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genannte „Hinterland“ hat mit seinen Tälern, Auen und Aussichtsbergen viel zu bieten. ...... Lupenraum "Umfeld Carl-Bever-Platz" Lageplan. Städtebaulicher ...
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LINDAU 2030 G E S A M T S TÄ D T I S C H E S F R E I R A U M KO N Z E P T S TA D T L I N D A U ( B O D E N S E E )

Gesamtstädtisches Freiraumkonzept Lindau (Bodensee) April 2016

Das Gesamtstädtische Freiraumkonzept der Stadt Lindau (Bodensee) wurde mit Mitteln des Bundes und des Freistaates Bayern gefördert.

Auftraggeber

Koordination und Organisation Stadt Lindau Garten- und Tiefbaubetriebe Meinrad Gfall Ludwig-Kick-Straße 11a, 88131 Lindau (Bodensee) Telefon: 08382 . 9381 - 751 [email protected] Stadtplanung / Denkmalschutz und Umwelt Christine Hutner / Danielle Unger Bregenzer Straße 8, 88131 Lindau (Bodensee) Bearbeitung WGF Landschaft GmbH Vordere Cramergasse 11, 90478 Nürnberg Tel.: 0911 · 946030 Fax: 030 · 9460310 [email protected] www.wgf-nuernberg.de Prof. Gerd Aufmkolk, Christoph Tauscher Hinweise: Aus Gründen der besseren Lesbarkeit ist eine Beschränkung auf die maskuline Schreibweise vorgenommen worden. Gemeint sind jeweils beide Geschlechterformen. Alle Bilder, Grafiken und Pläne, deren Urheberschaft und Urheberrecht nicht beim Büro WGF Landschaft liegen, sind direkt im Text mit entsprechender Quellenangabe gekennzeichnet.

INHALTSVERZEICHNIS

Vorwort

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Warum ein Freiflächenkonzept für Lindau?

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Wie wurde vorgegangen?

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Wie wurden die Bürger einbezogen?

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Warum Freiflächen im Siedlungsgefüge

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Wie sieht das Lindauer Freiraumsystem aus und welche Bausteine bestimmen es?

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Welche Elemente bestimmen das Freiraumsystem? Welche Ausstattung braucht es und welche Gestaltungsregeln?

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An welchem Ort geschieht was? 36 "Berg und Tal"........................................................................................................................................................38 "Von Drumlin zu Drumlin".....................................................................................................................................42 "Im Talfächer der Ach............................................................................................................................................44 "An der Moränenkante"........................................................................................................................................48 "In den feuchten Senken" .....................................................................................................................................50 "Am großen See" . .................................................................................................................................................56 "Rund um die Insel" - Der Ring aus Inselgärten.....................................................................................................62 Aeschacher Markt . ...............................................................................................................................................64 Ortsteilplatz Hoyren . ............................................................................................................................................65 Ortsteilplatz Schönau ............................................................................................................................................66 Anger Zech ............................................................................................................................................................67 Straßenräume .......................................................................................................................................................68 Welche Maßnahmen sind für die Entwicklung des Freiraumsystems besonders wichtig?

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Wie kann das Freiraumsystem im öffentlichen Bewusstsein verankert werden?

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Mit welchen Schritten kann es weitergehen?

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VORWORT

Liebe Lindauerinnen und Lindauer, sehr geehrte Leserinnen und Leser, Sie halten das Freiflächenkonzept der Stadt Lindau in Ihren Händen. Was auf diesen Seiten zusammengefasst ist, ist ein Teilergebnis des Integrierten Stadtentwicklungskonzepts (ISEK), das wir nach mehr als einjähriger Arbeit im Dezember 2015 vorgestellt haben. Stadt ist immer mehr als nur Stein. Gerade zum Charakter der Stadt Lindau gehören Parks und Gärten, Alleen und Rasenflächen, Wein- und Obstgärten. Diesen Charakter gilt es zu erhalten und gleichzeitig auf die Herausforderungen in Gegenwart und Zukunft, wie den Mangel an bezahlbarem Wohnraum oder fehlende Gewerbeflächen, zu reagieren. Die Themen Innenbereichsverdichtung, Wohnungsbau, Ausbau der Verkehrsinfrastruktur führen zu Veränderungen in der Stadt und beeinflussen die Quantität und Qualität der Freiräume und des städtischen Grüns. Analog zum Freiflächenkonzept für die Insel (Grundlage für unsere erfolgreiche Bewerbung zur Gartenschau 2021) haben wir deshalb ein Konzept für die Freiflächen des Festlands erarbeitet. Lindaus landschaftliche Reize liegen nicht nur am Wasser, auch das sogenannte „Hinterland“ hat mit seinen Tälern, Auen und Aussichtsbergen viel zu bieten. Wir reden über die Sanierung von historischen Plätzen auf der Insel, dürfen dabei aber nicht unsere Stadtteilplätze auf dem Festland, die zum großen Teil durch den hohen Individualverkehr oft nicht mehr erlebbar sind, vergessen. Den einzelnen Stadtteilen an zentraler, historischer Stelle wieder ein Gesicht zu geben und das gemeinsam mit den Bürgern vor Ort zu entwickeln, so stelle ich mir die zukünftige Freiraumentwicklung in Lindau auf dem Festland vor. Die moderne Gesellschaft mit ihrem Arbeits- und Freizeitverhalten und der Klimawandel werden dazu führen, dass wir immer mehr Zeit draußen in unserer Stadt und ihrer unmittelbaren Umgebung verbringen werden. Mit der Gartenschau haben wir eine große Chance die Aufenthaltsqualität auf der Insel zu verbessern. Wir wollen diese Strahlkraft nutzen, damit auch auf dem Festland attraktive Freiflächen und Aufenthaltsorte entstehen.

Die Ergebnisse in diesem Freiflächenkonzept sind auch Ergebnis des Engagements und der Beteiligung vieler Bürger. Ihnen danke ich für ihre Beiträge, die sachlichen Diskussionen und die vielfältigen Anregungen. Ich danke auch allen Stadträten und Mitarbeitern der Verwaltung für Ihr Engagement und Interesse. Ein Dank ebenfalls an Herrn Thomas Bzowka von der Regierung von Schwaben für die großzügige Förderung und die stets kollegiale, fachliche Unterstützung. Ein besonderer Dank gilt den WGF Landschaftsarchitekten Herrn Professor Aufmkolk und Herrn Dipl. Ing. Tauscher für Ihre fachlich fundierte Arbeit und großartige Moderation. Ich bin überzeugt, dass dieses Freiflächenkonzept zu einer deutlichen Verbesserung der Aufenthaltsqualität in unserer schönen Stadt beiträgt. Ihr Dr. Gerhard Ecker Oberbürgermeister

WA R U M E I N F R E I F L Ä C H E N KO N Z E P T FÜR LINDAU?

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Gesamtstädtisches Freiraumkonzept Warum ein Freiraumkonzept für Lindau?

Dem Besucher präsentiert sich diese Stadt vorzugsweise auf der Insel im Bodensee und hier entweder mit ihrer historischen und gut hergerichteten Altstadt oder am Seehafen mit dem Leuchtturm und dem Bayerischen Löwen vor der prachtvollen Alpenkulisse. Dies zieht vor allem in den Sommermonaten Tausende Touristen an, die Lindau entweder gezielt ansteuern oder auf Ihrer Rad- Route um den Bodensee als einen der herausragenden Höhepunkte erleben. Zahlreiche Menschen möchten über einen Tagesbesuch oder eine Urlaubswoche hinaus ständig in dieser von der Landschaft so verwöhnten Stadt leben. Entsprechend hoch ist die Nachfrage nach Wohneigentum oder einer Mietwohnung. Daraus ergibt sich ein erheblicher Druck auf den Immobilienmarkt, und ein hohes Preisniveau. In zahlreichen Fällen ist die Situation verbunden mit dem Vorhandensein von selten benutzten Zweitwohnungen, zum verständlichen Verdruss der Einheimischen.

Luftbild Insel Lindau

Seehafen mit Leuchtturm und bayerischen Löwen

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Luftbild Festland Lindau

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Gesamtstädtisches Freiraumkonzept Warum ein Freiraumkonzept für Lindau?

Gesamtstädtisches Freiraumkonzept Warum ein Freiraumkonzept für Lindau?

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Blick auf das unbekannte Lindau

Mit der Assoziation Lindaus als Freizeit- und Ferienparadies wird mit dem Blick von außen gern vergessen, dass hier etwa 25 000 Menschen in einer ganz „normalen“ Stadt wohnen, arbeiten und sich erholen möchten. Übersehen wird auch gern, dass es neben dem See ein Hinterland von größtem landschaftlichem Reiz gibt: Jungmoränen aus der Würmeiszeit bilden langgestreckte Hügelketten mit daraus aufragenden Kuppen, den sogenannten Drumlins aus. Das ergibt eine sehr kleinteilig geformte Kulturlandschaft, die durch den Obstbau, Grünland, Waldflächen, Bachtäler und einzelne Dörfer geprägt ist. Zwischen dieser „Gartenlandschaft“ und dem Bodenseeufer spannt sich eine bauliche Verdichtungszone auf, die eigentliche, aber unbekannte Stadt Lindau aus Obstgärten, Wohnbebauung und Gewerbegebieten.

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Gesamtstädtisches Freiraumkonzept Warum ein Freiraumkonzept für Lindau?

Das Freiflächenkonzept versucht in einer gesamtstädtischen Betrachtung die wesentlichen „Landschaftsbausteine“ herauszuarbeiten und sie für die zukünftige Profilierung Lindaus zu sichern und weiterzuentwickeln: DER RING AUS INSELGÄRTEN DAS BODENSEEUFER DIE FÜNF LANDSCHAFTSFINGER ORTSTEILPLÄTZE ORTE IM LANDSCHAFTSRAUM Insel und Bodenseeufer standen stets im Fokus der Stadtentwicklungsstrategie. Das BODENSEEUFER unterliegt zahlreichen Schutzbestimmungen und für den RING AUS INSELGÄRTEN wurde im Jahr 2012 ein Konzept im Zusammenhang mit der Bewerbung um die Durchführung des Programms „Natur in der Stadt“ (Regionalgartenschau) entwickelt und 2014 erfolgreich abgeschlossen. Hinzu kommen nun die FÜNF LANDSCHAFTSFINGER, welche das Zusammenwachsen des Siedlungsgürtels zwischen Bodensee-Ufer und Hinterland zu einem geschlossenen Gebilde verhindern, die Verbindung vom Bodensee-Ufer und der Drumlinlandschaft herstellen, und die dazwischen liegenden Wohnquartiere aufwerten sollen. Ziel ist es, nachhaltig den Charakter Lindaus als „Gartenstadt“, oder als harmonisch in die Gartenlandschaft eingebettete Stadt zu wahren und auszubauen, dies für die Bewohner Lindaus und ihre Gäste. Die unterschiedlichen Ortsteile erhalten mit der Gestaltung der ORTSTEILPLÄTZE ein eigenständiges und wiedererkennbares Gepräge. Die nördlich gelegenen und weitgehend dörflich geprägten Siedlungsbereiche sollten als ORTE IM LANDSCHAFTSRAUM weitgehend unverbaut verbleiben, lediglich Oberreitnau hat eine entsprechende Infrastruktur, bekommt einen Bahn-Halt und kann für das Wohnen in Lindau eine gewisse Entlastungsfunktion erfüllen.

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Gesamtstädtisches Freiraumkonzept Warum ein Freiraumkonzept für Lindau?

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Konzeptidee

WIE WURDE VORGEGANGEN?

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Gesamtstädtisches Freiraumkonzept Wie wurde vorgegangen?

