Geh nur zu - Alpenquerung_MMx

... ich finde schnell ein Hotel und per Internet die Zugverbindung und drucke die ... Anruf bei der Oase hilft weiter , nur ein Hüttenschlagsack ist nötig, Ich nehme ...
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Geh nur zu (Alpenüberquerung auf dem Fernwanderweg E5 vom 21.6. bis 27.6. 2013) „Frank, du gehst hinter mir, dann Karin, der Rest fädelt sich ein“- knapp die Einweisung von Erwin. Abstieg von der Similaun Hütte, in den Ötztaler Alpen. Sonnenschein, ein tolles Alpenpanorama, so wie es im Prospekt der Bergschule Oase, Oberstdorf zu sehen ist. Wir steigen im Schnee über den Kamm am Niederjoch und jetzt sehe ich den Abstieg ins Schnalstal, den steilen Abstieg. Der Pfad ist kaum auszumachen, als würde es fast senkrecht nach unten gehen. „Kurzer, steiler Abstieg von 3019 Meter Höhe, 1 200 Meter hinab ins Tal bis zum Vernagt Stausee nach Südtirol“ – so lautet die Beschreibung der Tagesetappe. Südtirol, Italien – endlich Wärme. -5 Grad hatten wir gestern Morgen auf der Braunschweiger Hütte, 20 cm Neuschnee und das am 25.6.! Es geht los mit dem Abstieg hinter Erwin, unserem Bergführer. Unsere Tour heißt: „ Zu Fuß von Oberstdorf nach Meran – Alpenüberquerung“. Diesen steilen Abhang soll ich hinunter? Eben noch die schöne Hüttenatmosphäre, gemütliche Wärme, 2 Apfelsaftschorle und ein Apfelstrudel mit Sahne – der Aufstieg war schweißtreibend. Auf der Hütte war ein Filmteam, Theresa hat den Wuschelkopf aus der Bergsteigerserie erkannt und lässt sich mit ihm fotografieren. Später als ich ihn höchster Konzentration Schritt für Schritt den Steilhang bewältige, sehe ich wie der Fernsehstar und sein Team am Berghang eine Abkürzung nehmen und lässig unsere Karawane überholen – sie entschwinden mit einer Schnelligkeit, die ich mir nicht vorstellen kann. „Frank, lehn dich nicht zum Berg, beug deinen Oberkörper nach vorne, dein Schwerpunkt muss über den Füßen liegen“- so versucht Erwin mir Tipps zu geben und beruhigt mich. Alles ist für mich neu. „Pack aus, pack aus“, ermuntert mich Birgit – das Geschenkpapier ist gelöst und ich halte in der Hand eine Blechdose, auf der steht: „ Alpenluft – öffnen, inhalieren, träumen“ . Nett, denke ich, schon seit vielen Jahren möchte ich mal wieder in die Alpen. Wann war ich das letzte Mal im Hochgebirge? Die Söhne sind jetzt 21, 25 und 27 , es müsste also 23 Jahre her sein. Im Dezember hatte ich mal fallen lassen: „ ich würde so gerne eine Alpenwanderung machen, so von Hütte zu Hütte“. Mein 60. Geburtstag naht und ich vermisse die Bergwelt, die ich in der Jugendzeit, ein oder zweimal im Jahr besucht habe. Das nächste Packet