

2

3

4

1 = adjektivisches (pränominales) Attribut 2 = Genitiv-Attribut (postnominal) 3 = Präpositionalattribut (postnominal) 4 = Relativsatz(-Attribut)

B

Diskussion der Struktur im Vergleich mit Eisenberg

C

Behaghel‘sches Gesetz: ‚Schwerere Einheiten folgen auf leichtere‘

D

Klammer (Nominalklammer) „Das . . . Kleid“: pränominale attributive Adjektive

Grammatik des Standarddeutschen Nominalgruppen: Attribute

Die Nominalklammer: Vgl. Peter Eisenberg, Grundriss der Deutschen Grammatik, Bd.2: Der Satz Kap. 8.2..: Das adjektivische Attribut): Zum Begriff „Klammer“ Klammern und Reihenfolge / Integration / Superiorisierung (jeweils ‚links‘ in ‚rechts‘) Zur Reihenfolge pränominaler attributiver Adjektive: Die großen blauen Kreise machen sich ganz gut hier im Zimmer. ? Die blauen großen Kreise ... Diese scheußlichen kleinen Viecher verleiden mir das ganze Essen. ? Diese kleinen scheußlichen Viecher ... Das löste eine heftige chemische Reaktion aus. * ... eine chemische heftige Reaktion ... ... eine spektakuläre kulturelle Initiative ... * ... eine kulturelle spektakuläre Initiative ... ... das Werk eines zeitgenössischen französischen Denkers ... * ... eines französischen zeitgenössischen Denkers ... ... erfordert eine verläßliche deutsche Friedenspolitik. * ... eine deutsche verläßliche Friedenspolitik ...

Grammatik des Standarddeutschen Nominalgruppen: Attribute

Die Nominalklammer: ‚Komma-Setzung‘ / ‚und-Koordination‘ Behaghel‘s Gesetz (... die nationale und internationale Presse‘...) Zur Reihenfolge pränominaler attributiver Adjektive (ohne ‚Komma-Setzung‘ / mit ‚hypotaktischer Struktur‘) I:

referentiell-pragmatische Faktoren: restriktiver vs. charakterisierender vs. definierender Gebrauch: restriktiv: er möge den roten großen Kreis auf den gelben großen Kreis legen definierend: die neuen amtlichen Formulare die aktuelle chinesische Politik das billige arabische Öl spektakuläre politische Ereignisse ein ein die der eine einen

RESTRIKTIV kurzer ... ... heutige ... ...

CHARAKTERISIEREND ... roter aufwendigen ... heftige schönen

DEFINIEREND lateinischer arabischer archäologischen scharfe chemische guten

Text Buchstabe Grabungen Angriff Reaktion Tag

Grammatik des Standarddeutschen Nominalgruppen: Attribute

Die Nominalklammer:

Zur Reihenfolge pränominaler attributiver Adjektive (ohne ‚Komma-Setzung‘ / mit ‚hypotaktischer Struktur‘) II:

semantische Faktoren - Skala der Affiziertheit: affektiv/emotional - bewertend/evaluativ - Dimension - Geschwindigkeit - Disposition - Farbe - Material seine dieser eine eine

hervorstehende herrliche große schlampige

rote rote steinerne junge

Nase Teppich Freitreppe Sekretärin

ein seine das

langer scheußliche kleine

schmaler hervorstehende abgelegene

Pfad Nase Dorf

??? ??? ???

Grammatik des Standarddeutschen Nominalgruppen: Attribute

Das Genitiv-Attribut: Vgl. Peter Eisenberg, Grundriss der Deutschen Grammatik, Bd.2: Der Satz Kap. 8.3.1: Das Genitivattribut Der Attributbereich ist die Domäne des Genitiv (das Genitivattribut ist ein sehr prototypisches Attribut). Als Objektskasus hingegen ist der Genitiv nicht mehr produktiv.