Gleichzeitig mit der Bearbeitung des Freiflächenkonzeptes wird für die Gesamtstadt ein „Integriertes Stadtentwicklungskonzept“ (ISEK) erarbeitet. Dabei wurden die einzelnen Planungsphasen beider Projekte aufeinander abgestimmt, die Erkenntnisse ausgetauscht und im Ergebnis miteinander verschränkt. Das heißt, das Freiflächenkonzept ist als integrierter Teil des gesamtstädtischen ISEKs zu verstehen, die entwickelten Ziele sind kongruent und widersprechen sich nicht. Das ISEK erfährt mit dieser Thematik- der Bedeutung für Lindau entsprechend- gewissermaßen eine inhaltliche Vertiefung.   Das Freiflächenkonzept entwickelt zunächst den Gesamtzusammenhang, stellt seine Ziele in den Kontext der mit dem ISEK entwickelten Ziele und geht anschließend in einer konsekutiven Betrachtung in die Tiefe, um die abstrakt erscheinenden Ziele in konkret räumlichen Modellen zu verdeutlichen. Es werden in sogenannten Lupen exemplarische Handlungsfelder herausgearbeitet.

Maßstabsstufen des Freiraumkonzepts: von der Konzeptidee zu den Lupenräumen

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WIE WURDEN DIE BÜRGER EINBEZOGEN?

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Gesamtstädtisches Freiraumkonzept Wie wurden die Bürger einbezogen?

Die Lindauer Bürgerschaft hat ein hohes Interesse an den Belangen ihrer Stadtentwicklung. Im Bewusstsein des hohen Wertes ihrer Stadt gibt es gerade in Bezug auf die Themen „ Landschaft und Natur“ eine große Sensibilität, beklagt wird eine zunehmende Tendenz zur „Verstädterung“. Sowohl im Rahmen der Bewerbung um die „Regionalgartenschau“ wie auch bei der ISEK-Bearbeitung wurden im Rahmen von Ortsteilbegehungen und Planungswerkstätten Ziele der Stadt- und Landschaftsentwicklung mit den Bürgern lebhaft besprochen und diskutiert. Mit Aufmerksamkeit berichten die örtlichen Medien.

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WA R U M FREIFLÄCHEN IM SIEDLUNGSGEFÜGE ?

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Gesamtstädtisches Freiraumkonzept Warum Freiräume im Siedlungsgefüge?

Erholung Es ist eine hinlänglich bewiesene Tatsache, dass ein Grundbedürfnis besteht, von seiner Wohnung aus möglichst zu Fuß eine Öffentliche Grünfläche oder ein Stück Landschaft aufsuchen zu können, um hier zu gehen, sich zu entspannen, die frische Luft zu genießen und Natur zu erleben. Erholungsmöglichkeiten in Wohnungsnähe steigern den Wert von Grundstücken, Städte unternehmen große Anstrengungen, um den hier entstehenden Bedarf zu befriedigen. Naherholungs- und Freizeitangebote konzentrieren sich bisher entlang des Bodenseeufers. Öffentliche Sportflächen gibt es im Stadtgebiet nur wenige. Die Anzahl und Verteilung der Spielplätze ist gut. Hier soll künftig vor allem die Qualität der Spielangebote verbessert werden, die Anzahl der Spielplätze kann dabei sogar verringert werden, nach dem Motto Qualität statt Quantität. Die Freiraumfugen zwischen den einzelnen Stadtteilen bieten das Potential für schnell erreichbare Erholungsräume für die Bewohner, sind aber bisher kaum in diesem Sinne nutzbar.

Naturerlebnis „Natur in der Stadt“ ist ein Wert an sich: Frische Luft, Wasser, Lebensräume von Pflanzen und Tieren, auch die Bewirtschaftungsformen Landwirtschaft, Forst und Gartenbau sind unverzichtbare Teile menschlicher Existenz und sollten unmittelbar erlebt werden können. Entfremdungen davon werden vielfach beklagt und als Ursache körperlicher und seelischer Schäden ausgemacht. In Lindau verzahnen sich naturschutzfachlich wichtige Bereiche und Anbauflächen der Landwirtschaft sehr eng mit dem Siedlungsgefüge. Die naturschutzfachliche Bedeutung der Täler von Ach und Laiblach drückt sich auch in ihrem Status als Schutzgebiete der europäischen Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie (FFH-Gebiete) aus. Ebenfalls von hoher Bedeutung für den Naturschutz sind die Flachwasserbereich des Bodenseeufers und die Verlandungszonen im östlichen Uferbereich.

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Landschaftsplan Stadt Lindau, Themenkarte Freizeit und Erholung

Gesamtstädtisches Freiraumkonzept Warum Freiräume im Siedlungsgefüge?

Gesamtstädtisches Freiraumkonzept Warum Freiräume im Siedlungsgefüge?

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Landschaftsplan Stadt Lindau, Themenkarte Planungsvorgaben, mit Grünzäsuren und Vorbehaltsräumen für Natur und Landschaft aus dem Regionalplan, sowie mit Schutzgebieten für Natur und Landschaft

Gesamtstädtisches Freiraumkonzept Warum Freiräume im Siedlungsgefüge?

Gesamtstädtisches Freiraumkonzept Warum Freiräume im Siedlungsgefüge?

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Raumordnung Siedlungsgefüge benötigen zu ihrer Orientierbarkeit und Identität Unterbrechungen, Grenzen und Übergänge, was durch freie, unbebaute Räume hergestellt wird. Die Freiräume um den Hoyerberg, zwischen Hoyren, Hochbuch und Schönau und zwischen dem Gewerbegürtel an der Straße und der Wohnsiedlung Wannental sind im Regionalplan als wichtige Grünzäsuren dargestellt. Die Landschaftsräume nördlich des Verdichtungsraums sowie die Giebelwiesen sind im Regionalplan als Vorranggebiete für Natur und Landschaft ausgewiesen. Das Freiraumkonzept geht darauf ein, indem die Ortschaften nördlich des Verdichtungsraums als „Orte im Landschaftsraum“ definiert werden die nur geringfügig Erweiterungen im Sinne des Eigenbedarfs erfahren sollen

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Landschaftsplan Stadt Lindau, Themenkarte Stadtklima

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Gesamtstädtisches Freiraumkonzept Warum Freiräume im Siedlungsgefüge?

Gesamtstädtisches Freiraumkonzept Warum Freiräume im Siedlungsgefüge?

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Stadtklima Nicht zuletzt müssen Städte auf die Herausforderungen des Klimawandels reagieren. Einer Überhitzung von Siedlungsbereichen können Frischluftschneisen und vegetationsbestimmte Freiräume durch ihre Abkühlungseffekte entgegenwirken. Die Lage der "Fünf Landschaftsfinger" entspricht den im Landschaftsplan dargestellten Kaltluftentstehungsgebieten und Kaltluftabflusszonen. Die nördlich des Verdichtungsraums liegenden Waldflächen dienen als Frischluftentstehungsgebiete. Die großflächigen Grünlandbereiche sind wichtige Kaltluftentstehungsgebiete. Da die Freiraumfugen weit in die Stadt hineinreichen, führen diese Frischund Kaltluft bis in den Kernbereich der Stadt. Entsprechend haben sie eine hohe, stadtklimatische Bedeutung. Sie dienen der Durchlüftung und dem Luftaustausch zwischen dem Umland, Der Stadt Lindau selbst und dem Frischluftreservoir Bodensee insbesondere bei Schwachwindwetterlagen. Eine gute Durchlüftung ist unter anderem Voraussetzung für den Erhalt des Prädikates "Luftkurort", wie es die Stadt Lindau hat. Diese Zusammenhänge sind im Klimaschutzkonzept der Stadt Lindau (Stadtbauamt Lindau, Energie und Umweltzentrum Allgäu - eza, 2012) ausführlich untersucht worden und im Landschaftsplan der Stadt verankert.

WIE SIEHT DAS LINDAUER FREIRAUMSYSTEM AUS UND WELCHE BAUSTEINE BESTIMMEN ES?

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Gesamtstädtisches Freiraumkonzept Wie sieht das Lindauer Freiraumsystem aus und welche Bausteine bestimmen es ?

Das für Lindau vorgeschlagene Freiraumnetz entwickelt sich aus den landschaftlich-naturräumlichen Gegebenheiten einerseits und den siedlungsgeschichtlichen Zusammenhängen andererseits.

Nonnenbach

Oberreitnauer Ach Wolfsbach Motzacher Tobelbach Rickenbach

Giebelbach

Landschaftliche Vorgaben: –– Bodensee und seine Ufer –– Drumlinhügellandschaft mit Tälern und Hügelketten –– Feuchte Mulden im Übergang Ufer und Hügellandschaft

Leiblach

Fließgewässer

Siedlungsgeschichtliche Vorgaben: –– Eigenständigkeit der Einzelorte in der Verdichtungszone Die Würmeiszeit hat eine sehr besondere Landschaftsform herausgebildet: langgestreckte Hügelketten ziehen in Nord-Süd- Richtung zum Bodensee, als Drumlins ragen einzelne markante Kuppen hervor und dazwischen bilden Bäche wie der Giebelbach, die Oberreitnauer Ach,der Rickenbach/Oberreutiner Tobelbach, der Wolfsbach, der Motzacher Tobelbach, der Nonnenbach, der Bösenreuttobelbach und die Leiblach markante Einschnitte mit Auwaldvegetation aus. Im Übergangsbereich zwischen Bodensee-Uferzone und dem Hügelland haben sich feuchte Mulden ausgebildet wie die Giebelwiesen zwischen Bad Schachen und Aeschach und in Reutin südlich der Rickenbacherstraße mit dem Heuried.

Karte der Höhenlinien, gut erkennbar die Drumline und die Einschnitte der Bachtäler

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Gesamtstädtisches Freiraumkonzept Wie sieht das Lindauer Freiraumsystem aus und welche Bausteine bestimmen es ?

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Die Stadt Lindau bestand zunächst aus der Inselstadt, der heutigen Altstadt. Erst in der 1920iger Jahren wurden die Festlandsgemeinden Hoyren, Aeschach, Reutin und 1976 Oberreitnau und Unterreitnau mit ihren umliegenden Dörfern eingemeindet. Damit verschob sich das Gewicht der Stadt weg von der Insel, die als Zentrum Lindaus eine periphere Position einnimmt. Das Siedlungswachstum Lindaus vollzog sich in einer „Verdichtungszone“ parallel zum Bodenseeufer. Aus den Ortskernen von Degelstein, Bad Schachen, Hoyren, Hochbuch, Aeschach, Oberreutin, Reutin, Wannental und Zech ist ein nahezu geschlossenes, städtisch geprägtes Siedlungsband geworden. Die trennenden Bäche und Drumlin-Hügelketten sind weitgehend überformt, lediglich die wegen des hohen Grundwasserstandes kaum besiedelbaren Giebelwiesen im Westen und die Mulde entlang des Rickenbachs in Reutin sind von Bebauung verschont geblieben.

Topographische Karte der Stadt Lindau um 1950 © Bayerische Landesvermessung

Oberreitnau

Bad Schachen

Hochbuch

Hoyren

Oberreutin Aeschach

Wannental

Reutin

Zech Siedlungsstruktur

Das Bodensee-Ufer selber war und ist attraktiver Siedlungsraum. Vor allem in Bad Schachen und Aeschach reicht Wohnbebauungunterbrochen von einzelnen öffentlichen Grünflächen wie dem Lindenhofpark- unmittelbar an das Seeufer. Weiter östlich in Reutin und Zech beschränkt sich die Besiedlung auf einige Schwerpunkte.

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Gesamtstädtisches Freiraumkonzept Wie sieht das Lindauer Freiraumsystem aus und welche Bausteine bestimmen es ?

