Geleitwort

des Hauptmanns Hermann Kaiser. 1941 / .... men vor allem an einen Offizier namens Kaiser [i. O. kursiv].«1 ... In der Begründung, mit der Roland Freisler am 17.
718KB Größe 5 Downloads 283 Ansichten
Mut zum Bekenntnis

Peter M. Kaiser (Hg.)

Mut zum Bekenntnis Die geheimen Tagebücher des Hauptmanns Hermann Kaiser 1941 /  1943

Lukas Verlag

© by Lukas Verlag Erstausgabe, 1. Auflage 2010 Alle Rechte vorbehalten Lukas Verlag für Kunst- und Geistesgeschichte Kollwitzstraße 57 D-10405 Berlin www.lukasverlag.com Umschlaggestaltung: Lukas Verlag Satz und Layout: Rüdiger Kern, Berlin Druck und Bindung: Elbe-Druckerei Wittenberg Printed in Germany ISBN 978-3-86732-072-6

Inhalt Geleitwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 Danksagung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14 Finanzielle Unterstützung . . . . . . . . . . . . . . 15 Lebensbilder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17 Einleitung zu Hermann Kaisers Tagebuch . . . . . 33 Vorbemerkung zur militärischen Lage im Jahr 1941 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 55 Januar 1941 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 59 Februar 1941 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 109 März 1941 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 138 April 1941 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 164 Mai 1941 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 180 Juni 1941 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 205 Juli 1941 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 227 August 1941 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 233 September 1941 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 250 Oktober 1941 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 276 November 1941 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 298 Dezember 1941 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 326 Chronik der wichtigsten Ereignisse 1942 . . . . . . 338 Januar 1943 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 381 Februar 1943 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 428 März 1943 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 453 April 1943 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 481 Mai 1943 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 514 Juni 1943 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 554 Juli 1943 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 585 August 1943 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 636 Anhang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 649 Abkürzungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 665 Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 671 Personenregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . 691 Bildnachweis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 711 5

»Die einzige Voraussetzung für den Triumph des Bösen ist, daß gute Menschen nichts tun.« Edmund Burke

»Ein Dummkopf bleibt ein Dummkopf nur für sich, in Feld und Haus, doch wie Du ihn zu Einfluß bringst, so wird ein Schurke draus.« Franz Grillparzer

»vater komm erzähl vom krieg vater komm erzähl wiest eingrückt bist vater komm erzähl wiest gschossen hast vater komm erzähl wiest verwundt wordn bist vater komm erzähl wiest gfallen bist vater komm erzähl vom krieg« Ernst Jandl

7

Geleitwort

1946 veröffentlichte ein ehemaliger Mitarbeiter von General Georg Thomas, dem Chef des Wehrwirtschafts- und Rüstungsamtes im Oberkommando der Wehrmacht, der wie dieser zum weiteren Kreis des Widerstandes gehörte, seinen Bericht über die Personen und Ereignisse um den 20. Juli 1944 und hielt in diesem Zusammenhang fest: »Goerdelers Telephongespräche mit der Bendlerstraße, d. h. dem Oberkommando des Heeres, richteten sich unter Decknamen vor allem an einen Offizier namens Kaiser [i. O. kursiv].«1 Der Autor kannte weder den Dienstgrad noch den Vornamen dieses Offiziers, der offenbar, zumal für die Angehörigen des zivilen Widerstandes, eine nicht unbedeutende Mittlerfunktion einnahm. Der Hauptmann der Reserve und Studienrat Dr. Hermann Kaiser gehört zu den Angehörigen des militärischen Widerstandes, deren Wirken nicht spektakulär, aber für die Vorbereitung des Staatsstreiches von maßgeblicher Bedeutung war. Der angesehene Historiker und Kunsthistoriker, den Friedrich Meinecke schätzte, den Generaloberst Beck empfing und dem Carl Goerdeler sein Vertrauen schenkte, besaß das unschätzbare Kapital, als Mittler und bisweilen auch Vermittler zwischen der wechselseitig als fremd wahrgenommenen militärischen und zivilen Sphäre auftreten zu können. Er besorgte die Kontakte, baute Vorurteile ab und warb um Verständnis. Er war als Soldat und Gelehrter der ideale Netzwerker, unauffällig und effizient. Kaiser besaß das Vertrauen seines Vorgesetzten, des Chefs der Heeresrüstung und Befehlshabers des Ersatzheeres, Generaloberst Friedrich Fromm, der ihn aus dem Ersten Weltkrieg kannte. Auch General Friedrich Olbricht, der Amtschef des Allgemeinen Heeresamtes schätzte seine Geradlinigkeit und Offenheit. Als Kriegstagebuchführer war ihm die Aufgabe übertragen, das für einen offiziellen Tätigkeitsbericht der Dienststelle Fromms einschlägige Material zusammenzutragen. Eine ideale Voraussetzung, um Informationen zu sammeln und weitergeben zu können. Von den Tagebüchern, die Hermann Kaiser führte, haben nur Fragmente den Krieg überdauert. Teile von ihnen sind nach dem 20. Juli den Ermittlungsbehörden in die Hände gefallen und wurden als Beweisstücke in den Prozessen gegen die Angehörigen des Widerstandes vor dem Volksgerichtshof ver-

1  Reuter 1946, S. 13.

9

Geleitwort

wendet. Die geretteten Aufzeichnungen gehören zu den wenigen zeitgleichen Dokumenten des deutschen Widerstandes. Sie sind eine unschätzbare Quelle für die historische Forschung. Es ist der unermüdlichen und akribischen Arbeit von Dr. Peter M. Kaiser, des Neffen Hermann Kaisers, zu danken, dass die überlieferten Aufzeichnungen fast siebzig Jahre nach den Ereignissen endlich im Druck erscheinen können. Der Begriff »Tagebuch«, der hier wohl auch im Verständnis von Hermann Kaiser selbst verwendet wird, ist jedoch nur bedingt zutreffend. Es handelt sich vielmehr um fast täglich niedergelegte Notizen. Sie geben militärische Details der Kriegslage und des Rüstungsstandes wieder, die für die Abfassung des Kriegstagebuches von Belang sein konnten. Sie enthalten aber auch Notate über Verbindungsaufnahmen und Gespräche im Netzwerk des Widerstandes, Einschätzungen und Beurteilungen seiner führenden Vertreter. Bisweilen sind sie als Reaktion auf eine aktuell als unbefriedigend empfundene Situation überscharf akzentuiert, werden wenig später abgemildert, oder aus der Verzweifelung über die immer wieder unterbrochenen Vorbereitungen zum Staatsstreich pointiert wiederholt. Auch werden in ihnen Mutmaßungen von Dritten aufgenommen und weitergegeben, ohne dass ihr Wahrheitsgehalt immer überprüft werden konnte. Bisweilen, so scheint es, verstand sich Hermann Kaiser als Sachwalter der Angehörigen des zivilen Widerstandes und vertrat ihre Auffassungen gegenüber den Militärs. An den entsprechenden Eintragungen lässt sich erkennen, dass seine militärische Sozialisation die Oberfläche verändert, nicht aber die ganze Persönlichkeit durchtränkt hat. Das enge Korsett militärischer Subordination, das spezifische Verständnis von der sektoralen Verantwortung des Soldaten war seiner aus zutiefst christlicher Überzeugung gespeisten Verantwortungsethik wesensfremd. Seine berühmt gewordene und immer wieder zitierte Klage: »Der eine will handeln, wenn er Befehle erhält. Der andere befehlen, wenn gehandelt ist«2 lässt dieses grundsätzliche Unverständnis über militärische Befehls- und Entscheidungshierarchien besonders markant hervortreten. Kaiser und andere Vertreter des zivilen Widerstandes empfanden es daher zunehmend als belastend, dass angesichts der immer auswegloseren Kriegslage aus der gegebenen Machtposition des Militärs und mit dem vorhandenen Machtpotential nicht rascher gehandelt werden konnte. Insofern spiegeln die Aufzeichnungen in besonders eindrucksvoller Weise die unterschied­lichen Vorstellungen von Handlungsspielräumen und ihren Grenzen zwischen und 2  Eintrag vom 20. Februar 1943, S. 427; ebenso 18. Januar 1943, S. 402 f.

10

Geleitwort

innerhalb des zivilen und militärischen Widerstandes wider. Sie fanden ihren Niederschlag in vergeblichen Hoffnungen, bitteren Enttäuschungen und unaufhebbaren Missverständnissen. Hermann Kaisers Eintragungen lassen mit beklemmender Intensität erkennen, unter welch ungeheueren inneren und äußeren Belastungen am Netzwerk des Widerstandes gearbeitet werden ­musste. Schließlich stellt das Tagebuch kein intimes Dokument der Selbstreflexion dar, das der Schreiber vor den Augen Unbefugter sicher verwahrt wusste. Die Verwendung von Decknamen, die der Herausgeber sorgfältig entschlüsselt hat, verdeutlicht, dass Kaiser selbst mit gewaltsamer Einsichtnahme durch Dritte rechnete. Der Leser wird auch diese Einschränkung berücksichtigen müssen. In der Begründung, mit der Roland Freisler am 17. Januar 1945 das Todesurteil über Hermann Kaiser sprach, finden sich auch Bemerkungen über das Tagebuch, das dessen Häschern in die Hände gefallen war: »Er war auf derselben Dienststelle wie der meuchelmörderische Verräter Klaus Graf Stauffenberg. Goerdeler weihte ihn schon früh in seine uns wie dem ganzen Volk bekannten Verratspläne ein. Kaiser führte darüber Tagebuch; und dieses Tagebuch demaskiert ihn vollkommen.«3 Das Tagebuch Hermann Kaisers lässt uns den Menschen wiederfinden, seine nationalkonservative politische Einstellung, sein christliches, zutiefst humanes Menschenbild, aber auch seine Verzweifelung über die Hemmnisse innerhalb des militärischen Apparates. Er war klarsichtig in seiner Analyse der politischen und militärischen Verhältnisse, bisweilen ungerecht in seinem Urteil über Angehörige und Widersacher des Widerstandes, immer ungeduldig in seinem Bemühen, den gordischen Knoten des Unheils, der sich um sein Vaterland geschürzt hatte, zu zerschlagen. Das hier zum Druck gebrachte Tagebuchfragment legt in seiner zeitgebundenen Unmittelbarkeit eindrucksvoll Zeugnis ab von den Überzeugungen, denen Hermann Kaiser und viele andere, die das Netzwerk des Widerstandes in Deutschland erst ermöglichten, bis in den gewaltsamen Tod hinein treu blieben. In seiner Gedächtnisrede zum ersten Jahrestag der Hinrichtung von Hermann Kaiser fand Ernst Wiechert die Worte, in denen der Geist des Widerstandes beschlossen liegt:

3  Urteilsbegründung gegen Hermann Kaiser und Busso Thoma vom 17. Januar 1945, in: Mar-

xen/Schüler 2005, S. 352–356, S. 253.

11

Geleitwort

»Er war ein Bekenner, ein tapferes Herz. Er hielt zur Wahrheit, statt zum Schweigen. zur Freiheit, statt zu dumpfem Gehorsam, zur Menschenwürde, statt zum Sklaventum.«4

Potsdam, im Januar 2010 Bernhard R. Kroener

4  Zitiert in: Kroener 2005b, S. 48.

12

Danksagung

Den folgenden Personen bin ich für weiterführende Gespräche, Anregungen und sonstige Hilfe dankbar: Prof. Dr. K.-D. Bracher Dr. Sabine Gillmann Almuth von Hassell Dr. Christa Herterich Prof. Dr. Peter Hoffmann, Montreal Ulrike Kaiser Barbara von Krauss † (geb. Oster) Prof. Dr. Bernhard R. Kroener Friedrich-Wilhelm Kursten, Wien Marianne Meyer-Krahmer (geb. Goerdeler) Judith Michel Dr. Valerij Novikov, Moskau Prof. Dr. Robert Pohl, Ithaca, NY Dr. Wolfgang Rieland Prof. Dr. Gerhard Ringshausen Oberstleutnant a. D. Günter Sadrozinski Klaus Schwäkendiek Dr. Detlev Graf Schwerin von Schwanenfeld Prof. Dr. Peter Steinbach Prof. Dr. Johannes Tuchel Monika von Voß RA Rüdiger von Voß RA Rütger Zilcken Die allergrößte Mühe und »Kleinarbeit«, damit die Edition in dieser Form erscheinen kann, haben sich gemacht: Prof. Dr. Johannes Tuchel und seine Doktorandin Frau Caroline Sperl. Ein besseres Lektorat konnte ich mir nicht vorstellen.

14