Grammatik des Standarddeutschen Nominalgruppen: Attribute

Das Genitiv-Attribut: In der traditionellen Schulgrammatik wird gerne zwischen verschiedenen Typen von Genitivattributen unterschieden; so kennt man den - Definitionsgenitiv: das Laster der Trunksucht / dies Kleinod einer Muschel - Genitivus auctoris / Genitivus possessivus (Genitiv des Erzeugers oder Besitzers einer Sache): die Tochter reicher Eltern / das Auto deiner Schwester - Genitivus qualitatis (Eigenschaftsgenitiv): eine Frau hohen Ansehens / ein Mann großer Klugheit - Genitivus partitivus: eine Schar Neugieriger / 10 Tonnen japanischen Stahls . . . - Genitivus subiectivus: der Sieg der Nato / das Fehlen meiner Tochter - Genitivus obiectivus: die Zerstörung Carthagos / der Verfasser dieser Zeilen . . . Vgl. aber Fälle wie - Ullas Klasse = die Klasse, die Ulla als Schülerin besucht die Klasse, die Ulla als Klassenlehrerin betreut die Klasse, die für das Mädchen Ulla aus Thailand eine Patenschaft übernommen hat usw.

Grammatik des Standarddeutschen Nominalgruppen: Attribute

Relativsätze: Vgl. Peter Eisenberg, Grundriss der Deutschen Grammatik, Bd.2: Der Satz Kap. 8.5..: Relativpronomen und Relativsatz

Grammatik des Standarddeutschen Nominalgruppen: Attribute

Relativsätze:

Funktionelle Typen von Relativsätzen (nach Confais 1988 / Heringer 1970): - Attributsätze - Ergänzungssätze - Weiterführende Relativsätze (‚Topic-Relative‘)

Grammatik des Standarddeutschen Nominalgruppen: Attribute

Relativsätze:

Attributsätze (restriktive vs. charakterisierende Lesart) - Restriktive Lesart: Jeder Linguist, der etwas auf sich hält, geht zweimal jährlich zum Friseur. Diejenigen Bäume, die morsch sind, werden gefällt.

- Charakterisierende Lesart: Die Sonne, die jetzt eigentlich sieben Stunden täglich scheinen sollte, ist überhaupt nicht zu sehen. Die Kirche, die wir gestern besucht haben, ist abgebrannt.

- Kontextabhängigkeit der Lesart: „Allgemein gilt: ist das Nominal ohne Relativsatz definit, dann kann er [dieser - M.Sch.] nur nichtrestriktiv gelesen werden, sonst auch restriktiv. Sind beide Lesarten möglich, dann ist die restriktive eine Folgerung aus der nichtrestriktiven.“ (Eisenberg 266)

Grammatik des Standarddeutschen Nominalgruppen: Attribute

Relativsätze: Ergänzungssätze - Nach Heringer: „Ergänzungssätze sind Nebensätze, die als E [Ergänzung = Aktant im valenztheoretischen Sinne - M.Sch.] stehen. Sie füllen also Leerstellen des Prädikats.“ (Heringer 1970) Vgl. Dass er gekommen ist, freut mich.

- Beispiele: Wer zuletzt lacht, lacht am besten. Du kannst machen, was du willst; . . . Bleib, wo du bist. Worüber ich mich am meisten ärgere, sind die unverschämten Preise hier.

- Vergleiche: Wer das getan hat, ist nicht ganz klar (im Kopf).

Ob er das getan hat, ist nicht ganz klar..

Wer so hohe Einsätze wagt, ist gefährlich.

Dass er so hohe Einsätze wagt, ist gefährlich.

Du kannst durchaus erreichen, was du willst; du müßtest dich nur ein bißchen mehr anstrengen.

Du kannst durchaus erreichen, dass du in die Gruppe aufgenommen wirst; du müßtest dich nur ein bißchen mehr anstrengen.

Grammatik des Standarddeutschen Nominalgruppen: Attribute

Relativsätze: Weiterführende Relativsätze (‚Topic-Relative‘) - Beispiele: Er hatte ein Konto in der Schweiz, was nicht einmal seine Frau wußte. Was Das wußte nicht einmal seine Frau Dass er ein Konto in der Schweiz hatte „Das Relativpronomen hat in solchen Sätzen gewisse Ähnlichkeit mit einer subordinierenden Konjunktion. Der Relativsatz gerät in die Nähe konjunktionaler Nebensätze.“ (Eisenberg 1986)

- Weiterführend ???: Im Vorgriff auf die generelle Funktion von Nebensätzen und den ‚roten Faden‘ eines Textes: „Es war einmal ein König, der hatte eine wunderschöne Tochter. Eines Abends, als sie im Park des Schlosses spazieren ging, . . . Es war einmal ein König, ??? der eine wunderschöne Tochter hatte. Eines Abends, als sie im Park spazieren ging, . . .