Die Insel ist mit ihrem historischen Kern dicht bebaut und steinern geprägt. In den Aufschüttungsbereichen mit Orientierung zum See geben öffentliche, gut gestaltete und aufwändig unterhaltene Grünflächen der Insel ein besonderes Gepräge. Sina-Kinkelin-Platz, Stadtgarten, OskarGroll-Anlagen und Luitpoldpark werden im Zuge des Programms „Natur in der Stadt 2021“ mit weiteren Grünflächen zu einem RING AUS INSELGÄRTEN vervollständigt und qualifiziert werden. So entstehen nach Rückbau der überdimensionierten Bahnanlagen und Wegnahme der KFZ-Stellplätze vor allem im Westen der Insel in Verbindung mit einer Wohnbebauung neue Grünflächen, andere Abschnitte werden aufgewertet und qualifiziert. Das sich aus diesen Bausteinen ergebende System oder Netz aus Freiflächen folgt den geschilderten Zusammenhängen der Kulturlandschaft aus natürlichen und historischen Elementen. Es ist komplex und lässt sich nicht- wie gerne gehandhabt- auf eine einfache geometrische Form reduzieren. Aber es folgt sinnfällig den wichtigsten Merkmalen des Stadtgebietes. DER RING AUS INSELGÄRTEN entwickelt eine Abfolge von öffentlichen Parks, Gärten und Promenaden entlang der Uferzone der Insel. Der See wird noch wesentlich stärker in Beziehung zu den Uferpartien gesetzt und erlebbar gemacht. DAS BODENSEEUFER wird weiterhin aus einer Abfolge öffentlicher, halböffentlicher und privater Flächen bestehen. Der durchgängige Weg verläuft see-nah wo möglich. Für Siedlungsflächen am See, wie z.B. in Bad Schachen, sollte ein strenges Regelwerk der Tendenz zur Verdichtung entgegenwirken. Die öffentlichen Grünflächen müssen gesichert und weiterhin gestalterisch aufgewertet werden. Dies gilt beispielsweise für das Aeschacher Ufer und den Karl- Beverplatz. Der Baumbestand in den Gärten, hier häufig besondere Arten und Exoten, bedarf des Schutzes und der Pflege. Die vorgesehene Bebauung im Zusammenhang mit dem zukünftigen Fernbahnhof in Reutin zwischen Bahnlinie und Ladestraße wird Wohnen in einer landschaftlich herausragenden Situation ermöglichen. Dieser Privilegierung entsprechend sind strenge Regeln bezüglich einer angemessen Dichte, einer hochwertigen Architektur und einer qualifizierten

Ring aus Inselgärten

Bodenseeufer

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Gesamtstädtisches Freiraumkonzept Wie sieht das Lindauer Freiraumsystem aus und welche Bausteine bestimmen es ?

Grünordnung anzuwenden. Es muss sichergestellt werden, dass der geschützte Schilfgürtel südlich der Ladestraße in seiner Existenz nicht gefährdet wird.

Landschaftsfinger

Siedlungen + Obstbau

DIE FÜNF LANSCHAFTSFINGER sollen ein Zusammenwachsen des verdichteten Siedlungsgürtels verhindern, Zugänge zur Landschaft ermöglichen und die Durchlüftung der Stadt sichern. Sie schaffen außerdem attraktive Lagen zum Wohnen an ihren Rändern. Sie stützen sich ab auf die vorhandene Kulturlandschaft und die bestehenden Verhältnisse, d.h. eine Umnutzung der Flächen wird nicht angestrebt. Im Wesentlichen soll die land- und forstwirtschaftliche Nutzung verbleiben. Geprägt ist diese Zone in ausgesprochener Weise durch den Intensiv-Obstbau. Nicht nur an den Siedlungsrändern, sondern auch im Gemenge mit Bauflächen findet dieser statt. Man kann geradezu von einer Überlagerung von städtischer Verdichtung und Intensiv-Obstbau sprechen. Er nimmt weiter nördlich wieder ab, dort dominiert die „ normale Landwirtschaft“ mit Grünland- und Ackernutzung. Flächenbeanspruchungen etwa für SitzSpiel-Aussichtsplätze oder für gestalterische Aufwertungen durch Baumpflanzungen beschränken sich auf punktuelle Interventionen. Notwendig ist allerdings die Realisierung eines Fußwegenetzes. Dies wird zunächst die vorhandenen Wirtschaftswege nutzen, in weiten Bereichen ist jedoch eine Neuanlage mit Grunderwerb erforderlich. Ein Weg zur Erschließung der „Landschaftsfinger“ wird für unabdingbar gehalten, weil nur so das öffentliche „In- Besitz-Nehmen“ verbunden mit einer hohen Wertschätzung gelingen kann. Die Wege verlaufen in respektvoller Entfernung zu den wertvollen Naturarealen, etwa den Bächen, berücksichtigen die Belange der Land- und Gartenbauwirtschaft und sollen dennoch ein intensives Landschaftserlebnis ermöglichen. Das Radwegenetz bleibt davon unberührt, sein Verlauf auf untergeordneten Straßen und Flurwegen ist gut durchdacht und ausgeschildert. Analog zu den Landschaftsfingern, die freizuhalten und zu qualifizieren sind, können die dazwischen liegenden Räume als „städtische Siedlungsfinger“ in einer Eignung vor allem für das Wohnen gesehen werden. Der Flächennutzungsplan folgt bereits im Grundsatz dem dargestellten Prinzip von „Freihalten“ und „Siedeln“. Es gibt einige Konfliktpunkte, aber v.a. große Potenziale für eine landschaftsverträgliche bauliche Weiterentwicklung Lindaus.

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Gesamtstädtisches Freiraumkonzept Wie sieht das Lindauer Freiraumsystem aus und welche Bausteine bestimmen es ?

Überlagerung des Konzepts mit dem Flächennutzungsplan der Stadt Lindau

Umgriff Landschaftsfinger

Landschaftsräume die durch Qualifizierung zu einem System aus Landschaftsfingern entwickelt werden sollen, die den Stadtkörper gliedern, Raum bieten für Naherholung und Naturerleben und wichtige stadtklimatische und naturschutzfachliche Funktionen erfüllen.

Aufmerksamkeitsbereiche

Flächen die gemäß FNP Siedlungsflächen sind, deren Nutzung jedoch nicht im Wiederspruch zu den Zielsetzungen der Landschaftsfinger steht. Im Zusammenhang mit der Bauleitplanung bestehen hier Gestaltungsmöglichkeiten.

Konfliktbereiche

Flächen die gemäß FNP Siedlungsflächen sind, im Bestand noch nicht bebaut sind und deren Inanspruchnahme im Widerspruch zu der Entwicklung der Landschaftsfinger steht.

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Gesamtstädtisches Freiraumkonzept Wie sieht das Lindauer Freiraumsystem aus und welche Bausteine bestimmen es ?

ORTSTEILPLÄTZE Die ehemals selbstständigen Dörfer haben noch einen Teil ihrer Eigenart, geprägt durch Gebäude, deren Stellung und die öffentlichen Räume, bewahren können. Diese Kerne gilt es in ihrer Besonderheit zu erhalten bzw. herauszuarbeiten und gestalterisch zu entwickeln. Exemplarisch werden dazu Vorschläge entwickelt.

Ortsteilplätze

ORTE IM LANDSCHAFTSRAUM

Orte im Landschaftsraum

Nördlich der Verdichtungszone, etwa entlang der Linie der Bundesstraße 31, überwiegt der landschaftliche Charakter im Stadtgebiet Lindaus. Landwirtschaft mit Grünländern und Äckern, kleinteilig topographisch gegliedert und mit Waldflächen, Gehölzinseln und Einzelbäumen durchsetzt bestimmt ein sehr reizvolles und vielgestaltiges Landschaftsbild. Dörfer fügen sich ein, liegen als kleine bauliche Inseln untergeordnet in einer großen Kulisse. Lediglich Oberreitnau bildet einen gewissen Schwerpunkt und kann mit seiner guten Infrastrukturausstattung weitere Bauflächen aufnehmen, die übrigen Orte sollten bis auf Einzelhausgenehmigungen in ihrem Charakter verbleiben.

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Gesamtstädtisches Freiraumkonzept Wie sieht das Lindauer Freiraumsystem aus und welche Bausteine bestimmen es ?

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DER RING AUS INSELGÄRTEN - Seehafen

DAS BODENSEEUFER - am Lotzbeckpark

BERG UND TAL - Blick vom Hoyerberg

VON DRUMLIN ZU DRUMLIN - Entenberg

IM TALFÄCHER DER ACH - an der Ach

AN DER MORÄNENKANTE - Dahlienschau

IN DEN FEUCHTEN SENKEN - Heuried

ORTSTEILPLÄTZE - Aeschacher Markt

ORTE IM LANDSCHAFTSRAUM - Unterreitnau

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Der Konzeptplan zeigt den Charakter, die Nutzungen und die Abgrenzung DER FÜNF LANDSCHAFTSFINGER, des BODENSEEUFERS und des RINGS AUS INSELGÄRTEN. Der Plan enthältzudem den Verlauf der geplanten Routen zur Erschließung der Freiräume und die Lage der Ortsteilplätze.

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Gesamtstädtisches Freiraumkonzept Wie sieht das Lindauer Freiraumsystem aus und welche Bausteine bestimmen es ?

LEGENDE

Aufwertung Ortsteilplatz Aussichtspunkt Route durch Landschaftsfinger Wanderwege Flurkarte

Höhenlinien

öffentliche Grünflächen halböffentliche und private Grünflächen

Wohngebiet

Gewerbegebiet

Flächennutzung innerhalb der Landschaftsfinger

außerhalb der Landschaftsfinger

Wald

Wald

Obstanbau

Obstanbau

Grünland

Grünland

Ackerland

Ackerland

Gewässer

Gewässer

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Gesamtstädtisches Freiraumkonzept Wie sieht das Lindauer Freiraumsystem aus und welche Bausteine bestimmen es ?

Oberreitnau

Hochbuch Hoyren Oberreutin

Bad Schachen

Aeschach

Wannental

Reutin

Insel

Zech

Freiraumkonzept Konzeptplan

WELCHE ELEMENTE BESTIMMEN DAS FREIRAUMSYSTEM? WELCHE A U S S TAT T U N G BRAUCHT ES UND WELCHE G E S TA LT U N G S REGELN?

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Gesamtstädtisches Freiraumkonzept Welche Elemente bestimmen das Freiraumsystem ? Welche Ausstattung braucht es und welche Gestaltungsregeln?

DER RING AUS INSELGÄRTEN und die öffentlichen Parkanlagen am BODENSEEUFER sind Grünanlagen, die parkartig gestaltet sind und entsprechend unterhalten werden. Es überwiegt ein durch die reiche Pflanzenwelt des milden Klimas bestimmter Charakter. Angebote für Ruhe- und Spielplätze, Informationstafeln, Gastronomische Einrichtungen ordnen sich unter. Wie bisher gehandhabt unterlegen an Schwerpunkten die beliebten Wechselpflanzungen aus Frühjahrs- und Sommerblumen den Gartenstadt-Charakter Lindaus. DIE FÜNF LANDSCHAFTFINGER haben ein anderes Gepräge: sie liegen im Bereich land- und forstwirtschaftlich genutzter Flächen, es dominieren die Elemente Obstbau, Ackerbau, Grünland, Wald, Gehölzinseln und Einzelbäume, eben die Strukturmerkmale der Lindauer Kulturlandschaft, auf überwiegend privaten Flächen. Punktuell werden „Interventionen“ vorgeschlagen, etwa für die Einrichtung eines Sitz- und Aussichtsplatzes, einer Spielanlage oder einer gestalterischen Anreicherung mit Gehölzpflanzungen. Zur Wiedererkennung werden die „Interventionsorte“ mit einer markanten, blühenden und durchgehend gleichen Baumart ausgestattet. Für die Fußwege reicht eine maßvolle Breite von 1.5 bis 2.0 m in wassergebundener Bauweise, die Ausstattung beschränkt sich auf Bänke, ggf. Bank-Tischgruppen und ein gut gestaltetes Informationssystem. Auffallend ist schon jetzt, wie eine durchgehend rot gestrichene einfache Bank die landschaftlich markanten Orte zu markieren im Stande ist.

öffentlich Grünflächen halböffentliche/ private Grünflächen

Obstbau Grünland Acker

Für die Gestaltung der ORTSTEILPLÄTZE gelten jeweils individuelle Regeln, die sich aus dem Kontext örtlicher Gegebenheiten ableiten lassen. Es gilt, die Dominanz des KFZ-Verkehrs, vor allem des Parkverkehrs zu Gunsten einer besseren Aufenthaltsqualität einzudämmen, dies etwa durch eine rigorose Bewirtschaftung als Kurzparkplätze für die Kunden des Einzelhandels. Die verfügbaren Flächen müssen als großzügig gestaltete Freiräume entwickelt werden. bestimmend sind weniger kleinteilig gärtnerische Elemente, sondern Bäume, ortstypische Ausstattungen wie Maibaum, Brunnen, Gedenkstein, Blumenkübel und vor allem eine gute Ausstattung zum Sitzen.

Wald Flächennutzung in den Landschaftsfingern

AN WELCHEM ORT G E S C H I E H T WA S ?

7

11

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41

Gesamtstädtisches Freiraumkonzept An welchem Ort geschieht was?

Wie kann die Idee des Freiraumsystems aus Landschaftsfingern, Ortteilplätzen und dem grünen Bodenseeufer konkret aussehen? Welchen Charakter haben die einzelnen Landschaftsfinger? Wo liegen die Routen zur Erschließung dieser Räume, und durch welche weiteren Maßnahmen können Sie aufgewertet werden? Wie können am Bodenseeufer die Konflikte zwischen Naherholung, Tourismus, Denkmalschutz und Naturschutz entschärft werden? Wie kann die Gestaltung der Ortteilplätze aussehen, welche Maßnahmen sind dazu notwendig? Diesen Fragen wird im Folgenden, für die einzelnen Landschaftsfinger, das Bodenseeufer und die Ortsteilplätze, nachgegangen.

LEGENDE

Aufwertung Ortsteilplatz Aussichtspunkt

Flächennutzung

innerhalb der Landschaftsfinger

außerhalb der Landschaftsfinger

Route Landschaftsfinger auf Bestandwegen Wald

Wald

Obstanbau

Obstanbau

Flurkarte

Grünland

Grünland

Höhenlinien

Ackerland

Ackerland

Gewässer

Gewässer

Route Landschaftsfinger, Neubau Wanderwege

öffentliche Grünflächen halböffentliche und private Grünflächen

Wohngebiet

Gewerbegebiet

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7

Gesamtstädtisches Freiraumkonzept An welchem Ort geschieht was?

8 9 10

HOYREN Ortsteilplatz Hoyren

Hoyerberg

HOCHBUCH

Bismarkdenkmal alter Torggel

Ortsteilplatz Bad Schachen Giebelwiesen BAD SCHACHEN

AESCHACH Aeschacher Markt Lotzbeckpark

Bahndamm

INSEL

Landschaftsfinger "Berg und Tal"

Holdereggenpark

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Gesamtstädtisches Freiraumkonzept An welchem Ort geschieht was?

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„Berg und Tal“ Der mit dem Arbeitstitel „Berg und Tal“ benannte, westlichste Landschaftsfinger führt als einziger direkt von der Insel und vom Bodenseeufer in das Lindauer Hinterland. Er ist geprägt durch die ebenen, weitläufigen Giebelwiesen, hinter denen sich der Hoyerberg, ein typischer Drumlin erhebt. Dieser Landschaftsfinger bietet sich damit an, die Besucher der Insel und des Bodenseeradwegs in die Drumlinlandschaft zu führen und ihnen diese nahe zu bringen. Darüber hinaus soll er für die Anwohner der angrenzenden Stadtteile, Aeschach, Bad Schachen und Hoyren als Raum für die Naherholung qualifiziert werden. Dazu wird eine Erschließung mittels einer attraktiven Wegeverbindung vorgesehen. Von der Insel kommend verläuft diese zunächst auf den gut ausgebauten Fuß- und Radwegen auf dem als Grünanlage gestalteten Bahndamm. Auf dem Festland folgt dann zunächst die Querung der Bahnstrecke. An dem beschrankten Übergang kommt es bisher zum Teil zu sehr langen Wartezeiten mit regelrechtem Fahrradstau auf dem Bodenseeradweg. –– mögliche Verbesserungen der Querungssituation prüfen Der Weg führt dann entweder weiter entlang der Bahnstrecke, vorbei am Lotzbeckpark, durch Teile von Aeschach und dann durch die Giebelwiesen zum Hoyerberg, oder ein Stück auf dem Bodenseeradweg und dann über Bad Schachen und die Giebelwiesen zum Hoyerberg. Diese beiden Routen verlaufen auf gut ausgebauten Fuß- und Radwegen und auf ruhigen Wohnstraßen. Über die Alternativrouten ergibt sich auch die Möglichkeit einer Rundroute. Das Bodenseeufer ist zwischen dem Bahnübergang und der Schachener Straße sehr attraktiv gestaltet, mit Bastionen, Sitzplätzen und altem Baumbestand. Der Lotzbeckpark weist ebenfalls eine gute Grundstruktur auf, ist jedoch etwas vom Ufer abgehängt und eher unternutzt. –– Verknüpfung des Lotzbeckparks mit dem Uferraum stärken

Maßnahmen: –– mögliche Verbesserungen der Querungssituation der Bahngleise am Bodenseeufer prüfen –– Direkte Fußwegeverbindung von der Bad Schachener Straße durch die Giebelwiesen zum bestehenden Fuß- und Radweg Richtung Hoyerberg herstellen –– Steg für Fußgänger und Radfahrer über die Friedrichshafener Straße und die Bahnsrecke Richtung Oberreitnau errichten –– denTorggel in Verbindung mit einem städtischen Weinberg wiederbeleben –– mögliche Aufwertung des Holdereggenparks untersuchen –– Zugänge zum Holdereggenpark einladender gestalten

Die Giebelwiesen

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Lupenraum Hoyerberg, Lageplan

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8 9 10

Gesamtstädtisches Freiraumkonzept An welchem Ort geschieht was?

Gesamtstädtisches Freiraumkonzept An welchem Ort geschieht was?

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7

8 9 10

Die Giebelwiesen stellen einen ebenfalls sehr attraktiven Landschaftsraum, geprägt durch Viehweiden und Obstanbau dar. Aufgrund ihrer Größe und Proportionen wirken die Wiesen auch nicht als Restraum, sondern als Stück landwirtschaftlich geprägte Kulturlandschaft im städtischen Umfeld. Gerade der Kontrast zwischen den weiten offenen Wiesen mit dem darüber aufragenden Hoyerberg ist sehr reizvoll. –– Wegeverbindung vom Bodenseeradweg aus, direkt durch die Giebelwiesen, ohne den Umweg durch Bad Schachen, mittel- bis langfristig herstellen –– direkte Verknüpfung der Giebelwiesen mit dem Hoyerberg über einen Steg für Fußgänger und Radfahrer über die Friedrichshafener Straße und die Bahnstrecke Richtung Oberreitnau am alten Torggel herstellen –– den Torggel als Zeugnis des früher weit verbreiteten Weinbaus im Bodenseegebiet durch Anlage eines kleinen städtischen Weinbergs wiederbeleben Der Hoyerberg bildet den Endpunkt der Route durch den Landschaftsfinger und bietet einen weiten Blick über die Stadt, den Bodensee und das Alpenpanorama, aber auch einen Ausblick in die durch den Obstanbau geprägte Drumlinslandschaft um Hoyren und Schönau. Das Hoyerbergschlössle bietet das Potential für eine attraktive gastronomische Einrichtung. Diese könnte durch die schnelle und direkte Verknüpfung von der Insel aus, mittels des geplanten Stegs, wieder attraktiv werden. Von den Routen aus führen Anschlüsse zu den Ortsteilplätzen von Aeschach, Bad Schachen und Hoyren. Der Weg zum Aeschacher Ortsteilplatz, dem Aeschacher Markt führt dabei über den Holdereggenpark. Diese Parkanlage, einst Garten einer Villa in der nun die Lindauer Musikschule sitzt, liegt sehr versteckt und ist bisher wenig bekannt. Von der ehemaligen gärtnerischen Gestaltung ist nur noch wenig zu erkennen. Mit dem alten Baumbestand und der Villa selbst besitzt die Anlage ein großes Potential. –– Zugänge zum Holdereggenpark einladender gestalten –– Möglichkeiten einer gestalterischen Aufwertung, vor dem Hintergrund des historischen Erbes und den aktuellen Nutzungsansprüchen, eventuell in Form eines landschaftsarchitektonischen Wettbewerb untersuchen

Blick vom Hoyerberg Richtung Bodensee

Blick vom Hoyerberg Richtung Hoyren

Hoyerbergschlössle

Alter Torggel

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7

Gesamtstädtisches Freiraumkonzept An welchem Ort geschieht was?

8 9 10

Ringoldsberg

Ortsteilplatz Schönau

SCHÖNAU

Entenberg

HOYREN Ortsteilplatz Hoyren

HOCHBUCH

Schloss Moos Villa Engel / Stadtgärtnerei AESCHACH Aeschacher Markt Freihaltetrasse Bundesstraße

Landschaftsfinger "Von Drumlin zu Drumlin"

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Gesamtstädtisches Freiraumkonzept An welchem Ort geschieht was?

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„Von Drumlin zu Drumlin“ Der Landschaftsfinger „Von Drumlin zu Drumlin“ folgt weitgehend einem Höhenzug und führt zu den Drumlins Entenberg und Ringoldsberg. Er verknüpft Grünflächen und Obstbauflächen im Herzen von Aeschach mit der hügeligen Obstbaulandschaft zwischen Hoyren, Hochbuch und Schönau. Die geplante Route beginnt am Bodenseeufer und führt zunächst durch Aeschach. Sie erreicht den Landschaftsfinger nördlich der Kolpingstraße. Hier war einst ein Stück Bundesstraße vorgesehen, die Planung wurde verworfen, geblieben sind Obstanbauflächen, die wie ein Versatzstück der weiter nördlich beginnenden Kulturlandschaft wirken. –– Wegeverbindung entlang des Rands der Obstbaufläche ermöglichen Die Route verläuft weiter durch eine kleine Grünfläche am Rand eines Wohngebiets und eine Restfläche um das neu gebaute Trachtenhaus. Diese Flächen sind im Flächennutzungsplan zur Bebauung vorgesehen. –– Durchgängigkeit des Landschaftsfingers sichern, durch Festsetzung eines Grünstreifens am Rand des Wohngebietes im Rahmen der Bauleitplanung. Restfläche um das Trachtenhaus zu einer nutzbaren, öffentlichen Grünfläche qualifizieren Ein schmaler Grünzug führt vorbei an der Realschule zur Christuskirche und zur Villa Engel/Stadtgärtnerei, die durch alten Baumbestand und die Lage am Hang das Potential zu einer Aufwertung aufweist. –– Teile der Vila Engel/Stadtgärtnerei zu öffentlicher Parkanlage umgestalten Vorbei an Schloss Moos führt die Route weiter in den landwirtschaftlich geprägten Raum zwischen Aeschach, Hochbuch und Schönau. Hier fehlen größere Wegeabschnitte für die geplante Route. Die Parzellenstrukur der Flurstücke ist ost-west-orientiert. Dies erschwert die Anlage der nord-süd-verlaufenden Wegeverbindung. –– Lückenschlüsse für die Wegeverbindung herstellen –– kleine Plätze mit Aufenthaltsmöglichkeit und schattenspendenden Bäumen als Rastmöglichkeit entlang des Weges anlegen –– Infopunkte zur eiszeitlichen Entstehungsgeschichte der Drumlinlandschaft und zum Obstbau errichten Entenberg und Ringolsberg sind typisch ausgeprägte Drumlins mit einer steilen, markanten Süd- und Ost-Flanke und einem flachen Abfall Richtung Norden. Beide stellen attraktive Aussichtspunkte dar, die bezüglich Aufenthaltsqualität und Ausstattung verbesserungswürdig sind. –– Aussichtspunkte auf den Drumlins Entenberg und Ringoldsberg herstellen und eventuell in Form einer angemessenen, künstlerischen Überhöhung bespielen

Maßnahmen: –– Wegeverbindung durch die ehemalige Freihaltetrasse ermöglichen –– Grünzugs im Bereich Trachtenhaus zu öffentlicher Grünfläche qualifizieren, in die Bauleitplanung integrieren, Durchgängigkeit des Landschaftsfingers sichern –– Teile der ehemaligen Stadtgärtnerei zu öffentlicher Parkanlage umgestalten –– Lückenschlüsse für die Wegeverbindung herstellen –– Aussichtspunkte auf den Drumlins Entenberg und Ringoldsberg aufwerten

Restgrünfläche am neuen Trachtenhaus

Entenberg von Norden

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Ortsteilplatz Oberreitnau

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Gesamtstädtisches Freiraumkonzept An welchem Ort geschieht was?

8 9 10

OBERREITNAU

Achtal

Oberrengersweiler

Wolfsbach

Golfplatz

Friedhof

Schloss Senftenau

AESCHACH

Parkplatz

REUTIN

"Alte Bleiche" Berliner Platz

Landschaftsfinger "Im Talfächer der Ach"

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Gesamtstädtisches Freiraumkonzept An welchem Ort geschieht was?

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„Im Talfächer der Ach“ Der Landschaftsfinger „Im Talfächer der Ach“ verbindet die AeschachReutiner Stadtlandschaft mit der Tallandschaft von Ach und Wolfsbach. Zwischen den Stadteilen und ehemaligen dörflichen Ortschaften Aeschach und Reutin ist eine abwechslungsreiche, aber auch widersprüchliche Stadtlandschaft aus Wohngebieten, Gewerbeflächen und Versatzstücken landwirtschaftlich geprägter Kulturlandschaft entstanden. Diese ist im Gegensatz zu den übrigen Landschaftsfingern bereits gut durch Fußund Radwege erschlossen. Hier ist die Landschaft nicht durch Drumlins und Moränen, sondern durch ein Schotterfächer aus Ablagerungen der Bäche geprägt, es überwiegt die Grünlandnutzung. Die Bachtäler sind tief eingeschnitten und von Gehölzen und Wäldern gesäumt. Die Bäche und die angrenzenden Gehölzsäume sind naturschutzfachlich sehr wertvoll und die Ach ist als Schutzgebiet gemäß der europäischen Flora-FaunaHabitat-Richtlinie ausgewiesen (kurz: FFH). Die Routenführung reagiert entsprechend mit Abständen zu den Bächen und nur wenigen Zugangsmöglichkeiten. –– Infopunkten zum sensiblen Lebensraum der Bachtäler an den wenigen Zugängen zum Gewässer anlegen Die geplante Route durch den Landschaftsfinger beginnt am Bodenseeufer am Reutiner Bahnhof. Hier entsteht am neuen Festlandsbahnhof, auf den brachliegenden Bahnflächen ein neues Stadtquartier ( mehr dazu siehe Abschnitt „am großen See“). Über einen Steg, der das neue Quartier und den Bahnhof überspannt, führt die Route zum Berliner Platz in das Zentrum von Reutin. Nur wenige Meter weiter, an der alten Bleiche, beginnt der Landschaftstfinger mit Wiesen- und Obstbauflächen, die wie ein Gruß aus der nördlich der Stadt liegenden Kulturlandschaft wirken. Sie stehen im spannungsvollen Kontrast mit der angrenzenden städtischen Bebauung. Die Obstbauflächen sind hier, wie oft im Siedlungsbereich eingezäunt. Die Höhe und Ausgestaltung der Zäune hat dabei eine starke Auswirkung auf die Wirkung und den Charakter der Landschaft. Zäune, die höher als Schulterhöhe sind, wirken sehr „aussperrend“ und schränken den Blick und das Gefühl von Weite ein. –– Lösungsmöglichkeiten in Abstimmung mit den Landwirten untersuchen, eventuell einen „Zaunwettbewerbs“ analog zu Fassadenwettbewerben im Städtebau ausrichten, oder eine Gestaltungssatzung vereinbaren

Maßnahmen: –– Zaunwettbewerb oder Gestaltungssatzung für Zäune zur Einfriedung der Obstbauflächen –– Aufwertung des Parkplatzes an der Reutiner Straße. –– Infopunkte an den Querungen über die Ach zum FFH-Gebiet und zu Arten und Lebensräumen im Bachtal –– Kleine Aufenthaltsplätze entlang der Routen

Weg entlang der Ach im Bereich "Alte Bleiche"

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7

8 9 10

Zaunstudie- Obstbauflächen im Stadtgebiet von Lindau ohne und mit Einzäunung

Gesamtstädtisches Freiraumkonzept An welchem Ort geschieht was?

Gesamtstädtisches Freiraumkonzept An welchem Ort geschieht was?

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7

8 9 10

Die Route führt weiter über einen großen Parkplatz. –– den Weg durch Pflanzungen eindeutig markieren und vom Parkplatz absetzen –– den Parkplatz großzügig mit Bäumen überstellen Nördlich des Parkplatzes folgt der Weg einem naturnah gestalteten und gut zugänglichen Abschnitt der Ach und führt vorbei am Schloss Senftenau. Dieses ist in Privatbesitz, jedoch umgeben von großen, öffentlich zugänglichen Freiflächen. Sie enthalten Reste des ehemaligen Wassergrabens um das Schloss in Form von Weihern und Feuchtflächen. Die Route verläuft dann durch den weitläufigen städtischen Friedhof mit altem Baumbestand. Von dort aus gabelt sich die Route wie der sich weitende Talfächer auf: Eine Teilroute folgt dem Verlauf der Ach bis nach Oberreitnau, eine weitere Route verläuft parallel zum Golfplatz, der sich nördlich vom Friedhof anschließt bis zum Aussichtspunkt nördlich von Oberrengersweiler. –– kleine Plätze als Rastmöglichkeit errichten Die Route vernetzt sich über Anschlüsse mit der Route durch den Korridor „Von Drumlin zu Drumlin“, sie führt über den Ortteilplatz von Reutin und endet am Ortsteilplatz von Oberreitnau.

renaturierter Abschnitt der Ach

Schloss Senftenau

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7

Gesamtstädtisches Freiraumkonzept An welchem Ort geschieht was?

8 9 10

STREIFELSFINGEN Tal des Motzacher Tobelbachs MOTZACH

Aussichtspunkt Streifelsfingen

Dahlienschau OBERREUTIN Altes Reutiner Rathaus Grund- und Mittelschule Reutin /Zech

REUTIN

Berliner Platz Reutiner Bahnhof

Landschaftsfinger "An der Moränenkante""

WANNENTAL

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Gesamtstädtisches Freiraumkonzept An welchem Ort geschieht was?

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„An der Moränenkante“ Der Landschaftsfinger an der Moränenkante liegt im Übergangsbereich zwischen dem Bodenseebecken und den in Nord-Süd-Richtung verlaufenden Höhenzügen der eizeitlichen Moränenketten. Diese sind typisch für den Osten des Lindauer Stadtgebiets und lösen hier die Drumlins ab. Charakteristisch für diesen Übergangsbereich sind langgezogene, steile, südexponierte Hangkanten und tief eingeschnittene Bachtobel. Der Landschaftsfinger bildet all diese Landschaftselemente ab. Er liegt zwischen den Ortsteilen Oberreutin, Motzach, Streifelsfingen und Wannental und wird durchflossen vom Motzacher Tobelbach. Die Landschaft ist geprägt durch intensiven Obstanbau. Das enge Tal des Tobelbaches ist waldbestanden. Die Route beginnt am Reutiner Bahnhof und führt zunächst vorbei am Berliner Platz durch Reutin und Oberreutin vorbei an der Grund- und Mittelschule Reutin-Zech. Hier fehlen Sportflächen für die Schule. –– Einen multifunktionalen Festplatz mit Angeboten für den Schulsport auf den Wiesenflächen im städtischen Besitz südlich der Schule anlegen Die Route führt weiter zum Alten Reutiner Rathaus. Der Platz um das Gebäude wird in erster Linie als Stellplatz genutzt und ist wenig ansprechend gestaltet und wird der Bedeutung als Ortsmittelpunkt nicht gerecht. Gegenüber des Platzes befindet sich, sehr versteckt, ein offener Abschnitt des Motzacher Tobelbachs mit einem kleinem Mühlrad. –– den Oberreutiner Rathausplatz neugestalten –– den Abschnitt des Motzacher Tobelbachs am Alten Reutiner Rathaus aufwerten und erlebbar machen Dem Tobelbach folgend verläuft der Weg zum Ortsrand von Oberreutin in die Obstbaulandschaft. Hier liegt mit der Dahlienschau ein gärtnerisch interessanter Punkt. Die Route führt weiter zum Ortsrand von Streifelsfingen und erreicht den Rücken der Moräne. Von hier aus ergibt sich ein weiter Ausblick über das Bodenseebecken. –– den Aussichtspunkt am südlichen Ortseingang von Streifelsfingen gestalten Durch eine alternative Route über den Ortsrand von Wannental ergibt sich die Möglichkeit einer Rundroute. Teile der Route müssen durch den Neubau von Wegen erst hergestellt werden. Ihre Realisierung kann nur in Abstimmung und Kooperation mit den Landwirten erfolgen. Die Route vernetzt sich mit der durch den Landschaftsfinger „In den feuchten Senken“ und führt über die Ortsteilplätze von Reutin und Oberreutin.

Maßnahmen: –– Festplatz und Schulsportflächen südlich der Grund- und Hauptschule Reutin-Zech –– Neugestaltung Reutiner Rathausplatz –– Aufwertung Abschnitt des Motzacher Tobelbachs am Alten Reutiner Rathaus –– Gestaltung Aussichtspunkt am südlichen Ortseingang von Streifelsfingen –– Neue Wegeabschnitte

Mühlrad am Motzacher Tobelbach

Platz vor dem Alten Reutiner Rathaus

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7

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OBERREUTIN Altes Reutiner Rathaus

WANNENTAL Bolzplätze

REUTIN

Berliner Platz Reutiner Bahnhof

Landschaftsfinger "In den feuchten Senken"

Gewerbegebiet an der Bregenzer Straße

Gesamtstädtisches Freiraumkonzept An welchem Ort geschieht was?

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Gesamtstädtisches Freiraumkonzept An welchem Ort geschieht was?

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„In den feuchten Senken“ Der Landschaftsfinger „In den feuchten Senken“ bildet eine grüne Fuge zwischen dem Gewerbegebiet entlang der Bregenzer Straße und dem Wohngebiet Wannental. Er liegt in einer parallel zum Bodenseeufer verlaufenden Senke. Diese liegt tiefer als der Uferbereich und wird vom Rickenbach durchflossen. Geprägt wird der Landschaftsraum durch vernässte Böden, die von Feuchtwiesen und Feuchtwäldern bestanden sind. Die trockeneren Bereiche an den westlichen und östlichen Rändern werden als Intensivgrünland oder für den Obstanbau genutzt. Die feuchten Kernbereiche sind als Biotope kartiert und als geschützter Landschaftsbestandteil geschützt. An den Rändern zur Siedlung Wannental liegen öffentliche Grünflächen mit Bolzplätzen. Die Route durch den Korridor beginnt am Reutiner Bahnhof und führt über den Berliner Platz durch das Zentrum von Reutin und erreicht dann den Landschaftsfinger, der am westlichen Rand durch intensiven Obstanbau genutzt wird. An den Rändern der Anbaufläche verlaufen Rasen- und Erdwege, die der Bewirtschaftung der Obstfelder dienen. –– Pflegewege zur Realisierung der Route nutzen, Verankerung von Wegerechten für die Öffentlichkeit, Erhalt ihres derzeitigen Charakters und Ausbauzustands

Maßnahmen: –– Wegerechte in den Obstbaugebieten verankern –– neue Wegeverbindung in Form von Holzstegen durch die Feuchtbereiche –– Infopunkte an den Zugängen zum geschützten Landschaftsbestandteil –– neuer Weg von der Feuerwache zum Gewerbegebiets –– neuer Weg am Westrand der geplanten Erweiterung des Gewerbegebiets, Realisierung im Rahmen der Bauleitplanung –– Wegeanschluss zum Aussichtspunkt auf der Moränenkante –– Gestaltung des Aussichtspunkts auf der Moränenkante

Blick in den Landschaftsfinger von der Auenstraße

Blick in den Landschaftsfinger vom Heuriedweg

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7

Gesamtstädtisches Freiraumkonzept An welchem Ort geschieht was?

8 9 10

Bestandsweg

FEUCHTGRÜNLAND

neuer Weg FEUCHTWALD Wegerechte für bestehende Pflegewege Obstbau

möglicher Standort Bolzplatz Infopunkt

neuer Weg Infostation

Landschaftsfinger "In den feuchten Senken" Ausschnitt West

Bestandsweg Infostation

neuer Weg als Holzsteg

Gesamtstädtisches Freiraumkonzept An welchem Ort geschieht was?

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8 9 10

In den anschließenden feuchten Wald- und Wiesenbereichen gibt es einen querenden Weg, der vom Gewerbegebiet in das Wohngebiet Wannental führt, aber keine längs des Landschaftsfingers verlaufenden Wege. –– Wege als erhöhte Holzstege anlegen, entsprechend der Lage in einem sensiblen und naturschutzfachlich hochwertigen Landschaftsraum –– Infopunkte an den Zugängen zum geschützten Bereich errichten, mit Verweis auf dessen Bedeutung und Schutzwürdigkeit Die geplante Wegetrasse führt nur an den Rändern des Schutzgebietes entlang, um Eingriffe soweit wie möglich zu vermeiden. Dennoch soll auch dieser reizvolle und sehr siedlungsnah gelegene Raum erlebbar werden und damit letztlich auch im Bewusstsein der Bewohner der angrenzenden Wohngebiete als wertvoller Landschaftsraum verankert werden. Nördlich der neugebauten Feuerwache verläuft ein bestehender Weg, der jedoch in einer Sackgasse endet. –– Wegeverbindung bis an den westlichen Rand des Landschaftsfingers zum Gewerbegebiet an der B 12 weiterführen Hier sind im Flächennutzungsplan deutliche Erweiterungen vorgesehen, die noch mit der Durchgängigkeit des Landschaftsfingers vereinbar sind. –– Wegeanschlusses in den nördlich angrenzenden Landschaftsraum im Rahmen der Bauleitplanung realisieren, eine großzügigen Eingrünung und einem am Rand entlang verlaufenden Fuß- und Radweg festsetzen Nördlich der Rickenbacher Straße beginnt der Anstieg zur Moränenkante. Diese ist durch Obst- und Weinbau geprägt. –– ein neues Wegestück zum bestehenden Aussichtspunk auf der oberen Hangkante herstellen Der Aussichtspunk bildet den Abschluss der Route mit Blick über „die feuchten Senken“, die Stadt, den See und das Alpenpanorama und kann durch einfache Mittel deutlich aufgewertet werden. –– den Aussichtspunkt auf der Moränenkante neugestalten

Obstanbau

Grasweg entlang einer Obstanbaufläche

Fuß- und Radweg vom Gewerbegebiet nach Wannental

Die Route vernetzt sich über Anschlüsse mit dem Weg entlang des Bodenseeufers und der Route durch den Landschaftsfinger „ an der Moränenkante“. Sie führt über den Ortsteilplatz von Reutin.

Beispiel Infopunkt

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S TÄ D T E B A U L I C 1H2 E3 S4 5R6A7 H8 M E N KO N Z E P T 9 10

öffentliche Grünfläche

Gesamtstädtisches Freiraumkonzept An welchem Ort geschieht was?

Bestandsweg FEUCHTGRÜNLAND

FEUCHTWALD Infopunkt

neuer Weg möglicher Standort Bolzplatz

neuer Weg als Holzsteg RICKENBACH

Wegerechte für bestehenden Pflegeweg

neuer Weg

Landschaftsfinger "In den feuchten Senken" Ausschnitt Mitte

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Gesamtstädtisches Freiraumkonzept An welchem Ort geschieht was?

1 2 3 4 5 6

7

8 9 10

OBSTBAU

GRÜNLAND Aussichtspunkt ACKER

OBSTBAU neuer Weg

Wegerechte für bestehenden Pflegeweg neuer Weg

RICKENBACH

neuer Weg

ACKER

GRÜNLAND

neuer Weg OBSTBAU

möglicher Standort Bolzplatz

GRÜNLAND

Landschaftsfinger "In den feuchten Senken" Ausschnitt Ost

neuer Weg

Eingrünung geplantes Gewerbegebiet

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Gesamtstädtisches Freiraumkonzept An welchem Ort geschieht was?

8 9 10

REUTIN

Berliner Platz Reutiner Bahnhof

"Villa Toskana" Eichwaldbad

Anger Zech

Uferpark "Wäsen"

ZECH

Laiblach-Mündung

"Am Großen See" östliches Bodenseeufer

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Gesamtstädtisches Freiraumkonzept An welchem Ort geschieht was?

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„Am großen See“ Das Bodenseeufer gliedert sich im Bereich der Stadt Lindau in zwei deutlich verschiedene Teilbereiche mit eigener Charakteristik. Der östliche Uferabschnitt von der Mündung der Laiblach in den Bodensee bis zur "Villa Toskana" ist landschaftlich geprägt. Die Ufer sind hier überwiegend nicht verbaut, es gibt naturschutzfachlich sehr hochwertige Verlandungsbereiche mit Schilfgürteln, Wiesen und Gehölze reichen bis an das Ufer. Der Uferpark „Wäsen“ stellt die besondere Form einer öffentlichen Grünfläche dar. Hier werden die ehemals landwirtschaftlich genutzten Streuwiesen durch Pflegemaßnahmen erhalten und durch ein Wegenetzt mit Aufenthaltsplätzen erschlossen. Naturschutz und Naherholung werden so miteinander kombiniert. Teilabschnitte des Ufers werden von Freizeiteinrichtungen, wie dem Eichenbad oder dem Campingplatz bei Zech eingenommen. Das Eichwaldbad ist bezüglich der Gebäude als auch der Freiflächen in einem unbefriedigenden Zustand. Durch den alten Baumbestand und das naturnahe Ufer besitzt es jedoch ein hohes Potential für attraktive Naherholungsund Freizeitangebote. Hier ist, angestoßen durch das ISEK, eine Neu- und Umgestaltung vorgesehen. Der westliche Uferabschnitt ist deutlich städtischer geprägt. Hier reicht die Bebauung auf großen Strecken bis ans Ufer, oft in Form von Villen mit großflächigen, privaten Gartenanlagen. Nur an wenigen Stellen befinden sich öffentliche Grünflächen, wie der Lotzbeckpark oder der Lindenhofpark. Letzterer ist aus einem privaten Villengarten hervorgegangen. Der Villengürtel des westlichen Bodenseeufers ist stark durch alte, fremdländische Nadelbäume wie Mammutbäume (Sequoiadendron giganteum), Scheinzypressen (Chamaecyparis spec.) und Lebensbäume (Thuja spec.) geprägt, die diesem Raum durch ihre dunkle Benadelung und ihre schlanken Säulenformen ein eigenen Charakter geben. Das Bodenseeufer insgesamt besitzt eine starke auch touristisch wirksame Anziehungskraft. Durch den Bodenseeradweg ist dieser Raum, anders als die Landschaftsfinger, gut erschlossen. Jedoch besteht für den Bodenseeradweg und auch die am Ufer verlaufenden Fußwege deutliches Aufwertungspotential. Nur an wenigen Stellen ist der See vom Weg aus zu sehen und noch seltener verläuft der Radweg unmittelbar am Ufer. Auf großen Strecken benutzt er Straßen ohne eigene Fahrradspur. –– eine mögliche Optimierung der Wegeführung und Anlage von „Sichtfenstern“ zum See prüfen

Maßnahmen: –– Optimierung der Wegeführung des Bodenseeradwegs –– Vernetzung der Fußwege –– Neugestaltung Eichwaldbad neuer Nutzung

mit

–– Neugestaltung des Ufers im Bereich des Bahnhof Reutins, Deich mit separaten Fuß- und Radwegen, Infound Aussichtspunkten und begleitendem Wassergraben zum Schutz des angrenzenden Schilfgürtels –– Restaurierung Lindenhofpark

Uferpark "Wäsen"

Eichwaldbad

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Gesamtstädtisches Freiraumkonzept An welchem Ort geschieht was?

8 9 10

Ortsteilplatz Bad Schachen BAD SCHACHEN Villengärten AESCHACH Lindenhofpark

Lotzbeckpark

INSEL

"Am Großen See" westliches Bodenseeufer

Umfeld Carl-Bever-Platz

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Gesamtstädtisches Freiraumkonzept An welchem Ort geschieht was?

Die vorhandenen Fußwege liegen häufiger direkt am See sind aber in Teilen nicht gut vernetzt. –– Fußwege vernetzen und durch attraktive, straßenbegleitende Fußwege ergänzen Eine deutliche Veränderung wird der Uferbereich am Bahnhof Reutin erfahren. Hier entsteht ein neuer Bahnhof auf dem Festland in Kombination mit einem neuen Stadtquartier auf den brachgefallenen Gleisflächen. Dies rückt die Stadt an dieser Stelle näher an das Seeufer. Es entsteht eine Benachbarung eines dicht bebauten städtischen Quartiers mit zahlreichen Bewohnern und einem naturschutzfachlich hochwertigem Verlandungsbereich. –– den sensiblen Uferbereich durch einen Deich und einen Wassergraben schützen, als direkter räumlicher Schutz und als Angebot für die Naherholungsuchenden. –– den Bodenseeradweg und einen separaten Fußweg auf dem Deich führen Vom Deich aus ist der Schilfgürtel und der See zu sehen und zu erleben. Plätze mit Informationsangeboten und Fernrohren und eventuell auch ein Aussichtsturm könnenden See näher bringen, ohne den Lebensraum seltener Tier- und Pflanzenarten zu stören.

Schema-Schnitt Bodenseeufer im Gebiet des Reutiner Bahnhofs

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Minigolfplatz

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Gesamtstädtisches Freiraumkonzept An welchem Ort geschieht was?

8 9 10

Städtebaulicher Akzent

mit Parkhaus oder Tiefgarage Schindlerwiese Bodenseeradweg

Maria-WardSchule

"Villa Toskana"

Inselrundweg

Stadtgarten Oskar-GrollAnlagen

Lupenraum "Umfeld Carl-Bever-Platz" Lageplan

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Gesamtstädtisches Freiraumkonzept An welchem Ort geschieht was?

Der Übergangsbereich zwischen Festland und Insel am Karl-Bever-Platz ist vor allem durch den großflächigen Parkplatz geprägt. Die westlich angrenzende Schindlerwiese besitzt keine besondere Aufenthalts- und Nutzungsqualität. –– den Raum im Zusammenhang mit einem städtebaulichen Akzent, z.B. in Form eines Hotels mit Gastronomie, neugestalten und die Bedeutung dieser Schnittstelle zwischen Festland und Insel hervorheben –– den bestehenden Parkplatz durch die Kombination mit einem Parkhaus oder einer Tiefgarage auflösen –– die freiwerdenden Flächen zusammen mit der Schindlerwiese zu einem attraktiven Uferpark umgestalten –– den Minigolfplatz von der prominenten Uferposition nach Norden verlagern –– den Karl-Bever-Platz und die Schindlerwiese zusammen mit der "Villa Toskana" und der Maria-Ward Schule als „Grünes Entrée“ zum Festland und als Pendant zum Stadtgarten und der Oskar-Groll-Anlage auf der Insel verstehen und gestalten Der Lindenhofpark ist die größte öffentliche Grünfläche im westlichen Uferabschnitt und ein wichtiger Erholungsraum. Er ist geprägt durch seinen alten Baumbestand, die zum Ufer abfallende Topographie und durch weite Rasenflächen. Die ehemalige Nutzung als Bad wurde aufgegeben. –– Die Anlage als historischen Park restaurieren und die Gartenparterres wiederherstellen Vom Bodenseeuferweg aus starten alle Routen durch die Landschaftsfinger. Er vernetzt sich zudem mit dem Rundweg durch den Ring aus Inselgärten.

Bodenseeufer bei der "Villa Toskana"

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66 1 2 3 4 5 6

Spielen für alle Altersgruppen

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Gesamtstädtisches Freiraumkonzept An welchem Ort geschieht was?

8 9 10

Kultur und Kommunikation

Treppen zum See Angebote für Jugendliche

Schmuck und Repräsentanz

Ruhe und Erholung Schauen, Flanieren und Promenieren Feste und Veranstaltungen

Der Ring aus Inselgärten

Stadtgarten Sina-Kinkelin-Platz

Neue Inselhalle

Halle

ParkPlatz haus

Seezugang

OskarGrollAnlagen

Gustav-Röhl-Uferweg

Luitpoldpark Werfthafen

Schützingerweg

Segelhafen

Bereich Bahnhofsvorplatz Seehafen Römerbad

Umfeld Eilguthalle/Parkanlage westlich Eilguthalle/Bayerisches Eck

Dauerkonzept zu "Natur in der Stadt"

Gesamtstädtisches Freiraumkonzept An welchem Ort geschieht was?

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"Rund um die Insel" - Der Ring aus Inselgärten Im Rahmen der Bewerbung zur Durchführung einer Regionalgartenschau nach dem Programm „Natur in der Stadt“ der Bayerischen Staatsregierung wurde das Konzept des "Rings aus Inselgärten" entwickelt. Anlass für die Bewerbung sind umfangreiche städtebauliche Veränderungen im Westteil der Insel im Zusammenhang mit der Verlagerung der Hauptbahnhofsfunktion. Neben dem Inselbahnhof soll zusätzlich ein Fern- und Regionalbahnhof in Lindau-Reutin entstehen. Im Wege der Neuordnung der Bahninfrastrukturen können größere Bahnbetriebsflächen auf der Insel für die Stadtentwicklung frei gemacht und die bisher blockierte Verknüpfung aus der Altstadt zum Bodensee-Ufer hergestellt und über öffentliche Räume die Anbindung an den Westteil der Insel erreicht werden. Auch die umfangreichen KFZ-Stellplätze können zugunsten von Grünflächen und Stadterweiterungsflächen umgewandelt werden. So erfährt die Inselstadt eine ausgeprägte Erweiterung nach Westen. Im Zusammenhang mit diesen Veränderungen will Lindau die Chance nutzen, sein Profil als „Gartenstadt“ weiter zu schärfen und fortzuentwickeln. Es sind vorrangig die Uferzonen, welche für die Bewohner der Insel, jedoch auch für die Gesamtbevölkerung und die touristischen Gäste von Bedeutung sind. Der vorhandenen „Inselrundweg“ mit seinen Parks, den Schanzen und Uferwegen soll zu einem Ring aus Inselgärten weiterentwickelt, die Beziehung zum See zu verstärkt und weitere nutzbare Grünflächen, vor allem im Westteil der Insel, auf ehemaligen Bahnflächen und Parkplatzflächen realisiert werden. Das Dauerkonzept zeigt die historische Chance zur Überwindung der Trennung hin. Es erklärt, wie mit den neuen Siedlungsräumen im Westen die Insel dynamisch weiterentwickelt werden kann und in welchem Umfang neu gestaltete Grünflächen entstehen können. Die dargestellten Baukörper sind zunächst Chiffren, ihre Ausformung wird in Zukunft vertieft werden. Von größter Bedeutung ist das Seeufer und die Schanzen: Hier genießt man den Blick über den See oder in die Berge. Hier flaniert man, hier sind die wichtigsten Ruhe- und Aussichtsplätze. Auf den Schanzen und Eckpunkten der Insel kommt dieses Prinzip auf den Höhepunkt. In der Tiefe entwickeln sich die Bereiche für Sport, Spiel und Bewegung oder auch für eine beschauliche Betrachtung, zum Rückzug und Ruhe. Es soll ein zusammenhängender, von durchgängig gestalteten Elementen geprägter Ring aus Inselgärten entstehen, der unterschiedliche Aufgaben wahrnehmen kann und die Besucher an die gewünschten Orte leitet.

Auf der Gerberschanze

Inselufer West: Bestand

Inselufer West: Mögliche Neugestaltung, Fotomontage

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Gesamtstädtisches Freiraumkonzept An welchem Ort geschieht was?

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Eisdiele

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Sparkasse

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Webergasse

Aeschacher Markt

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Ludwig-Kick-Straße

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Lupenraum "Aeschacher Markt" Lageplan

Aeschacher Markt - Bestandsfotos

Das Zentrum des Ortsteils Aeschach, der sogenannte Aeschacher Markt, ist vor allem durch den Straßenverkehr geprägt. Zwei Kreisverkehre folgen dicht aufeinander. Das Verkehrsaufkommen auf der Friedrichshafener Straße, der Ludwig-Kick-Straße und dem Langenweg ist ausgesprochen hoch. Zudem belastet der ruhende Verkehr die verbleibenden Freiflächen. Der gesamte Raum ist sehr unübersichtlich, kleinteilig gestaltet und es gibt keine attraktiven Aufenthaltsbereiche. Eine Umgestaltung des Straßenraums ist in naher Zukunft nicht absehbar. Umso wichtiger ist es die umgebenden Freiflächen neu zu ordnen und mit einer einheitlichen und ruhigen Gestaltsprache zu versehen. –– den ruhenden Verkehr neuordnen –– den nördliche Bereich am Eiscafé und der Sparkasse zu einem attraktiven, städtischen Platz mit Aufenthaltsqualität umgestalten

Gesamtstädtisches Freiraumkonzept An welchem Ort geschieht was?

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Ortsteilplatz Hoyren

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Grünfläche

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Feuerwehrhaus

Lupenraum "Ortsteilplatz Hoyren" Lageplan

Ortsteilplatz Hoyren - Bestandsfotos

Brunnen

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Die Ortsmitte Hoyren ist stark durch den Durchgangsverkehr geprägt und leicht als Ortszentrum zu übersehen. Durch einen Brunnen und eine kleine Grünflächen sind jedoch Ansatzpunkte für eine Platzgestaltung vorhanden. –– den Kreuzungsbereich zwischen Friedrichshafener Straße, Tobelstraße und Hoyerbergstraße als deutlich erkennbares Ortteilzentrum herausarbeiten –– den Einmündungsbereich der Hoyerbergstraße in Zusammenhang mit dem Vorplatz des Feuerwehrhauses zu einer Platzfläche mit Aufenthaltsbereichen neugestalten –– den Einmündungsbereich der Tobelstraße zu einem kleinen Platz unter Einbeziehung des Sechseck-Brunnens und der Grünfläche an der Friedrichshafener Straße mit ihrem alten Baumbestand umgestalten

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Gesamtstädtisches Freiraumkonzept An welchem Ort geschieht was?

Ortsteilplatz Schönau

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Kellereiweg

Lupenraum "Ortsteilplatz Schönau" Lageplan

Ähnlich wie die Ortsmitte von Hoyren ist auch die von Schönau kaum als solche zu erkennen. Lediglich ein Brunnen weist darauf hin. –– den Einmündungsbereich des Kellereiwegs in die Schönauer Straße zu einem kleinen Platz umgestalten, mit dem Brunnen als Mittelpunkt und Markierung durch einen Baum –– Die Schönauer Straße als Staatsstraße unverändert belassen

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Gesamtstädtisches Freiraumkonzept An welchem Ort geschieht was?

Anger Zech Der Bereich um den Max-HalbeWeg in Zech soll als Ortteilplatz gestärkt werden. Zwischen den beiden Kirchen der Siedlung erstreck sich ein grüner Anger, der bereits im Bestand eine hohe Qualität aufweist. –– den Anger insgesamt stärken und aufwerten –– neue Plätze ausgestalten –– die Spiel- und Sportangebote neuordnen und neugestalten –– den Anger mit dem angrenzenden Sportareal stärker räumlich und funktional verknüpfen –– die Nutzung von Teilen der Vereinssportflächen durch die Öffentlichkeit ganz oder zeitweise ermöglichen

Platz mit Pergola

öffentlicher Sportplatz

Platz

Themengärten Spielplatz

Gastronomie

Lupenraum "Anger Zech" Lageplan

Anger Zech - Bestandsfotos

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überörtliche Verbindungsstraßen Bäume 1. Ordnung

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Innerörtliche Vorfahrtsstraßen Bäume 2. Ordnung

Konzeptschema zur Gestaltung von Straßenräumen mit Bäumen

Gesamtstädtisches Freiraumkonzept An welchem Ort geschieht was?

Erschließungsstraßen Bäume 3. Ordnung

Gesamtstädtisches Freiraumkonzept An welchem Ort geschieht was?

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Straßenräume Grüne Straßenräume mit begleitenden Baumreihen oder Allen sollen das System der Landschaftsfinger ergänzen und vernetzende Querbeziehungen herstellen. Dabei wird folgender Ansatz zu Grunde gelegt: Übergeordnete Straßen (Bundes-, Staats- und Kreisstraßen) –– mit Alleen begleiten –– Bäume erster Ordnung wie zum Beispiel Eiche, Ahorn, Linde, Esche und Platane verwenden Lindenreihe an der Anheggerstraße

Innerörtlichen Durchfahrtsstraßen –– durch Baumreihen, je nach Situation auch durch Gruppen in rhytmischen Abständen, unterbrochenen Reihen und Ausbildung auf auf wechselnden Straßenseiten, markieren –– Bäume zweiter Ordnung wie Hainbuche, Feldahorn, Vogelkirsche verwenden Viele der Bäume dieser Wuchsordnung kommen oft besser mit den beengten Wurzelräumen entlang der Straßen im Siedlungsbereich und dem Stadtklima zurecht. Erschließungs- und Wohnstraßen –– jeweils abgestimmt auf die städtebauliche Struktur und den Charakter der Quartiere mit Baumgruppen, Baumpaaren oder lockeren Reihen begrünen –– kleine Bäume 3. Ordung wie Zierkirsche und Zierapfel, Stadtbirne, Weißdorn und Ähnliche verwenden

Platanenallee an der Bregenzer Straße

neu gepflanzte Straßenbäume am Aeschacher Markt

WELCHE MASSNAHMEN SIND FÜR DIE ENTWICKLUNG DES FREIRAUMSYSTEMS BESONDER WICHTIG?

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Gesamtstädtisches Freiraumkonzept Welche Maßnahmen sind für die Entwicklung des Freiraumsystems besonders wichtig ?

Die Realisierung des RINGs AUS INSELGÄRTEN wird über das Programm „Natur in der Stadt“ (Kleine Gartenschau)und mit finanzieller Unterstützung der Bayerischen Staatsregierung und dem Europäischem Fond für regionale Entwicklung in Bayern, EFRE, in die Wege geleitet. Zu Beginn steht ein städtebaulich-freiraumplanerischer Entwurfswettbewerb, dessen Ergebnisse schrittweise bis zum Jahr 2021, dem Ausstellungsjahr der Gartenschau, umgesetzt werden. Für die Umsetzung von Maßnahmen in den FÜNF LANDSCHAFTSFINGERN braucht es einen langen Atem. Es handelt sich um Privatflächen der Landwirtschaft bzw. der obstbaulichen Gartenkultur und im Wesentlichen müssen Wege entstehen, ohne die eine Benutzung, Aneignung und das öffentliche Bewusstwerden darüber, welch große Bedeutung diese Landschaftsräume haben, nicht gelingen kann. Die Orte für die Interventionen können schrittweise nach und nach realisiert werden. Es empfiehlt sich, mit dem „Mittelfinger“, der Verknüpfung von Reutin Richtung Niederhaus, dergestalt zu beginnen, dass der in diesem Grünzug bereits vorhandene Weg nach einem System ausgeschildert wird, mit dem später das ganze Netz ausgestattet wird. Also: –– Vorhandene Wege ausschildern –– Wege herstellen –– Infopunkte und Rastplätze anlegen

Konzeptplan-Ausschnitt im Bereich des zentralen Landschaftsfingers "Im Talfächer der Ach"

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Gesamtstädtisches Freiraumkonzept Welche Maßnahmen sind für die Entwicklung des Freiraumsystems besonders wichtig ?

Andere, punktuelle Maßnahmen, werden dann umgesetzt, wenn sich aus weiteren Anlässen die Möglichkeit dazu ergibt. Dazu seien zwei Beispiele genannt:

Aeschacher Markt Restflächen in Bereichen mit geringer Aufenthaltsqualität sollten bald ins Auge gefasst werden. Die programmatische Entwurfsskizze zeigt, wo die Schwerpunkte der Gestaltung liegen, eine Förderung über einschlägige Wege ist denkbar.