auf dem Geburtstagtisch ist recht groß , Birgit drückt es mir in die Hand und sagt: „das Hauptgeschenk“. Es entpuppt sich als Schuhkarton, ich finde darin einen Wanderkatalog von dem „Alpincenter Oase“. „Such weiter“, so meine Angetraute und ich finde einen Briefumschlag und darin einen Gutschein: „ Alpenüberquerung von Oberstdorf nach Meran“ . Wow, die Alpen! Alpenüberquerung auf dem bekannten E5, nicht nur eine Hüttenwanderung! Alpenüberquerung – ich soll die Alpen überqueren? Am Nachmittag als die Gratulanten weniger werden, fragt Birgit:“ Hast du dir den Gutschein genau angeschaut?“. Da liegt er unter einem Stapel Glückwunschkarten und ich lese: Treffen am 21.6. um 11 Uhr bei der Bergschule Oase in Oberstdorf. Das ist in 3 Tagen! Ich habe 14 Tage Urlaub, aber wie komme ich nach Oberstdorf und was nimmt man auf eine Alpenüberquerung mit? In den beigefügten Unterlagen finde ich eine Ausrüstungsliste und den Tipp besser einen Tag vorher an zu reisen. Also nur noch 2 Tage! Ich eile zum Telefon und rufe beim Alpincenter an, dort gibt man mir Hilfestellung und ich finde schnell ein Hotel und per Internet die Zugverbindung und drucke die Fahrkarte aus. Dann geht es an meinem Geburtstagsnachmittag in den Keller und ich hole die Ausrüstungskiste hervor. Letztes Jahr war ich 5 Tage auf dem Jakobsweg von Speyer nach Kloster Hornbach unterwegs, 35 bis 40KM am Tag und ich hatte mich in der Gruppe recht tapfer geschlagen. Aus der Erfahrung des Vorjahres heraus habe ich mir einen leichten 35Liter Rucksack und neue Wanderschuhe gekauft und eine Ausrüstung zum Marschieren zusammengestellt. Auf dem Tisch liegen: Wanderschuhe knöchelhoch, Regenkleidung, Schlafsack, Wechselkleidung die ich sonst beim Joggen trage, Waschzeug, Mütze, Medikamente und vieles mehr, alles wiege ich mit der Küchenwage ab. Die Nervosität steigt, ich , einer , der nur im Mittelgebirge unterwegs ist, soll die Alpen durchwandern? Beim Pilgern sind mir nach 25 KM die Füße geschwollen, so habe ich mir extrabreite Treter gekauft, aber die Sohle erscheint mir zu flexibel, ich packe noch stabile Bergstiefel ein, aber sie sind nicht eine Nummer größer als meine normalen Schuhe, werde ich mir damit Blasen laufen? Ich bin unsicher und packe sie doch in den Rucksack. Er wiegt nun 9,5 kg, angepeilt waren nur 8kg! Ein Anruf bei der Oase hilft weiter , nur ein Hüttenschlagsack ist nötig, Ich nehme den Daunenschlafsack heraus und bin genau bei 8kg. „Beug deinen Oberkörper mehr vor, tritt genau in meine Spur“- Erwin scheint zu ahnen was in mir vorgeht, solch ein Abstieg! Ich habe gerade einen Blick nach unten geworfen, da geht es ganz schön

2 runter! Steil- so heißt es in der Tourenbeschreibung- beginnt der Abstieg von der Similaun Hütte, dann folgen Schotter, dann blühende Bergwiesen und dann das Ziel der Vernagt Stausee. Schau nicht nach unten, konzentriere dich auf deine Haltung, finde die Balance und geh weiter – so versuche ich meine Nerven zu beruhigen, bleib dicht hinter Erwin. Am Vortag das Erlebnis: Aufstieg von der Braunschweiger Hütte in Nebel und Schneetreiben auf 3000 Meter. Auch dort habe ich weder nach rechts noch nach links geschaut. Tritt in die Spur deines Vordermanns, schön gerade halten, regelmäßig atmen, jeder Weg hat auch mal ein Ende. So bin ich auch durch gekommen, jetzt machst du das auch hier. Aber Erwin ist fast 2 Meter groß, ich gerade 1,68. Der macht Schritte, da brauch ich zwei. Junge, konzentrier dich, setz deinen Fuß in das Loch das Erwin in den Schnee getreten hat. Jeder Fels, der aus dem Schnee schaut ist eine willkommene Hilfe zum Festhalten, ich kann mich ausruhen und stehe sicher in der Balance. Wie oft habe ich das morgens bei der Gymnastik geübt? Ich stehe aufrecht, nur auf einem Beim, ich atme ruhig. Aber hier am Berg ist das alles ganz anders. Links geht es steil bergab, Abgrund ist ein hartes Wort, aber irgendwie geht es doch ganz schön weit bis zum Grund. Jetzt fängt Erwin an zu pfeifen, aha , denke ich, Pfeifen soll beruhigen und dann sagt er wirklich: „jetzt kommt der Schotter, du hast es geschafft“. Ich, nein, wir alle 16 haben es geschafft. Jetzt noch über den schneefreien Schotter, dann über die Bergwiesen, dann winkt die Rast an der Jausenstation Tiesenhof , unsere Ziellinie. Dort ist die Alpenüberquerung zuende. Dann folgt noch der Bus nach Meran, zur Übernachtung und am nächsten Tag die Rückfahrt nach Oberstdorf. Auf dem Schotterhang teilt sich unsere Gruppe, mit Erwin entschwinden die Schnellgeher, ich schließe mich Ralf, unserem zweiten Bergführer an, er lässt es ruhiger angehen, als Gärtner kennt er die Alpenflora bestens und ich nehme die Gelegenheit wahr, ausgiebig zu fotografieren. Wir betrachten Blumen und Moose, erfreuen uns an einer mächtigen, kaum gestalteten Berglandschaft und nehmen innerlich von den Tagen in der Hochgebirgswelt Abschied. Wie war das noch vor 6 Tagen? Treffen am Bahnhof Oberstdorf um 11 Uhr, am Gleis 1, Bergschule Oase. Eine Gruppe von 5 Frauen und 11 Männern steht zusammen, zwei Bergführer stellen sich vor und begutachten unsere Rucksäcke und Schuhe, beantworten unsere Fragen. Dann geht es mit dem Kleinbus zum Gasthof Spielmannsau, das erste Mal wird der Rucksack geschultert und es geht gemächlich bergauf. Die Temperatur liegt bei 25 Grad, der Rucksack wärmt und es geht steiler hoch. Ich finde meinen Rhythmus im Atmen und im Gehen. Vom Dauerlauf her achte ich auf den Atem und gehe lieber langsamer, als an die Grenze der Leistung zu stoßen. Wir erreichen die ersten Altschneefelder, überall plätschern Bäche, die Vegetation wird spärlicher. Im Zug nach Oberstdorf sah ich die Berggipfel mit Schnee, kaum zu glauben bei 30Grad im Tal. Jetzt ist mit der Höhe die Temperatur gesunken, wir queren Bäche über Holzstege, ich konzentriere mich auf den Weg und setzte Fuß vor Fuß, unser Ziel die Kemptner Hütte in 1 846 Meter Höhe. Ich kann es immer noch nicht richtig glauben, ich marschiere in einer Gruppe durch die Alpen, ich darf das Ganze mit allen Sinnen erleben! Ein tolles Geburtstagsgeschenk von Birgit. Am nächsten Morgen frage ich die Hüttenpächter, ob sie mit der Materialbahn mein zweites Schuhpaar nach Oberstdorf schicken können, es klappt und mein Rucksack wiegt nur noch 7kg. Erleichtert geht es hoch auf das Mädelejoch in 1 974 m Höhe, über die deutsch-österreichische Grenze in geschlossener Schneedecke. Der Blick geht weit über die Lechtaler Alpen. Heute am zweiten Tag gewöhne ich mich an die Höhe und das gleichmäßige Gehen, genieße diese Ruhe, diese Konzentration auf den Weg. Die Gedanken sind auf den nächsten Schritt gerichtet, mein Alltag ist jetzt schon in weiter Ferne. Ich sehe die Berge mit anderen Augen: Respekt vor den Bergmassiven, Respekt vor den Urgewalten von Wasser und Wind, Respekt auch vor den Leistungen der Bergführer, oft sehe ich keine Markierung, keinen Weg. Ich sehe vor mir die Stiefel von Peter und überlege, wo ich meinen Fuß hinsetze und mich so sicher fortbewege. Der Gipfel lohnt mit einem tollen Panorama. Gegen 16 Uhr erreichen wir die Memminger Hütte in 2 242 m Höhe und steigen noch zum Gipfelkreuz auf den nahe gelegenen Seekogel. Hier oben ist es kühl geworden, ich freue mich auf die Wärme der Hütte. Beim Aufstieg haben wir einen Steinbock gesehen, beim Seekogel einige Murmeltire und kurz vor der Similaunhütte

3 werde ich noch einen Steinadler sehen, leicht zu erkennen an den weißen Streifen an der Flügelunterseite. Der nächste Tag ist ein Sonntag und bringt wieder Wärme. Zuerst geht es auf die Seescharte (2 664m) hoch und dann ein langer Abstieg wieder auf die Höhe, wo wieder Bäume und Gras wachsen in Richtung Zams im Inntal. Von ferne hören wir Blasmusik, unten ein Fest, im Ort grüßen Männer und Frauen in Tracht. In unserer Wandergruppe befinden sich zwei Polinnen und ein Belgier, für sie sind die Zamser in Tracht ein begehrtes Fotomotiv. Die Leute sind gut gelaunt, die Stimmung fröhlich. Aus Zams geht es mit der Vernetbergbahn flott nach oben und per pedes weiter zu den berühmten Käsespatzen auf der Galflun Alm. Hier erwartet uns eine gemütliche Bleibe mit familiärer Hüttenatmosphäre. Am nächsten Tag setzt Regen ein wir staunen nicht schlecht, als Erwin und Ralf Wanderregenschirme aufspannen und an den Rucksäcken befestigen, während uns die Tropfen ins Gesicht schlagen. Eine ganze Menge habe ich auf der Tour gelernt: wenn die Bergführer etwas essen oder trinken, dann ist es besser es ihnen nach zu machen, wenn sie die Teleskopstöcke herausholen oder wegpacken, tus ihnen nach. Sind die beiden leicht bekleidet, kann man den Pullover weg lassen. Das sind Profis, die kennen sich besser aus. Von der Galflun Alm geht’s bergab in das Pitztal, ein schöner Spaziergang und auf solchen leichten Abschnitten kommt man mit anderen ins Gespräch und lernt sich besser kennen. Am Gasthaus Gletscherstube nehmen wir Wasserflasche und Regenjacke , die Rucksäcke werden mit der Materialseilbahn der Braunschweiger Hütte hochgeschickt und wir erklimmen die 2 760 Meter Höhe bis zur Hütte, das letzte Stück in kniehohem Schnee. Wo ist mein Alltag geblieben ? Was für einen Tag haben wir heute? Ich bin vollkommen aus dem täglichen Leben gerissen, das hier ist eine ungewohnte Welt. Die Alpen fordern ein anderes Verhalten und Denken. Der Weg verlangt von mir Aufmerksamkeit und volle Hinwendung. Wo setze ich den Fuß auf? Wie ist der Untergrund beschaffen? Hält hier der Tritt, wackelt der Stein? Ich habe mir noch nie so viele Gedanken über den Untergrund gemacht. In der Stadt ist der Gehweg oder der Asphalt eben, aber hier ist die Unebenheit das Normale ! Abends auf der Braunschweiger Hütte schneit es mächtig. „Leute, morgen müssen wir die Route wegen dem vielen Schnee ändern. Ich kenne mich hier gut aus, wir gehen über die Höhe, runter zur Skipiste, kürzen unsere geplante Strecke, das ist viel sicherer“, so klärt uns Erwin für den nächsten Tag auf. Ich habe mich schon gewundert, dass so viele Leute auf der Hütte sind. Die Wanderer sind durch den vielen Schnee überrascht worden, trauen sich nicht ab zu steigen oder den Weg fort zu setzen. Hier setzt Erwin, der erfahrene Bergführer sein Wissen und Können ein, er kennt den Weg auch ohne Markierung und Trittspuren. Am Abend fragt eine Lehrerin eines Münchner Gymnasiums nach, ob sie sich mit den Schülern anschließen darf, natürlich Erwin hat nichts dagegen. Mit dreißig Schülerinnen und Schülern sitzen die Lehrer auf der Braunschweiger Hütte fest. Ein halbes Jahr haben sie sich in der Schule auf diese Tour vorbereitet, aber dass so viel Schnee Ende Juni fällt, das ist ungewöhnlich, ein allein Weitergehen zu riskant. Erwin geht am nächsten Morgen vor und eine Karawane bestehend aus unserer Gruppe, den Gymnasiasten und einigen Einzelwanderern folgt durch Nebel und Schneetreiben. Als ich zurück schaue und die Menschenmenge folgen sehe, denke ich, ein Glück, dass wir solch einen kompetenten Bergsteiger bei uns haben. Ich stapfe durch den Schnee, ruhig und gleichmäßig langsam geht es den Berg hoch. Immer schön in die Trittspur. Die Welt dreht sich langsam, ganz langsam, alles wird ruhig, eigentlich ein friedlicher Moment, so nehme ich den nächsten Augenblick wahr. Ich liege auf dem Rücken, wie ein Maikäfer. Eben bin ich auf ein Schneebrett getreten, ebenso wie mein Vorgänger in der Kolonne. Bei ihm hat es gehalten, unter mir bricht die Platte ein und ich rutsche in ein Loch. Knietief bin ich weggesackt, lande auf dem Rücken und drehe mich Richtung Tal , aber da packt mich Karin am Rucksack und Georg ist zur Stelle, er stabilisiert mich und ich komme wieder hoch. Wie gut, dass ich nicht allein unterwegs bin, wie gut, dass die beiden aufgepasst haben und mit anpacken. Erleichtert bedanke ich mich bei den beiden und rappel mich wieder hoch. So schnell kann etwas Unerwartetes passieren und mir wird wieder bewusst : das hier ist kein Parkspaziergang, du bist in den Alpen ! Erleichtert ziehe ich weiter am Rettenbachferner vorbei, hin zur gleichnamigen Bergstation des Skilifts, über die Piste abwärts zur

4 Talstation und der willkommenen Mittagspause. Wir alle sind noch ganz erregt von unserem Abenteuer in Neben und Schnee und ich bin dankbar, dass nichts Schlimmeres passiert ist. Abends in Vent im Ötztal, werden wir unsere Erlebnisse immer wieder und wieder erzählen, jeder hat ja die Situation am Berg anders erlebt. Dann verschwinden die einen in der Sauna, die anderen sitzen in der Gaststube zusammen, ich dusche und gehe früh zu Bett, diese Erlebnisse muss ich erst noch langsam verarbeiten. Gut gelaunt ist unsere Gruppe beim Frühstück. Jetzt noch über die Martin-Busch-Hütte zur Similaun Hütte hoch gestiegen, dann haben wir unser Ziel fast erreicht, dann haben wir die Alpen überwunden. Letzter langer Anstieg, bis zur Martin-Busch-Hütte ohne Schnee, sogar im Sonnenschein und mit einem beeindruckenden Blick auf die umliegenden Gipfel. Ein Steinadler schreit und zieht majestätisch seine Kreise, ein zweiter antwortet aus dem Nebel in großer Höhe. Peter streckt mir den erhobenen Daumen hin und signalisiert: du schaffst das. Er, der im Himalaya schon gewandert ist, kennt meine Gedanken. Wir haben uns lange beim Abstieg nach Zams unterhalten. „Du schaffst das“ - so langsam glaube ich das auch. Solch ein langer Anstieg im Schnee hoch zur Similaun Hütte macht mir nichts aus, mein Körper hat sich in den letzten Tagen an die Höhe und die Belastung gewöhnt. „Immer schön langsam und gleichmäßig gehen. Bleibt nicht stehen, es fällt euch dann schwerer wieder am Berg los zu gehen“ – Erwin hat immer Tipps parat und muntert die Gruppe auf. 1 100m Anstieg im Schnee, es ist einfach zu kalt für die Jahreszeit, aber die Sonne scheint und man kann Handschuhe und Mütze ausziehen. Schritt für Schritt hebe ich mich und mein Gepäck den Berg hoch, später im Bus nach Meran werde ich sagen: für mich war das wie eine Form von Meditation. Ich sah nur die Stiefel von Janina vor mir, im Fokus nur ein Quadratmeter Schnee immer voraus, gleichmäßiges Atmen und dazu Anheben, Absetzen, Anheben ………. Unter einem Wegkreuz beim Abstieg nach Zams stand: „Jeder Weg hat ein Ende !“ Nicht nur der Tag, auch die Tour, auch das Leben. „Da vorne die Hütte“, Janinas Worte reißen mich aus meinen Gedanken heraus, dort die Similaun Hütte, endlich ist der Bergrücken erreicht. Ihr seht, ich bin in Meran angekommen. Erwin hat mich bei dem Steilabstieg „an der Hand genommen“, auch ich habe so den Abstieg geschafft. Unten bei der Jausenstation am Vernagt Stausee, lasse ich mich von Georg fotografieren. Ich recke die Faust in Siegerposition hoch: Geschafft, ich bin wirklich über die Alpen von Oberstdorf nach Meran zu Fuß gelaufen. „Frank, ich gratuliere dir zur Alpenüberquerung. Es hat zwar ab und zu etwas wackelig ausgesehen, aber auch du bist angekommen“, mit diesen Worten drückt mir Erwin die Hand und überreicht die Erinnerungsurkunde. Das tut gut. .

Pfr. Frank Siring Im Kirschgarten 2 67737 Olsbrücken [email protected]

Aufstieg durchs Sperrbachtobel

Rast am „Knie“

Im Aufstieg

Rast nach der Seescharte