Grammatik des Standarddeutschen Nominalgruppen: Attribute

Relativsätze: - Exkurs: Zur Pragmatik??? der („Grundzüge Integrationsstufen I deutschen Grammatik“ 1981) Ableitungszyklen einer - Beispiele: welke Die Wände des Hausesdas sind ganzLaub naß.

auf dem Stuhl geschädigt. Die Leberder desMann Patienten ist stark

Die Wände, die das Haus hat, sind ganz naß. das Laub, das welk war Das Haus hat Wände, (und) diese (Wände) sind ganz naß.

Die Leber, die der Patient hat, ist stark geschädigt. der Mann, der auf dem Stuhl sitzt Der Patient hat eine Leber, (und) diese (Leber) . . .

das Laub war welk Die Räder des Autos waren dreckverspritzt.

Die Nase des Kindes war vor Kälte rot angelaufen,

Die Räder, die das Auto hat, waren dreckversprizt.

Die Nase, die das Kind hat, war vor Kälte . . .

- Skala der Integration / Aggregation - Weitere Beispiele: Das Auto hat Räder, (und) diese (Räder) . . .

.

der Mann sitzt auf dem Stuhl

Das Kind hat eine Nase, (und) diese (Nase) . . . Die Wände des Hauses sind ganz naß.

Klaus ist wegen seiner Zahnschmerzen zum Arzt gegangen. Die zwei Augen des Kindes waren tränenverschmiert. Klaus ist - weil er Zahnschmerzen hatte - zum Arzt Die zwei Augen, die das Kind hat, waren tränenverschmiert. gegangen. Das Kind hat zwei Augen, (und) diese (Augen) waren tränenverschmiert. Klaus hatte Zahnschmerzen.Er ist (deshalb) zum Arzt gegangen.

Die Wände, die das Haus hat, sind ganz naß. Das Haus hat Wände, und diese Wände sind ganz naß.

Grammatik des Standarddeutschen Nominalgruppen: Attribute

Relativsätze: - Exkurs: Zur Pragmatik??? der („Grundzüge Integrationsstufen I deutschen Grammatik“ 1981) Ableitungszyklen einer - Beispiele: - Exkurs: Zur Pragmatik der Integrationsstufen II das welke Laub der Mann auf dem Stuhl

Die Wände des Hauses sind ganz naß.

Die Leber des Patienten ist stark geschädigt.

Die Wände, die das Haus hat, sind ganz naß. Die Leber, die der Patient hat, ist stark geschädigt. das Laub, das welk war aufstimmt dem Stuhl Situieren der Mann, der Das doch sitzt gar nicht! Der Liebhaber deiner Frau Das Haus hat Wände, (und) diese (Wände) sind ganz naß. Der Patient hat eine Leber, (und) diese (Leber) . . . hat angerufen. (Was stimmt nicht?) das Laub war welk der Mann sitzt auf dem Stuhl

.

Die Räder des Autos waren dreckverspritzt. Die Nase des Kindes war vor Kälte rot angelaufen, - Skala derDer Integration / Aggregation Das stimmt doch gar nicht! Liebhaber, den deine Frau hat, Aussagen Die Räder, die das Auto hat, waren dreckversprizt. Die Nase, die das Kind hat, war vor Kälte . . . hat angerufen. (Was stimmt nicht?) Weitere Beispiele: Das Auto hat Räder, (und) diese (Räder) . . . Das Kind hat eine Nase, (und) diese (Nase) . . . Klaus ist wegen seiner Zahnschmerzen zum Arzt Die Wände des Hauses sind ganz gegangen. naß. Behaupten Das stimmt doch gar nicht! Deinewaren Frau tränenverschmiert. hat einen Liebhaber, Die zwei Augen des Kindes Klaus ist - weil er Zahnschmerzen hatte - zum Arzt Die Wände, die das Haus hat, sind (und) der hat angerufen. Die zwei Augen, die das Kind hat, waren tränenverschmiert. gegangen. ganz naß. Das Kind hat zwei Augen, (und) diese (Augen) waren tränenverschmiert. Das Haus hat Wände, und diese Klaus hatte Zahnschmerzen.Er ist (deshalb) zum Arzt Wände sind ganz naß. gegangen.