Lupenraum "Aeschacher Markt" Lageplan

Gesamtstädtisches Freiraumkonzept Welche Maßnahmen sind für die Entwicklung des Freiraumsystems besonders wichtig ?

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Karl-Bever-Platz Vorgesehen ist an dieser Stelle der Bau eines Parkhauses oder einer Parkpalette. Damit verbunden sein sollte die Grüngestaltung des gesamten Uferbereiches einschließlich der Schindlerwiese. Es könnte damit ein Park entstehen, der mit dem Stadtgarten und den Oskar-Groll-Anlagen auf der Inselseite, verbunden durch die attraktive Seebrücke, eine Einheit bildet. Auch die Errichtung eines hochwertigen Hotels an diesem Ort würde dem nicht entgegenstehen, entstünde doch damit und in Verbindung mit einem Hotelgarten ein attraktiver Ort. Die zwei Fälle sind beispielhaft genannt und sollen darauf verweisen, dass Gelegenheiten gesucht und gefunden werden müssen, um Ziele des Freiflächenkonzeptes in Schritten zu realisieren.

Lupenraum "Umfeld Karl-Bever-Platz" Lageplan

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Gesamtstädtisches Freiraumkonzept Welche Maßnahmen sind für die Entwicklung des Freiraumsystems besonders wichtig ?

Maßnahmenliste Berg und Tal –– mögliche Verbesserungen der Querungssituation der Bahngleise am Bodenseeufer prüfen –– Direkte Fußwegeverbindung von der Schachener Straße durch die Giebelwiesen zum bestehenden Fuß- und Radweg Richtung Hoyerberg herstellen –– Steg für Fußgänger und Radfahrer über Friedrichshafener Straße und die Bahnstrecke Richtung Oberreitnau errichten –– Den Torggel in Verbindung mit einem städtischen Weinberg wiederbeleben –– mögliche Aufwertung des Holdereggenparks untersuchen –– Zugänge zum Holdereggenpark einladender gestalten Von Drumlin zu Drumlin –– Wegeverbindung durch die ehemalige Freihaltetrasse ermöglichen –– Grünzugs im Bereich Trachtenhaus zu öffentlicher Grünfläche qualifizieren, in die Bauleitplanung integrieren, Durchgängigkeit des Landschaftsfingers sichern –– Teile der Stadtgärtnerei zu öffentlicher Parkanlage umgestalten –– Lückenschlüsse für die Wegeverbindung herstellen –– Aussichtspunkte auf den Drumlins Entenberg und Ringoldsberg aufwerten –– Im Talfächer der Ach –– Zaunwettbewerb oder Gestaltungssatzung für Zäune zur Einfriedung der Obstbauflächen –– Aufwertung des Parkplatzes an der Reutiner Straße. –– Infopunkte an den Querungen über die Ach zum FFH-Gebiet und zu Arten und Lebensräumen im Bachtal –– Kleine Aufenthaltsplätze entlang der Routen An der Moränenkante –– Festplatz und Schulsportflächen südlich der Grund- und Mittelschule Reutin-Zech –– Neugestaltung Oberreutiner Rathausplatz –– Aufwertung Abschnitt des Motzacher Tobelbachs am Reutiner Rathaus –– Gestaltung Aussichtspunkt am südlichen Ortseingang von Streifelsfingen –– Neue Wegeabschnitte In den feuchten Senken

Gesamtstädtisches Freiraumkonzept Welche Maßnahmen sind für die Entwicklung des Freiraumsystems besonders wichtig ?

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–– Wegerechte in den Obstbaugebieten verankern –– neue Wegeverbindung in Form von Holzstegen durch die Feuchtbereiche –– Infopunkte an den Zugängen zum geschützten Landschaftsbestandteil –– neuer Weg von der Feuerwache zum Gewerbegebiets –– neuer Weg am Westrand der geplanten Erweiterung des Gewerbegebiets, Realisierung im Rahmen der Bauleitplanung –– Wegeanschluss zum Aussichtspunkt auf der Moränenkante –– Gestaltung des Aussichtspunkts auf der Moränenkante Am großen See –– Optimierung der Wegeführung des Bodenseeradwegs –– Vernetzung der Fußwege –– Neugestaltung Eichwaldbad mit neuer Nutzung –– Neugestaltung des Ufers im Bereich des Bahnhof Reutins, Deich mit separaten Fuß- und Radwegen, Info- und Aussichtspunkten und begleitendem Wassergraben zum Schutz des angrenzenden Schilfgürtels –– Restaurierung Lindenhofpark Neugestaltung Umfeld Karl-Bever-Platz Neugestaltung Aeschacher Markt Neugestaltung Ortsteilplatz Hoyren Neugestaltung Ortsteilplatz Schönau Aufwertung Anger Zech Übernahme der Inhalte in die kommunale Bauleitplanung Ausschilderung und Markierung der bereits vorhandenen Wege durch die Landschaftsfinger ‚Bespielung der Landschaftsfinger‘

WIE KANN DAS FREIRAUMSYSTEM IM ÖFFENTLICHEN BEWUSSTSEIN VERANKERT WERDEN?

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Gesamtstädtisches Freiraumkonzept Wie kann das Freiraumsystem im öffentlichen Bewußtsein verankert werden?

Es ist zunächst wichtig, dass mit dem Bild des Freiflächennetzes eine Vorstellung über den besonderen Wert dieser Grün- und Landschaftsflächen entsteht. Dieses Bild muss über die Medien, über Veröffentlichungen der Stadt und anderer an der Sache interessierten Personen und Institutionen verbreitet werden. Damit das möglichst plastisch und anschaulich gelingt, ist zu den flächenhaften Ausweisungen in der Stadtkarte eine programmatische Namensgebung entwickelt worden. Diese stützt sich auf alte Flur- Orts-und Gewässernamen, die bereits von sich aus Einiges zu erzählen haben und geeignet sind, das abstrakte Netz mit Bezeichnungen wie „Tannenmoos, Heuried, Giebelwiesen, Bleiche, Wolfsbach“ usw. zum Klingen zu bringen. Daraus haben die Verfasser dieser Studie versucht, mit einer gewissen Poesie den Bausteinen des Freiflächennetzes Bezeichnungen zu verleihen, die ihre Charakteristik widerspiegeln, eine gewisse Zielstellung ausdrücken und dem zunächst abstrakt erscheinenden Bild Leben zu verleihen. So heißen die Finger: BERG UND TAL VON DRUMLIN ZU DRUMLIN IM TALFÄCHER DER ACH AN DER MORÄNENKANTE IN DEN FEUCHTEN SENKEN Das Bodenseeufer trägt die Bezeichnung AM GROSSEN SEE und die Inselgärten RUND UM DIE INSEL Auch die angesprochene Wegeausschilderung gerade des „Mittelfingers“ IM TALFINGER DER ACH in Verbindung mit einer Karte und einem Informationsblatt wird über die persönliche Aneignung und das Erleben der Landschaft das Bewusstsein stärken.

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Gesamtstädtisches Freiraumkonzept Wie kann das Freiraumsystem im öffentlichen Bewußtsein verankert werden?

Als drittes Element wäre eine angemessene, nicht überzogene „Bespielung“ der unterschiedlichen Landschaftsräume, und vorzugsweise der weniger bekannten, zu nennen. Das beginnt mit geführten Spaziergängen und Erklärungen der Geologie, Landnutzung, Pflanzen-Tierwelt und endet bei kulturellen Veranstaltungen wie Lesungen und Musik an schönen Orten. Wichtig wäre es, Vereine, Institutionen, Personen unterschiedlicher Provenienz zu gewinnen, sich hier zu engagieren. Der Kunst käme eine besondere Rolle zu: Aktionen und Objekte in der Landschaft haben erhebliche Signalwirkung. Vielleicht können die Schulen im Bereich des Mittelfingers Aktivitäten von Chor, Orchester, Theaterspiel und Kunsterziehung mal in den Landschaftsraum auslagern.

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Gesamtstädtisches Freiraumkonzept Wie kann das Freiraumsystem im öffentlichen Bewußtsein verankert werden?

von Drumlin zu Drumlin

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Eckgarten

Im Talfächer der Ach

Sägtobelweiher Entenberg

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Wolfsbach

Hoyerberg

Schloss Schönbühl Tannenholz

An der Moränenkante Motzachholz

Motzacher Tobelbach

Ach

Berg und Tal

am Bergel Giebelwiesen

Schloss Moos

Lindenhofpark

Steig KupferSchloss Senftenau hammerbach

In den feuchten Senken

Alte Bleiche

Lotzbeckpark

Tannenmoos

Heuried

Rickenbach

Schindlerwiese Eichwaldbad

Am großen See Rund um die Insel

Freiraumkonzept - Die Landschaftsfinger

Uferpark Wäsen

MIT WELCHEN SCHRITTEN KANN ES WEITERGEHEN?

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Gesamtstädtisches Freiraumkonzept Mit welchen Schritten kann es weitergehen

Das vorliegende Konzept hat informellen Charakter und ist ohne rechtliche Bindungskraft. Mit seiner Einfügung in das Integrierte Städtebauliche Gesamtkonzept (ISEK) ist ein wichtiger Schritt getan. Es sollte bei allen anstehenden Planungsvorhaben eine Orientierungshilfe geben, nicht nur um kontraproduktive Entwicklungen zu verhindern, sondern um im Zusammenhang mit anstehenden Maßnahmen unterschiedlicher Art Ziele des Freiflächenkonzeptes im „Rucksackverfahren“ mit umsetzen zu können.Das Konzept benötigt die Zustimmung des Stadtrates. Darüber hinaus stellt sich die Frage, ob durch eine Vereinbarung im Sinne einer Charta, also einem Bekenntnis der politisch Verantwortlichen sowie aller betroffenen Akteure und Nutzer die in der Planung dargestellten Ziele noch verstärkt und vor allem ein klares Bekenntnis zur Weiterentwicklung und Umsetzung der Ziele zum Ausdruck gebracht werden könnte. Auf diese Weise verstärkt kann es auch mitunter gelingen, Fördergelder aus einschlägigen Programmen des Freistaates, des Bundes oder der EU zu generieren oder auch einen privaten Sponsor zu gewinnen. Folgende Wege zur Verankerung der Ziele aus dem Freiflächenkonzept in der Stadtentwicklungspolitik bieten sich an: –– Festschreiben der Inhalte in der kommunalen Bauleitplanung. Sie sollten Niederschlag finden in der Fortschreibung des Flächennutzungsplans ebenso wie bei der Aufstellung von Bebauungsplänen. Dabei sollten die Grenzen eines neuen Baugebietes sich nicht nur an den Freiflächen aus dem Konzept orientieren, sondern sie in den jeweiligen B-Plan mit einbeziehen, um dessen rechtliche Sicherung und Realisierung des Wegenetzes zu ermöglichen. –– Das Baugesetzbuch ermöglicht es über das Instrument des Städtebaulichen Vertrages Maßnahmenträger etwa für ein neues Wohngebiet an den Aufwendungen für die Realisierung der Ziele aus dem Freiflächenkonzept zu beteiligen –– Kompensationsverpflichtungen aus dem Naturschutzrecht können mit Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen in den Grünzügen erfüllt werden. Insofern bildet das Konzept der „Fünf Finger“ auch ein potentielles Ökokonto –– Flankierende Maßnahmen zur geplanten Gartenschau, finanziert über das Programm der Gartenschauförderung oder über das EU-Programm EFRE können einen Beitrag leisten –– Bei den Stadtteilplätzen und den unmittelbar im Zusammenhang mit städtebaulichen Entwicklungen stehenden Freiflächenkonzepten (z.B. Reutin) kann die Städtebauförderung unterstützend wirken

Titelblatt des ISEK-Berichts (UmbauStadt Gbr, Berlin, 2015)

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GESAMTSTÄDTISCHES FREIRAUMSYSTEM STADT LINDAU

WGF Landschaft GmbH Nürnberg, 2016