Grammatik des Standarddeutschen Nominalgruppen: Pronomina

Pronomina: Vgl. Peter Eisenberg, Grundriss der Deutschen Grammatik, Bd.2: Der Satz Kap. 5.4.: Pronomina Vorbemerkung: Definit vs. indefinit: Indefinite vs. definite Pronomina Zugänglichkeit - am Beispiel der definiten Pronomina (diese am Beispiel der Personalpronomina der 3.ten Person): Sie hat ihn gesucht. den Tisch den Eiffelturm den Lösungsweg

Sie waren gemeint. Die gentechnischen Verfahren Die Kinder Die konnektionistischen Ansätze der Bielefelder Schule Die Teiltests des AAT

Grammatik des Standarddeutschen Nominalgruppen: Pronomina

Pronomina: Zugänglichkeit - am Beispiel der definiten Pronomina (diese am Beispiel der Personalpronomina der 3.ten Person): (noch) nicht zugänglich

inferierbar Teil der Diskurs-

rekonstruierbar

bzw. Textwelt

zugänglich als Teil des (aktuellen) Fokus der Aufmerksamkeit

Altgedächtnis keine Speicherung im Gehirn

Grammatik des Standarddeutschen Nominalgruppen: Pronomina

Pronomina: Zugänglichkeit - am Beispiel der definiten Pronomina (diese am Beispiel der Personalpronomina der 3.ten Person):

Grammatik des Standarddeutschen Nominalgruppen: Pronomina

Pronomina: Definite Pronomina und Anapher: Mentale Repräsentation

Schlüssel

Person

semantisches Objekt

Agens

Klaus

hat

den Schlüssel

verloren. er ihn

Äußerungen

Und jetzt muss

suchen gehen. Zeit

Zeit

Grammatik des Standarddeutschen Nominalgruppen: Pronomina

Pronomina: Definite Pronomina und Anapher: Zwei unbekannte Männer haben am Donnerstag im Kreis 3 eine Tankstelle überfallen. Sie erbeuteten dabei einige tausend Franken. Nach Angaben der Polizei hatten die beiden Männer die Tankstelle ... kurz nach 21.30 Uhr betreten. Sie verlangten zunächst Zigaretten zu kaufen. Als der Tankstellenpächter die Kasse öffnete, griffen sie ihn tätlich an und stahlen Bargeld im Wert von einigen tausend Franken. Die Polizei hat für sachdienliche Hinweise eine Belohnung von 500,-- Franken ausgesetzt.

Grammatik des Standarddeutschen Nominalgruppen: Pronomina

Pronomina: Verarbeitung definiter Pronomina Gesunde vs. DAT-Patienten:

Grammatik des Standarddeutschen Nominalgruppen: Pronomina

Pronomina: Verarbeitung definiter Pronomina Gesunde vs. DAT-Patienten:

Ja also mein Schlüssel fehlt. Und jetzt muß ich ihn suchen gehen. Und der Pfleger weiß auch nicht, wo er ist.

Grammatik des Standarddeutschen Nominalgruppen: Pronomina

Pronomina: Verarbeitung definiter Pronomina Gesunde vs. DAT-Patienten: Frau Maas will verreisen. Ihre Koffer sind schon gepackt und stehen in der Küche bereit;

sollen mit der

Bahn nachgeschickt werden. Die Nachbarn haben sich schon von verabschiedet. Sie werden die Blumen gießen und das Haus hüten. Auch Herr Maas will verreisen. Auch sein Koffer ist längst gepackt; gleich selber mitnehmen.

will

Grammatik des Standarddeutschen Nominalgruppen: Pronomina

Pronomina: Verarbeitung definiter Pronomina Gesunde vs. DAT-Patienten:

Die kleine Straße folgte dem Maisfeld und bog dann in einen Wald ab. Direkt vor dem Waldrand hielt ein roter Golf; die Fahrerin war ausgestiegen, um einen Igel am Fahrbahnrand zu retten. Sie hatte sich alte Lederhandschuhe übergezogen und versuchte nun, ihn hochzuheben.

Wen versuchte die Frau hochzuheben?

Grammatik des Standarddeutschen Nominalgruppen: Pronomina

Pronomina: Verarbeitung definiter Pronomina Gesunde vs. DAT-Patienten: